Aus dem Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

der Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg i.Br.

Ludwig Aschoffs medizinhistorische Arbeiten

INAUGURALDISSERTATION

zur

Erlangung des Medizinischen Doktorgrades

der Medizinischen Fakultät

der Albert‐Ludwigs‐Universität

Freiburg i.Br.

Vorgelegt 2009

von Katharina Reinbolz

geboren in Donaueschingen Dekan: Prof. Dr. med. Christoph Peters

1. Gutachter: Prof. Dr. med. Karl‐Heinz Leven

2. Gutachter: Prof. Dr. med. Eike Walter

Jahr der Promotion: 2009 1

Ludwig Aschoffs medizinhistorische Arbeiten ______3

1.) Einleitung ______3

1.1) Vorbemerkungen und Methode ______4

1.2) Forschungsstand und Quellenlage______5

1.3) Begriffsklärung ______8

1.3.1) Definition Medizingeschichte ______9

1.3.2) Hilfswissenschaft Paläopathologie ______10

2.) Biographische Eckdaten______13

3.) Aschoffs medizinhistorische Veröffentlichungen ______14

3.1) Chronologie ______14

3.1.1) 1899 bis 1910 ______15

3.1.2) 1921 bis 1925 ______18

3.1.3) 1932 bis 1934 ______21

3.1.4) Ab 1936 ______26

3.2) Arbeiten über die ‚Syphilis’ und ‚’ ______30

3.2.1) Syphilis ______30

3.2.2) Rudolf Virchow ______42

4.) Bedeutung der Medizingeschichte für Aschoff ______56

4.1) Aschoffs Lehrtätigkeit/Vorlesungen ______57

4.2) Forschung/Veröffentlichungen und Wert der Medizingeschichte ______59

4.3) Kapitelzusammenfassung ______61

5.) Die Bedeutung Aschoffs für die Medizingeschichte ______62

5.1) Die Bedeutung Aschoffs für die Medizingeschichte in Freiburg______63

5.2) Aschoffs Bedeutung für die Medizingeschichte über Freiburg hinaus ____ 76

5.2.1) Vorlesungen ______77

5.2.2) Rezeption von Aschoffs Veröffentlichungen ______78

5.2.3) Aschoffs Engagement für die Medizingeschichte außerhalb der

Universitäten______81

5.4) Nachrufe______85 2

5.5) Kapitelzusammenfassung und Rezeption Aschoffs heute ______86

6.) Fazit______88

7.) Zusammenfassung ______91

8.) Bibliographie Ludwig Aschoff ______92

9.) Quellen ______115

9.1) Aus dem Universitätsarchiv Freiburg ______115

9.1.1) B 24/71 ______115

9.1.2) B 53 ______115

9.1.3) D 11______115

9.2) In dieser Arbeit benutzte Arbeiten von Ludwig Aschoff ______115

9.2.1) Gedruckte Arbeiten ______115

9.2.2) Ungedruckte Vorträge______117

9.2.3) Nachlass Aschoff ______117

10.) Literatur ______118

11.) Danksagung ______128

3

Ludwig Aschoffs medizinhistorische Arbeiten

1.) Einleitung

„Ich selbst habe seinerzeit, als ich mich für pathologische Anatomie habilitierte, als Gegengewicht zu einer allzu starken Betonung des rein Morphologischen und im Gedenken an die Worte meines Vaters die Geschichte der Medizin als Nebenfach gewählt. „On revient toujours á son premier amour.“ So habe ich nach meiner Emeritierung auf Wunsch der Universität die geschichtlichen Studien in der Medizin wieder aufgenommen.“1

Ludwig Aschoff war ein Pathologe von Weltruhm. Seine pathologischen

Forschungen auf den Gebieten der Reizleitung im menschlichen Herzen, der

Appendizitis, der Thrombose und der Gallenblase waren wegweisend und

Grundlage für die Entwicklung der Medizin im 20. Jahrhundert. Das geläufige Bild von Ludwig Aschoff ist geprägt von seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten und denen seines Schülers und Nachfolgers Franz Büchner2, der die Bedeutung seines

Mentors stets hervorgehoben hat. Dazu schreibt Cay‐Rüdiger Prüll: „Büchners

Aschoff steht als Denker über den Dingen [...] damit schuf Büchner einen Mythos

Aschoff, der auch noch nachfolgende biographische Arbeiten beeinflusste“3. Der

‚Mythos Aschoff’ fußt auf seinen pathologischen Arbeiten, die ihn weit über seine

Wirkungsstätte Freiburg hinaus bekannt machten.

