Machbarkeitsstudie im Projekt Kooperation (KOBE) im Auftrag von Bern – – Bremgarten – -

Teilprojekt 3: Finanzen

Januar 2020

Leitung des Teilprojekts Daniel Schaffner, Finanzverwaltung Stadt Bern

Mitwirkende Maja Burgherr, Bolligen Niklaus Dürig, Kehrsatz Marco Lehmann, Bremgarten Martin Reusser, Ostermundigen Beat Ruch, Frauenkappelen Michael Marti, Ecoplan Felix Walter (Gesamtprojektleiter, Ecoplan)

Inhalt

1 Auftrag 3 1.1 Szenarien, d.h. welche Gemeinde-Konstellationen werden einbezogen 3 1.2 Schlüsselfragen 3

2 Zusammenfassung 5

3 Ergebnisse der Analysen 7 3.1 Bereinigung der Aufträge 7 3.2 Struktur der Finanzhaushalte 7 3.3 Finanzielle Ausgangslage 7 3.3.1 Überblick über die finanziellen Eckwerte 7

3.3.2 Eckwerte aus der Bilanz 8

3.3.3 Eckwerte aus der Erfolgsrechnung 9

3.3.4 Schlüsselkennzahlen 12

3.3.5 Gebührenvergleiche für Musterhaushalte 13 3.4 Grobe Modellierung der Szenarien 15 3.4.1 Steuererträge 15

3.4.2 Funktionale Kosten 16 3.5 Mittelfristige Finanzplanung 18 3.5.1 Investitionsplanung 18

3.5.2 Finanzieller Ausblick 23 3.6 FILAG 24 3.7 Fusionsbeitrag Kanton 24 3.8 Kosten einer Fusion 25

4 Anhang Finanzplanung pro Gemeinde 27 4.1 Finanz- und Investitionsplan (IAFP 2020 – 2023) der Stadt Bern 27 4.2 Finanz- und Investitionsplanung der Gemeinde Bolligen 28 4.3 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Bremgarten 28 4.4 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Frauenkappelen 29 4.5 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Kehrsatz 30 4.6 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Ostermundigen 30

5 Glossar 32

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1 Auftrag

Im Rahmen des Projektes «Kooperation Bern» (KOBE) wurden für die Machbarkeitsstudie verschiedene Teilprojekte durchgeführt. Das vorliegende Teilprojekt behandelt den spezifischen Themenbereich Finanzen. Nachstehend werden die erteilten Aufträge, gemäss dem vom Projektrat am 13. August 2019 genehmigten Pflichtenheft, wiedergegeben.

Das Teilprojekt Finanzen wurde von folgenden Personen bearbeitet:

Projektfunktion Name Vorname Funktion Gemeinde Teilprojektleiter Schaffner Daniel Finanzverwalter Bern Burgherr Maja Finanzverwalterin Bolligen Lehmann Marco Finanzverwalter Bremgarten Ruch Beat Finanzverwalter Frauenkappelen Dürig Niklaus Geschäftsleiter Kehrsatz Stv.- Reusser Martin Ostermundigen Finanzverwalter

1.1 Szenarien, d.h. welche Gemeinde-Konstellationen werden einbezogen

Gemäss Vorgabe im Konzept sind alle folgenden Überlegungen für folgende Konstellationen (genannt: Szenarien) zu erstellen:

• Alle 6 Gemeinden • Bern, Ostermundigen und Bolligen • Bern und je eine der Gemeinden ausser Bolligen (4 bilaterale Szenarien) Alle Berechnungen sind somit für diese «Fusions-Szenarien» zu erstellen. Im Szenario «verstärkte Kooperation» stellen sich die Fragen nicht.

1.2 Schlüsselfragen

Aus Sicht der Machbarkeitsstudie sind für den Grundsatzentscheid insbesondere folgende Fragen zentral, auf welche sich die Abklärungen fokussieren sollten, während weitere Fragen auch in einer späteren Phase noch angegangen werden können.

• Wie würde sich die Gemeindesteueranlage (Steuerfuss) im Falle einer Fusion verändern, dies unter bestimmten Annahmen gemäss heutigen Datengrundlagen (Annahmen siehe unten, Zi ffer 2.3c)? • Gibt es bedeutende Vor- oder Nachteile aus Sicht der Stadt und der beteiligten Gemeinden im Falle einer Fusion (z.B. Chancen gemeinsamer Digitalisierungsprojekte, Zugang zum

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Kapitalmarkt, Veränderung im Spielraum für Investitionen, Veränderungen im Verschuldungs- grad)? • Gibt es Bereiche, wo sich aufgrund der finanzpolitischen Kennzahlen ein Potenzial für Effizienzsteigerungen vermuten lässt? • Lassen sich grobe Angaben zu den Kosten einer Fusion machen (z.B. Kosten der Anpassungs - prozesse)? (Quelle: Erfahrungswerte Ecoplan).

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2 Zusammenfassung

Die Auswertungen der Finanzzahlen basieren auf dem Jahr 2017. Als Quellen wurden die FINSTA des Kantons sowie gemeindeeigene Dokumente verwendet. Die sechs an der Machbarkeitsstudie beteiligten Gemeinden weisen bezüglich der finanziellen Basis unterschiedliche Ausgangslagen auf. Reserven und Bilanzüberschuss betragen zwischen 0.2 bis 9.2 Steuerzehntel. Das dünnste Finanzpolster weist die Gemeinde Os termundigen auf, wogegen Bolligen über die komfortabelste Reservesituation verfügt. Die Bruttoverschuldung ist gemessen am Finanzertrag in Kehrsatz am tiefsten und in Bern am höchsten, wobei die 133.6 % der Stadt Bern gemäss Amt für Gemeinden und Raumordnung lediglich einer mittleren Verschul- dungshöhe entsprechen. Die Steueranlage der sechs Gemeinden variiert zwischen 1.49 und 1.70 Einheiten. Die Stadt Bern ist mit einem HEI (Steuerharmonisierungsindex) nach FILAG von 123.95 die steuer- kräftigste und Ostermundigen mit 92.63 die steuerschwächste Gemeinde. Dabei gilt es noch zu berücksichtigen, dass Bern und Bremgarten im Gegensatz zu den anderen Gemeinden keine Feuerwehrersatzabgabe erheben. Würden auch die anderen vier Gemeinden auf die Feuerwehrersatzabgabe verzichten, müsste die jeweilige Steueranlage um rund 0.03 Einheiten erhöht werden.

Soll bei einer Fusion aller sechs Gemeinden bei Anwendung eines Liegenschaftssteuersatzes von 1.5%o und einem Verzicht auf die Erhebung der Feuerwehrersatzabgabe der gleiche Ertrag erzielt werden wie 2017 für alle Gemeinden zusammen, müsste die neue Steueranlage auf 1.572 festgesetzt werden. In den übrigen Szenarien mit nur zwei bzw. drei Gemeinden lägen die entsprechenden Steuersätze zwischen 1.539 bis 1.555 Einheiten. Kostenseitig ist davon auszugehen, dass kurzfristig keine Sparpotentiale realisiert werden können. Mittel- bis langfristig sollten sich jedoch insbesondere in der Allgemeinen Verwaltung durch organisatorische Zusammenführungen und die fortschreitende Digitalisierung Skalen- effekte erzielen lassen. Die Personalkosten werden separat im Teilprojekt Personal behandelt.

Die hohe Kapitalmarktfähigkeit der Stadt Bern ermöglicht eine deutlich günstigere Fremdfinanzierung der in allen Gemeinden anstehenden Investitionen, als dies bei einem Alleingang dieser Gemeinden der Fall wäre.

Im Zeithorizont bis 2024 gehen, mit Ausnahme von Ostermundigen, alle Gemeinden von einer gleichbleibenden Steueranlage aus. In Ostermundigen wird je nach Planvariante ab 2021 oder 2023 mit einer Erhöhung um 0.05 auf 1.74 Einheiten gerechnet. Alle Gemeinden gehen aber davon aus, dass trotz stetig steigender Bevölkerungszahlen, wegen des überdurchschnittlich hohen Investitionsvolumens und einer unzureichenden Finanzkraft, die Schulden zum Teil markant ansteigen werden. Dies dürfte unabhängig ob mit oder ohne Fusion dazu führen, dass der Druck zur Entlastung der Finanzhaushalte mittels Sparmassnahmen ansteigt. Die Belastung aus den gebührenfinanzierten Bereichen Wasser, Abwasser, Kehricht und Strom wurde anhand von stilisierten Musterhaushalten berechnet. Dabei hat sich gezeigt, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden nur geringfügig sind. So bewegten sich dieser für den Paarhaushalt bei rund Fr. 100.00 pro Jahr und beim Familienhaushalt bei rund Fr. 400.00 pro Jahr. Im Falle einer Fusion ist demnach mit keinen erheblichen Veränderungen in der

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Gebührenbelastung zu rechnen. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass sich die Tarife grösstenteils der heutigen Situation in der Stadt Bern angleichen (welche für beide Haushaltstypen durchschnittliche Werte aufweist). Aus der Analyse der Wiederbeschaffungswerte und Werterhaltungskosten in den Bereichen Abwasserentsorgung und Wasserversorgung resultieren recht grosse Unterschiede bezüglich des Sanierungsbedarfs pro Einwohner. Die Aussagen zum Sanierungsbedarf in den Abschnit- ten 3.5.1.2.1 und 3.5.1.2.2 beziehen sich auf Planwerte gemäss den Generellen Entwässerungs - planungen (GEP) sowie der Generellen Wasserversorgungsplanungen (GWP) der einzelnen Gemeinden. Wieviel die Gemeinden effektiv saniert haben, konnte in der verfügbaren Zeit nicht mit verhältnismässigem Aufwand eruiert werden. Für eine vertiefte Analyse zur Finanzlage der Werke und zwecks Beurteilung, ob unter gewissen Voraussetzungen Anpassungen in der Gebührenhöhe notwendig werden könnten, müssten in einer weiteren Phase noch die Bestände in den Spezialfinanzierungen Rechnungsausgleich und Wiederbeschaffungswert her angezogen werden.

Auch wenn in den Sonderrechnungen buchmässige Vorfinanzierungen enthalten sind, bedeutet dies nicht, dass zukünftige Investitionen keinen Verschuldungsanstieg zur Folge haben werden, weil das notwendige Geld nicht auf einem Bankkonto zur Seite gelegt wurde, sondern zum Zeitpunkt des Bedarfs erst noch beschafft werden muss. Sofern der Cash flow für die Finanzierung der getätigten Investitionen nicht ausreicht, steigt die Verschuldung an. Für die Sonderrechnungen sind in der Periode 2020 – 2024 unterschiedliche Investitionsbeträge pro Einwohnende geplant. Der Durchschnitt pro Jahr bewegt sich zwischen Fr. 89.00 (Bremgarten) bis Fr. 378.00 (Frauenkappelen). Der Durchschnitt liegt bei Fr. 176.00. Im Finanz- und Lastenausgleich dürften sich in den verschiedenen Entlastungstöpfen kleinere Veränderungen ergeben. Die nachgewiesenen Zentrumslasten dürften sich einerseits etwas reduzieren, da die Bevölkerung der fusionierten Gemeinden definitionsgemäss keine Zentrums- lasten mehr verursachen können, was zu einem reduzierten Abzug der nicht abgegoltenen Zentrumslasten im Disparitätenabbau führt. Anderseits können Leistungen der fusionierten Gemeinden als Zentrumslasten geltend gemacht werden (z.B. Gemeindestrassen von Ostermundigen). Der geografisch-topografische Zuschuss von rund 20'000 CHF, den Frauenkappelen erhält, würde wegfallen. Unsicher sind die Auswirkungen im Lastenausgleich Sozialhilfe, weil die Umsetzung des geplanten neuen Selbstbehalts bei der wirtschaftlichen Sozialhilfe (Motion Krähenbühl) noch unklar ist. In den anderen Ausgleichstöpfen werden keine nennenswerten Veränderungen erwartet.

