Fan-News Atmosphäre

Hamburg JHV-TOP Stadionverbote

Die ordentliche Mitgliederver- Verhältnismäßigkeit zu überprü- sammlung 2005 beim Ham- fen. Hiermit zusammenhängend burger Sport-Verein e.V. verlief möge der Vorstand, so Lieb- harmonisch wie selten. Waren nau, auch die im Lizenzvertrag Veranstaltungen dieser Art in der DFL festgesetzte Praxis zur der Vergangenheit grundsätzlich Durchsetzung der Stadionverbo- für den einen oder anderen Auf- te zukünftig bei DFL und anderen – Karlsruher SC Fotos: Robin Koppelmann reger gut, gab es diesmal nicht Vereinen grundsätzlich in Frage einmal an den Würstchen mit stellen. Dieser Aufruf, die Sta- Kartoffelsalat etwas auszuset- dionverbote erst für den eigenen zen. Das mag neben dem sport- Hausrechtsbereich zu prüfen, Klare Worte unter der Rubrik „Verschiedenes“: Jojo Liebnau Foto: hsv-supporters.de lichen Erfolg auch am Fehlen verwundert nicht, ist Liebnau des als streitbar bekannten Ex- doch selbst Mitglied der Fan- von Runge der Auftrag an den stand des HSV werde sich zu- Präsidenten Dr. Peter Krohn ge- gruppierung „Chosen Few“ und Vorstand, Stadionverbote von sammensetzen und über die legen haben. So kam es, dass über die teils zweifelhaften Ver- HSV-Mitgliedern mittels Anhö- Möglichkeiten in dieser Richtung die Versammlung bereits um gabepraktiken wohl informiert. rung des Ehrenrates überprüfen beraten, so Reichert. 20:15 Uhr dem Tagesordnungs- Bemerkenswert ist jedoch, dass zu lassen. Denn laut Vereinssat- Hierin mag zwar zunächst nur punkt „Verschiedenes“ zuging. Liebnaus Aufruf vom Ehren- zung des HSV e.V. hat allein der ein vorsichtiges Entgegenkom- Hier betrat Jojo Liebnau, Beisit- ratsvorsitzenden des HSV und Ehrenrat über mögliche Verfeh- men in Richtung der Mitglieder Eintracht Braunschweig II – II Foto: Robin Koppelmann zer der Abteilungsleitung För- Rechtsanwalt, Claus Runge, un- lungen eines Vereinsmitgliedes – vorbehaltlich von Regelungen dernde Mitglieder /Supporters terstützt wurde. Runge forderte zu urteilen und eventuelle Sank- mit der DFL – zu sehen sein, Club die Bühne. Er wandte sich den Verein auf, zum einen für tionen auszusprechen. Eine jedoch sind die Mitglieder im nach einer kurzen Einführung in mehr Transparenz bei der Ver- Anerkennung bundesweiter Sta- Supporters Club optimistisch. das Thema „Stadionverbote“ in gabe der Stadionverbote ein- dionverbote für Mitglieder des Schließlich werde die DFL dem seinem Beitrag an den Vorstand zutreten. Es handele sich hier Vereins durch den Vorstand sei HSV nicht gleich die Lizenz ent- und forderte diesen auf, die Ver- nämlich „um einen weitgehend demnach unzulässig, da nicht ziehen, weil dieser sich an sei- gabepraxis der Stadionverbote rechtsfreien Raum, in dem der satzungskonform. ne eigene Satzung halte. „Fans in Deutschland zu hinterfragen rechtliche Grundsatz der Ver- Der Vorstand indes hörte Claus und Mitglieder anderer Vereine und diese, sollten sie eben hältnismäßigkeit, immer weniger Runge aufmerksam zu, um dann dürfen sich also ermutigt fühlen, nicht vom HSV ausgesprochen beachtet wird“, so Runge in sei- in Person von Christian Reichert auch auf ihre Clubs Druck auszu- werden, auf ihre Richtigkeit und ner Rede. Zum anderen erging das Wort zu ergreifen. Der Vor- üben“, urteilt Jojo Liebnau. Eintracht Braunschweig – 1. FC Saarbrücken Foto: Robin Koppelmann Anzeige Braunschweig Mitte: 200 Fahnen gab es zum Intro – und zum Nachspiel eine Ausein- andersetzung mit den Spielern des Lokalrivalen; das juristische Nach- Oben: Der BTSV hat nicht die „12“ für seine Fans reserviert – es ist die spiel steht noch aus. Rückennummer 1, die nicht vergeben wird, sodass der Torwart mit der Unten: Um die Blockfahne am vorderen Teil des Daches befestigen zu „12“ aufl äuft. „Trotzdem war diese Aktion nicht für Thorsten Stuckmann können, war sportliches Geschick gefragt: „Zwei Stunden brauchten wir, gedacht“, so ein Mitglied der Ultras Braunschweig. um die Tennisbälle mit den Seilen durch die Träger zu werfen.“

