Ausg. Nr. 36 • 9. Mai 2006 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Wien-Schwerpunkt50 Jahre Mitgliedschaft Österreichs beim Europarat Foto: HOPI-MEDIA

Der amtierende EU-Ratsvorsitzende, Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel während seiner Rede vor der Parlamenta- rischen Versammlung des Europarats anläßlich des 50jährigen Bestehens der Staatenorganisation im Europarat

ür Österreich – Heimatland von Richard tung Teilnahme am europäischen Einigungs- Programmorganisatoren, Autoren und Ex- FCoudenhove-Kalergi, des Begründers der prozeß legen. perten, die für Bildungsangebote, Lehrpläne, Paneuropa-Idee – war es eine große Chance, Das Engagement im Europarat war für Bewertungsmethoden und Spracherziehung nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages Österreich somit seit jeher von hoher Bedeu- zuständig sind. gemeinsam mit den anderen demokratischen tung. Besonders aktiv war und ist Österreich Der Europarat ist jene internationale Or- europäischen Staaten aktiv am Prozeß der in den Bereichen Menschenrechte, Kultur ganisation, in deren Rahmen sich Österreich politischen Einigung Europas teilzunehmen. und Erziehung, Soziales (Kinderrechte, wie bei keiner anderen profilieren konnte: Österreich interpretierte seine immerwäh- Frauenrechte, Gewaltfreiheit) sowie im Österreich stellte drei Generalsekretäre (Lujo rende Neutralität ausschließlich militärisch, Bereich der Bekämpfung des internationalen Toncic-Sorinj 1969 – 1974, Franz Karasek nicht aber hinsichtlich der Anerkennung und Terrorismus. 1979- 1984, Walter Schwimmer 1999-2004), Verteidigung der Menschenrechte und der Das Zentrum für moderne Sprachen des zwei Präsidenten der Parlamentarischen Ver- Prinzipien der pluralistischen Demokratie. Europarates wurde durch ein erweitertes sammlung (Peter Schieder 2002-2005, Karl Durch aktive Mitwirkung an der Arbeit des Teilabkommen des Europarates 1994 in Graz Europarates, zum Beispiel der Mitgestaltung ins Leben gerufen. Bis heute sind 33 Staaten Inhaltsverzeichnis Seite 3 zahlreicher europäischer Rechtsabkommen, diesem Abkommen beigetreten. Das Zen- Impressum Seite 60 konnte Österreich den Grundstein in Rich- trum dient als Treffpunkt für Lehrer, Trainer, ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 2 Österreich und Europa

Czernetz 1975-1978) und einen Präsidenten der jeweiligen Bevölkerungszahl ab. Das dass das österreichische Engagement im und des Kongresses der Gemeinden und Regio- Gleichgewicht der politischen Parteien in für den Europarat nach unserem EU-Beitritt nen (Herwig van Staa 2002-2004). Von 2002 jeder nationalen Delegation muß in fairer ebenso hoch geblieben ist wie in den frühen bis 2004 waren die drei höchsten Spitzen- Weise demjenigen im nationalen Parlament Jahren unserer Mitgliedschaft. Dieses En- positionen mit Österreichern besetzt, eine in entsprechen. gagement hat dankenswerter Weise auch im- der Geschichte dieser Organisation einmali- mer wieder die Anerkennung unserer Partner ge Konstellation. gefunden.“ Dann ging Schüssel kurz auf die Österreicher ein, die hohe Ämter im Euro- Die Parlamentarische parat innehatten: „Groß ist die Zahl jener Versammlung österreichischen politischen Persönlichkei- ten, die im Rahmen des Europarates am des Europarates (PACE) war die erste ihrer europäischen Einigungsprozeß mitgewirkt Art in der Geschichte unseres Kontinents. haben. Am Beginn stand Leopold Figl, der Mit Delegationen aus 46 nationalen Parla- als österreichischer Außenminister die Bei- menten ist sie heute die größte europäische trittsurkunde unterschrieb und betonte, daß Versammlung. Sie bestimmt ihre eigene Ta- unser Land mit dem Beitritt zum Europarat gesordnung und beschäftigt sich mit aktuel- die Zugehörigkeit zur demokratischen Staa- len Themen und potentiell relevanten gesell- tengemeinschaft hervorheben will.“ schaftlichen Problemen sowie Fragen der Schüssel dankte auch Peter Schieder da- internationalen Politik. Ihre Beratungen sind für, was diesem als Präsident der Parlamen- in bedeutsamer Weise richtungweisend für tarischen Versammlung gelungen ist: unter die Arbeit des Ministerkomitees und für die seiner Präsidentschaft wurde, trotz verschie- zwischenstaatlichen Arbeitsbereiche des dener Widerstände, die Aufnahme Serbiens Europarats. Die Versammlung nimmt auch und Montenegros in den Europarat erreicht, insofern Einfluß auf die Regierungen, indem Unterzeichnete am 16. April 1956 als was einen Beitrag zur Stabilität der Region die Mitglieder die Ideen der Versammlung Außenminister Österreichs die Beitritts- bedeutete. Auch die Mitwirkung des Europa- urkunde zum Europarat: Ing. Leopold an ihre nationalen Parlamente weitergeben. Figl (Bundeskanzler vom 20.12.1945 rates bei der Schaffung des „Panafrikani- Die historischen Ereignisse in Mittel- und bis 02.04.1953) Foto: BKA/BPD schen Parlaments“, Vorschläge zur Verle- Osteuropa nach 1989 gaben der Versamm- bendigung des Parlamentarismus und die lung die einmalige Chance, zur Integration Umsetzung demokratischer Standards in den dieser Länder in den Kreis der europäischen Frühjahrssitzung der neuen Mitgliedsländern gingen auf Initia- Demokratien beizutragen und zur parlamen- PACE in Straßburg tiven von Peter Schieder zurück. Dazu ge- tarischen Zusammenarbeit zwischen allen Die Beziehungen zwischen dem Euro- hörten auch Aktionen gegen die Todesstrafe Nationen Europas zu ermutigen. Auf diese parat und der Europäischen Union gehören und Maßnahmen zum Schutz von Minder- Weise trägt die Versammlung dazu bei, ein zu den wichtigsten Themen der Frühjahrs- heiten. größeres Europa ohne Trennlinien aufzubau- sitzung der Parlamentarischen Versammlung Das Engagement im Europarat hatte für en. So gab der „Sondergaststatus“, den die des Europarates (PACE), die vom 10. bis 13. Österreich somit seit Beginn eine besondere Parlamentarische Versammlung 1989 schuf, April in Straßburg stattfand. Bedeutung. Für das Heimatland von Richard den parlamentarischen Delegationen aus den Anläßlich dieses Termines hielt EU- Coudenhove-Kalergi, des Begründers der aufstrebenden pluralistischen Demokratien in Ratspräsident und Bundeskanzler Wolfgang Paneuropa-Idee, sei es naheliegend gewesen, Mittel- und Osteuropa, die keine Vollmitglie- Schüssel eine Rede, in der er auch auf die gleich nach der Unterzeichnung des österrei- der der Organisation waren, die Möglichkeit, 50jährige Mitgliedschaft Österreichs im chischen Staatsvertrages, zusammen mit an- an den Plenarsitzungen der Versammlung und Europarat einging. deren demokratischen Staaten, aktiv am Pro- ihren Ausschußsitzungen teilzunehmen. „Als österreichischer Bundeskanzler freue zeß der politischen Einigung Europas teilzu- Diese Kontakte und der damit verbundene ich mich besonders, gerade heute zu Ihnen nehmen. Meinungsaustausch trugen dazu bei, den De- sprechen zu können. Österreich ist am 16. „Es war daher kein Zufall, daß der erste mokratisierungsprozeß in diesen Ländern zu April 1956 dem Europarat beigetreten. Un- ER-Gipfel 1993 in Wien stattfand. Dieser Gip- beschleunigen und ihren Beitritt zum Euro- sere Mitgliedschaft in dieser ersten gesamt- fel befaßte sich eingehend mit dem Schutz parat zu ermöglichen. europäischen Organisation jährt sich also in nationaler Minderheiten; mit dem Kampf ge- wenigen Tagen zum fünfzigsten Male“, so gen Intoleranz, Rassismus und Fremdenhaß Spiegelbild der euro- Schüssel. Dieses 50-Jahr-Jubiläum sei für und vor allem damit, wie durch den Aufbau päischen Demokratien Österreich natürlich Anlaß, Bilanz zu zie- der Demokratie Sicherheit und Frieden auf hen, so Schüssel. „Eben haben wir Jean- unserem Kontinent verbessert werden kön- Die 315 Mitglieder der Parlamentarischen Claude Junckers (Luxemburgs Premiermini- nen. Die Tatsache, daß seither weitere Län- Versammlung und ihre 315 Stellvertreter ster, der über die Beziehungen zwischen Eu- der Mittel-Osteuropas Mitglied wurden, hat werden von den nationalen Parlamenten aus roparat und Europäischer Union berichtete, diesen Postulaten Rechnung getragen“, en- ihren eigenen Reihen heraus gewählt oder Anm.) zur weiteren Gestaltung des Verhältnis- dete der Bundeskanzler seine Rede. benannt. Die Zahl der Vertreter der Mit- ses zwischen dem Europarat und der Euro- http://www.bmaa.gv.at gliedsländer (zwischen 2 und 18) hängt von päischen Union gehört. Ich bin stolz darauf, http://www.coe.int ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 3 Österreich und Europa Österreich engagiert in der europäischen Wertegemeinschaft Außenministerin Ursula Plassnik im Plenum des Bundesrates

ir sind und bleiben beeindruckt von reich bereits im Jahr 2005 erfolgreich für die Wder Hartnäckigkeit, mit der die Staaten Verankerung der Aufnahmefähigkeit der Mitteleuropas den Aufholprozeß bewältigt Europäischen Union als explizites Aufnah- haben. Heute sind die 10 Staaten, die 2004 mekriterium eingesetzt habe. „Die Aufnah- der EU beigetreten sind, nicht mehr ,neue‘ mefähigkeit der Union als Beitrittskriterium Mitgliedstaaten, sondern Partner und Nach- ist heute fest im europäischen Mainstream barn im gemeinsamen Europa“, betonte verankert“, so Plassnik, die auch an Öster- Außenministerin Ursula Plassnik im Plenum reichs 50jährige Mitgliedschaft beim Euro- des Bundesrates bei der Debatte zum Außen- parat erinnerte: „Österreichs europäisches politischen Bericht 2004. Engagement ist aber nicht auf die EU „Insbesondere Österreich hat von der Er- beschränkt, sondern viel älter als unsere EU- weiterung profitiert, die für uns eine echte Mitgliedschaft: bereits am 16. April 1956 ist Erfolgsgeschichte ist. So haben sich Öster- Österreich dem Europarat beigetreten.“ Der reichs Exporte in die Region zwischen 1990 Beitritt Österreichs zum Europarat sei da- und 2005 auf 11,7 Mrd. Euro verneunfacht. mals ein wichtiges und klares Bekenntnis Dieser Erfolg unserer Unternehmen schafft zur europäischen Wertegemeinschaft gewe- auch Arbeitsplätze in Österreich“, so Plass- sen. „Der Europarat spielt eine unverändert nik. wichtige Rolle beim Schutz von Menschen- In Bezug auf den EU-Vorsitz könne Ös- rechten und Parlamentarismus sowie beim terreich bereits jetzt zahlreiche konkrete Er- Schutz der Vielfalt Europas, beim Mana- EU-Ratsvorsitzende und Außen- folge vorweisen. „Wir leisten einen konkreten ministerin Ursula Plassnik gement of Diversity", so Plassnik abschlies- Beitrag zu mehr Klarheit, mehr Vertrauen Foto: ÖVP / Loub send. und mehr Schwung. In der Frage der Finan- ziellen Vorausschau – einer der Großbaustel- Aus dem Inhalt len in der EU“, so Plassnik, „ist uns eine Partnerschaft für die Sicherheit 4 Das Geheimnis der rasche Einigung mit dem Europäischen Par- Das 10. Bundesland Wolkenmenschen-Inka 32 lament gelungen.“ im Hohen Haus 5 Ist »DREI« oder »drei« „Der Frühjahrsgipfel hat sich mit den Nationaler Kraftakt die größere Zahl? 36 Fragen beschäftigt, die im Zentrum der Sor- Die Republik Österreich haftet 100 Jahre Kurt Gödel 37 gen der Bürger stehen: mehr Arbeitsplätze und mit 900 Mio. Euro für die BAWAG 7 joanneum weasels racing team 39 Wirtschaftswachstum“, betonte die Außen- Neue Innsbrucker Stadt- Verborgenes wiederendeckt ministerin. Beim Gipfel seien klare Zukunfts- regierung steht 11 Das Stift Klosterneuburg 40 akzente durch Erleichterungen für den Mit- Österreichs Industrie Aus Vulkans Werkstatt im Eiltempo unterwegs 12 im Liechtenstein Museum 44 telstand, mehr Mittel für Forschung und Ent- 30 Mio Euro für Wiener KMU 13 wicklung und in Richtung verstärkter Ju- Wien war anders RZB präsentiert sechstes Starfotograf August Stauda 46 gendbeschäftigung und Bildung gesetzt wor- Rekordergebnis in Serie 15 »Totentanz« von Egger-Lienz den. „Beim Kampf gegen die Jugendarbeits- S1 Wiener Außenring- im Wiener Dorotheum 47 Schnellstraße freigegeben 17 losigkeit in Europa handelt es sich nicht nur Wiener Festwochen 2006 48 Oberlaa Neu 19 um ein Arbeitsmarktproblem – die Jugend Tiroler Festspiele in Erl 50 Vor 20 Jahren starb muß sich gebraucht fühlen und eine greifba- Schweizer Musical »Melissa« 51 Hermann Gmeiner 22 re Zukunftsperspektive haben“, so Plassnik, »Dancing Stars«-Finale 52 die auch das starke österreichische Engage- Bare Münze: »Klöster-reich Österreich« 26 »So mache ich den Stadl« ment für die Staaten Südosteuropas unter- Andy Borg im Gespräch mit Lothar … servas, die Buam! Schwertführer vom »AlpenStar« 54 strich. „Der Westbalkan ist Teil der europäi- Wer Sonntag vormittags seine schen Geschichte und er ist Teil der europä- wöchentlichen Sendungen mit- Die »Schmelz« und die ischen Zukunft. Wir müssen die Staaten des erlebte, hat mit Heinz Conrads ein »Stehaufmandln« 55 Westbalkan Schritt für Schritt an die Euro- Stück österreichischer (Radio-)Ge- Mitteleuropas größter schichte mitbekommen. 27 Steppensee 57 päische Union heranführen“, sagte die Außen- Johann Lafer Koch des Jahres 30 Campen in Kärnten 58 ministerin. In Bezug auf die Erweiterungs- Wien ehrt Marika Lichter 31 Salzburger Almsommer 60 debatte erinnerte sie daran, daß sich Öster- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 4 Österreich und Europa Partnerschaft für die Sicherheit Erstmals Sicherheits-Dialog EU, Rußland, USA in Gang gebracht – Unter Österreichs EU-Vorsitz Partnerschaft zwischen EU und Drittstaaten beschlossen

eim Treffen EU, Rußland und USA auf BMinisterebene in Wien wurden am 4. Mai 2006 in Wien ein Konzept und Themen für eine trilaterale Sicherheitskooperation defi- niert. „Wir haben heute mit über 50 Staaten und Organisationen eine ,Partnerschaft für die Sicherheit‘ zwischen der EU und interessier- ten Drittstatten beschlossen und diese nimmt mit dem Westbalkan bereits konkrete Gestalt an“, sagte Innenministerin Liese Prokop bei der „Internationalen Konferenz zur Inneren Sicherheit“ am 4. und 5. Mai 2006 in Wien. Bei dieser Konferenz wurde auch die „Wiener Erklärung zur Partnerschaft für die Sicherheit“ angenommen und eine Polizei- Kooperations-Konvention für Südosteuropa sowie weitere Dokumente unterzeichnet. Rashid Nurgaliev, russischer Innenminister, Innenministerin Liese Prokop und US- „Ein so breiter Dialog der EU mit Dritt- Justizminister Attorney General Alberto Gonzales (v.l.n.r.) Fotos: BM.I staaten über ein gemeinsames Sicherheits- Konzept ist bisher einmalig in der Ge- schichte, und ich freue mich, daß das unter der österreichischen Präsidentschaft gelun- gen ist“, so Prokop. An den Diskussionen bei der Konferenz haben Minister aus folgenden Bereichen teil- genommen: der EU, den EU-Beitrittsländern und -kandidaten, den Westbalkan-Ländern und den Ländern der Europäischen Nach- barschaftspolitik, der Russischen Föderation und den USA. „Die ,Wiener Erklärung zur Partnerschaft für die Sicherheit‘ ist die Grundlage für die Herausbildung konkreter Tagungsteilnehmer in der Wiener Hofburg Sicherheits-Partnerschaften zwischen der EU und Drittstaaten. Sie beinhaltet gemein- 2005 begonnen. „Wir haben die beteiligten mehr Sicherheit in der Region und für die same Ziele, Grundsätze und Inhalte der Zu- Staaten bei diesen Verhandlungen mit unse- Europäische Union; drittens eine Grundlage sammenarbeit“, erläuterte Prokop. rem Know-How und der Begleitung durch für die ,Partnerschaft für die Sicherheit‘ zwi- Darauf aufbauend solle nun bis zum Ende Experten und Praktiker des Innenministe- schen der EU und den Balkan-Staaten“, der österreichischen EU-Präsidentschaft riums unterstützt. Österreich ist damit eine sagte Prokop. eine entsprechende EU-Kooperationsstrate- Art Geburtshelfer dieser Konvention“, so die Die Balkan-Länder würden damit deut- gie für den Westbalkan fertig gestellt wer- Innenministerin. Auch von Seiten Deutsch- lich näher an die (Schengen-)Standards der den. „Mit der heutigen Unterzeichnung der lands, Europols und des Stabilitätspaktes für Polizeilichen Zusammenarbeit in der EU Polizeikooperations-Konvention für Südost- Südosteuropa und der Austrian Develop- herangeführt, „womit die polizeiliche Zu- europa haben wir bereits einen großen Schritt ment Agency kamen Unterstützungsbeiträ- sammenarbeit mit ihnen in Hinkunft viel in Richtung einer Partnerschaft EU- West- ge. Deutschland übernahm dabei den größ- leichter sein wird. Kooperationsformen, wie balkan getan. Unterzeichner der Konvention ten Teil der Finanzierung. sie in der EU üblich sind, sollen auch für die sind Albanien, Bosnien und Herzegowina, „Mit dieser Polizeikooperations-Konven- Polizeikooperation am Westbalkan gelten: Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Ru- tion für Südosteuropa erreichen wir drei gegenseitiger Informationsaustausch, ge- mänien und Serbien. Ziele: erstens eine verbesserte Zusammenar- meinsame Ermittlungsteams oder Stärkung Die Verhandlungen zur Polizeikoopera- beit in Südosteuropa im Kampf gegen grenzüberschreitender Kooperationsformen tions-Konvention für Südosteuropa haben Organisierte Kriminalität, Drogenhandel, wie Observation, Nacheile und kontrollierte auf Initiative Österreichs bereits im Sommer Menschenhandel oder Korruption; zweitens Lieferung“, schloß die Innenministerin. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 5 Speziell für Auslandsösterreicher Das 10. Bundesland im Hohen Haus Nationalratspräsident Andreas Khol fordert neben einem echten Briefwahlrecht eine institutionalisierte Vertretung der Auslandsösterreicher im Parlament

nläßlich der Eröffnung der Ausstellung A„Das 10. Bundesland – Die Auslands- österreicher in aller Welt“ im Parlament ließ Nationalratspräsident Andreas Khol mit zwei politischen Forderungen aufhorchen: Neben der schon mehrmals geforderten Einführung eines echten Briefwahlrechts nannte er eine institutionalisierte Vertretung der Auslands- österreicher im österreichischen Parlament als Ziel. Als Vorbild nannte Khol in diesem Zusammenhang Italien und Frankreich. Khol lobte den Auslandsösterreicher-Welt- bund (AÖWB), der Thema und Mitveran- stalter der Ausstellung im Hohen Haus ist, als „einzige große Interessenvertretung für die im Ausland lebenden Staatsbürger in po- litischer, sozialer, kultureller und wirtschaft- licher Hinsicht“. Der Nationalratspräsident be- tonte gleichzeitig die Einzigartigkeit dieser Organisation: „Nur sehr wenige Länder in der Die Säulenhalle im Hohen Haus am Ring, im Vordergrund der Thonet-Schaukel- Welt haben eine vergleichbare Organisation stuhl von Billy Wilder, einem der wohl berühmtesten Auslandsösterreicher für ihre im Ausland lebenden Landsleute.“ Khol bezeichnete die Auslandsösterrei- Der Nationalratspräsident wies auch auf Als Gäste der Ausstellung begrüßte der cher mit ihrem beruflichen und gesellschaftli- das alljährlich stattfindende Treffen aller Nationalratspräsident die Präsidentin des chen Status in den Gastländern sowie ihrem Auslandsösterreicher hin: An dieser Welt- Bundesrates Sissy Roth-Halvax, Altbundes- Bekenntnis zu ihrer österreichischen Heimat bundtagung, die rotierend immer in einem präsident Kurt Waldheim und die ehemaligen als „unschätzbare private Botschafter für ihr anderen Bundesland Österreichs stattfindet, Minister Willibald Pahr, Peter Jankowitsch, Heimatland Österreich“. Denn, so der Khol, nehmen jährlich 500 bis 800 Auslandsöster- „viele von ihnen denken – in Erkenntnis über reicher teil. Im Rahmen der Tagung wird jähr- den Wert und die Bedeutung ihres Vater- lich ein „Auslandsösterreicher des Jahres“ landes – oft heimat-verbundener und rot- ausgezeichnet. weiß-roter als ihre ausschließlich im Inland lebenden Mitbürger“. Die Ausstellung Der AÖWB versteht sich als Netzwerk für alle Auslandsösterreicher und setzt vor Die Ausstellung im Parlament behandelt allem das Internet als modernes Mittel ein. Fragen im Zusammenhang mit den im Aus- So besteht auf http://www.weltbund.at ein land lebenden Österreichern: So wird das Internetforum mit weltweiter Chatmöglich- Thema „Wer ist Auslandsösterreicher“ eben- keit für alle im Ausland lebenden Österrei- so beleuchtet wie die Frage, was das Wort cher. Außerdem gibt die Organisation vier „Heimat“ für die Auslandsösterreicher be- Mal im Jahr das Auslandsösterreicher-Jour- deutet. Außerdem erhält man Auskunft über nal „ROTWEISSROT“ heraus, das weltweit die historische Entwicklung der Auswande- an alle Botschaften, Konsulate, Kulturforen rungsbewegung und deren soziokulturelle und Außenhandelsstellen geht und auch von Hintergründe. Nicht zuletzt werden die Lei- offiziellen Organisationen und Meinungsträ- stungen der Auslandsösterreicher in den be- gern im Inland bezogen wird. Khol bezeich- ruflichen, humanitären und künstlerischen nete das Magazin als „Beitrag zur Bewußt- Bereichen gewürdigt: Dabei sind auch die Bundespräsident Heinz Fischer rief auf, seinsbildung über das große Potential der im österreichischen Nobelpreisträger im Ausland Möglichkeiten einer engen Zusammen- Ausland lebenden Österreicher“. ein Thema. arbeit zu nützen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 6 Speziell für Auslandsösterreicher

Werner Fasslabend, Franz Hums, den ehe- maligen Präsidenten des Rechnungshofs Franz Fiedler und den Vorgänger an der Spit- ze der Auslandsösterreicher, Fritz Molden. Für die musikalische Umrahmung sorgte die „Kärntner Stubn Musik“ aus Berlin.

Möglichkeiten einer engen Zusammenarbeit nützen Bundespräsident Heinz Fischer ging eben- falls auf Khols Vorschlag ein und meinte, man sei gut beraten, die Möglichkeiten einer engen Zusammenarbeit zu nützen und dazu gehöre auch die Teilnahme am politischen Geschehen. Es bestehe durchaus Konsens, die Beteiligung an Wahlen für die Auslands- österreicherInnen reibungslos zu gestalten und ihnen Chancengleichheit zuzugestehen. Über eine institutionelle Vertretung sei ein konstruktives Nachdenken durchaus sinn- voll, sagte Fischer. Jedes Land sollte sich um seine Aus- landsbürgerInnen kümmern, weil sie Teil des v.l.n.r.: Nationalratspräsident Andreas Khol, AÖWB-Präsident Gustav Chlestil, menschlichen, ökonomischen und wissen- Bundespräsident Heinz Fischer, Chefredakteur Günter Düriegl und der Präsident schaftlichen Kapitals sind, so der Bundesprä- der Burgenländischen Gemeinschaft, Franz Dujmovits sident. Die Gründe, warum österreichische der Bundespräsident, daß eine große Anzahl Denkanstoß zur der AuslandsösterreicherInnen in den ver- Bewußtseinsbildung schiedensten Bereichen große Erfolge erzie- len konnten und können. Die zahlreichen Mit- Die Ausstellung bezeichnete Chlestil als bürgerInnen im Ausland seien eine Gesamt- einen Denkanstoß zur Bewußtseinsbildung, visitenkarte Österreichs, bekräftigte Fischer. daß es dieses 10. Bundesland gibt. Sie soll auch beispielhaft verstanden werden, ergänz- Große Verantwortung für te Günter Düriegl, der wissenschaftliche Lei- das Image Österreichs ter der Ausstellung, und umfasse die Spann- weite dessen, was die Existenz von Auslands- „Wenn es uns nicht gäbe, dann müßte österreicherInnen bedeute. Am Ausgangs- man uns erfinden“, begann Gustav Chlestil punkt stehe ein Auswanderungskoffer eines seine Ausführungen und wies darauf hin, Burgenländers, diagonal gegenüber befinde daß ca. 500.000 österreichische Staatsbürge- sich der Thonet-Schaukelstuhl von Billy Wil- rinnen und Staatsbürger im Ausland leben. der, der dem berühmten Regisseur in der Dieses riesige Potential an internationaler Fremde gedient habe. Es lohne sich, über das Erfahrung sollte man in Österreich mehr als Leben im Ausland nachzudenken, weil man bisher nutzen, stellte Chlestil fest. Für Men- dann der Frage nachgehe, was Identität aus- schen, die Österreich nicht kennen, seien die macht, fuhr Dürigl fort. Er zeigte sich davon Nationalratspräsident Andreas Khol for- AuslandsösterreicherInnen diejenigen, die überzeugt, daß Österreich etwas zutiefst Euro- dert die Einführung eines echten Brief- das Bild des greifbaren und erlebbaren Öster- päisches auszeichne, und erinnerte an die eu- wahlrechts und eine institutionalisierte reich prägen. Sie trügen daher eine große ropäische Tradition mit ihren vielfältigsten Vertretung der Auslandsösterreicher im österreichischen Parlament Verantwortung für das Image Österreichs in kulturellen Einflüssen. Die Ausstellung will der Welt. Globalisierung sei kein Gegensatz dem Wirken der im Ausland lebenden Öster- Bürgerinnen und Bürger ihren Lebensmit- zur Heimat, die Heimatverbundenheit hänge reicherinnen und Österreicher Rechnung tra- telpunkt außerhalb Österreichs gesucht ha- nicht von der Entfernung ab, bemerkte Chle- gen, die Dynamik ihres Lebens wird auch ben, seien vielfältig. Viele aber hätten das stil, um die Beziehung der Auslandsösterrei- durch die Architektur der Ausstellungsele- Land nicht freiwillig, sondern unter schwie- cherInnen zu ihrem Land zu skizzieren. mente unterstrichen, auf die Bilder, Infor- rigen Umständen und unter Lebensgefahr Heimat sei der Ursprung, eine Melodie, ein mationen und Graphiken projiziert werden. verlassen, weshalb er es begrüße, daß man Duft oder auch nur der Tonfall eines Wortes. Sie ist bis 16. Mai im Rahmen von Parla- gerade dieser Gruppe heute besondere Auf- Manchmal habe jemand Heimweh und das mentsführungen zugänglich. merksamkeit zuwende. Beachtlich wertete es sei wie Liebeskummer. http://www.parlament.gv.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 7 Innenpolitik Nationaler Kraftakt Die Republik Österreich haftet mit 900 Mio. Euro für die von ehemaligen Vorstandsmitgliedern finanziell ausgehöhlte BAWAG. Die hat auch durch die Konsequenz des neuen Vorstandes wieder an Kundenvertrauen gewonnen.

Von Michael Mössmer.

ie wir in der Ausgabe 35 unseres „Ös- schäftsfeldern ist weitgehend vollzogen“, für die BAWAG-Verluste, die er mehr oder Wterreich Journals“ berichtet haben, ist es erklärten ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch weniger im Alleingang entschieden hatte). jetzt rund zwölf Jahre her, daß die BAWAG, und ÖGB-Finanzchef Günter Weninger am Tirols Arbeiterkammer-Präsident meinte in Bank für Arbeit und Wirtschaft AG, in die 27. März. Noch am selben Tag traten beide einem ORF-Interview, er sei schon immer Schlagzeilen geriet und sich aus umstritte- zurück, Verzetnitsch legte sogar sein Mandat der Meinung gewesen, daß der ÖGB keine nen Sondergeschäften in der Karibik zurück- als Abgeordneter zum Nationalrat nieder, Bank zu führen hat. … Man kann nicht ziehen mußte. Walter Flöttl, Sohn des dama- wurde im April aus der SPÖ ausgeschlossen. zugleich ,Kapital- und Arbeitnehmervertre- ligen „Generals“ Wolfgang Flöttl, soll, so Vermutlich hat auch Unmut an der Basis der ter‘ sein.“ Und ergänzte, mit der Entfernung hieß es, mit Bawag-Geldern in Milliarden- Gewerkschaftsbewegung – der großzügige Verzetnisch‘ aus allen Funktionen wäre ein Höhe (damals allerdings noch Schilling) Umgang mit den Beiträgen der vielen „klei- Opfer gefunden worden. zweifelhafte und ebenso riskante Spekula- nen“ Mitglieder gerade in Form von extrem tionsgeschäfte betrieben haben. Aus uner- riskanten Spekulationsgeschäften und die Neuer Vorstand findlichen Gründen werden von der Bawag- mindestens ebenso größzügige Bezahlung zieht Konsequenzen Führung strenge Vorgaben der Bankenauf- von Führungskräften und Spitzenfunktionä- sicht im Finanzministerium nach ein paar ren war vielfach vermutet, aber nie öffent- Größer sind die „Opfer“ allerdings, die Jahren ignoriert und nimmt die „Karibik-Ge- lich thematisiert worden – hat dann auch der ehemalige BAWAG-Generaldirektor jetzt schäfte“ wieder auf. Daraus entstehen Verluste dazu geführt, daß der neue ÖGB-Vorstand zu bringen hat: er sieht sich mit einer ge- in Höhe von damals fast 14 Mrd. Schilling. das Dienstverhältnis mit dem ehemaligen richtlichen Räumungsklage seiner Penthouse- Präsidenten beendet hat. Ansprüche auf Wohnung in der Innenstadt konfrontiert, die März 2006 Pension und eventuelle Abfertigung muß von der BAWAG errichtet und, so heißt es in sich dieser nun beim Arbeitsgericht erstrei- einer weiteren Klage, weit unter dem Wert „Die BAWAG hat die Verluste bewältigt ten. Und das, obwohl gerade er noch kurz an seine Frau verkauft worden sei. Aber auch und kann heute gute Bilanzen vorweisen. zuvor als „Retter“ der BAWAG gefeiert wurde andere, frühere Granden müssen jetzt wohl Der Rückzug aus allen hochriskanten Ge- (wegen der Haftungsübernahme des ÖGB mit Schadenersatzforderungen rechnen, denn ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 8 Innenpolitik

Staatsanwaltschaft und alle Beteiligten – ÖGB, BAWAG, Parteien und, nicht zuletzt, die Öffentlichkeit forden lückenlose Aufklä- rung. Soweit die „interne“ Chronologie.

