(*1935)

1 Mouvement (– vor der Erstarrung) (1982/84) 22:27 für Ensemble

2 „...zwei Gefühle...“, Musik mit Leonardo (1992) 22:48 für 2 Sprecher und Ensemble

3 Consolation I (1967/90) 8:33 für 12 Stimmen und 4 Schlagzeuger

4 Consolation II (1968) 5:39 für 16 Stimmen

TT: 59:56

Klangforum Wien SCHOLA HEIDELBERG ensemble aisthesis Walter Nußbaum

Coverphoto: © Philippe Gontier

2 Helmut Lachenmann Sprecher 1 + 2 2 Eva Furrer Flöte 1 (mit piccolo) 1 , -Flöte 2 Katrina Emtage Flöte 2 (Alt mit piccolo) 1 Sylvie Lacroix Alt-Flöte 2 Markus Deuter Klingelspiel 1 1 , EH 2 Donna Wagner Molinari Klarinette 1 1 Bernhard Zachhuber Klarinette 2 (Bass) 1 , Bass-Klarinette 2 Ernesto Molinari Klarinette 3 (Bass) 1 , Kontrabass-Klarinette 2 Lorelei Dowling Kontra-Fagott 2 Sasa Dragovic Trompete 1 1 Michael Gross Trompete 1 2 Marco Blaauw Trompete 2 1 Kurt Körner Trompete 2 2 Andreas Eberle Posaune 2 Wilfried Brandstätter Tuba 2 Ulrike Mattanowich Harfe 2 Christian Horvath Gitarre 2 Marino Formenti Klavier 2 Annette Bik Violine 1 2 Gunde Jäch-Micko Violine 2 2 Dimitrios Polisoidis Viola 1 1 , 2 Andrew Jezek Viola 2 1 Ilse Wincor Viola 2 2 Melissa Coleman Violoncello 1 2 , Violoncello 2 2 Andreas Lindenbaum Violoncello 1 2 Benedikt Leitner Violoncello 2 1 Uli Fussenegger Kontrabass 1 Florian Müller Klingelspiel 2 1 Mathilde Hoursiangou Klingelspiel 3 1 Adam Weisman Percussion 1 1 Lukas Schiske Percussion 2 1 , Percussion 1 2 Björn Wilker Percussion 2 2 Karl Fischer Percussion 3 1

3 Schola Heidelberg Corinne Allmendinger Sopran 4 Petra Hoffmann Sopran 4 Carola Keil Sopran 3 , 4 Lisa Rave Sopran 3 Anja Tilch Sopran 3 Iris Wagner-Göttelmann Sopran 4 Ute Hauswaldt Alt 4 Dorle Merkel Alt 4 Barbara Ostertag Alt 3 Truike van der Poel Alt 3 , 4 Marion Steingötter Alt 3 , 4 Joachim Buhrmann 3 Ashley Catling Tenor 4 Jörg Deutschewitz Tenor 3 , 4 Dennis Götte Tenor 3 , 4 Martin Ohm Tenor 4 Martin Backhaus Baß 3 , 4 Jörg Gottschick Baß 4 Matthias Horn Baß 3 , 4 Christoph Obert Baß 3 , 4

ensemble aisthesis Martin Homann 3 Dirk Rothbrust 3 Adam Weisman 3 Boris Müller 3

4 Photo: © Philippe Gontier © Philippe Photo:

5 Selbstportrait 1975 Komposition Scenario. Ab 1966 Lehrer für Tonsatz Woher – Wo – Wohin an der Musikhochschule Stuttgart. Streichtrio (für die Società Cameristica Italiana), Trio fluido, Geboren 1935 in Stuttgart. Pfarrhaus, viele Intérieur I für Schlagzeug 1967. Geschwister, viele Anregungen, viel Musik. Krieg. Aufsatz Klangtypen der Neuen Musik: abstrak- Nachkriegszeit. Klavierstunden, Knabenchor, ter Strukturalismus der fünfziger und empirisches Komponieren. Gymnasium, Bücher, Partituren. Klangdenken der sechziger Jahre integriert in der Abitur und Beginn des Musikstudiums in Stuttgart: wechselseitigen Umdeutung von „Klangstruktur“ Theorie und Kontrapunkt bei Johann Nepomuk und „Strukturklang“. Erstes Chorstück für Clytus David, Klavier bei Jürgen Uhde. Erste öffentlich Gottwalds Schola Cantorum Stuttgart: Consola- gespielte Stücke: Klaviervariationen über einen tion I (nach einem Text von Ernst Toller aus „Masse Schubert-Ländler, Rondo für zwei Klaviere. Mensch“), 1968 Consolation II („Wessobrunner 1957 zum erstenmal bei den Darmstädter Ferien- Gebet“). Consolation III und IV sind in Arbeit. kursen: Scherchen, Stockhausen, Pousseur, Seit 1970 Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Maderna, Nono, Adorno. Ab Herbst 1958 Studium Hochschule Ludwigsburg. Praktische und the- in Venedig bei Nono: Analysen alter und neuer oretische Erfahrungen und Konzepte finden Musik, serielle und freie Entwürfe, Kompositionen: um diese Zeit zusammen: die Verfestigung des Souvenir für 41 Instrumente, Due Giri für Orchester, Musikdenkens im tonal bestimmten Medium; die Tripelsextett. Mitwirkung an den Darmstädter Bedeutung dieser Verfestigung als ästhetischer Auseinandersetzungen von 1959 und 1960 Niederschlag von ideologischer Gebundenheit („Übersetzer“ zweier Vortragstexte von Nono). an überlebte, jedoch überlebende Normen; die 1960 Rückkehr aus Venedig, Wohnort München. Regression des Avantgarde-Betriebs im Sog des Unterstützung durch Künstler der älteren Genera- bürgerlichen Musikdenkens, das selbst in der tion: Herbert Post, Günter Bialas, Fritz Büchtger. vorläufigen Negation des Tonalen sich dessen Arbeiten auf der Suche nach dem eigenen Standort, kommunikativ bewährte Reize zunutze macht; die Vorträge, Auftreten als Pianist, kompositorische Fragwürdigkeit des politischen Anspruchs von Experimente mit offenen Formen, Introversionen. Musik, solange sich diese um das Problem herum- 1962 Uraufführung der Fünf Strophen auf der drückt, ästhetische Vorprogrammierungen unserer Biennale Venedig und von Echo Andante für Klavier Gesellschaft zu durchbrechen, ohne sie durch die in Darmstadt. Hintertür wieder zu bestätigen; die Suche nach dem 1963 und 1964 Kölner Kurse für Neue Musik: Ausweg über ein dem Alltagsdenken entlehntes pragmatische Handhabung des Klanglichen in realistisches Klangverständnis unter Vermeidung Stockhausens Plus-Minus; Studium von Fragen der des „exotischen“ Effekts: Klang als Nachricht sei- Aufführungspraxis bei Caskel Rzewski, Kontarsky. ner Entstehungsbedingungen, die Einbeziehung 1965 Arbeit im IPEM-Studio Gent, elektronische und strukturelle Abwandlung dieser Erfahrung als

