Mode Und Film D a M L E I H
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Mode und Film d a m l e i H F h t i d d n E u e d Wir kommunizieren mit unserer Kleidung. Was wir tra - eigenen Kostümfundus; einige Kostümbildner des o gen, zeigt, woher wir kommen, welcher Klasse oder Films wie Edith Head gelten heute als »Autoren« der M Gruppe wir angehören und welche sexuelle Orientie - Modegeschichte. Einzelne Modemacher begannen 47 rung wir haben. Auch im Film lebt ein Charakter durch bald, fest für einen Star zu arbeiten: Adrian für Greta sein Kostüm. Kostüme erfüllen eine narrative Funktion, Garbo, Travis Banton für Marlene Dietrich, William Jack sie sind Teil des storytelling – zum Beispiel, wenn in Travilla für Marilyn Monroe und eben Givenchy für die Nahaufnahme Accessoires wie Knöpfe, Ohrringe oder Hepburn. Diese Couturiers bestimmten nachhaltig das Halsketten erscheinen. Image ihres Stars, und das nicht nur in den Rollen auf Die Kleidung im Film zeigt nicht unmittelbar, was pas - der Leinwand. Oftmals ließen sich die Stars auch privat siert, aber wer da ist – sie vermittelt den emotionalen, nur noch von ihrem Modemacher einkleiden. physischen oder psychosozialen Zustand eines Charak - Heutzutage haben die Filmstudios keine eigenen Kos - ters. Kostüme spiegeln im besten Fall die persönliche tümabteilungen mehr. Ja, es werden (außer natürlich Entwicklung einer Person wider, exemplifizieren Gegen - bei historischen Kostümfilmen) kaum mehr Kostüme sätze und Gemeinsamkeiten von Charakteren und ma - eigens für einen Film gefertigt – der Modemacher stellt chen sie visuell nachvollziehbar. Das Kinopublikum de - Stücke seiner neuen Kollektion zur Verfügung, wenn kodiert die Informationen, die über die Kleidung trans - auf Produkte der haute couture zugegriffen werden soll. portiert werden, binnen Sekundenbruchteilen – und im Und wenn Richard Gere dann als AMERICAN GIGOLO besten Falle unbewusst. Kostümdesigner sind daher (1980) Kleidung von Armani trägt, ist das für den Mo - mit Dolmetschern vergleichbar, die die richtigen Worte demacher als eine Form des product placement auch zur Übersetzung finden müssen. ein lohnendes Geschäft. Jonas Scheler: Wenn Kleidung flüstert. Die Zeit, Weil Mode so eng mit der Kommunikation gesellschaft - 25.11.2011 licher Status zusammenhängt, hat Filmmode immer auch eine Rolle in der Vermittlung sozialer Rollen, ins - Die Verbindungen der Modeindustrie zum Film bestan - besondere der Geschlechterrollen gespielt. Filme den von Beginn an (die frühen Nachrichtenfilme über geben modellhafte Vorbilder für Verhalten und Aus - Mode legen davon Zeugnis ab). Allerdings hatten die sehen, sind darum auch Instrumente eines hidden cur - Filmstudios meist – darin den großen Theatern ähnelnd riculum und verbinden die Illusionswelt des Films mit – eigene Kostümabteilungen und verfügten über einen der äußeren Welt. Insbesondere üben sie Grundformen eines konsumistischen Umgangs mit Kleidung ein, in von A bis Z, nicht nur dadurch, dass sie ein paar Klei - dem Kleidungskommunikation eng mit der Zirkulation der an ein Filmset schicken. Liegt es daran, dass das der Waren verbunden wird. Eine Fülle ideologiekriti - Kino an kultureller Bedeutung verloren hat, dass