Der finanzielle Beitrag des Kantons für ein Fusionsprojekt würde bei einer Fusion aller sechs Gemeinden rund 3.3 Mio. Franken betragen. Würden lediglich Bern und Ostermundigen fusionieren, reduziert sich der Kantonsbeitrag auf rund 0.8 Mio. Franken. Zu den Kosten einer Fusion (Abklärungen, Anpassungen) lassen sich im heutigen Zeitpunkt keine verlässlichen Angaben machen.

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3 Ergebnisse der Analysen

3.1 Bereinigung der Aufträge

Wegen den kurzen Bearbeitungszeiten sowie der Komplexität der Materie wurden die Analysen für die Machbarkeitsstudie auf die wesentlichsten Gebiete beschränkt. Auf eine Analyse der Entgelte, des Finanzertrages und der Kostenarten (Personalaufwand, Sachaufwand usw.), der vorhandenen Beteiligungen sowie anderer Sonderrechnungen (Stadt Bern: Fonds für Boden - und Wohnbau- politik, Tierpark) wurde verzichtet. Diese können in einer späteren Projektphase, wenn sich allfällige Fusionsabsichten konkretisiert haben, noch vorgenommen werden.

Erhebungen zur Informatikinfrastruktur wurden durch Ecoplan in einem separaten Prozess vorgenommen, weshalb das Teilprojekt Finanzen darauf verzichtet hat.

3.2 Struktur der Finanzhaushalte

Der Haushalt der Stadt Bern weist aufgrund seiner Grösse gegenüber den anderen beteiligten Gemeinden einige Besonderheiten auf. Auf diese soll nachstehend kurz eingegangen werden. Die Versorgung mit Energie (Elektrizität, Gas) und Wasser (Wasserverbund Region Bern) sowie die Erbringung des Angebots im öffentlichen Verkehr wird durch die selbständigen Anstalten Energie Wasser Bern und BERNMOBIL ausserhalb des Gesamthaushalts sichergestellt. Die Zahlen dieser Betriebe sind in den nachstehend genannten Übersichten nicht enthalten.

Sämtliche Liegenschaften des Finanzvermögens sind in der Sonderrechnung «Fonds für Boden - und Wohnbaupolitik» zusammengefasst und somit nicht im Allgemeinen Haushalt enthalten. Für die Darstellung des Gesamthaushalts werden diese jedoch konsolidiert.

Auch der Tierpark Dählhölzli verfügt ausserhalb des Allgemeinen Haushalts über eine Sonderrechnung, welche aber für den Gesamthaushalt ebenfalls konsolidiert wird.

3.3 Finanzielle Ausgangslage

3.3.1 Überblick über die finanziellen Eckwerte Sämtliche nachstehend genannten Zahlen beziehen sich auf den Gesamthaushalt der jeweiligen Gemeinden, d.h. sie umfassen den Allgemeinen Haushalt, die gebührenfinanzierten

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Sonderrechnungen (Wasser, Abwasser, Kehricht) und im Falle der Stadt Bern auch die Sonderrechnungen «Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik» und «Tierpark».

Tabelle 1: Eckwerte aus der Jahresrechnung 2017 (in Mio. Franken)

Mittlere Aufw and ER Netto- Liegenschafts- Gemeinde Wohnbe- Bilanzsumme Steuerfuss (ohne Int. Verrg.) investitionen steuersatz völkerung Bern 131'306 4'052'932'330 1'260'726'052 81'965'872 1.54 1.50%o Bolligen 6'298 62'242'669 31'323'631 4'013'292 1.60 1.20%o Bremgarten 4'411 31'811'037 18'957'188 2'071'200 1.49 1.00%o Frauenkappelen 1'229 13'826'782 4'997'404 5'321'205 1.70 1.20%o Kehrsatz 4'154 20'401'939 13'843'483 1'670'825 1.64 1.00%o Ostermundigen 17'118 145'802'323 101'270'283 2'637'631 1.69 1.50%o Total 164'516 4'327'017'080 1'431'118'041 97'680'025 Bern und Bremgarten erheben keine Feuerwehrersatzabgabe. Bei den anderen Gemeinden konnten 2017 aus dieser Abgabe folgende Einnahmen verbucht werden:

Tabelle 2: Ertrag Feuerwehrersatzabgabe 2017 (in Franken)

Feuerw ehrer- Gemeinde satzabgabe in CHF Bolligen 240'214 Frauenkappelen 52'210 Kehrsatz 181'138 Ostermundigen 584'000 Total 1'057'562 Müsste die Feuerwehrersatzabgabe über den Steuerfuss finanziert werden, müsste dieser in den betroffenen Gemeinden und rund 0.03 Einheiten erhöht werden, d.h. für Bolligen würde z.B. ein mit Bern und Bremgarten vergleichbarer Steuerfuss von 1.63 resultieren.

3.3.2 Eckwerte aus der Bilanz

Tabelle 3: Struktur Eigenkapital 2017 (in Franken)

A B C D E F G D + F Rücklagen Neubew er- in Steuer- Spezialfinan- Global- Vorfinan- Bilanz- Total Gemeinde Reserven tungs- anlage- zierungen budgetbe- zierungen überschuss Eigenkapital reserven zehnteln reiche Bern 96'515'725 3'605'777 587'941'124 0 337'411'937 104'281'689 1'025'474'563 3.6 Bolligen 10'057'668 0 5'956'651 7'952'330 3'739'536 2'137'580 27'706'185 9.2 Bremgarten 1'022'862 0 7'255'334 938'714 1'924'114 4'432'088 11'141'024 6.3 Frauenkappelen 1'722'172 0 788'941 361'037 1'008'469 1'284'114 3'880'619 8.6 Kehrsatz 3'668'456 0 7'145'092 654'108 9'192 1'888'997 11'476'848 4.6 Ostermundigen 11'162'853 0 13'178'444 0 2'446'262 468'970 26'787'559 0.2 Total 124'149'736 3'605'777 622'265'586 9'906'189 346'539'510 114'493'438 1'106'466'798 Die Übersicht zeigt auf, dass mit Ausnahme von Ostermundigen alle Gemeinden über eine solide Basis an verfügbarem Eigenkapital (Reserven + Bilanzüberschuss) verfügen. Die Stadt Bern hat

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aus den Überschüssen der Jahre 2014 – 2017, anstelle der Vornahme von zusätzlichen Abschrei- bungen und der Äufnung einer finanzpolitischen Reserve, 163.9 Mio. Franken in Vorfinan - zierungen für Schulbauten und Eis- und Wasseranlagen eingelegt (vorfinanzierte Abschreibungen, welche zukünftige Erfolgsrechnungen entlasten werden). Addiert man diese zum Bilanz - überschuss, würde das verfügbare Eigenkapital der Stadt Bern knapp 9.2 Steuer anlagezehntel betragen. Weiter verfügt die Stadt Bern über sehr hohe Neubewertungsreserven, welche grösstenteils aus der HRM2 bedingten Aufwertung der Liegenschaften des Finanzvermögens herrühren. Diese Liegenschaften wurden bereits in den 1990er Jahren in eine Sonderrechnung (Fonds für B oden- und Wohnbaupolitik) ausgegliedert. Der Marktwert dieser Liegenschaften beträgt Ende 2018 rund 1,3 Mia. Franken.

3.3.3 Eckwerte aus der Erfolgsrechnung Der nachfolgenden Analyse wurden die funktionalen Nettokosten für das Jahr 2017 aus der FINSTA Datenbank des Kantons zugrunde gelegt. Die Abgeltung der Zentrumslasten an die Stadt Bern von 63,2 Mio. Franken wurde aufgrund des prozentualen Anteils der Aufgabenbereiche an den Netto-Zentrumslasten auf die entsprechenden Funktionalen Kostenblöcke (Öffentliche Ordnung/Sicherheit, Kultur/Sport/Freizeit, Soziale Sicherheit, Verkehr und Finanzen/Steuern) verteilt. Dadurch reduziert sich auch der Nettoertrag der Funktion Finanzen/Steuern. Nach Abzug der Zentrumslastenabgeltung verbleiben im Haushalt der Stadt Bern immer noch mehr als 30 Mio. Franken nicht abgegoltene Zentrumslasten, was sich kostensteigernd auf die nachstehenden Kosten pro Einwohner/in auswirkt.

Tabelle 4: Funktionale Kosten pro Einwohner/in 2017 (in Franken) 1

Öff. Kultur, Allg. Gesund- Soz. Sicher- Umw elt, Volksw irt- Finanzen, Gemeinde Ordnung, Bildung Sport, Verkehr Verw . heit heit Raumord. schaft Steuern Sicherheit Freizeit Bern 388 448 793 417 67 875 453 57 -157 -3'341 Bolligen 387 24 870 111 2 813 321 46 -37 -2'538 Bremgarten 270 39 759 94 6 800 263 85 -36 -2'280 Frauenkappelen 499 85 819 46 2 806 295 31 -49 -2'711 Kehrsatz 380 11 754 47 7 768 188 54 -38 -2'159 Ostermundigen 370 33 563 131 26 912 278 33 -44 -2'302 Durchschnitt 382 107 760 141 18 829 300 51 -60 -2'555 Gewichteter 384 364 770 355 57 871 417 55 -134 -3'139 Durchschnitt

Zu den Funktionalen Kosten pro Einwohner/in ist zudem folgendes zu bemerken:

Bern

• Die Kosten für Öffentliche Ordnung/Sicherheit enthalten den Leistungsvertrag mit der Kantons - polizei im Betrag von 31.8 Mio. Franken. Weiter sind die Nettokosten für die Berufsfeuer- wehr/Zivilschutz/Quartieramt von 21.1 Mio. Franken enthalten, welche vollumfänglich aus dem Allgemeinen Haushalt finanziert werden, da Bern keine Feuerwehrersatzabgabe kennt.

1 Kantonale Finanzdirektion, Statistik Gemeindefinanzen, FINSTA 2017

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• Die Nettokosten für die Betreuungsgutscheine von 26.1 Mio. Franken wurden von der Bildung zur Sozialen Sicherheit umgelagert. • In den Erträgen der Funktion Volkswirtschaft ist die Gewinnablieferung von Energie Wasser Bern von 22,5 Mio. Franken enthalten.

