Prospekt Obersimmentaler Hausweg
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Giebeldach mit Pfetten und Rafen, ursprünglich mit grossen Brett- schindeln gedeckt, beschwert mit Holzstangen und Steinblöcken BERNER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE BERNOIS Haus Gutsch Thun Kandertal Simmental Saanen Dachhimmel oft mit Sonne, Mond und Lenk Sternen geschmückt Gaden- und Giebelwand meist bemalt mit Firstgaden mit Lagerräumen. Bei alten weit ausgreifenden Motiven, heraldischen Tieren, Häusern giebelseitige Rauchlöcher langen Haussprüchen, häufig mit Angaben zu Baudatum, Bauherrschaft und Bauleuten Oberer Bund mit aufliegender Unzählige Zeugen stolzer Zimmermannskunst prägen das Antlitz Giebelschwelle der Siedlungslandschaft des Simmentals. Viele davon liegen Boltigen Gadengeschoss mit Schlaf- freilich abseits viel befahrener Verkehrswege im Verborgenen. Zweisimmen Wandkonsolen, ein Merkmal des und Lagerräumen Blockbaus, in dem der grössere St. Stephan Teil des Hauses gefügt ist «Windlauben», wo traufseitig Kräuter, Lenk Früchte und Gespinste getrocknet werden Mit den Simmentaler Hauswegen möchte der Berner Heimatschutz diese Schätze einheimischer Baukultur einer weiteren Öffentlichkeit , Balkengeviert, schliesst das Unterer Bund zugänglich machen und damit das Verständnis für deren Erhaltung Hauptgeschoss mit Stubenwand untere Geschoss gegen oben ab. Auf ihm in Ständerbauweise (Eck- und ruht die vorkragende Schwelle des oberen fördern. Mittel- bzw. Wandständer) Geschosses Die Hauswege lassen sich am besten zu Fuss erwandern, teils auf Hauseingang traufseitig, bei repräsen- Fensterbänke, häufig mit reichem tativen Bauten auch giebelseitig gehobelten und geschnitzten Bauschmuck Asphaltsträsschen mit wenig Verkehr, teils auf Naturpfaden. Die nummerierten Häuser liegen an offiziellen Wanderwegen und sind mit kleinen braunen Schildern markiert. Darauf stehen die wichtigs- ten Informationen über das betreffende Haus. Verständlicherweise berühren die Hauswege nur einige Perlen in der Landschaft. Ausser Kellersockel aus verputztem und bisweilen bemaltem Bruchsteinmauerwerk. Vor dem den erwähnten Häusern steht noch manch hübsches Haus am Weg, Sockel wölbt sich häufig ein Ghäl (Beschat- dazu stolze Scheunen, Holzbrücken, Speicher, Gärten, Blumen, Bäu- tung), hölzernes Spalier für Obstbäume Schwelle liegt auf der Mauerkrone des Sockels me und Wälder mit saftigen Matten. und trägt die ganze Holzkonstruktion Je nach Ausdauer, Lust und Jahreszeit lassen sich die Hauswege ganz oder abschnittsweise erwandern. Streckenweise ist gutes Schuhwerk erforderlich. Ausgangspunkte sind jeweils die Bahnhöfe der BLS und der MOB. Kunsthandwerk – nicht nur zur Zierde… ➊ Die plastische Wirkung der Fassade wird durch Schwellen- ➌ Im «Kalligraphenstil» werden stark stilisierte pflanzliche ➎ Der «jüngere Simmentaler Stil» ist von der städtisch-bür- Anreise mit der Bahn Wandervorschläge und weitere Informationen und Wandvorkrage gesteigert. Als Schrift wird die gekerbte und geometrische Motive verwendet, die aus Vorlagebüchern gerlichen Dekorationsmalerei beeinflusst. Jagdszenen und Im 17. Und 18. Jahrhundert erreichen Zierfreude und Antiqua verwendet, die sich aus der Steinschrift ableitet. entwickelt