Verwaltung Des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau Im Nationalsozialismus (Schluss + Anhang; S. 691-788)

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Verwaltung Des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau Im Nationalsozialismus (Schluss + Anhang; S. 691-788) 691 SCHLUSS Zusammenfassung und Resümee An den nationalsozialistischen Kranken- und Behindertenmordaktionen wirkten bestimmte regionale Anstaltsträger- und Fürsorgebehörden in einem weit größeren Ausmaß mit, als die historische For- schung bislang meist annahm. Zu diesen besonders exponierten regionalen Behörden, deren Rolle bislang nicht eingehend untersucht worden war,1 zählte – neben den Innenministerien in Dresden und Stuttgart sowie dem preußischen Provinzialverband in Stettin – auch der Bezirksverband Nassau in Wiesbaden. Bisher richtete sich der Blick besonders auf andere, weniger engagierte regionale Anstalts- träger. Dadurch stand entweder nur deren – vermeintlich passive – „Konfrontation“2 mit den Verbre- chen der zentralen Organisation „T4“ oder aber die aktive, auftragsgemäße Beteiligung an der „Durch- führung“ durch „Selektion [und] Organisation [...] auf regionaler Ebene“3 im Vordergrund. Während derartige „geforderte“ Tätigkeiten – wie die Meldebogenausfüllung oder die Wegverlegung der Patien- ten – von allen Anstaltsträgerbehörden geleistet wurden, gab es einzelne Regionalbehörden, die mit Initiative über die reine Erfüllung der Erwartungen hinausgingen. Damit unterstützten diese Verwal- tungen – darunter der Bezirksverband Nassau – die „T4“-Gasmordaktion als besondere Kooperations- partner der zentralen Mordorganisation in erheblicher Weise, indem sie in den Jahren 1940/41 Immobi- lien oder Personal für die „T4“-Gasmordanstalten zur Verfügung stellten, oder sie engagierten sich nach dem „Euthanasiestopp“ besonders bei der Fortsetzung der Kranken- und Behindertenmorde durch Medikamente und Nahrungsentzug. Die Übernahme einer solche Sonderrolle durch den Bezirksverband Nassau hatte zwei Hauptbedin- gungen: Entscheidend war zunächst, dass die politischen Beamten an der Verbandsspitze die Ideologie der so genannten „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ überzeugt verfochten. Ebenso wichtig war aber auch, dass die Verbandsverwaltung insgesamt Mittel und Wege fand, diesen politischen Willen in die Tat umzusetzen und dabei zugleich die Verbandsinteressen – machtpolitischer und wirtschaftlicher Art – zu verfolgen. Nur die Allianz von Überzeugung und Pragmatismus, von Intention und Struktur konnte eine derart weit gehende Mitverantwortung des Bezirksverbandes für die NS-„Euthanasie“-Ver- brechen hervorrufen. Als scheinbare Legitimation genügte eine wie auch immer geartete „Erlaubnis von oben“ – zunächst durch Hitler, später recht allgemein durch beteiligte „Berliner Stellen“. Beson- ders Landeshauptmann Traupel und Anstaltsdezernent Bernotat – beide SS- und langjährige Parteimit- glieder – personifizierten den ideologischen Anspruch, den Bezirksverband als eine dezidiert national- sozialistische Fürsorgeverwaltung zu positionieren, z. B. durch ihre gezielte Personalpolitik – die Besetzung von Schlüsselstellen mit SS-Mitgliedern. Sie konnten ihre Ziele aber nur deshalb so unange- fochten durchsetzen, weil u. a. der Verwaltungs- und Personaldezernent sowie der Kämmerer, beide einst Mitglieder von „Weimarer Parteien“, sich anscheinend ohne Bedenken in den Dienst der neuen Politik stellten. Sie bemühten sich auch unter den Bedingungen des NS-Staats weiterhin darum, den (vordergründigen) Nutzen des Bezirksverbandes zu mehren. Indem sie eine „saubere“ Verwaltungsfüh- rung und eine einträgliche Etatgestaltung höher ansetzten als das Wohl der Patienten, leisteten sie mit ihren Fachabteilungen einen Beitrag auch zur Umsetzung der rassenpolitischen Ziele, selbst wenn es in den Abteilungen auch Beamte gab, die diese Ziele nicht teilten. 