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Z FILMWERKSTATT Neben den Filmreihen des Zeughauskinos bietet das Deutsche Historische Museum seit geraumer Zeit die Gelegenheit, Film- und Zeitgeschichte im Rah- men sogenannter Filmwerkstätten zu studieren. Das filmpädagogische Ange- bot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13, die sowohl filmanalytisch als auch an Ausstellungsexponaten arbeiten möch- ten. So setzt sich beispielsweise die sechsstündige Filmwerkstatt Triumph des Willens und das Kino im Nationalsozialismus, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv stattfindet, mit Leni Reifenstahls Film und den Zielen und Strategien des NS-Regimes auseinander. Die Schülerinnen und Schüler sichten Triumph des Willens und analysieren anschließend in längeren Grup- penarbeitsphasen ausgewählte Filmsequenzen sowie Exponate der Ständigen Ausstellung. Sie informieren sich über Führerbilder und Führererwartungen, studieren Rollen- und Körperbilder, analysieren Erscheinungsformen der Uni- formierung und Militarisierung, ehe ihre Arbeitsergebnisse im Plenum vorge- stellt und diskutiert werden. Die Frage eines verantwortungsbewussten Umgangs mit dem Erbe des Nationalsozialismus spielt dabei eine wesentliche Rolle. Eine Buchung der Filmwerkstatt ist unter der Rufnummer 030 / 20 30 47 51 möglich. Wir freuen uns auf Ihren Anruf. Ihr Zeughauskino KENNEN SIE KIELING? »Kannten Sie Kieling?« – »Ja. Flüchtig.« So soll ein Witz gelautet haben, der 1970 bei der DEFA kursierte. Zweimal hielt sich der am 16. März 1924 in Berlin-Neukölln geborene Schauspieler Wolfgang Kieling für längere Zeit in der DDR und bei der DEFA auf: 1954-1956 und 1968-1970 – jeweils aus anderen Gründen, aber jeweils auch mit künstlerisch herausragenden Ergebnissen. Die von Ralf Schenk kuratierte Filmreihe KENNEN SIE KIELING? erinnert an die grandiose Schauspielkunst Wolfgang Kielings und zieht einen Längsschnitt durch die deutsche Film- und Zeitgeschichte. Bereits 2 1930 trat Kieling als Sechsjähriger in einer Rundfunk-Kinderserie auf. Als Neunjähriger synchronisierte er französische und US-amerikanische Filme. Wolfgang Kieling spielte im Kino des »Dritten Reichs«, der DDR und der BRD, einmal auch in Hollywood – ausgerechnet in der Rolle eines Stasi-Agenten. Er arbeitete unter so verschiedenen Regisseuren wie Veit Harlan und Wolf- gang Staudte, Fritz Kortner und Alfred Hitchcock, Frank Beyer und Egon Günther. Kieling drehte Kunst- und Genrefilme, hatte keine Berührungs- ängste mit Komödien, Klamotten oder Krimis. Und er war immer präsent: Seine Anwesenheit adelte nahezu jeden Film, in dem er zu sehen war. Die Filmreihe KENNEN SIE KIELING? wird von der DEFA-Stiftung gefördert. FILM POLSKA: DEKALOG Die Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 zerschlägt in Polen abrupt die edlen Hoffnungen auf eine neue polnische Gesellschaft. Soldaten und Polizisten bestimmen mit einem Mal das Straßenbild, die wirtschaftliche Kraft versiegt und ein moralischer Katzenjammer setzt ein. Polen trägt in den 1980er Jahren die Symptome eines Post-Solidarność-Traumas. In dieser Zeit kommen Krzysztof Kieślowski, ein Mitbegründer des »Kinos der moralischen Unruhe«, und der Rechtsanwalt Krzysztof Piesiewicz auf den sonderbaren Gedanken, den Dekalog – den Basisverhaltenskodex der jüdischen Religion und des christlichen Glaubens – filmisch umzusetzen. Die zunächst absurd erscheinende Idee wird zu einem spektakulären internationalen Erfolg. WELTRAUMKINO EINE RETROSPEKTIVE Anlässlich des 50. Jubiläums des ersten bemannten Weltraumfluges prä- sentiert die Retrospektive WELTRAUMKINO eine Geschichte des Science- Fict ion-Films. In ihrem Mittelpunkt stehen phantastische Visionen der Hand- lungssphäre Weltraum: Eroberungen des Kosmos, die Entdeckung extrater- 3 restrischer Welten und die Begegnung mit fremden Zivilisationen in fernen Galaxien. Doch auch ihr komplementäres Motiv – die Landung der Außerir- dischen auf der Erde und deren Eindringen in »unsere« Zivilisation – prägt eine zweite, kleinere Gruppe der für die Retrospektive ausgewählten Filme. Seit den frühen 1950er Jahren ein eigenständiges Genre und bis heute von einer anhaltenden Vitalität und Popularität, ist der Science-Fiction-Film ein kaum fassbares Genre geblieben: mitunter philosophischen Reflexionen nicht abgeneigt, zeitweise von einem schier grenzenlosen Fortschrittsglau- ben beseelt, doch immer häufiger auch von skeptischen Zukunftsvisionen durchzogen. Unabhängig von solchen, je unterschiedlichen Konfigurationen von Expansion oder Invasion, Utopie oder Dystopie hat kein anderes Medi- um unsere Vorstellungen von Weltall, außerirdischem Leben und zukünfti- gen Erfahrungsräumen so nachhaltig geprägt wie das Kino. Die umfassende Retrospektive spiegelt das Weltraumkino in seiner ganzen Bandbreite, legt dabei