wurden. biblische Motive herrschen vor. Zudem lassen sich Berner Der RegioExpress Lötschberger der BLS bedient stündlich und ohne ...finden Sie auf www.hauswege.ch Schmuckbedürfnis ihren Höhepunkt. Die gegen das Tal Boltigen, Weissenbach, Hausweg 1C Boltigen, Weissenbach, Hausweg 2 Bären und individuelle Wappen erkennen. Umsteigen ab Bern die Bahnhöfe Boltigen und Zweismmen sowie Besitzen Sie ein Smartphone mit GPS-Funktion? oder die Strasse gerichtete Fassade der Wohnbauten wird Lenk, Oberried, Hausweg 32 zeitweise auch Weissenbach und Grubenwald (übrige Zeit Bedie- Dann können Sie die Angaben zu den einzelnen zur Schaufront, welche die gesellschaftliche Stellung der nung durch Bus ab Boltigen). Es besteht Anschluss auf den Regio der Häusern abrufen unter: mobile.hauswege.ch Besitzer und das handwerkliche Können der Zimmermeis- ➋ Die Malereien werden direkt auf das Holz aufgetragen. ➍ Im «älteren Simmentaler Stil» herrschen Blumen und Montreux-Oberland-Bahn MOB nach Lenk, mit Halt in St. Stephan ter zeigt. Bei den meisten Holzbauten im Simmental und Am Anfang werden nur die Farben schwarz, rot und grün Blumensträusse als Motive vor. Sie variieren zwischen starren ➏ Die «Saaner Schule» ist durch grossflächige, sehr natu- und weiteren Stationen. im Saanenland ist das Stubengeschoss frontseitig gestän- (inzwischen meist oxydiert) verwendet. Im 18. Jahrhundert Kompositionen und weit ausgreifenden, graphisch gepräg- ralistische Malereien gekennzeichnet, die dank gekonnter www.lenk-simmental.ch dert, das übrige Holzwerk in Blockbauweise gefügt. gesellen sich vermehrt blau, dann dunkelrot, weiss und gelb ten Darstellungen. Geschrieben wird in Fraktur, die meistens Schattierungen eine hohe plastische Wirkung erzielen. Fahrplan und Infos finden Sie unter www.loetschberger.ch Rawilstrasse 3 Die schwach geneigten Giebeldächer werden bis ins dazu. Die Fassadenmalereien der «Lenker Gruppe» zeigen aufgemalt wird. Zweisimmen, Blankenburg, Hausweg 17 3775 Lenk 19. Jahrhundert hinein mit Legschindeln und Schwaar- stilisierte, grosse und flächige pflanzliche Motive. Zweisimmen, Hübeli, Hausweg 12 Der Obersimmentaler Hausweg ist Boltigen, Zweisimmen, St. Stephan, Lenk steinen eingedeckt, sogenannte Schwaardächer. Lenk, Aegerten, Hausweg 29 ab den Bahnhöfen mit braunen Konstruktive Bauteile bieten sich zur Verzierung an. Wegweisern beschildert. www.gstaad.ch/zweisimmen Schwellen, Fensterbänke und Bünde werden beschnitzt Thunstrasse 8 und oft farbig gefasst. Die dazwischen liegenden Flächen 3770 Zweisimmen fördern eine ausgreifende «freie» Malerei. ➊ ➋ ➍ ➎ Inventare: Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz www.isos.ch Bauinventar der Denkmalpflege des Kantons Bern www.erz.be.ch Karten: www.swisstopo.admin.ch Landeskarte 1 : 25 000 Blatt 1226 Boltigen Landeskarte 1 : 25 000 Blatt 1246 Zweisimmen Landeskarte 1 : 25 000 Blatt 1266 Lenk Wanderkarte 1 : 50 000 Blatt 5025 Saanenland - Simmental ➌ ➏ www.swisstravel.ch (Kümmerly+Frey): Wanderkarte 1: 60 000 Blatt 17 Simmental/Saanenland Impressum: Berner Heimatschutz Region Thun Kandertal Simmental Saanen www.bernerheimatschutz.ch Text: Heinrich Christoph Affolter, aktualisiert von Guntram Knauer, Peter Kratzer und Ernst Roth Bilder: Hausweg 2, 12, 