Eintracht Frankfurt – Borussia Dortmund Foto: Norman Schlegel

54 Stadionwelt Februar/März 2006 Stadionwelt Februar/März 2006 55

s052-54_fannews.indd 54 26.01.2006 16:05:34 s055-059_atmo deutschland.indd 55 26.01.2006 16:10:49 Atmosphäre Atmosphäre

Schleswig-Holstein-Derby

Rot-Weiss Essen – Kickers Emden Foto: jawattdenn.de Essen – Emden Mit dem Aufstieg von Kickers Emden erschien im Sommer auch Ost- friesland auf der überregionalen Fußballlandkarte. Beim Spiel in Essen (erstmals in der Clubgeschichte reisten die Fans per Sonderzug an), zeig- ten sie 150 Ostfriesland-Fahnen. Der heimische Wahlspruch, übersetzt „(Steht) auf, (ihr) freien Friesen!“, fi ndet sich auf dem Spruchband. Auf Essener Seite beendete der Anhang seinen Choreoboykott der Hinrunde VfB Lübeck – Fotos: Fankreis Lübeck gerade rechtzeitig vor Ablauf des Meisterschafts-Jubiläumsjahres.

Wer auf dem zweiten Bild von oben genau hinschaut, erkennt zwi- mitspielte und der Flieger samt Spruchband (rund 1.000 Euro ver- schen den Wappen der umliegenden Gemeinden und Kreise der bei- schlangen die Miete und die Herstellung) vom Rostocker Flughafen den Lokalrivalen eines, das in seine Einzelteile versprengt ist – das starten konnte, „denn nur so ergab das scheinbar bedeutungslose des in Lübeck ungeliebten Kiel. Auf Seiten der Kieler herrschte Freu- Spruchband, das uns die Lübecker gerne genehmigten, einen Sinn“, de darüber, dass ihre Aktion auch deshalb klappte, weil das Wetter erklärt ein Sprecher der Fast Food Kolonne.

VfL Wolfsburg –VfB Stuttgart Fotos: Supporters Wolfsburg/Dennis 1893 Wolfsburg „Wer den Schaden hat …“ In Anspielung auf ein zwei Jah- re altes Spruchband Stuttgarter Fans mit der nicht ganz korrek- VfB Stuttgart –VfL Wolfsburg (2003/04) ten Schreibweise von „sind“ (Bild rechts), fertigten die Wolfs- Blockfahne sowie das passende Rot-Weiss Essen – Kickers Emden Foto: jawattdenn.de burger die oben zu sehende Spruchband an.

VfB Lübeck – Holstein Kiel Fotos: HSV + SGW, Sven Hornung

Arminia Bielefeld – FC Schalke 04 Foto: Bastian Trojahn FC St. Pauli – Hertha BSC Foto: blödes volk MSV Duisburg – 1. FC Köln Fotos: groundhopping.de/Stadionwelt Schalke St. Pauli Duisburg Aussage bei der Aktion der „Zyschoß Moers“ und der „H-Blocks“ (unten) klarer. Zu einer Textzeile des zum Anti-Köln-Lied umgedichte- Für eine klare Trennung zwischen den weißen und den blauen Fah- Die „Ganz-Stadion-Choreografi e“ sollte die letzte sein, die die „Pas- Eine Banderole mit dem Spruch „Since 1902“, je ein Wappen des ten Toten-Hosen-Klassikers „Wünsch Dir was“ wird eine blaue Folie nen hatten die Ultras Gelsenkirchen Absperrband durch den Block ge- santen“ durchführten, bevor es zum Jahreswechsel zur Aufl ösung MSV und der Stadt, eine unbekleidete Schönheit und einige Flam- wie steigendes Wasser über die Dom-Silhouette gezogen. Übrigens: spannt. „Weil wir uns in Bielefeld in den letzten Jahren zivilisiert verhal- der Gruppe kam. „In den 90ern haben wir viel erreicht“, sagt eine men stehen im Zentrum der Aktion der Ultras Duisburg (oben). Wäh- Auch Duisburg liegt am Rhein, wenn auch ein paar entscheidende, ten haben, gewährt man uns viel Bewegungsfreiheit“, so ein UGE’ler. Sprecherin, „aber zuletzt hat es einige Differenzen gegeben.“ rend man hierbei noch rätselt, wie das alles zusammenpasst, ist die vor der Flut schützende Meter höher über dem Pegel.

