Ortschronik Ibersheim
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Ortschronik Ibersheim Ein kleines Dorf mit langer und großer Geschichte Edmund Ritscher Mannheim 2017 Ortschronik Worms-Ibersheim 2 Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit vielen Jahren befasse ich mich mit der Geschichte meines kleinen Geburts- und Wohnortes Ibersheim. Je mehr ich darüber recherchierte, umso interessanter wurde es für mich. Deshalb gebe ich meine Erkenntnisse gerne an die Geschichtsinteressierten weiter. Der kleine Ort in der Abgeschiedenheit beweist, dass auch im Verborgenen bestimmte Schätze schlummern können. Ibersheim ist voller Geschichte, Kultur und Natur. Zu meiner Person, als Autor Ich bin 1937 in Ibersheim im Haus meiner Eltern und Vorfahren Hammer Straße 7 geboren. Mein Geburtshaus wurde um 1837 von Jakob Hackmann errichtet, außerhalb der nordöstlichen Ortsbefestigung und ca. 50 m von dem fränkischen Gräberfeld aus der Zeit um 500. Nach meiner Schulzeit in Ibersheim und Worms studierte ich nach einer technisch-kaufmännischen Lehre in Frankfurt und erwarb dort 1961 das Diplom der Akademie für Welthandel. Nach 23-jähriger Beschäftigung bei der BASF in Ludwigshafen (Marketing und Bildungswesen) konnte ich mich ab 1995 ganz meinem Hobby der Familien- und Heimatforschung widmen. Zu meiner Familie Meine Vorfahren im Mannesstamm und damit Namensgeber Ritscher sind lückenlos seit 1600 in Hamm am Rhein, als Akziser (Steuereinnehmer) und in der nächsten Generation als Almosenpfleger der evangelisch-reformierten Kirche, bekannt, mit Angetrauten der Familie Weber aus dem Zürcher Hochland (Bäretswil). Nach dem 30-jährigen Krieg kamen ab 1661 noch weitere Schweizer Vorfahren, Hagmann/Hackmann als Wirtschafts- und Glaubensflüchtlinge, nach Ibersheim. Ihre Heimat war in Eidberg, heute Stadtteil von Winterthur. Zu meiner Heimat Ibersheim hat fünf Kilometer Rheinstrand und liegt im Wormser Altrheingebiet. Damit wird die fast zehn Quadratkilometer große Gemarkung geprägt. Vor der Eingemeindung zur Stadt Worms 1969 erlangte dieses Gebiet im Norden der Stadt geostrategische Bedeutung, weil man zwischen Rheindürkheim und Ibersheim eine Shell-Raffinerie errichten wollte. Auf der anderen Rheinseite war ein Nuklearpark geplant, nach Biblis A und B, noch C und D. Diese rechtsrheinische Gegend gehörte vor Jahrhunderten noch zur Ibersheimer Gemarkung. Den Leserinnen und Lesern wünsche ich viel Freude an der vielfältigen und langen Geschichte des kleinen Wormser Stadtteils. – Die Seiten sind mit meinem Ex Libris hinterlegt. Edmund Ritscher Januar 2017 Ibersheim - Worms - Mannheim Ortschronik Worms-Ibersheim 3 Ortschronik von Worms-Ibersheim 1500-1200 Aus der mittleren Bronzezeit fand man im Frühjahr 1903 ein Skelett und stellte bei Nach- vor Christus grabungen noch ein zweites fest mit zwei 20 cm langen Radnadeln aus Bronze. Die Fund- stelle war auf dem Grundstück von Heinrich Stauffer VII. zwischen Ibersheim und Eich gelegen, Gemarkung Ibersheim, Gewann Dörrlache. * Sanitätsrat Dr. Koehl: Aufdeckung eines Grabes aus der Bronzezeit bei Ibersheim; „Vom Rhein“, Mai 1903, Seite 35 * Museum der Stadt Worms, Inventar-Nr. BE 36 * Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, von F. Lintz, 