es als scher Untersuchungen hat gezeigt, wie insbesondere Werbeträger nicht mehr so recht zieht? Oder daran, Frauen in diese Bindung des Körperlichen in die Sphäre dass ihr Stil eher theatralisch als filmisch ist, eher der Images und symbolischen Werte verstrickt sind. große Geste als subtile Andeutung? Oder ist es viel - Hans J. Wulff, Ludger Kaczmarek: Kleidung / Couture / leicht einfach eine Frage der Eitelkeit? Mode / Kostümdesign im Film. Hamburg 2011 Jean Paul Gaultier hat spektakuläre Kostüme für Filme von Peter Greenaway, Luc Besson und Pedro Almódo - Tatsächlich müssten Mode und Film ein Traumpaar var entworfen – im Rampenlicht standen stets die an - sein, wie es sich nur Hollywood ausdenken kann: Beide deren. Die Kostümbildnerin Edith Head mag mit den vermählen Stil und Inhalt, beide erschaffen Illusionen, Hitchcock-Blondinen einen eindrucksvollen und blei - beide manipulieren unsere Träume, beide beziehen benden Fetisch der Filmgeschichte erfunden haben – ihre Kraft aus der Überhöhung von Form und Sexualität aber bekannt sind diese eben als Hitchcock-Blondinen. – aus all den pikanten Subtexten des Lebens also – und Es fallen einem nicht viele große Namen aus der Mode - erschaffen daraus eine eigene Welt. Beide sind auto - welt ein, die bereit wären, ihr Ego dieser Form der biografisch geprägt – von der seelischen Konstitution Übernahme unterzuordnen. des Designers oder Regisseurs (und manchmal auch Tim Blanks: Guter Stoff. SZ-Magazin 36/2013 von ihren Dämonen). Doch Mode und Film funktionierten auf den ersten Die Filmreihe wurde von Christin Losta, die sich als Fotografin m l i Blick als Paar leider gar nicht so gut, wie man meinen mit Mode und Kostümdesign beschäftigt, initiiert und zusam - F mengestellt. Gezeigt werden beispielhafte Filme von nam - d sollte. (…) Die besten Filme haben ihren modischen n haften Kostümdesignerinnen und Kostümdesignern aus ver - u Einfluss en passant ausgeübt. Sie wurden von Regis - e schiedenen Epochen der Filmgeschichte. Die Kurztexte basie - d o seuren und Kostümbildnern gemacht, von Stylisten aus ren weitgehend auf Überlegungen von Dr. Silke Geppert, Lehr - M dem Filmstudio – nicht aus einem Modeatelier heraus beauftragte für Kostümgeschichte der Universität Mozarteum in Salzburg. 48 ausgestattet. Modedesigner haben sich in der Film - branche seit je schwergetan. Coco Chanels Entwürfe waren Gloria Swanson zu brav. Die Modeschöpferin Rear Window (Das Fenster zum Hof) | USA 1954 | R: Elsa Schiaparelli hatte ebenso wie der Designer Chris - Alfred Hitchcock | B: John Michael Hayes, nach einer tian Dior kein rechtes Glück in Hollywood. Auch heutzu - Kurzgeschichte von Cornell Woolrich | K: Robert Burks | tage hat sich daran nicht viel geändert. M: Franz Waxman | D: James Stewart, Grace Kelly, Die Frage (…) ist, warum die visuell stärksten Mode - Wendell Corey, Thelma Ritter, Raymond Burr | 112 min macher – also Dolce & Gabbana, Gianni Versace in sei - | OmU | Der legendäre Hitchcock Style meint, dass der ner Blütezeit oder John Galliano (der sogar Madonna Regisseur die Macht der sprechenden Kleidung im Film einen Korb gab, als er sie für EVITA einkleiden sollte) – als bewusstes Mittel zur raffinierten Inszenierung der sich