©: Michael Schölß Neuburg an der Donau • Kongregrationssaal Giovanni Simone Mayr Sonntag, 21. August 2016 • 10:00 Uhr TUSNELDA IN GEFAHR Oper für Kinder Sonntag, 28. August 2016 • 19:30 Uhr I CHERUSCI Dramma per musica (Konzertante Aufführung) www.simon-mayr-chor.de Inhalt

Die Besetzung...... 5 Markus Schäfer, Der Opernführer: I Cherusci – Das Drama ...... 6 Iris Winkler, Übersicht der Szenen...... 7 Iris Winkler, Simon Mayrs Zeitoper I CHERUSCI ...... 8 Libretto, ins Deutsche übertragen von Loretta Trinei...... 11 Interpreten...... 57

Der Simon-Mayr-Chor übernimmt seit einigen Jahren selbst Verantwortung als Veran- stalter von kirchenmusikalischen Aufführungen und Opernabenden. Dies wird möglich durch das ehrenamtliche Engagement der Vorstandschaft und durch die großzügige fi- nanzielle Förderung unserer Schirmherrin Margarete de Bassus. Seit Jahrzehnten un- terstützt Margarete Baronin de Bassus im Sinne ihres Hauses die Renaissance von Johann . Der Simon-Mayr-Chor und Concerto de Bassus sagen dafür ein herzliches Dankeschön.

Das diesjährige Opernprojekt I CHERUSCI wird präsentiert vom Simon-Mayr-Chor e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Neuburg. Zahlreiche weitere Sponsoren, wie der Bezirk Oberbayern, die Initiative Regionalmana- gement Region Ingolstadt e.V. oder der Naturpark Altmu�hltal helfen, alljährlich an- spruchsvolle Projekte zu realisieren. Mit dem Verein der Freunde der Musik am Münster e.V. und seit diesem Jahr auch mit dem Freundeskreis für Musik von Simon Mayr, Alt- mannstein, arbeitet der Simon-Mayr-Chor als Kooperationspartner zusammen.

Voraussetzung für Aufführung der Musik Mayrs und seiner Zeitgenossen ist in der Regel zunächst die sorgfältige und wissenschaftlich aufwändige Übertragung der hand- schriftlichen Partitur in einen Computer-Notensatz. Der Simon-Mayr-Chor dankt des-

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halb allen Experten, die fast zwei Jahre lang an der Rekonstruktion der Oper I CHERUSCI intensiv mitgearbeitet und die Aufführung ermöglicht haben. Auf der neuen Website des Simon-Mayr-Chores erscheinen in der Rubrik „Noten“ künftig sämtliche Materialien, die für unsere Konzerte hergestellt werden. Diese Materialien sollen als Grundlage für Interessenten und für weitere Aufführungen dienen.

Wir danken besonders Reinhard Dorn, Ernst Heckl, Monika Geiger, Manfred Hößl, Ka- thrin Jacobs, Bernhard Kugler, Josef Mirlach, Juliane und Manfred Bauer, Marion Englhart, Josef Geyer, Markus Schäfer, Barbara und Michael Schölß, Loretta Trinei.

Gerne informieren wir Sie über unsere Konzerte und Veranstaltungen. Wir freuen uns, wenn Sie unseren Newsletter abonnieren. Senden Sie bitte eine E-Mail mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse an: [email protected]

Impressum Gisela Schwarzbeck, Vorsitzende des Simon-Mayr-Chores & Ensemble e.V. Dr. Franz Hauk, künstlerischer Leiter [email protected] Michaela Mirlach-Geyer, Organisation Kontakt: [email protected] Redaktion: Dr. Franz Hauk, Michaela Mirlach-Geyer, Ernst Heckl, Dr. Iris Winkler

Veranstaltungshinweise: Bitte schalten Sie Ihre Mobiltelefone während der Veranstaltung aus. Jegliche Art von Bild-, Ton- oder Filmaufnahmen der Veranstaltung sind untersagt. Das Konzert wird für eine CD-Produktion mitgeschnitten. Für eventuell auftretende Sichtbehinderungen bitten wir Sie um Ihr Verständnis.

Jeder Besucher erklärt sich mit dem Besuch des Konzertes für eventuell entstehende Bildaufnah- men seiner Kinder oder seiner Person während des Konzertes einverstanden. Eine mögliche Ver- wendung des Materials von Seiten des Simon-Mayr-Chores & Ensemble e.V. ist ohne Anspruch auf Vergütung möglich.

Unter der Schirmherrschaft von Margarete Baronin de Bassus

STIFTUNG

& BAYERISCHER Bäuml Reisen GmbH & Co. KG Am Westring 1, 85104 Lobsing Tel. 0 84 03 92 90-0, Fax 0 84 03 92 90-11 MUSIKFOUNDS [email protected], www.baeuml-reisen.de Wir bringen Sie hin!

www.simon-mayr-chor.de 3 Sonntag, 21. August 2016 um 10:00 Uhr Neuburg, Kongregationssaal

Giovanni Simone Mayr 1763–1845 TUSNELDA IN GEFAHR Oper für Kinder ab 6 Jahren ©: Anna Schölß Vokalsolisten Mitglieder des Ensembles CONCERTO DE BASSUS Franz Hauk, Leitung Michaela Mirlach-Geyer, Moderation

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Sonntag, 28. August 2016 um 19:30 Uhr Neuburg, Kongregationssaal

Giovanni Simone Mayr 1763–1845 I CHERUSCI Dramma per musica (1808) (Konzertante Aufführung)

Treuta Ercilda Markus Schäfer, Tenor Katharina Konradi, Sopran Tusnelda Carilo Yvonne Prentki, Sopran Uwe Gottswinter, Tenor Tamaro Dunclamo Andrea Lauren Brown, Sopran Markus Zeitler, Tenor Zarasto Araldo Andreas Mattersberger, Bass Harald Thum, Tenor

Mitglieder des Chores der Bayerischen Staatsoper München Simon-Mayr-Chor & Concerto de Bassus Theona Gubba-Chkheidze, Konzertmeisterin Franz Hauk, Cembalo und Leitung

5 Markus Schäfer nelda – Treutas Sklavin – auszulösen. Rasch Der Opernführer: I Cherusci – gerät er in eine gefährliche Eifersucht, weil er Das Drama die offensichtliche Zuneigung von Treuta zu der ihm selbst versprochenen Tusnelda be- argwöhnt. Die Vorgeschichte Gaetano Rossi, der Librettist, hat historische Er- • DUNCLAMO, Cherusker und Ziehvater von eignisse und Legenden zu einer Opernvorlage Tusnelda, tritt spät in die Handlung. Doch verwoben. Wir befinden uns im antiken Ger- dann überschlagen sich die Ereignisse. manien, etwa um Christi Geburt. Ein Bund aus Markomannen, Druiden und Sarroniden, ange- • CARILO, Führer der Sarroniden, und ERCILDA führt von Treuta, dem König der Markomannen, stehen auf der Seite Treutas. Sie sind wohl be- hat das Volk der Cherusker nach langen Kämp- freundet, tauschen sich aus und kommentie- fen besiegt. Freilich, des Königs einzige Tochter ren das Geschehen. Carilo ist eher Realist, ist bei der Auseinandersetzung in die Hände Ercilda mag die Hoffnung auf ein gutes Ende der Feinde geraten. Der Herrscher leidet. nicht aufgeben.

Erster Akt Als nun im Finale I alle Akteure aufeinander Die Szene spielt zunächst vor dem Tempel des prallen, kulminiert die allgemeine Verwirrung Mars, des Gottes der Markomannen, dann in im Chaos! verschiedenen Räumen des Palastes. Die schöne, in diesem Kriege von den Markoman- Zweiter Akt nen erbeutete Sklavin TUSNELDA (die CHE- Treuta versucht, seiner immer stärker aufwal- RUSKERIN) soll geopfert werden, um Mars, lenden Gefühle zur eigenen Sklavin Herr zu den Kriegsgott, günstig zu stimmen. Ein Kon- werden. Er lässt diese an einem verborgenen flikt bahnt sich an. Leidenschaft, Staatsräson Ort verstecken und bereitet ihre Flucht vor. und Machtstreben verstricken sich dabei zu Doch seine geheimen Pläne drohen zu schei- einem wohl unlösbaren Knäuel: tern, als der verzweifelte Hitzkopf Tamaro bei einem Befreiungsschlag ertappt und festge- • ZARASTO, Oberpriester der Druiden – einer setzt wird. Zarasto sieht sich am Ziel und Adelsschicht in der keltischen Gesellschaft – drängt beim aufgebrachten Volk darauf, das gibt sich als rigoroser Vertreter eines alten, Opferritual nicht weiter zu verschieben. ungeschriebenen Gesetzes. Er sucht seinen Da erscheint der greise Cheruskerfürst Dun- Einfluss gegenüber König TREUTA auszu- clamo als Unterhändler. Im Gepäck führt er bauen und wiegelt das Volk zum Menschen- eine Schatztruhe, die als Lösegeld dienen soll. opfer auf. Darunter befindet sich eine Halskette, die Tus- nelda als die verloren geglaubte Tochter von • TREUTA ist ein besonnener, im Volk beliebter König Treuta ausweist. Führer. Er will Frieden, jedes weitere Blutver- gießen vermeiden und die ihm anvertraute Zarasto hat mittlerweile mit der grausamen Ze- Sklavin retten. remonie im Tempel begonnen.

• TAMARO aus dem feindlichen Lager der Che- Kann das drohende Ende einer Unschuldigen rusker und Barden tritt auf. Er bittet um di- noch verhindert werden? plomatische Verhandlungen mit dem Im Finale II kommt es zum entscheidenden siegreichen Treuta, um seine Geliebte Tus- Showdown......

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Inhalt der Szenen Schicksal (Nr. 16 Recitativo). Ercilda fleht Nr. 1 Sinfonia die Götter an. Ihr Gottvertrauen weist ihr die Schicksalswendung (Nr. 17 Aria). I/1: Mit der Anrufung des Kriegsgottes Mars I/11: Ercilda bestärkt darin Tusnelda (Nr. 18 Re- beginnt die erste Szene des ersten Aktes citativo), die sich nach dem Geliebten (Nr. 2 Introduzione). und dem Vater sehnt. I/2: Der Priester und Druidenführer Zarasto I/12: Carilo führt Tamaro Tusnelda zu. Tamaro verkündet das Orakel: Ein Menschenop- reagiert auf die Geliebte tiefgekränkt und fer muss Mars geweiht werden, um die argwöhnisch, da er ihr Untreue unterstellt Cherusker zu besiegen. (Nr. 19 Recitativo accompagnato, Nr. 20 I/3: Carilo, der Anführer der Sarroniden, gerät Duetto). mit Zarasto in Streit über die Tradition I/13: Carilo und Ericilda verzweifeln am Schick- des Menschenopfers (Nr. 3 Recitativo). sal (Nr. 21 Recitativo). I/4: Der König der Markomannen Treuta fei- I/14- ert mit den Sarroniden den Sieg für Her- I/18: Finale des ersten Aktes (Nr. 22 Finale) kynien und betrauert den Verlust seiner I/14: Zarasto will das Opfer vollziehen. Tochter (Nr. 4 Coro e sortita). Carilo erin- I/15: Treuta widersetzt sich. nert Treuta an die Absichten Zarastos (Nr. I/16 Tamaro, im vermeintlichen Glauben der 5 Recitativo; Nr. 6 Coro). Untreue Tusneldas, und Tusnelda, betrof- I/5: Zarasto verkündet den Namen des aus- fen und verletzt durch das Verhalten Ta- erwählten Opfers (Nr. 7 Recitativo): Es ist maros, missverstehen sich. die vermeintliche Cheruskerin Tusnelda, I/17: Treuta tritt hinzu. Das Missverständnis die dem Markomannenkönig Treuta als zwischen den Liebenden spitzt sich zu. Sklavin dient. Alle drei sind der Verzweiflung nahe. I/6: Tusnelda (Nr. 8 Cavatina) wird ihr Tod ver- I/18 Von Zarasto wird die Opferung verlangt. kündet. Sie gerät in Konflikt mit Zarasto. Treuta verteidigt sie (Nr. 9 Recitativo). II/1: Der Gott der Rache wird vom Volk und I/7: Ein Herold verkündet das Nahen der Che- von Carilo und Ercilda um Barmherzigkeit rusker. In Tusnelda erwacht Heimatweh. und Frieden angefleht (Nr. 23 Coro). In der Auseinandersetzung zwischen II/2: Treuta ergreift die Initiative und bringt Zarasto und Treuta wird Treutas Herr- Tusnelda in Sicherheit (Nr. 24 Recitativo). schafts- und Humanitätsverständnis Vater und Tochter, Treuta und Tusnelda, deutlich, das von Zarasto verurteilt wird erkennen sich noch unbewusst (Nr. 25 (Nr. 10 Aria). Recitativo accompagnato, Nr. 26 Duetto). I/8: Der Cherusker- und Bardenanführer Ta- II/3: Zarasto empört das Verhalten des Königs, maro sehnt sich danach, Tusnelda zu be- der als „Vater der Untertanen“ zum Wohl freien (Nr. 11 Recitativo accompagnato). seines Volkes am Opfer festzuhalten habe Seine Gefolgschaft ermutigt ihn. (Nr. 27 Recitativo, Nr. 28 Coro). I/9: Treuta und Tamaro treffen aufeinander II/4: Mit Harfenbegleitung erinnert der Bar- und verhandeln den Frieden (Nr. 13 Reci- denführer Tamaro an Orpheus, der gleich tativo). Als die Rede auf die Geisel ihm um der Geliebten willen in die Un- Tusnelda kommt (Nr. 14 Recitativo acco- terwelt aufbricht (Nr. 29 Recitativo ac- mapgnato), argwöhnt Tamaro, dass Tus- compagnato, Nr. 30 Aria). nelda nicht mehr seine, sondern die (II/5 gestrichen) Geliebte von Treuta ist (Nr. 15 Duetto). II/6: Carilo verurteilt Tamaros unbesonnenes I/10: Carilo und Ercilda beklagen Tusneldas Verhalten (Nr. 31 Recitativo).

7 II/7: Ercilda und Carilo schildern Zarastos Tusnelda als seine Tochter (Nr. 37 Recita- Toben, das Geschrei des Volkes und tivo accompagnato, Nr. 38 Aria) kommentieren das Geschehen: Tamaros II/11: Tusnelda versichert ihrem Ziehvater Wüten vereitle Treutas Rettungsversuch Dunclamo weitere Dankbarkeit und Zu- (Nr. 32 Aria di Carilo). neigung und sorgt sich um Vater und II/8: Tusnelda, im Opfergewand, sehnt sich im Geliebten (Nr. 39 Recitativo). Nachdem Kerker nach dem Vater und nach dem Ge- Zarasto Tusnelda als Königstochter an- liebten (Nr. 33 Recitativo accompagnato). erkannt hat, wird das Opfer hinfällig. Auf Treutas Zuwendung reagiert sie mit Zarasto erklärt, immer dem Gesetz ver- Erschrecken (Nr. 34 Recitativo). Der Chor pflichtet, dass der Kriegsgott Mars an- verkündet Tusneldas und Tamaros düste- gesichts dieser Auflösung von seinem res Schicksal (Nr. 35 Recitativo e Coro). Wüten ablasse. II/9: Duncalmo, bei dem Tusnelda aufgewach- Letzte Szene: sen ist, trifft auf Ercilda (Nr. 36 Recita- Der Markommannenkönig Treuta hat den tivo). Cheruskerführer Tamaro gerettet und II/10: Dunclamo übergibt Treuta das Lösegeld übergibt ihn als Bräutigam seiner wieder- für Tusnelda und ein Halsband, das Treu- erkannten Tochter Tusnelda (Nr. 40 Reci- tas Vaterschaft beweist. Daraufhin greift tativo accompagnato). Im Freudenchor Treuta in den Opferritus ein und erklärt sind am Ende alle vereint (Nr. 41 Finale II).

Iris Winkler gegen die napoleonische Besatzung. Die bri- Simon Mayrs Zeitoper santen politischen Verhältnisse standen einer I CHERUSCI Aufführung am Wiener Burgtheater 1809 ent- gegen. Plakative Lesarten setzten die Cherusker mit den Preußen, die Sueven mit den Österrei- Das italienische Wort „cherusci“ entspricht chern und die zu besiegenden Römer schließ- dem lateinischen und benennt einen alten ger- lich mit den Franzosen gleich. Nach der manischen Stamm. Die Cherusker, auch He- Revolution von 1848 schien dann die Zeit für rusker genannt, siedelten im Harz, zwischen Kleists Hermannschlacht, die erst in der von Weser und Elbe. Caesar erwähnte den Volks- Ludwig Tieck 1821 besorgten Gesamtausgabe stamm in seiner Schrift über den gallischen Krieg. vollständig im Druck Verbreitung fand, gekom- Die Römer standen mit den Cheruskern im men zu sein. Aktuelle politische Botschaften, Krieg. Arminius, Hermann der Cherusker und die Patriotismus, Nationalbewusstsein spiegelten Varusschlacht 9 n. Chr. ging in Geschichte und Regie und Inszenierung im 19. und im 20. Jahr- Literatur ein. Heinrich von Kleist schrieb sein hundert wesentlich zwischen den Weltkriegen. Drama Die Hermannsschlacht 1808 in Dresden. „Wehe, mein Vaterland, dir! Die Leier, zum „Ein Knabe sah den Mondenschein“, singt Her- Ruhm dir, zu schlagen, / Ist, getreu dir im manns Gattin Thusnelda bei Kleist (II/7). Mehr Schoß, mir deinem Dichter, verwehrt.“ Das als der Name hat die markomannische Königs- Motto des Dichters ließe sich durchaus als Be- tocher und Cheruskerbraut Tusnelda in Mayrs kenntnis deuten. Verstanden wurde das Histo- Oper mit ihr allerdings nicht gemein. Der Sue- riendrama als ein politisch motiviertes und venfürst Marbod, der bei Kleist erscheint, stieg durch die Rezeption tradiertes Freiheitsdrama historisch zum Markomannenführer auf, ist