1903, Seite 147 * Hessische Blätter für Volkskunde, 1904: Grab aus der Bronzezeit, ab Seite 34 * Hans Köster: Die mittlere Bronzezeit im nördlichen Rheingraben, Bonn 1968 * Wolf Kubach: Die Nadeln in Hessen und Rheinhessen, Nr. 199, Beck 1977, ISBN 3-4060-0763-5 * Adolf Trieb: Ibersheim am Rhein, S. 11-12 Zwei Radnadeln stammen aus einem weiteren bronzezeitlichen Gräberfeld im Bereich Waldgewann – Dörrlache (am Seegraben) - im Privatbesitz * Museum der Stadt Worms, Dr. Grünewald, Schreiben 04.07.2006 an den Verfasser um 406 Noch vor dem Abzug der Römer kam es mit der allgemeinen Völkerwanderung zu einem nach Christus Rheinübergang zwischen Mainz und Worms durch germanische Stämme. 436 Das Burgunderreich im Wormsgau unter König Guntachar (im Nibelungenlied Gunther) wird von hunnischen Hilfstruppen der Römer vernichtet. Der römische Heermeister Aetius gibt den geschlagenen Burgundern 443 ein neues Siedlungsgebiet im Rhonetal und am Genfer See. 496-509 Der Merowinger Chlodwig I. (466 - 511) eroberte das linksrheinische Gebiet der Alamannen. Einen Teil des neu gewonnenen Landes erhielten seine fränkischen Krieger als Siedlungsland zugewiesen. Diese bevorzugten als Viehzüchter feuchte Wiesen in den Talniederungen. Dort wurden auch Weinberge angelegt, die von Hörigen bewirtschaftet wurden. nach 500 Die Vollfreien erhielten das Rodungsrecht und gründeten Haufendörfer mit Endungen auf -heim. (Staatliche Wirtschaftshöfe, villae, hatten die Endung -hausen bzw. -hofen und wurden meist von Halbfreien bewohnt.) Das Land teilte sich in königlichen und bäuerlichen Besitz. Die Kirche erhielt später ihren Reichtum (Ländereien, Wohnhäuser, Hofreiten und Hörigen) nur durch Schenkungen von Vollfreien, die oft in mehreren Gemeinden begütert waren. * Dr. Ludwig Knobloch: Agrar- und Verfassungsgeschichte des Wormsgaues im Mittelalter. Stadtbibliothek Worms 1951 Die ersten Siedler des späteren Ibersheim wurden mit fränkischen Funden bekannt, 1956 auf der Baustelle Adolf-Trieb-Straße 5, damals Schillerstraße, Haus Mahler. Hier dürften wenigstens vier fränkische Gräber, davon zwei Frauen- und ein Männergrab, zerstört worden sein. Im Männergrab ein Messer, Gürtelschnalle und –beschläge, Nieten; aus den Frauengräbern Perlenkette, Ohrringe, Scheibenfibel, Nadel. Datierung 6. Jahrhundert - * Museum der Stadt Worms, Inventar-Nr. F 3283, 3284 und 3286 * Wormsgau III, 6, 1957, ab Seite 419 Ortschronik Worms-Ibersheim 4 um 600 Auf dem heutigen Friedhof, dem höchsten Gelände des Ortes, stand eine Kirche, die dem Heiligen Dionysius von Paris geweiht war. Die Reste davon wurden 1736 abgebrochen und für die heutige Eicher Katholische Kirche verwendet. Bei der Errichtung der heutigen Friedhofshalle 1973 wurden Münzen von dem Ibersheimer Heimatforscher Fritz Kehr gefunden, die das Städtische Museum als römisch analysierte. * Phil. Aug. Pauli: Die römischen und deutschen Alterthümer am Rhein, Mainz 1820, S. 79-80 * 1200 Jahre Eich, 1981, Worms: III. Aus der Geschichte der kath. Pfarrei in Eich, S. 290 um 730 Adaltrut/Adeltrud lebte zur Zeit Karls des Großen und war die reichste Ibersheimerin mit vier Schenkungen an das Kloster Lorsch. Ihr Mann hieß Graf Eberhard und war um das heutige Mannheim begütert. * Bayerische