Verkehrsplanung Raumentwicklung Gemeinden des Beratung Analysen s Konzepte mr Bezirks Güssing
Bussystem Südburgenland Buskonzept Bezirk Güssing
Bericht Zürich, 15. Dezember 2003
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
Buskonzept Bezirk Güssing Schlussbericht 15. Dezember 2003
Auftraggeber Gemeinden des Bezirks Güssing Gemeindeamt Tobaj Bgm. Manfred Kertelics Haus Nr. 107 A – 7540 Tobaj
Bearbeitung Müller, Romann & Schuppisser Hannes Müller Tel +41 (0)1 291 34 54 Zypressenstrasse 76 Fax +41 (0)1 291 33 05 CH-8004 Zürich [email protected]
Der Bericht kann auf der Homepage des Pinkatal/Stremtal-Busses eingesehen und von dort her- untergeladen werden: www.busoffice.at
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
Inhalt
1. Ausgangslage...... 2 2. Ziele ...... 4 3. Die Struktur des Bedienungsgebietes...... 5 4. Die Struktur des Angebotes...... 7 5. Konkretisierung des Angebots...... 9 5.1. Grundgerüst...... 9 5.2. Teilregion Strem / Pinkatal...... 10 5.3. Teilregion Kukmirn...... 11 5.4. Teilregion Burgauberg / Neudauberg / Stinatz ...... 12 5.5. Teilregion Olbendorf / Neuberg ...... 13 6. Fahrplansystem ...... 14 7. Nachfrage...... 16 8. Die einzelnen Linien ...... 19 9. Realisierung...... 22
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich 1
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
1. Ausgangslage
Die ÖPNV-Bedienung des Bezirks Güssing beschränkt sich heute im Wesentlichen auf zwei Schwerpunkte: • die Linie G1, die Güssing mit Oberwart verbindet und die Verbindungen nach Wien garantiert und die abwechselnd verschiedene Achsen zwischen Oberwart und Güssing bedient, • verschiedene Linien mit unregelmässigem und wenig dichtem Angebot, die vorwiegend dem Schülerverkehr dienen. Eine Ausnahme stellt die Linie Güssing-Bildein dar. Die seit zwei Jahren im Betrieb stehende Linie bietet im Strem- und im Pinkatal einen lückenlosen Stundentakt und beweist, dass sich bei einem attraktiven Angebot die entsprechende Nachfrage auch tatsächlich einstellt. Von einer flächendeckenden, systematischen ÖPNV-Bedienung kann im Südburgenland keine Rede sein. Damit verliert das Südburgenland an Attraktivität sowohl als Wohnort wie auch als Zielgebiet des Tourismusverkehrs: • Die Nahversorgung für den täglichen und wöchentlichen Bedarf verschwindet immer mehr zugunsten von autoorientierten Einkaufsschwerpunkten. Für Einwohnerinnen und Einwohner, die immer oder zeitweise über kein Auto verfügen, werden die täglichen und wöchentlichen Besorgungen zunehmend zum Problem. • Jugendliche, die ausserhalb der Schulzeiten mobil sein möchten, sind darauf angewiesen, dass sie von ihren Eltern oder sonstigen Bekannten gefahren werden und verlieren damit an Selbständigkeit. • Ältere nicht mehr berufstätige Personen, die über keinen Führerschein verfügen, sind über den zu Fuss erreichbaren Radius hinaus kaum mehr mobil. • Pendler, die nicht genau dann zur Arbeit fahren, wenn auch die Schulen in den regionalen Zentren beginnen, sind auf das Auto angewiesen. • Das grosse Potenzial von Leuten, die in Wien in autofreien Haushalten leben (in Wien besit- zen schätzungsweise mindestens 50% aller Haushalte kein Auto) kann für den Tourismus im Südburgenland kaum aktiviert werden, da die Bewegungsfreiheit ohne Auto im Südburgenland stark eingeschränkt ist. Abbildung 1 zeigt, wie in den Bezirken Jennersdorf, Güssing, Oberwart und Oberpullendorf seit der Jahrhundertwende ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen ist, der in den letzten dreissig Jahren einzig im Bezirk Oberwart gebrochen werden konnte. Wenn auch dieser Rückgang nicht allein auf die fehlende ÖPNV-Erschliessung zurückzuführen ist, so muss sie doch zumindest seit dem Einsetzen des privaten Motorisierungsschubes in den fünfziger Jahren als massgeblicher Faktor betrachtet werden.