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aber keineswegs mit dem Markomannenführer fare il suo dovere. La Vergè anch’essa Soprano Treuta bei Mayr „verwandt“. „La Poesia è tutta perfetto eseguirà la Parte di Primo Soprano.“ nuova“, die Dichtung ist gänzlich neu, ist im Li- „Il Basso è un tal Benincasa […]“ bretto zu Mayrs Oper zu lesen, die zum Karne- val 1808 in Rom am Teatro di Torre Argentina Leofreddi verwies in diesem Brief auch auf zur Aufführung gelangte. einen Dichter, ohne allerdings einen konkreten Namen zu nennen, der das Libretto für Mayr Durch das Jahr 1808, der Entstehungszeit des einzurichten hätte. Im laufenden Arbeitspro- Dramas und der Aufführungszeit der Oper, zess ist der venezianische Librettist Gaetano während Napoleons Besatzungsmacht Europa Rossi über Mayrs römischen Opernauftrag „einigte“, ließe sich von Kleist zu Mayr eine Ver- durchaus im Bilde und konkret an den Umar- bindung ziehen. Mayrs „neuer“ Operntext hatte beitungen beteiligt gewesen, was sein Brief an allerdings noch eine Vorgeschichte: Denn Ver- Mayr in Rom am 12. Dezember 1807 belegt. marktungsgründe einerseits, andererseits die Rossi erwähnte darin zudem eine französische Notwendigkeit, das „Monopol“ der für das Tea- Tragödienvorlage. Naheliegend ist, dass Rossi tro La Fenice in Venedig komponierten Werke von Jean Grégoire Bauvin die Tragédie Les Che- zu umgehen, dürften bei dieser Formulierung rusques (1772/1773) gekannt hat. Unter dem im Librettodruck mitgespielt haben. Bei dem Titel Os cheruscos wurde I cherusci 1817 am Thea- von Mayr verwendete Libretto für I cherusci han- tro de S. Carlos in Lissabon aufgeführt. delt es sich um eine Umarbeitung des Textes von Gaetano Rossi für Stefano Pavesi. Pavesis Mayrs I cherusci ist in Gestalt der tradierten gleichnamige Oper ging ein Jahr zuvor zum Opera seria eine brisante Zeitoper. Ohne Be- Karneval in Venedig in Szene. Bereits Michele achtung der kulturgeschichtlichen Hinter- Calella hat auf den Zusammenhang beider gründe und politischen Umstände wird ihr Werke ausführlich hingewiesen (Michele Ca- Gehalt und ihre Botschaft verkannt. Sie spiegelt lella, I cherusci: Mayr und Pavesi, in: Franz Hauk, inhaltlich die zeitgenössische Ossian-Rezeption Iris Winkler (Hrsg.), Werk und Leben Johann wider, die vor Napoleon nicht haltgemacht hat Simon Mayrs im Spiegel der Zeit. Beiträge des In- und den Kaiser der Franzosen und König von ternationalen musikwissenschaftlichen Johann- Italien gleichsam selbst mit ins Spiel bringt. Es Simon-Mayr-Symposions, 1.-3. Dezember 1995 geht um einen nationalen Barden, der den grie- in Ingolstadt, Mayr-Studien 1, München, Salz- chischen Sängermythos Orpheus überhöht. burg 1998, S.69-82). Der singende Cheruskeranführer Tamaro mit dem Attribut Harfe ist in der Erstaufführung Ein erstes Indiz hinsichtlich Mayrs neuem nicht von einem Kastraten gesungen, sondern Opernauftrag für das „Teatro d’Argentina“ zum als Hosenrolle, donna musico, von der Sopra- Karneval 1808 gibt der Theateragent Angiolo nistin Felice (Felicita) Vergè (Verger, Virgè) in- Bentivoglio in seinem Brief an Mayr (Bologna, terpretiert worden. 15. November 1806). Über seine Interpreten in Rom am Teatro Argentina wurde Mayr durch die Die Oper greift die Opferthematik auf, die das Theaterleitung im Vorfeld informiert. Domenico heutige Opernpublikum meist nur noch von Leofreddi teilte Mayr in Bergamo in seinem Brief Glucks Iphigenie oder Mozarts Idomeneo kennt. vom 9. September 1807 aus Rom die Namen In der Kerkerszene im zweiten Akt trägt Tus- mit: „Madama Carlotta Hayser“: „Bella voce di nelda das Opfergewand. Trompetensignale und Soprano perfetto, arte sublime di cantare [….]” der Topos Kerkerszene gelangten auch nicht „il Tenore Tacchinardi Professore, di buoniss: erst oder gar nur mit Beethovens Fidelio auf die [im]a voce, e soprattutto impegniato sempre a Bühne.

9 Neben den Opernkonventionen, dem zeit- typischen Ambiente wird bei Mayr eine private Personenkonstellation fokussiert, die kein Ge- ringerer als Giuseppe Verdi aufgreifen wird: „Perdei la figlia“ – „Ich verlor die Tochter“ (I/4, Nr. 4: Coro e sortita: „Frau noi ritorni i giubilo“, vgl, weiter Finale I, II/2 Nr. 25 Recitativo ac- compagnato, Nr. 26 Duetto, II/8 Nr. 33 Recita- tivo accompagnato, Nr. 34 Recitativo, II/10 Nr. 37 Recitativo accompagnato, Nr. 38 Aria, II/11 Nr. 39 Recitativo, II/11 Nr. 40, Finale II).

Mayr hatte in Rom eine Starbesetzung zur Verfügung, insbesondere hinsichtlich der we- sentlichen Vater-Tochter-Konstellation. Nicola Tacchinardi spielte die Rolle des Königs Treuta. Tacchinardi spielte zunächst Violoncello im Tea- tro della Pergola in Florenz, bevor er als Tenor in den Opern von Ferdinando Paër, Giovanni Paisiello, Antonio Salieri, Rossini, Mayr und Mozart international brillierte. Auch als Ge- sangslehrer machte Tacchinardi sich einen Namen. Seine Tochter und Schülerin Fanny Tacchinardi Persiani wurde 1835 die berühmte Lucia di Lammermoor. Die Sängerin Charlotte Henriette Häser, die Interpretin der Tusnelda, Nicola Tacchinardi stammte aus einer Musikerfamilie aus Leipzig. Nach Erfolgen in Leipzig und Dresden und vor allem auch in Wien wurde sie in Italien bekannt. „Dem. Häser von Leipzig ist jetzt in Rom en- In I cherusci geht es bei Mayr um die Vater-Toch- gagirt, und findet auch dort ausgezeichneten ter-Konstellation, um die familiäre Bindung von Beyfall“, berichtete die Allgemeine Musikalische Treuta und Tusnelda, die als innere Entwick- Zeitung im März 1808. In Rom heiratete sie den lungslinie die neue Oper über Politik und Zeit- Juristen Giuseppe Vera. kolorit tragen wird.

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I CHERUSCI DIE CHERUSKER

DRAMMA PER MUSICA DRAMMA PER MUSICA

DA RAPPRESENTARSI AUFFÜHRUNG NEL NOBILE TEATRO IM EHRENWERTEN THEATER VON

DI TORRE ARGENTINA TORRE ARGENTINA

Nel Carnevale 1808. im Fasching 1808.

DEDICATO A SUA ECCELLENZA GEWIDMET IHRER EXZELLENZ

DONNA VITTORIA DONNA VITTORIA COLONNA COLONNA

PRINCIPESSA DI GALLICANO PRINZESSIN ZU GALLICANO

IN ROMA IN ROM Si stampano, e vendono nella Stamperia Gedruckt und verkauft in der di Gioacchino Puccinelli vicino Druckerei von Gioacchino Puccinelli nahe der la Piazza di S. Andrea della Valle. Piazza di S. Andrea della Valle.

Mayr Simone Mayr Simon

11 ECCELLENZA EXZELLENZ

Chi mi darà il bell’Estro, e le parole Wer wird mir wohl Geist und Worte geben, Per dir di Te, non che del Tuo sublime, von Dir, wie auch von Deinem erhabenen, Chiaro Legnaggio; ma il fulgor del Sole durchlauchtigten Geschlecht zu künden? Descriver chi può mai con degne rime? Wer aber kann den Sonnenglanz mit würdigen Versen beschreiben? Altro è l’obbietto; e troppo eccelsa mole Anders ist mein Bestreben; zu vornehm È per gli omeri miei, ch’al suol ist die Last für meine Schultern, m’opprime: die mich zu Boden drückt: Pure del Tuo gran Cor benigno raggio Doch der gütige Strahl Deines großen Herzens verlieh mir A offrirti questo Don mi die’ coraggio. Mut, dir diese Gabe darzubringen.

Di V. E. Eurer Exzellenz

Umo Dmo e Obimo Serv. Ergebener und verpflichteter Diener Lo Stampatore Der Verleger

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MUTAZIONI DI SCENE BÜHNENBILDER

NELL’ATTO PRIMO IM ERSTEN AKT

Parte esterna del Tempio di Marte, Außenseite des Tempels des Mars, des Dio dei Marcomanni. Le Colonne di Gottes der Markomannen. Säulen von bizzarra architettura sostengono una bizarrer Architektur stützen eine Loggia, che gira d’intorno. Porta Loggia, die den Tempel umgibt. praticabile, la quale si scende per Begehbare Tür, zu der eine maestosa Gradinata. Altre due Porte majestätische Treppe empor führt. Zwei laterali. weitere Seitentüren. Sala publica destinata ai Consigli. Trono Öffentlicher Saal des Rats. Thron auf der da un lato. einen Seite. Montagne che dividono il Paese de’ Berge, die das Land der Cherusker von Cherusci, da quello dei Marcomanni. Si jenem der Markomannen trennen. Ein Teil vede parte della Selva Ercinia. Veduta des Herkynischen Waldes ist zu sehen. della Città in disparte. Auf einer Seite Blick auf die Stadt. Sala publica. Öffentlicher Saal.

NELL’ATTO SECONDO IM ZWEITEN AKT

Parte esterna del Tempio. Außenseite des Tempels. Luogo publico. Öffentlicher Platz. Bosco tetro di Quercie antichissime, il Ein finsterer Wald von uralten Eichen umrahmt quale circonda il Tempio di Marte, di den Tempel des Mars, von dem man einen cui si vede in fondo una porzione, che Teil im Hintergrund sieht, der mit einem comunica con una Torre. Turm verbunden ist. Carcere. Kerker. Esterno del Tempio. Außenseite des Tempels.

Li BALLI saranno composti, e diretti Choreographie und Leitung der TÄNZE: dal Sig. Maestro Salvatore Viganò. Herr Meister Salvatore Viganò.

PRIMI BALLERINI SERI ASSOLUTI PRIMI BALLERINI ASSOLUTI, ERNSTE ROLLEN Sig. Salvatore Viganò. Herr Salvatore Viganò. Sig. Antonia Trabattoni. Frau Antonia Trabattoni.

PRIMI BALLERINI DI MEZZO-CARATT. ASSOLUTI PRIMI BALLERINI ASSOLUTI, HALB-CHARAKTERE Sig. Antonia Trabattoni Frau Antonia Trabattoni Sig. Salvat. Viganò sud. Herr Salvat. Viganò, siehe oben Sig. Celestina Viganò deRossy Frau Celestina Viganò deRossy

13 ALTRI PRIMI BALLERINI DI MEZZO-CARATT. WEITERE PRIMI BALLERINI, HALB-CHARAKTERE Signora Maria Agliaud Frau Maria Agliaud Sig. Pietro Bondoni Herr Pietro Bondoni Signora Anna Silei Frau Anna Silei

PRIMI BALLERINI PER LE PARTI PRIMI BALLERINI FÜR DIE NEBENROLLEN Sig. Antonio Silei Herr Antonio Silei Sig. Giovanni Grassi Herr Giovanni Grassi

ALTRO BALLERINO PER LE PARTI COMICHE. WEITERER BALLERINO FÜR KOMISCHE ROLLEN Sig. Giuseppe Cappelletti. Herr Giuseppe Cappelletti.

PRIMI GROTTESCHI A PERFETTA VICENDA ESTRATTI A ERSTE GROTESKE CHARAKTERE GLEICHEN SORTE RANGES, DURCH DAS LOS BESTIMMT

Con Numero 24 Figuranti Mit 24 Statisten ATTORI PERSONEN

TREUTA Re dei Marcomanni TREUTA König der Markomannen Signor Niccola Tacchinardi Herr Niccola Tacchinardi TUSNELDA Cherusca Schiava di Treuta TUSNELDA Cheruskerin, Sklavin Treutas La Signora Carlotta Haeser, Frau Carlotta Haeser, Mitglied der Accademica Filarmonica di Bologna Accademica Filarmonica di Bologna TAMARO Condottiero dei Cherusci, TAMARO Führer der Cherusker, e capo dei Cantori Bardi und Anführer der Barden La Sig. Felice Vergè Frau Felice Vergè ZARASTO Capo dei Druidi ZARASTO Führer der Druiden Sig. Gioacchino Benincasa Herr Gioacchino Benincasa ERCILDA ERCILDA La Signora Francesca Checcherini Frau Francesca Checcherini CARILO Capo dei Sarronidi CARILO Führer der Sarroniden Sig. Annibale Caporali Herr Annibale Caporali DUNCLAMO DUNCLAMO Signor Giuseppe de Jacobis Herr Giuseppe de Jacobis Un Araldo Ein Herold CORO CHOR di Sarronidi der Sarroniden di Bardi der Barden di Druidi der Druiden Soldati Cherusci Cheruskische Soldaten Soldati Marcomanni Markomannische Soldaten Varii Druidi. Verschiedene Druiden La Scena si finge nella Marcomania presso la Die Handlung findet in Markomannien, in der Selva Ercinia. Nähe des Herkynischen Waldes statt.

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La Poesia è tutta nuova. Die Dichtung ist zur Gänze neu.

La Musica è del celebre Sig. Maestro Giovanni Musik des berühmten Meisters Simone Mayr. Johann Simon Mayr.

Il Vestiario sarà tutto nuovo inventato, e diretto Kostüme neu entworfen und angefertigt unter dal Sig. Federico Marchesi. Leitung des Herrn

Pittore delle Scene, il Sig. Luigi Tasca Federico Marchesi. Bühnenbildner: Herr Luigi Tasca 1. SINFONIA

ATTO PRIMO ERSTER AKT

SCENA PRIMA ERSTE SZENE

Parte esterna del Tempio di Marte, Dio Außenseite des Tempels des Mars, des dei Marcomanni. Le Colonne di Gottes der Markomannen. Säulen von bizzarra architettura sostengono un bizarrer Architektur stützen eine Loggia, Loggia, che gira d’intorno. Porta die den Tempel umgibt. praticabile, la quale si scende per Begehbare Tür, zu der eine maestosa Gradinata. Altre due Porte majestätische Treppe empor führt. laterali. Zwei weitere Seitentüren.

Terminata la Sinfonia, la Musica tace. Si Die Sinfonie endet, die Musik schweigt. Zwei veggono indi due Druidi comparire Druiden erscheinen mit Posaunen in der sulla Loggia con due trombe. Le Loggia. Sie spielen auf ihnen; von suonano da varj lati, accorrono mehreren Seiten eilen das Volk und die Popolo, e Sarronidi, o sia i Grandi, ed Sarroniden herbei, d. h. die Großen, die incerti, e anziosi interrogandosi a verunsichert und besorgt sich vicenda. gegenseitig fragen.

2. INTRODUZIONE

Parte del Coro Teil des Chores Udite... udite! Hört... hört! Andiam… venite. Gehen wir… kommt. Tutto il Coro Der ganze Chor Al Tempio o Popoli Oh ihr Völker, im Tempel Il Sacro annunzio kündet der Posaunenschall Le Trombe diedero. die heilige Botschaft an. Qual nuovo oracolo! Ein neues Orakel!

15 Che mai sarà? Wie wird’s wohl sein? si apre una porta del Tempio eine Tür des Tempels öffnet sich Coro Chor Ma di già s’aprono Da, schon öffnen sich Le auguste Porte die erhabenen Pforten, La nostra sorte unser Schicksal or si saprà. werden wir nun erfahren. escono varj Druidi, che precedono Zarasto. es treten mehrere Druiden auf, denen Zarasto folgt.

SCENA II SZENE II Zarasto sulla Gradinata, e detti. Zarasto auf der Treppe und die Obigen. Zarasto Zarasto Vinta cadrà Cheruscia Besiegt wird Cheruskien fallen, Ercinia vincerà. Herkynien wird siegen, Allorché umana vittima wenn ein Mensch A Marte s’offrirà. dem Mars geopfert wird. Coro Chor fra sé untereinander Vinta cadrà Cheruscia!… Besiegt wird Cheruskien fallen, Ercinia vincerà!… Herkynien wird siegen!… E ognor d’umano sangue Und stets wird menschliches Blut Il suol si tingerà!… den Boden färben!… Zarasto Zarasto Marte tal legge impone Mars auferlegt uns dieses Gesetz, Cosi si placherà. und nur so wird’s ihm gefallen. Così Marcomania Möge so Markomannien Speri felicità. auf Glück hoffen. Coro Chor Felicità?… Glück?… Zarasto Zarasto Speratela. Hofft darauf. Coro Chor Ercinia?… Herkynien?… Zarasto Zarasto Vincerà. Wird siegen. Ah! Di giubilo raggio costante Möge ein unabänderlicher Strahl Sù di queste contrade risplenda der Freude diesem Gebiete leuchten. Pura gioia nostr’anime accenda Beflügele reine Freude unsere Seelen, Marcomania felice sarà. Markomannien wird glücklich sein. il Coro si ritira. der Chor zieht sich zurück.

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3. RECITATIVO SECCO

SCENA III SZENE III Carilo, e Zarasto. Carilo und Zarasto. Carilo Carilo Che intesi! E sarà ver? Vittima umana Was höre ich! Ist’s wahr? Immer noch sind Denno svenarsi ancor? E a tal sventura Menschen zu opfern? Und bei solch Non già presa d’orror ma lieta Ercinia Unheil schaudert es Herkynien nicht, Ognor crudel di giubilo risuona? sondern es jauchzt froh mit rohem Jubel? Zarasto Zarasto Ella adora gli Dei: le Auguste Leggi Es ehrt die Götter, ehrt Venera di Sitòr. die erhabenen Gesetze des Sitor. Carilo Carilo Leggi crudeli! Unmenschliche Gesetze! Zarasto Zarasto Carilo, un Sarronide Carilo, spricht so Parla così? ein Sarronide? Carilo Carilo Parla così, chi sente So spricht, wer die Stimme D’umanità le voci. der Menschlichkeit vernimmt. Dunque sangue?… Also Blut?… Zarasto Zarasto Versar oggi conviene. Vorteilhaft ist’s, es heute zu vergießen. Carilo Carilo E la Vittima? Und das Opfer? Zarasto Zarasto È scelta. Es ist bestimmt. Carilo Carilo Ed è? Und wer ist es? Zarasto Zarasto Non lice Es steht dir nicht zu, es vor dem König A te saperlo pria del Re. Al Consesso zu erfahren. Komm zur Versammlung, Vieni, ed allor saprai dort wirst du erfahren, Quel che ascoltar, quello che far dovrai. was du hören, was du tun musst. parte con Druidi, e Carilo Zarasto, dem die Druiden folgen, und Carilo gehen da parti opposte. in entgegengesetzte Richtungen ab.

SCENA IV SZENE IV Sala publica destinata ai Consigli. Trono Öffentlicher Saal des Rats. Thron auf da un lato. Seggio in faccia al Trono. einer Seite. Sitz gegenüber dem Thron. Coro di Sarronidi, Guardie marcomane, Chor der Sarroniden, markomannische Wächter, poi Treuta, e Carilo. dann Treuta und Carilo.

17 4. CORO E SORTITA

Coro Chor Fra noi ritorni il giubilo Es kehre die Freude zu uns zurück Ad inondarci il seno und erfülle unsere Brust. Treuta, felice appieno Treuta, dein Anblick L’aspetto tuo ci fa. stimmt uns froh und glücklich. Treuta Treuta Al valor, che in mezzo all’armi Der Tapferkeit, die ihr in den Kämpfen Voi mostraste o fidi miei, bewiesen habt, oh meine Getreuen, Sol io deggio i miei Trofei verdanke ich einzig meine Trophäen, Il piacer di trionfar. den Genuss des Sieges. Coro Chor Per te sempre noi sapremo Für dich werden wir immer bereit sein O morire, o trionfar. zu sterben oder zu siegen. Treuta Treuta Eppur celar non posso Und doch kann ich nicht den Kummer, L’interno affanno mio. der in mir nagt, verbergen. Perdei la figlia: oh Dio! Ich verlor die Tochter: oh Gott! Misero Genitor! Ich armer Vater! Quando destin tiranno Wann wird das tyrannische Schicksal Fia lieto questo cor! mein Herz fröhlich stimmen! Coro Chor Sgombra l’interno affanno Lass all deinen Kummer fahren, kehre Rieda la calma al cor. in deinem Herzen wieder Ruhe ein. Treuta Treuta Quanto dolci all’alma mia, Wie wohl tun meiner Seele Sono i vostri fidi accenti; eure treuen Worte; Il maggior de miei contenti meine größte Freude ist, Cari figli è il vostro amor. liebe Söhne, eure Liebe. Coro Chor Sarai sempre in guerra, in pace Du wirst stets, in Krieg und Frieden, Nostro Nume, e nostro amor. unser Abgott und unsere Liebe sein. Treuta Treuta Sia costante, sia verace Sei stets beständig, stets aufrichtig, Sempre o fidi il vostro amor. oh ihr Getreuen, eure Liebe.

