Ausg. Nr. 143 • 28. Mai 2015 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at 1945/1955 70 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus und des Konzentrationslagers Mauthausen und 60 Jahre Unter- zeichnung des Österreichischen Staatsvertrags Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 5. Mai im Historischen Sitzungssaal des Parlaments während der Rede von Nationalratspräsidentin Doris Bures

n unserer Ausgabe 142 haben wir bereits Am 5. Mai wurde mit einem Gedenktag desratspräsidentin Sonja Zwazl – „Sprache Iausführlich über die Feierlichkeiten und gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken ist das Alarmsignal“ – zu den rund 600 gela- die Veranstaltung zum Gedenken an die Be- an die Opfer des Nationalsozialismus im Par- denen Gästen. Unter ihnen die vier NS- freiung vom nationalsozialistischen Regime lament fortgesetzt. Neben Christine Nöstlin- Überlebenden Rudolf Gelbart, Lucia Heil- und Gründung der Zweiten Republik berich- ger, die „nicht allzu viel zum Positiven ver- man, Suzanne-Lucienne Rabinovici und Ari tet, auch über den Festakt in der Wiener Hof- ändert“ sieht, sprachen Nationalratspräsi- Rath, die im Anschluß mit zwei Schulklas- burg und Ausstellungen und Veranstaltungen dentin Doris Bures – „Niemals vergessen – sen ins Gespräch kamen… zum Jubiläum. eine Bürde und ein Versprechen“ und Bun- Lesen Sie weiter auf der Seite 3 

Sie sehen hier die Variante A4 mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, wir wurden gefragt, warum wir immer weniger Beiträge über die Auslandsreisen unseres Außenministers Sebastian Kurz bringen. Das liegt daran, daß Berichte darüber fast ausschließlich von der APA angeboten werden und deren Weiterverwendung natürlich kosten- pflichtig ist. Da wir aber nichts zukaufen wollen/können, begnügen wir uns mit dem, was frei zur Verfügung steht. Und wird hoffen auf Ihr Verständnis. Michael Mössmer Kaiser-Maximilian-Preis 2015 S 24 Der Inhalt der Ausgabe 143

»Wir sind bereit aus der Spielregeln einhalten! 76 Geschichte zu lernen« 6 Kulturarena Bernstein und Fest der Freude in Wien 7 Madonnenschlössl eröffnet 79 Befreiung des KZ Mauthausen 11 Alptraum mit Komik zwischen »Österreich ist frei« 15 Paris und der Schweiz 80 Besuch aus Bern 19 ------»Forum Salzburg«-Treffen 20 Ministerpräsident Renzi in Bozen 81 Dänemark für Stärkung des Neues Leben für alte Mauern 82 90 Jahre Landeshauptstadt Eisenstadt S 67 gemeinsamen Projekts Europa 22 Gemischte Bilanz zum Integratives Miteinander und Zustand der Natur in Europa 83 Weiterentwicklung Europas 23 Österreichs Wirtschaft wächst Kaiser-Maximilian-Preis 2015 24 weiterhin verhalten 84 Zwei Aktuelle EU-Umfragen 26 Welthandel zu Jahresbeginn 2015 wieder schwach 85 Aktiv im Auftrag der EU 27 Verbesserte Konjunkturlage in HORIZONT3000 entsendet den meisten Bundesländern 86 600. EntwicklungshelferIn 28 »Made in Vienna« 88 Das Vergessen nährt die Unbekümmertheit 29 Urlaubsreisen 1969–2014 89 Neue Präzision in der Krebsbehandlung S 98 Studiengruppe des Holocaust 4. Linzer Donauquerung Education Centre Toronto in Wien 30 wird Hängebrücke 90 Österr. Hospiz Jerusalem erhielt Erste österreichische Weingüter Reliquie Kaiser Karls 31 »zertifiziert nachhaltig« 92 Kurzmeldungen »Österreich, Genussakademie Burgenland 93 Europa und die Welt« 28 Uhudler wird Weltkulturerbe! 93 LinkedNews schafft Info-Quelle Anton Zeilinger geehrt 94 der Zukunft 42 Personalia 96 100 Euro auf Reisen 44 Nie dagewesene Präzision in »Der private Josef Hoffmann: der Krebsbehandlung 98 »…aus kaiserlichem Nachlass« S 111 Wohnungswanderungen« 46 Ein Quantum Rotation 99 Serie »Von Wien nach Tauranga« Neue Chancen für Blinde 100 von Birgit Anna Krickl, Folge 3 49 Die Energiesparchips der Zukunft 101 60. Song Contest 51 Serie heimische Universitäten und Weltbund-Tagung - Auslands- Fachhochschulen. Diesmal: österreichertreffen in Klagenfurt 58 Die Paracelsus Medizinische AuslandsniederösterreicherInnen- Privatuniversität 103 VIP-Treffen in St. Pölten 60 Wien wird Weltstadt. Sparsamer Finanzrahmen mit Die Ringstraße und ihre Zeit 107 Wachstumsimpulsen 61 »…aus kaiserlichem Nachlass« 111 Rekordbeschäftigung trotz »Nach Picasso.« 118 steigender Arbeitslosigkeit 64 SalzburgerLand: Tourenradfahren S 132 Dürer in Gmünd 122 Hochaltrigenstudie in Österreich 65 Salzkammergut Festwochen Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Gmunden 124 »Burgenland Journal« Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- 9. Schrammel.Klang.Festival 127 90 Jahre Landeshauptstadt ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Eisenstadt 67 Serie »Österreicher in Hollywood« ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- von Rudolf Ulrich. Diesmal: der torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Zur Landtagswahl 2015 71 Schauspieler und Folksinger chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos IKM / Lercher; Bgld. Landesmedienservice; EBG Auf der Überholspur bleiben 72 Theodore Bikel 129 MedAustron GmbH / Thomas Kästenbauer; Schloß Demokratie am Puls der Zeit 74 Tourenradfahren durchs Schönbrunn / Florian Müller; SalzburgerLand Touris- 171 Ideen für neue Arbeitsplätze 75 SalzburgerLand 132 mus / Markus Greber

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 3 70 Jahre

verändert“ habe. Heutiger Rassismus lehne „schlicht alles Fremde“ ab, sehe das eigene Volk durch „Überfremdung“ in Gefahr, wit- tere sogar „Bevorzugung der Ausländer“. „Wer so denkt, und unter Gleichgesinnten auch so redet“, fuhr Nöstlinger fort, „schmiert noch lange keine rassistischen Parolen, wirft keine jüdischen Grabsteine um, beschimpft keine Frauen, die Kopftuch tragen, verprü- gelt keinen Schwarzen und zündet kein Asy- lantenheim an. Aber den Menschen, die es tun, geben sie die Sicherheit, auch in ihrem Interesse zu agieren. Sie sind der Nährbo- den, aus dem Gewalt wächst.“

Bures: Niemals vergessen – eine Bürde und ein Versprechen Schriftstellerin Christine Nöstlinger Die Nachkriegsregierungen seien „nicht Nationalratspräsidentin Doris Bures be- Der 5. Mai, der Tag der Befreiung des besonders emsig bemüht“ gewesen, die Tä- dankte sich in ihrer Rede bei den Überleben- Konzentrationslagers Mauthausen, ist seit ter der NS-Zeit zu verfolgen, sagte Nöstlin- den der NS-Verbrechen dafür, daß sie ihre 1997 der Gedenktag gegen Gewalt und Ras- ger weiters. Die Schriftstellerin mahnte, daß furchtbaren Erlebnisse an die nächsten Ge- sismus im Gedenken an die Opfer des Na- sich bis heute „nicht allzu viel zum Positiven nerationen weitergegeben haben. tionalsozialismus. Nationalratspräsidentin und Bundesratspräsidentin begrüßten zur diesjährigen Veranstaltung im Historischen Sitzungssaal des Parlaments zahlreiche Gä- ste, unter ihnen Überlebende der NS-Verbre- chen, der Bundespräsident, der Bundeskanz- ler und Mitglieder der Bundesregierung. „Als das Konzentrationslager Mauthau- sen errichtet wurde, war ich fast zwei Jahre alt. Als die letzten Überlebenden von der US-Armee befreit wurden, war ich acht Jah- re alt. Man könnte also denken, daß in mei- nen Erinnerungen an diese Jahre das KZ- Mauthausen kein Thema wäre. Dem ist aber nicht so.“ Mit diesen Worten eröffnete die Schriftstellerin Christine Nöstlinger ihre Re- de bei der Gedenkveranstaltung gegen Ge- walt und Rassismus im Gedenken an die Op- Nationalratspräsidentin Doris Bures fer des Nationalsozialismus im Historischen Sitzungssaal des Parlaments. Die Veranstal- tung stand heuer – am 70. Jahrestag der Be- freiung des Konzentrationslagers Mauthau- sen – im Zeichen der Überlebenden der NS- Verbrechen.

Nöstlinger: Nicht allzu viel zum Positiven verändert Nöstlinger thematisierte in ihrer Rede ihre persönlichen kindlichen Erlebnisse mit dem Unrecht der NS-Zeit. Etwa wenn sie von ihrer Mutter hörte, wie SA-Männer den „Herrn Fischl“ abführten, in dessen Woh- nung und Werkstatt kurz darauf ein „arischer Schuster“ einzog. Als Nöstlinger ihre Mutter fragte, wohin denn der „Herr Fischl“ ge- bracht worden sei, bekam sie als Antwort: Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner „Na, ins KZ.“ Bundesratspräsidentin Sonja Zwazl

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Die Zeitzeugen Ari Rath, Suzanne-Lucienne Rabinovici, Rudolf Gelbard und Lucia Heilmann

„Heutige Generationen haben das Privi- chen, wenn sich Menschen und Gesellschaf- Faymann: Geschichte mahnt, die leg, das Geschehene aus dem Mund jener zu ten radikalisieren würden. „Die Verrohung richtigen Folgen daraus zu ziehen hören, die es selbst erlebt haben“, sagte Bu- der Sprache ist das Alarmsignal, das drin- „Der Gedenktag gegen Gewalt und Ras- res. Diese persönlichen Erzählungen seien gend zu Umkehr mahnt.“ sismus, den wir aus Anlaß der Befreiung des für die Nationalratspräsidentin und für viele Zwazl rief weiters dazu auf, „immer und österreichischen Konzentrationslagers Maut- andere der stärkste Impuls für die Auseinan- immer wieder aufzustehen und ein klares hausen am 5. Mai vor 70 Jahren begehen, er- dersetzung mit den NS-Verbrechen gewesen. Nein zu sagen, wenn Radikalismus ein fried- innert uns an eines der schlimmsten Kapitel „Es muß den Zeugen dieser schreckli- volles Zusammenleben bedroht. Aufzuste- in der österreichischen Geschichte: Der In- chen Zeit unermeßliche, unvorstellbare Kraft hen und Nein zu sagen, wenn die Sprache haftierung und systematischen Vernichtung kosten, das Erlebte immer und immer wieder und damit der Umgang der Menschen mit- von Menschen aufgrund von Rassenideolo- zu erzählen und damit immer und immer einander verroht“. Diese Mahnung, sagte gie, Religion, politischer Gesinnung oder wieder zu durchleben“, fuhr Bures fort. „Un- Zwazl, kenne „kein Gestern, Heute oder Behinderung. Aus diesem unvorstellbaren ermeßlich ist daher auch der Dank, den wir Morgen“. Diese Mahnung sei zeitlos gültig Unrecht und den damit unfaßbaren Ver- ihnen dafür schulden!“ und notwendig. „Das Nein zu Rassismus und brechen an der Menschheit mahnt uns die Die Nationalratspräsidentin schloß ihre Gewalt ist ein Dauerauftrag – für heute, für Geschichte, die richtigen Folgen daraus zu Rede mit den Worten: „Nur, wenn wir wissen, morgen, für immer.“ ziehen: Nämlich jede Form von Gewalt und was war, und nur, wenn wir wissen, warum Im Anschluß an die Gedenkveranstaltung Rassismus zu verurteilen und dagegen anzu- es war, können wir verhindern, daß wieder im Historischen Sitzungssaal kam es im Pa- kämpfen“, sagte SPÖ-Vorsitzender Bundes- kommt, was niemals wieder sein darf. Nie- lais Epstein (dem Parlament gegenüber) kanzler Werner Faymann. mals vergessen – das ist unser Versprechen. noch zu einer Veranstaltung mit Überleben- „Auch heute müssen wir wachsam ge- Es entstand aus der Bürde der Überlebenden, den. Zwei Schulklassen bekamen die Gele- genüber Radikalisierung, Ausgrenzung, Ge- niemals vergessen zu können.“ genheit, mit den vier NS-Überlebenden Ru- walt und Rassismus sein. Wir dürfen nicht dolf Gelbart, Lucia Heilman, Suzanne- zulassen, daß sich Menschen abschotten und Zwazl: Sprache ist das Alarmsignal Lucienne Rabinovici und Ari Rath ins Ge- falschen Botschaften folgen. Es gibt keine Bundesratspräsidentin Sonja Zwazl warn- spräch zu kommen. einfachen Lösungen für die Probleme der Ge- te in ihrer Rede vor einer Verrohung der Am 9. Mai fand überdies die voraussicht- genwart, und schon gar nicht solche, durch Sprache. „Sprache ist verräterisch“, sagte sie. lich letzte Vorstellung des Stückes „Die letz- die Gruppierungen gegeneinander ausge- Sprache zeige, wenn in einer Gesellschaft et- ten Zeugen“ unter Ehrenschutz der National- spielt und aufeinander gehetzt werden. Vor was schief laufe. Sprache sei das erste Zei- ratspräsidentin im Burgtheater statt. allem gegenüber Randgruppen und Minder- Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Blick Richtung VeranstaltungsteilnehmerInnen. Erste Reihe (v.l.): Nationalratspräsidentin Doris Bures, Schriftstellerin Christine Nöstlinger, Bundeskanzler Werner Faymann, Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Verkehrsminister Alois Stöger

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heiten zeigt sich, wie ernst man es mit einer Solidarität – die wir nötiger denn je haben – meint“, betonte der Bundeskanzler. „Frieden gibt es nur, wenn es auch sozia- len Frieden gibt. Denn nur, wenn wir uns in der Gesellschaft, in der wir leben, sicher und aufgehoben fühlen, können wir auch schau- en, daß es anderen – und damit wieder uns allen – gut geht“, unterstrich der Bundes- kanzler abschließend.

Mitterlehner: 70. Jahrestag der Befreiung von Mauthausen steht für Wiederkehr der Menschlichkeit Anläßlich des 70. Jahrestages der Befrei-

ung des Konzentrationslagers Mauthausen Foto: HBF / Peter Lechner unterstrich ÖVP-Bundesparteiobmann Vize- Militärische Ehren und Kranzniederlegung bei sowjetischen Soldatengräbern am kanzler Reinhold Mitterlehner die Bedeutung Wiener Zentralfriedhof am 7. Mai: Bundespräsident Heinz Fischer würdigte die Opfer Alliierter Soldaten bei der Befreiung Österreichs 1945: »Zeichen der des Gedenkens zu diesem geschichtsträchti- Dankbarkeit für die großen Opfer, die gebracht wurden.« gen Ereignis: „Die Befreiung des größten Konzentrationslagers auf österreichischem Boden steht für das Ende eines grauenvollen gen Lehren aus der Vergangenheit ziehen“, hausen zeigt uns einmal mehr, wie sehr wir Regimes und für die Wiederkehr der betont Mitterlehner. verpflichtet sind, in Zukunft weiter unbeirr- Menschlichkeit. Dieser Gedenktag steht aber Konsequenz aus den Erfahrungen der bar an einem gemeinsamen Europazu arbei- auch für die erschütternde Erkenntnis, was NS-Zeit müsse eine starke demokratische ten, das von einem friedlichen Zusammen- Menschen einander antun können.“ Zivilgesellschaft sein, die extremistischen leben aller Kulturen und Konfessionen ge- Der Vizekanzler mahnt, daß „das uns die- Strömungen klar entgegentrete und eine mu- tragen wird“, so Bundesminister Mitterleh- ser Tag nicht nur an die furchtbaren Verbre- tige Zivilcourage aktiv lebe. „Unsere Ver- ner abschließend. chen des Nationalsozialismus erinnern soll, gangenheit lehrt uns, daß es in einem Meer damit sich der Horror dieser Zeit nie wieder- von Haß, Angst oder Gleichgültigkeit auch Die Rede von Christine Nöstlinger im Wort- holt, sondern vor allem auch zu mutiger mutige und aufrechte Menschen gab, die der laut finden Sie hier: Zivilcourage antreiben soll“. Denn traurige menschenverachtenden Diktatur der Natio- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2015/0515/W1/50505pkNoestlinger.htm Tatsache sei, daß antisemitische Strömungen nalsozialisten Widerstand leisteten, in dem Die Rede von Nationalratspräsidentin Doris leider keineswegs verschwunden seien. sie jenen halfen, die verfolgtwurden“, ver- Bures im Wortlaut finden Sie hier: „Jeder von uns ist gefordert, antisemitischen wies der Vizekanzler auf die Vorbilder für http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2015/0515/W1/50505pkBures.htm Entwicklungen mit aller Kraft entgegenzu- unsere heutige Gesellschaft und die Notwen- Die Rede von Bundesratspräsidentin Sonja wirken und gemeinsam für ein friedliches digkeit des europäischen Integrationsprozes- Zwazl im Wortlaut finden Sie hier: Europa zu kämpfen. Wir müssen die richti- ses: „Der Jahrestag der Befreiung von Maut- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2015/0515/W1/50505pkZwazl.htm Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner SchülerInnen im Gespräch mit den ZeitzeugInnen Ari Rath und Suzanne-Lucienne Rabinovici im Palais Epstein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 6 70 Jahre »Wir sind bereit aus der Geschichte zu lernen« Bundeskanzler Werner Faymann bei einem Staatsakt im Bundeskanzleramt Foto: BKA / Andy Wenzel Bundeskanzler Werner Faymann seiner Ansprache an die Gäste des Staatsakts im Bundeskanzleramt

eute vor 70 Jahren endete der Zweite des Holocaust – werden wir in unserer Gene- Österreichern, die vom Nationalsozialismus HWeltkrieg in Europa. Dieser 8. Mai war ration nie richtig begreifen können. Ich bin verfolgt wurden und versprechen, daß unser ein Ende und ein Anfang zugleich. Es war das daher den Zeitzeugen sehr dankbar, daß sie Land ihnen und ihren Nachkommen wieder Ende des NS-Regimes, das diesen mörderi- ihre Kraft, sowie ihre Fragen und Antworten eine gute Heimat sein will. Wir wollen nie- schen und grausamen Krieg vom Zaun gebro- in die öffentliche Diskussion einbringen und mals vergessen wozu es führt, wenn die Frei- chen hatte. Der 8. Mai war das Ende tagtäg- gerade mit den jungen Menschen Gespräche heit und Würde des Menschen mit Füßen licher Verfolgung und Unterdrückung all je- führen“, sagte der Bundeskanzler. Es sei drin- getreten werden – in unserem eigenen Inter- ner, die den Mut hatten, sich dem NS-Regime gend nötig, die Geschichte offen und unge- esse und im Interesse unserer Kinder“, so nicht zu beugen. Es war das Ende der Aus- schminkt aufzuarbeiten. „Viele Konsequen- Faymann. beutung von Millionen von Zwangsarbeitern zen wurden bereits gezogen, einige aller- Tags zuvor hatte der Bundeskanzler stell- und das Ende der Hölle für jene, die durch dings zu spät, zu zögerlich und zu zaghaft. vertretend für alle Opfer die KZ-Überleben- die NS-Vernichtungsmaschinerie gegangen Unsere Schlußfolgerung muß sein: Nie wie- den, Widerstandskämpfer und Zeitzeugen sind“, sagte Bundeskanzler Werner Faymann der Krieg, Faschismus, Antisemitismus und Marko Feingold, Käthe Sasso und Rudolf beim Staatsakt zum Gedenken an die Be- Rassismus“, sagte Faymann. Gelbard ins Bundeskanzleramt eingeladen freiung vom Nationalsozialismus und die Be- Trotz des gemeinsamen Friedensprojekts und zollte ihnen „größten Respekt und höch- endigung des Zweiten Weltkrieges in Europa. Europa sei unser Kontinent auch in den letz- ste Anerkennung“. Er zeigte sich sehr be- Dieser Tag sei aber auch ein Neuanfang ten Jahrzehnten bis in die Gegenwart nicht rührt von den „bewegenden Worten und per- für Österreich gewesen: „Es war für unser von kriegerischen Auseinandersetzungen sönlichen Erinnerungen der Zeitzeugen“. Er Land ein Tag der Befreiung und der Wieder- verschont geblieben. „Wir brauchen den habe den höchsten Respekt vor ihrer Ge- auferstehung als demokratische Republik. gemeinsamen Willen für ein friedliches Zu- schichte, ihrem Leben und ihrem Wirken. Erst die Niederlage des NS-Regimes ermög- sammenleben einzustehen. Das bedeutet Aber auch große Dankbarkeit, daß Sie ihr lichte es uns, daß die Menschen in Demo- auch, den Menschen die Möglichkeit zu ge- Wissen den jüngeren Generationen weiterge- kratie, Freiheit und wachsendem Wohlstand ben, ihre Chancen wahrzunehmen und eine ben. Das Ende des Zweiten Weltkrieges habe leben konnten. Der 8. Mai war auch ein Neu- Arbeit zu finden, von der sie leben können“, nicht nur das Ende der Kampfhandlungen anfang für Europa unter der Prämisse: Nie so der Bundeskanzler. bedeutet, sondern auch die Befreiung von wieder Krieg, nie wieder Faschismus“, so „Mit dem heutigen Gedenken zeigen wir, der NS-Diktatur und ihrer menschenunwür- Faymann. daß wir bereit dazu sind aus der Geschichte digen Ideologie, deren ganze Brutalität und „Die unvorstellbaren Opfer der jüdischen zu lernen. Wir verneigen uns heute vor all Unmenschlichkeit Käthe Sasso, Marko Fein- Bevölkerung, der Roma und Sinti sowie vie- jenen, die Österreich befreit haben. Wir ver- gold und Rudolf Gelbard miterlebt haben ler anderer – diese unvorstellbaren Morde neigen uns vor allen Österreicherinnen und und bezeugen können. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 7 70 Jahre Fest der Freude in Wien 15.000 Menschen feierten die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 70 Jahren Foto: MKÖ / Sebastian Philipp Ein Blick über die 15.000 Menschen beim »Fest der Freude« am Wiener Heldenplatz ehr als 15.000 BesucherInnen hörten gezeigt. Eröffnet wurde das Fest der Freude èek. Passend zum 70. Jahrestag der Befrei- Mdie Worte der Zeitzeugin Helga Em- mit Videobotschaften von den Botschaf- ung vom nationalsozialischen Regime spiel- perger und führender PolitikerInnen sowie terInnen der Befreiungsnationen sowie dem te das Orchester die Symphonie Nr. 9 „Ode das Konzert der Wiener Symphonikern am Präsidenten des Dokumentationsarchivs des an die Freude“ von Ludwig van Beethoven 8. Mai am Wiener Heldenplatz. Das vom österreichischen Widerstandes, Rudolf Ed- begleitet vom Singverein der Gesellschaft Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) linger, und dem Präsidenten der Israeliti- der Musikfreunde unter der Chorleitung von zum dritten Mal veranstaltete „Fest der Freu- schen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch. Johannes Prinz. de“ ist jenem Tag vor genau 70 Jahren ge- Während des Konzerts der Wiener Sympho- SolistInnen waren Michaela Kaune widmet, an dem der nationalsozialistischen niker erinnerten die Widerstandskämpferin (Sopran), Anke Vondung (Mezzosopran), Herrschaft in Österreich ein Ende gesetzt Helga Emperger, Bundespräsident Heinz Fi- Burkhard Fritz (Tenor) und Gábor Bretz wurde. scher, Bundeskanzler Werner Faymann, Vize- (Baß). „Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom kanzler Reinhold Mitterlehner, Wiens Vize- Nationalsozialismus feiern wir heute unter bürgermeisterin Maria Vassilakou, Wiens Statements Anwesenheit zahlreicher Zeitzeuginnen und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Österreich Willi Mernyi, Zeitzeugen ein stimmungsvolles und würdi- MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi an die Op- Vorsitzender Mauthausen Komitee ges Fest der Freude am Wiener Heldenplatz. fer des Nationalsozialismus. Durch die Ver- Am 8. Mai 2015 gedenken wir zum 70. Wir danken allen Beteiligten, speziell dem anstaltung führte die Schauspielerin Katha- Mal des Tages der Befreiung vom national- ORF für die Übertragung und seinen Pro- rina Stemberger. sozialistischen Terrorregime mit einem Fest grammschwerpunkt dazu“, so Willi Mernyi, der Freude. Anfeindungen gegen andere Vorsitzender des MKÖ. Beethovens 9. Symphonie »Ode an Kulturen und Religionen erleben wir heute die Freude« gespielt von den Wiener aber weiterhin: Rechtspopulistische und Widerstandskämpferin und Symphonikern rechtsextreme Organisationen und Parteien PolitikerInnen erinnerten an die Unter der Leitung ihres Chefdirigenten verbreiten Angst und Hetze. Wichtig ist, daß Opfer des Nationalsozialismus Philippe Jordan eröffneten die Wiener Sym- wir darüber reden und dagegen auftreten. Es Vor dem offizielen Beginn wurden State- phoniker das „Fest der Freude“ mit „Sokol soll niemand sagen können „Das habe ich ja ments von ZeitzeugInnen auf LED-Wänden Fanfare“ aus der Sinfonietta von Leoš Janá- nicht gewußt“.

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Widerstandskämpferin Helga Emperger Der 8. Mai 1945 war für mich der präch- tigste Sonnenaufgang nach einer siebenjähri- gen qualvollen Finsternis.

Bundespräsident Heinz Fischer Der 8. Mai 1945 ist ein Tag der Befreiung von einer unmenschlichen Diktatur, einem entsetzlichen Krieg und dem unfassbaren Holocaust. Der 8. Mai ist ein Tag des Geden- kens an jene 60 Millionen Menschenleben, die das Nazi-Regime gefordert hat. Der 8. Mai ist ein Tag der Freude über das Ende einer Gewaltherrschaft und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Niemals vergessen!

Bundeskanzler Werner Faymann Der 8. Mai ist ein Tag der Erinnerung. Bundespräsident Heinz Fischer und Widestandskämpferin Helga Emperger Der 8. Mai ist aber auch ein Tag der Freude, weil er uns in eine neue politische Welt, in ein neues, friedliches Europa geführt hat. Daher freue ich mich, daß wir ein wunderba- res Konzert der Wiener Symphoniker mit der großartigen Symphonie von Ludwig van Beethoven hören. Ein Werk, das so zentral und typisch für das europäische Einigungs- werk geworden ist. Und es ist auch eine große Freude, daß an diesem geschicht- strächtigen Heldenplatz zehntausende Men- schen zusammenkommen – vereint im Be- kenntnis zu Frieden und Demokratie. Zu Recht freuen wir uns und feiern wir diesen Tag, nehmen wir aber auch die Botschaft mit, daß wir alles zu tun haben, daß sich die Geschichte hier nie mehr wiederholen darf.

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner Der 8. Mai ist ein Mahnmal gegen Radi- Bundeskanzler Werner Faymann kalismus, Hetze und Gewalt. Wenn wir die Befreiung Österreichs feiern, gedenken wir auch stets der Opfer eines grausamen Regi- mes und des Zweiten Weltkrieges.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl Vor 70 Jahren ist unser Land vom Terror des Nationalsozialismus befreit worden. Aus den Trümmern des Krieges ist unser Öster- reich wieder erstanden. Klar ist, daß wir an der barbarischen Einzigartigkeit der Schoa nicht vorbei können. Klar ist, daß wir mit aller Kraft für ein Europa ohne Kriege ein- treten müssen. Unsere Geschichte verpflich- tet uns, allen Anfängen von Intoleranz, Ras- sismus und Antisemitismus mit aller Ent- schlossenheit entgegenzutreten.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou

Foto: MKÖ / Sebastian Philipp Der 70. Befreiungstag erinnert uns an Vizekanzler Reinhold Mitterlehner unsere vordringlichste Aufgabe: Weiter an

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einem offenen, demokratischen und kriti- schen Österreich zu bauen. Die Antwort auf Totalitarismus und Menschenverachtung kann nur ein Mehr an Demokratie und Men- schenrechte sein.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny Wien geht sehr sorgsam mit seiner Ge- schichte um. Aufgrund unserer Vergangen- heit erwächst uns eine besondere Verantwor- tung für kommende Generationen, damit nie wieder Unrecht von hier, aus unserer Stadt, aus unserem Land ausgeht. Das Datum des 8. Mai soll uns immer daran erinnern, daß Demokratie und Freiheit auch 70 Jahre nach der Befreiung keine Selbstverständlichkeit sind. Das Fest der Freude ist hierfür ein wichtiger Teil dieser Zukunftsarbeit und Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich zeigt, daß Wien eine weltoffene, tolerante Stadt ist.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz Die Befreiung des KZ Mauthausen, die Kapitulation des NS-Regimes, das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Gründung der Zweiten Republik und die Unterzeichnung des Staatsvertrags sind die Säulen des Ge- denk- und Jubiläumsjahres 2015, das der ORF im Rahmen eines umfassenden trime- dialen Programmschwerpunkts begleitet und damit einen weiteren wichtigen Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur in diesem Land leistet. Unter dem Motto „Österreich ist frei“ stehen derzeit beeindruckende Zeit- Zeugnisse auf dem ORF-Programm, die in der zeitlichen Klammer 1945 – 1955 – 2015 österreichische Geschichte, die unser Jetzt ermöglichte, medial ausleuchten und verant- Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin von Wien wortungsvoll und nachhaltig aufarbeiten. Die Republiksjubiläen sind zudem ein will- kommener Anlaß, Österreich zu feiern! Es freut mich daher besonders, daß wir heuer das „Fest der Freude“ vom symbolträchtigen Heldenplatz am 8. Mai – dem Jahrestag der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht – nicht nur live in ORF III übertragen und al- len Österreicherinnern und Österreichern die Gelegenheit geben, beim offiziellen Festakt und dem Gedenkkonzert der Wiener Sym- phoniker dabei zu sein, sondern daß das Friedenskonzert, gerade in Zeiten wachsen- der politischer Spannungen, von unserem Partnersender TV Kultura in Rußland ausge- strahlt wird. Auch hiermit setzen wir ein ge- meinsames Zeichen für Frieden und Zusam- menarbeit in Europa. Dieser Tag ist tatsäch- lich ein Tag der Freude, weil er das Ende des

Foto: NS-Terrors und den Sieg über die Diktatur Andreas Mailath-Pokorny, Kulturstadtrat von Wien markiert wie kaum ein anderer.

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„Ode an die Freude“. Beethovens Neunte symbolisiert mit ihrem letzten Satz und des- sen vertonter Ode „An die Freude“ von Fried- rich Schiller wie kaum ein anderes Werk den über allen Menschen stehenden humanisti- schen Freiheitsgedanken, unabhängig ihrer Herkunft, Nationalität oder Weltanschauung. Diese Symphonie ist ein Appell an uns alle, ein Ausdruck unserer Sehnsucht nach Ver- brüderung, nach Freude und Jubel, nach einer Welt ohne Kriege und Zerstörung.

Dirigent der Wiener Symphoniker Philippe Jordan Gerade in der politischen Geschichte und der daraus resultierenden Situation wird der Verbrüderung eine große Bedeutung zuge- sprochen. Mit Beethovens aussagekräftiger Philippe Jordan, Dirigent der Wiener Symphoniker Symphonie Nr. 9 möchten wir ein Zeichen Geschäftsführer der Wiener möchten – jenseits aller tagespolitischen des friedlichen Zusammenhalts und Mitein- Symphoniker Johannes Neubert oder weltanschaulichen Grenzen – einen anders setzen. Eröffnet wird das Festkonzert Zum 70-Jahr-Jubiläum der Befreiung Beitrag dazu leisten, daß Freiheit und Tole- mit der Sokol Fanfare aus der Sinfonietta vom Nationalsozialismus ist es den Wiener ranz die Fundamente unserer Gesellschaft von Leoš Janáèek, dem für mich mensch- Symphonikern ein besonderes Anliegen, am bleiben. Unsere Sprache dafür ist die Spra- lichsten und ehrlichsten Komponisten.  8. Mai ein „Fest der Freude“ zu feiern. Wir che der Musik, die Sprache von Beethovens http://www.mkoe.at Fotos: MKÖ / Sebastian Philipp Ein Blick auf die Bühne am Wiener Heldenplatz mit den Wiener Symphonikern

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 11 70 Jahre Befreiung des KZ Mauthausen 22.000 Menschen bei der Internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier Foto: MKÖ / Sebastian Philipp Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner am Gedenktag bei der Kranzniederlegung am Appellplatz des Konzentrationslagers Mauthausen

n Erinnerung an die Befreiung der Häft- land, Tschechien und Frankreich – unter der Jahresthema 2015: Ilinge aus dem Konzentrationslager Maut- Leitung von Alfred Hochedlinger sowie der Steinbruch und Zwangsarbeit hausen am 5. Mai 1945 wurde am 10. Mai Militärmusik Oberösterreich begleitet. Ne- Seit 2006 widmen sich die Feiern jedes diesem Ereignis im Rahmen der alljährlichen ben den Begrüßungsworten von Willi Mernyi Jahr einem speziellen Thema, das in Bezie- Internationalen Befreiungs- und Gedenkfeier rezitierten die Schauspielerinnen Konstanze hung zur Geschichte des KZ Mauthausen gedacht. Tausende BesucherInnen aus dem Breitebner und Mercedes Echerer Texte von bzw. zur NS-Vergangenheit Österreichs steht. In- und Ausland nahmen dieses Jahr am 70. ehemaligen KZ-Häftlingen während des In diesem Jahr widmeten sie sich dem The- Jahrestag teil. Organisiert wurde die Ge- Gedenkzuges. ma „Steinbruch und Zwangsarbeit“. „2015 denk- und Befreiungsfeier vom Mauthausen Angeführt wurde der Gedenkzug von gedenken wir denjenigen, die im Steinbruch Komitee Österreich (MKÖ) in enger Zusam- Überlebenden, die im KZ Mauthausen und in von Mauthausen gezwungen waren, oft bis menarbeit mit der Österreichischen Lagerge- den Außenlagern gefangen gehalten wurden zur tödlichen Erschöpfung Zwangsarbeit zu meinschaft Mauthausen (ÖLM) und dem und somit den Grausamkeiten des NS-Regi- verrichten. Besonders berüchtigt war die Comité International de Mauthausen (CIM). mes ausgesetzt waren. Zahlreiche hochrangi- Strafkompanie des Steinbruchs. Die Häftlin- Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ: „In ge VertreterInnen und MinisterInnen aus dem ge mußten ca. 50 Kilogramm schwere Gra- einer Zeit, in der Intoleranz und Diskrimi- In- und Ausland gedachten ebenfalls der Be- nitsteine über die sogenannte ‚Todesstiege‘ nierung sowohl in Österreich als auch welt- freiung – darunter Bundespräsident Heinz ins Lager hinauftragen. Kein einziger hat die weit noch immer ein Thema sind, ist es umso Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Zuweisung in die Strafkompanie überlebt. wichtiger, sich vor Augen zu halten, zu wel- Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanz- Der Unmenschlichkeit von damals gedenken chen Konsequenzen diese Haltung vor 70 ler Reinhold Mitterlehner, Ihre Königliche wir am besten, indem wir die Unmenschlich- Jahren geführt hat: nämlich zur Vernichtung Hoheit Erbgroßherzog Guillaume und Erb- keit von heute bekämpfen!“, so Willi Mer- von Millionen Menschenleben und zu einem großherzogin Stéphanie von Luxemburg, nyi. entwürdigenden Umgang mit Menschen.“ Ministerpräsident der Tschechischen Repu- Die Steinbrüche prägten die Lebens- und Anläßlich des Jubiläums wurde der Ge- blik Bohuslav Sobotka, Präsidentin des grie- Arbeitsbedingungen der Menschen, die im denkzug über den Appellplatz dieses Jahr chischen Parlaments Zoi Konstantopoulou, KZ Mauthausen inhaftiert waren. Ab 1939 von nationalen und internationalen Chören – Präsident der Abgeordnetenkammer Belgien arbeiteten die Häftlinge vor allem in den aus Österreich, Italien, Deutschland, Ruß- Siegfried Bracke und viele weitere. Steinbrüchen rund um Mauthausen und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 12 70 Jahre

v.l.: Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer, Justizminister Wolfgang Brandstetter, Innenministerin Johanna Mikl- Leitner, Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundespräsident Heinz Fischer mit Gattin Margit, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Verkehrsminister Alois Stöger, Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Helmut Edelmayr, Gründungsmitglied MKÖ. Im Bild unten: KZ-Überlebende Gusen (Wiener Graben, Kastenhof, Gusen größten Konzentrationslagers des Dritten erschossen, mit Herzinjektionen ermordet, in und Pierbauer). So entwickelten sich diese Reiches durch US-Soldaten vor 70 Jahren. Gaskammern erstickt oder ist im Zuge medi- Steinbrüche zu den größten Granitwerken Dieser Ort mitten in Österreich mahnt uns an zinischer Experimente umgekommen. „Hier der „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ eines der schrecklichsten Kapitel unserer wurde der ganze lebensstiftende Sinn von (DEST). Zwischen 1941 und 1943 arbeiteten Geschichte und an die Lehren, die wir daraus Arbeit in sein perverses Gegenteil verkehrt“, dort durchschnittlich 3500 Häftlinge bis zu ziehen müssen: nämlich niemals zu verges- mahnte der Bundeskanzler, der auch betonte, elf Stunden täglich. Die DEST und somit die sen, und Werte wie Toleranz, Demokratie, daß die Gedenkstätte eine der wichtigsten SS (Schutzstaffel der NSDAP) erwirtschaf- Gewaltfreiheit und Solidarität hochzuhal- Erinnerungsorte für die Opfer der Nazi-Dik- teten mit der Ausbeutung der Häftlinge in ten“, sagte Bundeskanzler Werner Faymann tatur und ihr aktiver Fortbestand wichtig vor den Steinbrüchen enorme Gewinne. Ab 1943 anläßlich der Gedenkveranstaltung in Ober- allem für die jungen Generationen sei. wurde dann ein Großteil der Häftlinge für österreich. Gleichzeitig dankte der Bundeskanzler ab- die Rüstungsproduktion abgezogen. 100.000 Menschen – vorwiegend Juden, schließend dem Österreichischen und inter- Sinti, Roma, Polen, Russen, Tschechen und nationalen Mauthausenkomitee für die so Faymann: Eines der schrecklichsten Republikanische Spanier – wurden in Maut- unverzichtbaren und qualitätsvollen Beiträ- Kapitel unserer Geschichte hausen und in den 49 Nebenlagern durch ein ge im Rahmen einer aktiven Erinnerungsar- „Wir gedenken heute der Befreiung des barbarisches Unrechtsregime ermordet. Wer beit und die Durchführung der Befreiungs- KZs Mauthausen, des schlimmsten und nicht arbeiten konnte, wurde erschlagen, feier. Fotos: HBF / Peter Lechner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 13 70 Jahre

Mitterlehner: Gemeinsam für Frieden, Demokratie und Toleranz einsetzen „Ohne die mahnende Erinnerung kann es keine richtigen Lehren für die Zukunft ge- ben“, sagte Vizekanzler Reinhold Mitterleh- ner, der gemeinsam mit Innenministerin Jo- hanna Mikl-Leitner, Justizminister Wolf- gang Brandstetter und dem Zweiten Natio- nalratspräsidenten Karlheinz Kopf stellver- tretend für die gesamte ÖVP der Gedenk- feier beiwohnte. „Gedenktage wie dieser führen uns als Gesellschaft in der Reflexion über die gemeinsame Geschichte zusammen. Das ist gerade deshalb wichtig, weil wir uns auch jetzt gemeinsam für Frieden, Demo- kratie und Toleranz einsetzen müssen, damit sich der Horror und die Greueltaten des Na- tionalsozialismus nie wiederholen können“, betonte Mitterlehner. „Gedenktage sind da- Bundeskanzler Werner Faymann mit dem tschechischen Premierminister Bohuslav her stets auch ein Auftrag für Gegenwart und Sobotka (l.) und dem Vizekanzler und Bundesminister Reinhold Mitterlehner (r.) Zukunft, Mut und Zivilcourage zu zeigen. Wir müssen die richtigen Lehren aus unserer Geschichte ziehen.“ In diesem Sinne gelte es, wachsam zu bleiben und den Anfängen zu wehren, wenn sich die Muster der Vergangenheit wiederho- len und Menschen verfolgt oder gegeneinan- der aufgehetzt werden. Angesichts der be- sorgniserregenden Tatsache, daß in ganz Eu- ropa wieder vermehrt antisemitische und rassistische Anschläge und Entwicklungen zu beobachten seien, brauche es ein ent- schiedenes Auftreten für Demokratie, Men- schenrechte und Toleranz. „Der 70. Jahres- tag der Befreiung von Mauthausen, des größ- ten Konzentrationslagers auf österreichi- schem Boden, sollte uns einmal mehr daran

erinnern, wie sehr uns die Zeit des National- Foto: MKÖ / Sebastian Philipp Foto: BKA / Andy Wenzel sozialismus – als dunkelster Abschnitt in der Die beiden KZ-Überlebenden Cecile und Edward Mosberg aus New York überreich- heimischen Geschichte – verpflichtet, an ten Willi Mernyi einen Spendenscheck über 10.000 $ als Unterstützung für die einem friedlichen Zusammenleben aller Be- wertvolle Arbeit des Mauthausen Komitees Österreich. völkerungsgruppen in Österreich und in ganz tionalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Landau: Niemals einen Europa zu arbeiten. Umso wichtiger ist eine Opfer fielen, die ermordet oder ihrer Heimat Schlußstrich ziehen starke und lebendige Erinnerungskultur“, sag- beraubt wurden,“ so Kurz. Die Gedenkfeier war am Vormittag mit te Vizekanzler Mitterlehner, der insbesonde- „Wenn die bleibende Erkenntnis aus der einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet re dem Mauthausen-Komitee Österreich und furchtbaren Erfahrung des NS-Terrors ,Nie- worden. „Wenn wir heute gemeinsam der Op- seinen Partnerorganisationen seinen Dank mals wieder!‘ lautet, dann müssen wir die fer gedenken, werden wir hinzufügen müssen: aussprach. Mißachtung der Menschenwürde, Gewalt Auch die Kirchen waren nicht hellhörig ge- und Unterdrückung überall dort bekämpfen, nug für die Stimmen der Verzweifelten,“ sag- Kurz: Entschlossen gegen Ausgrenzung wo sie ihren Ausgang nehmen“, erinnerte te Caritas-Präsident Michael Landau, der mit und Intoleranz auftreten! der Minister. Gelebte Toleranz und Dialog- dem evangelischen Bischof Michael Bünker „Die heutige Gedenk- und Befreiungs- bereitschaft seien Werte, mit denen die offe- und dem orthodoxen Metropoliten Arsenios feier in Mauthausen ist Verantwortung und ne und demokratische Zivilgesellschaft am (Kardamakis) dem Gottesdienst vorstand. Auftrag, daß sich Verbrechen, wie sie hier wirkungsvollsten gegen ihre Feinde auftre- Mauthausen sei möglich gewesen, „weil geschehen sind, nie mehr wiederholen dür- ten könne, appellierte Kurz: „Treten wir da- zu wenige den Mut zum Widerstand hatten, fen“, erklärte Außen- und Integrationsmini- her entschlossen gegen jede Form von Aus- weil auch Christen zugeschaut, zugestimmt, ster Sebastian Kurz. „Gerade die junge grenzung und Intoleranz auf, um Demokra- mitgetan haben“. Die Kirchen müßten sich Generation ist dabei aufgerufen, das Anden- tie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte an diesem Ort immer wieder neu der Ge- ken der Menschen zu bewahren, die der na- zu verteidigen!“ wissenserforschung stellen, forderte Landau.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 14 70 Jahre Foto: MKÖ / Sebastian Philipp Sie waren damals, vor 70 Jahren, noch Kinder und Jugendliche: Überlebende gedenken auf dem Appellplatz in Mauthausen.

Landau zitierte den deutschen Bundes- mals, heute den Vorrang des Menschen umso auch ÖsterreicherInnen im Zweiten Welt- präsidenten Joachim Gauck. Dieser habe 70 entschiedener zu betonen?!“, fragte der Ca- krieg zu TäterInnen wurden. Darüber hinaus Jahre nach Auschwitz eingemahnt: „Der ritaspräsident: „Es geht um den bedingungs- wird einmal mehr festgehalten, daß die Holocaust gehört zur Geschichte des Landes. losen Vorrang des Menschen, jedes Menschen, Evangelische Kirche in dieser Zeit schwere Ihn zu erinnern bleibt Sache aller Bürgerin- der unendlich mehr ist, als eine kalkulatori- Schuld auf sich geladen habe. „Mit besonde- nen und Bürger.“ Und er habe hinzugefügt: sche Größe, mehr ist als Produzent und Kon- rer Scham erfüllt uns auch 70 Jahre nach „Aus der Erinnerung aber erwächst der Auf- sument, mehr ist, als ein Kostenfaktor auf Kriegsende das Versagen bzw. die Mittäter- trag, Mitmenschlichkeit zu bewahren und zwei Beinen.“ schaft gegenüber Jüdinnen und Juden und ge- die Menschenrechte zu schützen.“ All das Die reichen Länder seien zudem zu einer genüber anderen Gruppen wie Behinderten, treffe auch für Österreich zu, auf die Gene- Kultur der Solidarität verpflichtet, „auch ganz Roma oder Homosexuellen, die alle als ration der Nachgeborenen und ihrer Kinder, praktisch, weil Wohlstandsinseln in einem ,unwertes Leben‘ angesehen und damit der so Landau. Er sprach sich gegen jede Meer von Armut auf Dauer nicht stabil sind“. Gefangenschaft oder dem Tod preisgegeben „Schlußstrichmentalität“ aus. Landau: „Was Das Mittelmeer sei längst zu einem riesigen wurden“, heißt es in der Erklärung. Zwar geschehen ist, läßt sich nicht zu den Akten Friedhof geworden, warnte Landau: „Es ist habe es auch Widerstand von evangelischer legen. Um der Toten und um der Lebenden ein Sterben, das wir beenden können. Wollen Seite gegeben, wie etwa durch Pfarrer Diet- willen.“ Und weiter: „So erinnert uns das all- wir in einem Europa leben, in dem wir zwar rich Bonhoeffer oder den österreichischen jährliche Gedenken an diesem Ort an das Banken retten, bei Menschen aber viel weni- Oberstleutnant Robert Bernardis. Aber sie wohl dunkelste Kapitel österreichischer ger Mut, Geschwindigkeit und Entschie- seien „eher die Ausnahme als die Regel“ Geschichte. Und es verbindet sich damit die denheit an den Tag legen – auf dem Meer gewesen. Heute lehne die Evangelische Kir- Pflicht zur Reflexion, warum dies alles ge- und in den Herkunftsländern selbst, wo Hilfe che Krieg als Mittel der Konfliktlösung ab. schehen konnte, vor allem aber der bleiben- zwar beginnen muß, aber niemals enden Vielmehr sehe sie ihren Auftrag darin, zu Ver- de Auftrag, den Ruf wachzuhalten: ,Niemals darf?“ Niemals vergessen heiße deshalb söhnung und Verständigung zwischen Men- wieder!‘ und für die Rechte eines jeden Men- auch, heute gegen Unrecht einzutreten. schen und Gruppen beizutragen; den jüdi- schen einzutreten – bedingungslos und über- schen Geschwistern gegenüber habe die Kir- all! Es gibt kein Leid in der Welt, das uns gar Bünker: Schuldeingeständnis che eine besondere Verantwortung. Ihr Ein- nichts angeht.“ und Auftrag für die Zukunft satz gelte heute aber auch Menschen auf der Die Schuld der Damaligen sei den Heuti- „Nach dem Schrecken des Zweiten Flucht, die Schutz vor Krieg und Verfolgung gen nicht anzulasten, führte Landau weiter Weltkrieges ist es für die Evangelische Kir- suchen. Kein politischer Führer und keine aus. Es gebe keine kollektive Schuld. Aber che wichtig, auch 70 Jahre später nicht zu Ideologie dürfe über Gott stehen, hält das die Frage sei zu stellen, wie es um die Ver- vergessen und Lehren für die Zukunft zu Leitungsgremium der Evangelischen Kirche antwortung der Nachgekommenen bestellt ziehen“, heißt es in einer aktuellen Erklärung fest und betont: „Nie wieder soll sich die Kir- sei. Landau: „Wenn wir Zukunft menschlich des Evangelischen Oberkirchenrats A. und che mit menschenverachtenden und todbrin- gestalten möchten, müssen wir den Dialog H.B. in Österreich im Gedenken an das genden Kräften verbünden, sondern die Wür- mit der Vergangenheit am Leben halten.“ Kriegsende. Darin erinnert das Leitungsgre- de jedes einzelnen Menschen achten.“  „Verpflichtet uns nicht das Unrecht da- mium der Evangelischen Kirche daran, daß http://www.mauthausen-memorial.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 15 60 Jahre »Österreich ist frei« Am 15. Mai 1955 wurde Österreichs Selbständigkeit besiegelt. Zum 60. Jahrestag lud die Bundesregierung zu einem großen Festakt in den Marmorsaal des Belvedere – dem Ort der Unterzeichnung des Österrreichischen Staatsvertrags.

er Österreichische Staatsvertrag wurde Dam 15. Mai 1955 in Wien im Schloß Bel- vedere von der damaligen österreichischen Bundesregierung sowie von Vertretern der alliierten Besatzungsmächte USA, Sowjet- union, Frankreich und Großbritannien unter- zeichnet.

Faymann: Der 15. Mai 1955 war für unser Land eine Zeitenwende „Die Geschichte kann uns niemand mehr nehmen – nicht die guten und nicht die schrecklichen Phasen. Heute, 60 Jahre nach der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages, denken wir mit Dankbarkeit daran, daß es uns die vier Signatarstaaten ermöglicht haben ein freier, ungeteilter, sou- veräner Staat zu sein“, sagte Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender Werner Faymann am 15. Mai 2015 beim Festakt zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Schloß Belvedere, an dem auch Bundespräsident Heinz Fischer mt Gat- tin Margit und zahlreiche Ehrengäster teil- nahmen. „Die Art der damaligen Verhand- lungen – diese Zähigkeit, Geduld und diesen Optimismus – brauchen wir auch heute, um bei Konflikten in Europa zu friedlichen Lö- sungen zu kommen. Unabdingbare Grund- lage muß dabei aber die Anerkennung der Souveränität und der territorialen Integrität aller Staaten sein“, so Faymann. Österreich habe damals die Gunst der Stunde genutzt. „Es waren unterschiedliche Persönlichkeiten, die damals für unser Land den Durchbruch bei den Verhandlungen zum Staatsvertrag erlangten. Julius Raab, Adolf Schärf, Leopold Figl und Bruno Kreisky wa- ren nicht nur Angehörige unterschiedlicher Parteien und Generationen, sondern spiegel- ten auch durch unterschiedliche Lebenswege die Zerrissenheit, unter der die Erste Re-

publik zu leiden hatte, wider. Aber alle erleb- Foto: VBK / Erich Lessing ten Flucht, Haft, Mißhandlung sowie Verfol- Außenminister Leopold Figl (Mitte) präsentiert vom Balkon von Schloß Belvedere gung und zogen eine wichtige Lehre daraus: den jubelnden Menschen den soeben unterzeichneten Staatsvertrag, fotografiert Mit Unrecht, Haß und Verfolgung ist kein vom österreichischen Fotografen Erich Lessing. Dieses legendäre Foto wurde zu einer Ikone des neuen Österreich. Lesen Sie über »Lessing zeigt Lessing« im Staat zu machen“, sagte der Bundeskanzler. Jüdischen Museum Wien auf http://www.jmw.at/de/exhibitions/lessing-zeigt-lessing Der Staatsvertrag habe Österreich die Unabhängigkeit gebracht und die Grundlage nach dem Zweiten Weltkrieg das Glück, eine wachstumsorientierte Politik zu verfol- für Prosperität und den Wohlstand der Zwei- nicht allein gelassen worden zu sein. Der gen und Vollbeschäftigung zu schaffen. Da- ten Republik geschaffen. „Österreich hatte Marshall-Plan ermöglichte es unserem Land, mit wurde die Zweite Republik zu einer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 16 60 Jahre Foto: HBF / Carina Karlovits Festakt im Oberen Belvedere – Bundeskanzler Werner Faymann bei seiner Ansprache zur Unterzeichnung des Staatsvertrags

Erfolgsstory“, so Faymann. „Das ist aber nur möglich gewesen, weil das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wurde, wie das Bei- spiel der Zusammenarbeit in der Sozialpart- nerschaft bewiesen hat.“ Der heurige Jahrestag erinnere auch an die Idee der Europäischen Union: „Wir wol- len ein friedliches, wirtschaftlich und poli- tisch geeintes Europa. Ein Europa, in dem nicht Arm und Reich, Nord und Süd gegen- einander ausgespielt werden und in dem die einzelnen Staaten gemeinsam an der Lösung der wirtschaftlichen und politischen Proble- me arbeiten“, sagte Faymann. Auch heute gelte es, aus historischen Ereignissen das Richtige zu lernen. „Der 15. Mai 1955 war für unser Land eine Zeitenwende und steht

für die wiedererlangte Freiheit und Selbstbe- Foto: BKA / Andy Wenzel stimmung, für Demokratie und Frieden und v.r.: Bundespräsidenz Heinz Fischer mit Gattin Margit und Bundeskanzler Werner Faymann beim Festakt im Belvedere einen Neuanfang in Respekt und Toleranz“, so der Bundeskanzler abschließend. trächtigen Jubiläums. Die Unterzeichnung Die Unterzeichnung des Staatsvertrags sei des Staatsvertrages hat den Neubeginn Ös- ein Aufbruch in eine neue Zeit gewesen. Der Mitterlehner: 60 Jahre Staatsvertrag – terreichs eingeläutet. „Er war die Initialzün- Vertrag habe einen Grundstein für die Er- 60 Jahre Freiheit für Österreich dung, die den Österreicherinnen und Österrei- folgsgeschichte Österreichs gelegt. Indem wir „Vor 60 Jahren hat Außenminister Leo- chern den Mut und das Selbstbewußtsein ge- den europäischen Weg eingeschlagen haben, pold Figl mit den legendären Worten ,Öster- geben hat, unser Land wieder aufzubauen. sei diese Erfolgsgeschichte verantwortungs- reich ist frei‘ unseren Staatsvertrag den vor Und das haben sie getan – basierend auf den voll fortgesetzt worden. „Der Beitritt zur Eu- den Belvedere wartenden Menschen gezeigt. Werten Leistung, Freiheit und Verantwor- ropäischen Union war nach dem Staatsver- Diese 60 Jahre Staatsvertrag stehen für 60 tung. Es ist Persönlichkeiten wie Bundes- trag der wichtigste Schritt in der Entwick- Jahre in Frieden und Freiheit“, so Vizekanz- kanzler Julius Raab und Außenminister Leo- lung unseres modernen Österreich“, und ha- ler und ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold pold Figl zu verdanken, daß wir heute in be „Frieden gesichert und Stabilität gewähr- Mitterlehner anläßlich dieses geschichts- Freiheit leben“, unterstrich Mitterlehner. leistet“, so Mitterlehner.

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re nach Unterzeichnung des Staatsvertrags – eine breit getragene Lösung erzielen konn- ten“, so Ostermayer abschließend.

Kurz: Österreich ist fest in inter- nationalen Strukturen eingebettet „Der Vertag wurde als Meilenstein gese- hen, auf dem beschwerlichen Weg Öster- reichs, nach zehn Jahren Besetzung durch die Alliierten, frei und unabhängig geworden zu sein“, erklärte Sebastian Kurz, Bundes- minister für Europa, Integration und Äuße- res. „Der damalige österreichische Außen- minister Leopold Figl war maßgeblich an den Verhandlungen um den Vertrag beteiligt und wurde damit zu einem der bedeutend- sten österreichischen Politiker der zweiten Republik. Unser Land ist heute in die inter-

Foto: BMEIA / Dragan Tatic nationalen Strukturen fest eingebettet. Es hat Außenminister Sebastian Kurz bei seiner Rede sich einen Ruf als Ort des Dialogs erworben und ist Sitz vieler internationaler Organisa- Ostermayer: Symbol für Österreichs tung der Feier durch Ensemblemitglieder des tionen geworden.“ Aufbruch in bessere Zeiten Burgtheaters, durch die Wiener Philharmo- „Diese Entwicklung Österreichs haben „Mit diesem heutigen Festakt erinnern niker und die Wiener Staatsoper bedankte. wir 60 Jahre später nicht zuletzt auch den wir an die Unterzeichnung des Staatsver- Abschließend sprach Ostermayer noch Verhandlern und politisch Verantwortlichen trags am 15. Mai 1955. Ein politisches Er- einen Bereich an, der bei der letzten Feier von damals zu verdanken“, resümierte Kurz. eignis, das große Freude ausgelöst hat und zum Staatsvertrag noch nicht gelöst war. ein Symbol für Österreichs Aufbruch in bes- „Der Artikel 7 des Staatsvertrags – die Rech- Am Ende des Festakts lasen die Doyens sere Zeiten wurde“, so Kanzleramtsminister te der slowenischen und kroatischen Minder- des Burgtheaters Elisabeth Orth und Michael Josef Ostermayer beim Festakt. „Es war eine heiten – war hinsichtlich der zweisprachigen Heltau die Präambel des Staatsvertrages. historische Stunde, in der Österreich nach Ortstafeln noch viel zu lange ungelöst. Ich Im Onlie-Archiv der Österreichischen der Befreiung 1945 durch die Alliierten die möchte hier noch einmal allen danken, die Mediathek finden Sie unzählige Tondoku- Freiheit und Unabhängigkeit nach der Be- nach intensiven Verhandlungen dazu beige- mente zum Staatsvertrag – unter satzung erreichen konnte und als souveräner, tragen haben, daß wir im Jahr 2011 – 56 Jah- http://www.mediathek.at unabhängiger und demokratischer Staat anerkannt wurde.“ Solche Jubiläen müßten aber auch dazu dienen, Geschichte nicht zu vergessen, son- dern aus ihr zu lernen. „Überbordender Na- tionalismus, Chauvinismus, Verhetzung, Ras- sismus und Antisemitismus haben zu den großen Katastrophen der Menschheit ge- führt. Österreich – so wurde es im Staatsver- trag festgehalten – war Opfer Hitlerdeutsch- lands. Die Passage der Mitschuld wurde am Tag vor der Unterzeichnung gestrichen. Un- sere Aufgabe heute besteht darin, die Ge- schichte in all ihren Facetten – den österrei- chischen Opfern und den Tätern – an unsere nachfolgenden Generationen weiterzugeben, um solche Verbrechen in Zukunft zu vermei- den“, so der Minister, der in seiner Rede auch auf die Symbole und Bilder des Staats- vertrages einging: „Es freut mich besonders, den weltberühmten Fotografen Erich Les- sing, der wohl das bekannteste Bild von der Unterzeichnung des Staatsvertrages gemacht

hat, begrüßen zu dürfen“, so Ostermayer, der Foto: HBF / Carina Karlovits sich als Kulturminister auch für die Gestal- Die Burgtheater-Doyens Elisabeth Orth und Michael Heltau

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 18 60 Jahre

Strache: FPÖ steht kompromißlos zu Souveränität und Neutralität „Der 15. Mai 1955 ist die Geburtsstunde der Souveränität unserer Heimat. Untrenn- bar damit verbunden ist auch die Neutralität Österreichs. Ohne Neutralität keine Souve- ränität, ohne Souveränität keine Unabhän- gigkeit und ohne Unabhängigkeit keine Frei- heit“, erklärte FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache. „Wir als Freiheitliche sehen es daher als unsere Pflicht an, nicht nur die nationalstaat- liche Unabhängigkeit, sondern auch die im- merwährende Neutralität unseres Landes zu bewahren. Sie sind die Eckpfeiler, auf denen der Staat Österreich ruht und angesichts der besorgniserregenden internationalen Entwick- lungen, aber auch der zentralistischen Strö- Foto: rk / Manfried Rauchensteiner mungen innerhalb der Europäischen Union Das Original des Österreichischen Staatsvertrags mit den Unterschriften der Signatarstaaten und von Bundeskanzler Leopold Figl (unten) ist es für Österreich umso wichtiger, diese Werte hochzuhalten und zu verteidigen“, be- tonte Strache.