Er beschränkte sich jedoch niemals ganz auf die Pathologie, sondern war neben ihr noch auf vielen anderen Feldern tätig. Er engagierte sich Zeit seines Lebens für seine Burschenschaft, die Bonner „Alemannia“, hielt einige öffentliche Vorträge, auch zu politischen Themen, turnte bis ins hohe Alter und nahm als gläubiger Christ aktiv am Leben seiner Kirchengemeinde teil.

Nicht zuletzt interessierte er sich für die Medizingeschichte – seine „premier

1 Ludwig Aschoff (1866‐1942) in seinem Nachlass, Universitätsarchiv Freiburg, E 10/147, „Selbstbesinnung“, S. 30f. 2 1895‐1991, Pathologe. 3 Prüll: Pathologie und Politik (1997), S. 335. 4 amour“. Die im Eingangzitat erwähnte Beschäftigung mit diesem Fach zu Beginn seiner Laufbahn bildet den Ausgangspunkt für eine, im Verhältnis zu seinem Wirken als Pathologe seltenen, aber stetigen Beschäftigung, die am Ende seiner Karriere schließlich ins Zentrum seiner Tätigkeit rückt. Seinem Lebenslauf folgend soll nun in dieser Arbeit, nach zahlreichen Veröffentlichungen über Aschoff als Pathologe, der

Medizinhistoriker Aschoff im Mittelpunkt stehen.

1.1) Vorbemerkungen und Methode

Aschoffs Wirken als Pathologe wurde vielfach beleuchtet und gewürdigt. Auch dort, wo er umfassender beschrieben wurde, blieb seine Arbeit als Medizinhistoriker nur Gegenstand von Randbemerkungen. Da die Medizingeschichte sich aber durch seine gesamte Karriere zieht ‐ und das nicht nur in Gestalt von Randbemerkungen ‐ scheint es lohnenswert, sich ausführlicher damit zu befassen.

Für eine Einordnung und Bewertung Ludwig Aschoffs als Medizinhistoriker ist zunächst zu klären, wie umfassend sein Engagement in diesem Bereich war. Welchen

Themen widmete er seine Forschungen? Hatte er eines oder mehrere Spezialgebiete denen er sich widmete? Oder setzte er sich, vor allem ab 1936 als Direktor des medico‐historischen Institutes, mehr für das Fach als Ganzes ein? Welchen

Stellenwert nahm die Medizingeschichte in der gesamten wissenschaftlichen Arbeit

Aschoffs ein? Sah er sie ‐ wie eingangs zitiert ‐ als ‚son premier amour’ und damit als

Leidenschaft oder als ‚Nebenfach’ und ‚Gegengewicht’ zur Pathologie? Um Schlüsse

über den wissenschaftlichen Wert seiner Arbeiten ziehen zu können, müssen diese aber nicht nur in ein Verhältnis zu seinen naturwissenschaftlichen Forschungen als

Pathologe gesetzt, sondern im Kontext der Medizingeschichte betrachtet werden.

Welche Bedeutung Aschoff für die Medizingeschichte hatte, muss daher die nächste

Frage sein. Beschränkt sich diese auf seinen unmittelbaren Wirkungskreis durch die

Etablierung des Institutes oder brachte er die Wissenschaft durch seine Forschungen voran?

Um diese Fragen beantworten zu können, sollen, nach der Darstellung von 5

Forschungsstand und Quellenlage und der Definition des hier beschriebenen

Gebietes der Medizingeschichte, anhand biographischer Eckdaten Zusammenhänge und Entwicklungen aufgezeigt werden, um den Ausführungen über seine medizinhistorische Arbeit einen Rahmen zu geben. Deren Darstellung und

Bewertung folgt dann in der Chronologie seiner Veröffentlichungen; die hierbei ausgesparten medizinhistorischen Forschungsschwerpunkte ‚Syphilis’ und

‚Virchow’ Ludwig Aschoffs werden ihrer Sonderstellung wegen anschließend in einem eigenen Kapitel beschrieben. Anhand des so erstellten Überblicks über seine

Forschungs‐ und Lehrtätigkeit und einiger Briefe Aschoffs, in denen auch persönliche Stellungnahmen zu finden sind, wird dann die Bedeutung des Faches für ihn, und anschließen umgekehrt die Seine für das Fach beleuchtet. Für letzteres wird dann vor allem die Rezeption seines medizinhistorischen Wirkens heran gezogen.