5. RECITATIVO SECCO

Treuta Treuta Sostegni illustri dello stato, o prodi, Ihr gefeierten Säulen des Staates, ihr Oggi di vostra fe’, del vostro amore Helden, besonders heut ist mir eure Treue, Grand’uopo avrò. Qual giorno a Carilo eure Liebe, unentbehrlich. zu Carilo Fia questo a Ercinia! Welch Tag wird dies für Herkynien sein! Carilo Carilo Sì: giorno di sangue. Ja: ein blutiger Tag.

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Sai, che Zarasto… Du weißt, dass Zarasto… Treuta Treuta Il so. Ich weiß es. Carilo Carilo A noi sen viene. Da kommt er zu uns. Treuta Treuta (Chiudetevi nel sen crude mie pene.) (Verschlossen bleib im Busen, herbe Qual!) ascende in Trono. I Grandi si pongono ai er nimmt auf den Thron Platz. Die Großen loro posti. Mentre esce Zarasto setzen sich. Während Zarasto, gefolgt von preceduto da’ Druidi si canta il seguente den Druiden, eintritt, wird Folgendes gesungen

6. CORO

Coro Chor Il Ministro de’ Numi s’avanza Der Hohepriester der Götter naht, Come sopra l’augusta sembianza wie über seinem erhabenen Antlitz Gravemente gli siede il terror! tiefer Schrecken weilt! Che richiede?… mi palpita il cor. Was fordert er?… Mir pocht das Herz.

SCENA V SZENE V Zarasto che va ad assidersi al suo posto. Zarasto setzt sich auf seinen Platz. I Druidi lo circondano; e detti. Die Druiden umgeben ihn; die Obigen.

7. RECITATIVO SECCO

Treuta Treuta Che ci reca Zarasto? Was bringt uns Zarasto? Zarasto Zarasto Il voler sommo Den hohen und unwiderruflichen Willen Irrevocabil degli Dei. S’adempia der Götter. Sitors heiliges Gesetz möge La sacra Legge di Sitòr. Si sveni erfüllt werden. Das erwählte Opfer Dell’Are ai piè la Vittima prescritta. werde am Fuß des Altars dargebracht. E de’ Cherusci alfin trionfatrice So wird Herkynien endlich als Siegerin Ercinia, appien respirerà felice. über die Cherusker frei atmen. Treuta Treuta A domare i Cherusci, e che non basta Um die Cherusker zu zähmen, reichen da Degl’Ercini il valor, il braccio mio? nicht die Tapferkeit der Herkynier D’unica figlia, oh Dio! und mein Arm? Die einzige Tochter, Mi privaro i crudeli, ed a punirli oh Gott, raubten mir die Grausamen, Abbastanza m’affretta und um sie zu bestrafen, drückt Non mai paga vendetta. genug mich die nicht erfüllte Rache. Più degno omaggio al Ciel dai noi si Noch würdiger wollen wir den Himmel presti ehren. E cessino alla fin d’Ercinia i Padri Mögen so die Väter Herkyniens sich nicht Di palpitar pe’ figli: mehr um ihre Kinder sorgen müssen.

19 Zarasto Zarasto Lunge a Padri il timor, lunge i perigli Weiche der Väter Furcht, weiche La vittima è già pronta. die Gefahr. Schon steht das Opfer bereit. È Vergine straniera. Es ist eine fremde Jungfrau. Treuta Treuta Il nome? (oh Ciel!) Ihr Name? (Oh Himmel!) Zarasto Zarasto Tusnelda. Tusnelda. Treuta Treuta La mia Schiava? con forza Meine Sklavin? heftig Zarasto Zarasto Schiava è d’Ercinia. Sie ist eine Sklavin Herkyniens. Treuta Treuta Il mio valor la rese Meine Tapferkeit machte sie Mia Prigioniera, e invan… zu meiner Sklavin und vergeblich… Qui per mio cenno Ich befehle, Ella fia tratta. parte un Sarronide sie hierher zu bringen. ein Sarronide geht Zarasto Zarasto A Marte Du wirst dem Mars Cederla ben dovrai. sie überlassen. Treuta Treuta Cederla! (io fremo.) Sie überlassen! (Ich bebe.) Eccola; (A quell’aspetto Da ist sie (ach, wie bei ihrem Anblick Come si scuote il cor commosso in das Herz erregt in meiner Brust schlägt!). petto.)

SCENA VI SZENE VI Tusnelda fra Guardie, e detti. Tusnelda zwischen Wächtern; die Obigen.

8. CAVATINA

Tusnelda Tusnelda Eccomi a voi; miratemi Da bin ich bei euch; seht mich an, Fra barbare ritorte; in barbarische Ketten gefesselt; Sono innocente, e peno Ich bin unschuldig und leide Di mia spietata sorte. wegen meines erbarmungslosen Loses. Se avete un cuore in seno Wenn ihr ein Herz im Busen habt, so Vi desti almen pietà. erwecke es in euch wenigstens Mitleid. No la morte in quest’istante Nein, in diesem Augenblick fürchtet L’alma mia temer non sa. meine Seele nicht den Tod. (Solo il padre, e sol l’amante (Nur mein Vater und mein Geliebter Palpitare il cor mi fa.) lassen mein Herz pochen.)

9. RECITATIVO SECCO

Che si chiede da me? Was verlangt man von mir?

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Zarasto Zarasto Pronta rispondi. Antworte unverzüglich. Sei tu Cherusca? Bist du eine Cheruskerin? Tusnelda Tusnelda Il sono. Ich bin eine. Zarasto Zarasto E sai qual sorte Und weißt du, welches Schicksal Fra noi t’attende? bei uns auf dich wartet? Tusnelda Tusnelda Il so pur troppo: è morte… Ich weiß es nur zu gut: es ist der Tod… Atroce, ingiusta… Grausamer, ungerechter Tod… Zarasto Zarasto Chiedono il tuo sangue Unsere Gesetze verlangen Le nostre leggi. dein Blut. Tusnelda Tusnelda E a me Cherusca parli Und zu mir, einer Cheruskerin, Di queste Leggi tue, che orror mi fanno? sprichst du von deinen Gesetzen, D’esserne difensor, dimmi, non senti die ich verabscheue? Sag mir, schämst Rossore in sen? du dich nicht, sie zu verteidigen? Zarasto Zarasto T’accheta, Schweige, E a rispettar impara… und lerne, sie zu achten… Treuta Treuta Scusa in lei Entschuldige in ihr Degl’innocenti patrij suoi costumi die schlichte Einfalt Bella semplicitade. der arglosen Bräuche ihrer Heimat. Tusnelda Tusnelda Ciel! Che sento! Himmel! Was höre ich! Tu mi difendi! tu pietoso il ciglio Du verteidigst mich! Du schenkst mir A me rivolgi? Adunque mitleidig deinen Blick? Bist du denn Marcomanno non sei? kein Markomanne? Treuta Treuta Lo sono. Ich bin einer. Tusnelda Tusnelda E in core Und in deinem Herz Senti pietà? spürst du kein Mitleid? Zarasto Zarasto Ma invan. Già il tuo destino Ja, aber umsonst. Schon ist dein Schicksal Delle Leggi è prescritto. durch die Gesetze bestimmt. Treuta Treuta (E a cruda morte (Und ich muss ihre Unschuld Abbandonar la sua innocenza io debbo!) einem grausamen Tod überlassen!) Zarasto Zarasto Sia tratta all’Ara. Olà… Bringt sie zum Altar. Auf,… I Druidi s’ avanzano. die Druiden schreiten voran. Treuta Treuta Crudeli! e osate!… Grausame! und ihr wagt!…

21 SCENA VII SZENE VII Un Araldo, e detti. Ein Herold und die Obigen. Araldo Herold I Cherusci discendono alle mura. Die Cherusker nahen den Mauern. Orna la rozza man di pace in segno. Ein Friedenzeichen schmückt ihre grobe E di Tusnelda il prezzo a offrir son pronti. Hand. Bereit sind sie, Tusnelda auszulösen. Tusnelda Tusnelda Oh dolce patria! Oh süße Heimat! Zarasto Zarasto Invano; Vergeblich; Non v’è prezzo: la Legge… es gibt keinen Preis: das Gesetz… Treuta Treuta Vuol che si differisca, allor che pace ... will, dass man sich Zeit nimmt, Si tratta co’ nemici. wenn man mit dem Feind den Frieden verhandelt. imperioso gebieterisch Delle Nazioni, offesa al sacro dritto Möge nicht das heilige Recht der Nationen Far non si debba. In appartato loco verletzt werden. Bringt die Unglückliche Fia tratta l’infelice an einen abgelegenen Ort. alle sue Guardie zu seinen Wächtern Carilo, la custodia a te n’affido. Carilo, ich vertraue sie dir an. Tusnelda Tusnelda Grata ti son: ad or che mi difendi, Ich bin dir dankbar: Erwarte vom Himmel, guter il Guiderdon dal Ciel, buon Re, ne König, den Lohn dafür, dass du mich attendi. nun verteidigst. parte con Carilo, e Guardie sie geht mit Carilo und den Wächtern ab Treuta Treuta Sciolto è il Consiglio. Ad incontrar Der Rat ist aufgelöst. Ich eile, m’affretto den Botschaftern Gli Ambasciator. scende dal Trono entgegen. er verlässt den Thron Zarasto Zarasto Rammenti… Erinnere dich daran… Treuta Treuta Che son Uom, che son Re. Se l’infelice ... dass ich ein Mensch, ein König bin! Mich dau- Mi fa pietade, il ferro mio balena ert die Unglückliche und dennoch Sul capo ognor d’un Popolo nemico, blitzt mein Eisen stets über dem Haupt Per cui tutto perdei. des feindlichen Volkes, das mir alles nahm. So gli audaci frenar; ma non potrei Ich vermag die Kühnen in die Schranken L’innocenza punir de’ mali miei. weisen, nicht aber kann ich die Unschuld für mein Verhängnis bestrafen. parte col resto delle Guardie er geht mit den restlichen Wächtern ab Zarasto Zarasto Troppo debile cor: Va’. Tua pietade Zu weich ist dein Herz: geh! Dein Mitleid Inopportuna è omai. Troppo i Cherusci ist verfehlt. Zu sehr schmähten uns Vilipenderci osaro, e troppo siamo die Cherusker: Schwächlich und feig Deboli, e vil se non ci vendichiamo. sind wir, wenn wir uns nicht verteidigen.

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10. ARIA

La pietade col nemico Mitleid mit dem Feind Or mi sembra qui delitto: erscheint mir hier als Frevel: O sia tregua, o sia conflitto, sei es Waffenruhe, sei es Kampf, Sempre vana è la pietà. immer ist Mitleid unangebracht. Dei Cherusci il sangue iniquo Sehe ich das tückische Blut Quando miro sul terreno der Cherusker auf dem Boden, Respirar può Ercinia appieno so atmet Herkynien wieder frei, Lieto in seno il cor mi stà. und mein Herz jubelt in der Brust. parte con i Druidi. er geht mit den Druiden ab.

SCENA VIII SZENE VIII Montagne che dividono il Paese de’ Che- Berge, die das Land der Cherusker von jenem rusci, da quello dei Marcomani. Si vede par- der Markomannen trennen. Ein Teil des Her- te della Selva Ercinia. Veduta della Città in kynischen Waldes ist zu sehen. Auf einer Sei- disparte. te Blick auf die Stadt. Tamaro scendendo dall’alto del Monte. Tamaro steigt von der Höhe des Berges herab, Lo seguono Bardi, e Soldati Cherusci. gefolgt von Barden und cheruskischen Soldaten.

11. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Tamaro Tamaro Ecco, o fidi il soggiorno Da ist, meine Getreuen, die Residenz Del fiero Marcomanno; Ivi s’asconde des stolzen Markomannen; dort verbirgt L’adorato idol mio, la mia Tusnelda. sich meine Göttin, die geliebte Tusnelda. L’infelice tra ceppi Dort stöhnt und seufzt die Unglückliche In dura servitù geme, e sospira. in Ketten und roher Sklaverei. Tutto si tenti amici Versuchen wir alles, oh Freunde, Per salvarla, o morire. um sie zu retten, oder lasst uns sterben. Tremi pur il superbo Zittere der Hochmütige, wenn er nicht Se la pace non cura. Io del mio bene den Frieden pflegt. Ich will das Schicksal Vuo’ cangiare la sorte meiner Liebsten ändern, oder Schrecken O portar con quest’armi orrori, e morte. und Tod mit diesen Waffen bringen.

12. ARIA

Paventi quel tiranno Fürchte sich der Tyrann, Che a sguardi miei l’asconde. der sie vor meinem Blick verbirgt. Mi guida a queste sponde Mich führt zu diesem Ufer Un disperato amor. eine verzweifelte Liebe. Coro Chor Tremar dovrà quell’empio Zittern muss dieser Schändliche Dal giusto tuo furor. vor deinem gerechten Zorn. Tamaro

23 Tamaro Wenn ich dich wieder sehe, Liebste, Nel vederti amato bene wird mein Herz vor Freude hüpfen, Balzerà di gioja il core: und unsere treue Liebe wird vielleicht Ed il nostro fido amore die Götter neidisch machen. Forse invidia ai Dei farà. Chor Coro Fürchte dich nicht, am Ende wird Ruhe Non temer, che alfin la calma wieder dein Herz erfüllen. Nel tuo core sorgerà. Tamaro Tamaro Schon tröstet diese verlockende Questa speme lusinghiera Hoffnung mein Herz. Confortando il cor mi va. Chor Coro Dein Herz wird in Frieden und Liebe Il tuo cor felice appieno vollkommen glücklich sein. Fra la pace, e amor sarà.

13. RECITATIVO SECCO Tamaro Tamaro Ist Rendo noch nicht zurück? Oh wie E Rendo ancor non torna? Oh come schwer fällt meinem Herzen grave jedes Zögern! Jeder Augenblick, Ogni indugio è al mio cor! ogni momento der mich von Tusnelda fern hält, Che a Tusnelda m’invola, quält mich. Aber… er kommt endlich!… È affannoso per me. Ma… viene alfine!… Welche Schar von bewaffneten Kriegern Qual di Guerrieri armati folgt ihm nach!… Holla... Stuol d’appresso lo siegue!… olà... Kommt ihr venite zum Krieg oder zum Frieden? A guerra, o a pace?

SZENE IX SCENA IX Treuta folgt markomannnischen Kriegern, Treuta preceduto da Guerrieri und die Obigen. Marcomani, e detti. Treuta Treuta Zum Frieden, denn Treuta verschmäht A pace. Che pace d’ascoltar Treuta non nicht vom Frieden zu hören, sdegna, wenn der Feind gedemütigt zuerst Quando il primo la chiede nach ihm verlangt. Bist du derjenige, Umiliato nemico. Sei tu quello, der den Freikauf der Sklaven anbietet?... Che delli Schiavi offri il riscatto?... e Und glaubst du, credi mit gemeinen Gaben sie zurückkaufen Con vili doni ricomprarli?… Esponi zu können?… Sag, was ist dein Begehr? La tua inchiesta qual è? Tamaro Tamaro Ohne Scham komme ich, Frieden zu bieten. Senza rossore Ich möchte Frieden, kaufe ihn aber nicht. Vengo pace ad offrir. Io pace bramo, Dunclamo wird zu diesem Zweck kommen. Non la compro però. Dunclamo è quello Das hohe Alter ließ ihn sich auf dem Weg Che a tal uopo verrà. L’eta canuta verspäten; ich kam daher im Voraus.

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Per via lo fe’ arrestar; io lo prevenni. Treuta Treuta Er bringt also den Preis für Tusnelda? Ei reca dunque il Tusnelda il prezzo? Tamaro Tamaro Ja, aber sonst weiß ich nicht, Sì: ma per altro ignoro was er euch anbieten könnte… Quello che offrir vi puote… Zarasto Zarasto Es reichen eure Herzen I vostri cuori und ein Arm, der uns treu ist. Bastano, e un braccio a noi fedele. Tamaro Tamaro Das ist in eurer Macht. Questo Es seien die alten Abmachungen Fora in vostro poter. Gli antichi patti erneuert, und zu guter Letzt Sien rinnovati: e resa al fine venga werde uns Tusnelda zurückgegeben. Tusnelda a noi. Treuta Treuta Tusnelda? Tusnelda? aufgewühlt turbandosi Tamaro Tamaro Ja, aber sag mir, Sì, ma dimmi wo ist sie? was macht sie? Dov’è? Che fa? Treuta Treuta (Was kann ich sagen?) (Che dir potrò) befangen confuso Tamaro Tamaro Du weigerst dich, mir von ihr zu künden! Tu nieghi rispondermi di Lei! Treuta Treuta Ah! Nicht kann ich sagen, was ich sagen sollte. Ah! Dir non posso, quel che dir dovrei. Tamaro Tamaro Lebt sie? besorgt Vive? con ansietà Treuta Treuta Ja,… sie lebt… Sì… vive… Tamaro Tamaro In Ketten deiner Barbarei gefesselt? Dalla tua barbarie fra catene ristretta? Treuta Treuta Nein. No. Tamaro Tamaro Enthülle also, was mit ihr geschehen ist. Palesa. Ich möchte sie sehen, sie an meine Brust Dunque di lei che fu? Bramo vederla, drücken. Gebt sie mir zurück, ihr könntet Stringerla a questo sen. Me la rendete, so eure Schmähungen wieder gutmachen; Così le vostre ingiurie riparate; oder bebt, Schändliche, vor meinem Zorn. Oppur del mio furor, empj, tremate. Treuta Treuta Wagst du so viel, Fremder? Verstehst du E tant’osi o stranier? E non comprendi nicht, wo du bist, mit wem du sprichst?… Dove sei, e con chi parli?… Ich verzeihe deine Unbesonnenheit. Du Scuso l’incauto error. Pace dimandi willst Frieden und kommst zu schmähen. E ad insultarci vieni.

25 Tamaro Tamaro Io non vi offendo, Ich schmähe euch nicht, ich verlange Se vi chiedo quel ben, che tanto adoro. nur diesen Schatz, den ich so sehr anbete. Treuta Treuta Sei tu lo sposo suo? Bist du ihr Gatte?

Tamaro Tamaro No; ma ben lo sarei, se voi crudeli Nein, ich wäre es aber, hättet ihr Herzlosen Non l’aveste rapita a questo seno. sie nicht von meiner Brust gerissen. Treuta Treuta (Misero!) (Elender!)

14. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Tamaro Tamaro Tu sospiri?… Non rispondi?… Du seufzt?… Antwortest nicht?… Ti turbi?…, ti confondi?… Bist bewegt?…, verwirrt?… (Ah Ciel! Ch’ei forse il mio rival!) (Himmel! Vielleicht ist er mein Rivale!) Treuta Treuta (E’ d’uopo (Nötig ist’s, ihm sein Unglück Di celargli per or la sua sciagura!) vorerst zu verschweigen!) Tamaro Tamaro Numi! Chi mi consiglia! Götter! Wer gibt mir Rat! Dimmi; pietade ha luogo in fra di voi? Sag mir, wisst ihr, was Mitleid ist? Treuta Treuta Più che non credi. Ah quale Mehr als du glaubst. Ach welche zärtliche In sen mi desta di Tusnelda il fato Regungen erweckt in meinem Herzen Tenero moto in cor!… quel vago volto… das Schicksal Tusneldas...! Ihr reizendes L’innocente beltà… Antlitz… Ihre unschuldige Schönheit… Tamaro Tamaro (L’intendo… oh Dio! (Ich begreife ihn… oh Gott! Ich wurde Tradito son… che fier destino è il mio.) betrogen… Wie hart ist mein Schicksal!) Se di pietà le voci con rabbia Wenn du die Stimme des Mitleids wütend Senti tu dunque al cor, fa’ ch’io la vegga: im Herzen verspürst, lass sie mich sehen: Per un istante sol a lei mi guida. führ mich zu ihr nur für einen Augenblick. Treuta Treuta (Oh Ciel! Che deggio far?) (Oh Himmel! Was soll ich tun?) Tamaro Tamaro (L’ama l’indegno.) (Der Unwürdige liebt sie.) Ebben… resti sospeso? come sopra Also… zögest du? wie oben Treuta Treuta No: mi siegui. Nein, folge mir. Tamaro Tamaro Andiam. s’incammina Gehen wir. er macht sich auf dem Weg Treuta Treuta Ma senti… Aber höre…

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Tamaro amaro Parla… Sprich… Treuta Treuta Contento io bramerei renderti appieno. Ich möchte deinen Wunsch erfüllen, Ma Tusnelda… aber Tusnelda… Tamaro Tamaro Prosiegui… Fahr fort… Sag mir, Dimmi: qual rio destino a lei sovrasti? welch widriges Schicksal sie erwartet? Treuta Treuta Più tua non è… tanto saper ti basti. Sie ist nicht länger die Deine… Es genüge dir, so viel zu wissen. 15. DUETTO

Tamaro Tamaro Mia non è!… dunque altr’oggetto Sie ist nicht die Meine!… Ein Anderer M’ha rapito il mio tesor. also hat mir meinen Schatz geraubt. (Da quel barbaro sospetto (Dieser grausame Verdacht Lacerata ho l’alma, e il cor!) zerreißt meine Seele und mein Herz!) Treuta Treuta (Qual dolor gli siede in volto!… (Welch Schmerz bedeckt sein Gesicht! Di pietà le voci io sento… Ich vernehme Stimmen des Mitleids… Sembra ch’abbia in cor sepolto Es scheint, dass er den düsteren Della morte il fosco orror.) Schrecken des Todes im Herzen trägt.) Tamaro Tamaro Ma crudel! Palesa alfine… Aber Grausamer! Enthülle endlich… Treuta Treuta Calma il duol gli affanni tuoi. Besänftige dein Leid, deinen Kummer. Tamaro Tamaro Fa’ che almen la vegga, e poi… Lass sie mich wenigstens sehen… Mi dia morte il mio dolor. und dann töte mich mein Schmerz. Treuta Treuta Sarai pago. Vieni. Dein Wunsch wird erfüllt, komm. s’incammina er bricht auf Tamaro Tamaro Andiamo. Gehen wir. Treuta Treuta Ma rifletti… Denke aber nach… Tamaro Tamaro Che vorresti?… Was möchtest du?… Treuta Treuta Deve... Sie muss... Tamaro Tamaro Come!… Wie!… Treuta Treuta Sappi… Wisse… Tamaro Tamaro Oh dio! Per pietà. Oh Gott! Erbarmen!

27 Treuta Treuta Troppo funesti Zu widrig stehn die Sterne Sono gli astri al vostro ardor. für eure Leidenschaft. Tamaro Tamaro (Egli l’ama... son tradito… (Er liebt sie... Ich wurde betrogen… Quale affanno… qual sospetto! Welch Kummer… Welch Verdacht! Mio furor ti cela in petto Zorn, verbirg dich in der Brust, Simular mi giova ancor.) nützlich ist’s nun, mich zu verstellen.) Treuta Treuta (Egli ignori che empio ferro (Er soll nicht wissen, dass das rohe Del suo ben minaccia il petto; Eisen der Brust seiner Liebsten droht; Con un sol funesto detto ein einziges unseliges Wort von mir Io potrei gelargli il cor.) könnte sein Herz erstarren lassen.) Tamaro Tamaro Non si tardi… Zögern wir nicht… Treuta Treuta Ebben. Andiamo. Gut, gehen wir. Tamaro Tamaro La vedrò… qual mai contento. Ich werde sie sehen… Was für Freude! Treuta Treuta La vedrai per tuo tormento! Zu deinem Unglück wirst du sie sehen! Tamaro Tamaro (Ah! Perchè così mi dice! (Ach! Warum spricht er so zu mir! Da quel barbaro sospetto Ich fühle, wie ein grausamer Verdacht Lacerar mi sento il cor.) mir das Herz zerreißt.) Treuta Treuta (Fa pietade l’infelice (Der Arme erweckt Mitleid! Ach! Ah! Mi strappa il core in petto Aus dem Busen reißt das Herz mir Quel funesto suo dolor.) sein unheilvoller Schmerz.) Tamaro Tamaro (Rinfacciar potrò l’ingrata (Ich werde die Undankbare tadeln E punir il traditor. und den Verräter bestrafen. Perché mai sorte spietata Wieso, erbarmungsloses Schicksal, Serbi a me tanto rigor!) verfährst du so streng mit mir!) Treuta Treuta Ah! Tusnelda sventurata Ah! Unselige Tusnelda, Quale colpo al tuo bel cor! welcher Schlag für dein schönes Herz! Perché mai sorte spietata Wieso, du gnadenloses Schicksal, Serbi a lei tanto rigor.) verfährst du so streng mit ihr.) partono insieme. sie gehen zusammen ab.

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SCENA X SZENE X Sala publica. Öffentlicher Saal. Carilo ed Ercilda. Carilo und Ercilda.

16. RECITATIVO SECCO

Ercilda Ercilda Carilo? Carilo? Carilo Carilo Saggia Ercilda? Weise Ercilda? Ercilda Ercilda Di te in cerca movèa. Quali di pace Ich kam hierher, um dich zu suchen. Rechi novelle? Bringst du Nachricht vom Frieden?

Carilo Carilo Torna coi Cherusci Der gute Treuta kommt L’ottimo Treuta a noi. mit Cheruskern zurück. Ercilda Ercilda Deh va: fra loro Geh zu ihnen und suche, ob jemand Cerca se un v’ha che Tamaro s’appella, Tamaro heißt, und führe ihn zu Tusnelda. Seine A Tusnelda lo guida. A me sua amica Freundin bat mich innig darum. Dolcemente il richiese. Essa ten priega. Sie bittet dich darum. Du weißt es, A lei favor, lo sai, Treuta, mai niega. Treuta verweigert ihr nie einen Gefallen. Carilo Carilo Vuò a compiacerti, Ich will deinen Wunsch erfüllen. per andare er will gehen Ercilda Ercilda Ascolta. Höre. Per lei v’ha speme? Gibt es Hoffnung für sie? Carilo Carilo Al Ciel che dir ti posso! In lei compiango Himmel! Was kann ich dir sagen? An ihr Del rigor d’un destin sempre ostinato, bedaure ich die Strenge des unerbittlichen Schick- Un innocente oggetto, e sventurato. sals gegen ein unschuldiges und Via unglückliches Wesen. er geht ab Ercilda Ercilda Misera amica! Quali ascosi detti! Arme Freundin! Welch geheimnisvollen Lunge dal Genitore... abbandonata… Worte! Weit vom Vater... verlassen… In mezzo a’ suoi nemici… inmitten ihrer Feinde… Da chi implorar pietà? Voi che vegliate Wen soll man um Mitleid bitten? Ihr, Degl’Innocenti miseri su i giorni barmherzige Götter, die ihr über die Tage Pietosi Dei, voi Treuta secondate, der armen Unschuldigen wacht, helft E di Tusnelda i dì, mi conservate. Treuta und rettet das Leben Tusneldas.

17. ARIA

Se pietosi o giusti Numi Mitleidige und gerechte Götter, wenn La virtù dal Ciel vedete, ihr vom Himmel her die Tugend seht,

29 L’innocenza difendete verteidigt die Unschuld, Difendete la beltà. verteidigt die Schönheit. Ma nel core già mi scende Aber in mein Herz dringt Una voce, che mi dice; schon eine Stimme, die mir sagt: Non temer, che l’infelice bange nicht, denn die Unglückliche Lieta teco i dì vivrà. wird fröhlich mit dir leben. per partire, e s’incontra con Tusnelda. sie will aufbrechen und trifft Tusnelda.

SCENA XI SZENE XI Tusnelda, e detta. Tusnelda und die Obige.

18. RECITATIVO SECCO

Tusnelda Tusnelda Fida Ercilda. Ebben Tamaro? Treue Ercilda. Und was ist mit Tamaro? Ercilda Ercilda In traccia Auf seine Suche Carilo già ne andò. ging Carilo schon. Tusnelda Tusnelda Quanto ti deggio Wieviel schulde ich dir, Fedele amica! Ah se la speme adesso treue Freundin! Ach, wenn die Hoffnung Non m’inganna, vedrò… mich jetzt nicht trügt, werde ich sehen… Ercilda Ercilda Sì, lo vedrai Ja, du wirst ihn sehen. Bleibe, Resta, l’attendi, e ti serena omai. via warte auf ihn, sei guten Mutes. sie geht ab Tusnelda Tusnelda Sì me ’l predice il cor. Vedrò l’amante Ja, mein Herz ahnt es. Ich werde E del tenero Padre den Geliebten wiedersehen und Neues Che piangendo mi vide über den zärtlichen Vater erfragen Dal suo fianco strappar, qualche novella können, der weinend mitansehen musste, Chieder potrò: che la sua figlia ancora wie ich von seiner Seite gerissen wurde. Sospirando richiama… Er, der noch seufzend seine Tochter ruft…

SCENA XII SZENE XII Carilo, che introduce Tamaro, e detta. Carilo, der Tamaro mitbringt, und die Obige. Carilo Carilo Eccola. si ritira Da ist sie. er zieht sich zurück Tusnelda Tusnelda È lui!... mio Tamaro. corre a lui Er ist es!... Mein Tamaro! sie eilt zu ihm Tamaro Tamaro E chi sei? Wer bist du denn? respingendola er stößt sie zurück Tu che chiamarmi ardisci Du, die du wagst, mich Tuo Tamaro? „deinen Tamaro“ zu nennen?

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Tusnelda Tusnelda Chi sono? (colpita) E non ravvisi Wer ich bin? (erschüttert) Erinnerst Tusnelda tua? du dich nicht an deine Tusnelda? Tamaro Tamaro Tusnelda? Io non ravviso Tusnelda? Ich sehe in dir Che una spergiura in te. nichts anderes als eine Meineidige. Tusnelda Tusnelda Come? Wie? Tamaro Tamaro Di tutto Undankbare, ich weiß alles. Ich weiß, Ingrata, io sono istrutto. So che regni dass du schon im Herzen Treutas herrschst; Già di Treuta sul cor; che già scordasti dass du vergessen hast, Cheruskerin D’esser Cherusca. So i novelli amori. zu sein. Ich kenne die neuen Liebschaften. Tusnelda Tusnelda Altro, ingiusto, non sai? Weißt du nichts anderes, du Ungerechter? Tamaro Tamaro E che mi resta più a sapere omai? Und was sollte ich noch wissen?

19. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Tusnelda Tusnelda Trema, Tamaro, trema Fürchte dich, Tamaro, fürchte dich davor, Di saper tutto; estrema alles zu wissen. Ein schreckliches Sciagura... Unglück... Tamaro Tamaro Fia per me l’amarti ingrata. ... wird’s für mich sein, dich zu lieben, Tusnelda è morta. Undankbare! Tusnelda ist gestorben. Tusnelda Tusnelda Non è morta ancora: Nein sie ist noch nicht gestorben: sie wird È ben presso a morir. Pago sarai. bald sterben; du wirst zufrieden gestellt. Tamaro Tamaro Morir dovevi, e non tradirmi mai. Du hättest sterben sollen, statt mir untreu zu sein! Tusnelda Tusnelda Ma sentimi o crudel… guardami… Höre zu, Grausamer… schau mich an… Tamaro Tamaro È vano. Es ist umsonst. Tusnelda Tusnelda Almeno per pietà… Wenigstens aus Mitleid… Tamaro Tamaro Pietà non merti. Du verdienst kein Mitleid. Tusnelda Tusnelda Per l’amore primiero… Der anfänglichen Liebe wegen… Tamaro Tamaro Taci infedel non mi parlar d’amore Schweig, Untreue, sprich nicht von Liebe! Tusnelda Tusnelda Se mi credi infedel, passami il core. Wenn du mich für untreu hältst, so durchbohre mein Herz. 31 20. DUETTO

Tamaro Tamaro Taci… va… comprendo ingrata Schweig… geh… Ich sehe, Undankbare, Che alma infida chiudi in petto. welche untreue Seele du in der Brust Vanne in braccio ad altro oggetto verbirgst. Gehe in die Arme A goder felicità. eines Anderen, deine Freude zu genießen.

Tusnelda Tusnelda Senti… ah no… per te la morte Höre… ah nein… Für dich würde ich Sfiderò senza spavento, furchtlos dem Tode trotzen, Ma l’idea del tradimento aber der Vorwurf des Verrats Agghiacciare il cor mi fa. lässt mein Herz erstarren. Tamaro Tamaro Ah traditi affetti miei! Ach, meine Liebe ist verraten! Tusnelda Tusnelda No: il mio bene ognor tu sei… Nein: du bist stets mein Schatz… Tamaro Tamaro Non mentire ingrata, infida… Lüge nicht, Undankbare, Untreue… Tusnelda Tusnelda Ah! Non dirmi infida, ingrata: Ah! Nenne mich nicht Untreue, Che tradirti il cor non sa. Undankbare: Mein Herz kann dir nicht untreu sein. a 2 Zu 2 (Fra tanti affanni miei (Bei so viel Kummer, In sì fatal momento in solch schrecklichem Augenblick, Da chi sperar pietà) von wem soll ich Mitleid erhoffen!) Tamaro Tamaro (Scordarla, oh Dio! Vorrei (Ich möchte sie vergessen, oh Gott, Ma al sol pensarlo, io sento, denk’ ich aber nur daran, so spür ich, Che il duol mi ucciderà.) wie der Schmerz mich töten wird.) Ah si vada. Gehen wir doch. Tusnelda Tusnelda Ah no t’arresta. Nein, bleibe! Tamaro Tamaro Donna infida, cosa brami? Untreues Weib, was willst du? Tusnelda Tusnelda Ah Tusnelda più non ami. Ach, du liebst Tusnelda nicht mehr. Tamaro Tamaro Mi tradì, mancò di fe’. Sie verriet mich, war mir untreu. Tusnelda Tusnelda Deh mi guarda almeno. Schau mich doch wenigstens an. Tamaro Tamaro (Oh dio!) (Oh Gott!) Tusnelda Tusnelda Ma ricorda… Erinnere dich…

32 Giovanni Simone Mayr

Tamaro Tamaro (Oh fato rio!) (Oh hartes Schicksal!) Ah che l’alma mia smarrita Ach, warum kann sich meine verwirrte Che risolvere non sa. Seele nicht entscheiden! Tusnelda Tusnelda Ah funesta è a me la vita Ach, düster erscheint mir das Leben, Se di me non hai pietà. wenn du nicht mit mir Erbarmen hast. a 2 Zu 2 Che dolor che angoscia io sento! Welch Schmerz, welch Leid verspüre È sì atroce il mio tormento ich! So grauenhaft ist meine Qual, Che squarciando il cor mi va. dass sie mir das Herz zerfleischt. partono per parte opposte. sie gehen jeder nach einer Seite ab.

SCENA XIII SZENE XIII Ercilda, e Carilo. Ercilda und Carilo.

21. RECITATIVO SECCO

Ercilda Ercilda Dunque non v’è più speme, e l’infelice!… Es gibt also keine Hoffnung! Die Arme!… Carilo Carilo Dovrà morir? Wird sie sterben müssen? Omai non veggo Ercilda, Ercilda, ich sehe keine Rettung mehr Scampo per lei. für sie. Ercilda Ercilda Ma Treuta sì tranquillo Wird aber Treuta sie so untätig Perir la lascierà? Qui pure ei regna… sterben lassen? Er herrscht doch hier… Potria… Er könnte… Carilo Carilo Che può? Sdegno, pietade in seno. Was kann er? Er kann wohl Zorn, Mitleid Può ben sentir: ma non salvarla. Il sai in der Brust spüren, nicht sie aber retten. Qui dal Sovrano è sacro Du weißt, hier ist die Macht der Druiden Poter de’ Druidi, ognor dipende il tutto. dem Herrscher heilig, alles hängt La legge è in loro mano. von ihnen ab. Das Gesetz ist in ihrer Hand. Ercilda Ercilda E vuol Zarasto… Und will Zarasto… Carilo Carilo Che Tusnelda perisca. Dass Tusnelda stirbt. Ercilda Ercilda E come i numi Und wie vermögen sich die Götter Dell’innocente uman versato sangue am vergossenen Blut Si possono appagar? eines unschuldigen Menschen sättigen? Carilo Carilo Io non so come: Ich weiß nicht wie, weiß aber, So, che chieggon la Vittima, e fra poco... dass sie ein Opfer fordern, und in Kürze... Eccolo. Da ist er.

33 Ercilda Ercilda Oh Dio! Oh Gott! Carilo Carilo Di Treuta al fianco io vedo Ich sehe an der Seite Treutas... Forse in tal momento Vielleicht in so einem Augenblick Egli ha d’uopo di me. parte braucht er mich. er geht ab Ercilda Ercilda Cor non mi sento Ich ertrage es nicht, hier zu bleiben. Di qui restar. Partiam. L’ estremo Gehen wir. Ein letztes Mal werde ich amplesso die Freundin umarmen. All’amica darò. Che fia de’ rei Was wird mit den Schuldigen, oh Götter, wenn ihr Se l’innocente ancor punite oh Dei. sogar die Unschuldigen bestraft? parte. sie geht ab.

SCENA XIV SZENE XIV Zarasto con seguito di Druidi. Zarasto mit Druidengefolge.

Zarasto Zarasto Figli del Nume! Il gran momento Gottessöhne! Der große Augenblick naht, appressa dem Himmel das Opfer Che la vittima al Ciel offrir dobbiamo. darzubringen. Alles ist bereit, vergeblich Tutto è già pronto, e Treuta invan versucht Treuta Tusnelda zu retten: procura Welcher Sterbliche Salvar Tusnelda: I suoi dritti al Nume kann sich das Recht der Götter anmaßen? Chi de’ mortali può usurpar? Al Cielo Auch Könige unterstehen dem Himmel Anche i Re son soggetti, e sempre invano und stets vergeblich widersetzt sich S’oppone al lor voler, l’ardire umano. der menschliche Hochmut seinem Willen.

