50 Jahre Mitgliedschaft Österreichs Beim Europarat Foto: HOPI-MEDIA
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Ausg. Nr. 36 • 9. Mai 2006 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Wien-Schwerpunkt50 Jahre Mitgliedschaft Österreichs beim Europarat Foto: HOPI-MEDIA Der amtierende EU-Ratsvorsitzende, Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel während seiner Rede vor der Parlamenta- rischen Versammlung des Europarats anläßlich des 50jährigen Bestehens der Staatenorganisation im Europarat ür Österreich – Heimatland von Richard tung Teilnahme am europäischen Einigungs- Programmorganisatoren, Autoren und Ex- FCoudenhove-Kalergi, des Begründers der prozeß legen. perten, die für Bildungsangebote, Lehrpläne, Paneuropa-Idee – war es eine große Chance, Das Engagement im Europarat war für Bewertungsmethoden und Spracherziehung nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages Österreich somit seit jeher von hoher Bedeu- zuständig sind. gemeinsam mit den anderen demokratischen tung. Besonders aktiv war und ist Österreich Der Europarat ist jene internationale Or- europäischen Staaten aktiv am Prozeß der in den Bereichen Menschenrechte, Kultur ganisation, in deren Rahmen sich Österreich politischen Einigung Europas teilzunehmen. und Erziehung, Soziales (Kinderrechte, wie bei keiner anderen profilieren konnte: Österreich interpretierte seine immerwäh- Frauenrechte, Gewaltfreiheit) sowie im Österreich stellte drei Generalsekretäre (Lujo rende Neutralität ausschließlich militärisch, Bereich der Bekämpfung des internationalen Toncic-Sorinj 1969 – 1974, Franz Karasek nicht aber hinsichtlich der Anerkennung und Terrorismus. 1979- 1984, Walter Schwimmer 1999-2004), Verteidigung der Menschenrechte und der Das Zentrum für moderne Sprachen des zwei Präsidenten der Parlamentarischen Ver- Prinzipien der pluralistischen Demokratie. Europarates wurde durch ein erweitertes sammlung (Peter Schieder 2002-2005, Karl Durch aktive Mitwirkung an der Arbeit des Teilabkommen des Europarates 1994 in Graz Europarates, zum Beispiel der Mitgestaltung ins Leben gerufen. Bis heute sind 33 Staaten Inhaltsverzeichnis Seite 3 zahlreicher europäischer Rechtsabkommen, diesem Abkommen beigetreten. Das Zen- Impressum Seite 60 konnte Österreich den Grundstein in Rich- trum dient als Treffpunkt für Lehrer, Trainer, ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 2 Österreich und Europa Czernetz 1975-1978) und einen Präsidenten der jeweiligen Bevölkerungszahl ab. Das dass das österreichische Engagement im und des Kongresses der Gemeinden und Regio- Gleichgewicht der politischen Parteien in für den Europarat nach unserem EU-Beitritt nen (Herwig van Staa 2002-2004). Von 2002 jeder nationalen Delegation muß in fairer ebenso hoch geblieben ist wie in den frühen bis 2004 waren die drei höchsten Spitzen- Weise demjenigen im nationalen Parlament Jahren unserer Mitgliedschaft. Dieses En- positionen mit Österreichern besetzt, eine in entsprechen. gagement hat dankenswerter Weise auch im- der Geschichte dieser Organisation einmali- mer wieder die Anerkennung unserer Partner ge Konstellation. gefunden.“ Dann ging Schüssel kurz auf die Österreicher ein, die hohe Ämter im Euro- Die Parlamentarische parat innehatten: „Groß ist die Zahl jener Versammlung österreichischen politischen Persönlichkei- ten, die im Rahmen des Europarates am des Europarates (PACE) war die erste ihrer europäischen Einigungsprozeß mitgewirkt Art in der Geschichte unseres Kontinents. haben. Am Beginn stand Leopold Figl, der Mit Delegationen aus 46 nationalen Parla- als österreichischer Außenminister die Bei- menten ist sie heute die größte europäische trittsurkunde unterschrieb und betonte, daß Versammlung. Sie bestimmt ihre eigene Ta- unser Land mit dem Beitritt zum Europarat gesordnung und beschäftigt sich mit aktuel- die Zugehörigkeit zur demokratischen Staa- len Themen und potentiell relevanten gesell- tengemeinschaft hervorheben will.“ schaftlichen Problemen sowie Fragen der Schüssel dankte auch Peter Schieder da- internationalen Politik. Ihre Beratungen sind für, was diesem als Präsident der Parlamen- in bedeutsamer Weise richtungweisend für tarischen Versammlung gelungen ist: unter die Arbeit des Ministerkomitees und für die seiner Präsidentschaft wurde, trotz verschie- zwischenstaatlichen Arbeitsbereiche des dener Widerstände, die Aufnahme Serbiens Europarats. Die Versammlung nimmt auch und Montenegros in den Europarat erreicht, insofern Einfluß auf die Regierungen, indem Unterzeichnete am 16. April 1956 als was einen Beitrag zur Stabilität der Region die Mitglieder die Ideen der Versammlung Außenminister Österreichs die Beitritts- bedeutete. Auch die Mitwirkung des Europa- urkunde zum Europarat: Ing. Leopold an ihre nationalen Parlamente weitergeben. Figl (Bundeskanzler