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Vizeadmiral Heinz (Heinrich Georg) Kühnle; 4. Inspekteur der Marine

4. Inspekteur der Marine

Vizeadmiral Heinz (Heinrich Georg) Kühnle (Dienstzeit: Oktober 1971 – März 1975)

Persönliche Daten: Geboren am 16. Januar 1915 in Duisburg Vater: Jakob Kühnle, Schiffsinspektor Mutter: Gertrud Kühnle, geb. Hemscheidt Heirat mit Leni Stiller 3 Kinder Gestorben am 12. Oktober 2001

Militärischer Werdegang bis 1945: Diensteintritt als Ingenieur-Offizier-Anwärter (8. April 1934)

Militärische Grundausbildung (Infanterie) bei der II. Schiffsstammdivision der Ostsee, Stralsund (8. April – 13. Juni 1934)

Marineschule Flensburg-Mürwik (14. Juni – 26. September 1934)

Praktische Bordausbildung auf Kreuzer KARLSRUHE (27. September 1934 – 26. Juni 1935)

Marineschule Flensburg-Mürwik (27. Juni 1935 – 30. März 1936)

Lehrgang an der Marineschule Kiel-Wik (31. März – 2. Juni 1936)

II. Schiffsstammdivision der Ostsee, Stralsund (3. – 30. Juni 1936)

Praktische Bordausbildung auf BRUMMER (1. – 4. Juli 1936)

Praktische Bordausbildung auf BREMSE (6. – 7. Juli 1936)

Marineschule Kiel-Wik (8. Juli – 20. September 1936)

Praktische Bordausbildung auf Panzerschiff DEUTSCHLAND (21. September 1936 – 1. April 1937)

Marineschule Kiel-Wik (2. April – 1. Oktober 1937)

Uboot-Schule (2. Oktober 1937 – 3. Januar 1938) Ubootflottille Weddigen (4. Januar – 6. September 1938)

Uboot-Stammkompanie Wilhelmshaven (7. September 1938 – 5. Januar 1939)

Kommandantur Wilhelmshaven (6. Januar – 8. Juni 1939)

2. Marine-Artillerie-Abteilung (9. Juni – 9. September 1939)

Stab Kraftfahrabteilung Wilhelmshaven (10. September 1939 – 6. Juli 1940)

Batteriechef Marine-Flak-Abteilung 803 (mot) (7. Juli 1940 – 14. Dezember 1941)

4. Marine Kw-Abteilung (15. Dezember 1941 – 19. Juni 1943)

Ausbildungsoffizier auf Landungsschiff SCHLESIEN (20. Juni 1943 – 30. Januar 1944)

Fähnrichs-Offizier und Kompaniechef Marine-Schule Mürwik (31. Januar – 15. März 1945)

Heeres-Nachschub-Truppenschule Hannover - Lehrgang für Kommandeure der Versorgungsregimenter - (16. März – 10. April 1945)

Stabsoffizier 1. K.-Regiment (mot) (11. April – 8. Mai 1945)

Beförderungen:

Kadett (Ing.) 25. September 1934 Obermatrose 1. Oktober 1934 1. Januar 1935 Fähnrich zur See 1. Juli 1935 Oberfähnrich zur See 1. Januar 1937 zur See 1. April 1937 zur See 1. April 1939 Kapitänleutnant 1. September 1941 Korvettenkapitän 11. März 1957 Fregattenkapitän 29. Mai 1958 Kapitän zur See 23. Mai 1962 Flottillenadmiral 11. November 1965 1. Oktober 1969 Vizeadmiral 1. Oktober 1971

Kriegsende 1945 bis Eintritt in die : Nach dem Ende der britischen Kriegsgefangenschaft (in Deutschland vom 8. Mai 1945 – 31. Januar 1946) war Kühnle für die Zeit bis August 1946 als Technischer Kaufmann und Dolmetscher bei der Schiffswerft Alfred Hagelstein, Travemünde, tätig. Daran anschließend übernahm er den Posten eines Schiffbau-Referenten bei der Landesregierung Schleswig-Holstein (August 1946 – 30. September 1947). Kaufmännischer Leiter und Prokurist bei der Stahl- und Tempergießerei Joachim Baumgart, Tönisheide, wurde Heinz Kühnle ab April 1948, und ein Jahr später Gesellschafter bei der Großhandels- und Exportfirma Conrad Müller & Co., Lübeck.