22. FINALE I

De’ sommi Numi al soglio Beim Thron der höchsten Götter, Che son grandezze; onori!… was sind Größe und Ehre!… Che son pompe, tesori!… Was sind Prunk und Schätze!… Coro Chor Che mai l’insano orgoglio! Was ist schon der törichte Stolz? Che mai l’umana mente!… Was ist schon der menschliche Geist? Tutti Alle Un’ombra, un soffio, un niente. Ein Schatten, ein Hauch, ein Nichts! partono. sie gehen ab.

SCENA XV SZENE XV Treuta. Treuta.

Che farò! Che mi consiglia! Was soll ich tun! Wer rät mir! Qual contrasto io sento in petto! Welchen Wiederstreit spüre ich

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V’è pietade, v’è dispetto in der Brust! Es ist Mitleid, es ist Wut, Che mi stanno a lacerar. die mich zerreißen. Ah! Si vada, e omai si tenti Ah! Lass uns nun versuchen, L’innocente di salvar. die Unschuldige zu retten. via risoluto. er geht entschlossen ab.

SCENA XVI SZENE XVI Tamaro da un lato, Tusnelda dall’altro, Tamaro auf einer Seite, Tusnelda auf der anderen; indi Treuta, con seguito. dann Treuta mit Gefolge.

Tamaro Tamaro (A un dolce sguardo, a un detto (Wer wird jemals wieder einem Blick, Chi mai darà più fede? einem Wort Glauben schenken? Ah! L’amator che crede, Ach! Der leichtgläubig Liebende möge Si disinganni in me.) sich bei mir Ernüchterung holen.) Tusnelda Tusnelda (Esser fedele, e intanto (Treu sein und inzwischen Veder l’amante irato, den Geliebten zürnen zu sehen, È duol così spietato solch durchdringender Schmerz Che forse egual non v’è.) findet wohl nicht seinesgleichen.) Tamaro Tamaro Ecco l’infida... io fremo. Da ist die Untreue... ich schaudere. vedendola er sieht sie Tusnelda Tusnelda Ecco l’ingrato… io peno. Da ist der Undankbare… ich leide. A 2 Zu 2 Mio cor straziato in seno Du, zerrissenes Herz, poch doch Non mi balzar così. nicht so heftig in meiner Brust.

SCENA XVII SZENE XVII Treuta, con Guardie. Treuta mit Wächtern.

Treuta Treuta Pur ti trovo; olà si guidi Endlich finde ich dich; man schaffe ihn In lontana oscura soglia, zu einer abgelegenen und geheimen Ve lo impone il vostro Re. Schwelle, euer König gebietet es euch. Tusnelda Tusnelda Sventurata! Che mai sento! Unglückliche! Was höre ich! A tal cruda, e nuova doglia Auf solch grausames und neues Leid Preparato il cor non è. ist mein Herz nicht vorbereitet. Tamaro Tamaro (Ah l’indegno alfin si scuopre (Ah, der Ruchlose verrät sich endlich, Di riguardi già si spoglia: er lässt jede Vorsicht fahren: È tradita la mia fe’.) meine Treue wurde betrogen.)

35 Treuta Treuta Vanne pur… Geh nun… Tamaro Tamaro T’arresta… Halte ein… Tusnelda Tusnelda Io tremo. Ich zittere. Tamaro Tamaro Ah! Crudel! Ah! Grausamer! Treuta Treuta Partite… alle Guardie Geht… zu den Wächtern Tamaro Tamaro Io fremo… Mir schaudert’s… A 3 Zu 3 Giusto Ciel chi vide mai Gerechter Himmel, wer sah jemals Sventurato/a al par di me. eine/n, der unglücklicher war als ich.

SCENA XVIII SZENE XVIII Zarasto, Druidi, e detti. Zarasto, Druiden und die Obigen.

Zarasto Zarasto Vieni Tusnelda al Tempio Komm, Tusnelda, im Tempel Freme confuso il Popolo verlangt erregt das Volk, Vuol che la Legge compiasi, dass das Gesetz vollzogen wird. Vieni convien morir. Komm, es ist an der Zeit zu sterben. Tamaro Tamaro Qual improviso fulmine Welch Blitz aus heiterem Himmel Me sventurato è questo! ist dies für mich Unseligen! A 3 Zu 3 Per l’infelici è questo! ist dies für die Unglücklichen! Treuta Treuta Il suo destin funesto Ihr unheilvolles Schicksal D’orror gelar mi fa. lässt mich vor Schreck erstarren. Tusnelda Tusnelda Ma che vi feci oh Numi! Was habe ich euch getan, ihr Götter! Vado innocente a morte. Unschuldig bin ich zum Tod verurteilt. Treuta Treuta Spera. L’avversa sorte Hoffe. Dein widriges Schicksal Potrò per te cangiar. kann ich ändern. Tamaro Tamaro Questa è la pace indegni Unwürdige, ist das der Frieden, Questa è la fe’, che attendo? ist das die Treue, die ich erwarte? L’inganno tuo comprendo Ich durchschaue deinen Betrug, a Treuta zu Treuta Ma vi farò tremar. ihr aber werdet noch vor mir zittern. Zarasto Zarasto Straniero incauto! Unvorsichtiger Fremder!

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Tusnelda Tusnelda Calmati… Beruhige dich… Tamaro Tamaro Io son tradito… Ich wurde verraten… Treuta Treuta Ah frenati… Ah, zügle dich… Tamaro Tamaro Barbaro. a Zarasto Barbar! zu Zarasto Ingiusto. a Treuta Ungerechter! zu Treuta Infida! a Tusnelda Untreue! zu Tusnelda A 2 Zu 2 Ah no di lei ti fida. Ah, nein, hab zu ihr Vertrauen. Ah no di me ti fida. Ah nein, hab zu mir Vertrauen. Zarasto Zarasto Salvarla invan tentate. Vergeblich versucht ihr, sie zu retten. Coro Chor Al Tempio: alfin conviene Zum Tempel: nun ist’s Zeit, La vittima svenar. das Opfer darzubringen. Treuta Treuta O mille affetti in seno Tausend Gefühle toben in meiner Brust. Fremo d’amore e d’ira Ich bebe vor Liebe und vor Zorn, Ma è vano il mio timor. nutzlos aber ist meine Furcht. Tusnelda Tusnelda O mille affetti in seno Tausend Gefühle toben in meiner Brust, Gemendo il cor sospira leidend seufzt mein Herz, Ma è vano il mio dolor. nutzlos aber ist mein Leid. Tamaro Tamaro Crescer mi sento in seno Ich fühle wie in meiner Brust Rabbia vendetta, ed ira Zorn, Rache und Wut wachsen, Ma è vano il mio furor. nutzlos aber ist mein Furor. Coro Chor Han mille affetti in seno Tausend Gefühle toben in ihrer Brust E un freme e l’un sospira Einer schaudert, einer seufzt, Rabbia, vendetta, ed ira Zorn, Rache und Wut Gli van squarciando il cor. zerfleischen ihre Herzen.

Fine dell’Atto Primo. Ende des ersten Aktes.

37 ATTO SECONDO ZWEITER AKT

SCENA PRIMA ERSTE SZENE

Parte esterna del Tempio. Außenseite des Tempels. Carilo, Ercilda, Sarronidi, e Popolo. Carilo, Ercilda, Sarroniden und Volk.

Carilo Carilo Ecco il Tempio funesto! Ivi s’adora Da ist der dräuende Tempel! Dort L’inflessibile Nume! E qui Zarasto wird der unbeugsame Gott angebetet! Di Tusnelda innocente il giovin sangue Hier verkündete Zarasto, düster und Rinchiesto dagli Dei, severo, al cenno dem Befehl gehorchend, dass die Götter Soggetto pronunciò. nach dem reinen, jungen Blut Tusneldas verlangen. Ercilda Ercilda Dunque fra poco Also wird die Freundin bald fallen; Cadrà l’amica; e tutti in Cielo e in terra will denn niemand im Himmel und Son tardi ai nostri voti?… auf Erden unsere Wünsche erhören?… Carilo Carilo E come Ercilda Wie soll man noch hoffen, Ercilda? Sperar omai? Si ricusò la pace Der Friede wurde zurückgewiesen, Si gridò sangue; e questo sangue al fine man rief nach Blut; und dieses Blut Dovrà, versarsi… Treuta invan resiste. soll nun fließen… Umsonst hält Treuta Dall’asilo ov’è chiusa stand. Noch bevor die Sonne untergeht, Pria che tramonti il dì sarà Tusnelda wird Tusnelda aus der Bleibe, in der sie Tratta a morir. eingesperrt ist, geholt, um zu sterben. Ercilda Ercilda Eppur ancora in petto Und doch, einen Strahl der Hoffnung Raggio di speme io serbo… Avranno i hege ich noch im Busen… Die Götter werden uns Dei etwas Mitleid erweisen… Volk, Freund, Di noi qualche pietà… Popoli, Amico, versuchen wir, ihren Zorn zu besänftigen. Cerchiam de’ loro sdegni Am Ende werden sie sich beruhigen, Mitigar il rigore. das sagt mir mein Herz. Si placheranno alfin mel dice il core.

23. CORO

Coro Chor Nume della vendetta, Gott der Rache, Che fai tremar la terra, der du die Erde beben lässt, I nostri voti accerta. verwirkliche unsere Gelübde. Carilo Carilo L’irata destra omai Der zürnenden Rechten möge deine La tua pietà sospenda. Barmherzigkeit Einhalt gebieten.

38 Giovanni Simone Mayr

Coro Chor In questo dì risplenda Möge an diesem Tag hell Sereno il tuo favor. deine Gunst erstrahlen. Ercilda Ercilda Tu che degl’uomini Du, der du das Schicksal Cangi la sorte der Menschen änderst, L’afflitta Vergine von der gepeinigten Jungfrau D’acerba morte nimm wohl gesonnen Togli propizio den qualvollen Schrecken Al crudo orror. des bitteren Todes. Tutti Alle Fa’ che ritornino Mach’, dass die Tage des Friedens Di pace i giorni wiederkehren! L’antico giubilo Möge der frühere Frohsinn Fra noi ritorni zu uns zurückkehren D’un fido popolo und von einem wohlgesonnenen Cessi il dolor. Volke der Schmerz weichen.

SCENA II SZENE II Luogo pubblico. Offentlicher Platz. Treuta, Guardie, poi Tusnelda. Treuta, Wächter, dann Tusnelda.

24. RECITATIVO SECCO

Treuta Treuta Ho risoluto. Ogni timore è vano Ich habe entschieden. Jede Furcht Quando ragiona il cor. Olà, d’intorno ist eitel, wenn das Herz spricht. Auf, Custodite l’ingresso, e niuno ardisca bewacht den Eingang, und niemand wage, Qui penetrar. Tusnelda a me. Qual moto hier einzudringen. Tusnelda zu mir. partono le guardie die Wächter gehen Dolce insolito moto entro al mio seno Welche Regung, eine süße, ungewohnte Va serpendo, e lo scuote!… ah! Le Regung, erfüllt meine Brust und sventure erschüttert sie!… Ach! Leid erweckt doch Destan pure pietà... No: quel ch’io serbo Mitleid... Nein, was ich spüre È da pietà diverso!… Eccola… oh come ist etwas Anders als Mitleid!… Da ist sie… La verde età, l’amabil volto in petto Oh, wie ihre Jugend, das liebliche Gesicht Mi ragionan per lei!... Donna t’appressa. mein Herz rühren!... Frau, nähere dich. Tusnelda Tusnelda Che si vuol da Tusnelda? E’ forse questo Was verlangt man von Tusnelda? Ist dies Il momento fatal del morir mio? vielleicht die tragische Stunde meines Todes? Arde il foco crudel? Brennt schon das grausige Feuer? Treuta Treuta (Che far degg’io?) (Was soll ich tun?) Tusnelda Tusnelda Tu mi hai compianta pur! Dolce lusinga Du spürtest doch Mitleid mit mir! Sanfte Allor destommi in seno Hoffnung weckte in meiner Brust

39 Il tuo pietoso affanno; dein barmherziges Mitgefühl; und nun Or m’abbandoni al mio destin tiranno? überlässt du mich dem harten Los? Treuta Treuta Abbandonarti? … ah! ch’io non lo Dich überlassen? … ah! Das könnte ich potrei niemals, auch wenn Se lo volessi ancor. Male tu leggi ich wollte. Schlecht liest du mein Herz Sul mio volto il cor. Sgombra di morte in meinem Gesicht. Verscheuche Il timor freddo e nero. die kalte, schwarze Angst vor dem Tod. Io ti voglio salvar. Ich will dich retten. Tusnelda Tusnelda Come! E fia vero? Wie! Ist es wahr? E quei custodi? Und diese Wächter? Treuta Treuta Non temer di scampo Hab keine Angst: sie bringen dir Rettung Non di morte ministri, a te di scorta und nicht Tod, sie werden deine Flucht Nella fuga saran. Torna per poco beschützen. Kehre für kurze Zeit Alla torre del Tempio. Ivi sicura zum Turm des Tempels zurück. Dort Di mia pietà ti fida. Al nuovo giorno vertraue fest auf meine Hilfe. Ich schwöre, Giuro salvarti. Apportatore di pace dich für den neuen Tag zu retten. Dunclamo pur verrà. Libera allora Dunclamo wird als Friedensbote kommen. Potrai tenera figlia Dann wirst du als zärtliche Tochter Al mesto genitor terger le ciglia. frei die Träne deines traurigen Vaters (Felice genitor!) trocknen können. (Glücklicher Vater!) Tusnelda Tusnelda Ah!… dunque io sono… Ach!… Ich bin also… Du… rettest mich… Tu… mi salvi… ah Signor! Ah mio pietoso Ah Herr! Ah mein gnädiger und milder Clementissimo Re! Qual nuovo è questo König! Welche neue Tugend, neues Mitleid Di virtù, di pietà… soffri al tuo piede… ist dies… Erlaube zu deinen Füßen… Treuta Treuta Sorgi!… Se mi sei grata Erhebe dich!… Wenn du mir dankbar bist, Lasciami e parti… lass mich und geh fort… Tusnelda Tusnelda Invan lo chiedi. Vergeblich verlangst du das. Treuta Treuta Il core Du zerreißt mir das Herz Tu mi strazj, e nol sai. und du weißt es nicht. Tusnelda Tusnelda Perché Warum? Treuta Treuta Non posso Ich kann dich nicht verlassen, Senza pianger lasciarti… ohne zu weinen… Tusnelda Tusnelda Io pur mi sento Auch mir ist’s, als würde mir L’anima lacerar. Quasi vorrei die Seele zerspringen. Fast wollte ich Serbar i ceppi miei! meine Ketten behalten! Ich spüre, Sento che a te d’appresso dass ich so unglücklich nicht bei dir bin, Infelice non son, quanto altri crede. wie andere glauben.

40 Giovanni Simone Mayr

Treuta Treuta E questo dolce moto Und wie erwachte in deinem Herzen Come ti nacque in sen? solch süße Regung? Tusnelda Tusnelda Spiegar nol posso Ich kann es nicht erklären. Ich weiß nur, So che dinanzi a te rispetto, amore, dass für dich Respekt, Liebe, Gratitudin, pietà, gioja in un punto Dankbarkeit, Mitleid und Freude Mi si affollano al cor… sich in meinem Herzen zusammenfinden…

25. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Treuta Treuta Oh Dei! Tronchiamo Oh Götter! Schluss (ich kann es kaum (Appena il posso dir!) Tronchiamo alfine sagen!), Schluss endlich mit dem La dimora crudel… va!… non scordarti schrecklichen Zaudern… Geh!… Fra i paterni contenti Wenn du dich beim Vater freust, vergiss Treuta che resta, e qualche volta almeno nicht Treuta, der zurückbleibt; wenigstens Pensa ch’io fui… denke ab und zu daran, dass ich es war… Tusnelda Tusnelda Scordarti? Ah! Pria se stessa Dich vergessen? Ah! Tusnelda wird eher Tusnelda scorderà. sich selbst vergessen. Treuta Treuta Treuta piuttosto Eher als Tusnelda zu vergessen, Che Tusnelda scordar, vivrà, del Regno wird Treuta das Königreich und sich selbst Dimentico e di se… Va’!… quanto costa vergessen… Geh!… Wie sehr leidet Il lasciarti al mio cor! mein Herz, dich zu verlassen! Tusnelda Tusnelda Quanto al cor mio, So sehr wie es mein Herz schmerzt, E’ pena abbandonarti... Io vado… dich zu verlassen... Ich gehe… Treuta Treuta Senti… Höre… Tusnelda Tusnelda Che vuoi?... Signor… Was möchtest du?... Herr… Treuta Treuta Bramo… Tusnelda. Addio. Ich möchte… Tusnelda. Lebe wohl.

26. DUETTO

Vanne pur, e lieta vivi Geh nur und lebe glücklich I tuoi giorni, i giorni miei. deine Tage, meine Tage. Ah perché non posso, oh Dei! Ah, wieso kann ich nicht, oh Götter!, Il mio cor a te svelar? dir mein Herz enthüllen? Tusnelda Tusnelda Resta in pace, e godi ognora Verweile in Frieden und genieße stets Di tua vita, e del tuo soglio. dein Leben, deinen Thron. Tu non vedi il mio cordoglio Du siehst nicht, wie traurig es für mich Nel doverti abbandonar. ist, dich verlassen zu müssen.

41 Treuta Treuta (Il mio ciglio il pianto inonda.) (Die Tränen trüben meinen Blick.) Tusnelda Tusnelda (Mi si squarcia il cor nel petto.) (Mir zerreißt’s das Herz im Busen.) Questo dolce ignoto affetto Was wird dieses süße, unbekannte Sommi Dei, che mai sarà? Gefühl wohl sein, erhabene Götter? Treuta Treuta Chi mai fra gli uomini Welcher Mensch Al par di questo spürte jemals Dolor funesto solch einen grauenvollen Schmerz Giammai sentì? wie diesen? Tusnelda Tusnelda Alme sensibili Empfindsame Seelen, Fra voi nel core wer unter euch Maggior dolore litt im Herzen Chi mai soffrì? einen größeren Schmerz? Treuta Treuta Figlia!... parti... Tochter!... geh... Tusnelda Tusnelda Ciel!… che dici Himmel!… was sagst du Padre!… resta… Vater!… bleib… Treuta Treuta Ah! Che ragioni? Ah! Was sagst du? Tusnelda Tusnelda Chi ti detta un tal accento? Wer gibt dir solch ein Wort ein? Treuta Treuta Chi tal nome ti consiglia? Wer riet dir zu solchem Namen? Tusnelda Tusnelda È l’amore d’una figlia. Das ist die Liebe einer Tochter. Treuta Treuta È pietà d’un genitor. Es ist das Mitgefühl eines Vaters. A 2 Zu 2 Così dolce e caro accento So ein süßes und teures Wort Mi conforta in seno il cor. tröstet das Herz in meiner Brust. Treuta Treuta Più non reggo… vanne omai. Nicht halte ich es mehr aus… Geh nun! Tusnelda Tusnelda Nel mio core ognor vivrai. Du wirst stets in meinem Herzen leben. Treuta Treuta Figlia!… Tochter!… Tusnelda Tusnelda Padre!… Vater!… A 2 Zu 2 Amati nomi! Liebe Namen! Ah lasciarti non vorrei; Ich möchte dich nicht verlassen; E ti deggio abbandonar. und doch muss ich dich zurücklassen. Ah fra quanti affetti, o Dei Ah unter welch Regungen, oh Götter, Sento il core a palpitar. spüre ich mein Herz pochen. 42 Giovanni Simone Mayr

SCENA III SZENE III Zarasto con seguito di Druidi. Zarasto mit Gefolge von Druiden.