Nationale Kraftanstrengung Durch die Verwicklung der BAWAG in die in den USA gerichtsanhänigige Refco- Pleite haben die Anwälte der Refco-Gläuber gedroht, gegen die BAWAG Klage zu erhe- ben und damit das gesamte Vermögen der BAWAG in den USA, das sich auf rund eine Mrd. Euro beläuft, einfrieren zu lassen. Dem neuen Generaldirektor der Bank, Ewald No- wotny, war es in Verhandlungen in London gelungen, sich mit den Gläubiger-Vertretern auf einen Kompromiß zu einigen, der den für 2. Mai erwartenen resp. befürchteten Richter- spruch in New York ausbleiben ließ. Der end- gültige Vergleich mit den Gläubigern steht zwar bis dato noch aus, durch eine Garantie des Bundes bleibt aber noch Gelegenheit, Details auszuhandeln. An eben diesem 2. Mai versicherte Bun- deskanzler Wolfgang Schüssel, die Sparein- lagen bei der BAWAG seien gesichert und gab in einer Pressekonferenz die tags zuvor vereinbarten Details zur Rettung der viert- größten Bank Österreichs bekannt. Schüssel: „Mit den Maßnahmen der Bundesregierung ist nicht nur die BAWAG sondern auch der Finanzplatz Österreich insgesamt abgesi- chert.“ Es war trotz öffentlicher Aufrufe der neuen BAWAG-Führung nicht gelungen, Investoren und Sparer davon zu überzeugen, daß deren Kapital bzw. Einlagen nicht ge- fährdet wären. In vielen Filialen war zeitwei- se sogar Bargeld knapp geworden. Diesen „erheblichen Vertrauensverlust“ sprach der Bundeskanzler auch konkret an und erklärte, die Regierung habe „mit dieser nationalen Kraftanstrengung erfolgreiche Stabilisie- rungsmaßnahmen für den Standort Öster- reich gesetzt. Das ist im Interesse der Sparer und im Interesse des Wirtschafts- und Fi- nanzplatzes Österreichs.“ BAWAG General- BK Wolfgang Schüssel gab die befristete Bundeshaftung für die BAWAG bekannt: direktor Ewald Nowotny dankte der Bun- »Mit den Maßnahmen der Bundesregierung ist nicht nur die BAWAG, sondern auch der Finanzplatz Österreich insgesamt abgesichert«. Foto: ÖVP / Markus Hammer desregierung ausdrücklich für ihr „verant- wortungsvolles Handeln“ und die maßgebli- che Unterstützung bei der Rettung der Bank. chende Gesetzesentwurf dazu wurde noch in lassen ihren rund 20prozentigen Anteil an derselben Woche im Ministerrat verabschie- der Notenbank der Republik Österreich. Wei- 900 Mio € Bundeshaftung det, der Nationalrat hat in einer Sondersit- ters legt der ÖGB gegenüber der Notenbank zung die notwendigen Gesetze beschlossen. seine Vermögensverhältnisse offen. Der ÖGB Kern dieser Vereinbarung ist, daß die Bun- Ein Konsortium, bestehend aus Banken behält jedoch weiterhin sämtliche Haftungen desregierung einen Haftungsrahmen für die und Versicherungen, bringt 450 Millionen € und Garantien, die er bisher eingegangen ist, BAWG in der Höhe von 900 Millionen € bis Besserungskapital für die BAWAG auf. Der und wird den Verkaufsprozeß für die Bank zum 1. Juli 2007 übernimmt. Der entspre- ÖGB und die BAWAG/PSK Gruppe über- weiter führen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 9 Innenpolitik

An dieser Pressekonferenz nahmen auch als Retter aufzuspielen versuchen“, so Maz- mend unerträglich, daß dieser als oberster Vizekanzler Hubert Gorbach, Finanzmini- netter. Arbeitnehmer-Vertreter sich weiterhin „auf ster Karl- Heinz Grasser, Nationalratspräsi- ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon Tauchstation“ befinde, obwohl er definitiv dent Andreas Khol, Landeshauptmann Jörg sieht das anders. Das verantwortungsvolle zu den Hauptschuldigen an dem Desaster der Haider, ÖGB Präsident Rudolf Hundstorfer Handeln von Schüssel strafe „alle Unkenrufe, BAWAG gehöre, das auch den Gewerk- und BAWAG-Generaldirektor Ewald No- die in den vergangenen Tagen in Richtung schaftsbund in arge Turbulenzen geführt habe. wotny teil. Bundesregierung erschallt sind, Lügen“. „Wenn Tumpel glaubt, daß er mit seiner Inzwischen hat Finanzminister Grasser Nachdem nun von Seiten der Republik so- Strategie des Vertuschens, Verheimlichens auch ein Informationspaket an die Wett- wie anderer Banken und Versicherungen und Abtauchens durchkommt, hat er sich bewerbsbehörde der Europäischen Union alles getan werde, um die BAWAG und den sicher getäuscht“, so der ÖAAB-Generalse- geschickt, die überprüfen möchte, ob durch Finanzplatz Österreich zu sichern, „müssen kretär. „Tumpel sollte sich auch jetzt, und das Vorgehen der Bundesregierung nicht endlich auch all diejenigen, die diesen Skan- nicht nur bei den damaligen heimlichen Spe- eine Wettbewerbsverzerrung vorliegt. Diese dal verursacht haben, die Konsequenzen zie- kulationsgeschäften, ein Beispiel an Fritz würde von der Gemeinschaft als nicht zu- hen“, verwies Amon auf AK-Präsidenten Verzetnitsch nehmen und wissen, was er zu lässig umgehend untersagt werden. Herbert Tumpel. Es werde, so Amon, zuneh- tun hat“, sagte Amon. SPÖ-Finanzsprecher Christoph Matznet- ter richtet sein Lob nicht an die Bundesregie- rung. Nachdem die BAWAG durch die Ma- chinationen unter ihrem ehemaligen Mana- ger Elsner in eine „ganz, ganz problemati- sche Situation“ geraten sei, gelte die ganze Hochachtung nun Generaldirektor Nowotny und seinem Team, weil es „unter widrigsten Umständen gelungen ist, eine Lösung im In- teresse der 1,6 Millionen Sparer und Anleger und der 6.000 Beschäftigten zu finden“. Kri- tik übte Matznetter aber „an jenen, die zuerst selbst zur Verunsicherung der Sparer und zur Schwächung der Verhandlungsposition der BAWAG beigetragen haben – und sich jetzt als Retter aufspielen“. Nowotny habe mit dem Zustandebringen einer Lösung nicht nur die Interessen der Kunden, sondern auch der tausenden Be- schäftigten in der Bank und des gesamten Fi- nanzsektors mit zehntausenden Beschäftig- ten gewahrt. Die Situation sei für die neue BAWAG-Führung doppelt schwierig gewe- sen, so Matznetter: Denn es mußte nicht nur eine „Abwehrschlacht“ durch die Verstrickun- gen und Finanzströme des früheren Bank-Ma- nagements mit Refco geführt werden, son- dern auch im Inland eröffnete sich eine neue „Front“. „Statt Nowotny und der BAWAG den Rücken zu stärken, wurde zusätzlich Öl ins Feuer gegossen und nur geschaut, was man für die Parteipolitik herausholen kann.“ Nicht zuletzt auch die Aussage des Kanzlers, der BAWAG stehe das Wasser bis zum Hals, habe zu einer starken Verunsiche- rung der Sparer und Anleger geführt. „Und damit wurde letztlich die Verhandlungspo- sition der BAWAG gegenüber den US-An- wälten noch schwieriger“, so Matznetter. Deshalb sei auch der Versuch abzuleh- nen, daß einzelne Herren, die selbst einen wesentlichen Beitrag zu dieser Verunsiche- Die BAWAG-P.S.K.-Zentrale in der Wiener Tuchlauben. Penthouse-Wohnungen, die rung und damit zur Verschlechterung der Ver- sich auch über das Nebenhaus erstrecken, sollen möglichst rasch zur Schadens- handlungsposition geleistet haben, „sich jetzt wiedergutmachung herangezogen werden. Foto: BAWAG-P.S.K. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 10 Innenpolitik

BZÖ-Obmann LH Jörg Haider bezeich- ganze Angelegenheit, daß sich die SPÖ jetzt ging Hundstorfer gleich zu Beginn seiner nete die befristete Bundesgarantie für die endgültig der ÖVP unterworfen habe. „Das Rede auf den BAWAG-Skandal ein: „Wenn BAWAG als notwendige Rettungsaktion der was jetzt geschieht, ist bereits die praktizier- viele hier angefressen und satt sind – ich bin viertgrößten österreichischen Bank im Inter- te große Koalition“, so Strache. es auch; aber glauben Sie mir, wir räumen esse der tausenden kleinen Sparer, der 6000 Alexander Van der Bellen, Bundesspre- auf, ohne Rücksicht, die Gerichte werden ar- Mitarbeiter und des Bankenplatzes Öster- cher der Grünen, erkärte, man würde eine be- beiten“, versprach Hundstorfer. Der BAWAG- reich. „In schwierigen Situationen halten wir fristete Bundeshaftung für die BAWAG, wie Skandal gehöre „schnell, ehrlich und ohne alle zusammen, das zeichnet uns Österrei- sie aller Voraussicht nach vom Nationalrat falsche Rücksichtnahme“ aufgearbeitet. „Wir cher aus“, so Haider, der aber zugleich be- beschlossen werde, begrüßen. „Das kann we- werden nichts über den BAWAG-Skandal tonte, daß es nicht passieren dürfe, daß „am sentlich dazu beitragen, dass die Verunsiche- schönreden“, versprach Hundstorfer. Die Fak- Ende des Tages der Steuerzahler für die rung der BAWAG-Kontoinhaber beendet ten seien klar: Kriminelle Bankmanager, die Mißwirtschaft der Penthouse-Sozialisten wird. Ein deutliches Fragezeichen sehen wir viele Jahre unkontrolliert gearbeitet hätten, und Gewerkschaftsbonzen zur Kassa gebe- aber bei der Offenlegung der Finanzlage des falsche Solidarität von einigen wenigen ten“ werde. Die Gewerkschaftsbank und der Eigentümers, das heißt des ÖGB, die nur ÖGB-Funktionären, Blauäugigkeit. ÖGB seien gefordert, „sich selbst aus dem gegenüber der Nationalbank erfolgen soll.“ Vielfach wurde in den vergangenen Wo- Schlamassel zu befreien, in den sie sich hin- Diese Form der Offenlegung sei nicht aus- chen davon gesprochen, wie lange es wohl einmanövriert haben“. Einmal mehr fordert reichend: „In dieser Situation haben alle Mit- dauern würde, bis ein Schlußstrich unter die er die konsequente und harte Verfolgung der glieder des ÖGB größtes und legitimes In- „BAWAG-Affaire“ gezogen werden könnte. Verantwortlichen dieses größten wirtschafts- teresse daran, daß auch ihnen gegenüber mit Da ist aber mehr der Wunsch der Vater des politischen Skandals der 2. Republik. „Es offenen Karten gespielt wird. Aufgrund der Gedankens. Denn schon praktisch wenige kann nicht sein, daß der österreichische ins Auge gefaßten Bundeshaftung sind es Stunden nach diesem nationalen Kraftakt Steuerzahler eine 900 Millionen-Haftung für auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, tauchten zwei neue Meldungen aus den USA die BAWAG übernimmt, während die Pent- denen gegenüber erklärt werden muß, war- auf. Diesmal würden nicht die Gläubiger der house-Sozialisten wie Elsner, Zwettler, We- um die Republik Österreich und damit die Refco auf Schadenersatz klagen, sondern die ninger und Verzetnitsch weiter in ihren sünd- Gesamtheit für die Bank des ÖGB haften ehemaligen Aktionäre und Kunden der Ref- teuren Herbergen thronen, golfspielend durch muß“, so Van der Bellen weiter. „Im günstig- co-Tochter Refco Capital Marktes. Die ste- die Welt tingeln und ihrem Luxusleben frö- sten Fall wird kein Euro Steuergeld fließen. hen auf dem Standpunkt, daß all jene Bank- nen. Die gehören in die Pflicht genommen Wenn aber doch, dann muß gewährleistet institute, die Refco in die Börse eingeführt und zur Verantwortung gezogen“ und fordert sein, daß zuerst der Eigentümer sein Mög- hätten, Haftung für die entstandenen Riesen- strafrechtliche Konsequenzen und ein hartes lichstes getan hat, bevor auf die Brieftasche verluste zu übernehmen hätte. Der New Vorgehen der Staatsanwaltschaft. der SteuerzahlerInnen zugegriffen wird“, Yorker Anwalt spricht von Wertpapierbetrug Schwerste Zweifel an der Redlichkeit schließt Van der Bellen. und kann sich vorstellen, die BAWAG für Schüssels hegt FPÖ-Obmann Heinz-Chri- Eben diese Forderung, die nicht nur von die gesamten entstandenen Verluste in die stian Strache: Eben noch sei der Kanzler Seiten der Grünen, sondern auch aus Kreisen Pflicht zu nehmen. Dann könnte es um meh- noch wie ein Aasgeier über der Bank ge- von ÖPV und BZÖ gestellt wurde, führte bei rere hundert Millionen US-Dollar gehen. kreist, „jetzt will er sich plötzlich auf wunder- der SPÖ zu heftigen Reaktionen. Die Regie- same Weise zum barmherzigen Samariter ge- rung würde planen, die zugesagte Haftung Innenpolitische wandelt haben. Deshalb liegt der Verdacht na- erst dann übernehmen zu wollen, wenn alle Auswirkungen he, daß er das Kalb nur festlich schmücken verwertbaren Mittel des ÖGB aufgebraucht will, bevor er es zur Schlachtbank führt und wären, ihn also in Konkurs schicken zu wol- Die Info-Illustrierte „NEWS“ hat bei seinen Freunden zum Fraße vorwirft, die len. ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer „Gallup“ eine Umfrage in Auftrag gegeben, schon lustvoll ihre Messer wetzen“. Die ein- erklärte, die Steuerzahler würden zu Recht um herauszufinden, welche Auswirkungen zig redliche Vorgangsweise wäre, den Ver- erwarten, daß die Verantwortung des Eigen- die „BAWAG-Affaire“ auf die Innenpolitik kauf der BAWAG sofort zu stoppen und den tümers ÖGB – so wie in jedem wirtschaft- haben würde. Ausverkauf nicht weiter zuzulassen. lichen Bereich – wahrgenommen wird, wozu In der Sonntagsfrage verteidigt demnach Strache warnt davor, aus dem Auf- sich die ÖGB-Spitze auch bekennt“ und er- die ÖVP mit 40 Prozent ihren – erst kürzlich fangnetz für die zahlreichen kleinen Sparer innerte an die Aussagen von ÖGB-Präsident wiedergewonnenen – ersten Platz, Wolfgang und BAWAG-Mitarbeiter ein Auffangnetz Hundsdorfer und BAWAG-Generaldirektor Schüssel käme mit einer Zustimmung von für die Verantwortlichen des Skandals zu Nowotny. „Wir wollen einen starken ÖGB 47 Prozent wieder ins Kanzleramt. Die SPÖ machen. „Es kann und darf nicht so sein, daß und daher natürlich keinen Konkurs. Klar ist muß einen Prozentpunkt abgeben und würde die für die kriminellen Machenschaften Ver- aber, daß der ÖGB seine Verantwortung 38 Prozent der Stimmen erreichen. SPÖ- antwortlichen, die jahrelang in Aufsichtsrat wahrnehmen muß“, so Molterer. Vorsitzender Alfred Gusenbauer könnte mit und Vorstand gesessen sind, jetzt ihre Ver- Der neue ÖGB-Präsident, Rudolf Hunds- nur 31 Prozent der Wähler rechnen, ginge es antwortung los sind. Diese Leute haben fette torfer, machte bei der traditionellen Mai- um das Amt des Regierungschefs. Gagen dafür kassiert, daß sie die Bank fast in Kundgebung der Wiener Sozialdemokratie Die Grünen könnten mit zwölf, die FPÖ den Ruin getrieben hätten. Daher gilt es auf dem Wiener Rathausplatz klar, daß man mit acht und das BZÖ mit zwei Prozent der jetzt, die Verantwortlichkeiten klar festzu- die Vergangenheit nicht mehr ändern könne. Wählerstimmen rechnen. Es scheint, als machen. Der Steuerzahler darf nicht übrig- „Was wir aber tun können, ist, die Zukunft stünde uns nicht nur klimatisch ein heißer bleiben“, mahnt Strache. Insgesamt zeige die zu gestalten.“ Vor rund 120.000 Menschen Sommer bevor. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 11 Innenpolitik Neue Innsbrucker Stadtregierung steht Foto: Medienservice Stadt 1. Vizbürgermeister DI Eugen Sprenger, Bürgermeisterin Hilde Zach, Stadträtin DR. Marie-Luise Pokorny-Reitter; dahinter Stadträtin Mag.a Christine Oppitz-Plörer, 2. Vizebgm. Dr. Christoph Platzgummer und Stadtrat Walter Peer (v.l.n.r.)

ür den 3. Mai, 11.30 Uhr, hatte Inns- Innsbruck“ mit drei, die „Sozialdemokraten“ Marie-Luise Pokorny-Reitter meinte, Fbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach zur mit zwei, sowie die „Volkspartei“ und die man wolle das Vertrauen annehmen und wei- Pressekonferenz nach dem Stadtsenat ins „Grünen“ mit je einem Sitz vertreten sein. terhin zum Wohl der Stadt Verantwortung Rathaus geladen, bei der es diesmal nicht um „Für Innsbruck“, „Volkspartei“ und „Sozial- tragen. „Wir haben hart verhandelt, ich bin die Inhalte des Stadtsenats, sondern um die demokraten“ bilden eine Koalition, die „Grü- mit dem Ergebnis zufrieden. Wir werden uns Unterzeichung und Präsentation des Koali- nen“ haben sich wieder für die Oppositions- bemühen, das Gemeinsame und nicht das tionsabkommens zwischen „Für Innsbruck“, rolle entschieden. Trennende in den Vordergrund zu stellen. Ich der „Volkspartei“ und der „Sozialdemokrati- „Wir haben lange diskutiert und verhan- freue mich, daß Walter Peer nun die SP- schen Partei“ ging. Die designierten Mitglie- delt und alles Notwendige vereinbart, damit Riege im Stadtsenat verstärken wird.“ der der neuen Stadtregierung: Bürgermeiste- wir hinterher nicht streiten müssen“, betonte Wirtschaft, Arbeitsplätze, Ausbildungs- rin Hilde Zach, 1. Vizebürgermeister Eugen Bürgermeisterin Zach. Auch die Ausschüsse möglichkeiten, die Erhaltung und der Aus- Sprenger, Stadträtin Marie-Luise Pokorny- wurden neu organisiert, sodaß möglichst bau der Daseinsfürsorge, Kinder- und Ju- Reitter, Stadträtin Christine Oppitz-Plörer, viele Mandatare auch der kleineren Frak- gendbetreuung, Ökologie und Umwelt, So- Vizebürgermeister Christoph Platzgummer tionen die Möglichkeit der Mitarbeit und der ziales, der Bau geförderter Wohnungen, der und Stadtrat Walter Peer. Die konstituieren- Information haben. Ausbau des öffentlichen Personen-Nah- de Sitzung des Gemeinderats fand am 8. Mai Vizebürgermeister Eugen Sprenger er- verkehrs, Sicherheit, Kunst, Kultur, Freizeit, im Plenarsaal des Rathauses statt. klärte, die Verhandlungen hätten sich gelohnt, Gesundheit und Sport sowie die Stadtrechts- Bürgermeisterin Hilde Zach drückte ein- er sei froh, „daß wir in Innsbruck eine Mitte- und Verwaltungsreform werden die zentra- leitend ihre Freude darüber aus, daß eine sta- Links-Regierung auf breiter demokratischer len Themen der kommenden Jahre sein. Der bile Regierung gebildet werden konnte und Basis bilden konnten.“ Die Zusammenarbeit Spar- und Reformkurs wird weiter beibehal- der erfolgreiche Weg für Innsbruck nun zwischen „Für Innsbruck“ und der „Volks- ten. Im Arbeitsübereinkommen ist auch fest- seine Fortsetzung findet. Im neuen wie bis- partei“ werde in verstärkter partnerschaftli- gehalten, daß es für die einzelnen Jahre be- her siebenköpfigen Stadtsenat werden „Für cher Zusammenarbeit verlaufen. sondere Schwerpunkte geben soll. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 12 Wirtschaft Österreichs Industrie im Eiltempo unterwegs Industrie erreicht höchstes Wachstumstempo seit fünf Jahren – Rekord- verdächtige Zuwächse beim Auftragseingang – Inlands- und Auslandsnachfrage boomt – Stimmung in den Exportmärkten auf höchstem Wert seit 1990

it 58,3 erreicht der BA-CA Einkaufs- Weiterhin negativ entwickeln sich für die dies ist heute schon gewiß“, so Stefan Bruck- MMangagerIndex im April den zweit- Industrie die Rohstoffpreise. Die Einkaufs- bauer. höchsten Wert seit seiner Einführung vor 7 ½ preise sind im April erneut stärker gestiegen Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 Jahren. „Die Industrie ist in blendender Stim- als im März: Der Indikator hat sich dement- weisen auf ein Wachstum gegenüber dem mung. Das übertrifft unsere ohnehin sehr op- sprechend von 63,3 auf 64,7 erhöht. Dies Vormonat hin, Notierungen unter 50,0 signa- timistischen Erwartungen“, so Marianne Ka- trübt das positive Bild für die Industrie. Zwar lisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte ger, Chefvolkswirt der Bank Credit- können die Verkaufspreise ebenfalls etwas von 50,0 entfernt sind, desto größer sind die anstalt (BA-CA). Getragen wird der starke erhöht werden, was auch ein Zeichen der Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Anstieg dabei von der sehr vitalen Zunahme der Aufträge aus dem In- und Ausland. „Der Auftragseingang hat im April rekordver- dächtige Sphären erreicht“, so Stefan Bruck- bauer von der BA-CA. Der Indikator für den Auftragseingang stieg vom bereits sehr hohen Wert 58,8 auf 60,3 – der höchsten Marke seit Einführung des BA-CA EMI (Werte über 50 zeigen Wachstum an). Dem seit einiger Zeit anhaltend guten Auftragseingang entsprechend, läuft die von den Einkaufsmanagern registrierte Produk- tion sehr gut. Der Indikator dafür klettert im April erneut von 59,1 auf 61,7 – ebenfalls der höchste Wert seit fünf Jahren. „Österreichs Industrie wächst derzeit zwischen 0,75 und 1 Prozent pro Monat“, so Kager. Dieses hohe Tempo könnte auch noch einige Zeit anhal- ten, wie der Auftragseingang und -bestand andeutet. Dabei steigt die Geschwindigkeit der in- und ausländischen Aufträge. Die Exportaufträge können allerdings erneut stärker steigen: von 57,6 auf 59,5. „Die star- ke Auslandsnachfrage paßt ins Bild“, so Bruckbauer; „schließlich hat auch die Stim- mung der Industrie in unseren Hauptexport- märkten im April den höchsten Wert seit 1990 erreicht.“ Entsprechend der guten Stimmung be- ginnen die österreichischen Industriebetrie- be auch ihre Kapazitäten zu erweitern. So wurde bereits zum sechsten Mal ein Zu- wachs der Beschäftigung gemeldet, was sich guten Konjunktur ist – aufgrund der starken Diese Aufstellung enthält die Originaldaten inzwischen auch in der Beschäftigungssta- Konkurrenz jedoch deutlich weniger stark aus der Monatsumfrage unter Einkaufs- tistik bemerkbar macht. „Österreichs als die Einkaufspreise. leitern der Industrie Österreichs, die von der Industrie hat seit einem halben Jahr den Be- Für die nächsten Monate erwarten die Bank Austria Creditanstalt gesponsert und schäftigungsabbau gestoppt“, so Kager. In Ökonomen der BA-CA eine Fortsetzung der unter der Schirmherrschaft des Österreichi- dieses Bild paßt auch die deutlich steigende guten Industriekonjunktur. „Der Auftrags- schen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits- Einkaufsmenge, der Index stieg von 55,7 auf polster ist dick genug. Der Aufschwung wird Zentrum (ÖPWZ) seit Oktober 1998 von 59,6. sich zumindest bis zum Sommer fortsetzen, NTC Research durchgeführt wird. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 13 Wirtschaft 30 Mio Euro für Wiener KMU Wiener Förderoffensive für mehr Innovation und Beschäftigung WWFF und aws fördern produktionsorientierte Wiener KMU

n der Wiener Landesregierung wurde Ieines der größten zusätzlichen Förder- und Finanzierungspakete für die Wiener Klein- und Mittelbetriebe beschlossen. „Insgesamt sind es 30 Millionen Euro, die zur Verfügung stehen und jeweils zur Hälfte aus Mitteln der austria wirtschaftsservice (aws) und des Landes Wien aufgebracht werden. Mit dem Förderungspaket wollen wir mehr Innovation und Beschäftigung schaffen. Daher war es uns wichtig, daß die Förderung nach den Richtlinien der WWFF-Innovationsförde- rung erfolgt, bei der das Sichern und das Schaffen von Arbeitsplätzen entscheidende Kriterien sind“, erklärte Finanz- und Wirt- schaftsstadtrat Vizebürgermeister Sepp Rieder bei einem gemeinsamen Mediengespräch mit WKW-Präsidentin KR Brigitte Jank und Bernd Riessland, Geschäftsführer des Wie- ner Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF). v.li.n.re.: DI Dr. Bernd Riessland, KR Brigitte Jank und Vbgm. Dr. Sepp Rieder „Gefördert werden zum Beispiel der Ein- Foto: Pressefoto Votava satz neuer Technologien, die Anschaffung moderner Geräte und Maschinen, aber auch und das austria wirtschaftsservice ihren ak- Höhe von bis zu 100.000 Euro möglich, bei Neuerungen in den Bereichen Produktent- tuellen Förderschwerpunkt: Mit den 15 Mil- einer Förderquote von maximal 50 Prozent. wicklung, Organisation, Prozeßablauf, Mar- lionen Euro speziell für Innovationen in Die Förderung für mittlere Unternehmen keting oder im Bereich der Aus- und Weiter- Klein- und Kleinstbetrieben mit bis zu 49 Be- (50 bis 249 Mitarbeiter) wird von der austria bildung von Mitarbeitern. Die Einführung schäftigten werden Investitionen in innova- wirtschaftsservice abgewickelt. Hier werden von solchen innovativen Projekten ist vor tive Anlagen, Produkte und Verfahren effi- Zuschüsse von bis zu 7,5 Prozent der anre- allem für kleine Betriebe besonders schwie- zient unterstützt. Die Wirtschaftskammer be- chenbaren Projektkosten bei Investitionen in rig, oft fehlt den Firmen dazu das notwendige grüßt ganz ausdrücklich, daß auch die Un- Baumaßnahmen bzw. für die Anschaffung betriebliche Eigenkapital. Denn im Durch- ternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten in neuer Maschinen gewährt. Maximal gibt es schnitt sind nur etwa 15 Prozent des gesam- den Genuß von Fördermitteln kommen und pro Betrieb 1,5 Millionen Euro. Die Ein- ten Betriebsvermögens der Wiener Klein- unterstützt diese Aktion zielgerichtet, damit reichung ist das ganze Jahr über möglich. betriebe mit Eigenkapital finanziert. Genau diese Gelder auch in Anspruch genommen Beide Förderschienen haben ein Gesamt- hier setzen wir den Hebel an. Mit Hilfe der werden“, so Jank weiter. volumen von jeweils 15 Millionen Euro. Förderungsgelder können die Betriebe ihre Insgesamt stehen also 30 Millionen Euro zur Entwicklungs- und Wachstumsschritte auf Förderoffensive mit Verfügung, die jeweils zur Hälfte vom einer solideren finanziellen Basis realisieren. zwei Förderschienen WWFF bzw. aws finanziert werden. Mangelndes Eigenkapital soll keine Inno- Die Zielgruppe der WWFF-Förderschie- vationsbremse mehr sein“, so Rieder. Die Förderoffensive für Klein- und ne „Innovationen in Kleinunternehmen“ sind „Aktuelle WIFO-Analysen zeigen ein Mittelbetriebe erfolgt über zwei Schienen: zum Beispiel Produktionsbetriebe im Be- Anspringen der Konjunktur in allen Wirt- Für die Klein- und Kleinstunternehmen (Be- reich chemischer und medizintechnischer Pro- schaftssektoren. Das hat mehr Investitionen triebe mit 1 bis 49 Mitarbeitern) bietet der dukte, in der Bekleidungserzeugung oder der von Seiten der Wiener Betriebe zur Folge. WWFF heuer im Rahmen des Fördermoduls Produktion von Metallerzeugnissen. Auch Laut aktuellem WIFO- Investitionstest wer- „Innovationen in Kleinunternehmen“ insge- Unternehmen, die im produktionsnahen den die Bruttoanlageinvestitionen um rund samt drei Förderwettbewerbe an. Der erste Sektor arbeiten, kommen in den Genuß der 2,7 Prozent steigen. Besonders kräftig soll startete Ende April für Betriebe mit 16 bis 49 Förderung. Dazu gehören zum Beispiel Be- der Investitionsanstieg in der Sachgüterer- Beschäftigten. Der zweite Wettbewerb be- triebe, die im Bereich Verpackung, For- zeugung ausfallen. Dort liegt das Plus bei ginnt Ende Juni für Betriebe mit 6 bis 15 schung & Entwicklung oder EDV- Dienst- rund 8 Prozent“, erklärt WKW-Präsidentin Mitarbeitern und ab Ende Juli können die leistungen tätig sind. Förderbar sind etwa Brigitte Jank. „Genau dort und bei den pro- Kleinstbetriebe mit 1 bis 5 Beschäftigten ein- Bau-, Maschinen- oder Einrichtungsinvesti- duktionsnahen Betrieben setzen der WWFF reichen. Pro Betrieb sind Fördergelder in der tionen, Material, Personalkosten und Bera- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 14 Wirtschaft tungsleistungen, wobei mindestens 50 Pro- Ostöffnung verändert Standortmuster zent der Bemessungsgrundlage aktivierungs- fähige Kosten sein müssen. in Österreich nicht grundlegend

