Kirchenführer
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S T. W E N D E L I N - K I R C H E S C H L A I T D O R F Kirchenführer St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf Inhaltsverzeichnis Entdecken 3 Aus der Geschichte 4 Die Kirche 6 Namenspatron 8 Die Glocken 9 Die Turmuhr 10 Kanzel und Ambo 12 Schlaitdorfer Madonna 13 Der Altar 14 Das Altarkreuz 15 Die Orgel 16 Chor und Sakristei 20 Der Taufstein 22 Der Gobelin 23 Das Kruzifix 24 Das Fenster der Südseite 25 Barocker Bilderschmuck 26 Bemerkungen zur Innenrenovierung 28 Sehenswürdigkeiten im Außenbereich 30 Anhang 32 Herausgegeben von der Ev. Kirchengemeinde Schlaitdorf 2014 Text: Roger Speier Gestaltung: Ulrich Singer Fotos: Heinz Springer oder gemeinfrei Foto Mittelseite: Werner Feirer, Weilheim/Teck Fotobearbeitung: Ulrich Singer Druck: Gemeindebriefdruckerei 2 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf e n t d e c k e n Blick auf die St. Wendelin-Kirche aus Richtung „Im Höfle“ Herzlich willkommen in unserer Zuletzt bei der Außenrenovierung St. Wendelin-Kirche. 2000-2002 und der Innenrenovie- rung 2007. eit vielen Jahrhunderten dient S sie Christen von Schlaitdorf, in Nehmen Sie die Einladung zu ei- den Jahren nach dem zweiten nem Rundgang an und lassen Sie Weltkrieg auch zunehmend in öku- die Kirche mit ihren Besonderhei- menischer Weise als Gottesdienst- ten auf sich wirken. und Veranstaltungsraum. Immer wieder wurde das Bauwerk Ihre den jeweiligen Erfordernissen der Evangelische Kirchengemeinde Kirchengemeinde angepasst. Schlaitdorf 3 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf chlaitdorf gehörte ursprüng- In den Jahren 1534 bis 1536 wird im S lich kirchlich zu der Urpfarrei gesamten württembergischen Ge- Neckartailfingen. biet die Reformation eingeführt. Eine vom 20. Februar 1431 datierte Herzog Ulrich ließ nach der Wie- Urkunde berichtet von Differenzen dereroberung Württembergs mit zwischen Schlaitdorf und der Mut- Hilfe protestantischer Fürsten sein tergemeinde wegen der kirchlichen Herzogtum planmäßig reformie- Versorgung Schlaitdorfs. ren. In dieser Mission kam Ambro- sius Blarer am 28. September 1534 1466 erfolgte die Trennung von auf das Rathaus nach Tübingen, Neckartailfingen. Dabei erfährt auf das er alle Pfarrer des Oberam- a u s d e r g e s c h i c h t e man zum ersten Mal von einer tes geladen hatte, mit einem Ulti- Burgkapelle in Schlaitdorf, die dem matum: Heiligen Wendelin geweiht war. Aus diesem Anlass wird die Kapelle „Reformation oder Aufgabe ihres zur Pfarrkirche. Ihre Entstehung Amtes“. geht wohl auf das 13. Jahrhundert zurück; in Verbindung mit den Her- Magister Gregorius Fischer, Pfarrer ren oder Freien von „Sleithdorf“. zu Schlaitdorf, befindet sich auf dem Zettel Blarers bei den Pfar- 1654 bricht Altenriet mit seiner rern, die sich verpflichten, im refor- Mutterpfarrei Neckartenzlingen matorischen Sinne zu predigen. und wird 1684 durch Administrator Friedrich Karl als Filiale nach Ebenfalls 1466 wechselte auch Häs- Schlaitdorf eingegliedert. lach, das aus zwei Teilorten zusam- menwuchs, mit dem Unterweiler Sie konnten bei den Denzlingern von Neckartailfingen zur neu ge- nicht selig werden, wie dies aus stifteten Pfarrei Schlaitdorf. Der einem Kirchenbucheintrag im 17. Oberweiler war der Walddorfer Jahrhundert offenkundig wird und Kirche, die seit 1275 bestand, zuge- baten daher „fußfällig“ um Gottes ordnet. 