27. RECITATIVO SECCO

Dunque s’ardisce ancora Man wagt es also, selbst das Opfer Trar dal sicuro asilo, ove il momento für Mars aus der sicheren Bleibe, in der es Attendea di sua morte dem Augenblick seines Todes entgegen La vittima di Marte! Ebben si vada sieht, zu entführen! Auf, suchen wir Treuta! Di Treuta in traccia. A lui, miei fidi, Ich will, meine Getreuen, ihm seinen voglio Wagemut zum Vorwurf machen Rimproverar la sua baldanza, e voglio und will ihn erinnern, dass der König Rammentar, che il Monarca Vater der Untertanen ist; und wenn È de’ Sudditi il padre; e se la legge das Gesetz, dessen Hüter er ist, Di cui siede custode a commun bene für das Allgemeinwohl verlangt, dass Vuol che nemica vittima die letzte Stunde eines feindlichen Opfers Sia tratta all’ultim’ora gekommen ist, wäre es ein Verbrechen, Saria delitto l’impedir, che mora. zu verhindern, dass es stirbt. parte. er geht ab.

SCENA IV SZENE IV Bosco tetro di quercie antichissime, il quale Ein finsterer Wald von uralten Eichen um- circonda il Tempio di Marte, di cui si vede rahmt den Tempel des Mars, von dem man in fondo una porzione, che communica con einen Teil im Hintergrund sieht, der mit ei- una Torre. nem Turm verbunden ist. Coro, Cherusci, Bardi, poi Tamaro. Chor, Cherusker, Barden, dann Tamaro.

28. CORO

Coro Chor Ecco l’ombrifero Da ist der schattenreiche Bosco di Marte. Wald des Mars. Quai folte tenebre Welch dichte Finsternis Intorno regnano! herrscht ringsherum! Debil qui penetra Schwach nur dringt Luce di giorno: das Tageslicht hier ein: Augusto, e orribile Erhabene und schreckliche Sacro soggiorno Weihestätte D’incomprensibile der unergründlichen Divinità! Gottheit!

29. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Tamaro Tamaro Dove son! Chi mi guida? Ove mi porta Wo bin ich! Wer führt mich? Wohin leitet

43 L’acerbo mio dolor!… il cupo e mesto mich mein bitterer Schmerz!… Das düstere Tremolar delle fronde und dräuende Flimmern der Blätter Oh quale in me diffonde flößt mir neuen Schrecken ein!... Da ist Nuovo terror!… Ecco l’avara Torre der verhasste Turm, der schreckliche Barbara Torre, che il mio ben racchiude. Turm, der meine Liebste einschließt. Smania, pietà, furore Erregung, Mitleid, Wut drängen sich Mi si stringono al core! in meinem Herzen! Ach, wenn ich sie nur Ah se potessi almeno wiedersehen und dann sterben könnte!… Rivederla e morir!… Questo conforto Auch so ein Trost wird mir verweigert! Pur mi si niega!... Ebben morrò. Mi porgi Ich werde also sterben. Freund Rendo, Amico Rendo almen l’arpa mi porgi gib mir wenigstens die Harfe, Linderung Sollievo al mio dolor. Figli del canto meines Schmerzes. Freunde des Gesangs, Di Tamaro infelice vernehmt nun mitfühlend ein letztes Mal Che sprezzato si duol, tradito geme die Stimme des unglücklichen Tamaros, Pietosi udite omai le voci estreme. der verschmäht leidet, der verraten stöhnt.

30. ARIA

Ombra dolente e pallida Als leidender und blasser Schatten A Stige varcherò, werde ich den Styx überqueren, E su la sponda torbida und am trüben Ufer Gemendo attenderò werde ich seufzend L’amato bene. meiner Geliebten harren. Forse i sospir che languidi Vielleicht werden die schmachtenden Io vibrerò dal cor Seufzer, die mein Herz ausstoßen Sapranno i Numi scuotere wird, die Götter bewegen. E avran pietade allor Und sie werden dann Mitleid Delle mie pene. mit meinen Qualen haben. Ah! Tusnelda! Invan la chiamo Ach! Tusnelda! Vergeblich rufe ich Le mie voci non ascolta! nach ihr, sie hört meine Stimme nicht! Crudo Ciel di lei che bramo Grausamer Himmel, meine Liebste Fra la speme mi vien tolta… wird mir, während ich hoffe, geraubt… Ah Tusnelda!… ingiusto fato Ah Tusnelda!… Ungerechtes Los! Questa è troppa crudeltà. Das ist zu viel der Grausamkeit. parte. er geht ab.

SCENA V SZENE V Tusnelda dalla Torre, indi Tamaro, poi Tusnelda von dem Turm, dann Tamaro, dann Chor Coro di Bardi. der Barden.

Tusnelda Tusnelda Io pur l’intesi... ah non m’inganno! Ich höre es doch... Ach, ich täusche Il suono mich nicht! Dell’arpa amica, ancor da lungi in petto Der Klang der freundlichen Harfe hat von Ferne Mi scosse il cor… La voce mein Herz in der Brust erreicht… Es war Era pur sua!… Chi di Tusnelda il nome seine Stimme!… Wer spräche den Namen

44 Giovanni Simone Mayr

Fuori di lui giammai Tusneldas so lieblich aus, außer ihm?... Sì dolce pronunziò?… Dove t’ascondi Wo verbirgst du dich, Tamaro mio fedel!… Tamaro ascolta. mein treuer Tamaro?… Tamaro, höre. Tamaro Tamaro Chi mi chiama? .. ah Tusnelda! uscendo Wer ruft mich? .. ah Tusnelda! er tritt ein Tusnelda Tusnelda Ah mio tesoro! Ah mein Schatz! Tamaro Tamaro Sei tu? Bist du es? Tusnelda Tusnelda Son io. Ich bin es. Tamaro Tamaro Mi sei fedel. Du bist mir treu. Tusnelda Tusnelda T’adoro. Ich bete dich an. Tamaro Tamaro In qual momento oh Dio In welchem Moment, oh Gott, Scopro che sei fedel. entdecke ich, dass du treu bist. Tusnelda Tusnelda Ah che l’affanno mio Ach, mein Leid Diviene più crudel. wird noch stärker. Mancar mi sento. Ich fühle, wie ich vergehe. Coro de’ Bardi, che sortono afflitti Chor der Barden, die traurig eintreten Coro Chor Oh qual giorno!... oh delitto! Was für ein Tag!... Was für ein Vergehen! Oh spavento! Oh Schrecken! Sventurata! Die Bedauernswürdige! Tamaro Tamaro Gran Nume che sento, Großer Gott, was höre ich? Was bedeutet Che vuol dir quel dolor, quell’affanno, dieser Schmerz, dieser Kummer? Ah! Parlate. Ah! Sprecht. Coro Chor Di lei che sarà! Was wird aus ihr! A morte spietata Dem erbarmungslosen Tod Tusnelda è chiamata ist Tusnelda geweiht, Fra pene tremende sie erwartet eine Hinrichtung Supplizio l’attende: unter entsetzlichen Qualen. Fa rabbia fa sdegno Zornig macht, wütend macht Sì ria crudeltà. solch abscheuliche Grausamkeit. Tusnelda Tusnelda Oh momento fatal! Oh tragischer Augenblick! Tamaro Tamaro Tusnelda a morte! Tusnelda zum Tod verurteilt! Ah non fia vero. In petto Ach, das soll nicht sein. In meiner Brust Ho ancor valor che basti, ancor mi resta wohnt noch genügend Tapferkeit, Questo vindice ferro… Il mio tesoro noch bleibt mir dies rächende Eisen… Niuno potrà involarmi, Niemand wird mir meinen Schatz nehmen,

45 Deh mi seguite amici, all’armi. Auf, folgt mir, Freunde, zu den Waffen. Coro Chor All’armi. via furiosi Zu den Waffen. sie gehen wütend fort Tusnelda Tusnelda Ferma... Senti... ah si perde! Oh ciel Halte... Höre... Ach, er geht zugrunde! tiranno! Oh gebietender Himmel! Mancava pel mio cor quest’altro affanno. Dieser Leid fehlte meinem Herzen noch! entra disperata. sie geht verzweifelt ab.

SCENA VI SZENE VI Carilo solo. Carilo allein.

31. RECITATIVO SECCO

Giovine sconsigliato! Ei di Tusnelda Unbesonnener Jüngling! Er will den Tod Volea la morte allontanar, e intanto Tusneldas verhindern und setzt sich dabei Se perde, e ad essa affretta il fato selbst der Gefahr aus, wodurch er estremo! ihre Schicksalsstunde beschleunigt!

SCENA VII SZENE VII Ercilda affannata, e detto. Ercilda voll Kummer und der Obige.

Ercilda Ercilda Ah Carilo i disastri Ah Carilo, das Unheil hat seinen Al colmo omai son giunti. Höhepunkt erreicht. Tamaro wollte Tamaro furibondo wutentbrannt mit seinen Anhängern A suoi seguaci unito die geliebte Tusnelda von den Ketten Volle ai lacci strappar Tusnelda amata. befreien. Sie schwingen die Schwerter Ruotan le spade in alto und stürzen sich auf unsere Leute, E su i nostri piombando es folgt ein heftiger Kampf. Segue fiera Tenzon. Vinti i Cherusci Die Cherusker sind überwunden, Tamaro Tamaro è prigionier Tusnelda istessa ist gefangen, Tusnelda ist dem Tode È dannata a morir. Vedi se il fato geweiht. Siehe, kann ihr Los bitterer Esser puote per lei più crudo, e irato? und aufrüttelnder sein? Carilo Carilo E che mi narri? Oh Ciel. Was erzählst du da? Oh Himmel! Ercilda Ercilda Men vado in traccia Ich gehe die unglückliche Freundin Dell’amica infelice. I suoi custodi aufzusuchen. Ihre Wärter werden Pietosi alfin saranno letztlich mitleidig sein und mir gestatten, E d’abbracciarla almen concederanno. sie wenigstens zu umarmen. Carilo Carilo Ah Tamaro infelice! Ah, unglücklicher Tamaro! Seine Wut L’ha tradito il furor! Treuta pietoso hat ihn irregeführt! Treuta versuchte Cercò salvarla; e Tamaro distrusse barmherzig sie zu retten, doch Tamaro

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Tutte le cure sue. Freme Zarasto, vernichtete all seine Mühen. Zarasto tobt, Il Popol grida, la maestà del Trono, das Volk schreit; die Majestät des Throns, Lo sparso sangue in questo bosco il das in diesem Wald vergossene Blut, giusto die gerechte Härte Rigore della legge des Gesetzes... All das verurteilt sie nun Tutto ora a morte li condanna; e tutto zum Tode; und all das bringt uns Spira per noi sventura, affanno, e culto nun Unheil, Kummer und Opfer.

32. ARIA

Fosca nube in ciel minaccia Eine dunkle Wolke droht am Himmel, Fischia tetro il nembo intorno unheilvoll heult der Sturm; Più di questo orrendo giorno einen unheilvolleren Tag Io non vidi mai spuntar. als diesen sah ich nie anbrechen. Se non splende amico il sole Wenn die Sonne nicht wohlwollend Se non fuga la tempesta strahlt und nicht den Sturm vertreibt, Infelici che ci resta was bleibt uns Unglücklichen? Siam costretti a disperar. Wir sind zur Verzweiflung verdammt. via. er geht ab.

SCENA VIII SZENE VIII Carcere Kerker Tusnelda in fondo sopra un sasso in abito da vitti- Im Hintergrund Tusnelda, gekleidet als ma, indi Treuta. Opfer, auf einem Stein, dann Treuta.

33. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Tusnelda Tusnelda Ah sì tutto è perduto. Omai nel petto Ja, alles ist verloren. In meiner Brust S’estingue ancor quel lusinghiero avanzo erlöscht auch dieser tröstliche Rest D’inutil speme che nudrivo!... Io deggio einer nichtigen Hoffnung, den ich hegte!... Morir fra poco… E il padre mio… Ich muss in Kürze sterben… Und l’Amante meinen Vater… den Geliebten Mai più vedrò!… crudel idea!... non werde ich nie wieder sehen!… Grausamer reggo Gedanke!... Ich halte es nicht aus. Ah funesto pensier!... chi vien!... Io sento Ah unheilvolle Idee!... Wer kommt?... Striderle per te... intendo… ecco l’istante Ich höre sie schreien... Ich verstehe… Oh Tusnelda infelice!… oh padre oh Es ist die Stunde. Oh arme Tusnelda!… amante!… Oh Vater, oh Liebster!…

34. RECITATIVO SECCO

Treuta Treuta Io non ho pace! Almeno Ich finde keine Ruhe! Ich will sie Vuo’ rivederla… Eccola… oh ciel! Che wenigstens sehen… Da ist sie… Oh veggio Himmel! Was sehe ich!

47 È oppressa dal dolor! L’idea di morte Der Schmerz erdrückt sie! L’uso de sensi le troncò… Tusnelda… Die Todesahnung raubte ihr die Sinne… Destati… io son… Tusnelda… Wach auf… ich bin es… Tusnelda Tusnelda Chi sei?… parti… va… fuggi Wer bist du?… geh weg… geh… fliehe! Treuta Treuta Infelice! Unglückliche! Tusnelda Tusnelda No senti… il padre mio?… vive? Nein, höre… Lebt mein Vater?… Tamaro mio che fa Was macht mein Tamaro? Treuta Treuta Mi piomba Jedes Wort senkt sich wie Blei Ogni accento sul cor. in mein Herz. Tusnelda Tusnelda Tu non rispondi… Du antwortest nicht… Ach, ich hoffe Ah dunque invano il padre vergeblich, den Vater zu umarmen... Io sospiro abbracciar... dunque l’amante Ich werde also meinen Liebsten verlieren… Io perderò… Né tu m’aiti… ah crudo… Du hilfst mir nicht… Oh Grausamer… Né ti difendi tu?… Barbaro… Und du verteidigst dich nicht?… Barbar… Treuta Treuta Ah taci!… Ah, schweige!… Zerreiß mir nicht Non mi straziare il cor! Che far poss’io das Herz! Was kann ich tun? Meine Mühen Vana fu resa la mia cura… ah sappi wurden zunichte gemacht… Ach, wisse...

35. RECITATIVO E CORO

Ma qual suono… Intrepido è questo Was für ein Klang… Das ist der dreiste Suono di morte… Intendo… anche Klang des Todes… Ich verstehe… nur noch un’istante ein Augenblick Ed io più non sarò. und ich werde nicht mehr sein. Tusnelda Tusnelda Numi che dici? Götter, was sagst du? Treuta Treuta Lasciami… addio… pur troppo Lass mich… Lebe wohl… Zu sehr Tutte le smanie io sento spüre ich all die Schmerzen. Non accrescer crudele il mio tormento. Vermehre nicht, Grausame, meine Qual. Coro sortendo Chor tritt ein Misera! Andiam… t’affretta Unglückliche! Gehen wir, beeile dich! D’un Popolo che langue Komm schnell, das Schicksal Vieni il destin col sangue eines schmachtenden Volkes Sollecita a cangiar. mit deinem Blut zu ändern. Tusnelda Tusnelda Perfidi! Sì verrò… del sangue mio Ruchlose! Ja, ich komme… Wenn ihr Se Sitibondi siete nach meinem Blut dürstet, so soll Tutto si verserà… Ma non cercate es fließen… Sucht aber nicht neue Opfer. Nuove vittime ancor. Viva l’amante Der Geliebte solle weiterleben, Se Tusnelda si svena… E tu se pure wenn Tusnelda stirbt… Wenn du Mitleid

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Pietà conosci… al genitor afflitto kennst… verweigere nicht Hilfe Soccorso non negar… Misero padre! dem traurigen Vater… Armer Vater! A salvarmi ei s’affretta… e a morte in Er eilt, mich zu retten… und findet mich braccio in den Armen des Todes! Mi trova oh Dio!… deh gli rasciuga il Oh Gott!… Ach, trockne seine pianto Träne! Deh tu il consola, e digli Ach, tröste ihn und sag ihm, Qual mi lasciasti, e come wie’s um mich stand und dass ich Pria di morir io ne rammento il nome. seinen Namen nannte, bevor ich starb. Deh ti muova il tale istante Ach, möge dich in diesem Augenblick Questo barbaro dolor. dieses unmenschliche Leid rühren. Sono figlia, e sono amante, Ich bin Tochter und bin Liebende, und E squarciar mi sento il cor. ich fühle mein Herz zerspringen. Io per me non prego oh Dio! Ich bete nicht für mich selbst, oh Gott! E pietà per me non vuo’. Und ich will kein Mitleid für mich. Salva solo l’idol mio Rette mir nur meinen Liebsten E contenta morirò. und ich werde ohne Murren sterben. Coro Chor Vieni, andiamo. Auf, gehen wir. Tusnelda Tusnelda Oh qual momento! Oh, welch Augenblick! Ah qual nera crudeltà Ah, welch düstere Grausamkeit! Treuta Treuta Svelto il cor dal sen mi sento Mir ist’s, als risse man mir das Herz aus dem Busen. Tusnelda Tusnelda E il mio Tamaro? Und mein Tamaro? Coro Chor Cadrà. Er wird fallen. Tusnelda Tusnelda Barbari: oh Dio! Che giova Ruchlose: Oh Gott! Was nutzt’s? Senti... vorrei… pietà… Höre... ich möchte… Erbarmen… Voi lo vedete a prova Ihr seht es selbst zur Genüge, Duolo maggior non v’ha. der Schmerz kann nicht größer sein. Coro Chor Il pianto omai non giova Nichts nutzen mehr die Tränen, E tarda la pietà. zu spät ist’s für Barmherzigkeit.

SCENA IX SZENE IX Esterno del Tempio. Äußeres des Tempels. Ercilda poi Dunclamo con due Cherusci. Ercilda, dann Dunclamo mit zwei Cheruskern.

