<<

SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 1

10 11

9 12

16 13 8 17

18 15 7 14

6

5

4 3

1 2

Stationen des Rundgangs: Schlosspark (Zugang Ossietzky- 1 10 Orangeriemauer straße, ehem. Wirtshaus zum Pankgrafen) 11 Königseiche 2 Die und die Schlossparkbrücken Eichen mit Population 12 3 Seltene Naturschönheiten des Großen Eichenbocks 4 Die Sage vom Katzenbuckel 13 Teehaus, Staudengarten & Skulptur „Inge“ Zugang zum Schloss / Präsidialkanzlei / 5 Bundesakademie für Sicherheitspolitik 14 Skulptur „Drei spielende Kinder“ Vogelbrunnen & Beete hinter 6 Rosenpergola / Kastellanshaus 15 dem Schloss 7 Westtor / Torhäuser / Appartementhaus 16 Seerosenbecken 8 Gräsergarten 17 Ornamentbeet / Vorfahrt 9 Nordgaragen 18 Schloss Schönhausen

Tourist Information Center Kulturbrauerei im Sudhaus, Haus 2 (gegenüber vom Supermarkt) Schönhauser Allee 36, 10435 · Tel. +49 30 - 44 35 21 70 SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 2

1 Schlosspark Pankow Der Schlosspark Pankow hat zwei Gesichter. Zum einen ist er ein beleb- ter, baumreicher Volkspark durch den sich seit Jahrhunderten die dem Bezirk namensgebende Panke schlängelt und zum anderen gibt es den abgeschiedenen, ruhigen Schlossgarten – eine Garten- denkmalanlage mit reicher Geschichte. Zwischen den beiden Teilen läuft eine Mauer, die den Park in unterschiedliche Bereiche teilt. Vor mehr als 300 Jahren (um 1662) von der Familie zu Dohna- Schlobitten angelegt, erlebte der Garten rund um das Schloss seine Blütezeit unter Königin Elisabeth Christine (1715–1797). Der Schlosspark erstreckte sich damals ohne Unterbrechung vom Schloss die Panke entlang bis Höhe Elisabeth-Christ- inen- Straße. Die schöne, schnurgerade Schlossallee in der öff entlichen Parkanla- ge bildete die barocke Achse, die erst seit 1949 durch die Mauer unterbrochen wird. Bevor wir in den Park gehen, ein paar Hintergründe zu unserem Standort. Wir befi nden uns an der Ossietzkystraße. Die ehemalige Dorfstraße nach Niederschön- hausen (um 1791–Ende des 19. Jh), später Schloßstraße (Ende des 19. Jh.–1948), wurde nach Carl von Ossietzky (1889– Fontäne mit Blick zum Teehaus im Schlossgarten © SPSG, Björn Ahlhelm 1938) benannt. Der Publizist erhielt 1936 den Friedensnobelpreis. Aufgrund seiner Allein der Biergarten fasste 4.000 Besu- slawischen Walls Pankow. Bei Bauarbei- Mitarbeit als Herausgeber der Zeitschrift cherplätze. Zum Wirtshaus gehörte auch ten an der Kapelle wurde ein Eisschrank „Weltbühne“ und zahlreicher regime- eine Badeanstalt am Pankeufer. Durch entdeckt. In der slawischen Übersetzung kritischer Artikel gegen die NS-Diktatur zunehmende Verschmutzung der Panke heißt „Pan“- Herr und „kow“- Hain, also wurde er verhaftet und verstarb 1938 an wurde das Baden in den 1920er-Jahren Herren-Hain. Von Bernau bis Pankow den Spätfolgen seiner Internierung in ver- verboten. Das galt für alle Pankebäder sind heute noch Urnenfelder und Opfer- schiedenen Konzentrationslagern. in Pankow. Das Gebäude überstand den haine erhalten geblieben. An Absenkun- Werfen wir noch ein Blick zurück auf das 2. Weltkrieg nicht. Abgesehen von histo- gen der westlichen Umfassungsmauer ehemalige „Wirtshaus zum Pankgrafen“ rischen Postkarten erinnert heute nichts des alten Krankenhaus Pankow lässt sich In den 1890er-Jahren wurde direkt an der mehr an das Wirtshaus zum Pankgrafen. noch der ursprüngliche Verlauf der Panke Pankebrücke, auf der damaligen Schloss- Hier, am einstigen Standort im Schloss- erahnen. Bei Erdarbeiten zum Bau des straße, (heute Ossietzkystraße) ein Wirts- park, vor den Toren von Schloss Schön- alten Krankenhauses stieß man auf einige haus mit Badeanstalt erbaut. Verantwort- hausen, befi ndet sich heute nur noch Opfergaben vermutlich aus dem 9. bis 11. licher Architekt war Christian Müller. Grünfl äche. Jahrhundert, ebenso wie in Berlin-, wo ein ganzer Bronzehortfund entdeckt 2 Die Panke und die wurde, Schwerter verschiedener Typen, Lanzenspitzen und vieles mehr. In älteren