1 Wichtige Anhaltspunkte für die Rolle der jeweiligen Behörden liefern allerdings zum PV Pommern: Bernhardt, Anstalts- psychiatrie (1994); zum MdI Sachsen: Schilter, Ermessen (1999); zum MdI Württemberg: Stöckle, Aktion (1996), sowie weitere Beiträge im Sammelband Pretsch, „Euthanasie“ (1996); sowie insgesamt für deren Rolle bei den dezentralen Mord- aktionen: Faulstich, Hungersterben (1998). 2 Sueße/Meyer (1988), in Bezug auf den PV Hannover. – Ausgehend vom PV Westfalen formuliert auch Behr, Provinzial- verbände (1987), S. 44: Die „Rassenideologie [...] konfrontierte die Provinzialverbände [...] mit dem Problemkreis der ‚Eutha- nasie‘“. 3 Walter, Psychiatrie (1996), S. 704, S. 719, in Bezug auf den PV Westfalen. 692 Schluss Die Entwicklung im Bezirksverband Nassau zeigt prototypisch, dass bei den „Euthanasie“-Verbre- chen zunehmend die Vertreter der Verwaltung die Richtung bestimmten – und immer weniger die Vertreter der Medizin, die ursprünglich mit einem vermeintlich „idealistischen“ Ansatz das Thema „Euthanasie“ eingebracht und vorangetrieben hatten. Nach der öffentlichen Unruhe und damit dem Debakel der „T4“-Gasmordaktion, bei der Ärzte eine bestimmende Rolle gespielt hatten, nahmen ab 1941 – sowohl in der Berliner Zentrale als auch in einzelnen Regionen – zunehmend die Verwaltungs- experten das Heft in die Hand. Sie organisierten mit verwaltungstechnischen, strukturellen Mitteln – z. B. Verlegungen aus Luftkriegsgründen, Nahrungsentzug durch Änderung des Haushaltsplans – die möglichst unauffällige und „reibungslose“ Fortsetzung der Kranken- und Behindertenmorde. Diese Entwicklung entsprach in den Landesheilanstalten des Bezirksverbandes Nassau einer bereits seit Ende der 1930er Jahren vorangetriebenen Ausrichtung, wonach Macht und Einfluss der ersten Verwaltungs- beamten gestärkt wurden – auf Kosten des Einflusses der ärztlichen Direktoren. Ohne dass deshalb die Mitverantwortung der Medizin an den NS-„Euthanasie“-Verbrechen geschmälert würde, gilt doch grundsätzlich, dass Ärzte im Zeitverlauf zunehmend als bloß noch ausführende Organe der Mordpolitik wirkten, während die wichtigen Entscheidungen – nämlich welche und wie viele Menschen ermordet werden sollten – von der Verwaltung ausgingen. Manche preußischen Provinzial- und Bezirksverbände konnten in der NS-Zeit ein erhebliches Maß an Eigenmächtigkeit bewahren oder erlangen. Während nämlich das Prinzip der kommunalen Selbst- verwaltung suspendiert wurde, blieben die Verwaltungen der Selbstverwaltungskörperschaften erhal- ten. Für den Bezirksverband Nassau zeigt sich, dass gerade durch die nationalsozialistischen Gleich- schaltungsmaßnahmen die Macht der Verbandsverwaltung sogar gesteigert wurde. Auf der einen Seite nämlich entfiel 1933/34 durch Abschaffung des Kommunallandtags das parlamentarische Gremium, das bislang die Verwaltung kontrolliert hatte. Auf der anderen Seite aber wurde eine Anbindung der Verbände an die Staatsverwaltung vergleichsweise locker vollzogen, indem der Oberpräsident als Person die Leitung des Verbandes übernahm. Anders als bei jenen Provinzialverbänden, bei denen der Oberpräsident zugleich Gauleiter war und zudem am Sitz des Provinzialverbandes residierte,4 nahm der formale Leiter des Bezirksverbandes Nassau, Philipp Prinz von Hessen, als schwacher Oberpräsident im fernen Kassel, der zudem häufig im Ausland weilte, kaum Einfluss auf Politik und Verwaltungsfüh- rung des Wiesbadener Verbandes. Dieses Machtvakuum gab der Verbandsverwaltung die Möglichkeit, die Ausrichtung des Verbandes in sehr weit gehendem Maße selbst zu bestimmen. Dass aber der Be- zirksverband dieses Machtvakuum so extensiv zum Schaden von Leib und Leben der Patienten nutzte, dazu bedurfte es des Willens seiner leitenden Beamten und zumindest einer Bereitwilligkeit der übri- gen Verwaltungsbeamten, diesen politischen Willen durch ein vermeintlich „normales“ Verwaltungs- handeln