36. RECITATIVO SECCO

Ercilda Ercilda Misera dove fuggo! Ah chi mi toglie Wohin fliehe ich, Elende! Ach, wer bringt

49 Alla vista crudel! Ahi qui a momenti mich fort von diesem grausigen Anblick! È abbandonata amica Ah, hier wird schon bald die verlassene Fra le barbare fiamme Freundin in den rohen Flammen vergehen! L’alma innocente spirerà! Qual giorno Die unschuldige Seele wird sterben! D’orror di sangue è questo mai Welch blutrünstiger Tag ist dies! s’appressa… Es nähert sich… Un straniero anelante e fiso guata… ein keuchender Fremder und starrt… Chi mai sarà?… Wer wird’s wohl sein?… Dunclamo Dunclamo Ne alcuno Keinen einzigen meiner Gefährten Io veggo ancor de’ miei compagni… seh ich… Diese Frau kann ich wohl A questa fragen… Donna chieder potrò… dimmi se pure Sag mir, ob hier auch, ob unter euch Qui gli ospitali Numi die Götter der Gastfreundschaft Si veneran fra voi; dove il Monarca verehrt werden. Wo finde ich Posso veder? Guidami a lui. den Herrscher? Führe mich zu ihm. Ercilda Ercilda Lo brami In solchem Augenblick In tal momento invano. ist dein Wunsch vergebens. Veder non lo potrai. Du kannst ihn nicht treffen. Dunclamo Dunclamo Nol posso! Ah tutte Ich kann nicht? Ach, so wären Perderei le mie cure. alle meine Bemühungen umsonst. Ercilda Ercilda Ma tu chi sei? Che chiedi? Wer bist du denn? Was verlangst du? Dunclamo Dunclamo Vengo a togliere Tusnelda a lacci suoi. Ich komme, Tusnelda von den Ketten zu befreien. Ercilda Ercilda Misero! Oh Dio! Elender! Oh Gott! Dunclamo Dunclamo Gelar mi fai… deh parla... Du lässt mich erstarren… Auf, sprich... Di Tusnelda che fu? Was geschah mit Tusnelda? Ercilda Ercilda Pur troppo in breve Leider wirst du’s in Kürze Tu lo saprai... la legge, il nume… erfahren... Das Gesetz, der Gott… a morte… zum Tode… Ah mi mancan gli accenti… Ach, mir fehlen die Worte… Dunclamo Dunclamo Io tremo… ah! Donna Ich zittere… Ah! Frau, um Gottes Willen, Per pietà al Re mi guida. Io tal mi sono führe mich zum König. Mein Stand ist so, Che forse… dass vielleicht… Ercilda Ercilda Eccolo; ei viene. Da ist er: er kommt. Seco li lascio. Oh numi! Ich lasse sie allein. Oh Götter! Qual nuovo raggio di speranza in petto Welch neuer Strahl der Hoffnung für sie Mi rimase per lei! leuchtet in meiner Brust! Ach, mögen sich Deh secondate alfin i voti miei. endlich meine Wünsche erfüllen!

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SCENA X SZENE X Treuta, Carilo e detto. Treuta, Carilo und der Obige.

Carilo Carilo Ferma, Signor, non appressarti a questo Halt, Herr, nahe nicht Luogo così funesto. diesem unheilvollen Ort. Treuta Treuta Ah che non posso Ach, ich kann die unbekannte Vincer l’ignota forza Kraft nicht überwinden, Che qui tragga il piede. die hierher meine Schritte lenkt. Dunclamo Dunclamo il quale sarà andato frattanto a prendere der inzwischen von seinen Cheruskern die da’ suoi Cherusci la cassetta colla quale kleine Truhe geholt hat, mit der er sich si getta a’ piedi di Treuta Treuta zu Füßen niederwirft Mio re. Mein König. Treuta Treuta Sorgi stranier; parla, che vuoi? Stehe auf, Fremder; sprich, was willst du? Dunclamo Dunclamo Di Tusnelda infelice umile il prezzo Ergeben lege ich zu deinen Füßen nieder Del riscatto io depongo a piedi tuoi. das Lösegeld für die arme Tusnelda. Treuta Treuta Riscatto? Ah! Più non resta Das Lösegeld? Ach! Nicht länger Pace per lei speranza, gibt es für sie Hoffnung oder Ruhe, Che togliere da morte la potrà! die sie dem Tod entreißen könnte! Dunclamo Dunclamo Numi! Che sento! Götter! Was höre ich! Morta Tusnelda! Tusnelda tot! Treuta Treuta No: ma preda in breve Nein: aber in Kürze wird sie Sarà di morte. dem Tod zum Opfer fallen. Dunclamo Dunclamo E tu lo soffri? Und das duldest du? Treuta Treuta Invano Vergeblich habe ich versucht, Di salvarla tentai. Voleva io pur sie zu retten. Auch ich wollte Donarla al genitor… sie dem Vater zurückgeben… Dunclamo Dunclamo Che? Tu volevi Was? Du wolltest sie ihrem Vater Renderla al padre? Non temer al Padre zurückgeben? Sei unbesorgt: La renderai. Du wirst sie dem Vater zurückgeben. Treuta Treuta Ma come! Aber wie! Dunclamo Dunclamo Mira questi, che t’ offro Schaue diese Schätze und diese Juwelen, Tesori e gemme, osserva die ich dir anbiete, beachte Questo Monil… dieses Halsband…

51 Treuta Treuta Che veggo! Un dì li appesi Io stesso… Was sehe ich! Einst hing ich es ihr selbst… Dunclamo Dunclamo Al collo di Tusnelda appunto Ich fand es auch wirklich am Halse Sospeso io lo trovai. Paterna cura Tusneldas hängen. Väterlich sorgst du dich Pensi di lei tuttor. Pegno di pace noch um sie. Jetzt gebe ich sie dir zurück Or te la rendo… ah sgombra als Pfand des Friedens… Ah, zweifle nicht Ogni dubbio mio Re. Torna una volta länger, mein König! Lass endlich die Träne A svenar le ciglia aus deinen Augen fließen, Salva Tusnelda omai: dessa è tua figlia. rette Tusnelda: sie ist deine Tochter.

37. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Treuta Treuta Che ascoltai! Che m’avvenne. Ah Was höre ich! Was geschah mir! Ach, dunque io sono ich bin also wieder Padre di nuovo!… la perduta figlia Vater!… Heute gewinne ich die verlorene Oggi racquisto!… Amico… ah vanne... Tochter zurück!… Freund… Geh... io voglio Ich will... Höre… Ich weiß nicht, Senti… non so che dir… in tal momento was ich sagen soll… Ich fürchte, in so Temo che non m’accida il mio contento. einem Augenblick tötet mich die Freude.

38. ARIA

Oh qual gioja… io vado... al seno Oh welch Freude… ich gehe... ich will Stringer voglio... deh t’affretta... an die Brust drücken... Auf, beeile dich a Carilo zu Carilo Come già l’idea m’alletta Verlockend ist der Gedanke Della mia felicità. an mein Glück! Cara figlia… s’ode la tromba Liebe Tochter… die Posaune erschallt oh Dei che ascolto Oh Götter, was höre ich! Squilla già l’orribil tromba Schon ertönt die grausige Posaune! Questo suono al cor mi piomba Dieser Klang trifft mich ins Herz! Fidi amici deh voliamo Treue Freunde, auf, eilen wir, La mia figlia a liberar. meine Tochter zu befreien. corrono per atterrare le porte le quali si sie eilen und treten die Türen ein; diese öffnen sich, aprono si vede l’interno del Tempio so dass das Innere des Tempels sichtbar wird: Tusnel- Tusnelda a’ piedi di Zarasto nel momento da liegt zu Füßen des Zarastos, der sich anschickt, d’essere svenata sie zu töten Zarasto Zarasto Mori. Sterbe. Treuta Treuta T’arresta… Halte ein… Tusnelda Tusnelda Oh dio! Oh Gott! Zarasto Zarasto Che tenti? Was erdreist du dich zu tun?

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Treuta Treuta È sangue mio. Sie ist von meinem Blut. gliela toglie di mano er reißt sie ihm aus der Hand Zarasto Zarasto Oh quale ardire è questo Oh, welch Dreistigkeit! Oh qual profano error! Oh, welch Sakrileg! Treuta Tusnelda Carilo Dunclamo Treuta, Tusnelda, Carilo, Dunclamo Oh qual contento è questo Oh, welche Freude! Oh qual diletto al cor! Oh, welch Jubel des Herzens! Treuta Treuta Vieni respira o cara Komm, atme, oh Liebste, Del genitore in petto an der Brust deines Vaters. Il mio paterno affetto Meine väterliche Liebe Di più bramar non sa. wünscht nichts mehr als dieses. Tusnelda Tusnelda Padre… l’amante… oh dio! Vater… der Geliebte… oh Gott! Solo morir dovrà! Er wird allein sterben müssen! Treuta Treuta Sì t’intendo il giorno è questo Ja, ich verstehe dich, dies ist der Tag Della pace e del contento; des Friedens und der Freude; Vuo’ che tutti in tal momento ich wünsche, dass jetzt Freude Abbian lieto in seno il cor. jedes Herz erfüllt. A godere omai t’appresta Schicke dich an, fröhlich zu sein Fra l’amante e il genitor. zwischen Vater und Geliebtem.

SCENA XI SZENE XI Tusnelda, Dunclamo, Zarasto, Druidi di Tusnelda, Dunclamo, Zarasto, Druiden, poi Ercilda. dann Ercilda.

39. RECITATIVO SECCO

Tusnelda Tusnelda Padre mio!… caro padre. Mein Vater!… lieber Vater. Dunclamo Dunclamo Ah no, tal nome Ah nein, ich verdiene diesen Namen Io non merito più. Regina adesso nicht mehr. Du bist jetzt Tu sei… eine Königin… Tusnelda Tusnelda Che dici? Io sempre voglio il padre Was sagst du? Ich will in dir den Vater Amare in te. Le tue paterne cure, stets lieben. Deine väterliche Fürsorge, Il tenero amor tuo, quanto facesti deine zärtliche Liebe, alles was du tatest, Tutto tal dimostrò. Se tu non eri hat dies bewiesen. Ich wäre tot, Io già più non vivea... Quanto ti deggio... wenn du nicht gewesen wärst... Wieviel Grato il mio cor… schulde ich dir... Mein Herz ist dankbar… Dunclamo Dunclamo Nulla mi devi. Io trovo Nichts schuldest du mir. In dem Werk Nell’opra il mio compenso. finde ich meinen Lohn.

53 Zarasto Zarasto Ed io son lieto Und ich bin froh, in dir die einzige Di ravvisare in te l’unica figlia Tochter unseres Königs Treuta Di Treuta nostro Re. La legge, o donna, zu erkennen. Das Gesetz, oh Frau, Non il mio cor a morte und nicht mein Herz führte dich D’innanzi l’ara ti guidava. I sdegni suoi zum Opferaltar. Mars besänftigt Marte alfine depone… nunmehr seinen Zorn… Tusnelda Tusnelda E il padre in tempo Und wird der Vater zur rechten Zeit Sarà giunto a salvar Tamaro?... ah questa Tamaro retten können?... Ach, mir bleibt Sola pena mi resta. dieser einzige Kummer. Ercilda Ercilda Oh dolce amica! Oh süße Freundin! Meine Tränen in fretta e lieta voll Eile und fröhlich Vinse dunque il mio pianto. Io ti riveggo haben doch gesiegt. Ich sehe dich wieder, Posso salva abbracciarti… Ah vien!... ich kann dich wohlbehalten umarmen… che sento? Ah komm!... Was höre ich? Perdona all’amor mio… che sei Regina Verzeihe meine Liebe… Ich dachte Più non pensava… nicht mehr daran, dass du Königin bist… Tusnelda Tusnelda Ah vieni… Ach komm… Komm an meinen Busen. Vieni al mio sen. In carcere o nel soglio Im Kerker oder auf dem Thron, Cittadina o straniera ognor la stessa als Bürgerin oder Fremde, du wirst stets Tusnelda troverai. Ma oh Dei! Non viene dieselbe Tusnelda finden. Aber, oh Götter! Il mio padre, il mio bene. Mein Vater, mein Liebster kommen nicht. Dunclamo Dunclamo Anch’io sospiro Auch ich sehne mich danach, Tamaro d’abbracciar… Tamaro zu umarmen…

40. RECITATIVO ACCOMPAGNATO

Ercilda Ercilda Eccoli… Da sind sie…

SCENA ULTIMA LETZTE SZENE Treuta, Tamaro, Carilo, Sarronidi, Bardi, Treuta, Tamaro, Carilo, Sarroniden, Barden, Soldati Cherusci, Marcomanni, cheruskische Soldaten, Markomannen und e detti. die Obigen.

Tusnelda Tusnelda Ah padre! Ah Tamaro! Ach Vater! Ach Tamaro! Tamaro Tamaro Mio ben!… mio padre… io sono… Meine Geliebte!… Vater… Ich bin… Treuta Treuta Egli è salvo per me. Figlia tel rendo. Ich rettete ihn. Tochter, ich gebe ihn dir La vita istessa espose zurück. Sein Leben setzte er aufs Spiel,

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Egli già per salvarti, e questa vita um dich zu retten, und sei dieses Leben Sia premio del suo amor. Da quanto ho nun der Lohn für seine Liebe. Durch all fatto das,was ich tat, erkenne, Vedi quanto t’amava. Io tutti voglio wie sehr ich dich liebte. Ich will, dass alle Con me felici, e bramo mit mir glücklich sind und will Frieden, Pace, o Dunclamo, co’ Cherusci. oh Dunclamo, mit den Cheruskern. Carilo Carilo Oh Eroe! Oh Held! Zarasto Zarasto Giorno beato! Seliger Tag! Dunclamo Dunclamo Oh patria fortunata! Oh glückliche Heimat! Ercilda Ercilda Quanto esulta il mio cor. Wie jubelt mein Herz! Tusnelda Tusnelda Padre! Vater! Tamaro Tamaro Signore! Herr! Tusnelda Tusnelda Mio bene. Mein Liebster! Tamaro Tamaro Mio tesoro. Mein Schatz! Tusnelda Tusnelda Sei mio… Du bist mein… Tamaro Tamaro Sei mia… Du bist die Meine… A 2 Zu 2 Ah che di gioja io moro. Ach, ich vergehe vor Freude!

41. FINALE II

Tamaro e Tusnelda Tamaro und Tusnelda Ah di quel giubbilo Ach, wer nicht jener Freude Che al cor mi scende zärtliche Kraft, La forza tenera welche in mein Herz eindringt, Chi non intende spürt, Amor non sa. der kennt die Liebe nicht. Treuta Treuta Di gioja corrono Endlich ist’s nun Alfin gli istanti! Zeit für Freude! Così ritornino Mögen die Liebenden Felici amanti allzeit In ogni età. glücklich sein. Tusnelda Tusnelda Ah padre! Ah Vater! Treuta Treuta Abbracciami. Umarme mich.

55 Tamaro Tamaro Signor… Herr… Treuta Treuta Mio figlio. Mein Sohn! A 3 Zu 3 Come l’orribile Wie die verflossene, Scorso periglio schreckliche Gefahr Il cor di giubbilo mein Herz Balzar mi fa. vor Freude hüpfen lässt! Tutti Alle D’intorno eccheggino Mögen ringsum Gioja, e contento Jubel und Freude wiederhallen! Piacer più tenero Eine lieblichere Freude, Più bel momento einen schöneren Augenblick, No non si dà. nein! den gibt es nicht.

FINE ENDE Ins Deutsche übertragen von Loretta Trinei.

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Interpreten

Andrea Lauren Brown Immer wieder bemerkte die Kritik die brilliante Leichtigkeit, mit der die Sopranistin Andrea Lauren Brown Werke unterschiedlichster Gattungen von der Renaissance über das Barock bis hin zu zeitgenössischer Musik interpretiert. Andrea Lauren Brown legte den Bachelor of Music an der West Chester University ab, wo sie summa cum laude graduierte, und erhält das Masterdiplom in Gesangspädagogik und Sologesang am Westminster Choir College, Princeton New Jersey. Mit einem Stipendium der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft für das Mozarteum in Salzburg ging sie als Preisträgerin der Internationalen Sommerakademie 2002 hervor. 2003 gewann sie den 2. Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb der ARD in München. Ihr Konzert- und Opernrepertoire umfasst unter anderem viel Barockmusik, Mozart, Ver- dis Requiem und reicht bis hin zur Moderne. Auf CD ist Andrea Lauren Brown mit preisgekrönten Einspielungen zu hören: unter anderem von Thomas Larchers Ixxu (Deutscher Schallplatten-Preis 2006, ECM Records, Deutschland), Händels Dixit Dominus mit Thomas Hengelbrock (BMG), und Henrich Schütz´ Symphoniae Sacrae II (Harmonia Mundi, France). Andrea Lauren Brown gastiert für zahlreichen Festivals, so in Davos, beim Festival in den Swarovski Kristallwelten, am Gasteig, München, am Theater an der Wien, bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Schwetzinger Festspielen, den Haydn Festspielen, den Würzburger Bachtagen, La folle journée oder in Aix-en- Provence. www.andrea-brown.de

Theona Gubba-Chkheidze wurde als Tochter einer Geigerin und eines weltweit tätigen Theaterregis- seurs in Tiflis, Georgien geboren. Bereits mit acht Jahren konzertierte sie als Sängerin und Geigerin des Mädchen-Ensembles Mziuri bei internatio- nalen Festivals und in bedeutenden Musikzentren. Ihr Violinstudium an der Hochschule für Musik und Theater München absolvierte sie mit Best- note und Auszeichnung, das Studium schloß sie mit dem Meister- klassendiplom ab. Bis 2015 spielte sie die 1. Violine im Georgischen Kammerorchester Ingolstadt. Derzeit absolviert sie ein Masterstudium Historische Aufführungspraxis (Barockvioline) bei Prof. Mary Utiger in Mün- chen. Wichtige interpretatorische und technische Impulse erhielt sie von Bernhard Forck und Prof. Midori Seiler. Als Konzertmeisterin des SIMON-MAYR-ENSEMBLE spielte sie 20 CDs für das Label NAXOS ein. 2014 gründete sie zusammen mit Franz Hauk das Ensemble CONCERTO DE BASSUS. Highlights der Saison 2015: solistische Auftritte in der Kathedrale Lausanne, Philharmonie Danzig, Basilika di San Zeno Verona, beim Organ. Festival Internacional Do Porto E Gran Porto (Portugal), sowie als stellvertretende Konzertmeisterin der SALZBURG CHAMBER SOLOISTS Konzerthaus Dortmund, Teatro Colon Bogota, Auditorio Santa Ursula Lima, Teatro del Libertador Cordoba/Argentinien, Teatro Municipal de Las Condes Santiago de Chile.

CONCERTO DE BASSUS ist international besetzt mit engagierten jungen Instrumentalisten, die sich an einer historisch informierten Aufführungspraxis orientieren und Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts in variablen Besetzungen aufführen. Gegründet wurde das Ensemble 2014 von der Geigerin Theona Gubba-

57 Chkheidze zusammen mit dem Organisten und Dirigenten Franz Hauk. Viele Mitglieder des Ensembles sind hochqualifizierte Professoren, Studenten oder Absolventen der Hochschule für Musik und Theater München. Abhängig vom jeweiligen Projekt werden beispielsweise Natur- Blechblasinstrumente in eine moderne, aller- dings nach zeitgenössischen Strichprinzipien agierenden Streichergruppe einbezogen, bis- weilen spielt das Orchester ausschließlich auf authentischem Instrumentarium. Auch größere sinfonische Besetzungen werden realisiert. Der Name des Ensembles stammt von einem europaweit vernetzten, in der Region beheimateten Adelsgeschlecht, das bis heute Kultur und Wissenschaft fördert. Simon Mayr verdankt dieser Familie eine nachhaltige Unterstützung. Der Name DE BASSUS birgt auch das Fundament – nicht nur – barocker Musik, den Bassus. Margarete Baronin de Bassus ist dem Ensemble in besonde- rer Weise verbunden. Die Presse zur jüngsten CD-Neuerscheinung bei NAXOS: „A really exciting release“ (Music Web International). www.simon-mayr-chor.de

Uwe Gottswinter Der Tenor wurde 1989 in Ingolstadt geboren. Er erhielt seine erste musi- kalische Ausbildung als Mitglied bei den Regensburger Domspatzen. 2010 begann er bei Prof. Marina Sandel an der HMTM Hannover zu studieren und ergänzte seine Studien durch Meisterkurse bei Brigitte Fassbaender, Christoph Prégardien, Roman Trekel, Daniel Ferro und Peter Berne, die ihn musikalisch nachhaltig beeinflusst haben. Während seines Studiums war er bereits in mehreren Rollen sowohl in Hochschulproduk- tionen wie Die lustigen Weiber von Windsor von Otto Nicolai, A midsummer nights dream von Benjamin Britten, als auch in Alcina von Georg Friedrich Händel am Theater Osnabrück und Die Verkaufte Braut von Friedrich Smetana auf Burg Warberg zu hören. In der Spielzeit 2015/2016 war er an der Staatsoper Hannover in Bernsteins Candide und Zemlinskys Der Traumgörge zu erleben. Seine Vielseitigkeit im Konzert- und Oratorienfach macht ihn zu einem begehrten Interpreten sowohl barocker, klassischer als auch romantischer Werke. Als Student der Liedklasse von Prof. Jan Philip Schulze bekommt er seit einigen Jahren weitere wich- tige Impulse für sein Liedschaffen. Durch zahlreiche Stipendien, unter anderem des Richard Wagner Verbands Hannover, Live Music Now Hannover e.V. und das Deutschlandstipendium sowie ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes wird der junge Künstler gezielt gefördert.