vom 20.12.1945 rates bei der Schaffung des „Panafrikani- Die historischen Ereignisse in Mittel- und bis 02.04.1953) Foto: BKA/BPD schen Parlaments“, Vorschläge zur Verle- Osteuropa nach 1989 gaben der Versamm- bendigung des Parlamentarismus und die lung die einmalige Chance, zur Integration Umsetzung demokratischer Standards in den dieser Länder in den Kreis der europäischen Frühjahrssitzung der neuen Mitgliedsländern gingen auf Initia- Demokratien beizutragen und zur parlamen- PACE in Straßburg tiven von Peter Schieder zurück. Dazu ge- tarischen Zusammenarbeit zwischen allen Die Beziehungen zwischen dem Euro- hörten auch Aktionen gegen die Todesstrafe Nationen Europas zu ermutigen. Auf diese parat und der Europäischen Union gehören und Maßnahmen zum Schutz von Minder- Weise trägt die Versammlung dazu bei, ein zu den wichtigsten Themen der Frühjahrs- heiten. größeres Europa ohne Trennlinien aufzubau- sitzung der Parlamentarischen Versammlung Das Engagement im Europarat hatte für en. So gab der „Sondergaststatus“, den die des Europarates (PACE), die vom 10. bis 13. Österreich somit seit Beginn eine besondere Parlamentarische Versammlung 1989 schuf, April in Straßburg stattfand. Bedeutung. Für das Heimatland von Richard den parlamentarischen Delegationen aus den Anläßlich dieses Termines hielt EU- Coudenhove-Kalergi, des Begründers der aufstrebenden pluralistischen Demokratien in Ratspräsident und Bundeskanzler Wolfgang Paneuropa-Idee, sei es naheliegend gewesen, Mittel- und Osteuropa, die keine Vollmitglie- Schüssel eine Rede, in der er auch auf die gleich nach der Unterzeichnung des österrei- der der Organisation waren, die Möglichkeit, 50jährige Mitgliedschaft Österreichs im chischen Staatsvertrages, zusammen mit an- an den Plenarsitzungen der Versammlung und Europarat einging. deren demokratischen Staaten, aktiv am Pro- ihren Ausschußsitzungen teilzunehmen. „Als österreichischer Bundeskanzler freue zeß der politischen Einigung Europas teilzu- Diese Kontakte und der damit verbundene ich mich besonders, gerade heute zu Ihnen nehmen. Meinungsaustausch trugen dazu bei, den De- sprechen zu können. Österreich ist am 16. „Es war daher kein Zufall, daß der erste mokratisierungsprozeß in diesen Ländern zu April 1956 dem Europarat beigetreten. Un- ER-Gipfel 1993 in Wien stattfand. Dieser Gip- beschleunigen und ihren Beitritt zum Euro- sere Mitgliedschaft in dieser ersten gesamt- fel befaßte sich eingehend mit dem Schutz parat zu ermöglichen. europäischen Organisation jährt sich also in nationaler Minderheiten; mit dem Kampf ge- wenigen Tagen zum fünfzigsten Male“, so gen Intoleranz, Rassismus und Fremdenhaß Spiegelbild der euro- Schüssel. Dieses 50-Jahr-Jubiläum sei für und vor allem damit, wie durch den Aufbau päischen Demokratien Österreich natürlich Anlaß, Bilanz zu zie- der Demokratie Sicherheit und Frieden auf hen, so Schüssel. „Eben haben wir Jean- unserem Kontinent verbessert werden kön- Die 315 Mitglieder der Parlamentarischen Claude Junckers (Luxemburgs Premiermini- nen. Die Tatsache, daß seither weitere Län- Versammlung und ihre 315 Stellvertreter ster, der über die Beziehungen zwischen Eu- der Mittel-Osteuropas Mitglied wurden, hat werden von den nationalen Parlamenten aus roparat und Europäischer Union berichtete, diesen Postulaten Rechnung getragen“, en- ihren eigenen Reihen heraus gewählt oder Anm.) zur weiteren Gestaltung des Verhältnis- dete der Bundeskanzler seine Rede. benannt. Die Zahl der Vertreter der Mit- ses zwischen dem Europarat und der Euro- http://www.bmaa.gv.at gliedsländer (zwischen 2 und 18) hängt von päischen Union gehört. Ich bin stolz darauf, http://www.coe.int ÖSTERREICH JOURNAL NR. 36 / 09. 05. 2006 3 Österreich und Europa Österreich engagiert in der europäischen Wertegemeinschaft Außenministerin Ursula Plassnik im Plenum des Bundesrates ir sind und bleiben beeindruckt von reich bereits im Jahr 2005 erfolgreich für die Wder Hartnäckigkeit, mit der die Staaten Verankerung der Aufnahmefähigkeit der Mitteleuropas den Aufholprozeß bewältigt Europäischen Union als explizites Aufnah- haben. Heute sind die 10 Staaten, die 2004 mekriterium eingesetzt habe. „Die Aufnah- der EU beigetreten sind, nicht mehr ,neue‘ mefähigkeit der Union als Beitrittskriterium Mitgliedstaaten, sondern Partner und Nach- ist heute fest im europäischen Mainstream barn im gemeinsamen Europa“, betonte verankert“, so Plassnik, die auch an Öster- Außenministerin Ursula Plassnik im Plenum reichs 50jährige Mitgliedschaft beim Euro- des Bundesrates bei der Debatte zum Außen- parat erinnerte: „Österreichs europäisches politischen Bericht 2004. Engagement ist aber nicht auf die EU „Insbesondere Österreich hat von der Er- beschränkt, sondern viel älter als unsere EU- weiterung profitiert, die für uns eine echte Mitgliedschaft: bereits am 16.