Bolligen • Kosten für den Kinder- und Erwachsenenschutz wurden von der Sozialen Sicherheit in den Block Öffentliche Ordnung/Sicherheit umverteilt. • In den Erträgen der Funktion Volkswirtschaft ist die Konzessionsabgabe der Bernischen Kraftwerke AG für den Stromverkauf auf dem Gemeindegebiet enthalten.

Bremgarten • In den Erträgen der Funktion Volkswirtschaft ist die Konzessionsabgabe der Bernischen Kraftwerke AG für den Stromverkauf auf dem Gemeindegebiet enthalten.

Frauenkappelen • Ausserordentlich Kosten für Rechtsberatung im Zusammenhang mit BLS Werkstätte wurde bei den Kosten für Öffentliche Ordnung/Sicherheit eliminiert. • In der Funktion Gesundheit wurde die Abschreibung auf den Aktien Seelandheim Worben eliminiert. • In den Erträgen der Funktion Volkswirtschaft ist die Konzessionsabgabe der Bernischen Kraftwerke AG für den Stromverkauf auf dem Gemeindegebiet enthalten.

Kehrsatz

• In der Funktion Allgemeine Verwaltung wurde die einmalige Rückerstattung aus einem Versicherungsfall im Personalaufwand ausgeklammert. • In der Sozialen Sicherheit wurde eine ausserordentliche Rückerstattung des Kantons für den Regionalen Sozialdienst eliminiert. • In den Erträgen der Funktion Volkswirtschaft ist die Konzessionsabgabe der Bernischen Kraftwerke AG für den Stromverkauf auf dem Gemeindegebiet enthalten.

Ostermundigen

• In den Erträgen der Funktion Volkswirtschaft ist die Konzessionsabgabe der Bernischen Kraftwerke AG und von Energie Wasser Bern für den Stromverkauf auf dem Gemeindegebiet enthalten.

Die augenfälligsten Abweichungen zwischen den Werten der Stadt Bern und den anderen Gemeinden sind bei der «Öffentlichen Sicherheit», bei der «Kultur, Freizeit, Sport», bei der «Gesundheit» und beim «Verkehr» festzustellen. Diese dürften auf mehrere Ursachen zurückzuführen sein, wovon folgende nachstehend genannt werden sollen:

1. Nicht abgegoltene Zentrumslasten erhöhen die Werte. 2. Das Leistungsniveau ist in der Stadt höher als in den anderen Gemeinden , so verfügt die Stadt Bern z.B. über eine eigene Schulzahnklinik und einen eigenen Ges undheitsdienst. Auch die Schulsozialarbeit und die kindliche Frühförderung (Primano) sind gut ausgebaut. 3. Die Nettokosten der Berufsfeuerwehr/Zivilschutz/Quartieramt von 21.1 Mio. Franken müssen in der Stadt Bern ohne Feuerwehrersatzabgabe finanziert werden .

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Nebst den Kosten für Soziale Sicherheit sind die Bildungskosten pro Einwohner/in bei allen Gemeinden hoch, mit Ausnahme von Ostermundigen ohne grössere Ausreisser nach oben oder unten. Deshalb wurde die Analyse dahingehend verfeinert, dass die Nettokosten auch ins Verhältnis zu den Schülerzahlen gesetzt wurden.

Tabelle 5: Bildungskosten pro Schüler2 (in Franken)

Schülerzahl Nettokosten Gemeinde Nettokosten (Wohnsitz) pro Schüler Bern 9'560 104'087'894 10'888 Bolligen 702 5'481'189 7'808 Bremgarten 454 3'347'998 7'374 Frauenkappelen 95 1'007'137 10'601 Kehrsatz 509 3'131'265 6'152 Ostermundigen 1'583 9'933'342 6'275 Total bzw. 12'903 126'988'825 9'842 Durchschnitt Bei diesem Vergleich fällt auf, dass Ostermundigen und Kehrsatz die tiefsten Kosten aufweisen. Bolligen und Bremgarten liegen pro Schüler deutlich tiefer als Bern und Frauenkappelen. In Frauenkappelen fliessen aus der Sanierung der Mehrzweck anlage, welche auch die Schule beherbergt, Abschreibungen in der Höhe von Fr. 224'400 in die Rechnung ein, weshalb sich gegenüber den Vorjahren ein markanter Kostenanstieg ergibt. In früheren Jahren lagen die Nettokosten pro Schüler bei rund Fr. 8'500. Auch im Falle der Stadt Bern fliessen hohe Liegenschaftskosten für die Schulanlagen (rund 42,8 Mio. Franken) in die obige Berechnung ein.

Zudem fallen Angebote wie Tagesschulen, Musikschulen usw. ins Gewicht, die sich nicht direkt auf die Gesamtschülerzahlen umlegen lassen. In einer nächsten Phase müssen die einzelnen Kostenkomponenten der verschiedenen Gemeinden noch detaillierter analysiert und aufgeschlüsselt werden, um eine vergleichbare Kostenbasis zu erhalten.

Tabelle 6: Steuerkraft der einzelnen Gemeinden (in Franken)3 Mittlere Ord. Steuer- Absolute Liegenschafts- LS Gemeinde Wohnbevöl- Steuerertrag anlage Steuerkraft steuer Steuersatz kerung Bern 131'306 442'054'527 1.54 287'048'394 41'591'162 0.15% Bolligen 6'298 17'647'208 1.60 11'029'505 1'415'278 0.12% Bremgarten 4'411 11'875'886 1.49 7'970'393 805'981 0.10% Frauenkappelen 1'229 3'257'611 1.70 1'916'242 268'974 0.12% Kehrsatz 4'154 9'044'801 1.64 5'515'122 667'799 0.10% Ostermundigen 17'118 36'718'754 1.69 21'727'073 3'918'347 0.15% Total 164'516 520'598'787 335'206'729 48'667'541 Total Kanton 1'003'857 2'382'877'471 1.61 1'484'523'558 232'423'724 in % des Kantons 16.4% 21.8% 22.6% 20.9% Die sechs Gemeinden repräsentieren rund 16 % der Einwohner des Kantons Bern , erwirtschaften aber knapp 22 % der Steuererträge. Die Steuersätze der Einkommens- und Gewinnsteuern

2 Quelle: Kantonale Erziehungsdirektion, Schlussabrechnung 2015/2016 sowie Kantonale Finanzdirektion, FINSTA 2017 3 Basis FILAG Statistik Vollzug 2019 = Durchschnitt 2016/2017/2018

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varieren zwischen 1.49 und 1.70. Der Liegenschaftssteuersatz liegt zwischen 1.00%o und 1.50 %o.

Tabelle 7: Harmonisierte Steuererträge der einzelnen Gemeinden (in Franken)4

Mittlere Harm. Harm. Harm. HEI HEI Harm. Ord. Gemeinde Wohnbevöl- Liegenschafts- Steuerertrag Steuerertrag vor nach Steuerertrag kerung steuer Total pro Kopf FILAG FILAG Bern 131'306 435'049'851 33'980'317 469'030'168 3'572 138.02 123.95 Bolligen 6'298 18'198'683 1'520'471 19'719'155 3'131 121.53 113.57 Bremgarten 4'411 13'151'149 1'003'260 14'154'409 3'209 124.77 115.61 Frauenkappelen 1'229 3'161'799 278'259 3'440'058 2'799 108.37 105.27 Kehrsatz 4'154 9'099'952 824'908 9'924'860 2'389 92.44 95.24 Ostermundigen 17'118 35'849'671 3'172'255 39'021'926 2'280 88.30 92.63 Total 164'516 514'511'104 40'779'471 555'290'575 3'375 Total Kanton 1'003'857 2'416'675'853 230'253'967 2'647'005'820 in % des Kantons 16.4% 21.3% 17.7% 21.0% Werden die Steuererträge mit dem Satz von 1.65 harmonisiert resultieren Steuererträge pro Kopf zwischen Fr. 2'280 und Fr. 3'572. Der harmonisierte Steuerertragsindex (HEI) zeigt auf, dass die Gemeinden Kehrsatz und Ostermundigen im kantonalen Vergleich über ein unterdurchschnitt- liches Steuerertragspotential verfügen, wohingegen die anderen Gemeinden als ertragsstark bezeichnet werden können. Nach Berücksichtigung des direkten Finanzausgleichs (Disparitätenabbau und Mindestausstattung) hat sich der HEI der Stadt Bern um rund 11 % reduziert, der HEI der Gemeinde Ostermundigen hingegen hat sich um knapp 5 % verbessert.

3.3.4 Schlüsselkennzahlen

Tabelle 8: Finanzielle Schlüsselkennzahlen (Ø 2016 – 2018)5

Nettozins- Bruttoverschuld- Nettoschuld Kapitaldienst- Investitions- Selbstfinanzie- Gemeinde belastungs- ungsanteil pro EW anteil anteil rungsgrad anteil Bern 133.6% 897 6.5% -0.5% 10.2% 64.5% Bolligen 91.4% -208 5.5% -1.3% 13.5% 85.9% Bremgarten 74.5% -408 7.0% -2.1% 17.6% 72.4% Frauenkappelen 95.5% 134 7.1% 0.4% 68.2% 46.1% Kehrsatz 37.5% -830 4.5% 0.1% 11.9% 118.8% Ostermundigen 96.1% 1'508 4.7% 2.4% 4.0% 290.5% Aus den Kennzahlen zur Verschuldung ist ersichtlich, dass die vier kleineren Gemeinden gegenüber den grösseren Gemeinden Bern und Ostermundigen über eine deutlich bessere Ausgangslage verfügen. Drei von ihnen weisen gar ein Nettovermögen auf. Im Kapitaldienstanteil (Abschreibungen und Zinsaufwand im Verhältnis zum Finanzertrag) und im Nettoz insbelastungs- anteil sind die Unterschiede nicht mehr so gross. Hier wirkt sich bei der Stadt Bern die hohe Kreditwürdigkeit (Rating Aa1) und die regelmässige Präsenz auf dem Kapitalmarkt aus, was zu sehr tiefen Finanzierungskosten führt. Negative Zahlen beim Nettozinsbelastungsanteil bedeuten, dass der Finanzertrag höher ist als der Finanzaufwand. Klammert man die ausserordentlichen

4 Basis FILAG Statistik Vollzug 2019 = Durchschnitt 2016/2017/2018 5 Erklärungen zu Inhalt und Berechnung der Kennzahlen siehe Glossar am Ende dieses Berichtes

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Aktivitäten im Investitionsbereich in Frauenkappelen und Ostermundigen aus, weisen alle Gemeinden in etwa eine ähnliche Investitionstätigkeit auf. Der Selbstfinanzierungsgrad ist mit Ausnahme von Kehrsatz zu tief und muss zur Stabilisierung der Verschuldung zukünftig deutlich erhöht werden. Folgende spezifischen Bemerkungen sind zu den Kennzahlen anzubringen: Frauenkappelen

Sanierung der Mehrzweckanlage mit einem Volumen von knapp CHF 8.0 Mio. in den Jahren 2017 und 2018, was sich vor allem auf die Kennzahlen Investitionsanteil (Erhöhung) und Selbstfinanzierungsgrad (Rückgang) ausgewirkt hat.