Schlossparkbrücken Aufzeichnungen wird davon berich- Im 13. Jahrhundert legte Kurfürst Johann tet, dass die Panke im Schlosspark von Cicero einen künstlichen Graben an. königlichen Gästen mit Gondeln befahren Damit schuf er eine Insel für seinen wurde. Vogelherd. Parallel zur Panke verläuft Über die Panke führten früher einmal ins- die Parkstraße. Hier steht die „Herz Jesu gesamt acht Brücken auf dem Geländes Kapelle“ auf einem kleinen Hügel zwi- des Schlossparks. Es gibt Stellen am Ufer, schen Straße und Panke. Bei dem kleinen wo heute noch die Steineinfassungen der Wirtshaus zum Pankgrafen Hügel handelt es sich um die Reste des alten Brücken zu sehen sind, die in einem © pankowerchronikdotde.wordpress.com SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 3 geraden Verlauf die ehemaligen Reitwege sen bewundern. zu und vom Schloss aufzeigen. Heute Unsere Runde durch den Park führt uns gibt es noch drei Brücken (Schlosspark- über die Schlossparkbrücke II zurück auf brücke I, II, III) die die Panke innerhalb die andere Flussseite. Auf dieser Park- des Parkgeländes überqueren. seite befi nden sich große Wiesen- und Freifl ächen, sowie zu unserer rechten, 3 Seltene Natur- die höchste Erhebung im Schlosspark. Umringt wird der Hügel von selten ge- schönheiten wordenen Ulmen. In den 1920er-Jahren Geschwungene Wege und große Wiesen- begann das große Ulmensterben. Seit fl ächen charakterisieren den Park. Durch damals sind viele der mächtigen und le- Katzenbuckel den Verlauf der Panke hat der Schloss- gendären Ulmen, die früher das Bild des © pankowerchronikdotde.wordpress.com park einen besonderen Reiz. Der Park Parks geprägt haben, verloren gegangen. zeichnet sich durch einen besonders alten Seit vielen Jahren dezimiert das Ulmen- Baumbestand aus. Insgesamt 16 der hier sterben in Europa die Ulmenbestände. stehenden Bäume wurden zu Natur- Es handelt sich um eine Pilzinfektion, denkmalen erklärt. Dazu gehören sieben die Ulmen binnen weniger Jahre zum Stieleichen, die etwa 350-400 Jahre alt Absterben bringt. Der eingeschleppte sind und zu den ältesten Bäumen in Ber- Pilz befällt alle heimischen Ulmenarten, lin gehören. Auch die vermutlich älteste außer der Flatterulme. Klimawandel und Stiel-Eiche (Quercus robur) im Stadtbe- Globalisierung sind die Triebkräfte dieses zirk Pankow mit einem Stammumfang Massensterbens. Nicht nur die Ulme ist von 610 cm steht im Schlosspark. Sie be- von diesen Faktoren betroff en sondern fi ndet sich im äußeren Park des Schlosses auch andere Baumarten zum Beispiel Mammutbaum © Pixabay Schönhausen Berlin-Pankow, gegenüber Rosskastanie, Esche, Fichte und Ahorn. dem nördlichen Eingang zum Freibad Von dem Hügel aus bietet sich ein freier Pankow auf Höhe Am Schlosspark 36. Blick über die Panke und auf das dahin- 4 Die Sage vom Besonderheit: Der Baum beherbergt den terliegende Schloss. Ursprünglich befand Katzenbuckel vom Aussterben bedrohten Heldbock, sich an dieser Stelle der Panke eine große eine absterbende Bäume bewohnende Teichanlage. Der Aushub der beim An- Eine alte Nordberliner Sage erzählt Käferart. legen des Teichs entstanden ist, bildete davon, dass es sich um das Ehrengrab Auf unserem Weg entlang der Panke die Grundlage für den heutigen Hügel, des „Schimmels von Mollwitz“ handelt. können wir direkt am Ufer einen seltenen der im Volksmund den Namen Katzen- Am 10. April 1741 hatte das Pferd mit Mammutbaum und einige Sumpfzypres- buckel trägt. seiner Schnelligkeit dem noch jungen und unerfahrenen König Friedrich II. in der Schlacht nahe dem schlesischen Dorf Mollwitz das Leben gerettet. Friedrich II. sendete seinen Adjutanten mit dem Pferd zurück nach Schloss Schönhausen, wo er seiner Gemahlin Elisabeth Christine aus- richten ließ, dass die Schlacht gewonnen und er unversehrt sei. Fortan erhielt der Schimmel sein Gnadenbrot, bis das Tier schließlich starb. Die Königin Elisabeth soll das Pferd an der Stelle unweit des Schlosses begraben haben, wo heute noch der „Katzenbuckel“ ist.