zu erfüllen. Dass Mitarbeiter des Bezirksverbandes Nassau während des „Dritten Reiches“ überhaupt an den „Euthanasie“-Verbrechen beteiligt sein konnten, geht zurück auf die langjährige Zuständigkeit des Verbandes für die finanzielle Fürsorge und für die Anstaltsunterbringung von psychisch kranken oder geistig behinderten Menschen. Dieser Fürsorgebereich war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Preußen generell den Provinzialverbänden übertragen worden, ebenso wie nach und nach auch ande- re Zuständigkeiten, etwa im volkswirtschaftlichen Bereich (z. B. Straßenbau und Wirtschaftsförderung) oder auf dem Gebiet der Kultur. In der preußischen Provinz Hessen-Nassau kamen diese Aufgaben, um regionale Rücksichten zu nehmen, nicht wie sonst dem Provinzialverband, sondern den beiden Be- zirksverbänden mit Sitz in Kassel und Wiesbaden zu. Der Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden konstituierte sich wie die anderen Verbände – nach ständischen Anfängen – als Organ der kommunalen Selbstverwaltung. Anfangs verstand der Verband sich durchaus als Sachwalter regionaler 4 Dies war z. B. der Fall beim PV Westfalen (Gauleiter u. OP Dr. Alfred Meyer in Münster) oder beim PV Pommern (Gau- leiter u. OP Franz Schwede-Coburg in Stettin). Zusammenfassung und Resümee 693 und lokaler Interessen gegenüber dem preußischen Staat; die Stadt- und Landkreise als Träger konnten in dem noch jungen Verband ihr Repräsentationsorgan sehen.5 Mit zunehmender Aufgabenausweitung und zugleich steigender finanzieller Abhängigkeit von staat- lichen Finanzmitteln drohte sich der Bezirksverband in der Weimarer Zeit zunehmend von seinen Ursprüngen – und seinen Trägern – zu entfernen. Seine Bedeutung als gewichtige Institution im Gefü- ge des gesamtstaatlichen Gemeinwesens wuchs, da die Aufgabenwahrnehmung auf den verschiedenen genannten Gebieten durch den Bezirksverband reibungslos vonstatten ging und die Tätigkeit dem Staat – sowohl Preußen als auch dem Reich – daher zugute kam. Einerseits konnte die Autonomie der Kommunen als Träger des Verbandes durch die verschiedensten Aufgabenzuweisungen des
Recommended publications
  • Nurses and Midwives in Nazi Germany
    Downloaded by [New York University] at 03:18 04 October 2016 Nurses and Midwives in Nazi Germany This book is about the ethics of nursing and midwifery, and how these were abrogated during the Nazi era. Nurses and midwives actively killed their patients, many of whom were disabled children and infants and patients with mental (and other) illnesses or intellectual disabilities. The book gives the facts as well as theoretical perspectives as a lens through which these crimes can be viewed. It also provides a way to teach this history to nursing and midwifery students, and, for the first time, explains the role of one of the world’s most historically prominent midwifery leaders in the Nazi crimes. Downloaded by [New York University] at 03:18 04 October 2016 Susan Benedict is Professor of Nursing, Director of Global Health, and Co- Director of the Campus-Wide Ethics Program at the University of Texas Health Science Center School of Nursing in Houston. Linda Shields is Professor of Nursing—Tropical Health at James Cook Uni- versity, Townsville, Queensland, and Honorary Professor, School of Medi- cine, The University of Queensland. Routledge Studies in Modern European History 1 Facing Fascism 9 The Russian Revolution of 1905 The Conservative Party and the Centenary Perspectives European dictators 1935–1940 Edited by Anthony Heywood and Nick Crowson Jonathan D. Smele 2 French Foreign and Defence 10 Weimar Cities Policy, 1918–1940 The Challenge of Urban The Decline and Fall of a Great Modernity in Germany Power John Bingham Edited by Robert Boyce 11 The Nazi Party and the German 3 Britain and the Problem of Foreign Office International Disarmament Hans-Adolf Jacobsen and Arthur 1919–1934 L.