Glawischnig: Staatsvertrag ist Symbol für Wiederherstellung Österreichs „Heute vor 60 Jahren freute sich das neue Österreich über die frisch erworbene Freiheit und die damit verbundenen Friedens- und Wohlstandshoffnungen. Der Staatsvertrag ist in erster Linie ein Symbol für die Unabhän- gigkeit und der Widerherstellung der Souve- ränität Österreichs nach dem Schrecken, mit der der Nationalsozialismus und der An- griffskrieg der Deutschen Wehrmacht große Teile Europas und der Welt überzogen und verwüstet hat“, erklärte die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. „Österreich ist auf Basis seiner Souverä- Foto: HBF / Carina Karlovits Die Titelseite der »Wiener Zeitung« vom Sonntag, dem 15. Mai 1955 nität und auf Basis einer Volksabstimmungs- entscheidung seit 20 Jahren Mitglied der Eu- einbarten Schlüssel aufteilt. Europa braucht Wir dürfen nie wieder in die Abhängigkeit ropäischen Union. Wir haben damit ein neues aber auch eine gemeinsame Friedens- und eines anderen Landes, einer fremden Macht Niveau europäischer Verflechtung erlangt. Entwicklungspolitik, die den ehrlichen An- geraten“, mahnt Dietrich. Fast alle Fragen der Demokratie, der Men- spruch hat, Krisen- und Konflikte, die für die Sie warnt davor, „daß in der EU die große schenrechte und des friedlichen Zusammen- meisten Flüchtlinge Ursache ihres gefähr- Gefahr besteht, daß wir Stück für Stück un- lebens sind heute nicht mehr nur auf natio- lichen Unternehmens sind, nachhaltig zu sere Eigenständigkeit verlieren können“. naler Ebene effektiv zu behandeln. Die Euro- lösen“, betonte Glawischnig. Denn schon jetzt müssen EU-Richtlinien päische Union will ja auch mehr als ein Frie- ohne Widerspruch umgesetzt werden, „ob es densprojekt sein. Sie will auch Demokratie- Dietrich: Österreich ist frei den Menschen im Land paßt oder nicht“. und Menschenrechtsprojekt sein.“ und muß es auch bleiben Auch die „von Brüssel verordnete Rettung „Gerade die Flüchtlingstragödien, die „Mit der Unterzeichnung des Staatsver- von Großbanken und maroden Staaten“ sei sich derzeit etwa im Mittelmeer abspielen, trags vor 60 Jahren wurde für Österreich der letztlich eine Einschränkung der Freiheit zeigen auf drastische Weise, daß das Verspre- Weg frei gemacht für einen unabhängigen, einer Nation. chen Europas für Viele tödlich sein kann. souveränen und eigenständigen Staat. Nach Besonders kritisch sind für Dietrich ange- Der Flüchtlingstragödie militärisch zu begeg- den Kriegswirren und Entbehrungen konnte sichts des Jubiläums der Staatsvertragsunter- nen wäre ein Tiefpunkt in der Geschichte des das Volk endlich aufatmen – und das muß so zeichnung die TTIP-Verhandlungen: „Freier Europäischen Projektes. Daher brauchen wir bleiben“, erklärte Team Stronach-Klubobfrau Warenverkehr ist für den Wohlstand wichtig. dringend eine gemeinsame europäische Waltraud Dietrich. Die legendären Worte Aber es darf niemals passieren, daß Konzer- Flüchtlingspolitik, die Bootsflüchtlinge ret- „Österreich ist frei!“ müssen „auch im Jetzt ne via Schiedsgerichte in die Gesetzgebung tet, versorgt und nach einem politisch ver- und in der Zukunft für unser Land gelten. eines Landes eingreifen können!“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 19 Österreich, Europa und die Welt Besuch aus Bern Die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga besuchte ihren Amtskollegen Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann in Wien

as Flüchtlingsdrama und die Personen- Dfreizügigkeit sind am 6. Mai beim Tref- fen zwischen der Schweizer Bundespräsiden- tin Simonetta Sommaruga und Bundesprä- sident Heinz Fischer in Wien im Mittelpunkt gestanden. „Es ist höchste Zeit für einen so- lidarischen Verteilungsschlüssel in Europa. Daran wird sich die Schweiz beteiligen“, sagte die Bundespräsidentin vor Journalisten in der Hofburg. „Man kann mehr tun. Es braucht europä- ische Antworten und eine gerechte Vertei- lung (...) Es gibt keine nationalstaatliche Lö- sung, es braucht europäische Konzepte (...) Europa macht nicht nichts. (...) Es gibt keine einfachen, raschen Rezepte“, so Sommaruga weiter. Bezüglich eines Verteilschlüssels stimmen Österreich und die Schweiz über- ein. Im Rahmen von Kontingenten hat sich Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga mit Bundespräsident Heiz Fischer … die Schweiz entscheiden, weitere 3000 syri- sche Flüchtlinge aufzunehmen – fast 10.000 Syrer seien bereits im Land. Österreich unterstützt die Errichtung von Aufnahmelagern in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Für Bundespräsidentin Simo- netta Sommaruga ist das „nicht die oberste Priorität“. Die Rettung der Flüchtlinge und Stabilisierung der Herkunftsländer seien vorrangig. Die Schweiz beteiligt sich an der EU-Grenzschutzagentur Frontex und ist Mit- glied des Schengen-Abkommens. Auch für Österreich ist die Aufteilung der Flüchtlinge in Europa „nach einem fairen, vernünftigem Schema“ wichtig, ergänzte der Bundespräsident. Es müsse auf menschliche und wirtschaftliche Proportionen geachtet werden. „Nur dann ist es fair.“ Zudem sei es „wichtig“, die Mittel der Entwicklungszu- Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: HBF / Peter Lechner … und mit Bundeskanzler Werner Faymann in Wien sammenarbeit (EZA) zu erhöhen. Ein zentrales Thema des Arbeitsge- einige Schattenseiten der Freizügigkeit, die Faymann: Freizügigkeit ist ein sprächs sei die Personenfreizügigkeit in der aber den zahlreichen Vorteilen gegenüberzu- wichtiger Grundpfeiler des Europäischen Union gewesen, vor dem Hin- stellen seien. „Eine Begrenzung der Zuwan- europäischen Gedankens tergrund der Schweizer Volksabstimmung derung würde dem geltenden Freizügigkeits- „Die Schweiz und Österreich verbinden des Vorjahres, mit der eine Begrenzung der abkommen mit der EU widersprechen. Aber ausgezeichnete Beziehungen und unser Einwanderung von der Regierung gefordert ich bin überzeugt davon, daß die Schweiz westliches Nachbarland wird von den Öster- wurde. „Die Freizügigkeit ist ein wichtiger einen konstruktiven Dialog mit der Euro- reicherinnen und Österreichern sehr ge- Grundpfeiler des europäischen Gedankens päischen Union zur Lösung dieser Frage füh- schätzt“, sagte Bundeskanzler Werner Fay- und ein zentrales Element der EU-Politik. ren wird“, sagte der Bundeskanzler. Nur ge- mann nach einem Arbeitsgespräch mit der Sie bringt vielen Menschen Vorteile, indem meinsam könne ein Weg gefunden werden, Bundespräsidentin der Schweizerischen Eid- sie in anderen Ländern der Europäischen um einerseits den Sorgen der Bevölkerung genossenschaft, Simonetta Sommaruga, im Union arbeiten oder studieren können“, be- gerecht zu werden und andererseits den EU- Bundeskanzleramt. tonte Faymann. Gleichzeitig gäbe es auch Prinzipien treu zu bleiben. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 20 Österreich, Europa und die Welt »Forum Salzburg«-Treffen Innenministerin Mikl-Leitner: »Westbalkan-Staaten in Terrorismusbekämpfung voll einbeziehen.« Am 4. und 5. Mai fand in St. Pölten ein erweitertes Treffen statt. Foto: BMI / A. Tuma Die TeilnehmerInnen der »Forum Salzburg«-Ministerkonferenz in St. Pölten, in der Mitte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.

ir sind uns einig: Wir müssen unsere hat im ersten Halbjahr 2015 den Vorsitz des Das „Forum Salzburg“ ist eine vom öster- WWestbalkan-Partner stärker im Kampf „Forum Salzburg“ inne. reichischen Innenministerium initiierte mit- gegen den Terrorismus einbeziehen und zwar Niederösterreichs Landtagspräsident Hans teleuropäische Sicherheitspartnerschaft. Sie bei der besseren Kommunikation unserer ge- Penz begrüßte die Teilnehmer und dankte zielt darauf ab, die Zusammenarbeit und die meinsamen Grund- und Freiheitsrechte, vor der Innenministerin für die Bereitschaft, die- gemeinsame Arbeit innerhalb der EU zu ko- allem an junge Menschen oder durch die se Konferenz in St. Pölten durchzuführen. Die ordinieren, die regionale Zusammenarbeit zu bessere Nutzung des Focal-Point-Travellers Teilnehmer an der Konferenz würden damit intensivieren und die Kooperation mit den bei Europol, um das Sicherheitsnetzwerk ge- einen Betrag leisten, „einen Mehrwert für Freunden des „Forum Salzburg“, den West- gen reisende Foreign Terrorist-Fighters zu die europäische Zusammenarbeit und ein balkan-Staaten und Moldau, zu forcieren. verstärken“, sagte Innenministerin Johanna Mehr an Sicherheit für die europäischen Beim Arbeitstreffen wurde auch eine vor Mikl-Leitner bei der Forum Salzburg-Mini- Bürgerinnen und Bürger zu schaffen“. Kurzem ergangene EU-Mitteilung zum The- sterkonferenz am 4. und 5. Mai in St. Pölten. Penz erinnerte an die tiefgreifenden Ver- ma Sicherheit und Terrorismus besprochen, „Wichtig ist auch die Einbindung der West- änderungen in den vergangenen Jahren, etwa wozu Positionen abgestimmt wurden. Dem- balkan-Staaten in die Zusammenarbeit mit den Fall von Mauern und Grenzen, die Ent- nach sollte etwa verstärkt auf mögliche Zu- der künftigen EU-Internet-Meldestelle bei stehung globaler Märkte und die vielfältige sammenhänge zwischen illegaler Migration Europol zur Entfernung radikaler islamisti- Nutzung neuen Technologien in Wirtschaft und Terrorismus geachtet werden. scher Inhalte aus dem Internet.“ und Gesellschaft. Diese Entwicklungen bräch- An der Forum Salzburg-Ministerkonfe- In mehreren Workshops setzen sich Ver- ten nicht nur mehr Wettbewerb, mehr Chan- renz unter österreichischem Vorsitz nahmen treter der „Forum Salzburg“-Mitgliedsstaa- cen und neue Möglichkeiten der Wertschöp- Innenminister aus Mittel- und Südosteuropa ten mit diesen Themen auseinander. An die- fung, sondern eröffneten auch Straftätern und teil sowie der EU-Kommissar Johannes Hahn, ser vom österreichischen Innenministerium kriminellen Organisationen mehr Möglich- der Direktor des Europäischen Unterstüt- initiierten Konferenz nehmen Innenminister keiten. „Die Notwendigkeit der internationa- zungsbüros für Asylfragen (EASO) Robert und Experten aus Mittel- und Osteuropa so- len Zusammenarbeit bei der Verbrechens- Visser, Europol-Direktor Rob Wainwright, wie Vertreter aus Einrichtungen wie Europol, bekämpfung ist deshalb größer als je zuvor“, Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock und Frontex und EU-Kommission teil. Österreich betonte der Landtagspräsident. UNHCR-Europadirektor Vincent Cochetel.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 21 Österreich, Europa und die Welt

„Wir müssen mit unseren ,Forum Salz- burg‘-Partnern gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität ver- stärken. Wir müssen auf den Erfahrungen unserer erfolgreichen Kooperation aufbauen und daraus lernen sowie die Experten in den drei zentralen Bereichen Kriminalpolizei, Grenzpolizei und Asyl unserer Länder ver- netzen. Außerdem sollten wir einen beson- deren Fokus auf den Aufbau von Kapazi- täten am Westbalkan legen und Partner wie Frontex, UNHCR und EASO voll nutzen“, sagte Mikl-Leitner. Die Innenminister diskutierten auch stra- tegische Herausforderungen im Bereich Cyber-Sicherheit. Es gelte, die Kooperation der Polizei- und Strafverfolgungsbehörden

global, EU-weit und regional zu stärken so- Foto: NÖ Landespressedienst / Filzwieser wie Europol und Interpol besser zu nützen. v.l.: EU-Kommissar Johannes Hahn, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Außerdem müßten Internet-Unternehmen Niederösterreichs Landtagspräsident Hans Penz beim Treffen in St. Pölten und die Wirtschaft eingebunden werden, da sich dort das Potential und Informationen befinden, die zur Stärkung der Cybersicher- heit notwendig sind. „Dafür braucht es einen Rechtsrahmen für Datenaustausch zwischen und mit Unternehmen. Eine strategische Her- ausforderung ist die Förderung unserer digi- talen Wirtschaft, weil wir das Vertrauen in die Sicherheit digitaler Produkte und Services stärken müssen, und zwar das Vertrauen un- serer Bürgerinnen und Bürger, unserer Wirt- schaft und unserer Regierungen“, sagte Johanna Mikl-Leitner und schlug einen „Cyber-Dialog in Mittel- und Südosteuropa“ vor. „Moderne Cyber-Sicherheitspolitik erfor- dert einen Multi-Stakeholder-Ansatz: Die re- levanten Akteure müssen eng und vertrau- Foto: BMI / A. Tuma ensvoll zusammenarbeiten. Der Schlüssel da- Die Innenministerin steht der internationalen Presse für Interviews zur Verfügung. für ist für mich eine funktionierende Public- Private-Partnerschaft zwischen Staat und Wirtschaft“, sagte die Innenministerin bei der Eröffnung der Cyber-Leistungsschau am Rande der Ministerkonferenz. „Genau diesen Weg gehen wir in Österreich: Zentrale Input- Geber und Akteure sind zum einen das Innen- ministerium und zum anderen das ,Kurato- rium Sicheres Österreich‘ (KSÖ), das die Wirtschaft einbezieht.“ Zahlreiche Unternehmen stellten bei der Leistungsschau ihre Cyber-Initiativen vor: Sail-Labs, Thales, Jura JSP, die Donauuni- versität Krems, die Wirtschaftskammer Ös- terreich, die Österreichische Staatsdruckerei, das Austrian Institute of Technology, SBA, SecConsult, Kapsch, Kaba, Joanneum Re- search, die Fachhochschule St. Pölten und

Foto: BMI / A. Tuma das Bundesministerium für Verkehr, Innova- Ein Blick auf die TeilnehmerInnen des »Forum Salzburg«-Treffens tion und Technologie. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 22 Österreich, Europa und die Welt Dänemark für Stärkung des gemeinsamen Projekts Europa Doris Bures empfängt dänischen Parlamentspräsidenten Mogens Lykketoft

m Zeichen der freundschaftlichen bilatera- Ilen Beziehungen stand am 28. April der Besuch des dänischen Parlamentspräsiden- ten Mogens Lykketoft bei Nationalratsprä- sidentin Doris Bures. Beide Seiten unterstri- chen die weitgehende Übereinstimmung zwi- schen Österreich und Dänemark in Fragen der Europapolitik und sahen überdies die Parlamente aufgerufen, bei EU-Themen stärker den Dialog mit der Bevölkerung zu führen. Sowohl Lykketoft als auch Bures zeigten sich besorgt angesichts zunehmender populistischer Strömungen in Europa und meldeten Bedenken gegenüber einer rigoro- sen Austeritätspolitik an. Wachstum dürfe nicht abgekoppelt werden von Beschäftigung, stellte die Nationalratspräsidentin klar. Nationalratspräsidentin Doris Bures und der dänische Parlamentspräsident Mogens Lykketoft: Europa muß auf die Lykketoft beim Eintrag in das Gästebuch globalen Herausforderungen reagieren die Hände spiele. Es gehe vielmehr darum, kollegen einer Meinung. Gerade in wirt- Die Europäische Union muß Handlungs- die Ungleichheiten in der Gesellschaft zu schaftlich schwierigen und unsicheren Zei- fähigkeit beweisen, betonte Mogens Lykke- bekämpfen und Beschäftigung zu schaffen. ten würden die Menschen oft nach populisti- toft und erinnerte zunächst an den Konflikt Die Parlamente wiederum sollten bei ihren schen Antworten suchen. Vor diesem Hin- zwischen der Ukraine und Rußland: „Wenn Entscheidungsprozessen die Zusammenar- tergrund sei es deshalb besonders wichtig, es uns nicht gelingt, auf europäischer Ebene beit mit der Zivilgesellschaft und den Sozial- nicht kaputt zu sparen, sondern vielmehr in für Entspannung zu sorgen, dann werden wir partnern suchen. Zukunftsbereiche zu investieren, Beschäfti- auch keinen Beitrag zur Bewältigung der gung zu schaffen und für einen sozialen Aus- globalen Herausforderungen wie Klimawan- Bures: Bevölkerung stärker in euro- gleich zu sorgen. Dies gelte sowohl auf na- del oder Wohlstandsverteilung leisten kön- päische Entscheidungen einbinden tionaler als auch auf europäischer Ebene, nen.“ In der Wirtschaftspolitik warnte der „Die Politik muß mit den Bürgerinnen unterstrich die Nationalratspräsidentin und dänische Parlamentspräsident vor einseitiger und Bürgern in einen Dialog eintreten, um begrüßte ausdrücklich das von Brüssel ge- Sparpolitik bei öffentlichen Investitionen, die Verständnis für die europäischen Entschei- plante Investitionspaket. seiner Meinung nach das Deflationsrisiko dungen und Kompromisse zu vermitteln“, erhöhe und populistischen Bewegungen in war Doris Bures mit ihrem dänischen Amts- Kopf: Kleine Länder müssen ihre Chancen in einer globalisierten Welt nützen Auch Zweiter Nationalratspräsident Karl- heinz Kopf unterstrich in seinem anschlies- senden Treffen mit Lykketoft die freund- schaftlichen bilateralen Beziehungen. Öster- reich und Dänemark vereinen aber auch die Herausforderungen und Chancen, die sich für kleine Länder in einer globalisierten Welt stellen. Aufgabe der Politik sei es, die Bür- gerInnen davon zu überzeugen, daß nicht Iso- lation, sondern die Internationalisierung jene Chancen und Perspektiven bietet die sie be- nötigten. Abschottung oder eine „Festung Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Europa“ seien die absolut falschen Konzepte v.l.: Klubobmann Reinhold Lopatka (ÖVP), Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (ÖVP), der dänische Parlamentspräsident Mogens Lykketoft, Nationalratsab- für die Menschen, betonte Kopf.  geordnete Jessi Lintl (Team Stronach) und Klubobmann Andreas Schieder (SPÖ) Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 23 Österreich, Europa und die Welt Integratives Miteinander und Weiterentwicklung Europas Mitterlehner überreicht großen Leopold Kunschak-Preis an Herman Van Rompuy

ir feiern heuer viele Jubiläen – vor 200 WJahren tagte der Wiener Kongreß, vor 70 Jahren wurde unsere Republik neu ge- gründet, wir haben 60 Jahre Staatsvertrag zelebriert und vor fünf Jahrzehnten wurde auch der erste Leopold Kunschak-Preis initi- iert und durchgeführt. Mit der heurigen Preis- verleihung haben wir versucht, diesen ge- schichtsträchtigen Jubiläen Rechnung zu tra- gen“, eröffnete Werner Fasslabend, Vorsit- zender des Kuratoriums, die 50. Verleihung der Leopold Kunschak-Preise 2015. Zahlrei- che nationale und internationale Persönlich- keiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien sind der Einladung in den Emp- fangssalon des Parlaments gefolgt. Darunter auch Preisträger der vergangenen Jahre, Mit- glieder des diplomatischen Corps und aus dem akademischen Bereich. Univ.-Prof.

Wolfgang Mazal, Vorsitzender der Wissen- Foto: Verein zur Förderung des Leopold Kunschak-Preises / Philipp Grausam schaftlichen Begutachtungskommission, be- Nach der Verleihung (v.l.): Wener Fasslabend (Vorsitzender des Kuratoriums), tonte bei seiner Würdigung der diesjährigen Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Herman Van Rompuy Preisträger, die hohe Qualität der eingereich- (EU-Ratspräsident von 2009 bis 2014) und Univ.-Prof. Wolfgang Mazal (Vorsit- zender der Wissenschaftlichen Begutachtungskommission) ten Arbeiten wie auch das individuelle En- gagement. So zeichnen sich alle Preisträger schrieben, so Mitterlehner, der weiter aus- tiker wichtiger denn je. Er denkt und handelt in ihren Bereichen durch ihren Beitrag zur führt: „Leopold Kunschak stand immer für auf einem festen christlichen Wertefunda- Weiterentwicklung der christlich-sozialen das integrative Miteinander. Er wußte, daß ment.“ Der zweite Aspekt sei darauf begrün- Arbeitnehmerbewegung, der Demokratie und ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen det, daß „Herman Van Rompuy ein Meister der sozialen Sicherheit aus – ganz im Sinne nicht gegeneinander zum Erfolg kommen, des politischen Miteinanders“ sei. Und drit- Leopold Kunschaks. „Miteinander statt ge- sondern daß wir alle in einem Boot sitzen. tens bezeichnet Mitterlehner den Preisträger geneinander – das hat Leopold Kunschak ge- Diesen prägenden Gedanken haben wir in auch als „Meister des Prägnanten“, und ver- prägt. Unter diesem Motto steht auch der der Sozialpartnerschaft seit Jahrzehnten ver- weist dabei auf die künstlerische Leistung diesjährige Preis. Und für dieses Miteinan- wirklicht.“ Van Rompuys als Experte japanischer Dicht- der steht auch jener Mann, dem wir heute den Dieses verbindende Engagement zeichne kunst. Großen Leopold Kunschak-Preis überrei- auch Herman Van Rompuy aus. „Er ist ein Nach seiner Laudatio und der Preisüber- chen dürfen – Herman Van Rompuy“, hielt Mann des Miteinanders, ein genialer Vermitt- gabe des Großen Leopold Kunschak-Preises Vizekanzler, Wissenschaftsminister Rein- ler mit einem christdemokratischen Werte- zeichnete Mitterlehner zehn Persönlichkeiten hold Mitterlehner in seiner Festrede fest. fundament“, betont der Vizekanzler. Als Prä- mit dem Wissenschaftspreis aus, drei Kan- Preise wie dieser seien wichtig, um Per- sident des Europäischen Rates von 2009 bis didaten mit dem Anerkennungspreis und sönlichkeiten wie Leopold Kunschak und 2014 habe er hinter den Kulissen dafür ge- weitere drei VertreterInnen der heimischen die Werte für die sie stehen, zu gedenken und sorgt, „daß Europa auch in schwierigsten Medienlandschaft mit dem Pressepreis. „Für weiterzuentwickeln. „Leopold Kunschak hat Zeiten funktioniert hat. Daß wir heil durch ein erfolgreiches Europa braucht es fundier- Bemerkenswertes umgesetzt. Als junger die Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen ten Journalismus, der nicht Meinung macht, Mann hat er die Arbeiterbewegung und heu- sind. Dass Europa zusammenhält und nicht sondern Meinungsbildung möglich macht. tigen ÖAAB gegründet. Er war von einer auseinanderbricht. Daß die Europäische Ich freue mich Eva Twaroch, Karl Ettinger Weitsicht geprägt, die erstaunlich war. Mit Union nach vorne und nicht zurückgeht“. Die- und Dr. Christan Nusser mit dem Pressepreis dem Ziel, daß Österreich ein Land der ser Erfolg sei das „Ergebnis harter Arbeit“ auszeichnen zu dürfen“, so Mitterlehner, der Eigentümer werden soll, hat er bereits vor und ist für Mitterlehner auf drei wesentliche allen Preisträgern herzlich gratulierte und über 50 Jahren Visionen verfolgt, die noch Punkte zurück zu führen: „Van Rompuy ist appellierte: „Machen Sie weiter so! Denn heute Gültigkeit haben“, dies sei auch im Christdemokrat. Er weiß, was Werte sind. Das damit machen Sie unser Land, damit machen neuen ÖVP-Grundsatzprogramm festge- ist für einen erfolgreichen europäischen Poli- Sie Europa noch besser.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 24 Österreich, Europa und die Welt Kaiser-Maximilian-Preis 2015 Mercedes Bresso erhält die bedeutende Auszeichnung im Zeichen Europas. Foto: IKM / Lercher Bei der Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises 2015 in Innsbruck (v.r.): Landtagspräsident Herwig van Staa, Bürger- meisterin Christine Oppitz-Plörer, die Preisträgerin Mercedes Bresso mit Gatten und Landeshauptmann Günther Platter

it der Verleihung des Kaiser-Maximi- ren Mehrwert für unsere Bürgerinnen und gemeinsamen Europas zu führen. Dafür dan- Mlian-Preises werden jährlich seit 1998 Bürger zu erzielen“, betonte Landeshaupt- ke ich Mercedes Bresso und gratuliere ihr außerordentliche Leistungen von Persön- mann Günther Platter: „Das versuchen wir in zur Verleihung des Kaiser-Maximilian-Prei- lichkeiten und Institutionen aus dem Bereich Tirol gemeinsam mit Südtirol und dem ses, mit dem das Land Tirol und die Stadt der europäischen Regional- und Kommunal- Trentino in der Europaregion. Wir sind dabei Innsbruck alljährlich ein deutliches Zeichen politik ausgezeichnet. Heuer ging diese Aus- so weit wie nie. Diesen Einsatz für die Inter- für die europäische Einigung setzen.“ zeichnung an Mercedes Bresso, Mitglied der essen der Regionen Europas und ihrer Bür- Herwig van Staa, Präsident des Tiroler Europäischen Union und ehemalige Präsi- gerinnen und Bürger hat sich auch Mercedes Landtages und selbst Träger der Medaille des dentin des Ausschusses der Regionen (AdR) Bresso in ihrem gesamten politischen Wir- Kaiser-Maximilian-Preises, honoriert die Lei- der Europäischen Union. ken verschrieben. Dafür wird ihr heute der stungen Bressos: „Mercedes Bresso hat sich Im Beisein von Tirols Landeshauptmann Kaiser-Maximilan-Preis verliehen, wozu ich über Jahrzehnte sowohl auf nationaler Ebene Günther Platter, Innsbrucks Bürgermeisterin ihr von ganzem Herzen gratuliere.“ in Italien als auch auf europäischer Ebene in Christine Oppitz-Plörer und Landtagsprä- Innsbruckers Stadtoberhaupt Christine Brüssel und Straßburg als engagierte Regio- sident Herwig van Staa nahm Bresso am 8. Oppitz-Plörer sieht die Preisträgerin als Vor- nalpolitikerin einen Namen gemacht. Sie war Mai den Preis im Rahmen eines Festaktes in bild in der regionalen und kommunalen Po- langjährige Präsidentin einer der wichtigsten der Hofburg zu Innsbruck entgegen. litik: „Nur eine starke Formierung der Ge- Regionen Italiens, nämlich des Piemont. Als meinden, Städte und Regionen vermag es, Präsidentin der RegLeg, der Konferenz der Stärke der regionalen die Interessen und Bedürfnisse auf überge- europäischen Regionen mit Gesetzgebungs- und kommunalen Politik ordneter Ebene zu vertreten und weiter zu kompetenzen, als Europaparlamentarierin „Bis vor 20 Jahren verlief gut 30 Kilome- entwickeln. Dafür braucht es engagierte und und nicht zuletzt als erste weibliche Präsi- ter südlich von Innsbruck die Brennergrenze, weitblickende Politikerinnen und Politiker, dentin des Ausschusses der Regionen setzte die Österreich von Italien trennte. Vor zwei die sich als konstituierende Elemente in der sie sich insbesondere für die Stärkung der re- Jahrzehnten sind die Grenzbalken gefallen, Vereinigung ‚Europa‘ einbringen. Mercedes gionalen und kommunalen Ebene in Europa die noch bestehenden Grenzen in unseren Bresso lebt ihren politischen Alltag im Sinne ein. Als langjähriger Weggefährte von Frau Köpfen und Herzen zu beseitigen bleibt eine des Gemeinschaftswesens. Sie ist stets be- Bresso im Ausschuß der Regionen freue ich ständige Herausforderung. Es gilt, die viel- müht die Regionen in ihrer kulturellen Ver- mich persönlich ganz besonders darüber, daß fältigen grenzüberschreitenden Netzwerke wurzelung und deren Individualität zu stär- sie die heurige Preisträgerin des Kaiser-Ma- zu nützen und zu bündeln, um einen spürba- ken und gut in den Zusammenschluß des ximilian-Preises ist.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 25 Österreich, Europa und die Welt Foto: IKM / Lercher v.l.: Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, die Preisträgerin Mercedes Bresso, Landtagspräsident Herwig van Staa und Landeshauptmann Günther Platter schreiten vor der Hofburg zu Innsbruck die Schützenkompanie Innsbruck-Reichenau ab.

Der Verleihung im Riesensaal der kaiser- Politik engagierte. Seit 2014 ist sie Mitglied Bisherige PreisträgerInnen lichen Hofburg ging der landesübliche Emp- des Europäischen Parlaments. 1998 Jordi Pujol, Präsident von Katalonien fang voraus. Unter den zahlreichen Ehrengä- 1999 Josef Hofmann, Ehrenpräsident des sten befanden sich der Generalsekretär des Der Kaiser-Maximilian-Preis RGRE Kongresses der Gemeinden und Regionen Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck 2000 Luc van den Brande, Präsident der des Europarates (KGRE), Andreas Kiefer, haben im Jahr 1997 aus Anlaß der Vollen- VRE und der Vizepräsident des KGRE, Clemens dung des 85. Lebensjahres des langjährigen 2001 Baroness Farrington of Ribbleton, Lammerskitten, sowie zahlreiche Mitglieder Bürgermeisters der Stadt Innsbruck und Prä- Großbritannien der Tiroler Landesregierung, VertreterInnen sidenten des Tiroler Landtages, Alois Lugger, 2002 Erwin Teufel, Ministerpräsident des des Stadtsenates und Gemeinderates, Reprä- den Kaiser-Maximilian-Preis (Europapreis für Landes Baden Württemberg, und sentantInnen des konsularischen Korps, Regional- und Kommunalpolitik des Landes Heinrich Hoffschulte, mehrere Delegierte des Europarates, Vertre- Tirol und der Stadt Innsbruck) gestiftet – in 1. Vizepräsident des RGRE terInnen der Behörden und der Universität Anerkennung seiner Verdienste um Europa. 2003 Alain Chénard, Präsident des KGRE und EhrenzeichenträgerInnen. Die Auswahl der Preisträgerin/des Preis- a. D. trägers erfolgt alljährlich durch eine interna- 2004 Elisabeth Gateau, Generalsekretärin Die Preisträgerin 2015 tionale Jury. Die Jury besteht aus Vertre- der Weltunion der Kommunen Mercedes Bresso wurde am 12. Juli 1944 terInnen des KGRE, des AdR, des Rates der 2005 Jan Olbrycht, Mitglied des in San Remo, der italienischen Provinz Im- Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) Europäischen Parlaments peria in Ligurien, geboren. und der Versammlung der Gemeinden und 2007 Michael Häupl, Präsident des RGRE 1969 promovierte sie in Volkswirt- Regionen Europas (VRE). In dieser Jury und schaftslehre und ist seit 1973 Professorin des sind auch das Land Tirol, die Stadt Inns- Graham Meadows, Generaldirektor wirtschaftswissenschaftlichen Institutes an bruck und die Leopold-Franzens-Universität a.D. der Europäischen Kommission der Fakultät für Ingenieurwesen der Poly- Innsbruck vertreten. 2008 Dora Bakoyannis, griechische technischen Universität Turin. Der Preis selbst besteht aus einer Ur- Außenministerin Ihr beruflicher Werdegang ist vielfältig, kunde und einer Medaille (Schautaler von 2009 Giovanni Di Stasi, ehemaliger weitreichend und international. Unter ande- 1509 Kaiser Maximilian I.) sowie einem Präsident des KGRE rem war sie zehn Jahre lang (1985 – 1995) Geldpreis in der Höhe von 10.000 Euro. 2010 Halvdan Skard, ehemaliger Präsident Mitglied der piemontesischen Regionalregie- des KGRE rung und Regionalministerin für Bauwesen Auswahl der PreisträgerInnen 2011 Danuta Hübner, Mitglied des und Städteplanung. Von 1995 bis 2004 war sie Mit der Verleihung des Kaiser-Maximi- Europäischen Parlamentes und Präsidentin des Provinzrates von Turin und lian-Preises werden jährlich außerordentli- Vorsitzende des Ausschusses für ab 1998 Mitglied des AdR und seines Prä- che Leistungen von Persönlichkeiten und Regionale Entwicklung (REGI) sidiums. 2004 gründete sie als Präsidentin Institutionen aus dem Bereich der europäi- 2012 Keith Whitmore, Präsident des die United Cities and Local Governments und schen Regional- und Kommunalpolitik aus- KGRE war Mitbegründerin der Organisation Cités gezeichnet. Besondere Berücksichtigung fin- 2013 Karl-Heinz Lambertz, Minister- et Gouvernements locaux Uni. Zahlreiche den Bemühungen um die Verwirklichung des präsident der Deutschsprachigen Tätigkeiten und Vorsitze folgten in den kom- Grundsatzes der Subsidiarität, der Inhalte Gemeinschaft Belgiens menden Jahren, in denen sie sich prioritär in der Charta der Lokalen Selbstverwaltung und 2014 Herwig van Staa, Präsident des den Kommissionen und Vereinigungen zur der Charta der Regionalen Selbstverwaltung Tiroler Landtages und Präsident des Stärkung der regionalen und kommunalen des Europarates. KGRE 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 26 Österreich, Europa und die Welt Zwei Aktuelle EU-Umfragen Jugendliche fühlen sich als EuropäerInnen

sterreichs Jugend steht der EU-Mit- 77 % der Jugendlichen („auf jeden Fall“: 28 %, lich auf EU-Ebene, für 17 % ist die regiona- Ögliedschaft klar positiv gegenüber. Drei „eher schon“: 49 %). Insgesamt 21 % emp- le Ebene in dieser Hinsicht maßgebend. von vier Jugendlichen fühlen sich als Euro- finden dies „eher nicht“ (15 %) bzw. „über- „Wichtig ist es daher, über den Europatag päerInnen. Ihr Interesse an europapolitischen haupt nicht“ (6 %) so. Männliche, ältere so- am 9. Mai hinaus, die von vielen Jugendli- Entwicklungen hält sich jedoch in Grenzen. wie Befragte aus Berufs-/Fachschule sehen chen als abstrakt wahrgenommene EU konti- Genau das sollte sich ändern“, sagt Paul sich etwas häufiger nicht als EU-Bürger. nuierlich sichtbar zu machen“, sagt Schmidt. Schmidt, Generalsekretär der Österreichi- Jugendliche sind jedoch deutlich stärker „Die gegenwärtigen Herausforderungen bie- schen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) am heimischen politischen Geschehen inter- ten genügend Inhalt für kontroverse Debat- im Hinblick auf eine aktuelle Umfrage unter essiert, als an jenem auf EU-Ebene. Insge- ten. Gerade junge Menschen sollten europä- 2267 Jugendlichen, die im Zeitraum Septem- samt 71 % gaben an, Interesse am Politikge- ische Entwicklungen kritisch hinterfragen ber 2014 bis April 2015 bundesweit durch- schehen in Österreich zu haben (26 % „sehr“, und über ihre Rechte und Chancen Bescheid geführt wurde. Die EU-Mitgliedschaft Ös- 45 % „eher schon“), 29 % verneinten dies wissen. In besonderem Maße gilt das für Ös- terreichs wird von einer Mehrheit der be- (21 % „eher kein“, 8 % „gar kein Interesse“). terreich, das EU-weit nach wie vor das ein- fragten Jugendlichen (61 %) als „gute Sache“ „Europapolitische Entwicklungen werden mit zige Land ist, in dem ab 16 gewählt werden empfunden, nur 10 % sehen sie explizit als weitaus weniger Aufmerksamkeit verfolgt“, kann“. „schlechte Sache“. Etwa ein Viertel nimmt meint Schmidt. „Lediglich jede/r Zweite Die Umfrage wurde im Rahmen des eine neutrale Position ein („weder gut noch interessiert sich dafür. Weniger Interesse zei- Projekts „EUROPA#wasistjetzt“ (Wanderaus- schlecht“: 28 %). gen etwa Jugendliche aus Berufs- oder Fach- stellung bzw. Berufsschul-Tour) österreich- Je jünger die Jugendlichen, desto EU- schulen“. Insgesamt haben 47 % Interesse am weit im Zeitraum September 2014 bis Mitte freundlicher ihre Einstellung: 71 % der Be- Politikgeschehen in der EU (10 %: „sehr“, April 2015 durchgeführt. 2267 Jugendliche fragten bis 15 Jahre äußern sich positiv zur 37 %: „eher schon“). 37 % haben „eher kein“, an 50 Schulen wurden schriftlich befragt. EU-Mitgliedschaft (6 % „schlechte Sache“). 13 % „gar kein Interesse“ daran. Die Wanderausstellung ist ein gemeinsames Bei den 16 bis 18jährigen sind es 61 % (10 % Jede/r zweite befragte Jugendliche gibt an, Projekt der Österreichischen Gesellschaft für „schlechte Sache“), bei jenen über 19 Jahre daß jene Entscheidungen, die für ihr/sein per- Europapolitik, des Bundesministeriums für 52 % (13 % „schlechte Sache“). Die rest- sönliches Leben relevant sind, auf nationaler Europa, Integration und Äußeres und der lichen Befragten äußern sich jeweils neutral. Ebene getroffen werden (55 %). Für nur 19 Vertretung der Europäischen Kommission in Als EU-BürgerIn fühlen sich insgesamt % fallen diese Entscheidungen hauptsäch- Österreich.

78 Prozent unterstützen Asylzentren in Nordafrika – 52 Prozent für mehr legale Wege in die EU – 49 Prozent für mehr Entwicklungszusammenarbeit

or dem Hintergrund der humanitären 71 % würden ein EU-weites Quotensy- notwendigen ersten Schritt gesetzt“, so VTragödien im Mittelmeer sprechen sich stem befürworten, das sich nach der Ein- Schmidt. „Obwohl Maßnahmen wie die Zer- die ÖsterreicherInnen für neue Wege im wohnerzahl und dem Wohlstandsniveau des störung von Schlepperbooten oder die vor- Umgang mit Flüchtlingen und Asylsuchen- jeweiligen EU-Landes richtet. 22 % äußern erst vorübergehende Aufteilung von Flücht- den aus“, sagt Paul Schmidt, ÖGfE-Gene- sich ablehnend (7 % „weiß nicht/k.A.“). lingen auf die Mitgliedsstaaten noch umstrit- ralsekretär, vor dem Hintergrund einer ak- 52 % sagen, daß Flüchtlingen mehr lega- ten sind, steht fest: Nur eine gemeinsam ge- tuellen Umfrage der Österreichischen Gesell- le Möglichkeiten gegeben werden sollten, tragene europäische Strategie kann auch schaft für Europapolitik (ÖGfE), die vom 4. um in die EU zu kommen. 31 % lehnen dies nachhaltig funktionieren. Die Mitgliedsstaa- bis 12. Mai bundesweit durchgeführt wurde. ab, 17 % konnten sich zu diesem Aspekt ten müssen jetzt in die Pflicht genommen „69 % befürworten eine ständige EU-Ret- keine Meinung bilden. werden, Solidarität zu zeigen.“ tungsmission, 71 % eine EU-weite Quoten- 78 % sprechen sich für die Errichtung Die Umfrage wurde von der Sozialwis- regelung. Zustimmung findet auch der Vor- von Asylzentren in Nordafrika aus. 11 % ste- senschaftlichen Studiengesellschaft vom 4.- schlag, Asylzentren in Nordafrika einzurich- hen dieser Idee ablehnend gegenüber (10 % 12. Mai 2015 im Auftrag der ÖGfE durchge- ten. Auch sollten legale Möglichkeiten, nach „weiß nicht/k.A.“). führt. Befragt wurden österreichweit 521 Europa zu kommen, geschaffen werden.“ 49 % der Befragten plädieren für eine Er- Personen per Telefon (repräsentativ für die 69 % der befragten ÖsterreicherInnen höhung der österreichischen Mittel für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/ sind dafür, daß die EU eine ständige Ret- Entwicklungszusammenarbeit. 35 % sind Gewichtung nach Geschlecht, Alter und tungsmission einrichten sollte, um in Seenot nicht dieser Ansicht (16 % „weiß nicht/ Bildung). Maximale Schwankungsbreite ca. geratenen Flüchtlingen zu helfen. 21 % spre- k.A.“). +/- 4,5 %. Differenz auf 100 % aufgrund ge- chen sich dagegen aus (11 % „weiß nicht/ „Mit dem Vorschlag einer neuen Migra- rundeter Werte.  keine Angabe“ = k.A.). tionsagenda hat die EU-Kommission einen http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 27 Österreich, Europa und die Welt Aktiv im Auftrag der EU Seit 20 Jahren ist Österreich Mitglied der EU. Kooperiert wird auch in der Entwicklungszusammenarbeit: 67 Millionen Euro hat die Austrian Development Agency bereits für die EU umgesetzt.

sterreich ist als Mitgliedsstaat der Euro- Öpäischen Union Teil der größten Geber- gruppe weltweit. Die EU stellt 55 Prozent der Gesamtmittel für Entwicklungszusammen- arbeit zur Verfügung und trägt zur Bekämp- fung von Armut bei. „Wenn die europäischen Mitgliedsstaaten entwicklungspolitisch an einem Strang ziehen, können wir wichtige Werte Europas, wie Meinungsfreiheit, Rechts- staatlichkeit oder Frieden und Sicherheit, auch in unseren Partnerländern stärken. Ge- meinsam verbessern wir die Lebensbedin- gungen von Millionen Menschen und schaf- fen durch positive sozialwirtschaftliche Ent- wicklungen Zukunftsperspektiven“, betonte Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency anläßlich des Europa- tags am 9. Mai. Die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichi- schen Entwicklungszusammenarbeit, wickelt seit sieben Jahren als bewährter Partner Pro- Die ADA unterstützt Uganda – auch mit EU-Mitteln – dabei, Kleinstädte mit gramme und Projekte für die EU ab. „Unser sauberem Trinkwasser zu versorgen. Know-how wird geschätzt. Rund 67 Mio. Euro haben wir seit der Akkreditierung 2008 für Projekte der EU in Entwicklungsländern bekommen“, erklärt Ledolter. Im Auftrag der Kommission setzt die ADA aktuell acht Vor- haben um.

Aufwind für Tourismus in Serbien Mit 20 Mio. Euro wird in Serbien etwa die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Donauraumes gefördert. „17 Teilprojek- te entlang der Donau setzen Impulse für die Wirtschaft und schaffen tausende neue Jobs. Diese werden dringend benötigt. Mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen in Serbien ist arbeitslos“, sagt Ledolter. Neben diesen Teil- projekten in zahlreichen ländlichen Gemein- den investiert die EU auch 6,6 Mio. Euro in die Renovierung der mittelalterlichen Fe- stung Golubac und den Bau eines modernen BesucherInnenzentrums. Mit weiteren 4,4 Fotos: ADA Mio. Euro ist bis Juni 2016 die Fertigstellung Im serbischen Donauraum arbeiten Österreich und die EU gemeinsam an sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung. einer neuen Trinkwasserversorgung für 27.000 BewohnerInnen und TouristInnen der seit 20 Jahren für die Wasser- und Sanitär- sich auch die Europäische Kommission. Hafenstadt Veliko Gradište geplant. versorgung in Kleinstädten. Aus einem klei- 2012 stellte sie über die ADA 30,5 Mio. nen Pilotprojekt wurde mittlerweile ein na- Euro bereit. Rund 650.000 Menschen wer- Sauberes Wasser für alle in Uganda tionales Programm zum landesweiten Aus- den Zugang zu sauberem Trinkwasser be- Im ostafrikanischen Staat Uganda enga- bau der Trinkwasserversorgung und Sied- kommen.  giert sich die Austrian Development Agency lungshygiene. An der Finanzierung beteiligt http://www.entwicklung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 28 Österreich, Europa und die Welt HORIZONT3000 entsendet 600. EntwicklungshelferIn Landeshauptmann Josef Pühringer verabschiedete Oberösterreicherin Sophie Lenz

ie Wirtschaftsinformatikerin Sophie DLenz bereitet sich gerade auf ihren Ein- satz in Mosambik vor. Im Mai wird die ge- bürtige Oberösterreicherin ausreisen um die Katholische Universität Mosambik (UCM) für zwei Jahre als Beraterin im e-Learning zu unterstützen. Es ist der 600. Personalein- satz seit dem Jahr 2000, dem Gründungsjahr von HORIZONT3000. Damals wurde der Ös- terreichische Entwicklungsdienst (ÖED), das Institut für Internationale Zusammenarbeit (IIZ) und die Kofinanzierungsstelle für Ent- wicklungszusammenarbeit (KFS) zusam- mengelegt; HORIZONT3000 fungiert seit- her als einzige Personalentsendeorganisation im Rahmen der Österreichischen Entwick- lungszusammenarbeit. „Entwicklungszusammenarbeit hat in Oberösterreich eine große Tradition. Ihre Pio- niere sind von Anfang an für die Idee der Foto: Land OÖ / Stinglmayr personellen Entwicklungszusammenarbeit LH Josef Pühringer mit Sophie Lenz und Thomas Vogel von Horizont3000 gestanden. Seither sind Menschen in Ent- sammenarbeit mit der Austrian Development die sich mit einem zweijährigen Personalein- wicklungs- und Schwellenländer gegangen Agency (ADA), der Agentur der Österreichi- satz für eine menschengerechte Entwicklung und haben dort einen großartigen Dienst an schen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA), engagieren, sehr dankbar.“ ihren Mitmenschen geleistet, die Hilfe am durchgeführt. 70 Prozent des Programms wer- HORIZONT3000 verfügt über Regional- dringendsten gebraucht haben. Wann immer den von der ADA finanziert, 30 Prozent von und Länderbüros in Uganda, Mosambik, Ni- sie erzählen, wird spürbar, mit wieviel Be- kirchlichen Organisationen. ADA-Geschäfts- caragua und Papua Neuguinea, die geeignete geisterung, Mut und Einsatzfreude sie an ihre führer Martin Ledolter ist stolz auf das Per- Partnerorganisationen auswählen und die Ein- Arbeit heran gegangen sind. Dieses Engage- sonalentsendeprogramm: „Die personelle sätze vor Ort betreuen. Offene Stellen werden ment werden wir auch künftig brauchen. Ne- Entwicklungszusammenarbeit ist ein wichti- laufend auf der Website von HORIZONT3000 ben den für Entwicklungszusammenarbeit ges Instrument beim Aufbau von Fachkräf- ausgeschrieben. Interessierte durchlaufen ein eingesetzten finanziellen Mitteln, zu denen ten und leistungsfähigen zivilgesellschaftli- mehrstufiges Auswahlverfahren, bevor sie ich mich bekenne, ist mir gleichzeitig be- chen Organisationen in den Partnerländern für konkrete Einsätze vorbereitet werden.  wußt, daß sie wenig Wirkung entfalten wür- der OEZA. Wir sind den ÖsterreicherInnen, http://www.horizont3000.at den, würden nicht Persönlichkeiten dafür sorgen, daß vor Ort das Beste aus ihnen gemacht wird. Herzlichen Dank dafür“, so Europäischer Jugendkarlspreis 2015: Landeshauptmann Josef Pühringer bei der Verabschiedung der Oberösterreicherin. Österreichisches Projekt auf Platz 3 „Das Berufsfeld der entsandten Projekt- er Jugendkarlspreis wird jährlich für Solution Against Unemployment (Zypern) mitarbeiterInnen hat sich in den letzten 15 Jah- DProjekte vergeben, die ein gemeinsames und Infoactualidad (Spanien) zuerkannt. ren stark geändert“, erklärt HORIZONT Bewußtsein europäischer Identität und Inte- Das österreichische Projekt Social Soccer 3000-Geschäftsführer Erwin Eder. „Ging es gration unter jungen Menschen fördern. Das Cup (SSC) ist ein internationales Fußballtur- vor 15 Jahren oft um die Ausbildung lokaler Twitter-Projekt @RealTime WW1 aus Lu- nier für Jugend- und Sozialeinrichtungen aus Fachkräfte, so steht heute meist die Organi- xemburg, hat den ersten Preis gewonnen. ganz Europa. Es wird von jungen Menschen sationsberatung im Mittelpunkt. Immer öfter Der Präsident des EU-Parlaments, Martin im „ClickIn-Jugendtreff“ für Jugendliche aus werden Beratungen auch im Verbund mehre- Schulz, überreichte ihn. Der zweite Preis ging anderen Ländern organisiert. Ziel ist es, daß rer Organisationen durchgeführt. Personal- an das Fronterras – European (border)line, sie zusammenkommen, um Vorurteile abzu- einsätze können so eine enorme Breiten- und ein Web-Projekt (Frankreich), Der dritte bauen und weitere gemeinsame Projekte Langzeitwirkung entfalten.“ Preis wurde gemeinsam dem Social Soccer initiieren.  Das Personalprogramm wird in enger Zu- Club (Österreich), Entrepreneurship, the http://www.socialsoccercup.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 29 Österreich, Europa und die Welt Das Vergessen nährt die Unbekümmertheit Unter diesem Leitwort stand das Landesgedenken an den Ersten Weltkrieg 2015 in Innsbruck. Die Landeshauptmänner Platter (Tirol), Arno Kompatscher (Südtirol) Ugo Rossi (Trentino) die gesamte Bevölkerung der Euregio dazu eingeladen.

uf den Einzug der Traditionsverbände Aaus den drei Landesteilen am Vorplatz des Tiroler Landestheaters folgte der ge- meinsame Gottesdienst, den die Diözesanbi- schöfe Manfred Scheuer, Ivo Muser und Ge- neralvikar Michele Tommasi zelebrierten. Nach dem Gottesdienst gedachte Tirols Lan- deshauptmann Günther Platter der Gefalle- nen vor zahlreichen Zuschauenden aus den drei Regionen: „Dieses heutige Landesge- denken erinnert uns daran, daß Tirol mit dem Kriegseintritt Italiens vor 100 Jahren selbst Kriegsschauplatz wurde. Es steht im Anden- ken an die Gefallenen und damit auch im Dienst von Aufarbeitung, Versöhnung und Zukunftsgestaltung.“ „Wir gedenken heute natürlich der Opfer, doch unser Gedenken gilt auch den Ursa- chen für den Ersten Weltkrieg, nämlich Na- tionalismus, Imperialismus und Hegemonis- Die drei Landeshauptleute Ugo Rossi, Günther Platter und Arno Kompatscher (v.l.) mus“, sagte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, „deshalb geht es heute darum, die richtigen Schlüsse aus der Ver- gangenheit zu ziehen, damit wir weiterhin gemeinsam an einem friedlichen Europa arbeiten.“ Der Trentinter Landeshauptmann Ugo Rossi betonte darüberhinaus: „Jeder Krieg ist eine Niederlage, denn er fordert viele Op- fer. Nach zwei Weltkriegen haben wir in Europa Brücken und Straßen des Friedens gebaut, die bis heute gut halten. Die wahren Brücken des Friedens können wir Menschen aber nur in unseren Köpfen errichten.“ Am Nachmittag wechselte der Schau- platz in die Dogana des Congress Innsbruck, wo sich Jugendliche mit der Frage „Was damals war, wie wir es heute sehen und was wir für morgen tun müssen“ beschäftigten. Zudem präsentierten die Gewinner des Tiro- ler „Youth Song Contest“ ihre Arbeiten, die sie zum Leitsatz des Eurovision Song Con- Fotos: Land Tirol / Berger Der Einzug des Gedenkkreuzes, getragen von Mitgliedern der Schützenverbände test „Building Bridges“ und dem des Lan- aller drei Regionen desgedenkens „Brücken für den Frieden“ entwickelt hatten. Ein Euregio-Konzert mit dem Landesju- pellmeister Hermann Pallhuber durch das Im Anschluß daran führten die drei Lan- gendblasorchester und Musikern aus Tirol, Sinfonische Blasorchester des Musikgymna- deshauptleuten ein Gepräch zum Thema Krieg Südtirol und dem Trentino sowie die Urauf- siums Innsbruck bildeten den Abschluß der und Erinnerung. führung einer Komposition von Landeska- Veranstaltung. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 30 Österreich, Europa und die Welt Studiengruppe des Holocaust Education Centre Toronto in Wien er Jewish Welcome Service (JWS) führt Dneben dem Besuchsprogramm für ver- triebene jüdische BürgerInnen und vielen anderen Aktivitäten seit einigen Jahren auch Programme für die jüngere Generation durch. Neben Kooperationen mit amerikani- schen Organisationen (AJC ACCESS, ADL, Hillel Baltimore) gibt es seit 2011 eine Ko- operation mit der Jewish Federations of Canada. 2014 konnte der JWS ein erfolgreiches Programm für Young Professionals (zwi- schen 25-35) in Kooperation mit dem Sarah and Chaim Neuberger Holocaust Centre Toronto und dem Österreichischen Aus- landsdienst etablieren. Vom 27. April bis 6. Mai war nun zum zweiten Mal eine Gruppe auf Wien-Besuch. Ziel ist das Kennenlernen von Wien als moderne, europäische Metro- Die Studiengruppe im BMEIA mit Gesandten Martin Weiss, der ab November 2015 pole und einer vielfach engagierten Jüdi- als österreichischer Botschafter in Israel tätig sein wird, … schen Gemeinde. Die Gruppe absolvierte ein vielfältiges Programm. Es gab einen regen Gedanken- austausch im Außenministerium u.a. mit Ge- sandten Martin Weiss, sowie eine Führung durchs Parlament. Ein Höhepunkt war auch der Besuch im Wiener Rathaus, wo sich Kul- turstadtrat Andreas Mailath-Pokorny viel Zeit für die Gäste und ihre Fragen nahm. Im Programm durfte natürlich eine Tour durch Wien mit Schloß Schönbrunn und Pra- ter nicht fehlen. Die Gruppe besuchten auch die Albertina wie das Österreichische Film- museum. Dort präsentierte Ingo Zechner Filme aus dem historischen Archiv. Ein wei- terer Programmpunkt war der Besuch des Dokumentationsarchivs des österreichischen Fotos: JWC / Michael Rajzman … und zu Besuch bei Kulturstadtrat Mailath Pokorny im Wiener Rathaus Widerstands, wo die sie mit dem wissen- schaftlichen Leiter Gerhard Baumgartner ein stätte Schloß Hartheim und des Mauthausen Besuch nur ein Anfang für sie war und viele sehr interessantes und informatives Ge- Memorial. von ihnen wieder Wien und damit Österreich spräch führen konnte. Den letzten Abend verbrachte die Gruppe besuchen werden. Wesentlich war das Kennenlernen des Jü- bei einem gemeinsamen Abendessen. Die Finanziert wird die Tätigkeit des Jewish dischen Wien einst und jetzt: eine Tour durch jungen Kanadier bedankten sich bei Gene- Welcome Service von der Stadt Wien, mit die Leopoldstadt, ein Treffen mit SchülerIn- ralsekretärin Susanne Trauneck vom JWS Unterstützung der Republik Österreich und nen des Zwi-Perez-Chajes-Campus (ZPC) für den wunderbaren Aufenthalt und das vom Wiener Städtische Versicherungsverein, und BewohnerInnen des Maimonides Zen- breit gefächerte Programm und bei Gedenk- Hauptaktionär der Vienna Insurance Group. trums. diener Alexander Schelischansky vom Ös- 1980 wurde die Organisation auf Initia- Historikerin Tina Walzer führte die Gäste terreichischen Auslandsdienst für die gute tive des damaligen Bürgermeisters Leopold durch den jüdischen Friedhof in der See- Betreuung. Gratz und des Stadtrats Heinz Nittel gemein- gasse, weiters standen ein Besuch des Jü- Die TeilnehmerInnen der Studienreise wa- sam mit dem 2007 verstorbenen Leon Zel- dischen Museums und des Sigmund Freud ren das erste Mal in Österreich, einige von man gegründet. Präsident ist der jeweilige Museums auf dem Programm. Besonders ihnen hatten Wiener Wurzeln und am Ende Bürgermeister der Stadt Wien.  emotional waren die Besuche der Gedenk- dieses Aufenthalts war spürbar, daß dieser http://www.jewish-welcome.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 31 Österreich, Europa und die Welt Österr. Hospiz Jerusalem erhielt Reliquie Kaiser Karls Feierliche Reliquieneinsetzung zu Christi Himmelfahrt mit dem Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Gänswein, und zahlreichen Mitgliedern der Familie Habsburg-Lothringen Foto: Erzbischof Georg Gänswein bei der Weihe des Reliquiars Kaiser Karls, das von Gabriela Habsburg-Lothringen gestaltet wurde.

m Österreichischen Hospiz in Jerusalem in Form einer Reliquieneinsetzung in der Ka- im Ersten Weltkrieg. Angelastet wurde Karl Ikam es zu Christ Himmelfahrt (14. Mai) zu pelle des Österreichischen Hospizes in Jeru- zudem, nach 1918 versucht zu haben, in Un- einem besonderen Ereignis: Erzbischof Georg salem nach“, hieß es in einer Aussendung des garn die Monarchie auch mit militärischen Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses Hospizes. Erzbischof Gänswein, der der Feier Mitteln zu restaurieren. und Sekretär des emeritierten Papstes Bene- vorstand, war mit Otto von Habsburg be- Der Vatikan betonte, die Seligsprechung dikt XVI., deponierte eine Reliquie des Se- freundet. gelte nicht der Habsburgermonarchie, son- ligen Kaisers Karl in der Kapelle des Hospi- Karl I. (1887-1922) wurde am 3. Oktober dern allein der Person Karls und der von ihm zes. Zur Feier der Reliquieneinsetzung wa- 2004 von Papst Johannes Paul II. selig ge- gelebten „Heiligkeit eines Christgläubigen“. ren zahlreiche Vertreter des Hauses Habs- sprochen, der damals betonte, Kaiser Karl burg-Lothringen angereist. Das Reliquiar, habe von Anfang an sein Herrscheramt „als Rektor Markus St. Bugnyar das einen Knochenpartikel des Seligen Karl heiligen Dienst an seinen Völkern“ verstan- Der Rektor des Österreichischen Hospi- enthält, wurde von Gabriela Habsburg-Lo- den: „Sein ernstes Bestreben war es, der Be- zes zur Heiligen Familie in Jerusalem, Mar- thringen gestaltet, die einen Lehrstuhl an der rufung des Christen zur Heiligkeit auch in kus St. Bugnyar, sagte in seiner Ansprache: Staatlichen Akademie der Künste Tiflis in seinem politischen Handeln zu folgen. Dabei „Via Dolorosa. So lautet die Adresse des Ös- Georgien innehat. war ihm der Gedanke der sozialen Liebe terreichischen Hospizes zur Heiligen Fami- „Kaiser Karl war zu seinen Tagen eine wichtig.“ lie in Jerusalem. Als dieses Gästehaus Öster- Wallfahrt nach Jerusalem durch die Wirren Die Seligsprechung des letzten Habs- reich-Ungarns 1854 durch den Erzbischof des Ersten Weltkrieges verunmöglicht. Im burger-Monarchen sorgte freilich auch für von Wien gemeinsam mit Kaiser Franz zehnten Jahr seiner Seligsprechung kommt Debatten. Kritiker verwiesen auf den Einsatz Joseph gestiftet wurde, wollten wir nicht ir- seine Familie diesem einst gehegten Wunsch von Giftgas durch österreichische Truppen gendwo im Heiligen Land präsent sein, son-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 32 Österreich, Europa und die Welt Foto: Nach der feierlichen Reliquieneinsetzung in der Kapelle des Hospizes in Jerusalem (v.l.): Philip Graf von Neipperg, Monika Herzogin von Santangelo, , , Erzbischof Georg Gänswein, , Michaela von Habsburg, , Walburga Gräfin Douglas und Rektor Stefan Bugnyar dern inmitten der Altstadt von Jerusalem; na- niemand zu sagen. So ist das wunderschön körpert hat, in denen er außergewöhnlich war: he an den Heiligsten aller Stätten – einer gearbeitete Reliquiar in Kreuzesform – Erz- Zunächst, und das scheint uns heute oft als Großmacht würdig. Doch schon die Adresse herzogin Gabriela sei dafür besonders besonders markant, war er in seiner schwe- sollte an die Vorläufigkeit aller irdischen gedankt! – nicht bloß passend für diese habs- ren Verantwortung für ein Großreich mit vie- Macht erinnern, uns vor Hochmut bewahren. burgische Stiftung im Orient. Vielmehr sol- len Völkern zuerst ein leidenschaftlicher und Daß ,Herrschen‘ zuallererst ,Dienen‘ be- len Karls Bemühungen um ein friedliches hingebungsvoller Familienmensch. Er hatte deutet, wußte der Selige Kaiser Karl gut. Die Zusammenleben der Völker nicht nur ein acht Kinder und hat sich in schwierigsten Zei- wenigen Jahre seiner Regentschaft erinnern neues Europa inspirieren, sondern auch uns ten des Krieges und des Exils um eine große in Vielem an eine persönliche Via Dolorosa: in Israel und Palästina zum Vorbild werden.“ Familie gekümmert. Zweitens war er auch Den Thron bestiegen inmitten eines Krieges, ein Politiker, der einen großen Vierlvölker- der an Brutalität alles bis dahin Gesehene bei Karl Habsburg-Lothringen staat gelenkt hat, der sich auch unter schwie- weitem übertraf. Karl Habsburg-Lothringen, Oberhaupt rigsten Umständen, im Krieg mit Folge- Das alte Europa zerbrach, ein neues soll- des Hauses, sagte: „Für den seligen Kaiser erscheinungen wie Hunger, Mangel und Not te in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahr- Karl hat sich heute ein Kreis geschlossen: allerorten befunden hat. Er war aber auch ein hunderts nicht entstehen können. sein Pilgerweg, der ihn durch die schwierig- Soldat, der in einem großen Krieg eine füh- Seine Exzellenz, Erzbischof Dr. Georg sten Zeiten seines Lebens und insbesondere rende, wenn auch durch den deutschen Gänswein hat im feierlichen Gottesdienst zu seiner Regierungsverantwortung in der Zeit Bündnispartner beschränkte Kommando- Christi Himmelfahrt vor wenigen Minuten eines furchtbaren Krieges geführt hat, des- funktion innehatte und daher die Verant- eine Reliquie des Seligen Karl in unserer sen Grausamkeiten ihm wie keinem anderen wortung für Millionen von Soldaten und den Hauskapelle eingesetzt. Dafür sei ihm herz- Staatsoberhaupt aus eigener Anschauung be- Gang der Ereignisse getragen hat. Er war lich gedankt. wußt gewesen sind, der Pilgerweg, den er im eine Persönlichkeit, die versucht hat, seinen Mögen die Pilgerinnen und Pilger Öster- festen Glauben und seiner unerschütterlichen Glauben, seine innere Überzeugung und sein reichs in den Grenzen der Monarchie durch Friedenssehnsucht immer vorangeschritten Vertrauen in Gott in jeder Funktion, die er das Vorbild des Seligen ermuntert werden, ist, der ihn nun, annähernd 100 Jahre später, eingenommen hat – als Familienvater, als ihr Lebensschicksal vertrauensvoll anzuneh- endgültig auch zu jenem Heilsort geführt hat, Politiker und auch als Soldat – einzubringen. men und auf Gott in allen Lebenslagen zu nach dem er sich immer gesehnt hatte und zu Er hat sein Leben immer als Weg gesehen – vertrauen. Dem Chef des kaiserlichen Hau- dem gelangen ihm zu seinen Liebzeiten nie den seine Enkel- und Urenkelkinder in sei- ses Habsburg – Erzherzog Karl – danken wir vergönnt gewesen war – nach Jerusalem.“ nem Geiste heute zu Ende gehen dürfen.“ für die Überlassung dieser Reliquie, die uns „Die Seligsprechung von Kaiser Karl war Das Österreichische Hospiz „zur Heili- im 10. Jahr der Seligsprechung des Kaisers verglichen mit anderen Selig- und Heilig- gen Familie“ ist eine Pilgerherberge der ka- erreicht. sprechungen der vorangegangenen Jahre und tholischen Kirche Österreichs in Jerusalem. Auch Jerusalem und mit ihm das Heilige Jahrhunderte unserer Kirche eher unge- http://www.austrianhospice.com Land sind nach menschlichem Ermessen wohnlich und ist für uns Christen daher von Lesen Sie darüber mehr in der „Öster- noch weit von Frieden entfernt; welche Ge- besonderer Aussagekraft. Mit ihm wurde reich Journal“ Magazin-Ausgabe 144, das stalt er annehmen wird können, vermag noch jemand selig gesprochen, der drei Dinge ver- am Abend des 30. Juni erscheinen wird.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 33 Österreich, Europa und die Welt Mitterlehner traf slowenischen Wirtschaftsminister Pocivalšek izekanzler und Wirtschaftsminister VReinhold Mitterlehner hat am 18. Mai in Wien den Minister für Wirtschaft und Tech- nologie Sloweniens, Zdravko Pocivalšek, zu einem bilateralen Arbeitsgespräch getroffen. Im Mittelpunkt standen die Wirtschaftslage und die bilateralen Handelsbeziehungen. „Slowenien zählt zu unseren wichtigsten Handelspartnern. Daher wollen wir unsere Wirtschaftsbeziehungen und die Rahmenbe- dingungen für Investitionen weiter verbes- sern“, betonte Mitterlehner. Marktpotentiale und Geschäftschancen für österreichische Un- ternehmen gebe es beispielsweise in den Be- reichen Energie und Infrastruktur. So könn- ten heimische Firmen verstärkt dazu beitra- Foto: BMWFW / Hartl gen, die steigende Nachfrage nach Öko- Die Minister Zdravko Pocivalšek und Reinhold Mitterlehner in Wien Innovationen zu decken und dabei mithel- sonen. Österreichische Gäste haben in Slo- die Importe um 2,8 % auf 1,7 Mrd. Euro und fen, den Energieverbrauch durch intelligen- wenien einen Anteil am Markt von elf Pro- die Exporte um 1,1 % auf 2,5 Mrd. Euro. tes und energiesparendes Bauen zu dämmen. zent. Während die Importe Anfang 2015 zurück Zusätzliche Potentiale gebe es im Tou- Als Exportdestination nimmt Slowenien gingen, zogen die Exporte weiter an. Zudem rismus. „Die Beziehungen im Tourismus den 13. Platz der weltweiten österreichischen ist Österreich ein wichtiger Investor: Mit sind traditionell gut. Seit mehr als zehn Jah- Exporte ein, als Herkunftsland für importier- einem Bestandsvolumen von 5 Mrd. Euro ren steigen die Gästezahlen kontinuierlich te Waren Platz 17. Pro Kopf gerechnet nimmt und einem Marktanteil von 48 % ist Öster- an. Das wollen wir ausbauen“, so Mitter- kein anderes Land so viele Waren aus Öster- reich der größte ausländische Investor in lehner. Sie lagen im Vorjahr bei 137.000 Per- reich ab als Slowenien. Im Vorjahr stiegen Slowenien.  »Alpines Österreich« bei der EXPO 2015 in Mailand m 19. Mai erfolgte die offizielle Eröff- Anung des Biwaks in Mailand im Ein- gangsbereich des EXPO-Österreich Pavil- lons. Damit sind die Weltausstellung EXPO 2015 und Mailand um zwei innovative Attraktionen reicher: Eröffnet wurde das multimediale Biwak, das den Besuchern die Welt der Hohen Tauern und des „Alpinen Österreichs“ näher bringen wird, im Mailän- der Park „Ravizza“. Die BesucherInnen wer- den durch ein außerordentliches Klang- und Bildererlebnis der „Alpensinfonie", die vor exakt 100 Jahren von Richard Strauss kom- poniert beziehungsweise vollendet wurde, auf eine virtuelle Wanderung von den voral- pinen Tälern, über Wiesen, Wälder und Glet-

scher ins Hochgebirge bis zum Gipfel des Foto: Land Salzburg / www.neumayr.cc Großglockners (3.798m) in die Welt der v.l.: Grohag Generaldirektor Johannes Hörl, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, Hohen Tauern gezaubert. der Mailänder Tourismusstadtrat Franco D´Alfonso, der Kärntner Landesrat Christian Zur Eröffnung des Biwaks (5 x 5 x 5 m) Ragger und der Geschäftsführer der Nationalparkregion Christian Wörister waren VertreterInnen aus Politik und Touris- „Mit unserem Biwak erreichen wir im Region einzuladen. Bei der EXPO in Mai- muswirtschaft aus den Ländern der Hohen Herzen Mailands tausende Menschen aus land werden mehr als 20 Millionen Besucher Tauern – Kärnten, Salzburg und Tirol – ange- dem In- und Ausland. Die Weltausstellung aus der ganzen Welt erwartet, bisher wurden reist wie beispielsweise Salzburgs Landtags- ist für uns eine einmalige Chance, das bereits mehr als zwei Millionen Tickets ver- präsidentin Brigitta Pallauf, Landesrat Chri- ,Alpine Österreich‘ mit seinen zahlreichen kauft“, sagte Christian Wörister, Geschäfts- stian Ragger aus Kärnten oder die Chefs der Dreitausendern einem breiten Publikum vor- führer der Ferienregion Nationalpark Hohe Salzburg und Tirol Werbung, Leo Bauern- zustellen und die Menschen zu einem Be- Tauern.  berger und Josef Magreiter. such in unsere Hohe Tauern Nationalpark- http://www.expoaustria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 34 Österreich, Europa und die Welt Ehrenbürgerwürde für Nobelpreisträger Martin Karplus ürgermeister Michael Häupl hat am B20. Mai dem aus Wien stammenden Chemie-Nobelpreisträger Martin Karplus die Ehrenbürger-Urkunde der Bundeshaupt- stadt Wien überreicht. An der Ehrung nah- men hochrangige VertreterInnen aus Wissen- schaft und Universität teil. Die Laudatio hielt Bundesminister a.D. Hannes Androsch. Der Bürgermeister übte in seiner Begrüs- sung Kritik am Umgang mit ehemaligen aus Österreich Vertriebenen, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt Wien sehe sich als Stadt von Kultur und Wissenschaft, und die politisch Verantwortlichen stünden in der Tradition der Demokratie. Er hoffe, daß Martin Karplus dieses neue Bild von

Wien in sich aufnehme. Foto: PID / Christian Jobst Hannes Androsch betonte, daß der Be- v.l.: Bürgermeister Michael Häupl, Nobelpreisträger Martin Karplus und Laudator weggrund für diese hohe Auszeichnung nicht Hannes Androsch vor der Ehrenbürgertafel im Wiener Rathaus nur die wissenschaftlichen Leistungen von Martin Karplus stellte fest, daß seine Fa- 1938 floh die Familie über die Schweiz nach Martin Karplus seien, sondern auch die milie noch Glück gehabt hätte. Er sei nach Amerika. In den USA studierte Karplus an „Vergebungsbitte“ für dessen Vertreibung Wien zurückgekehrt, weil er den jungen Men- der Harvard University Chemie. Seit 1966 aus seiner Heimatstadt Wien. Er bezeichnete schen erzählen möchte, was damals passiert ist Karplus selbst Professor an der Harvard die Tatsache, daß spätere jüdische Wissen- sei, und er hoffe, daß er damit etwas beitra- University. An verschiedenen europäischen schafter und auch Nobelpreisträger wie z.B. gen könne, daß es nie wieder passiert. Universitäten ist er als Professor und Gast- Carl Djerassi, Walter Kohn oder Eric Kandel Universitätsprofessor Dr. Martin Karplus professor tätig. Als Krönung seiner wissen- das Land verlassen mußten, als „Aderlaß der wurde 1930 in Wien geboren. Er stammt aus schaftlichen Arbeit erhielt er 2013 den No- vertriebenen Vernunft“. einer jüdischen großbürgerlichen Familie. belpreis für Chemie.  JKU-Prof. Widmer erhält »ERC Advanced Grant« vanced Grant“ ausgezeichnet. Die JKU ver- fügt nun über bereits fünf ERC-Grants, wel- che die bedeutendste Förderung der EU für Grundlagenforschung sind. Prof. Widmers Forschungsprojekt „Getting at the Heart of Things: Towards Expressivity-aware Com- puter Systems in Music“ („Con Espressio- ne“) verfolgt das revolutionäre Ziel, Com- putern beizubringen, den musikalischen Ausdruck bzw. die Essenz von Musik zu er- kennen und selbständig anzuwenden. Prof. Widmer konnte für sein Projekt schon im Vorfeld bedeutende Unterstützer aus der Welt der Klassischen Musik gewin- nen: So bieten etwa das Herbert-von-Kara- jan-Institut in Salzburg und das berühmte Königliche Concertgebouw-Orchester Am- sterdam ihm freien Zugang zu ihren Mu-