Und noch eine Sage rankt sich rund um diese Gegend. Die Rübezahl-Fichte. Bis in die 1920er-Jahre war die Rübezahl-Fichte im Schlosspark in aller Munde. Sie stand neben dem Katzenbuckel auf der anderen Seite der Panke. Auf älteren Plänen von Pankow und Niederschönhausen ist die Rübezahl-Fichte noch als Landmarke zu fi nden. Den Namen erhielt die Fichte, weil ihr Stamm über die Jahrhunderte Blick in den Schlosspark © tic Berlin-Pankow derart verwachsen war, das die Men- SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 4

gebende Teil des Parks wurde zunächst treffen der „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ provisorisch und dann mit einer Mauer zur Vorbereitung der Deutschen Einheit aus Sicherheitsgründen vom übrigen statt. Park abgetrennt. Heute nutzt die Bundesakademie für Dieser eigenständige Garten wurde durch Sicherheitspolitik, eine ressort-übergrei- die Architekten Reinhold Lingner und fende Weiterbildungsstätte der Bundes- Karl Kirschner als Präsidentengarten zu regierung diese Gebäude. In den beiden einem „Garten der Moderne“ umgestal- Torhäusern informiert eine Ausstellung tet. Diese einzigartige Gestaltung bildet des Pankow Museums über die Geschich- heute die Grundlage für die Wiederher- te des Geländes. stellung des Schlossgartens. Zur Umgestaltung des Geländes gehörte 6 Rosenpergola / auch der Bau neuer Gebäude. So entstan- Kastellanshaus Torhaus den ab 1952 die als Präsidialkanzlei und © U. Precht Konferenzgebäude genutzten Verwal- Auf der großen Wiese hinter der klei- tungsgebäude an der Ossietzkystraße. nen Mauer, dem Schlosseingang schräg Kurz darauf wurden ein Heizhaus und gegenüber, stand bis in die späten 1980er- schen das Gesicht Rübezahls zu erkennen ein Wachgebäude ergänzt und ein großer Jahre das sogenannte Kastellanshaus. glaubten. Ende der 1960er-Jahre wurde Garagenkomplex an der gegenüberlie- Das um 1770 gebaute, einetagige Gebäu- die Rübezahl-Fichte gefällt. genden Seite des Areals angelegt. de beherbergte die Amtswohnung des Unser Weg führt uns über die Wiesenflä- Ab 1964 wurde das Schlossareal als jeweiligen Kastellans, also des Schloss- chen zu einer Wegkreuzung. Rechts geht Gästehaus des Ministerrates der DDR verwalters. Auch der Großvater Theodor es auf kurzem Weg zurück zum Parkein- genutzt. Durch diese Zufahrt an der Os- Fontanes, Pierre Bartélemy Fontane, hatte gang und führt uns zum zweiten Teil des sietzkystraße führte die Protokollstrecke diesen Posten von 1808 bis 1811 inne Rundgangs durch den Schlossgarten. aus der Innenstadt zum Gästehaus. Auf und bemängelte in einigen Berichten Links führt der Weg weiter durch den einigen Bordsteinen nahe des Majakow- den schlechten baulichen Zustand des großzügig angelegten Schlosspark – skiringes lassen sich noch die Markierun- Gebäudes. vorbei an den historischen Eichen bis zur gen für die zur Begrüßung der Staats- In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde ehemaligen Schlossallee. Diese von Lin- gäste organisierten Anwohner/innen und das Gebäude als Bibliothek der Präsi- den gesäumte Allee führte zu Zeiten von Anwohner finden. dialkanzlei genutzt, und bei der Neu- Elisabeth-Christine direkt vom Schloss zu Das Konferenzgebäude war von Dezem- gestaltung des Parks mit einem kleinen den angrenzenden Ländereien und Jagd- ber 1989 bis März 1990 Tagungsort des Rosengarten ergänzt. Dazu gehörte eine gebieten. Heute wird der direkte Zugang Zentralen Runden Tisches der DDR. Im Pergola aus Ziegelmauerwerk, die mit zum Schloss durch die Mauer verhindert. April 1990 fand hier ein Außenminister- Rosen, Stauden und Blühgehölzen eine Es gibt nur einen Zugang zum Schloss und zum Schlossgarten über unseren Ausgangspunkt an der Ossietzkystra- ße. Dort wo zum dritten Mal die Panke überquert wird, befand sich um 1900 ein königlicher Wasserfall.