6 unvermeidliche, notorische Tabuverletzung und che Normen, die – wenn auch ständig darauf gesellschaftliche Provokation. Die Bezeichnung bezogen – mit dem Wort „Tonalität“ längst nicht „instrumentale Musique concrète“ mag irreführend mehr erschöpft sind.) Das ästhetische Angebot, gewählt worden sein, die Werke selbst wurden ver- die Intensität, wenn man so will: die Schönheit standen; an temA Air, Pression und Kontrakadenz von Musik ist für mich untrennbar an das Niveau schieden sich die Geister. (Der Senator bei der der Anstrengung gebunden, mit welcher sich der Verleihung des Bach-Preises in Hamburg, als ich Komponist derartigen Vorwegbestimmungen im ihm für die Aufnahme im Gästehaus des Senats Material widersetzt: In solcher Auseinandersetzung, dankte: „Wenn ich Ihre Musik gekannt hätte, hätte als Auseinandersetzung mit der darin gebundenen ich Ihnen einen Zeltplatz vor der Stadt angeboten“) gesellschaftlichen Wirklichkeit, bildet er diese ab Jüngere Werke wie Gran Torso für Streichquartett, und drückt er sich aus. Mag schon sein, daß er Klangschatten – mein Saitenspiel und Fassade für dabei gelegentlich von der Wirklichkeitsferne des Orchester sind dem oberflächlichen Hörer eher ein eigenen Vokabulars gelähmt wird bis zur Paranoia Kahlschlag als eine natürliche neue Landschaft. angesichts der aktuellen Vorgänge, auf die unmit- Seit temA und Air geht es in meiner Musik um telbar einzuwirken ihm als Musiker verwehrt ist. streng auskonstruierte Verweigerung, Aussperrung Dies ist das Problem seiner politischen Wachheit dessen, worin sich mir Hör-Erwartungen als gesell- und deren Rückwirkungen auf seine Ziele als schaftlich vorgeformt darstellen. Dies bedeutet nicht Komponist. Glaubwürdig ist er mir nur in der konse- bloße Antithese, denn so eindeutig sind die Dinge quenten Auseinandersetzung mit den ästhetischen nicht. Vielmehr ergeben sich dialektische Arbeits- Kategorien der von ihm erschlossenen komposito- und Erfindungsprozesse im Zusammenhang mit rischen Mittel. den verschiedenen Eigenschaften von klingendem Ich hasse – nicht nur in der Kunst – den Messias Material, das bekanntlich nirgends frei, sondern und den Hanswurst. Der eine ist mir Zerrbild überall schon expressiv geladen und belastet ist. des anderen. Dafür liebe ich den Don Quichotte, (Der Begriff „Tonalität“ ist in diesem Zusammenhang und ich glaube an das kleine Mädchen mit den nichts als ein charakteristisches Kürzel für sol- Schwefelhölzern.

7 Mouvement (– vor der Erstarrung) Austrocknung wieder mit „unberührten“ Klängen zu für Ensemble (1982/84) komponieren, nicht bei solcher Flucht in die Exotik des Verfremdeten bleiben: Erst am erneut einbezo- Eine Musik aus toten Bewegungen, quasi letzten genen unverfremdeten Klang muß sich erweisen, Zuckungen, deren Pseudo-Aktivität: Trümmer aus daß es nicht um bloße Brechung des Klingenden entleerten – punktierten, triolischen, motorischen außerhalb, sondern um Aufbrechen und Aufbruch – Rhythmen selbst schon jene innere Erstarrung der Wahrnehmungspraxis in uns selbst geht. anzeigt, die der äußeren vorangeht. (Die Phantasie, die vor empfundener Bedrohung alle expressiven 1984 Utopien aufgibt und wie ein Käfer, auf dem Rücken zappelnd, erworbene Mechanismen im Leerlauf weiter bestätigt, deren Anatomie und zugleich deren Vergeblichkeit erkennend und in solchem Erkennen Neuanfänge suchend.) Die inszenierten Stadien des Werks, von der „Arco-Maschine“ über „flatternde Orgelpunkte“, O Du lieber Augustin „Zitterfelder“ und „gestoppte Rasereien“ bis zum geklopften „Lieben Augustin“ und anderen daraus sich verselbständigenden Situations-Varianten: Sie O Du lieber Augustin, orientieren sich durchweg an den daran gebunde- ‘s Geld is hin, ‘s Mensch is hin, nen äußeren mechanischen Vorgängen und machen O Du lieber Augustin, die leere Stofflichkeit der beschworenen Mittel Alles is hin! (auch der abstrakten, zum Beispiel intervallischen) Wollt’ noch vom Geld nix sag’n, bewußt als Kontrapunkt zu deren gewohnter, in- Hätt’ i nur ‘s Mensch beim Krag’n, haltslos gewordener Expressivität. O Du lieber Augustin, Leben enthält diese Musik als Vorgang der Alles is hin! Setzung und der Zersetzung. Solche Zersetzung wird nicht als Naturereignis prozeßhaft inszeniert oder gar zelebriert, sondern durch strukturelle Wien, 1679 Brechung der Klangmittel vielfach angedeutet (zum Beispiel durch „melodische“ Abwandlung des Klirrfaktors bei geschlagenen Figuren, durch Steuerung der Dämpftechniken usw.). Dabei konnte es trotz der Verlockung, mitten im Bereich ver- trauter Sprachmittel durch deren Verfremdung und

