Mitscherlich Vs. May / Ausstellung Im Mayhaus: Beilagen Der Moderne

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Mitscherlich Vs. May / Ausstellung Im Mayhaus: Beilagen Der Moderne maybrief 043 April/2016 wohnen! / walter gropius‘ späte siedlungs- architektur / riedberg: nur eine etappe der frankfur- ter stadterweiterung! / walter schwagenscheidt und die raumstadt / mays bedrohtes nachkriegserbe in berlin / making heimat / mitscherlich vs. may / ausstellung im mayhaus: beilagen der moderne ernst-may-gesellschaft e.V. www.ernst-may-gesellschaft.demaybrief 43 / 1 inhalt / editorial in dieser ausgabe 02 editorial 20 thema Dr. Eckhard Herrel Mitscherlich vs May: Vom Streben nach einem menschenwürdigen Wohnen 04 thema Dr. Klaus Strzyz Wohnen in Frankfurt am Main: Wir brauchen ein qualitätsvolles Wachstum 23 ausstellung Olaf Cunitz May-Ausstellung in Nahost C. Julius Reinsberg 06 thema Berlin: Walter Gropius‘ späte Siedlungsarchitektur 24 ausstellung Dr. Bernhard Kohlenbach Werbung mit Erfolgscharakter Theresia Marie Jekel 08 thema Der Riedberg: Nur eine Etappe der Frankfurter 26 serie Stadtentwicklung! Die Werkssiedlungen der Farbwerke Hoechst Prof. Dr. Martin Wentz Dr. Klaus Strzyz 12 thema 28 ernst-may-gesellschaft Walter Schwagenscheidt und die Raumstadt Frankfurter Küche – Restaurierung 2.0? Tasillo Sittmann Dr. Peter Paul Schepp 14 thema 30 szene Mays bedrohtes Nachkriegserbe in Berlin SELBSTENTWURF. Das Architektenhaus als Porträt von Dr. Florian Seidel der Renaissance bis zur Gegenwart Dr. Eckhard Herrel 16 thema „Making Heimat“: Die Ankunftsstadt ist selbstgebaut 32 nachrichten Peter Körner und Philipp Sturm 34 forum 18 thema 35 impressum WOHNEN und die Architektur der Moderne Alex Dill Titelbild: Der Frankfurter Riedberg vor der Bebauung Foto: Wentz Concept Projektstrategie GmbH Liebe Freundinnen und Freunde der ernst-may-gesellschaft, „wohnen!“ So lautet das Thema dieses maybriefes. Wir ha- auf die Ära Ernst Mays. Wie sein Amtsvorgänger von 1925 ben versucht, das - wieder einmal - sehr aktuelle Thema mit bis 1930 fordert der jetzige Dezernent für Planen und Bauen seinen unterschiedlichen Facetten zu behandeln. Wir greifen ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölke- aktuelle Probleme der Bereitstellung von ausreichendem und rungsschichten. Es bleibt abzuwarten, ob es der Politik ge- geeignetem Wohnraum für Menschen mit unterschiedlicher lingt, sich gegen Spekulanten und profitorientierten Investo- Herkunft und Vermögen auf, wollen aber auch historische Ent- ren durchzusetzen. Anmerkung: Auch unser gemeinnütziger wicklungen (und Fehlentwicklungen) nachvollziehen. Verein ist von den umstrittenen Mieterhöhungen der städti- schen Wohnungsbau-Holding betroffen. Während der Zu- In seinem Gastbeitrag nimmt Bürgermeister Olaf Cunitz zur schuss aus dem Kulturhaushalt der Stadt seit 11 Jahren kons- derzeitigen Wohnungssituation in Frankfurt am Main Bezug tant bleibt, erhöhten sich die Ausgaben für die Miete und 2 / maybrief 43 ernst-may-gesellschaft e.V. editorial hemen für die nächsten vier Ausgaben des maybriefes fest- legten, war die Bereitstellung von ausreichenden und men- schenwürdigen Flüchtlingsunterkünften – zumindest in Deutschland - noch kein drängendes Problem. Jetzt nehmen sich auch Architekten und Stadtplaner der „Willkommenskultur in Deutschland“ an und entwickeln interessante Ideen im Kontext von „Bauen für Migranten“. Am 27. Mai wird die 15. Nebenkosten des Musterhauses gerade in den letzten Jahren Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Vene- beständig. Durch diese Schere bei den Ein- und Ausgaben zia eröffnet und bis zum 27. November 2016 zu besichtigen verringert sich unser Handlungsspielraum sukzessive. Hier of- sein. Das Motto des Deutschen Pavillons lautet „Making Hei- fenbart sich ein eklatanter Interessenskonflikt zwischen dem mat. Germany, Arrival Country“. Einen Vorgeschmack auf die kulturellen Anspruch der Stadt und dem Streben nach Ge- vom DAM-Direktor Peter Cachola Schmal als Generalkom- winnmaximierung einer städtischen Wohnungsbaugesell- missar geleitete und von Oliver Elsner kuratierte Ausstellung schaft! bietet der Beitrag von Philipp Sturm und Peter Körner. Rückblick: Zur Linderung der Wohnungsnot in Berlin entstan- Weitgehend unbekannt dürfte der Diskurs sein, den Ernst May den in den 1960er bis Anfang der1980er Jahren mehrere in den Jahren 1965/66 mit Alexander Mitscherlich in Folge Großsiedlungen. Eines der frühen Großprojekte, mit deren von dessen Publikation „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“ Planung Walter Gropius ab 1959 beauftragt war, stellt die führte. Dr. Klaus Strzyz beleuchtet die Hintergründe des Zu- später nach ihm benannte Gropiusstadt dar. Dr. Bernhard sammentreffens und spekuliert über mögliche Annäherungen Kohlenbach vom Landesdenkmalamt Berlin gewährt uns einen dieser beiden Antipoden. Einblick in die Planungsgeschichte und erläutert, was von Gropius‘ ursprünglichem Entwurf tatsächlich umgesetzt wur- Zum Thema „Wohnen“ gehört selbstverständlich auch die de. komfortable und zweckmäßige Ausstattung der Räumlichkei- ten. In einem Seminar „Restaurierte Architektur“ des Institut Zurück nach Frankfurt am Main: In diesem Jahr wird die Städ- national d‘histoire de l‘art in Paris stellte Dr. Peter Paul tebauliche Entwicklungsmaßnahme Riedberg abgeschlossen. Schepp Ende letzten Jahres die aufwändige Restaurierung un- Der Initiator und verantwortliche Planer dieses neuen Stadt- serer Frankfurter Küche vor. Anfang dieses Monats eröffneten teils für 15.000 Bewohner war der damalige Planungsdezer- wir die Sonderausstellung „Beilagen der Moderne. Das Frank- nent und Stadtrat Dr. Martin Wentz. In seinem Rückblick auf furter Register und seine Produkte“. Die Kuratorin Theresia rund 25 Jahre Planungs- und Realisierungsgeschichte erinnert Marie Jekel erläutert das Konzept der Ausstellung und re- Professor Wentz an die Schwierigkeiten, dieses Großprojekt flektiert die gut besuchte Vernissage. Die selten gezeigten ori- auf den Weg zu bringen. ginalen Einlegeblätter zum Neuen Frankfurt und die dort be- worbenen Objekte können noch bis zum 7. Juli 2016 im In Berlin-Kreuzberg ist ein wichtigstes Spätwerk Ernst Mays ernst-may-haus besichtigt werden. aus dem Jahr 1967 in seinem jetzigen Bestand akut gefähr- det. Zur ungewöhnlichen Vorgeschichte: Um dem Mangel an Mit 36 Seiten Umfang stellt dieser 43. maybrief rein quantita- altersgerechten Kleinstwohnungen in der geteilten Stadt abzu- tiv einen neuen Rekord auf. Ich hoffe, mit der Vielfalt der Bei- helfen, schenkte(!) die Wohnungsbaugesellschaft Neue