E N T W U R F

Stadt

Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes nach § 171b BauGB „Östliche Innenstadt“

Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Auftraggeber: Stadtverwaltung Zwenkau Bürgermeister-Ahnert-Platz 1 04442 Zwenkau Telefon: 034203 509-0 E-Mail: [email protected]

Auftragnehmer/Bearbeiter: Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH Geschäftsstelle Dresden Königsbrücker Straße 31 - 33 01099 Dresden [email protected]

Bearbeitungsstand: Februar 2019

Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Inhaltsverzeichnis

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1. Vorbemerkungen ...... 1

1.1 Anlass und Ziele der Fortschreibung ...... 1 1.2 Ableitung der Entwicklungspriorität im gesamtstädtischen Kontext ..... 2 1.3 Arbeitsweise und Methodik...... 5

2. Die Stadt Zwenkau ...... 6

2.1 Lage und Funktion der Stadt Zwenkau ...... 6 2.2 Übergeordnete Planungen, regionale Kooperationen ...... 7 2.3 Umsetzungsstand der städtebaulichen Erneuerung ...... 8 2.4 Relevante kommunale Planungen ...... 11

3. Das Untersuchungsgebiet ...... 12

3.1 Lage, Bedeutung und Funktion in der Gesamtstadt ...... 12 3.2 Räumliche Qualität, Stadtbild ...... 13 3.3 Bevölkerungsentwicklung und -struktur, Prognose bis 2030 ...... 16 3.4 Soziale Situation ...... 21 3.5 Grundstücks- und Eigentumsverhältnisse ...... 22 3.6 Nutzungsstruktur und Wohnungsmarktentwicklung ...... 23 3.6.1 Gebäudenutzung ...... 23 3.6.2 Haushaltsgrößen ...... 23 3.6.3 Bauzustand/Sanierungsstand ...... 24 3.6.4 Leerstand ...... 25 3.6.5 Denkmalschutz ...... 26 3.7 Wirtschaft ...... 27 3.8 Verkehr, technische Infrastruktur ...... 30 3.8.1 Verkehr ...... 30 3.8.2 Technische Infrastruktur ...... 32 3.9 Soziale Infrastruktur ...... 34 3.9.1 Kindertagesstätten ...... 34 3.9.2 Schulen ...... 35 3.9.3 Medizinische Versorgung ...... 36 3.9.4 Freizeit, Sport und Kultur ...... 36 3.9.5 Seniorenbetreuung ...... 36

III Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.9.6 Zielentwicklungen der sozialen Infrastruktur ...... 37 3.10 Energie und Klimaschutz ...... 38

4. Anhörung der Träger öffentlicher Belange ...... 39

5. Zusammenstellung der Analyseergebnisse ...... 41

6. Maßnahmen- und Entwicklungskonzept ...... 44

6.1 Entwicklungsziele ...... 44 6.2 Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept ...... 47

7. Vorläufige Kosten- und Finanzierungsübersicht ...... 51

8. Verfahrensrechtliche Empfehlungen ...... 52

8.1 Abwägung der Instrumente gem. BauGB ...... 52 8.2 Erweiterung der Abgrenzung als Stadtumbaumaßnahme entsprechend §§ 171 a ff. BauGB ...... 52 8.3 Fazit zur verfahrensrechtlichen Abwägung, Gebietsabgrenzung ...... 53

9. Monitoring und Evaluierung ...... 55

Tabellenverzeichnis

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Tabelle 1: Prognose der Einwohnerentwicklung in drei Varianten ...... 20 Tabelle 2: Übersicht der Kindertageseinrichtungen im Untersuchungsgebiet „Östliche Innenstadt“ (Stand: 30.06.2014) ...... 34 Tabelle 3: Kosten- und Finanzierungsübersicht ...... 51 Tabelle 4: Evaluierungstabelle ...... 56

Planverzeichnis

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Plan 1: Handlungsempfehlungen (Quelle: INSEK-Fortschreibung 2018) ...... 4 Plan 2: Gebietsabgrenzungen ...... 10 Plan 3: Städtebauliche Teilbereiche ...... 15 Plan 4: Mängel und Konflikte ...... 33 Plan 5: Zielkonzept ...... 46 Plan 6: Handlungsfelder und Maßnahmen ...... 50

IV Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Grafikverzeichnis

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Grafik 1: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Zwenkau und des Untersuchungsgebietes von 2008 bis 2017 ...... 16 Grafik 2: natürliche Bevölkerungsentwicklung (Untersuchungsgebiet) 2008 bis 2017 .. 17 Grafik 3: Wanderungsverhalten (Untersuchungsgebiet) 2008 bis 2017 ...... 17 Grafik 4: Anstieg der Kinder und Jugendlichen im Untersuchungsgebiet ...... 18 Grafik 5: Vergleich des Anstieges der Kinder und Jugendlichen im Untersuchungsgebiet und Gesamtstadt ...... 18 Grafik 6: Altersgruppenanteil im Jahr 2008 (Untersuchungsgebiet) ...... 19 Grafik 7: Altersgruppenanteil im Jahr 2017 (Untersuchungsgebiet) ...... 19 Grafik 8: Vergleich der prognostizierten Einwohnerentwicklung (Basisjahr 2014) mit dem Landkreis und dem Freistaat Sachsen ...... 20 Grafik 9: Sanierungszustand der Gebäude im Untersuchungsgebiet (Erhebung 2018) ...... 25 Grafik 10: Wohn- und Gewerbebestand sowie Leerstand ...... 26

Anlagen Anlage 1 Maßnahmeblätter Anlage 2 Kostenübersicht

V Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

1. Vorbemerkungen

1.1 Anlass und Ziele der Fortschreibung Zwenkau ist eine Kleinstadt mit 9.222 Einwohnern (Stand 31.12.2017) im Verdichtungsraum Leipzig, des Landkreises Leipzig. Die Stadt hat seit den 1990er Jahren einen beachtlichen Wandel vollzogen. Im Zuge der jahrzehntelangen Vernachlässigung, welche in Zusammen- hang mit dem Braunkohletagebau zu betrachten war, bestand nach der Wende ein erhebli- cher Sanierungsstau. Mit dem Ziel, die Altstadt wieder zu einem attraktiven Wohnstandort und zu einem lebendigen Zentrum für Handel, Dienstleistungen und funktionsgerechte öf- fentliche Einrichtungen zu entwickeln, trat 1993 für das Gebiet Zwenkau „Stadtkern“ eine Sanierungssatzung in Kraft. Bis zum Jahr 2014 wurden zahlreiche private und öffentliche Gebäude modernisiert und das Wohn- und Geschäftsumfeld im Zentrum wurde aufgewertet.

Weiterhin wurde in Zwenkau im Jahr 2011 der Aufstellungsbeschluss für das Stadtumbau- gebiet „Östliche Innenstadt“ festgelegt. Dieses grenzt östlich an das Sanierungsgebiet an. Die perforierten Blockrandstrukturen, mangelnde Straßenraumgestaltung, fehlende Aufent- haltsqualität sowie der weit überdurchschnittlich hohe Wohnungsleerstand waren die Her- ausforderungen für die Gesamtentwicklung des Stadtumbaugebietes. Durch die Unterstüt- zung privater Wohnungseigentümer von Mehrfamilienhäusern sowie das Setzen von Schwerpunkten im Bereich soziale Infrastruktur (Schulzentrum, KulturKino, Ärztehaus, etc.), sollte diese Situation verbessert werden. Auch das Stadtumbaugebiet konnte von den getä- tigten Maßnahmen erheblich profitieren und aufgewertet werden.

Die bereits begonnenen Schritte zur Aufwertung und Attraktivierung der Stadt Zwenkau wer- den als sehr positiv bewertet und konnten wesentliche neue Impulse für die Stadtentwicklung setzen. Dies soll mit der Erweiterung des Fördergebietes sowie Aufstockung der Finanzhilfen fortgesetzt werden.

Aufgrund der erzielten Bevölkerungsgewinne sowie den gewachsenen Infrastrukturen, ste- hen der Stadt neue Herausforderungen bevor. Nicht nur allein der klassische demografische Wandel mit den einhergehenden Alterungsprozessen, sondern auch die Bevölkerungsge- winne durch die räumliche Nähe zum Ballungszentrum Leipzig bringen die Stadt an ihre funktionalen Kapazitätsgrenzen sowie zu einer teilweisen Überlastung der Stadtstrukturen. Dabei entwickeln sich derzeit die einzelnen Stadtteile uneinheitlich und inhomogen. In Teilbereichen nimmt die Überalterung der Bevölkerung zu und auch die Nachfrage nach Ein- richtungen der Betreuung von Senioren wird weiter zunehmen. In weiten Teilen des Stadt- gebietes findet dagegen Zuwanderung statt, wobei hier die jüngeren Altersgruppen dominieren und die Nachfrage nach Einrichtungen zur Kinderbetreuung und zur Freizeitgestaltung steigen wird. Um eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtentwicklung si- cherzustellen, werden zusätzliche Maßnahmen notwendig.

Aus diesem Grund hat die Stadt Zwenkau im Jahr 2018 eine Überprüfung der Ziel- und Maßnahmeplanung für das Stadtumbaugebiet vorgenommen. Begonnene Maßnahmenkom- plexe sollen fortgesetzt und in einem erweiterten Bereich der Innenstadt (siehe Plan 1) reali- siert werden. Neben der weiteren Sanierung von privaten Gebäuden, steht die Schaffung zukunftsfähiger Strukturen im Mittelpunkt. Grundlegende Ziele sind:  funktionale Stärkung der Innenstadt  Bündelung und Entwicklung öffentlicher Angebote, v. a. im Bereich der sozialen Infra- struktur  Sicherung der Versorgungsfunktion und des Handels  Gestaltung der Stadt als Begegnungsraum aller Altersgruppen  Kultur und Identifikation, Integration der Zuwanderer

1 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Im Ergebnis dieser Überprüfung im INSEK wird mit diesem Konzept eine schwerpunktmäßi- ge Umgestaltung von Maßnahmeansätzen sowie eine neue Gebietskulisse der städtebauli- chen Erneuerung erarbeitet, welche sich an den erarbeiteten Zielen der Fortschreibung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (INSEK) von 2017 orientieren.

1.2 Ableitung der Entwicklungspriorität im gesamtstädtischen Kontext Die räumlichen Entwicklungsprioritäten für die städtebauliche Entwicklung der Stadt Zwen- kau wurden im Rahmen der Aufstellung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskon- zeptes (INSEK) aus dem Jahr 2003 und in dessen Fortschreibung 2017 festgelegt.

Grundlage für die Festlegung war die Ableitung von Entwicklungsunterschieden und Hand- lungserfordernissen auf Basis städtebaulicher und demografischer Indikatoren. Für das Stadtgebiet wurden im Rahmen des Konzeptes strukturelle Entwicklungsunterschiede und -erfordernisse ermittelt. Diese müssen im Rahmen der Evaluierung und Fortschreibung des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“ einbezogen werden. Ermittelt wurden u. a.:

 Ambivalente Einwohnerentwicklung der Stadt; die im Rahmen der Untersuchung festgelegten Stadtgebiete weisen differenzierte Einwohnerentwicklungen auf - Zwenkau Ost: Wanderungsgewinne - Zwenkau Nord-West und Nord-Ost: stabile bis rückläufige Bevölkerungsentwicklung

 Anstieg der Altersgruppe der unter 25-Jährigen; im Stadtteil Zwenkau-Ost

 Anstieg der Altersgruppe der über 65-Jährigen; im Stadtteil Nord-West und Nord-Ost

 Tendenz zu mehr jungen und älteren Haushalten; Umbau und Modernisierung Woh- nungen im Stadtgebiet

 Nutzungskonflikte entlang der Hauptverkehrsachsen; hohe Lärmbelastung entlang innerstädtischer Hauptstraßen

 Sicherung und Ausbau sozialer Einrichtungen; Angebote der Kinder und Jugendli- chen müssen aufgrund des Zuzuges ausgebaut werden; Angebote der Daseinsvorsorge müssen, vor dem Hintergrund der Alterung der Bewohner, gesichert werden

Im Zuge der räumlichen Differenzierung von Problemlagen wurden im INSEK folgende Priori- täten und Handlungsbedarfe festgestellt:

Priorität 1: Mischgebiet nordöstlich der Innenstadt bis zum Seeufer - Stabilisierung und Weiterentwicklung der Wohnbereiche und Ergänzung und Verbesserung der kommunalen Infrastrukturen

Entwicklungsziele, Kernmaßnahmen Sicherung und Weiterentwicklung der Wohnstandorte in der erweiterten östlichen Innenstadt. Neuerschließung der Flächen nordöstlich davon in Richtung Seeufer. Effektive Nutzung der Flächenpotenziale an der „Alten Schäferei“ für die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur.

2 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Priorität 2: Erweiterung und Stabilisierung der Gebiete für Wohnen und Tourismus im Norden der Stadt in Seenähe

Entwicklungsziele, Kernmaßnahmen Zielstellung ist eine Strukturverbesserung und Nutzungsintensivierung im Rahmen der Funk- tion Wohnen und Tourismus als Bestandteil der Stadt mit Handel und Dienstleistung, Klein- gewerbe, Kultureinrichtungen und Einrichtungen der sozialen Daseinsvorsorge.

 Standortsicherung, bedarfsgerechte Anpassung von Standorten der öffentlichen Daseins- vorsorge (u. a. Erweiterung der vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen)  Optimierung der Verkehrsführung zur Entlastung der Leipziger Straße durch eine zweite Verkehrsachse im Osten der Stadt  Verbesserung der Anbindung der Ufergebiete im ÖPNV sowie im innerstädtischen Rad- verkehr bei gleichzeitiger Optimierung der Parksituation  Ergänzung des Angebotes von Handel und Dienstleistungen, Hotellerie und Gastronomie zur Verbesserung der Versorgung von Bewohnern und Gästen  energetische Sanierung und Verbesserung in den Beständen des Geschosswohnungs- baus zur Sicherung des Wohnstandortes der alteingesessenen Bevölkerung

Priorität 3: Langfristige Sicherung und Erweiterung der Sozial- und Freizeitinfrastruk- tur in verschiedenen Bereichen der Gesamtstadt

Entwicklungsziele, Kernmaßnahmen Sicherung und Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktur  Erweiterung der bestehenden Einrichtungen der Seniorenbetreuung und Altenpflege  Schaffung von zusätzlichen Einrichtungen von Kinderbetreuung und Ausbildung, zusätzli- che Kita-Plätze, Erweiterung des Schulhortes und der Grundschule, Wiederansiedlung ei- ner weiterführenden Oberschule am Standort  Sanierung, Ergänzung und Erweiterung bestehender Sport- und Freizeiteinrichtungen

3 Stadt Zwenkau

T Fortschreibung Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) 2016

Plan 7

HandlungskonzeptPlan 7

WB Wohnbau Bestand WB WN Wohnbau Erweiterung

SU Bestand

SU Erweiterung WN

B Schwerpunkt Bildung und Betreuung

P T Schwerpunkt Tourismus T

Z zentrale Funktionen B +$ )"P neue Parkflächen innerstädtische Vernetzung

neue Erschließungsachse

Stadtgrenze (Ausschnitt)

Gewässer (ausgewählte) Z P

Maßstab: 1:10.000 0 205 410 Meter ±

Geschäftsstelle Dresden 1:10.000 Datum: 21.12.2017

Datengrundlage Landesvermessungsamt Sachsen, GEOSN 2017 L:\WSE\ARCView\Projekte\ZWENKAU\INSEK\Handlungskonzept_Zwenkau.mxd Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

1.3 Arbeitsweise und Methodik In seiner Arbeitsweise und Methodik ist dieses Konzept in seinen Betrachtungstiefen vielfäl- tig und komplex angelegt. Die Auswertung sogenannter harter Daten wurde dabei mit einem diskursiven Planungsansatz verbunden.

Folgende städtische Planungen und Konzepte wurden bei der Bearbeitung berücksichtigt:

 Fortschreibung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Zwenkau, 2017  städtebauliches Entwicklungskonzept „Östliche Innenstadt“, 2011

Das vorliegende städtebauliche Entwicklungskonzept gliedert sich thematisch in drei Teile:

Die Kapitel 2 bis 5 erörtern die städtebauliche und funktionale Ausgangssituation, definieren Mängel und Defizite gleichwohl wie Potenziale.

Die Kapitel 6 und 7 erörtern die durch das INSEK vorgegebene Zielstellung auf Ebene des Untersuchungsgebietes, konkretisieren diese gemäß den Zielen des Stadtumbaus in Hand- lungsfeldern und Festlegungen von Einzelmaßnahmen. Im Kapitel 8 erfolgt die verfahrens- rechtliche Ableitung zur Gebietsabgrenzung.

Das Kapitel 9 thematisiert abschließend das Evaluierungs- und Monitoringkonzept.

5 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

2. Die Stadt Zwenkau

2.1 Lage und Funktion der Stadt Zwenkau Die Stadt Zwenkau ist eine Kleinstadt mit 9.222 Einwohnern (Stand 31.12.2017) im Land- kreis Leipzig. Mit seinen insgesamt sechs Ortsteilen erstreckt sich die Stadt auf einer Fläche von rund 46,22 km². Infolge der Eingemeindungen umliegender Dörfer ist die Gesamtstruktur der Stadt durch einen ländlichen Duktus in den Außenbereichen und eine städtische Dichte im Kern geprägt. Nachbarstädte Zwenkaus sind Böhlen und sowie, getrennt durch den Zwenkauer See, und Leipzig. Der im Landesentwicklungsplan Sachsen (LEP 2013) im Verdichtungsraum gelegene Ort Zwenkau liegt abseits der direkten Verbin- dungsachse Leipzig - Chemnitz, aber mit direkter Anbindung an diese über die B 2.