8 Movement (– before paralysis) up, matters could not be left by fleeing into the for Ensemble (1982/84) exoticism of the alienated: only reincluded, unalien- ated sound can demonstrate that what is at stake A music of dead movements, almost of final is not the mere refraction of the sounds played quivers, the pseudo-activity of which consists of externally, but an opening up and renewal of our nothing more than rubble from emptied – pointed, internal practices of perception. triolic, motor – rhythms displaying an inner paraly- 1984 sis that precede external appearance. (Or: imagi- nation that gives up all expressive utopias before Mouvement (– avant l’engourdissement) a perceived threat, and like a beetle floundering pour ensemble (1982/84) helplessly on its back, freewheels in reconfirming acquired mechanisms, in recognition of its anatomy Une musique composée de mouvements morts, and its futility and in recognising a searching for de derniers sursauts dont la pseudo-activité – frag- new beginnings). ments de rythmes vidés (pointés, « triolés », The staged parts of the work, from the “Arco moteurs) – présente déjà en elle même cet engour- machine” to “fluttering beats of the organ”, “quak- dissement intérieur qui précède la raideur extérieu- ing fields” and “timed madness” right down to re. (L’imagination qui renonce à toutes les utopies “O Du lieber Augustin” and other independent expressives face à la menace ressentie et, tel un variants of situations: they are particularly based on coléoptère qui frétille sur le dos, confirme dans le externally linked mechanical processes and make vide les mécanismes acquis, reconnaissant leur the listener aware of the empty materiality of the anatomie et leur vanité et cherchant de nouveaux conjured means (also of the abstract, for example départs dans cette constatation). of the intervallic) as a counterpoint to their usual Les étapes de l’œuvre mises en scène, de la expressiveness, drained of substance. « machine Arco », en passant par les « points d’or- The life included in this music is a process of com- gue voltigeants », les « champs frémissants » et les position and decomposition. This decomposition « frénésies freinées » jusqu’au « Bon Augustin » is not staged or celebrated as a natural event in frappé et aux autres variations, fruits de leur propre the form of a process, but is frequently hinted at émancipation dans cette situation, s’orientent par through the structural refraction of the means of rapport aux processus mécaniques extérieurs qui sound (for example through the melodic variation y sont liés, et font volontairement de la matérialité of the clinking factor in the beaten figures, through vide des moyens conjurés (y compris les moyens control of the silencing techniques, etc.). But abstraits, par exemple à intervalle) le contrepoint despite the temptation to compose music using de leur expressivité habituelle, dénuée de tout “untouched” sounds in the very middle of familiar contenu. linguistic means through their alienation and drying La vie inclue dans cette musique est un processus

9 de composition et de décomposition. Le processus Doch ich irre umher; getrieben von meiner bren- d’une telle décomposition n’est pas mis en scène nenden Begierde, das große Durcheinander der ou même célébré tel un phénomène naturel, mais verschiedenen und seltsamen Formen wahrzuneh- il est esquissé maintes fois à travers la réfraction men, die die sinnreiche Natur hervorgebracht hat. structurelle des moyens sonores (par exemple Ich wand mich eine Weile zwischen den schattigen grâce à la variation « mélodique » du coefficient de Klippen hindurch, bis ich zum Eingang einer großen distorsion harmonique des figures frappées, grâce Höhle gelangte, vor der ich betroffen im Gefühl der au contrôle des techniques d’assour-dissement, Unwissenheit eine Zeit lang verweilte. Ich hockte etc.). Et pourtant, malgré la tentation de composer mit gekrümmtem Rücken. Die müde Hand aufs encore une fois à l’aide de sons « vierges » puisés Knie gestützt beschattete ich mit der Rechten die dans l’aliénation et la dessiccation des moyens gesenkten und geschlossen Wimpern. Und nun, linguistiques familiers, il était impossible d’en rester da ich mich oftmals hin und her beugte, um in die à une telle fuite dans l’exotisme de l’aliénation : Höhle hineinzublicken und dort etwas zu unter- il convient de démontrer à l’aide d’une nouvelle scheiden, verbot mir das die große Dunkelheit, die implication du son « non aliéné » qu’il ne s’agit pas darin herrschte. Als ich aber geraume Zeit verharrt de la seule réfraction de la sonorité extérieurement, hatte, erwachten plötzlich in mir zwei Gefühle: mais bien d’une éclosion et d’un renouveau de la Furcht und Verlangen. Furcht vor der drohenden pratique de perception en nous-mêmes. Dunkelheit der Höhle, Verlangen aber mit eigenen 1984 Augen zu sehen, was darin an Wunderbarem sein möchte. (Übertragung: Kurt Gerstenberg) Verlangen nach Erkenntnis

So donnernd brüllt nicht das stürmische Meer, Desire of Knowledge wenn der scharfe Nordwind es mit seinen brau- senden Wogen zwischen Scylla und Charybdis hin The raging sea, whipped by the north wind, does und her wirft, noch der Stromboli oder Aetna, wenn not make such a roar with its tumultuous waters die Schwefelfeuer im gewaltsamen Durchbruch between Charybdis and Scylla. Neither do Stromboli den großen Berg öffnen, um Steine und Erde samt nor Aetna, when the sulphurous flames that they den austretenden und herausgespieenen Flammen enclose force and burst the tall mountain, spewing durch die Luft zu schleudern, noch auch die glü- stones and earth into the air along with the spurting henden Höhlen von Mongibello, wenn sie beim flame that they vomit; neither Mongibello, when its Herausstoßen des schlecht verwahrten Elements blazing caves release the elements restrained with rasend jedes Hindernis verjagen, das sich ihrem such difficulty, spitting and vomitting them furiously ungestümen Wüten entgegenstellt... round about, repulsing everything which might be

10 an obstacle to their impetuous surge (...) erré un moment parmi les rochers ombreux, I’entrée Drawn from my vain reverie and desirous of seeing d’une grande caverne devant laquelle je restais un the myriad varied forms created by fecund Nature, moment, stupéfait et ignorant tout de ce prodige. I wandered a moment amongst the shadowy rocks Je liais mes reins en arc, ma main gauche posée and eventually reached the entrance of a large sur un genou et, de ma main droite, je fis de l’ombre cave before which I remained a moment, stunned à mes paupières baissées et closes, m’inclinant and totally unaware of this marvel. I bent my back, maintes fois d’un coté et de l’autre pour voir si je my left hand on my knee and, with my right hand, pouvais distinguer quelque chose là-dedans; mais shaded my squinting eyes, repeatedly leaning from cela m’était interdit par l’obscurité qui y regnait. one side to the other, attempting to distinguish Bientôt montèrent en moi deux choses, la peur et le something within. But that was made impossible désir: peur de la grotte mençante et sombre, désir by the darkness which reigned. Soon, two things de voir s’il y avait là rien de mystérieux. rose up in me: fear and desire – the fear of the dark and threatening grotto, and the desire to see if there (Traduit de l’italien par Chantal Moiroud) was nothing mysterious there.