Am Ausgangspunkt angekommen, führt unser Weg jetzt in den Inneren Schloss- park rund um das Schloss Schönhausen.

5 Zugang zum Schloss / Präsidialkanzlei / Bundesakademie Von der Ossietzkystraße aus kommen Sie nun in den „inneren Teil“ des Schloss- gartens Schönhausen. Von 1946 an wurde das Schloss von der sowjetischen Militärverwaltung genutzt, zunächst als Militärcasino, dann als Schule für Kinder der sowjetischen Verwaltung. 1949 wurde das Schloss zum Amtssitz des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, erklärt, und der das Schloss direkt um- Ehemalige Rosenpergola mit Mosaik von Bert Heller © Reinhold Lingner SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 5

Nach der Wende wurde das Gebäude Die Bänke sind nach Entwürfen des bis 1995 als Hotel und Restaurant weiter Kunstschmiedes Fritz Kühn angefertigt genutzt. Nach langem Leerstand und worden, und wurde später an anderen denkmalgerechter Sanierung sind hier Orten z. B. Unter den Linden seit 2013 knapp 40 Eigentumswohnungen ebenfalls aufgestellt. Bekannt wurde er untergebracht. vor allem durch seine Entwürfe des „A- Gegenüber dem Appartementhaus am Portals“ an der Berliner Stadtbibliothek, Ende des kleinen Parkplatzes findet sich des Brunnens am Strausberger Platz oder ein unscheinbares Gebäude, das als Kühl- der Eingangstüren zu Komischen Oper. haus diente. Hier wurden die Lebens- Fritz Kühn entwarf fast sämtliche Metall­ Ehemaliges Kastellanshaus mittel für die Gästehäuser und auch für objekte im Schlossgelände, von den © Reinhold Lingner das Regierungsstädtchen in Wandlitz Türklinken der Garagen über Treppenge- zwischengelagert, und Wild aus der länder und Gitter bis hin zu einer kleinen einladende Hofsituation schuf. Schorfheide zur Weiterverarbeitung bei Schildkröte am Vogelbrunnen. Auch ein großes Wandmosaik von Bert Empfängen aufbewahrt. Nur die Laternen an den Hauptwegen Heller gehörte dazu, das im Reigen tan- sind nicht sein Entwurf: diese wurden zende Kinder zeigte. 8 Gräsergarten 1949 von Unter den Linden abmontiert Das Kastellanshaus wurde 1987 abgeris- und hier wieder aufgestellt. Zu den Besonderheiten der Gestaltung sen, die Gründe lagen wohl im schlechten des Gartens der Moderne gehört die baulichen Zustand. Im Februar begannen 9 Schaffung von verschiedenen Sondergär- Nordgaragen die Arbeiten, zum Staatsbesuch Michael ten innerhalb des Parks. Der Gräsergarten Mit der Erweiterung der baulichen An- Gorbatschows im Mai war das Gebäude wurde in den 1960er-Jahren von Karl lagen für den Präsidentensitz wurde bereits verschwunden. Heute erinnert Kirschner entworfen. Moderne Materia- neben den Verwaltungsgebäuden an der nur noch die alte Wasserpumpe vom Hof lien wie Waschbetonplatten sind kom- Ossietzkystraße auch ein Garagenhof für des Gebäudes und Reste der Pergola mit biniert mit Naturstein, in diesem Falle den Fuhrpark des Präsidenten und der einer Abbildung des Mosaikes an das Muschelkalk. Ebenfalls zeittypisch und Präsidialkanzlei angelegt. Wilhelm Pieck Ensemble. schon in den 1950er-Jahren verwendet, ist fuhr in den ersten Jahren einen Horch aus die rasterförmige Struktur der Beete und Vorkriegsproduktion, und stieg später 7 Westtor / Torhäuser / Wegeflächen. auf einen sowjetischen SIS 110 aus dem Appartementhaus Der Gräsergarten war ursprünglich als „Stalin-Werk“ in Moskau um. Wassergarten geplant, die Steinblöcke Auch nach dem Tod Wilhelm Piecks 1960 An der Zufahrt zum Park von der Tschai- zum Überqueren des Beckens sind gut wird der Garagenhof von der Fahrbereit- kowskistraße zeugen die Torhäuser mit auszumachen. Die Bepflanzung wird schaft des Ministerrates der DDR weiter dem Einfahrtstor vom Kunstschmied heute nach den originalen Plänen der genutzt. In den 1970er-Jahren werden Fritz Kühn von der offiziellen Zufahrt 1960er-Jahre aufrechterhalten. die Fahrzeuge der Marken SIL und Tatra zum Schlossgelände unter Präsident Wil- helm Pieck in den 1950er-Jahren. Wäh- rend der Nutzung als Gästehaus kamen die Gäste aus der Berliner Innenstadt dann über die Ossietzkystraße. Da die Wirtschaftsgebäude und das Schloss selbst kaum für die neuen Funk- tionen ausreichten, wurde 1965/66 ein neues Appartementgebäude in Platten- bauweise errichtet. Architekt war Walter Schmidt. Für den Metallschmuck an der Fassade wurde Fritz Kühn beauftragt, für die Kunst am Bau, wie Glasfenster und farbige Wandmosaike, Walter Womacka, dessen Arbeiten im Berliner Stadtbild weit verbreitet sind, so z.B. am Haus des Lehrers am Alexanderplatz. Von der Terrasse des Hotels aus hatte man direkten Blick und Zugang zum Schlossgarten. Untergebracht wurden hier vor allem die mitgereisten Delega- tionen der Staatsgäste oder als nicht so hochrangig eingestufte Gäste. Blick auf die Gesellschaftsterrasse auf der Gartenseite des Schlosses © SPSG, Björn Ahlhelm SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 6