jedoch einen Schwerpunkt auf die Filme der 1950er bis 1970er Jahre. Eine Retrospektive in Zusammenarbeit mit der Emmy Noether-Forscher- gruppe »Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert« der Freien Universität Berlin. ORDNUNG UND VERNICHTUNG Die Polizei war ein zentrales Herrschaftsinstrument des NS-Regimes. Nicht nur die Gestapo, sondern auch alle anderen Sparten der deutschen Polizei waren am Terror gegen die politischen und weltanschaulichen Gegner der Nationalsozialisten beteiligt, zunächst im Inneren des Deutschen Reiches und seit Kriegsbeginn 1939 schließlich in allen von der Wehrmacht erober- ten Gebieten. Mehrheitlich in der Weimarer Republik sozialisiert und ausge- bildet, beteiligten sich deutsche Polizisten massenhaft an Verbrechen. Nur wenige mussten sich nach 1945 vor Gericht verantworten. Viele konnten in der Bundesrepublik ihre Karrieren im Polizeidienst fortsetzen. Ab dem 1. April ist im Deutschen Historischen Museum die Ausstellung ORDNUNG UND VERNICHTUNG – DIE POLIZEI IM NS-STAAT zu erleben, die das Zeug- hauskino mit einer Filmreihe begleitet. Neben Dokumentarfilmen, die vor allem die verschlungenen Lebenswege ehemaliger Polizeibeamter erfor- schen, steht mit drei Spielfilmen aus der Zeit des »Dritten Reichs« auch die Funktion des Kriminalfilms im NS-Staat zur Diskussion. KUNST DES DOKUMENTS – TIBET In acht Filmprogrammen unternimmt KUNST DES DOKUMENTS –TIBET eine dokumentarische Spurensuche durch den tibetischen Kulturraum. Dabei sind sowohl europäische wie auch asiatische Perspektiven vertreten: rare, frühe Aufnahmen aus den 1920er bis 1950er Jahren, die auf den For- schungsexpeditionen deutscher und britischer Wissenschaftler entstanden sind, und die Arbeiten tibetischer und indischer Filmemacher, die die kultu- rellen, gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen der Gegenwart dokumentieren. KUNST DES DOKUMENTS –TIBET stellt dem zeitgenössi- schen Interesse an Tibet die vergessene Geschichte seiner westlichen Deu- tungen an die Seite. Die von Jan Henselder kuratierte Filmreihe wird von einer Ausstellung im Foyer des Zeughauskinos begleitet. 4 FILM POLSKA: DEKALOG Die Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 zerschlägt in Polen abrupt die edlen Hoffnungen auf eine neue polnische Gesell- schaft. Soldaten und Polizisten bestimmen mit einem Mal das Stra- ßenbild, die wirtschaftliche Kraft versiegt und ein moralischer Kat- zenjammer setzt ein. Polen trägt in den 1980er Jahren die Symptome eines Post-Solidarność-Traumas. In dieser Zeit kommen Krzysztof Kieślowski, ein Mitbegründer des »Kinos der moralischen Unruhe«, und der Rechtsanwalt Krzysztof Piesiewicz auf den sonderbaren Gedanken, den Dekalog – den Basisverhaltenskodex der jüdischen Religion und des christlichen Glaubens – filmisch umzusetzen. Die zunächst absurd erscheinende Idee wird zu einem spektakulären internationalen Erfolg. Dekalog, Dwa FILM POLSKA: DEKALOG 5 FILM POLSKA: DEKALOG Dekalog, Jeden Dekalog, Eins PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieślowski, K: Wiesław Zdort, M: Zbigniew Preisner, D: Henryk Baranowski, Wojciech Klata, Maja Komorowska, Artur Barciś, 53’ | 35 mm, OmeU »Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst keinen Götzen dienen. Du sollst Dir kein Gottesbild machen.« Der etwa dreizehnjährige Pawel lebt mit seinen Eltern in einem tristen Neubau- viertel. Weihnachten steht vor der Tür. Sein Vater ist Wissenschaftler, von der Computertechnologie überzeugt. Mithilfe meteorologischer Daten berechnen Vater und Sohn die Dicke des Eises auf dem Teich in der Nachbarschaft. Sie glauben beweisen zu können, dass das Eis das Mehrfache von Pawels Körper- gewicht zu tragen vermag. Am nächsten Tag kommt Pawel nicht aus der Schu- le zurück... Dekalog, Jeden reduziert den Computer keineswegs zum Sinnbild eines neuen Götzendienstes, vielmehr stellt er elementare Fragen, die sich aus dem Spannungsfeld von Glauben und Wissenschaft ergeben. (cl) Dekalog, Dwa Dekalog, Zwei PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieślowski, K: Edward Kłosiński, M: Zbigniew Preisner, D: Krystyna Janda, Aleksander Bardini, Olgierd Łukaszewicz, Artur Barciś, 58’ | 35 mm, OmeU »Du sollst den Namen deines Herrn nicht missbrauchen.« Dorata, Violinistin in einem Sinfonieorchester, steht zwischen zwei Männern. Während ihr Ehe- mann, schwer an Krebs erkrankt, dem Tod entgegen sieht, erwartet sie von ihrem Geliebten ein Kind. Kategorisch fordert sie vom behandelnden Arzt eine Aussage darüber ein, ob ihr Mann überleben wird oder nicht: Wenn ja, will sie das Kind abtreiben lassen, wenn nicht, will sie es austragen und mit ihrem Freund in den Westen gehen. Der Arzt verweigert sich jedoch einer verbindlichen Aussage. Dorata vermag schließlich doch noch einen Ausweg aus ihrem Dilemma zu finden. (cl) Einführung