    [Show full text]
  • Memorialization of the National Socialist Aktion T4 Euthanasia Programme
    Lives Worthy of Life and Remembrance: Memorialization of the National Socialist Aktion T4 Euthanasia Programme by Meaghan Ann Hepburn A thesis submitted in conformity with the requirements for the degree of Doctor of Philosophy Graduate Department of Germanic Languages and Literatures University of Toronto © Copyright by Meaghan Ann Hepburn 2014 Meaghan Ann Hepburn Degree of Doctor of Philosophy (2014) Department of Germanic Languages and Literatures University of Toronto “Lives Worthy of Life and Remembrance: Memorialization of the National Socialist Aktion T4 Euthanasia Programme Abstract It is estimated that over 70,000 German and Austrian victims deemed mentally and physically disabled by the Nazis lost their lives in the National Socialist euthanasia programmed entitled Aktion T4. These murders prove to be the first instance of mass gassings of a selection of society deemed unwanted, and provided the intellectual and technological framework that was employed in the Extermination Camps. And yet a void in memorialization exists for the topic. Deficient memorialization of such a historically important event in German and Austrian society raises questions as to why this Nazi programme was not memorialized to the same degree as other historical events and victim groups of the Holocaust. The scarce number of representations of the victims in the forms of literature, art, monuments and memorials is indicative of a reluctance or selective remembering of the topic in WWII memorialization practices. The void in memorialization of Aktion T4 is founded in three important and influential factors. Firstly, the negative stigmas associated with mental and physical disabilities, both in confronting the topic, but also presenting it on public display.
    [Show full text]
  • The Treatment of the Disabled at the Eichberg Asylum for the Mentally Ill in Nazi Germany
    In Fear of the Frail: The Treatment of the Disabled at the Eichberg Asylum for the Mentally Ill in Nazi Germany Markus Benedi kt Kreitmair B.A., Simon Fraser University, 1995 THESIS SUBMlïTED IN PARTIAL FULFILLMENT OF THE REQUIREMENTS FOR THE DEGREE OF MASTER OF ARTS In the Faculty of Arts (Department of History) O Markus Benedikt Kreitmair 2000 SIMON FRASER ONIVERSlTY March 2000 Ail rights resewed. This work may not be reproduced in whole or in part, by photocopy or other means, without permission of the author. National Library Bibliothèque nationale 1+1 of Canada du Canada Acquisitions and Acquisitions et Bibliographie Services services bibliographiques 395 Wellington Street 395. me Wellingtm OnawaON KlAW O(G8waON K1AON4 Canada canada The author has granted a non- L'auteur a accordé une licence non exclusive licence allowing the exclusive permettant à la National Library of Canada to Bibliothèque nationale du Canada de reproduce, loan, distribute or seil reproduire, prêter, distribuer ou copies of this thesis in microform, vendre des copies de cette thèse sous paper or electronic formats. la forme de rnicrofiche/nlm, de reproduction sur papier ou sur format électronique. The author retains ownership of the L'auteur conserve la propriété du copyright in this thesis. Neither the droit d'auteur qui protège cette thèse. thesis nor substantial extracts fiom it Ni la thèse ni des extraits substantiels may be printed or otherwise de celle-ci ne doivent être imprimés reproduced without the author's ou autrement reproduits sans son permission. autorisation. The National Socialist era was a temfying time for Germany's disabled population.
