Das Besucherlenkungskonzept Feldberg (1997) 527-540

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Das Besucherlenkungskonzept Feldberg (1997) 527-540 ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V. Freiburg i. Br. Jahr/Year: 1994-1997 Band/Volume: NF_16 Autor(en)/Author(s): Laber Achim Artikel/Article: Das Besucherlenkungskonzept Feldberg (1997) 527-540 ©Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz e.V.; download unter www.blnn.de/ und www.zobodat.at — 527 — Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N.F. 16 3/4 527-540 1997 Naturkunde u. Naturschutz 12. Juni 1997 Das Besucherlenkungskonzept Feldberg von ACHIM LABER, Feldberg* Zusammenfassung: Im Naturschutzgebiet Feldberg stehen den Belangen des Naturschutzes Belastungen durch die touristische Nutzung entgegen. Die durch hohen Besucherdruck entstandenen Schäden wurden durch besucherlenkende Maßnahmen unter Federführung der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg gemindert. Erosionsschäden wurden behoben, das Wegenetz reduziert und damit Lebensräume wildlebender Tiere beruhigt. Diverse Sportarten mußten möglichst naturverträglich in die Schutzgebietskonzeption integriert werden. Der Individualverkehr wurde in den Kernbereichen des Schutzgebietes reduziert. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit vor Ort konnte eine hohe Akzeptanz erzielt werden. Ziel des Besucherlenkungskonzeptes war es also, das Feldberggebiet als Lebensraum von Tieren und Pflanzen und als Erholungsraum für den Menschen zu erhalten und zu sichern. Abb. 1: Der Feldberg wird aufgrund seiner naturräumlichen Besonderheiten auch als „subalpine Insel im Mittelgebirge" bezeichnet (Foto: RASBACH). * Anschrift des Verfassers: Dipl.-Ing. (FH) ACHIM LABER, Paßhöhe 13, 79868 Feldberg ©Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz e.V.; download unter www.blnn.de/ und www.zobodat.at — 528 — 1. Einführung: Das Naturschutzgebiet „Feldberg" Das Feldberggebiet steht seit 1937 unter Naturschutz und ist mit rund 4.220 ha das größte Naturschutzgebiet Baden-Württembergs. Bedeutend ist das Gebiet ins- besondere aufgrund seines durch die letzte Eiszeit mitgeprägten Reliefs, der Tier- und Pflanzenwelt mit zum Teil arktisch-alpiner Prägung sowie der ausgedehnten extensiv bewirtschafteten Hochweiden. Die große Anzahl von Feuchtgebieten (Flach-, Hoch- und Quellmooren), die Existenz von artenreichen, zum Teil autoch- thonen Bergmischwäldern sowie das Vorhandensein zahlreicher Sonderstandorte (Lawinenbahnen, Felsbildungen, Kare u.ä.) verleihen dem Gebiet darüber hinaus eine besondere Schutzwürdigkeit (Landesanstalt für Umweltschutz 1982). Der naturkundlichen Bedeutung des Gebietes stehen zahlreiche Belastungen ent- gegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Schutzgebieten kommt dem Konflikt zwi- schen Tourismus und Naturschutz zentrale Bedeutung zu. Wegen der exponierten Lage sowie guter Erholungs- und Sportmöglichkeiten zieht der Feldberg seit Beginn des Jahrhunderts viele Besucher an: Jährlich bis zu 1,5 Millionen Menschen halten sich heute im Naturschutzgebiet auf. Die touristische Infrastruktur ist in den ver- gangenen Jahrzehnten auf diese sommer- wie winterlichen Besuchermengen ausge- legt worden. Das Besucherlenkungskonzept will im Rahmen eines umfassenden Pflege- und Entwicklungsplanes für das Naturschutzgebiet diesen Nutzungskonflikt entschärfen. Auch der besondere Erholungswert der Landschaft soll mit dem Besucherlenkungskonzept langfristig garantiert bleiben. 2. Naturschutzrechtliche Situation 1937 wurde die erste „Verordnung über das Naturschutzgebiet Feldberg" vom Badischen Ministerium des Kultus und Unterrichts erlassen. Zur damaligen Zeit maß man dem Einfluß der touristischen Nutzung noch wenig Bedeutung bei. Es wurde mehr Wert auf Tier- und Pflanzenschutz gelegt. Da die erste Naturschutzverordnung in vielen Bereichen kein taugliches Instrumentarium mehr war, den heutigen Belastungen auf das Naturschutzgebiet entgegenzuwirken, wurde 1991 die Schutzverordnung novelliert. Gleichzeitig wurde das Naturschutzgebiet um ca. 1.000 ha erweitert. Es umfaßt heute ein Gebiet vom Toten Mann auf Gemarkung Oberried im Norden bis zum Spießhorn auf Gemarkung Bernau im Süden und von der Brandhalde auf Gemarkung Todtnau im Westen bis zum Zweiseenblick auf Gemarkung Feldberg im Osten. Damit liegen die gesamten Gipfellagen um Höchsten, Seebuck, Mittelbuck sowie um das Herzogenhorn im Naturschutzgebiet. Die Bereiche, in denen in den letzten Jahrzehnten Skilifte entstanden, sind heute weitgehend außerhalb des Natur- schutzgebietes. Sie liegen im Landschaftsschutzgebiet „Feldberg". Der eigentliche „Ortskern" von Feldberg-Ort liegt weder im Natur- noch im Landschaftsschutz- gebiet. Die „neue" NatSchVO des Regierungspräsidiums Freiburg (GBL. 1991), enthält unter anderem eine Reihe von Bestimmungen, die