15. & 16. Januar 2010 Folge #1 Simon Frith Panda Bear & Pantha Du
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Die umfassende Digitalisie- 15. & 16. JAnUAr 2010 rung der Lebenswelten LIFE hat nicht nur zu einer Ab- satzkrise von Kulturwaren geführt, sondern mit der LIFE gleichen Dynamik auch eine limUSiK, DISKUVrS, PerforemAnce Konjunktur des Live-Events Foto: Asha Mines hervorgebracht. Je unkon- FOLGE #1 iS trollierter die Vervielfältigung limUSiK, DISKUVrS, PerforemAnce elektronisch gespeicherter kultureller Information in virtuellen Räumen voranschreitet, desto stärker wird die Sehnsucht nach Ereignissen in Echtzeit, die auf dem Prinzip der Einmaligkeit iS und der physischen Präsenz der Akteure und ihres Publikums beruhen. Der menschliche Körper, das Lebendige, wird zum SIMON FRITH Schlachtfeld der Ver wertungslogik im globalen Kulturkapitalis- mus - und zugleich zu seiner begehrtesten Ressource. PANDA BeAr & Mit dem weitgehenden Zusammenbruch des Tonträgermarktes ist PANTHA dU PRINCE die Konzertbranche zum umsatzstärksten Segment der Musik- cArSTEN JoSt wirtschaft avanciert. Wer von seiner Kunst noch den Lebensun- terhalt bestreiten will, ist zur Dauerpräsenz auf der Bühne, zur NIOBe permanenten Performance seiner Künstlersubjektivität gezwun- wHIRLPOOL PRODUcTIONS gen. Die Unterhaltungskonzerne, die Booking-Agenturen, die HAU 1, StreSemAnnStr. 29, 10963 Berlin Getränkehersteller, die Immobilienbranche, die Online-Ticketver- HAU 2, HAlleScHeS Ufer 32, 10963 Berlin käufer, sie alle wollen an diesem Geschäft mitverdienen. www.Hebbel-Am-Ufer.de JENS BALZER Kasse t. 030 - 259004 27 BJÖRN BÖHNING täglicH 12 – 19 UHr Mit einer neuen Veranstaltungsreihe will Christoph Gurk, Musik- HAU 2, HAlleScHeS Ufer 32, 10963 Berlin INGRID BUScHmANN kurator am HAU, dem Trend zur Kommerzialisierung und Konfor- TED gAIER mität des Konzertbetriebs eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete PreiSe Veranstaltungsreihe entgegensetzen. „Life Is Live – Musik, cHRISTOPH gUrK HAU 1 15. JAnuar (Vorträge) 5 Eur Diskurs, Performance“ bringt popmusikalische Praxis und kultur- SUSANNE HERRNDORF theoretische Reflexion zusammen. Die Auftaktveranstaltung HAU 2 15. JAnuar (Konzert) 15 eUr, erm. 10 eUr, (PArty) 5 eUr ANDREJ HOLM 15. JAnuar (Tageskarte HAU 1 & HAU 2) 18 eUr, beschäftigt sich mit der Situation in Berlin. Hier sind die Folgen cHRISTIAn KELLERSmANN des Booms von Performance und Entertainment konkret greifbar. erm. 12 eUr 16. JAnuar (diskussionen) 7 eUr, (Konzert) 15 eUr, STEFAn LEHmKUHl Diese Entwicklungen werden beim Eröffnungswochenende auf erm. 10 eUr, (PArty) 5 eUr zwei Diskussionsveranstaltungen erörtert, die Gurk gemeinsam 16. JAnuar (Tageskarte) 18 eUr, erm. 12 eUr TOBiAS rAPP mit dem Journalisten Jens Balzer konzipiert hat. Die erste Runde GERRIT ScHULTZ trägt den Titel „Vom Tonträger zur Neverending Tour“ und beschäf- FRAnK SPILKER U.A. tigt sich mit der Krise der Musikindustrie und der Renaissance des Konzerts. Auf einem zweiten Podium wird unter dem Titel „Das Event, die Stadt, das Eigentum“ diskutiert, wie das Live-Ge- schäft urbane Räume verändert. Am Vorabend hält Simon Frith, einer der Begründer der britischen Cultural Studies, einen Ein- Hrsg. Hebbel am Ufer, Künstlerische Leitung: Matthias Lilienthal führungsvortrag über den „Wert von Live-Musik“. Mit Pantha Kuratoren „Life Is Live“: Christoph Gurk, Jens Balzer, Produktionsleitung: Laura Hörold du Prince, Panda Bear, Carsten Jost, Niobe und Whirlpool Pro- „Life Is Live – Musik, Diskurs, Performance“ ist eine Veranstaltung des HAU, ductions sind einige der avanciertesten Protagonisten aktueller elektronischer Musik auf der Bühne des HAU 2 zu bewundern. Sie alle werden dem Berliner Publikum bei dieser Gelegenheit neues Material präsentieren. WWW.HeBBEL-Am-UFER.DE gefördert aus Mitteln des Medienpartner: t. 030 - 259004 27 15.01. 