Wien setzt Bund/Länder- ie Intensivierung der Austauschbezie- der regionalen Wachstumsunterschiede vor Memorandum um Dhungen mit den neuen Demokratien und nach der Ostöffnung lassen bisher keine Ost-Mitteleuropas nach der Ostöffnung grundlegende und signifikante Veränderung Basis für die Förderoffensive ist das „Me- wirkt dem traditionellen West-Ost-Gefälle der Standortgunst in Österreich erkennen. morandum zur Regionalen Beschäftigungs- im regionalen Wachstumsmuster Österreichs Zwar nehmen die Wachstumsimpulse aus und Wachstumsoffensive 2005/2006“, das tendenziell entgegen. Eine grundlegende der Integration mit der Entfernung zur im Sommer 2005 das Land Wien mit der Veränderung der Standortgunst trat aber in Grenze tendenziell ab. Eine tiefgreifende Bundesregierung ausverhandelt hat. Verein- der ersten Phase der Ostintegration 1989/ Verlagerung des Wachstumsschwerpunktes bart wurde, daß das Land Wien und der Bund 2003 (noch) nicht ein. Standorteffekte der nach der Ostöffnung ist statistisch allerdings jeweils 15 Millionen Euro an Zuschüssen für Integration wurden bisher durch allgemeine ebenso wenig zu belegen wie eine signifi- unternehmensbezogene Arbeitsmarktförde- Phänomene einer Suburbanisierung und De- kante Aufwertung der Lagegunst der grenz- rung beisteuern, die zu gleichen Teilen auf zentralisierung überlagert, auch in den nahen Bundesländer bzw. der weiteren Ost- Förderaktionen für kleine und für mittlere Grenzregionen verlief die Entwicklung da- Grenzregion. Der statistisch zumindest Unternehmen aufgeteilt werden. her recht unterschiedlich. schwach abgesicherte Beschäftigungsimpuls Konkret beteiligt sich die austria wirt- Österreichs Standortmuster war über im unmittelbaren Grenzraum wird durch ein schaftsservice als Förderbank der Republik Jahrzehnte durch ein ausgeprägtes West-Ost- deutliches Peripherie-Zentrum-Wachstums- Österreich finanziell an den Kleinunterneh- Gefälle der wirtschaftlichen Dynamik ge- gefälle in ganz Österreich (mit-)verursacht. merInnen-Wettbewerben des WWFF. Umge- prägt, das auf die geopolitische Lage des Insgesamt reichten die Impulse der Ost- kehrt unterstützt die Stadt Wien Maßnahmen Landes am „Eisernen Vorhang“ zurückging. öffnung bis 2003 vor dem Hintergrund ver- der aws zur Arbeitsmarktförderung für mitt- Mit der Ostöffnung haben sich die Rahmen- bliebener Kaufkraftunterschiede und Han- lere Unternehmen in Wien. Zusätzlich wurde bedingungen allerdings verändert, auch the- delsbarrieren damit nicht aus, um das Stand- im Memorandum beschlossen, daß Wiener oretisch war daher eine Verschiebung des ortverhalten der Unternehmen in Österreich Unternehmen über die aws zinsgünstige erp- ökonomischen Schwerpunktes in Richtung nachhaltig zu verändern. Eine vollständige Kredite in der Gesamthöhe von 45 Millionen der nun „offenen“ Grenze zu erwarten. Tat- Auflösung des West-Ost-Gefälles im Wachs- Euro in Anspruch nehmen können. Außer- sächlich verlief die Wertschöpfungsentwick- tum ist erst mit fortschreitendem Aufholen dem wurde vereinbart, daß die aws die Über- lung in Österreichs Großregionen (West-, der neuen EU-Mitgliedsländer zu erwarten. nahme von Haftungen für Wiener Unterneh- Süd-, Ostösterreich) nach der Ostöffnung be- Wieweit davon auch periphere Grenzräume men im Ausmaß von weiteren 45 Millionen merkenswert homogen, in der Beschäfti- profitieren, wird nicht zuletzt von deren Euro vorsieht. gungsentwicklung lag Westösterreich dage- Lage zu größeren Zentralräumen bestimmt gen auch nach 1990 voran. Die Ergebnisse sein. Kleinbetriebe in Wien einer „Difference-in-Difference“-Analyse http://www.wifo.at Die Struktur der Wiener Wirtschaft ist von Klein- und Mittelbetrieben geprägt. Ge- Österreichs Gründer würden mäß EU-Klassifikation gelten Betriebe mit maximal 49 Beschäftigten als Kleinbetriebe. jederzeit wieder gründen Kleinstbetriebe beschäftigen weniger als 10 Personen. Als Mittelbetriebe werden Betrie- ehr als 74 Prozent der Gründerinnen selbstbewußt, sie stehen auch gerne selbst be mit 50 bis 249 Mitarbeiter gewertet. Mund Gründer würden aus heutiger am Steuer“. Wien hat mit rund 72.000 Betrieben die Sicht auf alle Fälle wieder gründen. Das be- Die Gründungsmotivationen sprechen meisten Unternehmen aller österreichischen stätigt eine aktuelle Studie, die vom METIS eine eindeutige Sprache: 69,5 Prozent der Bundesländer. Neben 35.900 Unternehmen Institut im Auftrag des Gründer-Service der Gründerinnen und Gründer wollen lieber ohne MitarbeiterInnen gibt es in Wien rund Wirtschaftskammer österreichweit unter Chef sein, als einen Chef haben; 61 Prozent 35.000 kleine (bis 49 Beschäftigte) und mehr 1000 Gründerinnen und Gründern des Jahres wollten immer schon selbstständig sein; als 1.100 mittlere (bis 249 Beschäftigte) Be- 2005 durchgeführt wurde. 21,5 Prozent wol- 55,7 Prozent sehen in der Unternehmensgrün- triebe. Die Klein- und Mittelbetriebe ma- len sich in ihrer jungen Unternehmerphase dung eine Alternative zur Lage am Ar- chen in Summe 99,4 Prozent der Wiener nicht festlegen und nur 4 Prozenz bereuen beitsmarkt und für 47,9 Prozent stellen die Arbeitgeberbetriebe aus und beschäftigen die Gründung. besseren Zukunfts- und Einkommenschan- insgesamt rund 310.000 Menschen. Das ent- „Die große Mehrheit der jungen Unter- cen einen positiven Anreiz dar. Lediglich spricht über zwei Drittel der Mitarbeiter in nehmerinnen und Unternehmer ist hoch 8,5 Prozent behaupten, das AMS hätte zur der gewerblichen Wirtschaft in Wien und motiviert und sicher, mit der Gründung die Selbstständigkeit geraten und 9,2 Prozent rund 40 Prozent aller unselbstständig Be- richtige Entscheidung getroffen zu haben“, fühlen sich in die Selbstständigkeit gedrängt. schäftigten Wiens. Der Anteil der Groß- weiß Rainer Ribing, Leiter des Gründer- Laut Studie gründen nur 7,6% ein Unter- unternehmen in Wien liegt bei 0,6 Prozent Service Österreich und erklärt weiter: „Die nehmen als Arbeitslose oder ohne festes Be- oder 215 Unternehmen. Gründerinnen und Gründer sind nicht nur schäftigungsverhältnis. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 15 Wirtschaft RZB präsentiert sechstes Rekordergebnis in Serie

Vorsteuergewinn plus 34 Prozent auf 930 Mio. €, Bilanzsumme wächst 38 Prozent auf 93,9 Mrd. Marktanteilsgewinne in Österreich und Zentral- und Osteuropa.

er Konzern der Raiffeisen Zentralbank werkes in CEE gearbeitet. Neben dem Er- Ertragskraft gestiegen DÖsterreich AG (RZB) hat im Geschäfts- werb der Bank Aval, wurden Leasingtöchter jahr 2005 seinen erfolgreichen Wachstums- in Belarus und Kasachstan gegründet. Die „Die RZB schneidet auch bei den Er- kurs fortgesetzt und zum sechsten Mal in folgszahlen bereits seit vielen Jahren signifi- Folge und ein Rekordergebnis erzielt: Der kant besser ab als der Branchendurch- nach den internationalen Bilanzierungsricht- schnitt“, sagte Rothensteiner und machte für linien IFRS ermittelte Jahresüberschuß vor das Rekordergebnis die gute Performance Steuern stieg um 34,3 Prozent auf 929,9 fast aller Konzerneinheiten verantwortlich. Millionen €. Folglich ist die Ertragskraft des RZB-Kon- „Das Ergebnis 2005 zeigt erneut die gute zerns weiterhin ungebrochen. Ein Blick auf strategische Ausrichtung der RZB. Der ein- die Erfolgsrechnung des Jahres 2005 zeigt geschlagene Wachstumskurs bei anhaltend einen signifikanten Zuwachs bei den wich- hoher Ertragsstärke bringt Marktanteilsge- tigsten Bestandteilen: Zinsüberschuß nach winne in Österreich und in Zentral- und Ost- Risikovorsorge – plus 50,8 Prozent auf europa“, sagte RZB-Generaldirektor Walter 1.400 Millionen €; Provisionsüberschuß – Rothensteiner. So hat die RZB ihren Markt- plus 28 Prozent auf 619 Millionen €; anteil in Österreich gemessen an der kumu- Handelsergebnis – plus 19,5 Prozent auf lierten Gesamtbilanzsumme aller Banken 372,3 Millionen €. Da die Betriebsausgaben gegenüber dem Jahresende 2004 von 10,4 absolut wie relativ langsamer anstiegen, auf 13,0 Prozent erhöht. Walter Rothensteiner wuchs der Jahresüberschuß vor Steuern um Generaldirektor der € Raiffeisen Zentralbank 34,3 Prozent auf 929,9 Millionen . Erneut deutlich stärker Foto: RZB Nach Abzug der um 78 Prozent ange- gewachsen als Bankmarkt wachsenen ertragsabhängigen Steuern von Bank Aval brachte 1.342 Filialen in die Raiff- 225,2 Millionen € ergab sich ein um 24,5 Pro- Die Bilanzsumme des RZB-Konzerns eisen International ein, und weitere 185 Fi- zent erhöhter Jahresüberschuß nach Steuern stieg in Vorjahr von 67,9 Milliarden € auf lialen wurden errichtet. „Damit haben wir im von 704,6 Millionen €. Der Anteil der RZB 93,9 Milliarden € – das bedeutet eine Stei- Schnitt pro Woche mehr als drei Filialen er- an der Raiffeisen International sank durch den gerung von 38,3 Prozent. Mit diesem Wachs- öffnet und im Bankenmarkt das Tempo vor- Börsegang im April 2005 auf rund 70 Pro- tum übertraf die RZB bei weitem den von gegeben“, sagt Rothensteiner. zent. Dementsprechend stieg der Anteil an- der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) mit 10,9 Prozent Zuwachs ausgewiesenen Trend für alle österreichischen Banken. Die RZB wies auch in den letzten Jahren ein deut- lich überdurchschnittliches Wachstum auf. Die wirtschaftliche Entwicklung in Zen- tral- und Osteuropa (CEE) war durch ein Wachstum geprägt, das den Euroraum klar übertraf. Das Wachstum der Raiffeisen In- ternational Bank-Holding AG – sie bündelt die Netzwerkbanken und Leasingfirmen der RZB in der Region – war daher noch stärker als jenes des Gesamtkonzerns. Dazu haben auch die Akquisition der zweitgrößten Bank der Ukraine, der Bank Aval, und die starke Nachfrage nach Bankdienstleistungen in den CEE-Ländern beigetragen. Im Jahr 2005 wurde weiter an einer Ver-

dichtung und Vergrößerung des Banknetz- Grafik: RZB ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 16 Wirtschaft derer Gesellschafter am Erfolg, wodurch der „Geografisch steht das RZB-Geschäft auf net, das Emissionsvolumen von 1,1 Milliar- Jahresüberschuß nach Steuern und Minder- zwei festen Standbeinen: Österreich und den € machte ihn zum bisher größten IPO heitsanteilen mit 1,2 Prozent auf 450,9 Mil- CEE“, sagt Rothensteiner. Auf Österreich Österreichs. lionen € vergleichsweise geringer anstieg. entfielen 49 Prozent der Bilanzsumme und Die Bilanzsumme der Raiffeisen Inter- 40 Prozent des Vorsteuergewinns, auf CEE national wuchs nicht nur um 40,8 Prozent Kennzahlen auf 42 Prozent der Bilanzsumme und 55 Prozent auf 40,7 Milliarden €, der Teilkonzern hat gutem Niveau des Vorsteuergewinns, was die dort erzielba- auch 2005 ein Rekordgewinnwachstum er- ren höheren Margen reflektiert. zielt. Der Jahresüberschuß nach Steuern und Das Ergebnis ist von den anhaltend hohen Minderheiten betrug 382,3 Millionen € und Investitionen in die Expansion beeinflußt, 5,2 Mrd. € Eigenmittel wuchs damit um 82,6 Prozent. Der Gewinn mit der die langfristige Geschäfts- und Er- je Aktie erhöhte sich um 0,86 auf 2,79 € . folgsbasis gesichert werden soll. Dennoch Die gesamten Eigenmittel des RZB-Kon- Besonders eindrucksvoll entwickelte sich verbesserte sich die Cost/Income Ratio auf zerns stiegen um 26,2 Prozent auf 5,2 Milliar- die Zahl der von der Raiffeisen International 58,9 Prozent (2004: 59,8 Prozent). Die Eigen- den €. Diese Entwicklung ist vor allem auf betreuten Retailkunden. Sie stieg um 4,7 auf kapitalrendite (ROE) vor Steuern sank we- den Börsegang der Raiffeisen International 9,7 Millionen. Davon wurden 1,4 Millionen gen der deutlich gestiegenen Kapitalbasis und thesaurierte Gewinne zurückzuführen. Neukunden gewonnen und 3,3 Millionen hat auf 23,9 Prozent. Das bedeutet einen Rück- gang um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Der Return on Assets (ROA) vor Steuern stieg von 1,11 Prozent auf 1,17 Prozent. Eine abermalige Verbesserung gab es bei der Risk/Earnings Ratio. Nachdem bereits 2004 ein deutlicher Rückgang um 6 Pro- zentpunkte zu verzeichnen war, sank diese Kennzahl im Geschäftsjahr 2005 um weitere 4,6 Prozentpunkte auf 12,9 Prozent. „Dies ist das logische Ergebnis der traditionell vor- sichtigen Risikovorsorgepolitik bei gleich- zeitig konsequenter Risikobeobachtung der RZB“, folgert Rothensteiner. Die genannten Kennzahlen sind die jeweils besten Werte unter Österreichs großen Banken. Die Vorstandsmitglieder der Raiffeisen Zentralbank (v.l.n.r.): Karl Sevelda, Her- Kommerzkunden größter bert Stepic, Walter Rothensteiner, Patrick Butler, Manfred Url Foto: RZB Geschäftsbereich Die Überdeckungsquote zum Bilanzstichtag die Bank Aval eingebracht. Mittlerweile ist Der Kommerzkunden-Segment ist nicht betrug 16,5 Prozent, die Eigenmittelquote die RZB über die Raiffeisen International in nur der größte Geschäftsbereich der RZB 9,3 Prozent und die Kernkapitalquote 8,3 Pro- 18 Märkten der Region präsent. sondern zugleich auch der wichtigste Ergeb- zent. Die Eigenkapitalausstattung der RZB Die RZB ist das Spitzeninstitut der Raiff- nisträger. Es hat einen um 2,1 Prozentpunkte ist somit gut. eisen Bankengruppe, der größten und stärk- gestiegenen Anteil von 48,3 Prozent am Jah- sten Bankengruppe Österreichs. Sie ist in resüberschuß vor Steuern. Ein wichtiger Fak- Mitarbeiterzahl Österreich als führende Kommerz- und In- tor für die zugrunde liegende Volumenstei- reflektiert Expansion vestmentbank tätig und betrachtet auch Zen- gerung im Firmenkundengeschäft war die tral- und Osteuropa (CEE) als ihren Heim- deutlich gestiegene Investitionsneigung der Der Erwerb der Bank Aval schlug mit markt. Über die Raiffeisen International Bank- Kunden. 16.645 Mitarbeitern zu Buche. Weitere Holding AG betreibt sie eines der führenden Die Kreditrisikovorsorgen entwickelten 4.275 Arbeitsplätze („full time equivalents“) Bankennetzwerke in CEE mit 16 Tochter- sich sehr gut: ihr Zuwachs von 5,6 Prozent wurden im Berichtsjahr geschaffen, davon banken und zahlreichen Leasingfirmen in auf 206,6 Millionen € ist deutlich geringer 156 in Österreich. Somit stieg die Mitarbei- 16 Märkten. 10 Millionen Kunden werden im als das gestiegene Geschäftsvolumen. Be- terzahl im Laufe des Jahres 2005 um 82,6 Pro- Wege von mehr als 2400 Geschäftsstellen sonders erfreulich war dabei die Entwick- zent auf 46.243 an. betreut. In sieben Märkten befindet sich die lung der für das Österreichgeschäft getätig- jeweilige Netzwerkbank unter den drei größ- ten Vorsorgen. Sie gingen um 42 Prozent auf Dynamische Entwicklung ten Banken. Repräsentanzen in Litauen und € 29,6 Millionen zurück. Das entspricht Raiffeisen International Moldawien ergänzen die regionale Präsenz. einem Anteil von 14,3 Prozent an den ges- Die Aktien der Raiffeisen International no- amten Kreditrisikovorsorgen, bei einem Einer der Höhepunkte des Jahres war der tieren an der Wiener Börse. Die RZB hält gleichzeitigem Anteil von 42,5 Prozent an Börsegang der Raiffeisen International im 70 Prozent, der Rest befindet sich im Streu- der Bemessungsgrundlage. April. Das Orderbuch war 22fach überzeich- besitz. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 17 Wirtschaft S1 Wiener Außenring- Schnellstraße freigegeben Fast 250.000 Autofahrer haben die neue S1 in der ersten Woche benützt – große Entlastung für die Süd-Ost-Tangente, der meist-frequentierten Straße Österreichs.

ach einer Rekordbauzeit von nur vierein- beigetragen, daß der Verkehr bereits vor dem winkel der Verkehrssicherheit wiederum kann, Nhalb Jahren (Spatenstich: 25. Oktober ersten langen Maiwochenende über die S 1 wie Erfahrungswerte mit durchgängig be- 2001) wurde die gesamte rd. 16,2 Kilometer rollen kann.“ leuchteten Strecken zeigen, durch die besseren lange S 1 Wiener Außenring Schnellstraße nun Auch hinsichtlich der Baukosten ist die S 1 Sichtbedingungen und den Wegfall des ständi- bereits am 28. April und damit acht Monate eine absolute Punktlandung. Sie wurden mit gen Wechsels zwischen hell beleuchteten früher als ursprünglich geplant (Ende De- 430 Mio. € exakt eingehalten. Die Finanzie- Tunnelabschnitten und unbeleuchteten Frei- zember 2006) für den Verkehr freigegeben. rung erfolgt zur Gänze aus den ASFINAG landstrecken das Unfallrisiko wesentlich ver- Das Teilstück Vösendorf - Schwechat ist nicht Einnahmen aus Maut, Vignette und Road mindert werden. nur ein wichtiger Abschnitt des geplanten Re- Pricing. gionenrings um Wien, sondern auch über die Steuerung durch Verkehrs- Grenzen hinaus von Bedeutung. Optimale Sicherheit beeinflussungsanlage Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert durch Vollausbau Gorbach: „Die Fertigstellung des Südab- Für eine optimale Verkehrssteuerung sorgt schnittes der gesamten S 1 ist ein erster und Die 16 km lange S 1 verbindet im Ab- eine Verkehrsbeeinflussungsanlage (VBA) wichtiger Schritt in der verkehrsmäßigen Er- schnitt Vösendorf - Schwechat die A 2 Süd mit 31 Verkehrszeichenbrücken. Diese VBA schließung der Ostregion. Im Zuge der EU- Autobahn mit der A 4 Ost Autobahn. Sie um- erfaßt die Verkehrsdichte pro Fahrstreifen und Erweiterung ist Wien in das Zentrum Europas faßt als Großprojekte fünf Tunnel mit einer leitet diese an die ASFINAG-Informations- gerückt. Gut ausgebaute Infrastruktur fördert Gesamtlänge von knapp 4 km, 15 Brücken- zentrale in Inzersdorf weiter. Dort erfolgt, teils nicht nur ein Zusammenwachsen der EU-Mit- bauwerke, sechs Grünbrücken und acht An- vollautomatisch, die Verknüpfung dieser Da- gliedstaaten, sondern stärkt auch den Wirt- schlußstellen. Die gesamte Strecke wird voll ten zu entsprechenden Vorgaben – etwa für schaftsstandort Wien/Niederösterreich.“ ausgebaut. D.h. vierstreifig im Freiland mit Stauwarnungen, Geschwindigkeitsbeschrän- Mit Fertigstellung der S 1-Teilstrecke Betonleitwänden zur Mittelstreifenabsiche- kungen oder Sperren von Fahrstreifen zum Vösendorf - Schwechat werden sowohl die nö. rung bzw. zweiröhrig in den Tunneln plus Beispiel nach einem Unfall. Die erste dieser Gemeinden vom Durchzugsverkehr als auch Pannenstreifen. Die Tunnel im Zuge der S 1 Anlagen ist seit 2005 erfolgreich auf der A 12 die A 23 Südosttangente entlastet. Ihr Ausbau sind sicherheitstechnisch auf höchstem Ni- Inntal Autobahn bei Innsbruck in Betrieb. stellt einen wesentlichen Beitrag zur Erhö- veau ausgeführt: befahr- und begehbare hung der Verkehrssicherheit dar. Gorbach: Querschläge, Notruf- und Feuerlöschnischen, Technische Pionierleistung „Prognosen zufolge werden im Jahr 2015 bis Videoüberwachung, Tunnelfunk, Belüftung zu 50.000 Kfz / 24 Stunden die S 1 zwischen mit Strahlventilatoren, helle Beleuchtung und Als erstes großes Straßenbauprojekt in Vösendorf und Schwechat benutzen. Durch Beschichtung, Bordsteinreflektoren, Flucht- Österreich wurde die S 1 einer Umweltverträg- die Errichtung der S 1 wird nicht nur dem ge- wegorientierung. Zusätzlich wurde in Er- lichkeitsprüfung unterzogen. 45 Bescheide und stiegenen Verkehrsaufkommen Rechnung weiterung zum Stand der Technik in den Verordnungen mit insgesamt 1280 Teilauf- getragen, sondern auch der Verkehrssicher- Tunneleinfahrtsbereichen ein Tageslichtsystem lagen wurden erlassen. Die Einhaltung dieser heit. Der vierstreifige Ausbau ist eine wichtige entwickelt, welches dem Auge die Adaptie- wird ständig kontrolliert und im sogenannten Maßnahme im Sinne unserer Verkehrspolitik, rung an das Tunnellicht erleichtert. Die zentra- „Begleitbuch“ festgehalten. die eine Halbierung der Anzahl der Verkehrs- le Überwachung erfolgt durch die Überwa- Im Sinne archäologischer Denkmalpflege toten in Österreich bis 2010 anstrebt.“ chungszentrale Kaisermühlen, als fallweiser wurden ca. 37 ha Verdachtsflächen im Zuge Die Bauzeitverkürzung von fast einem Stützpunkt dient die Betriebszentrale Vösen- der S 1 Wiener Außenring Schnellstraße sei- dreiviertel Jahr ergibt sich, so ASFINAG Vor- dorf. tens des Bundesdenkmalamtes einer archäolo- standsdirektor Dipl.-Ing. Franz Lückler, durch Auf der gesamten Freilandstrecke gibt es gischen Prospektion unterzogen. Im Bereich ständige Optimierungen bei den Ausschrei- eine durchgehende Beleuchtungsanlage mit Schwechat konnte Siedlungstätigkeit bis 5000 bungen: „Wir haben als neues Qualitätskrite- über rund 500 Lichtmasten mit einer Leistung v. Chr. nachgewiesen werden, im Raum Laxen- rium die Bauzeitverkürzung in unsere Bau- von je 150 Watt. Dafür sprechen vor allem burgerstraße wurden wertvolle Funde aus dem ausschreibungen aufgenommen. Dadurch wer- Umwelt- und Sicherheitsaspekte. Wechselnde 7. und 8. Jahrhundert n. Chr. gesichert. Erst- den die Firmen verstärkt gefordert, raschest Lichtverhältnisse zwingen die Autofahrer zu mals gelang es dabei Archäologen durch Frei- möglich zu bauen, was wiederum den Ver- permanentem Wechsel zwischen Fern- und legung eines gemeinsamen Gräberfeldes von kehrsteilnehmern zugute kommt. Auch die Abblendlicht. Dies führt nicht nur für die Awaren und Slawen einen Nachweis für deren ausgeklügelte Logistik in der Abwicklung und AnrainerInnen sondern auch für nachtaktive Zusammenleben zu erbringen. Siehe Straßen- Vergabe der einzelnen Baulose haben dazu Tiere zu Beeinträchtigungen. Aus dem Blick- karte auf der nächsten Seite. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 18 Wirtschaft ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 19 Chronik Oberlaa Neu In Wien entsteht für 220 Millionen Euro eine Top-Wellness-Oase internationalen Formats – Inbetriebnahme 2010 Alle Fotos: BOA für BUS Architektur und Partner

ien wird um eine Gesundheits- und Lebensqualität betrifft. „Oberlaa neu“ reprä- und Erholung zu positionieren. Für Bürger- WWellness-Attraktion reicher: Das Kur- sentiert einen weiteren wichtigen Schritt für meister Dr. Michael Häupl und Vizebürger- zentrum Oberlaa mit einer der meistfrequen- Wien, sich über das etablierte Image als meister Dr. Sepp Rieder stellt „Oberlaa neu“ tierten Thermen Österreichs erfährt durch Weltstadt für Kunst und Kultur oder Techno- eine „Aufwertung des gesamten Gebietes einen groß angelegten Um- und Neubau eine logie hinaus als Zentrum für Lebensqualität rund um Oberlaa dar. Darüber hinaus bringt massive Angebotserweiterung. Hier entsteht bis 2010 auf einem Areal von 200.000 m² eine in Europa – und noch dazu in einer Mil- lionenstadt – einzigartige Wellnessoase: Mit einer vollkommen neu errichteten Thermen- anlage, einem Hotel der 3- und 4-Sterne-Ka- tegorie, einem integrierten Gesundheitszen- trum, Serviced Appartments und einem ex- klusiven DaySpa. Der Kurpark mit 90 ha Grünfläche steht auch weiterhin der Be- völkerung offen. Das Projekt wird gemein- sam von Stadt Wien (WienHolding) und der Vamed-AG als Betreiber und Teilinvestor getragen. Auf dem Areal befindet sich der Airo-Tower der Kovats-Gruppe, von Seiten Dr. Mirko Kovats besteht die Bereitschaft, diese Immobilie in das Gesamtkonzept mit- einzubinden. Die Gesamtkosten für das Pro- jekt betragen rund 220 Mio. Euro. Beginn der Bauarbeiten ist 2007.

Wiener Lebensqualität weiter steigern Nicht umsonst nimmt die Donaumetro- pole seit Jahren in internationalen Rankings kontinuierlich einen Spitzenplatz ein, was ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 20 Chronik

diese Modernisierung mit einer Investsum- jektes. Nach Widmungsverfahren und Archi- Betriebsführung internationaler Projekte im me von mehr als 200 Millionen Euro auch tekturwettbewerb in diesem Jahr starten die Gesundheitsbereich einerseits und aus dem einen wirtschaftlichen Impuls, der Wiener Bauarbeiten 2007, schon 2010 wird „Ober- Thermen- und Wellnessbereich andererseits Jobs absichert.“ laa“ neu eröffnet. ein. Gemeinsam sichert man beste Voraus- Nicht nur für alle Wienerinnen und Wie- „Die Wien Holding ist als städtischer setzungen für ein rasches Fortkommen und ner, sondern auch für Gäste aus den Bun- Mischkonzern in allen wichtigen Lebensbe- garantiert den ungestörten Betrieb während desländern und BesucherInnen aus dem reichen für Wien tätig. ,Oberlaa neu‘ wird der Bauarbeiten in den nächsten Jahren. Die Ausland wird „Oberlaa neu“ ein unverwech- traditionelle Funktionen der Stadt nachhaltig Therme und das Kurmittelhaus bleiben auch selbares Freizeit- und Erholungsgebiet auf verbessern, daher engagieren wir uns in während der Modernisierung benutzbar. höchstem Niveau. Oberlaa. Freizeit, Erholung, Gesundheit und „,Oberlaa neu‘ ist ein Jahrhundertprojekt Oberlaa als einer der bestbesuchtesten Wellness stehen bei der Therme im Fokus. für Lebensqualität in der Großstadt. Seit mehr Thermenstandorte Österreichs stellt bereits Wir tragen mit dieser Standortentwicklung als 20 Jahren engagiert sich die VAMED für heute einen bedeutenden touristischen und aber auch zu den Bereichen Arbeiten und die Gesundheit und das Wohlbefinden der wirtschaftlichen Faktor der Stadt Wien dar. Lernen bei. Die Ergänzung und Umgestal- Wienerinnen und Wiener, ob in Oberlaa, im Durch die Umstrukturierung entstehen nicht tung des Hotelkomplexes garantiert ein AKH oder in der Rehabilitation im Neurolo- nur zusätzliche Arbeitsplätze, Oberlaa hat neues Highlight für den Wientourismus und gischen Rehabilitationszentrum Rosenhügel. das Potenzial zu einem neuen wichtigen wird Möglichkeiten für kurzfristiges Woh- Bei diesem Wiener Leitprojekt kann die Wirtschaftsmotor für die Stadt. nen bieten. Die Wien Holding steht für den VAMED, die ja schon vier Thermen erfolg- langfristigen Zusammenhalt aller Teilprojek- reich betreibt und damit klarer Marktführer Starke Partner für te im wirtschaftlichen, ökologischen und ge- im österreichischen Gesundheitstourismus »Oberlaa neu« sellschaftlichen Sinn“, meint Dir. DI Brigitte ist, ihre gesamte Gesundheits- und Wellness- Jilka, Wien Holding. kompetenz in die Partnerschaft mit der Gemeinsam mit dem Partner Vamed sorgt Die Experten der Vamed bringen zusätz- Stadt Wien einbringen“, meint Dr. Ernst die Wien Holding für die optimale und effi- liches spezifisches Know how und Erfah- Wastler, Vorsitzender des Vorstandes der ziente Umsetzung des umfangreichen Pro- rungen aus Entwicklung, Errichtung und Vamed AG. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 21 Chronik

Die Wien Oberlaa Projektentwicklung GmbH & Co KG, eine Tochter von Wien Holding und Vamed, hat den Masterplan ausgearbeitet und zeichnet für die Umset- zung verantwortlich. Gemeinsam mit der Wiener Stadtplanung setzt man ein Zeichen dynamischer Stadtent- wicklung: Auf mehr als 200.000 m² entstehen neben der Therme und einem Hotel der 3-/ 4-Sterne-Kategorie innovative Einzelprojek- te wie ein DaySpa, Serviced Appartments und ein Gesundheitszentrum. Der weitläufi- ge Kurpark mit 90 ha Grünfläche bleibt weitgehend unberührt, wird aber noch stär- ker als heute in das Gesamtareal integriert. „Heute bedeutet Gesundheit nicht mehr krank sein, sondern steht für Vitalität und Lebensqualität – wir erkennen immer mehr, dass wir selber dafür verantwortlich sind, Finanzstadtrat Dr. Sepp Rieder, Dr. Andreas Grohs (Kurkonditorei Oberlaa), Dir. DI Brigitte Jilka, MBA (Wien Holding) und Monika Freiberger Foto: Alexander Ch. Wulz uns wohlzufühlen. Diese Verantwortung, für den eigenen Körper vorzusorgen, wird künf- trum für Prävention, Diagnose und Therapie „Was jetzt in Oberlaa entsteht, ist in sei- tig ein wichtiger Teil unserer Freizeitge- etablieren. Ein besonderer Schwerpunkt ner Art für Österreich völlig revolutionär: staltung sein – Spaß und Entspannung dür- wird im Bereich „Bewegungs- und Stütz- Wellness auf höchstem Niveau direkt in der fen dabei nicht fehlen. „Oberlaa neu“ wird apparat“ liegen. Weltstadt Wien. Ich glaube an den Erfolg eine einzigartige Verbindung von gesund- Das DaySpa steht allen Gästen zur dieser Kombination, sie entspricht ganz und heitlicher Kompetenz und breitem Wellness- Verfügung, die für ein paar Stunden dem gar den aktuellen Freizeittrends – die Men- angebot sein. Die Wienerinnen und Wiener stressigen Alltag entfliehen wollen. Beauty- schen möchten sich heute schnell und können sich jetzt schon auf das vielfältige und Bodytreatments nach modernen Metho- unkompliziert erholen und stellen dennoch Leistungsspektrum freuen“, betont Monika den und eine exklusive Atmosphäre garan- höchste Ansprüche. Der Umbau der Therme Freiberger, Geschäftsführerin der Wien Ober- tieren Entspannung pur. war für mich und andere der entscheidende laa Projektentwicklung GmbH & Co KG. Für alle, die eine Wohnung auf Zeit Impuls für eine Großinvestition in Hotels suchen, stehen mitten im Wellnessareal und served Appartments in Oberlaa. Die Die einzelnen Bereiche Oberlaa bestens ausgestattete Apartments gute Lage mit der perfekten Anbindung zum mit modernem Service zur Verfügung. Flughafen macht hier eine sinnvolle Kom- Bei der „neuen Therme“ stehen vor allem Das neue Hotel, das 3- und 4-Sterne- bination von Business und Wellness mög- die Verdoppelung der Wasserflächen, die Kategorie unter einem Dach vereint, ist der lich“, so Dr. Mirko Kovats. Einrichtung großzügiger Erlebniswelten und Therme direkt angebunden und verfügt über die Schaffung eines eigenen Kinderberei- modernste Seminarräume sowie einen eige- Nah-Erholungsgebiet ches im Vordergrund. Auch ein großzügiger nen Fitnessbereich für Hotelgäste. mit Top-Infrastruktur Sommer- und Outdoorbereich steht nach der Für das Städtebauliche Projekt zeichnen Neustrukturierung zur Verfügung. BUS Architektur und Partner verantwortlich. Kaum fünf Kilometer vom Stephansdom Als Kompetenzzentrum mit Experten aus Das Investitionsvolumen für die Errichtung entfernt nimmt die urbane Großstadttherme unterschiedlichen Fachbereichen wird sich des gesamten Projektes beträgt 220 Millio- eine in Europa einzigartige Stellung ein. Die das Integrierte Gesundheitszentrum als Zen- nen Euro. Kombination aus Städtetourismus und Well- nessangebot trägt wesentlich dazu bei, sich von vergleichbaren Regionen abzuheben. Und nirgends liegt ein derart riesiges Erho- lungsareal so nah am Stadtzentrum. Für Fa- voriten, den 10. Wiener Gemeindebezirk, bedeutet die Umstrukturierung von Oberlaa eine weitere dynamische Entwicklung – neben dem beliebten Heurigenviertel, dem Ausflugsziel Böhmischer Prater und dem modernen „Monte Laa“ mit Wohnungen und Geschäften bietet das neue Wellnessareal eine Vielfalt an zusätzlichen Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten. http://www.wien-oberlaa.at http://www.vamed.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 22 Chronik Vor 20 Jahren starb Hermann Gmeiner Ein Weiser, ein Wegbereiter, ein Widersprüchlicher. Der Gründer der heute weltweit verstreuten SOS-Kinderdörfer war ein großer Österreicher und ein »Weltmensch«.