Im aktuell gültigen Regionalplan des Regionalen Planungsverbandes Leipzig-Westsachsen (in der Entwurfsfassung 2017) ist die Stadt Zwenkau auf der regionalen Verbindungs- und Entwicklungsachse Leipzig - Gera dargestellt. Weiterhin ist die Stadt als Grundzentrum zwi- schen dem Mittelzentrum Markkleeberg und einem weiteren Grundzentrum, Pegau, an die- ser Achse ausgewiesen. Diese zentrale Funktion gilt es zu erhalten und zu verstärken. Au- ßerdem ist die Stadt mit der besonderen Gemeindefunktion Tourismus ausgestattet. Die Verstärkung dieser wirtschaftlich bedeutenden Funktion ist zentrales Thema der kommenden Jahre.

Als charakteristisches und überregionales Kennzeichen der Stadt ist der Zwenkauer See mit seinen Hafenanlagen bekannt. Er liegt im Norden der Stadt und ist einerseits eine natürliche Trennlinie nach Leipzig und Markkleeberg, bietet aber andererseits Chancen einer eigen- ständigen Entwicklung der Tourismuswirtschaft.

Abb. 1: Räumliche Lage im Freistaat Sachsen Quelle: Landesentwicklungsplan Sachsen, 2013

6 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

2.2 Übergeordnete Planungen, regionale Kooperationen Der Regionale Planungsverband Leipzig-Westsachsen hat als Träger der Regionalplanung den bestehenden Regionalplan mit Beschluss vom 13.12.2013 fortschreiben lassen. Aktuell erfolgt die Fortschreibung des Regionalplanes. Die Auslegung ist erfolgt, die Entwurfsfas- sung 2017 bereits im Internet veröffentlicht.

Grundsätzliche Zielstellungen für die Region werden wie folgt definiert:  Förderung von Innovation und Wachstum - Sicherung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft  Sicherung der Daseinsvorsorge unter den Bedingungen des demografischen Wandels  ressourcenschonende Mobilität und integrierte Verkehrsentwicklung  effiziente Flächennutzung  Einbindung von Strategien zum Klimaschutz und zur vorausschauenden Anpassung an die Folgen des Klimawandels  Der Raum um Zwenkau soll als attraktiver, zukunftsweisender Lebens-, Kultur- und Wirt- schaftsraum gestaltet werden.

Schwerpunkte sind dabei:  Entwicklung attraktiver Bergbaufolgelandschaften mit wassergebundenen Freizeit- und Tourismusangeboten im „Leipziger Neuseenland“  Förderung der Entwicklung des Wirtschaftsfaktors Erholung und Tourismus  Entwicklung einer vielfältigen Kultur- und Erholungslandschaft mit einem großen, funktio- nal zusammenhängenden Waldgebiet, welches zugleich Teil des „Grünen Rings um Leipzig“ ist.

Die Stadt Zwenkau ist, zusammen mit der Stadt Böhlen, als grundzentraler Verbundraum in der Planungsregion Leipzig-Westsachsen eingestuft.

Als Grundzentrum hat die Stadt Zwenkau folgende Aufgaben:  Sicherung und Stärkung der übergemeindlichen und lokalen Versorgungs-, Wirtschafts- und Dienstleistungszentren  Sicherstellung der Grundversorgung im Nahbereich  Sicherstellung von Erreichbarkeit mit ÖPNV für die umliegenden Gemeinden und Weiter- transport an höherrangige Zielorte  Entwicklung des grundzentralen Verbundes unter Berücksichtigung der Funktionen des Oberzentrums Leipzig

Zwenkau ist als Stadt mit der Sonderfunktion Tourismus ausgewiesen. Dazu hat die Stadt die für die Sonderfunktion notwendige infrastrukturelle Ausstattung zu sichern und zu entwi- ckeln. Die Sonderfunktion wurde zugeteilt, weil es sich bei Zwenkau um einen Standort über- regional bedeutender Freizeiteinrichtungen (BELANTIS, gemeinsam mit Leipzig) handelt und sehr hohes touristisches Potenzial (Hafen, Nordufer Zwenkauer See) vorhanden ist.

Die Stadt liegt an der regional bedeutsamen Verbindungs- und Entwicklungsachse Leipzig - Markkleeberg - Zeitz - Gera. Darüber hinaus erfolgt die verkehrliche Anbindung an die ge- nannten Mittel- und Oberzentren dreier benachbarter Bundesländer (Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen).

7 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

2.3 Umsetzungsstand der städtebaulichen Erneuerung Bereits Anfang der 1990er Jahre wurde in Zwenkau rund um das Stadtzentrum ein Sanie- rungsgebiet nach § 136 ff ausgewiesen, in dem bis Ende 2012 zahlreiche Maßnahmen der öffentlichen Infrastruktur sowie private Maßnahmen zur Aufwertung des Stadtgebietes durchgeführt wurden. Die Erfolge sind nicht nur im Stadtgebiet sichtbar, sondern auch der Leerstand im Gebiet wurde gestoppt und die Bevölkerungszahl nimmt wieder zu.

Abb. 2: Rathaus und Marktbereich nach der Sanierung

Das zu betrachtende Gebiet des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innen- stadt“ umfasst die z. T. gründerzeitlich geprägten Bebauungsstrukturen, abwechselnd mit dörflichen Gebäuden entlang der Leipziger Straße. Im Nordwesten angelagert sind Ge- schosswohnungsbauten der 1940er bis 1980er Jahre, östlich davon befinden sich überwie- gend Bauwerke der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Süden wird das Gebiet durch die Bahnhofstraße begrenzt, die in der Bebauung der Leipziger Straße ähnelt.

Zur Erhaltung und Aufwertung dieser heterogenen städtebaulichen Struktur wurde im Jahr 2011 ein Stadtumbaugebiet nach § 172 b BauGB für eine kleine Fläche von rund 14 ha be- schlossen, welches jetzt auf rund 72 ha erweitert werden soll.

Es wird eingeschätzt, dass wesentliche Ziele der städtebaulichen Gesamtmaßnahme noch nicht erreicht werden konnten. Durch die Gebietserweiterung werden auch die wichtigen Be- reiche der sozialen Infrastruktur und des altersgerechten Stadtumbaus berücksichtigt. Dies ist Inhalt der Fortschreibung des städtebaulichen Handlungskonzeptes.

Perforierte Blockrandstrukturen, mangelnde Straßenraumgestaltung, fehlende Aufenthalts- qualität und Infrastruktur sowie der teilweise vorhandene Wohnungsleerstand im Untersu- chungsgebiet „Östliche Innenstadt“ stellen heute, aufgrund ihrer zentralen Lage im Stadtge- füge, eine wesentliche Beeinträchtigung für die Gesamtentwicklung der Stadt dar.

Aufgrund von aktuellen Einschätzungen aus Fachplanungen und des aktuellen INSEK, wer- den in die Überprüfung des Entwicklungsstandes die nördlich, östlich und südlich an das Gebiet angrenzenden Flächen mit einbezogen. Für die Standorte werden funktionale und

8 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“ städtebauliche Defizite, aber auch Rückwirkungen auf die Funktionalität des bestehenden Stadtumbaugebietes angenommen.

Darüber hinaus werden

 das Wohngebiet „Pulvermühle“, welches sich westlich der Leipziger Straße bis zum Stadt- rand im Nordwesten linksseitig der Mulde erstreckt, sowie  das Gebiet der Freiflächen und rudimentären Bebauung rund um die „Alte Schäferei“, die für eine Ansiedlung neuer Einrichtungen in Frage kommen könnten, betrachtet.

Die vorgenannten Gebietskulissen können dem Plan 2 entnommen werden.

9 Stadt Zwenkau

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Plan 2 Gebiete der Städtebauförderung

Abgrenzung "Stadtkern", SEP

Abgrenzung SUO "Östliche Innenstadt"

geplantes Erweiterungsgebiet SU

Maßstab: 1:6.500 0 137,5 275 Meter ±

Geschäftsstelle Dresden 1:6.500 Datum: 20.02.2019

Datengrundlage Landesvermessungsamt Sachsen, GEOSN 2018 L:\WSE\ARCView\Projekte\ZWENKAU\SEKo 2018\Karten\Fördergebiete.mxd Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

2.4 Relevante kommunale Planungen Flächennutzungsplan Der Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Zwenkau wurde 2012 aufgestellt und befindet sich momentan in der komplexen Änderung. FNP, INSEK und SEKo werden inhaltlich und zeitlich aufeinander abgestellt. Aufgrund veränderter städtebaulicher Entwicklungsansprüche sowie der notwendigen Fortschreibung und Konkretisierung der Entwicklungsziele im Zusammen- hang mit dem Zwenkauer See ist eine komplexe Fortschreibung des gesamten Flächennut- zungsplans erforderlich. Ziel der Planung ist die Schaffung der planungsrechtlichen Voraus- setzungen für eine zusammenhängende städtebauliche Entwicklung des Gemeindegebietes.

Integriertes Stadtentwicklungskonzept Das integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) wurde in den Jahren 2016/2017 umfas- send fortgeschrieben und bildet die wichtigste Grundlage dieses Entwicklungskonzeptes. Die wichtigsten Ziele und Inhalte wurden bereits in Kapitel 1.2. dargestellt.

Grüner Ring Leipzig Die Stadt Zwenkau ist Mitglied des Grünen Rings Leipzig. Diese Kooperation besteht seit 1996, umfasst 13 Städte und Gemeinden rund um Leipzig und fokussiert auf Umsetzungen regionaler Projekte. So wurden bereits die Radwegenetze „Äußerer Grüner Ring“ und „Inne- rer Grüner Ring“ für Erholungsnutzung gebaut. Des Weiteren steht eine CO2-freie Fortbewe- gung im Fokus. Diese soll auch für Alltagswege, zur Arbeit oder Schule, eine Alternative werden. Der dafür nötige Ausbau sicherer Wege wird geplant und trägt zur Attraktivitätsstei- gerung der Gegend bei. Das „Regionale Handlungskonzept Grüner Ring Leipzig 2014, Maß- nahmenkatalog Stadt Zwenkau“ bestimmt Maßnahmen, die in der Stadt Zwenkau und teil- weise gemeinsam mit weiteren Städten/Gemeinden umgesetzt werden sollen.

Masterplan Zwenkauer See Im Rahmen der Neuanlage des Zwenkauer Sees sind umfangreiche Umstrukturierungen von Siedlung und Landschaft die Folge. Die wichtigsten Bausteine sind im Masterplan verankert und definiert, so z. B. der Hafen, die Bebauung am Kap und südlich davon sowie die Was- serbautechnischen Anlagen zur Absicherung gegen Hochwasser, die eine dauerhafte Nut- zung der neuen Strukturen garantieren.

Einzelhandels- und Zentrenkonzept Das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2016 befasst sich mit den vorhandenen Rahmen- bedingungen und Strukturen sowie dem Nachfrageverhalten und den sich daraus ergeben- den Änderungen von Standorten und Entwicklungen.

Verkehrskonzept Das Verkehrskonzept wurde 2018 fortgeschrieben, um die Auswirkungen der strukturellen Veränderung in allen Bereichen des Verkehrs zu dokumentieren und künftige Planungen an- zupassen.

11 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3. Das Untersuchungsgebiet

3.1 Lage, Bedeutung und Funktion in der Gesamtstadt Das Untersuchungsgebiet ist nicht als selbstständiges Quartier zu betrachten, vielmehr übernimmt es als östlicher Teil der Innenstadt funktionsanteilig die Aufgaben eines zentralen Versorgungsstandortes sowie eine Verbindungsfunktion der restlichen Quartiere. Das Gebiet unterscheidet sich maßgeblich in seiner Bebauung vom Geschosswohnungsbau im nördli- chen Teil des abgegrenzten Bereiches, als auch typische Gebiete mit vorwiegender Reihen- hausbebauung (Baugenossenschaften) der 1920er und 1930er Jahre sowie der klassischen Einfamilienhausbebauung.

Funktionsanteilig übernimmt das Untersuchungsgebiet zentrale Aufgaben des Versorgungs- standortes Zwenkau. Im Gebiet sind insbesondere folgende Teilfunktionen verortet:

 innerstädtisches Wohnen  Handel- und Dienstleistung  kulturelles Zentrum  Verkehrsknoten mit gesamtstädtischer Verteilfunktion  Schwerpunkt für Bildungseinrichtungen  überregionaler medizinischer Standort  Knotenpunkt der Versorgungsnetze bzw. Verkehrsachsen.

Durch seine Lage zwischen dem Zwenkauer See, der Altstadt und den Wohngebieten, bietet sich das Untersuchungsgebiet als Verbindungsquartier zwischen den genannten Stadtberei- chen an. Im Mittelpunkt der städtischen Entwicklungsziele steht die parallele und qualitativ hochwertige Entwicklung mit den neugeschaffenen Strukturen am Zwenkauer See. Durch die positive Bevölkerungsentwicklung sowie der unterschiedlichen Altersgruppenentwicklung in den letzten Jahren, sollen die vorhandenen städtebaulichen Strukturen qualifiziert und aus- gebaut werden. Dazu soll der im Plan 2 abgegrenzte Untersuchungsbereich funktional gesi- chert und städtebaulich aufgewertet werden. Die im INSEK der Stadt Zwenkau, Fortschrei- bung 2017, formulierten Prioritäten werden hierbei berücksichtigt und realisiert.

Das Bestreben zum Erhalt und zur Aufwertung der historischen Bausubstanzen verfolgt, ne- ben der lokalen Identifikation zur Stadt, auch touristische und somit wirtschaftliche Aspekte. Eine weitere Aufwertung trägt zum positiven Image des gesamten Stadtbildes sowie einer einheitlichen positiven Entwicklung aller Stadtquartiere bei.

12 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.2 Räumliche Qualität, Stadtbild Die städtebauliche Situation ist aufgrund der vielfältigen, unterschiedlichen Baustrukturen im Untersuchungsgebiet sehr heterogen. Neben den in geschlossener Blockrandbauweise er- richteten Straßenzüge der Gründerzeit sowie in offener oder geschlossener Bauweise errich- teten Altbaubestände der 1920er und 1930er Jahre im bisher bestehenden Stadtumbauge- biet (Arthur-Mahler-Straße, Bahnhofstraße), sind im nördlichen Teilbereich des Untersu- chungsgebietes (Otto-Engert-Straße, Nordstraße und Pulvermühlenweg) zeilenartig gestalte- te Bebauungsstrukturen der 1960er/1970er Jahre im städtebaulichen Erscheinungsbild vor- zufinden. Schließlich ergänzen partiell Einfamilien- und Doppelhäuser sowie Reihenhäuser aus den 1930er Jahren bis modern entstandene Häuser unserer Zeit die städtebauliche He- terogenität des Untersuchungsgebietes. Weiterhin sind die freistehenden Stadtvillen im Hei- matstil charakteristisch für das Gebiet.

Demzufolge gliedert sich das zu untersuchende Gebiet in fünf wesentliche bauliche und ge- schichtliche Strukturen, die deutlich zu verorten sind:

1. gründerzeitliches Erweiterungsgebiet der Innenstadt 2. Ein- und Mehrfamilienhausgebiet (Ostsiedlung/Großdeubener Weg) 3. Mischstrukturen entlang der Leipziger Straße 4. Freiraumstrukturen „Alte Schäferei“ 5. Blockbebauung der 1960er Jahre im nördlichen Bereich

In den nachfolgenden kurzen Steckbriefen werden die einzelnen Teilbereiche (s. Plan3) stichpunktartig beschrieben:

Gründerzeitliches Erweiterungsgebiet der Innenstadt

- Einrichtungen der sozialen Infrastruktur sowie auch Kultur - wichtige Verkehrsachsen - Vielzahl an unterschiedlichen Bau- epochen und -strukturen - vereinzelte Gewerbe im Erdgeschoss - Vielzahl an denkmalgeschützten Gebäu- den - starke Konzentration von Leerstand

Ein- und Mehrfamilienhausgebiet (Ostsiedlung/Großdeubner Weg)

- Großdeubener Weg als Verkehrsachse (neue zusätzliche Verbindungsachse) - Vielzahl an Ein- und Mehrfamilien- häusern - in rückwärtigen Bereichen minder- genutzte Flächen

13 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Mischstrukturen entlang der Leipziger Straße

- Leipziger Straße ist zentrale Verbin- dungsache in Zwenkau - Ein- bzw. Mehrfamilienhäuser mit zusätz- lichem Gewerbe - großflächige Gewerbeeinheiten (Netto, Gärtnerei) - mindergenutzte Fläche (Mendelssohn Straße 1) - öffentliche Infrastruktur (Bauhof)

Freiraumstrukturen „Alte Schäferei“

- Grünzug parallel zur Goethestraße, ver- einzelte Kleingärten - großflächige mindergenutzte Gewerbe- einheit - Gebäude in diesem Bereich weisen er- hebliche bauliche Mängel auf - große Freiraumstrukturen/Freiflächen

Blockrandbebauung der 1960er Jahre im nördlichen Bereich

- Zeilenbebauung der 1960er Jahre - sehr gute Auslastung wenig Leerstand - Mängel beim barrierefreien Zugang - großflächige Freiräume (ehemalige Rückbauflächen)/Flächenpotenziale - Garagenkomplexe am Pulvermühlenweg

14 Stadt Zwenkau

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Plan 3 Städtebauliche Teilbereiche

Untersuchungsgebiet "Östliche Innenstadt"

Blockbebauung der 1960er Jahre im nördlichen Bereich Ein- und Mehrfamilienhausgebiet (Ostsiedlung/Großdeubner Weg) Gründerzeitliches Erweiterungs- gebiet der Innenstadt Mischstrukturen entlang der Leipziger Straße Freiraumstrukturen alte Schäferei

Maßstab: 1:6.500 0 135 270 Meter ±

Geschäftsstelle Dresden 1:6.500 Datum: 20.02.2019

Datengrundlage Landesvermessungsamt Sachsen, GEOSN 2018 L:\WSE\ARCView\Projekte\ZWENKAU\SEKo 2018\Karten\städtebaulicheTeilbereiche.mxd Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.3 Bevölkerungsentwicklung und -struktur, Prognose bis 2030 Die in diesem Kapitel dargestellten Angaben zur Bevölkerungsentwicklung des Untersu- chungsgebietes basieren auf den Daten des Einwohnermeldeamtes der Stadt Zwenkau. Die Daten der Gesamtstadt Zwenkau wurden durch das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen (StaLa) zugearbeitet. In einzelnen Datenbeständen, die nicht über das Einwohner- meldeamt beschafft werden konnten, wurden die Daten des Statistischen Landesamtes ver- wendet. Der Vergleichszeitraum des Untersuchungsgebietes der Stadt Zwenkau wird auf die Jahre 2008 bis 2017 festgelegt.

