28. Spieltag • Samstag, 31.03.2012 • FCK - Hamburger Sport-Verein e. V. • IB Nr. 14 Saison 2011/12 | Infoblättsche Kurvenorgan derGenerationLuzifer 1998 | Editorial

[Dön] Hallo zusammen!

Hätte mir jemand nach dem Heimspiel gegen Frei- neuerlichen Offenbarungseid beim PSV Freiburg burg im vergangenen Jahr weismachen wollen, dass bleibt nicht viel Hoffnung, an die man sich noch wir von nun an mindestens eine komplette Halbse- klammern könnte. Abgeschlagen auf dem letzten rie auf einen Sieg in Deutschlands Eliteliga warten Tabellenplatz mit einer Mannschaft, die zwar ger- müssten, hätte ich ihn mit an Sicherheit grenzen- ne Endspiele ausruft, aber keine bestreitet, und die der Wahrscheinlichkeit für verrückt erklärt. Allein vor allem nicht zu wissen scheint, in welcher Rich- er hätte Recht behalten. Magere neun Pünktchen tung sich das gegnerische Tor am fernen Horizont sollten aus den kommenden 17 Spielen folgen, auch nur andeutet. Als am vergangenen Wochen- und vor allem: unglaubliche neun Tore! Nach der ende der obligatorische Gang zum Gästeblock Heimklatsche gegen die russischen Öl-Oligarchen angetreten wurde, war dieser zu großen Teilen be- sah sich die Vereinsführung nach langem Abwarten reits verwaist. Wut, Frust und Enttäuschung sitzen dazu gezwungen, einen Trainerwechsel vorzuneh- tief, haben bisher allerdings noch kein Ventil gefun- men und Krassimir Balakov als neuen Fußballleh- den, denn auch hier blieb der Betzenberg bisher rer vorzustellen. Doch auch wenn in der aktuellen erstaunlich ruhig. Saison alles schief zu laufen scheint, kann dies nicht über die Erfolge, um die sich Marco Kurz in den Drei Heimspiele an drei Wochenenden werden vergangenen Jahren zweifellos verdient machte, nun wohl die Entscheidung bringen, viele glauben hinwegtäuschen. Er wird daher einer der wenigen nicht mehr daran, andere hoffen noch auf den ty- FCK-Trainer der letzten beiden Jahrzehnte blei- pischen Last-Minute-Betze. ben, an die man sich mit einem positiven Gefühl Rafft euch heute irgendwie noch einmal auf, wenn zurückerinnern können wird. es schiefgeht können wir Fans danach zumindest noch in den Spiegel schauen! Das Runde muss ins Doch zurück zur aktuellen Situation. Nach dem Eckige!

Inhaltsverzeichnis: Mach‘s gut, Marco Seite 3 Schalke Seite 4 Freiburg Seite 6 Stade de Reims - FC Metz Seite 8 History/Fußballkulturen Seite 10 Interview: Chosen Few HH Seite 12 Stop Indect Seite 15 Interview: Jonas Gabler Seite 17 Letzte Worte Seite 20

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene Die Amtszeit des Marco Kurz Mach‘s gut, Marco

[Lurk] Nun ist sie also zu Ende die Amtszeit von Marco Mißere nicht der ehemalige Trainer, sondern haupt- Kurz bei unserem 1.FC Kaiserslautern. Angefangen sächlich die sportlich Verantwortlichen in Management hatte Marco Kurz als Cheftrainer unserer Lizenzmann- und Vorstand, allen voran Stefan Kuntz. Wenn man als schaft im Sommer 2009, am Dienstag letzte Woche nach 1.FC Kaiserslautern für Sommer- und Wintertrans- der Heimniederlage gegen Schalke 04 wurde Marco fers mehr Geld ausgibt, als die anderen drei Haupt- Kurz schließlich von seiner Trainertätigkeit beurlaubt. abstiegskandidaten zusammen und trotzdem jede Wagen wir einen kurzen Rückblick auf seine Amtszeit. Woche sang und klanglos untergeht und verdient auf dem 18.Tabellenplatz steht, im Gegenzug aber immer Im ersten Jahr seiner Trainertätigkeit führte er die wieder darstellt, wie finanziell klamm der Verein doch Mannschaft mehr oder weniger souverän zur Meis- ist, dann kann irgendetwas nicht stimmen, oder sehe terschaft in der 2. und daraus folgend zum ich das falsch? Jeder kann für sich selbst nun entschei- Aufstieg in die 1.Bundesliga, also dorthin, wo der FCK den, ob die Entlassung von Marco Kurz nun richtig, nach unserer Meinung auch hingehört! Auch die Erfol- längst überfällig, oder unnötig war und nur dazu diente ge im DFB-Pokal im Jahre 2009 sollen nicht unerwähnt von Fehlern anderer Verantwortlicher abzulenken, da bleiben, vor allem ist hier der grandiose Heimsieg in es nunmal am einfachsten ist den Trainer als Schuldi- der 2.Pokalrunde gegen Bayer Leverkusen zu nennen, gen für eine sportliche Krise zu entlassen. Auch wenn zu dem wohl auch die Fans einen nicht unerheblichen selbst ich einige Entscheidungen von Marco Kurz nicht Beitrag geleistet haben. Von der Stimmung her definitiv verstanden habe, zum Beispiel reagierte dieser meiner eines der besten Betzespiele der letzten Jahre, welches Meinung nach während seiner gesamten Karriere am | 3 für uns alle ein Beispiel für wichtige Spiele in der Zu- Betzenberg immer zu spät auf taktische Änderungen kunft darstellen sollte. Und auch das folgende erste des Gegners während eines Spiels und er wechselte Jahr in der 1.Bundesliga war überaus erfolgreich, zu auch häufig zu spät aus, so ist er meiner Meinung nach nennen wären hier unter anderen der 2:0 Heimsieg in der momentanen Situation doch nur ein Bauernop- gegen die Bayern zu Saisonbeginn, sowie das legendäre fer für die Fehler, die andere Verantwortliche begangen 3:3 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart mit der groß- haben. Und wegen dieser Fehler befinden wir uns eben artigen Fritz-Walter-Choreo vor Spielbeginn oder das momentan in der Situation in der wir stecken. legendäre 5:0 im Heimspiel gegen Schalke 04. Auch im DFB-Pokal spielten wir in diesem Jahr wieder eine gute Grundsätzlich bleibt also festzuhalten, dass Marco Rolle, bis zum letztendlich peinlichen und unnötigen Kurz ein junger, motivierter Trainer war und selbst- Pokalaus im Viertelfinale beim MSV Duisburg. verständlich immer noch ist, der mit Sicherheit seinen weiteren Weg in der Bundesliga machen wird. Wer wie In der aktuellen Saison wollte es dagegen von An- ich das Vergnügen hatte, sich auch das ein oder andere fang an nicht so richtig klappen und nachdem sich Mal während der verschiedenen Trainingslager in den die Mannschaft zunächst wie im Vorjahr berappelt zu letzten Jahren persönlich mit Marco Kurz unterhalten haben schien, folgte wieder eine Negativserie, die in zu können, der wird festgestellt haben, das Marco Kurz einem wiederum unnötigen Pokalaus bei Hertha BSC auch über den Fußball und seinen Qualifikationen in Berlin im Dezember und einer beispiellosen Sieglosse- diesem Geschäft hinaus ein überaus sympathischer rie mündete. Nachdem auch das vergangene Heimspiel Kerl war und ist. Folglich kann man Marco Kurz nur gegen Schalke 04 und somit das 16.Bundesligaspiel in alles Gute für seine persönliche Zukunft wünschen. Folge nicht gewonnen werden konnte, wurde Marco Kurz schließlich beurlaubt. Dennoch trägt wohl die In diesem Sinne: Mach es gut Marco, viel Erfolg auf dei- Hauptschuld an unserer momentanen sportlichen nem weiteren Weg!