56 Stadionwelt Februar/März 2006 Stadionwelt Februar/März 2006 57

s055-059_atmo deutschland.indd 56 16.01.2006 11:51:24 s055-059_atmo deutschland.indd 57 16.01.2006 11:52:10 Atmosphäre Atmosphäre

Schleswig-Holstein-Derby

Rot-Weiss Essen – Kickers Emden Foto: jawattdenn.de Essen – Emden Mit dem Aufstieg von Kickers Emden erschien im Sommer auch Ost- friesland auf der überregionalen Fußballlandkarte. Beim Spiel in Essen (erstmals in der Clubgeschichte reisten die Fans per Sonderzug an), zeig- ten sie 150 Ostfriesland-Fahnen. Der heimische Wahlspruch, übersetzt „(Steht) auf, (ihr) freien Friesen!“, fi ndet sich auf dem Spruchband. Auf Essener Seite beendete der Anhang seinen Choreoboykott der Hinrunde VfB Lübeck – Holstein Kiel Fotos: Fankreis Lübeck gerade rechtzeitig vor Ablauf des Meisterschafts-Jubiläumsjahres.

Wer auf dem zweiten Bild von oben genau hinschaut, erkennt zwi- mitspielte und der Flieger samt Spruchband (rund 1.000 Euro ver- schen den Wappen der umliegenden Gemeinden und Kreise der bei- schlangen die Miete und die Herstellung) vom Rostocker Flughafen den Lokalrivalen eines, das in seine Einzelteile versprengt ist – das starten konnte, „denn nur so ergab das scheinbar bedeutungslose des in Lübeck ungeliebten Kiel. Auf Seiten der Kieler herrschte Freu- Spruchband, das uns die Lübecker gerne genehmigten, einen Sinn“, de darüber, dass ihre Aktion auch deshalb klappte, weil das Wetter erklärt ein Sprecher der Fast Food Kolonne.

VfL Wolfsburg –VfB Stuttgart Fotos: Supporters Wolfsburg/Dennis 1893 Wolfsburg „Wer den Schaden hat …“ In Anspielung auf ein zwei Jah- re altes Spruchband Stuttgarter Fans mit der nicht ganz korrek- VfB Stuttgart –VfL Wolfsburg (2003/04) ten Schreibweise von „sind“ (Bild rechts), fertigten die Wolfs- Blockfahne sowie das passende Rot-Weiss Essen – Kickers Emden Foto: jawattdenn.de burger die oben zu sehende Spruchband an.

VfB Lübeck – Holstein Kiel Fotos: HSV + SGW, Sven Hornung

Arminia Bielefeld – FC Schalke 04 Foto: Bastian Trojahn FC St. Pauli – Hertha BSC Foto: blödes volk MSV Duisburg – 1. FC Köln Fotos: groundhopping.de/Stadionwelt Schalke St. Pauli Duisburg Aussage bei der Aktion der „Zyschoß Moers“ und der „H-Blocks“ (unten) klarer. Zu einer Textzeile des zum Anti-Köln-Lied umgedichte- Für eine klare Trennung zwischen den weißen und den blauen Fah- Die „Ganz-Stadion-Choreografi e“ sollte die letzte sein, die die „Pas- Eine Banderole mit dem Spruch „Since 1902“, je ein Wappen des ten Toten-Hosen-Klassikers „Wünsch Dir was“ wird eine blaue Folie nen hatten die Ultras Gelsenkirchen Absperrband durch den Block ge- santen“ durchführten, bevor es zum Jahreswechsel zur Aufl ösung MSV und der Stadt, eine unbekleidete Schönheit und einige Flam- wie steigendes Wasser über die Dom-Silhouette gezogen. Übrigens: spannt. „Weil wir uns in Bielefeld in den letzten Jahren zivilisiert verhal- der Gruppe kam. „In den 90ern haben wir viel erreicht“, sagt eine men stehen im Zentrum der Aktion der Ultras Duisburg (oben). Wäh- Auch Duisburg liegt am Rhein, wenn auch ein paar entscheidende, ten haben, gewährt man uns viel Bewegungsfreiheit“, so ein UGE’ler. Sprecherin, „aber zuletzt hat es einige Differenzen gegeben.“ rend man hierbei noch rätselt, wie das alles zusammenpasst, ist die vor der Flut schützende Meter höher über dem Pegel.