Franz Hauk 1955 in Neuburg an der Donau geboren, studierte er nach dem Abitur Kirchen- und Schulmusik sowie die Konzertfächer Klavier und Orgel an den Musikhochschulen in München und Salzburg. Zu seinen Lehrern zählen Aldo Schoen, Gerhard Weinberger, Franz Lehrndorfer und Edgar Krapp. 1981 erhielt er das Meisterklassendiplom der Musikhochschule München. Mehrere Auszeich- nungen folgten. 1988 promovierte er im Fach Musikwissenschaft mit einer Arbeit über den Münchner Hofkapellmeister Johann Caspar Aiblinger, einen Schüler und Vertrauten von Johann Simon Mayr (Tutzing 1989). Als Autor befasst er sich vor allem mit Fragen der Quellenforschung, der Edition und der Aufführungspraxis. Seit 1982 ist er als Organist, seit 1995 auch als Chorleiter

58 Giovanni Simone Mayr

am Ingolstädter Münster tätig. Im Rahmen seines städtischen Engage- ments für eine eigenständige regionale Kultur begründete er in Ingol- stadt zahlreiche Konzertreihen, wie beispielsweise die Internationalen Ingolstädter Orgeltage, die Orgelmatinee um Zwölf in der Asamkirche Maria de Victoria sowie die SamstagOrgel und SamstagMatinee im Ingol- städter Liebfrauenmünster. Für eine Renaissance des Komponisten Johann Simon Mayr gibt er wichtige Impulse. Franz Hauk wirkt als Juror bei Musikwettbewerben und leitet Meisterklassen bei internationalen Musik- festivals. Seit Oktober 2002 lehrt er im Bereich Historische Aufführungs- praxis und Kirchenmusik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in München. Er ist Mitglied im Vorstand der Internationalen Josef-Gabriel-Rheinberger- Gesellschaft in Vaduz. 2013 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Katharina Konradi Die deutsche Sopranistin gewann soeben den Deutschen Musikwettbe- werb 2016 in Bonn. Zusätzlich erhielt sie den Sonderpreis der Walter und Charlotte Hamel Stiftung für ihre herausragende Leistung in der Katego- rie Gesang. Seit der Spielzeit 2015/16 gehört die Sopranistin dem Ensem- ble des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden an. Die ersten beruflichen Schritte machte Katharina Konradi im Sommer 2013 an der Kammeroper München. In der Spielzeit 2014/2015 debütierte sie am Theater Hof als Anne Frank in der Monooper Das Tagebuch der Anne Frank von Grigori Frid. An der Universität der Künste Berlin sang sie Apamia in Vivaldis Il Tigra- ne, Mme. Silberklang und Rosina in Mozarts Opern Der Schauspieldirektor und La Finta Semplice. Katharina Konradi ist Preisträgerin des Bundeswettbewerbs Jugend Musiziert. Mit ihrer Klavier- partnerin Mayuko Obuchi gewann sie 2015 den 1. Preis des Kulturkreises Gasteig München in der Wertung Lied-Duo. Zusammen konzertierten sie als Preisträger der Sommerakademie Mozarteum 2015 im Rahmen der Salzburger Festspiele. Katharina Konradi ist Stipendiatin der Paul-Hindemith- Gesellschaft Berlin, der Yehudi Menuhin Stiftung Live Music Now München und zählt zu den Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes. Geboren in Bischkek, Kirgisistan, begann Katharina Konradi 2009 ihre Gesangsausbildung bei Julie Kaufmann an der Universität der Küns- te Berlin, wo sie zeitgleich zeitgenössisches Lied bei Axel Bauni und Liedgestaltung bei Eric Schneider studierte. Ihr Masterstudium in Liedgestaltung setzt sie derzeit an der Hochschule für Musik und Theater München bei Christiane Iven, Donald Sulzen und Fritz Schwinghammer fort. Bei Meisterklassen mit Klesie Kelly-Moog (Köln) und Helmut Deutsch (Salzburg) erhielt sie weitere sängerische und künstlerische Unterstützung.

Andreas Mattersberger Der aus Osttirol stammende junge Bass studierte ab 2004 bei Prof. Karl- heinz Hanser am Konservatorium in Innsbruck und durfte bereits im ers- ten Studienjahr mit der Titelpartie des Don Giovanni in der gleichnamigen Oper am Opernstudio Genf gastieren. Er besuchte Meisterkurse bei Kam- mersänger Robert Holl und Kammersängerin Elisabeth Schwarzkopf. Von 2005 bis 2012 war er im Solistenensemble des Tiroler Landestheater, wo er sich im Laufe der Zeit wichtige Fachpartien erarbeiten durfte. Betreut wird er seitdem von Kammersängerin Brigitte Fassbaender. Für seine

59 Stimme wurden die Titelpartien in den Opern Hofers Nacht, Cadence Macbeth und die Bass- Partien in den Oratorien Genesis, Amartema und Kataklysmos komponiert und auf CD eingespielt. Die Rolle des Papageno begleitete ihn viele Jahre. Nach dem großen Erfolg am Tiroler Landes- theater, gastierte er damit an Opernhäusern im In- und Ausland. Der Verlag Helbling produzier- te mit Andreas Mattersberger mehrere DVDs zum Thema Die Zauberflöte. Eine weitere DVD zum Thema Die Ballade wird noch 2016 erscheinen. Rundfunkaufnahmen und zahlreiche CD- und DVD- Einspielungen mit Werken aus dem Barock, der Romantik und der Moderne belegen das viel- seitige Schaffen des jungen Sängers. Mattersberger war Solist des Deutschen Nationaltheaters Weimar, zusammen mit dem britischen Pianisten Malcolm Martineau spielte er alle Basslieder von Richard Strauss ein. Aktuell ist Mattersberger als Gast am Tiroler Landestheater und am Staats- theater Saarbrücken in einer Regie des britischen Starregisseurs Mike Leigh zu sehen. In der Spiel- zeit 2016/2017 gibt Mattersberger sein Debüt als Figaro in Mozarts Le nozze di Figaro am Tiroler Landestheater.

Michaela Mirlach-Geyer wurde in Ingolstadt geboren und erhielt im Alter von sechs Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Während ihrer Schulzeit am Gnadenthal-Gymna- sium Ingolstadt mit Leistungskurs Musik, legte sie das kirchenmusikali- sche C-Examen ab. Nach dem Abitur studierte sie an der Katholischen Uni- versität Eichstätt-Ingolstadt und schloss ihr Studium im Dezember 2007 mit dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Realschulen für die Fächer katholische Religionslehre und Musik mit Hauptfach Orgel ab. Seit 2010 ist sie als Studienrätin an der Knabenrealschule in Neumarkt (Katholische Religion, Musik, Informationstechnologie) tätig. Seit 2009 ist sie für das musikalische Kinderprogramm der Ingolstädter Orgeltage verantwortlich. 2015 wurde sie vom Bayerischen Rundfunk und dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst als Medienexpertin zertifiziert.

Yvonne Prentki Die Sopranistin gewann 2013 beim internationalen Giulio-Perotti-Wett- bewerb den zweiten Preis in der Kategorie Masterstudiengang, dazu zwei Sonderpreise. 2014 war sie Stipendiatin des Richard-Wagner Verbands. Seit dem siebten Lebensjahr erhielt sie Klavierunterricht an der Musikschule Hilden, mit 14 Jahren zudem Gesangsunterricht bei Anja Paulus. Sie ist Preisträgerin des Wettbewerbs Jugend Musiziert. Yvonne studierte Musik- theater und Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover bei Prof. Gudrun Pelker. Neben dem Musiktheater gilt ihr Interesse dem Lied- und Konzertgesang. Deshalb ergänzte sie ihr Stu- dium in der Liedklasse von Justus Zeyen. Yvonne war Akademistin beim RIAS Kammerchor. Meisterkurse bei Jagna Sokorska-Kwika, Krisztina Laki, Peter Berne, Roberto Accurso, Ricardo Estra- da und Helen Donath rundeten ihre Ausbildung ab. Während ihres Studiums sammelte sie in einigen Kinderoper-Produktionen Erfahrungen, unter anderem am Opernloft Hamburg und am Theater Osnabrück. Ferner war sie in der Spielzeit 2012/13 am Theater Osnabrück in der szenischen Fassung des Oratoriums Der aus der Löwengrube errettete Daniel von Telemann zu sehen, sowie als Mme Fiorentino in der Kurt Weills Street Scene, einer Produktion der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. 2014 debütierte Yvonne am Stadttheater Hildesheim als Königin

60 Giovanni Simone Mayr Giovanni Simone Mayr der Nacht, dort übernahm sie auch die Partie der Sidi in Friedrich Kuhlaus Lulu, oder die Zauber- flöte. 2015 war Yvonne an der Opéra de Dijon als Bubikopf in Der Kaiser von Atlantis von Viktor Ullmann zu hören.

Markus Schäfer Der Tenor Markus Schäfer studierte Gesang und Kirchenmusik in Karlsruhe und Düsseldorf bei Armand Mc Lane. Er war Preisträger in Berlin (Bun- deswettbewerb Gesang) und Mailand (Caruso-Wettbewerb). Nach dem Be- such des Opernstudios in Zürich gab er dort sein Debüt und erhielt sein erstes Engagement. Es folgten Stationen als Ensemblemitglied an der Hamburgischen Staatsoper sowie an der Deutschen Oper am Rhein Düs- seldorf. Gastspiele und Konzertreisen führten ihn an viele der bedeu- tendsten Philharmonien, Opernhäuser und Festivals. Der lyrische Tenor hat sich besonders in Opernpartien des Mozart-Fachs, als Evangelist in den Passionen Johann Sebastian Bachs sowie in den großen Oratorien des 19. Jahrhunderts einen her- vorragenden Ruf erworben. Dabei arbeitet er unter anderem mit Dirigenten wie René Jacobs, Sigiswald Kuijken, Paul McCreesh, Nikolaus Harnoncourt, Frans Brüggen, Michael Gielen, Stephan Soltesz, Kent Nagano, Jos van Immerseel, Jun Märkl sowie Pierre Cao zusammen. Als Liedinter- pret feierte Markus Schäfer große Erfolge, so in Wien, bei den Schubertiaden in Feldkirch und Schwarzenberg, in der Wigmore Hall, London oder im Lincoln Center New York. Zahlreiche preis- gekrönte CD-Aufnahmen (Grammy für Matthäus-Passion mit Harnoncourt) sowie Rundfunkpro- duktionen dokumentieren das breite Spektrum seines Könnens. 2008 begann er als Gesangs- professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. www.tenor-markus-schaefer.de

Simon-Mayr-Chor Der Simon-Mayr-Chor e.V. wurde von Franz Hauk als Projektchor gegründet. Das Repertoire des Chores umfasst musikalische Werke vom 16. bis ins 20. Jahrhundert. Ein besonderer Ak- zent liegt auf einer am jewei ligen Vorbild orien- tierten historischen Aufführungspraxis und auf der Pflege der voka len Musik von Simon Mayr und seinen Zeitgenossen auf einem künstlerisch sehr hohen Niveau. Die Mitglieder sind Ge- sangsstudenten der Hochschule für Musik und Theater in München und professionell ausgebil- dete Sängerinnen und Sänger aus Ingolstadt und der Region. Sein Debüt gab der Simon-Mayr-Chor im Juni 2003 mit einer umjubelten Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach zu- sammen mit dem renommierten Wasa Baroque Orchestra in Norwegen. 2009 sang er die Ur- aufführung des Oratoriums Augustinus von Enjott Schneider. Bei den Opern- und Kantatenpro- duktionen wirken zusätzlich zum Simon-Mayr-Chor renommierte Mitglieder des Chores der Bayerischen Staatsoper München mit.

61 Harald Thum geboren und aufgewachsen in Ingolstadt, studierte an der an der Hoch- schule für Musik München Sologesang in der Klasse von bei Prof. Hanno Blaschke. Seit 1990 ist er Mitglied im Chor der Bayerischen Staatsoper, wo er auch regelmäßig zu solistischen Aufgaben herangezogen wird von Di- rigenten wie Wolfgang Sawallisch, Zubin Mehta, Kent Nagano und Kirill Pe- trenko. In der dienstfreien Zeit geht er vielfältigen solistische Tätigkeiten nach, neben dem Standard-Konzertrepertoire (Bach Weihnachtsoratorium, Händel, Messias; Haydn, Schöpfung; Mozart, Requiem) vor allem mit sel- tener gespielten Werken aus sechs Jahrhunderten. Tonträger und Rund- funkmitschnitte liegen vor.

Iris Winkler Iris Winkler studierte in Erlangen sowie Freiburg im Breisgau die Fächer Neuere deutsche Literaturgeschichte, Musikwissenschaft und Neuere Geschichte. 1995 promovierte sie an der Katholischen Universität Eichstätt- Ingolstadt über Mozarts Oper Idomeneo. Seit 1995 war sie für das Kultur- amt der Stadt Ingolstadt im Bereich Klassischer Musik tätig. Leben und Werk des Komponisten Simon Mayr wurde ihr Forschungsschwerpunkt. Stipendien führten sie nach Italien. Seither pflegt sie eine intensive Zu- sammenarbeit mit verschiedenen italienischen Institutionen, Archiven und Bibliotheken und insbesondere Simon-Mayr-Forschern aus aller Welt. Nach Lehraufträgen an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde sie von 2007-2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der dortigen, zusammen mit der Stadt Ingolstadt eingerichte- ten Simon-Mayr-Forschungsstelle. Seit 2015 wird die Mayr-Forschung an der Hochschule für Musik und Theater München weitergeführt. 2011 erfolgte die Habilitation. Lehrtätigkeit in Eichstätt, Weimar und München.

Markus Zeitler Markus Zeitler begann seine musikalische Laufbahn im Alter von 5 Jahren beim Tölzer Knabenchor. Er blieb dem Chor über 20 Jahre lang treu und stu- dierte anschließend Hauptfach Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München sowie Operngesang an der Bayerischen Theaterakade- mie „August Everding“ in München. Nach dem Studium wurde der Tenor an das Staatstheater Darmstadt engagiert, als Gast war er auch am Staats- theater Wiesbaden, der Oper Bonn, dem Main-Franken-Theater Würz- burg und dem Cairo Opera House zu hören. Er verfügt über ein breites Re- pertoire im Konzertbereich. Seit der Spielzeit 2010/2011 ist Markus Zeitler Mitglied im Chor der Bayerischen Staatsoper München.

62 CD-Publikationen Oratorien – Jacob a Labano fugiens – David in In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche CD’s mit spelunca Engaddi – dem Simon-Mayr-Chor beim weltweit bekannten CD-La- Tobiae matrimonium – Il sagrifizio di Jefte – bel NAXOS publiziert. Im Januar 2016 erschien die Oper SAFFO, aufgenommen 2014 im Kongregationssaal Neu- Geistliche Werke burg. Diese Aufnahme war unter anderem CD-Tipp bei BR Missa c-Moll (Einsiedeln-Messe) – Te deum – Klassik im Februar diesen Jahres. Requiem grande

Am 12. August 2016 kam eine weitere CD auf den Markt Gaetano Donizetti (1797–1848) mit Ouvertüren aus den Opern vom Simon Mayr: Raul de Aristea Crequi, Cora, Mennone e Zemira, Arianna e Nasso, Ercole in Lidia, Gli Americiani, Lauso e Lidia, , Il se- Ferdinando Paër (1771–1839) greto sowie die Sinfonia B-Dur und Es-Dur. Il Santo Sepolcro

Eine Auswahl: In nächster Zeit folgen weitere Johann Simon Mayr (1763–1845) CD-Neuerscheinungen: Opern Gaetano Donizetti – Messa di Gloria e Credo – Saffo Johann Simon Mayr – Ouvertüren Kantaten Wir informieren Sie darüber rechtzeitig: Il sogno di Partenope – www.simon-mayr-chor.de L’Armonia & Kantate auf den Tod Beethovens – Arianna a Nasso

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www.landhotel-geyer.de Auf den Spuren Simon Mayrs den Naturpark Altmühltal entdecken

Als ein Zeitgenosse von Haydn, Beethoven und Rossini war er einer der berühmtesten Opern- komponisten um 1800; Metropolen wie Rom und Mailand, London und Paris, Wien und Lissabon sahen sei- ne Werke: Im Südosten des heuti- gen Naturpark Altmühltal, in Men- dorf bei Altmannstein, wurde Johann Simon Mayr 1763 geboren. Im nahen Ingolstadt studierte und wirkte er von 1773 bis 1787, bis es ihn in die Welt hinauszog. Seine Heimatgemeinde, der Markt Altmanns- tein, lädt dazu ein, Simon Mayr näher kennen- zulernen: Im dortigen Marktmuseum ist dem Komponisten ein Raum gewidmet, der dem Be- sucher das Leben und die Musik Mayrs vorstellt. Dort erfährt man auch, das Mayr schon zu Leb- zeiten auch in der Heimat sehr geschätzt wurde: Nur wenige Kilometer von Mendorf und Alt- mannstein entfernt liegt Schloss Sandersdorf, damals im Besitz der Familie de Bassus. Tho- mas de Bassus war ein großer Förderer Simon und Kelheim auf den Spuren des berühmten Mayrs – beide waren Mitglieder des geheimen Il- Komponisten unterwegs. luminatenordens, der 1776 von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet worden war. Marktmuseum Altmannstein, Die Heimat Simon Mayrs – die malerischen Mühlgasse 3, 93336 Altmannstein Landschaften des Schambachtals und des Kö- Öffnungszeiten: Mai bis Oktober sonntags von schinger Forstes – kann man auch ganz aktiv er- 10.30 Uhr bis 12.00 Uhr & nach Vereinbarung kunden: Radfahrer entdecken Altmannstein und Schloss Sandersdorf auf dem Schambachtal- bahn-Radweg oder dem Limes-Radweg. Wande- rer sind auf dem Limeswanderweg zwischen Denkendorf und Bad Gögging und auf dem Ost- bayerischen Jakobsweg zwischen Stammham N otre Dame 1 . Tel. 08421/9876-0 Fax 08421/9876-54 www.naturpark-altmuehltal.de [email protected]