1760 wurden die Verhältnis- Barmherzigkeitswillen um Los- se neu geordnet: ein Drittel blieb lösung von der Gemeinde Neckar- bei Schlaitdorf, zwei Drittel bei tenzlingen. Walddorf. Die Trennungslinie für die Pfarreizugehörigkeit verlief im Heute bilden Altenriet und Schlait- Häslacher Kaffeehof. Der Grenz- dorf eine Gesamtkirchengemeinde. stein war im Haus, heute Kaffeehof 2/3, eingemauert. 4 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf St. Wendelin–Kirche um 1900 Auf dem Weg zur Kirche wurde in Am 30. November. 1842 wurde Schlaitdorf als Abkürzung durch ganz Haslach offiziell Walddorf zu- den Ort der Fußweg, die heutige geordnet, bis im Jahr 1900 Häslach Wilhelmstraße, rechts durch das mit nur 470 Einwohnern seine eige- a u s d e r g e s c h i c h t e ehemalige Hofgelände Walker am ne stattliche Kirche, zeitgleich mit Waaghäusle vorbei genommen. der Weltausstellung in Paris, ein- weihen konnte. Den Kirchgängern von Häslach wa- ren in der Schlaitdorfer St. Wende- lin-Kirche die Bankreihen (als Häsla- cher Bänke benannt) vom Turmein- gang links bis zum Mittelgang zu- gewiesen. 5 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf ie Kirche in Schlaitdorf weist Das südlich wie nördlich vorhallen- D im Schiff Reste aus dem 12. artige Erdgeschoss öffnet sich mit Jahrhundert auf. Die heutige Er- einem Spitzbogenportal ins Schiff. scheinung im spätgotischen Stil Im Schlussstein des Kreuzrippenge- stammt aus dem 15. bzw. frühen wölbes finden sich die Steinmetz- 16. Jahrhundert. Die Hauptzier des zeichen und die Initialen „h“ „b“ einfachen Rechteckbaues ist der des Baumeisters Hans Buß. mächtige Westturm. Er ist später angebaut worden. Ein untrügliches Zeichen dafür ist die Baugeschich- te, denn ein solch prächtig gestal- teter Eingang, wie das Westportal, war nur für ein Außenportal üblich. Für die innen liegende Tür hätte man niemals diesen Aufwand ge- trieben. Der Turm ist eine verklei- d i e k i r c h e nerte Nachbildung des Turmes der Nürtinger Stadtkirche „Lauren- tius“. Beide Gebäude weisen auf Initialien von Hans Buß den Baumeister Hans Buß hin. Das zweite Geschoss wird nur durch Schießscharten erhellt und diente im Mittelalter als Schatz- kammer, ein Zeugnis vom früheren Wehrcharakter des Turmes. Im dritten Geschoss hängen drei Glocken von 1950, deren Klang sich über vier nach allen Seiten ausge- richtete hübsch gefüllte Spitzbo- Das Spitzbogenportal war der alte Eingang genfenster, voll über Schlaitdorf entfalten kann. Über drei von Gurten getrennte Geschosse endet der Turm in ei- Die ganze Kirche ist aus dem nem Dreiecksgiebel mit Satteldach Schlaitdorfer Sandstein gebaut. und zwei auf Sandsteinsockeln ge- Siehe auch den Anhang: „Nur ein stellte Wetterfahnen auf der 25m Körnchen Sand?“ auf Seite 32. hohen Kirchturmspitze. 6 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf d i e k i r c h e Grundriss 7 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf n a m e n s p a t r o n St. Wendelin er Namenspatron unserer Kir- Sein Grab wurde eine viel besuchte D che „St. Wendelin“ war ein Wallfahrtsstätte, aus der sich die iroschottischer Königssohn, der auf Stadt St. Wendel/Saar entwickelte. den Thron verzichtete, um Gott in Einsamkeit dienen zu können. Wendelin wurde besonders stark zu Ende des 15. Jahrhunderts und In St. Wendel bei Trier begann er zu Beginn des 16. Jahrhunderts ver- ein Einsiedlerleben. Er starb 617 n. ehrt. Er gilt als Nothelfer und Pa- Chr. als Abt des Klosters Tholey. tron der Hirten und Herden. 