Ostermundigen

Der Selbstfinanzierungsgrad wurde durch einmalige und ausserordentliche Posten stark beeinflusst. Im Jahr 2017 wurden rund CHF 2 Mio. mehr Anschlussgebühren für Wasser - und Abwasseranlagen eingenommen, welche zusätzlich, d.h. ohne Anrechnung, in die S pezial- finanzierung Werterhalt eingelegt wurden. Im Jahr 2018 wurden Rückstellungen von rund CHF 10 Mio. erfolgswirksam aufgelöst. In die Spezialfinanzierung Mehrwertabgabe wurden CHF 4,6 Mio. verbucht und finanzpolitische Reserven von CHF 1,9 Mio. gebildet. In den Jahren 2016 und 2017 ist zudem sehr wenig investiert worden.

3.3.5 Gebührenvergleiche für Musterhaushalte Die potenziellen Fusionspartner verwenden zur Bestimmung ihrer Gebühren für Wasser, Abwasser und Kehricht unterschiedliche Bemessungsgrundlagen. Um die jeweiligen Tarife trotzdem möglichst effektiv vergleichen zu können, wurden die Gesamtbelastung für einen stilisierten Familienhaushalt sowie einen Paarhaushalt berechnet. Das Resultat dieser Berechnungen ist in Abbildungen 1 und 2 dargestellt, wobei für die Zahlen von Ostermundigen noch zusätzliche Annahmen getroffen werden mussten 6. Diese zeigen die jährlichen Gesamtkosten kumuliert für die Bereiche Wasser (inkl. Abwasser), Kehricht und Strom je Gemeinde.

Die Analyse zeigt, dass die Gesamtbelastung in den verschiedenen Gemeinden ähnlich ist. Die Unterschiede zwischen den Gemeinden mit den tendenziell geringeren Kosten (Kehrsatz) und denjenigen mit höherer Belastung (Bolligen, Ostermundigen) sind speziell beim Paarhaushalt verhältnismässig klein (Minimum bei 1'650 CHF, Maximum bei 1'750 CHF). Durch den höheren Verbrauch fällt der absolute Unterschied beim Muster-Familienhaushalt erwartungsgemäss etwas grösser aus (Minimum bei 2'600 CHF, Maximum bei 3'000 CHF). Über beide Musterhaushalte hinweg sind auch gewisse Unterschiede in der Struktur der Gesamtbelastung feststellbar.

6 Die Angaben für Ostermundigen in beiden Abbildungen müssen unter Vorbehalt betrachtet werden da die Informationen nur teilweise von der Gemeinde selbst stammen. Da Ostermundigen viele Grundgebühren auf Basis von Liegenschaften und nicht Haushalten berechnet, wurde die Umfrage nur teilweise ausgefüllt. Um trotzdem ein gewisser Vergleich zu ermöglichen, wurden die Grundgebühren auf Basis der geltenden Reglemente und weiteren Annahmen wie folgt berechnet: • Wasser: Variable Kosten gem. Angaben der Gemeinde, Höhe der Grundgebühren gem. Gemeinde -Reglementen für jeweils <=150 BW (Belastungswerte) (CHF 325 für Wasser, CHF 400 für Abwasser). Für die Liegenschaft wurden die auf Liegenschaftsniveau berechneten Angaben zusätzlich durch zwei geteilt. Regenwasser wurde nicht berücksichtigt. • Kehricht: Variable Kosten gem. Angaben der Gemeinde, Grundgebühr gem. Angaben auf der Gemeinde -Webseite für jeweils 4 bzw. 2 Einwohnergleichheitswerte (102 bzw. 51 Franken). • Strom: Gleiche Angaben wie Bolligen, Bremgarten und Frauenkappelen da lt. Elcom -Datenbank derselbe Stromanbieter (BKW AG).

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Auffallend sind dabei insbesondere die relativ geringen Kosten für Strom in der Stadt Bern (tiefere Tarife des ewb im Vergleich zur BKW, die alle übrigen Gemeinden mit identischen Tar ifen versorgt). Vor diesem Hintergrund ist für den Fall einer Fusion mit keinen erheblichen Veränderungen in der Gebührenbelastung zu rechnen. Je nach Haushaltstyp und Gemeinde ist mit leicht höheren oder tieferen Gebühren zu rechnen. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass sich die Tarife grösstenteils der heutigen Situation in der Stadt Bern angleichen (bei Familien -Haushalten geringe Anpassung in Bremgarten und Kehrsatz auf das Niveau der Stadt Bern).

Tabelle 9: Jährliche Gebühren für Wasser/Abwasser, Kehricht und Strom pro Gemeinde für Musterhaushalt 1 (Paar mit zwei Kindern); alle Angaben inkl. Grundgebühren und MWST

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis einer Umfrage unter den Gemeinden; Familie mit zwei Kindern, EFH, 240m3 Wasserverbrauch p.a., 2x35L Kehricht p. Woche, 4500 kWh p.a. Die Angaben für Ostermundigen müssen unter Vorbehalt betrachtet werden (siehe Fussnote im Text).

Tabelle 10: Jährliche Gebühren für Wasser/Abwasser, Kehricht und Strom für Musterhaushalt 2 (Paarhaushalt); alle Angaben inkl. Grundgebühren und MWST

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Quelle: Eigene Darstellung auf Basis einer Umfrage unter den Gemeinden; Paarhaushalt, Wohnung, 120 m3 Wasserverbrauch p.a., 35L Kehricht p. Woche, 3000 kWh p.a. Die Angaben für Ostermundigen müssen unter Vorbehalt betrachtet werden (siehe Fussnote im Text).

3.4 Grobe Modellierung der Szenarien

3.4.1 Steuererträge Die Modellierung der Steuererträge wurde unter folgenden Annahmen vorgenommen:

• Die fusionierte Gemeinde übernimmt den Steuersatz der Stadt Bern von 1.54 • Der Liegenschaftssteuersatz beträgt wie in der Stadt Bern 1,5%o • Die fusionierte Gemeinde erhebt keine Feuerwehrersatzabgabe

Daraus resultieren die folgenden Ergebnisse für die verschiedenen Kombinationen: Bern = BE; Bolligen = BO; Bremgarten = BR; Frauenkappelen = FR; Kehrsatz = KE; Ostermundigen = OM

Tabelle 11: Modellierung Steuererträge in 5 Szenarien (in Franken)7

Mit Steuersatz 1.54 und LS-Steuersatz von 0.15 % harmonisiert Summe alle 6 Alle 6 BE_OM_BO BE_OM BE_BR BE_FR BE_KE Gemeinden Gemeinden Mittlere Wohnbevölkerung 164'516 164'516 154'722 148'424 135'717 132'535 135'460 Ord. Steuerertrag 520'598'787 511'012'826 492'499'658 475'514'220 454'328'933 445'005'539 450'547'816 Feuerw ehrersatzabgabe 1'057'562 0 0 0 0 0 0 Liegenschaftssteuer 48'667'540 49'244'935 47'278'607 45'509'509 42'800'133 41'927'379 42'592'860

Total Steuerertrag inkl. 570'323'889 560'257'761 539'778'265 521'023'729 497'129'066 486'932'918 493'140'676 Feuerwehrersatzabgabe

Absolute Steuerkraft 335'206'730 331'826'510 319'804'973 308'775'468 295'018'788 288'964'636 292'563'517 Steueranlagezehntel 33'520'673 33'182'651 31'980'497 30'877'547 29'501'879 28'896'464 29'256'352 Ord. Steuerertrag: Abw eichung von Summe -9'585'961 -3'920'831 -3'259'061 398'519 -306'598 -551'512 Einzelgemeinden Wegfall Feuerw ehrersatzabgabe -1'057'562 -824'214 -584'000 0 -52'210 -181'138 Total Abweichung von Summe -10'643'523 -4'745'045 -3'843'061 398'519 -358'808 -732'650 Einzelgemeinden in % -1.8% -0.8% -0.6% 0.1% -0.1% -0.1% in Steueranlagezehnteln 0.321 0.148 0.124 -0.014 0.012 0.025 Liegenschftssteuer: Abweichung von 577'395 353'820 0 402'990 67'243 333'899 Summe Einzelgemeinden in % 1.2% 0.7% 0.0% 0.8% 0.1% 0.7% Würden alle sechs Gemeinden fusioniert, verringert sich der ordentliche Steuerertrag um 9,6 Mio. Franken oder um 1,8 %. Da auch der Ertrag aus der Feuerwehrersatzabgabe von 1,1 Mio. Franken wegfallen würde, müsste die Steueranlage um 0,032 Einheiten erhöht werden, um den gleichen Ertrag zu erzielen. Der Liegenschaftssteuerertrag hingegen erhöht sich um rund 0,6 Mio. Franken oder 1,2 %. Anders formuliert: Wenn man das gleiche Rechnungsergebnis erzielen

7 Basis FILAG Statistik Vollzug 2019 = Durchschnitt 2016/2017/2018

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wollte, müsste entweder die Steueranlage auf 1.57 erhöht werden, oder es müssten rund 10 Mio. CHF Kosten eingespart werden.

Weil nur die Gemeinde Bremgarten einen tieferen Steuersatz aufweist als die Stadt Bern, ver - ringert sich, ausser bei der Kombination Bern/Bremgarten, der ordentliche Steuerertrag in allen Unterkombinationen zwischen 0,3 Mio. bis 3,9 Mio. Franken oder zwischen 0,1 % bis 0,8 %. In Steueranlagezehnteln ausgedrückt sind die Abweichungen aber marginal. Beim Liegenschafts - steuerertrag ist das Gegenteil der Fall. Weil die Stadt Bern den Maximalsa tz von 1,5 %o anwendet und nur die Gemeinde Ostermundigen den gleichen Satz kennt, würden die Liegenschaftssteuer - erträge in allen Kombinationen zwischen 0,06 Mio. Franken bis 0,4 Mio. Franken oder zwischen 0,1 % bis 0,8 % ansteigen. Bezüglich der Erträge aus der Liegenschaftssteuer muss auf die im Jahr 2020 vom Kanton geplante Anpassung der amtlichen Werte hingewiesen werden. Aus dieser Anpassung wird bei allen Gemeinden eine namhafte Erhöhung der Einnahmen resultieren.

3.4.2 Funktionale Kosten Der nachfolgenden Analyse wurden die funktionalen Nettokosten für das Jahr 2017 aus der FINSTA Datenbank des Kantons zugrunde gelegt. Die Abgeltung der Zentrumslasten an die Stadt Bern von 63,2 Mio. Franken wurde aufgrund des prozentualen Anteils der Aufgabenbereiche an den Netto-Zentrumslasten auf die entsprechenden Funktionalen Kostenblöcke (Öffentliche Ordnung/Sicherheit, Kultur/Sport/Freizeit, Soziale Sicherheit, Verkehr und Finanzen/Steuern) verteilt (siehe Erläuterungen zu Tabelle 3). Danach wurde die Summe der Einwohnerzahl der Gemeindekombinationen für die funktionalen Kostenblöcke Allgemeine Verwaltung, Bildung, Gesundheit, soziale Sicherheit und Umweltschutz und Raumordnung mit dem Funktionalen Kostensatz pro Einwohner/in der Stadt Bern multipliziert. Da diese Art der Hochrechnung für die Kostenblöcke Sicherheit, Kultur/Freizeit/Sport und Verkehr die Aussagekraft massiv verfälscht hätte, wurden die Kosten der einzelnen Gemeinden für diese Bereiche lediglich addiert. Aufgrund von diesen Berechnungen resultiert ein neues theoretisches Kostentotal. Hierzu sind insbesondere die nachstehenden Relativierungen zu beachten. Sofern nach Abschluss der Machbarkeitsphase gewisse Gemeinden das Projekt weiterverfolgen wollen, müssen die Kostentreiber pro Gemeinde vertieft analys iert werden, um eine verlässlichere Aussage zur potentiellen Kostenentwicklung machen zu können.