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Spielberichte 1.FC Kaiserslautern - FC Schalke 04 Letzter Arbeitstag für Marco Kurz

Was soll man noch groß sagen? 16 Spiele in Fol- ten auch die Schalker auf und drängten auf den ge ohne einen Sieg, abgeschlagen auf dem letzten Ausgleich, der FCK hingegen gab das Spiel nach Tabellenplatz, kaum Torchancen und dementspre- und nach aus der Hand. In der 39. Minute dann chend auch nur 17 Tore auf dem Konto. der fällige Ausgleich durch ein echtes Traumtor von Holtby. Kurz vor der Halbzeitpause trafen die Spiel: Gäste erneut, diesmal durch Huntelaar (45.). Sa- han fabrizierte einen katastrophalen Fehlpass, wel- Heute empfing man den FC Schalke 04 vor 49.780 cher das Tor ermöglichte. Wieder einer der so oft Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter Stadi- monierten „Individualfehler“, wobei das Kollektiv on. Die Roten Teufel starteten überraschender- Spiel für Spiel einen Offenbarungseid auf dem Platz weise turbulent in die Partie. Schon nach drei abliefert. In der zweiten Halbzeit konnten die Gäs- Minuten erzielte der FCK den Führungstreffer te zwei weitere Tore durch Raul (51.) und Farfan durch ein Kopfballtor von Rodnei, dem eine prä- (81.) erzielen. Ohne große Gegenwehr verlor der zise Freistoßvorlage von Christian Tiffert voraus FCK das Spiel. ging. Bezeichnend, dass es wiedermal ein Defen- sivspieler war, denn bisher wurden alle vier Tore Westkurve: in der Rückrunde von Abwehrspielern erzielt. Da- nach gab es die Chance zum 2:0 für Tiffert, doch Wie immer war die Stimmung gerade in den 4 | wie so oft kam der Torabschluss einfach zu spät, Anfangsminuten gut, besonders nach der frühen beziehungsweise gar nicht. Spätestens jetzt wach- Führung konnte die Westkurve durch eine gute

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Spielberichte

Lautstärke überzeugen. Nach dem 1:2 Rückstand auch optisch einen starken Auftritt abliefern. zur Halbzeitpause war der gute Beginn auf den Rängen, wie auch auf dem Rasen, schon wieder Aktionen: | 5 vergessen. Nach dem 1:3 wurde in Anbetracht der katastrophalen Leistung der Support von selbst Die FY zeigte 2 Spruchbänder in Richtung Köln eingestellt, da die Mannschaft abermals ihren Wor- („Wh96-Lang leben die Ultras“) und Fürth („Eure ten keine Taten folgen ließ. Heimat ist der Ronhof“). Zudem gab es zu Beginn des Spiels den Versuch einer kleinen Choreo im Gästeblock: oberen Bereich des Blocks 7.1 mit dem Spruch- band „Damit wir noch die Kurve kriegen“. Der Spielverlauf war ganz im Sinne der rund [Kitzler] 8000 mitgereisten Schalker, was diese dann auch akustisch entsprechend zum Ausdruck brachten. Spätestens nach der Führung nahmen die Schalker auf den Rängen das Heft vollständig in die Hand und konnten mit guter Lautstär- ke, lange getragenen Liedern in angemes- senem Tempo und

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Spielberichte SC Freiburg - 1.FC Kaiserslautern „Same procedure as every year, Miss Sahan?“

[Niklas] Nachdem die Männer in Rot ihr Heimspiel den gesamten Gästeanhang vorgesehen. So muss- gegen den FC Schalke 04 kläglich mit 1:4 verloren te man, unter ständiger Beobachtung der Polizei, hatten, folgte die, meiner Meinung nach längt über- welche „unauffällig“ hinter einem Fenster filmte, fällige, Beurlaubung Marco Kurz´. Somit endete die längere Zeit auf den Einlass warten. Im Gästeblock Zusammenarbeit mit unserem Aufstiegstrainer war nahezu alles verboten was Spaß und Stim- am Dienstag den 20. März. Sofort kursierten die mung macht. Erlaubt waren nur kleine Fahnen bis wildesten Namen in den Medien. Von Hans-Peter 1,50m sowie fünf einseitig geöffnete Trommeln. Briegel über Torsten Lieberknecht bis zu Ciriaco Große Schwenkfahnen, Doppelhalter, Megaphon Sforza war die Rede. Natürlich durften die übli- und Zaunfahnen waren, genau wie das Besteigen chen Verdächtigen wie Peter Neururer oder Klaus des Zaunes, untersagt. Hinzukommt die miserable Toppmöller nicht fehlen. Etwas überraschend Sicht im gesamten Gästeblock. So macht Fußball kam dann die Meldung auf, dass Krassimir Bala- keinen Spaß! Der SC Freiburg gehört mit Sicher- kov wohl ein heißer Kandidat für den Trainerstuhl heit zu den fanunfreundlichsten Vereinen im Pro- darstellt. Offiziell bestätigt wurde die Verpflichtung fifußball! Unsere Zaunfahne schaffte es natürlich Balakov´s am 22. März. Er sollte also eine hoffent- trotzdem in den Gästeblock und wurde, wie in lich siegreiche Elf in das selbsternannte „Abstiegs- Freiburg üblich, 90 Minuten gehalten. Bereits beim endspiel“ schicken. Warmlaufen der Mannschaften konnten sich die rund 2500 mitgereisten Lautrer ordentlich Gehör 6 | Während sich ein Großteil der Anhängerschaft verschaffen. Lautstark wurde der Mannschaft ge- per Sonderzug auf den Weg in den Breisgau zeigt, dass man voll hinter ihr steht und gemein- machte, fuhr eine 250köpfige Gruppe per ATT sam dieses wichtige Spiel gewinnen will. nach Freiburg. Gestärkt durch die Lunchpakete, welche die Mannschaft zur Verfügung stellte, er- Wie so oft in der Saison schien der Wille jedoch reichte man das Ziel Freiburg-Littenweiler gegen bei der Mannschaft zu fehlen. Bereits nach acht halb zwei. Gemeinsam mit den Sonderzugfahrern Spielminuten geriet man mit 0:1 in Rückstand. marschierte man bei bestem Frühlingswetter zum Rodnei leitete das Tor von Guéde mit einem ka- Dreisamstadion. Hier stellt der Gästeeingang eine pitalen Fehler ein. Trotz Ernüchterung im Gäste- Frechheit dar. Lediglich zwei Eingänge sind für block, versuchte dieser weiter die Mannschaft

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Richtung Torerfolg zu singen. Für Torgefahr sollte Sonnenschein leuchteten. Passt in einem Stadion, der junge Julian Derstroff als einzige Spitze sor- welches den Namen eines angeblich so innoativen gen. Mit Shechter und Swiercok mussten zwei Unternehmens wie“ Mage Solar AG“ trägt über- | 7 gelernte Stürmer auf der Bank platznehmen. Eine haupt nicht ins so „freundliche, umweltbewusste fragliche Variante, die ohne nennenswerten Erfolg und familäre“ Freiburger Bild! Scheißverein! bleiben sollte. Der FCK schaffte es leidiglich sich Die Mannschaft fand nach dem Schlusspfiff nur zwei Torchance im gesamten Spiel zu erarbeiten noch einen halb gefüllten Gästeblock vor, da sich (36.,49.). Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel schon dieser mit dem Schlusspfiff rasch geleert hatte. entschieden. Nachdem der Sportclub nach 14 Mi- Auf der Rückfahrt durfte man sich noch billig nuten durch Makiadi (dem wünsche ich die Pest mit Getränken und Lebensmitteln eindecken und an den Hals/die Red.) die 2:0 Führung markierte, manch einer meinte er müsse sich noch anderwei- passierte auf dem Spielfeld fast nichts mehr. Die- tig austoben. Über Sinn und Unsinn solcher Akti- Unterstützung wurde auf unserer Seite eingestellt. onen Hülle ich lieber den Mantel des Schweigens. Es ist nicht verwunderlich, wenn sich die Mann- Theoretisch besteht noch Hoffnung auf den Klas- schaft zum wiederholten Male derart willenlos senverbleib bzw. den Relegationsplatz, aber wenn präsentiert. Genervt wurde man nicht nur durch man die Leistung unserer Mannschaft sieht, muss die Leistung der Mannschaft, sondern auch durch man doch sehr skeptisch sein. Nichtsdestotrotz die Klatschpappen die im gesamten Stadionbe- sollten wir gegen den Hamburger SV noch einmal reich (ausgenommen war zum Glück der Gäs- alles geben um den letzten Funken Hoffnung am teblock) verteilt wurden. Freiburg konnte man glühen zu behalten! somit nicht einmal gesanglich wahrnehmen, da im- mer nur ein ohrenbetäubender, nervender Lärm Früher haben wir viele Spiele in letzter Minute ge- durch die klatschende Kundschaft zu vernehmen dreht, jetzt gilt es eine miserable Saison in letzter war. Mit Stadionathmosphäre hat diese Werbeak- Minute zu drehen! tion sicherlich nichts zutun! Bemerkenswert war noch, dass alle vier Flutlichter trotz strahlendem Lautrer geben niemals auf, sie KÄMPFEN!