Bevölkerungsentwicklung Im Untersuchungsgebiet waren zum 31.12.2017 rund 2.348 Einwohner mit Hauptwohnsitz registriert, dies entspricht ca. 25,5 % der Einwohner der Stadt Zwenkau (alle Ortsteile). Da- mit sind ein Viertel aller Einwohner der Stadt im Gebiet wohnhaft. Dies unterstreicht die be- deutende Rolle des Gebietes als Wohnquartier. Im Vergleich zur gesamtstädtischen Bevöl- kerungsentwicklung zeigt das Untersuchungsgebiet parallele Tendenzen auf. Seit 2009 hat das Untersuchungsgebiet, mit Ausnahme des Jahres 2015, an Bewohnern gegenüber dem Vorjahr gewonnen. Der durchschnittliche jährliche Anstieg beträgt rund 0,9 %. Im Jahr 2017 sind knapp 7 % mehr Einwohner im Gebiet wohnhaft als 2008. Diese Entwicklung lässt sich auch für die Gesamtstadt erkennen, wenn auch wesentlich niedriger. Die Stadt Zwenkau hat seit dem Jahr 2008 3,5 % Einwohnergewinne erzielen können. Grund für diese positive Be- völkerungsbilanz ist zum einen die Nähe zur Großstadt Leipzig und zum anderen die starke Stadtentwicklung zum Erholungs- und Tourismusort.

108%

106%

104%

102%

100%

98%

96%

94%

92% 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Erweiterte Östliche Innenstadt Gesamtstadt

Grafik 1: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Zwenkau und des Untersu- chungsgebietes von 2008 bis 2017 Quelle: Einwohnermeldeamt/Statistisches Landesamt

16 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Natürliche Bevölkerungsentwicklung, Wanderungsverhalten Daten zur natürlichen Bevölkerungsentwicklung sowie zum Wanderungsverhalten konnten für das Untersuchungsgebiet bereitgestellt werden. Es zeigt sich, dass, bis auf die Jahre 2008 und 2017, ein geringer negativer Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung vor- herrscht. In den Jahren 2008 und 2017 ist dieses Saldo positiv. Über den Betrachtungszeit- raum 2008 bis einschließlich 2017 waren im Mittel 20,9 Geburten/Jahr zu verzeichnen. Demgegenüber steht eine Sterberate von durchschnittlich 22,8 Sterbefällen/Jahr. Damit ist das Verhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen leicht negativ.

Geburten‐ und Sterbefälle 2008 bis 2017 35 30 25 20 15 10

Einwohner 5 0 ‐5 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 ‐10

Geburten Sterbefälle Saldo

Grafik 2: natürliche Bevölkerungsentwicklung (Untersu- chungsgebiet) 2008 bis 2017 Quelle: Statistisches Landesamt

Neben dem natürlichen Bevölkerungssaldo bestimmt das Wanderungsverhalten die Bevölke- rungsentwicklung. Für die Gesamtstadt als auch für das Untersuchungsgebiet stellt sich ein positives Wanderungssaldo dar. Innerhalb des Betrachtungszeitraumes kann das Gebiet ei- ne jährliche Zuwanderung von durchschnittlich 180 Einwohnern verzeichnen (Wegzug durchschnittlich pro Jahr 166 Einwohner). Die Salden beider Betrachtungen (Grafik 2 und Grafik 3) ergeben einen jährlichen Bevölkerungsgewinn von 9,9 Einwohnern.

Wanderungsbewegungen 2008 bis 2017 250

200

150

100

Einwohner 50

0

‐50 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Zuzug Wegzug Saldo

Grafik 3: Wanderungsverhalten (Untersuchungsgebiet) 2008 bis 2017 Quelle: Statistisches Landesamt

17 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Alterszusammensetzung Die Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen für den Vergleichszeit- raum ist ein wesentlicher Indikator für die aktuelle Problemlage der Stadt Zwenkau.

Sowohl für das Untersuchungsgebiet als auch für die Gesamtstadt treffen ähnliche Tenden- zen zu. Einwohnergewinne in der Altersklasse der unter 15-Jährigen, eine stagnierende Entwicklung der 15- bis 65-Jährigen sowie leicht steigende Zahlen der über 65-Jährigen. In Zahlen bedeutet dies für das Untersuchungsgebiet eine Zunahme von Kindern und Jugend- lich von 130 Personen, eine leichte Zunahme der Erwerbsfähigen von 11 Personen und eine leichte Zunahme der über 65-Jährigen von 7. Somit können für das Untersuchungsgebiet al- le Altersklassen zulegen. Der Bevölkerungsdruck in Bezug zu den Altersklassen und die da- mit einhergehende demografische Altersdivergenz kommen besonders im Untersuchungs- gebiet zum Tragen. Dies bedeutet, dass der starke Anstieg der Kinder und Jugendlichen so- wie der anhaltende gesellschaftliche Anstieg der über 65-Jährigen zu demografischen Her- ausforderungen führen. Das Untersuchungsgebiet weist wesentlich stärkere Anstiege in den jungen Altersklassen auf (Gesamtstadt 31 %; Untersuchungsgebiet 54 %).

Entwicklung der Altersgruppe 0‐14 Vergleich Anstieg der Kinder und Jugendlichen in Zwenkau Östliche Innenstadt 400 180% 160% 350 370 355 140% 339 342 300 120% 298 100% 250 269 276 277 240 250 80% 200 60% 150 40% 100 20% 0% 50 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 0 Gesamtstadt Erweiterte Östliche Innenstadt 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Grafik 4: Anstieg der Kinder und Jugendlichen Grafik 5: Vergleich des Anstieges der Kinder im Untersuchungsgebiet und Jugendlichen im Untersu- Quelle: Einwohnermeldeamt chungsgebiet und Gesamtstadt Quelle: Einwohnermeldeamt/STALA

Im Untersuchungsgebiet ist fast jeder Vierte in der Altersgruppe der über 65-Jährigen (23 %), in der Gesamtstadt ist es ebenfalls jeder Vierte (25,9 %). Im Bereich der Kinder und Jugend- lichen (0 - 15 Jahre) konnte das Untersuchungsgebiet innerhalb der letzten Jahre einen gro- ßen Anstieg erfahren, so dass sowohl in der östlichen Innen- (16 %) als auch der Gesamt- stadt (13,7 %) Kinder und Jugendliche einen wesentlich größeren Bevölkerungsanteil aus- machen. Demgegenüber erfährt das Untersuchungsgebiet eine Abnahme im Bereich der 15- bis 65-Jährigen (4 %). Dies liegt zum einen am ausbildungsbedingten Wegzug dieser Alters- gruppe (bis 25-Jährige) und zum anderen an der natürlichen Bevölkerungsentwicklung der 1990er Jahre (schwache Geburtenjahrgänge).

18 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

2008 2017

11% 16%

24% 23%

65% 61%

0‐14 Jahre 15‐65 Jahre 66 Jahre und älter 0‐14 Jahre 15‐65 Jahre 66 Jahre und älter

Grafik 6: Altersgruppenanteil im Jahr Grafik 7: Altersgruppenanteil im Jahr 2008 (Untersuchungsgebiet) 2017 (Untersuchungsgebiet)

Schlussfolgerungen und Prognose der zukünftigen Einwohnerentwicklung Mit der 6. Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung werden die voraussichtlichen Veränderungen in Größe und Alterszusammensetzung der Bevölkerung für den Prognoseho- rizont 2030 für die Gesamtstadt Zwenkau aufgezeigt. Im Rahmen des erstellten INSEKs in 2016 wurden bereits Prognosen erstellt. Ausgangspunkt der Berechnungen ist der Bevölke- rungsbestand am 31. Dezember 2014. Die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung wird in zwei Varianten dargestellt. In der Variante 1 wird die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung unter besonderer Be- rücksichtigung der Zuwanderung in den Freistaat Sachsen modellhaft quantifiziert. In der Variante 2 sind die Annahmen aus der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberech- nung des Statistischen Bundesamtes umgesetzt. Des Weiteren ist im Rahmen des INSEKs eine zusätzliche Variante ermittelt worden. Dabei wurde die tatsächliche Bevölkerungsent- wicklung der letzten sechs Jahre (2008 - 2014) sowie der derzeit bekannte Sachstand zu neuen Wohnstandorten modifiziert und entwickelt (Variante 1 a). Diese konnte anhand des prozentualen Mittelwertes des Bevölkerungswachstumes der letzten Jahre, in denen es sig- nifikante Unterschiede zwischen Statistischem Landesamt und den tatsächlich gemeldeten Einwohnern in der Stadt Zwenkau gab, ermittelt werden. Gemäß den o. g. Berechnungen zeigt sich für die Gesamtstadt folgender Prognosekorridor (gerundet) auf:

2020 2025 2030 Prognose der Einwohner- Variante 1 9.400 9.500 9.400 zahl (Hauptwohnsitz) Variante 1a 9.500 9.950 10.450

Variante 2 9.000 9.100 9.100

Veränderung der Einwoh- Variante 1 5,8 % 7,0 % 5,8 % nerzahl gegenüber dem Stichtag 31.12.2014, Variante 1a 7,0 % 12,0 % 17,7 % in % Variante 2 1,3 % 2,5 % 2,5 %

19 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

2020 2025 2030 Veränderungen der Ein- Variante 1 518 618 518 wohnerzahl gegenüber dem Stichtag 31.12.2014, Variante 1a 618 1.068 1.568 absolut Variante 2 118 218 218

Tabelle 1: Prognose der Einwohnerentwicklung in drei Varianten Quelle: 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung, Statistisches Landesamt

119,5% Prognosekorridor bis 2030

117,0%

114,5% Zwenkau, Ist-Entwicklung 112,0% Zwenkau, Variante 1 Zwenkau, Variante 1a 109,5% Zwenkau, Variante 2 LK Leipzig, Ist-Entwicklung 107,0% LK Leipzig, Variante 1 104,5% LK Leipzig, Variante 2 Einwohner Freistaat, Ist-Entwicklung 102,0% Freistaat, Variante 1 Freistaat, Variante 2 99,5%

97,0% Ist-Entwicklung 1995-2014

94,5%

92,0% 1995 2000 2005 2010 2014 2020 2025 2030 2014 = 100,0 %

Grafik 8: Vergleich der prognostizierten Einwohnerentwicklung (Basisjahr 2014) mit dem Landkreis Leipzig und dem Freistaat Sachsen Quelle: Statistisches Landesamt

Innerhalb des dargestellten Entwicklungskorridors aus der 6. Regionalisierten Bevölkerungs- vorausberechnung werden zudem Verschiebungen in der Zusammensetzung der Alters- struktur der Bevölkerung erwartet.

 Den stärksten Zuwachs erfährt die Altersgruppe der Senioren und Hochbetagten über 65 Jahre von 2,2 % (Variante 1) bis 2,9 % (Variante 2). Damit würde der Anteil an der Ge- samtbevölkerung von 26,1 % im Jahr 2014 auf 28,3 % (Variante 1) bzw. 29,0 % (Varian- te 2) steigen.  Eine leichte Zunahme erfährt die Bevölkerungsgruppe der Kinder und Jugendlichen bis 20 Jahre. Dieser Anteil wird im Jahr 2030 voraussichtlich zwischen 18,1 % und 18,6 % be- tragen (2014: 16,4 %).  Wie eine Vielzahl der sächsischen Kommunen zu erwarten haben, wird auch für die Stadt Zwenkau ein Rückgang in der Altersgruppe der Erwerbstätigen (20 bis 65 Jahre) prognos- tiziert. Die heute noch am stärksten vertretene Altersgruppe mit einem Anteil von 57,5 % an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2014 wird im Jahr 2030 „nur noch“ einen Anteil von 53,1 % (Variante 1) bis 52,9 % (Variante 2) vorweisen können.

20 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Eine dezidierte, statistisch nachvollziehbare Betrachtung der Einwohnerentwicklung für das Untersuchungsgebiet ist für den Prognosezeitraum 2030 nur bedingt möglich. Bei der An- nahme, dass die vorab aufgezeigte Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung bis 2030 ohne Berücksichtigung der Entwicklung der Altersgruppen übertragbar ist, könnten demnach im Untersuchungsgebiet in 2030 ca. 58 (Variante 2), 136 (Variante 1) oder bis ca. 414 (Variante 1a) Personen zusätzlich leben. Hierbei ist aber ein Fokus auf die Variante 1 zu legen, da die zugrundeliegenden Annahmen der Variante 1a (Wohnbauflächenentwicklung) außerhalb des Gebietes liegen.

Die Einwohnergewinne der Stadt Zwenkau stellen die Verantwortlichen vor eine große Her- ausforderung. Das Untersuchungsgebiet „Östliche Innenstadt“ muss sich äquivalent zur Ge- samtstadt (Ausweisung Wohngebiete, enorme Bevölkerungsgewinne) entwickeln. Innerhalb des Gebiets sind Funktionen mit gesamtstädtischer Bedeutung verortet. Hierbei ist darauf zu achten, auf die unterschiedlichen Altersklassen einzugehen. Aufgrund der stark steigenden Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen, müssen hier Angebote ergänzt bzw. neue ge- schaffen werden. Die Problemstellung einer sich verändernden Gesellschaft, die anwächst, sich jedoch in den Altersgruppen unterschiedlich entwickelt, stellt die Stadt vor eine Heraus- forderung.

 gemischte Altersstruktur Stärken/  Zunahme des Bevölkerungsanteiles von Kindern und Jugendlichen Chancen  Zunahme der Wanderungsbewegungen  Bevölkerungszunahme

 Überlastung der Infrastrukturen aufgrund starken Zuzugs  zu wenig Angebote für Kinder und Jugendliche  Abnahme des Bevölkerungsanteiles der Erwerbsfähigen  Generationenwechsel bei Eigentümern und Gewerbetreibenden Schwächen/ Risiken  unterschiedliche Zunahme der Altersgruppen kann zu sozialen Interes- senskonflikten führen  Bedarf an barrierearmem Wohnraum  Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes sowie dessen Rahmenbedin- gungen

3.4 Soziale Situation Eine Überprüfung der Indikatoren der sozialen Entwicklung konnte aufgrund mangelnder Da- tenbasis nicht vorgenommen werden.

Für alle Teilbereiche sind jedoch aus unterschiedlichen Blickwinkeln problematische Segre- gationstendenzen mit Auswirkungen auf die Entwicklungsstabilität innerhalb des Untersu- chungsgebietes zu erkennen. Die Konzentration sozial Schwächerer wird nach Einschätzung der Akteure weiterhin als gegeben angesehen. Trotz fehlender „weicher“ Daten, können aus den vorhandenen statistischen Daten folgende Ableitungen zu den zielgruppenspezifischen Belangen getroffen werden:

Ältere Menschen, Senioren und Hochbetagte Wie in Kapitel 3.3 ausgeführt, weist das Untersuchungsgebiet den gesamtstädtischen Durchschnitt des Bevölkerungsanteiles der Personen über 65 Jahre auf. Trotz der relativen Abnahme, ist in den kommenden Jahren mit einer Zunahme dieser Altersgruppe zu rechnen. Aus den Erfahrungen und Kenntnissen vorliegender Studien neigen insbesondere ältere Menschen zu zunehmender Isolierung. Beratungs- und Betreuungsangebote sind im Quar- tier ergänzend zu den bestehenden Angeboten in den angrenzenden Gebieten zu etablieren.

21 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Darüber hinaus verzeichnet das Wohnungsunternehmen eine stark erhöhte Nachfrage an seniorengerechtem Wohnraum und Wohnumfeld.

Nach Aussagen des INSEKs von 2016, ist in den letzten Jahren der Anteil der Empfänger von Leistungen zur Grundsicherung im Alter gestiegen. Gleiche Tendenzen lassen sich auch für das Untersuchungsgebiet vermuten.

Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre Im Untersuchungsgebiet lebten zum 31.12.2017 mehr als 370 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre. Aufgrund der deutlichen Zunahme von über 50 % in den letzten Jahren, kann von ei- ner Konzentration im Untersuchungsgebiet ausgegangen werden. Der steigente Anteil dieser Bevölkerungsgruppe im Gebiet deutet eine steigende Bedeutung dieser Altersgruppe an.

Die Versorgung mit Betreuungseinrichtungen ist mittelfristig zu qualifizieren und auszubauen, sodass sich das Untersuchungsgebiet als zentraler Standort der sozialen Infrastruktur für die Gesamtstadt darstellt.

Einkommensschwache Haushalte Zum jetzigen Zeitpunkt kann eine genaue Anzahl an Sozialhilfeempfängern und Bedarfsge- meinschaften statistisch nicht benannt werden. Um dennoch eine Einschätzung treffen zu können, wurde in Expertengesprächen mit Zwenkauer Wohnungsgesellschaften bzw. -unternehmen die Situation erörtert. Eine Zunahme der Sozialhilfeempfänger kann subjektiv nicht wahrgenommen werden. Das Gebiet sticht gegenüber der Gesamtstadt hervor.