Foto: Barbara Gindl/APA/picturedesk.com sikarchiven, letzteres bietet sogar an, Live- Prof. Gerhard Widmer wurde bereits mit den beiden wichtigsten österreichischen Experimente im ehrwürdigen Concertge- Wissenschaftspreisen ausgezeichnet: Wittgenstein-Preis 2009, START-Preis 1998 bouw-Saal durchzuführen. Der Musikverlag rofessor Gerhard Widmer, Leiter des Forschungsinstitut für Artificial Intelligence Bärenreiter in Kassel bietet ihm für For- PInstituts für Computational Perception (OFAI) in Wien, wurde Anfang Mai vom schungszwecke freien Zugang zu seinen (Computerwahrnehmung) an der Johannes European Research Council (Europäischer kompletten (computerlesbaren) Notentexten Kepler Universität (JKU) Linz und Leiter Forschungsrat, ERC) mit einem mit mehr als und Partituren.  einer Forschungsgruppe am Österreichischen 2.3 Millionen Euro dotierten „ERC Ad- http://www.jku.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 35 Österreich, Europa und die Welt Hohe Auszeichnung für Südtiroler Maler Jörg Hofer er Berufstitel „Professor“ wird in Öster- Dreich vom Bundespräsidenten herausra- genden Vertretern ihres Berufes für hervor- ragende Leistungen auf dem Gebiet der Kunst und Kultur zuerkannt. Tirols Land- tagspräsident Herwig van Staa überreichte diese hohe Auszeichnung stellvertretend für den Bundespräsidenten am 19. Mai an Jörg Hofer, einen der international anerkanntesten zeitgenössischen Künstler aus Südtirol, des- sen Leben und Schaffen als Maler immer schon eng mit Österreich verbunden war und ist. „Ich habe diese Auszeichnung für Jörg Hofer bereits vor einiger Zeit im Bundes- kanzleramt in Wien persönlich angeregt, wis- send, daß die Verleihung von Berufstiteln Foto: Tiroler Landtagsdirektion grundsätzlich nur für österreichische Staats- Landtagspräsident Herwig van Staa (r.) und Jörg Hofer mit der Verleihungsurkunde bürgerInnen vorgesehen ist. Umso mehr freut jenigen im Bundesland Tirol und in der Re- entwickelt seine Objekte und Bilder mit ho- es mich, daß es nach langen Bemühungen publik Österreich, welche ihren Beitrag dazu her Konzentration und höchstem Selbstan- schließlich gelungen ist, diesem großartigen geleistet haben, daß ich diese besondere Wür- spruch. Nicht zuletzt aus dem Mut zur Lang- Südtiroler Künstler – trotz seiner italieni- digung meiner Arbeit entgegennehmen darf. samkeit entstehen bedeutende Arbeiten von schen Staatsbürgerschaft – heute den öster- Das erfüllt mich mit Stolz und Freude“, so beeindruckender Glaubwürdigkeit und Tie- reichischen Berufstitel ,Professor‘ offiziell Jörg Hofer in seinen Dankesworten. fe, deren kraftvoller Reiz geradezu in die verleihen zu können“, freut sich LTP van Bestimmender Impuls für die Malerei Leinwand imprägniert ist.  Staa. „Ein herzliches Dankeschön allen den- von Jörg Hofer ist die Naturabstraktion. Er http://www.joerg-hofer.it Goldener Rathausmann für Yvonne Jurmann m 4. Mai verlieh Wiens Stadtrat Chri- Astian Oxonitsch der Witwe des Wiener Komponisten Walter Jurmann, Yvonne Jur- mann, den Goldenen Rathausmann im Roten Salon des Rathauses. „Ich möchte Ihnen, Frau Jurmann, im Na- men der Stadt unseren Dank für die Berei- cherung der heimischen Kulturszene aus- sprechen. Wir werden in Zusammenarbeit mit der Konservatorium Wien Privatuniversität alles daran setzen, das Vermächtnis Ihres Mannes auch in Zukunft zu würdigen“, so der Stadtrat bei der Verleihung. Yvonne Jurmann, die unlängst ihren 90. Geburtstag feierte, wuchs in Budapest auf und emigrierte im Jahr 1948 mit ihrer Mutter in die Vereinigten Staaten. Dort lernte sie ihren Foto: PID / Votava Mann Walter Jurmann (1903-1971), den wohl v.l.: Franz Patay, Rektor der Konservatorium Wien Privatuniversität, Yvonne bekanntesten Schlager- und Filmkomponi- Jurmann und Stadtrat Christian Oxonitsch bei der Verleihung sten (u. a. Veronika, der Lenz ist da) der Gol- Jurmann seit 2012 biennal einen Gesangs- mann, die mit dieser Initiative das musikali- denen 20er-Jahre kennen. Sie hat sich als wettbewerb, der die Beschäftigung mit die- sche Erbe ihres Mannes auch für junge Ge- Modeschöpferin einen Namen gemacht und sem wichtigen Weltmusiker fördert. Prof. nerationen erhält.“ lebt zurzeit in Los Angeles. Franz Patay, Rektor der Konservatorium Beim Festakt am 4. Mai waren auch Klän- Der Heimatstadt ihres Mannes, Wien, ist Wien Privatuniversität möchte die Koopera- ge von Walter Jurmann zu hören, die musi- sie seit vielen Jahren eng verbunden. In Zu- tion in den kommenden Jahren stärken: „Der kalische Umrahmung gestaltete der Studien- sammenarbeit mit der Konservatorium Wien Wettbewerb soll weiter wachsen, die nächste gang Musikalisches Unterhaltungstheater der Privatuniversität, der Kunstuniversität der Ausgabe ist bereits für April 2016 geplant. Konservatorium Wien Privatuniversität.  Stadt, veranstaltet der Freundeskreis Walter Unser besonderer Dank gilt Yvonne Jur- http://jurmann.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 36 Österreich, Europa und die Welt Bischof Zsifkovics mit Gläubigen in Lourdes emeinsam mit 270 Gläubigen, darunter G40 BurgenländerInnen, flog Diözesan- bischof Ägidius J. Zsifkovics nach Lourdes. Zsifkovics hatte zum zweiten Mal die geist- liche Leitung einer Wallfahrt des Mariani- schen Lourdeskomitees inne. Auch der Pfar- rer von Nikitsch, Dechant Johannes Verte- sich, begleitete die Gruppe. Unter den Pil- gerInnen waren viele Kranke und Menschen mit Behinderung. Die Wallfahrt gab dem Eisenstädter Oberhirten die Gelegenheit zu vielen Kontakten mit den Kranken. Alle, die es sich wünschten, bekamen das Sakrament der Krankensalbung gespendet. Ein Fixpunkt der Wallfahrten nach Lour- des ist ein Besuch der Grotte. Der Diözesan- Foto: Diözese Eisenstadt / Photo Viron bischof erwähnte in einer Predigt, daß in Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics – im Bild bei einer Meßfeier – leitete die einigen französischen Dörfern bis heute ein 176. Pilgerfahrt des Marianischen Lourdeskomitees vom 24. bis 29. April. spezieller Osterbrauch gepflegt werde. Die denen man es an den Augen ansieht, daß sie fangen wir Gottes Wort und Sakrament, trin- Menschen waschen sich mit Brunnenwasser aus dieser Wahrheit leben“, betonte der Bi- ken wir Wasser von dieser Quelle und benet- die Augen aus, um „Oster-Augen“ zu be- schof. „Vielleicht könnten wir als Kirche ge- zen wir unsere Augen, damit wir Heilung an kommen. Aus diesen sollen mißtrauische, ver- lassener sein, wenn immer mehr Christen – Leib und Seele erfahren und Oster-Augen achtende, neidische und berechnende Blicke Geweihte und Laien – den Auferstandenen bekommen. Nur Menschen, die den Aufer- verschwunden sein, auch den Schleier der wirklich im Blick hätten.“ Der Bischof be- standenen nicht aus den Augen verlieren, Angst oder Gleichgültigkeit will man damit zog sich in seiner Predigt auch auf das werden auch ein Auge haben für ihre Mit- herauswaschen. „Man kann die Wahrheit, „Heilige Wasser“ in Lourdes: „Knien wir an menschen – vor allem für die Armen, daß Jesus Christus nicht im Tod geblieben diesem heiligen Ort nieder, beten wir für Kleinen und Schwachen", so der Bischof.  ist, nur durch österliche Menschen erfahren, unsere Bekehrung und tun wir Buße, emp- http://www.martinus.at Oberösterreicherin eröffnet neues Katastrophenschutzzentrum m 13. Mai wurde ein neues, von der Aösterreichischen Hilfsorganisation „Ju- gend Eine Welt“ ermöglichtes Katastrophen- schutzzentrum auf der philippinischen Insel Cebu eröffnet. Eine der Festrednerinnen: Christina Schatzl-Gruber aus Neuhofen/ Krems. Die 31jährige Oberösterreicherin, die u.a. an der FH Wiener Neustadt Projektma- nagement studiert hat, ist allerdings nicht zum Feiern auf den Philippinen – sie unter- stützt die Don Bosco Schwestern von Jänner bis Juli 2015 ehrenamtlich bei der Betreuung benachteiligter Kinder. Der Auslandseinsatz wurde über „Eine Welt Arbeit“ organisiert, das Volontariatsprogramm für qualifizierte Erwachsene von Jugend Eine Welt. Während des verheerenden Taifuns „Hai- Foto: Jugend Eine Welt / Cécile Roch-Penet yan“, der im November 2013 die Philippinen Die neue Schule bzw. das Katastrophenschutzzentrum in Minlanilla, nahe Cebu City verwüstete, suchten zahlreiche Menschen kann. Die Räume des dreistöckigen Hauses gendliche in große Gefahr, Opfer von sexuel- bei den Don Bosco Schwestern Schutz, die sind so konzipiert, daß sie rasch in Schutz- ler Ausbeutung zu werden oder auf der Stras- nahe der Handelsstadt Cebu City Schulen für räume bzw. Notquartiere umgewandelt wer- se zu landen. „Jugend Eine Welt“ fördert auf benachteiligte Kinder und Jugendliche betrei- den können. Sonst als Schule für 500 Kin- den Philippinen mehrere Don Bosco Hilfs- ben. Um in Zukunft für Naturkatastrophen der aus einkommensschwachen Familien. projekte für benachteiligte Kinder, Straßen- besser gerüstet zu sein, wurde nun ein neues Cebu City gilt als Drehscheibe für Men- kinder und Mädchen, die Opfer von sexuel- Evakuierungszentrum errichtet, das im Kri- schenhandel und Kinderprostitution. Die ler Gewalt wurden.  senfall rund 1000 Menschen Schutz bieten hohe Arbeitslosigkeit bringt Kinder und Ju- http://www.jugendeinewelt.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 37 Österreich, Europa und die Welt NÖ Lebensmittelerzeuger auf EXPO-Besuch in Mailand m Rahmen einer Marktsondierungsreise Iinformierten sich NÖ Lebensmittelerzeu- ger der Lebensmittelmesse „TUTTOFOOD“ und auf der EXPO 2015 in Mailand über die neusten Trends auf dem italienischen Le- bensmittelmarkt und knüpften wertvolle Kontakte zu italienischen Partnern. Mailand ist heuer nicht nur Austragungsort der EXPO 2015 unter dem Motto „feeding the planet. Energy for life“, sondern veranstaltet zum fünften Mal die Lebensmittelmesse. Italien ist mit einem Exportvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro der zweitwichtigste Exportmarkt für die niederösterreichische

Wirtschaft. Knapp ein Fünftel der exportier- Foto: WKNÖ / Tröstl ten Waren sind Lebensmittel – entweder als Die niederösterreichische Delegation rund um Bundesrats- und Wirtschaftskammer Rohstoff oder als verarbeitetes Produkt. Be- NÖ-Präsidentin KommR Sonja Zwazl (Bildmitte) vor dem österreichischen Pavillon sonders mit den Regionen Norditaliens ist ecoplus Lebensmittel Cluster Niederöster- nehmerinnen und Unternehmer nicht nur die die Intensität der Handelsbeziehungen hoch reich und ecoplus International. neuesten Trends in diesem Bereich erfahren, und der Lebensmittelbereich bietet hier „Es ist bekannt, daß die Italienerinnen sondern auch Kontakte mit möglichen Ver- große Chancen für heimische Firmen. und Italiener hochwertige Lebensmittel schät- triebspartnern anbahnen. Daher kann es Die Reise war ein erfolgreiches Gemein- zen. Und unsere heimischen Unternehmen durchaus möglich sein, daß künftig mehr schaftsprojekt der Wirtschaftskammer Nie- wiederum sind dafür bekannt, daß sie Top- blau-gelbe Produkte in italienischen Läden derösterreich, samt den Fachgruppen Lebens- Produkte im Bereich Lebensmittel produzie- zu finden sind“, so Wirtschaftslandesrätin mittelhandel und Lebensmittelgewerbe, der ren. Mit dem Besuch der ‚TUTTOFOOD‘ Petra Bohuslav.  Außenwirtschaft und den Partnern konnten die niederösterreichischen Unter- http://wko.at/noe Länderübergreifende Zusammenarbeit im Tourismus n der ersten Maiwoche fand ein Arbeits- Itreffen der Tourismusorganisationen der drei Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz in Wien statt. Ziel der halbjährlichen Treffen, die seit 2010 regelmäßig stattfinden, ist der Erfahrungsaustausch über aktuelle Ent- wicklungen im Tourismus, die Abstimmung gemeinsamer Projekte und das Ausloten mög- licher Felder der Zusammenarbeit. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Wer- bung, Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, und Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Zentrale für Tourismus, diskutierten dabei unter anderem die gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen der Alpine Tourist Commission (ATC). Foto: ÖW / Anna Rauchenberger „Unser erklärtes Ziel ist es, voneinander Petra Hedorfer, Petra Stolba und Jürg Schmid beim Erfahrungsaustausch in Wien zu lernen, gewonnene Erfahrungen zu re- Übernachtungen in Deutschland und zählen Themenkampagnen. Darüber hinaus initiie- flektieren und relevante Felder der Zusam- mit ihren kontinuierlichen Zuwächsen zu ren wir grenzüberschreitende Produkte der menarbeit zu identifizieren. Trotz der Tat- den wichtigsten Quellmärkten für das deut- Leistungsträger, die den Reiseverkehr nach- sache, daß wir vor allem innerhalb Europas sche Incoming. Aus dem Erfahrungsaus- haltig fördern.“ im Wettbewerb stehen, ist der Informations- tausch der Tourist Boards entstehen konkre- Für Jürg Schmid stellt der offene Aus- austausch sehr offen und konstruktiv“, zog te gemeinsame Projekte, mit denen wir unser tausch über Trends und kommende Entwick- Petra Stolba nach fünf Jahren Zusammen- touristisches Angebot zielgerichtet noch bes- lungen eine Bereicherung dar: „Die großen arbeit Bilanz. ser vermarkten können – sei es bei der Ent- Herausforderungen für den Tourismus sind Petra Hedorfer erläutert dazu: „Unsere wicklung nachhaltiger Produkte für den Al- global – sich länderübergreifend auszutau- Nachbarländer Österreich und Schweiz ge- pentourismus, bei der Vermarktung der schen daher eine logische Konsequenz“, so nerierten 2014 zusammen 9,4 Millionen Donauregion oder bei der Umsetzung von der Direktor von Schweiz Tourismus. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 38 Österreich, Europa und die Welt NÖ Gesundheitsprojekt ist europäischer Export-Schlager andeshauptmann-Stellvertreter und Vor- Lsitzender des NÖ Gesundheits- und So- zialfonds) NÖGUS), Wolfgang Sobotka, begrüßte eine sechsköpfige Delegation aus der deutsch-polnischen Region Spree-Neiße- Bober in St. Pölten. Ziel des Besuchs war der gemeinsame Erfahrungsaustausch und die Vorstellung des Projekts „healthacross in practice“ zur Behandlung tschechischer Pa- tienten am Landesklinikum Gmünd. Die Re- gion Spree-Neiße-Bober plant ein ähnliches Projekt, um deutsche PatientInnen in einem polnischen Klinikum zu versorgen. „Wir freuen uns, daß ‚healthacross in prac- tice‘ auch in anderen europäischen Regionen Schule macht. Am Beispiel Gmünd haben wir gezeigt, daß die Grenzen auch in der Ge- sundheitsversorgung fallen müssen. Davon profitiert Niederösterreich enorm: wohnort- nahe Versorgung, Wertschöpfung und Ar- Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger beitsplätze in der Region“, so Sobotka. Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka (Mitte) mit der Delegation aus der deutsch-polnischen Region Spree-Neiße-Bober Das Landesklinikum Gmünd liegt direkt an der Staatsgrenze zu Tschechien. Bisher 30 km entfernt. Die Behandlung erfolgt Krankenhauspersonal. Derzeit werden Ge- konnten tschechische PatientInnen aus dem innerhalb bestimmter Ordinationsstunden, spräche mit den beteiligten Organisationen Nachbarort Èeske Velenice nicht in Gmünd akute medizinische Notfälle werden umge- in Südböhmen geführt, um die ambulante behandelt werden, außer sie hätten die Be- hend behandelt. Behandlung tschechischer PatientenInnen in handlungskosten selbst bezahlt. Das nächste DolmetscherInnen und tschechischspra- Gmünd auf stationäre Behandlung zu erwei- Krankenhaus auf tschechischer Seite liegt chige MitarbeiterInnen helfen bei der Kom- tern.  60 km, der nächste Notarztwagen ist über munikation zwischen PatientInnen und http://www.noegus.at OÖ: Potentieller Markt für Erneuerbare Energie in Bangladesch angladesch ist ein aufstrebendes Ent- Bwicklungsland mit rund 160 Mio. Men- schen. Nur die Hälfte aller Haushalte im Land am indischen Subkontinent ist an das Stromnetz angeschlossen. Bei einem Ar- beitsgespräch mit Oberösterreichs Landtags- präsident KommR Viktor Sigl erklärte der Botschafter der Volksrepublik Bangladesch, Mohammed Abu Zafar, daß durch eine de- zentrale, umweltfreundliche Energieerzeu- gung bis 2020 75 Mio. Bangladeschis mit Strom versorgt sein sollen. Dafür kommen vor allem Photovoltaik, aber auch Biogas oder Windkraftanlagen in Frage. „Oberös- terreichs Know-how im Bereich erneuerbare Energien kann Bangladesch helfen, die Vi- sion von umweltfreundlicher und nachhalti- Foto: Land OÖ / Schauer ger Energie zu verwirklichen. Vor allem für Landtagspräsident KommR Viktor Sigl und Mohammed Abu Zafar, Botschafter der Volksrepublik Bangladesch nach ihrem Arbeitsgespräch in Linz die oberösterreichischen Unternehmen ent- steht dadurch ein potenzieller neuer Markt“, Technologien in den Bereichen Medizin- sollten Unternehmen den Potentialmarkt am betont Landtagspräsident Sigl. technik und Verpackungen Geschäftschan- indischen Subkontinent nicht außer Acht las- Neben der umweltfreundlichen Energie- cen für oberösterreichische Unternehmen. sen“, so Sigl. Getragen wird das Wachstum erzeugung bestehen unter anderem auch bei „Die Wirtschaft in Bangladesch wuchs 2014 neben der Exportwirtschaft von einer stetig der Zulieferung für die Textil- und Beklei- um über sechs Prozent – dieser positive steigenden privaten Nachfrage und von dungsindustrie, sowie Maschinen, Geräte und Trend wird sich weiter fortsetzen. Deshalb Unternehmensinvestitionen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 39 Österreich, Europa und die Welt SchülerInnen aus ganz Europa zu Gast im Tiroler Landtag omenius ist die Bezeichnung für ein CAktionsprogramm der EU im Bereich des Bildungswesens, mit dem Kooperatio- nen und neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kindergärten in ganz Europa gefördert werden. SchülerInnen und zukünftigen LehrerInnen werden dabei Aus- landsaufenthalte ermöglicht, um ihre Kom- petenzen und Fähigkeiten, die sie für ihre persönliche und berufliche Entwicklung be- nötigen, zu stärken. Seit zwei Jahren nimmt die NMS Vorde- res Stubai aktiv an einem solchen Comenius- Projekt teil. Insgesamt 12 Länder bzw. Schu- len aus der Türkei, Frankreich, Griechen- land, Italien, Großbritannien, Rumänien, Dä- nemark, Norwegen, Schweden, Polen, Foto: Tiroler Landtag LTP van Staa mit SchülerInnen und LehrerInnen des Comenius-Projektes Deutschland und nicht zuletzt Österreich ha- ben sich gemeinsam intensiv mit dem The- erster Hand über den Projektverlauf infor- unserer Schule haben wir eine eigene Co- ma „Traditionelle Kleidung in Europa“ be- miert und vermittelte seinerseits interessante menius-Klasse ausgewählt. Die SchülerInnen schäftigt. Einblicke in europäische Politik und Ent- dieser Klasse beschäftigten sich im Rahmen Im Rahmen des abschließenden Treffens scheidungsprozesse. Silvia Baldaßari, zu- des „individuellen Lernbereiches“ besonders aller Schulen vom 18. bis 22. Mai in Fulp- ständige Lehrerin an der NMS Vorderes Stu- intensiv mit unserem Thema und verfaßten mes nützten LehrerInnen und Kinder die Ge- bai für das Comenius-Projekt, zum Input für die Comenius-Treffen mit den anderen legenheit, dem Tiroler Landtag einen Besuch ihrer Schule: „Jede Schule hatte die Aufga- Schulen eigene Reisetagebücher“.  abzustatten. LTP Herwig van Staa wurde aus be, schulintern am Thema zu arbeiten. An http://de.wikipedia.org/wiki/Comenius-Programm Grazer Schüler gewinnen internationalen Robotic-Wettbewerb esonderen Besuch bekam Franz Voves, BLandehauptmann der Steiermark, am 7. Mai in seinem Büro: Matthias Bergmann und Alexander Czar, Schüler der „Klex – Klusemann Extern“, präsentierten mit Stolz ihren selbstgebauten Roboter „Robert“, mit dem sie Ende April bei den „RoboCupJunior Austria Open“ in Villach gewannen. 114 Teams mit 300 SchülerInnen und 60 Betreu- erInnen aus Österreich, Slowenien, Italien, Kroatien und der Schweiz waren mit am Start des internationalen Robotic-Wettbewerbs. In drei Disziplinen wurde der Wettbewerb aus- getragen und die beiden technikbegeisterten

Jugendlichen gewannen unter 30 Teilneh- Foto: steiermark.at / jammernegg merInnen in der Disziplin „Rescue – Robo- v.l.: Andreas Bergmann, Matthias Bergmann, LH Franz Voves, Alexander Czar, ter suchen nach Verunglückten“. „Die Steier- Christoph Schopper, Martina Pfistermüller-Czar und Dir. Klaus Tasch mark ist im Bereich Forschung und Entwick- heit zu bringen. Dafür mußte „Robert“ unter von Robotern. Insgesamt sind wir mit 18 lung sehr gut unterwegs. Wir profitieren von anderem entlang einer Linie fahren, Hinder- SchülernInnen in Villach angetreten“, beton- guten Ideen und schlauen Köpfen, so wie ihr nissen ausweichen und auf eine Rampe rauf te Schopper, der seit vier Jahren an der Klex welche seid und dafür bedanke ich mich“, und auch wieder hinunterfahren. „Es hat uns unterrichtet. Bereits viermal haben Schüler betonte Franz Voves. viel Spaß gemacht mitzumachen, es war ein der Klex am „RoboCupJunior“ teilgenom- Gebaut und programmiert haben die bei- tolles Erlebnis“, so Matthias und Alexander. men und heuer das erste Mal gewonnen. Als den Jugendlichen ein technisches Meister- Begleitet und betreut wurden die zwölf- Österreichsieger werden Matthias und Ale- werk aus Legosteinen mit vier Sensoren und jährigen Schüler von ihrem Informatik- und xander von 18. bis 22. Juli 2015 auch beim auf zwei Rädern. Aufgabenstellung beim Englischlehrer Christoph Schopper. „An un- „RoboCup 2015“ in Hefei in China mit ihrem Wettbewerb in Villach war es, eine Kugel zu serer Schule lernen die Jugendlichen schon Robert" mit dabei sein.  finden und die als Rettungsroboter in Sicher- in einem Freigegenstand das Programmieren http://www.robocupjunior.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 40 Österreich, Europa und die Welt Neu ab Wien: Vueling mit neuer Strecke nach Rom eit dem 1. Mai verbindet Vueling Wien Stäglich mit einer Direktverbindung nach Rom-Fuimicino. Die Gesamtkapazität für die- se Strecke während der kommenden Saison erreicht ein Angebot von 63.360 verfügbaren Sitzplätzen. Offiziell wurde die neue Verbin- dung am 4. Mai im Rahmen einer Erstflug- Veranstaltung durch Ulla Siebke, Country Manager & Austria Vueling, und Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, eröffnet. „Die neue Verbindung erweitert das An- gebot ab Wien in die italienische Hauptstadt und macht die Destination für unsere Passa- giere noch besser erreichbar“, freut sich Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien Foto: Flughafen Wien AG Der Airbus A320 von Vueling verbindet Wien mit Rom. AG, über die neue Verbindungsaufnahme. Ulla Siebke, Country Manager Germany rektverbindungen umsteigen. Von der italie- Darunter zählen Mallorca, Ibiza, die kanari- & Austria Vueling, erklärt: „Nach dem nischen Hauptstadt bietet Vueling Flüge schen Inseln und Ziele in Afrika wie Banjul, Flughafen Barcelona El Prat ist Rom Fuimi- nach Catania, Palermo, zu den griechischen Accra oder Dakar. Vueling startet täglich mit cino unser zweiter Hub und wir sind sehr Inseln und zu vielen Destinationen in Kroa- einem Airbus A320 um 13.45 Uhr in Rom zufrieden, daß wir der Region eine noch grös- tien, wie Dubrovnik und Split an. Neben der und landet um 15.30 Uhr in Wien, der sere Vielfalt an Reisezielen anbieten kön- neuen Verbindung nach Rom fliegt Vueling Rückflug hebt um 16.10 Uhr ab und landet nen.“ einmal täglich nach Barcelona. Fluggäste um 17.40 Uhr in Rom.  Passagiere aus Wien können nach einem erreichen mit Anschlußflügen von Vueling http://www.viennaairport.com 90minütigen Flug in Rom auf weitere 53 Di- ganz einfach bis zu 140 weitere Reiseziele. http://www.vueling.com/de Neu ab Wien: airBaltic fliegt nach Tallinn eit 7. Mai fliegt airBaltic neu vom Flug- Shafen Wien nach Tallinn. Vier Mal pro Woche verbindet die lettische Fluggesell- schaft die beiden Hauptstädte. Christophe Viatte, CCO von airBaltic anläßlich des Erstflugs: „Wir freuen uns, die Verbindung Wien – Tallinn ankündigen zu dürfen, unsere vierte direkte Verbindung aus Tallinn, die wir in Kooperation mit Austrian Airlines betreiben werden. Diese neue Strek- ke wird die Verbindung zwischen europäi- schen und baltischen Städten genauso weiter stärken, wie die Bedeutung von airBaltic als Fluglinie der baltischen Region.“ „Estland ist eine attraktive Tourismusre- gion und die ehemalige Kulturhauptstadt Tallinn bietet vielfältige kulturelle Höhe- punkte für interessierte Reisende. Mit dieser Foto: Flughafen Wien AG Die Crew der Bombardier Q400 NextGen der airBaltic auf dem Flughafen Wien neuen Flugverbindung wird das touristische Angebot ab Wien weiter ausgebaut und das am darauffolgenden Tag. Dienstags und fliegen. Zusätzlich bedient die lettische Drehkreuz Wien gestärkt“, sagte Julian Jä- Freitags startet die Maschine um 6.25 Uhr in Fluglinie weitere Destinationen von Tallinn, ger, Vorstand der Flughafen Wien AG. Tallinn und landet um 8.20 Uhr in Wien, in Vilnius und demnächst auch von Herings- Zum Einsatz auf dieser Strecke kommt die Gegenrichtung hebt der Flug um 10.40 dorf aus. Tallinn, die Hauptstadt von Est- eine Bombardier Q400 NextGen. Montag Uhr von Wien ab und kommt um 14.30 Uhr land, ist mit ihrem historischen Stadtkern und Donnerstag hebt die Maschine um 17.40 in Tallinn an. und zahlreichen Bauwerken aus dem Mittel- Uhr von Tallinn ab und landet um 19.35 Uhr airBaltic wurde 1995 gegründet und alter eine beliebte Tourismusdestination.  in Wien. Der Rückflug erfolgt um 20.35 Uhr betreibt derzeit eine Flotte von 25 Flugzeu- http://www.viennaairport.com ab Wien mit Ankunft in Tallinn um 0.25 Uhr gen, die von Riga aus 60 Ziele weltweit an- http://www.europeairpost.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 41 Österreich, Europa und die Welt Neu ab Wien: Flüge nach Bordeaux und Toulouse ie französische Fluglinie Europe Air- Dpost verbindet seit Anfang Mai Wien mit den französischen Städten Bordeaux und Toulouse. „Wir freuen uns über dieses neue De- stinationsangebot ab Wien. Mit diesen neuen Flugverbindungen sind zwei touristisch sehr interessante Regionen direkt und bequem erreichbar. Das schafft auch gutes Potential für den Tourismusstandort Österreich“, freut sich Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG. „Ich freue mich, heute die neue Verbin- dung zwischen Wien, Bordeaux und Toulouse eröffnen zu dürfen. Damit fördert Europe

Airpost die Tourismusregionen dieser Städte Foto: Flughafen Wien AG und stärkt auch die Verbindung zwischen Julian Jäger, Vorstand Flughafen Wien AG (5.v.l.) und Jean-François Dominiak, Österreich und Frankreich. So wie unsere CEO Europe Airpost, (4.v.r.) mit MitarbeiterInnen vor einer Boeing 737-300 Kunden werden auch Reisende aus Wien Wien startet um 7.30 Uhr und landet um 9.45 Boeing 737-300 mit einer Kapazität von 147 unsere Pünktlichkeit, unsere Servicequalität Uhr in Wien, der Rückflug nach Bordeaux Sitzplätzen. und unsere attraktiven Preise zu schätzen startet um 16.35 Uhr und landet um 18.50 Europe Airpost mit rund 500 Angestellten wissen“, sagt Jean-Francois Dominiak, Ge- Uhr. Der Flug nach Toulouse startet um betreibt eine Flotte von 18 Boeing 737 und neral Manager Europe Airpost. 10.40 Uhr in Wien und landet um 12.50 Uhr, transportiert jährlich rund 764.000 Passa- Europe Airpost fliegt zweimal die Woche der Rückflug hebt um 13.35 Uhr in Toulouse giere.  jeden Montag und Freitag nach Bordeaux ab und landet um 15.45 Uhr in Wien. Durch- http://www.viennaairport.com und Toulouse. Der Flug von Bordeaux nach geführt werden die Flüge jeweils mit einer http://www.europeairpost.com Neu ab Salzburg: Flüge nach London Heathrow Die britische Hauptstadt ist so noch beque- mer und flexibler zu erreichen. Doch nicht nur London, jeder einzelne Kontinent wird über das internationale Drehkreuz von British Airways optimal erreichbar.“ So rücken ab Salzburg der amerikanische Kontinent mit New York, Boston, Buenos Aires oder Sao Paolo, zahlreiche Ziele in Südafrika sowie Destinationen in Asien wie Kuala Lumpur, Singapur oder Hongkong noch näher und sind dank bester Anschlußzeiten rasch ab Salzburg erreichbar. „Mit dem neuen, hochwertigen Produkt sind wir durch eine der besten Fluggesell-

Foto: Salzburger Flughafen GmbH schaften der Welt nicht nur an die oneworld- Mit modernen und vergleichsweise leisen Flugzeugen, Airbus A320, werden die Allianz sondern auch an zwei Drehkreuze in Strecken von Salzburg nach London bedient. London angeschlossen“, freut sich Flughafen- eben London Gatwick wird British ein modernes, leises und ökoeffizientes Flug- geschäftsführer Roland Hermann: „Die Re- NAirways ab 5. Dezember auch London gerät in der Zweiklassen-Konfiguration (Club gion Salzburg wird von dieser zusätzlichen Heathrow ins Flugangebot ab Salzburg auf- Europe, die europäische Business Class, und London Heathrow-Verbindung stark profi- nehmen. Damit erhöht sich deren Angebot Euro Traveller, die europäische Economy tieren. Nicht nur die Incoming-Gäste für die auf bis zu elf wöchentliche Flugverbindungen Class von British Airways). Sommer- und Wintererholungsgebiete in ab Salzburg – mit besten Anschlüssen an das „Reisende ab Salzburg profitieren ab und rund um Salzburg werden sich freuen, weltweite Langstreckennetz von British Winter doppelt“, so Katja Selle, Regional spannend sind auch die neuen Möglichkeiten Airways und den oneworld-Partnern. Commercial Manager, Central & East Europe, die sich ab Heathrow für Langestreckende- Auf der Strecke Salzburg – London Heath- British Airways. „Ihnen stehen dann bis zu stinationen eröffnen.“  row (LHR) wird jeweils samstags und sonn- elf wöchentliche Verbindungen zu den zwei http://www.ba.com tags ein Airbus A320 zum Einsatz kommen, größten Flughäfen Londons zur Auswahl. http://www.salzburg-airport.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 42 Österreich, Europa und die Welt LinkedNews schafft Info-Quelle der Zukunft Wiener Experten revolutionieren Verknüpfung von TV und Internet – MODUL University Vienna koordiniert internationale Expertengruppe für TV der Zukunft Foto: LinkedTV / Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid Diese junge Dame unterzieht LinkedNewsmit mit ihrem Tablet gemeinsam mit dem großen Flatscreen einem ersten Test.

as nahtlose Zusammenspiel von Fernse- Der TV-User des 21. Jahrhunderts sitzt aus passiven Zuschauern aktive Nachrich- Dhen und Internet hat jetzt eine Gruppe nicht passiv auf dem Sofa, sondern hat sein ten-User. Diese können nun Hintergründe zu von internationalen Medienexperten aus acht mobiles Endgerät immer in Reichweite. Personen oder Orten aufrufen, die in der Ländern ermöglicht, deren Arbeit von Wien Langweilige Fernseh-Passagen oder Werbe- knappen TV-Berichterstattung nicht geboten aus wissenschaftlich koordiniert wurde. Mit blöcke werden genutzt, um Mails zu chek- werden: „Wer ist die Person neben Kanzlerin der Applikation LinkedNews zeigen sie erst- ken, soziale Netzwerke zu besuchen oder Merkel?“ oder „Wann und wo war das letzte mals das volle Potenzial eines optimal auf- eine Pizza zu bestellen – und der Zuschauer Treffen der EU-Finanzminister?“ – ein Klick einander abgestimmten Zusammenspiels von ist für die TV-Station nicht mehr „auf Sen- genügt zukünftig und die Info erscheint auf TV und Internet. Eine maßgeschneiderte Ap- dung“. Dieses geistige Abwandern durch dem Tablet oder Smartphone. Doch tatsäch- plikation für mobile Endgeräte bietet dabei smarte Nutzung des Online-Universums zu lich ist diese gemeinsam mit dem deutschen perfekt ausgewählte Zusatzinformationen verhindern, ist den Fernsehsendern bis heute Regionalsender Rundfunk -Branden- und Hintergrundberichte zu knapp zusam- nicht gelungen. Ein europaweites Team hat burg (RBB) entstandene Applikation „nur“ mengefaßten TV-News. Der deutsche Regio- nun unter der wissenschaftlichen Koordina- das Front-End einer umfangreichen Techno- nalsender RBB beteiligte sich bereits an der tion des Medientechnologie-Experten Lyn- logieentwicklung. Diese erfolgte seit dem Entwicklung der Applikation und zeigt das don Nixon genau das geschafft. Jahr 2011 über knapp vier Jahre in dem EU- große Interesse etablierter TV-Stationen. De- Projekt „LinkedTV“, in dem zwölf Experten nen stellt das mit EU-Mitteln unterstützte Aktiv statt passiv aus acht europäischen Ländern zusammenar- Team nicht „nur“ fertige Applikationen zur Mit der Entwicklung von LinkedNews ist beiteten. Verfügung, sondern auch umfangreiche es der Gruppe gelungen, TV-Zuschauern ein Koordiniert wurden die wissenschaftli- Technologien zur Entwicklung eigener For- umfassendes Angebot an Informationen auf chen Teile der Entwicklungsarbeit von Lyn- mate zur inhaltlichen Integration von TV einem mobilen Endgerät zu bieten, durch die don Nixon vom Institut für Neue Medien- und Internet. TV-News nahtlos ergänzt werden. So werden technologie an der MODUL University Vien- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 43 Österreich, Europa und die Welt

na, der die Ergebnisse des Projekts wie folgt diese Informations-Ergänzungen ganz indi- sieht: „Eine Applikation wie LinkedNews ist viduell auf das jeweilige Programm abge- zunächst ein erstes Anwendungsbeispiel. Un- stimmt anbietet. Dabei kann dieses Zusatz- ser Ziel war es aber, vor allem TV-Sendern angebot für ein externes mobiles Endgerät die Möglichkeit zu geben, solche Formate entwickelt werden oder aber auch bei ent- selber zu entwickeln, und zwar individuell sprechender Geräteausstattung als Smart-TV auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Deswe- App voll in das TV-Programm integriert wer- gen haben wir im Rahmen des Projekts den – Links zu weiterführenden Infos er- LinkedTV alle notwendigen Vorausetzungen scheinen dann auf dem TV-Gerät selber und entwickelt, damit TV-Sender dies tun kön- nach Einführung der nächsten Generation nen. LinkedNews demonstriert, wie es geht von SmartTVs auch voll synchronisiert auf und welches Potential da schlummert.“ einem Second Screen wie dem Pad. Weitere So konnte das Team um Nixon tatsäch- Neuerungen des LinkedTV-Teams erlauben lich ein umfangreiches Paket von sechs auf- die Personalisierung der angebotenen Infor- einander aufbauenden Technologien ent- mations-Ergänzungen und die komplette wickeln, das TV-Stationen in die Lage ver- Kontrolle des gesamten Workflows von der setzt, Programme völlig selbständig durch Idee bis zur Applikation. nutzerfreundliche Applikationen zu ergän- Die praktische Anwendbarkeit all dieser Foto: MODUL University Vienna / Erin Stewart zen. Die Grundlage bildet dabei ein Satz an Technologien wurde dabei im Rahmen von Lyndon Nixon, Algorithmen, die es erlauben, multimediale LinkedTV nicht allein in Zusammenarbeit Institut für Neue Medientechnologie an der MODUL University Vienna Darstellungen inhaltlich zu erfassen und die mit RBB und LinkedNews demonstriert. für Zuseher relevanten Aspekte für die wei- Auch die holländische Sender-Vereinigung 2015 lief. Das beteiligte Konsortium besteht tere Nutzung zu kategorisieren. Darauf auf- AVROTROS nutzte bereits die umfassenden aus dem RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg bauend wurde eine Technologie entwickelt, Möglichkeiten zur Vernetzung von TV und (Deutschland), The Netherlands Institute for die es ermöglicht die zuvor erfaßten und ka- Internet, um eine beliebte Kultursendung Sound and Vision (Niederlande), Université tegorisierten Inhalte automatisch mit Infor- weiter aufzuwerten. Die Applikation Linked- de Mons (Belgien), CONDAT (Deutsch- mationen aus dem Internet zu vernetzen. Culture, die so entstand, bietet Zuschauern land), Noterik (Niederlande), Fraunhofer Wichtig war dem Team dabei, den TV-Sen- umfangreiche Zusatzinformationen zu Kunst- IAIS (Deutschland), CERTH-ITI (Griechen- dern vollkommene Autorität über die dazu gegenständen, die innerhalb der Sendung land), EURECOM (Frankreich), Vysoká herangezogenen Quellen zu geben. Daher eine Rolle spielen. Über die gewünschte In- škola ekonomická v Praze (Tschechische werden nur Quellen aus einer vom Anwen- formationstiefe entscheidet so der Nutzer – Republik), CWI (Niederlande), Universität der definierten Liste (Whitelist) verwendet. das Fernsehen des digitalen 21. Jahrhunderts St. Gallen (Schweiz) und der MODUL Uni- Die Entwicklung eines eigenen Editors er- teilt damit die Kontrolle über die präsentier- versity Vienna (Österreich). möglicht es den Programmerstellern, dann ten Informationen mit den Nutzern. auch die automatisch ausgewählten Informa- http://showcase.linkedtv.eu Über die MODUL University Vienna tions-Ergänzungen zu individualisieren. https://www.modul.ac.at (Stand Mai 2015) Die MODUL University Vienna, die in- Tele-visionäre Applikationen Über LinkedTV ternationale Privatuniversität der Wirt- Auch ein Toolkit wurde entwickelt, das LinkedTV ist ein Projekt des 7. Rahmen- schaftskammer Wien, bietet Studienpro- die TV-Sender in die Lage versetzt, relativ programms der EU (Projektnummer FP7- gramme (BBA, BSc, MSc, MBA und PhD einfach eine Applikation zu kreieren, die ICT-287911) das von Oktober 2011 bis März Programme) aus den Bereichen Internatio- nale Wirtschaft und Management, Neue Me- dientechnologie, öffentliche Steuerung & Verwaltung und nachhaltige Entwicklung so- wie Tourismus und Hospitality Management an. Die Studienprogramme erfüllen strenge Akkreditierungsrichtlinien und werden auf- grund der internationalen Ausrichtung in Englisch abgehalten. Der Campus der Uni- versität befindet sich am Kahlenberg im 19. Wiener Gemeindebezirk. Das Forschungs- programm des Instituts für Neue Medien- technologie beschäftigt sich mit der Auswir- kung von Online-Medien und sozialen Netz- werkplattformen auf Stakeholder-Kommuni- kation und öffentliche Meinungsbildungs-

Foto: LinkedTV / RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg prozesse und wie mittels semantischer Tech- Nachrichten-User können nun Hintergründe zu Personen oder Orten aufrufen, die nologien solche Prozesse erfaßt, analysiert in der knappen TV-Berichterstattung nicht geboten werden. und visualisiert werden können. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 44 Österreich, Europa und die Welt 100 Euro auf Reisen Die Euro-Abwertung führt zu spürbaren Kaufkraftverlusten in Übersee-Destinationen

tarke Kaufkraftverluste, vor allem in Euro lediglich Waren und Dienstleistungen In der Türkei erhält man aufgrund der hö- SÜberseedestinationen, zeigen Berechnun- im Wert von 65, 76 bzw. 78 Euro. heren Inflation bei gleichzeitigem Wechsel- gen von Statistik Austria über Preisniveaus kursgewinn der türkischen Lira für 100 Euro der beliebtesten Reiseziele und die damit Preisniveau in den östlichen Nachbar- um mehr als 8 Prozent weniger als im April verbundene Kaufkraft der ÖsterreicherInnen ländern niedrig – weiterhin starkes des Vorjahres, aber immerhin noch 139 Euro (Stand: April 2015). Während man im Vor- West-Ost-Gefälle (2014: 152). Das beliebte Urlaubsland Kroa- jahr für 100 „österreichische“ Euro in den In ausgewählten osteuropäischen Touris- tien bringt für Reisende im Durchschnitt USA Waren im Gegenwert von 120 Euro be- musdestinationen erhält man wie in den Vor- einen Euro-Gegenwert von 151, in Slowe- kam, sind es heute nur noch 95 Euro, in Ja- jahren für einen Betrag von 100 Euro rund nien beträgt der Kaufkraftvorteil immerhin pan sank der Gegenwert von 108 auf 99 Euro. um die Hälfte mehr an vergleichbaren Gü- noch rund ein Viertel (125). Aber auch im teuersten der untersuchten tern und Dienstleistungen als in Österreich. Länder, der Schweiz, sank die Kaufkraft auf- Unter den Nachbarländern ist Ungarn mit Schwacher Euro wirkt sich auf Über- grund der Euro-Abwertung von 76 auf 65 179 Euro das Land mit dem höchsten Ge- see-Destinationen aus – USA mehr Euro. genwert, knapp vor Tschechien (177) und als 20 Prozent teurer als 2014 Signifikante Kaufkraftvorteile können schon mit Abstand gefolgt von der Slowakei USA-Reisende spüren derzeit den starken hingegen weiterhin für Österreichs östliche (152). Die Destinationen mit dem niedrig- US-Dollar. Mit fast 22 Prozent Aufwertung EU-Nachbarländer beobachtet werden. Bul- sten Preisniveau im 28 Länder umfassenden gegenüber der europäischen Gemeinschafts- garien rangiert mit einem Euro-Gegenwert Set liegen noch weiter östlich: In den EU- währung liegen die USA trotz leicht sinken- von 207 als preisgünstigste Destination vor Ländern Rumänien und Bulgarien bekommt der Konsumentenpreise nun bei einem Ge- Rumänien (183), Ungarn (179) und Tsche- man mit 183 bzw. 207 Euro im Landes- genwert von 95 Euro (nach 120 im Vorjahr) chien (177). In den drei teuersten Reise- durchschnitt für sein Geld praktisch das gemessen an der heimischen Kaufkraft. Ähn- zielen Schweiz, Dänemark und Australien Doppelte an gleichwertigen Waren und liches – wenngleich nicht in diesem Aus- erhält man für 100 in Österreich verdiente Dienstleistungen. maß – konnte für Japan und Australien beob-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 45 Österreich, Europa und die Welt achtet werden. Nach Kursgewinnen der je- weiligen Landeswährungen zwischen 6 und Der Urlaubs-Euro 2015 9 Prozent liegen diese Reiseziele nunmehr bei einem Euro-Gegenwert von 99 (2014: 108) bzw. 78 (2014: 84). Mexiko dagegen bleibt trotz einer mehr als zehnprozentigen Kaufkraftminderung gegenüber 2014 mit 147 Euro weiterhin eine preisgünstige De- stination.

Wenige Verschiebungen in der Eurozone – Urlaubsland Nr. 1 Italien niveaugleich mit Österreich Aufgrund der gemeinsamen Währung und der niedrigen Inflation mit teils sinkenden Konsumentenpreisen (bis -1,8 Prozent in Griechenland) sind innerhalb der Eurozone wenige Veränderungen gegenüber dem Vor- jahr festzustellen. Irland stellt mit 90 Euro die teuerste Destination dar, während man in den Niederlanden, Belgien und Frankreich mit 96 bis 100 Euro im Landesdurchschnitt ähnlich viel an Waren und Dienstleistungen wie in Österreich bekommt. Griechenland liegt aufgrund gesunkener Verbraucherpreise nunmehr bei 125 Euro vor Spanien (120) und Zypern (118). Italien, das beliebteste Touris- musland der ÖsterreicherInnen, liegt – ge- messen an der Kaufkraft – mit 101 praktisch auf gleichem Niveau wie Österreich. Die nebenstehende Grafik zeigt, was man Euro im jeweiligen Urlaubsland an Gütern und Dienstleistungen – gereiht nach dem Gegenwert von 100 Euro im April 2015 – erhält. 

http://www.statistik.at Quelle: Statistik Austria Preisniveaus und Kaufkraftparitäten

1.925 Einbürgerungen im 1. Quartal 2015 ie Zahl der Einbürgerungen ist laut Sta- gerungen gegenüber nur 3 im Vorjahresquar- bei 230 Fällen durch §11a, Abs. 1 und 2 „Ehe Dtistik Austria im 1. Quartal 2015 um tal, +1.500 %). An zweiter Stelle lag Vorarl- mit einem Österreicher bzw. einer Österrei- 9,9 % gegenüber den ersten drei Monaten berg (+29,9 %), gefolgt von Tirol (+23,8 %), cherin“ und in 86 Fällen durch §12, Z1 des Jahres 2014 gestiegen. Insgesamt erhiel- Kärnten (+18,8 %), Wien (+10,7 %) und der „15jähriger Wohnsitz in Österreich und ten 1.925 Personen von Jänner bis Ende März Steiermark (+10,3 %). In Oberösterreich war nachhaltige Integration“ bzw. „30jähriger 2015 die österreichische Staatsbürgerschaft mit +1,7 % nur eine leichte Steigerung ge- Wohnsitz“. Weiteren 317 (16,5 %) Personen (1. Quartal 2014: 1.751), darunter 11 Perso- genüber dem Vorjahresquartal zu verzeich- wurde die österreichische Staatsbürgerschaft nen mit Wohnsitz im Ausland. Mehr als ein nen. In Salzburg (-8,1 %) und in Niederöster- im Ermessen verliehen, vorwiegend nach Drittel der eingebürgerten Personen ist be- reich (-2,1%) ging die Zahl der Einbürge- mindestens zehnjährigem ununterbroche- reits in Österreich geboren (683 bzw. rungen dagegen zurück. nem Wohnsitz in Österreich (304 Personen; 35,5 %), 1.242 Personen haben einen auslän- Mehr als die Hälfte der Einbürgerungen §10, Abs. 1, StbG). Unter dem Titel „Erstrek- dischen Geburtsort. Mehr als die Hälfte der im 1. Quartal 2015 (1.093 bzw. 56,8 %) er- kung der Verleihung“ wurden 60 Ehegatten Eingebürgerten waren Frauen (56,2 %), der folgte auf Grund eines Rechtsanspruchs. (§16) und 455 Kinder (§17) österreichische Anteil der minderjährigen Kinder (unter 18 Dieser begründete sich in 609 Fällen durch Staatsbürger. Jahre alt) betrug 36,6 %. §11a, Abs. 4 und 6 „mindestens sechsjähri- Die meisten eingebürgerten Personen hat- In sieben Bundesländern wurden im ersten ger Wohnsitz in Österreich und besonders ten bisher die Staatsangehörigkeit von Bos- Quartal 2015 mehr Personen eingebürgert berücksichtigungswürdige Gründe“ (wie Ge- nien und Herzegowina (279), der Türkei als im 1. Quartal 2014. Am deutlichsten fiel burt in Österreich, nachhaltige Integration, (247), Serbien (139) und Kosovo (136).  der Zuwachs im Burgenland aus (48 Einbür- asylberechtigt, EWR-Staatsangehörigkeit), http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 46 Österreich, Europa und die Welt »Der private Josef Hoffmann: Wohnungswanderungen« MAK-Ausstellung von 2. Juni bis 1. November 2015 im Josef Hoffmann Museum im tschechischen Brtnice

ie Ausstellung „Der private Josef Hoff- Dmann: Wohnungswanderungen“ im Josef Hoffmann Museum Brtnice (Pirnitz), einer Stadt nahe Jihlava (Iglau) in der Böhmisch- Mährischen Höhe, gewährt intime Einblicke in die Lebensräume des populären Architek- ten und Designers. Mit dieser zehnten ge- meinsamen Ausstellung auf den Spuren Jo- sef Hoffmanns (1870-1956) rücken die Mährische Galerie und das MAK noch nie gezeigte Objekte und kaum bekannte Foto- grafien aus dessen persönlichem Nachlaß in den Mittelpunkt. Die präsentierten Exponate offenbaren den privaten Wohnstil des Vor- zeige-Architekten der Wiener Moderne und langjährigen Lehrers an der Wiener Kunst- gewerbeschule und zeichnen so ein sehr per- sönliches Porträt des Ausnahmetalents, das sehr zurückgezogen lebte. Gleichzeitig wer- den im Rahmen der Ausstellung zeitgenössi- sche Design-Positionen gezeigt, die sich in Objektinterventionen gezielt mit der Hand- schrift Hoffmanns und dem traditionellen © Nationales Denkmalamt – Gebietsfachabteilung Brünn Speisezimmer in Brtnice nach 1907 (Fotograf unbekannt)

Formenkanon der Wiener Werkstätte ausein- schen fotografischen Dokumenten und pri- andersetzen und so eine gestalterische Neu- vaten Erinnerungsfotos Josef Hoffmanns interpretation, ein „Update“, arrivierter Klas- noch nie gezeigte Objekte aus dessen Privat- siker vornehmen. besitz, die als Inspiration, Hausrat und Sam- © Gemeinde Brtnice Im Sinne von Adolf Loos’ „Wohnungs- melobjekte dienten, unter die Lupe nehmen. Wien IV., Margaretenstraße 5, wanderungen“ können sich die BesucherIn- So kann erstmals die Wohnsituation Hoff- 1912–1914: Detail des Wohnzimmers der Wohnung Josef Hoffmanns nen auf eine Entdeckungsreise durch die Aus- manns und seiner Familie über ein privates (Ausschnitt; Fotograf unbekannt) stellung begeben und neben den zeitgenössi- Fotoalbum nachvollzogen werden, das Ann

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 47 Österreich, Europa und die Welt

Marie Hoffmann-Beerens, eine Schwieger- tochter des Architekten, dem Josef Hoff- mann Museum und der Gemeinde Brtnice als Geschenk überlassen hat. Neben den Räumlichkeiten des Geburts- hauses Josef Hoffmanns in der Tschechi- schen Republik stehen die Interieurs dreier Wiener Wohnungen im Fokus der Ausstel- lung, die wichtige Stationen im Leben und in der künstlerischen Entwicklung Hoffmanns markieren: Seine Junggesellenwohnung in der Magdalenenstraße 12, die Wohnung in der Margaretenstraße 5 und die in der Neu- linggasse 24. Sie alle wurden fotografisch dokumentiert und in den Zeitschriften „Das Interieur, Hohe Warte“ und „Die moderne Wohnung und ihre Ausstattung“ publiziert. Ungezwungene Ensembles und heteroge- ne Arrangements zeichnen den überraschend eklektischen, persönlichen Wohnstil des Wagner-Schülers aus, der einen starken Kontrapunkt zur stringent komponierten und auf das Gesamtkunstwerk ausgerichteten Gestaltung seiner öffentlichen Aufträge bil- det. In der Gegenüberstellung verdeutlichen sich die Charakteristika der Hoffmann’schen Definitionen des intimen und repräsentati- ven Wohnens, die sich entlang der beiden Gegensatzpaare intimes Wohnen versus re- präsentatives Wohnen sowie ein Muster-, Stil-und Zeitmix versus Einheitlichkeit ent- falten. Seine Privatwohnungen waren für Hoffmann Versuchslabor, Erinnerungsort und Identifikationspunkt. © MAK

Bild oben: Josef Hoffmann, Porträt 1903 (Fotograf unbekannt)

Bild links: Wien IV., Margaretenstraße 5, 1912–1914, Bibliothek der Wohnung Josef Hoffmanns (Fotograf unbekannt)

Als „Rückzugsort vor der eigenen Künst- lichkeit“ bezeichnete der österreichisch- tschechische Architekturkritiker und Publi- zist Jan Tabor Hoffmanns Neugestaltung des Elternhauses in Brtnice. Hoffmann selbst äußerte sich zu Fragen der Wohnungsgestal- tung etwa im frühen Aufsatz „Einfache Mö- bel“ in der Zeitschrift „Das Interieur II“, 1901, den er mit Möbelentwürfen illustrier- te, die er ganz ähnlich in der eigenen Woh- nung verwendet hatte, und später 1936 in der „Neuen Freien Presse“ im Beitrag „Neues Wohnen“. Daß Hoffmanns Wohn- und Gestaltungs- ideen auch heute noch inspirieren, demon- strieren die gezeigten Objekte und Interven- tionen der zeitgenössischen DesignerInnen,

© Gemeinde Brtnice die auf Hoffmanns Stil reagieren. Hanna

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 48 Österreich, Europa und die Welt

Krüger und Heath Nash gelingt mit ihren Kreationen eine Kondensation und kühne Weiterentwicklung der gestalterischen Cha- rakteristika und typischen Ästhetik der Wiener Werkstätte. Die in Berlin lebende Designerin Hanna Krüger (* 1979), erste Stipendiatin des Nespresso Design Scholarship in Österreich, beschäftigte sich in ihrem künstlerischen Forschungsprozeß im Archiv der MAK- Sammlung eingehend mit den Entwurfszeich- nungen Josef Hoffmanns und der Wiener Werkstätte. Mit ihren Objekten hinterfragt sie das Prinzip von AutorInnenschaft in Zeiten von Kreativgemeinschaften, sogenannten „creative commons“. So profitieren alle DesignerInnen, deren Arbeiten – hier Teller einer Rosenthal-Kollektion – Hanna Krüger Hanna Krüger, Porzellan-Assemblage aus der Serie Pila [stacked] 2014 für die Vase „Pila“ verwendet hat, vom Ver- kauf. Der in Kapstadt lebende und arbeitende Upcycling-Designer Heath Nash (* 1977), der für seine Arbeiten Abfallmaterialien wieder- verwertet, ließ sich formal von Hoffmanns Gitterobjekten inspirieren. Billigmaterialien wie PET-Flaschen und Metallgitterreste so- wie noble Ausschußware des Wiener Tradi- tionsglasverlegers J. & L. Lobmeyr nutzte er für seine Hybridobjekte, die während seines Aufenthalts für das Projekt „South Meets North: Local Innovation. Global Conversa- tion“ im MAK Design Space (26. September bis 26. Oktober 2014) entstanden sind. Neben den deutschen und südafrikani- schen Entwürfen werden im Josef Hoffmann Museum auch ausgewählte Möbel von drei tschechischen Designern gezeigt. Die Sitz- möbel von Jan Plechác, Radim Babák und Heath Nash, Schalen und Trinkgefäß Hoffmann #1 – #3 2014 Jan Tucek verdeutlichen aktuelle Positionen tschechischen Designs. Die Exponate der Ausstellung fließen räumlich wie thematisch in die Daueraus- stellung „Josef Hoffmann: Inspirations“ ein, die seit 2009 mit Objekten und Entwürfen den künstlerischen Inspirationen Hoffmanns an dessen Geburtsort Brtnice nachspürt.

Das Josef Hoffmann Museum Brtnice Nach den Prinzipien der Wiener Werk- stätte gestaltete Josef Hoffmann sein barok- kes Geburtshaus in Brtnice im Jahr 1907 um. Bereits 1992 war das MAK mit der Ausstel- lung „Der barocke Hoffmann“ in Brtnice präsent. Seit 2006 wird das Haus vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno als Jo- sef Hoffmann Museum gemeinsam geführt.

Foto: MAK / Wolfgang Woessner Foto: MAK / Georg Mayer Foto: Minu Lee Im Rahmen dieser Kooperation wurden seit- Josef Hoffmann Museum, Brtnice, eine gemeinsame Expositur der Mährischen her jährlich Ausstellungen realisiert.  Galerie in Brno und des MAK Wien http://www.mak.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 49 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor acht Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland auseinandersetzen. Folge 3: Vom Bewerben und Vorstellen. Foto: Birgit Anna Krickl Auf dem »Mount Maunganui«, einem erloschenen Vulkan auf einer Halbinsel nördlich von Tauranga

eine Erfahrungen, die ich in Neusee- Also gut, die nächsten Tage und Wochen Mland bei der Arbeitssuche gemacht ha- durchforstete ich täglich die Jobseiten im In- be, sind natürlich individuell und auf meine ternet und schickte meine Bewerbungen Branche, den psycho-sozialen Bereich, be- weg. Die Bewerbungsfristen sind hier sehr zogen. Daher es kann sein, daß es in anderen lange (oft 4 Wochen oder mehr) und daher Berufssparten anders abläuft. bekommt man auch vor diesem Zeitpunkt Nachdem ich als Touristin in Neuseeland keine Rückmeldung, ob man in die engere eingereist bin, war es nun mein vorrangiges Auswahl kommt oder nicht. Ziel, einen Job zu finden. Zum Glück hatten meine Einwande- Mein Plan war es, bei einigen Institutio- rungshelfer meinen Lebenslauf und mein nen persönlich vorbeizuschauen und anzu- Bewerbungsschreiben auf neuseeländischen fragen, ob eine Stelle frei ist bzw. ob ich Standard gebracht. Bei jeder Bewerbung meinen Lebenslauf für künftige Stellen dort übers Internet muß man einen Fragebogen lassen kann. ausfüllen. Darunter wird unter anderem ge- Schnell bemerkte ich, daß diese Art den fragt, ob man irgendwelche gesundheitlichen „Kiwis“ gar nicht gefiel, denn jede Institu- Probleme hat und ob man RaucherIn ist. tion verwies mich auf ihre Homepage. Ich Auch wenn ich (noch immer) Raucherin bin,

solle mir dort die ausgeschriebenen Stellen Foto: privat habe ich dies bei dem Bewerbungsbogen ver- ansehen und mich dann online bewerben. Birgit Anna Krickl neint, weil so die Chancen steigen, in die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 50 Österreich, Europa und die Welt

nächste Stufe des Bewerbungsprozesses zu benraum aus beobachtete. Danach mußte ich kommen, nämlich in die der Vorstellungsge- Selbstkritik üben und bekam gleichzeitig spräche. Manche Arbeitgeber bieten einem Feedback. neben persönlichen Vorstellungsgesprächen Ganz anders als in Österreich bekommt auch die Option, dies über Skype oder sogar man hier erst nach 1 bis 2 Wochen Rück- am Telefon abzuhalten, wenn die Distanzen meldung, ob man den Job bekommt oder zu groß sind. nicht. Vorher werden noch die Referenzen Grundsätzlich laufen diese Gespräche überprüft, grundsätzlich werden der aktuelle immer nach demselben Schema ab: ein Ko- oder frühere Arbeitgeber per Telefon kontak- mitee von 3 bis 4 Personen befragt den Be- tiert und um Referenzen gebeten. Wenn die- werber. Dabei haben sie eine vorgegebene se positive ausfallen bekommt man ein Liste an Fragen vor sich und notieren die „Jobangebot“ zugeschickt, das man dann ak- Antworten. Und eine Frage taucht ganz be- zeptieren oder ablehnen kann (Gehalt, Ur- stimmt immer auf: „Was bedeutet der ,Ver- laub, Bedingungen etc.). Manche Arbeitge- trag von Waitangi‘ für Sie und wie reflektie- ber verlangen neben einem Leumundszeug- ren dessen Prinzipien auf Ihre therapeutische nis auch noch eine Gesundheitsuntersuchung Arbeit?“ – Der Vertrag von Waitangi wurde bzw. den Nachweis gewisser Impfungen etc. 1840 zwischen den Briten und den Maori Schließlich dauern die Formalitäten dann geschlossen. Trotz vieler Diskrepanzen über auch ihre Zeit, bis man dann endlich die die Jahre geht es grundsätzlich um eine re- Vor der Kiwi-Farm »Kiwi360« in »Te neue Arbeitsstelle antreten kann. In meinem spektvolle Form des Zusammenlebens dieser Puke«, das etwa eine halbe Autostunde Fall mußte natürlich noch ein Arbeitsvisum von Tauranga entfernt ist zwei Kulturen. Es ist aufgrund der Geschich- beantragt werden, doch das ging relative te von Neuseeland verständlich, daß eine langt warden. Einmal sollte ich ein Rollen- schnell und war in dieser Zeit, in der For- tolerante und respektvolle Umgangsweise mit spiel „Therapeut – Klient“ mit einem der malitäten erledigt wurden, möglich. verschienden Kulturen erwartet wird. Auch Befrager durch spielen und anschließend Alles in allem muß man mit einem Zeit- wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Er- einen therapeutischen Bericht mit einer Ver- raum von ca. 3 Monaten rechnen, vom Ab- fahrung in der Arbeit mit Maori-KlientInnen dachtsdiagnose verfassen. Ein anderes Mal schicken der Bewerbungsunterlagen bis zum hatte, konnte ich auf meine Arbeit mit sol- sollte ich meine Kompetenzen in Gruppen- ersten Arbeitstag. chen, die aus diversen europäischen Kultu- therapie beweisen und mußte in einem Rol- Ich freue mich über interessierte LeserIn- ren stammten, hinweisen. lenspiel mit anderen Fachleuten eine Thera- nen und bin auch für Feedback und Fragen Je nach Arbeitgeber können noch zusätz- piegruppe leiten, während das Bewerbungs- offen!  liche Übungen im Vorstellungsgespräch ver- komitee mich durch einen Spiegel vom Ne- mailto:[email protected] Fotos: Birgit Anna Krickl Friedliche Idylle: Schafe grasen auf dem »Mount Maunganui«, im Hintergrund ist die Silhouette von Tauranga zu sehen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 51 Österreich, Europa und die Welt Schweden gewinnt den 60. Song Contest Am Abend des 23. Mai fand in der Wiener Stadthalle eine Show der Superlative statt – die mit dem Sieg von Schweden ihren krönenden Höhepunkt fand. 200 Millionen Zuseher weltweit erlebten ein musikalisches Feuerwerk – und eine Achterbahn der Gefühle. Und Gastgeberin Conchita Wurst setzte zu neuen Höhenflügen an. Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Tausende BesucherInnen des Eurovision Song Contests vor der beeindruckenden Showbühne in der Wiener Stadthalle

nd the Winner is: Mans Zelmerlöw. Der Keine Punkte für Österreich wettbewerb der Welt am Abend des 23. Mai Asympathische Sänger überzeugte die Österreich wartete vergeblich auf Punkte. ein Ständchen. Umrahmt wurde das Event internationalen Jurys und das Publikum in Selbst auf Nachbar Deutschland war diesmal von klassischer, moderner und traditioneller ganz Europa bis ans andere Ende der Welt – kein Verlaß – auch hier gingen The Makema- Musik aus Österreich. Eröffnet wurde der auch Australien vergab zwölf Punkte an kes leer aus. Und wenig später dann die Song Contest von den Wiener Philharmo- „Heroes“. Der Abend hätte nicht spannender Retourkutsche: Auch Sophie Ann bekam von nikern im Garten des Schlosses Schönbrunn sein können. Die Punktevergabe war lange Kati Bellowitsch keinen Punkt. Damit teilten mit der Eurovisions-Fanfare – danach wurde ein Zweikampf zwischen Rußland und sich Deutschland und Österreich schließlich die Eurovisionskugel auf die Reise durch das Schweden. Italien, das zu Beginn noch vorne den letzten Platz. Auf den hinteren Plätzen ganze Land geschickt, bis sie schließlich von mitmischen konnte, verlor dann an Boden landeten auch Frankreich und Großbritan- der Deckenhalle auf die Bühne herabsank, und blieb etwas abgeschlagen Dritter. Vor nien – und auch Favoriten wie Serbien und wo Stargeigerin Lidia Baich mit einem Zitat allem bei der russischen Sängerin Polina Ga- Israel blieben hinter den Erwartungen zu- aus „Merci, Cherie“ an den großen Udo garina, die schon bei ihrem Auftritt mit den rück. Jürgens – den ersten österreichischen Song- Tränen zu kämpfen hatte, sorgte die Punkte- Contest-Sieger – erinnerte. Musikalisch vergabe für eine Achterbahn der Gefühle – Ein riesiger Partyabend wurde dann der Bogen zu „Rise Like A auch weil sich in den Jubel immer wieder Der Song Contest feierte Geburtstag – und Phoenix“ weitergezogen – dem Siegerlied Buhrufe mischten. 27 Nationen sangen dem ältesten Gesangs- aus dem Vorjahr.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 52 Österreich, Europa und die Welt

Conchita Wurst hebt ab Und dann tauchte die Künstlerin auf, die den Song Contest 2015 nach Österreich ge- bracht hat: Conchita Wurst. In einem pinken Hosenanzug, über und über mit Straßsteinen besetzt, entstieg sie mitten im Publikum einem Podest und stimmte die offizielle „Building Bridges“-Hymne an. Diese wurde von den drei Moderatorinnen , Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler auf- genommen. Unter dem Jubel der 10.000 Be- sucherInnen in der Stadthalle hob Conchita Wurst ab und flog über den Köpfen des Pu- blikums auf die Bühne.

Kinderchöre und RSO-Orchester Dann füllt sich die Bühne mit den Wiener Sängerknaben und dem multinationalen Superar-Chor – die gemeinsam mit dem Rap- Lidia Baich eröffnete mit einem Zitat aus »Merci, Cherie« von Udo Jürgens per Left Boy der „Building Bridges“-Hymne einen modernen Anstrich verpaßten. Unter der Begleitung des RSO-Orchesters waren bei dem Eröffnungslied 200 Menschen auf der Bühne. Mit dem Einzug der 27 Länder vom „Green Room“ im hinteren Teil der Stadt- halle durch das Publikum hindurch auf die Bühne fand der Eröffnungsteil seinen krö- nenden Abschluß. Von den SängerInnen, die an diesem Abend aufgetreten sind, haben sich 20 über die zwei Semifinale qualifiziert – die „Big Five“ Deutschland, England, Spanien, Frank- reich und Italien traten damit im Finale zum ersten Mal auf. Auch Österreich durfte als Gastgeber direkt im Finale singen – ebenso wie „Special Guest“ Australien.