Tabelle 12: Grobe Modellierung Funktionale Kosten alle sechs Gemeinden (in Franken)

A B C Modellierte Summe 6 Kosten mit Differenz Funkt. Kosten Gemeinden inkl. Niveau Stadt B - A ZELA Stadt Bern Bern (inkl. ZELA) Allgemeine Verw altung 63'061'892 63'789'141 727'249 Öffentliche Ordnung, Sicherheit 59'907'129 59'907'129 0 Bildung 126'697'825 130'413'872 3'716'047 Kultur, Sport, Freizeit 58'412'053 58'412'053 0 Gesundheit 9'271'690 10'965'280 1'693'590 Soziale Sicherheit 143'280'356 143'875'824 595'468 Verkehr 68'582'665 68'582'665 0 Umw eltschutz, Raumordnung 8'971'682 9'376'161 404'479 Total Nettokosten 538'185'292 545'322'125 7'136'833

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Bei einer pragmatischen Betrachtungsweise der zu erwartenden Kostenentwicklung in den einzelnen Kostenblöcken gelangt man zu folgender Beurteilung:

Funktionaler Kostenblock Beurteilung

Allgemeine Verwaltung Schrittweise kostensteigernde Wirkung durch Überführung in das Stellenbewertungs- und Lohnsystem der Stadt. Mittelfristig muss in diesem Bereich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung aber auch ein Kostensenkungs- potential realisiert werden können. Dies hat aber nichts mit dem Fusionsprojekt zu tun, allerdings können die Investitionen in die Digitalisierung voraussichtlich gebündelt und damit kostenseitig vergleichsweise reduziert werden.

Öffentliche Ordnung/Sicherheit Der grösste Kostentreiber sind die Polizei- kosten der Zentrumsstadt Bern. Diese dürften aber auch bei einer Fusion aller sechs Gemeinden kaum nennenswert steigen, da sich die Erbringung der Dienstleistung der Kantonspolizei auch nach der Fusion auf das Zentrum Innenstadt sowie auf heute schon bestehende spezielle Anlässe (Sportveran- staltungen der Grossvereine etc.) konzentrieren dürfte.

Bildung In diesem Bereich dürfte es am ehesten zu einer Angleichung der Kosten auf das Niveau der Stadt Bern kommen, da die Bildungs- möglichkeiten auf dem gesamten Gemeinde- gebiet gleichwertig sein müssen.

Kultur, Sport, Freizeit Auch hier dürfte es nicht zu einem flächen- deckenden Anstieg auf das Niveau der Stadt Bern kommen, weil nicht davon ausgegangen werden muss, dass das bestehende Kultur-, Sport- und Freizeitangebot der Aussenge- meinden auf das gleiche quantitative Niveau angehoben werden muss. Es werden kaum zusätzliche Kunsteisbahnen gebaut, ein weiterer Tierpark eingerichtet oder ein zusätz- liches Stadttheater gebaut werden. Im Bereich des Angebotsumfangs von Leistungsverträgen ist aber ein Ausbau und somit ein Anstieg der Kosten zu erwarten.

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Funktionaler Kostenblock Beurteilung

Gesundheit In diesem Bereich dürfte es zu einem punktuellen Anstieg der Kosten kommen, da das höhere Leistungsniveau der Stadt für mehr Einwohnende zur Verfügung gestellt werden muss.

Soziale Sicherheit In diesem Bereich bestehen, vermutlich vor allem wegen des kantonalen Lastenaus- gleichs, keine wesentlichen Kostenunter- schiede.

Verkehr Das Angebot des Öffentlichen Verkehrs wird bereits heute in der Regionalkonferenz Bern Mittelland gemeindeübergreifend gestaltet und optimiert. Hier dürfte ein Kostenanstieg anfallen, wenn die Regionalkonferenz bzw. der Kanton mehr Leistungen bestellt. Im Bereich des Strassenunterhalts dürfte es möglich sein, positive Skaleneffekte zu realisieren.

Umweltschutz, Raumordnung In diesem Kostenblock sind insbesondere die beiden gebührenfinanzierten Bereiche Abwasser- und Kehrichtbeseitigung enthalten. Es wird auf die Berechnungen und Erläute- rungen im Kapitel 2.3.5 Spezialfinanzierungen verwiesen.

3.5 Mittelfristige Finanzplanung

3.5.1 Investitionsplanung

3.5.1.1 Allgemeiner Haushalt

Auf Basis der mittelfristigen Investitionsplanung 2020 – 2027 wurden die Werte aus verschiedenen Blickwinkeln zusammengestellt.

Tabelle 13: Gemeinden einzeln (in Mio. Franken)

Total 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 Allgemeiner Haushalt 1'830.5 181.9 265.0 268.9 283.1 294.3 251.6 177.7 108.0 Bern 1'690.2 162.9 241.7 247.4 257.2 264.8 245.5 169.2 101.4 Bolligen 52.6 7.0 8.8 5.3 7.4 7.8 4.6 6.9 4.9 Bremgarten 13.5 1.8 1.8 3.0 0.9 1.6 1.5 1.5 1.5 Frauenkappelen 2.4 0.1 0.5 0.5 0.8 0.1 0.0 0.1 0.2 Kehrsatz 13.6 3.4 1.8 2.1 4.8 1.4 0.0 0.0 0.0 Ostermundigen 58.2 6.7 10.4 10.7 11.9 18.5 0.0 0.0 0.0

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Die obigen Planzahlen stellen Bruttowerte dar. Aufgrund der Erfahrungswerte aus der Vergangenheit ist davon auszugehen, dass die durchschnittliche Realisierung zwischen 60 – 80 % liegen dürfte.

Tabelle 14: Gemeinden pro Kopf (in Franken)

Mittlere Ø pro Jahr 2020 2021 2022 2023 2024 Wohnbevölkerung 2020 - 2024

Allgemeiner Haushalt 164'516 1'572 1'106 1'611 1'635 1'721 1'789 Bern 131'306 1'788 1'240 1'841 1'884 1'959 2'017 Bolligen 6'298 1'151 1'104 1'393 842 1'177 1'241 Bremgarten 4'411 408 413 402 669 194 363 Frauenkappelen 1'229 337 118 397 395 663 114 Kehrsatz 4'154 651 829 424 497 1'163 344 Ostermundigen 17'118 680 390 609 625 696 1'078

Bei der Analyse der Investitionen pro Kopf musste der Betrachtungshorizont auf fünf Jahre beschränkt werden, da die Investitionsplanung in Ostermundigen in den Jahren ab 2025 noch keine Werte enthält.

Tabelle 15: Total der 6 Gemeinden nach Investitionsbereichen (in Mio. Franken)

Total 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 Allgemeiner Haushalt 1'830.5 181.9 265.0 268.9 283.1 294.3 251.6 177.7 108.0 Stadtplanung/Verkehr/ 486.1 44.8 71.2 72.1 82.9 94.8 67.3 37.2 15.8 Tiefbau Hochbau 1'181.7 117.6 159.4 174.6 177.8 178.7 164.8 126.1 82.7 Grünanlagen 72.3 4.3 7.2 7.9 13.1 12.0 12.0 9.8 6.0 Fahrzeuge/Masch./Mobilien 31.2 6.0 4.6 5.1 3.1 3.7 4.0 2.7 2.1 Informatik 30.2 5.4 6.7 6.1 6.1 3.6 2.0 0.4 0.0 Übrige 29.0 3.9 15.9 3.2 0.0 1.5 1.5 1.5 1.5 Von den rund 1,9 Mia. Franken, welche in den Investitionsplanungen enthalten sind, entfallen rund 27 % oder 486 Mio. Franken in den Bereich Stadtplanung/Verkehr/Tiefbau und knapp 65 % oder 1,2 Mia. Franken in den Bereich Hochbau. Innerhalb des Bereiches Stadtplanung/Verkehr/Tiefbau nehmen die geplanten Investitionen für die Tiefbauinfrastruktur mit rund 44 2 Mio. Franken oder 91 % den grössten Anteil ein. Im Bereich Hochbau dominiert das Portfolio Bildung mit 58 % oder 691 Mio. Franken gefolgt von den Anlagen für Sport und Freizeit mit 28 % oder 330 Mio. Franken. Grundsätzlich haben die meisten Gemeinden in den kommenden Jahren grössere Investitions - vorhaben zu bewältigen. Diese übersteigen deren Finanzkraft zum Teil deutlich, was zu einem erheblichen Anstieg der Verschuldung führen wird. Aufgrund der Grösse von Bern wird sich die Situation bezüglich des Investitionsbedarfs pro Kopf auch bei einer Fusion nicht wesentlich verändern. Der Prioritätensetzung ist aufgrund des sehr hohen Investitionsbedarfs auch im Falle einer Fusion höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Durch koordinierte Planung und Realisierung von Infrastrukturprojekten auf einem erweiterten Gesamtperimeter erscheint eine Optimierung des Ressourceneinsatzes mittelfristig aber möglich. Bern Die Planwerte der Stadt Bern machen knapp 92 % des Gesamtbetrages von knapp 1,9 Mia. Franken aus, weshalb nachstehend noch etwas detaillierter auf den Zustand der städtischen Infrastruktur eingegangen wird. Bern erhebt jährlich den Zustandswert der städtischen Infrastrukturen im Verwaltungsvermögen. Als Zielwert für langfristig optimierte und damit tiefst mögliche Instandsetzungskosten über das ganze Hochbau-Portfolio im Verwaltungsvermögen gilt gemäss Portfoliobewertungssystem Stratus von Basler & Hofmann ein Durchschnittswert von 0,80

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bis 0,82. Ende 2018 betrug dieser 0,78. Der Sanierungsbedarf entspricht dem zur Erreichung eines durchschnittlichen Gebäudezustandswertes von 0,80 überfälligen Unterhalt ohne allfälligen Anpassungsbedarf an neue gesetzliche Vorschriften oder Standards. Auch der Bereich Tiefbau erhebt die Wiederbeschaffungswerte seiner Infrastruktur jährlich. Der Sanierungsrückstand ist die Differenz zwischen Wiederbeschaffungswert und Zeitbauwert für Objekte, deren Zustand sich unter dem strategisch festgelegten Interventionszeitpunkt befindet. Ende 2018 wurde der Sanierungsbedarf der Stadt Bern wie folgt ausgewiesen:

Zustandwert städtischer Infra- Zeitbau- trukturen Verwaltungsvermögen Neuwert 1) wert 2) per per Sanierungs- (in Mio. Franken) 31.12.2018 31.12.2018 bedarf 3) Immobilien Verwaltungs- vermögen total 2'269.0 1'775.0 190.8 Aussennutzflächen (Pausen-, Spielflächen, PP) 213.0 160.5 20.0 Übrige Infrastrukturen Umgebung 11.0 8.2 1.0

Tiefbauinfrastrukturen 2'482.0 1'700.0 141.0

Stadtgrün Bern 401.0 777.0 32.2

Total Verwaltungsvermögen 5'376.0 4'420.7 385.0

1 Der Neuwert oder Wiederbeschaffungswert entspricht dem Baukostenaufwand, der zum Auswertungszeitpunkt für ein Erstellen der Infrastrukturen in gleicher Ausführung notwendig wäre. 2 Der Zeitbauwert entspricht dem Neuwert abzüglich der Altersentwertung zum Auswertungszeitpunkt. 3 Der Sanierungsbedarf entspricht dem zur Erreichung eines durchschnittlichen Gebäudezustandswertes von 0,80 überfälligen Unterhalt ohne allfälligen Anpassungsbedarf an neue gesetzliche Vorschriften oder Standards.