3.5 Grundstücks- und Eigentumsverhältnisse Auswertungen zur Eigentümerstruktur sollen Schlussfolgerungen bezüglich der Mitwirkungs- und Unterstützungsformen bei städtebaulichen Maßnahmen ermöglichen und sind somit Teil der Entscheidungsgrundlage für die Festsetzung von Maßnahmeprioritäten und Quartiers- entwicklungsstrategien. Die nachfolgenden Angaben basieren auf der Erhebung des Gebäu- debestandes im Rahmen der Erstellung des SEKo. Die hier bestimmten Grundstückszahlen sollen nicht die absolute Zahl der unbebauten bzw. bebauten Flurstücke wiedergeben. Viel- mehr orientieren sich Grundstücksanzahlen sowie hieraus abgeleitete Verhältnisse vorrangig an den mit Hauptgebäuden bebauten Grundstücken. Ausnahmsweise werden noch solche Grundstücke hinzugerechnet, die mit Gebäuden bebaut sind, die bei der angestrebten Quar- tiersentwicklung eine zu beachtende Bedeutung erlangen könnten. In dieser Weise soll so eher erkennbar werden, wer die überwiegend Beteiligten/Betroffenen der Quartiersentwick- lung sind. Besonderheiten, die eine exakte, flurstücksbezogene Eigentumsdarstellung erfor- derlich machen würden, liegen nicht vor. Erschließungsanlagen wurden in die Betrachtung nicht mit einbezogen.

Der Anteil der kommunalen Objekte beträgt etwas mehr als 1 %. Diese Objekte befinden sich im gesamten Gebiet verteilt:  Schulzentrum an der Pestalozzistraße  Kindergarten und Bauhof an der Leipziger Straße  Freiflächen an der Großdeubener Straße und im Bereich „Alte Schäferei“

Grundstücke öffentlicher Träger (ca. 1 %), wie Landkreis oder Vereine, sind:  Haus Rabe an der Ebertstraße  Kliniken zwischen Wasserturmstraße und Pestalozzistraße  KulturKino an der Hugo-Haase-Straße

Der Anteil von Wohnungen im Besitz von Großvermietern, wie Genossenschaften und Woh- nungsgesellschaften, ist bedeutend und liegt im Untersuchungsgebiet bei rund 26 % (360 von insgesamt 1.376 WE).

22 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Hoch ist auch der Anteil der Grundstücke in privatem Eigentum (ca. 350 von 415 Grundstü- cken, entspricht ca. 84,0 %), die jedoch aufgrund ihrer Kleinteiligkeit nur knapp 70 % der Be- völkerung dienen. Leerstand ist hier aufgrund sehr schlechter Bausubstanz entlang der Hauptverkehrsstraßen Leipziger-, Bahnhof- und Arthur-Mahler-Straße am weitesten verbrei- tet.

3.6 Nutzungsstruktur und Wohnungsmarktentwicklung 3.6.1 Gebäudenutzung Im Juli 2018 wurde eine Bestandserhebung durch eine Begehung des Untersuchungsgebie- tes durchgeführt mit dem Ziel, einen Überblick über die Gebäudebestände einschließlich de- ren Nutzungsgrade und Bauzustände zu erhalten.

Zum Zeitpunkt der Erfassung sind 419 Hauptgebäude (Wohnen, soziale Einrichtungen und Gewerbe) aufgenommen worden. Davon werden rund 94 % der Gebäude ausschließlich zum Wohnen (393 Gebäude) genutzt, rund 7,1 % halten zusätzlich mindestens eine Gewer- beeinheit vor.

Die Erfassung ergab einen Wohnungsbestand von 1.376 Wohneinheiten und 38 Gewerbe- einheiten im Untersuchungsgebiet. Von den erfassten 393 Wohn- und Geschäftsgebäuden haben 65,1 % der Gebäude ausschließlich ein bis zwei Wohnungen. Rund ein Viertel (24 %) der Gebäude sind als Mehrfamilienhäuser mit drei bis sechs Wohneinheiten und 10,9 % mit mehr als sechs Wohneinheiten errichtet.

3.6.2 Haushaltsgrößen Die genaue Anzahl und Struktur der Haushalte, die für die Aussagen zur Entwicklung des Wohnungsbestandes innerhalb des Stadtgebietes und des Untersuchungsgebietes von Inte- resse sind, liegen weder der Stadt Zwenkau noch dem Statistischen Landesamt Sachsen1 vor.

Die Haushaltsgröße ist jedoch eine wichtige Kenngröße, um die Wohnungsnachfrage ein- schätzen zu können. Um hier eine Aussage zur durchschnittlichen Haushaltsgröße zu erhal- ten, wurde der Quotient aus der Einwohnerzahl (Stichtag 31.12.2017) und der Anzahl der bewohnten Wohnungen (Zahl der Wohneinheiten abzgl. der Zahl der leerstehenden Wohneinheiten, Stand 2017) gebildet. Demnach liegt die durchschnittliche Haushaltsgröße der Stadt Zwenkau rechnerisch bei 2,0 Einwohner/Haushalt, im Vergleich liegt sie somit über dem Durchschnitt in Sachsen. Laut des Statistischen Landesamtes Sachsen liegt die durch- schnittliche Haushaltsgröße in Sachsen bei 1,9 Einwohner/Haushalt (Quelle: Mikrozensus Freistaat Sachsen, Stand 2014), Tendenz abnehmend.

Für das Untersuchungsgebiet lässt sich auf gleicher, bereits o. g. Grundlage eine durch- schnittliche Haushaltsgröße von ca. 1,8 Einwohner/Haushalt ermitteln. Diese liegt damit un- ter dem städtischen Durchschnitt und unter dem Wert des Freistaates Sachsen.

Innerhalb des Betrachtungsgebietes variieren jedoch die Haushaltsgrößen. Während im nördlichen Bereich (Blockbebauung der 1960er Jahre) mit einer höheren Haushaltsgröße zu rechnen ist, kann im Bereich „Gründerzeitliches Erweiterungsgebiet der Innenstadt“ von ei- ner geringeren Haushaltsgröße ausgegangen werden. Demzufolge ist auch das Nachfrage- verhalten differenziert zu betrachten. Hierzu kann allerdings im Rahmen dieser Fortschrei- bung keine Aussage getroffen werden.

1 Die Daten des Statistischen Landesamtes Sachsen zur Anzahl der Haushalte berücksichtigen für einen Haushalt jede unver- heiratete Person über 18 Jahren, so wird z. B. eine Familie, bestehend aus den Eltern und einem 18-jährigen Kind, als zwei Haushalte gezählt. Diese Betrachtung ist in der Folge für die Ermittlung des Wohnungsbedarfes unscharf.

23 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.6.3 Bauzustand/Sanierungsstand Neben der Erfassung des Wohnungsbestandes in 2018, wurden die Hauptgebäude durch eine äußere Inaugenscheinnahme hinsichtlich ihres Bauzustandes bewertet:

Kaum bis keine baulichen Mängel  Fassade: Mauerwerk, Anstrich und Putz ohne Schäden  Fenster: intakte Kastenfenster, Isolierverglasung  Dach: keine sichtbaren Schäden der Dacheindeckung

Bauliche Mängel  Fassade: leichte Schäden am Mauerwerk und/oder Dämmung, leichte Fugenschäden, Putzschäden  Fenster: leichte Schäden am Rahmen, intakte Einfachverglasung  Dach: verwitterte Dacheindeckung

Umfassende Bauliche Mängel  Fassade: Schäden am Mauerwerk, großflächige Putzschäden  Fenster: Einfachverglasung, schadhafte Rahmen und stärkere Schäden  Dach: schadhafte Dacheindeckung, schadhafte Traufe/Fallrohre und stärkere Schäden

Eine detaillierte Analyse der Wohngebäude unter Berücksichtigung des bautechnischen Zu- standes der Innenräume, der Statik, der Gebäudetechnik, etc. war nicht Bestandteil der Be- wertung. Auch wurde keine detaillierte energetische Analyse der einzelnen Gebäude durch- geführt. Unabhängig davon kann nach einer äußeren Begutachtung der Gebäude davon ausgegangen werden, dass die meisten Gebäude mit baulichen Mängeln auch einen erheb- lichen energetischen Sanierungsbedarf aufweisen.

Anhand der Beurteilung des äußeren Zustandes der Gebäude ergeben sich folgende Bewer- tungen:

 ca. 60,6 % der Gebäude weisen kaum bis keine baulichen Mängel an den sichtbaren Bau- teilen auf,  ca. 26,4 % der Gebäude weisen bauliche Mängel an mehreren sichtbaren Bauteilen auf und  ca. 13,0 % der Gebäude weisen starke bauliche Mängel an nahezu allen sichtbaren Bau- teilen auf.

Trotz des immer noch bestehenden Sanierungsbedarfes hat sich die Qualität des Woh- nungsangebotes aufgrund der umfangreichen Investitionstätigkeit in den vergangenen Jah- ren bereits wahrnehmbar verbessert. Dies ist am deutlichsten im bestehenden Stadtumbau- gebiet sichtbar.

24 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

54 kaum/keine baulichen Mängel

bauliche Mängel 110

252 umfassende bauliche Mängel

Grafik 9: Sanierungszustand der Gebäude im Untersu- chungsgebiet (Erhebung 2018)

Defizite bei der Grundausstattung von Wohnungen, z. B. mit sanitären Anlagen, sind kaum noch vorhanden, Heizungsanlagen wurden überwiegend im Nachwendezeitraum erneuert. Sanierungs- bzw. Modernisierungsbedarf besteht jedoch weiterhin aufgrund mangelnder Energieeffizienz der Gebäude, welcher sich insbesondere durch hohe Nebenkosten und durch die veränderten Nachfragestrukturen und Anforderungen durch die älter werdende Bewohnerschaft ausdrückt.

Von einer Zunahme der kalten und warmen Betriebskosten kann in Zukunft ausgegangen werden. Eine soziale Auswirkung, insbesondere auch auf die räumliche Verteilung der Be- wohnerschaft, bleibt kontinuierlich zu beobachten. Einer Segregation von sozial benachteilig- ten Gruppen ist frühzeitig entgegenzuwirken. Die demografische Entwicklung stellt auch für die privaten Wohnungseigentümer eine enorme Herausforderung dar. Bei sinkenden Haus- haltszahlen steigen auch hier notwendige Pro-Kopf-Investitionen. Auswirkungen auf die Ent- wicklungen der privaten Gebäudebestände sind zu beobachten.

3.6.4 Leerstand Mit der Erhebung des Gebäudebestandes und der Beurteilung des Gebäudezustandes wur- de der Leerstand von Wohn- und Gewerbeeinheiten erfasst. Zum Stand 31.07.2018 standen im Untersuchungsgebiet 94 von 1.376 Wohneinheiten und 8 von 38 Gewerbeeinheiten leer. Dies entspricht einer Leerstandsquote von 7 % im Wohnungs- und 21 % im Gewerbebe- stand. Räumlich konzertiert sich der massive Wohnungsleerstand (mehr als 30 % Leerstand) im bestehenden Stadtumbaugebiet „Östliche Innenstadt“ sowie an den Verkehrsachsen Leipziger Straße und Bahnhofstraße. Der Gewerbeleerstand dominiert hingegen nur entlang der wichtigen Verkehrsstraßen.

In der weitergehenden bzw. detaillierten Betrachtung des Wohnungsleerstandes nach Markt- struktur zeigt sich ein deutlicher Schwerpunkt des Leerstandes im Segment der Mehrfamili- enhäuser, d. h. in Gebäuden mit mehr als zwei Wohneinheiten.

25 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

1600

1400

1200

1000

800 1376 600

400

200

94 0 38 8 Wohnungen insgesamt davon leerstehend Gewerbe insgesamt davon leerstehend

Wohnungen insgesamt davon leerstehend Gewerbe insgesamt davon leerstehend

Grafik 10: Wohn- und Gewerbebestand sowie Leerstand

Zum Zeitpunkt der Erfassung sind insgesamt 15 % des Leerstandes (14 Wohneinheiten) in 1- und 2-Familienhäusern. Mit 39 % konzentriert sich der Leerstand stark im Segment der Mehrfamilienhäuser mit drei bis sechs Wohneinheiten (insgesamt 37 Wohneinheiten). Der höchste prozentuale Leerstand ist in den Gebäuden mit mehr als sechs Wohneinheiten zu finden, mit 46 % des Gesamtleerstandes des Untersuchungsgebietes sind diese besonders stark betroffen.

In der gebietsbezogenen Betrachtung ergeben sich deutliche Schwerpunkte:

 Das Stadtumbaugebiet „Östliche Innenstadt“ weist den höchsten anteiligen Leerstand in Gebäuden mit drei bis sechs Wohneinheiten auf.  In der nördlichen Erweiterung (Otto-Engert-Straße, Nordstraße, Georg-Schwarz-Straße) sind vereinzelte Leerstände im mehrgeschossigen Wohnungsbau mit über sechs Wohneinheiten verortet. Des Weiteren lassen sich im bestehenden Stadtumbaugebiet Leerstände in diesem Segment finden.  Leerstände im Bereich der 1- und 2-Familienhäuser lassen sich entlang der Leipziger Straße sowie in den Übergangsbereichen der mehrgeschossigen Gebiete finden.

Um eine Verschlechterung der aktuellen Situation zu vermeiden, sind gegensteuernde Maß- nahmen notwendig.

In der Betrachtung des Leerstandes nach Sanierungssituation entsprechend den vorgenann- ten Merkmalen und der Baumängeleinstufung, ist ein deutlicher Überhang im Gebäudebe- stand mit umfassenden baulichen Mängeln festzustellen. In den insgesamt 54 betroffenen Gebäuden befinden sich 76 Wohneinheiten, von diesen sind 30 Wohneinheiten nicht ge- nutzt. Dies entspricht einer Leerstandsquote von durchschnittlich 39,5 %.

3.6.5 Denkmalschutz Im Untersuchungsgebiet können mehr als 25 Kulturdenkmale verzeichnet werden. Mit ca. 72 % konzentrieren sich diese Denkmale im bestehenden Stadtumbaugebiet „Östliche In- nenstadt“. Hier finden sich u. a. für die Stadt- und Regionalgeschichte bedeutende und städ- tebauliche Gebäudebestände aus dem 16. bis 20. Jahrhundert wieder. Das KulturKino, der Wasserturm und das Hauptgebäude der Heliosklinik sind besonders hervorzuheben. Unmit- telbar westlich an das Untersuchungsgebiet angrenzend befindet sich der historische Stadt- kern.

26 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Die historisch und denkmalpflegerisch wertvollen Gebäudebestände des historischen Stadt- kerns sind bislang durch das Sanierungsgebiet geschützt. Umfangreiche, werterhaltende Maßnahmen konnten bereits im Rahmen der Bund-Länder-Programme „Städtebauliche Sa- nierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“ und „Stadtumbau Ost“ durchgeführt werden.

Der im Kap. 3.6.4 erörterten Leerstandsproblematik im Untersuchungsgebiet kann kein Rückschluss auf die Vielzahl an existierenden Denkmale im Stadtumbaugebiet „Östliche In- nenstadt gezogen werden. Diese sind nur gering bis gar nicht von Leerstand betroffen. Der weitere Schutz der prägenden Gebäudebestände in der Innenstadt stellt zudem einen Hand- lungsschwerpunkt dar. Sie repräsentieren die Stadt, ihre historische Entwicklung und sind Identifikationsträger. Strukturell unterstützende Maßnahmen sind somit weiterhin erforderlich. Darüber hinaus müssen zukünftige Themen, wie der demografische Wandel, ins Blickfeld gerückt werden. Ein erhöhter Anpassungsbedarf in den Wohnstrukturen ist zwingend erfor- derlich.

Die denkmalgeschützten Gebäude können dem Plan 4 entnommen werden.

3.7 Wirtschaft In Zwenkau und seinen Ortsteilen gab es ursprünglich reine land- und forstwirtschaftliche Erwerbsquellen und kleinere Gewerbeeinheiten. Ökonomische Bedeutung hatten ab etwa 1622 nur die Scheitholz-Flößerei sowie die Schwarzpulverherstellung in der Pulvermühle. Der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnende wirtschaftliche Aufschwung in Sachsen zeigte in Zwenkau zunächst kaum Wirkungen, da die Stadtobrigkeit nicht an der Industriali- sierung interessiert war.

1874 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Bahn war vor allem für die zahlrei- chen Ziegeleien von Nutzen und diente auch dazu, Zwenkauer Erwerbstätige an die periphe- ren Industriestandorte zu befördern. Nach 1880 entstanden in Zwenkau eine größere Dampfbrauerei und eine Schuhfabrik.

Die in den 1890er Jahren am Ort einsetzende und 1906 jäh abgebrochene Braunkohlege- winnung „unter Tage“ war der Auftakt für den Aufschluss des Böhlen-Zwenkauer Tagebaus ab 1921. 1924 begann die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) mit der Kohleförde- rung. Durch den steigenden Bedarf an Arbeitskräften für die Kohlegewinnung und Karbo- chemie kam es auch zu einem spürbaren Bevölkerungszuwachs.

Nach Stilllegung des Braunkohleabbaus in Zwenkau gingen die Arbeitsplätze in diesem Sek- tor stark zurück.

Vom Industriestandort Zwenkau sind heute nur noch wenige Elemente vorhanden. Doch sie- delten sich an mehreren ausgeschriebenen Gewerbestandorten im Süden der Stadt seit 1992 über 50 mittelständische Unternehmen, mit teilweise erheblichem Arbeitskräftebedarf, an, so dass Zwenkau heute sogar zu einem Einpendlerstandort geworden ist.

Durch die Flutung des Tagebau-Restloches und dem daraus entstandenen „Zwenkauer See“, mit einer Wasserfläche von fast 1.000 ha der größte See im „Neuseenland“ südlich von Leipzig, wurden Impulse für den Tourismus in Zwenkau ausgelöst und die damit verbunde- nen Arbeitsplätze tragen dazu bei, die wirtschaftliche Struktur der Stadt weiter zu stärken.

Die Wirtschaftsstruktur des Untersuchungsgebietes ist durch kleine und mittelständische Un- ternehmen im Handwerks- und Dienstleistungsbereich geprägt. Insgesamt gibt es im Unter- suchungsgebiet 38 Gewerbeeinheiten, davon stehen acht Einheiten leer. Dies entspricht ei- ner Leerstandsquote von 21 %. Die größten Arbeitgeber im Untersuchungsgebiet sind die geriatrische Spezialklinik Sana, die Heliosklinik zwischen Pestalozzi- und Wasserturmstraße

27 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“ sowie das Schulzentrum im Süden des Gebietes. An der Leipziger Straße befindet sich noch ein Discountmarkt als Nahversorger, alle weiteren Gewerbetreibenden sind Kleinbetriebe des Handels sowie Gastronomie und Dienstleistungen. Die leerstehenden Gewerbebetriebe befinden sich zu 75 % an der Bahnhofstraße in Gebäu- den mit schlechtem Zustand, in beengten Lagen mit hohem Verkehrsaufkommen.