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich 2
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
70'000
60'000
50'000 Eisenstadt (Stadt) Rust (Stadt) Eisenstadt-Umgebung 40'000 Güssing Jennersdorf Mattersburg 30'000 Neusiedl am See Oberpullendorf Oberw art 20'000
10'000
0 1869 1880 1890 1900 1910 1923 1934 1939 1951 1961 1971 1981 1991 2001
Abbildung 1: Einwohnerentwicklung in den Bezirken des Burgenlandes (Quelle: Volkszählung 2001, Statistik Austria, Wien, 2002)
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich 3
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
2. Ziele
Hauptzielsetzung ist eine weitgehend flächendeckende Grundver- sorgung für die gesamte Bevölkerung. Im Bezirk Güssing soll ein Buskonzept entwickelt werden, das den heuti- gen Anforderungen an eine attraktive ÖPNV-Bedienung gerecht wird und erst in zweiter Linie dem Schülerverkehr dient.
Zu erreichen ist dies, wenn die folgenden Grundsätze berücksichtigt werden: • Es ist ein über den ganzen Bezirk kohärentes Liniensystem zu entwickeln, in welchem die Erreichbarkeit der regionalen Zentren Güssing und Oberwart aus allen Gemeinden gegeben ist. • Ab den Hauptachsen zwischen Oberwart und Güssing sollen häufige und attraktive Verbin- dungen von und nach Wien angeboten werden. Die Gemeinden abseits der Hauptachsen sind bestmöglich mit schlanken Anschlüssen an diese Verbindungen anzuschliessen. • Damit das System begreifbar und benützerfreundlich ist, braucht es eindeutige Linienführun- gen, was insbesondere heisst: – keine alternativen Linienführungen und – keine Schleifenfahrten und Rundkurse – möglichst direkte Linienführungen, keine Mäanderfahrten und – es soll von jeder Gemeinde eine umsteigefreie und möglichst direkte Verbindung ins nächste grössere Zentrum geben (Güssing, Stegersbach, Oberwart, Grosspetersdorf, Fürstenfeld) • Es ist ein konsequentes Takt-System anzubieten, das grundsätzlich auf dem Stundentakt aufbaut. Wo die Kapazitäten dies erfordern ist auf den Halbstundentakt zu verdichten. Auf Li- nien mit sehr dünner Nachfrage kann der Zweistundentakt angeboten werden. Der Takt ist zumindest von Montag bis Freitag lückenlos durchzuziehen. Vom Takt abweichende Bedürf- nisse des Schülerverkehrs sind mit zusätzlichen Kursen zu befriedigen. Auf andere Taktzei- ten, wir z.B. auf den 40-min-Takt, der sich nicht jede Stunde wiederholt, ist zu verzichten. • Das System ist hierarchisch aufzubauen (Hauptlinien, Nebenlinien). Zwischen den verschie- denen Hierarchieebenen sind möglichst optimale Anschlüsse zu garantieren. Das System ist nach den Grundsätzen eines symmetrischen Taktfahrplans aufzubauen, d.h. jeder Anschluss hat immer in beiden Fahrrichtungen (hin und zurück) dieselbe Qualität. • Das System ist kostenbewusst auszulegen. Die Fahrzeugumläufe sind unter bestmöglicher Berücksichtigung der erwähnten Ziele zu optimieren. Die wichtige Bedeutung von Oberwart als regionales Zentrum lässt nicht zu, dass das Buskon- zept einzig auf den Bezirk Güssing beschränkt wird. Die Gemeinden zwischen dem Bezirk Güs- sing und Oberwart sind in die Konzeptplanung einzubeziehen.
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich 4
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
3. Die Struktur des Bedienungsgebietes
Das Südburgenland und insbesondere der Bezirk Güssing sind geprägt von einer ländlichen dispersen Siedlungsstruktur, die den Anforderungen einer guten ÖPNV-Erschliessung nicht un- bedingt entgegenkommt. Es gibt nur weniger grössere Siedlungskerne mit mehr als 1'000 Ein- wohnerinnen und Einwohnern. Die meisten Siedlungen weisen Einwohnerzahlen zwischen 100 und 500 auf. Es existiert ein sehr gut vernetztes Strassensystem (Abbildung 2), dass für die Festlegung der Linienführungen einigen Spielraum offen lässt. Da aber der ÖPNV möglichst alle Siedlungen erschliessen sollte, ist auf vielen Nachfragerelationen für den motorisierten Individualverkehr letztlich eine direktere Verbindung vorhanden, als diejenige, die von einer Buslinie angeboten werden kann. Der ÖPNV wird deshalb in der Konkurrenz zum Individualverkehr einen schweren Stand haben.