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Fanszene Stade de Reims - FC Metz Freundschaft ohne Grenzen unterwegs

[Dirk/Sippel] Servus! Freitagmittag, Kaiserslautern zösischer Art. Dabei schlugen sie aus den Autos Hauptbahnhof, strahlender Sonnenschein und bes- alle paar Sekunden mit den Schlagstöcken gegen te Laune. So kann das Wochenende beginnen! Am die Scheiben, bzw. die uns zu Fuß begleitenden Treffpunkt machten sich vier Unbelehrbare auf Beamten gegen alle möglichen Gegenstände. Ob den Weg nach Metz, um nach kurzer Anreise und Einschüchterung oder Dummheit, es sei jedem leeren Hülsen am Stadion einzutreffen, wo wir von selbst überlassen, jedenfalls ein sehr merkwürdi- einer Autobesatzung Metzer abgeholt wurden, um ges Schauspiel. Da unser Weg auch an der Knei- danach schnellstmöglich wieder in Richtung Auto- pe der Remois vorbei führte, welche mit rund 80 bahn aufzubrechen. Auf einem Parkplatz am Ran- Leuten davor standen, wurde von beiden Seiten de der Autobahn warteten die üblichen Kaoten, gut gepöbelt, die Bullen ließen direkt mal ihren Kö- um gemeinsam mit uns im Konvoi nach Reims zu ter auf die Remois los, welcher aber beim Hoch- fahren. Herzliche Begrüßung, die Autobesatzungen springen direkt umgehauen wurde. KO in Runde gemischt und Vollgas Richtung Reims für rund 45 eins! Pfefferspray für unsere Reisegruppe durfte Leute. natürlich auch nicht fehlen, nachdem die Szenerie schon vorbei war und wir weiter gegangen waren. Innerhalb kürzester Zeit wurden die 190km bei Schweine! einigem Schabernack bewältigt. Dumm nur, wenn man genau in den falschen Momenten Zivis hinter Im Stade Auguste-Delaune angekommen bekamen 8 | sich hat, aber sie nahmen so manches Manöver lo- wir von unseren Freunden auch schon Tickets in ckerer als gedacht. In der Domstadt Reims, ohne die Hand gedrückt und noch ein dickes „Merci“ Polizei, angekommen schwärmte man direkt vom hinterher, es war spürbar wie dankbar die Jungs & „Europacup“. Wie schön es doch wäre, solche Mädels der Horda waren, dass wir sie begleiteten. Eindrücke in einem anderen Land mit unserem Das war aufrichtige Dankbarkeit, wie man sie wohl geliebten 1.FC Kaiserslautern zu bekommen. Ein nur erlebt, wenn man sich richtig auf eine Freund- Traum... Aber für uns als aktive Fußballfans ist der schaft wie diese einlässt, welche zwar für jeden Traum ja meist bereits an der Autobahnausfahrt Neuling am Anfang ein gewisses Sprachhindernis zu Ende, wenn man vom Freund und Helfer direkt darstellen kann, welches aber nach dem ersten in den Gästeblock gefahren wird. Eine mehr als Kennenlernen dieser kaotischen Meute schnell willkommene Abwechslung! verschwindet. Eine Freundschaft ohne Grenze!

Vom Parkplatz aus ging es zu Fuß durch die schö- Der Durst musste auch noch gelöscht werden, nen Gassen der Stadt, an der Kathedrale Domeni- aber an der Würstchenbude ohne Würstchen co Quaglio vorbei und weiter mit einigen Gesän- durfte man sich nur über alkoholfreies Bier freu- gen in Richtung Innenstadt. Verwirrte Gesichter en. Im Gästeblock fanden sich rund 200 Anhänger der Einheimischen - noch nie Fußballfans gesehen? des FCM ein. Zum Spiel selbst gibts nicht viel zu So suchte man nach einer geeigneten Bleibe um sagen. Grottenkick vom FC Metz, nach 25 gespiel- sich auf das Spiel einzustimmen, da bis Anpfiff noch ten Minuten lagen die Messins 3:0 hinten. Scheiße! über zwei Stunden Zeit blieben. Nichts sollte es So plätscherte die restliche Spielzeit vor sich hin, aber werden mit weiteren kühlen Bieren mit den während die ersten Minuten in Sachen Lautstär- Freunden, die Flics in Blau wurden irgendwann ke, Liedgut und Hingabe wirklich ein tolles Gefühl auf die Reisegruppe aufmerksam und verfolgten waren, in einem Stadion welches im Kleinformat nun jeden Schritt in gewohnt miesepetriger fran- zwar an die heutigen Einheitsbrei Arenen erinner- Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene te, aber immerhin eine ziemlich gute Akustik zu bis auf das Spiel, wirklich guten Tag und nach einem bieten hatte. Für einige Schnappschüsse und wei- Abschlussbier inkl. Foto mit unseren Freunden tere interessante Anekdoten rund um dieses Spiel ging es auch alsbald wieder in die Autos. Vorher verweise ich euch schon einmal auf unser Fanzine. wurde noch der Lautrer Goalkeeper mit einem Sippel Bordell gefeiert, ehe man sich endgültig auf Nach dem Spiel gab es wie immer in Frankreich den Heimweg machte. eine beschissene Blocksperre, bis die Cops auf ihr Leben klar kamen. Bevor man sich auf den Weg in Kaiserslautern angepeilt wurde einem noch mal Richtung Autos machte, wurde der kleine Haufen richtig klar, dass es etwas ganz besonderes ist un- der Generation Grenat mit „Scheiss Trier!“ und sere Freunde auswärts begleiten zu dürfen. Die so manchem Lautern-Metz Gesang verabschie- Faszination, wie sie Fußball leben ist einmalig und det, was diese mit hängenden Köpfen hinnahmen. einfach eine unglaubliche Erfahrung, die ich jedem Der Zaun zum sicheren Pöbeln fehlte ja. Danach nur ans Herz legen kann. Dieses Gefühl mit einer schlenderte man Richtung Abstellplatz unserer wirklichen Familie unterwegs zu sein, wo jeder Vierräder, verabschiedete zuvor die später ange- jeden aufrichtig schätzt und respektiert, egal wie reisten Leute der Horda und besang auf dem Weg oft er dabei ist oder wie viel er macht ist unbe- noch den ein oder anderen arbeitenden Müllmann schreiblich. Tragt und lebt diese Freundschaft, die- und die süßen „Chats“ aus Reims, da die Bullen se einmaligen Erfahrungen in einem anderen Land, uns auf einen zwei Kilometer langen Fußweg die euch niemals jemand wieder nehmen kann! durch Reims einluden. Auch nicht verkehrt. Auf Eine Freundschaft ohne Grenzen, danke für alles dem Weg Richtung Metz wurde noch zusammen Horda!!! ein Rasthof angesteuert, alle freuten sich über den, GL98 – HF97! | 9

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | History Hamburger SV – 1. FC Kaiserslautern 1:1 1. Bundesliga, 09.05.1998, Westside Story Nr.7