Abb. 3: Bahnhofstraße 66, EG Gewerbe und OG WE leerstehend

Abb. 4: Bahnhofstraße 48

28 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Insgesamt ist ein Entwicklungsdefizit im Untersuchungsgebiet vorhanden und eine Stärkung der wirtschaftlichen Funktion des Stadtumbaugebietes erforderlich. Entwicklungspotenzial bieten vorrangig Gewerbeeinheiten im Erdgeschossbereich an der Bahnhofsstraße und Leipziger Straße. Standortpotenziale für gewerbliche Entwicklungen liegen im Wohnumfeld des nördlichen Bereichs, wegen der guten Erreichbarkeit im Hinblick auf eine alternde Ge- sellschaft und der damit einhergehenden geringeren Mobilität. Die städtebauliche Steuerung könnte hierbei über ordnungspolitische Festsetzungen erfolgen. Für den Anschub der weiteren Unternehmensentwicklung im Untersuchungsgebiet ist die Schaffung einer Beratungsstelle für Unternehmer im Rahmen der Programmbegleitung so- wie die Einrichtung eines digitalen Leerstandsmanagements empfohlen.

 vorhandene Flächenpotenziale  gute regionale Verkehrsanbindung und gute innerörtliche Erreichbar- Stärken/ keit Chancen  große Arbeitgeber durch Sana Klinik und Schulzentrum Zwenkau  zentrale Lage

 Aufgabe von Kleinunternehmen an der Bahnhofstraße  noch zu geringer Besatz an Dienstleistungsnutzungen Schwächen/  Ausreichende Nahversorgungsangebote im Untersuchungsgebiet ist Risiken ohne Betrachtung weiterer vorhandener Angebote außerhalb des Ge- bietes gering - das Angebot in Wohnortnähe ist ein Risiko für Verbleib älterer Bewohner in ihrer Wohnumgebung

Abb. 5: Mendelssohnstr. 1, ehem. Konsum-Kaufhalle

29 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.8 Verkehr, technische Infrastruktur 3.8.1 Verkehr Individualverkehr Südlich von Zwenkau verlaufen die Bundesstraßen 2 und 186. Die B 95, zukünftig A 72 von Leipzig nach Hof, ist etwa 5 km entfernt und über die B 2 zu erreichen. Die B 2 führt eben-

falls zur 10 km entfernten A 38, an die Anschlussstelle Leipzig-Süd.

Das Untersuchungsgebiet wird durch die Leipziger Straße in Nord-Süd-Richtung sowie Bahnhofstraße, Arthur-Mahler-Straße und Großdeubener Weg in Ost-West-Richtung er- schlossen. Durch die Bahnhofstraße erfüllt der Stadtteil eine Zubringerfunktion aus Richtung Böhlen und Großdeuben sowie zur B 2 und B 186. Über diese Achse fließt ebenfalls Verkehr in die Innenstadt, was zu erheblichen Vernachlässigungen der Gebäude geführt hat. Die Leipziger Straße verbindet die Innenstadt mit dem Kap und hat die höchste Verkehrsbelas- tung. Eine Entlastungsroute soll im Osten der Stadt gebaut werden. Dieses Hauptstraßennetz ist weitgehend ohne Mängel und uneingeschränkt benutzbar.

Die innere Erschließung der Wohngebiete erfolgt durch ein teilweise stark instandsetzungs- bedürftiges Straßennetz, wo beispielsweise in der Georg-Schwarz-Straße im Norden oder der Bogenstraße im Osten des Gebietes besonders starke Mängel erkennbar sind. Beide weisen einen hohen Versiegelungsgrad sowie einen ungestalteten Straßenraum (Gehweg-, Beleuchtungsdefizite) auf. Jedoch auch die weiteren Straßen im Untersuchungs- gebiet, wie Goethe- und Schillerstraße, bedürfen einer grundhaften Sanierung. Im Zuge ei- nes Ausbaus der Arthur-Mahler-Straße sollte auch der überdimensionierte Abwasserkanal an die veränderten Anforderungen angepasst werden.

Abb. 6: Ausbauzustand Bogenstraße

Öffentlicher Personennahverkehr Einen Bahnanschluss gibt es in Zwenkau nicht. Die ehemals durch die Stadt führende Bahn- linie zwischen Meuselwitz und Gaschwitz wurde auf Grund von Tagebauerschließungen auf mehreren Teilabschnitten zurückgebaut und der Personenverkehr mit der Bahn im Jahr 1966 eingestellt.

30 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Die Stadt Zwenkau ist mit insgesamt sieben Buslinien an das Netz des öffentlichen Perso- nennahverkehrs angebunden. Die Linien dienen sowohl der Verbindung zu anderen Ge- meinden als auch der innerörtlichen Erschließung und sind alle für das Stadtumbaugebiet von Bedeutung.

Zwenkau ist mit folgenden sieben Buslinien erreichbar:  100 - Zwenkau - Markkleeberg  101 Zwenkau - Böhlen - Borna  107 Zwenkau - Markkleeberg - Kreuz Connewitz  120 Zwenkau - Knautkleeberg  123 Zwenkau - Groitzsch  124 Zwenkau - Groitzsch -  144 Zwenkau - Böhlen -  412 Altenburg - Groitzsch - Zwenkau - Leipzig

Der Erschließung im Gebiet dienen insbesondere die Linie 107, über die auch Zwenkau Nord und der Hafen, aber auch die Gewerbegebiete im Süden regelmäßig bedient werden, sowie die Linien 100 und 101, die den Zwenkauer Osten mit erschließen. Ein zentraler Umsteige- punkt existiert derzeit nicht, wäre aber aus Sicht der Verkehrsgesellschaften wünschenswert.

Radverkehr Innerhalb des Stadtumbaugebietes gibt es keine separaten Radwege, sondern ausschließ- lich kombinierte Fuß- und Radwege und das auch nur in der Leipziger Straße. Auf allen an- deren Straßen muss sich der Radverkehr in den Autoverkehr einordnen. Eine Separierung des Radverkehrs ist auf Grund der Raumstruktur nicht möglich. Diese Situation birgt ein ho- hes Unfallrisiko und dient nicht zur Forcierung dieses umweltfreundlichen Verkehrsmittels. Besonders im Bereich des Schulstandortes ist das Gefahrenpotenzial sehr hoch, zumal ge- mäß Berechnungen im Verkehrskonzept mit einem hohen Anteil Radverkehr von knapp 20 % in der Stadt ausgegangen wird.

Durch den Ausbau des KAP ZWENKAU, dem erhöhten Aufkommen an Wassersportlern, Campern, Radtouristen, etc., ist der Ausbau des innerstädtischen Radwegenetzes notwen- dig. Wie oben erwähnt, ist dies im vorhandenen engen Straßenraum der Haupterschlie- ßungsstraßen kaum realisierbar. Die Nutzung der nicht so befahrenen Nebenstraßen für die- se Funktion ist eine Option.

Fazit Aufgrund dieser Strukturvoraussetzung ist eine gute regionale Erreichbarkeit und Zugäng- lichkeit des Untersuchungsgebietes gegeben. Für die Anbindung von zentralen öffentlichen Infrastruktureinrichtungen bestehen gute Voraussetzungen.

 gute regionale und innerörtliche Anbindung Stärken/  gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln, außer Fahrrad Chancen  Untersuchungsgebiet als Versorgungsschwerpunkt im Bereich öffentli- che Versorgung

 Gestaltungsdefizite im Straßenraum an stadtbildprägenden Bereichen (z. B. Bogenstraße, Georg-Schwarz-Straße, Engelsstraße)  Lärmbelastungen für Wohngebiete durch schlechten Ausbauzustand Schwächen/ der Straßen Risiken  Anbindung neuer Bildungsstandorte im Bereich „Alte Schäferei“ führt zu neuen Konflikten  fehlende Fuß- und Radwege Richtung Zwenkauer See

31 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.8.2 Technische Infrastruktur Trinkwasser Das Untersuchungsgebiet ist trinkwasserseitig voll erschlossen. Ein Großteil des Rohrnetzes stammt noch aus dem Jahr 1932. Die Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH führte be- reits eine Auswechselung des Trinkwassernetzes in folgenden Straßen durch: Arthur-Mahler- und Hugo-Haase-Straße (2017 - 2019) Pestalozzistraße (2009), Wasserturmstraße (1995) und Bahnhofstraße (1999). Zurzeit sind weitere Leitungsumbauten im Bereich der Bogen-, Goethestraße und Großdeubener Weg geplant. Die Dimensionierung ist dabei der wachsen- den Bevölkerung anzupassen.

Abwasser Im Untersuchungsgebiet sind keine größeren Investitionsmaßnahmen in der aktuellen Pla- nung vorgesehen. Damit beschränken sich Baumaßnahmen zunächst auf Reparaturen.

Stromversorgung Das Elektroenergienetz im Untersuchungsgebiet ist für die im Moment vorhandene und zu- künftig zu erwartende Belastung ausreichend dimensioniert. Im Untersuchungsgebiet sind derzeit keine Umbaumaßnahmen oder Netzerweiterungen durch den Versorgungsträger ge- plant. Im Zuge von Baumaßnahmen Dritter wird der Erneuerungs- und Optimierungsbedarf im Einzelfall geprüft und ggf. durchgeführt.

Telekommunikation Im Untersuchungsgebiet befinden sich umfangreiche unterirdische und oberirdische Tele- kommunikationslinien. Es sind zurzeit keine Maßnahmen geplant.

Gasversorgung Das Untersuchungsgebiet weist einen sehr hohen Erschließungsgrad auf. Es sind derzeit keine weiteren Maßnahmen geplant.

32 Stadt Zwenkau

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Plan 4 Mängel und Konflikte

Untersuchungsgebiet "Östliche Innenstadt"

Gebäude mit umfassenden L baulichen Mängeln

G Denkmal

L markanter Leerstand (mehr als 30 %)

G Gewerbeleerstand G

L weiterer markanter Leerstand L Brachflächen/Freiflächen L

Potenzialfläche für Grün und Verkehr/ÖPNV

mangelhafter Straßenzustand L L

L

L L L

L L

L L L L L L L L L

L L Maßstab: 1:6.500 L 0 130 260 Meter

G G L L L G G L L L L ±

Geschäftsstelle Dresden 1:6.500 Datum: 21.02.2019

Datengrundlage Landesvermessungsamt Sachsen, GEOSN 2018 L:\WSE\ARCView\Projekte\ZWENKAU\SEKo 2018\Karten\Missstandsplan.mxd Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.9 Soziale Infrastruktur 3.9.1 Kindertagesstätten Derzeit verfügt die Stadt Zwenkau im Gebiet oder unmittelbar angrenzend über vier Kinder- betreuungseinrichtungen einschließlich eines Horts mit einer Gesamtkapazität von 504 Be- treuungsplätzen für die Altersgruppen von 1 bis 10,5 Jahren (bis Schuleintritt bzw. Vollen- dung der 4. Klasse). Die Auslastung der Kindertagesstätten beträgt derzeit 100 %, mit Ausnahme des Hortes Re- genbogen (94 %).

Auslastung Planung zum 2017/2018 bisherige Maß- Kapazität lt. 30.06.14 (Anzahl der nahmen/ Einrichtung Träger Betriebs- nach be- Betreuungs- Planungspers- erlaubnis triebener plätze) pektive Kapazität

Kita DRK Kreis- „Anne Frank“ verband 58, davon 58, davon 100 % Erweiterung Wasserturm- Leipzig 24 Krippe 24 Krippe straße 43 Land e. V.

163, davon 35 Krippen, DRK Kreis- Kita 64 Hort, verband 163, davon „Pulvermühle“ 3 integrative Be- Leipzig 100 % 35 Krippe Erweiterung Pulvermühlen- treuungsplätze, Land e. V. 64 Hort weg 11 a Anzahl der Grup-

pen: 7 + offene Arbeit im Hort 106, davon 30 Krippen, DRK Kreis- 3 integrative Be- Kita verband treuungsplätze „Pirateninsel“ 103, davon Leipzig Anzahl der 100 % Erweiterung Leipziger 30 Krippe Land e. V. Gruppen: 6 Straße 157 (betriebene Ka- pazität 98)

Regenbogen- DPFA- Hort Zwenkau Schulen 180 Hort 94 % 180 Hort Erweiterung Pestalozzi- gemeinnüt- straße 17 zige GmbH

Tabelle 2: Übersicht der Kindertageseinrichtungen im Untersuchungsgebiet „Östliche Innenstadt“ (Stand: 30.06.2014) Quelle: Stadt Zwenkau, Kita-Bedarfsplanung 2015

Wie aus der Bedarfsplanung des Landkreises ersichtlich, ist unter Berücksichtigung der de- mografischen Entwicklung sowie der prognostizierten Entwicklung der relevanten Alters- gruppen und unter Berücksichtigung, dass grundsätzlich eine wohnortnahe Versorgung wei- terhin sichergestellt werden soll, kurzfristig keine Standortschließung geplant. Es bleibt fest- zuhalten, dass seitens der Stadt, in Zusammenarbeit mit dem Landkreis, eine Strategie und Konzeption zur nachfrage- und bedarfsgerechten Sicherung des Betreuungsangebotes erar- beitet werden sollte.

34 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Es wird eine Korrektur der Bedarfsplanung durch die Stadt im Sinne eines Mehrbedarfes an Betreuungsplätzen vorgenommen. Begründet ist dies durch den erwarteten erhöhten Bevöl- kerungsanstieg, die Vielzahl an Zuzügen und weitere Bauflächen, wie das Wohngebiet „Harthweide“, auf dem 110 Ein- und Dreifamilienhäuser erschlossen und erbaut werden. Dieses Wachstum an vermutlich vornehmlich jungen Familien ist in die Prognose aufzuneh- men und stellt einen erheblichen Mehrbedarf an Plätzen in Kindertagesstätten dar, den die derzeitigen Kapazitäten nicht bewältigen können. Es sind bis 2020 insgesamt 180 Plätze Mehrbedarf anzubieten, wozu neue Standorte für Kindertagesstätten als kurzfristiger Hand- lungsbedarf geprüft werden müssen.

3.9.2 Schulen Als Grundzentrum sind der Stadt zentrale Aufgaben zugeordnet, die sie u. a. in der Vorhal- tung von Schulen erfüllt. Durch den Landkreis Leipzig wurde mit Beschluss 2010/053 (IV) vom 29.09.2010 die derzeit gültige Schulnetzplanung beschlossen. Der Schulstandort Zwen- kau ist demzufolge mittelfristig gesichert. Es gilt darüber hinaus, diese Funktionen auch wei- terhin zu halten. Das Gebiet der östlichen Innenstadt stellt dabei den Hauptstandort der Bil- dungseinrichtungen dar. Sowohl die Grundschule als auch das Gymnasium sind im Gebiet verortet. Zukünftig soll diese Bündelung noch stärker forciert werden. Ein weiterer Bildungs- standort ist an der „Alten Schäferei“ geplant.

Grundschule Das Schulzentrum Zwenkau, Pestalozzistraße 15 - 17, bildet mit der Grundschule Zwen- kau, dem Freien Gymnasium sowie dem Hort „Regenbogen“ eine umfassende Bildungsein- richtung im Stadtzentrum. Die Grundschule Zwenkau befindet sich in Trägerschaft der Stadt; das Schulgebäude ist saniert, Sporthalle und Schulspeisung sind in den letzten Jahren durch multifunktionale Neubauten ersetzt worden. Eine Unterrichtung integrierter Förderschüler ist in der Grundschule nicht möglich. Die Grundschule Zwenkau ist die größte Schule in Zwen- kau, im Schuljahr 2009/10 wurden 262 Kinder unterrichtet. Die Bedarfsplanung des Schul- leitplanes 2010 geht 2016/17 von einer Senkung auf 232 Schüler und bis 2019/20 auf 203 Schüler aus. Laut Homepage der Grundschule werden derzeit allerdings deutlich mehr, ca. 290 Kinder, unterrichtet.

Gymnasium Das Freie Gymnasium Regenbogen Zwenkau befindet sich, wie der Hort Regenbogen, in Trägerschaft der DPFA-Schulen gemeinnützige GmbH. Das Gymnasium besteht seit dem Schuljahr 2006/07 in dem Gebäude der bis dato bestehenden Mittelschule. Die offizielle An- erkennung wurde ihm 2011 zugesprochen. Gemeinsam mit der Grundschule Zwenkau wer- den die neu sanierte Sporthalle und Schulspeisung genutzt. Es sind Ergänzungen der Au- ßenanlagen geplant. Das Schulzentrum Zwenkau ist mit einem Blockheizkraftwerk ausge- stattet, welches Strom für das Schulzentrum und die nächtliche Straßenbeleuchtung in der östlichen Innenstadt liefert.

Des Weiteren wird Zwenkau zum bestehenden freien Gymnasium in der Stadt von den Ein- zugsbereichen der Gymnasien in Groitzsch, Markkleeberg und Borna erfasst. Neben dem freien Gymnasium in Zwenkau gibt es im Landkreis Leipzig lediglich ein weiteres dieser Art in Borsdorf.

Das freie Gymnasium Zwenkau kann durch seine 2-Zügigkeit die Gymnasien der Umgebung weder zu Spitzenjahrgängen wesentlich entlasten, noch besteht in Zeiten geringer Schüler- zahlen eine Bestandsgefährdung der staatlichen Gymnasien durch die freien Gymnasien. In diesem Schuljahr bestehen bei den Klassenstufen fünf bis zehn insgesamt 16 freie Plätze.