21 und 35 Foto-Club Thun, alle übrigen: Beat Schertenleib, Zollikofen Gestaltung: Reto Kernen, magma graphics concepts, www.magmagraphics.ch Druck: Vetter-Druck Thun, Juni 2015 Boltigen OBERSIMMENTALER HAUSWEG 1A BOLTIGEN 5 Beret, Nr. 802 BLANKENBURG (ZWEISIMMEN) MATTEN (ST. STEPHAN) 35 Rotebach, Oberriedstrasse 37 Undatiert, reich, nahe verwandt mit Hausweg 4 (1792); auch ZM 1742 von WM Bendicht Jaggi. Quergeteilt, 1 1 Eschi, Nr. 476 Johannes Schläppi? Um 1875 Anbau nördliche Stube, Laubeneinwan- 16 Betelriedgasse 6 26 Lenkstrasse 117 Blockbau, symmetrisch, Schnitzerei zu- 1B 1683 von ZM Jacob Gobeli für «Feldvenner Stäfen Knöri und Susanna dung. Wiederherstellung Stubenfenster 1985. Datiert 1586 im Haustein. Urspr. frontseitig schmale Nord- und Um 1675. Prächtiges Bauernhaus, drei breite Frontstuben, an- rückhaltend, Malerei «älterer Simmentaler 1A-2A 1C Zädlerein»; «verbessert und grösser gemacht» 1780 durch ZM Hans breite Südstube. Behäbiger Habitus durch Erweiterung. Im 19. & spruchsvoll: Doppelschwelle mit Würfelfries, Stubenbrüstung fein Stil», frühe Anklänge an «Lenker Gruppe» Messerli: zweistubenbreiter Bau um nördliche Stube erweitert, 20. Jh. Fenster vergrössert und Fensterläden; aus dem 16. Jh. noch gerillt, Ornamentzone, zahlreiche geschnitzte Friese, verblichene (Hausweg 29, 32 und 39). Stubenfenster Weissenbach 2 neue Mittelfirst, im jüngeren Simmentaler Malstil des ausgehenden ZWEISIMMEN Giebelfeld (nun verglaste Rauchlöcher), rechte Gadenwand. Fraktur, Kreisornamente, Blendbogenfriese, strenge Blockkonsolen- vergrössert; restauriert nach 1945. 18. Jh. mit plastischen Schnitzereien. Fassade renoviert 1972. profillinie; renoviert 2012. 6 Grubenwald, Cholplatz 1 17 Lenkstrasse 17 36 Grünebüel, Oberriedstrasse 35 1A Weissenbach, Nr. 531 1621 von ZM Hans Wolet für «Uli und Christen von Mulen»., Zwei 1746 von ZM Hans Imobersteg für Landseckelmeister Hans Peter 1873 von ZM Chr. Buchs und Gehilfen Um 1800 von ZM Johannes Schläppi? Reicher Zimmermannsdekor etwa gleich breite Frontstuben. Strenge Blockkonsolenprofillinien, Grünenwald und Anna Bühler, restauriert 1943. Gepflegt, gute für Ch. Siegfried und Katharina Rieder; 2A mit flachgeschnitzten Blumenmotiven und plastischen Gesimsen Inschrift in Antiqua, feine Würfelfriese - sehr zurückhaltender, früher Inneneinrichtung (bemalte Tür, Blankenburger Ofen). Sockelge- Bauernhaus, sehr traditionell, Sockel zwei- 3-4 und Konsolen. Fürs Obersimmental typisch frontseitige Laubentrep- Dekor. schoss im 20. Jh. befenstert. Malerei «Saanerschule». geschossig (im Oberland selten). Frakturin- pen. Stubengeschoss 2005, Kellergeschoss 2008 renoviert. schrift auf weisser Tafel. 7 Mannried, Äussere Gasse 15 18 Lenkstrasse 66 1B Weissenbach, Nr. 538 1667, jüngere, querangebaute Scheune. Fassade symmetrisch, Innen 1807 datiert, alte Post. Anspruchsvolle Giebelseite, zwei fas- 5 16./17. Jh., Hauptgiebelfront bis auf Fensterzone original, atypisch fortschrittlich beschnitzt und bemalt, teilweise verblichen; Stuben- sadierte Traufseiten (Quergiebel 1. H. 20. Jh.). Firstparalleler Korridor LENK 6 von Anfang an als asymmetrischer Baukörper konzipiert, für die fenster ersetzt, ganzer Gaden- und Giebelbereich original. durchgängig (als Wirtschaft gebaut?