[GL#001] Um es vorwegzunehmen, es war eine Bierstand war wegen der Hitze das totale Chaos komische, um nicht zu sagen beschissene Fahrt. und so manches Fälschen wurde unbezahlt ent- Von den 8 Sonderzügen hätte man 7 ½ mit Leu- wendet. Alles war gespannt auf die Meisterehrung ten füllen können, die wohl seit Köln `91 oder dem und ich zudem noch auf die 70 Rauchbomben, die Pokalfinale nicht mehr auswärts dabei waren. Zum für ein würdiges Intro sorgen sollten. Die Rauch- anderen war nach der gewonnenen Meisterschaft show wurde allerdings ein Flop, dafür bekam ich die Luft irgendwie raus. Und zu allem Überfluss bei der Meisterehrung eine Gänsehaut. War schon hatte ich noch zwei riesige Taschen mit FCK- geil, als Sforza die Schale in den Himmel streckte Meistershirts dabei, was sich doch als sehr stressig und die mit 30.000 Lautrern gefüllte Kurve abging. herausstellte. Dazu kam noch, dass wir bereits um Schade nur, dass die Ehrung vor dem Spiel statt- 7 Uhr Morgens in HH ankamen und wohl jeder fand, denn so war tendierte die Stimmung im Gäs- kennt das Gefühl, wenn man total fertig ist, weil teblock während dem Spiel gegen null. Die HSV´ler man übermüdet ist und nun mit möglichst wenig konnten immerhin noch mit einer Choreographie Geld ein paar Stunden überbrücken muss. Doch glänzen. Leider ereignete sich nach dem Spiel noch auch das wurde überstanden und wir standen vor ein Unglück, als Thömme vom Zaun fiel und ihm den Toren der Betonschüssel „Volksparkstadion“. die unmenschlichen Spitzen (sind wir Tiere oder Hier besserte sich die Laune wieder, traf man doch was?!) ziemlich übel den Arm aufschnitt. Die Rück- sämtliche Gesichter der Lautrer Fanszene. Am fahrt wurde dann größtenteils geratzt. 10 | Fußballkulturen Arsenal Football Club - Newcastle United 2:1

England | London | Emirates Stadium ten warteten im Ticketoffice auf uns, sodass man Premier League (1. Liga) genug Zeit hatte, das Stadion und Umgebung zu begutachten. Wie schon im letzten Jahr musste im März der Resturlaub weg. So ging es mit meinem Wegge- Das Emirates Stadium liegt nur unweit der alten fährten, der mir am Vortag noch auf dem Bolzplatz Spielstätte Arsenals, des Highbury. Englandty- gegenübergestanden hatte, ab auf die Insel, genau- pisch im Wohngebiet. Aber irgendwie passt der er gesagt in die Metropole an der Themse. Der hochmoderne Fußballtempel nicht so recht ins Flug mit dem irischen Billigbomber verlief ereig- Gesamtbild. Seltsamerweise gefiel mir das Ding. nislos, sodass man recht entspannt die englische Die Zeit des Wartens am Stadion ging eigentlich Hauptstadt erreichte. schnell vorbei, wobei außerhalb des Grounds kei- ne richtige Fußballstimmung aufkam. Die Aufgänge Unglaublich, aber wahr: Wenn ich bei den Tommies zum Sitzplatz sind recht niedrig, sodass ich mir ein zu Gast bin, gibt’s nie schlechtes Wetter und nein, paar Mal fast den Schädel angehauen hätte. mir scheint die Sonne nicht aus dem Arsch. Im Park am Buckingham Palace genossen wir die Son- Zur großen Verwunderung waren die Bierprei- nenstrahlen, bis die Leber nach Nahrung schrie. So se im Stadion in Ordnung. Bei 3,50 GBP für den machten wir uns auf, um uns das ein oder ande- halben Liter kann man nicht meckern. Das Bier re Gerstenkaltgetränk einzuverleiben. Gegen 17 hatte sogar Umdrehungen und wurde im Stadion Uhr ging es auf den Weg zum Ground. Die Kar- getrunken, was in England eigentlich ein No-Go Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene darstellt. Sehr amüsant ist der deutsche Senf und wurde viel und auch recht laut unterstützt. Amü- Ketchup, der im Stadion en masse herumsteht. Auf sant hierbei war, dass der Torhüter von Newcastle den Sitzen angekommen (ganz oben letzte Reihe!) ständig bepöbelt wurde. Als Zugabe bekamen wir genossen wir die super Aussicht auf das traumhaf- dann noch fünf Minuten Nachspielzeit, in England te Geläuf. Da macht der Greenkeeper seinem Na- nicht ungewöhnlich. Und es kam, wie es kommen men mehr als alle Ehre. Echt wahnsinnig das Grün. musste. Nach viereinhalb Minuten der Nachspiel- zeit erzielte Vermaelen das 2:1 für die Gastgeber Das Stadion füllte sich nach und nach und so konn- und das Stadion flippte dann noch mal so richtig te man auch das erste Mal den Gästeanhang akus- aus. Darauf gab es noch ein wenig Hektik auf dem tisch vernehmen. Vor uns machten sich ein paar Platz, sodass die Nachspielzeit mal kurz auf 15 Mi- Asiaten breit, die während des Spiels ein wahres nuten verlängert wurde. Blitzlichtgewitter veranstalteten. Es lebe das Kli- schee. Nach dem Spiel ging es dann per Tube und Bus wieder zurück zum Airport, wo man es sich auf Das Spiel begann recht munter, Arsenal machte der Heizung gemütlich machte zwecks Übernach- ordentlich Druck und eher aus dem Nichts ent- tung. stand der 0:1-Rückstand. Das rief den Gästemob auf den Plan. Allerdings wurden im direkten Ge- Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass trotz des neuen genzug die recht lauten Jubelarien im Keim er- Stadions die Stimmung für englische Verhältnisse stickt. 1:1 nach 15 Minuten. Das Spiel war auf ei- überdurchschnittlich gut war und das Tempo in nem hohen Niveau und das Tempo war auch mehr Verbindung mit Taktik im englischen Fußball beein- als ordentlich. Für englische Verhältnisse war ich druckend ist. Ich freue mich schon auf den nächs- | 11 doch überrascht, dass die Stimmung so gut war. Es ten Trip auf die Insel.

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Fanszene IB-Interview Mit Chosen Few Hamburg