35 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Während in anderen Regionen des Landkreises Leipzig zumeist leicht sinkenden Bevölke- rungszahlen leicht steigende Schülerzahlen bis 2020 gegenüberstehen, gilt diese Beziehung in Zwenkau umgekehrt. Zudem wird lt. Schulleitplan 2010 die Schullandschaft durch „neue Formen und Projekte [wie Gemeinschafts-, Ganztags-, fremdsprachenorientiere und freie Schulen] belebt und attraktiver“ gemacht. Wie schon vorher beschrieben, nimmt das Gebiet „Östliche Innenstadt“ innerhalb der Stadt eine Sonderstellung bezüglich des Zuzugs junger Bevölkerungsgruppen ein, so dass in die- sem Gebiet auch der Ausbau und die Ergänzung der Schullandschaft stattfinden sollte.

3.9.3 Medizinische Versorgung Zwenkau verfügt über ein qualifiziertes medizinisches Versorgungssystem. Die Heliosklinik mit regionalem Einzugsgebiet und regionaler Bedeutung verfügt über intensivmedizinische Betreuung. Die Schwerpunkte sind:

 orthopädisch-unfallchirurgische und allgemeinchirurgische Erkrankungen  internistische Erkrankungen  neurologische und psychiatrische Erkrankungen  geriatrische Probleme.

Die Sana-Kliniken Leipziger Land - Sana Klinik Zwenkau verfügt darüber hinaus über 70 Bet- ten und sechs intensivmedizinische Betten. Zudem fungiert es als akademisches Lehrkran- kenhaus der Universität Leipzig.

Des Weiteren sind in der Umgebung der Klinik sowie am Markt verschiedene Fachärzte an- gesiedelt. Im neuen Gesundheitszentrum im Stadtzentrum, Ecke Leipziger Straße und Bahnhofstraße, sind zahlreiche Fachärzte sowie weitere medizinische Leistungen, wie Phy- siotherapie, Apotheke, Sanitätshaus und betreutes Wohnen, gebündelt an einem Ort vor- handen. Dabei wird besonders auf die Bedürfnisse von Senioren eingegangen, so dass kei- ne weiteren Treppen- und Parkplatzwege mehr in Kauf genommen werden müssen. Das Haus wurde 2018 eröffnet. Durch den gebündelten Standort an Gesundheitseinrichtungen im und unmittelbar am Gebiet ist die „Östliche Innenstatt“ sehr gut versorgt.

3.9.4 Freizeit, Sport und Kultur Im Untersuchungsgebiet befindet sich im Schulzentrum eine Sporthalle, die erst vor wenigen Jahren neu errichtet wurde. Des Weiteren befindet sich ein öffentlich zugänglicher Spielplatz im Bereich des Schulzentrums. Weitere Sportanlagen befinden sich nicht in der östlichen In- nenstadt. Darüber hinaus befindet sich im Gebiet das denkmalgeschützte KulturKino, welches seit 2003 von der Kulturinitiative Zwenkau e. V. betreut wird. Die Sanierung des Gebäudes wurde seit April 2015 schrittweise durch Fördermittel und Spendengelder ermöglicht und Anfang 2017 beendet. Seit 2012 befindet sich ein Jugendtreff im KulturKino, der eine Anlaufstelle zur Nachmittagsgestaltung von Kindern und Jugendlichen bietet.

3.9.5 Seniorenbetreuung Wie die Bevölkerungsentwicklung im Gebiet in den vergangenen Jahren seit 2008 aufzeigt, unterlag der Anteil der Senioren, d. h. Personen, die älter als 65 Jahre sind, lediglich leichten Schwankungen und betrug immer zwischen 23 und 24 %. Damit zählt jeder vierte Einwohner in diese Gruppe. Die Betreuung der älteren Generation ist durch verschiedene bedarfsge- rechte Einrichtungen zu gewährleisten. Die Betreuungseinrichtungen befinden sich außer- halb des untersuchten Stadtgebietes und sollen von den Betroffenen mit Hilfe entsprechen- der Mobilitätsangebote wahrgenommen werden.

36 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Zur Unterstützung des sozialen Gefüges älterer Menschen und deren Bindung an Wohnort und Gesellschaft, sollte grundsätzlich das Verbleiben in der eigenen Wohnung unterstützt werden. Dazu hat sich ein sozialer runder Tisch mit Helfern und Hilfsbedürftigen etabliert. Des Weiteren ist ein räumlich ausgewogenes Angebot an altengerechten Wohnformen (z. B. betreutes Wohnen) im Gebiet, vor allem in Zusammenarbeit mit den Großvermietern, anzu- streben.

3.9.6 Zielentwicklungen der sozialen Infrastruktur Kindertagestätten und Schulen  Sicherung und Ausbau des qualifizierten Angebotes zur Betreuung und Ausbildung von Kindern aller Altersgruppen  vordringlich Neubau von Einrichtungen der Kleinkindbetreuung  Wiedereinrichtung einer weiterführenden Oberschule am Standort  Ausbau des Gymnasiums, eventuell mit zwei Standorten (Ergänzungsstandort an der „Alten Schäferei“)

Medizinische Versorgung  Erhalt und Ausbau der umfassenden medizinischen Grundversorgung  Ausbau von Einrichtungen der Pflege und Betreuung im Rahmen der prognostizierten Entwicklung  Verbesserung der sozialen und medizinischen Betreuung im Gebiet

Weitere soziale Angebote  Ausbau des kulturellen Angebotes und Integration neuer Bevölkerung in Vereine, etc.  zukunftsfähiger Ausbau der vorhandenen Infrastruktur

37 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

3.10 Energie und Klimaschutz Laut LEP sind regionale Energie- und Klimaschutzkonzepte im Regionalplan zu berücksich- tigen. Die Stadt Zwenkau besitzt noch kein solches Konzept. Derzeit wird ein gefördertes Energieeffizienz-Konzept im Rahmen der Zertifizierung zum European Energy Award erstellt.

Im Entwurf des Regionalplans sind Uferbereiche rund um den Westteil des Zwenkauer Sees als Potenzialflächen für die Windenergienutzung ausgewiesen. Die Eignung ist im Einzelfall zu überprüfen.

In Zwenkau spielte der Photovoltaikbereich eine große Rolle, besonders nachdem sich 2012 die Solarion AG angesiedelt hatte und rd. 100 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Ende 2014 meldete das Unternehmen Insolvenz an und wurde 2015 mit deutlicher Mitarbeiterre- duktion aufgekauft. Dennoch ist Photovoltaik gerade im Privatbereich noch rege genutzt.

Bei künftigen Bauvorhaben sowie bei Sanierungen von Gebäuden im Bestand ist zwingend darauf zu achten, dass die optimale Variante zur Energieeinsparung für das Gebäude vor dem Hintergrund der geltenden Rechtslage gewählt wird. Im Rahmen von Fördermaßnah- men ist eine energetische Beurteilung des Gebäudes zur Pflicht gemacht worden.

Auch beim Bau und der Sanierung der kommunalen Gemeinbedarfseinrichtungen sind ent- sprechende energieeffiziente Anlagen der Wärme- und Kälteversorgung einzusetzen.

Die Stadt Zwenkau ist eines von 13 Mitgliedern der Kooperation „Grüner Ring Leipzig“. Die Gemeinden und Städte liegen ringartig um Leipzig und setzen durch diese Kooperationsform gemeinsam Projekte um, die die Region betreffen und verbessern. Ein großes Thema dabei ist die CO2-freie Fortbewegung; sowohl in der Freizeit als auch für Alltagswege, wie Schul- oder Arbeitsweg. Dafür sollen entsprechende Fahrrad- und Fußwege ausgebaut und so auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

Bei der Betrachtung der Stadtökologie ist auf eine entsprechende Entwicklung von Grün- und Freiraumstrukturen zu achten und im Rahmen der städtebaulichen Planungen sowie Einzel- maßnahmen mit einzubeziehen. Im Untersuchungsgebiet sind lediglich großräumige Frei- raumstrukturen im östlichen Bereich an der „Alten Schäferei“ zu finden. Diese sind zu erhal- ten. Eine Vernetzung (West-Ost), welche zur Stadtklimatischen Verbesserung beitragen würde, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht angedacht. Bei der zukünftigen Bebauung von Frei- flächen im Untersuchungsgebiet ist eine Abwägung von zusätzlicher Bebauung und Grünflä- chengestaltung zwingend erforderlich.

38 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

4. Anhörung der Träger öffentlicher Belange

Beteiligungsverfahren Im Rahmen der Aufstellung des Ziel- und Maßnahmekonzeptes erfolgte eine erste Stufe zur Beteiligung der Betroffenen des Stadtumbaus und der öffentlichen Aufgabenträger gem. §§ 137 und 139 BauGB. Die Beteiligung der Betroffenen sowie die Aufforderung zur Mitwir- kung erfolgten im Zuge einer Auslegung der Ziel- und Maßnahmeplanung. Zur Beteiligung der öffentlichen Aufgabenträger wurden diese im Rahmen eines Anschreibens entsprechend in Kenntnis gesetzt.

Vorgesehen wird im Zuge der notwendigen Vertiefung der Maßnahmeplanung eine zweite Stufe der Beteiligung und Erörterung mit den unmittelbar Betroffenen (Grundstückseigentü- mer, Anwohner, Gewerbetreibende) vorzunehmen.

Das gewählte Beteiligungsverfahren berücksichtigt, dass zum einen kurzfristig geplante Maßnahmen im Wesentlichen bereits Umsetzungs- oder Genehmigungsreife erreicht haben. Hierzu wurde eine Beteiligung im notwendigen Umfang im Rahmen der Erarbeitung des In- tegrierten Handlungskonzeptes „Östliche Innenstadt“ sowie im Zuge der Erstellung inhaltlich einbezogener Planungen umgesetzt. Zum anderen haben die weiteren Maßnahmen eine mittel- bis langfristige Umsetzungsperspektive. Hierzu wurden Maßnahmen formuliert, die der weiteren Ausdifferenzierung zu umsetzbaren Einzelmaßnahmen und in diesem Zusam- menhang der vertiefenden Erörterung mit Betroffenen und Behörden bedürfen.

Beteiligung der Betroffenen Die Beteiligung der Betroffenen des Stadtumbaus soll in einem mehrstufigen Verfahren er- folgen.

Im Zeitraum vom 11.03.2019 bis zum 11.04.2019 wurde das Konzept mit Bearbeitungsstand vom November 2018 öffentlich zur Einsichtnahme und Stellungnahme ausgelegt.

Hinweise und Anregungen zum Konzept sind nicht eingegangen.

In einer zweiten Stufe soll vertiefend im Zuge der Umsetzung des jeweiligen Maßnahme- komplexes umsetzungsbezogen eine weitere Beteiligung der unmittelbar Betroffenen erfol- gen. Das Verfahren wird am konkreten Abstimmungs- und Erörterungsbedarf im Einzelfall festgelegt.

Beteiligung öffentlicher Aufgabenträger Gem. den Vorgaben des Baugesetzbuches ist im Rahmen der Aufstellung des städtebauli- chen Entwicklungskonzeptes die Beteiligung und Mitwirkung öffentlicher Aufgabenträger gem. § 139 BauGB sicherzustellen.

Die öffentlichen Aufgabenträger wurden mit Schreiben vom 27.07.2018 über wesentliche Ziele und geplante Maßnahmen im Stadtumbaugebiet informiert und um Mitwirkung im Rahmen der jeweiligen Aufgabenbereiche gebeten. Auf Rückfragen wurden ergänzende Er- läuterungen gegeben.

Die Stellungnahmen im Einzelnen sind als Anlage … beigefügt:

Die vorliegenden Hinweise und Anregungen der öffentlichen Aufgabenträger wurden berück- sichtigt bzw. fließen in die weiteren vertiefenden Planungen als Grundlage ein. Die Grundzü- ge der Planung betreffende Einwände wurden nicht vorgebracht. Im Zuge der Vertiefung von Maßnahmekomplexen und Planung von Einzelmaßnahmen erfolgt eine weitere Einbezie-

39 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“ hung der jeweils betroffenen öffentlichen Aufgabenträger. Hinweise zur möglichen Betroffen- heit werden berücksichtigt.

Die Ergebnisse der Beteiligung der öffentlichen Aufgabenträger erfordern keine grundlegen- de Änderung der vorliegenden Planung.

40 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

5. Zusammenstellung der Analyseergebnisse

Folgende grundlegenden Ergebnisse und Folgerungen für die künftigen Entwicklungsziele lassen sich zusammenfassen:

Kernaussage Folgerungen für die Gebietsentwicklung

Demografische Entwicklung Anstieg der Einwohnerzahl in der  aktive mittel- und langfristige Anpassung und Gesamtstadt von 8.882 Erweiterung der technischen und sozialen Infra- (31.12.2014) auf über 9.200 struktur (03/2017) nach eigener Ableitung  Ausweisung von neuen Bauflächen unter Beach- der Entwicklung mit Berücksich- tung von Umweltaspekten tigung der B-Pläne auf ca. 9.500  Nutzung von Baulücken für Neubauten im Stadt- bis 10.400 Einwohner im Jahr 2025 umbaugebiet  Verbesserung der Verkehrsstrukturen Veränderung der Alters- und  Schaffung von Einrichtungen der Betreuung und Sozialstruktur der Bevölkerung, Bildung für junge Familien Zunahme des Anteiles älterer  gleichzeitige Anpassung der Stadtentwicklung an Menschen über 65 Jahre bei die Bedarfe älterer Menschen in ihrem Wohnum- gleichzeitigen Wanderungs- feld gewinnen durch Zuzug junger  Steuerung des bedarfsgerechten Wohnungsan- Familien im Stadtumbaugebiet gebotes Überalterung der Bewohner in den  Berücksichtigung der Bedarfe älterer und ein- Gebieten mit kommensschwacher Haushalte beim Woh- Geschosswohnungsbau nungsangebot  Nachnutzung leerstehender Bausubstanz unter Beachtung der Verbesserung der Betreuungs- angebote Wohnungsmarktentwicklung Anstieg der benötigten Wohnungs-  Erarbeitung und Umsetzung einer Umnutzungs- anzahl um knapp 100 Einheiten bis und Modernisierungsstrategie mit den Woh- zum Jahr 2025 nungsunternehmen  Ausweisung neuer Bauflächen durch die Stadt Zwenkau Strukturanpassung des Woh-  Sicherung eines ausgewogenen und vielfältigen nungsangebotes aufgrund: Wohnungsangebotes  veränderter Bedarfsstruktur in  Bestandsumbau zur Schaffung barrierefreien Folge demografischer und Wohnraumes erforderlich, kleinere Wohnungen sozialer Veränderungen für kleinere Haushalte  Alterung der  Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude, Wohnungsbestände wirtschaftliche Modernisierung  Ausweisung neuer Bauflächen mit Angeboten für den Eigentums-, aber auch den Mietwohnbe- reich in Kooperation mit Wohnungsunternehmen und Bauträgern

41 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Kernaussage Folgerungen für die Gebietsentwicklung räumliche Steuerung der Woh- Angebotserweiterung konzentriert sich auf nungsbestandsentwicklung ist  Neubaugebiete am Seeufer im Osten der Stadt erforderlich  Wohnungsbestände mit erhaltungsfähigen  Stärkung der städtischen Bauzuständen sanieren und wieder nutzbar Strukturen machen  Schließung von Baulücken im Stadtumbaugebiet Wirtschaftsentwicklung Die Stadt Zwenkau ist regionales Sicherstellung der grundzentralen Versorgungsfunk- Versorgungszentrum am Rand des tion durch Stärkung des bestehenden Angebotes, städtischen Verdichtungsraums bedarfsgerechte Weiterentwicklung, insbesondere Leipzig und hat sich als solches des Stadtumbaugebietes mit Konzentration als Han- etabliert. dels- und Dienstleistungsstandort, verstärkt an den Haupterschließungsachsen Bahnhofstraße/Leipziger Straße positive Wirtschaftsentwicklung, Zur weiteren Verbesserung der Standortbedingun- positives Standortimage gen und Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit sind u. a. folgende Maßnah- men erforderlich:  Ausbau der innerstädtischen Verkehrswege  Weiterentwicklung der weichen Standortfaktoren  Weiterentwicklung der Gastronomie und des kleinteiligen Einzelhandels Technische Infrastruktur - Verkehr Die vorhandene Verkehrsan-  Ausbau Straßenanbindung mit Verbesserung des bindung ist teilweise nicht optimal. Nebenstraßennetzes im Gebiet  Verbesserung der Busanbindung durch häufigere Taktfolgen und zentrale Umsteigemöglichkeit Überlastung der innerstädtischen Umsetzung der zentralen Punkte des Verkehrs- Haupterschließung vor dem konzeptes mit Betrachtung des motorisierten und Hintergrund von ruhenden Verkehrs, Maßnahmen zum Einwohnerwachstum  Ausbau der Nord-Süd-Achse im Osten der Stadt  Ergänzung von Radwegen und Parkplätzen  Entlastung der Bahnhof- und Leipziger Straße steigende Kosten für Vorhaltung Bedarfsgerechte Anpassung und Modernisierung der technischer Infrastruktur, Infrastrukturnetze ist erforderlich: Anpassung der Infrastrukturen an  differenzierter Netzausbau in Problembereichen, steigende Nachfrage erforderlich Schwerpunkt Ausbau Wärme- und Trinkwasser- versorgung  Flächendeckende Breitbandversorgung Soziale Infrastruktur qualitativ und quantitativ gute Ver- Ein vollständiges Betreuungsangebot von der Kita sorgung mit Bildungs- und Betreu- bis zum Gymnasium ist langfristig zu sichern. Im ungsangeboten ist wichtiger Rahmen des Stadtumbaus muss vor dem Hinter- Standortfaktor für Familien grund steigender Kinderzahlen auch wieder ein Oberschulstandort etabliert werden.