nie ins Filmgeschäft vorgewagt haben. So richtig Story eingesetzt hat. Hitchcock gab der Kostümbildne - d a e H h t i d E n o v e f r ü w t n e m ü t s o K rin Edith Head penible Anweisungen für die Kostüme Gegenspielerin Faye Dunaway, ausgestattet von Theo - von Grace Kelly. Jeder Schnitt, jede Farbgebung waren dora van Runkle, zeigt das Weltoutfit der eleganten vorgegeben und wurden von Head mit dem New Look Dame Ende der 1960er Jahre, Haute Couture anlass - von Dior und Silhouetten von Balenciaga verschmolzen bezogen und manchmal übertrieben, wie der nacht - und kongenial für die Wirkung auf der Leinwand um - blaue Kar dinalshut mit Kinnband. Theodora van Runkle gesetzt. Jedes Kostüm sollte hundertprozentig zur (1928 –2011) entwarf auch die Kostüme für Arthur jeweiligen Stimmung passen, die allein durch Lisa Penns BONNIE AND CLYDE (1967) und Francis Ford repräsentiert wird, denn Jeff trägt nur einen Pyjama. Coppolas THE GODFATHER PART II (1974). Edith Head (1897 –1981) entwarf die Kostüme für fast ▶ Mittwoch, 3. Dezember 2014, 21.00 Uhr alle folgenden Filme Hitchcocks (TO CATCH A THIEF, 1955) und arbeitete auch mit Billy Wilder zusammen Mon Oncle (Mein Onkel) | F 1958 | R+B: Jacques Tati (SUNSET BOULEVARD, 1950). | K: Jean Bourgoin | M: Franck Barcellini, Alain Romans ▶ Mittwoch, 12. November 2014, 21.00 Uhr | Einfüh - | D: Jacques Tati, Jean-Pierre Zola, Adrienne Servantie, rung: Thilo Wydra Dominique Marie, Alain Bécourt | 117 min | OmeU | Jaques Cottin schuf für die Familie Arpel und den toll - Die Marquise von O… | BRD 1976 | R+B: Eric Roh - patschigen Monsieur Hulot mit seinen übertriebenen mer, nach der Novelle von Heinrich von Kleist | K: Nes - Gesten aufregende textile Gegensätze. Hund und Herr tor Almendros | D: Edith Clever, Bruno Ganz, Edda Seip - im selben Karomuster werden gemeinsam mit dem pel, Peter Lühr, Otto Sander | 102 min | Rohmer und knisternden giftgrünen Hausmantel der Madame, der Moidele Bickel führen die unerhörte Begebenheit der m l Marquise von O… in all ihrer befremdlichen Schönheit i F der Epoche des Empire vor. Die Kostüme und die d n u Räume der Handlung sind eine bewusst inszenierte Ku - e d lissenoberfläche, die an die gestellte Dramaturgie der o Gemälde von Georg Friedrich Kersting oder Caspar M David Friedrich erinnern. Die Zeitlosigkeit der Ge - 49 schichte wird durch die exquisite Gestaltung der Garde - robe der adeligen Familie und die Verarbeitung von feinsten Stoffen und Farben generiert. Ikonenhaft und leuchtender als der Mond wirkt in der nächtlichen Ver - führungsszene das seidenglänzende Satinunterkleid der Marquise. Moidele Bickel (geb. 1937) hat mit Peter Stein für die Salzburger Festspiele gearbeitet und die Kostüme für Chéreaus LA REINE MARGOT (1994) und an gleichzeitige Zeltmäntel des Couturiers Balenciaga Hanekes DAS WEISSE BAND (2009) entworfen. denken lässt, den Hochwasserhosen und Ringelsocken ▶ Mittwoch, 26. November 2014, 21.00 Uhr des Monsieur Hulot gegenübergestellt, der in dieser Welt nicht mehr benötigt wird. Amüsant in dieser Ko - The Thomas Crown Affair (Thomas Crown ist nicht mödie auch die exaltierte Kleidung der Nachbarin. Im zu fassen) | USA 1968 | R: Norman Jewison | B: Alan Jahr als Yves Saint-Laurent