    [Show full text]
  • Abbreviations Used in Notes and Bibliography
    Abbreviations Used in Notes and Bibliography AUA-M Air University Archive, Maxwell Air Force Base, Alabama ANL Archives Nationales Luxembourg BaB Bundesarchiv Berlin BaMF Bundesarchiv Militärarchiv Freiburg BaZnsA Bundesarchiv Zentralnachweisestelle Aachen GHM German History Museum Berlin HsaD Hauptstaatsarchiv Düsseldorf HasH Hauptstaatsarchiv Hannover HSaM Hessisches Staatsarchiv Marburg HStAWi Hauptstaatsarchiv Wiesbaden HIADL Hoover Institute Archives, Stanford Library, Daniel Lerner Collection IWML Imperial War Museum London IfZM Institut für Zeitgeschichte München IMTN International Military Tribunal Nuremberg LaSaar Landesarchiv Saarland LaSpey Landesarchiv Speyer LWVH Landeswohlfahrtsverband Hessen MHAP Military Historical Archive, Prague NAA National Archives of Australia NAL National Archives Kew Gardens, London NAW National Archives Washington D.C. OKaW Österreichisches Kriegsarchiv Wein ÖStA Österreichisches Staatsarchiv Vienna PMGO Provost Marshall General’s Office (U.S.A) SaL Staatsarchiv Ludwigsburg SaW Staatsarchiv Würzburg SAB State Archive Bydgoszcz, Poland TBJG Elke Frölich, Die Tagbücher von Joseph Goebbels: Im Auftrag des Institute für Zeitsgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands. Teil II Dikate 1941–1945 (Münich 1995–1996). WLC Weiner Library Collection 191 Notes Introduction: Sippenhaft, Terror and Fear: The Historiography of the Nazi Terror State 1 . Christopher Hutton, Race and the Third Reich: Linguistics, Racial Anthropology and Genetics in the Third Reich (Cambridge 2005), p. 18. 2 . Rosemary O’Kane, Terror, Force and States: The Path from Modernity (Cheltham 1996), p. 19. O’Kane defines a system of terror, as one that is ‘distinguished by summary justice, where the innocence or guilt of the victims is immaterial’. 3 . See Robert Thurston, ‘The Family during the Great Terror 1935–1941’, Soviet Studies , 43, 3 (1991), pp. 553–74.
    [Show full text]
  • Operation 1005 in Belorussia: Commonalities and Unique Features, 1942–1944
    DOI:10.17951/k.2017.24.1.155 ANNALES UNIVERSITATIS MARIAE CURIE-SKŁODOWSKA LUBLIN – POLONIA VOL. XXIV, 1 SECTIO K 2017 Tel Aviv University, Goldstein-Goren Diaspora Research Center LEONID SMILOVITSKY Operation 1005 in Belorussia: Commonalities and Unique Features, 1942–1944 ABSTRACT The article is devoted to the little-studied topic of concealing the traces of Nazi mass crimes on the territory of Belarus, in the period from the spring of 1942 to the liberation of the Republic in the summer of 1944. “Operation 1005” is the code name of a top-secret large-scale operation, carried out by Nazi Germany in order to hide the traces of mass killings committed in Europe during World War II. Citing numerous examples of the cities, regions and areas of Belarus, the author reveals the mechanism used by the Nazis for concealing the consequences of mass murders, names the initiators of these crimes, the executioners and their accomplices. The article has been written on the basis of documentary materials found in various archives, which have been supplemented by the testimony of witnesses of those events, that allowed the author to show the general and the particular, and to draw the necessary conclusions. Key words: “Operation 1005”, Belarus, Jews, Holocaust, genocide, Belarus Jewry, WW2, Nazi crimes INTRODUCTION During the Second World War, in the region of Belorussia (in the territory of modern-day Belarus), the Nazis established over 260 SS and SD forced-labor and internment camps, prisons, penal colonies, and transit camps and colonies for women and children [Mikhnuk 1995: 295]. The Jewish population of Belorussia was cut off and doomed to die in over 300 small and large ghettos throughout the country.