n Gedenken an den großen sozialen Vor- Idenker Hermann Gmeiner fanden sich in der Generali Foundation in Wien zahlreiche SOS-Kinderdorf-Freunde ein. Dr. Wilfried Vyslozil, Geschäftsführer von SOS-Kinder- dorf, erklärte, ihn fasziniere, wie souverän Hermann Gmeiner sich „über den Zeitgeist hinweg gesetzt hat, wenn es um das Recht des Kindes ging. Der eindeutige Fokus, die einfache Sprache, das klare Modell. Er hat die Organisation SOS-Kinderdorf als Zelt und nie als Palast angelegt. Seine Fachlich- keit definierte sich über die Anteilnahme für das Kind, nicht über das klinische Interesse.“

Hermann Gmeiner Hermann Gmeiner wurde 1919 in der Vorarlberger Bregenzerwald-Gemeinde Al- berschwende als neuntes Kind einer Bau- ernfamilie geboren. Seine Mutter starb, als er fünf war. Von da an sorgte seine älteste Schwester Elsa für die Kinder und lebte ihm vor, was später zum Mittelpunkt seiner SOS- Kinderdorf-Idee wurde – der Beruf der SOS- Kinderdorf-Mutter. Glücklicherweise erkann- te sein Lehrer seine Begabung und verhalf ihm zu einem Stipendium, das ihm den Be- such des Gymnasiums ermöglichte. Im Wintersemester 1946/47 beginnt Gmei- ner an der Innsbrucker Universität mit dem Medizinstudium. Parallel dazu engagiert er sich immer mehr in der Jugendarbeit. Er wird Leiter der Dekanatsjugend in Innsbruck und lernt so das große Elend vieler Kriegswaisen und anderer notleidender Kinder und Ju- Foto: SOS-Kinderdorf International / A.Gabriel gendlicher kennen. Hermann Gmeiner: eine faszinierende Persönlichkeit. In unserem Bild sehen Sie In den folgenden Jahren entwickelt der ihn mit seinen Schützlingen auf Kap Verde dann knapp 30jährige eine Idee, die später um die ganze Welt gehen sollte: Es war die 1949 gründet Hermann Gmeiner gemein- tiert Gmeiner in die ersten Spendenaufrufe. Idee der SOS-Kinderdörfer, einfach, klar sam mit Freunden in Innsbruck die „Societas Persönliche Zuschriften an Adressen, die mit und – vielleicht gerade deshalb – bis heute Socialis“ (SOS), um „der drohenden Gefahr, der Hand aus Telefonbüchern abgeschrieben bewährt. Kinder, die ihr Zuhause verloren die in der Schutzlosigkeit vieler Kinder liegt, werden, bringen ein unerwartetes Echo. Die hatten, sollten wieder im Schutz und in der nicht mit Worten, sondern mit einer Tat ent- Bitte, Gmeiners Anliegen mit einem monat- Geborgenheit einer familiären Umgebung gegenzutreten“. lichen Beitrag von einem Schilling zu unter- aufwachsen. Die vier Prinzipien „Mutter, Ge- Seine gesamten Ersparnisse von 600 stützen, schafft die finanzielle Basis für den schwister, Haus, Dorf“ begleiten auch heute Schilling (1 kg Schwarzbrot kostete damals Bau des ersten SOS-Kinderdorfes. noch die SOS-Kinderdörfer in allen Kultur- rund 1,90, 1 lt Frischmilch 1,40 und 1 kg In Imst in Tirol erhält Hermann Gmeiner kreisen der Welt. Normalkristallzucker 4,10 Schilling) inves- von Bürgermeister Josef Koch, sehr günstig ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 23 Chronik ein Grundstück am „Sonnberg“, etwas ober- halb der Stadt. Am 2. Dezember 1949 findet die Firstfeier des ersten Familienhauses („Haus Frieden“) statt. Und am selben Tag werden die Grundsteine für die nächsten fünf Familienhäuser gelegt.

Die ersten Kinder kommen nach Imst Gegen Ende des Jahres 1950 finden 40 Kriegswaisen in den ersten fünf Familien- häusern ein neues, bleibendes Zuhause. Sie leben wieder in einer Familie mit einer Mut- ter und Geschwistern in einem eigenen Haus. Hermann Gmeiner gelingt es rasch, viele SOS-Kinderdorf-Freunde für die Um- setzung seiner Pläne zu gewinnen. 1952 sind es bereits 15.000 Freunde und Gönner, die mit einem Beitrag von monatlich einen Schilling das Projekt unterstützen. Die rasch wachsende Zahl der SOS-Kinderdorf-Freun- Hermann Gmeiner in einem »seiner« 233 SOS-Kinderdörfer in 60 Ländern mit de (Spender) lassen Hermann Gmeiner die Waisenkindern in Senegal Realisierung neuer SOS-Kinderdorf-Projek- te ins Auge fassen.

Ferienlager für Kinder und Mütter in Italien Hermann Gmeiner erwirbt 1953 am Cal- donazzosee in Italien ein Grundstück sowie ein aufgelassenes Hotel und gründet ein Fe- rienlager für Kinderdorf-Kinder, die sich im Sommer im kühlen Naß vergnügen und de- ren Kinderdorf-Mütter sich erholen und Ur- laub machen können. 1954 ist Baubeginn für das zweite SOS- Kinderdorf in Nußdorf-Debant bei Lienz. Die Osttiroler Gemeinde unter Bürgermeister Franz Greil stellt um einen Anerkennungs- schilling ein Grundstück für den Bau des

zweiten SOS-Kinderdorfes zur Verfügung. Fotos: SOS-Kinderdorf / A.Gabriel (1) Im Oktober 1955 ziehen die ersten vier War einst selbst in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen und ist zum Nachfolger Kinder mit ihrer SOS-Kinderdorf-Mutter von Hermann Gmeiner geworden: Präsident Helmut Kutin Hermine Kollnig in das erste Familienhaus ein (im Mai 1956 betreut sie in ihrer Familie Sitz von SOS-Kinderdorf International und Kinderdorf vor den Toren Wiens zum größten schon 11 Kinder). der SOS-Kinderdorf – Hermann-Gmeiner- SOS-Kinderdorf Europas mit 28 Familien- Im Februar 1955 wird der Bau des dritten Akademie. häusern heran. SOS-Kinderdorfes in Altmünster beschlos- 1957 ist der Baubeginn für die ersten Um 1960 sieht das Projekt „SOS-Kin- sen. Es wird auf einem schönen Hang am sechs Familienhäuser im SOS-Kinderdorf derdorf“ sehr gesund aus. Inzwischen gibt es Rand der Gemeinde mit herrlichem Blick Kärnten. Das Dorf entsteht in der Gemeinde zehn SOS-Kinderdörfer mit rund hundert auf den Traunsse errichtet. 1956 werden die Moosburg, nur rund 15 km von Klagenfurt Familien und eine Million Freunde, die mit ersten sieben Familienhäuser im SOS-Kin- entfernt. Im gleichen Jahr beginnt auch in regelmäßigen Spenden die Organisation un- derdorf Oberösterreich in Altmünster besie- Niederösterreich der Bau des SOS-Kinder- terstützen. In Frankreich, Deutschland, Finn- delt, bis 1961 kommen acht weitere Fami- dorfes Wienerwald. In der ersten Bauphase land, Belgien und Luxemburg wurden mitt- lienhäuser dazu. entstehen zehn Häuser. Noch im selben Jahr lerweile SOS-Kinderdorf-Vereine gegrün- In Egerdach bei Innsbruck wird 1956 das ziehen die ersten fünf SOS-Kinderdorf-Müt- det. 1960 ist auch das Jahr, in dem in Strass- erste SOS-Jugendhaus für Burschen gegrün- ter mit ihren Kindern ins Dorf ein. Im Laufe burg SOS-Kinderdorf International als det. Heute ist das ehemalige Jugendhaus der der nächsten fünf Jahre wächst das SOS- Dachorganisation von SOS-Kinderdorf mit ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 24 Chronik

Hermann Gmeiner als erstem Präsidenten Gmeiners globales publik, wo bereits 1968 Einrichtungen ge- ins Leben gerufen wird. humanitäres Netzwerk baut worden waren. In Rußland und Polen Im folgenden Jahrzehnt erweitert SOS- werden SOS-Kinderdorf-Vereine gegründet, Kinderdorf seine Aktivitäten über die Gren- Die Hermann-Gmeiner-Akademie in neue Projekte in Bulgarien und Rumänien zen Europas hinaus. Mit den Spenden aus Innsbruck wird 1982 als Schulungseinrich- stehen an. Heute ist SOS-Kinderdorf in den der sensationellen „Reiskorn“-Aktion kann tung für Mitarbeiter aus der ganzen Welt, als meisten osteuropäischen und zentralasia- im Jahr 1963 das erste nicht-europäische ein internationaler Begegnungsort und als tischen Ländern tätig, zum Beispiel in der SOS-Kinderdorf in Daegu, Korea, gebaut Zentrum für die Entwicklung von SOS-Kin- Mongolei, in Usbekistan und Kasachstan. werden. Andere Länder in Asien folgen, derdorf-Konzepten in der Kinderbetreuung Im Jahr 1995 wird SOS-Kinderdorf Inter- auch Lateinamerika mit den ersten Dörfern und Pädagogik eingeweiht. Helmut Kutin, national als „NGO mit beratendem Status in Argentinien, Ecuador und Uruguay. Ende bisheriger Repräsentant in Asien, wird 1985 (Kategorie II) im Wirtschafts- und Sozialrat der 60er Jahre wird das zu dieser Zeit größte auf der Generalversammlung zum Präsiden- der Vereinten Nationen“ eingestuft. Mit der SOS-Kinderdorf in Go Vap, Vietnam, errich- ten von SOS-Kinderdorf International ge- Eröffnung des ersten australischen SOS- tet. Von den 68 SOS-Kinderdörfern im Jahr wählt. Kinderdorfes in Adelaide 1996 ist SOS-Kin- 1969 befinden sich 39 in Europa, 15 in La- Am 26. April 1986 stirbt Hermann Gmei- derdorf auf allen Kontinenten vertreten. Das teinamerika und 14 in Asien. ner. Er hinterläßt ein weltumspannendes 50-Jahr-Jubiläum der Gründung des ersten Werk von 233 SOS-Kinderdörfern in 86 Län- Dorfes in Imst ist 1999 eine große gemein- Mit der Hilfe von vier dern. 1987 öffnen die ersten zwei SOS- same Feier von 400 SOS-Kinderdörfern, 375 Millionen Freunden Kinderdörfer in China ihre Tore. Zwei Jahre Jugendwohneinrichtungen und über 750 so- später wird in Coconut Creek in Florida, zialen Einrichtungen auf der ganzen Welt. 1970 wird Côte d‘Ivoire als erstes afrika- USA, ein Dorf gebaut. In Armenien, damals nisches Land Mitglied von SOS-Kinderdorf noch Teil der Sowjetunion, werden die Mit Entschlossenheit International. Neue Einrichtungen in Ghana, ersten SOS-Kinderdorf-Familien gebildet. ins Millennium Kenia, Äthiopien und Sierra Leone sind Der Bau des Dorfes wird infolge des Erd- geplant. Während des Internationalen Jahr bebens von 1988 initiiert. Im Jahr 2000 werden in Mazedonien, des Kindes 1979 werden dreißig neue SOS- Kambodscha und der Mongolei neue SOS- Kinderdörfer eröffnet. In Hohenau, Para- 50 Jahre alt, aber kein Kinderdörfer gebaut. Wie auch in den Jahren guay, nimmt die erste Klinik ihren Betrieb Ende der Notwendigkeit zuvor organisiert SOS-Kinderdorf sowohl auf. Ende der 70er Jahre umfaßt SOS-Kin- größere Nothilfeprogramme, wie zum Bei- derdorf International 143 SOS-Kinderdörfer Das Ende des Kalten Krieges zu Beginn spiel in Gode in Äthiopien, als auch unzähli- in 60 Ländern, über vier Millionen Men- der 90er Jahre macht es möglich, die Arbeit ge kleinere, lokale Initiativen. schen unterstützen weltweit die Arbeit von von SOS-Kinderdorf in Osteuropa zu reakti- Mehr als zwanzig neue SOS-Kinderdorf- SOS-Kinderdorf. vieren, so auch in der Tschechischen Re- Einrichtungen in zahlreichen lateinamerika- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 25 Chronik nischen Ländern werden im Jahr 2001 offi- ziell eingeweiht. Allein in Lateinamerika gibt es 100 SOS-Kinderdörfer, mehr als 300 soziale Einrichtungen in 21 Ländern sind in Betrieb. Neue SOS-Kinderdörfer werden in Pristina (Kosovo), in Rafah im Gazastreifen (Palästinensische Territorien) und in Lhasa (Autonome Provinz Tibet) gebaut bzw. eröffnet. Im Jahr 2002 wird die weltweit höchste humanitäre Auszeichnung, der „Conrad N. Hilton Humanitarian Prize“, für außerge- wöhnliche Leistungen zur Linderung mensch- lichen Leidens an SOS-Kinderdorf Inter- national verliehen. In Kambodscha, Argenti- nien, Äthiopien, Tansania, Guinea-Bissau, Guinea, Liberia, Swasiland, Malawi und Mosambik werden neue SOS-Kinderdörfer eröffnet. Zwei große Nothilfeprogramme werden für afghanische Flüchtlinge in Pa- kistan und für ehemalige Kindersoldaten im v.r.n.l. SOS-Präsident Helmut Kutin, die einzige noch lebende Gmeiner Schwester Resi, Erzbischof Alois Kothgasser, Landesrat Erwin Koler und SOS-Kinderdorf- nördlichen Uganda gestartet. Leiter in Imst Sebastian Wildbichler am Grab von Hermann Gmeiner 2003 werden Programme für Aids- Kranke und ihre Familien, zur Stärkung von sende auf der Flucht sind, hat SOS-Kin- die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutsch- Familien und zum Schutz von Kindern vor derdorf in einem riesigen Flüchtlingscamp land 2006TM – und SOS-Kinderdorf ist mit dem Verlassenwerden erweitert. Die Zusam- für traumatisierte Kinder und Frauen zur dabei! Die offizielle Charity-Kampagne menarbeit mit UN-Organisationen, ECHO psychologischen Betreuung zwei SOS-Fa- „6 Dörfer für 2006“ von FIFA und SOS- und NGOs wird intensiviert. Eröffnungen milienzentren eingerichtet sowie geschützte Kinderdorf hat zum Ziel, bis zum Schluß- von neuen SOS-Kinderdorf-Einrichtungen Wohnräume für alleinstehende Frauen und pfiff beim WM-Finale genügend Spenden zu finden im Sudan, in Kambodscha, im Ko- ihre Kinder. sammeln, um sechs neue SOS-Kinderdörfer sovo, in Kenia, Guatemala, Nepal und Ende 2004/Anfang 2005 stand ganz im bauen zu können (in Brasilien, Mexiko, Ni- Indien statt. Im liberianischen SOS-Kinder- Zeichen der Tsunami-Katastrophe mit hun- geria, Südafrika, Ukraine, Vietnam). 6 Dör- dorf Monrovia suchen im Sommer 2003 derttausenden Toten und Millionen Ob- fer für 2006 läuft bereits seit 2005. während der schweren Kämpfe zwischen dachlosen in weiten Teilen Südasiens. Vom Rebellen und Truppen von Präsident Taylor ersten Tag an waren Hilfskräfte von SOS- Gedenken am Grab bis zu 8.000 Flüchtlinge wochenlang Schutz Kinderdorf in Indien, Indonesien und Sri und Hilfe. Lanka sowie in kleinerem Umfang auch in Am 26. April 2006 fand im SOS-Kinder- Die Jahre 2004/2005 waren geprägt von Thailand unermüdlich im Einsatz, um Über- dorf Imst anläßlich des 20. Todestages von umfangreichen Nothilfeprogrammen. Anfang lebenden – vorrangig Kindern und ihren Hermann Gmeiner ein Gedenk- und Dank- 2004 verursachte ein Beben im Norden Familien – mit dem Nötigsten zu helfen. gottesdienst statt. Erzbischof Alois Koth- Marokkos schwere Schäden und forderte Nach Wochen der direkten Soforthilfe für gasser und der Imster Pfarrer Alois Ober- zahlreiche Todesopfer. SOS-Kinderdorf half rund 23.000 Menschen begann das bisher huber gedachten in der Kapelle des SOS- mit Notunterkünften und der Verteilung von größte Wiederaufbauprojekt in der Ge- Kinderdorfes und am Grab Gmeiners des Lebensmitteln und wichtigen Gütern des schichte von SOS-Kinderdorf, das 2006/ 2007 heute weltumspannenden Netzwerks des täglichen Bedarfs. Ende Mai kam es in Ge- abgeschlossen sein soll. Nur ein paar Zah- Friedens und würdigten das Lebenswerk des bieten von Haiti und der Dominikanischen len: Bau von 2.394 Wohnhäusern für 11.900 Vorarlberger Bauernsohnes. Republik zu Überschwemmungen. Nahrungs- Menschen an 15 Standorten; 18 Gemeinde- Unter den Gästen waren Persönlichkeiten mittel, Kleidung, Medikamente, Küchen- zentren für Kindergärten, Familienförde- aus dem öffentlichen Leben, Gmeiners einzi- utensilien und Decken wurden an bedürftige rung, Erwachsenentraining, überschwem- ge noch lebende Schwester Resi und viele Familien verteilt und psychologische Un- mungssichere Unterkünfte; 343 Fischerboote Vertreter und Mitarbeiter/innen von SOS- terstützung für Jugendliche angeboten. Nach für 1.120 Familien wurden übergeben; Bau Kinderdorf mit Präsident Helmut Kutin an neuerlichen schweren Überflutungen in Fol- von sechs neuen SOS-Kinderdörfern inkl. der Spitze sowie Nachbarn und Freunde/För- ge eines Tropensturms machte die verzwei- Kindergärten, Jugendeinrichtungen, Sozial- derer der SOS-Kinderdörfer. felte Lage vieler Menschen in der haitiani- zentren. Das „Österreich Journal“ widmet dem SOS- schen Stadt Gonaive eine weitere Hilfs- Kinderdorf diese Seiten besonders gerne und intervention notwendig. 6 Dörfer für 2006 lädt Sie, liebe Leserinnen und Leser, dazu In der sudanesischen Krisenprovinz Dar- ein, möglichst größzügig von den auf der Site fur, wo in den vergangenen Jahren tausende Vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 findet das http://www.sos-kinderdorf.at angebotenen Menschen getötet wurden und hunderttau- größte internationale Fußballereignis statt, Spendenmöglichkeiten Gebrauch zu machen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 26 Chronik Bare Münze: »Klöster-reich Österreich« Auftakt zur der Münze Österreich zur Serie »Stifte und Klöster in Österreich«

inem Familienalbum ähnlich porträtieren Heinrich II. das Kloster im romanischen Stil Die jetzige Kirche wurde 1509 vollendet. Edie Münzen der Reihe „Österreich und neu errichten. Es folgte eine Blütezeit, in der Beim Wiener Kongress (1814-1815) fiel sein Volk“ seit vielen Jahren faszinierende von Nonnberg viele Klosterneugründungen Salzburg an Österreich. Das 19. Jahrhundert Kultur- und Architekturschätze unserer Hei- ausgingen. 1242 erhielten die Äbtissinnen wurde zu einer Zeit der Regeneration mit ver- mat. Nach Burgen und Schlössern beschäf- die Pontifikalien – das Recht, bestimmte In- mehrten Eintritten und sogar neuen Grün- tigt sich der neue Abschnitt „Stifte dungen. Im Ersten Weltkrieg ging und Klöster in Österreich“ mit je- das Metall von Orgel, Turm und nen oft imposanten Bauten, die Ös- Glocken in den Schmelztopf. Das- terreich den Beinamen „Klöster- selbe wiederholte sich im Zweiten reich“ einbrachten. Die erste Münze Weltkrieg. Das NS-Regime wollte der neuen sechsteiligen Serie ist auch Nonnberg übernehmen. Doch der Abtei Nonnberg in Salzburg ge- den Nonnen gelang es, sie von der widmet, die – im Jahr 714 gegrün- Minderqualität ihrer Gebäude zu det – das älteste ununterbrochen überzeugen, und so blieb die Abtei bestehende Frauenkloster nördlich verschont. der Alpen ist. Bekannt ist das Klo- Die neue 10-Euro-Münze gibt ster aber auch aus dem Hollywood- es in drei Ausführungen: in Um- Klassiker „The Sound of Music“, laufqualität, handgehoben und in der von der Nonnberger Postulan- Polierter Platte. Die Umlaufprä- tin Maria – gespielt von Julie An- gung gibt es in allen Geldinstituten drews – erzählt, die mit dem Chor zum Nennwert von 10 €. Die der Salzburger Trapp-Familie in handgehobene Prägequalität wird den USA große Erfolge feierte. in einer attraktiven Blisterverpak- kung zum empfohlenen Preis von Neue 10-Euro- 18,15 € angeboten. Die Münzen in Silbermünze der höchsten und aufwendigsten Prägequalität Polierte Platte (emp- Die neue Münze aus 16 Gramm fohlener Preis 24,20 €, inkl. USt.) Silber zeigt die unterhalb der Fe- gibt es ausschließlich im Etui und stung Hohensalzburg gelegene Be- mit Echtheitszertifikat. Die beiden nediktinerinnenabtei Nonnberg. letztgenannten Ausführungen sind Links im Gebäudekomplex befin- in Geldinstituten, im Münzfach- det sich die Stiftskirche mit dem handel sowie in den Münze Öster- romanischen Turm und der barok- reich-Shops erhältlich. ken Spitze. Im Vordergrund rechts sieht man die Kuppel der Kaje- So geht die tanerkirche. Die andere Münzseite Serie weiter gewährt einen Blick in die Krypta unterhalb der Stiftskirche, wo einst Die Münze „Benediktinerinnen- die hl. Erentrudis, die erste Äbtiss- abtei Nonnberg“ ist die erste Aus- sin des Klosters, begraben lag. Im gabe des Abschnitts „Stifte und Vordergrund wird die gotische Klöster in Österreich“ aus der tra- Figur der hl. Erentrudis dargestellt, ditionsreichen Serie „Österreich wie sie vor dem Eingang der Kir- und sein Volk“. Der Abschnitt setzt che zu sehen ist. sich aus sechs 10-Euro-Silbermünzen zu- Nonnberg ist das älteste noch bestehende signien eines Abtes oder Bischofs, etwa den sammen, wobei pro Jahr zwei Ausgaben Frauenkloster nördlich der Alpen. Das Frau- Hirtenstab und das Brustkreuz, zu tragen. In vorgesehen sind. Noch heuer erwartet uns enkloster auf dem Nonnberg in Salzburg seiner langen Geschichte war das Kloster als zweite Münze „Stift Göttweig“, im 2007 wurde 714 vom hl. Rupertus, dem ersten Bi- verschiedenen Gefahren ausgesetzt, etwa der folgen „Stift Melk“ und „St. Paul im Lavant- schof von Salzburg, gegründet. Erste Äbtis- Pest. 1423 fielen große Teile des Klosters tal“ und im Jahr 2008 werden das „Stift sin wurde die spätere hl. Erentrudis. Unter einem verhehrenden Brand zum Opfer. Erst Klosterneuburg“ und die „Abtei Seckau“ die ihrer Führung spielte das Kloster eine wich- 1464 wurde intensiv und mit großen finan- silberne Klösterserie der Münze Österreich tige Rolle in der Christianisierung von Salz- zeillen Anstrengungen mit dem Wiederauf- beschließen. burg und seiner Umgebung. 1009 ließ Kaiser bau im gotischen Stil begonnen. http://www.austrian-mint.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 27 Persönliches … servas, die Buam! Wer Sonntag vormittags seine wöchentlichen Sendungen miterlebte, hat mit Heinz Conrads ein Stück österreichischer (Radio-)Geschichte mitbekommen.

Von Michael Mössmer.

ls ich geboren wurde, war kein Mensch Dienst weiterhin in Wien. Dann verändert wurde zuvor von Fritz Grünbaum gemein- Azu Hause. Die Mutter war gerade auf eine Begegnung sein Leben, wie seine Wit- sam mit Karl Farkas geleitet. Mit beiden unserem Feld, um Kartoffel zu holen. Es war we, Erika Conrads, erzählt: „Der große Heinz sollte Conrads später im „Simpl“ auf der nicht unser Feld, aber wir holten dort immer Sandauer, Kapellmeister an Wiener Bühnen, Bühne stehen. die Kartoffel. Wir waren elf Als dann endlich der Zweite Kinder und alle hießen Emil, Weltkrieg zu Ende war, hatte nur der Karl nicht. Der hieß sich Heinz Conrads mit seinen Heinrich – und das war ich.“ So „Bunten Abenden“, Moderator leitete Heinz Conrads seine „Er- von Modeschauen und als innerungen eines Twen – meine Conférencier von Kinoauffüh- ersten 60 Jahre“ ein (Molden, rungen einen Namen gemacht. 1974). Viele von Ihnen, liebe Leserin- Heinz Conrads wird als Sohn nen und Leser, werden sich noch von Maria Hansal und Heinrich an die Programme in den großen Conrads am 21. Dezember 1913, Kinos erinnern (z. B. im „Garten- wenige Monate vor dem Aus- bau“), die fester Bestandteil des bruch des Ersten Weltkrieges, in Kinoabends waren. Wien geboren. Sein Vater be- Damit war Heinz Conrads treibt eine Modelltischlerei mit aber nicht ganz zufrieden, das ein paar Mitarbeitern in Penzing, war es nicht, wo er bleiben woll- dem 14. Wiener Gemeindebe- te. Da kam es gerade recht, daß zirk, in dem Conrads bis zu sei- ihm Hans Neroth (er betrieb eine nem Tod am 9. April 1986 ge- Konzert- und Varieté-Agentur) zu lebt hat. seinen ersten Kabarett-Enga- gements verhalf. Diesen Weg Die Anfänge verfolgte Conrads konsequent, gehörte sogar über viele Jahre – Nachdem er die Schule ab- mit einer kurzen Unterbrechung solviert hat, erlernt er bei sei- – bereits zur „Stamm-Mann- nem Vater das Handwerk des Heinz Conrads (li.) in »Katrin und die Wunderlampe« mit schaft“ Kabarett „Simpl“ in der Modelltischlers. Schon in frü- Fritz Imhoff Foto: Bezirksmuseum Penzing Wollzeile. Das war in der Zeit, in hester Jugend liebäugelt er mit der Karl Farkas als Conférencier, der Schauspielerei, engagiert sich in Theater- Komponist von Film-, Bühnen- und Unter- Autor, Darsteller, Regisseur und künstleri- vereinen. Als rund 20jähriger entschließt er haltungsmusik und ab 1937 Dirigent des Wie- scher Leiter mit Großen wie Hugo Wiener, sich aufgrund der schlechten wirtschaft- ner Rundfunkorchesters, sieht Heinz bei Ernst Waldbrunn, Cissy Kraner, Elly Nasch- lichen Verhältnisse der Zwischenkriegszeit, einem seiner ,Bunten Abende‘ und fragt ihn, hold, Henriette Ahlsen, Maxi Böhm, Fritz sich als Freiwilliger zum Österreichischen ob er nicht Schauspielunterricht nehmen Muliar, Fritz Heller, Ossy Kolmann, und Bundesheer zu melden und wurde dort möchte.“ Und Sandauer war sehr zufrieden Karl Hruschka als „humoristisches Gewis- Funker. Dort hatte er das Glück, seine schau- mit seiner Entdeckung, denn Conrads legte sen der Nation“ auftrat. spielerischen Fähigkeiten unter Beweis stel- 1942 die Eignungsprüfung mit „sehr gutem len zu können, seine Kameraden nehmen Erfolg“ ab und wird – unmittelbar darauf – Was machen Sie von ihm arrangierte und conferierte Kompa- von Friedl Czepa (sie ist auch berühmte am Sonntag… niefeste freudig an. Schauspielerin und wird mit Namen wie Paul Anfang des Zweiten Weltkrieges wird Hörbiger, Fred Liewehr, Hans Holt, Maria 1946 – auch hier hat sich Heinz Sandauer Heinz Conrads mit seiner Einheit nach Polen Andergast u. a. genannt) an das von ihr ge- für seinen früheren „Schützling“ eingesetzt – verlegt, von man ihn 1939 wegen einer schwe- leitete „Neue Wiener Stadttheater“ in der startete Heinz Conrads mit seiner wöchent- ren Krankheit wieder nach Wien zurückver- Skodagasse im 8. Gemeindebezirk engagiert. lichen Rundfunksendung „Was machen wir setzt. Glücklicherweise muß er nach seiner Diese wie viele andere während des Krieges am Sonntag, wenn es schön ist?“. Später Genesung nicht wieder zurück, leistet seinen von der Bildfläche verschwundene Institution wurde der Name auf „Was gibt es Neues hier ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 28 Persönliches Foto: Bezirksmuseum Penzing Auf der Bühne des Kabarett »Simpl«: Heinz Sandauer, Fritz Muliar, Heinz Conrads, Karl Farkas und Fritz Heller (v.l.n.r.) in Wien?“ geändert und ging schließlich stehenden, zu deren einzigem Besucher er mal vier Sendetermine nicht einhalten konn- unter „Was gibt es Neues?“ in die Rundfunk- über die Jahre wurde. Die Verbindlichkeit, te, und das auch nur, weil er krankheitshal- geschichte ein. Der Autor dieser Zeilen ist mit der er die Herzen von zwei Generationen ber nicht aus dem Haus konnte. sich sicher, daß vielen von Ihnen sofort die eroberte, schien nicht professionell, sondern Kennmelodie in Erinnerung ist, mit der über kam glaubwürdig aus den Lautsprechern. Der Schauspieler Jahrzehnte eine Stunde Unterhaltung einge- Es war überhaupt eine ganz andere Zeit, leitet und auch beendet wurde. Der eine oder damals, es war vom Fernsehen als Massen- Der Schauspieler Heinz Conrads steht ab andere erinnert sich wohl auch mit ein wenig medium überhaupt keine Rede, das Radio 1947 auf namhaften Besetzungslisten. Im gemischten Gefühlen, war der Sonntag war – von der „Austria tönenden Wochen- „Wiener Stadttheater“ gibt er den „Zwirn“ Vormittag in vielen Familien durch diesen schau“ im Kino abgesehen – das Fenster in im Singspiel „Die Drei von der Donau“ von Fixpunkt beeinflußt, da hieß es oft Ruhig- die Welt schlechthin. Und das öffnete Con- Robert Stolz (nach Nestroys „Lumpazivaga- sein und mithorchen. Heute, gestehe ich ein, rads, indem er Geschichten erzählte, wie er bundus“), den „Dünnen Vetter“ in Hofmanns- denke ich gerne an meine geliebten Tanten auch im Text der Kennung als „Wochen- thals „Jedermann“ bei den Salzburger Fest- zurück (und das ist nicht ironisch gemeint), plauderei“ bezeichnete. Über 40 Jahre hatte spielen. 1953 holte ihn Direktor Franz Stoß wie sie fast andächtig der so vertrauten Stim- die Sendung ihre Hörer in ganz Österreich. ins „Theater in der Josefstadt“. Ab 1973 gibt me von Heinz Conrads lauschten, wenn er Erika Conrads erinnert sich, daß ihr Mann er in der Wiener Volksoper den „Frosch“ in sich an die Kranken wandte, an die Allein- die ganzen Jahre über vielleicht drei, maxi- der Operette „Die Fledermaus“, eine Rolle, in der er vielen Strauß-Freunden in bester Erinnerung blieb. Er wirkte in mehr als 30 Filmen mit, von denen wir wir nur einige anführen wollen: „Feldherrnhügel“ von Ernst Marischka nach Alexander Roda Roda und Carl Rößler mit Annemarie Düringer, Adrienne Gessner, Loni Heuser, Hans Holt, Paul Hörbiger, Fred Liewehr, Ernst Waldbrunn, u.a.; „König der Manege“, ebenfalls von Ernst Marischka, an der Seite von Helmut Qualtinger, Rudolf Schock, Germaine Damar, Fritz Imhoff u.a.; „Hoch klingt der Radetzkymarsch“, unter der Regie von Géza von Bolváry, mit Boy Gobert, Paul Hörbiger, Gustav Knuth, Jo- hanna Matz, Walter Reyer, Oskar Sima, Ernst Waldbrunn u.a.; „Einen Jux will er sich ma- chen“, das Nestroy-Stück nach einem Dreh- buch von Hans Weigel und Ernst Marischka, mit Helmut Qualtinger, Fritz Imhoff, Walter Bei den Salzburger Festspiele 1952 wird Heinz Conrads für die Rolle des »Dünnen Müller, Hans Moser, Nadja Tiller u.a. Schade, Vetter« in Hofmannsthals »Jedermann« engagiert Foto: Bezirksmuseum Penzing daß hier weder Platz noch Zeit ausreichen, ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 29 Persönliches

um auf alle einzelnen Filme und Schauspie- ler einzugehen, es wäre ein Genuß.

