150 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein Festgabe Zum Jubiläum Am 22
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VOM PREUSSISCHEN ERLASS ZUM KOMMUNALPOLITISCHEN ZUKUNFTSPROJEKT 150 JAHRE KREISE IN SCHLESWIG-HOLSTEIN FESTGABE ZUM JUBILÄUM AM 22. SEPTEMBER 2017 IM AUFTRAG DES SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDKREISTAGES HERAUSGEGEBEN VON OLIVER AUGE Dieses Buch wurde gedruckt mit freundlicher Unterstützung von Titelbild: Kartenentwurf von Stefan Magnussen, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein an der CAU zu Kiel. Modifiziert durch Stamp Media GmbH. Rückseite: „125 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein“, Wachholtz Verlag, Seite 262 IMPRESSUM ISBN: 978-3-88312-398-1 Herausgeber: Oliver Auge im Auftrag des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages 2017 Gestaltung und Satz: Stamp Media GmbH · Agentur für Kommunikation & Design Medienhaus Kiel · Ringstraße 19 · 24114 Kiel www.stamp-media.de Druck und Verarbeitung: Schmidt & Klaunig · Druckerei & Verlag seit 1869 Medienhaus Kiel · Ringstraße 19 · 24114 Kiel www.schmidt-klaunig.de Alle Rechte vorbehalten. Schleswig-Holsteinischer Landkreistag, 2017. Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Der Nachdruck oder die Übersetzung des Werkes als Ganzes oder seiner Teile sowie die Verarbeitung in elektronischen Daten- verarbeitungs- und Kommunikationswerken, seine Vervielfältigung oder Verarbeitung durch jedwedes Verfahren sind ohne Genehmigung des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages nicht gestattet. DER KREIS SEGEBERG von Frederic Zangel Der Kreis Segeberg liegt als Binnenkreis im Süden Schleswig-Holsteins im Dreieck zwischen den Städten Hamburg, Lübeck und Neumünster. Diese verkehrsgünstige Lage auf der Landbrücke zwischen Nord und Süd ist für den Kreis, der im Hamburger Umland urban, im Norden und Osten hingegen ländlich geprägt ist, von großer Bedeutung. Das 1948 auf Beschluss des Kreistages eingeführte Kreiswappen greift zu- rück auf die Vorgeschichte des Kreisgebietes: Das aus vier roten Ziegeltürmen gebildete Kreuz verweist auf die Vicelinkirchen und den im 12.Jahrhundert im späteren Kreisgebiet tätigen Missionar; die vier Seerosenblätter sind dem Abbildung 1: Das Wappen des Wappen der adligen Familie von Segeberg entnommen. Das rote Wappen- Kreises Segeberg verweist auf die Vorgeschichte des Kreisgebiets. schild mit silbernem Nesselblatt ist ein Fingerzeig auf die mittelalterlichen Grafen von Holstein aus der Schauenburger-Dynastie. Seit der Mitte der 1990er Jahre wird im allgemeinen Schriftverkehr ein am Wappen orientiertes Logo genutzt, das Wappen selbst ist repräsentativen Anlässen vorbehalten. Verwaltungssitz: Bad Segeberg Jahr 2014 1.344,4 Fläche (km2): 1867 1.157,2 2015 267.503 1990 221.160 1970 164.627 1965 105.363 1958 91.567 Einwohnerzahl: 1948 116.000 1939 53.671 1910 44.000 1900 39.724 1867 42.658 2016 199 Bevölkerungsdichte (Einwohner/km2): 1965 81 Gliederung: 2014 1970 1965 Städte: 5 4 2 Amtsfreie Gemeinden: 2 5 6 Ämter: 8 10 15 Amtsangehörige Gemeinden: 88 94 96 Abbildung 2: Der Kreis Segeberg auf einen Blick. 