    [Show full text]
  • Gedenkveranstaltung Für Die Opfer Des Nationalsozialismus - Ausgerichtet Vom Landeswohlfahrtsverband Hessen in Kassel Am 27
    Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus - ausgerichtet vom Landeswohlfahrtsverband Hessen in Kassel am 27. Januar 2015 Redebeitrag Gerrit Hohendorf Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Technische Universität München Auf den Tag genau vor 70 Jahren hat die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz befreit. Ausschwitz steht für den millionenfachen Mord an jüdischen Menschen in Europa, an Sinti und Roma, an aus rassischen, politischen oder weltanschaulichen Gründen verfolgten Menschen, an Widerstandskämpfern, Kriegsgefangenen und Sklavenarbeitern. Doch das Vorbild industrieller Menschenvernichtung in spezialisierten Lagern, die Nutzung von Gaskammern und das Wissen, daß Menschen an das Betreiben solcher Vernichtungsanlangen gewöhnt werden können, wurde bereits in den Jahren 1939 bis 1941 mitten in Deutschland entwickelt, in den sechs Tötungsanstalten der sogenannten „Euthanasie“-Aktion T4, in den Gaskammern von Grafeneck, Brandenburg, Hartheim, Sonnenstein, Hadamar und Bernburg. So kann der Massenmord an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen auch als Probelauf für den Holocaust angesehen werden. Der ärztliche Leiter der Tötungsanstalten Grafeneck und Sonnenstein, der 34-jährige Horst Schumann, selektierte im Juli 1941 arbeitsunfähige, rassisch und politisch unerwünschte Häftlinge aus dem Konzentrationslager Auschwitz im Rahmen der „Aktion 14f13“ für den Tod in der Gaskammer von Pirna-Sonnenstein. Berüchtigt wurde Schumann für seine grausamen Röntgensterilisationsexperimente im
    [Show full text]
  • NS-„Euthanasie“ Im Gau Steiermark
    NS-„Euthanasie“ im Gau Steiermark. Die Beteiligung des Ärzte- und Pflegepersonals am nationalsozialistischen Vernichtungsprogramm in den steirischen „Heil- und Pflegeanstalten“. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Martin BRANDTNER am Institut für Geschichte Begutachter: Univ.-Doz. Dr.phil. Martin Moll Graz, 2021 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich während der Bearbeitung dieser Diplomarbeit unterstützt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich während meiner Studienzeit immer moralisch und finanziell unterstützt und mir mein Studium überhaupt erst ermöglicht haben. Auch in schwierigen Zeiten seid ihr mir stets zur Seite gestanden und habt nie an mir gezweifelt. Meiner Schwester und meinem Schwager danke ich für die motivierenden und kraftgebenden Gespräche, die mich in meinem Tun bestärkt haben. Ich bedanke mich herzlichst bei Univ.-Dozent Dr. Martin Moll, der mir nicht nur ein großartiger Betreuer für diese Diplomarbeit war, sondern mir auch mit Rat und Tat zu Seite stand, bei Rückschlägen immer ein offenes Ohr für mich hatte und mir Lösungsansätze aufzeigte. Ich möchte diese Arbeit meinem kürzlich verstorbenen Großvater Hugo Peinhopf widmen, der durch seine Erzählungen und historischen Erlebnisse, die er selbst über die Jahre hinweg gesammelt hat, mein Interesse an Geschichte geweckt hat. 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ...................................................................................................................................
    [Show full text]
  • Opinions in the Ukrainian Weekly
    INSIDE: • Poland and Russia disagree on World War II – page 3. • Ukrainian World Congress appeals for Demjanjuk – page 4. • Our “Generation Uke” page – page 13. THEPublished U byKRAINIAN the Ukrainian National Association Inc., a fraternal non-profitW associationEEKLY Vol. LXXVII No.36 THE UKRAINIAN WEEKLY SUNDAY, SEPTEMBER 6, 2009 $1/$2 in Ukraine Shevchenko Society announces creation Party of Regions blocks Rada of research center on Ukrainians in U.S. as campaign season approaches by Oleh Wolowyna and Vasyl Lopukh papers by students in the United States and in Ukraine is being set up, as is fund- NEW YORK – Since the indepen- ing for conferences and publications to dence of Ukraine, the Ukrainian diaspo- disseminate the results. ra’s attention, resources and activities In order to expand the scope of have shifted to a large degree to Ukraine researchers on this topic and as