Befreiung Vom Geld Und Eigentum … Und Warum Das Noch Lange Nicht Reicht
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
BEFREIUNG VOM GELD UND EIGENTUM … UND WARUM DAS NOCH LANGE NICHT REICHT Suchbewegungen ... zu einer anarchistischen Kritik des Bestehenden ... über Wege zur Überwin- dung von Herrschaft ... zu einer offenen Utopie 1 Das Titelbild haben wir im Netz gefunden: www.mitwelt.org/images/upload/geldverbrennung.jpg Für den Text verantwortlich zeichnet die ‚Theoriegruppe im Netz Umsonstökonomie, Bremen‘ im Umfeld des Umsonstladens, der seine Räume derzeit in der Gastfeldstr. 104 hat. (umsonstladenbremen.blogsport.de) Dieser Text (siehe: Zur Entstehung) ist, mit Ausnahme einiger noch undiskutierter Nachträge, Ergebnis unserer gemeinsamen Diskussion. Ergebnis einer Diskussion ist, dass die Praxis auch Zitate zu gendern und somit eine einheitliche Schreibweise zu benutzen, zurückgenommen wurde. Neben der bevorzugten Sternchen-Schreibweise (...*innen) kommen in Zitaten alle möglichen anderen Schreibweisen, von der traditionell patriarchal-männlichen Endung über Binnen-I (...Innen) bis Gender-Gap (..._innen), (...is) und auch @ vor. Es ist möglich, dass bei der Rücknahme des Genderns von Zitaten in Einzelfällen etwas übersehen wurde. Freie Verteilung / Creative Commons Die Zeit und Energie, die in die Entwicklung dieses Textes geflossen sind, ist unbezahlbar. Die Zahl der Stunden, die wir daran gesessen haben und weiter sitzen werden ist nicht berechenbar. Und: Diese Arbeit von uns baut auf unzähligen Stunden der Tätigkeit anderer Autor*innen und auf der Praxis vieler auf. Wir haben uns deshalb entschlossen, der Geschichte vorzugreifen und im Sinne Kropotkins die Arbeit nicht zu bewerten und sie frei zur Verfügung zu stellen. Wir wünschen uns, dass dieser Text verbreitet und weiterentwickelt wird. Diese Print-Ausgabe kostet ganz Anm. I: Warum wir die Sternchen – Schreibweise nutzen real Geld. Wir haben uns gemeinsam mit den Anm. I erfährst du in der Einleitung unter: Drucker*innen aus Wien trotzdem entschlossen, Zum Umgang mit Sprache das Buch nicht mit einem Preisschild zu versehen. Einen Teil der Ausgaben haben wir gemeinsam abdecken können. Jede*, die diesen Text als Buch oder im Netz liest und über ausreichend Geld verfügt, kann gerne eine Spende an das unten angegebene Projektkonto überweisen. Keine* sollte sich aber dabei gedrängt fühlen. Spenden sind aber gern gesehen. Wir verdienen damit kein Geld und wollen auch nicht, dass das geschieht. Falls du spendest, versichern wir, dass alle Spendeneinnahmen, falls diese über die Refinanzierung der Kosten des Buchprojektes und die Finanzierung einer eventuell nötigen Nachauflage hinausgehen, ausschließlich für die Weiterentwicklung des Projektzusammenhanges von unserem Netz Umsonstökonomie in Bremen und zum Erhalt der Druckerei im EKH in Wien genutzt werden. Deshalb veröffentlichen wir alles unter: Creative Commons CC BY-NC-SA, also: Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen Diese Lizenz erlaubt es dieses Werk / diese Inhalte zu verbreiten, zu remixen, zu verbessern und darauf aufzubauen. Die Erlaubnis gilt allerdings nur nicht-kommerziell und unter Nennung der ‚Theoriegruppe im Netz Umsonstökonomie, Bremen‘ als Urheber*innen des Originals. Die auf diesem Werk / Inhalt basierenden neuen Werke müssen unter denselben Bedingungen veröffentlicht werden. http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ 2 Hier das Projektkonto Förderverein Soziales Zentrum Bremen e.V. IBAN: DE84 4306 0967 2008 5494 00 BIC: GENODEM1GLS EINLEITUNG 0 Was machen Geld und Eigentum mit uns? 0-1 Schon als Kleinkind haben sehr viele Kinder Eigentum verinnerlicht. Eifersüchtig wachen sie über ihr Spielzeug, geben es nicht ab, spielen damit nicht mit anderen. Wenn sie eifersüchtig ihr Eigentum umklammern, früh ‚meins‘ schreien, fällt es Erwachsenen oft auf, dass sie damit auch ihre eigenen Spielmöglichkeiten unmöglich machen. Den Erwachsenen fällt es in aller Regel aber nicht auf, dass sie ihre eigenen Möglichkeiten über das Prinzip Eigentum ebenso dramatisch einengen. Bereits Thomas Morus ließ 1516 in seiner Utopia den Hythlodaye sagen: Ich bin sehr davon überzeugt, dass es keine faire Verteilung der Güter, keine zufriedenstellende Organisation menschlichen Lebens geben kann, bis das Privateigentum vollständig abgeschafft ist. So lange es existiert, wird die überwiegende Mehrheit der Menschheit, und zwar der weit wichtigere Teil von ihr, unvermeidlich weiter unter einer Last von Armut, Elend und Sorgen arbeiten. 1 Eigentum ist immer nach dem Prinzip von Ein- und Ausschluss organisiert. Es basiert auf der Verfügungsgewalt. Die Verfügungsgewalt kann gegen Geld, z.B. beim Haus als Vermietung, an einen Besitzer übertragen werden. „Oft ist von Berufsökonomen zu hören, dass Geld auf Vertrauen basiere – was dem Geld eine sehr menschenfreundliche Qualität bescheinigt. Abgesehen davon, dass offensichtlich dieses ‚Vertrauen‘ von einem Arsenal waffenstarrender Exekutivorgane hergestellt und garantiert werden muss, zeigt doch die Alltagserfahrung, dass eher Misstrauen zwischen Menschen wächst, sobald Geld ins Spiel kommt.