3.5.1.2 Gebührenfinanzierte Sonderrechnungen

Auf Basis der mittelfristigen Investitionsplanung 2020 – 2027 wurden die Werte aus verschiedenen Blickwinkeln zusammengestellt.

Tabelle 16: Gemeinden einzeln (in Mio. Franken)

Total 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 Sonderrechnungen 208.2 24.1 34.9 24.4 32.0 29.5 27.2 24.6 11.5 Bern 165.8 16.8 28.5 18.8 22.9 20.8 25.1 22.9 9.9 Bolligen 10.0 2.4 1.4 1.4 1.2 1.2 0.9 0.8 0.7 Bremgarten 3.5 0.2 0.6 0.4 0.4 0.4 0.5 0.5 0.5 Frauenkappelen 3.3 0.2 1.2 0.3 0.3 0.3 0.3 0.3 0.3 Kehrsatz 2.8 0.7 0.5 0.4 0.3 0.3 0.3 0.1 0.1 Ostermundigen 22.8 3.9 2.7 2.9 6.8 6.5 0.0 0.0 0.0

Die obigen Planzahlen stellen Bruttowerte dar. Aufgrund der Erfahrungswerte aus der Vergangenheit ist davon auszugehen, dass die durchschnittliche Realisierung zwischen 60 – 80 % liegen dürfte.

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Tabelle 17: Gemeinden pro Kopf (in Franken)

Mittlere Ø pro Jahr 2020 2021 2022 2023 2024 Wohnbevölkerung 2020 - 2024 Sonderrechnungen 164'516 176 147 212 148 194 179 Bern 131'306 164 128 217 143 175 158 Bolligen 6'298 240 379 222 228 187 186 Bremgarten 4'411 89 45 129 100 87 86 Frauenkappelen 1'229 378 122 960 269 269 269 Kehrsatz 4'154 109 169 116 106 78 78 Ostermundigen 17'118 266 227 160 170 397 378

Bei der Analyse der Investitionen pro Kopf musste der Betrachtungshorizont auf fünf Jahre beschränkt werden, da die Investitionsplanung in Ostermundigen in den Jahren ab 2025 noch keine Werte enthält.

Tabelle 18: Total 6 Gemeinden nach Investitionsbereichen (in Mio. Franken)

Total 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 Sonderrechnungen 208.2 24.1 34.9 24.4 32.0 29.5 27.2 24.6 11.5 Abw asser 114.9 11.9 23.6 14.1 20.2 17.2 15.2 12.5 0.3 Entsorgung 21.6 3.9 2.3 3.1 2.6 3.2 2.3 2.6 1.7 Wasser 70.9 8.1 8.3 7.3 9.2 9.1 9.6 9.6 9.5 Tierpark (Bern) 0.8 0.1 0.7 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0 Rund 70 % des geplanten Investitionsvolumens der Sonderrechnungen von 176 Mio. Franken stammt aus der Abwasserbeseitigung. 17 % sollen für die Wasserversorgung und 12 % für die Kehrichtentsorgung investiert werden. Im Bereich Wasser werden die Aktivitäten der Stadt Bern über Energie Wasser Bern abgewickelt. Die entsprechenden Planzahlen wurden in obiger Tabelle integriert. Rund 80 % des geplanten Investitionsvolumens entfällt auf die Stadt Bern bzw. Energie Wasser Bern.

3.5.1.2.1 Wiederbeschaffungswerte, Werterhaltungskosten Abwasserentsorgung

Tabelle 19: Abwasserentsorgung Gemeinden pro Kopf (in Franken)

Sonderrechnung Frauen- Oster- Alle Bern Bolligen Bremgarten Kehrsatz Abwasser kappelen mundigen Gemeinden

Einlage in Franken pro EW 55 55 48 85 79 78 58

Sanierungsbedarf in 92 95 23 57 108 118 94 Franken pro Jahr pro EW Einlage im Verhältnis zum 60% 58% 210% 150% 73% 66% 62% Sanierungsbedarf Sanierungsbedarf im Verhältnis zum 25% 35% 8% 10% 34% 17% 24% Wiederbesch.w ert Wiederbesch.w ert pro 7'311 5'510 6'018 10'796 6'355 6'168 7'087 EW Der Wiederbeschaffungswert der Anlagen beträgt in den Gemeinden zwischen Fr. 5'500 bis Fr. 10'800 pro Einwohner oder über alle 6 Gemeinden Fr. 7'100, im Gesamtwert ausmachend 1,17 Mrd. Franken. Der Sanierungsbedarf pro Jahr bewegt sich in einer erheblichen Ban dbreite von Fr. 23 (Bremgarten) bis Fr. 118 (Ostermundigen) je Einwohner. Über alle 6 Gemeinden müssen jährlich rund 15,5 Mio. Franken investiert werden, um den Wert der Anlagen zu erhalten. Im Ver- hältnis zum gesamten Anlagewert müssen in Bremgarten (8 %) und Frauenkappelen (10 %) des Anlagewerts saniert werden. In Kehrsatz (34 %) und Bolligen (35 %) muss gar über ein Drittel des

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Anlagewertes saniert werden. Über alle 6 Gemeinden beträgt der Sanierungsbedarf rund ein Viertel (24 %) des Anlagewertes.

Der Wiederbeschaffungswert der Anlagen der Stadt Bern macht rund 82 % des Gesamtwertes aus. Da der Sanierungsbedarf der Stadt Bern im Verhältnis zum Wiederbeschaffungswert in etwa dem Durchschnitt über den Gesamtwert aller Gemeinden entspricht, dürften sich bei einer Fusion keine erheblichen Veränderungen ergeben.

3.5.1.2.2 Wiederbeschaffungswerte, Werterhaltungskosten Wasserversorgung

Tabelle 20: Wasserversorgung Gemeinden pro Kopf (in Franken)

Sonderrechnung Frauen- Oster- Alle Bern Bolligen Bremgarten Kehrsatz Wasser kappelen mundigen Gemeinden

Einlage in Franken pro EW 54 72 31 31 33 46 53

Sanierungsbedarf in 63 135 78 150 84 70 79 Franken pro Jahr pro EW Einlage im Verhältnis zum 86% 54% 40% 21% 40% 66% 67% Sanierungsbedarf Sanierungsbedarf im Verhältnis zum 29% 47% 9% 72% 51% 21% 29% Wiederbesch.w ert Wiederbesch.w ert pro 4'360 5'798 4'107 4'150 3'322 3'707 4'310 EW Der Wiederbeschaffungswert der Anlagen beträgt in den Gemeinden zwischen Fr. 3'300 bis Fr. 5'800 oder über alle 6 Gemeinden Fr. 4'300, im Gesamtwert ausmachend 712 Mio. Franken. Der Sanierungsbedarf pro Jahr bewegt sich in einer erheblichen Bandbreite von Fr. 63 (Bern) bis Fr. 150 (Frauenkappelen) je Einwohner. Über alle 6 Gemeinden müssen jährlich rund 13,1 Mio. Franken investiert werden, um den Wert der Anlagen zu erhalten. Im Verhältnis zum gesamten Anlagewert müssen in Bremgarten (9 %) des Anlagewerts saniert werden. In Frauenkappelen müssen 72 % des Anlagewertes saniert werden. Über alle 6 Gemeinden beträgt der Sanierungs - bedarf 29 % des Anlagewertes. Der Wiederbeschaffungswert der Anlagen der Stadt Bern macht rund 80 % des Gesamtwertes aus. Da der Sanierungsbedarf der Stadt Bern im Verhältnis zum Wiederbeschaffungswert dem Durchschnitt über den Gesamtwert aller Gemeinden entspricht, dürften sich bei einer Fusion keine erheblichen Veränderungen ergeben.

3.5.1.2.3 Kommentar zu den Sonderrechnungen Abwasser und Wasser

Die Aussagen zum Sanierungsbedarf in den Abschnitten 3.5.1.2.1 und 3.5.1.2.2 beziehen sich auf Planwerte gemäss den Generellen Entwässerungsplanungen (GEP) sowie der Generellen Wasser - versorgungsplanungen (GWP) der einzelnen Gemeinden. Wieviel die Gemeinden effektiv saniert haben, konnte in der verfügbaren Zeit nicht mit verhältnismässigem Aufwand eruiert werden. Für eine vertiefte Analyse zur Finanzlage der Werke und zwecks Beurteilung, ob unter gewissen Voraussetzungen Anpassungen in der Gebührenhöhe notwendig werden könnten, müss ten in einer weiteren Phase noch die Bestände in den Spezialfinanzierungen Rechnungsausgleich und Wiederbeschaffungswert herangezogen werden. Auch wenn in den Sonderrechnungen buchmässige Vorfinanzierungen enthalten sind , bedeutet dies nicht, dass zukünftige Investitionen keinen Verschuldungsanstieg zur Folge haben werden,

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weil das notwendige Geld nicht auf einem Bankkonto zur Seite gelegt wurde, sondern zum Zeit - punkt des Bedarfs erst noch beschafft werden muss. Sofern der Cashflow für die Finanzierung der getätigten Investitionen nicht ausreicht, steigt die Verschuldung an.

Bremgarten Bremgarten plant und erledigt die Sanierungen in den spezial- resp. gebührenfinanzierten Bereichen Wasser + Abwasser gestützt auf eine rollende Mehrjahresplanung und einen Zustan ds- und Leck-Kataster. Ein Nachholbedarf besteht nicht, da jedes Jahr gestützt auf die Planung und nach Rücksprache mit dem zuständigen Ingenieurbüro die Anlagen unterhalten und saniert werden.