Erster Talkmaster des ORF Als das Fernsehen Einzug in die heimi- schen Wohnzimmer hielt, präsentiert Heinz Conrads, sozusagen als „erster Talkmaster“ des jungen ORF, die wöchentliche Fernseh- sendung „Was sieht man Neues“, in der ihn natürlich auch sein lieber Freund Gustav „Gustl“ Zelibor am Flügel begleitete. Viele Musikerinnen und Musiker, Autorinnen und Autoren verdanken ersten Auftritten in die- ser Fernseh-Show ihre teils glitzernden Karrieren. Und auch hier, im Fernsehen, ver- gißt er nicht, nach der legendären Begrüßung „Küß die Hand die Damen, Guten Abend die Herrn, Griaß euch die Madln, Servas die Erika Conrads mit einem Bild ihres Mannes Heinz, so, wie man ihn aus dem Fern- Buam!“, auf die „Kranken vor dem Fernseh- sehen kannte: mit einem freundlichen Lächeln. Foto: Österreich Journal apparat“ und jene, „denen es heute vielleicht nicht so gut geht“. 1957 wird die erste Sen- Schuster Pokerl“, „Bitt‘ Sie, Herr Friseur“, sagt dann: „Na, eigentlich wie jeder andere dung übrigens ausgestrahlt, die später dann „Stellt‘s meine Roß‘ in Stall“, oder „Wenn auch. Er ist halt ,in die Arbeit gegangen‘ und „Guten Abend am Samstag“ heißt und fast im Leb‘n amal Halbzeit is‘„ und „Suachst an wieder nachhause gekommen. Nun, es war 30 Jahre auf dem Programm steht. Zwiefel, find‘st an Knofel“ (die letzten bei- natürlich schon ein Unterschied, denn unser Heinz Conrads war auch begeisterter den von Josef „Pepi“ Kaderka) haben damals Leben richtete sich natürlich nach den Zeiten Wienerliedinterpret, aber auch -komponist mit „Guten Abend am Samstag“ noch öster- der Life-Sendungen oder der Aufzeichnun- und -texter, wie er mit seinem Lieblingslied reichweite Zuhörerschaft erreicht. gen, nach den Proben am Nachmittag oder „Als meine Tochter Klavierspielen lernte“ Einmal im Monat wird auch in den Bun- den Theateraufführungen am Abend. Wir unter Beweis stellte. Lieder wie „Das desländern aufgezeichnet. Die damals so fu- sind dann halt mit Freunden und Kollegen Schneeflockerl und das Ruaßflankerl“, „Der turistisch anmutenden Übertragungswagen nachher meist noch ein wenig beisammenge- waren Ziel des Interesses zahlreicher schau- sessen, haben noch ein Glas Wein getrunken lustiger Buben mit ihren Vätern, während oder eine Kleinigkeit gegessen.“ Die zwei die Mütter mit ihren Töchtern danach trach- gemeinsamen Kinder hätten sich, so Erika teten, den „Bundesheinzi“, wie er auch ge- Conrads, daran gewöhnt, daß „der Papa un- nannt wurde, und den einen oder anderen regelmäßig Zeit hatte. Das war früher, als die Star von Angesicht zu sehen oder sogar ein beiden klein waren, einfacher. Erst später, als Autogramm zu erhaschen. sie dann lieber mit Freundinnen und Freunden Die Liste der Ehrungen und Auszeichnun- fortgegangen wären, hieß es natürlich schon: gen, die man Heinz Conrads zuteil werden ,Geht heute nicht, heute kommt euer Papa ließ ist lang, insgesamt zählt man 54, darun- gleich nach der Sendung nachhause‘. Aber ter das „Goldene Ehrenzeichen für Verdien- das ist ja auch in anderen Familien so, wenn ste um die Republik Österreich“, das „Öster- der Vater unregelmäßige Arbeitszeiten hat.“ reichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Und wer noch wartete, war einer der Boxer- Kunst“, Ehrenzeichen von Wien und Nie- Hunde die unser Heinz Conrads so liebte. derösterreich und, als Krönung, der Berufs- Nach fast 1800 Sendungen hieß es dann titel „Professor“. das letzte Mal „Servas, die Buam“: Heinz Conrads starb am 9. April 1986 und wurde in Das Familienleben einem Ehrengrab der Stadt Wien am Hiet- zinger Friedhof beigesetzt. Nun fragt man sich, wie jemand, der der- maßen im Licht der Öffentlichkeit steht, in Wir danken Ing. Karl Koller für die Über- Theatern und Kabaretts auftritt, an der lassung der Fotos. Er ist Leiter des Bezirks- Volksoper und bei Festspielen singt, Film- museums Penzing, das einen großen Raum rollen ja nicht nur spielt, sondern auch Texte dem Leben von Heinz Conrads widmet. lernen muß, mit seinem Privatleben umgeht. Einen Bildbericht über das Museum selbst Foto: Bezirksmuseum Penzing Erika Conrads, ausgebildete Tänzerin, hat bereiten wir für eine unserer nächsten Aus- Heinz Conrads mit seinem Freund und Begleiter (im wahrsten Sinne des Wor- ihren Heinz natürlich im beruflichen Umfeld gaben vor. „Ungeduldigen“ hilft dieser Link: tes), Pianist Gustav »Gustl« Zelibor kennengelernt. Sie denkt nicht lange nach, http://www.bezirksmuseum.at/penzing/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 30 Persönliches TV-Koch des Jahres 2006 in D: der Steirer Johann Lafer!

ohann Lafer dreht in der Steiermark für Jdie ARD und den ORF, dazwischen quasi ging sich in Berlin noch die Verleihung zum TV-Koch des Jahres 2006 in Deutschland im Rahmen der Bunte Gala aus. Und das wieder- um ist auch für die Steiermark und das Stei- rische Thermenland, die seit 10 Jahren auf Johann Lafer als Steiermark-Genußbot- schafter in Deutschland setzen, eine schöne Bestätigung! Begonnen hat die Zusammenarbeit von Steiermark Tourismus und Steirisches Ther- menland mit Johann Lafer 1996 mit der 7tei- ligen Serie „Johann Lafer kocht“ für den swr. Danach folgten Fernsehsendung wie z. B. „Der Fröhliche Weinberg“, im Jahr 2000 übernahm er die Patronanz des Steier- mark-Restaurants à la Lafer auf der Expo Hannover 2000, in seinem Restaurant und Shop stehen immer wieder steirische Pro- dukte auf dem Speiseplan, unzählige Koch- bücher präsentieren Rezepte mit steirischen Gerichten oder Kulinariumsprodukten, in seinen Kochkursen und Kochsendungen steht das steirische Kulinarium immer wie- der im Mittelpunkt, den Lafer Award gibt’s für ausgezeichnete Angebote in der Euro- pean Spa World Steiermark … „In diesen 10 Jahren hat sich in der Steiermark im Bereich Kulinarium sehr viel entwickelt. Zum einen ist das Bewußtsein über die kulinarische Stärke gestiegen, zum anderen ist die Qualität besser geworden. Ich nütze daher meine Bekanntheit gerne dafür, die Steiermark als Kulinariumsland und –destination noch bekannter zu machen. Denn auch mir nützt die Steiermark mit ihren speziellen Produkten vom Kernöl bis zum Almochsenfilet, um mich von anderen Köchen abzuheben“, so Johann Lafer über- glücklich nach seiner Auszeichnung über die steirisch-steirische Beziehungsarbeit am deutschen Markt. Foto: Bunte „Nach diesen erfolgreichen 10 gemeinsa- men Jahren sind wir natürlich mehr als inter- „Welche prominenten Köche fallen Ihnen Dienstag und Freitag sind Lafer-Tage im essiert daran, diese produktive Zusammen- spontan ein?“ Auf diese ungestützte Frage deutschen Fernsehen: „Lafers Himmel un arbeit fortzusetzen. Wir planen, sportlich antworten 20,6 Prozent der Deutschen in Erd“, „Kaffee oder Tee“, „Der Fröhliche gesprochen, hoch motiviert in Verhandlun- einer aktuellen GfK-Befragung in Deutsch- Weinberg“ (alle 3-4 Wochen) und „Kerners gen für die Verlängerung zu gehen, denn der land mit dem Namen Johann Lafer. Tim Köche“ sind die Sendungen, in denen Jo- Werbewert ist für uns einfach unschätzbar Mälzer bekommt in dieser Studie an zweiter hann Lafer wöchentlich in den deutschen hoch“, so LH-Stv. Hermann Schützenhöfer Stelle 12,5 Prozent. Bekannter ist nur Alfred Haushalten präsent ist – und ein Millionen- und Georg Bliem von Steiermark Tourismus. Biolek, der zwar kocht, aber kein Koch ist. publikum erreicht. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 31 Persönliches Wien ehrt Marika Lichter

m 3. Mai überreichte Landeshauptmann- AStellvertreterin Grete Laska das Gol- dene Verdienstzeichen des Landes Wien an die Sängerin und Kulturmanagerin Marika Lichter. Laska, die sich besonders freute, mit Marika Lichter eine Absolventin des Wiener Konservatoriums ehren zu dürfen, hob die Relevanz einer künstlerischen und ganzheit- lichen Ausbildung für einen weit gefaßten Bildungsbegriff hervor. An der Ehrung nah- men zahlreiche Persönlichkeiten des Wiener Kultur- und Sportlebens teil. U. a. lauschten Wiens Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath- Pokorny, Fußballer und Dancing-Star Toni Polster, Adi Hirschal, Gerhard Bronner so- wie Vereinigten Bühnen Generaldirektor KR Franz Häußler und Intendantin Mag. Kathrin Zechner der Laudatio des Josefstadt- Direktors Herbert Föttinger. Marika Lichter genoß bereits ab dem dritten Lebensjahr Klavier- und Tanzunter- richt, im Alter von sieben Jahren folgten er- Überreichung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien an Marika Lichter durch Landeshauptmann-Stellvertreterin Grete Laska (re.) Foto: media wien ste Auftritte im damaligen Theater der Jugend. Neben ihrer Schulausbildung nahm sie mit 12 Jahren Klavier- und Gesangs- unterricht am Konservatorium der Stadt Wien und legte auch dort die Abschlußprüfung mit Diplom im Fach Operngesang ab. Ende der 60er Jahre startete Lichter ihre Karriere als Schlagersängerin und debütierte im Theater an der Wien in „Mayflower“. Die Künstlerin spielte gemeinsam mit Marika Rökk in der Welturaufführung des Musicals „Die Gräfin vom Naschmarkt“. Darüber hin- aus sang sie fünf Jahre in Gerhard Bronners Kabarett „Die Fledermaus“. Im Laufe ihrer langen und vielfältigen Karriere trat Marika Lichter in unzähligen TV-Sendungen auf, sie war bei Sommerspielen in verschiedenen Orten Österreichs zu sehen, nahm an inter- nationalen Festivals teil und machte zahlrei- che Schallplatten- und CD-Aufnahmen. Meh- rere Shows trugen zur weiteren Popularität der Künstlerin bei. Marika Lichter, die auch eine Künstleragentur betreibt, stieß 2003 als Jurorin und Nachfolgerin von Markus Spie- gel zu den „Starmania“-Castings für die gleich- namige Nachwuchsshow im ORF. In dieser Funktion und zuletzt auch als „Dancing Star“ hat sie einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Dank ihres sozialen Engagements im Rah-

men des Vereins „Dr. Franz Vranitzky gegen Foto: Seefestspiele Mörbisch Gewalt in der Familie“ konnte seit 1990 bis Marika Lichter als »Gräfin Stasa Kokozow« mit Mörbisch-Intendant Kammersänger heute mehr als eine Million Euro als Direkthil- Harald Serafin als »Fürst Basil Basilowitsch« in »Der Graf von Luxemburg« – zu fe für Betroffene eingenommen werden. genießen bei den Seefestspielen Mörbisch von 13. Juli bis 27. August 2006 ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 32 Wissenschaft & Technik Das Geheimnis der Wolkenmenschen-Inka Eine Ausstellung im Technischen Museum Wien entführt in die verschwundene Welt der Chachapoya-Indianer und versucht, mit wissenschaftlichen Methoden deren Geheimnisse zu lüften. Foto: Siemens Prof. Herwig Imhof, Leiter der MR-Abteilung an der Uniklinik für Radiodiagnostik am Wiener AKH, beim Scan einer Mumie

ie „Chachapoya“ – übersetzt heißt das blutigen Kämpfen unterlagen. Die Inka- Die Herrschaft der Inka über die Chacha- D„Wolkenmenschen“ – wanderten im Herrscher hatten wahrscheinlich vor allem poya währte nicht lange. Anfang des 16. Jahr- 9. Jahrhundert aus dem Amazonasgebiet in an zwei Ressourcen der Chachapoya Interes- hunderts drangen neue Invasoren ein: die die höher gelegenen Regionen des heutigen se: an den Kokablättern und an dem Zugang spanischen Conquistadoren. Die Chachapoya Peru ein und begannen den Nordosten des zu exotischen und prachtvollen Vogelfedern verbündeten sich mit den Spaniern, um das Landes zu besiedeln. Da es keine schriftli- aus dem Einzugsgebiet des Amazonas. Joch der Inka abzuschütteln. Die fatalen Fol- chen Aufzeichnungen gibt, ist sehr wenig Beides war für die Kulthandlungen der gen dieser taktischen Überlegung zeigten über dieses Volk bekannt. Ihre architektoni- Inka von eminenter Bedeutung. Nach Unter- sich jedoch sehr bald. Nach der Vernichtung schen Meisterleistungen sind jedoch be- werfung der Chachapoya erfolgte aber nicht des Inka-Reiches durch eine Handvoll Spa- rühmt, speziell die riesige Steinfestung in deren Vernichtung, sondern die teilweise As- nier wurden die Chachapoya ebenfalls zur Kuelap und die Nekropolis von Ravesh, die similation durch die neue Herrscherschicht. Fron durch die neuen Herrscher gezwungen. vom bekannten österreichischen Anthropo- Fremde Techniken wurden übernommen, Die spanischen Eroberer schleppten Krank- logen Charles Wiener im 19. Jahrhundert un- neue Riten und vor allem aber auch die Be- heitserreger ein, gegen die das Immunsystem tersucht wurden. Die Chachapoya gerieten gräbnisrituale der neuen Herrscher. Es ent- der Chaca-Inka wehrlos war. Die durch aber im Laufe des 15. Jahrhunderts in Kon- stand ein Amalgam aus verschiedenen Ein- Seuchen geschwächten Wolkenmenschen flikt mit dem damals rapide expandierenden flüssen, die nun eine neue Kultur hervor- wurden zusätzlich durch die grausame Ko- Inka-Imperium, dem sie nach langen und brachten: die der Chacha-Inka. lonialpolitik so weit dezimiert, daß ihre ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 33 Wissenschaft & Technik

Kultur im 16. Jahrhundert zu existieren auf- schen den Grabräubern führten aber zur hörte. Selbstanzeige eines Arbeiters und damit zur Rettung des einmaligen Kunstschatzes. Geschichte Möglicherweise hängt dieser glückliche der Ausgrabung Umstand aber auch damit zusammen, daß trotz intensiver Suche der Plünderer keine Als 1996 ein Landwirt in der Nähe von Edelmetalle oder Pretiosen zu finden waren, Leymebamba, einem 3700 Menschen zäh- sondern primär Alltagsgegenstände. Diverse lenden Ort im Nordosten von Peru, den Ent- Kultobjekte und die größte Ansammlung schluß faßte, am Lago des los Condores (See von „Khipus“ (Knotenschnüre, die als Spei- der Kondoren) Rodungen vorzunehmen, um chermedium von den indigenen Gruppen weiteres Weideland für sein Vieh zu gewin- Südamerikas benützt wurden) die jemals nen, wußte er nicht, daß er einem der sensa- gefunden wurde, sind ebenso erhalten, wie tionellsten archäologischen Funde der letz- ein unglaublicher Schatz für die Wissen- ten Jahre den Weg bahnen sollte. Die Ab- schaft: über 200 gut bis perfekt erhaltene schnitte der Hänge zum See, welcher in den menschliche Mumien. Es handelt sich dabei Nebelwäldern Perus auf ungefähr 2700 m um den bisher größten Fund der kulturellen liegt, sind extrem von Mikroklimata geprägt. Überreste einer ausgestorbenen indigenen Nachdem die Rodung vorgenommen worden Gruppe, der Chachapoya. war, verschwanden partiell die anhaltenden Nebelschwaden, die seit vielen Jahrhunder- Das Museum ten, die steil in das pittoreske Gewässer fal- in Leymebamba lenden Hänge umhüllten und gaben zum ersten Mal wieder die Sicht frei. Den Wald- Sehr bald konnte nach dem Fund mit tat- arbeitern eröffnete sich der Blick auf eine kräftiger Unterstützung seitens österreichi- seit Jahrhunderten vergessene Totenstadt in scher und anderer internationaler Geldgeber den Berghängen. Doch anstatt den Fund den ein Museum in Leymebamba entstehen, in Behörden zu melden, entschieden sich die der die Artefakte untergebracht wurden. Vor Tagelöhner, die Gräber zu plündern. Diese allem dem Bildungsministerium und dem Vorgangsweise ist in einem gewissen Maße persönlichen Engagement von Ministerin verständlich, bedenkt man, daß ein Tage- Elisabeth Gehrer ist es zu verdanken, daß löhner in Peru bei schwerster körperlicher notwendige Mittel für die museale Präsen- Arbeit ein statistisches Durchschnittsein- tation dieses einmaligen Kulturschatzes auf- kommen von 120 US-Dollar verdient. Gut gebracht wurden. Das Museum generierte erhaltene Grabtücher können hingegen auf auch eine Vielzahl von Effekten auf die dörf- Mumienbündel aus dem Amazonasge- dem illegalen Kunstmarkt einige Millionen biet mit bemaltem Stoff liche Gemeinde und ihr Sozialwesen. So be- US-Dollar einbringen. Uneinigkeiten zwi- Foto: Yoshii Yutaka suchten im Jahr 2005 ungefähr 4000 Tou- risten das Dorf aufgrund des neu entstande- nen Museums, was eine größere Personen- anzahl als die gesamte Dorfbevölkerung aus- machte. Diese Entwicklung führte auch zu einem Strukturwandel, denn mit den Gästen entstanden neue Gewerbe- und Verdienst- möglichkeiten in einer bis dato ruralen Er- werbsstruktur. Des Weiteren wurde mit der Errichtung eines Kulturhauses eine Einrich- tung geschaffen, die nicht nur der sozialen Interaktion dient sondern auch die Öffnung zu neuen Technologien ermöglichte, wie z. B. der Zugang zum Internet. Dies ist umso bemerkenswerter, da das Dorf erst vor eini- gen Jahren ans nationale Stromnetz ange- schlossen wurde. Solche Veränderungen evozieren eine Vielzahl von sozialen Veränderungen, die so- wohl Gewinner wie auch Verlierer mit sich bringen. Die Leiterin des Museums, Dr. Sonia Guillen, bemüht sich in diesem Zusammen- Khipus: Informationsträger in Form von Textilschnüren Foto: Yoshii Yutaka hang auch um eine nachhaltige Entwicklung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 34 Wissenschaft & Technik

Tongefäße in Form eines Lama-Kopfes Methoden jedoch (vor allem Röntgenanalyse gewöhnliche an den Mumien der Chacha- Foto: Yoshii Yutaka und C-14-Altersbestimmung) lieferten bis poya stellt die Technik dar, mit der sie kon- jetzt nur eingeschränkte Resultate. Aufgrund serviert wurden. Im Gegensatz zu den ägyp- des Dorfes mit Hilfe des Museums. So un- des Umstandes, daß für die Ausstellung Teile tischen Mumien blieben wichtige Teile der ternimmt sie unter anderem ökologisch der Ausgrabungen nach Österreich gebracht inneren Organe erhalten. So wurden nur Tei- motivierte Schritte, um das Gesamtbild der werden, können diese nun einer genaueren le der Organe des Unterleibs entfernt, bei örtlichen Umgebung rund um das Museum Analyse unterzogen werden. Die Artefakte Männern über den Anus, bei Frauen über die zu erhalten, in dem sie u.a. Land um das Mu- (darunter befinden sich zwölf menschliche Vagina. Aufgrund dieser Technik können seum ankauft, um es vor den stark um sich Mumien und zwei Tiermumien) werden wäh- z.B. die erhalten gebliebenen Lungen auf greifenden Brandrodungen zu sichern. Diese rend der Ausstellungsdauer untersucht, die Schädigungen oder Lebensweise untersucht Brandrodungen erfolgen zumeist nicht zum Ergebnisse aktuell in die Ausstellung und auf werden. Die Mumien sind Trockenmumien Zweck der Gewinnung von Weideland, son- die Homepage des Technischen Museums und aufgrund des Mikroklimas am Lago de dern aus dem Irrglauben heraus, damit Wien eingespielt. http://www.tmw.at los Condores in einem Zustand, der sie pro- Regen anzuziehen. Unter den wissenschaftlichen Partnern blemlos wissenschaftlichen Untersuchungen der Ausstellung finden sich zahlreiche pro- zuführen lässt. Die konservierten Leichen Die Initiative minente Namen der österreichischen Wis- befanden sich im Originalzustand in Stoff- senschaft. So konnten als Kooperations- säcken mit aufgemalten bzw. eingestickten Die Grabungsleiterin und Ausstellungs- partner die Medizinische Universität Wien, Gesichtern. Teilweise wurden diese Textilien kuratorin Dr. Sonia Guillen, eine der führen- die Medizinische Universität Innsbruck, das bei der Plünderung zerstört, teilweise wur- den Anthropologinnen Perus, bot in Zusam- Institut für Physik an der Universität Wien den sie zu Zwecken der Analyse entfernt. menarbeit mit dem Vorstand des Instituts für sowie des der Universität Innsbruck, das Bei den Untersuchungen wird besonders Anthropologie an der Universität Wien, Institut für Anorganische Chemie an der darauf Wert gelegt, daß die Mumien nur so Prof. Horst Seidler, dem Technischen Mu- Universität Wien u.v.m gewonnen werden weit manipuliert werden, wie es notwendig seum Wien eine Auswahl von Artefakten für (die Liste der Kooperationspartner erweitert ist. Daher werden vor allem Verfahren ein- eine Ausstellung an. Dabei sollte nicht nur sich laufend). gesetzt, die die Integrität der Artefakte nicht die einzigartige Kultur der Chachapoya dar- Im Zentrum der Analysen stehen vor beeinträchtigen (z. B. Computertomografie, gestellt werden, sondern vor allem auch die allem die menschlichen Überreste, die Mu- Rapid Prototyping). dabei verwendeten naturwissenschaftlichen mien der Chachapoya. Die Mumien stellen somit einzigartige und medizinischen Methoden. „Bio-Informationsträger“ dar, die zahlreiche Somit initiierte Prof. Seidler ein Projekt, Die Mumien Schlüsse auf diese hochentwickelte Kultur welches eine Novität in der österreichischen zulassen. Bis dato sind die Konservierungs- Museumslandschaft darstellt. Denn bis dato In der Ausstellung sind insgesamt zwölf techniken der Chachapoya für menschliche wurden die Artefakte und die Mumien nur menschliche Mumien und zwei Tiermumien Körper völlig unbekannt. Einige Mumien ersten Untersuchungen zugeführt. Diese (mumifizierte Katzen) zu sehen. Das außer- weisen auf den Röntgenaufnahmen Verlet- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 35 Wissenschaft & Technik zungen im Schädelbereich auf. So gilt es unter anderem zu untersuchen, ob die Toten aufgrund eines Unfalls oder durch Gewalt- einwirkung (Krieg, Opferkult usw.) verstor- ben sind. Weiters werden eine Reihe von Analysen angewandt, wie unter anderem Proteinanalysen (gibt z. B. Auskunft über den für kultischen und medizinischen Zwecken wichtigen Koka-Konsum) oder auch Zahn- untersuchungen. In der Ausstellung werden die Mumien in einem eigens dafür konstruierten Tunnel präsentiert, der es den Besucher/innen ermöglicht, die Ausstellung sehen zu könn- nen, ohne die Mumien betrachten zu müss- sen. Das Technische Museum Wien unter- nimmt bei der Präsentation alle notwendigen Schritte, um die menschlichen Relikte res- pekt- und pietätvoll in Szene zu setzen. Die Darstellung wird sehr nahe an den – übrigens öffentlichen – Totenkult der Chachapoya herangeführt. Die Ausreise der Mumien aus Peru wurde auch von der Zu- stimmung der lokalen Bevölkerung, die sich in direkter Nachfolge der Wolkenmenschen sehen, abhängig gemacht. Diese Zustimmung erfolgte auf einer Dorfversammlung, welche auch Kommissare nach Wien entsenden wird, die die Aufstellung überwachen.