20.00 UHr HAU 1 16. JAnUAr 18.00 UHr HAU 2 15. JAnUAr 22.00 UHr HAU 2 cHRISTOPH gUrK: VOM TONTRÄGER zUr NEVERENDING TOUr – PANTHA dU PRINCE & 16. JAnUAr einfüHrUng LIFE iS LIVe PANEL 1: liVe PANDA BeAr 21.30 UHr HAU 2. FOYER (nioBe) in dt. SPrAcHe DIE KRISe DER mUSiKINDUSTRIE UND 22.30 UHr HAU 2 (WhirlPool) DIE RENAiSSANCE DES KONZERTS PARTY AB 24.00 UHr HAU 2. FOYER 15.01. 20.30 UHr HAU 1 NIOBe & Mit dem Zusammenbruch des Tonträgermarktes scheint die Ära, cArSTEN liVe wHIRLPOOL SIMON FRITH: als der Handel mit beliebig häufig abspielbaren Musikaufnahmen dJ-SET JoSt VortrAg tHe VAlUe OF LIVe-mUSIC PRODUCTIONS eine Branche finanzieren konnte und Musik als Massenkultur defi- in engl. SPrAcHe mit PARTY AB 24.00 UHr wAU nierte, an ein Ende gekommen zu sein. Kollektive Ereignisse, dt. SimUltAnüBerSetzUng Der musikalische Beitrag zur Auftaktsequenz von „Life Is Live“ die auf dem Erlebnis ihrer Unwiederholbarkeit basieren, haben ihn wartet mit einer kleinen Sensation auf. Hendrik Weber, alias als umsatzstärkstes Segment der Musikwirtschaft abgelöst. Wie Simon Frith ist Professor für Musikwissenschaft an der Universität Pantha du Prince, einer der führenden Exponenten verfeinerter lassen sich die durch den Boom des Live-Events ausgelösten Edinburgh und einer der bedeutendsten akademischen Popmusik- minimalistischer Elektronik mit konzeptuellem Tiefgang, prä- Veränderungen beschreiben? Gibt es noch Freiräume für künst- Forscher. Ausgehend von der marxistisch inspirierten ersten sentiert zum ersten Mal das Material seines im Februar erschei- lerisch anspruchsvolle Veranstaltungen? Verzerren öffentliche Welle der britischen Cultural Studies hat er sich mit der Soziologie nenden Albums „Black Noise“. Zu den Gästen, die an dieser Subventionen den Wettbewerb im Konzertgeschäft? und den Ideologien der populären Musik befasst. Schon seine Veröffentlichung mitgewirkt haben, zählt Noah Lennox. Unter dem erste Veröffentlichung, „The Sociology Of Rock“, wurde zum Stan- Namen Panda Bear gehört er zu den kreativen Köpfen des aus TEILNEHMER: dardwerk. Es folgten Bücher wie „Art Into Pop“ (mit Howard Baltimore, Maryland, stammenden Ensembles Animal Collective. INGRID BUSCHMANN (Musikkuratorin, Freunde Guter Musik Horne) oder der von ihm gemeinsam mit Andrew Goodwin heraus- Vor dem Auftritt von Pantha du Prince präsentiert Noah Lennox, Berlin e.V.), SUSANNE HERRNDORF (Tourneeveranstalterin, gegebene Sammelband „On Record – Rock, Pop & The Written der auf seinem letzten Album „Person Pitch“ mit euphorisierenden Puschen Konzertagentur, Berlin), CHRISTIAN KELLERSMANN Word“. Sein aktuelles Werk, „Performing Rites“, setzt sich mit Loops voller Reminiszenzen an die Beach Boys bei Kritikern (Labelmanager, Universal Music, Berlin), STEFAN LEHMKUHL dem Wertbegriff in der populären Musik auseinander: Was unter- und Musikhören gleichermaßen für Furore sorgte, zum ersten (Tourneeveranstalter, Melt! Booking, Berlin), FRANK SPILKER scheidet Popmusik von hochkulturell sanktionierter Musik? Wie Mal in Berlin ein Solo-Programm. Der Abend geht zu Ende mit (Musiker, Die Sterne, Hamburg). lässt sich das „Schlechte“, „Misslungene“ in der Popmusik begriff- einem DJ-Set von David Lieske alias Carsten Jost, der nicht MODERATION: JENS BALZER und CHRISTOPH GURK. lich bestimmen? Derzeit gilt sein Forschungsinteresse vor allem nur als Musiker, sondern auch als Mitbegründer des Hamburger den ökonomischen und sozialen Aspekten der Live-Musik. Parallel Dial-Labels zu den bedeutenden Figuren der House-Musik in zu seiner akademischen Laufbahn arbeitet Frith regelmäßig als 16. JAnUAr 20.00 UHr HAU 2 der vergangenen Dekade zählt. Journalist und Popkritiker für Publikationen wie die „Village Voice“ dAS eVENT, DIE StADT UND dAS EIGENTUm – Am Tag darauf freuen wir uns auf auf ein Wiedersehen mit Eric D. und den „Observer“. Er leitet die Jury des Mercury Music Prize, PANEL 2: Clark, Justus Köhncke und Hans Nieswandt, die neuerdings der wichtigsten von Kritikern vergebenen Auszeichnung für Mu- WIE dAS LIVe-GEScHÄFT UrBANE RÄUME VERÄNDERT wieder gemeinsam unter dem Namen Whirlpool Productions auf- sik in Großbritannien. Vor dem Vortrag von Simon Frith wird treten. Mit dieser Formation begannen die drei, heute allesamt Christoph Gurk, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift „Spex“ Popmusik öffnet Räume des Anders-Seins; der Rausch der durch- erfolgreiche Solokünstler, in den frühen 90er Jahren ihre Musiker- und heute Musikkurator am HAU und am Centraltheater in Leipzig, tanzten Nacht und das Glück des geilen Krachs im gelungenen karriere. Ihr Hit „From: Disco: To: Disco“ erreichte einst die in das Projekt „Life Is Live“ einführen. Konzert sind unersetzliche Momente des Widerstands gegen Spitzenposition der italienischen Charts und zählt bis heute zur den kapitalistischen Alltag. Erfolgreiche Konzertbühnen und Clubs Standardausstattung einer zünftigen House-Music-Party. betreiben gleichzeitig die Kapitalisierung der Lebensverhältnisse: Anders als im vergangenen Sommer, bei ihrem Reunion-Auftritt Eine „lebendige Szene“ ist Vorbote der Gentrifizierung von Innen- im Rahmen des „Berlin Festivals“ auf dem stillgelegten Flughafen stadtvierteln, der Verdrängung eingesessenener Bevölkerungs- Tempelhof, werden Clark, Köhncke und Nieswandt im HAU gruppen durch besser verdienende Zuzügler. Wie gehen Künst- nicht nur ihre Hits zelebrieren, sondern auch neues Material ler, Veranstalter und Anti-Gentrifizierungs-Aktivisten mit diesem vorstellen, das gegenwärtig in einem Weddinger Tonstudio ent- Widerspruch um? steht, und den Theatersaal in einen Ort flamboyanter Ausschwei- fungen verwandeln. Im Vorprogramm präsentiert die Sängerin TEILNEHMER: und Performerin Niobe hinreißende Stimmakrobatik und musika- BJÖRN BÖHNING (SPD-Parteivorstand, Berlin), TED GAIER lische Grenzüberschreitungen von höchster Raffinesse. Bei (Musiker, Die Goldenen Zitronen, und Mitinitiator des Manifests ihrem ersten Auftritt in Berlin seit fünf Jahren stellt sie ihr aktuelles „Not in our name“, Hamburg), ANDREJ HOLM (Stadtsoziologe, Album „Blackbird’s Echo“ vor, das von niemand Geringerem Humboldt-Universität, Berlin, und Johann Wolfgang Goethe-Uni- als dem Komponisten und Soundkünstler Aki Onda produziert versität, Frankfurt/Main), TOBIAS RAPP (Journalist, „Der Spiegel“, wurde. Bevor es endgültig nach Hause geht, lassen Clark, Hamburg), Gerrit Schultz (Clubbetreiber WMF, Berlin). Köhncke und Nieswandt im WAU abwechselnd und gemeinsam MODERATION: JENS BALZER und CHRISTOPH GURK. die Plattenteller rotieren..