Militärischer Werdegang in der Bundeswehr: Unmittelbar nach seinem Eintritt in die Bundeswehr am 1. November 1956 wurde Heinz Kühnle Gruppenleiter im Schiffsmaschinenkommando, aufgestellt am 1. Juni 1956 in Kiel. In der Zeit von 4. November 1959 – 31. Oktober 1960 war er als Leiter Lehrstab für Stabsoffizierlehrgang an der Marineschule Mürwik tätig. Danach leitete er für vier Jahre bis zum September 1964 die Abteilung Ausbil- dung beim Zentralen Marinekommando. Ab 1. Oktober 1964 wurde Heinz Kühnle als Unterabteilungsleiter der Unterabteilung III (Organisation, ab 1965 Langfris- tige Planung und Organisation) in den Führungsstab der Marine berufen. Die Funktion des Stellvertretenden Inspekteurs der Marine nahm Heinz Kühnle für zwei Jahre ab 1. Oktober 1969 bis zu seiner Ernennung zum Inspekteur der Ma- rine wahr.

Informationen zur Amtszeit von Vizeadmiral Heinz Kühnle, zur Organisation des Führungsstabes der Marine und zur Überlieferung im Bundesarchiv-Militärarchiv: Durch den Erlass des BMVg vom 25. November 1970 (Ausführungsbestimmun- gen zur Anweisung vom 21. März 1970) wurden zwischen dem 1. Dezember 1970 und dem 31. März 1971 alle Führungsstäbe nach einheitlichem, auch in der NATO praktiziertem Muster, gegliedert. Dies bedeutete für den Führungsstab der Marine eine Umgliederung der bisherigen fünf Unterabteilungen in sieben Stabs- abteilungen. Die innere Umgliederung der Stabsabteilungen war im April 1972 abgeschlossen.

Gegen Ende der 1960er Jahre wurde zunehmend deutlich, daß das Durchsetzen von Beschaffungsvorhaben ohne eine klar formulierte und überzeugende Kon- zeption nicht denkbar ist. Die Übernahme der NATO-Strategie der "Flexible Res- ponse" mit der damit verbundenen Verlagerung des Schwerpunktes hin zur kon- ventionellen Vorneverteidigung – bei gleichzeitiger Beibehaltung nuklearer Optio- nen – und die Entwicklung der Sowjetunion zu einer Weltseemacht führten dann zur Konzeption der Marine von 1972. Heinz Kühnle stellte dazu später fest:

„Ein wichtiges Element dieser Konzeption ist deren strahlende Wirkung nach au- ßen. Die Konzeption hat daher grundsätzlichen, richtungsweisenden Charakter, sie ordnet sich in das bestehende Bild der Machtkonstellation ein und wandelt sich mit der Verlagerung von Gesichtspunkten und neueren Erkenntnissen.

Diese Konzeption legt in einer detaillierten Neuformulierung die Aufträge der Ma- rine fest, indem sie auch im Frieden und in Krisenzeiten analytisch die Begrün- dung für Seestreitkräfte überhaupt darlegt. Sie dient für Führungsentscheidun- gen als verbindliche Grundlage. Entwicklungen und Planungen neuer Seekriegs- mittel finden in ihr richtungsweisende und zugleich abgrenzende Zielsetzungen.“

Seit 1965 gliederte sich die Marine in zwei dem BMVg unmittelbar nachgeordnete Höhere Kommandobehörden: Flottenkommando und Marineamt. 1974 entschied sich die Marine dann für ein neues Organisationskonzept: Mit der Aufstellung des Marineunterstützungskommandos am 1. Oktober 1974 unterstanden dem In- spekteur der Marine dann drei unmittelbar nachgeordnete Bereiche:

1. Das Flottenkommando mit dem Befehlshaber der Seestreitkräfte der Nordsee, den schwimmenden und fliegenden Kampfverbänden, der Versorgungsflottille und der Amphibischen Transportgruppe sowie den Verbänden und Einrichtungen der Marineführungsdienste.

2. Das Marineamt mit den Aufgabenbereichen Ausbildung, Rüstung und Marine- sanitätsdienst sowie den unmittelbar nachgeordneten Dienststellen und Einrich- tungen.

3. Das Marineunterstützungskommando mit den Aufgabenbereichen Material, Systembetreuung, Betrieb sowie Transport und Verkehr.

Die historischen Akten der Inspekteure der Marine sind im Bundesarchiv- Militärarchiv im Bestand BM 1 – Führungsstab der Marine – überliefert. Die Akten aus der Amtszeit Heinz Kühnles als Inspekteur der Marine geben naturgemäß über alle Bereiche der Marine Auskunft, stellvertretend seien einige Inhalte ge- nannt: Unterlagen über Außerdienststellungen von Schiffen und Booten, Hava- rien, Rüstungszusammenarbeit mit anderen Marinen und Beschaffungsvorhaben, Personalplanung, Militärische Führung und Ausbildung, Entwicklung, Fertigung, Abnahme und Instandhaltung der Marinetechnik. Weiterhin sind Politische Ange- legenheiten, Öffentlichkeitsarbeit sowie Organisation und Dienstbetrieb des Füh- rungsstabes der Marine überliefert.

© Bundesarchiv, BM 1 / 3828