Abbildung 2: Das Strassensystem im Bezirk Güssing (mit Gemeindegrenzen)
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich 5
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
Markt Allhau Oberwart
Kemeten Unterwart Rotenturm Grosspetersdorf Wol fau Wei ger sdorf Oberdorf Jabing Wörterberg Litzelsdorf Neu ha us Klei np etersdo rf Hannersdorf Burg Wop pen dorf Sti natz Roh rba ch Wör th Gro ssba chsel te n Kleinzicken Kl ein bach selten Kotezicken Hackerberg Ollersdorf Mischendorf Badersdorf Olbendorf Eisenberg Neudau Deutsch Güttenbach Kohfidisch Neuberg Schützen Neudauberg Stegersbach Kirchfidisch
Hö ll Harmisch Burgau Burgauberg Ober- Rauchwart St. Kathrein Bildein Edlitz Bock sdorf Unter- Punitz Schal len dorf St. Michael Kroatisch Winten Gamischdorf Ehren sdorf Heugraben Rohr Deutsch Kulm Ei senh üttl Tschantschendorf Eberau Tude rsdorf Deutsch Tobaj Ehren sdorf Kroa ti sch Tschan tsch end orf Dt. Kaltenbrunn Ga as R ehg rab en N eusi edl Hasendorf Sul z Güssing Li mbach Urbersdorf Ste infurt Kukmirn G erers dor f Moschendorf Steingraben Strem Sumetendorf Gl asin g Rudersdorf Fürstenfeld Kleinmürbisch Heiligenbrunn Neustift Dobersdorf D eutsch Inzenhof Bieling Grossmürbisch Hag ensd orf Luising Reinersdorf Eltendorf Tschanigraben Poppendorf Heiligenkreuz
Abbildung 3: Verteilung der Siedlungen (die Fläche der Kreise entspricht den Einwohnerzahlen)
Die regionale Struktur ist geprägt durch die beiden Regionalzentren Oberwart und Güssing. Zwi- schen diesen gibt es zwei annähernd gleichwertige Hauptachsen, eine über Stegersbach und eine über Kohfidisch. Die beiden Achsen vereinigen sich in St. Michael. Abseits dieser Achsen gibt es mehrere Teilregionen, die auf unterschiedliche Weise den regionalen Zentren zugeordnet werden können. Der südliche Teil des Bezirks ist grösstenteils auf Güssing ausgerichtet. Im Mit- telteil (gekennzeichnet etwa durch eine Linie Rohr-Heugraben-St.Michael-Bildein) ist eine zwei- seitige Ausrichtung erkennbar, wobei hier insbesondere auch Stegersbach mit einer gewissen regionalen Zentrumsfunktion von Bedeutung ist. Im Südwesten kommt eine Ausrichtung über die Landesgrenze hinaus nach Fürstenfeld dazu. Dies betrifft vor allem die Gemeinde Kukmirn, die gar dreiseitig ausgerichtet ist (Güssing, Stegersbach und Rudersdorf-Fürstenfeld). Die Gemein- den nördlich von Stegersbach sind ebenfalls zweiseitig ausgerichtet, einerseits bezirkintern nach Stegersbach und andererseits nach Oberwart. Oberwart hat zudem für den gesamten Bezirk eine Bedeutung als Oberzentrum. Dass in dieser vielschichtigen Situation die Etablierung eines wirtschaftlich vertretbaren aber dennoch attraktiven ÖPNV-Systems nicht ganz einfach ist, kann man sich leicht vorstellen. Eine Prioritätensetzung ist unabdingbar.
Müller, Romann & Schuppisser, Zürich 6
Gemeinden des Bezirks Güssing Buskonzept Bezirk Güssing
4. Die Struktur des Angebotes
Es gilt, in diesem vernetzten Gebilde, eine angemessene Struktur für den ÖPNV zu finden. Dabei ist auf die gegebenen regionalen Strukturen Rücksicht zu nehmen. Hinzu kommt die übergeord- nete Verbindung nach und von Wien. Es können vier verschiedene strukturelle Ebenen unterschieden werden. 1. Die Verbindungen mit Wien 2. Die Verbindungen zwischen den regionalen Hauptzentren auf den Hauptachsen 3. Die Anbindung der Teilregionen an die Hauptachsen 4. Die Erschliessung der Ortsteile der einzelnen Gemeinden Das Rückgrat bildet dabei die Ebene 2, die die grossen regionalen Ströme aufnimmt. Die Linien dieser Ebene tragen die Hauptlast. Dementsprechend muss das System ab der Ebene 2 von oben nach unten aufgebaut werden. Die Prioritäten sind in Übereinstimmung mit der Nachfrage- stärke zu setzen. Es wäre verfehlt, wenn jede Gemeinde ihre ortsinterne Erschliessung optimiert und jede noch so kleine Siedlung mit einem dünnen Takt bedient, aber kein übergeordnetes An- gebot zur Verfügung steht, das die Nachfrage in die regionalen Zentren weiterführen kann. Es kann nicht die primäre Aufgabe des öffentlichen Verkehrs sein, jeden kleinsten Weiler zu bedie- nen.
Wien
Stundentakt
Oberwart