Frauenkappelen Gemäss GWP und GEP besteht in Frauenkappelen einiger Investitionsbedarf. Der jährliche Anteil liegt im Durchschnitt über die gesamte Planungsperiode hinweg am höchsten. Insbesondere der Anschluss eines Weilers an die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (2021) dürfte Ausgaben von rund CHF 0.8 Mio. zur Folge haben. Durch die Erschliessung eines weiteren Weilers wird jedoch in der gesamten Ver- und Entsorgungsplanung ein weiteres Teilstück erschlossen. Langfristig betrachtet kann es durchaus sein, dass weitere Zonen erschlossen werden müssen. Diese Zonen befinden sich topografisch betrachtet in eher schwierigem Gebiet, was zu hohen Ausgaben führen dürfte. Wann genau diese Erschliessungen jedoch erfolgen werden, ist derzeit unbekannt. Grundsätzlich müssen alle Investitionen in den SF-Bereichen über Gebühren finanziert werden können. Frauenkappelen verfügt derzeit über die Möglichkeiten Anpassungen vorzunehmen (Erhöhung Satz Einlage SF Werterhalt), sofern es notwendig wird. Beim Abwasser würden solche Anpassungen unmittelbar zu einer Gebührenerhöhung führen. Beim Wasser bestünde derzeit noch etwas mehr Luft.

3.5.2 Finanzieller Ausblick Im Zeithorizont bis 2024 gehen, mit Ausnahme von Ostermundigen, alle Gemeinden von einer gleichbleibenden Steueranlage aus. In Ostermundigen wird je nach Planvari ante ab 2021 oder 2023 mit einer Erhöhung um 0.05 auf 1.74 Einheiten gerechnet. Alle Gemeinden gehen aber davon aus, dass trotz stetig steigender Bevölkerungszahlen, wegen des überdurchschnittlich hohen Investitionsvolumens und einer unzureichenden Finanz kraft, die Schulden zum Teil markant ansteigen werden. In Ostermundigen, Kehrsatz, Frauenkappelen und Bolligen wird gar von einer Verdoppelung der Schulden ausgegangen, wobei die Ausgangslage im Falle von Kehrsatz (aktuell tiefe Verschuldung) vergleichsweise besser ist, als bei den anderen Gemeinden. Auch in der Stadt Bern dürften die Schulden wegen der hohen Investitionstätigkeit deutlich ansteigen. Allerdings verlangen die finanzpolitischen Grundsätze, dass der Bruttover - schuldungsanteil im Allgemeinen Haushalt nicht über 140 % steigen darf, so dass Exekutive und Verwaltung rechtzeitig entsprechende Gegenmassnahmen einzuleiten haben.

Ausführlichere Kommentare pro Gemeinde finden sich im Anhang zu diesem Bericht.

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3.6 FILAG

Zu den verschiedenen Gefässen im FILAG können, nach Abklärung mit der zuständigen Stelle der Kantonalen Finanzdirektion, folgende Aussagen gemacht werden:

• Disparitätenabbau: Weil alle Gemeinden >85 HEI haben und somit keine Mindestausstattung erhalten, würde der Disparitätenabbau bei einer Fusion der Summe der einzelnen Gemeinde entsprechen. Die Steueranlage spielt keine Rolle, weil diese harmonisiert wird. • Pauschale Abgeltung Zentrumslasten: Es ist davon auszugehen, dass die Summe der Zentrumslasten der Städte Bern, Biel und auch zukünftig unverändert bleibt. Sollten bei einer Fusion die Zentrumslasten abnehmen, weil die Bevölkerung der fusionierten Gemeinden definitionsgemäss keine Zentrumslasten mehr verursacht, hätten diese allenfalls in Form eines reduzierten Abzugs beim Disparitätenabbau (nicht abgegoltene Zentrumslasten) einen Einfluss. Umgekehrt könnten aber auch Leistungen der fusionierenden Gemeinden für Auswärtige (ausserhalb der fusionierten Gemeinde) neu als Zentrumslasten gezählt werden (z.B. Gemeindestrassen von Ostermundigen). Wie der Saldo hier aussieht, liesse sich nur durch eine vertiefte Studie erhärten. Es ist aber davon auszugehen, dass bezogen auf das Gesamtbudget der fusionierten Gemeinden in keinem Szenario ein grosser Einfluss entsteht. • Geografisch-topografischer Zuschuss: einzig Frauenkappelen hat gemäss Vollzug 2018 einen Zuschuss von Fr. 20'268 enthalten. Bei einer Fusion würde dieser Zuschuss entfallen. • Soziodemografischer Zuschuss: Bei einer Fusion würde der Zuschuss wiederum der Summe der einzelnen Gemeinden entsprechen, keine Veränderung. • Lastenausgleich ÖV: Summe ÖV-Punkte und Bevölkerung bleibt bei einer Fusion gleich, allenfalls können Synergien durch Optimierungen (Haltestellen, Frequenz) erzielt werden. • Lastenausgleich Sozialhilfe: Franken pro Einwohner, Summe bleibt bei einer Fusion gleich. Selbstbehalt familienergänzende Betreuung FEB (80%) bleibt bei gleichbleibendem Angebot in der Summe der Gemeinden vor und nach Fusion gleich. Beim geplanten neuen Selbstbehalt bei der wirtschaftlichen Sozialhilfe (überwiesene Motion 131-2019 Krähenbühl [Unterlangenegg, SVP]) Selbstbehalt setzt wirksame Anreize bei der wirtschaftlichen Sozialhilfe) ist die Umsetzung noch unklar und auch noch nicht absehbar, es ist eine Gesetzesänderung erforderlich. Der Selbstbehalt (Bandbreite 5 bis 20%) belastet Gemeinden mit überdurchschnittlichen Sozialhilfelasten stärker, der Schlüssel für die Rückverteilung der Einsparung des Kantons ist jedoch noch nicht definiert (Rückverteilung über Soziodemografischer Zuschuss oder Lastenausgleich Neue Aufgaben wahrscheinlich). • Lastenausgleich Ergänzungsleistungen: Franken pro Einwohner, Summe bleibt bei einer Fusion gleich. • Lastenausgleich Familienzulagen: Franken pro Einwohner, Summe bleibt bei einer Fusion gleich. • Lastenausgleich Neue Aufgabenteilung: Franken pro Einwohner, Summe bleibt bei einer Fusion gleich.

3.7 Fusionsbeitrag Kanton

Gemäss Gespräch mit AGR:

• Der Kantonsbeitrag beträgt 400 Franken pro Einwohner/in, aber maximal für 1000 Einwohner/innen, d.h. maximal 0.4 Mio. Franken pro Gemeinde.

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• Zudem wird ein Multiplikator angewendet, d.h. es wird ab 3 Gemeinden mit 1 + x * 0.1 multipliziert, d.h. bei 6 Gemeinden mal 1.4.

• 6 Gemeinden mal 0.4 Mio. Franken mal 1.4 = 3.36 Mio. Franken total;

• Bern mit Ostermundigen ergäbe 0.8 Mio. Franken.

• Ein «Zentrumsbonus», d.h. eine Erhöhung dieser Beiträge entsprechend dem Ergebnis der Grossratsdebatte vom Sommer 2019, ist in der Ausgestaltung noch offen. Ein Entscheid ist wohl in ca. 2-3 Jahren zu erwarten, könnte also möglicherweise für die Fusion noch wirksam werden.

3.8 Kosten einer Fusion

Grundsätzlich lassen sich die Kosten einer Fusion in folgende Komponenten einteilen:

• Abklärungskosten: Kosten für Abklärungen, Verträge usw. bis zur Fusionsabstimmung • Anpassungskosten nach dem Fusionsentscheid und in den ersten Jahren der fusionierten Gemeinde: Kosten für Anpassung von Organisationsstrukturen, Migration von Daten und weitere IT-Anpassungen, Aussenauftritt usw. • Leistungsveränderungen: Kosten aufgrund von höheren Standards (inkl. höheren Löhnen) (abzüglich Synergiegewinnen bzw. Einsparungen)

Die Kosten werden i.d.R. bei Fusionen nicht vollständig ermittelt und ausgewiesen. Z udem sind sie sehr stark vom Einzelfall abhängig, d.h. vom Umfang der nötigen Anpassungen. Eine verlässliche Aussage ist daher in der jetzigen Phase unmöglich. Einige Hinweise enthält der Bericht zum Teilprojekt 1. Vom AGR konnten wir einige Hinweise aus früheren Fusionen erhalten, die aber kaum für den vorliegenden Fall repräsentativ sein dürften:

• Bei Lyss Busswil kamen gut CHF 930'000 an Umsetzungskosten in den Bereichen Personal, Datenübernahme, Schulweg, Dienstleistungen Dritter, Archiv/Geschichte, Info rmation an Bevölkerung und Diverses (hier v.a. Anpassung Alarmierung/Schliesssystem Abwasseranlagen) zusammen. • Bei Schlosswil Grosshöchstetten wurde mit knapp CHF 100'000 für Informatik, Archiv, Zusammenführung amtliche Vermessung etc. gerechnet. • Beim Projekt -Bleiken war die Rede von CHF 80'000 Umsetzungskosten v.a. für Archiv, Zusammenführung Grundbuch, Informatik und Verschiedenes. • Beim einwohner- und beteiligungsmässig grösseren Projekt Landshut (Gemeinden Bätterkinden, Utzenstorf, Wiler, Zielebach) wurde von CHF 700'000 an Umsetzungskosten ausgegangen, wobei von hohen eingerechneten Reserven die Rede war. Die CHF 700’0 00 hätten sich (die Fusion ist nicht zustande gekommen) auf die folgenden Posten verteilt:

• Zusammenführung Archive, Vermessungswerke, Einwohnerkontrollen, Finanzbuchhaltungen und Gebühren • Digitalisierung Werkspläne • Vereinheitlichung Vermessungswerke, Reglemente und Verträge, Informatiklösung • Mobiliarbeschaffung nach Bedarf

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• Umsetzungskosten Verwaltung • Bauliche Massnahmen Gemeindeverwaltungen, Werkhof, Feuerwehr sowie • Verschiedenes / Unvorhergesehenes Bei der Fusionsabklärung von Niederbipp und neun weiteren Gemeinden wurden die Fusionskosten bei rund 5 Mio. CHF veranschlagt. Zu den Fusionskosten wurden Kosten für die Anpassung der IT-Infrastruktur, bauliche Massnahmen in den Verwaltungsgebäuden, Umzugskosten, Briefschaften, Doppelbeanspruchung von Personal, den Aufbau des Parlamentsbetriebs etc. berechnet, was dem Deckungsbeitrag vom Kanton entsprochen hätte. Nicht berücksichtigt wurden Kosten für allfällige neue Begehrlichkeiten.

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4 Anhang Finanzplanung pro Gemeinde

Zusammenfassende Kurzaussagen zu den Finanzplanungen der Gemeinden:

4.1 Finanz- und Investitionsplan (IAFP 2020 – 2023) der Stadt Bern

Entwicklung Bevölkerungswachstum: Bern rechnet mit einem Bevölkerungswachstum von 133’000 Einwohner im Jahr 2020 auf 136’200 Einwohner per Ende 2024.

Steueranlage Die aktuelle Finanzplanung sieht keine Veränderung der Steueranlage von 1.54 Einheiten vor.