Gefühlsachterbahn in erster Showhälfte Vorjahressiegerin Conchita Wurst schwebt singend durch die Stadthalle Österreichs 14. Startplatz direkt vor der Halbzeitpause stand schon monatelang fest, Frankreich, Großbritannien und Australien traten in der unbeliebten ersten Hälfte des Be- werbs auf. Deutschland, Spanien und Italien sangen in der zweiten Hälfte – Italiens Il Volo gar mit dem günstigen letzten Start- platz. Und das Los wollte es so, daß die Party- lieder alle bereits in der ersten Hälfte des Fi- nales vorkamen. Sloweniens Ehepaar Maa- raya eröffnete mit seinem Uptempo-Popsong „Here For You“ – und schickte damit das Publikum auf eine Gefühlsachterbahn. Zu- nächst sandte Lisa Angell mit ihrer Hymne „N’Oubliez Pas“ eine Friedensbotschaft an die Welt, dann rollte Israels „Golden Boy“ Nadav Guedj den Tanzboden aus und ver- wandelte die Stadthalle kurzerhand in eine Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Foto: ORF / Milenko Badzic Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Disco. Bei Estland wurde es dann wieder Die Moderatorinnen Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 53 Österreich, Europa und die Welt etwas ruhiger, als Elina Born und Stig Rästa in „Goodbye To Yesterday“ Beziehungspro- bleme besangen und Elina ein paar Tränen verdrückte.

20er-Jahre-Swing und ewiges Erinnern Paarprobleme waren auch bei Großbri- tannien das Thema – wenn auch auf eine völ- lig andere Art und Weise. In ihrer witzigen Electro-Swing-Nummer besangen sie die Sorgen zweier Liebenden, die lange Zeit voneinander getrennt sind. Dazwischen wur- de in leuchtenden Kostümen eifrig getanzt. Das komplette Kontrastprogramm bot Arme- nien, das mit ihrem anklagenden Lied „Face the Shadow“ an den Völkermord vor 100 Jah- ren erinnerte. Dem Song-Contest-Auftritt war ein aufwendiges Casting-Verfahren voraus- gegangen, bei dem sechs Sänger aus sechs Eurovision Songcontest-Sieger Måns Zelmerlöw (»Heroes«) aus Schweden Kontinenten mit armenischen Wurzeln zu- sammengespannt wurden.

Armenien mit großer Botschaft Die dunklen Schatten vertrieben dann die Litauer wieder rasch mit ihrem fröhlichen Poplied „This Time“. Monika Likyte und Vaidas Baumila waren der bunteste Auftritt des Abends – und boten als Draufgabe noch einen einwandfreien Bühnenkuß. Im Hinter- grund taten es ihnen die Tänzer gleich – als Zeichen der Toleranz aber als Männerpaar und Frauenpaar. Den Schwung nahm Ser- biens Bojana Stamenov dann mit ihrem kraft- vollen „Beauty Never Lies“ gleich mit, und die Stimmung in der Halle erreichte den ersten Höhepunkt.

Dunkle Geheimnisse und ein Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Strichmännchen Platz 2 für Polina Gagarina (»A Million Voices«) aus Rußland Wieder etwas durchatmen konnten die Zuseher dann beim norwegischen Duo Mor- land und Debrah Scarlett, als die beiden in „A Monster Like Me“ tief in ihre finsteren Seelen blicken ließen. So dunkle Geheim- nisse kennt Schwedens Mans Zelmerlöw nicht – sein Alter Ego saß frech als Strich- männchen neben ihm auf der Bühne und stahl dem Sänger zwischenzeitlich die Show. Dennoch funktionierte „Heroes“ ganz nach dem Konzept, mit dem schon Conchita Wurst im letzten Jahr reüssierte – ruhiger Beginn, eingängiger Refrain, starkes Finale.

Sternenhimmel, Partysong und Tanzeinlagen Der Zypriote John Karayiannis brachte den mediterranen Sternenhimmel in die Stadthalle. Unter Tausenden Sternen sang er in „One Thing I Should Have Done“ von Platz 3 für Il Volo (»Grande amore«) aus Italien.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 54 Österreich, Europa und die Welt verpaßten Gelegenheiten. Dann hatte der australische Superstar Guy Sebastian seinen großen Auftritt. Die Teilnahme war so spon- tan, daß er für sein Lied „Tonight Again“ nur drei Tage Zeit hatte. Die eingängige Dance- Nummer verfehlte nicht ihr Ziel und sorgte in der Stadthalle für ausgelassene Stimmung. Daß auch Belgier wissen, wie man sich auf der Tanzfläche bewegt, stellte der erst 19jäh- rige Loic Nottet mit „Rhythm Inside“ unter Beweis.

Flammendes Klavier Und dann gehörte die Bühne The Make- makes. Die drei Burschen vom Mondsee hat- ten zu diesem Zeitpunkt bereits einen span- nenden Weg hinter sich – vom Sieg bei „Wer singt für Österreich?“ quer durch ganz Eu- ropa, um dann im Finale in die großen Fuß- Platz 4 für Il Volo (»Grande amore«) aus Italien stapfen von Conchita Wurst zu treten. Doch von Druck oder Nervosität war bei dem Auf- tritt nichts zu merken. Und auch als das Klavier von Sänger Dominic Muhrer lichter- loh zu brennen begann, ließen sie sich nicht außer Ruhe bringen und präsentierten sich mit „I Am Yours“ als würdige Finalisten.

Powerballade und Balkan-Feeling Griechenland hat sich für eine klassische Song-Contest-Ballade entschieden – Sängerin Maria Elena Kyriakou stand in einem tief ausgeschnittenen Kleid auf der Bühne und zeigte sich bei „One Last Breath“ alles ande- re als kurzatmig. Montenegro hielt es hinge- gen schlicht auf der Bühne. Knez – umringt von seinen Backgroundtänzerinnen – brach- te mit dem Lied „Adio“ Balkanfeeling in die Stadthalle und tanzte dazu den montenegri- nischen Sirtaki. Platz 5 für Guy Sebastian (»Tonight Again«a) aus Australien

Viel Rauch und weiße Blumen Deutschland – auch einer der Fixstarter – setzte mit Ann Sophie auf Bewährtes. Nicht nur ihr Äußeres erinnerte stark an Lena, Ge- winnerin von 2011, auch der Song „Black Smoke“ schließt nahtlos an „Taken By A Stranger“ an. Das schwarz-goldene Bühnen- bild bildete optisch einen starken Kontrast zu dem nächsten Auftritt. Polens Monika Kuszynska saß in ihrem weißen Rollstuhl neben einem weißen Flügel auf einer rosaro- ten Bühne. Mit „In The Name of Love“ schickte sie die Botschaft in die Welt, daß alles gut wird.

Clubsound und verlassene Kinder Botschaften suchte man in dem Lied der

lettischen Sängerin Animata vergeblich – da- Foto: ORF/Thomas Ramstorfer Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Foto: ORF/Thomas Ramstorfer für lieferte sie mit „Love Injected“ einen Platz 6 für Aminata (»Love Injected«) aus Lettland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 55 Österreich, Europa und die Welt

Platz 7: Elina Born & Stig Rästa (»Goodbye to Yesterday«) Platz 8: Mørland & Debrah Scarlett (»A Monster Like Me«) aus Estland aus Norwegen

Platz 9: Nadav Guedj (»Golden Boy«) aus Israel Platz 10: Bojana Stamenov (»Beauty Never Lies«), Serbien Alle Fotos: ORF / Thomas Ramstorfer Platz 11: Nina Sublatti (»Warrior«) aus Georgien Platz 12: Elnur Huseynov (»Hour Of The Wolf«), Aserbaidschan

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 56 Österreich, Europa und die Welt

Popsong ab, der von der Ostsee bis in die Clubs von Ibiza zum Hit werden könnte. Die rumänische Band Voltaj hat sich ganz der Unterstützung für verlassene Kinder ver- schrieben. Deshalb singen sie „De La Capat“ auch in der Landessprache, um vor allem dort vor der Gefahr einer elternlosen Generation zu warnen.

Fliegendes Kleid und Weltfrieden Spaniens Sängerin Edurne sorgte für den Kostümwechsel des Abends. Ihr roter Um- hang wurde von einem Tänzer heruntergeris- sen, und ein goldglitzerndes Kleid kam zum Vorschein. Doch dem nicht genug, ließ sie sich bei „Amanecer“ von ihrem Tänzer durch die Luft wirbeln. Lag es an der Windma-

schine oder am zu eng geschnürten Kleid – Foto: ORF / Thomas Ramstorfer aber es kullerten auch bei ihr die Tränen. Null Punkte gab es für The Makemakes (»I Am Yours«) aus Österreich Was Spanien an Emotionen vielleicht zu viel auf die Bühne zauberte, fehlte dann bei Un- garn. Boggie war nach Wien gereist, um in leisen aber eindringlichen Tönen für den Weltfrieden zu singen.

Kleine Kriegerin und dunkle Wälder Eine Kriegerin schickte Georgien in Form von Nina Sublatti nach Wien. Die zarte Sän- gerin schlug bei „Warrior“ große Töne an und zeigte eindrucksvoll, daß auch eine Frau alleine problemlos eine ganze Song-Contest- Bühne füllen kann. Sicherheitshalber brach- Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Star-Percussionist Martin Grubinger Foto: ORF / Roman Zach-Kiesling

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 57 Österreich, Europa und die Welt

te Elnur Huseynov zwei Tänzer mit, damit er sich im dunklen aserbaidschanischen Wald nicht einsam fühlt. Und die lieferten bei „Hour of The Wolf“ eine verstörende Tanzimprovi- sation ab.

Diamanten, viel Haut und »Grande Amore« Tausende Diamanten funkelten auf dem weißen Kleid der russischen Sängerin Polina Gagarina. Ihr kraftvoll gesungenes „A Mil- lion Voices“ überwältigte nicht nur das Pub- lium, auch Polina kämpft am Ende mit den Tränen. Da hatte es Elhaida Dani aus Alba- nien schwer. Ihre Powerballade „I’m Alive“ blieb neben dem russischen Gefühlsfeuer- werk eher blaß. Den Abschluß bildeten die drei jungen Tenöre aus Italien. Mit einem einzigen Akkord sangen sie sich in die Her-

zen der Zuhörer – und als bei „Grande Foto: ORF / Thomas Jantzen Amore“ auf der LED-Wand die Wolkenber- Verfolgten den spannenden Abend in der Stadthalle (v.l.): Kulturminister Josef ge in die Höhe stiegen, dürften auch ein paar Ostermayer, ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz, Bundeskanzler Werner Faymann mit Ehefrau Martina Ludwig-Faymann und Staatssekretärin Sonja Steßl Herzen schneller geschlagen haben. (nicht im Bild: Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner)

Konzerterlebnis in der Stadthalle jeden Winkel der Halle. Unterstützung be- mit einem Medley aus „You Are Unstopp- Während die Zuseher aufgerufen waren, kam er vom Arnold Schoenberg Chor unter able“ und ihrem neuen Song „Firestorm“ für ihren Favoriten abzustimmen, sorgte der der Leitung von Erwin Ortner und den Eben- den krönenden Programmschlußpunkt. Und Weltklasse-Percussionist Martin Grubinger seer Glöcklern. Und dann sang die „Queen dann war das Voting beendet. für Konzertatmosphäre in der Stadthalle. Sein of Eurovision“ Conchita Wurst zum letzten Gabi Greiner, .ORF 80köpfiges Trommelensemble nützte dafür Mal auf der Song-Contest-Bühne und setzte http://songcontest.ORF.at Foto: ORF / Thomas Ramstorfer Hochspannung im Finale: die teilnehmende Länder geben ihre Entscheidungen bekannt, wer wieviele Stimmen erhalten hat.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 58 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2015 3. bis 6. September 2015 in Klagenfurt am Wörthersee Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 3. September 14.00 - 17.00 Uhr  Besichtigung Stadtweingarten auf 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europa- Einladung der Stadt Klagenfurt, haus, Reitschulgasse 4, Klagenfurt Treffpunkt: Neuer Platz bei Tourismus Info, Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- Besichtigung: 30 Personen dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) 14.00 - 18.00 Uhr  Betriebsbesichtigung im Lakeside Park Veranstaltung des Rahmenprogramms für auf Einladung des Lakeside Science & Donnerstag, 3. September 2015, ankreuzen. Technology Parks, Treffpunkt: 14.00 Uhr, Die Teilnehmer können aus folgenden Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegen- Programmpunkten wählen: den Seite. 14.00 - 18.00 Uhr  Stadtrundgänge mit Wappensaal und Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen Fuchskapelle auf Einladung der Tourist- 15.00 Uhr  Museum Moderner Kunst Kärnten Information, Treffpunkt: Klagenfurt Besichtigung inklusive Führung durch das Tourismus, Neuer Platz 1, Klagenfurt. Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Maximale Teilnehmeranzahl pro Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Stadtführung: 50 Personen Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Horst Ein Blick auf die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt mit dem Wörthersee im Bild oben

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 59 Österreich, Europa und die Welt

Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, http://www.minimundus.at oder Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/21155 http://www.wörtherseeschifffahrt.at – sind selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 19.30 - 22.00 Uhr  Einladung der Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörther- see, Frau Dr. Maria-Luise Mathiaschitz im VIP-Bereich des Wörtherseestadions, Südring 207, Klagenfurt

Freitag, 4. September 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europa- haus, Reitschulgasse 4, Klagenfurt Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Der Metnitzstrand am Wörthersee Freitag, 4. September 2015, ankreuzen. Die Teilnehmer können aus folgenden Programmpunkten wählen: 09.00 - 12.00 Uhr  Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist- Information, Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen 09.00 - 12.00 Uhr  Betriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology Parks, Treffpunkt: 09.00 Uhr, Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegen- den Seite. Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen 09.00 Uhr  Museum Moderner Kunst Kärnten

Besichtigung inklusive Führung durch das Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Horst Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Gerdl Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Das für die Euro 2008 errichtete Wörtherseestadion Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Centrums, St. Ruprechter Straße 12, Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, Klagenfurt http://www.minimundus.at oder 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/21155 Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, http://www.wörtherseeschifffahrt.at – sind St. Ruprechter Straße 12, Klagenfurt selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 20.30 Uhr  Ball des Auslandsösterreicher- 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil Weltbundes im Konzerthaus, Mießtaler Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, Straße 8, Klagenfurt St. Ruprechter Straße 12, Klagenfurt 19.30 - 22.30 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Sonntag, 6. September Kärnten Herrn Dr. Peter Kaiser 10.00 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der Ort: Burgruine Taggenbrunn Johanneskirche am Lendkanal, Martin-Luther-Platz 1, Klagenfurt Samstag, 5. September 10.15 Uhr Katholischer Gottesdienst im 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Auslands- Dom zu Klagenfurt, Domplatz 1 österreichers des Jahres 2015“ 12.00 Uhr  Abschlußmittagessen im Restaurant Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, Dermuth, Kohldorfer Straße 52, Klagenfurt; Klagenfurt Treffpunkt: 11.30 Uhr am Domplatz 12.15 Uhr  Festessen auf Einladung Festessen des Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke Herrn Bundesministers für Europa, auf Rechnung des AÖWB, verbindliche Integration und Äußeres (BMEIA) Anmeldung unbedingt erforderlich! Sebastian Kurz im Foyer im EG des Messe Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 60 Österreich, Europa und die Welt 21. Auslandsniederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 6. bis 8. September 2015 im NÖ Landhaus St. Pölten

Generalthema »Hidden Champions – Niederösterreichs Jugend für die Welt«

Sonntag, 6. September Moderation: Dr.in Ilona Slawinski, Verantwort- bis 14.00 Uhr Eintreffen in St. Pölten – Check-in im Hotel Metropol liche für die Auslandskultur des Landes NÖ 3100 St. Pölten, Schillerplatz 1  Bildung & Jugend Telefon: ++43 / (0)2742-70700/132 Thema: „Jugend in NÖ – unsere ganz 14.00 Uhr Bustransfer vom Hotel Metropol zur persönliche Sicht“ NÖ Landesausstellung „ÖTSCHER:REICH – SchülerInnen-Präsentation zu den Themen Die Alpen und wir“ nach Neubruck und „Schule“, „Europa und Nationalismus“ und Frankenfels-Laubenbachmühle, Mostviertel „Migration und Integration“ – geleitet von ca. Gemütliches Beisammensein für die Auslands- Univ.Doz. Mag. Dr. Friedrich Lo¹ek, Landes- 18.30 Uhr NiederösterreicherInnen bei einem Mostheurigen schulinspektor Moderation: Landesjugendreferent Montag, 7. September Wolfgang Juterschnig 9.00 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus vom Hotel Metropol 17.30 Uhr Ende der Arbeitskreissitzungen zum NÖ Landhaus anschließend Vernissage Haus 1A, Ausstellungsbrücke: 9.30 Uhr Eröffnungsveranstaltung im Ostarrichisaal, Michael Höpfner, Deutschland Haus 1A, 2. Stock 18.30 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus zum Hotel Metropol 19.00 Uhr Abendessen im Hotel Metropol Begrüßung und Moderation: Dr. Simon Ortner, Geschäftsstelle für AuslandsniederösterreicherInnen Dienstag, 8. September Bericht: Werner Götz, Vizepräsident des Auslands- 10.00 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus vom Hotel Metropol österreicher-Weltbundes zum NÖ Landhaus Impulsreferat: „Die Jugend ist unsere Zukunft, ist sie 10.30 Uhr Abschlußveranstaltung im Ostarichisaal das?“ von Univ.-Prof. Peter Filzmaier  Begrüßung und Kurzbericht: Dr. Simon Ortner Eröffnung durch einen politischen Vertreter der  Jugendchor NÖ Landesregierung  Impulsreferat: „Musische Bildung: Spaß, der 11.00 Uhr Kaffeepause herausfordert!“ von MMag. Gottfried 11.40 Uhr „Praktikabörse“ – Informationen über Auslands- Zawichowski, Koordinator der Chorszene NÖ, aufenthalte und -praktika für junge Nieder- Geschäftsführer der Musikfabrik NÖ österreicherInnen  Präsentation der Ergebnisse der drei 12.30 Uhr Mittagessen im NÖ Landhaus, Arbeitskreise/Workshops NÖ Saal I und II, 2. Stock Jugendchor 14.00 Uhr Beginn der Arbeitskreise/Workshops  Festansprache des Zweiten Präsidenten des  Wirtschaft & Technologie NÖ Landtages Mag. Johann Heuras und (Industrieviertelsaal)) Überreichung der ANÖ-Nadel an die erstmaligen Thema: „AuslandsNiederösterreicherInnen – ANÖ-TeilnehmerInnen durch den Zweiten Pioniere neuer Wirtschaftstrends“ Präsidenten des NÖ Landtages Impulsreferat: AuslandsniederösterreicherIn  Jugendchor: Landeshymne 1. Strophe gesungen Moderation: Mag. Herbert Halbwidl anschl. Mittagsempfang, gegeben von Landes- Senior Counsellor Internationale Beziehungen hauptmann Dr. Erwin Pröll, Foyer „Schwarzes  Kunst, Kultur & Wissenschaft Bild“ (Ostarrichisaal) 14.00 Uhr Ende des 21. AuslandsniederösterreicherInnen- Thema: „Möglichkeiten der kulturellen Vermitt- Treffens 2015, Transfer für die TeilnehmerInnen zum lung von Niederösterreichs Jugend im Ausland“ Hotel Metropol, Bahnhof St. Pölten Impulsreferat: AuslandsniederösterreicherIn http://www.noel.gv.at/aoe Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 61 Innenpolitik Sparsamer Finanzrahmen mit Wachstumsimpulsen Der Nationalrat nahm sich in seiner Sitzung am 20. Mai den Bundesfinanzrahmen bis 2019 zur politischen Beurteilung vor. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Ein Blick in den Sitzungssaal des Nationalrats, am Präsidium Nationalratspräsidentin Doris Bures.

mfassende Steuerreform, Fortsetzung ministrative Defizit wird mit 1,4 % des Brut- Entwicklungszusammenarbeit und der Ka- Uder Budgetkonsolidierung und Impulse toinlandsprodukts (BIP) angegeben. Für den tastrophenhilfe im Ausland, scheiterten mit für Wachstum und Beschäftigung, Reformen Gesamtstaat wird ein Maastricht-Defizit von ihrem Anliegen bei der namentlich durchge- in der Verwaltung, im Förderungssystem, bei 1,6% sowie ein – ebenfalls EU-konformes – führten Abstimmung aber an 137 Nein- zu Pensionen und am Arbeitsmarkt, Zukunfts- strukturelles Defizit von 0,5 % prognosti- 31 Ja-Stimmen. Ebenfalls in namentlicher investitionen in Bildung, Universitäten, Ent- ziert. Bis 2019 soll die Differenz zwischen Abstimmung wurden zwei FPÖ-Entschlies- wicklung und Infrastruktur sowie für Wachs- Auszahlungen und Einzahlungen nach und sungsanträge abgelehnt. tum und Beschäftigung – das sind die Ziele, nach schrumpfen und die öffentliche Ver- Einer auf Erhaltung der Militärmusik- die die Bundesregierung in ihrer mittelfristi- schuldung von 86,8 % des BIP 2015 auf kapellen (120 Nein- gegen 43-Ja-Stimmen) gen Budgetplanung verfolgt. In Zahlen ge- 79,9 % zurückgehen. Die im Budgetausschuß und eines weiteren auf sofortigen Stopp von gossen und als Gesetz lag diese Strategie dem einstimmig beschlossene Erhöhung des Bun- Kasernenschließungen (115 Nein- zu 42 Ja- Nationalrat am 20. Mai als Bundesfinanz- desfinanzrahmens um 297,056 Mio. € be- Stimmen). rahmen bis 2019 zur politischen Beurteilung kräftigte der Nationalrat. Damit ist die Finan- Abgelehnt wurde auch ein Antrag des vor, die von Fraktion zu Fraktion und von zierung der geplanten Sanierung des Parla- Teams Stronach auf Erhalt der Militärmusik. RednerIn zu RednerIn durchaus unterschied- mentsgebäudes gesichert und der Budgetbe- Mehrheitlich angenommen wurden hinge- lich, oft auch gegensätzlich ausfiel. darf für den parlamentarischen Betrieb – ins- gen Entschließungsanträge der Koalitions- Mit dem Beschluß durch die Mehrheit besondere für zusätzliche Sonderaktivitäten parteien zur Erhaltung des Militärmusikwe- der Regierungsparteien gilt für das im Herbst wie Untersuchungsausschuß oder Enquete- sens sowie für eine Strategie zur Entwick- zu beschließende Bundesbudget 2016 nun- Kommissionen – gedeckt. lung und gesetzlichen Verankerung eines Stu- mehr eine Auszahlungsobergrenze von 76,54 In einer lebhaften Debatte beantragten fenplans zur Erhöhung der Mittel für die Ent- Mrd. €. An Einzahlungen werden im kom- die Grünen eine Änderung des Finanzrah- wicklungszusammenarbeit bis zur Errei- menden Jahr 71,69 Mrd. € erwartet, das ad- mens bis 2019 zur Erhöhung der bilateralen chung des internationalen 0,7 %-Ziels.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 62 Innenpolitik

Arbeitszeit zu verkürzen und mehr Urlaub zu nehmen, hielt es aber für dringend not- wendig, die Lohnnebenkosten zu senken. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) bezeichnete den vorgelegten Finanz- rahmen als ausgewogenes Zahlenwerk, das Offensivmaßnahmen ermögliche und es zu- gleich erlaube, ein strukturelles Nulldefizit zu erreichen und zu wahren. Das Erfolgs- modell von Kostensenkungen und Offensiv- maßnahmen werde fortgesetzt und neue Steuern vermieden. Der mittelfristige Finanz- rahmen sei ebenso seriös gerechnet wie die Gegenfinanzierung der geplanten Steuerre- form, versicherte Schelling, der sich einmal mehr dafür stark machte, den Kampf gegen den Steuerbetrug zu intensivieren. Unterstüt- zung erhielt der Finanzminister von Chri- stoph Matznetter (SPÖ) der von der Fort- setzung einer soliden Budgetpolitik sprach und ausdrücklich die geplante Steuerreform lobte. Diese ermögliche es, die Steuerzahler um 5 Mrd. € „ohne Blutvergießen“ zu entla-

Foto: ÖVP / Martin Juen sten. Beim Ausbau der Entwicklungszusam- Finanzminister Hans Jörg Schelling menarbeit (EZA) setzte Matznetter auf den von der Bundesregierung vereinbarten Stu- Budgetsanierung und Wachstum: verlagert. Krainer sprach sich seinerseits fenplan. Maximilian Unterrainer (SPÖ) be- Sinnvoll Sparen und dafür aus, die EZA-Ausgaben auszubauen, grüßte im Interesse des Tourismus die Er- Zukunftsinvestitionen Kernaufgaben des Staates bei der Sicherung leichterung von Betriebsübergaben. Elmar Podgorschek (FPÖ) eröffnete die der Pensionen sowie bei Bildung und Ge- Peter Haubner (ÖVP) lobte die zugleich Debatte mit der von vielen Abgeordneten sundheit vom Sparkurs auszunehmen und auf Budgetkonsolidierung und wirtschaftli- seiner Fraktion wie auch von ÖVP, NEOS darauf zu verzichten, „in die Krise hineinzu- che Stabilität ausgerichtete Politik der Bun- und Team Stronach geteilten Auffassung, daß sparen“. Priorität hat für Krainer auch der desregierung, die auf dem Grundsatz basiere Österreich kein Einnahmenproblem, sondern Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Daher nicht mehr Geld auszugeben als man habe. ein Ausgabenproblem habe. Daher „dämpfen hielt er die Einführung einer sechsten Ur- Ideen für eine sechste Urlaubswoche erteilte wir die Ausgabenentwicklung“, fügte Ga- laubswoche für sinnvoll. Haubner eine Absage und erinnerte nach- briele Tamandl (ÖVP) hinzu, die sich auch Ganz anders argumentierte Kathrin drücklich daran, daß es die UnternehmerIn- für Offensivmaßnahmen aussprach und dazu Nachbaur (Team Stronach), die die weiterge- nen seien, die Arbeitsplätze schaffen. Bruno bekannte, die Budgetkonsolidierung im Sin- hende Staatsverschuldung kritisierte und Rossmann (Grüne) widersprach Haubner ne der EU-Vorgaben voranzutreiben. Auf die- davor warnte, mit höheren Schulden, weni- entschieden und meinte Budgetkonsolidie- sem Weg bestünden allerdings gravierende ger Arbeit und mehr Urlaub den Wohlstand rung dürfe kein Selbstzweck sein. Was fehle Risiken, warf Eva Glawitschnig-Piesczek vermehren zu wollen. Die Null-Zins-Politik sei eine Priorität für Zukunftsinvestitionen (Grüne) mit Hinweis auf Analysen des Bud- der EZB, die das Budget entlaste, gehe zu und für den Kampf gegen die Arbeitslosig- getdienstes ein, vor allem bei der Gegen- Lasten von Leistungsträgern und Sparern keit, denn 400.000 Arbeitslose seien nicht finanzierung der Steuerreform. Glawischnig und nutze den Spekulanten, kritisierte Nach- tolerierbar. Österreich brauche einen budget- befürchtete, daß dringend benötigtes Geld baur. politischen Kurswechsel um von der Kriech- für Klimaschutz, Green Jobs, nachhaltige Vor einer Oppositionsrhetorik, die das spur auf die Überholspur zu wechseln. Infrastruktur und zur Erfüllung internationa- Land krank jammere, statt den Optimismus Rückläufige EZA-Mittel bezeichnete Ross- ler Verpflichtungen, insbesondere in der Ent- zu stärken, schade der Wirtschaft, warnten mann als eine Schande für ein reiches Land wicklungszusammenarbeit, in der Flücht- Jakob Auer und Werner Groiß (beide ÖVP). wie Österreich. Beim Thema Entwicklungs- lingshilfe und bei der internationalen Kata- Auer erinnerte die Oppositionsredner daran, zusammenarbeit kritisierte Petra Bayr (SPÖ) strophenhilfe fehlen werde und kündigte da- daß die Bundesregierung in den letzten Jah- Außenminister Kurz (ÖVP), der seine Haus- zu einen Abänderungsantrag ihrer Fraktion ren noch jedes Budget besser vollzogen habe aufgaben bislang nicht gemacht habe. Bayrs an. als es veranschlagt war. Demgegenüber er- Hoffnung galt einem Ausbau der EZA-Mit- Für sinnvolles Sparen, wie es die Bun- innerte Josef Schellhorn (Neos) daran, daß tel beim Budget für 2016. desregierung seit 2008 betreibe, trat auch die Staatsausgaben seit 2000 stärker wuch- Die Bundesregierung verweigere Öster- Kai Jan Krainer (SPÖ) ein und unterstützte sen als die Inflation und Einsparungen nur reich die notwendige Entbürokratisierung, ausdrücklich eine Politik, die die Steuerlast wegen niedrigerer Zinsen erzielt wurden. ignoriere den Kaufkraftverlust der Arbeit- vom Faktor Arbeit auf Vermögenserträge Auch Schellhorn sah keinen Anlaß, die nehmerInnen und lasse ein weiteres Wachs-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 63 Innenpolitik tum der Staatsschulden zu, kritisierte Leo- mann (Grüne) vermißte stärkere Wachs- über den neuen Finanzausgleich und die Re- pold Steinbichler (Team Stronach), der sich tums- und Beschäftigungseffekte durch die form des Föderalismus in Österreich hielt für eine unternehmer- und arbeitnehmer- geplanten Steuerreform sowie eine Ökologi- Bruno Rossmann (Grüne) für notwendig. freundliche Politik stark machte. Die Ver- sierung des Steuersystems. Kathrin Nach- Bei der Vereinheitlichung des Rechnungs- handlungen für einen neuen Finanzausgleich baur (Team Stronach) forderte eine Steuer- wesens sah Rossmann noch viele offene Fra- wollte Steinbichler beschleunigen. Die Mili- reform, die die Steuermoral hebe, indem sie gen, insbesondere bei der Vermögensrech- tärmusik sah der Redner als Werbepartner die überdurchschnittliche Abgabenlast redu- nung. und Sympathieträger des Bundesheeres, ziere, während Rainer Wimmer (SPÖ) einer Hubert Fuchs (FPÖ) wandte sich kritisch bekannte sich nachdrücklich zur Erhaltung Entlastung der ArbeitnehmerInnen und dem gegen die Schließung von Kasernen und dieses Kulturgutes und legte dazu einen Vorziehen der höheren Negativsteuer aus- brachte einen Entschließungsantrag seiner Entschließungsantrag seiner Fraktion vor. drücklich zustimmte. Fraktion ein, der auf sofortigen Stopp der Mit Nachdruck trat Rainer Wimmer (SPÖ) Kasernenschließungen gerichtet war. An die- dafür ein, die industrienahe Forschung aus- Reichen die bisherigen ser Stelle forderte Franz Eßl (ÖVP), die Ka- zubauen, mehr Geld für die Qualifizierung Pensionsreformen aus? serne Tamsweg nicht zu schließen, während von ArbeitnehmerInnen und für die Be- Die bisher beschlossenen Reformmaßnah- Rainer Wimmer (SPÖ) vorschlug, Kasernen schäftigung älterer ArbeitnehmerInnen ein- men bei den Pensionen reichten zur Siche- und Kirchen verstärkt für die Unterbringung zusetzen und die Arbeitszeit zu verkürzen. rung des Systems nicht aus, sagte Elmar Pod- von Flüchtlingen zu verwenden. Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne) brach gorschek (FPÖ). Seiner Ansicht widerspra- eine Lanze für den Ausbau der bilateralen chen Gabriele Tamandl (ÖVP) und Kai Jan Franz Kirchgatterer (SPÖ) mahnte einen Entwicklungszusammenarbeit sowie der Krainer (SPÖ), der sich überdies gegen die Finanzausgleich ein, der an den Aufgaben Flüchtlingshilfe und der Katastrophenhilfe Auffassung mancher ExpertInnen wandte, der Gemeinden orientiert ist und damit den im Ausland und legte dazu einen Abände- ein Pensionssystem müsse sich ausschließ- Interessen der BürgerInnen entspricht. Ein- rungsantrag zur Regierungsvorlage vor, der lich selbst finanzieren und sollte auf staatli- mal mehr brach Kirchgatterer eine Lanze für darauf gerichtet ist, die bilaterale EZA im che Zuschüsse verzichten. Gerald Loacker die Sozialpartnerschaft, deren Einfluß von Jahr 2016 auf 100 Mio. €, 2017 auf 160 Mio. (Neos) verwies hingegen auf EU-Kritik an Experten auf die Wirtschaftsentwicklung als €, 2018 auf 220 Mio. € und 2020 auf 280 zu wenig wirksamen Pensionsreformen in positiv beurteilt wird. Mio. € zu erhöhen. Der Auslandskatastro- Österreich, sowie auf überdurchschnittlich Josef Cap (SPÖ) sah Österreich im inter- phenfonds sollte jeweils auf 20 Mio. € ange- stark wachsende Staatszuschüsse zum Pen- nationalen Vergleich an einer sehr herzeig- hoben werden. sionssystem in den kommenden Jahren. baren Stelle und begrüßte mit Nachdruck den Plan für eine Steuerreform, die über hö- Große Steuerreform – Arbeit, Schelling bittet Abgeordnete um here Einkommen, Konsum und Nachfrage Wirtschaft und Familien entlasten, Unterstützung bei der Reform des die Wirtschaft beleben wird. Österreich habe Betrug bekämpfen Finanzausgleichs eine gute Haushaltspolitik gemacht und da- Der zweite große Themenkomplex in der Ein weiteres großes finanzpolitisches mit Handlungsspielräume offengehalten, die Debatte über die mittelfristige Budgetplanung Projekt der kommenden Monate stellt der nun zur Entlastung der Einkommen, zur Stei- der Bundesregierung bildete die geplante Finanzausgleich Neu dar, der derzeit von gerung der Kaufkraft und zur Stimulierung Steuerreform, die für Elmar Podgorschek mehreren Arbeitsgruppen vorbereitet und ab der Wirtschaft genutzt werden können. Dazu (FPÖ) lediglich eine Umverteilung aus einer Sommer 2015 mit den Ländern und Ge- gehört der Kampf gegen den Steuerbetrug, Tasche des Steuerzahlers in die andere dar- meinden verhandelt werden wird. Finanz- sagte Cap, eine Durchforstung der Ausgaben stelle. Die Gegenfinanzierung sei nur vage minister Hans Jörg Schelling (ÖVP) erläu- und die Streichung von Steuerausnahmen. konzipiert, der Faktor Arbeit werde nicht terte die Eckpunkte eines aufgabenorientier- Für unverständlich hielt es Cap, auf Instru- wirklich entlastet und den Menschen unter- ten und transparenteren Finanzausgleichs, mente verzichten zu wollen, die es erlaubten, stelle die Regierung, Steuern zu hinterzie- für den er die Abgeordneten um Unterstüt- den Steuerbetrug zu bekämpfen. hen. Gemeinsam mit seinen Fraktionskolle- zung bat. Elmar Podgorschek (FPÖ) drängte Finanzminister Hans-Jörg Schelling gen Hubert Fuchs und Bernhard Themessl an dieser Stelle darauf, die „Nebenregierung (ÖVP) teilte den Abgeordneten mit, daß die wandte sich Podgorschek entschieden gegen der Landeshauptleute“ abzuschaffen und die Österreichische Entwicklungsbank 902 Mio. die Abschaffung des Bankgeheimnisses und Einnahmen- und Ausgabenverantwortung € an Haftungen für Entwicklungsprojekte in gegen weitere Schritte in Richtung „gläser- im Sinne eines echten Föderalismus in einer aller Welt übernommen hat. Da dies bislang ner Steuerzahler“. Hand zu vereinen. Jakob Auer (ÖVP) ver- in der ODA-Statistik nicht anerkannt werde, Demgegenüber hielt Gabriele Tamandl langte Vereinfachungen im Finanzausgleich bemühe er sich um Anrechnung dieser Lei- (ÖVP) fest, daß bei den Vorschlägen der zugunsten der Gemeinden. Karin Greiner stungen. Bei der Registrierkassenpflicht wer- Bundesregierung zur Gegenfinanzierung der und Franz Kirchgatterer (beide S) machten de nicht verlangt, einen Chip zu installieren, Steuerreform EU-Anregungen aufgenom- auf die Leistungen der Gemeinden für deren wohl aber eine Zertifizierung, die gewährlei- men wurden. Während Eva Glawischnig- BürgerInnen aufmerksam und wies auf die ste, daß Registrierkassen nicht manipuliert Piesczek (Grüne) klare Vorschläge für die erfolgreiche Gemeindestrukturreform in der werden können. Konten werden nur im Rah- Gegenfinanzierung vermißte, forderte Hubert Steiermark hin. men eines Finanz-Prüfverfahrens geöffnet Fuchs (FPÖ) nicht nur Engagement beim Josef Schellhorn (Neos) mahnte die werden können, sicherte Schelling den Ab- Kampf gegen SteuerbetrügerInnen, sondern Einhaltung der Haftungsobergrenzen von geordneten zu.  auch gegen den Sozialbetrug. Bruno Ross- Seiten der Länder ein. Eine offenere Debatte Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 64 Innenpolitik Rekordbeschäftigung trotz steigender Arbeitslosigkeit Hundstorfer: Steuerreform, Wohnbaupaket und höhere Förderung für Ältere wirken erst ab kommendem Jahr

er Trend mit steigendem Arbeitskräfte- des Anstiegs an vorgemerkten Arbeitslosen Dpotential, weiter zunehmender Beschäf- ist gegenwärtig „hausgemacht“ bzw. stati- tigung aber auch steigender Arbeitslosigkeit stisch bedingt. Die Konzentration des Ar- setzt sich Ende April 2015 fort. Rund 64.000 beitsmarktservice auf höherwertige Schu- Arbeitskräfte sind Ende dieses Monats mehr lungen führt Ende April zu einem Rückgang auf dem Arbeitsmarkt als noch ein Jahr zu- der Gesamtzahl an Schulungsteilnahmen um vor. 20.000 haben im Jahresabstand in Öster- knapp 15.000 bzw. 18,0 %. Da diese Perso- reich zusätzlich eine Stelle gefunden. Damit nen für eine Vermittlung zu einer Stelle nun- haben 3.494.000 Personen eine unselbstän- mehr direkt verfügbar sind werden sie auch dige Beschäftigung, so viele wie noch nie zur Arbeitslosenzahl gezählt. zuvor in einem April“, unterstrich Sozial- Allerdings spüren die österreichischen minister Rudolf Hundstorfer am 4. Mai an- Betriebe vor allem auch noch die schwache läßlich der Präsentation der Arbeitsmarkt- Export- wie auch Inlandskonjunktur. In der zahlen für den Monat April. Folge steigt die Arbeitslosigkeit in der Waren- Unter den gegenwärtigen Rahmenbedin- produktion um 10,3 %, im Bau um 12,4 % gungen bleibt weiterhin die Nachfrage der und in der Arbeitskräfteüberlassung sogar österreichischen Betriebe nach zusätzlichen um 16,0 %. Aber auch in den großen Bran-

Arbeitskräften hinter dem erhöhten Angebot Foto: Sozialminiserium chen des Dienstleitungsbereich Tourismus, zurück. Ende April zeigt sich das am Anstieg Sozialminister Rudolf Hundstorfer Handel sowie Gesundheits-/Sozialwesen der vorgemerkten Arbeitslosen um 14,5 % steigt die Zahl der vorgemerkten Arbeitslo- auf nunmehr 351.985. Inklusiver der Teilneh- so der Sozialminister. Die in den vergange- sen mit 11,0 %, 11,5 % und 13,6 % noch im- merInnen an Schulungsangeboten des Ar- nen Wochen in die Wege geleiteten konjunk- mer zweistellig. beitsmarktservice sind aktuell 419.875 Per- turbelebenden und beschäftigungsfördern- Überdurchschnittlich zunehmend ist En- sonen vorgemerkt. Das ist eine Zunahme ge- den Maßnahmen, allen voran die steuerliche de April vor allem die Zahl der vorgemerk- genüber dem Vorjahr um 7,6 % bzw. 29.586 Entlastung der Einkommen, die Wohnbau- ten Männer mit 16,3 %, sowie Personen ab Personen. Im Vergleich zum Vormonat be- initiative und der deutliche Ausbau der Be- 50 Jahren mit 17,2 % und Arbeitssuchende deutet dies einen saisonbedingten Rückgang schäftigungsinitiative für Personen ab 50, wer- mit gesundheitlichen Vermittlungseinschrän- um 8.644 Menschen bzw. 2,1 %. Die Defini- den allerdings erst nächstes Jahr stärker auf kungen mit 17,9 %. Und besonders stark tion gemäß EUROSTAT ergibt für Öster- die Gesamtbeschäftigung wirken. „Wichtig betroffen sind Personen ohne österreichische reich eine Arbeitslosenquote von 5,6 %. Die wird vor allem aber auch sein, daß die Sozial- Staatsbürgerschaft. Hier liegt die Zahl der Arbeitslosenquote nach nationaler Defini- partner bei begleitenden Themen wie dem arbeitslos Vorgemerkten gegenwärtig um tion beträgt Ende April 2015 9,1 %. Bonus-Malus für Ältere möglichst rasch zu 24,9 % über dem Vorjahreswert. Hier gera- „Die Zahl der offenen Stellen geht erst- Verhandlungsergebnissen kommen“, betonte ten vor allem auch ältere und bereits länger mals seit längerer Zeit nicht mehr zurück“, Hundstorfer. Zusätzlich könnten auch ange- in Österreich ansässige Arbeitskräfte durch wies der Minister auf erste lichte Streifen am botsentlastende und vor allem langfristig die Zuwanderung von zumeist gut qualifi- Konjunkturhorizont hin. Ende April waren gesundheitsfördernde Maßnahmen wie der zierten Personen aus dem EU-Raum zuneh- beim Arbeitsmarktservice 27.707 freie Ar- Abbau von übermäßigen Überstunden und mend unter Konkurrenzdruck. beitsplätze gemeldet. Gegenüber dem Vor- zusätzliche Erholungstage für Personen die Bei Frauen nimmt dagegen die Zahl der jahreswert sind das um 52 bzw. 0,2 % mehr. schon lange im Arbeitsleben stehen zu einer vorgemerkten Arbeitssuchenden mit 12,2 % Im Verlauf des gesamten April 2015 wurden Erholung des Arbeitsmarktes beitragen. etwas unter dem Durchschnitt zu. Und eine dem Arbeitsmarktservice (AMS) von den Der österreichische Arbeitsmarkt liegt der wenigen Gruppen deren Anstieg im ein- Betrieben 37.117 Stellen angegeben. Das be- hinter Deutschland und Großbritannien nun- stelligen Bereich bleibt sind Jugendliche mit deutet sogar einen Anstieg um 8,0 %. Vor mehr an dritter Stelle in der Europäischen 8,3 %. Bei der jüngsten Gruppe – den 15- allem von Arbeitskräfteüberlassern werden Union. Bezeichnenderweise sind damit zwei 19jährigen – steigt die Arbeitslosigkeit um nach monatelangem Rückgang nunmehr Länder vor Österreich deren Anteil an Nie- 4,9 %. 4.167 Jugendliche suchen aktuell eine wieder deutlich mehr Stellen angeboten. drigeinkommensbezieherInnen in den ver- Lehrstelle. Das sind um 313 bzw. 7,0 % „Sollte der Konjunkturaufschwung bei gangenen Jahren besonders deutlich ange- mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig nimmt unserem Haupthandelspartner Deutschland stiegen ist. Bei der Jugendarbeitslosenquote aber auch die Zahl der Lehrstellen mit 1,6 % anhalten, so werden das auch die österreichi- behält Österreich mit 10,5 % den zweiten (+313) wieder etwas zu.  sche Betriebe über kurz oder lang spüren“, Platz in der Europäischen Union. Ein Drittel http://www.bmask.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 65 Innenpolitik Erstmals Hochaltrigenstudie in Österreich Das Bild von hochaltrigen Menschen in Österreich muß neu gedacht werden.

as öffentliche Bild hochaltriger Men- mals in Österreich die Gesundheits-, Le- troffene Zielgruppe direkt eingebunden wur- Dschen und die Einstellung zu ihnen zu bens- und Betreuungssituation hochaltriger de. Dieser Umstand und diese Herangehens- korrigieren, hat sich die Gesundheits- und Menschen. Trotz zunehmender demografi- weise haben derzeit sicherlich noch hohen Sozialpolitik zum Ziel gesetzt. Die Basis scher und gesundheitspolitischer Relevanz Ausnahmecharakter. Dadurch sind die Er- dafür liefert die erste Österreichische Inter- liegen bis dato nur sehr wenige Daten vor. gebnisse und Erkenntnisse für unsere zu- disziplinäre Hochaltrigenstudie (ÖIHS), die Die Studie ist ein Kooperationsprojekt, das künftigen strategischen Planungen von enor- gängige gesellschaftliche Klischees wider- vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales mer Wichtigkeit. Die Altersgrenzen werden legt. Hohes Alter ist demnach keineswegs und Konsumentenschutz, dem Bundesmini- ‚verrückt‘, das ist die Sachlage und wir ha- nur mit Gebrechlichkeit und Pflegebedürf- sterium für Gesundheit, dem Ressorts für ben die Verantwortung ein lebendiges, dich- tigkeit, sondern sehr wohl auch mit Selbst- Wissenschaft & Forschung, Gesundheit und tes Unterstützungsnetzwerk für künftige bestimmung und Vitalität verbunden. Pflegemanagement des Landes Steiermark Generationen zu knüpfen, heute für mor- „Die Gruppe der hochaltrigen Bevölke- und dem Hauptverband der österreichischen gen“, so Drexler weiter. rung wird in den kommenden Jahrzehnten Sozialversicherungsträger finanziert und von signifikant zunehmen. Laut Eurostat wird der Österreichischen Plattform für Interdis- Selbstbestimmung, Teilhabe sich der Anteil von Menschen über dem 80. ziplinäre Alternsfragen (ÖPIA) durchgeführt und Gesundheit Lebensjahr in Europa bis 2030 fast verdop- wurde. Befragt wurden 410 Personen in Wien Mit den gewonnenen Daten sollen Bund, peln“, erläutert Gesundheitsministerin Sa- und in der Steiermark im Alter zwischen 80 Länder und Gemeinden sowie private Dienst- bine Oberhauser. „Ich sehe es als Aufgabe und 85 Jahren. leister in ihren Entscheidungen und in der der Gesundheitspolitik, für die steigende Zahl „Nicht das Altern ist das Problem unserer Entwicklung von Maßnahmen unterstützt der hochaltrigen Personen in Österreich not- Zeit, sondern unsere Einstellung dazu“, werden. Ziel ist es, die Selbstbestimmung, wendige gesundheitspolitische Strategien zu betont Christopher Drexler, Landesrat für Teilhabe und Gesundheit bis in das höchste entwickeln“, so Oberhauser weiter. Wissenschaft und Gesundheit in der Steier- Alter zu sichern. Die Studie zeigt bemer- mark. „Wir haben diese Studie in ihrer kenswerte Ressourcen im Leben hochaltri- 410 Personen zwischen Pilotphase seitens des Landes Steiermark ger Menschen. Im Widerspruch zu gängigen 80 und 85 Jahren befragt bewußt unterstützt, da erstmals die Lebens- gesellschaftlichen Altersbildern, in denen Die Österreichische Interdisziplinäre welt der Hochaltrigen nicht nur wissen- Hochaltrigkeit hauptsächlich mit körperli- Hochaltrigenstudie (ÖIHS) untersucht erst- schaftlich beleuchtet wird, sondern die be- chem und kognitivem Verfall sowie mit Pfle-

EU-28 – 2013 bis 2080

Bevölkerungsstruktur von großen Altersgruppen bezogen auf die EU-28 auf die Jahre 2013 bis 2080

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 66 Innenpolitik gebedürftigkeit verbunden wird, befinden de Bild von älteren Menschen grundsätzlich Vielfalt der Lebenskonzepte sich viele Frauen und Männer über 80 Jahre überdenken und die Potenziale besser nut- und Alltagsgestaltungen immer noch in relativ guter gesundheitlicher zen. Im Rahmen des Schwerpunkts Senioren- Insgesamt kann festgestellt werden, daß und körperlicher Verfassung und führen ein gesundheit werden wir unseren Beitrag für Merkmale der physischen, psychischen und recht aktives Leben ohne nennenswerten ein längeres selbstbestimmtes Leben bei gu- kognitiven Gesundheit, des individuellen Hilfe- oder Pflegebedarf. ter Gesundheit leisten“, hält Peter McDonald, Lebensstils, der sozialen Netzwerke und der Das gesellschaftliche Bild von Hoch- Vorstandsvorsitzender im Hauptverband der finanziellen Situation in der Gruppe der hoch- altrigkeit erweist sich eindeutig als zu nega- österreichischen Sozialversicherungsträger, altrigen Menschen in einer engen Wechsel- tiv und entspricht der Lebenssituation vieler fest. wirkung stehen. Daher sollte bei der Ent- hochaltriger Menschen nicht. Um die Res- Gleichzeitig gibt es eine Gruppe hochal- wicklung von Interventionsstrategien ein sourcen hochaltriger Menschen zu erhalten triger Menschen, die bereits in unterschied- möglichst umfassender und ganzheitlicher und zu stärken, braucht es zukünftig soziale, lich hohem Ausmaß von Gesundheits- und Ansatz gewählt werden. Auch biografische gesundheitliche und bildungsbezogene Stra- Funktionseinschränkungen betroffen und Merkmale spielen eine große Rolle, weshalb tegien, die darauf zielen, bestehende Kom- infolgedessen auf Hilfe im Alltag oder kör- schon früh im Lebenslauf präventive Stra- petenzen möglichst lange zu erhalten. perliche Pflege angewiesen sind. Darüber tegien entwickelt gehören, die sich positiv hinaus deuten die Studienergebnisse auf eine auf Lebensqualität, Kompetenz und Teilhabe Hohe Lebenszufriedenheit, aus- steigende Wahrscheinlichkeit für altersasso- im hohen und sehr hohen Alter auswirken. geprägtes Gesundheitsbewußtsein ziierte Erkrankungen und Pflegebedürftig- „Zu den interessantesten Studienergeb- Auch zeigt die Studie eine überwiegend keit mit weiter zunehmendem Alter hin. Es nissen gehört für mich die große Vielfalt der hohe Lebenszufriedenheit unter den hochal- gibt Hinweise auf eine wachsende emotiona- Lebenskonzepte und Alltagsgestaltungen trigen Menschen. Mehr als drei Viertel der le Verletzlichkeit – vor allem bei chronischen hochaltriger Menschen. Als Sozialminister Befragten geben an, mit ihrer Lebenssitua- Schmerzzuständen, bei Pflegebedürftigkeit, gehe ich davon aus, daß diese Vielfalt zuneh- tion insgesamt zufrieden oder sogar sehr zu- bei stärkeren kognitiven Einbußen und beim men wird. Daher will ich auch weiterhin frieden zu sein. Verlust nahestehender Menschen. Maßnahmen und Initiativen unterstützen, die „Die Ergebnisse der Studie sind für die „Angesichts dieser enormen Heteroge- den Diskurs zur Hochaltrigkeit vorantreiben Sozialversicherung eine wichtige Grundlage nität“, so die ÖIHS-Studienleiter Georg und die Lebensqualität der älteren und hoch- für den weiteren Ausbau von Maßnahmen Ruppe und Andreas Stückler, „erfordert das betagten Menschen zum Ziel haben“, hält zur Stärkung der Gesundheit von älteren hohe Lebensalter entsprechend differenzier- der Sozialminister abschließend fest. Menschen. Positiv ist dabei, daß hochbetag- te Zugänge und Angebote. Verallgemeinern- Die Österreichische Interdisziplinäre te Menschen ein ausgeprägtes Gesundheits- de Sichtweisen zu den Lebensumständen, den Hochaltrigenstudie ist als nationale Längs- bewußtsein und eine hohe Motivation besit- gesundheitlichen Verhältnissen oder Bedürf- schnittstudie konzipiert, die in den kommen- zen, die eigene Gesundheit zu erhalten. nissen hochaltriger Menschen erweisen sich den Jahren schrittweise ausgeweitet wird.  Überdies müssen wir auch das vorherrschen- als irreführend.“ http://www.oepia.at

Bevölkerungspyramide der EU-28 – 2013 bis 2080

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 67 »Burgenland Journal« 90 Jahre Landes- hauptstadt Eisenstadt Eisenstadt feierte mit Tag der Blasmusik – Blasmusikkapellen aus allen Bezirken des Landes waren gekommen, um der Landeshauptstadt zum 90jährigen Jubiläum zu gratulieren. Fotos: Bgld. Landesmedienservice Blasmusikkonzert vor dem Schloß Esterházy mit Landtagspräsidenz Gerhard Steier und Landeshauptmann Hans Niessl

isenstadt ist ein Spiegelbild für die er- Blasmusikapellen aus allen Bezirken des Landeshauptstadt feierlich zu begehen“, so Efolgreiche Entwicklung des Burgenlan- Landes, die Musikvereine Kittsee, „Froh- Landeshauptmann Hans Niessl beim Aus- des. Ich möchte daher allen Eisenstädterin- sinn“ Marz, Grenzland Mannersdorf, die klang der Festveranstaltung. nen und Eisenstädtern für den großen Ein- Blasmusik Oberschützen/Bad Tatzmanns- satz, für die Beiträge zur erfolgreichen Ent- dorf, die Musikvereine Stegersbach, Ruders- Die Geschichte zum Jubiläumsjahr wicklung der Landeshauptstadt und des Bur- dorf und die Blasmusikkapellen der Stadt Der am 10. September 1919 unterzeich- genlandes danken“, sagte Landeshauptmann Eisenstadt – die Bauernkapelle St. Georgen, nete Friedensvertrag von St. Germain sprach Hans Niessl am 2. Mai beim Tag der Blas- die Winzerkapelle Kleinhöflein und die Österreich die westlichen Teile der Komitate musik, der heuer ganz im Zeichen des Jubi- Stadt- und Feuerwehrkapelle Eisenstadt – Wieselburg, Ödenburg und Eisenstadt zu, läums „90 Jahre Landeshauptstadt“ stand. musizierten gemeinsam mit der Gastkapelle ein Gebiet mit einer Fläche von 4.320 km² Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten aus der Partnerstadt Bad Kissingen, dem Ju- und damals einer Gesamtbevölkerung von schon am 30. April mit einer Festsitzung des gendmusikkorps Bad Kissingen, an zehn Plät- 340.000 Einwohnern. Gemeinderats – exakt am Jahrestag, an dem zen der Stadt, um das Jubiläum gebührend zu Der am 4. Juni 1920 in Trianon von Un- der burgenländische Landtag 1925 den Be- begehen. Anschließend erfolgte ein Stern- garn unterzeichnete Friedensvertrag enthielt schluß gefaßt hatte, Eisenstadt zum Sitz der marsch zum Platz vor dem Schloß Esterházy die gleichen Bedingungen. Doch erst nach Landesregierung zu machen. Fortgesetzt mit einem gemeinsamen Abschlußkonzert. der Ratifizierung des Vertrages am 26. Juli wurde dann zwei Tage später mit festlichen „Der Tag der Blasmusik ist ein wunderbarer 1921 wurde Österreich das Verfügungsrecht Platzkonzerten auf zehn Plätzen in ganz Rahmen, um das Jubiläum ‚90 Jahre Eisen- über das Burgenland eingeräumt. Termin der Eisenstadt. stadt‘ und die positive Entwicklung unserer Übergabe sollte der 29. August 1921 sein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 68 »Burgenland Journal«

Ungarische Freischärler, aber auch regu- läre Truppen leisteten der einrückenden Gen- darmerie heftigen Widerstand. Unter Druck Englands und Frankreichs mußte Österreich das „Venediger Protokoll“ unterzeichnen. Darin wurde Ungarn verpflichtet, die bewaff- neten Einheiten aus den besetzten Gebieten abzuziehen. Österreich mußte einer Volksab- stimmung in Ödenburg und in acht Landge- meinden zustimmen. Am 5. Dezember 1921 wurde das Burgen- land offiziell der Republik Österreich über- geben. In der Volksabstimmung Mitte De- zember verlor das Burgenland seine „natürli- che“ Hauptstadt Ödenburg und wurde für drei- einhalb Jahre „ein Land ohne Hauptstadt“. Am Anfang stand eine „Verwaltungsstel- le für den Anschluß des Burgenlandes“ mit Foto: Magistrat Eisenstadt Eisenstadts Bürgermeister LAbg. Thomas Steiner bei seiner Rede anläßlich der einem Büro in Mattersburg. Kurz darauf wur- Festsitzung des Gemeinderats am 30. April de aus dieser das Amt der Landesregierung mit dem Sitz des ersten Landeshauptmann in Sauerbrunn. Am 18. Juni 1922 wurde der erste Landtag gewählt, der von der ersten Sitzung am 15. Juli 1922 an in der Kaserne in Eisenstadt tagte. Bereits am 21. Oktober 1923 kam es nach einem Ringen um das Schulwesen wieder zu Neuwahlen. Nun schien die Zeit reif geworden zu sein, auch die dringliche Frage der Landes- hauptstadt einer Lösung zuführen zu kön- nen. Doch es dauerte bis ins Frühjahr 1925, bis Ressentiments, lokalpatriotische, wirt- schafts- und parteipolitische Faktoren über- wunden schienen. Alle Parteien waren be- reit, diesen bizarren Zustand eines Bundes- landes ohne Hauptstadt zu beenden. Auf der Tagesordnung der für 29. April

1925 einberufenen Landtagssitzung stand Fotos: Bgld. Landesmedienservice auch der Punkt: Landesverfassungsgesetz Landeshauptmann Hans Niessl mit Maketenderinnen vor dem Schloß Esterházy Fotos: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Eisenstadts Magistratsdirektorin Gerda Török, LAbg. Gabriele Titzer, Stadträtin Reneé Wisak, Gemeinderat Richard Gartner, 2. Vizebürgermeister LAbg. Günter Kovacs, LH Hans Niessl, LH-Stv. Franz Steindl, Bgm. LAbg. Thomas Steiner mit Gattin Andrea, 1. Vizebürgermeister Josef Mayer mit Gattin Frederike (links von ihm) und Gemeinderätin Sabine Waha

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über den endgültigen Sitz der Burgenländi- schen Landesregierung und des Burgenlän- dischen Landtages. Nicht einmal andeutungs- weise war von der Wahl einer Landeshaupt- stadt die Rede. Doch das Volk und die Zeitun- gen wußten, daß es um die Landeshauptstadt geht. Die Sitzung des Landtages brachte An- träge für die Gemeinden Pinkafeld, Eisen- stadt und Sauerbrunn. Die Anträge wurden dem Rechtsausschuß zur Behandlung zuge- wiesen, die Entscheidung auf 30. April 1925 verschoben. Sowohl bei Antragstellung, als auch bei der Abstimmung wurden die Parteigrenzen in jede Richtung überschritten. Bei der Ab- stimmung im ersten Wahlgang erhielt Pinka- feld 7 Ja, 19 Nein, 3 Stimmzettel waren leer. Sauerbrunn erhielt 12 Ja, 12 Nein, 5 Stimm- zettel waren leer. Eisenstadt bekam 18 Ja, 11 Nein-Stimmen. Da kein Antrag die erforder- Foto: Diözese Eisenstadt/ Gossmann liche Zweidrittelmehrheit bei Anwesenheit Nach der Ausstellungseröffnung (v.l.): Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner, der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, Nuntiaturrat Gabor Pinter von mindestens der Hälfte der Mitglieder des und Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics Landtages erhielt, wurde die Sitzung unter- brochen, um neuerliche Parteiberatungen zu deshauptstadt. Grund war, daß man lange und der Burgenländischen Landesbibliothek ermöglichen. Der zweite Wahlgang brachte den Ausgang der Abstimmung um Ödenburg getragenen Ausstellung war das am 30. April mit 20 Ja-Stimmen und 9 Nein-Stimmen bei nicht anerkennen wollte und daher in allen 2015 stattgefundene 90jährige Bestandsjubi- 29 abgegebenen Stimmen die erforderliche öffentlichen Äußerungen und Schriften vom läum der Freistadt Eisenstadt als Sitz der Mehrheit für Eisenstadt. vorläufigen Sitz der Landesregierung sprach. burgenländischen Landesregierung. Damit war Eisenstadt zum Sitz der Bur- genländischen Landesregierung gewählt Ein Barockjuwel auf Eine Stadt wie ein Tryptichon worden. Landtag und Landesregierung wa- dem Weg nach oben In seiner Eröffnungsrede deutete der Ei- ren an einem Ort vereint. Eisenstadt defacto In einem festlichen Akt wurde am Abend senstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifko- Landeshauptstadt des Burgenlandes. Nach- des 3. Mai in der Eisenstädter Franziskaner- vics den Weg Eisenstadts von seinen Anfän- dem selbst die Landesverfassung vom 15. kirche die Ausstellung „Eisenstadt. Vom Ba- gen bis ins 21. Jahrhundert anhand von drei Jänner 1926 noch die Bezeichnung Landes- rockjuwel zur Landeshauptstadt“ eröffnet. zusammenhängenden Bildern: dem Bild eines hauptstadt mied, erhielt Eisenstadt mit dem Anlaß der von der Diözese Eisenstadt in Dorfes, das zur Stadt wird; dem Bild einer neuen Eisenstädter Stadtrecht vom 1. De- Kooperation mit der Stadtgemeinde Eisen- sich in turbulenten Zeiten bewährenden zember 1965 den formalen Statuts einer Lan- stadt, dem Burgenländischen Landesarchiv Hauptstadt; und dem Bild einer Stadt, die zur Bischofsstadt wird. Zwei historische „Schar- niere“ sind es für Zsifkovics, die diese Bilder zu einem Ganzen verbinden: Das geistliche Erbe des heiligen Martin, dem späteren Lan- des- und Diözesanpatron, für immer festge- schrieben in der ungarischen Bezeichnung für Eisenstadt („Kismarton“), und das Talent der Eisenstädter, „aus dem Schatten manch ungünstiger historischer Entwicklung immer wieder die Dinge zum Guten zu wenden“.

Als Bischofsstadt Teil der globalen Land- karte und »Brückenkopf« nach Osten Die Anwesenheit des Apostolischen Nun- tius in Österreich, Erzbischof Peter Zurbrig- gen, als Vertreter des Papstes beim Festakt sei „sichtbarer Ausdruck der globalen Bedeu- tung, die das Dorf und die spätere Stadt

Fotos: Bgld. Landesmedienservice durch die Erhebung zur Bischofsstadt einer vorne v.l.: 2. Vizebürgermeister LAbg. Günter Kovacs, LH Hans Niessl und Bgm. Weltkirche erfahren hat“, so Bischof Zsifko- LAbg. Thomas Steiner (ganz rechts) vics. Mit der Erhebung des burgenländischen

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das Verhältnis des einzelnen Menschen zur Gemeinschaft und der Gemeinschaft zum einzelnen Menschen am prägnantesten zei- ge. So „sind es vorzugsweise die Städte und ihre Mächtigen, denen die Propheten der Bi- bel ihr oft vernichtendes moralisches Attest ausstellen“, so Zsifkovics. Solche Prophe- tenklage gelte nicht für Eisenstadt, das 90jährige Bestehen der Stadt als Hauptstadt des Burgenlandes und als Ort von Frieden, Freiheit und Wohlstand verdiene vielmehr „großen Dank und große Freude über den bisherigen Weg unseres Gemeinwesens“, so der Eisenstädter Bischof.