[Dirk] Wir freuen uns, euch in dieser Ausgabe mit sprächsbereitschaft gegen 0 tendiert und lieber mit der Chosen Few Hamburg ein Interview aus der Kollektivstrafen gedroht wird, als auf Konversation Hamburger Fanszene vorlegen zu können. Was die zu setzen. Unser Ziel muss es sein, den Offiziellen Jungs von der Elbe zu sagen haben, lest ihr auf den klar zu machen, dass diese mit ihren ständigen Ver- folgenden Seiten. Viel Spaß! boten definitiv nicht das erreichen werden, was sie wollen. Wo ihr es schon angesprochen habt, wir ge- Hallo nach Hamburg! Erst kürzlich habt ihr hen auf unserer Seite http://www.cfhh.net noch ein euch mit einer Stellungnahme zu aktuellen bisschen genauer auf diese Thematiken ein. Entwicklungen zu Wort gemeldet. Was war eure Motivation dahinter und wie schätzt ihr Mehr Solidarität untereinander und verstärk- die aktuelle Lage ein? te Zusammenarbeit: Die Marschrichtung für die Zukunft? Wie wichtig seht ihr in diesem Moin in die Pfalz! Unsere Motivation hinter diesem Kontext ein Mitspracherecht von Fans im Text war, dass es für uns nicht hinnehmbar war und Verein? ist, die derzeitige Ausuferung von Repressionen, sei es von Seiten der Polizei, des Verbands oder der Dies war ja beispielsweise euer Motto auf der „Er- Vereine, unkommentiert stehen zu lassen. Zudem halt der Fankultur“ Demo 2010 in Berlin und mit kann man mit Hilfe eines solchen Textes viel deutli- dem Supporters Club gibt es in Hamburg ja ein Pa- 12 | cher und tiefgründiger auf die Themen eingehen, als radebeispiel diesbezüglich. Für uns ist die Mitsprache es beispielsweise per Spruchband möglich gewesen im Verein extrem wichtig. Wir haben mit dem Sup- wäre. In der derzeitigen Situation, in welcher Verbän- porters Club einen enorm mächtigen Verbündeten, de und leider auch immer mehr Vereine gegen die wenn es um Fan- und Vereinspolitik geht. Natürlich eigenen Fans und insbesondere die eigenen Ultras hoffen wir auch, dass der SC als Beispiel für andere arbeiten, muss mehr denn je deutlich werden, dass Vereine und Fanszenen dienen kann, so dass sich so wir zwar in den Farben getrennt, doch in der Sache etwas auch in anderen Städten aufbaut um die Stim- vereint sind. me der Fans noch bedeutender werden zu lassen, als sie sowieso schon ist. Themen wie die Ausglie- Seien es die Hausverbote gegen die Weekend Brot- derung, welche Gott sei Dank vorerst vom Tisch hers in Wolfsburg, die Hetzjagd gegen die Wilde Hor- ist, Wahlen für die verschiedenen Gremien und die de aus Köln, die menschenverachtende Aktion der aktive Mitsprache im eigenen Verein sind für uns SG Eintracht Frankfurt oder die Aktionen bei uns im enorm wichtig. Solidarität ist unsere stärkste Waffe. Volksparkstadion gegen den kompletten Block 25A. Wir haben auf der von euch angesprochenen Demo Solche Kollektivstrafen, Strafen ohne juristischen „Zum Erhalt der Fankultur“ im Jahr 2010 und auf Rückhalt, großangelegte Aktionen um die Fanszene dem Fankongress in diesem Januar gezeigt, dass wir zu spalten, zeigen eigentlich mehr denn je, wie hilflos Ultras gemeinsam, friedlich, bunt und kreativ für die mancher Verein ist. Repression statt Gespräch, Ver- gemeinsame Sache auf die Straße gehen können und bot statt Deeskalation. Wir alle haben gezeigt, dass eben doch keine sich dauernd schlagenden, betrun- wir gesprächsbereit sind, sei es in den unterschiedli- kenen, rumrandalierenden sogenannten Fußballfans chen Kampagnen oder auf dem Fankongress Anfang sind, wie wir von Boulevardmedien so gerne dar- des Jahres in Berlin. Zur Zeit sieht es jedoch leider gestellt werden. Die Kampagnenen „Kein Zwanni so aus, dass die Repressionsschraube seitens der - Fußball muss bezahlbar sein“, „Pyrotechnik legali- Vereine und Verbände enger gedreht wird, die Ge- sieren - Emotionen respektieren“, die Fanbündnisse Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene ProFans und BAFF (Bündnis aktiver Fußballfans) und Unsere Gruppe besteht sowohl aus den festen Mit- die vielen gemeinsamen Aktionen jeden Spieltag zu gliedern der Gruppe, welche den aktiven Kern der den unterschiedlichsten Themen zeigen, denken wir, Chosen Few darstellen, als auch aus passiven Mit- sehr gut auf, dass das Thema „Zusammenarbeit“ für gliedern, welche beispielsweise unsere Aktionen und die Ultras dieses Landes ein sehr wichtiges ist. uns als Gruppe durch ihren Mitgliedsbeitrag unter- stützen wollen, allerdings nicht aktiv am Gruppen- Erzählt unseren Lesern ein bisschen über die leben oder an Aktionen teilnehmen können. Außer- momentane Stimmung im Block 22C, vor dem besteht durch die Rookies die Möglichkeit sich allem im Hinblick auf eure neue Megaphon für die Aufnahme als festes Mitglied zu empfehlen. Anlage. Wie wird sie bei euch angenommen Wir haben für die unterschiedlichsten Aufgaben und und konntet ihr Verbesserungen feststellen? Themenfelder entsprechende Ansprechpartner bzw. Verantwortliche, von unseren Spruchbandmalern bis Durch die derzeitige Situation im Hinblick auf die zu Textschreibern oder Materialbeauftragten. Jeder Tabelle ist dies ein sehr schweres Thema. Wenn wir wird dort eingesetzt, wo er seine Stärken sieht. Wir und der Rest der Nordtribüne wollen, sind wir mit haben zudem, wie allgemein üblich, eine Führungs- Sicherheit eine sehr laute und kreative Kurve, die- gruppe, welche beispielsweise schnell zu treffende ses Potential zeigen wir jedoch leider viel zu selten. Entscheidungen füllt, wenn keine Zeit ist diese mit Wenn die Mannschaft gut spielt, ist dies natürlich dem Rest der Gruppe abzusprechen. Unsere Mit- sehr förderlich für die Stimmung, wenn wir dann al- gliederzahl bewegt sich um und bei 200 Personen, lerdings, wie zur Zeit leider öfters der Fall, kein gutes wovon etwas mehr als die Hälfte feste Mitglieder Spiel abliefern, leidet leider auch die Stimmung deut- sind oder dies gerade als Rookie anstreben. lich. Die Megaphon Anlage ist, wie inzwischen auch | 13 den Kritikern klar geworden sein dürfte, notwendig, Wie hat sich das Verhältnis zu euren Freun- wenn man den ganzen Block erreichen möchte. den aus Kopenhagen entwickelt? Wie sind sie in der Hamburger Szene akzeptiert? Wie ist eure Gruppe strukturiert und wie vie- le Mitglieder habt ihr derzeit? Das Verhältnis zu unseren Freunden aus Dänemarks Hauptstadt ist rundum positiv. Man fühlt sich jedes

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Fanszene Mal als würde man nach Hause kommen, wenn man den, die Fazits der einzelnen Gruppen und Szenen mal wieder in Kopenhagen ist. Seien es Mitglieder waren rundum positiv. Kleinere Kinderkrankheiten der Urban Crew, der Boys, der Juniors oder ande- hier und dort sind, denken wir, durchaus normal re Personen der Kopenhagener Fanszene, man wird beim ersten Versuch, Spaß gemacht hat es auf jeden von allen freundlich empfangen und kann die Zeit Fall. Vielleicht überwindet sich in diesem Jahr, sollte bei seinen Freunden in vollen Zügen genießen. In- erneut ein Turnier stattfinden, ja die ein oder ande- zwischen haben auch ein paar andere Hamburger re Gruppe/Szene, welche einem solchen Turnier im Fangruppen einzelne Kontakte nach Kopenhagen letzten Jahr noch eher skeptisch gegenüberstand. geknüpft. Die Jungs sind immer wieder gerne bei uns Die einzelnen Gespräche, die an diesem Tag geführt und wir freuen uns jedes Mal, wenn es wieder ins wurden, waren es schon wert, und wenn man das Nachbarland geht. Durch die Freundschaft von Po- Ganze dann noch mit ein paar Arbeitsgruppen (wel- ptown zu den Jungs von AIK aus Schweden tragen che beim nächsten Mal vielleicht zeitlich anders ge- diese die Freundschaft zwar nicht mit, Probleme gibt plant werden könnten) und der ein oder anderen es dadurch allerdings auch keine. Wir akzeptieren Runde Fußball verbinden kann, ist das auf jeden Fall ihre Freundschaften und Kontakte und sie die un- ein Ereignis, das nach einer Wiederholung schreit. seren. Danke nochmal, dass ihr am Turnier damals teilge- nommen habt. Der „Friede-Freude-Eierkuchen Cup“, den ihr letztes Jahr veranstaltet habt, konnte als Für eure neue DVD habt Ihr ja schon mal mit großer Erfolg verbucht werden. Auch wir wa- einem Trailer einen netten Appetithappen ren mit einer Abordnung vertreten und zo- rausgehauen. Wann wird es die neue Scheibe 14 | gen ein durchweg positives Fazit. Ist für die- zu kaufen geben? ses Jahr eine Fortsetzung geplant? Das genaue Erscheinungsdatum steht noch nicht Von unserer Seite aus gerne, aber dieses Jahr ja viel- fest, darauf freuen kann man sich aber schon. Die- leicht in einer anderen Stadt ;-). Das Turnier kann se Saison haben unsere Filmer ganze Arbeit ge- auch im Nachhinein als voller Erfolg verbucht wer- leistet.