Hei- träge können wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch quali- mat dem Land Berlin ein Seniorenwohnheim und benannte es tativ überzeugen. nach dem 1963 verstorbenen Leiter des Wohnungskonzerns Heinrich Plett. Nach jahrzehntelanger fehlerhafter Bauunter- Mit frühlingshaften Grüßen haltung wurde die Immobile kürzlich an einen privaten Inves- tor verkauft, der das inzwischen wertvolle Grundstück verdich- ten und die Grünanlage weitgehend überbauen will. Unser Dr. Eckhard Herrel, Vorstandvorsitzender Mitglied und Experte für Mays Nachkriegsplanungen, Dr. Flo- rian Seidel zeigt die Qualitäten dieses (bisher ungeschützten) Baudenkmals auf und plädiert für den Erhalt des Ensembles. Als wir im Spätsommer vergangenen Jahres die Schwerpunkt- ernst-may-gesellschaft e.V. maybrief 43 / 3 thema Wohnen in Frankfurt am Main: Wir brauchen ein qualitätsvolles Wachstum Von Bürgermeister Olaf Cunitz In mancherlei Hinsicht befindet sich die Stadt Frankfurt am Main heute in einer ähnlichen Situation wie zu den Zeiten von Ernst May. Insbesondere im Hinblick auf das anhaltende Bevölkerungswachstum stehen wir heute wie damals vor der Herausforderung, ausreichenden und angemessenen Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zur Verfügung zu stellen. Ein Schwerpunkt muss dabei auf bezahlbarem Wohnraum liegen. Warum? Frankfurt am Main wächst nach langen Jahren günstigen Wohnraum zu schaffen, stellen wir gegenwärtig der Stagnation wieder – in atemberaubender Geschwin- 45 Millionen Euro jährlich an Fördermitteln zur Verfügung. digkeit. In weniger als einem Jahrzehnt ist die Einwohner- Dabei geht es nicht nur um klassische Sozialwohnungen. zahl um rund 70.000 auf heute bereits mehr als 700.000 Wir fördern auch Wohnungen für Familien, Senioren oder gestiegen. Das ist eine Größenordnung, die der Einwoh- Studierende und nicht nur Mietwohnungen. Auch den Er- nerzahl einer Stadt wie Fulda entspricht. So viele Einwoh- werb von Wohnungen – neu oder im Bestand – sowie Mo- ner wie heute hatte die Stadt noch nie. Der größte Teil des dernisierungen unterstützen wir finanziell. Nicht zuletzt Zuwachses besteht aus Menschen, die aus Hessen, aus spielen auch Themen wie generationsübergreifendes, ge- Deutschland, aus Europa und aus der ganzen Welt hier- meinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen eine herziehen. Diese Zuzüge resultieren vornehmlich aus der größere Rolle als früher. Bedeutung Frankfurts als Wirtschaftsstandort. Der kleinere Teil des Zuwachses ist durch den Geburtenüberschuss be- Wir werden zumindest im übertragenen Sinne auch enger dingt. Hier befindet sich Frankfurt im bundesweiten Ver- zusammenrücken müssen: Denn um angemessenen gleich in der Spitzengruppe. Dieser starke Bevölkerungs- Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zur Verfügung zuwachs hat erhebliche Auswirkungen auf den stellen zu können, müssen wir neues Wohnbauland aus- Wohnungsmarkt. Denn einer steigenden Nachfrage steht weisen, Arrondierungen bestehender Wohnquartiere prü- ein in nicht gleichem Maße steigendes Angebot gegen- fen, den Dachgeschossausbau unterstützen, vorhandene über. Als Konsequenz steigen Mieten und Immobilienprei- Baulücken einer Bebauung zuführen, weitere Büro- und se von Jahr zu Jahr.
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