Zukunftsverantwortung statt Nostalgie Gleichzeitig müsse der dankbare Blick zurück die Zukunft fest im Blick haben, so Bischof Zsifkovics. Im Zeitalter der sich glo- balisierenden Menschheit und der sich glo- Foto: Diözese Eisenstadt/ Gossmann balisierenden Probleme könne es eine poli- Beim Einzug zur Pontifikalmesse in den Eisenstädter Dom Altbischof Paul Iby (in tisch, ökonomisch und kulturell autarke In- der Mitte links) und Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics (in der Mitte rechts) sel der Seligen nicht mehr geben: „Selbst un- Gebietes zur Diözese 1960 wandelte sich das und der Trompeter Freddy Staudigl verant- ser kleines, aber feines Barockjuwel Eisen- Bild Eisenstadts zum Bild einer Stadt, die wortlich. stadt und das energieautarke Burgenland sind immer wieder im Fokus weltkirchlicher Er- eingebettet in einen großen globalen Ge- eignisse steht. So etwa beim Pastoralbesuch Pontifikalmesse im Eisenstädter Dom: samtzusammenhang aus Ökologie und sozi- von Papst Johannes Paul II. 1988 oder beim Eine Stadt mit Draht nach oben alen Menschheitsfragen, den zu erkennen Besuch des Ökumenischen Patriarchen von Mit einer prachtvoll gestalteten Pontifikal- und dem Rechnung zu tragen die wahrlich Konstantinopel, Bartholomaios I., erst im messe im Eisenstädter Dom feierte die Diö- nicht leichte Aufgabe unserer gesellschaftli- November des vergangenen Jahres. Für Zsif- zese Eisenstadt am 4. Mai unter geschlosse- chen Verantwortungsträger ist“, so Zsifkovics kovics ist es „das Bild einer Stadt, die sich ner Teilnahme der Eisenstädter Stadtregie- wörtlich. Und er ergänzte: „Das Ertrinken als geistiger und geistlicher Brückenkopf rung das 90-Jahr-Jubiläum der Landeshaupt- von 700 Bootsflüchtlingen vor der Grenze zwischen Ost und West versteht und deren stadt des Burgenlands und Sitzes der burgen- Europas ist kein exotisches Fernereignis Weg nach vorne und nach oben offen ist“. ländischen Landesregierung. mehr.“  In seiner Festpredigt erinnerte Diözesan- http://www.eisenstadt.gv.at Beeindruckende Exponate zeigen bischof Ägidius Zsifkovics an die Städte der http://www.burgenland.at sozialen, wirtschaftlichen und Bibel als Orte, an denen sich seit Anbeginn http://www.martinus.at kulturellen Weg Eisenstadts Bernhard Weinhäusel, Diözesanarchivar und Kurator der Ausstellung, zeigte sich an- läßlich der Eröffnung erfreut über die Fülle und Vielfalt an Exponaten, die von den Part- nerinstitutionen zusammengetragen werden konnten: „Neben der Stadtgeschichte, der künstlerischen und kulturellen Entwicklung bis heute, wollen wir exemplarisch auch so- zialgeschichtliche Aspekte früherer Lebens- welten aufzeigen – Dank der exzellenten Zusammenarbeit mit dem beherzten Team des Landesarchivs und der Landesbibliothek ist uns das gelungen!“ Zahlreiche weitere Kooperationspartner und Leihgeber haben zur Qualität der Ausstellung beigetragen, so etwa das Österreichische Jüdische Museum in Eisenstadt und der ORF Burgenland. Für die anspruchsvolle musikalische Gestaltung

der Eröffnungsfeier zeichneten Diözesanmu- Foto: Diözesanmuseum Eisenstadt sikdirektor Thomas Dolezal an der Orgel Ausstellungssujet des Diözesanmuseums Eisenstadt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 71 »Burgenland Journal« Zur Landtagswahl 2015 Burgenland-Premiere für den »Zweiten Wahltag« – Steier: »Mehr Chancen durch mehr Demokratie« Foto: Bgld. Landesmedienservice Landtagspräsident Gerhard Steier (l.) und Landeswahlleiter WHR Erich Hahnenkamp informierten im Vorfeld der Landtagswahl

ei der Landtagswahl 2015 gibt es erst- per Briefwahl abgegebenen Stimmen. Damit Volksbegehren für eine Gesetzesinitiative Bmals einen zweiten Wahltag: Dieser hat bleibt das Wahlgeheimnis gewahrt.“ werden erleichtert und sind bei übereinstim- am Freitag, dem 22. Mai, stattgefunden. „Der 2010 waren 248.694 BurgenländerInnen menden Beschlüssen von zehn Gemeinden zweite Wahltag neben dem bestimmenden wahlberechtigt. Ziel des zweiten Wahltages im Landtag zu behandeln. Es gilt aber die Wahlsonntag ist eine Reverenz an die Wäh- ist es auch, die Wahlbeteiligung zu steigern. Einschränkung, daß diese keine negativen lerinnen und Wähler. Das demokratische Diese lag 2010 bei 77,3 Prozent, 2005 bei finanziellen Auswirkungen auf den Landes- Wahlrecht wird erweitert. Wer am Wahl- 81,38 Prozent. Für die Wahl 2015 rechnete haushalt zur Folge haben dürfen. sonntag nicht wählen kann, hat eine zusätzli- Wahlleiter Hahnenkamp mit einem Plus von che Möglichkeit von seinem direkten Wahl- 2000 im Vergleich zur Wahl 2010, also mit Mehr Transparenz und Kontrolle recht vor einer Wahlkommissionen Ge- rund 250.600 Wahlberechtigten. Zusätzlich wurden Möglichkeiten für brauch zu machen“, so Landtagspräsident mehr Transparenz und Kontrolle geschaffen. Gerhard Steier im Vorfeld der Landtagswahl Proporz fällt, Persönlich- U-Ausschüsse können bereits von einem Vier- am 31. Mai. Ziel ist es, die Wahlbeteiligung keitswahlrecht ausgebaut tel der Abgeordneten eingesetzt werden, den zu erhöhen. Eine der wichtigste Änderungen sei die Vorsitz führt ein unabhängiger Richter. Die- Damit mehr BürgerInnen das geheime Abschaffung des Proporzes, so Steier: „Die ser legt auch die Verfahrensordnung fest. An- und persönliche Wahlrecht als Alternative zur Abschaffung des Proporzes ist eine Zäsur. ders als in Tirol oder Vorarlberg gibt es kei- Briefwahl nutzen können, bestand die Mög- Anders als bisher sind Parteien nicht mehr nerlei Einschränkungen dieses Minderhei- lichkeit, am vorletzten Freitagabend vor der ab einer bestimmten Größe automatisch in tenrechtes durch die Landtagsmehrheit. Wahl zu wählen. Jede Gemeinde mußte ein der Landesregierung vertreten, sondern aus- Die Prüfkompetenz des Landesrechnungs- Wahllokal zumindest zwei Stunden offen schließlich aufgrund des Wahlergebnisses hofes wird auf Gemeinden und deren ausge- halten, erklärte Landeswahlleiter Erich Hah- und der freien Koalitionsbildung. Die bishe- lagerte Unternehmen ab einer Beteiligung nenkamp. In der Steiermark habe man be- rige Hürde von 15 Prozent für das Vorzugs- von 50 Prozent ausgeweitet. reits gute Erfahrungen mit dem zweiten stimmenmandat in den Regionalwahlkreisen Die Hürde zum Einzug in den Burgen- Wahltag gemacht. „Vier Prozent der steiri- wird abgeschafft. Das Vorzugstimmenman- ländischen Landtag bleibt bei vier Prozent schen Wahlberechtigten haben diese Mög- dat – immer das letzte Grundmandat des der Stimmen. Für den Klubstatus sind nun- lichkeit genutzt. Stimmen werden am zwei- Wahlkreises – geht automatisch an die Kan- mehr drei statt bisher zwei Mandate notwen- ten Wahltag nicht ausgezählt“, so Hahnen- didatin oder den Kandidaten mit den meisten dig.  kamp: „Die Stimmzettel bleiben versiegelt Vorzugsstimmen. Die Wählerinnen und Wäh- http://www.bgld-landtag.at bis zum eigentlichen Wahltag in den Ge- ler entscheiden in allen Bezirken direkt über Lesen Sie über die Ergebnisse der Wahl in meinden und werden dann gemeinsam mit die Vergabe des Vorzugsstimmenmandats“, der Ausgabe 144 des „Österreich Journals“, den anderen Stimmzetteln vor Ort in den Ge- betont Steier den Ausbau des Persönlich- die ab dem Abend des 30. Juni verfügbar meinden ausgewertet. Das gilt auch für die keitswahlrechts. sein wird.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 72 »Burgenland Journal« Auf der Überholspur bleiben … mit einer Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts – LH Niessl präsentierte Eckdaten einer modernen Wirtschaftspolitik Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: RMB-Geschäftsführer Harald Horvath, Landeshauptmann Hans Niessl, EB-Vorstandssprecher Michael Gerbavsits und WIBAG-Geschäftsführer Günter Perner bei der Präsentation der Eckdaten einer modernen Wirtschaftspolitik

er erfolgreiche Weg des Burgenlandes – vergleich“, so Niessl. Er räumte aber ein, Wahlen auch mit den Sozialpartnern und mit Düberdurchschnittliches Wachstum im daß es auch Probleme gibt. Und diesen müs- Experten sprechen. Bundesländervergleich, zweiter Platz beim se man mit einer modernen Wirtschaftspoli- Um der Bürokratie einen Riegel vorzu- Bruttoeinkommen unselbständiger Beschäf- tik entgegenlenken. schieben, schlug Niessl vor, „daß jedem tigter, ein Plus von 20.000 Beschäftigten seit „Arbeit und Geld müssen im Land blei- neuen Gesetz, das zusätzlich Bürokratie dem Jahr 2000, niedrigste Mieten, höchste ben. Dazu soll auch die Qualitätsmarke Bur- schafft, Gesetze gegenüberstehen müssen, Maturantenquote – soll fortgesetzt werden. genland, die wir derzeit entwickeln, beitra- die Bürokratie abbauen.“ Positiv sei, daß man Dazu benötige es aber eine moderne Wirt- gen. Es ist wichtig, das Bewußtsein für die bereits auf gutem Weg in Richtung One- schaftspolitik, sagte Landeshauptmann Hans hohe Qualität burgenländischer Produkte zu Stop-Shop sei. „Bei Baugenehmigungen von Niessl am 5. Mai und skizzierte die Eck- schärfen. Dort, wo Burgenland draufsteht, ist Bezirkshauptmannschaften muß es einen zeit- punkte einer Wirtschaftspolitik des 21. Jahr- Qualität drinnen, dort werden Arbeitsplätze lichen Rahmen geben. Mit dem Einbeziehen hunderts: Abbau von Bürokratieab, Kampf im Land gehalten und geschaffen.“ privater Gutachter könnte das Tempo erhöht gegen Sozialdumping, mehr Tempo bei der Mehr Kontrolle und härtere Strafen for- werden.“ Internationalisierung aller Wirtschaftssekto- derte Niessl bei Sozialdumping: „Wer sich Über alle diese Punkte werde es nach den ren sowie eine Forcierung bei Forschung, nicht an die Regeln hält, soll auch keine Wahlen auch mit den Sozialpartnern und mit Entwicklung und Innovation. Bis 2020 wird öffentlichen Aufträge bekommen. Statt dem Experten Gespräche geben, kündigte Niessl das Burgenland rund 2,8 Milliarden Euro Billigstbieter- muß der Bestbieter zum Zug an. investieren. Diese Mittel aus EU, Bund und kommen. Das heißt: es müssen auch soziale Land sollen vor allem in Investitionen in Kriterien berücksichtigt werden, zum Bei- Öffentliche Hand investiert Wachstum und Beschäftigung fließen. Wei- spiel die Beschäftigung älterer Arbeitneh- 2,8 Milliarden Euro bis 2020 tere Schwerpunkte sind Bildung und Qua- mer.“ Darüber hinaus sei auch ein Paket zur Bis 2020 wird das Burgenland rund 2,8 lifizierung. Entlastung für die Gastronomie und den Tou- Milliarden Euro investieren. Ein Teil des „Zu- Das Burgenland ist gut aufgestellt, das rismus geplant. „Wir müssen etwas für unse- kunftspakets Burgenland“ sind die EU-För- belegt die kürzlich vorgestellte Studie „Ar- ren Dorfwirt, unsere Touristiker und den Ab derungen in der Gesamthöhe von 750 Mil- beit-Leben.Wirtschaft“ der FH Burgenland. Hof Verkauf machen.“ lionen Euro – Mittel aus den EU-Förderpro- „Viele sind erstaunt, daß das Burgenland Um die Internationalisierung quer durch grammen „EFRE, EFS und dem Additio- nach Niederösterreich das höchste Brutto- alle Sektoren der Wirtschaft voranzutreiben, nalitätsprogramm Burgenland. einkommen hat. Das Burgenland hat auch wolle man entsprechende Fördermöglichkei- „Im Additionalitätsprogramm stehen 167 die niedrigsten Mieten im Bundesländer- ten bieten. Darüber werde man nach den Millionen Euro zur Verfügung, 60 Prozent

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 73 »Burgenland Journal« steuert der Bund bei, 40 Prozent das Land. Ein Schwerpunkt wird der soziale Bereich Gemeinden erhalten sein, zum Beispiel mit Maßnahmen zur Ver- besserung der Arbeitsmarktsituation für Jugendliche und ältere Arbeitnehmer“, so mehr Geld für Dorfbusse RMB-Geschäftsführer Harald Horvath. Für den Bereich „Soziales“ stehen 55 Millionen Euro bereit. Bis 2014 wurden im Phasing-Out 7.139 Projekte umgesetzt: 168 überregional, 3.398 im Nordburgenland, 3.600 im Mittel- und Südburgenland. „Die Zahlen belegen, daß das Mittel- und Südburgenland mehr profi- tiert hat. In den Norden flossen 148,8 Mil- lionen Euro, Mitte und Süden des Landes haben 150 Millionen Euro an Förderungen ausgelöst“, so Horvath.

Energie Burgenland investiert 650 Millionen „Die Energie Burgenland ist und wird auch weiterhin ein wesentlicher Motor für Foto: v.l.: Bürgermeister Martin Frühwirth, Verkehrskoordinator Peter Zinggl, Landes- die heimische Wirtschaft sein. Unsere um- rätin Verena Dunst und Christian Gruber, PanMobile Verkehrsplanung fangreichen Investitionen sind wichtige Im- pulse für die burgenländische Wirtschaft“, as Land greift den Gemeinden bei der „Micro-ÖV-Systeme machen es möglich, so Energie Burgenland Vorstandssprecher DRealisierung sogenannter Micro-ÖV- gerade in dünn besiedelten Gebieten mit vie- Michael Gerbavsits. So habe man in den Systeme – darunter versteht man kleinräumi- len Streusiedlungen punktgenau auf die letzten 15 Jahren rund 800 Millionen Euro in ge Verkehrskonzepte wie zum Beispiel Dorf- Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen“, den Ausbau der Windenergie investiert und busse – künftig noch kräftiger unter die betont Verkehrskoordinator Peter Zinggl. Ziel- damit das Burgenland bei der Windkraft Arme und stockt die Förderungen auf. Kon- gruppe sind Pendler und Menschen, die an zum Europameister gemacht. Weitere 90 kret wird die Abgangsförderung bis zu 50 % den öffentlichen Verkehr angewiesen sind. Millionen flossen in den Ausbau des je nach Bedarfskategorie erhöht, kündigte In Kooperation mit der PanMobile Verkehrs- Stromnetzes. Landesrätin Verena Dunst bei einem Presse- planung wurde eine Informationsoffensive Darüber hinaus werden jährlich vier Mil- gespräch in Kleinmürbisch an. Zusätzliche gestartet, um die Gemeinden über Modell- lionen Euro in die Sanierung des Erdgasnet- Förderungen können sich die Gemeinden und Betriebsvarianten sowie Fördermöglich- zes investiert, in Summe 60 Millionen Euro. über die Dorferneuerung abholen. Diese wer- keiten zu informieren. „Wichtig ist, daß die „Konkret werden dabei Gasrohrleitungen den ebenfalls aufgestockt. Die Förderung Gemeinden bis hin zur Realisierung beglei- aus PVC durch Leitungen aus dem Werk- von Mobilitätskonzepten wird von 60 % auf tet werden“, so Dunst. stoff Polyethylen ersetzt. Im Zuge der Er- 85 % bei gemeindeübergreifenden Projekten Die Zahl der südburgenländischen Ge- neuerung der Hauptleitung werden auch die erhöht, wobei die Förderhöhe mit 10.000 meinden, die auf den „Dorfbus“ oder andere an der Leitungstrasse gelegenen Hausan- Euro gedeckelt ist. Die Anschaffung von Bus- Modellvarianten setzen, könnte schon bald schlüsse saniert“, so Gerbavsits. sen wird mit 50 % oder maximal 15.000 Euro kräftig steigen, ist Zinggl zuversichtlich. Diese Investitionen sind entscheidend, unterstützt (bisher 35 %, maximal 12.000 „Wir haben 14 Bediengebiete herausgearbei- um den erfolgreichen Weg der vergangenen Euro). Bereits im Jahr 2009 haben die Ge- tet. Unser Ziel ist, 20 bis 25 Gemeinden ins Jahre fortzusetzen, betonte der EB-Vor- meinden Kleinmürbisch, Inzenhof, Tschani- Boot zu holen.“ Erste Grobkonzepte wurden standssprecher: „Die sichere und verlässli- graben und Großmürbisch im Rahmen eines bereits erstellt, sagt Christian Grubic von che Versorgung mit Energie ist Basis für gemeindeübergreifenden Dorferneuerungs- PanMobile. einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. prozesses das Projekt „Dorf-Bus“ ins Leben 17 Millionen Euro investiert das Land ak- Auch in den nächsten Jahren stehen wichti- gerufen. Seit 2011 ist auch die Gemeinde tuell jährlich in den Ausbau des Öffentlichen ge Projekte an: in Summe planen wir von Neustift bei Güssing eingebunden. „Gerade Verkehrs. Ein großer Teil der Mittel fließt in 2015 – 2020 Investitionen in der Höhe von für das Südburgenland ist ein funktionieren- den Süden. „In den letzten Jahren wurden be- rund 560 Mio Euro.“ Damit mache man des öffentliches Verkehrsnetz für PendlerIn- reits wichtige Verbesserungen vorgenommen nicht nur das eigene Unternehmen zukunfts- nen, für die Lebensqualität in der Region und und Neuerungen eingeführt, wie die Einfüh- sicher, sondern „wir stärken den Wirt- für die Wirtschaft unabdingbar. Der Dorfbus rung von Dorfbussen, die Erweiterung der schaftsstandort Burgenland und seine Infra- in Kleinmürbisch ist ein Vorzeigeprojekt und Park & Ride-Anlagen, das Top-Jugend Ticket, struktur, vergeben viele Aufträge an Firmen zeigt, wie man kleinräumig die Mobilität er- die WIPARK-Garagenaktion für burgenlän- im Burgenland und schaffen Arbeitsplätze – höhen kann. Mit den nun besseren Förder- dische Pendlerinnen und Pendler oder der nicht nur bei uns selbst, sondern bei vielen möglichkeiten ist das Angebot für Gemein- Pendlerbus G1 auf der Strecke Jennersdorf – anderen Firmen im Burgenland.“  den so gut wie nie zuvor“, betont Dunst. Güssing – Oberwart – Wien“, so Dunst. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 74 »Burgenland Journal« Demokratie am Puls der Zeit Burgenländischer Landtag: Quiz-App als bildungspolitisches Instrument präsentiert

er beschließt die Gesetze im Burgen- Wland? Was verdienen Landtagsabge- ordnete? Was versteht man unter Opposi- tion? Wer sein Wissen zu diesen und weite- ren 350 Fragen über Politik und Demokratie testen will, kann das ab sofort mit der De- mokratie-App Burgenland tun, die für IOS und Android verfügbar ist. Die App stellt den UserInnen Fragen aus den Kategorien Ge- meinde, Burgenland, Österreich und Europa mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, die beim Spiel gegen Freunde oder den Com- puter im Wettlauf mit der Zeit beantwortet werden müssen. Pro richtige Fragebeant- wortung gibt es Punkte, mit denen man sich in mehreren Stufen bis zum Landeshaupt- mann hochspielen kann. „Ziel der Demokratie-App ist es, das De- mokratiebewußtsein zu stärken und Jugend- liche für politische Beteiligung zu begei- stern“, sagte dazu Landtagspräsident Ger- Bei der Präsentation der App (v.l.): Univ. Prof. Peter Filzmaier (Institut für Strate- hard Steier. Politikwissenschaftler Univ. gieanalysen, Silke Palkovits-Rauter (Studiengangsleiterin an der FH Burgenland) Prof. Peter Filzmaier, dessen Institut für Stra- und Landtagspräsident Gerhard Steier. Im Bild unten: VertreterInnen und Schü- lerInnen der HAK Eisenstadt und Medienvertretern im Landtagssitzungssaal tegieanalysen (ISA) die App inhaltlich kon- zipiert und redaktionell betreut hat, ergänzte: tember 2014 bis Ende April diesen Jahres an wir unser Know-how in den Bereichen In- „Die Demokratie-App soll junge Burgenlän- der Umsetzung dieser App gearbeitet. Das formationstechnologie und Informationsma- derInnen, aber auch Erwachsene auf spieleri- Team war insbesondere für die Einbindung nagement in diesem Projekt dazu nutzen sche Art in Kontakt mit politischen Themen und Verwaltung der Fragen sowie der Be- konnten, um auf spielerische Art und Weise bringen. Das Online-Quiz für Smartphones nutzerprofile, die Administration, aber auch das politische Interesse von Jugendlichen zu und Tablets testet einerseits das Wissen der für die Erstellung des Back-Ends verant- steigern“, so die Projektverantwortliche und Spieler und soll andererseits die Neugier auf wortlich. Studiengangsleiterin an der Fachhochschule Politik und Demokratie wecken.“ Für das Design und die App-Entwicklung Burgenland, Silke Palkovits-Rauter abschlies- Ein dreiköpfiges Forschungsteam der wurde mit zwei weiteren Firmenpartnern send.  Fachhochschule Burgenland hat von Sep- zusammengearbeitet. „Wir freuen uns, daß http://www.demokratieapp.at Fotos: Bgld. Landesmedienservice

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 75 »Burgenland Journal« 171 Ideen für neue Arbeits- plätze in den Gemeinden Beim Ideenwettbewerb für kommunale Beschäftigungsprojekte wurden am 12. Mai die ersten Projekte vorgestellt

or rund drei Monaten wurden alle 171 Vburgenländischen Gemeinden von So- ziallandesrat Peter Rezar in Zusammenarbeit mit dem ÖIR-Projekthaus eingeladen, im Rahmen des Wettbewerbs für „171 Ideen für neue Arbeitsplätze in den Gemeinde“ neue innovative Projektideen einzureichen. Inner- halb kurzer Zeit wurden bereits 16 Projekte unterschiedlichster Art eingereicht, je sechs davon in Nord- und Mittelburgenland, vier im Süden des Landes. Die vorgeschlagenen Projekte sprechen sehr unterschiedliche Ziel- gruppen an: arbeitslose Personen, die älter als 50 Jahre alt sind, Jugendliche mit keiner oder geringer Ausbildung und speziell im Mittel- und Südburgenland auch arbeitslose Frauen und Wiedereinsteigerinnen, so Re- zar: „Damit sollen vor allem auf lokaler Ebene Beschäftigungsverhältnisse für Perso- nengruppen geschaffen werden, die sich in der derzeitigen Lage am Arbeitsmarkt be- Foto: Bgld. Landesmedienservice sonders schwer tun und von der Wirtschaft Wollen die eingereichten Projektideen Schritt für Schritt umsetzen: Bürgermeister kaum eine Chance bekommen.“ Die Projek- Viktor Hergovich Jugendpfarrer Günther Kroiss, LAbg. Bgm. Klaudia Friedl und te sollen sich sehr stark am Bedarf der Ge- Landesrat Peter Rezar (sitzend v. l.) mit Bgm. Viktor Hergovich, LAbg. Bgm. meinden sowie der Region und natürlich Ingrid Salamon, Alexandra Riegler (Jopera), Doris Horvath (Frauenberatungsstelle Oberpullendorf) sowie Cornelia Krajasits vom ÖIR-Projekthaus (2. Reihe v. l.) auch der Betroffenen orientieren und dürfen nicht in Konkurrenz zur Wirtschaft stehen. Einen Schwerpunkt im Jugendbereich geben, in den Kulturbetrieb hineinzuschnup- Die eingereichten Projekte greifen einer- setzt das Mattersburger Jugendprojekt pern“, so Alexandra Riegler vom Jenners- seits auf Bewährtes zurück, betreten aber Work2gether. Ziel ist, über die Arbeit in dorfer Kultursommer. Einsatzgebiete seien auch Neuland. Eines davon ist die Idee der Werkstätten Berufsorientierung zu vermit- auch die Bereiche Kulturmanagement, Ko- gemeindeübergreifenden „Beschäftigungs- teln und die Integration in den Arbeitsprozeß stüm- und Maskenbildung, Event- und Ver- gesellschaft“, eingereicht von der Gemeinde zu unterstützen. „Wir wollen Jugendliche, anstaltungstechnik, aber auch Arbeiten im Trausdorf. „Gemeinden müssen eine immer die in keinem Ausbildungssystem sind, moti- Sekretariat oder der Gartengestaltung. „Wir größere und vielfältigere Palette an Arbeiten vieren eine Ausbildung anzugehen. Es geht schaffen die Möglichkeit unter Anleitung leisten. Mehrere Gemeinden könnten sich auch darum, einen Bezug zum Geld herzu- von Profis Kompetenzen zu erlernen“, so zusammenschließen und über eine Beschäf- stellen. Geld gibt es dann, wenn ich arbeite Riegler. Geplant ist, das Schloß Tabor künf- tigungsgesellschaft einen Pool an fest ange- und für meine Arbeit Verantwortung über- tig ganzjährig zu nutzen und neue kulturelle stellten Personen schaffen und so verschie- nehme“, so Jugendpfarrer Günther Kroiss. und touristische Veranstaltungen zu etablie- denste Dienstleitungen im kommunalen und Konkret werden aus Paletten urige Möbel ren. im privaten Bereich abdecken“, so Bürger- hergestellt und zum Verkauf angeboten. Seit März 2014 läuft in den sechs mittel- meister Viktor Hergovich, der als Beispiele „Zukunftsperspektive Schloß Tabor“, ein burgenländischen Gemeinden Steinberg- Instandhaltungs- und Reinigungsarbeiten, Projekt des Jennersdorfer Festivalsommers Dörfl, Piringsdorf, Unterfrauenhaid, Lacken- Betreuung kommunaler Gebäude, Ortsbild- Jopera und der Gemeinde Neuhaus am Klau- bach, Raiding und Horitschon sehr erfolg- und Landschaftspflege oder Haushalts- und senbach, setzt auf das Potential der Kultur. reich das Projekt „Nachbarschaftshilfe Plus“, Sozialdienste nennt. „Die beschäftigten „Kultur ist stark verbunden mit Handwerk das den Schwerpunkt auf soziale Dienste für Mitarbeiter können von den teilnehmenden und Produktion, zum Beispiel im Bereich alle Generationen legt. Dieses Projekt soll Gemeinden oder der Bevölkerung für be- des Bühnenbildbaus. Wir arbeiten mit pro- nun durch ergänzende Angebote im Bereich stimmte Tätigkeiten nachgefragt werden“, so fessionellen Handwerkern wie Schlossern „Haus und Garten“ erweitert werden, erklärt Hergovich, der speziell ältere Personen an- oder Tischler zusammen und wollen Jugend- die Bürgermeisterin aus Steinberg-Dörf, stellen will. lichen und jungen Erwachsenen die Chance LAbg. Klaudia Friedl.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 76 »Burgenland Journal«

Das Projekt „Weiberwirtschaft“ in Zu- chen. Geplant ist der Betrieb einer Back- Es könne davon ausgegangen werden, daß sammenarbeit der Gemeinde Stoob mit der stube, eines Cafés und eines kalten Catering die ersten bereits in den kommenden Wo- Frauenberatungsstelle Oberpullendorf zielt Services. Ziel sei es, 15 bis 20 Arbeitsplätze chen starten können. Einige größere Projekte darauf ab, im Rahmen eines sozialökonomi- zu schaffen, erklärt Doris Horvath von der bedürfen mehr Vorbereitungsarbeit und auch schen Betriebes Frauen im Bereich der Ga- Frauenberatungsstelle Oberpullendorf. einer Abklärung der Finanzierung mit mög- stronomie zu qualifizieren und für den Wie- „Die Umsetzung der Projektideen wird lichen Partnern wie dem AMS oder dem dereinstieg in den Arbeitsmarkt fit zu ma- jetzt Schritt für Schritt eingeleitet“, so Rezar. Sozialministerium auf Bundesbene.  Spielregeln einhalten! Sozialminister Hundstorfer und Soziallandesrat Rezar kündigen eine härtere Gangart im Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping an

künftig Unternehmen mit Sitz im Ausland die Lohn- und Sozialdumping betreiben auch in ihrem Heimatland belangt werden kön- nen. Das war bisher nicht möglich. „Die ent- sprechende Richtlinie mit dem sperrigen Namen ,Durchsetzungsrichtlinie der Entsen- derichtlinie‘ ist gerade in Begutachtung“, so Hundstorfer. Zwar gab es im April mit knapp über 100.000 Beschäftigten im Burgenland einen neuen Höchststand, gleichzeitig steige aber auch die Arbeitslosigkeit, stellt Rezar fest, dies sei ein als klares Signal, Maßnahmen zu ergreifen. Auffallend sei die überdurch- schnittlich hohe Zahl an Arbeitslosen im Bereich „50+“ (34 %) im Burgenland, signi- fikant sei auch der Export aus Wien, „weil viele Burgenländerinnen und Burgenländer

Foto: Bgld. Landesmedienservice dort beschäftigt sind. Die steigende Ar- Sozialminister Rudolf Hundstorfer (l.) und Soziallandesrat Peter Rezar beitslosigkeit in Wien trifft auch unseren Ar- beitsmarkt.“ Dazu komme der Ansturm aus- er Kampf gegen Lohn- und Sozial- trugsbekämpfungsgesetz ergänzt, so Hunds- ländischer Arbeitnehmer aus Ungarn und der Ddumping wird weiter verschärft, kün- torfer: „Das Gesetz gibt den prüfenden Slowakei. „Bei einer Differenz beim Lohn digten Bundesminister Rudolf Hundstorfer Behörden mehr Mittel im Kampf gegen von 1:5 ist das mehr als verständlich.“ Umso und Soziallandesrat Dr. Peter Rezar am 13. Scheinfirmen in die Hand, also Firmen die wichtiger sei Kontrolle. Das habe nichts mit Mai in Eisenstadt an. Um dem unlauteren gar nicht oder nur für eine Baustelle existie- Ausländerfeindlichkeit zu tun, „wir wollen Treiben einen Riegel vorzuschieben, bekom- ren.“ Darüber hinaus werde die Zusammen- eine fairen Wettbewerb“, so Rezar. Deshalb men die für die Überprüfung zuständigen arbeit zwischen den Behörden weiter verbes- brauche man auch das Bestbieter- anstelle Behörden effizientere Mittel in die Hand. sert. Die Verfahren werden beschleunigt, um des Billigstbieterprinzips und ein Bonus- Soziallandesrat Peter Rezar begrüßt die Scheinfirmen rascher aus dem Verkehr zu Malus-System bei der Anstellung älterer schärfere Gangart: „Wir müssen auf unseren ziehen. So sollen Sperren und Aufnahme- Arbeitnehmer sowie der bei Ausbildung von Arbeitsmarkt aufpassen und darauf achten, stopps verhängt werden, wenn ein Unterneh- Lehrlingen. daß die Spielregeln eingehalten werden.“ men, bei dem Verstöße festgestellt wurden, Um die Chancen junger Menschen am 2014 wurden 1143 Verstöße gegen Lohn- und nicht binnen einer Woche reagiert. Um E- Arbeitsmarkt zu verbessern, setze das Land Sozialdumping angezeigt, gegen 566 Unter- Card-Missbrauch zu erschweren, werden die gezielt Maßnahmen, so Rezar. So würden nehmen wurden rechtsgültige Bescheide Krankenanstalten zur Kontrolle verpflichtet. jährlich 4,5 Millionen Euro in die Lehrlings- ausgestellt, davon 31 im Burgenland. 50 Pro- Auch die niedergelassenen Ärzte werden ausbildung investiert, 2014 haben 930 Ju- zent der Angezeigten sind österreichische verstärkt in die Pflicht genommen. Die Ärzte gendliche davon profitiert. Darüber hinaus Unternehmen. Betroffen sind vor allem der sollen vor allem neue Patienten streng kon- unterstütze das Land 1.500 Lehrlinge aus Bau und die Gastronomie. trollieren. „Diese Maßnahmen sind ein Lük- einkommensschwachen Familien. Auch zur Bereits 2011 trat in Österreich das Gesetz kenschluß, um Sozialbetrug hintanzustellen. Unterstützung älterer Mitbürger setze das gegen Lohn- und Sozialdumping in Kraft, Unser Ziel ist es, die schwarzen Schafe vom Land Maßnahmen, wie zum Beispiel die Ini- Anfang des Jahres wurde es verschärft. Die- Markt zu bringen“, sagt der Bundesminister. tiative „Jobs im Dorf“, so der Soziallandes- ses Gesetz wird nun durch das Sozialbe- Dabei helfen soll auch die EU. So sollen rat abschließend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 77 »Burgenland Journal« Förderung von Oberwarts Innenstadt Projektvorschlag und Förderansuchen von Oberwart plus Stadtmarketing Foto: Oberwart-Plus Zogen Bilanz (v.l.): Ronald Rasser, Ursula Maringer, Manfred Marlovits, Bürgermeister Georg Rosner und Harald Tausz

m Jänner 2013 wurde das von Oberwart Positionierung Schulstadt – Fragen wir chen. Gestaltet sich für den Sucher von mög- Iplus initiierte LEADER plus-Projekt „Ein- die Jugend: Wenn hier von „Positionierung“ lichen Mietobjekten die Nachfrage schnell kaufserlebnis Bezirkshauptstadt Oberwart“ gesprochen wird, geht es darum, wie sehr und übersichtlich, wird der gute Service schon gestartet. Aufgabenstellung war und ist die sich SchülerInnen in Oberwart wohl und gut ein Pluspunkt in der Entscheidung sein. Als Koordination von Prozessen und Projekten, angenommen fühlen. Konkurrenz für Immobilienmakler ist dies die dazu geeignet sind, die Attraktivität und Business Start up – Wir investieren in nicht gedacht. Aufenthaltsqualität der Innenstadt von Ober- gute Ideen: „Handel ist Wandel“, ein vielzi- wart zu steigern. Das Projekt lief bis Ende tiertes Sprichwort. Aber was, wenn aus ver- Gemeinsames Marketing März 2015. schiedensten Entwicklungen heraus die Pro- der Innenstadtbetriebe Ohne hier nun alle durchgeführten Aktio- bleme zu groß werden? Dann verschwinden Volle Konzentration wird also auf die nen und gesetzten Initiativen anzuführen, hat die Handelsbetriebe aus den Stadtzentren Projektarbeit im Sinne der Innenstadtförde- sich die Arbeit von Oberwart plus in die und damit auch irgendwie das Sinnbild der rung gesetzt. Parallel dazu muß auch die richtige Richtung verlagert. Es wurde – wie Innenstadt. Doch immer mehr Unternehmen Basis-Marketingarbeit auf gutem Niveau von LEADER plus gefordert – Nachhaltiges verzichten auf ein Entweder - Oder zwischen weitergeführt werden. Nach wie vor geht es geleistet. Stationär- und Onlinevertrieb und neue Mo- darum, die Innenstadtbetriebe mit Werbung, Die Arbeit geht heute über Werbung und delle kommen diesem Bedürfniswandel mit einer offensiven Homepage und Social Me- Events weit hinaus. Sie umfaßt die Initiative temporären Verkaufsflächen entgegen. War- dia-Aktivitäten zu unterstützen. Darüber hin- und Umsetzung von notwendigen Entwick- um also nicht diese „BestPractice“-Bespiele aus sind es die Veranstaltungen, wie Lange lungsprozessen in der Stadt und die Intensi- näher anschauen und nach entsprechender Einkaufsnacht und Abendshopping, die or- vierung der Kooperationskultur. Adaptierung für unsere Stadt umsetzen? ganisiert und finanziell unterstützt werden Die Herausforderungen, die sich ergeben Ein anderer Trend kommt direkt von den müssen. haben, sind, daß die Arbeit fortgesetzt wer- Konsumenten, eine gewisse Einkaufszentren- Weiters soll künftig ein zentral gelegenes den muß, die Konzentration liegt auf der In- Müdigkeit! Und wenn dann Branchenmix OW plus Büro mit guter Präsenz eingerich- nenstadt und mehr Miteinander im Stadtmar- und Angebot auch all jene ansprechen, die tet werden. Jährliche Analysen durch ein dar- keting der zweiten Generation. lieber bewußt einkaufen, sei es regional, fair auf spezialisiertes Unternehmen werden Für die Periode 2015 bis 2019 hat man oder biologisch, dann kann die Innenstadt sicherlich auch in bezug auf andere Aufga- sich viel vorgenommen und man konzen- wieder punkten. Insgesamt geht es darum, ben der Stadt Oberwart von Interesse und triert die Arbeit von OW plus in den näch- Betriebe in die Stadt holen zu können. Über- aufschlußreich sein. sten Jahren auf vier große Themenbereiche: zeugt werden diese mit neuen Konzepten in Für die hier nur kurz beschriebenen Pro- Positionierung Marktstadt: Eine wieder der Standortmiete und Ansiedlung sowie mit jekte zur Belebung der Innenstadt ist eine erstarkte und auch verjüngte Positionierung Investitionen in die Umsetzung. jährlich Förderung von 250.000 € notwen- als Markstadt darf durchaus und mit gutem Leerflächenmanagement: Hier werden dig, die OW plus Mitte Mai beantragt hat.  Grund als Hauptstrategie gesehen werden, zentrale und gezielte Darstellung und Ver- http://www.oberwart-plus.at um die Innenstadt wieder zu beleben. marktung bestehender Leerflächen angespro- http://www.oberwart.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 78 »Burgenland Journal« Bahnhof Mattersburg: Bauarbeiten haben begonnen

Mattersburgs Bürgermeisterin Ingrid Salamon am Bahnhofsgelände mit dem Erweiterungs- und Umbauplan der ÖBB ie Generalsanierung des Bahnhofsge- hofsgebäude wird renoviert und die Innen- Viadukts und der Gleisbauarbeiten. Die Ko- Dländes in Mattersburg ist in der Umset- räume neu gestaltet. Dazu werden moderne, sten werden zu einem großen Teil von den zungsphase. Die ersten Vorarbeiten haben behindertengerechte WC-Anlagen gebaut. ÖBB getragen, Land und Stadtgemeinde tra- bereits begonnen, am 16. Juni erfolgt der Außerdem werden Maßnahmen zur Vorbe- gen je 755.000 Euro dazu bei. offizielle Spatenstich. reitung für die Elektrifizierung der Strecke „Mit der Modernisierung des Bahnhofes getroffen. Streckensperren während und dem Ausbau der Park&Ride Anlage der Bauarbeiten wird ein wichtiges Anliegen der PendlerIn- 123 neue Stellplätze Während der Hauptarbeiten rund um den nen gelöst. Außerdem werden weitere An- Bei der Park&Ride-Anlage kommen zu Bahnhof und für die Sanierung weiterer reize zum Umstieg auf die Bahn gesetzt“, den bisher bestehenden 85 PKW-Stellplät- Brückenobjekte an der Bahnstrecke ist eine erklärt Bürgermeisterin Ingrid Salamon. zen 123 hinzu. Somit stehen künftig insge- Streckensperre zwischen Wiener Neustadt Der gesamte Bahnhof Mattersburg wird samt 208 bereit – davon 6 Behinderten- und und Loipersbach-Schattendorf von 4. Juli bis modernisiert, ein barrierefreier Mittelbahn- 6 Familienstellplätze. Die Kosten betragen 6. September erforderlich. Ein Schienener- steig mit Überdachung errichtet sowie ein rund 15 Millionen Euro, darin enthalten sind satzverkehr wird eingerichtet.  Personentunnel mit drei Liften. Das Bahn- auch die Kosten zur Renovierung des http://www.mattersburg.gv.at »Tag der Sonne« in Mattersburg Fotos: Stadt Mattersburg as Wetter war wie bestellt: Strahlender heuer wieder an der österreichweiten Aktion. setzt auch sonst auf Sonnenergie. Im vergan- DSonnenschein herrschte am 8. Mai am Kinder der VS Mattersburg präsentierten genen Jahr wurden vier gemeindeeigene „Tag der Sonne“ in Mattersburg. Mit einem Gedichte und Lieder zum Thema Sonne, die Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestat- „Sonnenfest“ am Veranstaltungsplatz betei- Berufsschule Mattersburg zeigte modernste tet – doch auch solche von Privathaushalten ligte sich die Klimabündnisgemeinde auch Solar- und Heizungstechniken. Mattersburg werden von der Stadtgemeinde gefördert. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 79 »Burgenland Journal« Kulturarena Bernstein und Madonnenschlössl eröffnet Beide tragen wesentlich zur kulturtouristischen Attraktivierung der Region bei Fotos: Bgld. Landesmedienservice LH Hans Niessl, Bürgermeisterin Renate Habetler und LR Helmut Bieler bei der Eröffnung des sanierten Madonnenschlössls

as 1923 von der Familie Almasy errich- fassend sanierte Madonnenschlössl eröffnen Dtete Gebäude gilt das als architektoni- können. Das moderne Gebäude auf der einen sche Besonderheit und wurde im Laufe der Seite und das geschichtsträchtige Gemäuer Jahre unterschiedlich genutzt. Nun wurde auf der anderen repräsentieren gleicherma- das Baujuwel umfassend saniert. Ergänzend ßen die Zukunft und die Vergangenheit des dazu wurde die Kulturarena als Neubau er- Burgenlandes“, so der Landeshauptmann in richtet und versteht sich als Veranstaltungs- seiner Festrede und hob weiters hervor: „Wir ort für diverse Kulturevents. Am 16. Mai brauchen beides: Wir brauchen das kulturel- wurden beide Gebäude im Rahmen eines le Erbe, auf das wir bauen, das wir auch pfle- Gemeindebesuchs von Landeshauptmann gen und schützen müssen und wir brauchen Hans Niessl und Kulturlandesrat Helmut zukunftsweisende Projekte, damit wir uns Bieler feierlich eröffnet. „Beide Projekte tra- weiterentwickeln können.“ gen sehr wesentlich zur kulturtouristischen „Das Madonnenschlössl und die gesamte Attraktivierung der Region, und der hohen Kulturarena sind etwas Besonderes und mit Lebensqualität des Landes bei“, betonte LH der Kulturarena verfügt Bernstein über die Niessl in seiner Festrede. attraktivste und wenn man die künftigen Ak- teure, die ja aus so vielen verschiedenen Be- Madonnenschlössl saniert, reichen kommen, betrachtet – vermutlich Kulturarena neu errichtet auch eigenwilligste Veranstaltungsstätte des Das Madonnenschlössl wurde 1923 vom Herzliches Willkommen für Landes- Burgenlandes“, ist Kulturlandesrat Helmut hauptmann Hans Niessl in Bernstein Husarenmajor Georg Gyömörei nach Strei- Bieler überzeugt und fügt abschließend hin- tigkeiten mit seinem Schwager Graf Almásy, nationaler Beteiligung saniert. Am selben zu: „Bernstein ist also nicht nur touristischer Besitzer der Burg Bernstein, erbaut. Das Erd- Areal befindet sich die neu errichtete Kul- Hotspot, sondern auch ein kreativer Cross geschoß ist aus Serpentin gemauert, im Ober- turarena, die ebenfalls aus EU-Mitteln finan- Over und das ist genau meine Vorstellung geschoß befinden sich auf den Holzbalken- ziert wurde. Die Errichtungskosten belaufen von Kulturpolitik: Unter dem gemeinsamen konstruktionen aufwendige Schnitzereien. sich auf 450.000 Euro. Der Neubau steht für Dach der burgenländischen Kultur soll alles Im Jahr 1957 wurde die Trutzburg vom Ös- Kulturevents der unterschiedlichsten Art seine Heimat finden: Volkskultur, Denkmal- terreichischen Roten Kreuz als Unterkunft offen und dient etwa auch Vereinen zur Nut- pflege, Festspiele, Jugendkultur – diese Viel- für Flüchtlingskinder erworben, heute dient zung. „Es freut mich sehr, daß wir heute die falt macht uns aus und diese Vielfalt ist es sie als Veranstaltungszentrum. neue Kulturarena, diesen modernen und an- auch, die das Burgenland kulturell und touri- Nun wurde das denkmalgeschützte Ge- sprechend gestalteten Bau, seiner Bestim- stisch interessant macht.“  bäude um 713.570 Euro mit EU-Mitteln mit mung übergeben können und auch das um- http://www.bernstein.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 80 »Burgenland Journal« Alptraum mit Komik zwischen Paris und der Schweiz »Der Preis des Monsieur Martin« als unterhaltsam-verrückte Komödie von Eugène Labiche bei den diesjährigen Schloss-Spielen in Kobersdorf Fotos: Bgld. Landesmedienservice Kulturlandesrat Helmut Bieler (im Bild oben) mit Intendant Wolfgang Böck sowie den Ensemble-Mitgliedern Konstanze Breit- ebner und Wolf Bachofner und bei der vergnüglichen Alpenfahrt mit der historischen Holzachterbahn im Wiener Prater olfgang Böck hat etwas ganz besonde- Alpenfahrt mit der historischen Holzachter- turgie und Karin Gollowitsch für die Produk- Wres geschaffen und mit seinem Ge- bahn geladen hatte. tionsleitung verantwortlich. Für das Schau- spür, was man als unterhaltsames Sprech- Mit „Der Preis des Monsieur Martin“ spielensemble konnte Böck, der selbst die theater auf einem hohen Niveau spielen steht von 30. Juni (Premiere) bis 26. Juli Rolle des „Hernandez Martinez“ überneh- kann, die Schloss-Spiele in Kobersdorf ent- 2015 bei den Schloss-Spielen Kobersdorf im men wird, u.a. Wolf Bachofner, Konstanze scheiden geprägt und in den Jahren seiner zwölften Jahr der Intendanz von Wolfgang Breitebner, Olaf Schürmann, Sebastian Knö- Intendanz, sowohl in der Auswahl der Böck eine unterhaltsam-verrückte Komödie zinger, Walter Ludwig, Bettina Schwarz und Stücke und des Ensembles, als auch in der auf dem Programm. Denn als Ferdinand Mar- Saskia Klar gewinnen. grandiosen Umsetzung, zu einem Ort einzig- tin erfährt, daß ihn seine Frau Loïsa ausge- Wie man einen Theaterbesuch in Kobers- artiger kultureller Begegnung gemacht. rechnet mit seinem besten Freund Agénor dorf auch mit einer motorisierten Ausfahrt Im Vorjahr setzte Wolfgang Böck mit Montgommier betrügt, plant er, den untreu- unter Gleichgesinnten verbinden kann, zeigt Erfolg Nestroys ‚Der Zerrissene‘ auf den en Weggefährten bei einem hochalpinen Böck, wenn er an ausgewählten Tagen die Spielplan. Insgesamt knapp 15.000 Besu- Ausflug aus dem Weg zu räumen. Spitze der Konvois mit einem klassischen cherInnen, die an 18 Abenden die Möglich- Bei dieser aberwitzigen Komödie in der Jaguar bzw. einem Motorrad anführt, um keit nutzen, die Aufführung dieses aberwitzi- pointierten Übersetzung des österreichi- theaterbegeisterte FahrerInnen zum Vorstel- gen Verwirrspieles zu sehen und den schen Dichters H.C. Artmann, in der es der lungsbesuch nach Kobersdorf zu geleiten. Schloss-Spielen in ihrer 43. Saison eine Aus- französische Autor Eugène Labiche wie Fixpunkte der Schloss-Spiele sind deshalb lastung von 98,7 Prozent bescherten, wider- kaum ein anderer versteht, die Abgründe der auch 2015 die Biker-Fahrt am 11. und die spiegeln einmal mehr die Beliebtheit von menschlichen Existenz mit lautem Gelächter Oldtimer-Fahrt am 19. Juli. Weiters steht mit Wolfgang Böck und die Auswahl der richti- zu überbrücken und die Absurditäten des [email protected] am 31. Juli eine gen Stücke für diesen idyllisch-romanti- Alltags in humoristische Höhen fliegen zu Sonderveranstaltung von Wolfgang Böck & schen Schlosshof in Kobersdorf“, betonte lassen, zeichnet der französische Regisseur Band auf dem Programm. Der Kartenver- Kulturlandesrat Helmut Bieler im Schwei- Patrick Guinand für die Inszenierung, Erich kauf für die aktuelle Saison läuft sehr gut, bis zerhaus im Wiener Prater, wo anläßlich des Uiberlacker für das Bühnenbild und die dato (Stand 20. Mai) wurden bereits 65 Pro- Probenstarts Intendant Wolfgang Böck – Lichtgestaltung, Gerti Rindler-Schantl für zent der Karten verkauft.  passend zum Stück – zu einer vergnüglichen die Kostüme, Oliver Binder für die Drama- http://www.kobersdorf.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 81 Aus Südtirol Ministerpräsident Renzi in Bozen Ein Bekenntnis zur Autonomie – das ist das Ergebnis des Treffens von Italiens Ministerpräsident Renzi mit den Landeshauptleuten von Südtirol und dem Trentino, Kompatscher und Rossi, am 5. Mai. ie Autonomie Südtirols und des Tren- Dtino soll ebenso gestärkt und gefördert werden, wie die besondere kulturelle und sprachliche Identität, erklärte Ministerpräsi- dent Matteo Renzi am 5. Mai in Bozen – das tags zuvor verabschiedete gesamtstaatliche Wahlgesetz „Italicum“ belege diese Gangart, so der Regierungschef. „Wir werden die Au- tonomien nicht beschneiden, sondern auf- werten“, so der Premier wörtlich. Von einem weiteren Schritt zu Absiche- rung und Ausbau der Autonomie Südtirols sprach Landeshauptmann Arno Kompat- scher nach dem Treffen mit dem Minister- präsidenten: „Mein Trentiner Amtskollege und ich haben dem Ministerpräsidenten ein Memorandum übergeben, in dem die Durch- führungsbestimmungen aufgelistet sind, auf Foto: LPA / Thomas Ohnewein deren Genehmigung wir dringend warten.“ Die Landeshauptleute Arno Kompatscher und Rossi bei der Übergabe der Autonomie-Agenda an Italiens Regierungschef Matteo Renzi Diese gemeinsame Autonomie-Agenda soll dazu beitragen, auch die verfassungsrecht- und die sozialen Abfederungsmaßnahmen lich geringer ist als auf gesamtstaatlicher lichen Streitfragen in Sachen Detailhandel, sollen auf diese weise verhandelt werden. Ebene“, so Kompatscher. Raumordnung, Energie, Toponomastik aus- „Wir wollen das duale Ausbildungsmo- zuräumen, betonte der Landeshauptmann. Lehrlingswesen als Modell für Italien dell für Italien kopieren“, erklärte der Mini- Geplant ist, noch im laufenden Jahr die Angesichts der staatsweit großen Jugend- sterpräsident nach seinem Rundgang durch Durchführungsverordnungen zum Übergang arbeitslosigkeit von mehr als 43 Prozent den Betrieb. In den Werkhallen des Stahl- der Verwaltungsaufgaben der Gerichtsämter, blickt Rom immer öfter nach Südtirol, wo verarbeitungsbetriebs, der nicht nur am Bau des Verwaltungsgerichts, des Stilfserjoch- „nur“ etwa zwölf Prozent der Jugendlichen des italienischen Expo-Pavillions sondern Nationalparks und der Steuerkommissionen ohne Arbeit sind. Die duale Ausbildung und acht weiterer Expo-Pavillions beteiligt war, zu erarbeiten, ebenso wie jene zum Über- das Lehrlingswesen als Möglichkeit, der Ju- gab der Ministerpräsident eine öffentliche gang der Steueragenturen. „Zudem arbeiten gendarbeitslosigkeit und der hohen Zahl an Stellungnahme ab und zwar „schnell, um die wir an der Wiederherstellung der autonomen Schulabbrüchen entgegen zu wirken, stan- Arbeiten nicht zu lange zu unterbrechen“. Zuständigkeiten Südtirols und des Trentino den somit auch im Mittelpunkt des Interes- Das duale Ausbildungsmodell vereine in den Bereichen Handel, Raumordnung und ses von Matteo Renzi bei seinem Südtirol- theoretisches Wissen und praktische Fertig- Landespersonal, ebenso wie jener im Aus- besuch. keit, so der Premier, und sei daher nachweis- schreibungs- und Vergabewesen“, so Kom- Schauplatz war das Unternehmen Stahl- lich ein wirksames Mittel, um Jugendarbeits- patscher. Die Umsetzung der vom staatlichen bau Pichler in Bozen Süd, wo der Minister- losigkeit zu bekämpfen und Schulabbrüchen Stabilitätsgesetz 2015 vorgesehenen neuen präsident in Begleitung der Landeshaupt- vorzubeugen, denn „wenn ein Jugendlicher Finanzordnung sowie des Toponomasitk- leute Kompatscher und Rossi eintraf und seinen Weg verliert, dann hat die Gesell- Abkommens sind weitere Zielvorhaben. von den weiteren Landesregierungsmitglie- schaft einen Teil seiner selbst verloren.“ „Wichtige Vorarbeit für das heute unter- dern, der Leitung und Belegschaft des Un- Zum Abschluß übergab Bildungslandes- zeichnete Memorandum haben die Parla- ternehmens, Auszubildenden sowie Vertre- rat Philipp Achammer dem Ministerpräsiden- mentarier in Rom geleistet, allen voran Karl tenden aus Politik, Bildung, Wirtschaft und ten ein von allen drei Bildungslandesräten un- Zeller und Gianclaudio Bressa“, erklärte Arbeitswelt empfangen wurde. terzeichnetes Dokument zu Südtirols Lehr- Kompatscher. Diese Arbeit solle nun in Ar- „Nachdem im vergangenen Sommer die lingswesen und dessen Weiterentwicklung. beitsgruppen, in denen die Regierung und Europaregion mit dem Brennerbasistunnel Dabei wurde erneut darauf hingewiesen, daß die beiden Länder vertreten sind, fortgesetzt im Mittelpunkt stand, ist es nun die duale die strikten Jugendschutzbestimmungen in und intensiviert werden. Die Sachbereiche Ausbildung, die sicher dazu beträgt, daß die Italien ein Hindernis bei der Beschäftigung Bildung und Lehrerausbildung, Jagdwesen Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol wesent- der Lehrlinge darstelle. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 82 Aus Südtirol Neues Leben für alte Mauern Die »Tage der Architektur« in Südtirol bieten von 11. bis 14. Juni 2015 Baukultur zum Anfassen Foto: Südtirol Marketing / Alex Filz Inspiration geben die überraschenden Dialoge von moderner Architektur und Altbestand, etwa bei der Kellerei St. Michael Eppan

eite Apfelhaine, sanft-hügelige Wein- sen eines Hotels und erfährt, wie alte Struk- Wberge und glutrot schimmernde Do- turen für die moderne Nutzung adaptiert lomitenspitzen: Die vielfältige Landschaft werden? ist Südtirols Kapital. Der Baukultur von Italiens nördlichster Region kommt eine be- Reben, Kühe und Architektur sonders verantwortungsvolle Rolle zu, da nur Macht gute Architektur auch guten Wein? sechs Prozent der Fläche besiedelbar ist – Die Frage läßt sich zusammen mit den und davon ist bis heute nur die Hälfte über- Architekten Matthias Meier und Klaus Aus- haupt bebaut. Die Herausforderung Südtirols serhofer auf der täglichen Weintour klären. ist umso mehr, eine unverwechselbare Archi- Inspiration geben die überraschenden Dia- tektur zu entwickeln, die geprägt ist durch loge von moderner Architektur und Altbe- die natürlichen Vorgaben der Region, lan- stand zum Beispiel bei der Kellerei St. Mi- destypischer Baumaterialien und der Lage chael Eppan oder dem Weingut Hofstätter in am Schnittpunkt von drei Kulturen. Tramin. Oftmals ein beindruckendes Zusam- Einen Blick hinter die Fassade von menspiel aus historischen Mauern und zeit- Bauernhöfen, Hotels, Schlössern, öffent- genössischen Stilelementen sind die Südtiro- lichen Bauten oder Privathäusern ermögli- ler Bauernhöfe. Ob man das auch schmeckt, chen die „Tage der Architektur“ vom 11. bis kann der Besucher bei der Verkostung der 14. Juni 2015. Rund 40 historische Bau- hofeigenen Produkte auf dem Huberhof in werke öffnen interessierten Besuchern ihre Foto: Südtirol Marketing / Rene Riller Natz-Schabs oder dem Söhlerhof in St. Lo- Türen. In acht verschiedenen Touren geben Der Eingang ins Museum des renzen herausfinden. Benediktinerstifts Marienberg, Mals Architekten und Bauherren interessante De- tails zu Planung und Bauhintergründen. Die wird. „Wir möchten Gäste und einheimische Architektur On- und Offline diesjährige Premiere dieser Veranstaltungs- Bevölkerung für die Kultur des Bauens sen- Pünktlich zu den „Tagen der Architektur“ reihe steht unter dem Motto „Neues Leben sibilisieren“, meint Architekt Carlo Calde- launcht Südtirol Marketing die „Architektur für alte Mauern“ und dreht sich um alte Bau- ran, Präsident der Architekturstiftung Süd- App Südtirol“ für iOS, Android- und substanz, die saniert, renoviert oder erweitert tirol. Im Vinschgau etwa lassen sich zusam- Windows-Phone-Endgeräte. In den Spra- wurde. men mit Architektin Margot Wittig neben chen Deutsch, Italienisch und Englisch gibt dem auf 1340 Meter liegenden Benediktiner- sie architekturinteressierten Gästen das gan- Architektur mittendrin stift Marienberg auch Italiens erste Whisky- ze Jahr über Informationen zu den architek- Durch das Erlebbarmachen von Bauob- destillerie Puni entdecken, während das tonischen Besonderheiten der Region. jekten festigt Südtirol seine Position als Ar- Kunsthaus und die Therme Meran die Haupt- Sechs verschiedene Touren führen in die chitekturland. Die Führungen durch Klöster, rolle bei der halbtägigen Tour in der Stadt an Regionen Vinschgau, Meran, Bozen, Brixen, öffentliche Gebäude oder Kellereien tragen der Passer spielen. Mit von der Partie sind Bruneck und das Pustertal – thematische dazu bei, daß Architektur als ein Gesamt- auch das „Parkhotel Holzner“ in Oberbozen Führungen bringen die zwei Themen Wein konzept wahrgenommen und als integraler und das „Drei Zinnen“ in Sexten – wer wirft und Bauernhöfe näher.  Bestandteil des Lebensraumes betrachtet nicht gern mal einen Blick hinter die Kulis- http://www.tagederarchitektur.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 83 Europa Gemischte Bilanz zum Zustand der Natur in Europa Die Europäische Kommission hat die größte jemals durchgeführte Erhebung zum Zustand der Natur vorgelegt.

ie zeichnet ein gemischtes Bild von den SLebensräumen und Arten in Europa. Die Situation einiger Arten und Lebensräume hat sich positiv entwickelt, es sind aber noch größere Anstrengungen erforderlich, um die Situation deutlich zu verbessern. Umwelt- kommissar Karmenu Vella wies am 20. Mai darauf hin, daß Bemühungen zur Verbesse- rung empfindlicher Ökosysteme sehr wirk- sam sein können. Dem Bericht zufolge befinden mehr als die Hälfte (52 %) aller wildlebenden Vogel- arten in einem sicheren Erhaltungszustand. 17 % der Arten sind jedoch nach wie vor ge- fährdet und weitere 15 % sind potentiell gefährdet, abnehmend oder dezimiert. Dazu Foto: European Union, 2015 gehören auch die ehemals weit verbreiteten Karmenu Vella, Mitglied der EG zuständig für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei, im Bild beim »Natura-2000-Wettbewerb« in Brüssel Ackerlandvogelarten wie die Feldlerche (Alauda arvensis) und die Uferschnepfe sich die Zahl der Bartgeier (Gypaetus barba- sammenzutragen. Die Konsultation ist Teil (Limosa limosa). tus) und Weißkopfruderenten (Oxyura leu- des „Eignungstests“ für die Naturschutzvor- Fast ein Viertel (23 %) der anderen Arten, cocephala), die Gegenstand von Aktionsplä- schriften der EU, den die Europäische die durch die Habitat-Richtlinie geschützt nen zur Arterhaltung sind und zu deren Er- Kommission im Rahmen des Programms zur sind, befindet sich in einem günstigen Zu- haltung Mittel aus dem LIFE-Fonds der EU Gewährleistung der Effizienz und Lei- stand. Allerdings weisen mehr als die Hälfte geflossen sind, erheblich verbessert. Das Na- stungsfähigkeit der Rechtsetzung (REFIT) (60 %) der Arten einen ungünstigen Zustand tura-2000-Netz der EU, das aus Schutzge- vornimmt. Die Konsultation läuft noch bis auf (42 % davon ungünstig-unzureichend bieten besteht, die 18 % der Landfläche der zum 24. Juli. und 18 % ungünstig/schlecht). Der Zustand EU ausmachen und weltweit das größte Netz der Lebensräume im Grünland, in Feuchtge- von Schutzgebieten ist, hatte ebenfalls einen Hintergrund bieten und in Dünen ist besonders besorgnis- wichtigen, positiven Einfluß auf den Erhal- Die Mitgliedsstaaten erstatten alle sechs erregend. tungszustand der Arten und Lebensraum- Jahre Bericht über den Erhaltungszustand Der Erhaltungszustand und die Trends für typen. der gemäß den EU-Richtlinien geschützten Lebensraumtypen im allgemeinen sind Der heute vorgelegte Bericht über den Arten und Lebensraumtypen. Der Bericht er- schlechter als bei den Arten, da lediglich Zustand der Natur in der EU ist die erste streckt sich auf sämtliche wildlebende 16 % der Lebensraumbewertungen günstig Bewertung, die sowohl die Vogelschutzricht- Vogelarten (etwa 450), 231 Lebensraumty- sind. Die überwiegende Mehrheit der Le- linie als auch die Habitat-Richtlinie abdeckt. pen und mehr als 1200 andere im EU-In- bensräume weist einen ungünstigen Zustand Er ist das Ergebnis der größten bisher durch- teresse liegende Arten. Dieser Bericht über auf, davon sind 47 % ungünstig/unzurei- geführten gemeinsamen Datenerhebung und den „Zustand der Natur in der EU“ stützt chend und 30 % ungünstig/schlecht. Bewertung des Zustands der Natur, die im sich auf einen ausführlicheren technischen Die größten festgestellten Gefahren für Zeitraum 2007-2012 in den Mitgliedsstaaten Bericht der Europäischen Umweltagentur, die Lebensräume stellen bestimmte land- stattgefunden hat. der auch länderspezifische Daten enthält. Die wirtschaftliche Praktiken (einschließlich Än- Die Ergebnisse des Berichts werden in Berichte dienen als Grundlage für die anste- derung von Anbaupraktiken, Überweidung, die laufende Überprüfung der Vogelschutz- hende Halbzeitüberprüfung der EU-Biodi- Aufgabe von Weidewirtschaftssystemen, richtlinie und der Habitat-Richtlinie einflie- versitätsstrategie. Die Ergebnisse des Be- Düngen und Pestizide) und die vom Men- ßen. Bereits Ende April hat die Kommission richts werden zudem in den laufenden Eig- schen herbeigeführten „Änderungen der eine öffentliche Konsultation zu den Natur- nungstest der Vogelschutzrichtlinie und der natürlichen Bedingungen“ (meist Änderun- schutzvorschriften der EU gestartet. Ziel der Habitat-Richtlinie einfließen, der Teil einer gen der hydrologischen Bedingungen) dar. Konsultation ist es, Meinungen zu geltenden umfassenden Bemühung zur Bestandsauf- Der Bericht enthält aber auch Erfolgsge- EU-Naturschutzvorschriften (Vogelschutz- nahme der EU-Rechtsvorschriften im Hin- schichten, die auf gezielte Erhaltungsmaß- richtlinie und Fauna-Flora-Habitat-Richtli- blick auf die Gewährleistung ihrer Zweck- nahmen der EU zurückzuführen sind. So hat nie) und ihrer bisherigen Durchführung zu- dienlichkeit ist. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 84 Wirtschaft Österreichs Wirtschaft wächst weiterhin verhalten Bank Austria Konjunkturindikator ist gegenüber Vormonat wieder leicht zurückgefallen, liegt aber weiter im positiven Wachstumsbereich – Günstiges externes Umfeld unterstützt Konjunkturaufhellung

ach dem spürbaren Anstieg im April ist War noch der Jahresbeginn sehr zurück- seits hat sich die Stimmung der heimischen Nder Bank Austria Konjunkturindikator haltend und im europäischen Vergleich von Konsumenten wieder spürbar verschlechtert. wieder leicht zurückgefallen. Jedoch liegt der besonders gedämpfter Stimmung und hohen Andererseits hat sich jedoch die Stimmung Indikator mit 0,2 Punkten weiter im positi- Verunsicherungen gekennzeichnet, so ver- in der österreichischen Industrie gefestigt, ven Bereich und weist auf eine Fortsetzung stärken sich zunehmend die Anzeichen, daß was vor allem auf ein europäisches Umfeld der gemäßigten Konjunkturaufhellung in die heimische Wirtschaft der Erholungsten- zurückzuführen ist, in dem trotz einer aktuell Österreich in den kommenden Monaten denz im Euroraum vorerst in moderatem leichten Korrektur eine sehr positive Ein- hin“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Tempo folgen kann. Das Stimmungsbild ist schätzung über die Geschäftsaussichten Bruckbauer. allerdings weiterhin sehr reserviert. Einer- besteht.

Österreichs Konsumenten pessimistisch Bank Austria Konjunkturindikator Österreich trotz guter finanzieller Situation BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator Österreichs Konsumenten beurteilen die allgemeine wirtschaftliche Situation in Re- 6 6 lation zum langjährigen Durchschnitt so pes- 5 5 simistisch wie in keinem anderen Land des 4 4 3 3 Euroraums. Praktisch in jedem Land lag die 2 2 Konsumentenstimmung im April teilweise 1 1 deutlich über dem Durchschnitt der letzten 0 0 zehn Jahre, lediglich in Österreich deutlich -1 -1 darunter. Dies ist umso erstaunlicher, da die -2 -2 österreichischen Haushalte im Vergleich zu -3 -3 den meisten anderen Euroländern ihre eige- -4 -4 ne finanzielle Situation als überdurchschnitt- -5 -5 lich gut beurteilen. „Österreichs Haushalte -6 -6 beurteilen ihre eigene wirtschaftliche Situa- tion überdurchschnittlich gut, geht es jedoch 08 09 10 11 12 13 14 15 um die Einschätzung der allgemeinen wirt- Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen schaftlichen Situation, sind sie pessimisti-

Österreich Konjukturprognose Schätzung Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 3,1 0,9 0,2 0,3 0,9 1,5 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,5 0,7 0,6 -0,1 0,2 0,5 0,9 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,4 6,8 0,5 -1,5 0,5 0,1 3,1 Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 1,2 1,6 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,2 9,0 Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 0,9 1,2 Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,4 -2,4 -2,5 -1,5- 2,4 -1,7 -1,5 Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 70,2 70,8 72,0 72,4 84,5 84,5 83,5

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) Schätzung für 2014 Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 85 Wirtschaft scher als in irgend einem anderen Land der tern aufgrund der Abschwächung des Euro. dere da das Arbeitskräfteangebot weiter spür- Eurozone“ analysiert Bruckbauer und meint: Obwohl der Euro in den vergangenen Wo- bar zunimmt. Im Jahresdurchschnitt 2015 „Offensichtlich prägt den derzeitigen Pessi- chen gegenüber dem US-Dollar wieder zule- erwarten wir mittlerweile eine Arbeitslosen- mismus in Österreich mehr die wahrgenom- gen konnte, notiert er weiterhin um rund 20 quote von 9,2 Prozent, nach 8,4 Prozent im mene Stimmung als die tatsächliche ökono- Prozent tiefer als im Jahr 2014. Drittens, hat Vorjahr“, prognostiziert Pudschedl. Seit mische Situation.“ die Preissetzungsmacht der Unternehmen 2011 ist das Arbeitskräftepotenzial in Öster- Günstige externe Rahmenbedingungen, zuletzt zugenommen und nachfragebedingt reich um über 170.000 Personen angestie- wie etwa die Festigung der Erholung in Eu- ist auch in den kommenden Monaten ten- gen. Neben einer stärkeren Beteiligung älte- ropa, der schwächere Euro und niedrige Öl- dentiell mehr Druck nach oben auf die In- rer Arbeitskräfte infolge gesetzlicher Ände- preise, sollten in den kommenden Monaten flation zu erwarten. „Nach den niedrigen In- rungen im Pensionsrecht sowie einem An- die Nachfrage nach österreichischen Export- flationswerten zu Jahresbeginn hat die Trend- stieg der Frauenerwerbsquote ist dies vor al- erzeugnissen verstärken. Der Außenhandel wende bereits eingesetzt. Verstärkt ab der lem auf die Zuwanderung von Arbeitskräften wird an Schwung gewinnen, trotz der sich in zweiten Jahreshälfte wird sich die Teuerung aus dem Ausland zurückzuführen. Allein einigen Wachstumsmärkten etwas eintrüben- im Jahresvergleich in Richtung der 2-Pro- durch Zuwanderung hat das Arbeitskräfte- den Konjunktur und trotz der anhaltenden zent-Marke bewegen. Insbesondere auf- angebot um 155.000 Personen zugenommen, Russland/Ukraine-Krise. Allerdings wird der grund der früher als erwarteten Erholung der rund zwei Drittel davon aus dem EU-Raum, Außenhandel aufgrund der stärkeren Impor- Rohölpreise haben wir unsere Inflations- besonders stark aus Ungarn, Rumänien und te nicht mehr so stark zum Wachstum beitra- prognose für 2015 von bisher 0,9 Prozent auf der Slowakei. Gleichzeitig nahm jedoch in gen können. Die Auffrischung der Auslands- 1,2 Prozent erhöht“, faßt Bank Austria Öko- diesen wachstumsschwachen Jahren auch nachfrage sollte jedoch der Investitionstätig- nom Walter Pudschedl zusammen. die Zahl der Jobs bis Ende des ersten Jah- keit zumindest ab der zweiten Jahreshälfte resdrittels 2015 um nur knapp 55.000 zu. auf die Sprünge helfen, zumal die Finanzie- 2015 steigt Arbeitslosenquote Dies hat einen Verdrängungswettbewerb am rungsbedingungen durch die lockere Geld- auf über 9 Prozent österreichischen Arbeitsmarkt in Gang ge- politik der EZB anhaltend günstig bleiben „2015 wird die leichte Belebung der setzt, der auch in den kommenden Monaten sollten. Die sich verbessernden Konjunktur- Konjunktur nicht für eine Verbesserung der eine steigende Arbeitslosigkeit in Österreich daten sollten – wenn auch langsam – die Lage am Arbeitsmarkt ausreichen, insbeson- verursachen wird.  pessimistische Konsumenten-Stimmung trotz weiter steigender Arbeitslosigkeit verbessern. Der private Konsum sollte, unterstützt durch die niedrige Inflation seinen moderaten Welthandel zu Jahresbeginn Wachstumskurs halten und dafür sorgen, daß die Inlandsnachfrage in den kommenden Mo- 2015 wieder schwach naten ein immer wichtigerer Träger der ös- terreichischen Wirtschaftsdynamik werden ie Schwäche der chinesischen Volks- Im Euro-Raum liegt die Konjunkturschwä- wird. „Nach dem noch trägen Wachstum zu Dwirtschaft, die markante Dollaraufwer- che vielmehr an der unzureichenden Bin- Jahresbeginn erwarten wir schon für das tung und der Konjunktureinbruch in Rußland nennachfrage. Insgesamt deuten die Stim- zweite Quartal etwas mehr Schwung und ge- dämpften zu Jahresbeginn das Wachstum des mungsindikatoren für die EU und für den hen von einer weiteren moderaten Belebung Welthandels. Die Erholung der Wirtschaft in Euro-Raum auf eine anhaltend geringe Ex- der österreichischen Wirtschaft bis zum Jah- einigen Ländern an der Peripherie des Euro- pansion hin. resende aus. Wir halten an unserer Wachs- Raumes, die Expansion der Binnennachfra- Der negative Effekt der Welthandelsdämp- tumsprognose von 0,9 Prozent für 2015 fest, ge in Deutschland und die Belebung der In- fung für die österreichischen Exporte wurde womit Österreich allerdings wie im Vorjahr dustrieproduktion in Osteuropa begünstigen im I. Quartal 2015 durch die Euro-Abwertung hinter dem Durchschnitt der Eurozone zu- zur Zeit die Konjunktur in der EU. Die Terms- teilweise kompensiert, sodaß die Ausfuhr die rückliegen wird“, faßt Bruckbauer zusam- of-Trade-Verbesserung aufgrund der Rohöl- mäßige Dynamik von Ende 2014 beibehielt. men. Für die Eurozone erwarten die Ökono- verbilligung stimulierte die heimischen Im- Hingegen folgte der Verbesserung der Terms- men der Bank Austria im Jahr 2015 ein porte. Dies drückte zwar die Entwicklung of-Trade aufgrund des Rohölpreisverfalls Wirtschaftswachstum um 1,4 Prozent. der Nettoexporte, jedoch erhöhte sich im 2014 zu Jahresbeginn 2015 die verzögerte gleichen Ausmaß die Inlandsnachfrage. Der Stimulierung der Importe. Da die Investitio- Inflation zieht wieder an, Investitionsrückgang ließ etwas nach. Das nen aber nicht mehr so stark schrumpften, bleibt aber moderat reale BIP wuchs kaum, und die Arbeitslosen- stagnierte das reale BIP im I. Quartal ledig- Während die Wachstumsaussichten lang- quote stieg im April 2015 auf 9,2%. lich (+0,1% gegenüber der Vorperiode). Die sam besser werden, beginnen sich auch in Mehrere Faktoren waren für die neuerli- beschleunigten Mietpreissteigerungen und die Österreich die Inflationsaussichten zu nor- che Abschwächung des Welthandels Anfang aufgrund der kalten Progression 2014 über- malisieren. Dazu tragen mittlerweile drei 2015 bestimmend: Die chinesische Volkswirt- proportional gestiegene Abgabenbelastung Faktoren bei: Erstens, ist der Rückgang der schaft wuchs im I. Quartal 2015 so langsam hielten die Zunahme des privaten Konsums Rohstoffpreise ausgelaufen, insbesondere wie zuletzt während der Wirtschaftskrise, die flach. Eine Stütze der Konjunktur blieben der Preis für Erdöl hat in den vergangenen markante Dollaraufwertung hemmte den Ex- allerdings die Dienstleistungen; insbesonde- Wochen wieder angezogen. Zweitens, stei- port der USA, und in Rußland und Brasilien re im Mobilfunkbereich belebten sich die Um- gen die Importpreise von einigen Konsumgü- verschlechterte sich die Konjunktur weiter. sätze. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 86 Wirtschaft Verbesserte Konjunkturlage in den meisten Bundesländern Spitzenreiter beim Wachstum 2014 ist Vorarlberg, gefolgt vom Burgenland und Tirol – Steiermark und Salzburg bilden die Schlußlichter

ließ eine Vielzahl unterschied- 2014licher externer Einflüsse für die österreichische Wirtschaft in Summe nur ein Miniwachstum von 0,3 % im Jah- resvergleich zu. Von den positiven Effekten, wie etwa dem kräftigen Aufschwung in den USA oder der moderaten Erholung in Eu- ropa, profitierten die einzelnen Bundeslän- der sehr unterschiedlich. Andererseits waren die Belastungen durch den nachlassenden Rückenwind aus den Schwellenländern und die geopolitischen Spannungen durch den Ukraine-Konflikt mit Rußland nicht für alle Bundesländer schwerwiegend. „Im Vorjahr drifteten Österreichs Bundesländer in einem wirtschaftlichen Umfeld, das von vielen, zum Teil gegensätzlichen externen Einflüssen ge- kennzeichnet war, konjunkturell auseinan- der. Zwar hat sich die Konjunkturlage in den meisten Bundesländern verbessert, aber auch die Wachstumsunterschiede zwischen den ein- zelnen Bundesländern haben zugenommen“, faßt Bank Austria Chefökonom Stefan Bruck- bauer die wichtigsten Ergebnisse der Bank Austria Bundesländer-Analyse zusammen.