(Translation by John Tyler Tuttle) „...zwei Gefühle...“, Musik mit Leonardo (1991/92) Désir de Connaissance Das Werk ist 1991/92 entstanden. Ein großer Teil La mer en tempête ne fit pas un tel fracas avec ses davon wurde im leerstehenden Haus Luigi Nonos eaux tumultueuses entre Charybde et Scylla lors- auf Sardinien geschrieben. Keine Frage, daß die que la fouette l’aquilon venu du nord; ni Stromboli, Erinnerung an ihn meine Vorstellungen damals ni Aetna lorsque les sulfureuses flammes qu’ils mitbestimmt hat. renferment forcent et crèvent la haute montagne, Meine Arbeit an diesem Stück ging von der Erfah- projetant dans l’air, en même temps que la flamme rung aus, daß gerade das „strukturell“ gerichtete jaillissante qu’ils vomissent, des pierres et de la Hören, das heißt das beobachtende Wahrnehmen terre; ni Mongibello lorsque ses cavernes embra- des unmittelbar Klingenden und der darin wirken- sées rendent les éléments contenus à grand peine, den Zusammenhänge, verbunden ist mit inneren lorsqu’elles les crachent et les vomissent rageuse- Bildern und Empfindungen, die von jenem Be- ment alentour, repoussant tout ce qui fait obstacle obachtungsprozeß keineswegs ablenken, sondern à leur élan impétueux (...) untrennbar mit ihm verbunden bleiben und ihm Tiré de ma vaine rêverie et désireux de voir le nom- sogar eine besondere charakteristische Intensität bre immense des formes nombreuses et variées verleihen. créées par la féconde nature, j’atteignis, après avoir Es ist die eigenartige Situation, wo beim Dechiff-

11 rieren einer uns betreffenden Nachricht die unmit- “...two feelings ...”, telbare Wahrnehmungsarbeit: das – möglicherwei- Music with Leonardo (1991/92) se mühsame – Erkennen und Zusammentragen der Zeichen einerseits und die Kraft der sich abzeich- The work was created in 1991/92. A large part nenden Botschaft andererseits tatsächlich eng of it was written in Luigi Nono’s empty house on zusammengehören, gar einander bedingen und Sardinia. It goes without saying that my recollection einen geschlossenen Erlebniskomplex bilden. of the man played a part in my ideas at that time. Die beiden Sprecher des Leonardo-Textes in My work on this piece proceeded from my experi- „...zwei Gefühle...“ sind quasi sich ergänzende ence that above all structurally directed listening, Bewußtseins-Hälften eines imaginären Wanderers i.e. the observant perception of immediate sounds und still staunenden Lesers. Sie selbst fungieren and the interconnection at play between them is gleichsam bewußtlos wie die ineinander arbei- connected to internal images and sensations which tenden Hände eines am Sehen Gehinderten, der in no way distract from the process of observation, jenen Text wie eine kostbare Inschrift ertastet, but remain inseparably connected to it and even indem er deren Sprachpartikel einzeln ergreift und lend it an especially characteristic intensity. schlecht und recht vor seinem Gedächtnis zusam- It is the same peculiar situation as when in decod- menfügt: konzentriert und nüchtern, „versunken“, ing a message addressed to us the immediate aber zugleich „betroffen“ im doppelten Sinn des work of perception clearly reveals that the – pos- Wortes, denn was sich semantisch erschließt, sibly difficult – recognition and compilation of the beschwört eben jene Situation des unruhigen characters on the one hand and the energy of the Suchens „im Gefühl der Unwissenheit“, in welcher emerging message on the other do in fact belong der blind Tastende sich wiedererkennt. closely together, even condition one another and Was klingt, versteht sich als beides: vielfach aus form a closed complex of experience. dem Phonetischen abgeleitetes und transformier- The two speakers of the Leonardo text in “...zwei tes Material und zugleich Trümmer des überlieferten Gefühle...” are as it were two complementary Vorrats affektiver Gesten, neu gepolt als klingender halves of consciousness of an imaginary wanderer Zusammenhang aus innerlich verschieden artiku- and silently amazed reader. In a sense, they func- lierten akustischen Feldern, quasi unterschiedlich tion unconsciously like the clasped hands of a blind erhitzten beziehungsweise erkalteten Vulkanen. man feeling each text like a precious inscription by Mediterrane Klanglandschaft in unwirtlicher Höhe; picking up each of the particles of language and eine „Pastorale“, geschrieben im Gedanken an arranging them in a rough and ready sequence in das, was mich mit dem Komponisten des Hay que his mind: concentrated and sober, “absorbed”, but caminar verbunden hat. at the same time “affected and concerned”, for 1994 what is revealed through semantics conjures up the situation of restless searching “in the feeling