Postenweg und Außenmauer © SPSG, Björn Ahlhelm Königseiche © tic Berlin-Pankow, Till Bergner nach und nach durch Volvos ersetzt bzw. Königin Elisabeth Christine als längste Verhandlungen mit dem Kaiser des der Fuhrpark ergänzt. Dafür werden Bewohnerin der Anlage ein neues Oran- Heiligen Römischen Reiches, dem Habs- auch die Garagen um etwa 20 größere geriegebäude errichten, das hinter der burger Leopold I., um die Erhebung in erweitert. Zu Spitzenzeiten befinden sich Mauer noch zu entdecken ist. Auch das den Königsstand zu ermöglichen. Damit etwa 90 Fahrzeuge für die 60 Fahrer auf Hofgärtnerhaus direkt an der Dietzgen- wurde das kleines Sommerschloss zum dem Hof. straße entstand zu dieser Zeit. Ort bedeutender politischer Entscheidun- Seit den 1990er-Jahren stehen die Gebäu- Das halbrunde, alte Orangeriehaus gen. de leer. In den kommenden Jahren sollen wurde als Unterkunft für die Hofdamen Seither kann die Eiche auf den Plänen die unter Denkmalschutz stehenden der Königin umgebaut und auch be- und Zeichnungen das Garten wieder- Garagen aus den 1950er-Jahren zu einem wohnt, daher findet sich ab 1797 auch die gefunden werden, mal als Zentrum eines Besucherzentrum mit Gastronomie und Bezeichnung „Damenhaus“. 1814 musste Labyrinthes, mal als prächtiger Einzel- Ausstellungsflächen umgebaut werden. das marode Gebäude dann aber endgül- baum, umgeben von einem kleinen Platz Die in den 1980er-Jahren ergänzten tig abgerissen werden. Die Außenmauer oder auf einer Wegekreuzung. Der Baum Gebäudeteile werden zugunsten der Er- blieb erhalten und grenzte die Hofgärt- wird als wichtiger Lebensraum für zahl- weiterung des Parks abgerissen. nerei ab. Als „Flüstermauer“ war und ist reiche Insekten und Kleintiere so lange es dieser Bereich bis heute bekannt. Durch die Verkehrssicherheit gestattet erhalten. 10 Orangeriemauer die halbrunde Form kann man an einem Ende geflüsterte Worte auf der anderen 12 Eichen mit Population Entlang der Mauer rund um den inneren Seite dennoch verstehen. Schlossgarten war zur Bewachung der des Großen Eichen- Anlage ein Postenweg angelegt, der mit 11 bocks Laternen und Telefonstationen in dichten Königseiche Abständen ausgestattet war. Das Areal Etwas versteckt im hinteren Teil des Vielleicht sind Ihnen die „angefressenen“ war durchgehend von Mitgliedern des Gartens steht ein inzwischen abgestorbe- Eichenstämme im Park bereits aufgefal- Wachregiments „Feliks Dzierzynski“ be- ner und von Efeu überwachsener Stamm wacht, bei Staatsbesuchen war etwa alle einer alten Eiche. Hierbei handelt es sich 15 Meter ein Posten stationiert. um die sogenannte „Königseiche“, die Folgt man dem Verlauf des Postenweges, wohl schon um 1700 an dieser Stelle zu fällt der ovale Abschnitt der Außenmauer finden war. in der Nähe der Dietzgenstraße gleich ins Ob sie tatsächlich anlässlich der Krönung Auge. des Brandenburger Kurfürsten Friedrich Hierbei handelt es sich um die Reste der III. zu König Friedrich I. in Preußen 1701 Orangerie, die erstmals 1695 dokumen- oder sogar vom König selbst gepflanzt tiert wurde, und sich in der Folge auf wurde, ist nicht zu belegen. Grundrissen und Plänen leicht identi- Der Kurfürst nutzte das Schloss Schön- Fressgänge des Eichenbocks fizieren lässt. 1777 ließ die Preußische hausen in dieser Zeit allerdings für die © SPSG, Björn Ahlhelm SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 7 len. Sie sind der Lebensraum des streng geschützten Großen Eichenbocks, mit bis zu fünf Zentimetern Länge einer der größten Käfer Mitteleuropas. Der Eichenbock bevorzugt absterbende oder kränkelnde Stileichen an besonders sonnigen Orten. Die Eier werden in der knorrigen Linde abgelegt. Die Larven fressen sich dann in den folgenden drei Jahren bis in das Kernholz des Baumes. Die erwachsenen Käfer verbringen ihre Teehaus Skulptur „Drei spielende Kinder“, Hans Klakow etwa dreimonatige Lebenszeit fast immer © SPSG, Björn Ahlhelm © SPSG, Björn Ahlhelm in ihrem Geburtsbaum oder im direkten Umfeld. In den ersten