“ 2 Gegenseitige Hilfe ist rar in einer Gesellschaft, in der alles verrechnet wird. Gegenseitige Hilfe gibt den Menschen, die unter Bedingungen einer Subsistenz-Ökonomie leben, Sicherheit. Geld soll diese Sicherheit ersetzen. Für die meisten von uns repräsentiert Geld Sicherheit. Solange wir Geld auf dem Bankkonto haben, denken wir, sicher zu sein. Dies anzunehmen ist eine prekäre Position, wie Länder wie Argentinien oder Indonesien, die kürzlich unter Hyper-Inflation litten, beweisen. 3 Das Beispiel Griechenland zeigt, wie schnell der Schein von Sicherheit durch Geld sich auch ohne Hyper-Inflation in Nichts auflösen kann. Weltweit gesehen leiden die weitaus meisten Menschen daran, in einer Eigentumsgesellschaft zu leben, gleichzeitig aber von Eigentum weitgehend ausgeschlossen zu sein, über kaum mehr als über den eigenen Körper und die eigene 1 „I'm quite convinced that you'll never get a fair distribution of goods, a satisfactory organization of human life, until you abolish private property altogether. So long as it exists, the vast majority of the human race, and the vast superior part of it, will inevitably go on labouring under a burdon of poverty, hardship and worry.“ S. 66 in: Thomas Morus: Utopia (Orig. 1516; 1988) 2 Uli FRANK: Geld – Verführung und Zwang (2014) 3 „For most of us money represents security. As long as we have money in the bank, we'll be save. This is a precarious position to adopt, as countries such as Argentina or Indonesia, which have recently suffered hyper-inflation, will attest.“ S. 9 in: Mark BOYLE: The moneyless man (2010) 3 Arbeitskraft zu verfügen. Die meisten fügen sich offensichtlich darein: „Die gesellschaftliche Verteilung von Reichtum und Lebenschancen erscheint als Ergebnis der eigenen Leistung. […] Wenn ich nicht über die entsprechende Geldsumme verfüge, hat die Sachlogik ‚Geld‘ ihr objektives Urteil gesprochen.“ 4 Aber auch wer Eigentum hat, ist nicht frei. Eigentum unterwirft sich alle, die ausgeschlossenen Eigentumslosen wie die eingeschlossenen Eigentümer*innen: „Solange man nichts hat, ist man Sklave seines hungrigen Magens und der natürliche Sklave derer, die einen hungrigen Magen füllen können. Wenn man aber etwas hat, dann ist man Sklave seines Besitzes.“ 5, Anm. I Die Notwendigkeit, das eigene Eigentum in der kapitalistischen Konkurrenz zu Anm. I: Wie umgangsprachlich üblich werden hier Besitz und mehren und gegen die Armen zu sichern, verwandelt Eigentum fälschlich gleichgesetzt. auch die Reichen in Sklav*innen des Eigentums. Es verändert also eine*, wenn eine* Eigentümer*in z.B. eines Hauses ist. Es schränkt die Möglichkeiten sich zu bewegen ein. Oscar Wilde hat das so ausgedrückt: „Der Mensch bringt sich durch Überarbeitung um, damit er sein Eigentum sicherstellt, und bedenkt man die ungeheuren Vorteile, die das Eigentum bringt, so ist man kaum darüber verwundert. Es ist bedauerlich, dass die Gesellschaft auf einer solchen Grundlage aufgebaut ist, und der Mensch in eine Bahn gedrängt wird, wo er das Wunderbare, Faszinierende und Köstliche seiner Natur nicht frei zu entfalten vermag – wo er in der Tat das echte Vergnügen und die Freude am Leben entbehrt.“ 6 Die Beziehungen zu Dingen, die Eigentum sind, tendieren dazu, sich über die Beziehungen zu Menschen zu erheben. Eigentum fordert mit Macht ein, sich darum zu kümmern, dass es sich vermehrt und nicht entgleitet. Es muss geschützt werden, vor denen die nichts haben. Eigentum schafft Angst vor Dieben, Einbrechern etc. Der Dagobert-Duck-Effekt tritt – mehr oder weniger ausgeprägt – ein. Eigentumsverhältnisse schließen liebevolle Verhältnisse aus, „denn Liebe beinhaltet Freiwilligkeit, Selbstlosigkeit, Vertrauen, Bescheidenheit, Rücksicht und Freiheit, aber nicht Bindung an Besitz, Ausschließlichkeit, Konkurrenz, Abhängigkeit und Macht über den anderen“. 7 Aber genau dahin wird Liebe unter den herrschenden Verhältnissen pervertiert und damit zerstört. Bist du, wie die weitaus meisten Menschen weltweit, gezwungen deine Arbeitskraft für Geld zu verkaufen? Ist das, was du für den Lohn, oder auch für dein Einkommen als (Schein-)Selbstständige* tust – wie bei so vielen bezahlten Arbeiten – geradezu zerstörerisch? Verkaufst du dich, um Waffen zu konstruieren oder zu bauen? Verkaufst du dich als staatlich anerkannte* Massenmörder*in, beschönigend Soldat*in genannt? … Konstruierst du Sollbruchstellen oder baust sie in die Produkte ein? … Bist du für Geld in den Prozess der industriellen Lebensmittelproduktion verwickelt mit Folgen wie der gewaltsamen Vertreibung der Kleinbäuer*innen