12 of ignorance”, in which the blindly groping man (tâche pouvant s’avérer laborieuse), et l’intensité comes to recognise himself once more. du message qui se précise d’autre part, sont étroi- Sonority is two things at the same time: material tement liés, se présupposent mutuellement et frequently derived and transformed from the pho- forment un complexe vivant clos. netic and also rubble from the traditional supply of Les deux voix du texte de Leonardo dans « ...zwei affective gestures, realigned as a resounding con- Gefühle... » traduisent quasiment les moitiés com- nection of acoustic fields, internally articulated in a plémentaires de la conscience d’un promeneur different way, like volcanoes that are heated up or imaginaire et d’un lecteur qui ne cesse de s’éton- cooled down to a varying degree. A Mediterranean ner. Elles agissent avec la même inconscience landscape at an inhospitable altitude, a “pastorale” que les mains s’étreignant d’un être aveuglé qui written when thinking about what had linked me to palpe ce texte comme une inscription précieuse the composer of Hay que caminar. en saisissant séparément chacune des particules 1994 linguistiques et en les assemblant tant bien que mal dans sa mémoire : concentré et lucide, « absorbé » « ...deux sentiments... », mais en même temps « concerné et consterné », Musique avec Leonardo (1991/92) car l’ouverture sémantique engendre justement cette situation de la quête fiévreuse « dans le L’œuvre a vu le jour en 1991/92. La majeure partie sentiment de l’ignorance » où l’aveugle palpant se de cette composition a été écrite dans la maison reconnaît. inoccupée de Luigi Nono en Sardaigne. Pas éton- La sonorité est les deux à la fois : matériau trans- nant que mes idées aient alors été influencées par formé et dérivé de l’aspect phonétique et frag- son souvenir. ments de la réserve en gestes affectifs qui nous Mon travail sur ce morceau puise dans la constata- a été transmise, repolarisé en tant que lien sonore tion du fait que justement l’écoute « structurelle », composé de champs acoustiques différemment c’est-à-dire la perception attentive des sonorités articulés intérieurement, tels des volcans échauffés immédiates et des liens impliqués, est étroitement ou refroidis différemment. Paysage sonore méditer- liée à des images intérieures et à des sensations ranéen à une altitude déserte ; une « pastorale », qui ne détournent aucunement de ce processus écrite à la pensée de ce qui m’avait uni avec le d’observation, mais en sont indissociables et lui compositeur de Hay que caminar. procurent même une intensité caractéristique et 1994 particulière. Il s’agit là de la situation étrange où, lors du déchif- frage d’un message qui nous est destiné, le travail de perception immédiat, c’est-à-dire la reconnais- sance et le regroupement des signes d’une part

13 Consolation I für 12 Stimmen In 1967 and 1968 I composed Consolation I after und 4 Schlagzeuger (1967, revidiert 1990) a text from ”Masse Mensch“ by Ernst Toller and Consolation II after the ”Wessobrunner Gebet“ (Wessobrunn Prayer). When interpreted as forms of ”consolation“ in the face of human helplessness Gestern standst Du and existential fear, both texts are contemplative An der Mauer. in completely different ways: ”It’s you standing at Jetzt stehst Du the wall today, look and know thyself“ ”When no- Wieder an der Mauer. where was there something, no ends nor wends, Das bist Du there was still the one God almighty“. Today I feel Der heute it was the disconsolateness of the two texts which An der Mauer steht. made me come up with the title ”Consolation“ at Mensch, das bist Du the time. My original ideas on developing the series Erkenn Dich doch have changed since then. ”Dis-consolation“, if such Das bist Du. a thing actually exists, would be the basic, secret notion. 1968

1967 und 1968 komponierte ich Consolation I En 1967 et 1968, je composai Consolation I à nach einem Text aus „Masse Mensch“ von Ernst partir d’un texte extrait de « Masse Mensch » Toller und Consolation II nach dem „Wessobrunner de Ernst Toller, puis Consolation II à partir de la Gebet“. Beide Texte, als Formen von „Tröstung“ « Wessobrunner Gebet » (« Prière de Wessobrunn ») angesichts von Ratlosigkeit und Daseinsangst auf- Les deux textes, considérés comme une forme de gefaßt, sind auf entgegengesetzte Weise kon- « consolation » face à l’incertitude et à la peur de templativ: „Das bist Du, der heute an der Mauer l’existence, ont un caractère contemplatif opposé : steht, erkenn Dich doch“ - „Als nirgends nichts « C’est toi qui es aujourd’hui au mur, reconnais- war an Enden und Wenden, da war der eine all- toi » - « A l’époque où il n’y avait rien, ni terre ni mächtige Gott“. Mir scheint heute, daß die totale frontières, il y avait le Dieu tout-puissant ». Il me Trostlosigkeit beider Texte mich damals auf den semble aujourd’hui que c’est le désespoir total de Titel „Consolation“ gebracht hat. Meine damaligen ces deux textes qui m’a inspiré à l’époque le titre Vorstellungen, diese Reihe zu erweitern, haben sich « Consolation ». Le projet que je nourrissais alors gewandelt. „De-Consolation“, wenn es so etwas de poursuivre cette série s’est modifié. La « Dé- gäbe, wäre der geheime Grundgedanke. consolation » si elle existait en serait la pensée première et secrète. 1968 1968