Planungen waren jedoch Der Große Eichenbock ist nachtaktiv und noch vier Portraitbüsten von Marx, En- fliegt nur in wenigen warmen Sommer- gels, Stalin und Lenin rund um die mittle- nächten weitere Strecken. re Rasenfläche vorgesehen, allerdings Die Art ist vom Aussterben bedroht und wurden dies nie realisiert. streng geschützt. Für den Großen Eichen- Von den fünf Plastiken sind heute noch bock sind Stileichen ab etwa 80 Jahren drei vor Ort vorhanden. Neben der Figur als Lebensraum interessant, die sich nur des „Robert“ von Wilfried Fitzenreiter am z. B. noch in Urwäldern oder alten Parks Seerosenbecken und dem weiblichen Akt finden. In Berlin gibt es weitere Popula­ von Walter Arnold im Staudenbeet am tionen in Klein Glienicke, auf der Pfauen- Teehaus sind dies die „Drei spielenden insel und im . Kinder“ von Hans Klakow. Im Schlossgarten Schönhausen besteht Wie fast alle der im Schlossgarten ver- die Herausforderung, die Bäume so tretenen Künstler orientierte sich Hans lange wie möglich als Lebensraum für Klakow an der Bildhauerkunst der den Großen Eichenbock zu erhalten, und 1920er-Jahre. Eines seiner Vorbilder war gleichzeitig die Verkehrssicherheit im Ernst Barlach, zu dem die Plastik eine vielbesuchten Park zu beachten. enge Verwandtschaft erkennen lässt. Angeblich geht die Entscheidung, 13 Skulptur „Inge“, Walter Arnold eine Plastik von Hans Klakow 1968 im Teehaus, Staudengar- © SPSG, Björn Ahlhelm Schlossgarten aufzustellen, auf Walter ten & Skulptur „Inge“ Ulbricht zurück. Genutzt wurde vermut- möbliert. Direkt daneben rundete eine lich einer der vier für die Portraitbüsten Mit der Abtrennung des kleinen Präsi- große Rabatte mit winterharten Blühstau- geplanten Sockel, ein zweiter ist noch dentengartens vom eigentlichen Schloss- den den einladenden Ort ab. erhalten, blieb aber ungenutzt. Gerade park wurden auch sämtliche Wege- und Die Staudenrabatte wurde bei der Erwei- Klakows verschiedene Kindergruppen Sichtbeziehungen unterbrochen. So auch terung und Umgestaltung des Gartens wurden in großer Auflage gegossen und der vom Schloss in die Weite der Schloss- in den 1960er-Jahren erheblich erweitert. stehen noch heute an vielen verschiede- allee, die sich hinter der Mauer weiter Mit schmalen Wegen, der Skulptur des nen Orten in Thüringen, Sachsen und fortsetzt. Um für die Gäste des Schlosses weiblichen Aktes, von Walter Arnold und . den Ausblick nicht jäh an der Mauer oder duftenden Blühgehölzen entstand so ein Die Skulptur „Der Eisengießer“ steht undefiniert im Grünen enden zu lassen, lauschiger Garten innerhalb der großen heute in Lauchhammer, die „Ruhende entwarf Hans Grotewohl, Sohn des DDR- Schlossanlage. Frau“ in der Nationalgalerie Berlin. Hier Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, gibt es jedoch konkrete Pläne für eine 1951 das Teehaus. Der leichte Bau mit viel 14 Wiederaufstellung. Glas und seiner ovalen Form sollte an Skulptur „Drei eine Orangerie erinnern. spielende Kinder“ 15 Das Innere des Teehauses, für das Fritz Vogelbrunnen & Beete Im Schlossgarten Schönhausen wurden Kühn vermutlich die Lampen entwarf, ist zwischen 1950 und 1968 insgesamt fünf hinter dem Schloss mit einem Mosaik ausgestattet. Ein klei- Skulpturen in zwei Phasen aufgestellt. nes Wasserbecken sollte für ausreichend Um 1829 wurde der große Schlosspark Sie waren rund um das Schloss platziert Feuchtigkeit bei der geplanten Unterbrin- Schönhausen durch Peter Josef Lenné, und auf Nahsicht angelegt, d. h. sie gung von Kübelpflanzen über den Winter den bekannten Gartenarchitekten umge- sollten bei Spaziergängen mit Staatsgäs- sorgen. staltet. Bis heute ist von dieser Gestaltung ten „entdeckt“ werden. Dabei wurden Im Sommer wurden die Fenstertüren weit die Pergola direkt am Schloss erhalten harmonische und qualitätvolle Arbeiten geöffnet und die angrenzende Terrasse geblieben. Der von Lenné prächtig mit ausgewählt. Blumenbeeten gestaltete Bereich wurde in SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 8

