Sedes Sapientiae Mariologisches Jahrbuch Jg
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Internationaler Mariologischer Arbeitskreis Kevelaer Sedes Sapientiae Mariologisches Jahrbuch Jg. 14 (2010) Band 2 hrsg. von Manfred Hauke German Rovira Johannes Stöhr Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie: detaillierte bibliographische Angaben sind im Internet über http://dnd.d-nb.de abrufbar. Sedes Sapientiae Mariologisches Jahrbuch, 14 (2010) Bd. 2 Herausgegeben von Prof. Dr. Manfred Hauke Dr. German Rovira Prof. Dr. Johannes Stöhr Eine Veröffentlichung aus der Reihe des Internationalen Mariologischen Arbeitskreises Kevelaer e.V. (IMAK) 1. Auflage 2010 ISSN: © fe-medienverlags GmbH Hauptstraße 22, D-88353 Kisslegg Inhalt Die Marienweihe in der deutschsprachigen Theologie (20. Jt.) 5 Manfred Hauke Die Weihe der Welt an die Gottesmutter Maria 67 Manfred Hauke Die Diskussion um das dritte Geheimnis von Fatima 92 Manfred Hauke Die Bedeutung der Engel in der Botschaft von Fatima 110 Manfred Hauke Die Muttergottes von Philermos 119 Johannes Stöhr Die Bittschrift von Kardinal Mercier für die dogmatische Definition der universellen Gnadenmittlerschaft Mariens (1915). 128 Manfred Hauke Die Auserwählung Marias. Eine Betrachtung German Rovira 169 Mater Ecclesiae. Geschichte und Bedeutung eines umstrittenen Marientitels (Rez. zu A. Dittrich) 203 Manfred Hauke Berichte, Rezensionen, Literaturhinweise, Nachträge 229 Peter H. Görg, Johannes Stöhr, Ulrich Fox Zur Bibliographie der geistlichen Mutterschaft Marias 253 Johannes Stöhr 3 Die Abbildung des Titelblattes zeigt die am 28. 9. 2005 im Kölner Dom von Kardinal J. Meisner gesegnete neue Ikone der Gottesmutter von Phi- lermos, die sich in der Malteserkommende von Ehreshoven befindet (ge- malt von Makarius Tauc) 4 Die Marienweihe in der deutschsprachigen Theologie des 20. Jahrhunderts Manfred Hauke 1. Einführung Die Weihe an Gottesmutter ist die intensivste Form der Marien- verehrung, weil sich der Gläubige dabei mit seinem ganzen Leben Maria anvertraut, die ihn auf vollkommene Weise zu Christus führt. Papst Pius XII. nennt die Marienweihe „eine Ganzhingabe seiner selbst (un dono intero di sé) für das ganze Leben und die Ewigkeit“1. Leo Scheffczyk, in seinem Artikel über die „Weihe“ im „Marienlexi- kon“, gibt noch eine etwas ausführlichere Kennzeichnung: die Ma- rienweihe ist „eine besondere Form der Marienverehrung, in der ein Gegenstand oder eine Person der Gottesmutter (und darüber hinaus Gott selbst) hingegeben oder übereignet wird. Es kann sich aber auch die Person selbst oder eine Gemeinschaft (Weihe reflexiver Art) der Gottesmutter zur besonderen Verehrung, Nacheiferung und geistlicher Angleichung hingeben“2. Das aktuellste Beispiel für eine Marienweihe auf weltkirchlicher Ebene ist die Weihe der Priester an das Unbefleckte Herz Mariens durch Papst Benedikt XVI., anlässlich des Priesterjahres, am 12. Mai 2010 in Fatima3. Vorausgegangen sind feierliche Weihehandlungen im Geiste von Fatima, in denen die Päpste die ganze Welt dem Her- zen Mariens anvertraut haben, insbesondere Papst Pius XII. im Jahre 1 So in einer Ansprache vom 21.1.1945 an Mitglieder der Marianischen Kongregationen: PIO XII, Discorsi e radiomessaggi VI, Città del Vaticano 1961, 281. 