die rechtlichen Grundlagen für die im folgenden beschriebenen Maßnahmen sind. ©Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz e.V.; download unter www.blnn.de/ und www.zobodat.at — 529 — 3. Sommertourismus 3.1 Ausgangssituation Die deutlichsten Schädigungen durch den Tourismus waren in den vergangenen Jahrzehnten weithin sichtbare Erosionsschäden. Es entstand auf den Feldberggipfeln ein dichtes Geflecht von Wanderwegen und Trampelpfaden. Teilweise waren bis zu 15 Spuren parallel ausgetreten und durch Regen- und Schmelzwasser bis zu 1,7 Meter tief ausgewaschen. Weitere Beeinträchtigungen durch Mountain-Biking und Gleitschirmfliegen machten darüber hinaus Lenkungsmaßnahmen notwendig. Auch der Badebetrieb am Feldsee hatte in den achtziger Jahren zu einer starken Schädigung sowohl der Ufer- wie auch der submersen Vegetation geführt. Die Summe der Be- einträchtigungen hatte also ein Ausmaß angenommen, das den Schutzzweck des Naturschutzgebietes in Frage stellte. Es mußte reagiert werden. Die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg (BNL Freiburg) entwickelte deshalb 1988/89 ein Besucherlenkungskonzept, das den Beeinträchtigungen durch den Tourismus entgegensteuern sollte und zum Teil auf den Erosions- bekämpfungsmaßnahmen aufbaute, die seit Ende der sechziger Jahre durchgeführt wurden. Die Umsetzung des Konzeptes ist Aufgabe des hauptamtlichen Naturschutzwartes der BNL (Autor dieses Beitrages). 3.2 Maßnahmen im Bereich Sommertourismus 3.2.1 Erosionsbekämpfung Die „behutsame Abdeckung und Wiederbegrünung der Erosionsschäden" wurde bereits vor über 30 Jahren durch den Schwarzwaldverein gefordert (LIEHL 1966). Die ersten konkreten Vorschläge wurden im ersten Landschaftsplan für das Feldberggebiet unterbreitet (KETTLER 1970). Eine Sanierung der gravierendsten Schäden erfolgte daraufhin in den Jahren 1969 bis 1971. In dem zweiten Landschaftsplan (ROETHER 1978) wurde jedoch das Auftreten weiterer Erosionen seit Beginn der siebziger Jahre festgestellt. 1979 wurde die „Interessengemeinschaft zur Pflege von Natur und Landschaft im Feldberggebiet e.V." (IGNLF) auf Anregung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) und der BNL Freiburg gegründet. Mit dieser Einrichtung war eine kontinuierliche Betreuung der Erosionsbekämpfungs- maßnahmen gewährleistet. Die Geschäftsführung dieser Interessengemeinschaft übernahm das Forstamt in Todtnau, das bis heute diese Aufgabe wahrnimmt. Mitglieder des Vereins sind die sechs Anliegergemeinden sowie die drei betroffenen Landkreise. Seit 1990 obliegt die technische Umsetzung der Sanierungsarbeiten dem haupt- amtlichen Naturschutzwart (LABER 1993). Zusammen mit dem Forstamt Todtnau und der dortigen Forstbetriebsgemeinschaft werden Maßnahmen festgelegt und abgewickelt. Die Gelder der Interessengemeinschaft stammen in der Regel zu 80% aus Mitteln des Naturschutzfonds des Landes Baden-Württemberg. Jeweils 10% werden von den Landkreisen und den Gemeinden aufgebracht. Zwischen 1978 und 1996 betrug der Gesamtetat der IGNLF ca. 550.000 DM, wobei sie knapp 50% der Mittel für die ersten Sanierungsarbeiten in den Jahren 1978 bis 1981 aufwendete. In ©Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz e.V.; download unter www.blnn.de/ und www.zobodat.at — 530 — den Folgejahren gab die Interessengemeinschaft jährlich zwischen 13.000 und 21.000 DM für den laufenden, zum großen Teil vorsorgenden Erosionsschutz aus. Die Maßnahmen im Zuge der Erosionsbekämpfung untergliedern sich im wesentlichen in drei Teilbereiche: —Auffüllung stark tiefenerodierter Bereiche mit unsortiertem Granitschotter und Abdeckung mit feinem Bodenmaterial; —Einrichtung geeigneter Wasserableitungen zur Verhinderung eines erneuten Bodenabtrages durch Niederschläge; —Ansaat „rekultivierter" Bereiche mit standortgerechter Saatgutmischung. Schafschwingel (Festuca ovina), Horstrotschwingel (Festuca rubra commutata), Ausläuferrotschwingel (Festuca rubra), Gemeines Straußgras (Agrostis tenuis), Wiesenrispengras (Poa pratensis), Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), Ruchgras (Anthoxantum odoratum) und Niedriges Rispengras (Poa supina) waren das Grundgerüst der Saatgutmischungen, die bei Ansaaten in der Vergangenheit ver- wendet wurden. Die Mischung stellt einen Kompromiß dar zwischen dem Wünschenswerten und dem Möglichen. Einige typische „Feldbergarten", wie z.B. Borstgras und die betreffenden Hainsimsenarten fehlen mangels Verfügbarkeit im Samenhandel. Wegen oft unsicherer Herkunft des Saatgutes wird heute auf kleinen Flächen oder Bereichen mit geringer Erosionsneigung auf Ansaaten verzichtet. Spontane Wiederbegrünung schließt eine Florenverfälschung aus. Gute Begehbarkeit der ausgewiesenen Wege war ebenfalls Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Erosionsbekämpfung.
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