8 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf uf dem Turm rufen drei Glo- Das Geläut für Schlaitdorf wurde A cken von 1950 die Gemeinde von der schwäbischen Glockengie- zum Gottesdienst und Gebet. ßerfamilie Kurtz Stuttgart in einer Kupfer - Zinn - Legierung gegossen. Die Gewichte der Glocken betra- gen: 470 kg, 271 kg und 196 kg, wo- bei die unteren Durchmesser sich auf 0,915 m, 0,76 m und 0,683 m belaufen. Glockenankunft 1950 Sie tragen die Umschriften: (von großer zu kleiner Glocke) Allein Gott in der Höh sei Ehr Und Dank für seine Gnade Erbarm dich unser aller und sind auf die Tonarten c - a - d Der Glockenstuhl heute gestimmt. Bis in die 50er Jahre haben der Die große Glocke ist die Betglocke. Mesner oder Schuljungen die Glo- Sie läutet bei Tagesanbruch und cken an langen Seilen vom Turm- eingang aus geläutet, was heute nach Einbruch der Nacht. Außer- d i e g l o e c k n dem dient sie als Zeichenglocke. durch eine elektronische Glocken- läutemaschine geschieht. Die ehe- Die mittlere Glocke übernimmt die maligen Seilführungen sind heute Funktion der Kreuzglocke. Sie läu- noch in den Stockwerksdecken des tet an all den Tageszeiten, an de- Turmes zu sehen. nen die Gemeinde des Kreuzes Christi gedenkt: Auch wurden frühere Schlaitdorfer Glocken in beiden Weltkriegen zu Um 11 Uhr zur Stunde der Waffen eingeschmolzen. einbrechenden Finsternis Im Glockenturm Um 15 Uhr zu seiner Todes- hatte sich 1994 stunde ein Schleiereu- lenpaar eingenis- Die kleine Glocke übernimmt die tet und seine Jungen großge- Aufgabe der Taufglocke. zogen 9 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf finden sich die Ge- wichte an ihren Drahtseilen, die üb- rigens bis im Jahre 1880 noch aus Hanf bestanden, im Turm. Am Turm sind die Zifferblätter mit den Zeigern an der Nord- und Südseite in ei- ner Höhe von 21 Me- tern montiert. Sie haben einen Durch- messer von zwei d i e t u r m u h r Metern um eine gu- te Fernwirkung zu erzielen. Die 1994 ebenfalls von der Die Turmuhr Fa. Hörz eingebaute Digital-Quarz- Hauptuhr war ein Schritt zur mo- ie mechanische Turmuhr aus dernen Technologie und ließ unse- D dem Jahr 1960 wurde 1994 re mechanische Turmuhr zum Mu- komplett erneuert. Gebaut wurde seumsstück werden. die alte Uhr 1959 von der Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz. Die Typenbezeichnung E 300 d weist auf das größte Zahnrad (Zahnform Evolventenverzahnung) mit einem Durchmesser von 300 mm hin. Sie war mit einem elektrischen Aufzug versehen und das Gehwerk ist auf Viertel-, Halb-, und Stundenschlag ausgelegt gewesen. Dieses war damals schon ein gro- ßer Fortschritt, denn davor musste die Uhr jeden Tag vom Mesner auf- gezogen werden. Noch heute be- Der Gewichtsfallraum 10 St. Wendelin-Kirche Schlaitdorf Die serienmäßig eingebaute Läute- automatik ermöglicht heute die Abwicklung umfangreicher Läu- teprogramme. Zur Verfügung ste- hen acht Stromkreise und 255 Pro- grammschritte. Die Programme können komfortabel einmalig, täg- lich, wöchentlich, jährlich oder li- turgisch eingegeben werden. Im Sommer 1993 wurde der Kirch- turm auf der südlichen Seite vom Blitz getroffen. Dabei wurde die Wetterfahne mit ihrem Sand- steinsockel zertrümmert und die Kunstharzbeschichtung des Ziffer- blattes der Uhr buchstäblich abge- fackelt. Es blieb nur eine schwarze Fläche übrig. So etwas ist aus der langen Geschichte der Kirche bis- her noch nicht überliefert. Im De- Funkuhr und Glockensteuerung zember 1993 war der Schaden be- hoben.