Vorarlberg: Wachstum-Spitzenreiter „Vorarlberg erzielte mit fast 2,5 % das stärkste Wachstum aller Bundesländer und überholte 2014 das Burgenland und Tirol, die als ‚Zweitplatzierte‘ ex aequo mit Respekt- abstand folgen. In Vorarlberg waren die tra- ditionell starke Industrie und die Belebung einzelner Dienstleistungen die wichtigsten Treiber der breiten Expansion der Vorarlber- ger Wirtschaft “, analysiert Bruckbauer. Die „Zweitplatzierten“ Burgenland und Tirol er- reichten 2014 ein kräftiges Plus von je 1,2 %. Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Das Burgenland, 2013 noch Sieger des da- und Wien erreichten nur ein minimales Plus. schwächere Wirtschaftsdynamik als im Jahr maligen Konjunkturrankings, fiel im Vorjahr Auch die steirische Wirtschaft schwä- davor. zurück, da es vom Einmaleffekt einer großen chelte, belastet von einer insbesondere in der Firmenverlegung nicht mehr profitieren zweiten Jahreshälfte sehr zurückhaltenden Industrie liefert nur konnte. Tirol hingegen profitierte im Jahres- Exportnachfrage, die einer der Hauptgründe vereinzelt Wachstumsimpulse verlauf von einer Auffrischung der Export- dafür ist, daß die Steiermark 2014 eine „2014 konnte die exportabhängige In- nachfrage nach Industrieerzeugnissen. Auch schwächere Wirtschaftsdynamik hatte als im dustrie Österreichs insgesamt keinen Beitrag in Oberösterreich und in Kärnten legte die Jahr davor. Salzburg ist das Schlusslicht im zum Wirtschaftswachstum leisten, da sie nach Wirtschaft überdurchschnittlich stark zu. Die Bundesländerranking. Nach Berechnungen einem moderaten Beginn insbesondere in der östlichen Bundesländer konnten von den der Ökonomen der Bank Austria stagnierte zweiten Jahreshälfte 2014 zunehmend unter bestehenden Rahmenbedingungen offenbar die Salzburger Wirtschaft im Jahr 2014. Ins- Druck geraten ist. Dagegen sorgte in einzel- wenig bis nicht profitieren. Niederösterreich gesamt hatten somit zwei Bundesländer eine nen Bundesländern, vor allem in Vorarlberg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 87 Wirtschaft und in Tirol, eine unter den bestehenden Rah- westlichen Bundesländern angespannt und desländer. Damit werden regional eher die menbedingungen günstige regionale Aus- auch bei den unternehmensnahen Dienstlei- westlichen Bundesländer im Vorteil sein. Für richtung der Exporte in Kombination mit der stungen gab es aufgrund der trägen Indu- Vorarlberg, Oberösterreich und die Steier- passenden Branchenstruktur für zum Teil sehr striekonjunktur wenige Impulse. mark erwarten wir ein Wirtschaftswachstum kräftige Impulse“, analysiert Bank Austria um mehr als 1 %“, so Pudschedl. In den öst- Ökonom Walter Pudschedl die wichtigsten 2015 bessere Wachstumsaussichten lichen Bundesländern werden die Wachs- Branchentrends. Die Entwicklung der ein- „Angesichts eines verbesserten wirtschaft- tumsraten voraussichtlich unter dem Bun- zelnen Branchen war 2014 sehr durchwach- lichen Umfelds ist im Jahr 2015 für fast alle desschnitt bleiben. Jedoch sollten „Dienst- sen. Der Fahrzeugbau war mit einem Plus Bundesländer eine günstigere Konjunktur- leistungshochburgen“ wie Salzburg und mit von fast 4 % eine der Wachstumsstützen der entwicklung als im Vorjahr in Sicht“, meint etwas Abstand Wien von einer stärkeren Dy- österreichischen Industrie. Auch die Herstel- Pudschedl. Günstige externe Rahmenbedin- namik des Sektors im späteren Jahresverlauf lung von elektronischen und optischen Er- gungen, wie etwa die Festigung der Erho- profitieren. zeugnissen, elektrischen Ausrüstungen, die lung in Europa, der schwächere Euro und chemische und pharmazeutische Industrie und niedrige Ölpreise, werden nach einem zu- Lage am Arbeitsmarkt verschärft auch die Nahrungsmittelerzeugung steiger- rückhaltenden Jahresbeginn eine moderate Das Jahr 2014 war für die österreichi- ten 2014 ihre Produktion, während etwa die Belebung der österreichischen Wirtschaft im schen Bundesländer einerseits das Jahr der metallverarbeitende Industrie, der Maschinen- weiteren Jahresverlauf unterstützen. Der Aus- Rekordarbeitslosigkeit, andererseits aber bau sowie insbesondere die Energiewirt- senhandel wird an Schwung gewinnen, trotz auch der Rekordbeschäftigung. Dabei schlug schaft Einbußen hinnehmen mußten. Neben der sich in einigen Wachstumsmärkten etwas sich die unterschiedliche Konjunkturentwick- Vorarlberg mit einem Plus um rund 8 % und eintrübenden Konjunktur und trotz der an- lung in der Entwicklung der regionalen Ar- Tirol mit rund 3 % profitierten auch Ober- haltenden Rußland/Ukraine-Krise. Jedoch beitsmärkte nieder. In Wien und Salzburg österreich, das Burgenland und Kärnten von wird der Außenhandel aufgrund der stärke- stieg die Arbeitslosigkeit zweistellig. Auch einem Wachstum des Produktionssektors. ren Importe nicht mehr so stark zum Wachs- Oberösterreich verzeichnete 2014 einen star- tum beitragen können. Die Auffrischung der ken relativen Anstieg der Arbeitslosenzah- Bauwirtschaft leistete in fünf Bundes- Auslandsnachfrage sollte jedoch der Inve- len, hielt aber mit 5,7 % im Jahresdurch- ländern positiven Wachstumsbeitrag stitionstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte schnitt die niedrigste Arbeitslosenquote Ös- Die Baukonjunktur in Österreich, vor al- auf die Sprünge helfen, zumal die Finan- terreichs, jedoch nunmehr gemeinsam mit lem der Hochbau, verlor im Verlauf des Jah- zierungsbedingungen durch die lockere Salzburg. Wien wies mit 11,6 % den höch- res 2014 erheblich an Schwung. Jedoch Geldpolitik der EZB anhaltend günstig blei- sten Wert Österreichs auf. Andererseits stie- wurde mit Unterstützung des Tiefbaus im ben sollten. Auch hält der private Konsum, gen 2014 trotz der flauen Konjunktur die Be- Österreichschnitt ein geringer Wertschöp- unterstützt durch die niedrige Inflation, sei- schäftigungsverhältnisse in fast allen Bun- fungsanstieg um 0,5 % real erzielt. In fünf nen moderaten Wachstumskurs. Damit wird desländern stärker an. Die Anzahl der Be- Bundesländern konnte der Bau einen positi- die Inlandsnachfrage in den kommenden schäftigungsverhältnisse stieg im Durch- ven Wachstumsbeitrag leisten. Vor allem in Monaten ein immer wichtigerer Träger der schnitt um immerhin 0,6 %, in Vorarlberg als der Steiermark, aber auch in Vorarlberg und österreichischen Wirtschaftsdynamik wer- Spitzenreiter sogar um 1,6 %. „2014 war wie- in Salzburg sorgte der Sektor sogar für über- den. Die österreichische Wirtschaft wird in der ein Jahr der Rekordbeschäftigung, denn durchschnittlich starken Schwung. In Wien, diesem Umfeld mit 0,9 % ein klar höheres in acht von neun Bundesländern wurde dank Niederösterreich, dem Burgenland und in Wachstum als 2014 erreichen können. Zuwächsen im Dienstleistungsbereich ein Kärnten dagegen dämpfte die Entwicklung Das moderate Wachstum in Österreich neues Allzeithoch erreicht“, so Bruckbauer am Bau die Wirtschaftsentwicklung. wird 2015 auf breiter Basis stehen. Die und ergänzt: „Leider war 2014 aber auch das Wachstumschancen für die einzelnen Bundes- Jahr der Rekordarbeitslosigkeit.“ Für das Jahr Dienstleistungssektor mit schwachem länder sind ausgeglichener. Daher sind auch 2015 ist in allen Bundesländern von einem Plus – in Wien am spürbarsten etwas geringere Wachstumsunterschiede weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote aus- Der österreichische Dienstleistungssektor zwischen den Bundesländern als im Vorjahr zugehen – in Gesamtösterreich von durch- schloß das Jahr 2014 aufgrund der guten zu erwarten. „Leichte Vorteile bestehen 2015 schnittlich 8,4 auf über 9 %. In den Bundes- Entwicklung im Gesundheits- und Sozial- nach unserer Einschätzung für stärker expor- ländern wird die Bandbreite zwischen 6 % bereich, bei öffentlichen Dienstleistungen torientierte, breit aufgestellte Industrie-Bun- (Salzburg) und über 13 % (Wien) liegen.  und im Immobiliensektor mit einem leichten Anstieg der Wertschöpfung ab. „Im Dienstlei- Ostregion: Kaufkraft über EU-Durchschnitt stungszentrum Wien und auch in der Steier- mark stützte der Dienstleistungssektor die urostat hat das BIP pro Kopf in insge- sen. Die Ostregion Österreichs erreicht dann gesamtwirtschaftliche Entwicklung spürbar. Esamt 272 EU-Regionen erhoben und mit- 129 Kaufkraft-Indexpunkte. Die Wirt- In den restlichen Bundesländern blieb der tels Kaufkraftindizes vergleichbar gemacht. schaftsleistung liegt hier also um fast ein Wachstumsbeitrag jedoch marginal“, meint Lag 2013 der EU-Schnitt bei 100 Kaufkraft- Drittel über dem EU-Durchschnitt. Pudschedl. Gründe dafür: Der Handel war in Indexpunkten, erreichte Niederösterreich Westösterreich mit den Bundesländern einem sehr angespannten Arbeitsmarktum- 105, wie der der NÖ Wirtschaftspressedienst Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberöster- feld stark unter Druck. Zudem war die Ein- berichtet. Wirklichkeitsgetreuer ist es aber, reich kommt auf 135 Punkte, Südösterreich nahmenentwicklung im Tourismus ange- die regionalen BIPs von Wien, Niederöster- mit Kärnten und der Steiermark auf 113 sichts eines Übernachtungsrückgangs in den reich und dem Burgenland zusammenzufas- Punkte. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 88 Wirtschaft »Made in Vienna« Gemeinsame Kampagne von Stadt Wien und Industrie Wien Foto: PID / Bohmann Gemeinams für den Standort Wien (v.l.) Christian C. Pochtler (iSi), Gabriele Domschitz (Wiener Stadtwerke), Gregor Strassl (Wolfgang Denzel Auto AG), Robert Gulla (Lukor International GmbH), Robert Lasshofer (Wiener Städtische), Jan Trianov (Hutchison), Axel Rumpold (Hoerbiger), Bruno Kittner (Bomarbier), Wolfgang Hesoun (IV-Wien, Siemens), Wirtschaftsstad- trätin Renate Brauner, Bürgermeister Michael Häupl vor der sechs Meter hohen Installation am Graben im 1. Bezirk

und 170.000 Menschen arbeiten für die fungsbeitrag hinaus. Sie zeigt sich an ihrem und deren Leistungen für den Standort auf RWiener Industrie. Um das darzustellen, Anteil an Wachstum, Wohlstand, Beschäfti- originelle Weise sichtbar gemacht. So ist wurde das Ernst Happel Stadion zum Graben gung und Wettbewerbsfähigkeit. Dies basiert beispielsweise zu erfahren, daß iSi in Wien verlegt – und das gleich dreifach. Mit einer unter anderem auch auf den Exporterfolgen Sahnekapseln für 2,4 Milliarden Portionen sechs Meter hohen Installation wird unter der Wiener Unternehmen und deren Innova- Kaffee produziert, täglich 4000 Manner- dem Motto „Made in Vienna“ die erste von tionsintensität. Mit der gemeinsamen Kam- schnitten am Stephansplatz verkauft werden Stadt Wien, Industriellenvereinigung Wien pagne verfolgen wir daher das Ziel, die Öf- oder täglich 1,3 Millionen Euro an Versiche- und Wirtschaftsagentur Wien initiierte Stand- fentlichkeit über die Kompetenz der Unter- rungsleistung von der Wiener Städtischen an ortkampagne beworben. Offiziell präsentiert nehmen am Standort Wien zu informieren Wienerinnen und Wiener ausbezahlt werden. wurde die gemeinsame Standortinitiative am und zu sensibilisieren.“ Die IV-Wien legt Weitere beeindruckende Leistungen, die von 5. Mai im Beisein von Bürgermeister Michael daher auch zeitgleich einen Informations- Unternehmen am Standort Wien vollbracht Häupl, Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner, folder zum Standort Wien auf. werden: Siemens produziert im Werk in IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun sowie Simmering fast 10 Kilometer Wagen für die Spitzenvertretern der 15 beteiligten Unter- Wußten Sie… öffentliche Mobilität pro Jahr, das entspricht nehmen. Die Idee der Kampagne baut auf der Fra- der zweifachen Länge der Ringstraße; Und: „Wiener Unternehmen müssen sich tag- ge „Wussten Sie…?“ und dem Slogan Der Mobilfunkanbieter Drei transportiert je- täglich im weltweiten Wettbewerb behaup- „Made in Vienna“ auf. Sie unterscheidet sich den Monat die meisten mobilen Daten, näm- ten – das gilt auch für den Standort Wien. Ich bewußt von gängigen Produktkampagnen, lich 12 Mio. Gigabyte österreichweit. Damit bin stolz, daß sich 15 große und wichtige setzt gezielt auf Fakten, Information und könnte man zehn Mal alle Songs downloa- Unternehmen finanziell an dieser Kampagne kreative Aktion im öffentlichen Raum. den, die je aufgenommen wurden. beteiligen. Das ist nicht selbstverständlich in Folgende Unternehmen nehmen an der Alle Informationen zu den Unternehmen Zeiten wie diesen und zeigt, daß alle ge- Kampagne teil: Boehringer-Ingelheim, Bom- werden auf einer eigenen Website aufgeli- meinsam an einem Strang ziehen, wenn es um bardier, Denzel, EVVA, iSi, Henkel, Hoer- stet. Im Zuge der Kampagne wird es außer- die Stärkung des Standortes geht“, so Bür- biger, Hutchison Drei Austria, Lukoil, Mon- dem noch zwei weitere Installationen im öf- germeister und Wirtschaftsstadträtin. di, Manner, T-Mobile, Siemens, Wiener fentlichen Raum geben. Die Gesamtkosten Der IV-Wien-Präsident betonte: „Die Stadtwerke, Wiener Städtische Versicherung. der Standortkampagne werden von Stadt Rolle des Industriesektors ist mitentscheidend Mit „Made in Vienna“ werden im kom- Wien, IV-Wien, Wirtschaftsagentur Wien und für den wirtschaftlichen und gesellschaft- menden Monat in drei Wellen wissenswerte Unternehmen gemeinsam getragen und be- lichen Erfolg einer Stadt. Die Bedeutung der und überraschende Zahlen, Daten und Fak- laufen sich auf rund 900.000 Euro.  Industrie geht über den direkten Wertschöp- ten über diese Unternehmen kommuniziert http://madeinvienna.wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 89 Chronik Urlaubsreisen 1969–2014 Reisefreudigkeit der österreichischen Bevölkerung ungebrochen, kürzere Reisen immer beliebter, Top-Destinationen Österreich und Italien

ie österreichische Bevölkerung zeigt Im Haupturlaub ist man Dsich weiterhin sehr reisefreudig, wie aus heute aktiv oder erholt sich aktuellen Ergebnissen von Statistik Austria 1987 war noch mindestens jeder dritte hervorgeht. Im Jahr 2014 unternahmen rund Haupturlaub ein klassischer Strand- und Ba- 5,51 Mio. Österreicherinnen und Österrei- deaufenthalt (37,9 %), seit einigen Jahren ist cher ab 15 Jahren (76,4 % der Bevölkerung die österreichische Bevölkerung jedoch häu- ab 15 Jahren) mehr als 18,34 Mio. Urlaubs- figer aktiv im Urlaub (2014: 21,4 %). Aber reisen (+0,6 % im Vergleich zum Vorjahr). auch Ausruhen und Erholen zählt zu den Vor allem Kurzurlaube mit ein bis drei wichtigsten Reisezwecken (20,8 %), gefolgt Nächtigungen lagen 2014 im Trend; sie leg- von Studien-, Besichtigungs- und Städteur- ten im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 % auf lauben (18,8 %). 9,56 Mio. zu. Bei Haupturlaubsreisen (mit vier oder mehr Nächtigungen) wurde hinge- Pkw-Reisen auch weiterhin im Trend gen ein Rückgang verzeichnet (-4,6 % auf Da fast die Hälfte aller Haupturlaubs- 8,78 Mio.). Erstmals wurden sogar mehr reisen in Österreich stattfinden bzw. nach Kurzurlaubsreisen als Haupturlaubsreisen Italien führen, ist seit 1969 das wichtigste durchgeführt. Nur rund ein Viertel der Ös- Transportmittel bei Haupturlaubsreisen nach terreicherInnen verreiste 2014 nicht, wobei wie vor der Pkw (1969: 60,9 %; 2014: fast ein Drittel der Nichtreisenden keine Zeit 56,0 %). Im Jahr 1969 spielte das Flugzeug (32,1 %) und fast ein Viertel (23,7 %) ein- mit einem Anteil von 3,4 % eine geringe fach keine Lust hatte, zu verreisen. Rolle, bis 2014 hat sich sein Anteil aller- dings verachtfacht (28,6 %). Die Bahn hin- Zeitvergleich 1969–2014 gegen wurde im Jahr 1969 noch bei einem Die Bedeutung von Reisen hat innerhalb Viertel aller Haupturlaubsreisen genutzt, der vergangenen vier Jahrzehnte deutlich zu- 2014 lag der Anteil nur noch bei 6,7 %. genommen. 1969 machte nur etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung ab 15 Jahren Urlaubsdauer deutlich gesunken mindestens eine Haupturlaubsreise (27,5 %), Vor 45 Jahren dauerte mehr als die Hälfte im Jahr 2014 waren es 58,9 %. der Haupturlaubsreisen noch zwischen einer Die Anzahl der Haupturlaubsreisen hat und zwei Wochen (1969: 52,2 %), der Trend sich dabei mehr als verdreifacht: Unternahm Foto: Ralf Pfeifer - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons geht aber zu kürzeren Reisen. 2014 dauerte die österreichische Bevölkerung im Jahr Auch die Brenner-Autobahn mit der jede zweite Haupturlaubsreise (50,1 %) nur Europabrücke bei Patsch führt die 1969 rd. 2,42 Mio. Urlaubsreisen, waren es ÖsterreicherInnen seit Jahrzehnten zwischen 5 und 7 Tagen. Nur 13,7 % der im Jahr 2014 8,78 Mio. Haupturlaubsreisen. in ihr Lieblings-Urlaubsland Italien Haupturlaubsreisen dauerten länger als zwei Österreich bleibt das wichtigste Reise- Wochen. ziel, verliert jedoch zugunsten ausländischer vom eigenen Land. Der Anteil der Italien- Destinationen an Bedeutung. Die Anzahl der reisen liegt zwar nicht mehr bei 39,0 % wie Haupturlaubsreisen im Haupturlaube im Inland hat sich zwar zwi- vor 45 Jahren, aber jeder fünfte Haupturlaub Sommer verlieren an Bedeutung schen 1969 und 2014 mehr als verdoppelt ins Ausland ging auch 2014 noch nach Ita- Die klassische Haupturlaubsreise im Juli (von 1,33 Mio. auf 2,86 Mio.), der Anteil die- lien (20,8 %). Die Anteilsverschiebungen fan- und August verliert an Bedeutung. Seit eini- ser Inlandsurlaube hat sich aber im selben den vor allem zugunsten von Kroatien statt gen Jahren ist die Tendenz zu einer saisonal Zeitraum deutlich verringert (von 55,0 % auf (1993: 5,0 % Auslandsreiseanteil, 2014: 13,8 gleichmäßigeren Verteilung der Hauptur- 32,6 %). Währenddessen hat sich die Anzahl %). An dritter Stelle im Ranking stand auch laubsreisen erkennbar: Wurden 1969 noch der Haupturlaubsreisen ins Ausland in den 2014 Deutschland, mit einem ähnlich hohem 61,5 % der Haupturlaubsreisen in den Fe- vergangenen 45 Jahren mehr als verfünffacht Anteil wie vor 45 Jahren (1969: 9,9 %; 2014: rienmonaten Juli und August unternommen, (von 1,09 Mio. auf 5,92 Mio. 10,7 %). so waren es 2014 nur noch 36,5 %. Die Ös- Nach den Top-Destinationen Italien, terreicherInnen verreisen zwar immer noch Italien bei Auslandsdestinationen Kroatien und Deutschland folgten 2014 häufiger im Sommer als im Winter, doch nach wie vor am beliebtesten Spanien (7,3 %), Griechenland (6,1 %) und Winterurlaube gewinnen an Bedeutung und Italien ist seit mehr als vier Jahrzehnten die Türkei (5,3 %). Der Anteil der Fernreisen sind zwischen 1969 und 2014 um mehr als das mit Abstand beliebteste Haupturlaubs- ist in den letzten vier Jahrzehnten von 0,6 % das Zehnfache gestiegen.  reiseziel der ÖsterreIicherinnen – abgesehen (1969) auf 12,0 % gestiegen. http://statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 90 Chronik 4. Linzer Donauquerung wird Hängebrücke Teil der A 26 Linzer Autobahn »Westring Linz« – Entwurf mit anspruchsvollem Design bringt Verkehrsentlastung Foto: ASFINAG So wird die neue 306 Meter lange und ca. 25 Mater breite Linzer Donaubrücke (vom Westen aus gesehen) aussehen.

ie A 26 Linzer Autobahn bringt Ver- Netz immer stärker berücksichtigt. Bei der Seile über die Donau, die ein Gewicht von Dkehrsentlastung für die oberösterreichi- Neuerrichtung von Strecken fließen ästheti- 13.000 Tonnen tragen, sind 500 Meter lang. sche Landeshauptstadt und Erleichterung für sche Gesichtspunkte konkret durch Archi- Zusammengefaßt sind diese zwei Bündel aus tausende PendlerInnen. Der erste Bauab- tekturwettbewerbe ein. So auch bei der Pla- jeweils zwölf einzelnen Seilen mit einem schnitt ist eine zusätzliche Donauquerung nung der vierten Linzer Donaubrücke. Durchmesser von 14,5 Zentimetern. Diese westlich der überlasteten Nibelungenbrücke. Durchgesetzt im Gestaltungswettbewerb massiven Seilpakete sind rechteckig ange- 2018 soll sie befahrbar sein und ihr Design hat sich unter zwölf Einreichungen der Hän- ordnet mit Abmessungen von zwei Metern das Linzer Stadtbild künftig positiv prägen. gebrücken-Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Höhe und 40 Zentimetern Breite. Die kleine- Schlaich Bergermann/Obholzer Baumann/ ren Hängeseile, die die Hauptseile mit der Verkehrsentlastung und van Gerkan Marg und Partner. Dessen Fahrbahn verbinden, haben einen Abstand anspruchsvolles Design schlanke Ausführung ohne Pfeiler fügt sich von jeweils 15 Metern. Straßen sind nicht nur ein Verkehrsband optimal in das sensible Donautal und die Die zwei dicken Seilpakete, an denen die in der Landschaft – sie prägen auch ganz ent- „Linzer Pforte“ ein. Die tragenden Seile, die Brücke hängt, vereinigen sich wieder an bei- scheidend unseren Lebensraum. Autobahn- hoch über der Donau in den Uferwänden den Donauufern und werden an sogenannten trassen, Brücken, Tunnel sowie Rastplätze, verankert werden, vermitteln eine „Schwere- Abspannbauwerken (15 Meter lang und 15 Mautstationen und andere Hochbauten hin- losigkeit“ der Konstruktion, die die Brücke Meter breit) mit jeweils rund 100 Ankern terlassen aufgrund ihrer Größe und Funktion zu einem neuen Linzer Wahrzeichen macht. (quasi „Dübel“) im Fels und Erdreich des markante Spuren in der Landschaft. Hier sieht Die Hängebrücke ist 306 Meter lang und Freinbergs beziehungsweise der Urfahrwänd sich die ASFINAG in der Verantwortung: So etwa 25 Meter breit. Sie besteht aus einem befestigt. Die Investition in diesen ersten Bau- wird die gestalterische Komponente bei der sogenannten Tragwerk für beide Richtungs- abschnitt der A 26 betragen 155 Millionen Planung baulicher Anlagen im ASFINAG fahrbahnen – ist also „aus einem Guß“. Die Euro (A 26 gesamt: 645 Millionen Euro).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 91 Chronik

Als fünfter und letzter Schritt wird auf den Stahlträgern die Fahrbahn betoniert. Wäh- rend des gesamten Prozesses der fünf Schrit- te sind mit zunehmender Gewichtsbelastung die Anker nachzuspannen und zu fixieren. Parallel dazu beginnen, etwa sechs Monate nach Start des Brückenbaus, auch die Arbeiten am 2600 Mater langen Frein- bergtunnel (Etappe zwei der A 26 inklusive Bahnhofknoten und Unterflurtrasse Wald- eggstraße) am Linzer Ufer. Dessen Aus- bruchsmaterial wird dort umweltschonend ebenfalls per Schiff abtransportiert. Für die 3. Etappe (Westbrücke inklusive Lückenschluß zur A 7 Mühlkreis Autobahn) ist ein Baustart im Jahre 2027 vorgesehen. Die Gesamtverkehrsfreigabe erfolgt aus heu- tiger Sicht im Jahre 2029.

Straffer Zeitplan Die geplante Verkehrsfreigabe der vierten Linzer Donaubrücke im Jahr 2018 erfordert einen straffen Zeitplan. Aktuell wurden per Ausschreibung Unternehmen für den Einbau von Lärmschutzfenstern auf beiden Donau- ufern sowie die Baufeldfreimachung gefun- den. Der Einbau der Fenster – 29 von 39 Eigentümern haben bereits ihre Zustimmung gegeben – soll im Juni 2015 starten. Eine der ersten folgenden Maßnahmen ist dann der Abbruch von Häusern am Linzer Ufer. Ebenfalls noch im Sommer 2015 starten die Felssicherungsarbeiten. Mit Netzen und an- deren Maßnahmen stellt die ASFINAG si- cher, daß keine Steine auf die Baustelle beziehungsweise die Landesstraßen fallen können. Ein weiterer Schritt gegen Ende des Jahres wird die möglichst wenig verkehrsbe- hindernde Verlegung der Radwege sein. Baustart für die eigentliche Brücke ist dann im ersten Halbjahr 2016, geplante Verkehrs- Foto: ASFINAG Die Brücke wird mit Ankern an den Ufern befestigt. freigabe 2018.

Heli- und Schiffeinsatz zur Errichtung über jeden Punkt des Flusses gebracht und Daten und Fakten zur Donaubrücke Fünf große Schritte – unter anderem mit die Bauteile (Schiffslieferungen) entgegen  Spannweite: 305,55 m Helikopter- und Schiffeinsatz – sind notwen- genommen werden. Diese Konstruktion be-  Länge Hauptseile: 500 m dig, um die vierte Linzer Donaubrücke zu zeichnet man als „Kabelkran".  Breite Brückendeck: 22,54 m errichten: Im dritten Schritt baut die ASFINAG die  Bauhöhe: 2,53 m ohne Belag Im ersten Schritt sind hoch über der künf- zwei sogenannten Brücken-Widerlager an (Betonplatte Durchmesser 28 cm) tigen Fahrbahn die zwei Abspannbauwerke beiden Ufern. Auf ihnen ruht die Tragplatte  Abstand der Hänger in Längsrichtung: am linken und rechten Ufer zu errichten. Auf und sie nehmen die Bewegungen der Brücke 14,55 m deren Fläche werden jeweils rund 100 Anker (wie etwa die Temperaturausdehnungen)  Haupttragseile: Bündel, bestehend aus mit 60 Metern Tiefe im Untergrund befe- auf. 12 einzelnen Spiralseilen (145 mm stigt, die später dem enormen Zug der Im vierten Schritt bringen Schiffe Stahl- Durchmesser) Trageseile Stand halten. elemente heran, die die Abmessungen 25 mal  Hängeseile: Spiralseile mit einem Im zweiten Schritt wird per Helikopter 15 Meter haben. Diese werden sukzessive an- Durchmesser von 95 mm von einem Abspannbauwerk zum anderen einander geschweißt und an die Tragseile  Mögliche Belastung: 3.100 Tonnen ein erstes Montageseil geflogen und fixiert. montiert bis die Brücke vollständig ge-  Eigengewicht: 12.900 Tonnen  Mit diesem Seil können ab sofort Lasten schlossen ist. http://www.asfinag.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 92 Gastronomie & Kulinarisches Erste österreichische Weingüter »zertifiziert nachhaltig« Das Zertifizierungstool für nachhaltigen Weinbau in Österreich – »Nachhaltig Austria« stieß von Anfang an auf großes Interesse bei den Weinbauern.

eit Januar 2015 ist die offizielle Zerti- ein zeitgemäßes Betriebsmarketing in die baues“ (unbekannte Werbeaktionen für Ös- Sfizierung bei den zwei Zertifizierungs- Hand.“ Laufend treffen bei den zuständigen terreichischen Wein). 1952 wurde der „Ver- stellen agroVet und Lacon möglich. Nun gibt Stellen neue Zertifizierungsanträge ein, so- ein für Österreichische Weinwerbung“ ge- es die ersten 14 Weingüter, die den aufwendi- daß die ÖWM und der Weinbauverband mit- gründet. Mit geringen Mitteln gelang ein er- gen Zertifizierungsprozess für nachhaltigen telfristig mit bis zu 150 „Nachhaltig Austria“ staunlicher Erfolg mit Hilfe von Weinver- Weinbau erfolgreich abgeschlossen haben zertifizierten Weinbaubetrieben rechnen. kostungen, Messebeteiligungen, Briefwer- und das Logo „Nachhaltig Austria“, ergänzt bungen, Plakaten, usw. um ihre Zertifizierungsnummer verwenden System ermittelt Status Quo 1986 wurde die Österreich Weinmarketing dürfen. Die Weingüter stammen aus unter- und Verbesserungspotenzial GmbH als Servicegesellschaft für die öster- schiedlichen Weinbaugebieten Österreich, Das Nachhaltigkeitsprojekt des Österrei- reichische Weinwirtschaft mit Sitz in Wien was die Akzeptanz des Nachhaltigkeits-Pro- chischen Weinbauverbandes wurde mit Ex- gegründet und unterstützt und koordiniert die jekts in der heimischen Weinwirtschaft un- perten und in mehreren Stufen in einem lang- strategischen Bemühungen der österreichi- terstreicht. jährigen Prozeß entwickelt. „Winzer können schen Weinwirtschaft um Qualität und Ver- in dem System eigenständig ihre Kennzah- kauf. Im Inland ist es das Ziel, die Markt- Nachhaltigkeits-Positionierung als len zu Traubenproduktion, Weinerzeugung, segmente für Qualitätswein dominierend zu Notwendigkeit Weingartenanlage, Soziales und Ökonomie besetzen. Der Export von Flaschenweinen „Viele Weingüter haben uns bereits beim eingeben und erhalten neben einem Nach- soll weiter gesteigert werden, wobei die Projektstart signalisiert, daß sie an einer Nach- haltigkeits-Status Quo des Betriebes auch Wertschöpfung im Vordergrund steht. haltigkeits-Zertifizierung sehr interessiert Vorschläge zur Verbesserung ihrer nachhalti- Die Strategie der ÖWM zielt auf einen sind“, erklärt Willi Klinger, Geschäftsführer gen Produktion“ kommentiert Johannes ausgewogenen Marketingmix ab, der den je- der Österreich Wein Marketing (ÖWM). Schmuckenschlager, Präsident des Österrei- weiligen Märkten angepaßt ist. Das wiede- „Unseren Winzern ist die Bedeutung einer chischen Weinbauverbandes. rum bedeutet Imagearbeit unter dem Aspekt nachhaltigen Wirtschaftsweise zunehmend der Verkaufsförderung und aktive Öffent- bewußt. Betriebe, die dieses aufwändige Zer- Die Österreich Wein Marketing GmbH lichkeitsarbeit mit unterstützender Medien- tifizierungsverfahren erfolgreich absolviert 1920 entstand der „Hauptverband der werbung (speziell für die Herkünfte – Wein- haben, bekommen mit dem von der ÖWM Weinbaubetriebe Österreichs“ als eine Nach- baugebiete – in Zusammenarbeit mit den re- entwickelten neuen Logo „Nachhaltig folgeorganisation des 1884 gegründeten „Ver- gionalen Weinkomitees).  Austria“ ein wichtiges zusätzliches Asset für eins zum Schutz des österreichischen Wein- http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 93 Gastronomie & Kulinarisches Genussakademie Burgenland Ein Zentrum des Genusses in Donnerskirchen

ach umfangreichen Revitalisierungs- Narbeiten haben Burgenlands Landes- hauptmann Hans Niessl und Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld 14. Mai die „Genuss- akademie Burgenland“ in Donnerskirchen of- fiziell ihrer Bestimmung übergeben. Am 15. und 16. Mai öffnete die „Genussakademie Burgenland“ bei einem ‚Tag der offenen Pforte‘ zum Degustieren, Schmökern und Genießen ihre Türen. BesucherInnen hatten dabei die Gelegenheit, bei Speis und Trank die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen.

Ein Zentrum des Genusses in Donnerskirchen Die Nachfrage der Konsumenten nach regionalen Produkten steigt und läßt auch die burgenländische Gastronomie sowie Pro- duktveredler verstärkt auf gesunde hochwer- tige Lebens- und Genußmittel aus der Re- Foto: Bgld. Landesmedienservice gion setzen. Dem entsprechend werden im Vor dem »Zentrum des Genusses« in Donnerskirchen (v.l.): Mario Baier, Direktor von Burgenland Tourismus, Christian Zechmeister, Geschäftsführer von Burgen- Burgenland laufend Projekte zur Erhöhung land Wein, Landeshauptmann Hans Niessl, Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld, dieses Angebotes realisiert. Die Herstellung ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Klubobmann Christian Illeditz und der Konsum von regionaltypischen und saisonalen Lebensmitteln sichern bäuerliche Betriebe, die dadurch eine flächendeckende Uhudler wird Weltkulturerbe! Landwirtschaft mit inländischer Ernährungs- souveränität gewährleisten können. hudler wird gern als Kulturgut bezeich- daß die Chancen dafür gut stehen“, so Lan- Unet. Damit er das auch offiziell wird, desrat Bieler. Genussakademie muß man etwas dazu tun: Alljährlich erhebt „Die Einbringung des Ansuchens wird Das „Haus des Genusses“ im Martins- die UNESCO einzigartige kulturelle Prakti- durch den Verein ,Initiative Kellerviertel Hei- schlössl in Donnerskirchen wird als zentrale ken und handwerkliche Traditionen zum „im- ligenbrunn‘ geschehen, da diese mit der Ma- Anlaufstelle für Genußangelegenheiten einen materiellen Kulturerbe“. Die Vergabe erfolgt terie inhaltlich intensiv befaßt ist. Ich freue Bildungsauftrag verfolgen, bei dem die Pro- nach vorgegebenen Kriterien durch ein von mich, daß das Kulturgut Uhudler auch von zesse der Qualitätsproduktentwicklung in der UNESCO-Kommission in Wien koordi- der UNESCO als schützenswert betrachtet den vielfältigsten Bereichen veranschaulicht niertes Expertengremium, dem auch eine Ver- wird“, so Landesrätin Verena Dunst. Der werden sollen. Weiterbildungskurse im Be- treterin des Kulturreferates des Landes Bur- Uhudler soll immaterielles Weltkulturerbe reich Kulinarik, Kochkurse mit Themen- genland angehört. Bislang gelang es bereits werden, weil es hier um Wissen in Bezug auf schwerpunkten, Sensorik-Schulungen und dreimal burgenländische Handwerkstechni- Natur in Verbindung mit traditionellen Hand- anschaulicher Unterricht für Kinder werden ken bzw. Traditionen in das nationale Ver- werkstechniken und gesellschaftlichen Ri- angeboten werden. Darüber hinaus soll Be- zeichnis des immateriellen Kulturerbes auf- tualen und Festen geht. Das identitätsstiften- wußtseinsarbeit geleistet und der Wert eines zunehmen: der „Burgenländische Indigio de Moment für das Südburgenland als Teil regionalen Produktes dargestellt werden – Handblaudruck“ (2010), das „Roman“ – die einer regionalen Tradition, die gemeinsame eine verantwortungsvolle Aufgabe, die auch Sprache der Burgenländischen Rom (2011)- Lebensgrundlage und darüber hinaus auch noch künftige Generationen betreffen wird. und die „Ofen- und Kaminmaurer“ um das die wirtschaftliche und touristische Nutzung Museum für Baukultur in Neutal (2011). stellen maßgebliche Argumente zur Erhe- Gegen globalisiertes Fast Food Landesrat Bieler wird sich darum bemü- bung des Uhudlers zum Weltkulturerbe dar. Die Aktivitäten im Martinsschlössl wer- hen, den Uhudler in das „Nationale Ver- Landesrätin Dunst: „Es geht darum, den den die Region nachhaltig beleben und den zeichnis des immateriellen Kulturerbes“ zu Uhudler offiziell zu dem zu machen, was er Kultur- und Genußtourismus im Burgenland bringen. „Wir haben bereits die ersten Ge- für das Südburgenland längst ist: ein Kultur- stärken. Alle Institutionen haben die Mög- spräche geführt und möchten den Antrag in gut! Und es geht um die langfristige Absi- lichkeit, Räumlichkeiten für ihre vielfältigen die kommende Beiratssitzung im September cherung dieses Kulturgutes als Maßnahme Veranstaltungen anzumieten.  einbringen. Seitens der Verantwortlichen der zur Stärkung der regionalen Identität.“  http://www.genussburgenland.at/ UNESCO in Wien wurde uns signalisiert, http://www.uhudlerverein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 94 Personalia Anton Zeilinger geehrt Der Quantenphysiker Anton Zeilinger feierte seinen 70. Geburtstag – Bundespräsident Heinz Fischer zeichnete ihn mit dem »Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich« aus – Die ÖAW gratulierte ihrem bedeutenden Wissenschaftler und Präsidenten Foto: HBF / Carina Karlovits Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Begrüßungsansprache für Anton Zeilinger in der Präsidentschaftskanzlei nton Zeilinger gilt mit seinen Erfolgen Neben der aktuellen Auszeichnung durch zuallererst ein leidenschaftlicher Wissen- Aauf dem Gebiet der Quantenphysik als den Bundespräsidenten hat Anton Zeilinger schaftler ist. Die internationale Fachwelt hat einer der bedeutendsten österreichischen Wis- für seine Arbeit bereits zahlreiche Ehrungen den gebürtigen Oberösterreicher mit zahlrei- senschaftler der Gegenwart. Am 20. Mai erhalten, darunter u.a. den „Orden Pour le chen Auszeichnungen und Preisen gekürt. feierte er seinen 70. Geburtstag – exakt an Mérite“, die „Inaugurale Isaac Newton Me- Die U.S. National Academy of Sciences hat diesem Tag wurde er in die Wiener Hofburg daille“, der „Wolf-Preis für Physik“ sowie ihn – wie zahlreiche andere ausländische eingeladen, wo dem „Quantenpionier“ im das „Österreichische Ehrenzeichen für Wis- Akademien auch – zum Mitglied gewählt. Rahmen eines Festakts von Bundespräsident senschaft und Kunst“. Zudem ist er Mitglied Heinz Fischer das „Große Goldene Ehren- in acht wissenschaftlichen Akademien. Seit Was treibt einen solch umtriebigen und zeichen für Verdienste um die Republik 2013 ist er Präsident der Österreichischen innovativen Geist an? Österreich“ verliehen wurde. Akademie der Wissenschaften, in dieser Ein großer Physiker hat einmal über sich „Anton Zeilinger ist nicht nur ein heraus- Rolle ist er auch ein wichtiger Partner für gesagt: „Ich habe keine besondere Bega- ragender Forscher und Lehrender, sondern den Wissenschaftsminister. „Wir ehren heute bung, sondern bin nur leidenschaftlich neu- auch ein exzellenter Kommunikator für wis- einem der anerkanntesten Wissenschaftler gierig.“ Albert Einsteins Bekenntnis zur Neu- senschaftliche Leistungen. Durch seine Ar- und einen Akademie-Präsidenten, der das was gierde trifft sich mit dem Weltbild Zeilin- beit fördert er junge Menschen und nimmt er sagt, in seiner gesamten Tätigkeit lebt. Ich gers: „Wir Menschen sind psychisch so ge- seine Verantwortung für die Gesellschaft gratuliere Anton Zeilinger, einem Österrei- baut, daß wir es nicht aushalten, wenn wir durch den Dienst an der Sache wahr“, gratu- cher von Welt“, so Mitterlehner. die Ursache für etwas, das geschieht, nicht lierte Wissenschafts- und Forschungsmini- Auch die Österreichische Akademie der kennen.“ Der Homo Sapiens, so Zeilinger, ster Reinhold Mitterlehner dem Preisträger Wissenschaften (ÖAW) gratulierte ihrem wolle schlicht wissen, was hinter dem näch- in seiner Laudatio auch zu dessen 70. Ge- Präsidenten sehr herzlich, der 1998 zum de- sten Berg ist: „Diese Neugierde ist Teil unse- burtstag. ren wirklichen Mitglied gewählt wurde der rer Identität.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 95 Personalia Foto: HBF / Carina Karlovits Prof. Anton Zeilinger mit Gattin Elisabeth, Bundespräsident Heinz Fischer und Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner nach dem Festakt

Ein tieferes Verständnis der Welt Kunstvolle Mysterien 2013 gewählt wurde, verfolgt er das Anlie- Doch Neugierde ist für Anton Zeilinger Das Streben nach Neuem und Unbekann- gen, die Wissenschaft in die Mitte unserer mehr als eine menschliche Universalie. Sie tem ließ Zeilinger immer wieder über die Gesellschaft zu tragen, konsequent weiter. ist das Prinzip, das seine wissenschaftliche Grenzen seines Fachgebietes hinausgehen. Denn Wissenschaft geht alle an. Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten mo- So präsentierte er 2012 die „Mysterien der Anton Zeilinger hat sich bis heute Neu- tiviert hat und den Wissenschaftler bis heute Quantenphysik“ auf der bedeutendsten Aus- gierde im besten Sinn des Wortes bewahrt. antreibt. So führte die Suche nach einem „tie- stellung für zeitgenössische Kunst, der Do- Dies zeigte sich auch zu seinem 70. Geburts- feren Verständnis der Welt“ zum berühmt cumenta in Kassel. In der Folge gewann das tag am 20. Mai: Denn die ÖAW freute sich, gewordenen GHZ-Experiment, das neue tech- Wort des erklärten Kunstliebhabers großes an diesem Tag die TeilnehmerInnen der „In- nologische Innovationen wie Quantenkryp- Gewicht in philosophischen Debatten über ternational Conference on Quantum Physics tografie und Quantencomputing ermöglich- die Schnittstellen zwischen Wissenschaft of Nature“ in der Akademie begrüßen zu dür- te. Daneben entwickelte Zeilinger Grundla- und Kunst. fen, die vom 18. bis 22. Mai an der Univer- gen der „Quantenteleportation“. Seine For- Auch als Präsident der Österreichischen sität Wien stattfand.  schungen dazu fanden weltweit Anerkennung Akademie der Wissenschaften, zu dem er http://www.oeaw.ac.at und sorgten – für einen Grundlagenforscher nicht selbstverständlich – auch über die Fach- community hinaus in der breiten Öffentlich- keit und den Medien für Aufsehen. Seine Forschungen und sein Engagement um die Vermittlung seiner Erkenntnisse führten Zeilinger um den halben Globus. Die Universitäten Wien und Innsbruck, die Tech- nische Universität München, das Massachu- setts Institute of Technology, die Universität Melbourne, das ÖAW-Institut für Quanten- optik und Quanteninformation Wien oder das Collège de France sind nur einige Sta- tionen seiner Karriere. Stets setzte er sich für die Grundlagenforschung und die Förderung

des wissenschaftlichen Nachwuchses ein. Foto: HBF / Carina Karlovits

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 96 Personalia »Vorbild für viele junge Künstlerinnen und Künstler« agmar Koller ist mit ihrem großen Ta- Dlent und auch mit ihrer stets strahlenden Herzlichkeit eine Botschafterin Österreichs in der ganzen Welt“, sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 29. April bei der Ver- leihung des Großen Ehrenzeichens für Ver- dienste um die Republik Österreich an die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Dag- mar Koller, die als Operetten- und Musical- darstellerin weltweit große Erfolge feierte. „Schon Marcel Prawy meinte, daß sie der erste, letzte und einzige Musicalstar Öster- reichs sei. Dagmar ist aber nicht nur eine hervorragende Künstlerin, sondern sie enga- giert sich auch gleichzeitig für Toleranz und Offenheit und ist damit ein Vorbild für viele junge Künstlerinnen und Künstler.“ Kulturminister Josef Ostermayer berich- tete, daß das Ansuchen um die Verleihung des Foto: BKA / Regina Aigner v.l.: StR Michael Ludwig, Bundeskanzler Werner Faymann, Dagmar Koller, Kunst- Ehrenzeichens von Volksoperndirektor Ro- und Kulturminister Josef Ostermayer und StR Andreas Mailath-Pokorny bert Meyer gekommen war, nicht zuletzt weil Dagmar Koller dem Haus, trotz internationa- Lady“ und „Hello Dolly“. Zahlreiche Tour- eigentlich drei Leben füllen könnten. Das ge- ler Erfolge, immer treu geblieben war. „Bun- neen führten sie rund um die Welt und sie lingt Dagmar Koller dank ihrer unerschöpf- deskanzler Faymann und ich haben keinen übernahm sie auch Fernsehrollen wie im lich sprühenden Energie und ebenso harter Moment lang gezögert, diesem Ansinnen zu „Ringstraßenpalais“. „Es sind hunderte Rol- Disziplin, die sie sich bis heute bewahrt hat“, folgen.“ len, denen Koller etwas ganz Besonderes sagte der Bundeskanzler. „Bleib weiterhin, Legendär wurden Dagmar Kollers Partien verliehen hat. Und es sind unzählbare Auf- wie Du bist. Es ist eine Ehre für mich, Dir in „Mann von La Mancha“ oder in „My Fair tritte und Tourneen, die sie absolviert hat, die heute für Dein Lebenswerk zu danken.“  Hohe Ehrung für Bischof Michael Bünker iens Landeshauptmann Michael Häupl Wüberreichte am 4. Mai dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Öster- reich, Michael Bünker, das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. An der Ehrung nahmen zahlreiche hochrangige Vertreter der verschiedenen in Österreich etablierten Religionsgemeinschaf- ten teil. Stadtrat Michael Ludwig bezeichne- te Bischof Michael Bünker als moralische Instanz, er sei nicht nur Wissenschafter und theologischer Experte, sondern sein Enga- gement für das Zusammenführen der ver- schiedenen Religionen und sein Einsatz für die Menschrechte seien besonders zu würdi- gen. Bei seinem sozialen Engagement gegen Foto: PID / Christian Jobst Armut sei z.B. die Aktion „Brot für die Welt“ Bürgermeister Michael Häupl (l.) und Bischof Michael Bünker bei der Verleihung hervorzuheben. Gerade in einer Großstadt wie Wien sei es wichtig, daß sich Menschen Bünker lobte die Stadt Wien für ihre Welt- geboren. Nach seinem Studium der evange- wie Bischof Bünker gegen Terror, Rassismus offenheit, und er freue sich auf das Luther- lischen Theologie in Wien war er Vikar und und Antisemitismus einsetzen. jahr 2017, das in Wien seiner Bedeutung ent- Pfarrer in Döbling und Floridsdorf. 1991 Bischof Michael Bünker drückte seine sprechend begangen wird. Das evangelische wurde er mit der Leitung der Evangelischen Freude darüber aus, daß so viele Vertreter Leben in der Stadt sei wichtig für den Zu- Religionspädagogischen Akademie betraut. der Ökumene gekommen seien, denn ge- sammenhalt in der Gesellschaft und die 2007 wurde er zum Bischof der Evangeli- meinsame Arbeit solle auch durch gemeinsa- Hilfe für Bedürftige. schen Kirche A.B. in Österreich gewählt.  mes Feiern gekrönt werden. Bischof Bünker wurde 1954 in Leoben http://www.evang.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 97 Personalia Oberösterreich ehrt Intendanten Peter Gillmayr eim 20-Jahr-Jubiläum des „Internatio- Bnalen Musiksommers Bad Schaller- bach“ am 10. Mai im Atrium Bad Schal- lerbach überreichte Landeshauptmann Josef Pühringer die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich an Intendant Peter Gillmayr aus Gallspach. „Peter Gillmayr hat wie kaum ein zweiter in Oberösterreich als Pädagoge, als Musiker, als Dirigent und Orchesterleiter, aber auch als Initiator zahlreicher Musikveranstaltun- gen und als Intendant des ‚Internationalen Musiksommers Bad Schallerbach‘ wichtige Akzente gesetzt und leistet einen besonders innovativen Beitrag zur Kulturvermittlung in unserem Land“, so Pühringer. Foto: Land OÖ / Dedl LH Josef Pühringer, Vizebürgermeisterin Susi Walter, Intendant Peter Gillmayr Peter Gillmayr studierte Violine am und Bürgermeister Gerhard Baumgartner Brucknerkonservatorium sowie am Mozar- teum Salzburg. In Salzburg studierte er dar- Kammerorchester, dem „Ensemble Aktuell“ sen Ballungsräume und Kulturzentren Ver- über hinaus Jus, Psychologie und Musikwis- unter der Leitung von Franz Welser-Möst, anstaltungen auf höchstem Niveau anzubie- senschaft. Der Geiger und Musikpädagoge dem Domorchester Linz und dem NÖ. Kam- ten und zugleich den künstlerischen Nach- hat sein Leben ganz der Musik verschrieben merorchester. Er ist Konzertmeister im „En- wuchs des Landes zu fördern, ist aufgegan- und hat im In- und Ausland an zahlreichen semble Sonare Linz“, beim Grieskirchner gen und wird von einer immer größer wer- Tourneen, CD-Aufnahmen und auch Ein- Kammerorchester und beim Österreichi- denden Zuhörerschar begeistert aufgenom- spielungen von Uraufführungen mitgewirkt. schen Salonorchester sowie bei den Kuror- men“, so der Landeshauptmann über den Er war bzw. ist erster Orchestergeiger in Or- chestern Bad Schallerbach und Bad Hall. Bad Schallerbacher Musiksommer.  chestern wie „Arena di Verona“, dem OÖ. „Das ehrgeizige Konzept, abseits der gros- http://www.musiksommerbadschallerbach.at Tirol ehrt Elmar Trenkwalder ulturlandesrätin Beate Palfrader über- Kreichte Elmar Trenkwalder den Landes- preis für zeitgenössische Kunst 2015. Der Tiroler Bildhauer erhielt die mit 5500 Euro dotierte Auszeichnung für sein Gesamtwerk. Über die drei Förderpreise in Höhe von ins- gesamt 2550 Euro dürfen sich Sarah Decri- stoforo, Michael Kargl und Johannes Porsch freuen. Die Verleihung fand am Abend des 18. Mai im Landhaus statt. „Elmar Trenkwalder hat mit seinen mor- phologischen Formen einen außergewöhn- lichen und eigenwilligen Stil entwickelt. Der Tiroler ist in zahlreichen international re- nommierten Sammlungen und Ausstellun- gen sehr präsent“, begründet LRin Palfrader die einstimmige Entscheidung des zuständi- Foto: Land Tirol / Rainalter Landesrätin Beate Palfrader und Elmar Trenkwalder nach der Verleihung gen Kulturbeirates. Seit Jahrzehnten arbeitet der Bildhauer mit großen Bronzen. In den Akademie der bildenden Künste von 1978 Zur Würdigung besonderer künstleri- vergangenen Jahren verwendete er konse- bis 1982 bei Max Weiler und Arnulf Rainer. scher Leistungen vergibt das Land Tirol seit quent Keramik bzw. gebrannten Ton. Neben Für sein Schaffen wurd Trenkwalder 1991 1996 neben dem Preis für zeitgenössische monumentalen Keramikplastiken finden beim 22. Österreichischen Graphikwettbe- Kunst jährlich auch drei Förderpreise. „Mit sich auch kleinteilige Werke in seinem Re- werb mit dem Preis der Stadt Wien, 1993 mit den Förderpreisen wollen wir besonders ta- pertoire. dem Anton-Faistauer-Preis für Malerei und lentierte Kunstschaffende auf ihrem künstleri- 1959 in Weißenbach am Lech geboren zuletzt 2004 mit dem Keramikpreis des schen Weg und bei der weiteren Entwicklung zog es den Tiroler zur künstlerischen Aus- Landes Salzburg bedacht. Er lebt und arbei- ihrer eigenständigen Positionen nachhaltig bildung nach Wien. Dort studierte er an der tet in Innsbruck. unterstützen.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 98 Wissenschaft & Technik Nie dagewesene Präzision in der Krebsbehandlung Ein innovatives System zur exakten Positionierung von Patienten in der Strahlentherapie wird bei MedAustron, einem österreichischen Zentrum für Ionentherapie, erstmals im klinischen Betrieb zur Anwendung kommen. in innovatives System zur exakten Posi- Etionierung von PatientInnen in der Strah- lentherapie hat bereits bei seiner Marktein- führung 2014 für Aufsehen gesorgt. Nun wurde das erste System bei MedAustron, einem österreichischen Zentrum für Ionen- therapie in Wr. Neustadt, abgenommen und wird dort erstmals im klinischen Betrieb zur Anwendung kommen. PatientInnen können damit besser denn je positioniert und punkt- genau bestrahlt werden. Unerläßlich für eine erfolgreiche Ionen- therapie-Behandlung – eine besonders präzi- se und effektive Form der Strahlentherapie – ist die millimetergenaue Ausrichtung der Pa- tientInnen zum Strahl und die permanente Überwachung während der Bestrahlung. MedAustron wird das erste Ionenthera- piezentrum weltweit sein, das für diese Auf- gaben neuartige medizintechnische Systeme einsetzt: Das exacure System der Reutlinger

BEC GmbH sowie den Imaging Ring des Foto: EBG MedAustron GmbH / Thomas Kästenbauer Salzburger Unternehmens medPhoton. Beide Speziell für den medizinischen Einsatz adaptierte Industrieroboter von KUKA bil- Systeme erfüllen die besonderen Anforderun- den den Kern des exacure-Systems. gen der Ionentherapie und gewährleisten da- tientInnenposition vor dem jeweiligen Be- „Die Kombination der neuen Systeme bei mit ein hohes Maß an Sicherheit für die Pa- strahlungsbeginn, um die PatientInnen mit MedAustron ermöglicht einzigartig hohe Prä- tientInnen. Gemeinsam ermöglichen sie eine höchstmöglicher Genauigkeit zu bestrahlen. zision, Geschwindigkeit und Bildqualität in schnelle, korrekte und hoch-präzise Behand- Der im PatientInnentisch integrierte Imaging der Bestrahlung, sie ist beispiellos auf den lung der Patienten in der modernsten Form. Ring erlaubt eine sehr schnelle dreidimen- Gebieten der Medizinrobotik und der Bildge- Speziell für den medizinischen Einsatz sionale Cone Beam-CT Bildgebung. Die so bung. Wir sind sehr stolz darauf, daß wir mit adaptierte Industrieroboter von KUKA bil- gewonnenen CT-Bilder werden mit den Da- unseren Partnern BEC und medPhoton eine den den Kern des exacure-Systems. Das Be- ten aus der Bestrahlungsplanung verglichen. solch innovative Lösung entwickelt haben sondere ist die Deckenmontage, wodurch Eventuell notwendige Korrekturen der Pa- und damit neue Maßstäbe in der Ionenthera- der Roboter erstmals im medizinischen Ein- tientInnenposition können unmittelbar robo- pie setzen werden“, kommentiert Bernd Möß- satzbereich über sieben unabhängige Bewe- tergesteuert erfolgen. lacher, CEO von MedAustron, die kürzlich gungsrichtungen verfügt. So kann nicht nur Damit wird sichergestellt, daß die Be- erfolgte, erfolgreiche Abnahme des Systems. in allen drei Raumrichtungen und sechs Frei- strahlung des Tumors millimetergenau in der „Für die punktgenaue Bestrahlung des heitsgraden positioniert, sondern das gesam- von den ÄrztInnen geplanten Art und Weise Tumors unter Schonung des umgebenden te System entlang der Decke zum oder vom erfolgt. In diesem neuartigen und mehrfach Gewebes, werden auch an die Technologie Strahlauslass bewegt werden und damit den ausgezeichneten Produkt sind Flachbildde- zur Positionierung der Patienten höchste An- Patienten noch flexibler positionieren. Ein tektor und Röntgenröhre auf einem Ring so forderungen gestellt. Der Technologietrans- weiterer Vorteil der Deckenbefestigung: ein angebracht, daß sie unabhängig voneinander fer aus dem Industriebereich in die medizini- optisches Überwachungssystem kontrolliert bewegt werden können. Durch bisher nicht sche Robotik war ein Schlüsselfaktor für die 500 Mal pro Sekunde die Position der Pa- erreichbare Werte hinsichtlich Schnelligkeit erfolgreiche Entwicklung des exacure Sy- tientInnenliege und korrigiert diese bei Be- der Bildaufnahme, Größe des Meßfeldes und stems. Wir beglückwünschen MedAustron zu darf in Echtzeit, um ein optimales Behand- Bildqualität bei gleichzeitig sehr kompakter diesem einzigartigen und innovativen Am- lungsergebnis zu erzielen. Bauweise, stellt das Produkt damit den Gold- bulatorium“, so Matthias Buck, Geschäfts- Das sogenannte Imaging Ring System standard für die bildgeführte Ionentherapie führer der BEC GmbH.  sorgt für die Überprüfung der korrekten Pa- dar. http://www.medaustron.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 99 Wissenschaft & Technik Ein Quantum Rotation Forschern der Universität Innsbruck gelang es erstmals, einen elementaren Stoßprozess zwischen Atomen und geladenen Molekülen bei tiefen Temperaturen präzise zu vermessen und zu beschreiben.

as Experiment, bei dem nur ein einziges DQuant an Energie in die Drehbewegung des Moleküls übertragen wird, stimmt sehr genau mit theoretischen Berechnungen über- ein. Darüber berichten die Physiker um Ro- land Wester in der Fachzeitschrift „Nature Physics“. Während sich die Atome und Moleküle in einem heißen Gas schnell und chaotisch be- wegen, schränkt Kälte die ungeordneten Be- wegungen mehr und mehr ein. Temperaturen nahe am absoluten Nullpunkt ermöglichen sorgfältige Präzisionsmessungen an kalten Molekülen, welche bei diesen Bedingungen den Gesetzen der Quantenmechanik unter- liegen. Wechselwirkungen zwischen Atom- en, Molekülen und Licht treten dann nicht mehr bei beliebigen Energien der Teilchen auf, sondern nur wenn die Anregung von

Drehungen und Schwingungen der Moleküle Grafik: Universität Innsbruck / Daniel Hauser bei genau bestimmten Werten erfolgt. Schematische Darstellung der Ionenfalle, in der die kalten geladenen Moleküle mit Hilfe von Lasern untersucht werden. Forschern des Instituts für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität eine zentrale Rolle. Eine weitere interessan- Innsbruck um Professor Roland Wester ist es te Anwendung ergibt sich im Bereich der nun erstmals gelungen, einen elementaren kalten Chemie. Dort können elementare Ro- Wechselwirkungsprozeß im Labor zu ver- tationsanregungen möglicherweise spezielle wirklichen, bei dem durch den Stoß eines chemische Prozesse auslösen.“ Atoms auf ein Hydroxidion präzise jenes Das Experiment an der Universität Inns- Quant an Energie zugeführt wird, bei dem bruck besteht aus einer Ionenfalle, in der die ein geladenes Molekül aus der Ruhe in den kalten geladenen Moleküle mit Hilfe von ersten Drehungszustand versetzt wird. Der Lasern untersucht werden. Negativ geladene Prozeß, eine solche reine Änderung der Ro- Hydroxidionen, die aus einem Atom Sauer- tation in Gang zu setzen und auch wieder zu stoff und einem Atom Wasserstoff oder Deu- stoppen, konnte dabei nicht nur genau ver- terium zusammengesetzt sind, werden in der messen werden. Er wird durch die präzise Falle eingefangen, auf etwa minus 260 Grad Übereinstimmung mit theoretischen quanten- Celsius gekühlt und können mehrere Minu- mechanischen Berechnungen nun auch gut ten lang untersucht werden. Heliumatome Foto: Universität Innsbruck / Rpland Welser verstanden. regen dann durch Stöße die Moleküle zu ele- Das Herzstück der Ionenfallen-Appa- Die Innsbrucker Physiker beschreiben ihr mentaren quantisierten Drehungen an, oder ratur, in der Vakuumkammer befindet Experiment in der aktuellen Ausgabe der stoppen die Rotation bereits angeregter Mo- sich die eigentliche Ionenfalle. Fachzeitschrift „Nature Physics“. Daniel leküle wieder. Mit Hilfe des Lasers werden sind zentrale Forschungsthemen der Arbeits- Hauser, der federführende Autor der Studie, die Wahrscheinlichkeiten für diese eine An- gruppe um Roland Wester am Institut für berichtet über mögliche Anwendungen die- oder Abregung analysiert. „Das Elegante bei Ionenphysik und Angewandte Physik. So ser Forschung: „Die Ergebnisse tragen zum diesem Prozeß ist, daß es sonst keine Mög- werden aktuell neue Möglichkeiten der An- besseren Verständnis grundlegender Abläufe lichkeit gibt, Energie in das System hinein- wendung von Terahertzstrahlen zur Manipu- in verschiedenen Forschungsbereichen bei. zubringen,“ erklärt Roland Wester. „Es gibt lation kalter Moleküle erforscht. Die Arbei- In der Astrophysik beispielsweise muß man genau dieses Quantum Rotation, und sonst ten werden unter anderem durch das Euro- verstehen, wie das Kühlverhalten von Gas- nichts.“ pean Research Council (ERC) und den öster- wolken funktioniert, um zu erklären, wie Die Untersuchung grundlegender chemi- reichischen Wissenschaftsfond FWF geför- Sterne und Planeten entstehen. Dabei spielen scher Prozesse an kalten Molekülen und die dert.  Stöße, bei denen die Drehung geändert wird, Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden http://www.uibk.ac.at/ionen-angewandte-physik/molsyst/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 100 Wissenschaft & Technik Neue Chancen für Blinde Chip-basierte Retina-Implantate erlauben bisher nur eine rudimentäre Wiederherstellung der visuellen Wahrnehmung. Anpassungen ihrer elektrischen Impulse könnten das aber ändern.