Finanzhaushaltsgleichgewicht: In den letzten Jahren wurde aufgrund der stetig steigenden Steuererträge und des Bevölkerungs- wachstums ein kontinuierlicher Leistungsausbau vorgenommen. Mit den erfreulichen Überschüssen der Jahre 2013 – 2018 konnten nebst einem Bilanzüberschuss von rund 3,3 Steuerzehnteln auch die Vorfinanzierungen für Schulbauten und Eis- und Wasseranlagen von 176 Mio. Franken gespiesen werden. In den kommenden 10 Jahren besteht die grösste Herausforderung darin, eine genügend hohe Selbstfinanzierung zu erreichen, um die hohen anstehenden Investitionen ohne übermässigen Schuldenanstieg bewältigen zu können. Investitionen

Die grössten Investitionen werden in den Portfolios Bildungs-, Sport- und Freizeitinfrastruktur sowie für die Verkehrsinfrastruktur anfallen. Für die Bildungsinfrastruktur sollen rund 850 Mio. Franken und für die Sport- und Freizeitinfrastruktur rund 350 Mio. Franken ausgegeben werden. Für den Ausbau des Bahnhofs Bern sind ca. 40 Mio. Franken und für das Tram Bern –Ostermundigen rund 15 Mio. Franken vorgesehen. Auch für den Hochwasserschutz stehen Investitionen in der Grössenordnung von rund 50 Mio. Franken an.

Schulden

Wenn die Zielvorgabe des Gemeinderates, wonach in den kommenden Jahren jeweils ein Überschuss in der Grössenordnung von 15 – 20 Mio. Franken erzielt werden muss, eingehalten wird, dürften die verzinslichen Schulden im Allgemeinen Haushalt bis 2023 pro Jahr um ca. 30 Mio. Franken auf 1,260 Mia. Franken ansteigen. In der Sonderrechnung Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik (Liegenschaften des Finanzvermögens) wird wegen grösserer Erschliessungs- und Bauprojekte mit einer Zunahme der Verschuldung um rund 300 Mio. Franken auf 700 Mio. Franken gerechnet. Der Verkehrswert der Liegenschaften beträgt rund 1,3 Mia. Franken.

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4.2 Finanz- und Investitionsplanung der Gemeinde Bolligen

Entwicklung Bevölkerungswachstum

Bolligen rechnet mit einem moderaten Wachstum von 6'300 Einwohner im Jahr 2020 a uf 6'400 Einwohner im Jahr 2027. Es wird eine Überbauung erstellt, mit 76 Wohnungen. Die Realisierung erfolgt gestaffelt, deshalb steigt auch die Einwohnerzahl langsam. Bolligen verfügt dann über keine weiteren Landreserven mehr (keine Einzonungen geplant) .

Steueranlage Die Steueranlage bleibt unverändert bei 1,60. Die Liegenschaftssteuer von 1,20 ‰ bleibt vorerst unverändert. Sollten grosse Mehrerträge bei der Liegenschaftssteuer durch die Neubewertung eintreffen (nach Hochrechnung Kanton sieht es so aus) dann wird dieser Ansatz voraussichtlich gesenkt (Jahr noch offen).

Finanzhaushaltgleichgewicht Es stehen grosse Investition an: Bei den Spezialfinanzierungen Wasser und Abwasser besteht ein Nachholbedarf. Ebenfalls bei den Hochbauten besteht Nachholbedarf. Das Verwaltu ngsgebäude muss bis ins Jahr 2028 neu erstellt werden, weil das alte Gebäude einer Wohnüberbauung weichen muss. Eine grosse Schulanlage muss saniert werden.

Trotzdem kann der Finanzhaushalt im Gleichgewicht gehalten werden.

Investitionen In den Jahren 2020 – 2027 sind in den Spezialfinanzierungen rund. 10 Mio. Franken vorgesehen. Bei den Strassen sind es rund 3,6 Mio. Franken und beim Hochbau rund 35 Mio. Franken. Wenn alle Investitionen getätigt sind, verfügt die Gemeinde Bolligen über ein verjüngtes, Verwaltungsvermögen.

Schulden Die langfristigen Schulden steigen von momentan 27 Mio. Franken auf rund 50 Mio. Franken im Jahr 2027.

4.3 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Bremgarten

Entwicklung Bevölkerungswachstum: Bremgarten ist praktisch ausgebaut. Es besteht noch eine einzige Baulandreserve, welche aber der nächsten Generation vorbehalten bleibt. In der Planperiode rechnet Bremgarten mit einem Bevölkerungswachstum von 4’385 auf 4’400 Einwohner per Ende 2024.

Steueranlage

Der Finanzplan 2020 – 2024 rechnet mit einer unveränderten Steueranlage von 1.49.

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Finanzhaushaltsgleichgewicht: Im Allgemeinen Haushalt sind bei einer unveränderten Steueranlage von 1.49 ausser im Jahr 2022 ausgeglichene Rechnungsergebnisse zu erwarten. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse ab dem Jahr 2021 durch die Auflösung der Neubewertungsreserve um jährlich CHF 284‘000 verbessert werden. Markanter Ausreisser ist der Aufwandüberschuss von CHF 1,1 Mio. im Jahr 2022, welcher hauptsächlich auf die Übertragung des Wärmekollektivs zu NULL an einen Konzessionär zurückzuführen ist. Einlagen und Entnahmen aus der finanzpolitischen Reserve erfolgen unter HRM2 bilanzkennzahlgesteuert und obligatorisch. Im Jahr 2021 ist mit einer Einlage in die Reserve zu rechnen, hingegen müssen in den Jahren 2022 - 2024 Entnahmen getätigt werden.

Investitionen:

Die gesamten Investitionen 2020 – 2024 betragen CHF 9,5 Mio. was einem durchschnittlichen jährlichen Investitionsvolumen von CHF 1,9 Mio. entspricht. Gut ein Drittel des geplanten Investitionsvolumens wird für den Infrastrukturerhalt in den Bereichen Strassen, Wasser und Abwasser verwendet. Die Projekte „Umbau und Sanierung Gemeindezentrum“, „Neubau Freudenreichstrasse“ sowie „Fassadensanierung Tagesschule“ machen ein weiteres Drittel aus. Der Rest entfällt auf die Umgebungsgestaltung Chutzenstrasse, die Aareufersanierung und die „WKB-Strategie 2025“. Schulden

Aufgrund der geplanten Investitionen müssen alle fällig werdenden Darlehen vollumfänglich refinanziert werden. Durch die negativen Finanzierungsergebnisse in den Jahren 2020 – 2022 muss mit einer zusätzlichen Neuverschuldung von rund 1,0 Mio. ab dem Jahr 2022 gerechnet werden.

4.4 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Frauenkappelen

Entwicklung Bevölkerungswachstum Frauenkappelen rechnet mit einem Bevölkerungswachstum von aktuell 1‘250 Einwohner auf 1‘510 Einwohner per Ende 2024.

Steueranlage:

Die Steueranlage beträgt aktuell 1.70. Weder eine Senkung noch eine Erhöhung der Steueranlage ist vorgesehen.

Finanzhaushaltsgleichgewicht Das Finanzhaushaltsgleichgewicht sollte mit dieser Steueranlage gehalten werden. Der Bilanzüberschuss wird Ende 2024 rund CHF 1.5 Mio. betragen. Aus dem Bevölkerungs-zuwachs erwarten wir eine Entlastung des Finanzhaushalts durch insgesamt höhere Fiskalerträge.

Investitionen Die grössten Investitionen liegen in den Bereichen Sanierung der Gemeindestrassen (CHF 0.8 Mio.), Sanierung von Wasserleitungen gemäss GWP und Neuanschlüsse Wasser (CHF 5.0 Mio.), Sanierung Abwasserleitungen gemäss GEP und Neuanschlüsse Abwasser (CHF 0.8 Mio.) und Sanierung Pavillion MZA (CHF 0.35 Mio.).

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Schulden Die Schulden von aktuell rund 5 Mio. Franken werden deutlich zunehmen und auf rund 9 Mio. Franken ansteigen.

4.5 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Kehrsatz

Entwicklung Bevölkerungswachstum

Kehrsatz rechnet mit einem Bevölkerungswachstum von 4‘200 Einwohner im Jahr 2020 auf 4‘600 Einwohner per Ende 2024. Steueranlage

Kehrsatz rechnet mit einer gleichbleibenden Steueranlage von 1,64 Einheiten.

Finanzhaushaltsgleichgewicht Das Finanzhaushaltsgleichgewicht kann mit dieser Steueranlage knapp gehalten werden. Das angestrebte (und notwendige) qualitative Bevölkerungswachstum wird zur Zeit wegen einem vor Gericht blockierten Neubauprojekt verzögert. Gegen Ende der Finanzplanperiode sind die finanzpolitischen Reserven aufgebraucht. Der Bilanzüberschuss beträgt noch rund 1 ½ Steuerzehntel.

Investitionen Die grössten Investitionen sind die Sanierung und der Ausbau der Schulanlagen (inkl. Kindergärten) von rund 6,5 Mio., die Erschliessung eines Neubaugebietes von 3,5 Mio., Sanierung von Gemeindestrassen inkl. Beleuchtung von 1,1 Mio., GEP-Sanierungsmassnahmen von 1 Mio. sowie die Zustandsaufnahme privater Abwasseranlagen von 0,5 Mio. Schulden

Gemäss Finanzplan werden sich die Schulden bis Ende der Finanzplanperiode quasi verdoppeln, von aktuell 6 auf rund 12 Mio. Franken.

4.6 Finanz- und Investitionsplan der Gemeinde Ostermundigen

Entwicklung Bevölkerungswachstum Ostermundigen rechnet mit einem Bevölkerungswachstum von 18‘000 Einwohner im Jahr 2020 auf 19‘000 Einwohner per Ende 2026.

Steueranlage Eine Steuererhöhung von 1,69 auf 1,74 ist in der Variante A ab dem Jahr 2021 und in der Variante B ab dem Jahr 2023 eingerechnet.

Finanzhaushaltsgleichgewicht

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Das Finanzhaushaltsgleichgewicht kann nur mit einer Steuererhöhung gehalten werden. Die Variante A weist per Ende 2026 einen Bilanzüberschuss von CHF 11‘734‘700 aus, die Variante B einen Bilanzüberschuss von CHF 11‘332‘077.

Investitionen Die grössten Investitionen sind die Sanierung und der Neubau von Kindergärten (CHF 5,9 Mio.), die Sanierungen von Schulhäusern (CHF 10,8 Mio.), Planung von zusätzlichem Schulraum (CHF 9,7 Mio.), der Neubau einer Sporthalle (CHF 4,5 Mio.), Kunstrasen auf dem Sportplatz Oberfeld (CHF 1,3 Mio.), das Tramprojekt (CHF 7,5 Mio.) sowie der Veloverkehr (2,4 Mio.) und die Optimierung von Bushaltestationen (CHF 2,1 Mio.)

Schulden

Gemäss Finanzplan werden sich die Schulden bis 2026 quasi verdoppeln, von rund 65 Mio. Franken auf rund 122 Mio. Franken.

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5 Glossar

Finanzkennzahlen

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Für den Nettozinsbelastungsanteil sind keine kantonalen Richtwerte vorhanden

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