Direkt am Schloss schließt sich die „Ge- sellschaftsterrasse“ an, ein bei Präsident Wilhelm Pieck für repräsentative und medienwirksame Treffen und Veranstal- tungen genutzter Gartenbereich. Besonders auffällig sind die wiederher- gestellten Blumenbeete mit der Buchs- baumeinfassung. Die so entstehenden Rechtecke werden im Frühjahr mit Stief- mütterchen und im Sommer mit Pelargo- nien bepflanzt. So entstehen verschieden Wilhelm Pieck am Seerosenbecken, 1953 farbige Flächen, die direkt an Werke der © Bundesarchiv abstrakten Malerei erinnern. Die recht- eckigen und einfarbig gefüllten Flächen bringen so Arbeiten wie etwa von Piet te Senkgarten mit dem Seerosenbecken Mondrian in den Garten. direkt neben dem Schloss. Gartenarchi- Die Möbel sind ein Entwurf der Möbel- tekt Reinhold Lingner wollte „durch den gestalterin Liv Falkenberg, die Pflanz- vertieft angelegten Garten einen besonde- gefäße wurden in der Keramikwerkstatt ren Reiz“ erzielen, da das Gelände insge- samt kaum Höhenunterschiede aufweist. Vogelbrunnen mit Schildkröte, Fritz Kühn von Hedwig Bollhagen gestaltet. Damit © SPSG, Björn Ahlhelm der runde Tisch einen zentralen Platz Im 25 Meter langen und 4 Meter breiten einnehmen konnte, ohne den Blick in den Wasserbecken, das nie als Schwimmbad Garten zu verstellen, wurden die Pflanz- genutzt wurde, waren verschiedene See- den 1950er-Jahren mit einer Rasenfläche beete unterschiedlich groß und asymmet- rosen und Schilfarten angeordnet. Sie bil- rund um die „Ruhende Frau“ und einer risch angeordnet. deten mit dem eigens angelegten Sumpf- rasterförmig mit Sandsteinplatten geglie- beet und dem durch die Natursteinmauer derten Pflanzfläche mit Blühstauden und 16 abgegrenzten großen Staudenbeet einen Rosen erweitert. Mit dem Vogelbrunnen Seerosenbecken geschlossenen Bereich. mit der Schildkröte von Fritz Kühn ent- Zu den Sondergärten innerhalb des Aus Sicherheitsgründen wurde das teils stand ein intimer Gartenhof. Schlossparkes gehört auch der sogenann- marode Becken Anfang der 1990er-Jahre verfüllt. Die Instandsetzung und Wieder- herstellung des Senkgartens kann nun mit der Natursteinmauer und der Be- leuchtung fortgesetzt werden. Vom Seerosenbecken aus lässt sich sehr gut eine der beiden barocken Linden- alleen erkennen. Bereits 1740 werden diese zur Abgrenzung des „Lustgartens“ von den jeweiligen „Küchenquartieren“ erwähnt. Die Alleen blieben bei den Umgestaltungen das Gartens, so auch durch Peter Josef Lenné, erhalten. Einige der Linden gehören somit zum ältesten Baumbestand im Schlossgarten.