14 Consolation II für 16 Stimmen (1968) reagieren. Dabei geht Consolation II – wie früher auch Consolation I – von einer Textbehandlung aus, Consolation II für 16 Stimmen stellt einen Teil in welcher dank der charakteristischen Ökonomie beziehungsweise eine Schicht eines ursprünglich des phonetischen Materials auch trotz völliger vierteilig geplanten Zyklus für Chor und Schlagzeug Isolierung, Verfremdung und Umstellung der dar. Jeder der darin vereinigten Texte repräsentiert Textpartikel die semantische Bedeutung doch noch unter anderem Blickwinkel eine Erkenntnis, die quasi „von fern“ signalisiert bleibt. Indem die pho- über die eigenen existentiellen Grenzen hinweghel- netischen Elemente innerhalb der damit gebildeten fen möchte. Der hier zugrunde liegende Text - eine Strukturen nicht bloß Mittel, sondern selbst Objekt neuhochdeutsche Fassung des „Wessobrunner des musikalischen Ausdrucks werden, stellen sich Gebets“ – lautet: Text und Werk selbst als ein Teil jener Materie dar, von deren Zeitlichkeit hier die Rede ist. Ein geistliches Werk? Vielleicht, aber nicht von Mir gestand der Sterblichen Staunen als Höchstes Schuld und Erlösung ist die Rede, sondern von Daß Erde nicht war, noch oben Himmel jener Erfahrung, die jeglichem Denken zugrunde Noch Baum, noch irgend ein Berg nicht war liegt: der Sterblichen Staunen. Noch die Sonne, nicht Licht war 1969 Noch der Mond nicht leuchtete, noch das gewaltige Meer Consolation II for 16 voices was conceived as a Da noch nirgends nichts war part or layer of what was originally going to be a an Enden und Wenden four-part cycle for voices and percussion. It brings Da war der eine allmächtige Gott. together a series of texts, each throwing new light on a revealed truth that can help people transcend their own existential limitations. The pivotal text is In Consolation II ist der Text nicht mehr ver- a New High German version of the “Wessobrunner stehbar. Solche „Unverständlichkeit“ scheint mir Gebet” (Wessobrunn prayer). legitim und dort kaum vermeidlich, wo Musik In Consolation II the text is no longer comprehen- und musikalische Form ihre alten sprach-analogen sible. Such „incomprehensibleness“, it seems to Gesetzmäßigkeiten mit anderen vertauscht haben, me, is legitimate and almost inevitable where music mit Gesetzmäßigkeiten nämlich, welche sich gegen and musical form have traded in their old langua- die oberflächliche Koppelung mit einem seman- ge-like rules and regularities for others, for rules tisch orientierten und grammatikalisch gerichteten and regularities that balk at any surface-structure Sprachverlauf sperren. Einen Text übers Vertonen linkage to linguistic discourse based on traditional hinaus „komponieren“ - das muß heißen: in die notions of syntax and semantics. “Composing” durch ihn gesetzte Ordnung eingreifen und auf sie a text, above and beyond setting it to music or

15 adding sound, must surely mean intervening in the Dans Consolation II, le texte n’est plus compréhen- arrangement the latter imposes – and reacting to it. sible. Une telle « incompréhensibilité » me semble Here, Consolation II - like the earlier Consolation I légitime et quasiment inévitable là où la musique – proceeds from a treatment of the text in which, et la forme musicale ont échangé leurs anciennes thanks to the characteristic economy of the pho- légitimités analogues à la langue contre d’autres netic material, the semantic meaning still manages légitimités qui se ferment à un accouplement to remain telegraphed, as it were, “from afar”, even superficiel en puisant dans une évolution linguis- despite the complete isolation, alienation and rear- tique orientée sur la sémantique et la grammaire. rangement of the particles of text. Since within the « Composer » un texte en dépassant la mise en structures that emerge the phonetic elements are musique signifie intervenir dans l’ordre imposé themselves the content rather than just the vehicles par ce texte et y réagir. Ainsi, Consolation II – tout of musical expression, both text and opus form comme Consolation I – repose sur une façon de part of the material whose temporality is referred traiter un texte dans laquelle la signification séman- to here. tique reste pratiquement signalisée « de loin » grâce A spiritual work, then? Perhaps, but not so much in à l’économie caractéristique du matériau, et malgré terms of guilt and absolution, more in the sense of l’isolation, l’aliénation et le changement total de la the experience underpinning all of our thoughts and particule textuelle. Etant donné que les éléments thinking: the amazement of mortals. phonétiques au sein des structures ainsi formées 1969 ne deviennent pas seulement moyen mais aussi objet d’expression musicale, le texte et l’œuvre se Consolation II pour 16 voix est l’élément, ou plutôt présentent eux-mêmes comme une partie de cette la couche, d’un cycle pour chœur et percussion matière dont la temporalité est évoquée ici. prévu à l’origine en quatre parties. D’un point de Une œuvre religieuse ? Peut-être, mais elle vue différent, chaque texte inclus ici représente n’évoque pas le péché et l’absolution. Elle parle un savoir capable de faire dépasser à chacun ses d’une expérience qui est la racine de toute pensée : propres limites existentielles. Le texte de base l’étonnement des mortels. est la version en nouveau haut allemand de la 1969 « Wessobrunner Gebet » (« Prière de Wessobrunn »).

Alle Texte von Helmut Lachenmann sind dem Buch „Helmut Lachenmann – Musik als existentielle Erfahrung“ entnommen, erschienen im Verlag Breitkopf & Härtel, 1996.

16 Hans Zender Hans Zender was born in Wiesbaden in 1936. After graduating in piano, conducting and composition, Zender gathered his first theatrical experience as a conductor in Freiburg. After filling sever- al leading positions in Bonn, and with the Saarland Broadcasting Corporation, he worked

Photo: © Peter Brenkus © Peter Photo: as musical director at Hamburg as well as at the Hamburg State from 1984 to 1987. This was followed by his work as chief conductor of the Radio Kamerorkest of the Dutch Broadcasting Corporation from 1987 to 1990. Since 1988, he has been professor of composition at the State Academy for Music and Interpretative Arts in /Main. His most important compositions include the (1979/84) and Hans Zender wurde 1936 in Wiesbaden geboren. Don Quijote de la Mancha (1989/91) as well as Nach dem Meisterklassenabschluss in den Fächern Shir Hashirim – Lied der Lieder (1992/1996) and Klavier, Dirigieren und Kompo­si­tion verbrachte Schumann-Fantasie (1997). Zender als Dirigent seine ersten Theaterjahre in Freiburg. Nach Chefpositionen­ in Bonn, Kiel und Hans Zender est né en 1936 à Wiesbaden. Après am Saar­ländischen Rundfunk war er von 1984 bis avoir terminé les classes supérieures en piano, 1987 General­musikdirektor von Hamburg sowie en direction et en composition, Hans Zender fit der Ham­burgischen Staatsoper und von 1987 bis ses premières expériences au théâtre en tant que 1990 Chefdirigent des Radio-Kamerorkest des chef d'orchestre à Fribourg. Après avoir rempli Niederländischen Rundfunks. Seit 1988 hat er des positions de chef à Bonn, Kiel et auprès du die Professur für Komposition an der Staatlichen­ « Saarländischer Rund­funk », station de radiodif- Hochschule für Musik und darstellende Kunst fuison de la Sarre, il travaillait, de 1984 à 1987, in Frankfurt/Main inne. Zu seinen wichtigsten comme directeur musical à Hambourg ainsi qu’ à Kompositionen zählen­ die Opern Stephen Climax l’Opéra d’Etat de Hambourg, tandis que de 1987 (1979/84) und Don Quijote de la Mancha (1989-91) à 1990, il remplissait la fonction de Premier chef sowie Shir Hashirim – Lied der Lieder (1992/1996) (Chefdirigent) du Radio-Kamerorkest (Orchestre de und die Schumann-Fantasie (1997). Chambre) de la radio Hollandaise. Depuis 1988, il

