Leben Und Bedeutung Einer Aussergewöhnlichen Frau
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Dorothee Wyss von Flüe (1430/2 – 1495/6) Seite 1/142 Dachsen, 21. März 2021 Dorothee Wyss von Flüe 1430/2 – 1495/6) © Schweizerisches // 22873 © Schweizerisches Landesmuseum Leben und Bedeutung einer aussergewöhnlichen Frau Dachsen, 21. März 2021 Dorothee Wyss von Flüe (1430/2 – 1495/6) Seite 2/142 Dachsen, 21. März 2021 Titelbild: Dorothee Wyss verabschiedet Niklaus von Flüe. Glasscheibe von 1631 nach einer Vorlage aus der Zeit vor 1550. Die Glasscheibe wurde 1938 via das Auktionshaus W. Lange (Berlin) verkauft und ist seither verschollen. S/W-Foto des Schweizerischen Landesmuseums, koloriert auf colorize-it.com. Dorothee Wyss von Flüe (1430/2 – 1495/6) Seite 3/142 Dachsen, 21. März 2021 Grundlagendossier über das Leben und die Bedeutung von Dorothee Wyss Autor: Roland Gröbli Lektorat: Klaus Odermatt, Doris Hellmüller Der Förderverein Niklaus von Flüe und Dorothee publizierte ein Leseheft zu Dorothee Wyss, das aus diesem Grundlagendossier schöpft. Das Leseheft (ISBN 978-3-905197-24-2) kann beim För- derverein (www.bruderklaus.com) oder im Buchhandel bezogen werden. Auch für diese Arbeit konnte ich auf den uneigennützigen Rat und vielfache Hilfe vieler Mitden- kerinnen und Mitdenker zählen. Ich erlaube mir, sie in alphabetischer Reihenfolge zu erwähnen und bitte um Entschuldigung, wenn trotz ehrlichem Bemühen um Vollständigkeit der eine oder andere Name fehlt. Es ist dies nur meiner Unachtsamkeit geschuldet. Tony Amrhein, Mike Ba- cher, Hedwig Beier, Det Blumenberg, Barbara Beusch, Daniel Durrer, Franz Enderli, Othmar Frei, Urban Fink, Caroline Flick, Diana Garcia, Doris Hellmüller, Franz-Xaver Hiestand SJ, Otto Höschle, P. Ruedi Josef Hüppi, Elke Huwiler, Carmen Kiser, Anny und Silvère Lang, Mi- chael Lauener, Pirmin Meier, Klaus Odermatt, Markus Ries, Walter Rinnerthaler, Josef Ro- senast SAC, Pia Ryser-von Matt, Walter Signer, Peter Spichtig op, Urs Wallimann, Sara Wenzin- ger und Fritz Weibel. Roland Gröbli (geboren 1960) ist Autor der Standardbiografie über Niklaus von Flüe, Die Sehn- sucht nach dem «einig Wesen». Roland Gröbli war Präsident des wissenschaftlichen Beirats anlässlich des Gedenkjahres «600 Jahre Niklaus von Flüe 1417-2017». © Roland Gröbli. Das Grundlagendossier darf auszugsweise oder vollständig genutzt werden. Der guten Form halber bitte ich um ein Belegexemplar ([email protected]). Dorothee Wyss von Flüe (1430/2 – 1495/6) Seite 4/142 Dachsen, 21. März 2021 Dorothee Wyss (Kurzporträt) Dorothee Wyss, geboren 1430/2 in Obwalden, gestorben 1495/6 auf dem Flüeli (Ob- walden). Sie war rund 40 Jahre mit dem Schweizer Landespatron, Mystiker und Friedensstifter Niklaus von Flüe (ca. 1417-21. März 1487) verheiratet. Die Bedeutung und Persönlichkeit von Dorothee Wyss sind für die zweite Hälfte ihres Lebens gut dokumentiert. Sie soll die «an- gesehenste Frau der damaligen Eidgenossenschaft» (Pirmin Meier, 2018) gewesen sein. Dorothee Wyss gebar zwischen 1446/7 und Juni 1467 fünf Mädchen und fünf Buben. Bereits in diesen Jahren war Niklaus von Flüe öfters abwesend. Anfänglich geschah dies aus beruflichen Gründen und wegen seiner öffentlichen Aufgaben, ab 1465 zunehmend wegen sei- ner religiösen Berufung. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war Dorothee Wyss deshalb schon in diesen Jahren der eigentliche Mittelpunkt der Familie. Dorothee Wyss wurde definitiv «Chefin» (Elke Huwiler, 2017) der wirtschaftlich und politisch ambitionierten Familie als Niklaus von Flüe 1467 ein Leben als Eremit begann. We- gen seiner Nahrungsabstinenz zog er als «lebender Heiliger» bald viele Pilger an, Männer wie Frauen, und wurde rasch über die Grenzen der damaligen Schweiz hinaus bekannt. Als Be- schützerin ihres Mannes wurde seine Frau zu einer öffentlichen Persönlichkeit. Dies belegen authentische Zeugnisse von Besuchern aus dem In- und Ausland. Die Zeitgenossen waren sich der herausragenden Bedeutung von Dorothee Wyss für ihren Mann bewusst. Vor allem in Ob- walden blieb die Erinnerung an diese starke Frau an der Seite ihres Mannes lebendig. Zwei Söhne waren als Richter und als Politiker ausserordentlich erfolgreich und etablier- ten die «von Flües» unter den führenden Familien des Standes Obwalden. Dorothee Wyss er- lebte so in der eigenen Familie das Spannungsfeld zwischen materiellem Erfolg und weltlicher Ehre einerseits, sowie dem Rückzug von allen weltlichen Aufgaben und der Hinwendung zu spiritueller Einheit andererseits. 1984 würdigte Papst Johannes II (1920 – 2005) Dorothee Wyss als «heiligmässige Frau». 