Die Khipus Die Khipus waren lange Schnüre, die unterschiedliche Formen und Kombinatio- nen von Knoten aufwiesen. Die Schnüre, die zumeist in größeren Bündeln zusammenge- fasst wurden, dienten den Chachapoya als Informationsträger. Bis heute weiß man nur sehr wenig über diese Schnüre. Die spani- schen Eroberer vernichteten diese Quellen schlüsselung und der dabei verwendeten Ver- sarkophage und Stoffbeutel ein Bild dieser bzw. alle Möglichkeiten ihrer Übersetzung, fahren im Rahmenprogramm halten wird. indigenen Kultur machen. da die Beherrschung eines Volkes mit der Vernichtung ihrer kulturellen Wurzeln und Textilien Präsentierte naturwissen- Zeugnisse erheblich leichter ist. Nur ein schaftliche Methoden Bruchteil der Schnüre wurde bis dato ent- Ebenfalls werden eine Reihe von Grab- schlüsselt, einzig bei der Darstellung von tüchern und Textilbeigaben nach Wien ge- Der naturwissenschaftlich-technische Be- Zahlen scheinen Schlüsse plausibel. Die bracht. Die Textilien, ihre Webtechnik, die reich der Ausstellung stellt eine Auswahl an Forschung geht aber von der Annahme aus, verwendeten Materialien und mögliche Ver- gängigen Analysemethoden vor, die Licht dass es sich bei den Khipus zumindest um unreinigungen werden während der Ausstel- ins Dunkel der Chachapoya-Kultur bringen Aufzeichnungen von Steuer- und Fronlisten lung untersucht. Textilien spielten bei den sollen. Vier verschiedene Verfahren werden gehandelt haben dürfte. Grabriten der Chachapoya-Inka eine wichti- in Betrieb gezeigt, vier weitere werden an- Dem Inka-Imperium in Peru stand unter ge Rolle. Die komplette Einhüllung in ge- hand von Demonstrationsmodellen erklärt. anderem ein hochdifferenzierter Staatsappa- nähte Säcke, die mit Gesichtszügen verziert Zeitgleich durchgeführte Analysen in den rat zu Verfügung, der auf die bürokratische wurden, waren signifikante Zeugnisse für kooperierenden wissenschaftlichen Institutio- Aufzeichnung der Abgaben angewiesen war. die Kultur der Chachapoya. nen lassen die Ausstellung während ihrer Im Rahmen der Ausstellung konnte der zu Besucherinnen und Besucher der Aus- dreimonatigen Dauer zu einem stetig wach- den prominentesten Khipu-Forschern zählen- stellung können sich anhand zahlreicher senden Dokument der Untersuchungs- de Harvard Professor Gary Urton gewonnen Artefakte wie z. B. Musikinstrumente, Ton- ergebnisse werden. werden, der auch Vorträge zum Thema Ent- gefäße, Ritualgegenstände sowie Transport- http://www.tmw.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 36 Wissenschaft & Technik Ist »DREI« oder »drei« die größere Zahl?

ie verarbeiten wir Zahlen? oder Legasthenie). Drei bis sechs WDer komplexen Antwort auf Prozent der Grundschüler sind diese scheinbar simple Frage betroffen. Die Ursachen von Dys- nähert sich ein neues Projekt des kalkulien sind zwar vielfältig, doch Wissenschaftsfonds FWF an. Das konzentriert Dr. Kaufmann ihre Projekt baut dabei auf jüngste Untersuchungen auf jene Form, die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe mit bestimmten Erberkrankungen aus Innsbruck. Diese belegen, daß einhergeht. Kinder und Erwachsene Zahlen Dazu Dr. Kaufmann: „Seit eini- zwar gleich gut verarbeiten, dafür ger Zeit wissen wir, daß bestimmte aber jeweils andere Regionen des genetische Störungen wie das Hirns nutzen. Im neuen Projekt Turner-Syndrom, das Fragile-X- werden nun die Hirnaktivitäten Syndrom und das Williams-Syn- von Kindern mit und ohne drom als häufiges Begleitsymptom Rechenstörungen verglichen und auch Rechenstörungen aufweisen. so noch detailliertere Erkenntnisse Da die betroffenen Personen auch über die Vorgänge bei der numeri- Probleme mit dem räumlichen schen und räumlichen Mengenver- Mengenverständnis haben, können arbeitung von Kindern geschaffen. wir durch genaues Beobachten Was ist mehr: 15 Smarties oder ihrer Hirnaktivitäten viel über die 5 Spielzeug-Autos? Selbst wenn Zusammenhänge zwischen diesen die Bedeutung von „mehr“ auf die beiden Fähigkeiten lernen.“ Anzahl der Objekte reduziert wird, Wesentliches Werkzeug für die erfordert die Beantwortung dieser Arbeiten der Gruppe um Dr. Kauf- Frage eine beachtliche Abstrak- mann ist die funktionelle Magnet- tionsleistung unseres Hirns. Denn Durch Messen des Sauerstoffverbrauchs erlaubt die funktio- resonanztomographie. Diese Me- die räumliche Ausdehnung der nelle Magnetresonanztomographie das Visualisieren aktiver thode erlaubt die Visualisierung Objekte muß von ihrer Anzahl ge- Hirnbereiche. Foto: Liane Kaufmann des Sauerstoffverbrauchs von Hirn- trennt werden. 15 Smarties neh- zellen und liefert damit ein Bild der men zwar weniger Raum ein, sind aber beim Erwachsenen andere Hirnareale akti- Aktivitäten verschiedener Hirnareale. Zu- trotzdem „mehr“ als 5 Spielzeug-Autos. viert als bei Kindern. Nutzen die Erwach- sammen mit der Analyse von Verhaltens- senen vornehmlich die seitlichen Areale, daten wie der Genauigkeit und Geschwindig- Rechnen ist Teamwork sind es bei den Kindern die frontalen Hirn- keit bei der Lösung von Zahlenproblemen regionen. Für Dr. Kaufmann ein klarer Hin- können so Rückschlüsse auf die funktionell- Für Dr. Liane Kaufmann, Medizinische weis auf die wesentlich komplexer ablaufen- le Koordination verschiedener Hirnbereiche Universität Innsbruck, Klinische Abteilung de Informationsverarbeitung bei Kindern, gezogen werden. Dabei vergleicht Dr. Kauf- für Allgemeine Pädiatrie, ist die Beantwor- die sich aber überraschenderweise nicht auf mann in ihrer umfassenden Analyse Kinder tung einer solchen Frage ein typisches die Geschwindigkeit und Genauigkeit der mit und ohne Rechenstörungen. Zusätzlich Zahlenproblem. Dazu Dr. Kaufmann: „Für Problemlösungen auswirken. differenziert sie zwischen erblich bedingten das Hirn ist Rechnen ein Mannschaftssport. Dyskalkulien und solchen, die als isolierte Denn gute Rechenfertigkeiten erfordern das Manchmal rechnet Lernstörungen ohne organische Befunde reibungslose Zusammenspiel verschiedener sich's nicht auftreten. Funktionsbereiche. Mathematische Aufgaben Das nun begonnene FWF-Projekt wird erfordern nicht nur numerische Fähigkeiten, Zur weiteren Erforschung der Hirnaktivi- mit seiner Fragestellung zu einem besseren sondern auch nicht-numerische, wie zum täten nützt Dr. Kaufmann ihren Hertha- Verständnis der funktionellen Organisation Beispiel räumliche Denkprozesse.“ Firnberg-Preis des Jahres 2005. Dieser er- unseres Hirns und der Vorgänge während der Dieses Zusammenspiel, so zeigen jetzt laubt ihr, ein spezielles Augenmerk auf Kin- Zahlenverarbeitung und des Rechnens bei- veröffentlichte Daten des Teams um Dr. Kauf- der mit ausgeprägten Rechenstörungen zu tragen. Zusätzlich sollen die Ergebnisse auch mann, ändert sich aber im Laufe der Ent- richten. Dieses als Dyskalkulie bezeichnete ein Ansatzpunkt für die Planung von effekti- wicklung eines Menschen. Selbst zur Lö- Phänomen ist tatsächlich ebenso häufig wie ven Interventionsprogrammen für Kinder sung einfacher Zahlenprobleme werden Lese-Rechtschreib-Störungen (z. B. Dyslexie mit Dyskalkulie sein. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 37 Wissenschaft & Technik 100 Jahre Kurt Gödel Gedankliche Extremtouren: Gödels Unvollständigkeitssatz und Reisen in die eigene Vergangenheit – Wien feiert ein Mathematikgenie

urt Gödel, am 28. April 1906 in Brünn einer mathematischen Theorie beruht auf beweisbar ist, so der Gedanke, dann auch Kim damaligen Österreich-Ungarn (heute gewissen Aussagen, die als wahr vorausge- nicht-G, und umgekehrt. Also ist G (sofern Tschechien) geboren, studierte in den setzt werden, den so genannten Axiomen. das System widerspruchsfrei ist) nicht be- 1920er-Jahren in Wien. Er pendelte während Durch logische Schlüsse müssen daraus alle weisbar. Allerdings genau das besagt G. So- der 30er-Jahre zwischen Wien und Prince- mit ist G wahr. Wir verstehen jetzt zwar, daß ton, wo er einer der ersten Besucher des neu G wahr ist, in einem formalen System läßt gegründeten Institute for Advanced Study sich dies jedoch nicht herleiten. war. Anfang 1940 emigrierte er – obwohl Doch dem nicht genug: Gödel hat eben- nicht rassisch verfolgt – über die Sowjetunion falls bewiesen, daß Einsteins Relativitäts- und Japan in die USA, wo er am 14. Jänner theorie Reisen in die eigene Vergangenheit 1978 auch verstarb. Gödel kehrte nie wieder grundsätzlich erlaubt, was die Kosmologen nach Wien zurück. Er schrieb seiner Mutter, von heute noch immer nicht richtig verdaut daß ihn Alpträume quälten, in Wien in der haben. In einer Randbemerkung hält Gödel Falle zu sitzen. Dennoch: Gödel hatte seine fest, daß die Zeitrichtung bei der Landung besten und fruchtbarsten Jahre in Wien ver- des Reisenden wieder dieselbe ist, also nicht bracht. Er gehört in das Wien der Zwischen- verkehrt abläuft wie in einem falsch einge- kriegszeit, so wie Sigmund Freud, Ludwig legten Film. Wittgenstein, , Konrad Lorenz, Robert Musil oder Arnold Schönberg. »Gödel ist tatsächlich absolut unersetzlich« Ausstellung »Gödels Jahrhundert« Gödels Freund Albert Einstein ging – nach eigener Aussage – nur deshalb an das- Wien ehrt Gödel mit einer Ausstellung, selbe Institut (Princeton, USA), um diesen kuratiert von Professor Karl Sigmund, Or- Kurt Gödel als Student auf dem Heimweg begleiten zu dürfen. Und Foto: Department for Rare Books and Special dinarius am Institut für Mathematik in Wien, Collections, University of Princeton Library John von Neumann, der als einer der Väter und John Dawson, Nachlassverwalter Gö- des Computers gilt, sagte einmal: „Gödel ist dels, die unter dem Ehrenschutz von Bun- anderen Aussagen bewiesen werden. Laut tatsächlich absolut unersetzlich. Er ist der despräsident Dr. Heinz Fischer steht. Die dem Mathematiker David Hilbert müsse ein einzige Mathematiker, von dem ich das zu Ausstellung „Gödels Jahrhundert“ startete in gutes System von Axiomen vollständig und behaupten wage.“ der Universität Wien, wanderte anschließend widerspruchsfrei sein. Ähnlich wie bei dem ins Palais Palffy (15. Mai bis 16. Juni) und beliebten Spiel Sudoku. Gödel – ein irres Genie findet mit dem Wiener Museumsquartier Die bereits mit Ziffern ausgefüllten Fel- (11. Juli bis 7. August) ihre letzte Station. der eines Sudoku-Spiels sind die Vorgabe All diese gedanklichen Extremtouren for- Die Ausstellung wendet sich dabei nicht des Rätsels. Das entspricht den Axiomen. derten von Gödel, der sich auch an Gottesbe- an ein Fachpublikum, sondern an alle, die Durch logisches Schließen sollen die rest- weisen versuchte, an Seelenwanderung glaub- sich für Kultur und Geschichte interessieren. lichen freien Felder ausgefüllt werden. Die te und eine Verschwörung gegen den Logiker Ein Großteil des Materials – vieles davon Vorgabe bei einem Sudoku muß wider- Leibniz aufdecken wollte, einen hohen Zoll. war bis dato der Öffentlichkeit nicht zugäng- spruchsfrei (sonst keine Lösung) und voll- Gödel ragt wie ein Fremdkörper ins 20. Jahr- lich – kommt aus dem Archiv der Universität ständig (sonst mehrere Lösungen) sein. Gö- hundert: Immer wieder durchlebte er schwe- Wien und der Firestone Library von Prince- del hat bewiesen, daß mathematische Theo- re psychische Krisen und Zusammenbrüche ton. Ein Ausstellungskatalog erscheint vor- rien, die reichhaltig genug sind, um das Zäh- und verbrachte viel Zeit in Nervenheilstät- aussichtlich Mitte Mai im deutschen Vieweg- len, Addieren und Multiplizieren zu erlau- ten. Der Direktor seines Instituts bezeichne- Verlag. Das Vorwort zum Katalog stammt ben, nicht wie ein Sudoku sind. Denn: Wenn te ihn in einem offiziellen Schriftstück als von . widerspruchsfrei, dann nicht vollständig. Genie mit psychopathischen Zügen. Ein Versuch der Erklärung: Der – zuge- Ausstellungs-Kurator Professor Sigmund Von Mathematik geben: anspruchsvolle – Beweis von Gödel zu Genie und Wahnsinn bei Mathematike- und Spielen umfaßt viele Seiten, dennoch zeigt sich der rinnen und Mathematikern: „Ich glaube bei Grundgedanke in wenigen Sätzen als ver- Mathematikern ist das Berufsrisiko, wahn- Laut Unvollständigkeitssatz gibt es in mittelbar. Gödel sagte: „Diese Aussage G ist sinnig zu werden, nicht größer als in anderen mathematischen Theorien wahre Sätze, die unbeweisbar.“ Diese Aussage konstruierte Berufen. Aber geistiger Streß, jahrelang über formal nicht beweisbar sind. Die Struktur Gödel in einem formalen System. Wenn G Fragen nachzudenken, ist ein Risikofaktor.“ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 38 Wissenschaft & Technik

Seine krankhaften Zwangsvorstellungen kosteten Gödel schließlich das Leben: Im- Wien: 25 Jahre Forschungs- mer wieder wurde er von der Angst heimge- sucht, vergiftet zu werden. Schließlich starb stätte für die Kleinsten er an seiner konsequenten Weigerung, Nah- rung aufzunehmen. uf den ersten Blick unterscheidet sich situation im Kindergarten für alle Beteiligten Ader Anna Freud-Kindergarten in Wäh- und Betroffenen eine beanspruchende Auf- Heute ausgezeichnete ring nicht von anderen Wiener Kindergärten. gabe. Später rückten immer mehr organisa- Berufschancen Auf den zweiten Blick sieht die Situation tionsbezogene Themen in den Vordergrund, schon anders aus, denn hier wird tagtäglich wobei deutlich wurde, wie sehr die fachliche Zur Zeit Gödels hatten Mathematikerin- Entwicklungs-Förderung von Kindern (und Qualität im Kindergarten von der Güte der nen und Mathematiker, vor allem in den Erwachsenen!) mit Forschung und Lehre organisatorischen Leistungen abhängt. Des- 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts, kaum Be- verknüpft und die enge Verschränkung von halb wurde in den letzten Jahren für den rufschancen (Gödel verdiente in Wien als Pädagogik und Tiefenpsychologie gelebt. Bereich der Qualitätssicherung ein für alle Privatdozent lediglich 2 Schilling 90 pro Se- „Das Ergebnis sind kleinere und größeren städtische Kindergärten verbindlicher Leit- mester). Heute sei das anders, sagt Professor Forschungsprojekte rund um das Thema Kin- faden erarbeitet, der sowohl den pädagogi- Sigmund – „Banken, Softwarefirmen, Ver- dergartenpädagogik und deren Ergebnisse schen Bereich als auch die Ausstattung sicherungen etc. reißen sich um Mathema- fließen wieder in den Kindergartenalltag betrifft. Wichtige Grundlagen, die auch für tiker! In Deutschland ist es statistisch belegt, ein“, erklärt Vizebürgermeisterin Grete Las- den ersten Wiener Bildungsplan im früh- daß auf jeden Absolventen der Mathematik ka. „Und so arbeitet Wien laufend an seiner kindlichen Alter von großer Bedeutung sind. im Durchschnitt vier offene Stellen komm- men.“ Daß Mathematik nicht nur wichtig für die Wirtschaft ist, sondern auch Freude machen kann, beweisen zahlreiche Bücher, die sich spielerisch und leicht zugänglich mit Ma- thematik auseinandersetzen, etwa jene von Stefan Klein oder Albrecht Beutelspacher. Professor Sigmund: „Jeder, der Sudoku löst, empfindet Freude am logischen Schließen.“

Der Katalog Foto: MA 10 pädagogischen Qualität, die österreichweit Der Anna-Freud-Kindergarten wurde auf beispielgebend ist.“ Die Kinderstadträtin hat Initiative von Dr. Hannah Fischer 1981 – als gemeinsam mit Bezirksvorsteher Karl Ho- Wahrzeichen für das Wirken von Anna mole den Festakt zum 25jährigen Jubiläum Freud – in Gersthof eröffnet. Anna Freud, des Anna-Freud-Kindergartens in der Gerst- die Tochter des Begründers der Psycho- hofer Straße feierlich eröffnet. analyse, hat ihr Lebenswerk der Erforschung Seit seiner Gründung hat der Anna Freud- der kindlichen Entwicklung gewidmet, um Kindergarten in verschiedenen Bereichen besseres Verständnis für die kindlichen Be- des Kindergartenalltags Pionierarbeit mit dürfnisse zu erreichen. „Was das Kind zwi- seiner Forschungsarbeit geleistet. Die For- schen dem ersten und sechsten Lebensjahr schungsarbeit wird seit vielen Jahren eng zu erwerben hat, ist mehr als je im späteren vom Psychoanalytiker Dr. Karl Purzner be- Leben“, hat Anna Freud immer wieder be- gleitet. „So wurde etwa die Bedeutung der tont. In ihrem Sinne wird der Alltag im Anna Märchen und deren Auswirkungen auf das Freud-Kindergarten besonders im Hinblick Kind und die PädagogIn intensiv wissen- auf seine unbewussten und konflikthaften schaftlich behandelt und die Erkenntnisse Anteile erforscht und dokumentiert. Es geht zunächst in Märchenseminaren im Anna- dabei vor allem darum, sowohl die entwick- Freud-Kindergarten weitergeben“, erzählt lungsbehindernden als auch die entwick- der Psychoanalytiker und fügt hinzu: „Später lungsfördernden Faktoren bewußt zu machen. Autoren: Sigmund, Karl / Dawson, John / folgte eine Publikation zu dem Thema, von Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können Mühlberger, Kurt der Teile sogar ins Japanische übersetzt wor- anderen KindergartenpädagogInnen in Form Kurt Gödel, Das Album – The Album den sind.“ Sehr früh spielte die psychoanaly- von Weiterbildungsveranstaltungen zugäng- 2006. 225 S. Mit 200 Abb. Geb. tisch orientierte Stressforschung eine große lich gemacht werden und fließen auf diese Erscheint voraussichtlich Mitte Mai Rolle: bedeutet doch die entwicklungsför- Art in die tägliche pädagogische Arbeit in ISBN: 3-8348-0173-9; Euro 29,90 dernde Bewältigung der Eingewöhnungs- den Kindergärten der Stadt Wien ein. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 39 Wissenschaft & Technik joanneum weasels racing team 25 Studenten der FH Joanneum in Graz leisten, wofür sonst hunderte Spezialisten und millionenteure Maschinen benötigt werden. Sie bauen ein Rennauto.

nd das nicht während den regulären UVorlesungen an der FH Joanneum, son- dern in der Freizeit der Studenten. Tagsüber besuchen sie Vorlesungen. Dort bekommen sie die theoretischen Grundlagen über das komplexe Thema Fahrzeugbau vermittelt. Darüber hinaus aber erfahren sie beim Bau ihres Rennwagens, dem „jr06“ auch Soft- skills, wie Team- und Konfliktmanagement oder die Aufstellung und Verwaltung des ge- samten für die Durchführung des Projektes notwendigen Budgets. Es wird wie in einer Foto: FH Joanneum kleinen Firma gearbeitet, es gibt einen Tech- muß selbst vor anstehenden Prüfungen die gelingen zu lassen, müssen wirklich alle an nischen Leiter (Franz Michael Pinter), einen Lernzeit in die späten Nachtstunden ver- einem Strang ziehen. Die Entbehrungen wäh- Organisatorischen Leiter (Bernhard Raser) schoben werden um den straff gesteckten rend des Projektes werden jedoch durch ein und auch eine Marketingabteilung. Weiters Zeitplan einzuhalten“, so Bernhard Raser, Zusammengehörigkeitsgefühl zur Gänze ver- wird mit anderen Studiengängen zusammen- der organisatorische Projektleiter. drängt“, erläutert Franz-Michael Pinter, der gearbeitet um auch die Homepage und Pres- technische Chef des racing-teams. Daraus searbeit professionell zu machen. Kontakte knüpfen erwächst die Motivation, die die Entstehung Zehn „weasels“ beschäftigen sich bereits für die Zukunft eines kompletten Rennwagens vom Reiß- seit den Sommerferien 2005 mit dem Renn- brett bis auf die Straße in nur acht Monaten wagenbau und haben bereits zwei Formula Aber nicht nur die Konstruktion und der ermöglicht. Student Wettbewerbe in Eigenregie über die Bau des Rennwagens verschlingen eine Un- Nach rund 2000 Stunden Arbeit eines je- Bühne gebracht. Seit Anfang September menge an Zeit. Nach dem Vorbild größerer den Studenten, die unter strengster Geheim- 2005 arbeiten auch die restlichen Team- Rennserien müssen die weasels auch mit haltung erfolgt, wurde der „jr06“ am 27. Ap- mitglieder voll an der Konstruktion und am Lieferanten die Beschaffung der Teile abwi- ril 2006 zum ersten Mal der Öffentlichkeit Bau des „jr06“. ckeln und neue Sponsoren finden. Die präsentiert. Die Höhepunkte dieses Jahres, Herausforderung besteht darin das Budget voll mit enormen Belastungen und Entbeh- Erster Schritt in bis auf den letzten Cent durchzuplanen und rungen, werden die Teilnahmen an den drei Richtung Formel 1 aus mehreren Angeboten das richtige auszu- auf europäischem Boden ausgetragenen For- wählen. „Die Leistungsdichte in der Formula mula Student Events. Vom 5. bis zum 8. Juli „Eigentlich sind praktische Konstruktio- Student ist mittlerweile so hoch geworden, 2006 wird der „jr06“ erstmal offiziell bewei- nen erst ab dem 6. Semester vorgesehen. Die dass nur durch den Einsatz spezieller Ma- sen, was in ihm steckt. Im englischen Brunt- weasels haben bereits vor Beginn des terialien und aufwendiger Fertigungsverfah- inthorpe wird das racing team bei der For- 5. Semesters mit der Konstruktion des ,jr06‘ ren ein konkurrenzfähiges Fahrzeug entste- mula Student gegen Teams aus der ganzen begonnen. Sie haben also schon ausgeführt, hen kann. Dies ist nur durch die großzügige Welt antreten und ganz nach dem Motto was sie eigentlich erst jetzt lernen. Das Pro- Unterstützung unserer Sponsoren möglich“, „Learning, Designing, Building, Compet- jekt ist eine Investition in die Zukunft, dass erläutert Johannes Paul Hulatsch der Mar- ing“ um eine Top-Platzierung kämpfen. die Studenten bis in die Formel 1 führen ketingleiter der Rennmannschaft. Daß man die bisherigen Ziele erreicht kann“, erzählt Projektbetreuer DI Michael Im späteren Berufsleben stechen die hat, beweisen die Daten des „jr06“ eindruk- Trzesniowski. Absolventen des Studienganges Fahrzeug- ksvoll: Er hat 13 Prozent mehr Leistung, Die FH Joanneum ist für viele der Team- technik durch ihre gewonnenen Praxiserfah- 27 Prozent weniger Gewicht und um 33 Pro- mitglieder in den letzten Monaten zu mehr rung und ihren selbstständigen Zugang zu zent mehr Wendigkeit. Daß dies trotz des als nur einer Bildungsstätte geworden, teil- Problemlösungen deutlich heraus. Außer- bereits soliden Vorjahresmodells erreicht weise stellen die Projekträume auch das Zu- dem knüpfen sie schon jetzt wertvolle Kon- werden konnte, ist eine gewaltige Leistung hause der weasels dar. Allerdings haben die takte für ihr späteres Berufsleben. der 40 Studenten aus fünf verschiedenen Nachwuchstalente im Rennsport auch Ver- Die Studenten nehmen die enormen Be- Studiengängen. pflichtungen im normalen FH Alltag. Es lastungen gerne in Kauf, „ist es doch für die Renntermine: Formula Student England müssen zahlreiche Projekte, Konstruktions- meisten eine einmalige Gelegenheit, mit 5. – 8. 7. , Germany 3. – 6. 8. und Italien übungen sowie Prüfungen für die Lehrveran- 24 Gleichgesinnten einen Rennwagen von 7. – 10. 9. 2006 staltungen absolvierte werden. „Teilweise Grund auf zu bauen. Um dieses Unterfangen http://www.joanneum-racing.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 40 Kultur Verborgenes wiederendeckt Das Stift Klosterneuburg erstrahlt in neuem Glanz – unvollendeter barocker Bauteil ist als neuer Eingangsbereich erstmals zugänglich

m 6. Mai 2006 war die unvollendete Kunstschätze Unvollendeter Barock A„Sala terrena“ zum allerersten Mal als des Mittelalters Mit der Neueröffnung ist der unvollende- neuer Eingangsbereich für Besucher zugäng- Das Stift Klosterneuburg besitzt eine für te barocke Bauteil des Stifts Klosterneuburg lich. In einem zeitgemäßen und besucher- Europa einzigartige Sammlung der Kunst als neuer Eingangsbereich für die Öffent- freundlichen Ambiente lädt das Stift Kloster- nach 1330. Die meisten dieser Kunstwerke lichkeit erstmals zugänglich. Auf unver- neuburg nun alle Kunst- und Kulturinteres- wurden für das Stift geschaffen und haben wechselbare Weise wird für den Besucher die sierten ein, das Entstehen der barocken Pracht das Haus seither nie verlassen. Nun sind barocke Pracht in allen Bauphasen 300 Jah- in allen Bauphasen 300 Jahre nach dem Bau erstmalig neben dem wohl bedeutendsten re nach dem Bau neu erlebbar: vom rohen mitzuerleben. Weitere Schwerpunkte anläß- Kunstwerk des Mittelalters, dem Verduner Mauerwerk der Chorherrenstiege über das lich der Eröffnung sind: die Neuaufstellung Altar von Nikolaus aus Verdun (1130-1205), kalte Weiß der Kaiserstiege bis hin zur trium- herausragender Werke mittelalterlicher Kunst weitere ausgewählte Kunstobjekte in einer phalen Farbenpracht der Kaiserzimmer und als permanente Präsentation im ehemaligen permanenten Präsentation im mittelalterli- des Marmorsaales. 1730 wurde der Barock- Refektorium der Chorherren und eine Schau, chen Refektorium, dem ehemaligen Speise- bau des Stiftes begonnen. Kaiser Karl VI. die das Leben und die Aufgaben der Augu- saal der Chorherren, zu bewundern. Gezeigt (1685-1740) wollte den weltumspannenden stiner Chorherren des Stifts Klosterneuburg, werden ausgewählte Werke wie u. a. die Anspruch des Hauses Habsburg nach dem seine Entstehungsgeschichte, Entwicklung Rückseiten des Verduner Altars, die Kloster- Vorbild des spanischen Escorials dokumen- und Persönlichkeiten über die Jahrhunderte neuburger Madonna, Apostelfiguren aus der tieren und eine gewaltige Klosterresidenz bis in die Gegenwart darstellt. Anläßlich der nicht mehr existierenden Capella speciosa schaffen. Doch 1740 starb der Kaiser plötz- Neueröffnung hat das Stift Klosterneuburg und Fragmente der Glasmalerei aus dem lich und seine Tochter und Nachfolgerin als ältestes und größtes Weingut Österreichs Kreuzgang – in einem neuen Präsentations- Maria Theresia hatte kein Interesse, den am- auch für alle Weinliebhaber sein bereits um- konzept, das von driendl*architects gestaltet bitionierten Bau zu vollenden. Ebenso wenig fassendes Angebot erweitert. wurde. wie die Klosterneuburger Chorherren, auf ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 41 Kultur deren Kosten die barocke Pracht entstehen sollte. Fertig gebaut wurden nur: der Mar- morsaal, die Kaiserstiege und schließlich auch der Kaiserhof, dessen Trakte rund hun- dert Jahre später fertig gestellt Kaiserstiege (die jetzige „Chorherrenstiege“) zur „Sala terrena“, dem Riesensaal. In diesem Raum hatte zwar Hofbildhauer Lorenzo Mattielli (1688-1748) die tragenden Atlanten geschaf- fen, doch sonst existierte nur das nackte Mauerwerk aus Ziegeln, die zu Millionen das Fundament des Barockbaues bilden. Die Sala terrena wurde nie vollendet und diente jahrzehntelang als Kartonagenlager des stift- eigenen Weingutes. Andere barocke Anla- gen wurden verbaut, Büros geschaffen und Räume abgemauert. Jetzt sind sie zurückge- baut und in barocken Dimensionen erstmals erlebbar.

Eindrucksvoller Besucherempfang Im Zuge der großangelegten Restaurie- rungssarbeiten wurde gemeinsam mit dem Bau der Tiefgarage und der Biomasse-Fern- heizung des Stifts Klosterneuburg auch ein neuer Besucherempfang geschaffen. Dieser führt durch die „Sala terrena“. „Das Beson- dere an der Um- und Neugestaltung der ,Sala terrena‘ ist“, so Wirtschaftsdirektor Leopold Nußbaumer, „die Vollendung eines Teils der barocken Planung in einem an unsere Zeit und unsere Bedürfnisse angepaßten Am- biente. Architekt Georg Driendl gelang es, die in der ursprünglichen Barockplanung vorgesehene raffinierte Lichtführung herzu- stellen und mit den modernen Einbauten und der heutigen Technik zu kombinieren.“ In der „Sala terrena“ wird der Besucher empfan- gen, wo er auch einen Shop vorfindet und alle Nebenräume, die für eine moderne Aus- stellungsinstitution notwendig sind wie Gar- deroben und ein Kaffeehaus mit großer Atlant in der Sala terrena (erbaut zwischen 1735 und 1739) Lorenzo Mattielli Aussichtsterrasse. (1688-1748) Copyright: Stift Klosterneuburg / Jürgen Skarwan, 2004

Spannende Einblicke seph Kluger (1865-1937), Friedrich Gustav weitere Themen, die in dieser Schau am Bei- ins Klosterleben Piffl (1864-1932), Georg Müstinger (1418- spiel von originalen Textquellen, Objekten 1442), die Chorherren Pius Parsch (1884- und Bildmaterial dokumentiert werden. Von hier aus gelangt der Besucher zur 1954) und Roman Karl Scholz (1912-1944) Konzipiert wurde die Schau vom internatio- bisher verschlossenen Chorherrenstiege, wo und der derzeitige Bischof von Oslo und nal bekannten Museumsplaner Dieter Bog- eine umfassenden Schau über das Stift ehemalige Novizenmeister und Chorherr ner gemeinsam mit dem Kultur-Team des Klosterneuburg informiert, sowie über seine Markus Bernt Eidsvig (geb. 1953). Die Be- Stifts Klosterneuburg. religiösen Grundsätze und Persönlichkeiten, deutung des Stifts Klosterneuburg für die die mit der Entstehung und der Geschichte Geschichte Österreichs und Niederöster- Auf den Spuren des Weins des Stifts untrennbar verbunden sind – wie reichs und das Engagement der Augustiner u. a. der Stiftgründer Markgraf Leopold III. Chorherren in verschiedensten Bereichen Mit seiner nahezu 900-jährigen Tradition (1073-1136), Kaiser Karl VI. (1685-1740), wie Kunst und Wissenschaft, Wirtschaft und ist das Weingut des Stifts Klosterneuburg die Pröpste Floridus Leeb (1731-1799), Jo- Soziales sowie Seelsorge und Liturgie sind das älteste und größte in Österreich. Auf ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 42 Kultur

über 100 Hektar erstrecken sich in einigen rungen erschließen dem Besucher die wich- nen Techniken und Materialien der ausge- der besten Lagen Österreichs die Weingärten tigsten Bereiche des Stiftes: „Der Sakrale stellten Kunstschätze kennen und können des Stifts: In der Weinbauregion Donauland Weg“ vermittelt das geistliche Erbe und die selbst kreativ tätig sein. Jeden Sonntag findet die Rieden in Klosterneuburg und in Wien wichtigsten mittelalterlichen Kunstschätze. von 14 bis 16 Uhr das Sonntagsatelier mit mit den Weingärten am Kahlenberg und „Der Imperiale Weg“ widmet sich dem gi- einem themenbezogenen Rundgang durch Nußberg. Dazu kommen in der Thermenre- gantischen Bauprojekt Kaiser Karl VI., das das Stift und anschliessendem kreativen gion Gumpoldskirchen und Tattendorf um- Stift Klosterneuburg zu seiner Residenz aus- Gestalten statt. fangreiche Rebanlagen. Im Zuge der Neu- zubauen; „Der Weinkultur-Weg“ leitet den eröffnung hat das Stift Klosterneuburg für Besucher durch die Jahrhunderte alte Tradi- Kulinarisches für kleinen interessierte Besucher einen neuen „Wein- tion des ältesten und größten Weingutes in und großen Hunger kultur-Weg“ konzipiert, der auf stimmungs- Österreich; ergänzt werden die einstündigen volle und informative Weise unter Beweis Themenführungen mit den vertiefenden Neu ab Mai findet der Besucher im „Café stellt, daß „Genuß“ auch eine Kunst ist. „Der Rundgängen: „Das Mittelalter“, „Die Kaiser- Escorial“ mit dem Ambiente eines Wiener Weinkultur-Weg“, der die Kunst- und Wein- appartements“ und „Der Kellerblick“. Kaffeehauses Süßes und Pikantes für den genießer in die Geschichte des Weingutes kleinen Hunger. Das „Café Escorial“ ist täg- und die aktuelle Weinerzeugung einführt, Für die Kleinsten lich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Wer sich lädt im Anschluß zu einer Weinprobe in die zum Mitmachen von Haubenkoch Gerald Höhenberger ver- Vinothek ein. Neben den bisher gebotenen wöhnen lassen möchte, besucht das komplett Gruppenführungen sind ab der Neueröffnung Mit der Neueröffnung bietet das Stift neu restaurierte „Restaurant Schüttkasten“. täglich unter dem Motto „Der Kellerblick“ Klosterneuburg neben einem vielfältigen Dort verstärkt der ehrgeizige Koch mit inter- auch Kellerführungen für Einzelpersonen Programm von Führungen für Erwachsene nationaler Erfahrung, der u. a. bei den be- möglich. ein eigenes Kinderatelier an, das in Koope- kannten Kochkollegen Karl Eschlböck und ration mit dem ZOOM Kindermuseum ent- Heinz Winkler in Aschau tätig war, das Themenorientierte wickelt wurde. Das Kinderatelier dient Team von e-Catering. Aufgetischt werden Führungen Kindern ab fünf Jahren als Basisstation für Speisen aus der bürgerlichen und regionalen ihre Entdeckungsreisen durch die verschlun- Küche in einem fairen Preis-Leistungsver- Das engagierte Kultur-Team des Stifts genen Gänge und prunkvollen Räume des hältnis. Neben ausgezeichnete Weinen aus Klosterneuburg hat ein breitgefächertes An- Stifts. Von erfahrenen Kunstvermittlern und den stifteigenen Kellereien werden auch bot an Führungen entwickelt. Themenfüh- Künstlern betreut lernen sie die verschiede- internationale Spitzenweine serviert. Für das Foto: Stift Klosterneuburg Das wohl bedeutendste Kunstwerk des Mittelalters: der Verduner Altar von Nikolaus aus Verdun (1130-1205) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 43 Kultur

Interieur, das mit viel Liebe zum Detail ge- staltet ist, zeichnet id-gastro verantwortlich. Das auf Gastro-Einrichtung spezialisierte Unternehmen hat den ehemaligen, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Getreidespei- cher zu einem attraktiven Anziehungspunkt im Stift Klosterneuburg gemacht. Das Restaurant Schüttkasten ist täglich außer Montag von 11 bis 22 Uhr geöffnet.