2 SCHEFFCZYK, Leo, „Weihe“: Marienlexikon 6 (1994) 696-698 (697). 3 Vgl. BENEDIKT XVI., Weiheakt an das Unbefleckte Herz Mariens, Dreifaltig- keitskirche, Fatima, 12. Mai 2010: www.zenit.org, 13.5.2010. 5 Manfred Hauke 19424 sowie Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1982 und am 25. März 19845. Die theologische Reflexion über die Marienweihe hat vor allem durch die Weihehandlungen Pius‟ XII. eine kräftige Anregung bekommen: die meisten einschlägigen Publikationen sind nach dem Jahre 1942 entstanden, auch wenn die Weihe an die Gottesmutter viel älter ist6. 4 Vgl. CALKINS, A. B., Totus tuus. John Paul II„s Program of Marian Consecration and Entrustment, New Bedford/Massachusetts 1992 (31997), 98-106. Die Weihe geschah in der Radioansprache vom 31. Oktober an die Pilger von Fatima und wurde am 8. Dezember in der Petersbasilika erneuert. Vgl. die Texte in AAS 34 (1942) 313-325; GRABER, Rudolf – ZIEGENAUS, Anton (Hrsg.), Die Marianischen Weltrundschreiben der Päpste von Pius IX. bis Johannes Paul II. (1849-1988), Regensburg 31997, S. 166 f. 5 Vgl. GRABER-ZIEGENAUS (1997), S. 466-468 (25.3.1984); CALKINS (1992) 31-37; DERS., „Introduzione”, in: DERS. (Hrsg.), Giovanni Paolo II, Totus tuus. Il magistero mariano di Giovanni Paolo II, Siena 2006, 9-37 (26-29); SCHEFFCZYK, LEO, Die ‚Marienweihe‟ in Leben und Lehre Johannes Pauls II. unter systematischem Aspekt, in: ZIEGENAUS, Anton (Hrsg.), Totus tuus. Maria in Leben und Lehre Johannes Pauls II. (Mariologische Studien 18), Regens- burg 2004, 109-124. 6 Zur Geschichte der Marienweihe vgl. COURTH, FRANZ, „Marianische Gebetsformen“: BEINERT, WOLFGANG – PETRI, HEINRICH (Hrsg.), Hand- buch der Marienkunde, Regensburg 1984, 363-403 (394-399); Handbuch der Marienkunde I, Regensburg 21996, 526-566 (557-562); DE FIORES, Stefa- no, „Consacrazione“: DERS. u.a. (Hrsg.), Nuovo dizionario di mariologia, Cini- sello Balsamo 1985, 394-417 (398-406); DERS., „Consacrazione“: DERS., Maria. Nuovo dizionario I, Bologna 2006, 359-413 (361-378); CALKINS (1992) 41-156; DERS., “Marian Consecration and Entrustment“: MIRAVALLE, M.A. (Hrsg.), Mariology, Goleta/CA 2007, 725-766 (727-746); SCHEFFC- ZYK (1994) 697f; APOLLONIO, A., „La consacrazione a Maria“: Immaculata Mediatrix 1 (3/2001) 49-101 (72-91); HAUKE, MANFRED, „Totus tuus. Theologische Grundlagen der Marienweihe“: VON BRANDENSTEIN-ZEPPELIN, Albrecht u.a. (Hrsg.), Im Dienste der inkarnierten Wahrheit. Festschrift zum 25jährigen Pontifikat S.H. Papst Johannes Paul II., Weilheim-Bierbronnen 2003, 127-148 (139-143); DERS., Introduzione alla mariologia (Collana di Ma- riologia 2), Lugano 2008, 363-368; BOSS, SJ, Marian Consecration in the Con- temporary Church, in: DIES. (Hrsg.), Mary. The Complete Resource, Oxford 2007, 411-423; PERRELLA, S.M., Affidamento/Consacrazione, in: DE FIORES, STEFANO u.a. (Hrsg.), Mariologia, Cinisello Balsamo 2009, 16-24 (17-20). 