42 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Kernaussage Folgerungen für die Gebietsentwicklung steigende Kinderzahlen bedingen Kurz- und Mittelfristige Kapazitätsanpassungen Anpassungen im Betreuungsbe- müssen vorbereitet und umgesetzt werden. Dabei reich stehen der Ausbau bestehender Kleinkindbetreu- ungseinrichtungen und die Ergänzung durch weitere Standorte im Vordergrund. wachsende Anzahl älterer Men- Zur Sicherung eines selbstbestimmten Lebens im Al- schen bei tendenziell zurückge- ter ist der Ausbau und die Koordination der Angebo- henden Alterseinkommen unter- te der öffentlichen Daseinsvorsorge, Wohnraum stützt die aufkommende Altersar- (Wohnformen stationärer wie ambulanter Art) sowie mut Betreuung im Gebiet erforderlich. Sicherung der medizinischen Erarbeitung einer Strategie zur Sicherung der medi- Grundversorgung im Stadtgebiet zinischen Grundversorgung. Zentrale Eckpfeiler sind dabei die Kliniken im Gebiet und das neue MVZ in unmittelbarer Nähe. Rückwirkungen auf die räumliche Stadtorganisation - Städtebau  Die östliche Innenstadt ist ein  Stärkung der räumlichen Konzentration „Träger“ der grundzentralen  Erhaltung und Weiterentwicklung der Standort- Funktion konzentration öffentlicher Bildungs- und Kultur-  Pflege des historischen einrichtungen im Osten der Stadt als zentrale Gebäudebestandes bei hoher Bezugs- und Identifikationspunkte für Einwohner Nutzungsdichte  Erweiterung der sozialen und  Neubaugebiete im Nordosten Bildungsinfrastruktur im Stadtumbaugebiet und vom Stadtumbaugebiet als Anbindung der Wachstumsstadtteile an diese Wachstumsmotor Zone  höchste stadtstrukturelle  „verdichteter“ Umstrukturierungsbedarf, Folgewirkungen der Einwoh- integrative Weiterentwicklung unter nergewinne im Norden und Berücksichtigung aller Bereiche der städtischen Osten der Stadt Entwicklung  Weiterführung integrativer,  zielgerichtete Umbau- und Modernisierungs- kostenintensiver Umbauprojekte strategien müssen neben den erforderlichen ist erforderlich, um die Ergänzungen auch einen qualitativen Umbau im Versorgung der Bevölkerung Bereich Verkehr und Infrastruktur beinhalten, um abzusichern langfristig tragfähige Lösungen zu erzielen  Entwicklungspotenziale im  Stabilisierung vorhandener Wohn- und Mischge- nordwestlichen Bereich des biete zum Erhalt der dortigen Bausubstanz und Stadtumbaugebietes aktivieren Bevölkerung durch Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum  Aktivierung vorhandener Flächenpotenziale im Siedlungsbestand, Schwerpunkt Wohnbauflächen

43 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

6. Maßnahmen- und Entwicklungskonzept

6.1 Entwicklungsziele Der demografische Wandel und der Trend einer gleichzeitig älter werdenden und wachsen- den jüngeren Bewohnerschaft werden sich in Zwenkau weiter fortsetzen. Es darf mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass sich diese Entwicklung auch im Untersu- chungsgebiet, wenngleich mit differenzierter Ausprägung, nicht anders darstellt. In allen städtebaulichen Aufgabenteilen muss dies ihren Niederschlag finden, denn es soll ein wün- schenswertes Ziel bleiben, weiter zahlenmäßig stärkere, jüngere Bevölkerungsgruppen zu erhalten und gleichzeitig die Lebensbedingungen der Älteren zu verbessern.

Bei aller Notwendigkeit der auf eine alternde Bevölkerung auszurichtenden städtebaulichen Maßnahmen, ist andererseits auch darauf zu achten, dass man sich auch den Bedürfnissen der jüngeren Bevölkerungsgruppe, vor allem im Bereich Erziehung und Bildung, zuwendet. Aufgrund der ermittelten erheblichen städtebaulichen Funktionsdefizite, Missstände und Mängel sowie unter Berücksichtigung der Durchführbarkeit der Maßnahmen, ergeben sich Handlungsschwerpunkte/Prioritäten und damit Anhaltspunkte für den vorrangigen Einsatz der zur Verfügung stehenden Finanzierungsmittel und die weitere planerische Vorbereitung.

Im Vordergrund der nachstehend genannten Entwicklungsziele und der in Kap. 6.2 beschrie- benen Handlungsfelder und Maßnahmen steht die Anpassung der baulichen und funktiona- len Strukturen an den in Kap. 3 dargestellten Auswirkungen des demografischen Wandels in der Spezifik des Untersuchungsgebietes mit dem Ziel, die Funktion der Stadt Zwenkau als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt zukunftsfähig für alle Generationen zu machen.

Im Ergebnis der Analyse können folgende grundlegende Ziele in Anlehnung an die durch das integrierte Stadtentwicklungskonzept 2017 genannten Prämissen für die Entwicklung des Untersuchungsgebietes formuliert werden:

Ziel A: Entwicklung der „Östlichen Innenstadt“ als Standort sozialer Infrastruktur

Die Funktion der Stadt Zwenkau, insbesondere der östlichen Innenstadt, als Standort von Bildung und weiterer sozialer Infrastruktur, muss langfristig gesichert und erweitert werden. Die Betreuungs- und Bildungsangebote sind nachhaltig und bedarfsgerecht zu erweitern, im Bereich Kita und Schulen sind ergänzende Angebote zu etablieren. Die gute medizinische Versorgung ist aufrecht zu erhalten und langfristig zu verbessern. Darüber hinaus gilt:

 Sicherung und Ausbau des qualifizierten Angebotes zur Betreuung und Ausbildung der Kinder aller Altersgruppen  Neubau eines Schulkomplexes mit einer Vielzahl an Funktionen  Etablierung/Einrichtung eines neuen Oberschulstandortes  Erhaltung und Optimierung des Netzes der Gesundheitsvorsorge  Ausbau des kulturellen- sowie Freizeitangebotes im Gebiet

Ziel B: quartiersbezogener Umbau der Funktionen Wohnen und Gewerbe unter den Aspekten altersgerecht und energieeffizient

Die bereits begonnene Modernisierung der Gebäude des bisherigen Stadtumbaugebietes soll fortgesetzt und auf die Erweiterungsflächen ausgebaut werden. Aufgrund des Anstieges der älteren Bevölkerungsgruppe ist ein besonderes Augenmerk auf den barrierearmen Um- bau der Bestandsgebäude zu legen. Weiterhin ist das Thema der Energieeffizienz von gro- ßer Bedeutung. Neben der Bestandsmodernisierung sollen, aufgrund der anhaltenden Nach- frage, innerstädtische Freiflächen nachhaltig und sinnvoll verdichtet und vorrangig als Wohn-

44 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“ bauflächen genutzt werden. Dabei sind stets soziale und ökologische Belange abzuwägen. Weitere kleinteilige Ziele sind:

 funktionsteilige Weiterentwicklung des Quartiers mit Konzentration von Angeboten für kleinteiligen Handel, Gewerbe, Wohnen  Aktivierung bestehender Altbauten für alters- und familiengerechtes Wohnen, insbeson- dere im Bereich Otto-Engert-Straße und Pulvermühlenweg  Erarbeitung gemeinsamer Strategien mit den Wohnungsunternehmen zur Sicherung ei- nes bezahlbaren Mietraumbestandes

Ziel C: Verbesserung und Neustrukturierung der verkehrlichen Erschließung und Er- gänzung der privaten und öffentlichen Freiräume

Im Vordergrund stehen dabei die Weiterentwicklung der innerstädtischen Erschließungs- situation, vor allem durch:

 Umsetzung einer zweiten Erschließungsachse im Osten der Stadt  gezielte Verbesserung der Situation aller Verkehrsarten durch grundhafte Erneuerung der vorhandenen Verkehrswege  Überprüfung der Notwendigkeit baulich mindergenutzter Potenzialflächen mit dem Ziel der Verbesserung von Stadtklima und Erholungsflächen  Erweiterung des Freizeitangebotes innerhalb der urbanen Strukturen durch Umgestal- tung von Flächenpotenzialen

Ziel D: Intensivierung der Beteiligungs- und Kooperationskultur

Mit der Beteiligung lokaler Akteure kann die Stadt Zwenkau die Bürgerinnen und Bürger für zukünftige Maßnahmen mit dem Ziel sensibilisieren, Akzeptanz gegenüber öffentlichen Maßnahmen herzustellen und Interesse bzw. Mitwirkungsbereitschaft für private Maßnah- men zu steigern. Dies ermöglicht, dass investive und nichtinvestive Maßnahmen zur Stabili- sierung und Aufwertung des Untersuchungsgebietes auf breiter Basis mitgetragen werden. Zudem ist es im Raum am Rande eines Ballungszentrums bedeutsam, eine Verstetigung kooperativer Prozesse, insbesondere durch die Vernetzung von Bewohnern, Eigentümern, Gewerbetreibenden, Handwerkern, usw. zu erzielen und das Angebot zu bündeln, zu stärken und ggf. im Hinblick auf die langfristige Verbesserung der Lebensqualität zu erweitern.

Als sinnvolles und erfolgversprechendes Element, welches sowohl die Kommunikation zwi- schen den lokalen Akteuren als auch in hohem Maße die Eigenverantwortung und Mitwir- kungsbereitschaft in den Gestaltungsmittelpunkt der Gebietsentwicklung/-stabilisierung rückt, bietet sich das Etablieren eines Gebietsmanagements als unterstützende Einzelmaßnahme an.

45 Stadt Zwenkau

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Plan 5 Zielplan

Untersuchungsgebiet

Ziele Qualitativer Ausbau/ Neubau Einrichtungen der sozialen und öffentlichen Infrastruktur Neuschaffung Bildungsstandort

Umfeldgestaltung, barrierearmes Wohnen

Nachnutzung/Gestaltung Freiflächen (Wohnbau-, Wohnumfeldgestaltung) Sicherung und Modernisierung Gebäude - Beseitigung von baulichen Mängeln Neugestaltung Erschließungsachsen

Potenzialfläche (alternative Nutzung; Grün/ÖPNV etc.)

Strukturen außerhalb des Gebietes

Grünraumstrukturen

Baulandentwicklung am See

Maßstab: 1:6.500 0 135 270 Meter ±

Geschäftsstelle Dresden 1:6.500 Datum: 21.02.2019

Datengrundlage Landesvermessungsamt Sachsen, GEOSN 2018 L:\WSE\ARCView\Projekte\ZWENKAU\SEKo 2018\Karten\Zielplan.mxd Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

6.2 Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

Zur Umsetzung der definierten Zielsetzungen werden Handlungsfelder abgegrenzt, welche sich an der Zielstellung der zentralen Umsetzungsinstrumentarien des Stadtumbaus und der integrierten Stadtentwicklung ausrichten. Dabei kann aufgrund der Komplexität des Entwick- lungsbedarfes noch keine abschließende objektbezogene Maßnahmeplanung erfolgen. Vielmehr werden zunächst auf der Grundlage der städtebaulichen Prioritäten Handlungsfel- der abgegrenzt, die den wesentlichen strukturellen Handlungsbedarf eingrenzen und nach- folgend Projektbündel beschreiben, welche aufgrund ihres problemorientierten Ansatzes ei- ner koordinierten Umsetzung bedürfen. Eine weitere Ausdifferenzierung von Einzelmaßnah- men erfolgt abschließend im Rahmen der vertiefenden Planung für die einzelnen Maßnah- menkomplexe.

Handlungsfeld Soziale Infrastruktur

Zielstellungen:  Verbesserung der Lebensbedingungen für Familien  Betreuung im nahen Umfeld durch Neubau/Umbau im Bereich der Gebiete mit Zuzug junger Familien  zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkin- der und Schüler  Schaffung eines zentralen Standortes für Bildung und Betreuung  Aufwertung brachliegender Freiflächen/Gebäude

Maßnahmenbeschreibung: Neubau einer zusätzlichen Kindertageseinrichtung  Neubau einer multilingualen Kindertageseinrichtung am Großdeubener Weg  barrierefreier Zugang zum Gebäude und zu allen Räumen  Anbindung des Objektes an die östliche Innenstadt und die Harthweide Umnutzung der Poliklinik als Hort  Umbau eines mehrgeschossigen Ärztehauses an der Wasserturmstraße  barrierefreier Zugang zum Gebäude und zu allen Räumen  neue Raumaufteilung und neue Außenanlagen Erweiterung Schulstandort durch Neubau Grundschule  Errichtung eines 2-zügigen Schulneubaus im Umfeld der vorhandenen und geplanten Bildungs- und Betreuungsangebote vor dem Hintergrund demografischer Änderungen. Einzelmaßnahmen Bezeichnung Priorität Zeitraum Kostenschätzung(nur SU)  Neubau einer zusätzlichen Kinder- 3 2019 - 2021 1.750.000,00 € tageseinrichtung

 Umnutzung der Poliklinik als Hort 5 2020 - 2022 1.800.000,00€

 Erweiterung Schulstandort durch 5 2023 - 2025 2.200.000,00€ Neubau Grundschule Projektpartner:  Stadt Zwenkau  Schulträger  freie Träger Finanzierung:  Stadtumbau  Fachförderung (Kitaförderung, Schulhausbau)

47 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Handlungsfeld Energieeffizienter und altersgerechter Umbau

Zielstellungen:  Verbesserung der Lebensbedingungen für Familien  Verbesserung und Abrundung des Stadtbildes  Energieeinsparung  Leerstandsverhinderung  barrierearmer Umbau im Geschosswohnungsbau

Maßnahmenbeschreibung: Komplexe Instandsetzung und energetische Sanierung von Gebäuden im Erweiterungsge- biet  umfassende Modernisierung und Instandsetzung einiger zentraler Wohngebäude im Bereich  Otto-Engert-Straße, Pulvermühlenweg  intensive Zusammenarbeit zwischen Stadt, Eigentümer und Behörden  vordringliche Betrachtung von Objekten der Wohnungsgesellschaften

Einzelmaßnahmen Bezeichnung Priorität Zeitraum Kostenschätzung  energetische Sanierung von Ge- 3 2018 - 2025 600.000,00€ bäuden

Projektpartner:  Stadt Zwenkau  private Eigentümer Finanzierung:  Stadtumbau  Fachförderung, Prüfung im Einzelfall

48 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Handlungsfeld Aufwertung von Frei- und Brachflächen

Zielstellungen:  Abbruch nicht mehr nutzbarer/ruinöser Bausub- stanz  Aufwertung ungenutzter Flächen  Neuordnung von Freiflächen  Verbesserung des Stadtbildes  Sanierung Lagergebäude und Umnutzung als Ver- waltungs- und Sozialgebäude

Maßnahmenbeschreibung: Umbau, Sanierung und Freiflächengestaltung des städtischen Bauhofes  Neuanordnung der einzelnen Funktionsflächen  Vorbereitung des Areals für bessere Nutzung  bessere Abgrenzung zu anschließender Wohnbebauung  Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter Rückbau ruinöser Bausubstanz  Abbruch von drei ruinösen Gebäuden (Lomlerstraße, „Alte Schäferei“, Kaufhalle)  Bebauung der freigeräumten Grundstücke gemäß den Zielen der Stadtentwicklung Einzelmaßnahmen Bezeichnung Priorität Zeitraum Kostenschätzung  Umbau, Sanierung und Freiflä- 3 2019 - 2022 500.000,00 € chengestaltung des städtischen Bauhofes  Rückbau ruinöser Bausubstanz 5 2018 - 2024 120.000,00€

Projektpartner:  Stadt Zwenkau  Bauhof  private Eigentümer Finanzierung:  Stadtumbau  Landesbrachenprogramm

49 Stadt Zwenkau

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Plan 6 Maßnahmeplan

Untersuchungsgebiet

Otto-Engert-Straße 1-5 und 7-13 Pulvermühlenweg 32-36 und 38-40 Schwerpunktmaßnahmen Gemeinbedarf Bauhof Leipziger Straße 108 Schwerpunktmaßnahmen privater Eigentümer Mendelssohnstr. 1 Kita Großdeubner Weg Förderung privater Eigentümer

infrastrukturelle Verbesserung

Rückbau/Flächenintensivierung

Umnutzung Poliklinik

Bildungsstandort an der Schäferei

Vorplatz Kulturkino Arthur Mahler Str., 2.BA Hugo-Haase-Str. Lomlerstraße Schillerstraße Maßstab: 1:6.500 0 130 260 Meter ± Förderung privater Eigentümer

Geschäftsstelle Dresden 1:6.500 Datum: 21.02.2019

Datengrundlage Landesvermessungsamt Sachsen, GEOSN 2018 L:\WSE\ARCView\Projekte\ZWENKAU\SEKo 2018\Karten\Maßnahmenkarte.mxd Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

7. Vorläufige Kosten- und Finanzierungsübersicht

Das Konzept dient der übergreifenden Darstellung des Handlungs- und Finanzierungsbedar- fes für städtebauliche und stadtentwicklungspolitische Maßnahmen im Stadtumbaugebiet. Dabei werden im Wesentlichen Maßnahmen erfasst, die zur nachhaltigen Gebietsentwick- lung als erforderlich angesehen werden. Schwerpunktmäßig sollen zur Finanzierung der ge- planten Maßnahmen die Instrumente des Programms „Stadtumbau“ genutzt werden. Der Einsatz von Fachfördermitteln ist, soweit zutreffend, jedoch jeweils vorrangig zu prüfen.