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene Stop Indect!!! 1984 is now

[DS] In einer der bekanntesten Zukunftsnovellen deckt werden und deren Verfasser oder Leser sofort „1984“, beschreibt der Schriftsteller George Orwell an das INDECT System übermittelt werden. In Arbeit wie er die Welt in Zukunft, genauer genommen im Jahr ist zusätzlich noch eine Funktion die Chats zwischen 1984 sieht. Der Roman erschien im Jahre 1949 und ob- Personen auswertet und Gefährdungen der öffentlichen Sicherheit erkennt und ebenso weiterleitet. Diese Daten reichen in Zukunft aus, die Ver- fasser bzw. Leser von solchen Inhalten per Überwachungskameras, Ortung des Mobil- telefons, Ortung des Navigationsgerätes und ähnlichen Mitteln zu beobachten. Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen ge- setzt, in Arbeit sind auf der Hardwareseite diverse Prototypen mobiler Überwachungs- wohl sich Orwell um ein Paar Jahre verschätzt hatte, systeme. Diese „Unmanned Aerial Vehicles“ „UAV“ zu soll der totale Überwachungsstaat im Jahre 2012 end- deutsch Unbemannte Luftfahrzeuge sollen im städti- lich Wirklichkeit werden. Dank der 14,86 Millionen € schen Bereich eingesetzt werden und dort für Recht aus EU Geldern, läuft das über 5 Jahre angelegte IN- und Ordnung sorgen. Eine Verfolgung bzw. Überwa- DECT- Projekt der Europäischen Union auf Hochtou- chung der im Internet auffällig gewordenen Personen ren und alle unsere Wünsche sollen endlich wahr wer- soll hierbei genau so möglich sein wie die Identifikati- | 15 den, endlich wissen die für innere Sicherheit zuständige on von Personen auf offener Straße, diese würde eine Behörden alles über dich und die Unschuldsvermutung sofortige Recherche im INDECT Netzwerk nach sich ist, dem Grundgesetz zum Trotz, vollständig außer Kraft ziehen. Das hierbei eine Gesichtserkennung der Über- gesetzt. Danke liebe EU! wachungskameras notwendig ist, welcher durch die bereitwillige Abgabe unseres biometrischen Passbildes Ironie aus, Erklärmodus an: für den neuen Personalausweis ein Kinderspiel ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Auch auffällige Bewegun- INDECT steht für „Intelligent information system sup- gen in der Öffentlichkeit sollen nicht weiter unbeachtet porting observation, searching and detection for secu- bleiben, bspw. ein Rennen auf offener Straße z.B. zum rity of citizens in urban environment“ zu deutsch: In- Bus, soll von der UAV registriert werden, was wiederum telligentes Informationssystem zur Unterstützung von eine Recherche in der gigantischen Datenbank zur Fol- Überwachung, Suche und Erfassung für die Sicherheit ge hätte. Wie „auffälliges Verhalten“ in der Öffentlichkeit von Bürgern in städtischer Umgebung. In erster Linie definiert wird, liegt wie immer im Auge der Betrachters/ soll INDECT verschiedene Werkzeuge unseres gelieb- Überwachers, bei einer Umfrage unter polnischen Po- ten Überwachungsstaates miteinander verknüpfen um lizisten wurden folgende Verhaltensweisen als „auffällig“ bewegliche Objekte observieren zu können. bezeichnet: Dies soll zur einen Hälfte softwaretechnisch umgesetzt auf der Straße: rennt, kämpft, zu schnell fährt werden, d.h. jegliche Internetaktivität wird überprüft im öffentlichen Nahverkehr: auf dem Fußboden sitzt, zu und nach „Gewalt“, „Bedrohungen“ und „abnormalem lange sitzt, Gepäck vergisst Verhalten“ durchsucht. Hierzu werden spezielle Such- im Stadion: Flaschen wirft, das Spielfeld betritt maschinen und automatische Suchroutinen entwickelt am Flughafen: Gepäck vergisst, zu lange sitzt die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gewährleisten sollen, dass gefährliche Inhalte schnellstmöglich ent- Hat sich jemand von euch schonmal bei einem dieser

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Fanszene Homepage offiziell dementiert. Hier heißt es definitiv wachsam bleiben, sonst wird das nächste „Sommermär- chen“ wohl zur Novelle „Europa 2012“... Was bleibt mir hier noch zu sagen? Beim Lesen der Arti- kel zum Thema wurde es mir wirklich Angst und Bange. Novellen wie „1984“ sowie „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley liefen vor meine Augen ab. Es ist wirklich 5 vor 12 wenn nicht noch später, kommt von eurem Facebook Account hervor, informiert euch und vor al- lem AGIERT. Einen Link zu posten ist kein politischer Protest, sondern Alibitun erster Güte. Recherchiert und informiert euch, gebt euer Wissen an Freunde und Ver- wandte weiter und das wichtigste: Wehrt euch. Wenn ich sehe wie 90 % meiner Generation jede Mahlzeit, jedes Tun, sowie jeglichen Standort in öffentlichen so- Auffälligkeiten ertappt??? zialen Netzwerken posten, braucht es keinen Überwa- chungsstaat mehr, Leute diese Informationen sind für Natürlich steht ein solches Projekt in der Kritik der Da- wirklich JEDEN zugänglich! Ist es wirklich nötig jedem tenschützer und Verfassungsrechtler aller Herren Län- mitzuteilen wie toll der Kinobesuch gerade war, wie le- der. Doch um zu verdeutlichen wie hierbei vorgegangen cker das Essen geschmeckt habt, wie eure aktuelle Ge- wird, sei erwähnt das dieses Projekt unter höchster mütslage gerade ist, welche Lied ihr gerade hört oder 16 | Geheimhaltung stattfindet, Informationen werden erst wie die Konsistenz eure Ausscheidungsprodukte haben? nach Freigabe durch einen Ethikrat (unabhängiger Sach- verständigenrat) veröffentlicht. Eine Überprüfung durch Hoffe, ich konnte etwas zum Nachdenken anregen... eine aus Experten zusammengesetzte Ethikkommission ergab, dass INDECT den ethischen Grundsätzen und Abschließen möchte ich mit einem Ausschnitt aus dem Bestimmungen der EU entspreche. Allerdings bestand oben erwähnten Buches „1984“ (sehr lesenswert!): dieses „Experten - Gremium“ hauptsächlich aus Perso- „...Er war ein einsamer Gast auf dieser Erde, der eine nen der Industrie, sowie der Polizei. Auch innerhalb des Wahrheit verkündete, die niemand jemals hören wür- Europaparlaments wurde die Zusammensetzung dieser de. Aber solange er sie verkündete, war auf eine ge- Kommission kritisiert. heimnisvolle Weise der rote Faden nicht abgerissen. Gearbeitet wird an diesem Projekt in großen Teilen der Nicht indem man sich Gehör verschaffte, sondern in- EU, auch in Deutschland wird bspw. an der Bergischen dem man sich unversehrt bewahrte, gab man das Erbe Universität Wuppertal an INDECT, trotz des Wider- der Menschheit weiter. Er kehrte an den Tisch zurück, standes vieler Hochschulgruppen, des Allgemeinen Stu- tauchte seine Feder ein und schrieb: »Einer Zukunft dierendenausschuss sowie des Studierendenparlaments, oder einer Vergangenheit, in der Gedankenfreiheit weiter mit Hochdruck geforscht. In der Industrie sind herrscht, in der die Menschen voneinander verschieden die Firmen Innotex Data GmbH, X-Art ProDivision so- sind und nicht jeder für sich lebt – einer Zeit, in der wie PSI AG an der Forschung beteiligt. es Wahrheit gibt und das Geschehene nicht ungesche- Vereinzelte Presseberichte deuteten darauf hin, dass hen gemacht werden kann, schicke ich diesen Gruß aus die ersten Feldversuche für INDECT bereits bei der einem Zeitalter der Gleichmachung und der Vereinsa- bevorstehenden Europameisterschaft in Polen und der mung, dem Zeitalter des Großen Bruders, dem Zeitalter Ukraine, sowie der Sommerolympiade in London, der des Zwiegedankens.« Heimat der Überwachung, durchgeführt werden sollen. Er war bereits tot, überlegte er. Es schien ihm, als habe Dies wird jedoch von Seite der EU auf der INDECT er erst jetzt, seit er angefangen hatte, seine Gedanken Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene formulieren zu können, den entscheidenden Schritt folgende Links empfohlen: getan. Die Folgen jeder Handlung sind schon in der Handlung selbst beschlossen. Er schrieb: »Das Gedan- http://de.wikipedia.org/wiki/INDECT kenverbrechen zieht nicht den Tod nach sich: das Ge- http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2009-09/indect- dankenverbrechen IST der Tod.«“ ueberwachung/seite-1 Wer sich weitergehend informieren möchte, dem seien http://www.stopp-indect.info/?lang=de IB-Interview Mit Jonas Gabler

