Mittelalterliche Siedlungen Im Umfeld Der Mühlsteinbrüche Zwischen Mayen Und Mendig Stefan Wenzel
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Mittelalterliche Siedlungen im Umfeld der Mühlsteinbrüche zwischen Mayen und Mendig Stefan Wenzel To cite this version: Stefan Wenzel. Mittelalterliche Siedlungen im Umfeld der Mühlsteinbrüche zwischen Mayen und Mendig. Jörg Drauschke; Ewald Kislinger; Karin Kühtreiber; Thomas Kühtreiber; Gabriele Scharrer- Liška; Tivadar Vida. Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag, 150, pp.565-579, 2018, Monographien RGZM, 978-3-88467-292-1. hal- 02182627 HAL Id: hal-02182627 https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-02182627 Submitted on 12 Jul 2019 HAL is a multi-disciplinary open access L’archive ouverte pluridisciplinaire HAL, est archive for the deposit and dissemination of sci- destinée au dépôt et à la diffusion de documents entific research documents, whether they are pub- scientifiques de niveau recherche, publiés ou non, lished or not. The documents may come from émanant des établissements d’enseignement et de teaching and research institutions in France or recherche français ou étrangers, des laboratoires abroad, or from public or private research centers. publics ou privés. Römisch-Germanisches Zentralmuseum Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie SONDERDRUCK MONOGRAPHIEN DES RGZM Band 150 Jörg Drauschke · Ewald Kislinger · Karin Kühtreiber Thomas Kühtreiber · Gabriele Scharrer-Liška Tivadar Vida (Hrsg.) LEBENSWELTEN ZWISCHEN ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE FESTSCHRIFT FÜR FALKO DAIM ZU SEINEM 65. GEBURTSTAG Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2018 Redaktion: Claudia Nickel, Marie Röder (RGZM) Korrektur englischer Texte und Summaries: Carola Murray-Seegert, Oberursel Satz: Claudia Nickel (RGZM) Umschlaggestaltung: Claudia Nickel (RGZM), Foto: KHM-Museums- verband Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-88467-292-1 ISSN 0171-1474 © 2018 Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk- und Fernsehsendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem (Fotokopie, Mikrokopie) oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungs- anlagen, Ton- und Bildträgern bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG. werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. Druck: johnen-druck GmbH & Co. KG, Bernkastel-Kues Printed in Germany. STEFAN WENZEL MITTELALTERLICHE SIEDLUNGEN IM UMFELD DER MÜHLSTEINBRÜCHE ZWISCHEN MAYEN UND MENDIG Bei Mayen (Lkr. Mayen-Koblenz) wurden schon vor der Römerzeit griffige und abriebarme Mühlsteine ab- gebaut und über den Rhein und seine Nebenflüsse weit verhandelt 1. Seit Augustus erlebte die Region einen regelrechten Boom, zu dem neben der Mühlsteinindustrie auch der Export von einfach zu bearbeitendem, leichtem und druckbeständigem Tuffstein und später auch von hitzebeständiger Keramik beitrug 2. Auch im Mittelalter wurden diese Produkte im großen Stil in die Ferne verhandelt. Hier soll nun der Frage nach- gegangen werden, wie sich die Spuren der mittelalterlichen Besiedlung um die Rohstoffquellen gruppieren und ob hierbei innerhalb des Mittelalters eine Entwicklung deutlich wird. Dazu sollen vier Zeitabschnitte 3 betrachtet werden: die Merowingerzeit (500-751), die zweite Hälfte des Frühmittelalters (751-1050), somit die Zeit der Karolinger und Ottonen und der Beginn der Salierzeit, das Hochmittelalter (1050-1250) und das Spätmittelalter (1250-1500). GESCHICHTLICHER RAHMEN Nach dem Ende der Römerherrschaft übernahmen letztlich die Merowinger und nach ihnen die Karolin- ger die römischen Verwaltungsstrukturen. Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis), Koblenz und Andernach (Lkr. Mayen-Koblenz) waren Zentralorte fränkischer Königsgutbezirke (fisci) und Mayen blieb der politische Hauptort des Maifeldes 4. In Mayen wurde die Keramikherstellung kontinuierlich weiterbetrieben 5. Auch der Abbau von Mühlsteinen kam nicht völlig zum Erliegen 6. Nach der Teilung des Karolingerreichs 843 im Vertrag von Verdun, der 842 in der Koblenzer St. Kastor-Kirche vorbereitet worden war, geriet das Mit- telrheinische Becken in eine Grenzlage zwischen dem fränkischen Ostreich und dem Lotharii Regnum. In der Folgezeit mehren Klöster und weltliche Amtsträger ihren Besitz und Einfluss. Die früheste schriftliche Erwähnung Mayens (Magininga villa) aus dem Jahr 855 handelt denn auch schon von einem Gütertausch zwischen den Klöstern St. Maximin in Trier und dem Kloster Prüm, in dem es auch um die Mühlsteinbrüche (mulinart) ging 7. Als politisches Gebilde nimmt die Region 1085 neue Konturen an, als Heinrich von Laach duch Kaiser Heinrich IV. als Pfalzgraf bei Rhein eingesetzt wird 8. Auch wenn Heinrich von Laach bereits 1093 das Kloster Maria Laach gründet, die Pfalzgrafenburg 1112 abgebrochen wird und sich der Schwerpunkt der Pfalzgrafschaft schließlich nach Heidelberg in die Kurpfalz verlagert, bleibt der Name Pellenz erhalten. Die »kleine Pellenz« mit Hochgericht auf dem Mendiger Berg, einer von mehreren Gerichtsbezirken, kommt im 13. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Virneburg. Er umfasst 14 Ortschaften: Bell, Eich, Ettringen, Fressen (Fressenhof), Hausen, Kottenheim, Kretz, Nickenich, Niedermendig, Plaidt, Thür, Trimbs, Wassenach 1 Mangartz, Basaltlava-Abbau. 5 Grunwald, Mayener Ware. 2 Aktueller Überblick: Hunold, Industrielle. 6 Beitrag von L. Grunwald in diesem Band. 3 Müller, Mittelalter 12 f. 7 Hörter / Heyen, Erwähnung 14. 4 Kremb, Territorialgeschichte 37. 8 Neupert, Pellenzgemeinden 45-47. Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte – Festschrift für Falko Daim 565 Abb. 1 Mittelalterliche Fundstellen im Umfeld von Mühlsteinbrüchen zwischen Mayen und Mendig (Lkr. Mayen-Koblenz). – Legende: 1 Siedlung; 2 Befestigung; 3 Kirche; 4 Wegekreuz; 5 Gräber; 6 Verhüttungsplatz; 7 Wasserleitung; 8 Schatzfund; 9 Mühlsteinbruch / Berg- werk / Tongrube; 10 sonstige Fundstellen; 11 Landwehr; 12 nachgewiesene Römerstraßen. – Datierung / Ansprache unsicher: grau; Schla- ckenkegel: grau mit Strichlinie; Lavaströme: hellgrau mit Strichlinie; Fundplätze s. Text. – (Kartengrundlage L5708; ©GeoBasis-DE/LVerm- GeoRP 2016, dl-de/by-2-0, www.lvermgeo.rlp.de). und Welling 9. In der lokalen Konkurrenz zwischen Kurtrier und Kurköln, beide zunächst Verbündete gegen die Pfalzgrafen 10, und den Virneburgern kann sich innerhalb des hier betrachteten Gebietes Kurtrier durch- setzen. Dabei mag der Aufbau einer damals modernen Verwaltung in der trierischen Amtsstadt Mayen, die 1291 Stadtrechte erhält, ein wichtiger Faktor gewesen sein 11. Nach dem Aussterben der Virneburger kommt die kleine Pellenz 1545 an Kurtrier 12. Später mussten noch das Stift St. Florin (Grundherr in Ober- mendig; 1662), die Abtei Laach (verschiedener Grundbesitz bei Obermendig; 1682) und das Domkapitel in Trier (Grundherr in Niedermendig; 1761) Kurtrier als Landesherrn anerkennen 13. STEINBRÜCHE Einen Hinweis auf Steinbruchtätigkeit in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts und im 6. Jahrhundert geben ein Topf der Form Alzei 33 mit nur noch angedeuteter umlaufender Leiste und ein fränkischer Wölb- wandtopf, die zusammen mit weiteren spätantiken und merowingerzeitlichen Scherben in einer Abraum- halde im Flurdistrikt »Spechtsgraben« des Mayener Grubenfeldes (Abb. 1, 2) gefunden wurden 14. Die Flur 9 Neupert, Pellenzgemeinden 48. 13 Pohl, Steinreich 65; Bömerich, Chronik 26. 10 Heyen, Mittelrhein 99. 14 Wohl im Umfeld von r 2587800, h 5578200 (Koordinatensys- 11 Heyen, Mittelrhein 99. 105-107. tem hier und im Folgenden: EPSG: 31466 – DHDN / Gauss-Kru- 12 Pohl, Steinreich 66. ger zone 2). – von Berg / Wegner, Steinbrüche 35 Abb. 17. 566 S. Wenzel · Mittelalterliche Siedlungen im Umfeld der Mühlsteinbrüche zwischen Mayen und Mendig »Spechtsgraben« ist ein kleiner Distrikt in der Talsenke »vom ehem. Brechwerk Michels bis zur Eisenbahn- überführung in der Römerstraße« 15. Dort stand einst ein Gebäude der mittleren Kaiserzeit mit Bad 16. Auch ein beim Brechwerk der Firma F. X. Michels gefundener Schatz von Solidi aus dem 6. Jahrhundert (s. u.) deu- tet auf einen »Betrieb« im Grubenfeld. Einem späteren Abschnitt der Merowingerzeit gehört eine Knick- wandschüssel der Form Redknap A63 oder B8 aus Schutthalden am »Kottenheimer Weg« (Abb. 1, 3) an 17. Man fand dort auch frühmittelalterliche Steinbruchbefunde. Von der Karolingerzeit bis ins Hochmittelalter sind die Mühlsteinbrüche durch ein spezielles Produkt und durch eine besondere Abbaumethode gekennzeichnet. Die Obersteine (Läufer) der Mühlen haben einen Wulst um das Auge. Solche Mühlsteine stammen u. a. aus den karolingischen Wassermühlen (Stelle 2 ab 833; Stelle 17 vermutlich ab 816 [± 5]) im Rotbachtal bei Erftstadt-Niederberg (Rhein-Erft-Kreis) 18 und aus einem dendrodatierten Mühlstein-Werkplatz der Zeit zwischen 970 und 1070 im Hafengebiet von London 19. Erst nach dem 13. Jahrhundert hörte man auf, Läufer mit einem Wulst um das Mühlenauge zu produzieren 20. Beim Abbau wurden die Rohlinge nicht mehr wie in der Römerzeit mit Keiltaschen, sondern mit Keil- rillen von den Basaltsäulen abgetrennt. Entsprechende Abbauspuren wurden in der Grube von Alfred Bell 21 (Abb. 1, 6) und am Silbersee 22 (Abb. 1, 5) angetroffen. Von 1999 bis 2001 wurde am Silbersee ein früh- mittelalterlicher Steinbruchbereich ausgegraben und außer Keilrillen