322 150 JAHRE KREISE IN SCHLESWIG-HOLSTEIN FREDERIC ZANGEL POLITIK UND VERWALTUNG Der Kreis wurde 1867 aus dem Amt Segeberg, Teilen der Ämter Trittau, Tremsbüttel und Traventhal sowie der Herrschaft Breitenburg, des Klos- ters Itzehoe und fünfzehn im Osten des heutigen Kreisgebietes gelegenen Gutsbezirken gebildet. 1878 wurde die Gemeinde Quarnstedt an den Kreis Steinburg abgegeben. Eine innere Umstrukturierung erfolgte 1928, als die Güter – ausgenommen den Forstgutsbezirk Buchholz (landläufig Segeber- ger Forst genannt) – entweder zu selbstständigen Gemeinden oder an solche angegliedert wurden. Teile des Kreises Bordesholm (Boostedt, Großenaspe, Groß-Kummerfeld, Wittorf und Gadeland mit Wittorferfeld) wurden nach dessen Auflösung 1932 dem Segeberger Kreisgebiet zugeschlagen. Ein Teil der Gemeinde Gadeland sowie Wittorf wurden 1938 in die Stadt Neumüns- ter eingemeindet, 1970 folgte der bisher beim Kreis verbliebene Rest von Gadeland. Bereits 1951 wurde aus Teilen der Kreise Pinneberg und Segeberg die Gemeinde Heidmoor gegründet und zum Kreis Segeberg gelegt. 1970 kam die Stadt Norderstedt zum Kreis, die aus den Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe im Kreis Pinneberg sowie Harksheide und Glashütte im Kreis Stormarn neu entstand. Dieser Gebietszuwachs ist wesentlich für die weitere Entwicklung des Kreises, der seitdem unmittelbar an die Stadt Hamburg und den dortigen Flughafen grenzt. Der Wandel der Kreisgrenzen ging einher mit Veränderungen der Bevölkerungszah- len, die zudem durch Zu- und Abwande- rung bedingt waren. Für den Zuwachs von etwa 50.000 Einwohnern im Jahr 1939 auf aktuell über 260.000 ist der Zuzug von größerer Bedeutung als die Geburtenrate. Hier ist die Nachbarschaft zu Hamburg relevant, ist die Zunahme doch im unmit- telbaren Umfeld der Hansestadt besonders hoch, während im Ostteil des Kreises in einigen Gemeinden ein Rückgang der Be- völkerungszahl zu konstatieren ist. Diese Trends dürften anhalten, weshalb zwar im Ganzen bis 2030 eine konstante Bevölke- rungszahl prognostiziert ist, die Entwick- Abbildung 3: Die Frage der Kreiszugehörigkeit Norderstedts sorgte für lung im Kleinen aber zwischen deutlichen Konflikte zwischen den betroffenen Kreisen. Durch die Entscheidung des damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Helmut Lemke, Bevölkerungszuwächsen einerseits und in der Karikatur dargestellt als König Salomo, fiel die neu gegründete Bevölkerungsrückgängen von bis zu 15 Stadt dem Kreis Segeberg zu. 323 150 JAHRE KREISE IN SCHLESWIG-HOLSTEIN DER KREIS SEGEBERG Abbildung 4: Bedienstete vor dem Kreishaus von 1890 auf einer etwa 1913 entstandenen Fotomontage: Die Bediensteten des gehobenen und des mittleren Dienstes sowie die Lehrlinge wurden getrennt voneinander fotografiert und anschließend in das Bild eingefügt. Prozent andererseits changiert. Zudem ist eine Verschiebung der Alters- struktur zu erwarten, wobei der Anteil der über 65-Jährigen deutlich zu-, der der unter 18-Jährigen dagegen abnehmen wird. Wie die Zahl der Einwohner stieg die Zahl der beim Kreis Beschäftigten – waren dies 1967 noch 433, so waren es 1991 bereits 452; aktuell sind es über 700. Das alte Amtshaus in der Hamburger Straße 25 in Bad Segeberg wurde zu klein, weshalb Ende der 1880er Jahre das Gebäude Hamburger Straße 30 gekauft wurde. Das Kreistagssitzungsgebäude wurde 1915 fertiggestellt, das Haus A 1957, das Haus