[Dirk] Nach seinem Vortrag in der Halle der Nordtribü- Sicher ist die Nachhaltigkeit dieser einen Aktion be- ne ergab sich für uns zum zweiten Mal die Gelegenheit, schränkt – wenn sie denn isoliert bleiben würde. Ich mit Autor und Fanforscher Jonas Gabler ein Interview hoffe aber, dass das nicht eintritt. Und zumindest ist eine für das IB zu führen, viel Spaß beim Lesen! solche Aktion nachhaltiger als Kampagnen wie „Zeig dem Rassismus die Rote Karte“, die zwar ein Bekennt- Hallo Jonas! Fankongress 2012 in Berlin, einige nis des Vereins und aller Beteiligten darstellt aber doch Auftritte im Fernsehen, zum Beispiel im Aktuel- eher symbolischer Natur ist. Das ist bei der Ausstel- len Sportstudio. Wie waren die letzten Monate lung potenziell anders: Wenn nur einige Stadionbesu- aus Deiner persönlichen Sicht, welche Erfahrun- cher mehr – und nicht immer nur die gleichen in dieser gen konntest Du sammeln? Du warst ja gerade Hinsicht bereits engagierten – sich die Tafeln ansehen, auch medial sehr präsent. werden diese hoffentlich sensibilisiert für die verschie- denen Formen von Diskriminierung (auch bei Aktiven | 17 Seit dem ich vor einem Jahr bei Euch war, ist tatsäch- und Verantwortlichen der Vereine!). Die Ausstellung und lich sehr viel passiert in und um Ultra- bzw. Fanszenen. die Veranstaltungen bieten zudem die Gelegenheit, dass Das hat immer wieder die Medien auf den Plan geru- sich Menschen treffen, die gemeinsam etwas gegen Dis- fen, die sich aber spätestens seit dem „Aufflammen“ kriminierung im Stadion unternehmen wollen. Für eine der Pyro-Debatte teilweise auch etwas eingehender nachhaltige Wirkung ist es dann unerlässlich, dass der und auch wohlwollender der Materie widmen. Und so Verein solche Initiativen öffentlich und ideell unterstützt hatte ich auch immer wieder die Gelegenheit meine und fördert. So kann etwas angestoßen werden und so Sicht der Dinge darzustellen und auch mal über po- Rechtsradikalismus und Diskriminierung eingedämmt sitive Aspekte der Ultrakultur zu sprechen. Obwohl werden. Zu meinen, dass diese Phänomene aus dem ich die größeren Projekte – etwa eine Doktorarbeit Stadion verbannt werden könnten, halte ich für unrea- oder eine Internetseite über und mit Ultras – vor mir listisch, solange in unserer Gesellschaft Rechtsradikalis- herschiebe habe ich doch ununterbrochen mit der mus vorhanden und Rassismus (in verschiedensten ge- Thematik zu tun. Aber das sind immer auch spannen- sellschaftlichen – und auch institutionellen – Bereichen) de Erfahrungen. weit verbreitet ist. Es ist der ständige Auftrag in einer Demokratie, die Menschen für Rassismus und Diskrimi- Du warst nun zum zweiten Mal auf dem Bet- nierung zu sensibilisieren. Insofern kann nur ständiges zenberg, dieses Mal ging es um die vom Verein Engagement auf allen Ebenen nachhaltig wirken. initierte Vortragsreihe gegen Rassismus und Diskriminierung. Ein Thema, worüber Du Deine Viele Gruppen in Deutschland bezeichnen sich Diplomarbeit geschrieben hast. Über die Nach- als explizit unpolitisch, obwohl sie zu verschie- haltigkeit solcher Aktionen lässt sich sicherlich densten Themen öffentlich Stellung beziehen, diskutieren, wie siehst Du das? Aufklärungsarbeit leisten und für Überzeugun- gen einstehen die in Teilen eher konservativ