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s055-059_atmo deutschland.indd 56 16.01.2006 11:51:24 s055-059_atmo deutschland.indd 57 16.01.2006 11:52:10 Atmosphäre

Sachsen-Anhalt-Derby

1. FC Magdeburg – Hallescher FC Foto: HFC-Fanatics

Viel Mühe hatten sich die Saalefront-Ultras und ihre Sektionen mit FCM-Ultra-Gruppe „Blue Generation“. Eben jene feierte anlässlich ihrer Blockfahne gemacht, doch die fl achen Ränge des Stadions ver- dieses Spieles nicht nur ihren 5. Geburtstag sondern zeigte je einen hinderten, dass sie optimal zu sehen war. Für Aufl ösung sorgt die 60er-Jahre-Fan mit Mantel und Hut, eine 80er-Jahre-Kutte und einen Vorlage: Lehmhütten vor dem Magdeburger Dom, deren Bewohner Ultra, stellvertretend für die verschiedenen Epochen der letzten 40 dem Adel des HFC huldigen, dazu rechts ein Knecht im Outfi t der Jahre Fankultur.

1. FC Magdeburg – Hallescher FC Foto: faszination1893.de Die Hallenser Blockfahne Fotos: HFC-Fanatics

VfB Stuttgart – FC Schalke 04 Foto: lostbys99.de 1. FSV Mainz 05 – MSV Duisburg Foto: meenzer-metzger.de

Rostock Die Durchsuchung eines Busses von Hansa-Fans auf dem Weg nach Karlsruhe führte dazu, dass alle 40 Insassen mit einem Sta- dionverbot belegt wurden, hinzu kamen noch einige für diejeni- gen, die sich trotz Stadtverbotes auf den Weg gemacht hatten. Der Protest folgte wenige Wochen FC Hansa Rostock – SpVgg Greuther Fürth Fotos: Suptras später beim Spiel gegen Fürth.

58 Stadionwelt Februar/März 2006

s055-059_atmo deutschland.indd 58 16.01.2006 11:52:55 Atmosphäre

Nürnberg Nachfrage bei den Ultras Nürn- berg: „Wie seid ihr darauf gekom- men, eine Choreo zum Thema Raumschiff Enterprise zu ma- chen?“ Antwort: „Die Aktion ist einem von uns im Traum eingefal- len.“ – „Ach komm, das glauben wir nicht, ihr wollt sicher faken?“ – „Nein, nein, das hat einer von uns geträumt. Das könnt ihr so schreiben.“ Gesagt, getan. 1. FC Nürnberg – Bayer Leverkusen Fotos: pumuckl94.de Dortmund „Obwohl die Papptafeln nicht an allen Stellen hochgehalten werden, sieht das Bild doch besser aus, als wir es vorher gedacht haben“, kommentiert ein Mitglied von „The Unity“ diese Aktion. Immerhin erge- ben die Pappen ein so dichtes Bild, dass das über dem Her- zen (die rote Folie wurde hier- bei auf eine darunter liegende gelbe geklebt) gezeigte Banner „Seit 1974 und für immer – Westfalenstadion“ nur schwer- lich zu erkennen ist. Unten am Zaun ein weiteres Spruchband, dessen Text dem Lied „Borussia“ (jenes mit dem lang gezogenen Refrain) Borussia Dortmund – Hannover 96 Foto: Desperados entnommen wurde.

SV Darmstadt 98 – FC Augsburg Fotos: Inka Kleinschmidt

len. „Die ganze Aufbruchstimmung im Verein ist mit einem Schlag Darmstadt zunichte gemacht worden“, sagt ein Mitglied der Ultras Darmstadt. Nach einer 2:7-Klatsche in Regensburg in der Vorwoche bestellte Nicht im Bild das zweite der drei den zehnminütigen Stimmungs- das Präsidium der Lilien die sportliche Leitung zum Rapport. Der bei boykott begleitenden Spruchbänder, das sich gegen den von den den Fans beliebte Trainer Bruno Labbadia verkündete daraufhin, sei- Fans ausgemachten Hauptschuldigen, den Präsidiumsberater Uwe nen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wol- Wiesinger richtet: „Stoppt die Diktatur. Wiesinger raus.“

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