6 Marienweihe bei Theologen des 20. Jhts. Die vorliegende Studie befasst sich mit der Marienweihe in der deutschsprachigen Theologie des 20. Jahrhunderts. Vorgelegt werden dabei nur einige exemplarische Stationen, ohne Anspruch auf eine vollständige Behandlung des Themas. Ein wichtiger Einschnitt ist auch für den deutschsprachigen Raum das Jahr 1942 mit der Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens durch Papst Pius XII. Einen Höhepunkt findet die theologische Behandlung unseres The- mas unmittelbar vor und nach der feierlichen Weihe Deutschlands an das Unbefleckte Herz Mariens im Jahre 1954. Weitere Veröffent- lichungen wissen sich angeregt durch die Marienweihen während des Pontifikates von Papst Johannes Paul II7. 2. Das Thema „Marienweihe“ in den dogmatischen Hand- büchern Vor dem Jahr 1942 findet sich in der deutschsprachigen Theologie nur sehr wenig über die Weihe an die Gottesmutter. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es eine ganze Reihe monographischer Behandlun- gen der Mariologie8, aber das Thema der Weihe taucht dabei nur selten auf. Kennzeichnend ist bereits ein Blick auf die dogmatischen Handbücher bzw. die systematischen Abhandlungen der Mariologie. Typisch ist hier das unvollendete „Handbuch der katholischen Dogmatik“ von Matthias Joseph Scheeben (1835-1888), das reifste ma- riologische Werk deutscher Sprache im 19. Jahrhundert. Es wurde geschrieben 1876-1888, aber in weiteren Kreisen rezipiert erst im 20. Jahrhundert, vor allem seit dem Scheeben-Jubiläum 19359. Scheeben äußert sich in tiefgründiger Weise über die theologischen Grundla- 7 Vgl. etwa ROVIRA, GERMAN, „Mutter der Menschen und der Völker. Die Weihe der Welt an das Herz Marias“, in: DERS. – STÖHR, JOHANNES (Hrsg.), Totus tuus. Theologische Kommentare zur Mariologie Johannes Pauls II., Bd. 1, Bamberg 1986, 165-172; ZIEGENAUS (2004). 8 Vgl. GÖRG, PETER H., „Sagt an, wer ist doch diese“. Inhalt, Rang und Entwick- lung der Mariologie in dogmatischen Lehrbüchern und Publikationen deutschsprachi- ger Dogmatiker des 19. und 20. Jahrhunderts, Bonn 2007. 9 Vgl. HAUKE, MANFRED, „Die Mariologie Scheebens – ein zukunftsträchtiges Vermächtnis“, in: Stickelbroeck, Michael (Hrsg.), Donum veritatis, Regens- burg 2006, 255-274 (270); GÖRG (2007) 135 f. 7 Manfred Hauke gen der Weihe an die Gottesmutter: so schreibt er über die Mitwir- kung an der Erlösung, die universale Vermittlung der Gnade und das reinste Herz Mariens, das ihren „mütterlichen Personalcharakter“ repräsentiert10; aber die Marienweihe selbst wird nicht näher zum Thema erhoben. Auch das wohl bekannteste Lehrbuch der deutsch- sprachigen Mariologie im 20. Jht., aus der Feder von Michael Schmaus (1955, 21961), umfasst über 500 Seiten, behandelt aber die Weihe an die Gottesmutter nicht11. Natürlich fehlt in fast keiner dogmatischen Abhandlung über Maria der Hinweis auf die besondere Verehrung der Gottesmutter (Hyperdulie)12, aber das Thema der Weihe wird in aller Regel nicht näher entfaltet. Unter den mariologischen Handbüchern deutscher Sprache wird die Marienweihe erstmals im Jahre 1951 ausführlicher behandelt von Carl Feckes, dem an Scheeben orientierten Gründer der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mariologie13, in der von dem Jesuiten Paul Sträter herausgegebenen dreibändigen „Marienkunde“: „Die Weihe der Kirche und der Welt an Maria“14. Unter den neueren Handbü- chern sind erwähnenswert die Werke von Johann Auer (1988)15 und 10 Vgl. HAUKE (2006) 267-270. 11 Vgl. SCHMAUS, MICHAEL, Mariologie, München 21961. Zu Schmaus vgl. GÖRG