B – also das Hochhaus – 1973. Im Haus C, dem ehemaligen Hausmeisterhaus, be- findet sich seit 2016 das öffentliche Archiv. Darüber hinaus gibt es weitere Ge- bäude wie etwa die KFZ-Zulassungsstellen oder die Jugendamtsaußenstellen. An der Spitze der Kreisverwaltung steht der Landrat, dessen Arbeitsbereiche sich ebenso wandelten wie der Weg zu diesem Amt. Der erste Segeberger Landrat Cay Lorenz von Brockdorff führte zunächst den alten Titel eines Amt- mannes. Otto zu Rantzau wechselte nach dem Preußenschlag 1932 als Poli- zeipräsident nach Kiel. Ebenso wie Rantzau sind der nur kurzzeitig kommis- sarisch amtierende Eggert Reeder, Waldemar von Mohl sowie Walter Alnor aufgrund ihrer Verstrickungen in der Zeit des Nationalsozialismus umstritten, 324 150 JAHRE KREISE IN SCHLESWIG-HOLSTEIN FREDERIC ZANGEL Abbildung 5: Die Neubauten der Kreisverwaltung konnten 1958/59 bezogen werden. Landräte/-in des Kreises Segeberg 1868–1870 Cay Lorenz von Brockdorff (seit 1866 bereits Amtmann) 1870–1877 Ernst Freiherr von Gayl 1877–1891 Peter Friedrich von Willemoes-Suhm 1892–1901 Karl Graf von Platen-Hallermund 1901 Hans von Boddien (kommissarisch) 1901–1928 Dr. Gustav Ludwig L. Otto Ilsemann 1928–1932 Otto zu Rantzau 1932 Eggert Reeder (kommissarisch) 1932–1945 Dr. Waldemar von Mohl 1945–1946 Christian Laurup Jensen 1946–1950 Dr. Dr. Paul Pagel (ehrenamtlich) 1950–1959 Dr. Walter Alnor 1959–1966 Joachim Dorenburg 1966–1990 Anton Graf Schwerin von Krosigk 1990–2008 Georg Gorrissen 2008 Claus-Peter Dieck (kommissarisch) 2008–2014 Jutta Hartwieg seit 2014 Jan Peter Schröder Kreispräsidenten des Kreises Segeberg 1950 Dr. Dr. Paul Pagel 1950–1957 Willy Rickers 1957-1959 Fritz von Postel 1959-1974 Gerd Hastedt 1974-1982 Werner Seismann 1982-1990 Günter Heinz Baum seit 1990 Winfried Zylka Abbildung 6: Die Landräte/-in und Kreispräsidenten des Kreises Segeberg sind eine Kons- tante der Kreisgeschichte. 325 150 JAHRE KREISE IN SCHLESWIG-HOLSTEIN DER KREIS SEGEBERG zumal nach von Mohl eine Bad Segeberger Straße benannt ist; für Diskussio- nen über die Kreispolitik hinaus sorgten die Bilder der Ahnengalerie. Christian Laurup Jensen war kurzzeitig durch die britischen Besatzungsbehörden ein- gesetzt. Der ehrenamtlich amtierende Paul Pagel wurde später schleswig-hol- steinischer Kultus- und Innenminister. Bei Gustav Ludwig L. Otto Ilsemann, Anton Graf Schwerin von Krosigk und Georg Gorrissen ist die lange Dauer der Amtszeiten augenfällig. Jutta Hartwieg wurde 2008 per Direktwahl zur ersten Landrätin Schleswig-Holsteins gewählt. Die äußerst knapp entschie- dene Wahl (die von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) un- terstützte Hartwieg erlangte 48.656, der von der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) unterstützte Thomas Stritzl 48.539 Stimmen) war begleitet von Verdachtsvorwürfen hinsichtlich von Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung. Auf Empfehlung des Innenministeriums und durch Entscheidung des Kreiswahlausschusses fand letztlich keine Neuaus- zählung statt. Seit 2014 ist Jan Peter Schröder Landrat, der die Wahl durch den Kreistag gegen seine Vorgängerin für sich entschied. Die Wahl des Landrates oder der Landrätin ist nach zwischenzeitlicher Di- rektwahl wieder eine der wichtigsten Aufgaben des