17 enseigne comme professeur de composition à la einander-Arbeiten, das traditionell hierarchische Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende­ Strukturen in der Musikpraxis ablöst. Intensive Aus- Kunst, Francfort/Main. Parmi ses compositions les einandersetzung mit unterschiedlichen ästhetischen plus importantes comptent les opéras Stephen Facetten des zeitgenössischen Komponierens. Climax (1979/84) et Don Quijote de la Mancha – Ein Forum authentischer Aufführungspraxis für (1989/91) ainsi que Shir Hashirim – Lied der Lieder die Werke der Moderne. (1992/1996) et Schumann-Fantasie (1997). Große stilistische Vielfalt: Präsentation aller zentra- len Aspekte der Musik unseres Jahrhunderts – von den bedeutenden Werken der Klassischen Moder- ne, besonders der Zweiten Wiener Schule, über Klangforum Wien Werke junger, vielversprechender KomponistInnen bis hin zu experimentellem Jazz und freier Impro- visation. Regelmäßig KomponistInnenworkshops und musik- didaktische Aktivitäten. Jährlich programmatisch ambitionierter Zyklus im Wiener Konzerthaus. Weiters Musiktheater-, Film- und Fernsehproduktionen.

Photo: © Thomas Reinagl Thomas © Photo: Seit 1997 ist Sylvain Cambreling Erster Gastdirigent des Klangforum Wien.

Was founded in 1985 by Beat Furrer as an ensem- ble of soloists for contemporary music. The twenty- four-member ensemble has developed around a central philosophy of democracy, where co-opera- tion between performers, conductors and compo- sers is both encouraged and nurtured and replaces 1985 von Beat Furrer als Solisten-Ensemble für the more traditional, hierarchical structure found in zeitgenössische Musik gegründet. everyday musical practice. Ein demokratisches Forum mit einem Kern von 24 This approach to the music, combined with an un- Mitgliedern. Mitspracherecht der Mitglieder bei allen derstanding of the varying aesthetic facets of con- wichtigen künstlerischen Entscheidungen. temporary works, allows Klangforum to produce Zentral für das Selbstverständnis der MusikerInnen: authentic performances of contemporary composi- die gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen tions. Interpreten, Dirigenten und Komponisten, ein Mit- Performances by Klangforum Wien offer great sty-

18 listic variety, from the important works of classical compositeurs de la nouvelle génération, incluant le modernity, especially of the Second Vienna School, jazz expérimental et l’improvisation libre. to the works of up and coming young composers, C’est un véritable atelier permanent pour les com- experimental jazz and free improvisation. Further positeurs. variety is provided by a number of regular compo- Chacque année une série de concerts avec pro- ser’s workshops. grammation ambitieuse a lieu au Wiener Konzert- Venues range from all over Europe to the USA and haus. De nombreuses productions de musique pour Japan, with a series of programmatically ambitious le théâtre, le cinéma et la télévision sont réalisées; concerts held at the Wiener Konzerthaus. In ad- Depuis 1997, Sylvain Cambreling est le chef invité dition, Klangforum Wien participates in numerous du Klangforum Wien. music theatre, film and TV productions. Sylvain Cambreling has held the position of First Guest Conductor of Klangforum Wien since 1997. SCHOLA HEIDELBERG Fondé en 1985 par Beat Furrer, cet ensemble de musiciens solistes se consacre entièrement à la musique contemporaine. Il se présente comme un groupe démocratique avec un noyau principal de vingt-quatre membres. Dans ce groupe chacun a la possibilité de prendre part à toutes les discussions artistiques. L’égalité des droits entre les interprètes, les chefs Hohenadl © Barbara Photo: d’orchestre et les compositeure est des éléments fondamentaux de cet ensemble. Une cooperation étroite remplace les structures hiérarchiques tradi- tionelles qui dominent habituellement les pratiques musicales. Die SCHOLA HEIDELBERG wurde als solistisches Les œuvres contemporaines aux facettes esthé- Vokalensemble 1992 von Walter Nußbaum gegrün- tiques très diverses donnent lieu á des intenses dis- det. Unter seiner Leitung führen die Sängerinnen cussion et à des prestations de très haute qualité. und Sänger vor allem Musik des 20. Jahrhunderts Une grande diversité de styles est offerte: Klang- und frühe Vokal­kompositionen des 15. und 16. Jahr­ forum Wien présente tous les aspects principaux hun­derts auf. Die unterschiedlichen stilistischen de la musique des XXe et XXIe siècles, depuis les Anfor­derungen der Partituren stehen im Mittelpunkt « classiques modernes » (spécialement la Seconde der Arbeit: Fragen verschiedener Intonations­ École de Vienne) jusqu’aux œuvres des jeunes systeme und die Auseinandersetzung mit Vokal-