1988 wurde die «Dorothea- und Bruder-Klaus-Friedenskapelle» in Maria Alm (Österreich) ökumenisch eingeweiht. Besonders verehrt wird Dorothee Wyss im Kreis der Katholischen Landvolkbewegung Deutschland, die sie 1994 als «Vorbild» in ihre Satzung aufnahm. Initia- tiven für eine stärkere kirchliche Anerkennung von Dorothee Wyss und zusammen mit ihrem Mann als heiliges Ehepaar fruchteten bisher wenig. In der Zivilgesellschaft findet Dorothee Wyss als starke und eigenständige Frau der frü- hen Neuzeit ein weiterhin wachsendes Interesse. Zeitgenössische Theaterstücke, Lieder und Kantaten sowie eigenständige Publikationen zu Dorothee Wyss belegen die intellektuelle und reflektierte Auseinandersetzung mit dieser aussergewöhnlichen Frau an der Seite des «heiligen Superstars des 15. Jahrhunderts» (David J. Collins SJ, 2008). Im Gedenkjahr 2017 («600 Jahre Niklaus von Flüe») war unbestritten, dass der Lebensweg von Niklaus von Flüe ohne die Zu- stimmung seiner Frau nicht denkbar sei. Das Museum Bruder Klaus Sachseln widmet Dorothee Wyss vom 28. März bis 1. November 2021 eine Sonderausstellung. Dorothee Wyss berührt die Menschen im Innersten als eine Frau, die unerwartete Brüche und Herausforderungen im Leben mit ihrem Mann und ihrer Familie in innerer Freiheit und Selbstbestimmung gemeistert hat. Das gemeinsame Wohnhaus, in dem sie rund 50 Jahre gelebt hat, ist ein viel besuchter und zentraler Teil der sakralen Landschaft von Flüeli-Ranft. Dorothee Wyss von Flüe (1430/2 – 1495/6) Seite 5/142 Dachsen, 21. März 2021 1. Inhaltsverzeichnis Dorothee Wyss (Kurzporträt) .................................................................................................. 4 1. Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................ 5 Teil 1: Einführung ............................................................................................... 7 2. Eine neue Lektüre war und ist notwendig .................................................................... 9 2.1 Dorothee Wyss, eine historisch fassbare Persönlichkeit ..................................................... 9 2.2 Neue Erkenntnisse über Niklaus dank Dorothee Wyss ..................................................... 10 2.3 Dorothee Wyss im Laufe der Jahrhunderte ....................................................................... 11 2.4 Dorothee Wyss heute ........................................................................................................ 12 2.5 Inhaltliche Struktur des Dossiers ....................................................................................... 12 Teil 2: Leben und Wirken ................................................................................ 13 3. Zum Leben und Handlungsspielraum der Frauen im 15. Jahrhundert .................. 15 3.1 Der Handlungsspielraum der Frauen ................................................................................. 15 3.2 Der rechtliche Handlungsspielraum der (Ehe-)Frauen ...................................................... 15 3.3 Weibliche Vorbilder aus Religion und Kirche .................................................................. 17 3.4 Weibliche Vorbilder aus Geschichte und Gesellschaft ..................................................... 18 4. 1430/2 – 1444/6: Kindheit und Jugend ........................................................................ 21 4.1 Herkunft und Geburtsjahr .................................................................................................. 21 4.2 Erste Jahre und Kindheit ................................................................................................... 22 5. 1444/6 – 1465: Heirat und erste Jahrzehnte als Bäuerin ........................................... 25 5.1 Überlegungen zur Eheschliessung als junge Frau ............................................................. 25 5.2 Die Braut Dorothee Wyss ................................................................................................. 25 5.3 Der Bräutigam Niklaus von Flüe ...................................................................................... 26 5.4 Gemeinsame Ziele – gemeinsame Werte .......................................................................... 27 5.5 Gestaltungsspielraum und Verantwortungsbereich als Bäuerin ........................................ 28 5.6 Gestaltungsspielraum als Bäuerin ..................................................................................... 28 6. 1465 – 1467: Jahre der Fragen – Jahre des Suchens .................................................. 31 6.1 Erzieherin und Mittelpunkt der Familie ............................................................................ 31 6.2 Beispiele des gemeinsamen Ringens ................................................................................. 32 6.3 Rückzug und Gebetspraxis ................................................................................................ 34 7. 1467: Abschied und Aufnahme ...................................................................................