Akademie der Wissenschaften: Historischer Atlas von Bayern: Teil Altbayern, Band 48, S. 102 * Wikipedia: ** Sieghardiner ** Werner I. (Präfekt des Ostlandes) - Schwiegersohn von Adeltrud ** Konrad der Rote - 955 auf dem Lechfeld gefallen und im Dom zu Worms bestattet ** Bischof Pilgrim - Oheim von Kriemhild aus dem Nibelungenlied 10.02.767 Ibersheim wird zum ersten Mal in den Schenkungsurkunden des Klosters Lorsch erwähnt. Damals stiftete Baltsuind dem Kloster einen Weinberg. * Codex Laureshamensis, Urkunden-Nr. 1496, Staatsarchiv Würzburg Die Lorscher Klostergründung erfolgte 764 durch Bischof Chrodegang (Metz) zur Zeit Pippins III., dem Jüngeren, 714–768. Bevor es zu der Schenkung kam, war die Gegend schon lange vorher gerodet und besiedelt worden. Nach dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig 496 über die Alemannen setzte in unserer Gegend die Rodetätigkeit ein. Der Ortsname wurde gebildet von der Person Iburn bzw. Eburin und der Endung „heim“, beides schließt auf eine Frankensiedlung. Innerhalb von 62 Jahren, zur Zeit Karls des Großen (* 747, + 814), hatten 27 Personen in insgesamt 27 Schenkungen folgende Ibersheimer Güter an das nahe Kloster Lorsch (ca. 30 km) verschenkt: 21 Weinberge 1 Weinbergsanlage 5 Rebpflanzungen 48 Morgen Land 5 Joch Ackerland 2 Wiesen 2 Hofreiten Die erste Ibersheimer Schenkung war eine der ersten von vielen aus der näheren Umgebung. Auch die Anzahl der Schenkungsurkunden ist beeindruckend. Dies lässt auf eine Siedlung von Vollfreien schliessen. Von Worms sind nur fünf Schenkungen bekannt, weil vermutlich die Stadt einem Grafen gehörte und die Bewohner dort Hörige waren. Von Hamm gibt es sechs, von Eich fünf, von Rheindürkheim, Osthofen, Herrnsheim und Horchheim je eine, von Gimbsheim jedoch 63 Schenkungen! Die meisten Stifter hatten noch Besitzungen in anderen Orten. Von Adeltrud (Adaltrut), die viermal Ibersheimer Besitz schenkte, konnten die Vorfahren festgestellt werden. Nachkommen waren in den Linien der Sieghardinger und in den frühen Saliern. 01.08.770 Die erste Schenkung des Eburin bzw. Iburin versah der Namensgeber von Ibersheim als einziger mit einem Handzeichen auf seiner Urkunde. Damals schenkte er einen Weinberg. Ortschronik Worms-Ibersheim 5 773/774 waren noch drei Morgen Land dazu gekommen. nach 793 Aus der Karolingerzeit fand man 1880 in einer Sandgrube mindestens 12 Münzen mit der Inschrift „Karolus Rex“ am Rande. Auf einer Seite ist ein Kreuz. Eine Münze trägt die Umschrift „ex metallo novo“ = aus neuem Metalle. Der kleine Münzschatz befindet sich im Museum von Worms und ist jedoch nicht ausgestellt. * Paul Joseph: Die Münzen von Worms, Darmstadt 1906, Seite 4 * Adolf Trieb: Ibersheim am Rhein, 1911, Seite 11 * Hans Hermann Völkers: Karolingische Münzfunde der Frühzeit (751-800), Göttingen 1965 * Gesamtverein der Dt. Geschichts- und Altertumsvereine: Blätter für deutsche Landesgeschichte, Selbstverlag, Band 98, S. 28, 30, 62 * Helmut Roth: Hessen im Frühmittelalter, Archäologie und Kunst, 1984, ISBN 3-7995-4017-2, 9783799540179: Der Fund deutet als das Vermögen "eines friesischen Kaufmanns, der mit wohl gefüllter Börse nach günstigen Geschäftsabschlüssen in Italien sich auf der Heimfahrt stromab nach Dorestad befunden