a comple- and its problems, to the detriment of ment to the Ukrainian government’s activities by the Ukrainian diaspora in interest in Ukrainians living outside of the United States and other countries. Ukraine, contacts have been made with Also most of our organized community several universities in Ukraine to encour- work is still being conducted on an infor- age faculty and students to do research mal basis, and the planning and imple- using these databases. mentation of different activities are often These data also provide important done without the benefit of factual and information for organized Ukrainian objective information. American communities. Detailed
    [Show full text]
  • Reichskommissariat Ostland from Wikipedia, the Free Encyclopedia
    Create account Log in Article Talk Read Edit View history Reichskommissariat Ostland From Wikipedia, the free encyclopedia "Ostland" redirects here. For the province of the Empire in Warhammer 40,000, see Ostland (Warhammer). Navigation Reichskommissariat Ostland (RKO) was the civilian occupation regime established by Main page Germany in the Baltic states (Estonia, Latvia, and Lithuania), the north-eastern part of Reichskommissariat Ostland Contents Poland and the west part of the Belarusian SSR during World War II. It was also known Reichskommissariat of Germany Featured content [1] initially as Reichskommissariat Baltenland ("Baltic Land"). The political organization Current events ← → for this territory—after an initial period of military administration before its establishment— 1941–1945 Random article was that of a German civilian administration, nominally under the authority of the Reich Donate to Wikipedia Ministry for the Occupied Eastern Territories (German: Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete) led by Nazi ideologist Alfred Rosenberg, but was in reality Interaction controlled by the Nazi official Hinrich Lohse, its appointed Reichskommissar. Help The main political objective, which the ministry laid out in the framework of National Flag Emblem About Wikipedia Socialist policies for the east established by Adolf Hitler, were the complete annihilation Community portal of the Jewish population and the settlement of ethnic Germans along with the expulsion or Recent changes Germanization of parts of the native population
    [Show full text]
  • Ein Gohliser? Der Kindermörder in Der Nachbarschaft Werner Julius
    Ein Gohliser? Der Kindermörder in der Nachbarschaft Werner Julius Eduard Catel wurde am 27. Juni 1894 in Mannheim geboren. Er besuchte Gymnasien in Leipzig, Köln und Halle (Saale) und studierte Medizin in Halle und Freiburg. Dort schloss er sein Studium 1920 mit einer Promotion ab und arbeitete ab 1922 am Universitätsklinikum Leipzig. 1927 nahm Werner Catel seinen Wohnsitz im Kickerlingsberg 12, was in nicht wenigen Publikationen als Adresse in Gohlis vermerkt wird, weil die Straße Kickerlingsberg teilweise dort verläuft. Der Teil, der auch die Hausnummer 12 beherbergt, liegt jedoch schon im Stadtteil Zentrum- Nord.1 Der spätere Kinder(massen)mörder war also kein Gohliser, lebte aber in der unmittelbaren Nachbarschaft dazu. Werner Catel interessierte und engagierte sich schon sehr früh in Fragen des „unwerten Lebens“. 1924 traf er in Innsbruck auf einen Verfechter der „Vernichtung unwerten Lebens“, dem Psychiater Alfred Hoche (1865-1943),2 der gemeinsam mit dem Juristen Karl Binding (1841-1920)3 dazu bereits 1920 im Leipziger Felix-Meiner- Verlag, eines auf Fragen der Philosophie spezialisieren Verlages, ein einschlägiges Buch veröffentlicht hatte.4 1926 habilitierte Catel in Leipzig und wurde Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig. 1932 wechselte er kurz an die Berliner Charité, kehrte aber bereits 1933 nach Leipzig zurück, wo er am 1. Oktober 1933 Direktor der Universitätskinderklinik wurde. Kurz zuvor war sein Vorgänger im Amt, Siegfried Rosenbaum (1890-1969), 5 wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Amt gedrängt worden und emigrierte wenig später nach Palästina.6 Catel wurde zum Professor für Neurologie und Psychiatrie berufen und trat als solcher der NS-Ärzteschaft bei. Ein Beitritt in die NSDAP blieb ihm zunächst wegen einer Aufnahmesperre verwehrt, wurde aber von ihm am 1.