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Fanszene (Stichwort: Tradition), in Teilen aber auch eher (uneinheitlich) und da will man keine Konflikte herauf- in einer liberalen Denkschule (Stichwort: Selbst- beschwören. Solange das nicht bedeutet, dass dadurch bestimmung, weniger Überwachung, u.v.m) zu rassistisches Verhalten gedeckt bzw. die Arbeit und das verorten sind. Was denkt der Diplom-Politologe Engagement dagegen unterbunden wird, kann ich damit darüber? leben. Es hat in Deutschland – nicht nur oder gar weniger bei Wird sich der Konflikt um Politik, gerade in den Fans – eine lange Tradition, den Fußball als unpo- den traditionellen Fanszenen, weiter verschär- litischen Sport zu verstehen und ihn damit zumindest fen? vordergründig zu entpolitisieren. Auch weil er als hege- moniale Sportart (weniger wissenschaftlich: „Volkssport Wenn Du dich auf den Einfluss von Rassismus und Nummer 1“) tatsächlich von Menschen aus allen politi- Rechtsradikalismus beziehst, dann weiß ich nicht ob er schen Lagern praktiziert und verfolgt wird. Tatsächlich sich unbedingt verschärfen wird. Die jüngere Vergangen- ist der Fußball in dieser Rolle als dominierende Sport- heit hat auf jeden Fall gezeigt, dass er immer noch aktuell art aber das Instrument aller möglichen politischen ist auch wenn die Situation heute schon viel besser ist aber auch wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen als vor 20 Jahren. Ich muss zugeben, dass ich manchmal Akteure. Wenn etwa im Rahmen von Fußballspielen etwas zu voreilig war und dachte das Thema Rassismus Geld für soziale Zwecke gesammelt wird, die Bundes- würde eine stetig kleinere Rolle spielen. Dem ist nicht kanzlerin bei der Nationalmannschaft auftaucht, Politi- zwangsläufig so, dafür muss ständig gearbeitet werden. ker Vereinsschals umlegen, die NPD rassistische Kam- Allgemein habe ich noch nicht den Eindruck, dass es ei- pagnen für eine „weiße Nationalmannschaft“ initiiert, nen deutlichen Trend zu einer verstärkten Politisierung rechtsradikale Gruppen versuchen, über den Fußball gibt. Bisher sind es eher isolierte Fälle. Aber an manchen 18 | Mitglieder zu rekrutieren, die Wirtschaft den Fußball Orten sollte man das weiter gut beobachten. als Werbemedium nutzt oder Ultra-Gruppen für die Kennzeichnungspflicht bei Polizisten werben. All dies Mit der WH96 steht gerade wieder eine Gruppe sind Handlungen bei denen der Fußball als Medium be- sehr im medialen Fokus und hat sich nun vorerst nutzt wird, um Einfluss auf eine öffentliche Angelegen- aus dem Kurvenleben zurückgezogen. Wie be- heit zu gewinnen. Zweifellos erscheinen manche davon wertest du den Vorfall und die darauf folgenden berechtigter (selbstverständlich die Geldsammlungen Reaktionen von Seiten der Presse, Polizei und für soziale Zwecke) als andere, die meiner Meinung Verein? nach klar volksverhetzenden Charakter haben (NPD- Kampagnen). Und gerade deshalb ist das „unpolitisch“ Wenn es sich so zugetragen hat, wie es dargestellt wur- nicht falsch zu verstehen. Mit Fußball wird ohnehin Poli- de, dann war das eine sehr gefährliche Aktion, die Aus- tik gemacht. Die Frage ist, wem man es überlässt, damit druck einer aus der Kontrolle geratenen Rivalität ist. So Politik zu machen. etwas ist schon besorgniserregend, aber andererseits Ich glaube aber, dass ist vielen Ultra-Gruppen durchaus auch nicht repräsentativ für die Ultraszene in Deutsch- bewusst. In manchen Fällen sogar mehr, als der restli- land. In einer Medienlandschaft, in der von vielen Medien chen Fanszene. Das sieht man ja auch in der Praxis: In nach einfachen Antworten gesucht wird, wird es nach den vergangenen Monaten sind die Ultras ja mehr denn solchen Aktionen noch schwieriger, für einen differen- je als Protestbewegung in Erscheinung getreten und zierten Umgang mit Ultras zu werben. In der Öffent- sind damit „politisch aktiv“ geworden. Auch habe ich lichkeit unterscheidet man schließlich kaum zwischen den Eindruck gewonnen, dass sich bei vielen Gruppen verschiedenen Ultra-Gruppe oder -Szenen. die „unpolitische“ Haltung lediglich auf eine Verortung Die Reaktionen waren in meinen Augen teilweise auch im Rechts-Links-Schema bezieht, die viele Gruppen nicht ganz glücklich, wobei ich auch nicht hinter die nach wie vor scheuen. Das ist nicht verwunderlich. Viele Kulissen sehen kann, also nicht beurteilen kann, inwie- Fanszenen sind politisch tatsächlich ziemlich heterogen fern intern kommuniziert wurde. Ich habe aber den Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e. V. | Fanszene Eindruck, dass sich eine gravierende Fehleinschätzung momentan untereinander zu kriseln, Beispiele geradezu wie ein roter Faden durch den Umgang mit gibt es inzwischen wahrlich genug. Worin siehst Ultras zieht: Man nimmt an, es handele sich um eine du dieses anscheinend immer größer werdende homogene und strikt hierarchisch organisierte Gruppe, Phänomen begründet, dass selbst innerhalb der die sich über ihre Ziele und Mittel einig ist. Als Beweis Szene eines Vereins solche Unstimmigkeiten dafür werden die gute Organisation und Koordinati- entstehen? Wo könnte dies hinführen? Gibt es on am Spieltag oder auch die Solidarisierungseffekte aus Italien vielleicht vergleichbare Entwicklun- innerhalb der Gruppe angeführt. Demnach wäre der gen in früheren Zeiten? Angriff auf den Bus eine von der gesamten WH96 ge- plante und getragene Aktion und eine kollektive Strafe Grundsätzlich ist es ja nichts neues, dass innerhalb ei- folglich angemessen. Ich bezweifele aber, dass Gruppen ner Fanszene unterschiedliche Vorstellungen vom Fan- immer so eng abgestimmt handeln und halte es für ext- sein existieren. Lange hatten die Ultras vor allem mit rem unwahrscheinlich, dass alle Mitglieder der WH96 in Fans zu kämpfen, die die Ausdrucksformen und den Stil die Geschichte eingeweiht waren geschweige denn als der Ultras rundheraus ablehnten. Das waren (und sind) gut befinden. Ob nun die kollektive Strafe eine positive häufig auch Generationenkonflikte. Mittlerweile hat Wirkung auf jene Mitglieder der WH96 hat, die mögli- sich die Ultrakultur vielerorts etabliert und das führt cherweise garnichts von der Aktion wussten, nun aber dazu, dass sich auch die lokalen Ultraszenen ausdiffe- darunter leiden müssen, ist für mich keineswegs eindeu- renzieren. Dahinter stehen wiederum verschiedene tig. Diese Leute werden auch in Zukunft zu den Spielen Genaerations-, persönliche, politische Konflikte sowie gehen und wie sie sich organisieren und welche Haltung solche, die auf unterschiedlichen Haltungen zu Themen sie in Zukunft zu Polizei, Verein und Presse einnehmen wie Gewalt aber auch Support basieren. Dies birgt ge- werden hängt davon ab, wie man jetzt mit ihnen umgeht. wisse Gefahren bzw. Probleme. In Italien bewirkte die | 19 Sind sie noch willkommen oder bereits als Störer stig- Fragmentierung, also die Zersplitterung der Kurven matisiert? Dafür wäre es wichtig, dass der Verein und einen Anstieg der Gewalt. Das ist aber kein Automatis- das Fanprojekt den Kontakt nicht abbrechen. In diesem mus. Es hängt davon ab, wie die Vereine aber auch wie Zusammenhang muss noch ein Artikel aus einem gro- in den jeweiligen Szenen damit umgegangen wird. Da- ßen Boulevard-Blatt kritisiert werden, der in unsäglicher bei gibt es immer negative und positive Beispiele. Auch Weise gegen die Arbeit der Fanprojekte und damit ge- die Probleme und Gefahren, die aus dieser Entwicklung gen so einen Umgang mit der Problematik polemisiert entstehen können sind lösbar, wenn man sich engagiert hat. Bereits in der Überschrift wurde da behauptet, das und vernetzt. Geld der Fanprojekte fließe zu den „FC-Hooligans“. Unfassbar, wie sich Journalisten erlauben, sich Fakten Jonas, vielen Dank für das Interview sowie deine zurecht zu biegen. Bemühungen für uns Fans und Ultras! Wir wün- schen Dir weiterhin beruflich und persönlich viel In vielen deutschen Szenen scheint es zudem Erfolg und alles Gute!

Infoblättsche Nr. 14 | 2011/2012 | 1.FC Kaiserslautern - Hamburger Sport-Verein e.V. | Letzte Worte FCK-Fans engagieren sich Typologisierung kann Leben leukämiekranker Menschen retten

Der Fanclub „Collettivo West“ des 1. FC Kaiserslautern engagiert sich für leukämiekranke Menschen: Für Samstag, 31.März, 13 bis 18 Uhr, plant der Fanclub im Fritz Walter Stadion in Kaiserslautern eine Typisierungsaktion für die Stefan-Morsch-Stiftung. Vor, während und nach dem Spiel der Lauterer gegen den Hamburger SV können sich Zuschauer und Fans beider Clubs an drei Stationen als Stammzell- Spender registrieren lassen: Der erste Anlaufpunkt ist in der Halle der Westkurve, vor Block 10, zweite Station ist die Osttribüne, in der Höhe von Block 17, direkt neben dem HSV-Supporters Club Stand und eine weitere Anlaufstelle gibt es in der Halle der Nordtribüne, neben dem Sonderverkauf des 1. FCK. Zudem steht Thomas Riedl, ein ehemaliger FCK-Spieler, ab13.30 Uhr für eine Autogrammstunde zur Verfügung. Auch ein Überraschungsgast wird nach Kaiserslautern kommen - genaueres dazu, findet sich aktuell auf der Homepage der Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de).

Typisierung bedeutet: Menschen, die sich als Spender für Stammzellen bzw. Knochenmark zur Verfügung stellen wollen, können sich in der Spenderdatei registrieren lassen. Dazu müssen sie eine Blutprobe abgeben. Nach einer ersten Analyse des Blutes, kann man feststellen, ob sie als Spender für einen leukä- miekranken Patienten in Frage kommen. Mit jedem neu gewonnen Spender erhöht sich die Chance, dass Menschen mit Blutkrebs geholfen werden kann.

Die FCK-Fans und die HSV-Fans von dem „Supporters Club“ wollen für die gute Sache zusammenarbei- ten und rufen ihre Fans auf, sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzell-Spender registrieren zu lassen. Andreas Rahm, Vorstand von Collettivo West: „Wir wollen einfach Menschen helfen. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld eine gute Adresse für Hilfe ist, die ankommt. “

Weitere Informationen zu der Aktion gibt es auf den Internet-Seiten der beiden Fanclubs: www.col- lettivo-west.de bzw. www.hsv-sc.de sowie auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung www.stefan- morsch-stiftung.de

Die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld/Nahe betreibt seit ihrer Gründung im Jahre 1986 die erste deutsche Datei für Knochenmark- und Stammzellspender. Ziel der Arbeit ist es, Menschen zu gewinnen, die sich registrieren und typisieren lassen und somit zu potentiellen Knochenmark- und Stammzellspen- dern werden.

Infoblättsche der Generation Luzifer • Auflage: 1.000 Stück • Herausgeber: Generation Luzifer, Postfach 1155, 67105 Schifferstadt • Redaktion: Dirk, Dön, DS, Jonas, Kitzler, Tom • Layout: Tom • online unter: www.gl98.de

Kleingedrucktes: Das Infoblättsche ist kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne. Es dient vielmehr als Rundbrief von Fans für Fans des 1.FC Kaiserslautern. Alle hier dargestellten Fotos und Berichte stellen lediglich Tatsachen dar und sollen weder zu Gewalt noch Alkoholkonsum aufrufen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien verboten ist! Berichte und Fotos spiegeln lediglich die Meinung der jeweiligen Autoren wieder, nicht zwangsläufig die Meinung der Generation Luzifer.