Bewegte (Kultur)Massen Im Zuge der Neugestaltung konnte das Stift Klosterneuburg zusätzliche Präsenta- tionsflächen von 5200 m² schaffen. Mit der Gesamtrenovierung des Schüttkastens mit Restaurant, Stiftskeller und Seminarbereich kommen noch weitere rund 2600 m² Innen- raumfläche dazu. Die neue, naturnahe Gestal- tung der Gartenanlagen vor dem neuen Be- sucherzugang erstreckt sich über rund 15.000 m²: Dort blühen im Mai 2006 15.000 Tulpen. Danach wird die Gartenanlage je nach Saison in verschiedenen Farben erblü- hen. Die Investitionen des Stiftes für das Ge- samtprojekt betragen 33 Millionen Euro. Bild oben: Die Volksseite des Verduner Altares (Foto: Stift Klosterneuburg) http://www.stift-klosterneuburg.at Bild unten: »Sala terrena« Einrichtungskonzeption »driendl*architects« ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 44 Kultur Aus Vulkans Werkstatt Das Liechtenstein Museum zeigt Meisterbronzen aus dem Rijksmuseum Amsterdam und aus der eigenen Sammlung

tein, vor allem der kostbare Marmor, und gegenwärtigen Generation von Fürst Hans- ken Gesamtkunstwerks, dessen Idee damals SBronze waren seit der Antike die idealen Adam II. von und zu Liechtenstein noch in- wie heute die Intention der Sammler be- bildnerischen Werkstoffe. Sie standen einan- tensiv fortgeführt wird. Im Sinne eines barok- stimmte, werden Bronzen und Bilder der der in der spätmittelalterlichen Skulptur und Fürstlichen Sammlungen in der Daueraus- Plastik, vor allem bei Grabmälern, gleichwer- stellung wie auch bei Sonderausstellungen tig gegenüber. gemeinsam gezeigt. Die Wiederentdeckung der Antike und ihrer Bildwerke im Rom des 15. und 16. Jahr- Die Begegnung hunderts erschloß der Skulptur eine völlig von Nord und Süd neue Dimension. Die Auffindung des „Torso vom Belvedere“, der „Laokoon-Gruppe“ zu Aus der Sammlung des Rijksmuseums Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Colle werden sowohl Arbeiten von italienischen Oppio und des „Apoll vom Belvedere“ in Meistern als auch von niederländischen und Grottaferrata, die alle drei im namengeben- deutschen Bildhauern, die unter dem Einfluß den Hof des vatikanischen Belvedere aufge- des Giambologna und anderer Florentiner stellt waren, lösten bei Künstlern, Kunstlieb- Künstler stehen, gezeigt. Die Wurzeln des habern und Sammlern einen neuen Begeiste- Bronzegusses in den Niederlanden werden rungssturm für die Kunst der Antike aus. Je- durch zehn „Trauernde“ des Grabmals der ne Kunstwerke, die man zum Teil schon bis- Isabella von Bourbon von Jean Delemer (tä- her aus Beschreibungen antiker Schriftsteller tig Mitte 15. Jh.) veranschaulicht. Die äl- kannte, standen nun vor den eigenen Augen, testen Stücke italienischen Ursprungs sind man konnte sie zeichnen und vermessen, zwei Bronzelöwen aus Venedig um 1400. rasch entstanden auch die ersten Stiche und Aus der Werkstatt des Pier Jacopo Alari Kopien dieser Werke, deren Kenntnis sich Bonacolsi, genannt Antico (1460-1528), in auf diese Weise rasch verbreitete. Mantua stammt ein „Bogenschießender Cu- pido“. Dieser Künstler ist auch in den Fürst- Die Bronzesammlung des lichen Sammlungen mit der „Büste eines Rijksmuseum Amsterdam Jünglings“ sowie einer Replik der „Reiter- statuette des Kaisers Marc Aurel“ vertreten. Die aus dem Rijksmuseum in Amsterdam Ein besonders ästhetisch ansprechendes zusammengestellte Schau von Meisterbron- Objekt und in seiner Funktion außergewöhn- zen zeigt einen Überblick zur Geschichte der lich ist ein 1540 entstandener Duftbrenner Bronzeskulptur vom beginnenden 15. bis zum von Desiderio da Firenze (tätig 1532-1545). ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Proveni- Zu den Highlights der Ausstellung zählt auch enz dieser Bronzensammlung, in der große ein Kandelaber von Andrea del Verrocchio Namen wie Andrea del Verrocchio, Antico, (1435-1488). Der 156 cm hohe Kerzenleuch- Giambologna, Pietro Tacca und aus dem ter – eines von zwei existierenden Exempla- nördlichen Kunstkreis Caspar Gras, Adrian ren – gehörte ursprünglich zur Ausstattung de Fries, Willem van Tetrode oder François des Audienzsaales im Palazzo Vecchio in Flo- Duquesnoy vertreten sind, geht vorwiegend renz und ist vom Feinsten, was an Ausstat- auf private Auftraggeber und Sammler zu- tungsstücken aus Bronze im 15. Jahrhundert rück. Der Kernbestand dieser Bronzensamm- gefertigt wurde. lung kann im Rahmen der Ausstellung in Eine ganz besondere Gruppe umfaßt die dieser umfangreichen Form in Wien gezeigt Werke jener niederländischen Künstler des werden, weil das Rijksmuseum bis 2009 16. und 17. Jahrhunderts, die, um antike einer grundlegenden Neustrukturierung un- Skulptur zu studieren, viele Jahre in Italien, terzogen wird und in seinen wesentlichen vor allem in Rom und Florenz, verbrachten. Teilen geschlossen ist. Giambologna, Adrian de Fries und Willem Die Bronzensammlung des Liechtenstein Credit: Rijksmuseum Amsterdam van Tetrode zählen zu den wichtigsten Ver- Museum ist das Resultat einer kontinuier- Andrea del Verrocchio (ca. 1435–1488) tretern. Die sehr naturalistisch und dynamisch Kandelaber, Florenz, 1468–1469; Bron- lichen Sammlungs- und Auftragstätigkeit der ze, Höhe 156 cm; Inschrift am Sockel: modellierten Statuetten von Willem van Te- Fürsten von Liechtenstein, die auch in der MAGGIO E GIVGNO MCCCCLXVIII trode (1525-1580) – sein „Hercules Poma- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 45 Kultur rius“, der „Schreitende Krieger“ und „Mer- kur“ – dokumentieren beispielsweise ein- drucksvoll den Einfluß der Florentiner Künstler. Adrian de Fries (1556-1626), der heraus- ragendste Künstler aus dem Norden, schuf das außerordentlich qualitätvolle Bronze- relief „Bacchus findet Ariadne auf Naxos“. Reliefs sind im Œuvre dieses grossen Bild- hauers sehr selten. „Nessus und Dejanira“ von Caspar Gras (1585-1674), eine an ein Werk Giambolognas angelehnte Komposi- tion, nimmt in seiner Leichtigkeit und sanf- ten Ausformung dieser Szene den Schrek- ken. Auch hier stammt das Vorbild von Giambologna, ein Guß Giovanni Francesco Susinis (dok. 1610-1653) ist in der Dauer- ausstellung zu bewundern. Die ausdrucksstarke Figur des „Hl. Se- bastian“ von Pietro Tacca (1577-1640) inspi- rierte eine spätere Version aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, die in der Dauerausstel- lung des Palais zu sehen ist. Zusammen mit den im Lichtenstein Museum ständig gezeigten Bronzen, beginn- nend mit Jacopo Sansovinos „Hl. Johannes der Täufer“ (1540/1550) über Adrian de Fries‘ Meisterwerke „Christus im Elend“ (1607) und seinen ebenso monumentalen „Hl. Sebastian“ (1615) bis zu Pierre Pugets vor kurzem erworbenen Büsten, erschließt sich dem Besucher die Welt der Bronze- skulptur des Nordens und des Südens auf einzigartige Weise. Die Hintergrundfolie der Ausstellung bildet eine Auswahl an Tapis- serien der Fürstlichen Sammlungen.

Neutronenradiografie und Neutronentomografie

Eine Reihe von Bronzen aus dem Rijks- Credit: Rijksmuseum Amsterdam museum wurde vor kurzem mit Hilfe der Willem van Tetrode (ca. 1525–1580) Hercules Pomarius, Italien, 1562–1567 (Modell), Niederlande oder Köln, 1567–1580 (Guss) Bronze, Höhe 39,3 cm Neutronenradiografie und -tomografie unter- sucht. Diese schadlose Forschungsmethode Skulptur können in unterschiedlichen Farben ist bisher noch nie bei Renaissancebronzen dargestellt werden. Die auf diese Weise les- zur Anwendung gekommen. Im Unterschied bar gemachten Ergebnisse und Erkenntnisse zu herkömmlichen Verfahren, wie etwa dem dieser Untersuchungen werden in einer eng- Röntgen, erlaubt die Neutronenradiografie lischsprachigen Filmdokumentation wäh- und -tomografie tiefe Einblicke ins Innere rend der Ausstellung gezeigt. der Bronzen, indem diese „virtuell aufge- Den interessierten Besucher erwartet schnitten“ werden und ihr Innenleben durch- außerdem eine Vortragsreihe zum Thema leuchtet wird. Dadurch kann mit grosser De- Bronzeskulptur. Ein umfassender Katalog in tailgenauigkeit und in dreidimensionalen englischer Sprache, der zum Preis von 18 € Bildern dargestellt werden, wie die Bronze im Museumsshop erhältlich ist, dokumen- ausgearbeitet ist, welche strukturellen Ele- tiert die Objekte der Ausstellung sowie die mente der Bildhauer für die Herstellung der Erkenntnisse der Neutronenradiografie. Die Gussform verwendete und wie schließlich Ausstellung ist bis zum 3. Juli 2006 zu be- Niederländisch (Arent van Bolten?), um die Bronze selbst gegossen wurde. Hohl- 1600; Fabelwesen (Öllampe), Amster- sichtigen. räume wie auch einzelne Bestandteile der dam oder Zwolle, um 1620 http://www.liechtensteinmuseum.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 46 Kultur Wien war anders August Stauda – Stadtfotograf um 1900 – Ausstellung im Wien Museum Karlsplatz Copyright: Wien Museum

eltstädtische Eleganz entlang der Ring- Bild oben: Wien Währing, Salzergasse/ Wstraße, repräsentative Gründerzeitbau- Ecke Fechtergasse, 1901 ten, die Stadt als brodelnde Metropole: So Bild links: kennen wir Wien um 1900. Doch Wien war Mariahilf, Königsklostergasse, 1904/05 auch anders. Hinter der glänzenden Fassade verbarg sich eine Stadt im Umbruch. Noch lich einzigartiger Bestand. Erstmals wird im trotzten alte Vorstadtviertel wie Erdberg oder Wien Museum Karlsplatz nun dieses dichte Lichtental den neuen Zinskasernen. Doch Werk in der Ausstellung „Wien war anders. schon bald mußten diese sozial rückständi- August Stauda, Stadtfotograf um 1900“ prä- gen, ärmlichen Grätzeln, mit ihren verwin- sentiert. Bislang waren Staudas Aufnahmen kelten Gassen und oft schäbigen Wohnhäu- „anonymisiert“ in der topografischen Samm- sern, der expandierenden Großstadt-Be- lung des Wien Museums eingeordnet, in den bauung weichen. Dieses andere, verschwin- vergangenen Jahren wurden sie aus dem ins- dende Wien hat der Fotograf August Stauda gesamt 140.000 Fotos umfassenden Bestand auf tausenden Fotos festgehalten: Die Stadt, herausgefiltert. Erstmals erschließt sich da- nicht aus herrschaftlicher Perspektive, son- durch die Stadt aus der spezifischen Per- dern in Nahaufnahme vom Straßenniveau spektive eines einzigen Fotografen. Staudas aus. „Standbilder“ erlauben eine präzise Standort- Rund 3000 Fotografien von Stauda befin- bestimmung der Stadt um 1900 – zu sehen den sich in der Sammlung des Wien Mu- bis 27. August 2006. seums – ein stadthistorisch und fotogeschicht- http://www.wienmuseum.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 47 Kultur »Totentanz« von Egger-Lienz im Wiener Dorotheum

it einer Sensation wird das Wiener MDorotheum seine zweite große Auk- tionswoche des Jahres eröffnen: Das be- rühmte Gemälde „Totentanz 1809“ von Albin Egger-Lienz (1868-1926) aus dem Jahre 1921, kommt am 30. Mai 2006 im Palais Dorotheum zur Versteigerung. Der Schätz- wert liegt bei 600.000 bis 800.000 Euro. Das Gemälde befand sich zuletzt im Museum Schloß Bruck in Lienz; im März wurde es an die rechtmäßige Eigentümerin, die in den USA lebt, restituiert. Der „Toten- tanz“ ist eine Ikone der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts; ein bedeutendes Anti- Kriegsbild und Schlüsselwerk von Egger- Lienz, entstanden unter dem Eindruck des ersten Weltkrieges. Im Jahre 1931 erwarb das Sammlerpaar Melanie und Emil Schwarz das Werk aus der bedeutenden Egger-Lienz-Sammlung von Adolf Hochstim. Nach dem „Anschluß“ Ös- terreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde das gesamte Vermögen von Me- lanie Schwarz enteignet und „arisiert“. Die Foto: Dorotheum Wien NS-Vermögensverwalter vekauften das Ge- ziert, wie die verschiedenen Fassungen des Entäußerung von jeder Zutat, jedem Luxus mälde im September 1938 an die Stadt Lienz. Totentanzes. Insgesamt 15 Jahre befaßte sich (…). Eine knappere, zum Stil gewordene Melanie Schwarz gelingt im September der Künstler mit dem Thema. Am Beginn Form vertieft die Tragik und vergeistigt den 1939 mit ihrer Tochter die Flucht in die der Totentanz-Arbeiten ist Egger-Lienz‘ Stoff, indem sie ihm das Materielle, Episo- USA, wo sie 1955 in Kalifornien verstarb. Seele bereits geprägt von seinen schreck- denhafte nimmt und ihn zum Symbol er- Ihre Tochter bemühte sich lange Zeit um die lichen persönlichen Eindrücken des Krieges. hebt.“ Auffindung des entzogenen Gemäldes. Im Auf dem vorliegenden Gemälde werden fünf Was diese auf Holz gemalte Fassung be- Zuge einer Überprüfung der Provenienz der bewaffnete Figuren dargestellt, darunter be- sonders auszeichnet, ist seine satte Farbig- Egger-Lienz-Sammlung im Museum Schloß findet sich der Tod, der sicher voranschreitet keit. Vor gelbem Himmel, auf ockerfarbe- Bruck/Lienz wurde im Jahr 2004 das Ge- und der die übrigen Figuren mit sich zieht. nem Boden tragen die Figuren Zinnoberrot, mälde als einst Melanie Schwarz zugehörig Die Wirkung ist monumental und zeigt die Braun, Grau, Schwarzbraun, Ocker und identifiziert. Am 7. März 2006 beschloß der Hoffnungslosigkeit des Krieges, der alles Weiß. Die gleichmäßige rotbraune Färbung Gemeinderat von Lienz die Restitution des erbarmungslos überrollt. verleiht dem Bild zusätzlich eine harte bran- Bildes an die rechtmäßigen Erben nach All die Umformungen des Themas spie- dige Stimmung. Hatte man sich von Egger- Melanie Schwarz. geln, von den ersten Entwürfen aus dem Lienz eine Glorifizierung des Krieges erwar- Mit der Auktion im Wiener Dorotheum Jahre 1906 bis zur expressiv gesteigerten tet, so stieß der Totentanz schon in früheren verbindet die Eigentümerin auch die Hoff- letzten Fassung von 1921, die Wandlungen Fassungen nicht nur auf allgemeine Bewun- nung, daß das Werk in Österreich – und, seiner Ausdrucksmittel wider. Obwohl sich derung. „Mein Totentanz hat für mich den wenn möglich, für die Öffentlichkeit zugän- an der Anordnung der Figuren nur wenig ge- größten Erfolg gehabt. Von einer Seite wurde glich – bleiben kann. ändert hat, hat sich die Expressivität und der das Bild gänzlich abgelehnt und beschimpft, Der „Totentanz 1809“, entstanden 1921 monumentale Eindruck des Bildes zur fünf- von einer anderen wieder sehr begeistert auf- (129,5 x 151 cm), ist die fünfte von sechs ten Fassung hin dramatisch verstärkt und genommen. Der Thronfolger hat bereits die stark variierenden Fassungen. Eine davon dieses Bild von 1921 zur Krönung seiner lei- Weisung, wie ich höre, gegeben, daß man hat der Künstler eigenhändig zerschnitten, denschaftlichen Arbeit an dem Thema ge- mir bei der Verteilung der Bilder für die Hof- drei befinden sich in öffentlichen Museen, macht. burg keinen Auftrag erteilt.“ eine weitere befindet sich in Privatbesitz. Egger-Lienz über sein Werk: „Das Tragi- Auktion „Klassische und zeitgenössische Unter allen Werken Egger-Lienz‘ wurde kei- sche geht immer auf das Große hinaus, for- Kunst“, 30. Mai 2006, Beginn: 17.00 Uhr nes so oft ausgestellt und so häufig reprodu- dert den höchsten Grad der Schlichtheit, der http://www.dorotheum.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 48 Musik Wiener Festwochen Mozart und Freud sind die Jahrespaten der diesjährigen Festwochen, die vom 12. Mai bis 18. Juni mit insgesamt 33 Produktionen aus 15 Ländern aufwarten.

Das Wiener Glasahrmonika Duo: Kammermusik der besonderen Art auf höchstem Niveau Foto: Christa und Gerald Schönfeldinger

aß wir ohne Mozart nicht auskommen“, lich. Einblick in die Liebesgeständnisse von kussion. Den zeitgenössischen musikali- Derklärte Intendant Luc Bondy bei der Menschen, die ihre Liebesbriefe für dieses schen Kommentar zum Jubiläumsjahr liefert Präsentation des Festivals, gemeinsam mit Projekt zur Verfügung gestellt haben, bietet Olga Neuwirth mit dem Auftragswerk „Der seinem Team, zeigen die Festwochen mit „5000 Liebesbriefe“, zu hören an Hör-Bars Don Giovanni-Komplex“, das die Kom- den Produktionen der „Zauberflöte“, von in fünf Kaffeehäusern. ponistin rund um einen Musikwettbewerb „Cosi fan tute“ und „Zaide“ mit prominenten Eröffnet werden die Festwochen am Frei- und unerfüllte Preishoffnungen ansiedelt. Produktionsteams, Zeitgenössisches zum tag, dem 12. Mai auf dem Wiener Rathaus- Henry Purcells „Dido und Aeneas“ sorgt für Thema trägt ein Team um Erwin Riess und platz von 18 jungen Musikern, den Finalisten barocke Klänge in der Halle E im Museums- Olga Neuwirth mit dem „Don Giovanni- eines vom Wiener Mozartjahr ausgerichteten quartier. Komplex“ bei. Sigmund Freud findet sich mit Wettbewerbes. Das genaue Programm wird seinen Theorien in der Dramatik des 20. Jahr- noch vorgestellt. »Into the City« hunderts bis heute ,so auch in den Schau- spielproduktionen der Festwochen, die in Mozart im Mittelpunkt „Into the City“ gehen die Festwochen an vielfacher Weise um die Komplexität zwi- fünf Wochenenden mit einem Programm bei schenmenschlicher Beziehungen jeder Art Drei Mozartopern stehen im Mittelpunkt freiem Zugang, das eine Brücke zwischen kreisen von Botho Strauß‘ „Schändung“ bis des Musikprogramms der Festwochen. „Die den musikalischen Ethnien der Stadt schlägt zu Jon Fosses „Schlaf“. Zauberflöte“ mit Daniel Harding am Pult in und auch soziales Engagement zeigt. So wer- „Into the City“ und unter die Leute gehen der Inszenierung von Krystian Lupa, „Cosi den in der „Night of Lovesongs“ 14 Lokale die Festwochen mit einer eigenen Programm- fan tutte“, ebenfalls mit Daniel Harding, am Gürtel, darunter auch Rotlicht-Klubs linie, die die ethnische Vielfalt der Stadt mu- Regie Patrice Chéreau, beide im Theater an bespielt. Im „Club 5“ in der ehemaligen sikalisch darstellt und ein weites soziales der Wien und „Zaide“ im Jugendstiltheater, Bundesanstalt für Pflanzenbau und Samen- Spektrum mit den Aufführungsorten unter musikalisch geleitet von Louis Langrée, Re- prüfung Am Tabor wird ebenso dem musi- anderem am Gürtel mit einbezieht. Die Ver- gie Peter Sellars, stellen verschiedene Zugän- kalischen Kosmos Wien und Mitteleuropa anstaltungen dieser Reihe sind frei zugäng- ge zum Werk des Jahresregenten zur Dis- gehuldigt wie in den Spielkäfigen am Mar- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 49 Musik garetengürtel, wo sich die junge Rap- und Breakdance-Szene präsentiert.

Internationales Schauspiel Aus China, Europa, Japan, Südafrika und den USA kommen die Schauspielproduk- tionen, mit denen die Festwochen menschli- che Gefühlslandschaften bis ins Extrem aus- kundschaften. Zu Gast aus Düsseldorf ist Jürgen Gosch mit seiner Inszenierung von „Macbeth“ (Halle E, Museumsquartier), von Jürgen Gosch ist auch die Inszenierung von „Wer hat Angst vor Virgina Woolf“ vom Deutschen Theater Berlin, die im Volks- theater gezeigt wird. Luc Bondy bringt seine Uraufführung von Botho Strauß‘ „Schän- dung“ nach Shakespeares „Titus Androni- cus“ nach Wien (Halle E) und inszeniert im Akademietheater die deutschsprachige Erst- aufführung von Jon Fosses „Schlaf“, eine poetisch-theatralische Meditation über das Altern. „Motortown“ von Simon Stephens in der Halle G, ein Gastspiel des Londoner Court Theatre rund um britische Irak-Heim- kehrer setzt sich ebenso mit politischer Ge- walt auseinander wie „Faces“ von John Cassavetes, eine Produktion des Deutschen Foto: Lukas Beck Schauspielhauses Hamburg, ebenfalls in der Die Wiener Symphoniker sind das Konzertorchester der Stadt Wien und damit verantwortlich für den weitaus größten Teil deren symphonischen Musiklebens Halle G. Jossi Wieler ist mit einer Neuinszenie- rung des Kabuki- Klassikers „Gespensterge- schichten aus Yotsuya“ bei den Festwochen, in der Halle G, zu Gast, Jewgenij Grisch- kowez mit seinem neuen Stück „Über Poe“ im Schauspielhaus, und der schwedische „Zirkus Cirkör“ mit Andersens „The Mer- maid“ (Halle E). Rund um Texte von Elias Canetti hat Heiner Goebbels sein in vielen Farben changierendes Musiktheaterstück „Eraritjaritjaka“ komponiert, zu sehen in der Halle E. Exotische Farben ins Festwochen-Pro- gramm bringen die Produktionen „Cathay: 3 Tales of China“ in der Halle E und „The Gospel at Colonus“ eine Soul-Gospel- Version von „Ödipus in Kolonos“ im afroa- merikanischen Milieu in den USA, in der Foto: Jürgen Peper Huwe Das Boban Markovic Orkestar ist – soviel ist amtlich – das führende Zigeuner-Blas- Gustav Adolf Kirche in Mariahilf. orchester des Balkans. In Boban Markovics Trompete wohnt die Ekstase, seine Wiederbegegnungen mit Erfolgsproduk- Brass Band bringt sogar Bäume und andere Holzklötze zum Tanzen … tionen stehen ebenfalls auf dem Programm: Claus Peymann und Hermann Beil spielen des sozial engagierte Theaterprojekte aus Süd- bäude auf dem Schwarzenbergplatz.die fünf sich selbst in drei Bernhard-Dramoletten, afrika und die Schweizer Gruppe Plasma mit Wiener Kaffeehäuser Korb, Prückel, Stein, darunter „Claus Peymann kauft sich eine innovativem Bilder- und Körpertheater sind Weingartner und Westend bieten „Hörbars“, Hose…“, in der Halle G. Und Christoph im Schauspielhaus zu Gast. Bildertheater in denen Mats Staub und Barbara Pulli Lie- Marthalers grandiose Produktion „Schutz aus Berlin zeigen „Nico and the Navigators“ besbriefe von 1890 bis heute in einer Zeit- vor der Zukunft“ ist wieder im Jugendstil- mit „Kain, Wenn & Aber“ in der Halle G. reise durch die Geschichte eines Gefühls theater zu sehen. Neue Theatererfahrungen vermittelt auch die vorstellen. „Township Stories“ und „Tshepang“, bei- Aufführungsreihe „Troia“ im „Troia“-Ge- http://www.festwochen.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 50 Musik Tiroler Festspiele in Erl Von 7. bis 29. Juli 2006 im Ferienland Kufstein

leich zwei große Werke Richard Wag- sucht in undenklicher Steigerung bis zum ner. Den einen verehrte er heiß, vom anderen Gners stehen am Programm der diesjähri- schmerzlichsten Todesverlangen wiederzu- wurde Wagner geradezu vergöttert. Von bei- gen „Tiroler Festspiele in Erl“ im Ferienland geben gehabt; das Rasen der Leidenschaft den stehen Werke am Programm: Mit Bruck- Kufstein. Doch damit nicht genug: Zusätz- füllt den ,Ring des Nibelungen‘ an … Aber ners „Neunter“ werden die Tiroler Festspiele lich gibt es Symphonisches von Beethoven für Parsifal und Kundry ist das alles wieder Erl eröffnet, etwas später folgen die Sinfo- und Bruckner und – als ganz besonderer etwas Neues: hier sind zwei Welten mit sich nien Nr. 1 und Nr. 2 (22. und 28. Juli), ge- Tip – ein erlesenes Kammermusikprogramm. im Kampfe um die letzte Erlösung“, schrieb spielt vom Orchester der Tiroler Festspiele Vom 7. und 29. Juli 2006 steht das Ferien- Richard Wagner 1878 nach Beendigung des unter Gustav Kuhn. land Kufstein ganz im Zeichen kultureller zweiten Aktes von Parsifal. Von Beethoven kommen vier Sinfonien Aufführungen von Weltrang! Gustav Kuhn, Intendant der Festspiele, Nr. 1 und 5 (9. Juli) und 2 und 7 (15. Juli) „Bei zwei Opern Wagners, die keine sind, führt Regie und wird die beiden Neuproduk- und die Klavierkonzerte Nr. 3 (22. Juli) und läuft von vorne herein alles befremdend, so- tionen dirigieren, ihm zur Seite das Wagner- 5 (28. Juli) zur Aufführung. Gustav Kuhn zusagen“ so schrieb Ernst Bloch über die erprobte Orchester der Tiroler Festspiele so- dirigiert das Haydn Orchester Bozen-Trient, beiden großen Werke Richard Wagners „Tri- wie Sängerinnen und Sänger der Accademia das neuerlich in Erl gastieren wird. stan und Isolde“ und „Parsifal“. Das Musik- di Montegral. Die zwei Werke kommen je- Zwischen den Wochenenden finden in drama (Tristan) und das Bühnenweihspiel weils an den Wochenenden zwischen 7. und der Erler Pfarrkirche herausragende Konzert- (Parsifal) stehen nach den drei überaus erfolg- 29. Juli zur Aufführung: „Tristan“ am 8., 14. ereignisse statt: Die Montage beleuchten die reichen „Ring-Jahren“ im Mittelpunkt der und 21., „Parsifal“ am 16., 23. und 29. Juli. Musik des 20. Jahrhunderts (Castiglioni, Be- Tiroler Festspiele Erl 2006. „Ich habe im Von Wagner führen zwei Richtungspfeile rio, Kagel, Stockhausen); an den Dienstagen ,Tristan‘ die verzehrenden Leiden der Sehn- zu Ludwig van Beethoven und Anton Bruck- garantiert der junge italienische Pianist Da- vide Cabassi für Carnegie-Hall-Atmosphäre in Erl (er gab kürzlich sein erstes hymnisch gefeiertes Solo-Rezital in New Yorks Kon- zerttempel); die Wochenmitte steht im Zei- chen großer Liederzyklen von Franz Schu- bert und Werken der 2. Wiener Schule – ge- sungen von Sängerinnen und Sängern der Accademia di Montegral; donnerstags sorgt ein besonderer Gast für dicht gedrängte Kir- chenbänke: der Tenor Francisco Araiza.