19 techniken, wie das Erzeugen von Atem- und kon- concernant les différents systèmes d’intonation et sonantischen Geräuschen und das mikrotonale le travail avec des techniques vocales telle que la Singen. Einen Schwerpunkt bilden Werke jenseits production de sons de respiration et de consonnes der Grenzen des gängigen Repertoires, Laut- und et le chant micro-tonal. Au-delà des frontières Klangkompositionen der jüngsten Vergangenheit du repertoire commun, le SCHOLA HEIDELBERG (BIS-CD 1090). Das Ensemble arbeitet eng mit met l’accent sur les compositions de sons les Kompo­nistinnen und Komponisten zusammen, hat plus récentes (BIS-CD 1090). Il coopère étroite- zu neuen Werken angeregt und Kompositions­ ment avec des compositeurs, a incité la ­création aufträge vergeben. de nouvelles œuvres et commandé de nouvelles compositions. Walter Nußbaum established SCHOLA ­HEIDEL- BERG as a soloist vocal ensemble in 1992. Under his guidance the singers chiefly perform music of ensemble aisthesis the 20th century and early vocal compositions of the 15th and 16th cen­turies. Their work focuses Das ensemble aisthesis (griech.: Wahr­neh­mung; mit on the varying ­stylistic demands of the scores: den Sinnen verstehen) versucht, die Sinne für die issues revolving around different intonation sys- Musik unserer Gegenwart zu schärfen. In variablen tems and dealing with vocal techniques such as Besetzungen realisieren die Instrumentalisten vor the ­production of breathing and consonantal ­noises allem Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Große and microtonal singing. Central atten­tion is devoted Aufmerksamkeit gilt dabei dem Zusammenspiel to works situated beyond the limits of standard von detailgenauer Umsetzung des Notentextes repertoire, phonic and sound compositions (BIS- und den Klangvorstellungen von Komponistinnen CD 1090). The ensemble cooperates closely with und Komponisten. composers, has been the inspiration to new works, Walter Nußbaum und das ensemble aisthesis haben and has commissioned compositions. wesentlichen Anteil an der Wiederentdeckung­ des Komponisten René Leibowitz und haben Teile L’ensemble musical SCHOLA HEIDELBERG seines umfangreichen Werkes uraufgeführt (DIVOX fut fondé par Walter Nußbaum en 1992 en tant CDX-29303). qu’ensemble vocal de solistes. Sous sa di­rection les chanteuses et chanteurs interprétent essenti- The ensemble aisthesis (Greek: perception, to ellement de la musique du 20e siècle ainsi que des understand using the senses) attempts to sharpen anciennes compositions vocales des 15e et 16e the senses for contemporary music. The instrumen- siècles. Les différentes difficultés des partitions for- talists of this group mainly perform 20th century ment le point central de leur travail : des questions compositions, with varying instrumentation. The

20 ensemble devotes much attention to interaction Walter Nußbaum between the detailed rendition of the note text and Walter Nußbaum the composer’s sound concepts. wurde nach Studium Walter Nußbaum and ensemble aesthesis played a und Tätigkeit als vital role in the rediscovery of the composer René Kantor in Heidelberg Leibowitz and have premiered parts of his consi- 1992 zum Professor derable work (DIVOX CDX-29303). für Chorleitung und Dirigieren an die Cet ensemble musical au nom grec (aisthesis veut Hochschule für dire : perception; comprendre avec les sens) essaie Musik und Theater d’aiguiser les sens envers la musique­ contempo- in Hannover beru- raine. Les musiciens qui ne sont pas forcément fen. toujours les mêmes, jouent surtout des composi- Sein Dirigierstudium tions du 20e siècle. Ils ­jouent les notes avec une Taheri © Shahnaz absolvierte er bei grande précision et une grande sensibilité tout Manfred Schreier, en tenant compte des conceptions sonores des Photo: des weiteren hat er compositeurs. u. a. mit Peter Eötvös und gearbei- Walter Nußbaum et l‘ensemble aisthesis sont large- tet. Er wurde von Vokal- und Instrumentalensembles ment responsable de la redécouverte du composi- im In- und Ausland eingeladen. teur René Leibowitz et ont interprété des morceaux Neben der kontinuierlichen Beschäftigung mit histo- de son immense œuvre en partie pour la première rischer Musik hat sich Nußbaum intensiv mit Neuer fois. (DIVOX CDX-29303). Musik auseinandergesetzt und zahlreiche Werke uraufgeführt. Der Interpretations­geschichte des 20. Jahrhunderts gilt sein besonderes Interesse.

After completing his studies and terminating his appointment as cantor in Heidelberg in 1992, Walter Nußbaum was assigned to teach choir direction and conducting at the University for Music and Theater in Hannover. He studied conducting with Manfred Schreier and also worked with Peter Eötvös and Michael Gielen. He was invited to work with national and internatio- nal vocal and instrumental ensembles.

21 Apart from his continuous work with historical music, Nußbaum also dealt intensively with New Music, premiering many works. His ­special interest lies in the interpretation history of the 20th century.

Walter Nußbaum fit ses études de directeur d’orchestre chez Manfred Schreier, puis ­travailla entre autres avec Peter Eötvös et Michael Gielen. Il fut invité par des ensembles musicaux vocaux et instrumentaux en Allemagne mais aussi à l’étranger. Après ses études et sa fonction de chantre à Heidelberg, Walter Nußbaum fut nommé en 1992 professeur titulaire de chair pour les matières direction de chœur et d’orchestre à la Hochschule für Musik und Theater à Hanovre. Il s’intéressait non seulement depuis ­longtemps à la musiqe historique mais également beaucoup à la musique contemporaine. Un bon nombre de pièces modernes furent interprétées pour la première fois grâce à son initiative. Avant tout il s’interesse à l’histoire de l’interpretration du 20e siècle.

Sämtliche KünstlerInnen-Biographien unter www.- music.com / All artist biographies at www.kairos-music.com / Toutes les biographies des artistes à l’adresse suivante : www.kairos-music.com

22 OLGA NEUWIRTH BEAT FURRER GERD KÜHR Lost Highway Begehren Revue instrumentale et électronique

Petra Hoffmann Johann Leutgeb Vokalensemble NOVA Klangforum Wien Klangforum Wien Beat Furrer Emilio Pomárico 0012542KAI 0012432KAI 0012622KAI

BERNHARD LANG HANS ZENDER GÉRARD GRISEY Das Theater der Wiederholungen Shir Hashirim Les Espaces Acoustiques

SWR-Vokalensemble Stuttgart Garth Knox les jeunes solistes SWR Sinfonieorchester Asko Ensemble Klangforum Wien Baden-Baden und Freiburg WDR Sinfonieorchester Köln Johannes Kalitzke Sylvain Cambreling Stefan Asbury 0012532KAI 0012612KAI 0012422KAI

HELMUT LACHENMANN HELMUT LACHENMANN HELMUT LACHENMANN Das Mädchen mit den Kontrakadenz Allegro Sostenuto Schwefelhölzern Klangschatten – mein Saitenspiel Serynade Fassade

SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart SWR Sinfonieorchester Shizuyo Oka Staatsoper Stuttgart Baden-Baden Lucas Fels Lothar Zagrosek Michael Gielen Yukiko Sugawara 0012282KAI 0012232KAI 0012212KAI

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