17 Vorfahrt / Ornamentbeet Mit dem Verlauf der Tschaikowskistraße und der Verbindung von der Ossietzky- zur Dietzgenstraße sind heute noch die alten Wege- und Sichtbeziehungen aus der Frühzeit des Schlosses erkennbar. 1662 erwarb die aus den Niederlanden stammende Sophie Theodore zu Dohna das Gelände und begann mit der land- wirtschaftlichen Nutzung. Unter General Seerosenbecken © SPSG, Björn Ahlhelm Ernst von Grumbkow, dem Branden- SPAZIERGANG DURCH DEN SCHLOSSGARTEN SCHÖNHAUSEN 9

Schloss mit Pergola, 1967 © Karl Kirschner Schloss Schönhausen, 2018 © SPSG, Björn Ahlhelm

November werden etwa 3.500 purpur- hochrangigsten Staatsgäste der DDR- ne und weiße Tulpenzwiebeln für das Regierung. Letzter offizieller Gast war die folgende Frühjahr gesteckt, im Sommer niederländische Königin Beatrix, für de- folgen 2.000 gelbe und blaue Tagetes, ren Staatsbesuch das Haus 1991 wieder- auch Studentenblume genannt. belebt wurde. Zwischen 2005 und 2009 erfolgten um- 18 Schloss Schönhausen fangreiche Sanierungs- und Restaurie- rungsarbeiten. Heute sind in der Ausstel- Das Schloss Schönhausen vereint in sei- lung Spuren fast aller dieser Zeitschichten nen Mauern so viele Aspekte der deut- wieder sichtbar. Schlossvorplatz, 1967 schen Geschichte, wie nur wenige andere © Karl Kirschner Orte Berlins. Nach Graf von Grumbkow und dem burger Kurfürsten und ersten König in Brandenburger Kurfürst und ersten Preußen, Friedrich III./I. als folgende preußischen König Friedrich III./I. zog Eigentümer begann der Bau des jetzigen 1740 mit Königin Elisabeth Christine Schlosses und die Umgestaltung des von Braunschweig neuer Glanz ein. Die Gartens. Gemahlin von König Friedrich II. hatte Von 1740 bis zu ihrem Tod 1797 nutzte die das Schloss zur Thronbesteigung als preußische Königin Elisabeth Christine Geschenk erhalten und Friedrich hatte Schloss Schönhausen als Sommerresi- anfänglich großzügige Mittel für die denz. Instandsetzung bereitgestellt. Vor allem Über all diese Jahrzehnte und Jahrhun­ von 1763 bis 1764 ließ sie das Schloss in derte blieben die Wegverbindungen die heutige Form bringen und kunst- Vielen Dank an unsere Partner, erhalten, und so griff man für die Umge- voll ausstatten. Bis zu ihrem Tod 1797 die uns bei der Erstellung der Tour staltung zum Amtssitz Präsident Wilhelm verbrachte die Königin viele Sommer in unterstützt haben: Piecks darauf zurück. Schönhausen. Um einen reibungslosen und protokoll- Von kurzen Unterbrechungen abgesehen Christian Bormann (Texte, Sagen u. Fotos) gemäßen Empfang mehrerer Gäste zu blieb das Schloss anschließend bis 1918 Dietzgenstr. 59, 13156 Berlin, gewährleisten, wurde die barocke Lin- unbewohnt. Erst Anfang der 1930er-Jah- pankowerchronikdotde.wordpress.com denallee von der Tschaikowskistraße aus re wurde das Haus zum Kunstmuseum verdoppelt und so eine Zu- und Abfahrt umgebaut. Zwischen 1938 und 1941 Björn Ahlhelm, Stiftung Preußische angelegt. dienten Räume des Schlosses als Lager Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Das Rasenoval mit dem Fahnenmast wur- für tausende Werke der sogenannten (Fotos und Texte) de in den 1960er-Jahren anlässlich eines „Entarteten Kunst“, die in das Ausland Staatsbesuches im neuen Gästeschloss verkauft wurden. Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. mit einem an barocke Muster erinnern- DDR-Präsident Wilhelm Pieck machte (Hintergründe und Fotos) den Blumenornament gestaltet. Dieses das Schloss 1949 zu seinem Amtssitz. Dietzgenstr. 42, 13156 Berlin, wird, wie die Beete hinter dem Schloss, Nach einem Umbau zum Gästehaus 1964 Tel.: (030) 47 47 16 49, heute zwei Mal im Jahr neu bepflanzt. Im logierten in Schönhausen bis 1989 die E-Mail: [email protected]