Am 3. und 4. August zu Besuch in Kufstein Alljährlich sind die Tiroler Festspiele Erl in Kufstein zu Besuch, heuer auf der großar- tigen, die Stadt überragenden Festung. Im Rahmen des zweitägigen Besuches spielt das Orchester der Tiroler Festspiele unter Bern- hard Sieberer Werke des Jubiläums-Kompo- nisten Wolfgang Amadeus Mozart und stellt „Hits“ wie der Jupiter-Sinfonie eher selten Gespieltes (Divertimento Nr. 17, Serenade Nr. 4) gegenüber. Am zweiten Abend steht Ludwig van Beethovens „Neunte“ auf dem Programm. Gustav Kuhn dirigiert das Orche- ster der Tiroler Festspiele. Die Besucher dür- fen sich auf den Auftritt einiger herausra- gender Sängerinnen und Sänger der Acca- demia di Montegral sowie den Haydn Chor freuen! Duccio Dal Monte als Der Wanderer und Svetlana Sidorova als Erda © Rupert Larl http://www.kufstein.com ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 51 Musik Schweizer Musical »Melissa« Wiener Sänger und Schauspieler Markus Neugebauer in der Hauptrolle

elissa“ ist das zweiterfolgreichste MMusical-Highlight vom Schweizer Er- folgsautor Harry Schärer („Space Dream“) und kehrt mit neuen Darstellern und einer überarbeiteten Inszenierung vom 18. Mai bis 25. Juni für kurze Zeit auf die Bühne der „City Halle Winterthur“ zurück. In der Haupt- rolle des „David“ wird der gebürtige Wiener und Musicaldarsteller Markus Neugebauer zu sehen sein. Das Schicksal von Melissa hat in den Jahren 1998 bis 2000 mehr als 162.000 Zu- schauer berührt und in ihren Bann gezogen. „Melissa“ erzählt die Geschichte von Freun- den, die füreinander durchs Feuer gehen. Es handelt von tiefen Gefühlen, von Liebe, Hoff- nung – aber auch von Enttäuschung, Ver- zweiflung, Schmerz und Abschied. Sie ist schnell und sanft zugleich, witzig und manch- mal vorlaut, geheimnisvoll und doch klar und: sie läßt niemanden unberührt…

Markus Neugebauer David ist ein neugieriger, aber auch schüchterner, sensibler Typ. Er verliebt sich in Melissa. Doch die Liebe wird überschat- tet von ihrer unheilbaren Krankheit, mit des- Foto: Frank Schwarzbach Zürich sen Situation David schwer umgehen kann »David« Markus Neugebauer und seine »Melissa« Anne Maria Schmid und er auf die Hilfe seiner Freunde angewie- sen ist. Markus Neugebauer bringt nebst den „Heut‘ Abend tanzt Lysitrate“ spielte er „den Krankenabteilung des Brainstorm – eine schauspielerischen, tänzerischen und gesang- Reichen“. Weiter wirkte er auch in „Loriot‘s psychiatrische Klinik – eingeliefert. Es stellt lichen anspruchsvollen Voraussetzungen das Weihnacht“ mit. sich heraus, daß Melissa nicht Pflegerin im nötige Feingefühl und den Charme mit, den Brainstorm ist, wie sie erzählt hat, sondern es für diese Rolle braucht. Vergessen ist Leo- Zum Musical eine Patientin. Durch diesen Umstand ma- nardo die Caprio! Zum Greifen nah steht hier chen Davids Freunde Bekanntschaft mit den ein junger Mann, der mit feinstem Gespür An einem schönen Sommertag lernt der Insassen des Brainstorm, was zu Momenten für Musik, einer warmen, kräftigen Stimme eher schüchterne und sensible David auf mit hoher Situationskomik führt, aber auch und einer Ausstrahlung, die Frauenherzen dem Flohmarkt Melissa kennen. Sie geht zu bisher unbekannnten Einsichten in das höher schlagen läßt. ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er verliebt Denken und Fühlen anderer Menschen. Doch Der gebürtige Wiener trat vor seiner Mu- sich in sie, doch diese Gefühle wecken auch ist von nun an Davids Liebe überschattet von sicalausbildung am Konservatorium alte Ängste in ihm. Melissas Krankheit. Melissa spürt die Seelen- als Leadsänger diverser Rockbands (z. B. David lernt Melissa besser und besser verwandtschaft zu David und versucht ver- „Quintessence“) auf. Er verkörperte die Haupt- kennen – merkt aber auch, daß sie eine sehr zweifelt, ihm die Botschaft des Buches der rolle im Jugendmusical „Zoff“ und brillierte geheimnisvolle Seite hat. Nach einem Kon- Valentins zu vermitteln. David versteht nicht als „Roger“ im Musical „Rent“. In der Som- zert der „Measles“ im Sound-Circus tauchen – noch – nicht… merproduktion der „Musicalbühne Staatz“ wie aus dem Nichts, wie eine Vision, Tho- Melissa hat kein Happy-End im üblichen spielte er „Simon Stride“ in „Jekyll & Hyde“. mas und Rose Valentin auf. David macht Sinne. Doch das Ende der Geschichte ist Mit dem Erfolgsmusical „Sisi“ von Peter erstmals Bekanntschaft mit einer ihm völlig gleichzeitig ein neuer Anfang mit völlig an- Schleicher ging er als „Rudolf“ auf Öster- unbekannten Dimension. Für Melissa ist deren Voraussetzungen und unter Vorzeichen reich-Tournee. Zuletzt stand er in Linz als dies nichts Neues – doch geschwächt durch voller Optimismus, Zuversicht und ganz „Fabius“ in „Reisefieber“ im „Variete Theater ihre vor allen geheim gehaltene Krankheit neuen Perspektiven. Chamäleon“ auf der Bühne. Im Theaterstück erleidet sie einen Kollaps und wird in die http://www.melissa.ch ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 52 Tanz und Musik Zuschauerrekord beim »Dancing Stars«-Finale Das Rennen um den Titel »ORF Dancing Stars 2006« ist entschieden

as Rennen um den Titel „Dancing Stars D2006“ ist entschieden! Manuel Ortega und Kelly Kainz setzten sich am 5. Mai 2006 im Finale der glamourösen ORF-Tanzshow gegen Andreas Goldberger und Julia Polai so- wie Nicole Beutler und Balázs Ecker durch – und das vor einem Rekordpublikum: Bis zu 1,607 Millionen Zuseher wollten sich die spannende Entscheidung nicht entgehen las- sen. Auch die Durchschnittswerte der Zu- seherzahlen erreichten Rekordhöhen: Im Schnitt verfolgten 1,491 Millionen Zuseher die Präsentation der Tänze um 21.10 Uhr in ORF 1, bei der ersten Entscheidungssendung um 22.35 Uhr waren im Schnitt 1,481 Zu- schauer mit dabei. Die finale Entscheidung um 23.20 Uhr wollten sich 1,410 Millionen Zuseher nicht entgehen lassen. Das Publi- kumsinteresse blieb aber auch nach der fina- len Entscheidung hoch: 560.000 Zuschauer waren via ORF 1 bei der mitternächtlichen „Dancing Stars – Die Party“ mit dabei. „Danc- ing Star“ Manuel Ortega nach dem Sieg: „Es war die schönste Zeit in meinem Leben und es war toll ein Teil dieser wunderbaren Sen- dung gewesen zu sein. Daß wir die ,Dancing Gemeinsam mit Tanzpartnerin Kelly Kainz erhielt Manuel Ortega beim großen Finale des ORF-Tanzevents die meisten Punkte beim Jury/Publikumsvoting Stars 2006‘ geworden sind, werde ich wohl erst morgen so richtig realisieren. Kelly war eine großartige Partnerin, sie hat einen traum- haften Tänzer aus mir gemacht.“ ORF-Programmdirektor Dr. Reinhard Sco- lik freut sich, daß es bei dieser Show „nur Gewinner gibt“: „Die erste Staffel von ,Danc- ing Stars‘ war die erfolgreichste Unterhal- tungsshowreihe in der Geschichte des ORF. Mit der zweiten Staffel konnte dieser große Publikumserfolg sogar noch übertroffen wer- den. Mein Dank gilt den Tänzern, den Mode- ratoren, Juroren und dem gesamten Team.“ Auf besonders reges Interesse stießen die „Dancing Stars“ beim weiblichen Publikum: Die Präsentation der Tänze erreichte bei der zweiten Staffel im Schnitt 61 Prozent Markt- anteil und beim Voting 71 Prozent Markt- anteil. Auch bei den Männern standen die „Dancing Stars“ hoch im Kurs: Jeder zweite Österreicher, der zur Sendezeit vor dem TV- Gerät saß, verfolgte die Show (49 Prozent

Marktanteil bei der Präsentation der Tänze Fotos: ORF/Thomas Ramstorfer und 58 Prozent beim Voting). Auf dem zweiten Platz landeten Andreas Goldberger und Julia Polai ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 53 Schlager & Volksmusik »So mache ich den Stadl« Am 23. September wird Andy Borg in der Arena Nova in Wr. Neustadt erstmals den »Musikantenstadl« präsentieren. Im Gespräch mit Lothar Schwertführer vom Musikmagazin »AlpenStar« erzählt er, was sich der Show ändern wird. Alle Fotos: ORF / AlpenStar Lothar Schertführer

ie Wahl des Schlagersängers Andy tenabstand Glückwunsch-SMS von „wirk- der stärker zur Geltung kommen, auch die DBorg (im Bild links) zum Nachfolger lich allen“ Branchenkollegen. Blasmusik soll fixer Bestandteil bleiben. Da- von Karl Moik stieß in der Musik- und Me- „Die Leute sollen wegen der Musik und für will man beispielsweise auf amerikani- dienszene auf große Sympathie. „Er ist die der Musikanten zuschauen. Ich werde alles sche Swingmusik, wie sie Karl Moik immer beste Wahl“, so die einhellige Meinung der tun, um das Publikum so gut wie möglich zu wieder gerne eingesetzt hat, in Zukunft ver- Fachleute. unterhalten“, verspricht der neue Mister Mu- zichten. Die Nachricht erreichte ihn mitten im Ur- sikantenstadl. Andy Borg wird die Sendung „Selbstverständlich werde ich so wie der laub auf den Malediven. „Ich habe mir gera- auch als Plattform für seine eigenen Lieder Karl auch jungen Musikern eine Chance ge- de meine Ohren gewaschen, um das Meer- nutzen. Soeben ist sein neues Album „Das ben. Es wäre für mich eine Schande, wenn wasser vom Tauchen rauszuspülen, als der ist mir zu gefährlich“ auf den Markt gekom- ich nichts für den Nachwuchs tun würde. ORF anrief und mir die freudige Nachricht men, und mit seiner letzten Peter-Alexander- Schließlich verdanke ich ja selbst meine Kar- mitteilte“, erzählt Andy Borg. „Ich wußte CD hat er nach 20 Jahren erstmals wieder riere der ORF-Nachwuchssendung ,Die große zwar schon seit einem halben Jahr, daß ich Gold erreicht. Chance‘, wo vor 25 Jahren alles begonnen im Topf der Kandidaten dabei bin, aber trotz- hat“, betont Andy Borg, der ja eigentlich dem war es für mich eine unglaublich tolle Nachwuchs ist Adolf Meyer heißt („Aber mit diesem Vor- Überraschung.“ mir sehr wichtig namen hätte ich in Deutschland nichts ge- Als drei Tage später die Meldung über die rissen“). Moik-Nachfolge offiziell draußen war, be- Die volkstümliche Musik und der deut- Das genaue Konzept des neuen Musikan- kam der 45jährige Floridsdorfer im Minu- sche Schlager werden beim neuen Stadl wie- tenstadls wird erst in einigen Wochen be- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 54 Schlager & Volksmusik kannt gegeben, doch schon jetzt steht fest: Die Sendung bekommt eine neue, aber trotz- dem rustikale Kulisse, die Kukuruz-Pawlat- sche hat endgültig ausgedient. Nicht zuletzt wegen des zeitaufwendigen Aufbaus von zwei Wochen und der damit verbundenen astronomischen Produktionskosten. Auch der Fernsehwastl, die Spielzeugver- marktung des seinerzeitigen Moik-Dackels und Zwangsbeglückung für zahlreiche Bür- germeister und Trachtenobmänner, hat aus- gebellt. Ansonsten wird sich an der Sendung nicht allzu viel ändern. ORF-Unterhalter Böhm: „Wir werden auch weiterhin in gros- sen Hallen zu Gast sein, der Stadl soll ja eine große Show bleiben.“ Das zahlungskräftigere (oder zahlungs- willigere) Publikum wird auch in Zukunft vorne an Tischen sitzen und trinken können.

Moik lehnte Einladung in den Stadl danken ab Andy Borg hat seinen Vertrag mit dem ORF zunächst bis Ende 2007 befristet. Seine zahlreichen musikalischen Verpflichtungen – rund 200 Auftritte im Jahr – will er trotz der neuen Aufgabe voll nachkommen. Im Herbst übersiedelt Andy mit seiner Frau Birgit von »Servas und Prost!« Seinen Wiener Köln nach Passau, wo er dann wieder näher Dialekt wird Andy Borg beibehalten – bei seiner Heimat Wien ist. »Der kommt bei den Leuten gut an.« Davor geht er im Juli mit Karl Moik und „Ich habe den Karl auch eingeladen in die einigen Kollegen (darunter auch Wencke Sendung, Aber er hat dankend abgelehnt. Er Myhre) auf große Stadl-Kreuzfahrt nach Nor- hat einen Strich unter die Vergangenheit ge- wegen. Und mit Sicherheit wird es dort auch zogen, und ich habe dafür volles Verständ- einige Vier-Augen-Gespräche zwischen dem nis. Ich glaube, er wird sich nicht einmal die alten und neuen Stadl-Präsentator geben. Sendung anschauen.“

»AlpenStar« jetzt auch in Deutschland am Kiosk! Der „AlpenStar“ ist eine österreichische Zeit- schrift. Doch seit dem ersten Tag der Grün- dung vor drei Jahren wurde immer auch über Künstler aus Deutschland und anderen Nachbarländern berichtet. Daher ist er auch Deutschland-weit am Kiosk erhältlich! Seit 25 Jahren hat der Floridsdorfer eine eingeschworene Fangemeinde http://www.alpenstar.com ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 55 www.daswienerlied.at Die »Schmelz« und die »Stehaufmandln« Alle Fotos: daswienerlied.at

ort, wo heute das Wiener Rathaus steht, nur Verpflegung, sondern auch die so wich- Dwar früher nichts. Nichts? Ja, es stimmt: tigen Seideln und „G‘spritzen“ serviert be- Es gab dort nur freie Fläche, die – vor allem kommen. Seit Bestehen sind die Schützhäu- nach Regenfällen – einen riesigen Morast ser auch Treffpunkt zu verschiedenen Ver- darstellte. Und der gehörte dem „Staatsamt anstaltungen, von Blasmusik-Konzerten und für Heereswesen“, das dort ein Exerzier -und Frühschoppen. Die „Schmelz“, wie das Paradegelände verwaltete. Dort fanden, na- Schutzhaus liebevoll verkürzt von Stamm- turgemäß, auch jede Menge Paraden statt. gästen bezeichnet wird, nimmt – nicht nur 1872 sollte der Bau des von Friedrich von wegen seiner Größe und der wunderbaren Schmidt, vorher Dombaumeister in Köln, Lage – wohl eine besondere Stellung ein. So geplanten Wiener Rathauses beginnen (es war sie über Jahre Domizil des Vereines wurde übrigens 1883 fertiggestellt und ist „Die Oberlandler“ unter der Leitung von wohl der bedeutendste nichtkirchliche Bau Fritz Hauk, der noch heute mit seiner Frau Wiens im neugotischen Stil). Also fanden Sonja jeden Sonntag den 5-Uhr-Tanz veran- die großen Paraden dann auf der „Schmelz“, staltet, über viele Jahre hindurch sorgt die so auch die jährliche Frühjahrsparade vor „Bohemia Blasmusik“ unter Helmut Schmitz- Kaiser Franz Josef I. statt. Nach dem Ersten berger während der Frühschoppen für den Weltkrieg reduziert sich der Bedarf an Exer- ausreichenden Bedarf an Gerstensaft, der in zierplätzen, weshalb das Areal in der Größe hunderten Krügeln von der Schank in die dur- von 152.614 m² (!) freigegeben und dem stigen Kehlen der Besucher wandert. Verein „Freie Vereinigung der Schreber- Viele Pächter hat „Die Schmelz“ schon gärtner Zukunft“ übergeben wird. Und: wo gesehen, bis im Herbst 1997 Tamara und ein Schrebergarten, da ein „Schutzhaus“. Manuela Gross, Mutter und Tochter, über- Das dient vor allem der Bequemlichkeit der nahmen und es in kaum 14 Tagen zu neuem Kleingärtner, die „einmal ums Eck“ nicht Glanz erblühen ließen. Dem Vernehmen nach ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 56 www.daswienerlied.at

haben Skeptiker die vierfache Renovierungs- zeit prognostiziert, so abgewohnt war das große Gebäude mit einem rund 270 Perso- nen fassenden Holz-Saal mit Bühne. Seither ist das Schutzhaus beliebter Treff- punkt zu Veranstaltungen verschiedenster Art: Volksmusikgruppen aus den Hitparaden treten dort auf, Evergreen-Konzerte mit be- kannten Künstlern der Szene (auch die „Jazz- Gitti“ tritt auf), Akkordeon-Festivals, Count- ry-Abende mit Tina Rauch, Michael Pewny; Axel Zwingenberger kam mit zwei Konzert- flügeln für ein einziges Konzert angereist. Da Tamara Gross der Musik – besonders dem Wienerlied – sehr zugetan ist, fand im September 1998 mit ihrer Unterstützung die erste der großen Wienerlied-Veranstaltungen „Kommt‘s auf d’Schmelz“ mit hochkaräti- ger Besetzung statt. Und sie folgt damit einer langen Tradition, denn schon am Samstag, dem 29. März 1924 (!) wurde zum ersten Mal zum „Ur-Wiener Volkssänger-Abend“ eingeladen. Unter den damals Mitwirkenden war Richard Pöttschacher. Warum wir das als so wichtig erwähnen? Nun, das ist ein- fach erklärt. Denn: Richard Pöttschacher tritt auch heute, im 102. Lebensjahr, nach wie auf. Besonders wohl fühlt er sich bem Wie- nerliedverein „XIIer-Bund“ im 16.Bezirk im Gasthaus Hiess auf der Koppstraße. Doch zurück zur „Schmelz“. Neben die- sen Veranstaltungen aller Genres hat auch das echte, urige, vielleicht etwas deftige Heurigen-Kabarett seinen Fixplatz. Und so sorgten Mitte April die „Stehaufmandln“ für schmerzende Lachmuskel, während das Pu- blikum, zumindest das männliche, auch fürs Training der „Gössermuskel“ sorgte. Von den seinerzeitigen, jetzt bereits legendären „Spitzbuam“ (Toni Strobel, Helmut Reinber- ger, Rudi Kandera) ist in dieser Formation seit ihrer Gründung Rudi Kandera wieder dabei, der gemeinsam mit Peter Peters auf der Suche nach einem kongenialen Partner war. Nach einigem Suchen trafen sie auf Heinz Fries, einen alterbewährten Routinier der Szene, das Trio war perfekt. Das ließen die drei das ausverkaufte Schutzhaus spüren: Schlag auf Schlag folgten Parodien, Witze, Sketches, die sich einfach nicht beschreiben lassen. Sie sollten einfach eine Gelegenheit suchen, die drei selbst zu erleben. Und, selbst wenn Sie keinen Termin auf der „Schmelz“ wahrnehmen können, ein Besuch dieses traditionsreichen Restaurants mit her- vorragender Wiener Küche zahlt sich aus. Auch, wenn die „Stehaufmandl‘n“ nicht auf der Bühne stehen. HSK »Die Stehaufmandl‘n« Rudi Kandera, Peter Peters und Heinz Fries (von oben) http://www.schutzhaus-zukunft.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 57 ÖJ-Reisetip Mitteleuropas größter Steppensee Wo Puszta und Schilfgürtel aufeinander treffen, liegt der Neusiedler See.

er flache See mit seinem riesigen Schilf- Dgürtel und die ihn umgebende grenz- überschreitende Kulturlandschaft mit ihren zahlreichen Naturschätzen und kulturland- schaftlichen Kleinoden sind in Europa ein- zigartig. Archäologische Denkmäler, wie der Steinbruch St. Margarethen oder die Altstadt von Rust, sind steinerne Zeugen einer be- wegten Siedlungsgeschichte, die seit jeher vom Aufeinandertreffen verschiedenster Kulturen geprägt ist. Zwischen Alpen und Puszta gelegen bie- tet die Region Neusiedler See einen einzig- artigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Der Nationalpark Neusiedler See – Seewin- kel, der in diesem Jahr sein 12jähriges Jubi- läum feiert, ist der einzige Steppennational- park Mitteleuropas. An die 300 seltenen Vo- gelarten finden sich hier zum Brüten ein, wäh-

rend auf ausgedehnten Hutweiden der Tief- Foto: Neusiedlersee Tourismus ebene Graurinder und Weiße Esel grasen. Der flache See mit seinem riesigen Schilfgürtel und die ihn umgebende grenzüber- schreitende Kulturlandschaft mit ihren zahlreichen Naturschätzen sind einzigartig. Baden, Surfen, Radeln und Reiten vollkommen gratis eine „Neusiedler See zungen gedeihen am Neusiedler See interna- Card“ und kann damit 34 Top-Freizeitein- tional ausgezeichnete fruchtige Weiße, ge- Für Sonnenhungrige ist die Region Neu- richtungen nutzen – kostenlos und so oft er haltvolle Rote und der König der Weine, der siedler See ein Urlaubseldorado am Wasser. will. Der Eintritt in See-, Frei- und Hallen- Edelsüße. Gelegenheit zum Degustieren gibt Mit 300 werden hier die meisten Sonnentage bäder ist ebenso unentgeltlich wie Fahrten es das ganze Jahr in originellen Vinotheken, Österreichs im Jahr gezählt. Der Neusiedler mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln oder alten Kellervierteln, Buschenschenken oder See ist warm und flach und daher optimal für Stadtführungen durch Rust, Eisenstadt, beim Winzer persönlich. Kulinarisch ver- familiären Badespaß. An seiner tiefsten Stel- Sopron und – 2006 neu – auch Bratislava. wöhnt eine gastronomische Szene, die mit le erreicht er nicht mehr als 1,8 m. Paradie- Auch die Pforten vieler kultureller Sehens- den Naturprodukten der Region und der Be- sische Verhältnisse bieten sich auch Seglern würdigkeiten stehen weit offen: Mit dabei sinnung auf ihre Wurzeln eine unvergleichli- und Surfern, die den windsicheren See sind unter anderem die Schlösser Halbturn che Stilrichtung geprägt hat: die neue pann- längst zu ihrem Mekka erhoben haben. und Kittsee, das Burgenländische Landesmu- nonische Küche. Zelebriert werden die Köst- Kaum eine andere Region Österreichs bie- seum, das Haydnmuseum sowie das Jüdi- lichkeiten der Genußregion im Pannonischen tet ein derart gut ausgebautes Radwegenetz. sche Museum in Eisenstadt. Herbst mit seinen Weinkulinarischen Wo- Egal, ob man sportlich ambitionierte oder fa- Für Hobbyvolkskundler bietet sich ein chen und dem Martiniloben, bei dem die milienfreundliche Touren plant – entlang des Ausflug in das Dorfmuseum von Mönchhof Weinbauern allerorts ihre Keller öffnen und Neusiedler Sees findet jeder die für ihn pas- an, in dem mehr als 3000 Exponate die Ge- zur Jungweinverkostung einladen. sende Route. Auch Reiten hat am Neusiedler schichte und Kultur der pannonischen Re- Vom Frühjahr bis in den Spätsommer See Tradition: auf 150 km Reitwanderwegen gion dokumentieren. Freier Eintritt wird pulsiert die Region, wenn ein kultureller Hö- können Pferdeliebhaber die unendlichen dem Gast auch bei Exkursionen im National- hepunkt dem anderen folgt. Angefangen von pannonischen Weiten erobern. Golf-Profis park Neusiedler See – Seewinkel und im den Operettenfestsspielen in Mörbisch auf finden auf einem der schönsten Golfplätze Römersteinbruch St. Margarethen geboten. der Seebühne über die St. Margarethener Europas zwischen Leithaberg und Schilfgür- Wer den See per Schiff überqueren möchte, Opernfestspiele im Römersteinbruch bis zu tel optimale Bedingungen für den Abschlag. fährt mit der Neusiedler See Card zum hal- den Internationalen Haydntagen auf Schloß Jeder Gast, der von 1. April bis 26. Okto- ben Preis. Esterházy, wo der weltberühmte Komponist ber 2006 in einem der über 700 Partnerbe- Die Sommer sind heiß, die Herbstnächte Joseph Haydn wirkte. triebe am Neusiedler See übernachtet, erhält feucht und mild – unter di esen Vorausset- http://www.neusiedlersee.com ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 58 ÖJ-Reisetip Campen in Kärnten Mehr als 1270 Seen laden in Kärnten ein, die wichtigsten Wochen des Jahres auf die schönste Art zu verbringen.

n Österreichs südlichstem Bundesland finden. Ob luxuriöse Sanitäreinrichtungen in tägliche Fitness oder individuelle abgestimm- Igibt es für Camping-Freunde nicht nur die feinstem Marmor, eine Vielzahl von Internet- te Angebote wie Fliegenfischen, Triathlon- schönsten und komfortabelsten Plätze, son- zugängen, direkte Seezugänge oder abwechs- Vorbereitungen und -bewerbe, geführte dern auch noch eine Vielzahl von speziellen lungsreiche Animationsprogramme für Groß Wanderungen oder Besichtigungen sorgen Angeboten die Freunde moderner Mobilität und Klein, beim Camping in Kärnten be- dafür, daß sich jeder bestens unterhält. Die rundum glücklich machen. Im eigenen Zu- kommt jeder sein individuelles Stück Frei- meisten Kärntner Campingplätze haben ei- hause und doch fern von daheim, bietet man heit. gene Restaurants, in denen es vom „Schman- individuelle Fitnessprogramme, gehört Brei- kerl“ über des kleine „Gusto-Stückerl“ bis tensport zum kompletten Angebot und laden Viel Platz mit allem zum gediegenen Festessen alles gibt, was gut die Kärntner Seen zu Vergnügen und Akti- Drum und Dran schmeckt. Im Test des ANWB wurden auch vitäten rund ums Wasser ein. Camping in die Restaurants und Bars der Kärntner Kärnten ist Urlaub mit viel Sonne, ganz vie- Auf Kärntens Campingplätze herrscht Campingplätze ausgezeichnet beurteilt. len Seen in einer atemberaubenden Land- keine bedrückende Enge und jeder kann sich schaft bei guten Freunden die sich noch in- frei entfalten. Ob der große Stellplatz, die FKK oder »Man-hat-an«? tensiv um ihre Gäste bemühen. eigene Badekabine, weitläufige Sanitäranla- Beim letzten Test des niederländischen gen mit viel Freiraum oder der reservierte Gerade Campingfreunde legen im Urlaub ANWB hat Kärnten mit seinen naturnahen Platz am See, Campen in Kärnten gibt In- Wert auf maximale Freiheit. Für alle, die Campingplätzen wieder hervorragend abge- dividualisten, wie es Camper meist sind, den sich dabei auch der Konventionen der Be- schnitten. Nicht nur, daß die Plätze in der notwendigen Raum und Rahmen sich wirk- kleidung entledigen möchten, bieten viele seenreichsten Landschaft der Alpen liegen, lich wohl zu fühlen. In Kärnten stimmt aber Kärntner Campingplätze eigene FKK-Be- auch der Komfort der Anlagen wurde ausge- nicht nur die „Hardware“, auch die „Soft- reiche, in denen man naht- und hüllenlos un- zeichnet beurteilt. Plätze mit Saunen, Dampf- ware“ bietet für jeden individuelle Möglich- ter der intensiven Kärntner Sonne braun wer- bädern, Swimmingpools, Supermärkten und keiten. Zusatzprogramme wie begleitete den kann. Nach der Devise nichts muß, aber Sat-TV-Anlagen sind in Kärnten überall zu Touren, Golf-Schnupperkurse, Animation, alles kann sein, haben Camper in Kärnten ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 59 ÖJ-Reisetip die Wahl zwischen reinen FKK-Plätzen, „ge- mischten“ Plätzen oder Anlagen, die Badebe- kleidung voraussetzen. Kärnten bietet auch hier individuellen Urlaub auf Plätzen, „die alle Stückerln spielen“.

Campen einmal ausprobieren? Wer sich noch nicht für einen eigenen Wohnwagen entschieden hat oder wem der Weg mit dem Gespann zu weit ist, bietet Kärnten eine ganz neue Variante mobil zu sein. Auf diversen Campingplätzen in Kärn- ten stehen Mietwohnwagen zur Verfügung. Komplett ausgestattet mit Vorzelt, bieten sie bis zu vier Personen Platz und allen Kom- fort, den man von einem modernen Wohn- wagen verlangen sollte. Camping-Urlaub auf die ganze einfache Tour zum kennen ler- nen oder für die eigene Bequemlichkeit bei der Anreise ist richtungsweisend und viel- leicht ein Weg in die Zukunft, die Kärnten heute schon beschreitet.

Kärnten ist Camping und viel mehr Österreichs südlichstes Bundesland hat neben den ausgezeichneten Campingplätzen und einer gesunden Natur seinen Gästen viel zu bieten. Ob Sport, Kultur oder gute, alte Kärntner Tradition, jeder bekommt, was er für seinen gelungenen Urlaub braucht. Die Kärnten-Card ermöglicht darüber hinaus, dass man viel erleben und dabei noch viel einsparen kann. Bei über hundert Sehens- würdigkeiten, in Bädern, Museen, auf Liften und in anderen Einrichtungen hat man Gra- tiseintritt oder erhält erhebliche Vergünsti- gungen.

Urlaub von Anfang an Kärnten ist nahe liegend, wenn man in den Süden will. Unkompliziert über die Tauern-Autobahn zu erreichen, kommt man aus dem nördlichen Europa auch mit großen Campingmobilen bequem nach Kärnten, ohne lästige Nadelöhre wie den Brenner be- fahren zu müssen. Wer die Wahl hat, hat in Kärnten auch die Qual. Mit dem neuen Kata- log „Camping“ wird die Wahl aus dem riesi- Fotos: Kärnten Werbung gen Angebot für Camper aber leichter. Mit jede Menge Ausflugsempfehlungen und spe- Telefon ++43 / (0)463 / 3000, per Telefax vielen Bildern und sehr guten Beschreibun- zielle „Caravan-Tips“ wie Verkehrsfunksen- ++43 / (0)4274 / 52100-50 oder per E-Mail: gen kann man zwischen verschiedenen der, Gewichtsbeschränkungen oder Zufahrts- [email protected]. Für alle, die sich direkt ein Kriterien wählen, die einem selber wichtig empfehlungen. Bild machen wollen, gibt es viele Informa- sind: Seen, Berge, Erlebnis, Familie, Winter, Informationen gibt es bei der Kärnten- tionen für einen abwechslungsreichen Cam- Wohnmobile und FKK. Zusätzlich gibt es Information, Casinoplatz 1, A-9220 Velden, pingurlaub unter http://www.kaernten.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 60 ÖJ-Reisetip Salzburger Almsommer Wohlfühlurlaub in den Bergen – das perfekte Antistreß-Programm Foto: Die Sattelalm Flachau / Salzburger Land

erien in den Salzburger Bergen. Das sind vergißt man die Zeit, genießt die Ruhe und Salzkammergut bis zum wildromantischen F550 Almhütten, dazu prachtvolle Wiesen, weiß Streß und Hektik viele Kilometer ent- Nationalpark Hohe Tauern bietet der Alm- romantische Bergseen und eindrucksvolle fernt. Die Kombination aus maßvoller kör- sommer Hütten für jeden Geschmack. Gipfel bilden die Kulisse für den Salzburger perlicher Betätigung, Ruhe und angenehmer Almsommer. Ideal für Wandertouren, für Atmosphäre hat eine besonders wohltuende Eröffnungsfest den Familienurlaub oder wenn man einfach Wirkung für den Organismus. Man spürt nur weit weg vom Alltagsstreß entspannen sofort, wie sich der Körper erholt und neue Und wer den speziellen Reiz des Alm- und genießen will. Kräfte tankt. Mit dieser wunderbaren Erfah- sommers besonders stilvoll erleben will, der Ein Urlaub wie ein Traum. Man sitzt auf rung ist man nicht alleine. Auf den Salzbur- sollte sich den 18 .Juni vormerken. Das ist der Bank vor der ruhigen Almhütte, stärkt ger Almen trifft man viele Gleichgesinnte der Termin für das Almsommer Eröffnungs- sich bei einer Brettljause mit würzigem Bau- und das macht das Erlebnis noch angeneh- fest auf den vier Hütten am Widdersbach in ernbrot, hausgemachtem Speck und Käse, mer. Der Salzburger Almsommer ist das Ur- Mühlbach am Hochkönig. Geboten werden nimmt einen kräftigen Schluck von der fri- laubsparadies für Genießer, Naturliebhaber neben echter Almsommer Atmosphäre echte schen Milch und lehnt sich zufrieden zurück. und Erholungssuchende. Volksmusik und dazu kulinarische Speziali- Die wohltuende Ruhe, die reine Bergluft und Über 1800 Almhütten verteilen sich auf täten aus dem Pongau von der herzhaften das Gefühl hoch oben am Berg inmitten der das Salzburger Land, mehr als in jedem an- Brettljause bis zu verführerischen Bauern- unberührten Natur vor der majestätischen deren österreichischen Bundesland. Und krapfen. Alles in bester Qualität und in der Gebirgskulisse einfach abschalten zu kön- rund 550 Hütten sind für Bergwanderer ge- Tradition der Salzburger Bergbauernküche. nen, machen den Almsommer im Salzburger öffnet und verwöhnen die Besucher mit herz- Das schmeckt man und das genießt man. Land zu einem einzigartigen Erlebnis. Hier haften Almspezialitäten. Vom malerischen http://www.salzburgerland.com/

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