iesen Schluß lassen erste veröffentlich- Dte Ergebnisse eines Projekts des FWF zu. Diese zeigen, daß zwei spezielle Sehzell- Typen unterschiedlich auf bestimmte elektri- sche Signale reagieren – ein Effekt, der das Sehen von Hell-Dunkel-Kontrasten verbes- sern könnte. „Blinde richtig sehend ma- chen – das wird noch dauern“, sagt Frank Rattay vom Institut für Analysis und Scien- tific Computing an der Technischen Univer- sität Wien. „Doch bei bestimmten Erkran- kungen des Auges gelingt es schon, ihnen mit Retina-Implantaten ein noch stark einge- schränktes Sehen zurückzugeben.“

Impulsgeber Dazu werden mittels – im Auge implan- tierten – Mikrochips Lichtsignale in elektri- sche Impulse umgewandelt, die anschlies- send Zellen der Netzhaut stimulieren. Ein © Shawn Kelly / Boston Retinal Implant Project Mikrochips ins Auge implantieren ist heute Realität. Ihre (Seh-)Leistung zu opti- großes Problem dabei: Zelltypen, die in mieren, ist Thema eines aktuellen FWF-Projekts. einem funktionsfähigen Auge unterschied- lich auf Lichtreize reagieren werden gleich- vorherrschende negative Ladung kurzfristig sche Impulse, die in beiden Zelltypen zu den mäßig stimuliert. Damit wird die Wahrneh- in eine positive übergeht. So werden Ner- gleichen biochemischen Reaktionen führen mung von Kontrast stark vermindert. „Doch venimpulse weitergeleitet.“ In dem anderen und so die Kontrastempfindlichkeit stark re- könnte es gelingen“, so Rattay, „durch spe- Zelltyp war diese Ladungsumkehr deutlich duzieren. Die Arbeit von Rattay zeigt nun, zielle elektrische Impulse die eine Zellart schwächer. Weiters konnte das Team anhand daß das nicht sein muß. mehr als die andere zu stimulieren und so die der Simulation auch zeigen, daß die Konzen- Wahrnehmung von Kontrast zu steigern.“ tration an Kalzium in den beiden Zelltypen Form mit Einfluß Erste Ansätze dazu fand er mit seinem Team bis zu vierfach unterschiedlich auf ein mo- Ein zusätzliches Ergebnis, das die Grup- im Rahmen eines FWF-Projekts. Mit den nophasisches Signal reagierte. pe um Rattay fand, war, daß die Form der Partnern Shelley Fried von der Harvard Me- einzelnen ON- oder OFF-Zelle Einfluß auf dical School und Eberhard Zrenner von der ON and OFF die Signalverarbeitung hat. So spielt die un- Universitätsklinik Tübingen werden die si- „Kalzium ist in vielen Zellen ein wichti- terschiedliche Länge beider Zelltypen eine mulierten Ergebnisse durch experimentelle ges Signalmolekül, das bei der Verarbeitung wesentliche Rolle. Auch dies, erklärt Rattay, Befunde unterstützt. von Information eine wesentliche Rolle spielt. könnte eine wichtige Erkenntnis sein, die es Deswegen haben wir dieses in unserer Simu- erlaubt, die Performance zukünftiger Retina- Simuliert und Stimuliert lation auch besonders berücksichtigt und die Implantate durch die Modulation ihrer elek- Tatsächlich konnten Rattay und sein Team Wirkung spezieller Membranproteine für den trischen Signale deutlich zu verbessern. Die- in einer ausgeklügelten Computersimulation Kalziumtransport miteinberechnet“, erklärt ses Ziel verfolgen Rattay und sein Team in- zweier Zelltypen des Auges Spannendes ent- Paul Werginz, Kollege von Rattay und Erst- tensiv, um Strategien zu entwickeln, die vie- decken. So zeigte sich, daß bei Auswahl spe- autor der nun veröffentlichten Arbeit. Kon- len Blinden das visuelle Erkennen von Ge- zieller elektrischer Impulse tatsächlich un- kret schaute sich das Team Modelle zweier genständen ermöglichen sollen. terschiedliche biophysikalische Vorgänge in Zelltypen der Retina an, die als ON- und Frank Rattay ist Professor am Institut für den beiden Zelltypen aktiviert werden konn- OFF-Zellen bezeichnet werden. ON-Zellen Analysis und Scientific Computing der ten. Eine sogenannte monophasische Stimu- reagieren stärker, wenn es im Zentrum ihrer Technischen Universität Wien und leitet dort lation – bei der die elektrische Polarität des Platzierung heller ist – bei OFF-Zellen ist es die Gruppe für Computational Neuroscience Signals vom Retina-Implantat nicht wech- genau umgekehrt. Dank ihrer Anordnung in and Biomedical Engineering. Seit Jahrzehn- selte – führte bei einem Zelltyp zu einer der Retina wird so die Wahrnehmung von ten publiziert er international erfolgreich im deutlichen Depolarisierung. Dazu Rattay: Kontrasten stark erhöht. Doch Retina-Implan- Bereich der Erzeugung und Optimierung „Depolarisierung bedeutet, daß die in Zellen tate senden statt Lichtimpulse bisher elektri- künstlicher Nervensignale. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 101 Wissenschaft & Technik Die Energiesparchips der Zukunft Größtes aus Österreich koordiniertes europäisches Mikroelektronik- Forschungsprojekt startet unter Leitung von Infineon Austria. Foto: Infineon Technologies Austria AG/APA-Fotoservice/Höher Die Energieverluste können zukünftig – dan der neuen Energiesparchips der Zukunft – in Netzteilen mit Leistungshalbleiter der neuen Generation deutlich reduziert werden: Bis zur Hälfte weniger Energie geht verloren. er offizielle Auftakt für das europäische bringt aufgrund seiner weltweit führenden PowerBase ist auch ein wichtiger Impuls DForschungsprojekt PowerBase mit dem Expertise bei Leistungshalbleitern maßgeb- für Kärnten, um strategisch bedeutende Stand- Fokus auf energieeffiziente Halbleitertech- lich österreichisches Know-how bei der Ko- ortfaktoren im Hochtechnologiebereich wei- nologien fand am 21. Mai im Rahmen einer ordination des Projekts sowie zur Erhöhung ter zu stärken. „Das Projekt unterstützt die internationalen Veranstaltung bei Infineon der Energieeffizienz in vielen elektronischen Sicherung und den Aufbau von hochwerti- Austria in Villach statt. Das bis 2018 laufen- Anwendungen ein.“ gen Jobs und eröffnet Zukunftschancen für de Projekt wird Europa als Kompetenzstand- die weitere nachhaltige Positionierung Kärn- ort für die Entwicklung und Fertigung von Europäische Co-Finanzierung tens in der Mikro- und Nanotechnologie so- innovativer Leistungselektronik stärken und In ihrer Initiative „Europa 2020“ hat sich wie bei modernsten Fertigungstechnologien“, weiter ausbauen. die Europäische Kommission ehrgeizige Zie- betont Landeshauptmann Peter Kaiser. Die Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die le bei Innovation, Energieeffizienz und Re- Landesregierung stehe voll und ganz hinter Entwicklung der nächsten Generation von Industrialisierung gesetzt. Leistungshalblei- diesem zukunftsweisenden Vorhaben: „Ge- Energiesparchips (sogenannten „Leistungs- ter, die in Europa entwickelt und in ausrei- rade in so schwierigen Zeiten wie jetzt ist es halbleitern“) auf Basis von neuen Materia- chender Menge zu kompetitiven Kosten ge- doppelt wichtig, daß sich unser Bundesland lien wie Galliumnitrid. Diese Halbleiter kön- fertigt werden, sind ein Beitrag zur Stärkung mit seinen weltweit erfolgreichen Leitbetrie- nen Strom weitaus effizienter umwandeln des wissensbasierten Industriestandortes. ben wie Infineon in der internationalen For- als herkömmliche Chips aus Silizium. Um- Das Projekt PowerBase ist ein Private Public schungszusammenarbeit profiliert.“ fassende Forschungstätigkeiten werden im Partnership-Programm, in dem mit Investi- Projekt PowerBase europaweit koordiniert, tionen von der Industrie, Förderungen aus Neue Materialien sorgen um diese neuen Halbleiter zu global wettbe- einzelnen Ländern sowie der Unterstützung für weniger Energieverlust werbsfähigen Kosten reif für die industrielle durch ECSEL (Electronic Components and Leistungshalbleiter erfüllen eine Schlüssel- Massenfertigung zu machen. Systems for European Leadership) Joint Un- funktion bei der Energiewandlung in elektro- „87 Millionen Euro Projektvolumen und dertaking die globale Wettbewerbsfähigkeit nischen Geräten – in Smartphones, Compu- die Beteiligung von 39 Partnern zeigen den der europäischen Elektronikindustrie erhöht tern, in Servern, in der Beleuchtung bis hin hohen Stellenwert, den die PowerBase-For- wird. PowerBase wird co-finanziert durch zur Photovoltaik. Sie wandeln die Netzspan- schungsaktivitäten für die europäische Halb- Förderungen aus Österreich (BMVIT), Bel- nung aus der Steckdose im Ladegerät oder leiterindustrie und deren Erfolg im globalen gien, Deutschland, Italien, den Niederlan- Netzteil auf die Erfordernisse des jeweiligen Wettbewerb haben“, erklärt Sabine Her- den, Norwegen, der Slowakische Republik, Geräts um. Die wichtigste Anforderung da- litschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Spanien, dem Vereinigten Königreich und bei ist es, die Energieverluste – meist in Form Technologies Austria AG. „Infineon Austria dem ECSEL Joint Undertaking. von Abwärme – bei der Umwandlung mög-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 102 Wissenschaft & Technik lichst gering zu halten. Das Halbeitermate- rial Galliumnitrid (GaN) ermöglicht durch höhere Durchbruchsfeldstärken und schnel- lere Schaltgeschwindigkeiten weitere Steige- rungen der Effizienz. Derzeit gibt es welt- weit noch keinen Massenmarkt für GaN-ba- sierte Chips.

Kleinere und leichtere Netzteile Die Energieverluste können zukünftig in Netzteilen mit Leistungshalbleiter der neuen Generation deutlich reduziert werden: Bis zur Hälfte weniger Energie geht verloren. Allein für alle Laptops weltweit wird die Energie- ersparnis auf rund 1 Mrd. kWh pro Jahr ge- schätzt. Das entspricht einem Donaukraft- werk mit mittlerer Kapazität. Darüber hinaus ermöglichen die Ener- giesparchips der Zukunft eine weitere Mi- Foto: Infineon Technologies Austria AG/APA-Fotoservice/Höher niaturisierung in der Anwendung. Ladege- Größtes aus Österreich koordiniertes europäisches Mikroelektronik-Forschungs- räte und Netzteile werden dadurch deutlich projekt startet (v.l.): Andreas Wild (ECSEL), Sabine Herlitschka (Infineon), Herbert Pairitsch (Infineon) und LH Peter Kaiser kleiner und leichter. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum ten Halbleitern. Darüber hinaus wird auch terialien (Substrate), der Halbleiter-Entwick- Laptop-Netzteil in der Größe einer Zünd- die Optimierung von klassischen Silizium- lung, der Weiterentwicklung in Logistik- und holzschachtel bzw. in einem handlichen materialien weiter ausgelotet. Geplant ist wei- Automatisierungstechnik sowie Chip-Em- Stecker verbaut. ters der Aufbau von Pilotlinien für 200mm- bedding- und Packaging-Lösungen. Wafer zur Herstellung von GaN-basierten Die Bedeutung von PowerBase zeigte Die Zielsetzungen von PowerBase Leistungskomponenten in einem hochvolu- sich beim Projekt-Kick-Off vom 20. bis 22. Zu den Forschungsschwerpunkten von migen industriellen Fertigungsumfeld. Die Mai in Villach durch die Präsenz der Pro- PowerBase zählen intensive Material- und Forschungspartner decken die gesamte Wert- jektpartner, VertreterInnen aus dem Förder- Zuverlässigkeitsforschung für verbesserte schöpfungskette modernster Leistungshalb- umfeld sowie der Politik.  Qualität und Langlebigkeit von GaN-basier- leiter-Produkte ab, einschließlich Trägerma- http://www.infineon.com/austria BikerSOS: JKU-App kann Leben retten icht für die Schule, für das Leben lernen sigen Software, die nun im Ernstfall selbst- Nwir – zumindest an der Johannes Kepler ständig ein Notruf-SMS absetzt – bislang Universität (JKU) Linz. Die praxisorientier- nur an eine Telefonnummer, die man vorher te Ausbildung führt immer wieder zu span- eingibt. Zur Sicherheit geht der Notruf erst nenden Projekten. So auch bei der App 30 Sekunden nach dem Unfall ab – man hat „BikerSOS“, die von zwei JKU-Studieren- also genug Zeit, einen eventuellen Fehlalarm den entwickelt wurde und die selbstständig manuell abzubrechen. „Mit unserer App sol- Motorradunfälle erkennen und entsprechend len die Fälle ausgeschlossen werden, in de- Notrufe absetzen kann. nen verunglückte Biker stundenlang unent- Christian Indra (Absolvent der Informa- deckt im Straßengraben liegen“, so die bei- tionselektronik an der JKU) und Werner den Rohrbacher. Die der JKU dankbar sind: Richtsfeld (Student der Wirtschaftsinforma- „Nicht nur, daß unsere Ausbildung uns das tik an der JKU) sind selbst begeisterte Handwerk für das Projekt gegeben hat, auch Motorradfahrer. „Die ein oder andere brenz- so wurden wir unterstützt. Zum Beispiel hat lige Situation habe ich da selbst schon er- ein JKU-Jurist uns rechtlich beraten.“ lebt“, so Indra. Auch gesehen hat er viel – er Und wie geht es weiter? „Wir suchen nun arbeitet in seiner Freizeit beim Roten Kreuz Foto: einen Partner, zu dem der Notruf direkt ab- als Rettungssanitäter. Grund genug für die Christian Indra und Werner Richtsfeld gesetzt wird. Wir sind auch auf der Suche beiden, eine ganz spezielle App zu entwik- Stürze – und unterscheidet dabei zwischen nach Unterstützern. Leute die oft mit Mo- keln. „Nach einem Jahr ist es endlich soweit harmlosem Handy-Crash und ernstem Mo- torradfahrern zu tun haben und BikerSOS- – die App kann kostenlos runtergeladen wer- torrad-Unfall. „Diese Unterscheidung war Downloadkärtchen verteilen wollen.“ Viel- den“, ist Richtsfeld stolz auf die Entwick- das Kernstück der Entwicklung“, so Indra. leicht wird so das Motorradfahren sicherer – lung der JKUler. „BikerSOS“ zeichnet nicht Unzählige Tests mit einem selbstgebau- Dank der innovativen JKU-Technologie.  nur die Fahrroute auf, sie erkennt auch ten Dummy führten schließlich zur zuverläs- http://www.bikersos.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 103 Wissenschaft & Technik

Wir portraitieren in dieser Serie heimische Universitäten und Fachhochschulen. Diesmal: Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Lehre und Forschung zum Wohle des Patienten. In den 12 Jahren ihres Bestehens hat sich die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) einen hervorragenden Ruf in der medizinischen sowie pflegewissenschaftlichen Lehre und Forschung erworben. Darüber hinaus entwickelte sich die Universität zum gefragten Veranstaltungsort für wissenschaftliche Kongresse und Tagungen. Foto: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg eit ihren Anfängen hat sich an der straffe Organisation, effektive Gestaltung schung und eine wissenschaftliche Karriere SParacelsus Medizinischen Privatuniver- des Studienplans, verkürzte Ferien und in- ausgebildet. Die postgraduellen Doktorats- sität sowohl in Lehre und biomedizinischer tensive Betreuung ermöglicht wird. Es wer- studien „Medizinische Wissenschaft“ und Forschung als auch im personellen und in- den also sechs akademische Jahre in fünf „Molekulare Medizin“ ermöglichen den ferti- frastrukturellen Bereich viel getan. Gestartet Kalenderjahren absolviert. Das neuartige gen Medizinern die Weiterbildung und Spe- war die neue Universität im Jahr 2003 mit Curriculum mit frühem Patientenkontakt, zialisierung im wissenschaftlichen Bereich. dem Humanmedizinstudium, das nach dem praxisorientierter Ausbildung, Kleingruppen- Vorbild und in enger Zusammenarbeit mit unterricht und problemorientiertem Lernen Zweiter Unistandort in Nürnberg der Mayo Medical School, einer der welt- wurde und wird stetig weiterentwickelt und 2014 hat die Paracelsus Medizinische Pri- weit renommiertesten medizinischen Uni- bereitet die angehenden ÄrztInnen optimal vatuniversität einen zweiten Standort in versitäten und Teil der berühmten Mayo auf ihren Beruf und den Umgang mit den Pa- Nürnberg gegründet, der in Kooperation mit Clinic in Rochester/Minnesota (USA), ent- tienten vor. Mit dem vorgeschriebenen For- dem Klinikum Nürnberg ebenfalls ein Stu- wickelt worden war. schungstrimester im vierten Studienjahr und dium der Humanmedizin nach dem Salz- der verpflichtenden Ablegung der amerika- burger Vorbild anbietet. Gemeinsam mit dem Neue Wege im Humanmedizinstudium nischen Zulassungsprüfung für ÄrztInnen Klinikum Nürnberg werden hier 50 Studie- Das Medizinstudium an der Paracelsus (USMLE Step 1) werden die Studierenden rende pro Jahr nach den akademischen Vor- Universität dauert nur fünf Jahre, das durch zusätzlich optimal für die Arbeit in der For- gaben, Regelwerken und Qualitätsstandards

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 104 Wissenschaft & Technik

öffneten neuen Forschungs- und Lehrge- bäude „Haus C“ in Salzburg wurden auch das optimale Umfeld und moderne Infra- struktur für die wissenschaftliche Arbeit geschaffen. Die WissenschafterInnen kön- nen zahlreiche Labore, ein hochtechnisiertes GMP-Labor (Good Manufacturing Practice) und technisch aufwändige Infrastruktur nut- zen. Die Synergien in Bereich der Ausstat- tung und die räumliche Nähe der verschiede- nen Forschungsinstitute schaffen Mehrwert und vernetzen die Forschenden der universi- tätseigenen Einrichtungen und Kliniken noch enger. Zugleich hat sich das Haus C zum gefrag- ten Veranstaltungsort für medizinische Kon- gresse und Tagungen entwickelt. 2014 fan- den an der Paracelsus Universität 113 wis- senschaftliche Veranstaltungen mit rund 11.300 TeilnehmernInnen statt. Die Netz- werkveranstaltung „Paracelsus Science Get Together“, eine vom Forschungsbüro ausge- Rund 70 wissenschaftliche Arbeitssgruppen forschen an der Paracelsus Medizini- richteter Poster Fair, wendet sich an alle im schen Privatuniversität und am Salzburger Universitätsklinikum zum Wohle des Bereich Gesundheitswissenschaften Tätigen Patienten. und findet 2015 zum sechsten Mal – erst- der Paracelsus Universität Salzburg ausge- Raum für Forschung mals am Standort Nürnberg – statt. bildet. In einem dreistufigen Auswahlverfah- und Fachkongresse ren in Salzburg werden die Studieninteres- Die Forschungsleistung an der Paracelsus Weiterbildung auf sierten auf Leistungsfähigkeit, Persönlich- Universität konnte in den 12 Jahren ihres akademischem Niveau keitsfaktoren wie Teamfähigkeit, Kommuni- Bestehens permanent gesteigert werden. Die Die Paracelsus Universität bietet darüber kation, Ausdauer, soziale Kompetenz, aber 18 Universitätsinstitute und ein neues hinaus Universitätslehrgänge und Weiterbil- auch Intelligenz getestet. Zentrum für Querschnitts- und Geweberege- dungsangebote zu medizinischen und ge- neration forschen direkt an der Universität, sundheitswissenschaftlichen Themen sowie Innovative Pflegewissenschaft rund 70 vorwiegend klinische Forschungs- im Bereich Führungskräfte im Gesundheits- Auch der Bereich Pflegewissenschaft ist gruppen widmen sich – gemeinsam mit den wesen. Die Themenpalette reicht von Pallia- seit der Etablierung des Instituts für Pfle- Salzburger Universitätskliniken – der bio- tive Care über Health Sciences & Leadership gewissenschaft und -praxis im Jahr 2007 mit medizinischen Forschung. Mit dem 2013 er- bis hin zu Medizindidaktik, medizinischer einem innovativen Studienangebot und For- schung gut aufgestellt. Das Bachelorstudium Pflegewissenschaft 2in1-Modell in Koope- ration mit verschiedenen Gesundheits- und Krankenpflegeschulen bietet MaturantenIn- nen die Möglichkeit, das Diplom in Gesund- heits- und Krankenpflege sowie gleichzeitig das Bakkalaureat in Pflegewissenschaft zu erlangen. Das Bachelorstudium Pflegewis- senschaft Online, das ebenfalls mit dem „Bachelor in Science in Nursing“ abschließt, ist berufsbegleitend konzipiert und kann inzwischen auf zahlreiche AbsolventenInnen aus dem deutschsprachigen Raum verwei- sen. Zudem startete im April 2014 ein neuer berufsbegleitender Masterstudiengang Pfle- gewissenschaft. Den drei Ausbildungsmodel- len gemeinsam sind die auf Praxis und Wissenschaft gleichermaßen ausgerichteten Fotos: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Im GMP-Labor (Good Manufacturing Practice) werden neue zelltherapeutische Inhalte, die den modernen Bedürfnissen in Produkte hergestellt. Zukünftige klinische Anwendungsgebiete können vor allem der Patientenbetreuung und am Gesundheits- degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates, aber auch Autoimmun- sektor gerecht werden. erkrankungen und Läsionen nach Verletzung des Rückenmarks sein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 105 Wissenschaft & Technik

Simulation und Operationskursen. Gemein- sam ist ihnen die Vermittlung von zeitgemä- ßem Know-how durch die Orientierung an Wissenschaft, Forschung und Praxis. Als neu akkreditiertes Weiterbildungsangebot startet im Herbst 2015 der Universitätslehrgang „Early Life Care“ in Salzburg und Wien. In Zusammenarbeit mit dem Bildungshaus St. Virgil Salzburg hat die PMU einen im deutschsprachigen Raum einzigartigen mul- tiprofessionellen und interdisziplinären Lehr- gang zum Thema „Frühen Hilfen“ entwik- kelt, der die Bereiche Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr umfaßt.

Die Universität Die Lehre der Medizin ist in Salzburgs Geschichte fest verankert – dennoch gab es fast zwei Jahrhunderte lang keine medizini- sche Universität. Nachdem man sich 40 Jahre Durch frühen Patientenkontakt, praxisorientierte Ausbildung, Kleingruppenunter- richt und problemorientiertes Lernen werden die angehenden ÄrzteInnen optimal lang vergeblich um die Errichtung einer öf- auf ihren Beruf und den Umgang mit den Patienten vorbereitet. fentlichen medizinischen Universität bemüht hatte, wurden erst im Jahr 1999 durch das kunde und organischen Chemie. Vorbild und menarbeit zwischen den beiden Partnern „Akkreditierungsgesetz“ die nötigen Rah- Partneruniversität ist die renommierte Mayo wurde vergangenes Jahr um einige wichtige menbedingungen zur Gründung einer priva- Medical School (Minnesota, USA) – diese Bereiche und Ziele ergänzt und mit einem ten medizinischen Universität geschaffen. ist integrierter Teil der Mayo Clinic, der neuen Kooperationsabkommen besiegelt. Nachdem im November 2002 der interna- größten privaten gemeinnützigen Klinik in Priv.-Doz. Paul Sungler, Geschäftsführer tional besetzte Akkreditierungsrat und die den USA. der Salzburger Landeskliniken, PMU-Rek- Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft tor Univ.-Prof. Herbert Resch und Michael und Kultur der „Paracelsus Medizinischen Kooperation mit dem Nake, Geschäftsführer der Paracelsus Uni- Privatuniversität“ die Akkreditierung erteil- Universitätsklinikum Salzburg versität, unterschrieben gemeinsam mit Lan- ten, nahm diese im September 2003 ihren Stu- Das Universitätsklinikum Salzburg steht deshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl dienbetrieb auf. In Salzburg ist damit Öster- für Gesundheitsversorgung, Forschung und den Vertrag, der die strategischen und opera- reichs erste und Europas zweite medizini- Lehre auf spitzenmedizinischem Niveau. tiven Grundlagen für die Zukunft der Uni- sche Universität in privater Trägerschaft, die Möglich macht dies die enge Kooperation versitätsmedizin in Salzburg festlegt. Auch ein Studium der Humanmedizin anbietet. zwischen den Salzburger Landeskliniken das gemeinsame Qualitätsmanagement ist Namensgeber der Universität ist Paracelsus und der Paracelsus Medizinischen Privatuni- wichtiger Teil der Zusammenarbeit der Para- (1493-1541), ein Pionier der modernen Heil- versität. Die schon bisher intensive Zusam- celsus Universität und ihres Universitätskli- nikums. Forschung und Lehre garantieren die lau- fende Weiterentwicklung der Patientenver- sorgung. Die Salzburger Universitätskliniken leisten einen essentiellen Beitrag zur Ausbil- dung des medizinischen Nachwuchses in Salzburg: Der überwiegende Teil der Lehre und praktischen Ausbildung der Medizin- studierenden an der Paracelsus Universität werden von deren Medizinern übernommen. Die klinischen ForscherInnen am Klinikum bleiben – in nationale und internationale Netz- werke eingebunden – hinsichtlich Behand- lungen und Methoden stets am Puls der Zeit. Die Erkenntnisse aus groß angelegten Stu- dien der Kliniken und Institute der Paracel- sus Medizinischen Privatuniversität und aus der Grundlagenforschung fließen ebenfalls Fotos: Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Behandlungen und Therapien ein und sind Durch straffe Organisation, effektive Gestaltung des Studienplans, verkürzte Ferien und intensive Betreuung kann das Medizinstudium an der Paracelsus eine zentrale Basis für die Weiterentwick- Universität in nur fünf Jahren absolviert werden. lung des Salzburger Gesundheitswesens.

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Bild oben: Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität startete 2003 mit dem Studium der Humanmedizin und bietet inzwischen zusätzlich verschiedene pflegewissenschaftliche und postgra- duelle Studiengänge sowie Aus- und Weiterbildungsangebote an. Bild links: Am Patientensimulator trainieren Ärzte- und Pflegerteams Standardabläufe und Notfälle bei Ope- rationen, um höchste Behandlungs- qualität und Sicherheit für Patienten zu gewährleisten.

Darüber hinaus gewährleistet der Status als Universitätsklinikum die Anschaffung und Installierung der neuesten Geräte und In- strumente – medizinische Spitzentechnolo- gie, die in der Patientenversorgung und in der Forschung eingesetzt wird. Forschungs- Fotos: Paracelsus Medizinische Privatuniversität kooperationen mit renommierten Herstellern machen die Investitionen durch Preisreduk- Studium sowie Aus- und Weiterbildung an tionen erschwinglich. der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Für die AbsolventInnen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität bietet sich Grundständige Studiengänge das Universitätsklinikum Salzburg als at-  Diplomstudium Humanmedizin traktiver Dienstgeber an. Für hochqualifizier-  Bachelorstudium Pflegewissenschaft 2in1-Modell te Fachkräfte in Medizin und Pflege ist der  Bachelorstudium Pflegewissenschaft Online universitätsmedizinische Anspruch am Uni-  Masterstudiengang Pflegewissenschaft klinikum ein zusätzlicher Anreiz, nach Salz-  Postgraduelles Studium für Molekulare Medizin burg zu kommen. Beides wirkt dem Fach-  Postgraduelles Studium der Medizinischen Wissenschaft kräftemangel in Gesundheitsberufen entge- Postgraduelle Aus- und Weiterbildung gen und hilft, die Versorgung mit bestens ausgebildeten MedizinerInnen, ForscherIn-  Universitätslehrgang Health Sciences & Leadership nen, Pflegenden und Pflegewissenschaft-  Universitätslehrgang für Führungs-kräfte im Gesundheitswesen lerInnen auch künftig sicher zu stellen.   Universitätslehrgang für Palliative Care Kontakt:  Lehrgang: Medizinische Führungskräfte Paracelsus Medizinische Privatuniversität  Lehrgang: Medizindidaktik Strubergasse 21  Trainings- und Operationskurse 5020 Salzburg  Kurse des Clinical Research Centers Salzburg CRCS Telefon: +43 / (0)662 / 2420-0  Medizinisches Simulationszentrum Salzburg E-Mail: mailto:[email protected] http://www.pmu.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 107 Kultur Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit Eine Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek von 21. Mai bis 1. November 2015 Foto: Österreichische Nationalbibliothek So sah 1865 der unbekannte Fotograf den Burgring mit Blick in Richtung Äußeres Burgtor.

or 150 Jahren, am 1. Mai 1865, wurde unter sind einzigartige architektonische und geres als die völlige Neugestaltung des Zen- Vdie Wiener Ringstraße feierlich eröff- stadtplanerische Dokumente sowie faszinie- trums der Habsburgermonarchie. Wien, so net. Wie kein anderes städtebauliches Vorha- rende Zeugnisse der Menschen von damals, das ambitionierte Ziel, soll Weltstadt wer- ben markiert die Errichtung des Prachtbou- die ein authentisches Bild vom Lebensgefühl den. Denn im Vergleich zu den anderen gro- levards den Wandel zur Moderne und den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ßen Hauptstädten Europas präsentierte sich Übergang Wiens von einer biedermeierli- vermitteln. Die ArbeiterInnen, die im Hinter- Wien Anfang des 19. Jahrhunderts eher zu- chen Idylle zu einer europäischen Metropole. grund zum Entstehen dieses unschätzbaren rückhaltend. Eine biedermeierliche Idylle, Die hervorragendsten Künstler der Mon- Wahrzeichens Wiens beigetragen haben, umgeben von einer noch aus den Tagen der archie, aber auch begabte Amateure, Foto- kommen dabei ebenso zu Wort wie die Stadt- ersten Türkenbelagerung stammenden und grafen und Lokalschriftsteller waren Zeit- bewohnerInnen, die in den Palais, Cafés oder militärisch längst bedeutungslos geworde- zeugen dieses Umbruchs und zeichneten ihn als Flaneure die prunkvolle Promenade nen Befestigungsanlage. auf vielfältige Weise auf. In der Ausstellung belebten. Der passende Ort für mehr imperialen „Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und Glanz war daher rasch gefunden: Die Ba- ihre Zeit“ zeigt die Österreichische National- Originalpläne und Fotos: Ring frei steien und das davor liegende Glacis, die bibliothek im Prunksaal eine beeindrucken- für Wiens glanzvollste Baustelle freien Wiesenflächen vor der Stadtmauer, de Auswahl ihrer umfangreichen Bestände „Es ist mein Wille …“ – mit diesen boten genug Platz für einen außergewöhnli- aus der Ära der Ringstraße. Worten gibt Kaiser Franz Joseph 1857 in chen Prachtboulevard, die Wiener Ring- Präsentiert werden mehr als 200 Expona- einem Handschreiben, veröffentlicht in der straße. Am Anfang des gewaltigen Projekts te aus dem Zeitraum von 1823 bis 1930, die „Wiener Zeitung“, den Startschuß für eines stand ein Wettbewerb, an dem die renom- damit einen Bogen über ein ganzes Jahrhun- der umfangreichsten Bauvorhaben in der miertesten Architekten Europas teilnahmen. dert Wiener Stadtgeschichte spannen. Dar- Geschichte Wiens. Es geht um nichts Gerin- Unter den 85 Einreichungen war allerdings

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 108 Kultur kein Entwurf, der vollkommen überzeugte. Darum wurden schließlich Ideen aus den drei besten Konzeptionen von Friedrich Sta- che, Ludwig Förster sowie August von Si- cardsburg und Eduard van der Nüll ausge- wählt und umgesetzt. Der „Allerhöchste ge- nehmigte Plan der Stadterweiterung“, der als Originaldruck zu sehen ist, zeigt anschau- lich, wie diese Entwürfe zum Gesamtensem- ble der Ringstraße zusammengefügt wurden. Noch bevor jedoch der endgültige Aus- gang des Wettbewerbs feststand, wurde be- reits im März 1858 mit der Demolierung der Basteien begonnen. Das Projekt stellte einen unglaublichen Kraftakt dar: Bis zu 18 Stun- den betrug die tägliche Arbeitszeit der mit der Abtragung der Mauern beschäftigten ArbeiterInnen, oft wurde bis Mitternacht bei Rundgang um die Bastei, Blick auf den Stephansdom, Ausschnitt; Emit Hütter 1858 Fackelbeleuchtung abgerissen. Und den- noch: Bei der offiziellen Eröffnung der Ring- straße 1865 war nur der Bereich vom Burg- tor bis zum ehemaligen Stubentor fertigge- stellt. Die heute bekannten Prachtbauten wie Parlament, Burgtheater, Rathaus und Uni- versität folgten erst später: Die Ringstraße blieb noch 50 Jahre lang eine Großbaustelle. Erst im Jahr 1913 wurde als letzter Bau das k. u. k. Kriegsministerium am Stubenring er- öffnet. Originalbilder vermitteln einen einmali- gen Eindruck von der damaligen Atmosphä- re. Gezeigt werden beispielsweise Fotogra- fien von der Entstehung berühmter Sehens- würdigkeiten wie der Oper als Baustelle oder der jungen Ringstraße mit kleinen Bäumchen und aus heutiger Sicht seltsam anmutenden Leerstellen dort, wo inzwischen Gebäude stehen, die heute aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind.

Stadtpanorama und »Demolirer- Polka«: Nostalgie und Aufbruch Das alte Kärntnertor 1858, Fotograf unbekannt Wie bei allen städtebaulichen Großpro- jekten fielen auch bei der Ringstraße die Re- aktionen gespalten aus. Bei manchen riefen die permanente Belastung durch Baulärm und Staub, aber auch Ängste vor einer Ein- wanderungswelle die Sehnsucht nach dem „guten alten“ Wien hervor. Eines der letzten bekannten Zeugnisse Wiens vor dem Fall der Basteien ist ein eindrucksvolles Stadtpanora- ma des Künstlers und Autodidakten Emil Hütter. Eine künstlerische Installation gibt das im Original aus dreizehn Teilen beste- hende Rundgemälde im Mitteloval des Prunksaals wieder. Es vermittelt einen faszi- nierenden Eindruck von einem Wien, das es bald nach Fertigstellung des Aquarells nicht Fotos: Österreichische Nationalbibliothek mehr gab. Blick von der Ringstraße Richtung Kärntner Straße um 1890

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 109 Kultur Foto: Österreichische Nationalbibliothek »Allerhöchster genehmigter Plan der Stadterweiterung« 1859

Der Nostalgie stand aber gleichzeitig eine pflegte aber auch in den zahlreichen Salons gesellschaftlichen Faktor dar – ihr Mäze- enorme Aufbruchsstimmung gegenüber. Die in den Beletagen der neuen Palais zu ver- natentum war ein unschätzbarer Beitrag zur Menschen waren sich bewußt, daß sie die kehren. Einflußreiche Familien wie die Ep- Kunst- und Kulturproduktion einer ganzen bahnbrechende und rasante Entwicklung steins, die Ephrussis oder die Todescos ver- Epoche. Wiens zu einer Metropole hautnah miterleb- ewigten sich mit ihren Häusern am Ring und Daß Wien sich mit der Ringstraße auf ten – und daß das auch so manche Verbes- stellten einen wichtigen wirtschaftlichen und dem Weg zu einer Stadt von Welt befand, serung des urbanen Lebens bedeutete. So gingen mit dem Bau der Ringstraße und der Stadterweiterung wichtige Infrastrukturmaß- nahmen einher wie die Erweiterung des öf- fentlichen Verkehrs mit Pferdetramway und Stadtbahn oder die Versorgung mit sauberem Trinkwasser durch die Hochquellenleitung. Diese Umbrüche im Herzen Wiens inspirier- ten nicht zuletzt eine Kulturgröße wie Jo- hann Strauß zur Komposition seiner „Demo- lirer-Polka“, die ebenfalls im Prunksaal zu sehen ist. Rasch wurde die Ringstraße auch vom neu entstandenen Großbürgertum entdeckt: als Flaniermeile, auf der man nach dem Mot- to „sehen und gesehen werden“ entlangspa- zierte. Kaffeehäuser wie zum Beispiel das heute noch bestehende Café Landtmann, die in die neuen Lokalitäten am Ring einzogen,

erlebten eine Hochblüte als beliebte Treff- Foto: Österreichische Nationalbibliothek punkte. Die Gesellschaft der Ringstraße Die Oper bei Erreichen der Dachgleiche, Fotograf unbekannt, um 1865

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 110 Kultur Foto: Österreichische Blick auf das Parlament um 1882, Fotograf unbekannt

zeigte sich schließlich auch mit der Welt- tiges Manuskript verfaßte. Unter dem Titel bedankten, harten täglichen Bautätigkeit ausstellung von 1873. Die Hotels auf der „Rundschau von Wien’s Neubauten und Spa- einen enormen Beitrag zum Aufstieg Wiens Ringstraße rüsteten sich, die zahlreichen ziergang durch dessen neue Straßen (kein zu einer glanzvollen Metropole leisteten, Ehrengäste wie den deutschen Kaiser, den Fantasiebild)“ entwarf er auf 66 Seiten ein selbst aber unter den prekärsten sozialen Be- italienischen König, den russischen Zar oder lebendiges Panorama der Ringstraße im Wer- dingungen leben mußten. So schrieb der So- den Schah von Persien zu empfangen. Sogar den. Sein Bericht, der an einen Jugendfreund zialdemokrat Victor Adler 1888 über die ein eigenes Hotel wurde aus diesem Anlaß aus der Steiermark adressiert ist, ist ein sehr Ziegelwerke am Wienerberg: „Diese armen am Ring errichtet: das geschichtsträchtige persönlicher Blick auf die vielen Verände- Ziegelarbeiter sind die ärmsten Sklaven, Métropole am Morzinplatz. rungen, die mit dem Bau des Prachtboule- welche die Sonne bescheint.“ vards verbunden waren. Schindler war klar, Der Bauboom der Ringstraßenzeit führte Absolute Rarität: daß er Zeuge der größten baulichen Umge- zu einem massiven Zuzug Arbeitssuchender Dokumente von Augenzeugen staltung der Stadt wurde. Kritik und Un- nach Wien, die sich außerhalb des damaligen Eine Besonderheit der Ausstellung „Wien behagen gehen in seinem Schreiben mit Neu- Linienwalls niederließen. Eine unmittelbare wird Weltstadt“ ist, daß sie zahlreiche Zeit- gierde und Freude am Aufbruch Hand in Folge des Aufschwungs Wiens zur Weltstadt zeugInnen zu Wort kommen läßt. Der Bogen Hand. Seine Zeilen unterstrich er mit liebe- war daher auch die Entstehung von Arbeiter- spannt sich dabei vom berühmten amerikani- voll eingeklebten Zeitungsausschnitten. Die und Armensiedlungen. Sie wurden bei der schen Schriftsteller Mark Twain, der 1898 absolute Rarität vermittelt auch noch mehr zweiten Stadterweiterung 1892 eingemein- mit seinem Essay „Stirring Times in Austria“ als ein Jahrhundert später das Lebensgefühl det, die seit 1873 bestehende Gürtelstraße von turbulenten Sitzungen des Reichsrats im der damaligen Zeit und ist in der Ausstellung sollte zur „Ringstraße der Vorstädte“ wer- neu eröffneten Parlament berichtete, bis zum erstmals im Original öffentlich zu sehen. den. „Mann von der Straße“. Eine Stimme soll in dieser Ausstellung Damit begann ein neues Kapitel in der Ein solcher war beispielsweise Friedrich aber auch den Menschen hinter der Ring- Geschichte des zur Weltstadt avancierten Schindler, ein Wiener Gerichtsbeamter, der straße verliehen werden: Den ArbeiterInnen, Wiens.  im Jahr 1866 ein aus heutiger Sicht einzigar- die mit ihrer auszehrenden und zumeist un- http://www.onb.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 111 Kultur …aus kaiserlichem Nachlass Sonderausstellung im Audienzwartesaal der Kaiserappartements der Wiener Hofburg von 25. April bis 15. November 2015

ls Kaiser Franz Joseph im Jahre 1916 Astarb, wurde sein Eigentum an seine Nachkommen weitervererbt. Bedeutende Gemälde und Einrichtungsgegenstände ver- schwanden damit aus seinen Wohnräumen in der Wiener Hofburg und im Schloß Schön- brunn. Zuvor wurde sein Privateigentum vom staatlichen Vermögen akribisch getrennt ka- talogisiert. Diese Inventarlisten, eine aus dem Jahr 1886 und eine weitere von 1916, sind heute für die Forschung von großer Bedeu- tung. Sie ermöglichen einen Einblick in die damalige private Wohnwelt des Kaisers. Im Herbst 2014 gelang der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. beim Auktionshaus Neumeister in München der Ankauf von sechs Gemälden, zwei Aquarellen und einem Foto im Gesamtwert von insgesamt 158.115 Euro. Sie alle stam- men aus kaiserlichem Nachlass oder sind Auftragswerke von Kaiser Franz Joseph I. Viele dieser Bilder tragen noch heute den Vermerk „Privat Eigenthum Seiner Maje- stät“. Mit dem Erwerb der Bilder gehen auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die dargestellten Personen einher. Sorgfältig restauriert kehren diese Werke nun nach fast hundert Jahren wieder nach Wien zurück. Bevor sie den Räumen des Kaisers ihr ur- sprüngliches Flair wieder zurückgeben, kön- nen sie in einer eigenen Sonderausstellung aus nächster Nähe betrachtet werden.

Kaiserin Elisabeth mit Dogge Öl auf Leinwand. Josef Arpad von Koppay, vor 1886 Bei diesem Bildnis handelt es sich nicht – wie bisher angenommen – um ein posthumes Portrait. Das Gemälde, ursprünglich auf einer Staffelei im Großen Salon des Kaisers aufgestellt, ist im Inventar von 1886 bereits Foto: Schloß Schönbrunn / Alexander Eugen Koller erwähnt. Elisabeth war zu diesem Zeitpunkt Elisabeth mit Dogge, Öl auf Leinwand. Josef Arpad von Koppay, vor 1886 in ihrem 50. Lebensjahr. Die Kaiserin ist auch nicht auf den Stufen wurde er schwer krank und da er rettungslos Wiener Hofburg bestimmt war, kann man des Achilleions dargestellt, wie in der Litera- war und große Schmerzen litt, ließ Sie ihn davon ausgehen, daß das Bildnis vor Modell tur oft behauptet, denn der Baubeginn des selbst an Blausäure schnuppern (…)“ entstanden ist, denn der Kaiser hätte sicher Achilleion fiel erst in die Jahre 1889/90. Bei Der Gesichtsausdruck unterscheidet sich kein Phantasiebild seiner Frau aufgestellt. dem Hund kann es sich nicht um die be- auch grundlegend von den posthumen Por- rühmte Dogge Shadow handeln, da Shadow traits und ist mit jenen Bildnissen Elisabeths Kaiserin Elisabeth zu Pferd bereits 1875 gestorben war. Gräfin Festetics zu vergleichen, für die die Kaiserin tatsäch- Öl auf Leinwand. Franz Adam, 1857 berichtet in ihrem Tagebuch: „Der Kaiserin lich Modell gestanden hat. Da das Gemälde Das Gemälde von Franz Adam ist eine Ihr schöner treuer Shadow ist todt. Plötzlich für den privaten Salon des Kaisers in der Studie zu einem in drei jeweils variierenden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 112 Kultur Foto: Schloß Schönbrunn / Alexander Eugen Koller Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph zu Pferd. Öl auf Leinwand. Franz Adam, 1857

Fassungen geschaffenen Bildnis der jungen Kaiserin. Zwei dieser Bildnisse wurden von Elisabeth und ein weiteres von Franz Joseph 1857 in Auftrag gegeben. Eines der Gemälde war als Geschenk der Kaiserin für ihren väterlichen Vertrauten Graf Grünne bestimmt. Der Künstler berichtet in einem Brief an seinen Vater über eine Sit- zung zu einem der Reiterbildnisse und schil- dert den Ausdruck des Gesichts und dessen Wirkung auf andere Betrachter: „Sie alle wa- ren gerührt, sie mußten es immer wieder be- trachten. Sie fanden das Wesen, welches sie als Kaiserin wünschten, das naive unschuldi- ge gute Wesen, von dem sie einst träumten. Das Kolorit war fein aber gesund, jenes was man ihr hier am Hofe abgewöhnen wollte.“ Der Hof reagierte prompt mit Kritik am Ge- sichtsausdruck der Dargestellten. Adam schildert, wie er von der Obersthofmeisterin Gräfin Lamberg den Auftrag bekommen hatte, Veränderungen vorzunehmen bezüg- lich des im Portrait gewünschten Gesichts- ausdruckes, der „weiß wie Marmor“ und „gebieterisch“ auszusehen habe, „nichts was andere Menschen auch haben könnten“.

Kaiser Franz Joseph zu Pferd Öl auf Leinwand. Franz Adam, 1856 Dieses Gemälde von Franz Adam ist eine Studie zu dem im Konferenzsaal des Wiener

Arsenals befindlichen Reitbildnis Kaiser Foto: Emil Rabending Franz Josephs. Der Maler Albrecht Adam Kaiser Franz Joseph in der Galauniform eines k. u. k. Feldmarschalls in ungari- hatte im März 1856 den Auftrag zu diesem scher Adjustierung. Fotografie von Emil Rabending, um 1869

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 113 Kultur

justierung“. Empfing der Kaiser höherge- stellte Persönlichkeiten, trug er aus Höflich- keit dem Gast gegenüber die jeweilige Uniform des Gastlandes. Äußerst selten trug der Kaiser Zivilkleidung. Als Franz Joseph 1895 Elisabeth an der französischen Riviera besuchte, schrieb er anläßlich der Reisevor- bereitungen am 10. Februar an seine Sisi: „Vorgestern war um 9 Uhr der berühmte Schneider Frank bei mir, um meine Civil- Garderobe zu revidieren und zu ergänzen, da- mit ich an der Riviera als angehender Gigerl auftreten könnte.“

Erzherzogin Sophie von Österreich am Totenbett Aquarell auf Papier. Barabás Miklós, 1857 Sophie war das erstgeborene Kind von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Sie kam 1855 zur Welt und erhielt den Na- © NEUMEISTER Auktionen Erzherzogin Sophie von Österreich am Totenbett, Aquarell auf Papier. Barabás Miklós, 1857

Bildnis erhalten und aus Altersgründen bat er seinen Sohn Franz um Mitarbeit. Der Kai- ser erschien daraufhin zu mehreren Sitzun- gen im Atelier des Künstlers. Bereits Ende Mai 1856 entstand das Gemälde im Arsenal, wobei der Vater Albrecht Adam das fertige Werk signierte, obwohl der Sohn Franz Adam das Bildnis schuf. Franz Joseph ist in der Galauniform eines österreichischen Feld- marschalls dargestellt. Der Kaiser besaß Uni- formen fast aller Waffengattungen des In- und Auslandes, die er bei den zahlreichen Staatsbesuchen als Geschenk erhielt.

Kaiser Franz Joseph in der Gala- uniform eines k. u. k. Feldmarschalls in ungarischer Adjustierung Fotografie von Emil Rabending, um 1869 Diese Fotografie befand sich in der Wie- ner Hofburg im Großen Salon des Kaisers. Der Aufwand für die Instandhaltung und Pfle- ge der Uniformgarderobe des Kaisers war enorm, das Zusammenstellen und Zurecht- legen der jeweiligen Montur war dem Kam- merdiener vorbehalten. Bei hochrangigen Er- eignissen trug Franz Joseph stets die Gala- uniform eines österreichischen Feldmar- schalls, bei weniger feierlichen Ereignissen wie dem „Ball bei Hof“ oder der „Allerhöch- sten Hoftafel“ erschien er in der Obersten- uniform eines seiner Regimenter. In Ungarn trug er die dem Anlaß entsprechende Uni- form in der sogenannten „ungarischen Ad-

Bild rechts: Kronprinz Rudolf zu Pferd Öl auf Leinwand. Tadeusz Ajdukiewicz,

1889 Foto: Schloß Schönbrunn / Alexander Eugen Koller

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 114 Kultur Fotos: SBK / Alexander Eugen Koller Erzherzogin Sophie Friederike, Prinzessin von Bayern. Erzherzogin Hedwig von Österreich-Toskana. Öl auf Leinwand. Anonym, um 1870 Öl auf Leinwand. György Vastagh, 1898

men der Großmutter Sophie, die auch als Josephs. Das Reiterbildnis entstand wenige Erzherzogin Sophie Friederike, Taufpatin fungierte. Als sich die Kaiserin Tage vor dem tragischen Selbstmord Ru- Prinzessin von Bayern anläßlich einer Ungarnreise 1857 nicht für dolfs im Jahre 1889. Er ließ für die Vollen- Öl auf Leinwand. Anonym, um 1870 so lange Zeit von den Kindern trennen woll- dung des Portraits sogar seinen Uniformrock Das Ölgemälde befand sich in der Wiener te, erfüllte der Kaiser den Wunsch seiner im Atelier des Künstlers zurück. Tadeusz Hofburg und war auf einer Staffelei im Gros- Frau, die Kinder bei sich zu haben, gegen Ajdukiewicz erhielt in der Folge den Auf- sen Salon Kaiser Franz Josephs aufgestellt. den Willen seiner Mutter. trag, dem Kronprinzen die Totenmaske ab- Es zeigt Sophie zwei Jahre vor ihrem Tod. Die kleine Sophie erkrankte in Budapest, zunehmen. Sophie war stets der Mittelpunkt der kai- gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Kronprinz Rudolf war der einzige Sohn serlichen Familie und hielt durch ihre große Gisela, die sich wieder erholte, an der Ruhr von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Eli- Anteilnahme am Leben ihrer Kinder, Schwie- und verstarb nach elfstündigem Todeskampf sabeth. Als Thronfolger sollte er nach den gerkinder und Enkel, trotz des strengen in den Armen der verzweifelten Mutter. Elisa- Wünschen des Kaisers soldatisch und den Hofzeremoniells, eine Art Familienleben auf- beth, die bereits 15 Monate später den Kron- Grundsätzen der katholischen Kirche ver- recht. 1867, nach dem gewaltsamen Tod ihres prinzen Rudolf zur Welt brachte, verwand pflichtet erzogen werden. Zur Enttäuschung Sohnes Maximilian (Kaiser von Mexiko) diesen Verlust nie. Die unmittelbare Folge der des Vaters entwickelte Rudolf eine besonde- zog sie sich aus dem öffentlichen Leben im- Tragödie war, daß die Kaiserin sich von den re Vorliebe für Naturwissenschaften und mer mehr zurück und verlor an Einfluss. Ihr zwei verbliebenen Kindern Rudolf und Gise- wurde im Selbststudium zu einem wissen- Tod im Jahre 1872 hinterließ eine spürbare la distanzierte und die Agenden der Kinds- schaftlich anerkannten Ornithologen. Er pu- Lücke in der kaiserlichen Familie. kammer der Schwiegermutter Sophie über- blizierte das sogenannte Kronprinzenwerk, ließ. Als 1868 das vierte Kind Marie Valerie eine Enzyklopädie Österreich-Ungarns und Erzherzogin Sophie Friederike, geboren wurde, hatte die Kaiserin nach eige- schrieb unter einem Pseudonym politische Prinzessin von Bayern nen Angaben „die Kraft und den Mut dieses Denkschriften in denen er das herrschende Aquarell auf Papier. Josef Kriehuber, Kind zu lieben und bei sich zu behalten“. Gesellschaftssystem kritisierte. Durch die 1849 Elisabeth reagierte dennoch auf jedes Un- Opposition zum Hof und zu seinem Vater Das Aquarell zeigt die Erzherzogin 1849 wohlsein des Kindes mit Hysterie und Panik. sowie aufgrund der unglücklichen Ehe mit im Alter von 44 Jahren. Sie trägt einen lila- Stephanie von Belgien geriet er politisch und farbenen Samtmantel mit Zobelbesatz. Das Kronprinz Rudolf zu Pferd privat immer mehr in die Isolation. Bildnis befand sich laut Nachlassinventar in Öl auf Leinwand. Tadeusz Ajdukiewicz, In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar der Wiener Hofburg im Großen Salon des 1889 1889 nahm sich Rudolf im Jagdschloß Kaisers. Das Portrait befand sich in der Wiener Mayerling zusammen mit seiner Mary Vet- Die Mutter Kaiser Franz Josephs war die Hofburg im Kleinen Salon Kaiser Franz sera das Leben. Tochter des ersten bayerischen Königs Ma-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 115 Kultur Foto: Schloß Schönbrunn / Florian Müller v.l.: Franz Sattlecker (Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.), Katrin Stoll (Geschäfts- führerin des Münchner Kunstauktionshauses Neumeister) und Michael Wohlfart (Kurator der Kaiserappartements)

ximilian I. Joseph. Sie heiratete 1824 Erz- Graf Leopold zu Stolberg-Stolberg und der Tickets: € 15,50 / € 14,50 / € 9,00 herzog Franz Karl von Österreich, und aus Amerikanerin Mary Eddington. Aus der Ehe pro Person inkl. Eintritt dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, Franz gingen neun Kinder hervor. Marie Valerie Ab der zweiten Führung je € 7,- / Joseph, Ferdinand Maximilian, Karl Lud- überschrieb ihrer Tochter Hedwig im Jahr € 4,- pro Person wig, Ludwig Victor und Maria Anna. Im 1917 das Jagdschloß Kühtai als Hochzeits- Reservierung: Telefon: +43 (0)1 / 5337570, Revolutionsjahr 1848 bestärkte Sophie ihren geschenk. Dieses Schloß war 1893 von Kaiser Email: mailto:[email protected] Gemahl zugunsten Franz Josephs auf den Franz Joseph erworben und seiner jüngsten Thron zu verzichten und war zeitlebens die Tochter vermacht worden. Hedwigs Sohn Rückkehr nach 100 Jahren einflussreichste Persönlichkeit in der kaiser- Karl gestaltete Kühtai zu einem Schloßhotel „Die Schloß Schönbrunn Kultur- und lichen Familie. Durch ihr energisches und um, das inzwischen (2014) von seinem Sohn Betriebsges.m.b.H. setzt sich engagiert für selbstsicheres Auftreten in Krisenzeiten wur- Christian geführt wird. Damit wurde die die Erhaltung des kulturellen Erbes des kai- de sie auch als „der einzige Mann“ am Wie- Grundlage für Kühtai als Wintersportort ge- serlichen Österreich ein“, erklärte deren Ge- ner Hof bezeichnet. Sophie vertrat neoabso- legt. Hedwig starb 1970 im Alter von 74 Jah- schäftsführer Franz Sattlecker in einer Pres- lutistische Ansichten und war eine Gegnerin ren in Hall in Tirol. sekonferenz zu den am 24. September 2014 der ungarischen Ausgleichsbewegungen. Für beim Auktionshaus Neumeister in München den jungen Kaiser Franz Joseph war seine Kuratorenführungen im Rahmen eines spektakulären Evening Sale Mutter die wichtigste Beraterin, sowohl in Kurator Michael Wohlfart führt an fünf erstandenen Kunstschätzen, die jetzt – nach familiären Belangen als auch in politischen Terminen persönlich durch die Sonderaus- sorgfältiger Restaurierung – mit der Angelegenheiten. stellung und stellt dabei jeweils eine der dar- Sonderausstellung in den Kaiserapparte- gestellten Personen in den Mittelpunkt: ments „…aus kaiserlichem Nachlass“ nach Erzherzogin Hedwig von Österreich-Toskana 12. 06.: „Franz Joseph – Der Kaiser zu rundhundert Jahren wieder in die Wiener Öl auf Leinwand. György Vastagh, Pferd und in Uniform“ Hofburg zurückgekehrt sind. „In diesem Sin- 1898 10.07.: „Die unbekannte Erzherzogin ne ist uns mit dem Ankauf von sechs Ge- Das Gemälde befand sich im Schloß Hedwig von Österreich- mälden, zwei Aquarellen und einer Foto- Schönbrunn im Schlafzimmer Kaiser Franz Toskana“ grafie im Gesamtwert von 158.115,00 Euro Josephs. 11.09.: „Kaiserin Elisabeth – mit ein wirklich großer Wurf gelungen. Die Hedwig war das vierte Kind der Kaiser- Dogge und zu Pferd“ Sonderausstellung bietet unseren Besuche- tochter Marie Valerie mit Erzherzog Franz 09.10.: „Erzherzogin Sophie: Die heim- rinnen und Besuchern die Möglichkeit, die Salvator von Österreich-Toskana und ein En- liche Kaiserin“ beeindruckenden und berührenden Werke kelkind von Kaiser Franz Joseph und Kai- 13.11.: „Kronprinz Rudolf – Das letzte aus nächster Nähe zu betrachten. Nach der serin Elisabeth. Marie Valerie nannte später Bildnis“ Ausstellung kehren die Bilder an ihre Ori- Hedwig in ihrem Tagebuch diejenige, die Zeit: jeweils 15.30 Uhr in ginalstandorte in der Wiener Hofburg und „den gewissen Funken des herzoglich bayri- Ort: Kaiser Appartements – Sisi- nach Schloß Schönbrunn zurück. Damit ver- schen Blutes“ in sich habe. Museum – Silberkammer leihen sie diesen historischen Orten wieder Hedwig ehelichte 1918 den Grafen Bern- Treffpunkt: Hofburg Wien – Michaeler- ein Stück mehr Authentizität“, freut sich Satt- hard zu Stolberg-Stolberg, einen Sohn von kuppel – 1010 Wien lecker.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 116 Kultur Auf den Spuren von Sisi, Franz Joseph und kaiserlicher Haushaltung © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. / Foto: Lois Lammerhuber Sisi Museum in der Wiener Hofburg: »Am Hof« mit Kleidern nach originalen Vorlagen

Die Wiener Hofburg bildete über mehre- Sisi Museum Bild der faszinierenden Persönlichkeit Kai- re Jahrhunderte das Zentrum des Habsbur- In den nach Erzherzog Stephan Viktor be- serin Elisabeth zu zeichnen. Zu den über 300 gerreiches. Drei museale Attraktionen ge- nannten Stephan-Appartements ist seit 2004 im Sisi Museum ausgestellten Objekten zäh- währen heute historisch-authentische Ein- das „Sisi Museum“ untergebracht. Anhand len Sonnenschirme, Fächer und Handschuhe blicke in höfische Tradition und Lebensall- von zahlreichen persönlichen Gegenständen der menschenscheuen Elisabeth, Schönheits- tag: Die originalgetreu ausgestatteten Kaiser- Elisabeths wird äußerst authentisch die Per- rezepte, eine Rekonstruktion des ungari- appartements, die Silberkammer als umfang- sönlichkeit der vielfach missverstandenen schen Krönungskleids, die Reiseapotheke und reiche Sammlung kaiserlicher Tischkultur und Kaiserin vorgestellt. Das Jubiläum im April Schmuck der Kaiserin oder die originale das gefühlvoll inszenierte Sisi Museum, das 2014 (zum 160. Hochzeitstag von Elisabeth Attentatsfeile, der schwarze Mantel, mit dem im Jahr 2014 sein zehnjähriges Bestehen und Franz Joseph) rückte die vielen origina- die Monarchin nach dem tödlichen Attentat feierte. len Objekte zu Kaiserin Elisabeth in den Mit- zugedeckt wurde, sowie ihre Totenmaske. Über 600 Jahre lang war die Wiener Hof- telpunkt, die seit dem Bestehen des Mu- Viele der Exponate stammen aus einer rund burg Residenz der Habsburger. In der ehe- seums hinzugekommen sind. 240 Stücke umfassenden und damit ehemals maligen Burganlage waren neben Wohn- Die gefühlvolle Inszenierung des renom- größten Privatsammlung von persönlichen appartements für jedes einzelne Familien- mierten Bühnenbildners Prof. Rolf Langen- Gegenständen Kaiserin Elisabeths. Diese mitglied auch Festsäle, Räumlichkeiten für fass orientiert sich an persönlichen Gedich- konnte 2006 vom Sisi Museum erworben das Personal, mehrere Küchensäle sowie die ten der Monarchin und veranschaulicht, wie werden. Hofsilber- und Tafelkammer untergebracht. aus dem unbeschwerten Mädchen Sisi eine In Teilen der insgesamt 18 Trakte mit 2600 rastlose, unnahbare und schwermütige Frau Silberkammer Räumen werden aktuell drei verschiedene wurde. Bei der Museumsgestaltung wurde Die im Erdgeschoß befindliche „Silber- Besucherattraktionen geboten, die einen besonders darauf Wert gelegt, den Mythos kammer“ ist weltweit die größte Schau- authentischen Einblick in kaiserliche Le- Sisi nicht unkritisch fortzusetzen, sondern sammlung, die die Kultur eines höfischen bensart gewähren. abseits gängiger Klischees ein lebensnahes Haushalts zum Thema hat. Aus dem Bestand

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aber verschwenderischen Prunk. Höhepunk- te des Rundgangs sind das Arbeitszimmer, in dem sich Franz Joseph mit zahlreichen Bil- dern und Andenken von Familienmitgliedern umgab, das Toilette- und Turnzimmer der schönheitsbewußten Sisi oder der Speisesaal mit einer aus Originalbeständen gedeckten Tafel.