Auf Basis des Maßnahmekonzeptes ergibt sich für den geplanten Durchführungszeitraum bis 2025 (inkl. begonnener Maßnahmen) folgender vorläufiger Kosten- und Finanzierungs- plan:

Stadt Zwenkau

Stadtumbaugebiet "Östliche Innenstadt" Kosten- und Finanzierungsübersicht Erweiterungsgebiet

Stand Februar 2019

geplante davon. 2018 2019 2020 2021 2022 2023-25 Gesamt- zuwendungs- kosten fähige Kosten (Brutto) föfä Kosten in € in € 0. Einnahmen

Summe Einnahmen 0,00 0,00 0,00 1. Vorbereitung 2. Grunderwerb Grunderwerb zum Zwecke des Rückbaus 63.000,00 63.000,00 63.000,00 3. Ordnungsmaßnahmen 3.4 Freilegen von Grundstücken 80.000,00 80.000,00 60.000,00 20.000,00 Rückbau priv. baul. Anlagen Bahnhofstr. 37 21.500,00 21.500,00 21.500,00

3.6 Herstellung/Änderung Erschließungsanlagen Arthur-Mahler-Str. (inkl. Begrünung) 777.000,00 388.500,00 152.400,00 Hugo-Haase-Straße 450.000,00 225.000,00 140.000,00 85.000,00 3.6 Grünbereiche Kulturkino Vorplatz öff. Fläche 50.000,00 50.000,00 40.000,00 10.000,00 4. Baumaßnahmen 4.1 private Maßnahmen alle privaten Maßnahmen noch nicht Objektkonkret, 884.000,00 221.000,00 0,00 70.000,00 71.000,00 80.000,00 Seniorengerechter Umbau O-Engert-Str,/Pulvermühlenweg 1.500.00,00 600.000,00 100.000,00 100.000,00 100.000,00 100.000,00 200.000,00 4.1.2 Baumaßnahmen Gemeinbedarf Kita im Erweiterungsgebiet Ergänzend zu Kita-Förderung 3.500.000,00 1.750.000,00 50.000,00 500.000,00 500.000,00 Umnutzung Poliklinik in Hort 1.800.000,00 1.800.000,00 100.000,00 400.000,00 1.300.000,00 Schulneubau "Alte Schäferei", Ergänzend zur Fachförderung 4.400.000,00 2.200.000,00 2.200.000,00 Sanierung und funktionale Aufwertung Bauhof 500.000,00 500.000,00 40.000,00 160.000,00 200.000,00 100.000,00 Vergütung für Beauftragte 1 Betreuer Stadtumbau 577.236,19 577.236,19 42.100,00 42.000,00 58.000,00 61.000,00 60.000,00 91.000,00 SEKo 48.427,18 48.427,18 28.000,00 8.000,00 A - geplanter Förderrahmen (3/3) 13.367.040,35 8.538.443,07 384.000,00 498.000,00 999.000,00 1.401.000,00 1.560.000,00 2.511.000,00 Kommunaler Eigenanteil 128.000,00 166.000,00 333.000,00 467.000,00 520.000,00 837.000,00 B - benötigte Finanzhilfen (2/3) 256.000,00 332.000,00 666.000,00 934.000,00 1.040.000,00 1.674.000,00 C - verfügbare Finanzhilfen (2/3) 256.000,00 332.000,00 408.000,00 246.000,00 144.000,00 Tabelle 3: Kosten- und Finanzierungsübersicht

51 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

8. Verfahrensrechtliche Empfehlungen

8.1 Abwägung der Instrumente gem. BauGB Die gesellschaftlichen Entwicklungen rücken die Suche nach geeigneten Gestaltungs- und Steuerungsmöglichkeiten zum aktuellen Planungsrecht in den Vordergrund und lassen gleichzeitig fragen, ob das aktuelle Planungsrecht mit Blick auf die Entwicklung dynamisch wachsender Städte am Rande von Ballungsräumen ausreicht. Es ist unübersehbar, dass sich die aktuellen Stadtumbauprobleme um ein Vielfaches komplexer darstellen, als die ver- gangenen Entwicklungen.

„Neben den allgemeinen Instrumenten des Städtebaurechts, wie Bauleitplanung und ihre Si- cherung, insbesondere im besonderen Städtebaurecht, vor allem mit den städtebaulichen Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen, steht der Gemeinde ein umfangreiches Instru- mentarium zur Verfügung. Oftmals bedarf es des Einsatzes dieser Instrumente jedoch nicht bzw. nicht im vollen Umfang. Die Bestimmungen über den Stadtumbau bezwecken deshalb, den Gemeinden die rechtliche Grundlage für die Durchführung von Stadtumbaumaßnahmen auch in solchen Gebieten zu geben, in denen es der Einsatz der bisherigen städtebaulichen Instrumente nicht oder nicht flächendeckend bedarf.“2

Im Folgenden werden die Instrumente des besonderen Städtebaurechts entsprechend den §§ 136 ff. BauGB und §§ 171 a BauGB vorgestellt. Ziel ist es, ein Instrument zur weiteren Durchführung zu erörtern, welches im Sinne des Baugesetzbuches einer effizienten und zeit- lich absehbaren Realisierung am geeignetsten erscheint.

8.2 Erweiterung der Abgrenzung als Stadtumbaumaßnahme entsprechend §§ 171 a ff. BauGB Stadtumbaumaßnahmen sind als Gesamtmaßnahme, deren einheitliche und zügige Durch- führung im öffentlichen Interesse liegt, definiert. Gemäß § 171 b Abs. 1 BauGB ist das Stadt- umbaugebiet in seinem räumlichen Umfang so festzulegen und zu begrenzen, dass sich die Maßnahme zweckmäßig durchführen lässt. Dies ist in dem bislang räumlich festgelegten Gebiet nicht mehr umsetzbar.

Das analysierte Gebiet weist eine Fläche von rd. 72,2 ha auf, davon sind bereits rd. 13,3 ha als Stadtumbaugebiet festgesetzt. Die vorliegende Untersuchung hat bestehende Mängel und Konflikte aufgezeigt, Handlungsbedarfe und Maßnahmen definiert. Ziel der Fortführung der Stadtumbaumaßnahme ist die Stabilisierung des Gebietes als Wohn- und Lebensstand- ort, insbesondere im Bereich der nördlichen und östlichen Innenstadt, durch die bedarfsge- rechte Entwicklung der begleitenden Wohn- und Lebensbedingungen. Eine Veränderung der Gebietsabgrenzung zum bestehenden Stadtumbaugebiet „Östliche Innenstadt“ ist im Ergeb- nis der Untersuchung zwingend erforderlich, da sich deutlich eine räumliche Differenzierung der Maßnahmenschwerpunkte innerhalb des Untersuchungsgebietes ausprägt. Der Vor- schlag zur Neuabgrenzung ist dem Plan 2 zu entnehmen, die Fördergebietsfläche beträgt ca. 72,20 ha.

An die einheitliche Vorbereitung und zügige Durchführung der Stadtumbaumaßnahme wer- den folgende Bedingungen geknüpft:

 Erarbeitung eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes unter Beteiligung der Betroffe- nen und der öffentlichen Aufgabenträger (§§ 137 und 139 BauGB),  Nachweis des Vorhandenseins erheblicher städtebaulicher Funktionsdefizite,

2 Battis/Krautzberger/Löhr, BauGB 10. Auflage

52 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

 Darlegung der städtebaulichen Zielsetzungen und beabsichtigten Vorhaben im Stadtum- baugebiet,  Ableitung der Festlegung der Gebiete und der Ziele, insbesondere aus gesamtstädtischen Zielen und Überlegungen,  Finanzierbarkeit der Maßnahmen.

Zu diesen Punkten können die detaillierten Ausführungen den vorherigen Kapiteln entnom- men werden.

Die förmliche Festlegung als Stadtumbaugebiet löst für die Eigentümer und sonstige Beteilig- te Mitwirkungsrechte und -pflichten nach § 171 b Abs. 3 BauGB sowie §§ 137, 139 BauGB aus. Unmittelbare bodenrechtliche Wirkungen treten hingegen nicht ein. Der Beschluss ist rechtlich daher auch nicht unmittelbar angreifbar, er ist keine Rechtsnorm. Entsprechendes gilt für das städtebauliche Entwicklungskonzept. Die Festlegung eines Stadtumbaugebietes nach § 171 b BauGB begründet somit keine besonderen Eingriffsrechte der Gemeinde.

8.3 Fazit zur verfahrensrechtlichen Abwägung, Gebietsabgrenzung Gemäß § 171 b BauGB wird für die Festlegung des Stadtumbaugebietes nur ein einfacher Beschluss der Gemeinde benötigt. Das BauGB sieht, anders als bei städtebaulichen Sanie- rungs- und Entwicklungsmaßnahmen, keine förmlichen vorbereitenden Untersuchungen vor. Dies mindert jedoch nicht die erforderlichen gesamtplanerischen Vorüberlegungen. Abgelei- tet aus dem Stadtentwicklungskonzept fasst das zuständige Gremium auf Grundlage eines gebietsbezogenen städtebaulichen Entwicklungskonzeptes den Beschluss über die Festle- gung des Stadtumbaugebietes. Der gesamte Verfahrensprozess ist eingebunden in Erörte- rungen und Abstimmungen mit den entsprechend zu Beteiligenden gemäß §§ 137, 139 BauGB.

Gemäß § 171 d BauGB besteht für die Gemeinde die Möglichkeit, den Stadtumbauprozess mit durchsetzungsorientierten Instrumenten, wie z. B. einer Veränderungssperre und einer damit einhergehenden Genehmigungspflicht einzelner Maßnahmen, zu begleiten. Sofern die Gemeinde sich dieser Instrumente bedienen will, muss sie das Stadtumbaugebiet durch Sat- zung bezeichnen (§ 171 d Abs. 1 S. 1 BauGB). Diese Satzungsermächtigung ist insbesonde- re für den Fall gedacht, dass einvernehmliche Regelungen mit den Beteiligten im Rahmen von Stadtumbauverträgen nicht in ausreichendem Umfang getroffen werden können und nach Einschätzung der Gemeinde die Gefahr besteht, dass Maßnahmen an falscher Stelle oder zu einem falschen Zeitpunkt durchgeführt werden könnten, die die Verwirklichung des Stadtentwicklungskonzeptes in Frage stellen.

Nach Festlegung des Stadtumbaugebietes durch einfachen Beschluss, bleibt es der Ge- meinde unbenommen, nachträglich Instrumente und Verfahren zur Sicherung des Städte- baurechts einzusetzen.

Die Entscheidung, welches Verfahren für ein Stadtumbaugebiet jeweils zu wählen ist, d. h. ob die Festlegung des Stadtumbaugebietes durch einfachen Beschluss oder durch Satzung erfolgen soll, muss aufgrund der Beurteilung der vorgefundenen städtebaulichen Situation und des sich abzeichnenden Stadtentwicklungskonzeptes getroffen werden.

Vorbehaltlich der Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens kann nach derzeitigem Erkenntnis- stand auf einen Satzungsbeschluss nach § 171 d BauGB oder besondere Festsetzungen nach §§ 142 ff. BauGB verzichtet werden. Die geplanten Einzelmaßnahmen können ohne satzungsrechtliche Regelungen realisiert werden, da erschwerende Bedingungen, die deren Festsetzungen notwendig werden lassen, bisher nicht ermittelt wurden.

53 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

 Im Rahmen der Abwägung wurde festgestellt, dass die planerischen Instrumente zur Sicherung der Ziele für die Gesamtheit des Untersuchungsgebietes nicht erfor- derlich sind. Mithin ist ein einfacher Stadtratsbeschluss zur Neufestlegung des Stadtumbaugebietes ausreichend.

Im vorgesehenen Durchführungszeitraum der Gesamtfördermaßnahme bis 2025 sind die in- nerhalb des abgegrenzten Gebietes dargestellten investiven Einzelmaßnahmen effizient und realistisch durchführbar. Das Bündel dieser Einzelmaßnahmen hat einen signifikanten Ein- fluss auf die gesamtstädtische Entwicklung. Sie stabilisieren einerseits den innerstädtischen Wohnungsmarkt und tragen andererseits auch den, infolge der dynamischen demografi- schen Entwicklung, sich bereits in Kürze verändernden Rahmenbedingungen Rechnung.

54 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

9. Monitoring und Evaluierung3

Die Vorbereitung, Planung und Umsetzung einer räumlichen Förderstrategie führt eine Viel- zahl von Beteiligten zusammen. Die hierbei gewählten Strategien zielen in hohem Maße auf konkrete investive Einzelmaßnahmen. Darüber hinaus werden auch weitreichende nichtin- vestive Folgeergebnisse erzielt.

Der umfassende Finanzmitteleinsatz von Bundes-, Landes-, kommunalen und privaten Mit- teln lässt in vergleichbarer Breite Fragen nach einer effizienten und nachhaltigen Mittelver- wendung in den Vordergrund treten. Die bei der Vorbereitung und Durchführung einer Ge- samtmaßnahme erarbeiteten Zielstellungen und die tatsächlich erreichten Ergebnisse wer- den in diesem Sinne hinterfragt. Es besteht ein umfassendes Informationsinteresse, inwie- weit das Geplante auch erreicht wurde. In diesem Sinne wird im Kern geprüft, ob der Mitte- leinsatz effektiv war und der Mitteleinsatz ein bestmögliches Ergebnis erzielt hat.

Die Frage nach einem effizienten öffentlichen Mitteleinsatz fand einen deutlichen Nieder- schlag in der im Grundgesetz in der jüngsten Zeit festgelegten Evaluierungspflicht der Bund- Länder-Programme (vgl. Art. 104 b Abs. 2 GG). Vor dem Hintergrund der grundsätzlich knapper werdenden Mittel der öffentlichen Hand wächst der Druck auf die Nachweispflicht einer nachhaltigen Mittelbewirtschaftung. Die Bedeutung von regelmäßigen Kontrollen und Prüfungen über Zielerreichungszwischenstände haben den Bund, die Länder und die kom- munalen Spitzenverbände im Jahr 2010 veranlasst, sich auf ein gemeinsames programm- und länderübergreifendes Evaluierungskonzept zu verständigen.

Dieses Evaluierungskonzept enthält sowohl allgemeine Standards als auch konkrete Module zukünftiger Evaluierungen der Städtebauförderprogramme.

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass sich bei der Bewirtschaftung von öffentlichen Mitteln und deren städtebaulicher Verwendung keiner der Zwischenverwendungsprüfung entziehen kann. Dabei ist zu erkennen, dass sich insbesondere die Kommunen aus einem vitalen Ei- geninteresse diesen Überprüfungen stellen. Denn die fortschreitenden Aufgabenübertragun- gen an die Kommunen lassen einerseits eine zunehmende Konkurrenz zwischen unter- schiedlichen kommunalen Handlungsfeldern erwarten, andererseits auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Städtebauförderung über deren Multiplikatorwirkung und Kopplungseffekte mit Blick auf eine effektive Verwendung beantworten.

Im Wesentlichen geraten damit weitere Überlegungen, nämlich u. a. die nach einem effekti- ven Prüfungs- und Nachweisaufwand und den hierbei geeigneten Prüfungssystemen sowie Prüfungsinhalten und -grundlagen, ins Blickfeld.

In 2011 hat das zum damaligen Zeitpunkt für die Städtebauförderung zuständige Bundesmi- nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung eine kommunale Arbeitshilfe zur Evaluie- rung der Städtebauförderung herausgegeben. Die für die Evaluierung der räumlichen und strukturellen Entwicklung entsprechend den Zielen der Kooperationspartner gewählte Me- thodik ist dieser Arbeitshilfe entnommen sowie den Inhalten und Schwerpunkten der Maß- nahmen angepasst.

Die für die Entwicklung des Untersuchungsgebietes wesentlichen Indikatoren (Wirkungsindi- katoren) wurden in nachfolgender Tabelle zusammengefasst. Diese ausgewählten Daten der funktionalen und baulichen Entwicklung sollen jährlich fortgeschrieben und mit Prognose- und Zielwerten abgeglichen werden.

3 Evaluierung der Städtebauförderung, kommunale Arbeitshilfe/BMVBS, Berlin/Bonn 2011

55 Stadt Zwenkau Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes „Östliche Innenstadt“

Evaluierungsjahre 2017 2018 2019 2020 ff. Bevölkerungsentwicklung (Gebietsebene ) Einwohnerzahl absolut 2.348 Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 65 Jahre an der Gesamtbevölkerung prozentual 61,0% Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung prozentual 23,2% Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Bevölkerungsentwicklung zum Vorjahr prozentual 0,4% Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Bevölkerungsanteil zur Gesamtstadt prozentual 25,5% Stadt Zwenkau/Statistisches Landesamt 2017 = 100% 100,0% Städtebauliche und bauliche Nutzungsstruktur (Gebietsebene) Einsatz von Fördermitteln (Städtebauförderung) in 1.000 Euro absolut - - Stadt Zwenkau 2019 = 100% 100,0% Wohnungsbestand absolut 1.376 Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Wohnungsleerstand prozentual 6,8% Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Gewerbebestand absolut 38 Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Gewerbeleerstand prozentual 21,1% Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Anzahl brachliegender oder ruinöser Gebäude absolut 5 Stadt Zwenkau 2017 = 100% 100,0% Tabelle 4: Evaluierungstabelle

Es wird darüber hinaus dringend empfohlen, die Untersuchungsaspekte auf die Eigentümer- schaft der privaten Wohngebäude auszudehnen. Hier ist in den kommenden Jahren von ei- nem bedingten Generationenwechsel (Folgeeigentümerschaft) auszugehen, der - sofern er ausbleibt - eine Leerstandsverschiebung bzw. einen Anstieg der Leerstandszahlen im priva- ten Wohneigentum zur Folge haben kann. Diese anzunehmende Entwicklung gilt es bereits heute im Fokus stadtentwicklungsrelevanter Entscheidungen zu halten.

Eines der wichtigsten zukünftigen Handlungsfelder ist der Bereich der Digitalisierung. Neben dem demografischen Wandel, ist der digitale Wandel einer der aktuellsten Debatten inner- halb der Gesellschaft und somit auch der Stadtentwicklung unterlegen. In städtischen Räu- men sind diese gesellschaftlichen Entwicklungen am deutlichsten zu beobachten. Die Her- ausforderung, Funktionen bei einer geringen Bevölkerungsdichte und zugleich großen Dis- tanzen aufrecht zu erhalten, stellt für den ländlichen Raum ein besonderes Handlungserfor- dernis dar. Daher wird empfohlen, im Rahmen des jährlichen Monitorings bzw. zeitnah, die Aspekte der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf Stadt und Gesellschaft umfassend zu erörtern.

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