    [Show full text]
  • Endstation Hadamar – Bergsträßer Opfer Der NS – Rassenpolitik
    ENDSTATION HADAMAR BERGSTRÄSSER OPFER DER NS-RASSENPOLITIK GESCHICHTSWERKSTATT GESCHWISTER SCHOLL Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl Endstation Hadamar Bergsträßer Opfer der NS-Rassenpolitik* Autorenverzeichnis BAUER, Tanja BILLAU, Kevin BÜCHLER, Manuela DARMSTÄDTER, Denis EICHHORN, Kathrin GRUB, Dominik HEER, Bastian HENRICH, Johannes HENSEL, Philipp HILLER, Sascha KIRSCHNER, Astrid MAI, Markus MARX, Janis OCH, Philipp RITSERT, Juliane SCHWANEBECK, Marcel SIMON, Pascal Leitung: Franz Josef Schäfer und Peter Lotz *Das Titelbild zeigt die Verflechtungen zwischen der zentralen Mordanstalt Hadamar, den „Zwischenanstalten“ und weiteren „Heil- und Pflegeanstalten“. Foto unten rechts: heutige Ansicht der früheren Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim. Foto links oben: Rauchsäule des Krematoriums über der Anstalt Hadamar. Entnommen: Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum. Herausgegeben von Uta George/Georg Lilienthal/Volker Roelcke/Peter Sandner/Christina Vanja. Marburg 2006, S. 167. © Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl, Bensheim 2008 2 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort von Matthias Wilkes, Landrates des Kreises Bergstraße 5 Einleitung 6 1. Historischer Kontext I Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 Das Menschenbild des Nationalsozialismus und seine Folgen 12 1.1 Wegbereiter der Rassenhygiene 12 1.1.1 Alfred Ploetz: Eine Utopie vom idealen Rassenprozess 12 1.1.2 Ernst Haeckel: Die Lebenswunder. Gemeinverständliche Studien über biologische Philosophie, 1904 13 1.1.3 Karl Binding und Alfred Hoche: Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens, 1920 14 1.2 Gesellschaftliche und ideologische Voraussetzungen 17 1.3 Zwangssterilisation als Vorstufe zur „Euthanasie“ 20 1.4 Verfahrensweise 31 1.5 NS – „Fürsorge- und Gesundheitspolitik“ 35 2. Historischer Kontext II „Euthanasie“ im NS – Staat ab 1939 41 2.1 Die „Kinder- und Jugendlicheneuthanasie“ (1939 – 1945) 41 2.2. Der „Führererlass“ 42 2.3 Die erste Mordphase (1939 – 1941) 44 2.4 Die zweite Mordphase (1941 – 1945) 48 3.
    [Show full text]
  • Victims: Initiatives to Memorialize the National Socialist Euthanasia Program in Germany
    This is a repository copy of Remembering the ‘unwanted’ victims: initiatives to memorialize the National Socialist euthanasia program in Germany. White Rose Research Online URL for this paper: http://eprints.whiterose.ac.uk/98055/ Version: Accepted Version Article: Pearce, C.M. (2019) Remembering the ‘unwanted’ victims: initiatives to memorialize the National Socialist euthanasia program in Germany. Holocaust Studies , 25 (1-2). pp. 118-140. ISSN 1750-4902 https://doi.org/10.1080/17504902.2018.1472882 This is an Accepted Manuscript of an article published by Taylor & Francis in Holocaust Studies on 18/06/2018, available online: http://www.tandfonline.com/10.1080/17504902.2018.1472882. Reuse Items deposited in White Rose Research Online are protected by copyright, with all rights reserved unless indicated otherwise. They may be downloaded and/or printed for private study, or other acts as permitted by national copyright laws. The publisher or other rights holders may allow further reproduction and re-use of the full text version. This is indicated by the licence information on the White Rose Research Online record for the item. Takedown If you consider content in White Rose Research Online to be in breach of UK law, please notify us by emailing [email protected] including the URL of the record and the reason for the withdrawal request. [email protected] https://eprints.whiterose.ac.uk/ III.i.: Remembering the ‘Unwanted’ Victims: Initiatives to Memorialise the National Socialist Euthanasia Programme in Germany Caroline Pearce, University of Sheffield Between 1939 and 1945, some 200,000 patients with psychiatric illnesses or mental or physical disabilities were murdered in Germany and Austria as part of the National Socialist euthanasia programme; at least 100,000 others were killed elsewhere in occupied Europe.
    [Show full text]