Unter den Top-Sehens- würdigkeiten Wiens Kaiserappartements, Sisi Museum und Silberkammer gehören mit rund 650.000 jährlichen Besuchern zu den Top-Sehens- würdigkeiten Wiens. Betrieben werden die imperialen Kulturattraktionen von der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB), die auch für das Management von Schloß Schönbrunn sowie des Hofmobilien- Foto: BMobV und SKB. / Wagner depot – Möbel Museum Wien verantwortlich Silberkammer: Grand Vermeil in der Wiener Hofburg zeichnet. Der SKB ist es gelungen, durch intensive wissenschaftliche Recherchen und aufwendige Restaurierungsarbeiten den ur- sprünglichen Charakter der anvertrauten historischen Räumlichkeiten wiederherzu- stellen und einzigartige Besucherangebote zu schaffen. Sämtliche Mittel für Renovie- rungs- und Instandhaltungsarbeiten werden aus eigenen Einnahmen aufgebracht. Ebenso werden die laufend getätigten Objekt-An- käufe zur historisch-authentischen Ausstat- tung aus eigener Kasse finanziert. Die drei Besucherangebote in der Wiener Hofburg können mit einem gemeinsamen Ticket besucht werden. Dieses Ticket kann schon vor dem Besuch online gebucht wer- den. Imperial Austria ist die gemeinsame Plattform österreichischer Einrichtungen, die Geschichte und Wirken des Kaiserhauses repräsentieren. Ebenso ist dort unter ande-

© Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. / Foto: Lois Lammerhuber rem das Sisi Ticket als günstiges Kombi- Ein Blick in die Kaiserappartements in der Wiener Hofburg Ticket für die Wiener Hofburg, Schloß Schönbrunn und das Hofmobiliendepot ? der ehemaligen Hofsilber- und Tafelkammer das Minton-Dessertservice (ein Geschenk Möbel Museum Wien erhältlich. werden exquisite, von Mitgliedern des Kai- Queen Victorias an Kaiser Franz Joseph), Online präsentiert die SKB eine optimale serhauses benutzte Einzelstücke ebenso prä- das Reiseservice Kaiserin Elisabeths sowie Ergänzung zu den Attraktionen in der Wie- sentiert wie ganze Ensembles, die eindrucks- die kaiserlichen Sanitär- und Nachtge- ner Hofburg. Auf den interaktiven Webpor- voll den Reichtum des kaiserlichen Haushal- schirre. talen „Welt der Habsburger“ und „Der Erste tes veranschaulichen. Auf 1310 m² Ausstel- Weltkrieg und das Ende der Habsburger- lungsfläche sind 7000 Objekte zu sehen. Kaiserappartements monarchie“ steht es allen Interessierten of- Kochtöpfe aus der Hofküche, Backformen aus Die „Kaiserappartements“ umfassen jene fen, virtuell auf den Spuren der Habsburger der Hofzuckerbäckerei, Tischwäsche, Glas- 19 Räume, in denen Kaiser Franz Joseph und zu wandeln. Mit ausführlichem Text- und service, Tafelsilber, Porzellangeschirr und seine Gemahlin Elisabeth lebten. Diese kön- Bildmaterial werden Leben und Wirken der Tafelaufsätze aus vergoldeter Bronze finden nen in ihrem Originalzustand, der durch um- bedeutendsten Herrscherpersönlichkeiten sich unter der erstaunlichen Vielfalt erhalte- fangreiche Restaurierungsarbeiten wiederher- kritisch beleuchtet und die zeitgeschichtli- ner Gebrauchsgegenstände und Kunstwerke. gestellt wurde, besichtigt werden. Die Aus- chen Hintergründe erklärt.  Besondere Glanzstücke sind das persönliche stattung der Privatgemächer spiegelt die Be- http://www.imperial-austria.at „Mundzeug“ der Kaiserin Maria Theresia, scheidenheit von Kaiser Franz Joseph wider. http://www.habsburger.net das goldene Tafelservice von Napoleon I., Sie vermittelt zwar imperialen Glanz, nicht http://ww1.habsburger.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 118 Kultur Nach Picasso. Auf Spurensuche in der jungen österreichischen Kunst. Von 10. Mai bis 27. September 2015 im Forum Frohner Krems-Stein © Karl Karner / Foto: Schrotter Karl Karner, Aus dem Samtkasten, 2013

ablo Picasso gilt als einer der bedeutend- Picassos vielfältigen malerischen Experi- KünstlerInnen bewußt – etwa als Zitat oder Psten und einflußreichsten Künstler des mente zwischen Figur und Abstraktion, auch Inspirationsquelle –, oft aber auch un- 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu früheren seine revolutionäre Auffassung der Skulptur, bewußt Eingang gefunden haben. Die Bezü- Künstlergenerationen scheint er bei vielen sein Mut, ständig neue Wege einzuschlagen ge und Parallelen zu Picasso sind dabei jüngeren KünstlerInnen aber keine unmittel- und sich stilistisch immer wieder neu zu er- manchmal offensichtlich und gleich erkenn- bare Rolle mehr zu spielen. Gleichzeitig hat finden, aber auch seine kämpferische politi- bar, bisweilen aber auch versteckt und asso- vieles, was in der Kunst als selbstverständ- sche Seite, seine Selbstinszenierung und sein ziativ. Eine Entdeckungsreise mit vermutlich lich und kanonisiert gilt, seinen Ursprung im Marketingtalent wirken bis heute nach. Der einigen überraschenden Erkenntnissen. 20. Jahrhundert und häufig bei Picasso. Die Einfluß ist zwar nicht mehr so unmittelbar Das Spektrum der zu sehenden Künst- Ausstellung möchte weniger Künstlerinnen erkennbar wie in der Generation eines Adolf lerInnen ist vielfältig und reicht von frag- und Künstler vorstellen, die sich auf Picasso Frohners oder Christian Ludwig Attersees, mentierten Landschaften von Alfons Press- als Vorbild berufen, sondern vielmehr den die z.B. in Paraphrasen direkt auf Picassos nitz bis zu einer eigens für die Ausstellung unzähligen Spuren nachgehen, die er in der Werk Bezug nahmen, vieles aber, auf das entstandenen kubistischen Katzenskulptur jungen österreichischen Kunst immer noch KünstlerInnen formal wie inhaltlich zugrei- („Pikatzo“) von Deborah Sengl, von fotogra- hinterlässt. Malereien und Skulpturen, aber fen, nahm bei Picasso seinen Ausgang. fischen Collagen von Nina Rike Spinger und auch Fotografien, Installationen und Video- „Nach Picasso. Auf Spurensuche in der jun- Gabi Trinkaus bis zu feinteiligen Papierar- arbeiten von insgesamt 23 KünstlerInnen gen österreichischen Kunst“ versucht aufzu- beiten von Iris Christine Aue und einer ani- sind zu sehen, einige Arbeiten sind eigens zeigen, wie seine formalen und inhaltlichen mierten Videohommage von Michaela Kon- für die Schau entstanden. Ideen in das Werk junger österreichischer rad.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 119 Kultur

Die Malerei „Fig. 1 (Gudrun)“, stammt von Bernhard Buhmann. Der Künstler ent- führt den Betrachter in eine nostalgische und skurrile Welt mit Versatzstücken aus Zirkus und Jahrmarktattraktion, mit geharnischten Rittern und Gauklern, Clowns und Schnurr- bartträgern. Christian Bazant-Hegemark spielt in seinem malerischen Werk dagegen mit der Dialektik zwischen klaren, geometri- schen Zeichen und weichen, figurativen Kör- performen. Daß das Pferd in der Arbeit „Tri- umph“ an Tierdarstellungen Picassos denken läßt, ist rein zufällig – vielleicht aber auch nicht. Die Rollen waren bei Picasso klar defi- niert: Hier der Maler, das künstlerische Ge- nie, dort die weibliche Muse, das Modell. Dieses konservative Rollenverständnis gilt nicht mehr. Heute nehmen sich KünstlerIn- nen selbstbewußt das Recht, den Mann als Muse, als erotische Inspiration und Projek- tionsfläche für ihre Wünsche zu „benützen“. Eva Hradil malt in ihrer Werkserie „Männer- landschaften“ nackte Männer in romantisch verträumter Pose. Bei Karen Holländer tritt hingegen ihre Tochter Anna immer wieder als Modell in Erscheinung. Den Effekt der © Bildrecht, Wien, 2015 / Foto: Ekkehard Tischendorf Mehrsichtigkeit und Vielschichtigkeit einer Ekkehard Tischendorf, Perücke, 2010 Figur setzt Holländer, ganz anders als im Ku- bismus, in dynamische, eingefrorene Bewe- gungsabläufe um, die an fotografische Kör- perstudien erinnern. Kubistische Elemente finden sich in den malerischen Arbeiten von Christoph Schirmer sowie Martin Schnur, während der Maler Farid Sabha betont: „Picasso war und ist für mich eine bedeutende Inspirationsquelle – er hat die Formen auseinander gerissen und neu zusammengequetscht.“ Ähnliches gilt für die variationsreichen Porträts von Ekkehard Ti- schendorf. Die „Nasenkopfbüsten“ von Ro- nald Kodritsch sind flüchtig hingeworfene, manchmal ins groteske kippende Studien des menschlichen Gesichtes und gehören zu den Werken mit der größten Affinität für Picasso. Wenn Adolf Frohner in seiner Frottage noch ehrfürchtig von Picasso als „Chef“ gespro- chen hat, ist es bei Kodritsch eine übermalte Fotopostkarte des spanischen Künstlers mit dem Titel „Selbst als Picasso“ – eine liebe- volle Respektlosigkeit. Michael Kienzer und Adele Razkövi ex- perimentieren auf ganz unterschiedliche Wei- se mit alltäglichen, kunstfernen Materialien, um außergewöhnliche Skulpturen zu erschaf- fen (Industrieobjekte und Tierknochen). In einem Akt des gesteuerten Zufalls läßt Karl

© Bildrecht, Wien, 2015 / Foto: Ekkehard Tischendorf Karner heißes Wachs ins Wasser rinnen und Adele Razkövi, Ohne Titel, 2014 langsam erkalten, daraus gießt er Bronze-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 120 Kultur Foto und © Christian Bazant-Hegemark Christian Bazant-Hegemark, Triumph, 2014 xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Bernhard Buhmann, Fig. 1 (Gudrun), 2014 Nina Rike Springer, Grüne Kralle, 2011

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 121 Kultur und Aluminiumskulpturen von rätselhafter wie düsterer Schönheit. Edith Payers „Les Demoiselles Sous Le Pont“ ist eigens für die Ausstellung entstanden. Die formal stark re- duzierten Holzobjekte, partiell mit Textilele- menten bekleidet, sind eine kritische Refle- xion auf Picassos Gemälde „Les Demoisel- les d’Avignon“ (1907), insbesondere auf des- sen offenkundige Anleihen aus der afrikani- schen Kunst. Bernadette Huber setzt häufig ihren eige- nen Körper ein – als Medium und Bildträger, als vermarktbares Objekt und Träger von Werbebotschaften, so auch in der Fotoarbeit „Me, Myself and I“. Im Film „Le mystère Picasso“ (1955) malt der Meister vor laufen- der Kamera rund zwanzig Kunstwerke. Ähn- lich die Videoanimation „I am I am not“ von Thomas Riess. Auch ihm kann man bei sei- ner Arbeit unmittelbar über die Schulter blik- ken. Der malerische und zeichnerische Pro- zeß wird sichtbar, immer neue Bilder entste- hen, die dann überarbeitet und übermalt wer- den. Picasso, als Marketinggenie ist schließ- lich Thema der interaktiven Arbeit von Han- nes Egger. Eine Kopiermaschine steht bereit, und die Besucher werden aufgefordert, ihr Gesicht zu kopieren. Das Ergebnis ist eine Fotokopie mit der Unterschrift Picassos. So kann ein „Werk“ Picassos mit nach Hause ge- nommen werden. Zur Ausstellung erscheint eine Publika- tion, in der alle künstlerischen Positionen © Martin Schnur / Foto: Daniela Beranek mit Abbildungen vorgestellt werden. Texte oben: Martin Schnur, Blanko #4, 2014, unten: Deborah Sengl, Pikatzo, 2014/2015 von Günther Oberhollenzer, Christian Bazant- Hegemark und Dieter Ronte. Das Kunstbuch erscheint im Limbus Ver- lag, Innsbruck (Hardcover, 72 Seiten, ISBN 978-3-99039-058-0) und ist im Shop des Forum Frohner um 10 €, im Buchhandel um 15 € erhältlich. KünstlerInnen der Ausstellung: Iris Chri- stine Aue, Christian Bazant-Hegemark, Bern- hard Buhmann, Hannes Egger, Adolf Froh- ner, Karen Holländer, Eva Hradil, Bernadet- te Huber, Karl Karner, Michael Kienzer, Ro- nald Kodritsch, Michaela Konrad, Edith Payer, Alfons Pressnitz, Adele Razkövi, Tho- mas Riess, Farid Sabha, Christoph Schirmer, Martin Schnur, Deborah Sengl, Nina Rike Springer, Ekkehard Tischendorf und Gabi Trinkaus. Kurator: Günther Oberhollenzer. © Deborah Sengl / Foto: Sebastian Philipp Das Forum Frohner Das nach dem Künstler Adolf Frohner sche Schaffen von Adolf Frohner, das in statt, die von kulturellen Veranstaltungen aller benannte Forum Frohner befindet sich im wechselnden Ausstellungen mit nationalen Sparten begleitet werden. es ist ein offener neu adaptierten Komplex des ehemaligen wie internationalen KünstlerInnen eine Ge- Ort, an dem es lebendigen Diskurs gibt, so Minoritenklosters in Stein. Im Zentrum der genüberstellung findet. Im Forum Frohner wie es sich Frohner gewünscht hätte.  Ausstellungsaktivitäten steht das künstleri- finden nationale wie internationale Projekte http://www.kunsthalle.at/de/forumfrohner/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 122 Kultur Dürer in Gmünd Albrecht Dürers grafisches Meisterwerk in zwei Teilen aus der Sammlung Konrad Liebmann-Stiftung in der Stiftung Niedersachsen in der Kärntner Künstlerstadt von 14. Mai bis 23. Juli und von 24. Juli bis 4. Oktober 2015

ach der bisher erfolgreichsten Ausstel- mation gipfeln. Zu den wichtigsten In- Das Ausstellungskonzept Nlung „POPGMÜND – James Rizzi und novationen dieser großen Zeitenwende zähl- Alles, was an Holzschnitten und Kupfer- die Wegbereiter der Pop Art – Andy Warhol, ten die Möglichkeit der Vervielfältigung in stichen des größten deutschen Malergenies Roy Lichtenstein, Mel Ramos, Robert India- Form der Druckgrafik und des Buchdrucks. Rang und Namen hat, ist in der Ausstellung na, Keith Haring u.a. – American Printma- Und damit entstand ein die Welt verändern- „Dürer in Gmünd“ „Dürer in Gmünd“ ver- king in der zweiten Hälfte des XX. Jahr- des neues, nachhaltiges Informationsme- treten: Die berühmten drei Meisterstiche Dü- hunderts“, die 2014 fast 10.000 BesucherIn- dium. Wissenschaft und Wissensvermittlung rers, Der Reiter (Ritter, Tod und Teufel), nen in die Stadtturmgalerie Gmünd führte und halten Einzug in die Kunst: Proportions- 1513, Hieronymus im Gehäus (1514) und damit die meistbesuchte Kunstausstellung in studien und die neue Wissenschaft der Mes- die Melancholie (Melencolia, 1514), ebenso, der Geschichte der Stadt und des Vereins sung und Vermessung sind für Albrecht Dü- wie Einzelblätter aus den Holzschnittfolgen war, präsentiert die Kulturinitiative Gmünd rers Kunst nun wichtige Voraussetzung und Apokalypse, Große Passion und Marienleben auch 2015 wieder Druckgrafik von höchster, Grundlage. oder die 16 Stiche der Kleinen Kupferstich- ja von allerhöchster Qualität. In Zusammenarbeit mit der Stadt Osna- brück, der Stiftung Niedersachsen und dem Albrecht-Dürer-Haus Nürnberg zeigt die Stadtturmgalerie Gmünd unter dem Titel „Dürer in Gmünd“ das grafische Meister- werk Albrecht Dürers in zwei Teilen. Albrecht Dürer (1471-1528), der große deutsche Meister an der Zeitenwende vom Mittelalter in die Neuzeit, von der Hochgotik in die Renaissance, war seiner Zeit weit vor- aus und wurde schon zu Lebzeiten als das größte deutsche Künstlergenie aller Zeiten gerühmt. Wie seine italienischen Zeitgenos- sen, die Renaissancekünstler Leonardo da Vinci (1452-1519), Michelangelo (1475- 1564) oder Raffael del Sanzio (1483-1520), gilt auch er als Universalgenie. Die Zeit um 1500 ist eine der spannend- sten und ereignisreichsten in der Geschichte der Menschheit. In die Lebenszeit Dürers fallen die berühmten Entdeckungsreisen, die Entdeckung Amerikas durch Christoph Co- lumbus 1492, die Umschiffung des Kaps der Guten Hoffnung durch Vasco da Gama 1498 oder die erste Weltumsegelung durch den Portugiesen Ferdinand Magellan (1519- 1522). Es war die Zeit, in der der Mensch begann, sich verstärkt als Individuum zu begreifen, sich ein neues Selbstbewußtsein zu erarbeiten. In der Kunst drückte sich dies unter anderem durch neu aufkommende The- men außerhalb des Religiösen wie Portrait- malerei, Landschafts- und Genrebilder aus. Damit finden weltliche Themen in die Kunst Eingang. Dem Diesseits wird nun mehr Bedeutung beigemessen, wodurch auch die Kirche star- © Stiftung Niedersachsen ke Veränderungen erfährt, die in der Refor- Albrecht Dürer, »Der heilige Hieronymus im Gehäus«, 1514

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 123 Kultur passion sowie die berühmten Einzelblätter sten, „Die vier apokalyptischen Reiter“ und Dürers, die Kupferstiche Adam und Eva „Die babylonische Hure“. (1504), Das Meerwunder (1498) und die Nemesis (1501/1502). Bewundert werden Schau 2 | 24. Juli bis 4. Oktober 2015 können auch seine beiden wissenschaftlichen Auch im zweiten Teil der Ausstellung Abhandlungen Vier Bücher von menschli- „Dürer in Gmünd“ werden wieder Arbeiten cher Proportion und Underweysung der aus zwei berühmten Folgen Albrecht Dürers Messung. zu sehen sein: Vier Blätter aus der „Großen Passion“ zeigen Christus als Schmerzens- So nahe kommt man einem mann und weitere Stationen aus dem Leben echten Dürer-Werk selten! Christi, „Das Abendmahl“, „Christus am Vorgestellt wird in Gmünd Dürers politi- Kreuz“ und „Die Auferstehung“. Eine Be- sches und künstlerisches Umfeld, das span- sonderheit ist die Präsentation der komplet- nender nicht sein könnte: Es ist die Zeit, in ten Kupferstichpassion aus den Jahren 1507- der der Mensch beginnt, sich verstärkt als In- 1512/13, einer Folge von 16 kleinen Blät- dividuum zu begreifen, sich ein neues Selbst- tern, in denen Albrecht Dürer sich der Tech- bewußtsein zu erarbeiten. Die Renaissance, nik des Kupferstiches zuwandte und diese der Humanismus und die Reformation blü- © Stiftung Niedersachsen womöglich als eine Art Vorbereitung auf sei- hen auf und beeinflussen auch das Werk Dü- Albrecht Dürer, ne wohl berühmtesten Werke perfektionier- rers. Vergrößerte Detailaufnahmen aus sei- »Ritter, Tod und Teufel«, 1513 te: Die drei sogenannten Meisterstiche, die nen berühmten Meistergrafiken im Faksimi- ebenfalls im zweiten Teil der Ausstellung ledruck bringen dem Betrachter das Werk „Dürer in Gmünd“ gezeigt werden: „Der Albrecht Dürers didaktisch näher und ver- Reiter (Ritter, Tod und Teufel)“, 1513, „Hie- mitteln damit auch einen besseren Zugang ronymus im Gehäus“, 1514 und Melencolia zu diesem außergewöhnlichen Künstler an I (Die Melancholie), 1514. Über kein weite- einer epochalen Zeitenwende. Und schließ- res Ouevre Dürers als eben diese drei Mei- lich der Eintritt in die Wunderkammer, zu sterstiche ist mehr geschrieben worden und den Originalen des großen Meisters: Mit- sie sind es, mit denen Albrecht Dürer die hilfe von ausgeteilten Lupen sollen sich Kin- grafischen Möglichkeiten des Kupferstiches der und Erwachsene gleichermaßen am Ent- an ihre äußerste künstlerische und techni- decken der unzähligen Details in Dürers sche Grenze geführt hat. Ergänzt wird der druckgrafischem Werk erfreuen. zweite Teil der Ausstellung durch einige wei- Da die über 500 Jahre alten Originalblät- tere beachtliche Einzelblätter, etwa „Der ter Dürers nur für jeweils drei Monate ans Heilige Eustachius“, 1501, „Der Traum des Licht dürfen, bevor sie wieder für mehrere Doktors“, 1497, und die bezaubernde, klein- Jahre im Dunklen verweilen müssen, ist die formatige Darstellung des Heiligen Antonius Ausstellung zweigeteilt. Jeder Teil für sich vor der Stadt, ein spätes Kupferstichblatt aus zeigt einen wunderbaren Querschnitt aus den © Stiftung Niedersachsen dem Jahr 1519. Die berühmten wissen- großen Meisterwerken Albrecht Dürers. Ein Albrecht Dürer, »Melencolia«, 1514 schaftlichen Abhandlungen Albrecht Dürers Besuch der Stadtturmgalerie Gmünd lohnt „Underweysung der Messung“ und „Vier sich daher heuer gleich zweimal. Eine gün- Verkündigung“ oder „Die Heimsuchung“) Bücher von menschlicher Proportion“ sind stige Kombieintrittskarte zu beiden Schauen werden auch Arbeiten mit mythologischen in beiden Ausstellungen zu sehen. erleichtert die Entscheidung. Themen gezeigt: „Das große Glück (Neme- Schließlich ermöglich ein gut sortierter sis)“, 1501/02, zeigt die Göttin des gerechten Ausstellungsbuchshop eine weiterreichende Schau 1 | 14. Mai bis 23. Juli 2015 Schicksals, die die Attribute von Belohnung Beschäftigung mit Albrecht Dürer. Mit die- Was die Mona Lisa für die Geschichte der und Bestrafung, Pokal und Zügel, in Händen ser Ausstellungssensation im Süden Öster- Ölmalerei bedeutet, ist Albrecht Dürers Blatt hält. Die Nemesis steht in einem inhaltlichen reichs setzt die Künstlerstadt Gmünd 2015 „Adam und Eva“, 1504, für die Druckgrafik: Naheverhältnis zu einer der berühmtesten einen neuen kulturellen Höhepunkt. Das berühmteste druckgrafische Kunstwerk Holzschnittfolgen Albrecht Dürers, der der Welt wird im ersten Teil der Ausstellung Apokalypse: Die im Jahr 1498 als Buch ver- Leihgeber und KuratorInnen „Dürer in Gmünd“ im Stadtturm gemeinsam öffentlichten Druckgrafiken befassen sich Die Ausstellung „Dürer in Gmünd“ | mit vielen weiteren Meisterwerken Dürers mit der Offenbarung des Johannes, mit den Albrecht Dürers grafisches Meisterwerk in zu bewundern sein. Neben zahlreichen Ein- endzeitlichen Schrecken der Menschheit und zwei Teilen aus der Sammlung Konrad Lieb- zelblättern mit einem Fokus auf Darstellun- dem kommenden Gottesreich. Kein Wunder mann-Stiftung in der Stiftung Niedersach- gen von Maria und dem Jesuskind („Maria also, wenn es darin von Ungeheuern und sen – findet in Kultur-Kooperation mit der mit dem Kind am Baum“, 1513, oder „Die Schreckenswesen aus der Unterwelt nur so Freundschaftsstadt Osnabrück und dank heilige Familie mit den Hasen“, 1498) sowie wimmelt. Sechs der insgesamt 15 Blätter der großzügiger Unterstützung der Stiftung Nie- einigen Blättern aus der um 1511 veröffent- Apokalypse sind in der ersten Schau zu dersachsen statt.  lichten Folge „Das Marienleben“ (etwa „Die sehen, darunter die beiden wohl berühmte- http://www.stadtgmuend.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 124 Kultur Salzkammergut Festwochen Gmunden Vom 4. Juli bis 16. August 2015

utta Skokan, Intendantin der Salzkammer- Jgut Festwochen Gmunden, erklärte anläß- lich der Präsentation des diesjährigen Pro- gramms: „Frühsommer, Hochsommer und Spätsommer, so bezeichnen wir heuer drei Abschnitte unseres Sommerfestivals. Weil unser Programm schon vor der Eröffnung einiges zu bieten hat (Frühsommer) und weil wir auch nach dem eigentlichen Festivalende noch interessante Veranstaltungen program- miert haben (Spätsommer).“ Vom 4. Juli bis 16. August (Hochsom- mer) stehen tägliche kulturelle Höhepunkte aus den Bereichen Klassik, Weltmusik, Jazz, Chansons, Lieder, Zeitgenössische Musik, Lesungen und Autorenlesungen, Theater, Bildende Kunst, Philosophie und Architek- tur auf dem Programm. Ein lustiges Pro- gramm für Kinder lädt zum Zuhören, La- chen und Mitmachen ein. 300 KünstlerInnen werden bei 81 Veranstaltungen an 24 ver- schiedenen Schauplätzen der Traunseeregion zu sehen und zu hören sein. 23 Erstauf- führungen versprechen in diesem Festival- sommer viel Neues, noch nie in dieser Weise Gezeigtes. welt der kunst. die kunst der welt Das Thema dieses Sommers heißt die welt der kunst. die kunst der welt. Skokan: „Weil wir Künstler und Interpreten aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen eingela- den haben, wird die musikalische Vielfalt Foto: Salzkammergut Festwochen Gmunden / Marco Borggreve eine ganz besonders faszinierende und facet- Patricia Kopatchinskaja tenreiche.“ Zu den internationalen Stars zäh- im Herbst mit Iris Berben (2.9.), Extracello Klassik len Patricia Kopatchinskaja (3.7.) aus Extended & Peter Herbert (26.9.) und Der intime Rahmen der Römerkirche von Moldawien, Hope Masike (5.7.) aus Zim- Dobrek Bistro (27.9.) interessante kulturelle Aurachkirchen ist wie geschaffen für ein babwe, Al Di Meola (12.7.), und China Akzente am Traunsee. reich nuanciertes musikalisches und literari- Moses (21.7.), Jerry Gonzalez (25.7.), Kirk sches Vortragsprogramm mit Ildiko Rai- Lightsey (11.8.) und Mark Lanegan (15.8.) Feierlicher Auftakt mondi, Herbert & Julius Anton Zeman aus den USA, Ricardo Hernandez (25.7.) aus Die feierliche Eröffnung der 29. Spielsai- (28.6.). Spielerisch zarte und religiös verhal- Kuba, Fazil Say (9.8.) aus der Türkei und son der Salzkammergut Festwochen Gmun- tene Musik, würdevoll erhabene und tief Filipa Cardoso (16.8.) aus Portugal. den findet am Samstag, den 4. Juli 2015 um verinnerlichte Klänge geben die Grundstim- „Das Programm soll inspirieren, beglük- 19 Uhr im Stadttheater Gmunden statt. Er- mung an. Ernste und heitere, bisweilen sogar ken und darüber hinaus Fragen aufwerfen. öffnungsredner ist der renommierte Philo- komische Texte aus Predigten, Andachtsbü- Es soll in neue Bereiche und in spartenüber- soph Peter Sloterdijk. Hope Masike, Ikone chern, Gedichtsammlungen, Erzählungen greifende Erlebnisse weiter begleiten, nach aus Zimbabwe, wird Eigenbearbeitungen und Theaterstücken von Abraham a Sancta unserem Motto: ,Verknüpfung von Zeit, Ort traditioneller Songs und Mbiramusik präsen- Clara über Joseph von Eichendorff bis hin zu und Kunst‘.“ tieren. Anna Lang und Alois Eberl spielen Ernst Jandl runden ein abwechslungsreiches, Eine neue Veranstaltungsreihe findet im ausgewählte Stücke aus ihrem Programm vielgestaltigen Programm ab. September statt: Blätterrauschen. Sie setzt Figuras de baile an vier Instrumenten. Die moldawische Wunder-Geigerin Patri-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 125 Kultur cia Kopatchinskaja präsentiert ein beson- deres und wenig bekanntes Repertoire: Rap- sodia, Musik ihrer moldawischen Heimat und der Nachbarländer Rumänien und Ungarn (3.7.). Dabei sind an ihrer Seite ihr Vater Victor Kopatchinsky, der bekannteste Cymbalumvirtuose der alten Sowjetunion, ihre Mutter Emilia Kopatchinskaja (Geige, Viola), Polina Leschenko (Piano) und der Jazzbassist Martin Gjakonovski. Martin Haselböck, Michael Oman & das Orchester Wiener Akademie gastieren mit Werken von Johann Heinrich Schmelzer, Antonio Vivaldi, Wolfgang Amadeus Mozart, Giuseppe Sammartini und C. P. E. Bach im Stadttheater Gmunden (23.7.). Sopranistin Daniela Fally und der Pianist Matthias Fletzberger präsentieren Lieder und Arien von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Hugo Wolf und Richard Iris Berben Strauss: In den höchsten Tönen, lautet der Titel dieses Konzerts im Stadttheater Gmun- den (6.8.). Der türkische Komponist und Pianist Fazil Say gastiert bei den Festwochen. Er wird gemeinsam mit dem aus der Region stam- menden, international erfolgreichen Minetti Quartett Werke von Fazil Say und Franz Schubert zur Aufführung bringen (9.8.). Weitere Klassikhighlights: Konzerte mit Suyang Kim, Markus Tomasi & Marcus Pouget (12.8.) und einem Ensemble der Wiener Philharmoniker (22.8.).

Weltmusik, Jazz, Chansons, Lieder, Zeitgenössische Kompositionen Stimm-Magierin und Herzblut-Dudlerin Agnes Palmisano lädt in allerbester Be- gleitung zu einer musikalisch-philosophisch Fotos: Salzkammergut Festwochen Gmunden augenzwinkernden Abhandlung über das Maria Hofstätter Werden und Vergehen im Allgemeinen so- provisierter, akustischer und elektronischer Rosei gewidmet. Peter Rosei wird an allen wie über Wien und seine Beziehung zum Musik abseits won „World Music“-Kli- Tagen aktiv am Programm mitwirken. Bern- Tod im Speziellen. In bewährter Weise tref- schees (5.7.). hard Fetz, Leiter des Literaturarchivs und fen alte Wiener Lieder, Dudler und Kaba- Mit Geige, Gitarre, Ziehharmonika, Du- der Österreichischen Nationalbibliothek und rettlieder auf Neukompositionen, die bereit delsack, Maultrommel und etlichen weiteren Hannes Schweiger, Lehrbeauftragter am In- sind, das Erbe anzutreten und es mit heuti- Instrumenten werden Aniada a Noar ihr stitut für Germanistik der Universität Wien, gen Stilmitteln zu bereichern (28.6.). Programm „33“ und kein Ende präsentieren: begleiten und moderieren den Schwerpunkt. Christoph Pauli bündelt in seinem Büh- Auf eigenwillige, unverwechselbare Weise Künstler, Freunde und Wegbegleiter zu de- nenprogramm Frack & Jeans seine Talente gibt die steirische Gruppe der heimischen nen Peter Rosei ein Nahverhältnis hat, wer- zu einer mitreißenden Pianoshow (29.6.). Volksmusik neue Perspektiven (9.7.). den an diesem Literaturschwerpunkt aktiv Mit der charismatischen Sängerin und Rainer König-Hollerwöger macht sich teilnehmen: Wolfgang Zeindl, Christiana „Princess of Mbira“ Hope Masike bieten auf eine unendliche Reise in Ton – Wort – Pock-Rosei, Renate Pittroff, Thomas Eder, Werner Puntigam und Klaus Hollinetz im Farbe: Traun – Traumsee 2015 (19.6.). Michael Wetzel, Geoffrey C. Howes, Ale- interkulturellen Trio-Projekt Mbirations ein Alle weiteren Termine finden Sie auf den xander Belobratow, Walter Vogl, Erwin besonderes und spannendes Hörerlebnis mit Internetseiten des Festivals… Einzinger, Wolfram Berger, Franz Schuh, einem breitem Spektrum an musikalischen Kurt Neumann, Ferdinand Schmatz u.a. Ein Ideen und Ausdrucksformen zwischen afri- Ein Fest für Peter Rosei Auftragswerk des Komponisten Christoph kanischer und europäischer, traditioneller Der Literaturschwerpunkt vom 30. Juli Theiler nach dem Roman Die Globalisten und zeitgenössischer, komponierter und im- bis 2. August 2015 ist Schriftsteller Peter von Peter Rosei wird zur Uraufführung ge-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 126 Kultur bracht werden. Weitere Veranstaltungsreihen Architekturschwerpunkt im Rahmen der sind Franz Kafka und Erich Kästner gewid- Festwochen statt: Am 14. und 15. August met. Lesungen, eine Performance, Filme und treffen sich Architekten, Philosophen und eine musikalische Revue ergeben einen viel- Wissenschaftler in der Villa Lanna Gmun- schichtigen Blick auf das Werk dieser beiden den, um Fragen zum Thema Was bleibt? Dichter, „die sich bis zur Beziehungslo- Architektur - Philosophie - Wissenschaft zu sigkeit voneinander unterscheiden.“ (Franz referieren und zu diskutieren. Schuh) Programm für Kinder Lesungen mit Musik Auch 2015 wird Kindern und ihren El- Der Schauspieler und Autor Michael tern, Großeltern etc. ein lustiges Programm Dangl liest aus dem Briefwechsel zwischen geboten: Wolfgang Reifeneders Crazy Per- Joseph Roth und Stefan Zweig. Der faszinie- cussion Show mit Ensemble Uppercussion rende Schriftverkehr erzählt die Geschichte sucht die originellsten Schlagzeuger der einer spannungsreichen Freundschaft unter Welt (9.7.). Kandidaten aus aller Welt reisen den extremen Bedingungen des Exils. Maria an und verblüffen mit kuriosen Instrumen- Fedotova und Anika Vavic an Flöte und ten, Gags und „Schlagfertigkeit“. Durch das Klavier (13.7). Programm führt ein Showmaster. Jury ist das Die letzten Tage der Menschheit in 100 Publikum. Tweets: Jazz Slam mit Alfred Zellinger, Kinder, aber auch viele Erwachsene wer- tweeting Karl Kraus, und Franz Koglmann den die Filme von Erich Kästner lieben und

an Trompete und Flügelhorn (15.7.). Fotos: Salzkammergut Festwochen Gmunden / Benoit Peverelli gerne (wieder) sehen: Emil und die Detek- Der beliebte Schauspieler Fritz Karl rezi- China Moses tive (5.7.), Die Konferenz der Tiere (11.7.), tiert den brasilianischen Satiriker und Das doppelte Lottchen (15.7.), Pünktchen und Bestsellerautor Luis Fernando Verissimo: und ironische Texte über den Ungehorsam Anton (18.7.) und Das fliegende Klassen- Du hörst mir ja doch nie zu… Musik: Tango zur Aufführung (16.7.). zimmer (26.7.) sind Filmklassiker nach lite- de Salon mit Peter Gillmayr, Andrej Serkov, Das Wiener Kindertheater gibt ein rarischen Vorlagen von Erich Kästner. Guntram Zauner, Roland Wiesinger und Gastspiel im Stadttheater Gmunden. Die Erich Schleyer erzählt Geschichten von Wieland Nordmeyer (26.7.). schlimmen Buben in der Schule von Johann Tieren aus aller Welt und wird sie mit Hilfe Kurt Palm gibt eine Erstlesung aus sei- Nestroy: Eine Komödie für Erwachsene und der Phantasie und Freude der Kinder zum nem neuen Roman: Gimme Shelter im Kino Kinder nach einer Bearbeitung des Wiener Leben erwecken. Beim Mitmachen und zu Ebensee (3.8.). Kindertheaters (25.7.). der Musik andere Länder können die Kinder Konzert mit Lesung in der Bootswerft Nach den bezaubernden Gastspielen in auch tanzen. Für Kinder ab 4 Jahren bis 99 Frauscher: Zwanzig: 20 Jahre Neue Wiener den letzten Jahren lassen die Studenten der Jahren (16.8.) Concert Schrammeln. Gemeinsam mit Otto staatlichen Kunstakademie Tiflis, Georgien, Brusatti (4.8.) wieder die Puppen tanzen! Die jungen Ausstellungen Künstlerinnen und Künstler des Joseph Zwölftonreihe für Lutoslawski: Der in Theater, szenische Lesung, Hipp-Puppentheaters begeistern mit ihren Polen geborene, seit 15 Jahren in Wien le- Performance, Kabarett selbst entworfenen und hergestellten Puppen bende Künstler Bartosz Sikorski zeigt Natalie Ananda Assmann inszeniert einen und mit zur Perfektion gebrachtem Spiel. anhand aktueller Arbeiten seine vielseitige performativen Monolog mit Musik: Iphige- Das diesjährige Stück, Keto und Kote, ist ein Auseinandersetzung mit den Medien Male- nie auf Kobane ist ein theatraler Schnitt Opernklassiker aus Georgien (26.7.). rei, Objekt und Video. Zusammengestellt durch die Literatur- und Zeitgeschichte: von Das Theater Wahlverwandte gastiert in von Alexandra Grimmer. Eröffnung am 2.7. Antigone bis hin zu den kurdischen Kämp- Gmunden: Ernst Konarek, Corinne Steudler Aktuelle Arbeiten von Siegfried Anzinger ferinnen in Kobane. Junge KünstlerInnen und Wolfgang Seidenberg spielen Dosto- und Markus Bacher werden in der Gale- begeben sich auf die Spuren derer Frauen, jewskis Erzählung Der ewige Gatte, eine rie422 ab 4.7. gezeigt. Eine Veranstaltung die für ihre Überzeugungen eingetreten sind explosive Mischung aus Eheroman, Komö- der Galerie422. und an den sprichwörtlich "gesellschaftspo- die und Krimi. Regie: Silvia Armbruster Open Now: Die Ausstellung zeigt einen litischen Grenzen" kämpfen (30.6.). (29.7.). Überblick über das Schaffen des aus Gmun- Ein „frontaler Aufprall souveräner musi- Extrawurst lautet der Programmtitel des den stammenden, international erfolgreichen kalischer Autarkien und Klangkreationen“: Kabarettabends von Martin Aistleitner bzw. Fotografen Jork Weismann. Zu sehen sind Bassboxtring, eine Klang-Performance mit seines Alter Egos Lukas Luxbacher: Der Auftragsarbeiten sowie freie, bis jetzt noch Nora Jacobs, Bartosz Sikorski und Alexan- Zustand und die Zustände im Salzkammer- unveröffentlichte Projekte. Ab 15.7. in der der Gabrys. Ein Projekt von Alexandra gut, in Österreich und der Welt werden sati- Hipphalle Gmunden. Grimmer (2.7.). risch analysiert (13.8.). Unterwegs: Im Rahmen des Literatur- Nein, diese Suppe ess ich nicht! In einer schwerpunkts Ein Fest für Peter Rosei wer- philosophisch-musikalischen Lesung brin- Was bleibt? Architektur – den Bilder von Wolfgang Zeindl nach Texten gen Maria Hofstätter, Martina Spitzer und Philosophie – Wissenschaft von Peter Rosei gezeigt. Ab 30.7.  der Musiker Martin Zrost schräge, ernste Erstmals findet ein interdisziplinärer http://www.festwochen-gmunden.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 127 Kultur 9. Schrammel.Klang.Festival Von 10. bis 12. Juli 2015 an den Ufern des malerischen Herrensees im nördlichen Waldviertel Foto: Schrammelklang / Andreas Biedermann Maria-Theres Stickler mit ALMA am Schrammel.Pfad (2013)

um neunten Mal lädt Festivalerfinder fältigen Musik, der wunderschönen Land- keit verschrieben. Umweltschonung, Ressour- ZZeno Stanek am zweiten Juliwochen- schaft, der bodenständigen Kulinarik. censparsamkeit und regionale Verwurzelung ende zum Kultereignis Schrammel.Klang. Als Green Event hat sich das Schrammel. in der Gastronomie liegen den Organisatoren Festival – dem „Woodstock des Wiener- Klang.Festival zudem als erstes Festival am Herzen. liedes“ – nach Litschau, an die Ufer des ma- Niederösterreichs seit 2012 der Nachhaltig- lerischen Herrensees im nördlichen Wald- Große Namen und viel- viertel. versprechende Newcomer Drei Tage lang dreht sich alles um die Mit dabei sind 2015 neben den oben über 100 KünstlerInnen. Mit „Marie, Marie, genannten Agnes Palmisano, Wiener Art Marie“ widmet sich die Eröffnung am Frei- Schrammeln, Rutka.Steurer – 16er Buam, tag der großartigen und vielseitigen Akkor- Bäuml/Koschelu, Horacek/Gradinger, Sulzer/ deonistin Marie-Theres Stickler – sie spielt Fuchsberger, Karl Ferdinand Kratzl, Trio in drei Formationen hintereinander. Karl Lepschi, Wiener Brut, Walther Soyka & Markovics, Wolf Bachofner, Alexander Ku- Martina Rittmansberger, Die Tanz-geiger, kelka und die Neuen Wiener Concert Kollegium Kalksburg, Willi Lehner, Kurt Schrammeln den Samstag mit ihrem unver- Girk, bratfisch, Die Mondscheinbrüder, Hel- gleichlichen Wiener Lieder Programm, die mut Hutter und das Waldviertler Schram- Neuen Wiener Concert Schrammeln feiern meltrio, Otto Brusatti, Bohatsch & Skrepek, zudem am Abend in Litschau ihr 20jähriges Angelika Steinbach-Ditsch, Vincenz Wizels- Jubiläum. Mit Ernst Molden & der Nino aus perger, Martin Spengler und die foischn

Wien klingt das Festival am Sonntag aus. Foto: Schrammelklang / Sabine Hauswirth Wiener, Kabinetttheater, Folksmilch, Aman- Genuß hat oberste Priorität – Genuß der viel- Festival-Erfinder Zeno Stanek da Rotter „Kabane 13“, Alma, Stirner &

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 128 Kultur

(Kontragitarre). Anmeldungen entgegen- genommen: Tel. +43 720 40 77 04;  die Schrammel.Golf.Trophy am Mitt- woch, 8. Juli mit Helmut Hutter & das Waldviertler Schrammeltrio statt;  Der Schrammel.Klang.Fotowettbewerb wartet auf Gewinner für Karten zum Schrammel.Klang.Festival 2016. Kulinarik Der Schrammelheurige „Im Gemüthli- chen“ versorgt im Strandbad die Gäste mit lokalen Schmankerln. Die Hütten rund um den Herrensee bieten kulinarische Versor- gung während des Schrammel.Pfades an. Picknick-Körbe & Decken können in Ernis Greißlerei gekauft oder gegen Kaution gelie- hen werden. Auch heuer gibt’s wieder köstliche Mehl- speisen der Litschauer Omis in der Siass’n

Foto: Schrammelklang / Karl Satzinger Hüttn bei der Bühne 4, Käsemacherkäse bei Jem Session mit »Natursängern« Kurt Girk (l.) und Willi Lehner (r.), begleitet von der Kashüttn auf der Zetschenwiese, a guade Herbert Bauml (Akkordeon) und Rudi Koschelu (Kontragitarre) Jausn auf der Jausnhüttn bei der Kaspar Seidl, Beatrix Neundlinger, Das Ensemble zum fidelen Bock, Gerhard Blaboll & das Duo Mopet, Rohnefeld & Havlicek, Robert Kolar, Christine Jones und Peter Schrammel und viele mehr.

Der Schrammel.Pfad als Herzstück des Festivals Der Schrammel.Pfad am Samstag- und Sonntagnachmittag bietet als Herzstück des Festivals jeweils von 13.00 bis 18.00 Uhr auf sieben Bühnen zahlreiche musikalische Kostproben der unterschiedlichsten Ensem- bles – unplugged in herrlichster Naturkulis- se. Das Publikum nimmt entspannt an einem der Spielorte Platz und lässt die Ensembles vorüberziehen, wandert von Bühne zu Büh- ne oder läßt sich per Boot zum nächsten Schauplatz übersetzen.

Fixpunkte im Programm sind weiters Foto: Schrammelklang / Andreas Cichini  als nächtliches Kultereignis die Nacht- Auch Wolf Bachofner und Karl Markovics werden in Litschau auftreten. wanderung am Samstag-abend, diesmal als „Pompfüneberer-Tour“ mit Agnes  das Schrammel.Frühstück am Sonntag- Schrammel Bühne und frisch gebratene Palmisano/Daniel Fuchsberger/Roland vormittag am Bahnhof Litschau (mit Karpfenfilets in der Fischhüttn bei der Bir- Sulzer/ Peter Uhler: Literatur und Musik Christine Jones, Thomas Hojsa, Peter kenbühne zu genießen! auf dem Weg durch das nächtlich verdun- Havlicek und Peter Schrammel); kelte Litschau. Schlußpunkt ist das Kon-  die Bauhütte für Kontragitarre mit Mi- Rechtzeitig Karten sichern! zert „Wean und schdeam“ beim Friedhof chael Eipeldauer; Trotz des großen Zustroms soll die stim- in Litschau. (Achtung: Beschränkte Teil-  die Schrammel.Workshops vom 7. bis 9. mungsvolle Begegnung von Kultur und Na- nehmerzahl! Zählkartenausgabe (max. 2 Juli mit Doris Windhager (Wiener-lied), tur erhalten bleiben. Gerade auch Familien Karten/Person) am Samstag ab 10.00 Uhr Agnes Palmisano (Gesang, Dudeln), will das Festival entspannten Musikgenuß bei der Infohütte) Heinz Ditsch (Gesang, Wienerliedschrei- ohne Gedränge bieten. Daher ist die Anzahl  der Schrammel.Express kommt per ben, Singende Säge, Akkordeon), Peter der Karten limitiert und den BesucherInnen Dampflok von Gmünd, musikalisch be- Uhler (Violine), Roland Sulzer (Akkor- wird dringend empfohlen, sich Karten im gleitet von Helmut Hutter & das Wald- deon, Wienerlied), Rudi Koschelu (Du- Vorverkauf zu sichern!  viertler Schrammeltrio; deln, Kontragitarre) und Peter Havlicek http://www.schrammelklang.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 129 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 89. Folge portraitiert er Theodore Bikel Schauspieler / Folksinger

John Huston hatte ihm 1951 in der Filmversion des satirischen Romans von C. S. Forester „The African Queen“, dem von Sam Spiegel an Originalschauplätzen produzierten Klassiker und Holly- wood-Hit, wie auch in der in England gedrehten Verfilmung des Bestsellers von Pierre La Mure, „Moulin Rouge“ (1952), erste Lein- wandauftritte ermöglicht. In englischen oder in England gedrehten US-Filmen sah man Bikel u. a. in einer weiteren Sam-Spiegel-Pro- duktion, der musikalischen Biografie „Melba“ (1953, Opernsängerin Nellie Melba), im Drama „Chance Meeting“ (1954), wofür George Tabory die Story schrieb, in „Flight from Vienna“ (1956, in den USA „Escape from the “), ein Streifen über die Flucht eines Wissenschaftlers aus dem kommunistischen Ungarn, den Bikel weit- gehend mit seiner bestechenden Performance trug, sowie im Agententhriller und Anti-Nazi-Film „The Angry Hills“ (1959) nach dem Roman von Leon Uris. Seit 1955 ist Bikel in Hollywood direkt tätig, meist typisiert als Foreigner (Europäer aller Art), Villain, aber auch im Charakterfach. Die Rolle des Provinz-Sheriffs Max Muller in Stanley Kramers Ge- fängnisdrama „The Defiant Ones“ brachte ihm 1958 in der Kategorie „Best Supporting Actor“ eine Nominierung für den Academy Award ein. Der Journalist Carl Palmberg im United Artists-Melodram Foto: Archiv Rudolf Ulrich Theodore Bikel

osef Bikel und seine Frau Miriam (geb. Riegler) waren 1918 aus Jder bis dahin österreichischen Bukowina nach Wien gekommen. Ihr Sohn Theodor Meir kam am 2. Mai 1924 zur Welt, die Namens- gebung erfolgte zu Ehren des Begründers des Zionismus Theodor Herzl. Die Familie residierte zuletzt im 6. Gemeindebezirk in der unteren Mariahilfer Straße. Am 11. März 1938 hörten sie hier die Radioansprache von Bundeskanzler Schuschnigg nach dessen ergeb- nislosem Besuch bei Adolf Hitler in Berchtesgaden, erlebten den „Anschluß“ Österreichs an Nazi-Deutschland und die Zerstörung der jüdischen Kultur in Wien. Sechs Monate danach, einer Zeit der Angst, glückte ihnen die Ausreise über Frankreich und Italien in das damals britische Palästina. Auf dem Weg Schauspieler zu werden, war Theodore Bikel 1943/ 44 „Lehrling“ am hebräischen Nationaltheater Habimah und 1944 Mitbegründer sowie Ensemble-Mitglied des Cameri-Theaters in Tel Aviv. 1946 ging er zum Studium an der prestigereichen Royal Aca- demy of Dramatic Art nach London. Aus seiner dortigen Theaterzeit ist 1949 ein Auftritt im Aldwych Theatre als Pablo Gonzales in der von Laurence Olivier inszenierten europäischen Erstaufführung Foto: Archiv Rudolf Ulrich „A Streetcar Named Desire“ von Tennessee Williams hervorzuheben, Autor Rudolf Ulrich (l.) während einer Recherchereise in Los der mit ihm befreundete Peter Ustinov besetzte ihn 1951 als Colonel Angeles mit Theodore Bikel bei einer zufälligen Begegnung Ikonenko in seiner Komödie „The Love of Four Colonels“. auf dem Hollywood Boulevard im Mai 1999

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 130 Serie »Österreicher in Hollywood«

und Telefilmen, dazu in über 160 Episoden aus 110 TV-Serien und war Gaststar in annä- hernd 50 TV-Shows. Bikel schrieb 1958 die NBC-TV-Show „The Eternal Light“ und wirkte 1958 bis 1960 in der CBS-Serie „Look Up and Live“ mit. Als Editor und Host der religiös ausgerichteten ABC-Show „Direc- tions ’61“ offenbarte der von der Agency des Altösterreichers Paul Kohner betreute Schau- spieler weitere Facetten seines Talents. Für das TV-Porträt des 82jährigen Pioniers, Ge- schäftsmannes, Historikers und Patriarchen der Jewish Community von Los Angeles, Harris Newmark, erhielt Bikel 1988 von der Academy of Television Arts & Sciences den Emmy Award. Im Februar 1955 debütierte Bikel am New Yorker Broadway in Jacques Devals und Lo- renzo Semples Drama „Tonight in Samar- kand“. Mit seinem Auftritt in „The Rope Theodore Bikel in der Oscar-nominierten Rolle des Sheriffs Muller, White Bissell Dancers“ 1958 im Cort Theatre und der Dar- und Charles McGraw (v.l.) in der United Artists-Produktion »The Defiant Ones« (»Flucht in Ketten«) von 1958. Produzent und Regisseur Stanley Kramer themati- stellung des österreichischen Barons Georg sierte die Flucht zweier aneinander gefesselter Kettensträflinge, der eine weiß, von Trapp im Rodgers & Hammerstein-Er- der andere schwarz und brachte damit ein spannendes, bedrückendes Werk auf folgsmusical „The Sound of Music“ 1959 die Leinwand. bis 1961 als Co-Star Mary Martins, erspielte er sich 1958 und 1960 zwei Nominierungen zum Antoinette Perry Award (Tony). Ameri- ka kennt den Erzkomödianten von vielen Theatertourneen, als Milchmann Tevye in Sholem Aleichems „Fiddler on the Roof“, die er als seine beste Bühnenrolle empfindet (2000 Auftritte), als Mayer Rothschild in „The Rothschilds“ (1972), aus den „Sunshi- ne Boys“ (1973) und der Titelrolle des „Zorba“ (1976). Durch die Mitwirkung in der langjährigen Radiosendung „At Home with Theodore Bikel“ (1957-1962), letztlich ab 1955 als Concert Folksinger und Reisen- der in Folklore, in der Carnegie Hall (1956), auf Welttourneen in Neuseeland und Austra- lien (1963), in ganz Amerika, Kanada und Europa wie auch auf über 25 produzierten Alben, fand Bikel ein begeistertes Publikum. Der folkloristische Bogen seiner Lieder Fotos: Archiv Rudolf Ulrich spannt sich von Rußland bis Südamerika, Der Wahlösterreicher Curd Jürgens als deutscher U-Bootkommandant Stolberg und Theodore Bikel als sein erster Offizier in der von Dick Powell inszenierten Bikel singt in 20 Sprachen, Völkerverstän- Fox-Produktion »The Enemy Below« von 1957, ein US-Zerstörer im Kampf gegen digung ist sein erkennbares Anliegen. ein deutsches U-Boot. Einer der ersten Hollywoodfilme, der den Feind mit einigem Theodore Bikel, seit 1961 US-Bürger, Verständnis porträtiert, ein Faktum, das auch vom amerikanischen Publikum akzeptiert wurde. „arts advocate“ und eine der facettenreich- sten und respektiertesten Persönlichkeiten „I Want to Live!“ (1958), der ungarische Befreiungsaktion der israelischen Armee in des amerikanischen Entertainments, ist Mit- Dialektexperte Zoltan Karpathy im Musical Unganda vom 4. Juli 1976 und die Verkörpe- glied des Oscar-Auswahlkomitees der Aca- „My Fair Lady“ (1964) von Alan J. Lerner & rung Henry Kissingers im TV-Movie „The demy of Motion Picture Arts and Sciences Frederick Loewe, der sowjetische U-Boot- Final Days“ von 1989 (Watergate-Affäre) und in vielen anderen Ehrenämtern der Bran- kommandant in Norman Jewisons komi- zählen zu seinen besten filmischen Gestal- che und der American Arts Community tätig. scher Parodie „The Russians Are Coming, tungen. Nach der Berufung durch Präsident Jimmy the Russians Are Coming“ (1966), der Israeli Die Zahl seiner Filme und Fernsehtitel im Carter stand er von 1977-1984 dem National Yakov Shlomo in der dramatischen Kreation Rahmen einer jahrzehntelangen Karriere ist Council of Art vor. 1994 erschien bei Harper „Victory at Entebbe“ (1976) über die Geisel- beeindruckend. Bikel spielte in fast 80 Kino- Collins New York seine Autobiografie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 131 Serie »Österreicher in Hollywood«

Elliot Finkel erstmals auch in seiner Ge- burtsstadt. Im September 2008 wurde er in Wien mit dem Goldenen Rathausmann aus- gezeichnet, 2009 überreichte ihm National- ratspräsidentin Barbara Prammer in der ös- terreichischen Gesandtschaft in New York im Namen der Republik „in Respektierung seines Lebenswerks“ und des Faktums „daß er Österreich trotz allem verbunden geblie- ben ist“ das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Am 7. November 2013 prä- sentierte er im Wiener Parlament, begleitet von der renommierten Akkordeonspielerin Merima Kljuco eine Auswahl internationaler Volkslieder, dies auch im Gedenken an die Novemberpogrome von 1938. Theodore Bikel ist Ehrenbürger Wiens. Er habe „in Wien die Begeisterung für das Theater erfah- ren und gelernt, die Kunst zu lieben“. Das verbinde ihn mit der Stadt. Der Künstler wertet die Auszeichnungen zudem „als Be-

Fotos: Archiv Rudolf Ulrich weis für ein neues Österreich und als Geste Szene aus »The Russians Are Coming, the Russians Are Coming« (1966), ein Film des Willens, sich zu verstehen“.  der Mirisch Company, der anhand eines vor der Küste New Englands gestrandeten sowjetischen U-Bootes gegenseitige Klischeevorstellungen und die Spannungen Theodore Bikel-Sammlung auf youtube: zwischen den Großmächten im Kalten Krieg parodiert. Im Bild Bikel als der sowje- https://www.youtube.com/results?search_query=Theodore+Bikel tische U-Bootkommandant und Alan Arkin als sein erster Offizier.

it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern auch an die in der Heimat vielfach Unbe- kannten oder Vergessenen und den darüber- hinaus immensen Kulturleistungen österrei- chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- kinematographie ge- widmet: „Alles, was an etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Autor. Rudolf Ulrich und

Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Jacqueline Godany der Verlag Filmar- Theodore Bikel (l.) und Merima Kljuco (r.) bekommen Unterstützung vom Ober- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte rabbiner der Isralitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien Paul Chaim Eisenberg (Mitte) bei ihrem Konzert im Wiener Parlament am 7. November 2013 anläßlich Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, im des Gedenkens an »75 Jahre November Pogrom« „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- „Theo“, 2002 eine von der University of Im Bewußtsein der einstigen Vertreibung lywood“ kennenzulernen. Wisconsin ergänzte Ausgabe. Seit dem 29. folgte Bikel 1993 einer Einladung nach Wien April 2005 strahlt sein Stern auf dem „Walk zum Symposium „Aufbruch ins Ungewisse“, Rudolf Ulrich of Fame“ vor dem Hause 6233 Hollywood im Rahmen des Festivals „Jüdische Kultur in „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, Boulevard. Bikel, Vater von zwei Söhnen, Wien“ und einer dreitägigen Personale ga- zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- lebt, „engaged with life“, mit seiner vierten stierte der geniale Interpret im Novemer 1996 terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; Ehefrau Aimee Ginsburg in Los Angeles. im Odeon zusammen mit seinem Pianisten http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 132 ÖJ-Reisetip Tourenradfahren durchs SalzburgerLand Lieber in die Berge oder ans Meer? Wer sich nicht entscheiden kann, der erlebt hier vielleicht seinen schönsten Sommer überhaupt: Auf dem »Alpe Adria Radweg«. © SalzburgerLand Tourismus / Markus Greber Der Alpe Adria Radweg beginnt in der Stadt Salzburg auf 425 Metern Seehöhe und endet nach 410 km in Julisch-Venetien.

Radkilometer führen Radler von Süd-Überquerung von Salzburg nach Ju- Land der Pizza und Pasta angekommen, ra- 410der Mozartstadt Salzburg ins ita- lisch-Venetien, bewegt man sich auf den delt man – teilweise auf aufgelassenen lienische Grado. Oder wie wäre es, entlang Spuren jener Menschen die denselben Weg Bahnstrecken – über Tarvis, Gemona, Udine der Salzach durch die grünen Wiesen und viele Jahrhunderte lang wanderten um Han- und Aquileia bis nach Grado ans Adriatische Wälder des SalzburgerLandes zu fahren? del zu betreiben. Der Alpe Adria Radweg be- Meer. Beeindruckende Sehenswürdigkeiten Das geht auf dem mit vier Sternen ausge- lebt diese uralte Tradition neu. Bereits beste- und malerische Landschaften machen diese zeichneten Tauernradweg. Auch ein Radweg hende Radrouten wurden miteinander ver- Rad-Reise zum Genußerlebnis. mit kulinarischem Verwöhnungsprogramm bunden, neue Abschnitte wurden errichtet: Das findet auch die Jury der Initiative ist im gastfreundlichen Tennengau gesichert. Im SalzburgerLand wurde beispielsweise ein „Radroute des Jahres“, die den Alpe Adria Kurzum: Wer Radfahren mag – sei es zum Teilstück bei Werfen gebaut, im Gasteinertal Radweg als Radroute des Jahres auszeichne- Touren, sei es aus purem Genuß – der wird wurde ein eigener 130 Meter langer Tunnel ten. Diese verdiente Ehre wurde ihm auf der das SalzburgerLand lieben! nur für RadfahrerInnen errichtet. Messe „Fiets en Wandelbeurs“ in Amster- Der Alpe Adria Radweg beginnt in der dam zuteil – jedes Jahr wird die Auszeich- Auf dem Alpe Adria Radweg Stadt Salzburg auf 425 Metern Seehöhe und nung dort an international erfolgreiche Orga- dem Meer entgegen führt über das Salzachtal und das Gasteiner- nisatoren eines grenzüberschreitenden Rad- Die Alpen sind seit Jahrhunderten ein von tal nach Böckstein. Die Strecke nach Mallnitz weges vergeben. den Menschen bewundertes Naturschau- bewältigt man mit einer 11minütigen Zug- Der Alpe Adria Radweg setzte sich dabei spiel. Bilder, Gedichte, ganze Bücher, sie fahrt. Von hier führt der Weg weiter nach Spit- gegen die Tour de Manche von Frankreich alle drehen sich um die fantastischen Riesen. tal an der Drau, Villach und Arnoldstein – bis nach England durch. Radelt man die 410 Kilometer lange Nord- an die österreichisch-italienische Grenze. Im http://www.alpe-adria-radweg.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 143 / 28. 05. 2015 133 ÖJ-Reisetip

Immer am Fluß entlang: Den Tauernradweg kann man übrigens wurde und einen Großteil seiner Werke kom- Die Tauernradwegrunde auch anders befahren: Eine Variante führt auf ponierte. Weiter führt der Radweg entlang der Unter den Salzburgern wird die Tauern- 310 Kilometern von Krimml über Salzburg alten Trasse der Ischlerbahn in das Mozart- radwegrunde, die insgesamt 270 Kilometer bis nach Passau. dorf St. Gilgen und durch das Salzburger mißt entlang von Salzach und Saalach führt, Kaum einer meistert den Tauernradweg Seenland. Über Laufen begeben sich die längst als Lieblings-Radweg gehandelt. Kein an einem Tag. Neben zahlreichen Sehens- RadlerInnen auf den bayerischen Abschnitt Wunder: 95 Prozent der idyllischen Strecke würdigkeiten und Naturdenkmälern liegen des Mozart-Radweges. „Mozart-Punkte“ – verlaufen auf reinen Radwegen und ver- daher auch 50 radfreundliche Unterkünfte an ehemalige Wirkungsstätten Mozarts – befin- kehrsarmen Nebenstraßen. Von Krimml aus der Strecke, die ihr Angebot perfekt auf die den sich auch in Waidring, Lofer und Bad startet man den Rundweg flußabwärts die Bedürfnisse der RadfahrerInnen abgestimmt Reichenhall, von wo aus die Tour wieder an Salzach entlang und kommt dabei von Ka- haben. Sämtliche Betriebe und Highlights den Ausgangspunkt des Mozart-Radwegs prun über Schwarzach, Bischofshofen und entlang des Radwegs finden RadfahrerInnen zurückführt. Golling bis nach Salzburg an allerhand schö- im Tauernradwegfolder im praktischen Rad- http://www.mozartradweg.com nen Orten vorbei. Besonders geheimnisvoll taschenformat, kostenlos bei der Salzburger ist der Streckenabschnitt zwischen Schwarz- Land Tourismus bestellbar. Von Kunst umgeben: der ach und Werfen, auch bekannt unter dem Na- http://www.tauernradweg.com »SkulpturenRadweg SteinbergRunde« men „Sagenhafter Tauernradweg“, auf dem Auf etwa 70 Kilometer umrundet der seit Jahrhunderten überlieferte Sagen auf Mozart-Radweg: Auf den Spuren „SkulpturenRadweg SteinbergRunde“ das großen, kunstvollen Tafeln erzählt werden. des weltbekannten Musikgenies Massiv der Leoganger und Loferer Steinber- Zurück wird flußaufwärts die Saalach ent- Der Mozart-Radweg führt Genuß-Radler ge und stellt dabei ein beispielloses Kunst- lang geradelt, von Salzburg über das bayeri- auf einer Strecke von rund 450 Kilometern projekt dar. Die Radstrecke wird von 24 sche Bad Reichenhall nach Lofer und vom SalzburgerLand bis nach Tirol und Skulpturen gesäumt, die von Kindern und Saalfelden bis nach Zell am See. Nach vielen Bayern – an Orte, an denen das Musikgenie Jugendlichen gemeinsam mit international hinter sich gelassenen Fahrradkilometern ist gelebt und gearbeitet hat. Die Route ist über- anerkannten Künstlern gestaltet wurden und es dann nur allzu legitim, gemütlich in die wiegend flach, teils hügelig, nur zwischen unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein Pinzgauer Lokalbahn zu steigen und die dem Inntal und Salzburg gibt es mehr Stei- „WolkenPelzTier“, „Die Wundermühle“, ein Landschaft auf dem Weg nach Krimml durch gungen und Gefälle. Ausgangspunkt der Tour kolossales Konstrukt namens „Wirbel“: Die das Zugfenster zu betrachten. ist die Stadt Salzburg, wo Mozart geboren Figuren schmiegen sich perfekt in die Land- Foto: SalzburgerLand Tourismus / Markus Greber Den Tauernradweg kann man übrigens auch anders befahren: Eine Variante führt von Krimml über Salzburg nach Passau.

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winnspielen bei jeder Station kann es gar nicht schnell genug gehen, bis endlich der nächste Kräutergarten erreicht ist. Mit über 43 Kilometern führt die Trumer Seen-Kräuter-Tour vom Mattsee aus zum Bauerngartl in Seeham, zum Kreativbauern- hof in Mattsee und zum Trumer-Kräuter- garten in Obertrum. Eine genußreiche Pause legt man am besten auf den Kräuterinseln in Berndorf und Perwang oder dem Wiesen- kräutergarten in Lochen ein. Dabei sind ins- gesamt 527 Höhenmeter zu bewältigen. Auf der „Wallersee-Kräuter-Runde“ läßt sich auch der Schloßgarten bei der Seeburg in Seekirchen, der Kräutergarten im Topf in Neumarkt, der kreative Pavillon der Düfte in Henndorf und der Seelenbräugarten in Kö- stendorf sowie Gmachl’s Kräutergartl in Elixhausen entdecken. Hier „erradelt“ man sich auf 41 Kilometern 491 Höhenmeter.

Foto: SalzburgerLand Tourismus / Franz Pritz http://www.salzburger-seenland.at Dieses Anblick ist eine Augenweide: die Stuhlalm über dem Lammertal im Tennengau, im Hintergrund sieht man die Bischofsmütze (Dachsteingruppe) Genußvoll durch den Tennengau und die Ferienregion Lungau Radeln und schlemmen – klingt das nicht nach der perfekten Kombination? Wie gut sportliche Betätigung und kulinarische Gau- menfreuden zusammenpassen, zeigt die Ge- nußradkarte, in der schmackhafte Touren wie die „Marmorguglhupf-Tour“ oder die feinen „Käse-Touren“ detailliert beschrieben sind. Erhältlich ist die Radkarte für 2 Euro beim Gästeservice Tennengau und allen Touris- musverbänden im Tennengau. http://www.tennengau.com

Der UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau ist ein Eldorado für Genußradfahrer, Moun- tainbiker und Rennradfahrer. Hier radeln Sie durch die höchste Electrodrive E-Bike Re- gion Österreichs mit mehr als 560 Kilome- tern E-Bike-tauglichen Mountainbiketrails Foto: Regionalverband Lungau und unzähligen Radwegen, die jedes Rad- Biosphärenpark Salzburger Lungau: Hier radeln Sie 560 km durch die höchste Electrodrive E-Bike Region Österreichs – versorgt durch 100 Akku-Ladestationen. fahrerInnenherz höher schlagen lassen. Ne- ben 100 Akku-Ladestationen warten 150 schaftsidylle ein. Die Menschen der Region bindet alle 14 Gemeinden des Salzburger Leih-E-Bikes darauf, von Ihnen getestet zu sind stolz auf ihr Werk, den ersten Skulptu- Seenlands – und führt dabei, ganz dem Na- werden. Auf geführten Touren können Sie ren-Radweg Österreichs. men nach, durch die schönsten Kräutergär- sich ganz auf die kompetenten Tourenführer http://www.skulpturenradweg.at ten der Region. In einer Broschüre finden verlassen. Besonders beliebt ist der Murrad- man die einzelnen Abschnitte beschrieben. weg, der über 365 Kilometer entlang der Mur Quer durch die 14 Seenland- Ganz neu dabei sind die Trumer Seen- und vom Lungau bis in die Südsteiermark ver- Gemeinden: Von Kräutergarten die Wallersee-Kräuter-Runde. Genußradler, läuft. Die Radtour beginnt in der National- zu Kräutergarten Familien, Kräuterfreunde und Gartenliebha- park Gemeinde Muhr. Hier kann man mit Wer es liebt, an frischen Kräutern zu ber: Alle kommen hier zusammen um die dem Rad oder dem Tälerbus bis zur bewirt- schnuppern und wer sich in üppig bepflanz- herrlichen Radwege und die gemütlichen schafteten Sticklerhütte fahren und dann ent- ten Gärten am wohlsten fühlt, für den ist Einkehrmöglichkeiten im Salzburger Seen- lang des Almenweges bis zum Mur-Ur- diese Tour genau das Richtige. Die Radtour land auszukosten. Für Kinder gibt es sogar sprung wandern. Die Gehzeit beträgt etwa „Von Kräutergarten zu Kräutergarten” ver- ein besonderes Extra: Mit Rätseln und Ge- eine Stunde. Die Mitterbergrunde ist mit ihren

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30 Kilometern die perfekt Radtour für Fa- tet die Tour einzigartige Ausblicke auf das stehe? Das ist in der Region Hochkönig ab milien mit Kindern. Ein herrlicher Radaus- Hochkönigmassiv. Zehn E-Tankstellen un- sofort vorbei: Als erste und einzige Urlaubs- flug mit einheitlicher Beschilderung verbin- terwegs sorgen dafür, daß der Strom nicht destination weltweit bietet sie in ihrem be- det hier die Orte Tamsweg, St. Andrä, Maria- ausgeht. Und während der Biker noch köstli- liebten Rad- und Bikegebiet Ladestationen pfarr, Mauterndorf und Unternberg in einem chen Kaiserschmarrn serviert bekommt, lädt für alle gängigen E-Bike-Systeme. Diese kön- Rundkurs. Dabei sind lediglich rund 200 Hö- draußen der Akku für die nächste Etappe. nen anbieterübergreifend genutzt werden – henmeter zu bewältigen. Besonderes High- nicht nur im Tal, sondern auch auf den Ber- light für die Kinder sind die Höhepunkte der Weltweit erste E-Bike-Region gen der Region. So wird allen E-Bikern auf Strecke, das Schloß Moosham und das mit- mit anbieterübergreifendem ihrer Tour durchgehender und sorgenfreier telalterliche Burgerlebnis in Mauterndorf. E-Tankstellennetz Genuß gewährleistet. http://www.salzburg-burgen.at Wer mit dem E-Bike unterwegs ist, der http://www.hochkoenig.at http://www.lungau.at kennt die Sorgen rund um den Akku: Was Was das Land Salzburg sonst noch zu wenn die Tankstelle nicht den richtigen An- bieten hat, finden Sie auf Familienerlebnis: Biken bieter hat und ich am Ende ohne Strom da- http://www.salzburgerland.com in Saalbach Hinterglemm Die Mountainbike-Strecke Milka Line am Kohlmais ist für eine Familienradtour wie geschaffen. Mitten in der gewaltigen Berg- welt von Saalbach Hinterglemm ist der 3,2 Kilometer lange Kurs ein actionreiches Abenteuer für angehende Downhiller und Freeride-Neulinge. Durch großzügige Anlie- ger, anfängerfreundliche Holzelemente so- wie eine gemäßigte Streckenführung über einfaches Terrain ist die Milka Line der per- fekte Einstieg für die große Mountainbiker- Karriere. Über 380 Höhenmeter geht es an der Mittelstation vorbei und direkt zur Tal- station der Kohlmaisbahn.Wer mit seinem Bike wieder nach oben will, nimmt die kom- fortable Kohlmaisbahn. http://www.saalbach.com

Neu: slow bike – »Berge Bewegt Genießen« Foto: Saalbach Hinterglemm / Eva-Maria Repolusk eva trifft. Die „3 EuRegio-Gipfel“ Gaisberg, Buch- Saalbach-Hinterglemm: Die Mountainbike-Strecke Milka Line am Kohlmais ist für berg und Högl gelten als Landmarker des eine Familienradtour wie geschaffen. Salzburger Beckens. Alle drei sind beliebte Naherholungs- und Ausflugsziele: Der Gais- berg (1288 Meter Höhe) mit dem Natur- waldreservat, der Buchberg (801 Meter) mit dem Naturpark und der Högl (827 Meter) mit seinen Landschaftsschutzgebieten und Biotopen. Seit 8. Mai 2015 werden die drei dirch eine 160 Kilometer lange „slow bike“- Fahrrad-Rundstrecke verbunden. Für die not- wendige Infrastruktur für E-Biker wird ebenfalls gesorgt. „slow bike“ steht für eine umweltbewußte Form der Mobilität, um mo- dernen Sport im Kontakt mit der Natur zu er- leben. Im Naturpark Buchberg bietet der neue Aussichtsturm einen herrlichen Seen- und Alpenblick. http://www.slow-bike-tour.com ii-Tour – 113 Kilometer und über 5000 Höhenmeter in der Region Hochkönig

Diese Panorama-Tour darf sich kein E- Foto: SalzburgerLand Tourismus / Franz Pritz Biker entgehen lassen: Von Alm zu Alm bie- Kann auch zu Fuß genossen werden: das Gebiet um den Hochkönig.

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