Zur Einordnung des medizinhistorischen Engagements dient unter anderem ein

Vergleich mit anderen Professoren der Zeit. In einer abschließenden Überlegung soll dann Fazit gezogen werden, um die eingangs gestellten Fragen zu beantworten. Die verdienstvolle Tätigkeit und seine Bedeutung als Pathologe können hierfür selbstverständlich nicht gänzlich außer Acht gelassen werden, sie sollen aber nur dort Erwähnung finden, wo sie Einfluss auf Aschoffs medizinhistorische Arbeit genommen haben.

1.2) Forschungsstand und Quellenlage

Literatur über Ludwig Aschoff und seine Arbeiten gab es bereits zu seinen

Lebzeiten: Zahlreiche Rezensionen und Besprechungen seiner Bücher und Artikel wurden in verschiedenen Fachzeitschriften4 gedruckt, hinzu kamen einige Festreden und Gedenkblätter anlässlich seiner runden Geburtstage5. Nach seinem Tod 1942 folgten einige Gedenkreden und eine Vielzahl von Nachrufen aus dem In‐ und

4 Für die Geschichte der Medizin besonders wichtig: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften (ab 1936: ... und der Technik), Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin 5 Z.B. Dietrich (1936) und Koch (1926). 6

Ausland6, hierbei tat sich besonders Aschoffs Schüler und Nachfolger Franz Büchner hervor7.

Auch in neuere Zeit erschienen zahlreiche Veröffentlichungen über Leben und

Wirken Ludwig Aschoffs als Pathologe, stellvertretend seien hier die Arbeiten von dem bereits genannten Schüler Aschoffs Büchner oder auch die von Seidler und Prüll genannt.8 Diese beschäftigen sich aber nicht mit der Medizingeschichte und können für diese Arbeit daher weitgehend außer Acht gelassen werden. Erst Alfred Obes’

Dissertation von 1976 über die Entwicklung des Faches Medizingeschichte an der

Universität Freiburg im Breisgau9 befasste sich näher mit Ludwig Aschoff und der

Medizingeschichte. Er zeigte, wie sich Aschoff für das Fach einsetzte und in besonderer Weise als kommissarischer Leiter und, bereits emeritiert, als Direktor des medizinhistorischen Instituts tätig war. Obes beschäftigte sich allerdings nicht mit

Aschoffs medizinhistorischen Veröffentlichungen, sein Schwerpunkt lag auf der administrativen Entwicklung der Freiburger Medizingeschichte. Im selben Jahr verfasste Eduard Seidler einen Bericht zum fünfzigjährigen Bestehen des Instituts für

Geschichte der Medizin in Freiburg10, an dem Obes mitgewirkt hatte. Hierin wurde

Ludwig Aschoff ebenfalls als Medizinhistoriker und Protektor des Faches beschrieben. Seine medizinhistorischen Arbeiten wurden zwar erwähnt, aber nur jene, die er als Direktor des Instituts veröffentlicht hatte. 1991, also fünfzehn Jahre später, stellte Seidler im Rahmen seiner Arbeit über die Geschichte der medizinischen Fakultät11 Aschoff als bedeutenden Pathologen und maßgebliches

Fakultätsmitglied dar, beschrieb darin auch Aschoffs Persönlichkeit und einige besondere Ereignisse, erwähnte seine medizinhistorischen Tätigkeiten aber nur, wo

6 So von den Pathologen Hermann Chiari (1897‐1969) aus Wien und John William McNee (1887‐1984), Alastair Hamish Tearloch Robb‐Smith und Robert Muir (1864‐1959) aus Schottland und England (1943) 7 Büchner: Gedenkrede (1943), Gedenkblatt (1966). 8 Seidler: Akademische Elite (1995), ders./Leven: Die medizinische Fakultät (2007), Büchner: Ludwig Aschoff (1957), Prüll: Pathologie und Politik (1997). 9 Obes (1976). 10 Seidler: Medizingeschichte (1976). 11 Seidler, Eduard: Die medizinische Fakultät der Albert‐Ludwigs‐Universität /Grundlagen und Entwicklungen, Springer, , Heidelberg, New York, 1991 7 sie die Fakultätsgeschichte berührten. In der 2007 erschienenen, von Seidler und

Leven neu überarbeiteten Auflage des Buches12 tauchen Aschoffs medizinhistorische

Aktivitäten ebenfalls lediglich in Randbemerkungen auf.

Dorothea Buscher näherte sich Aschoff in ihrer 1980 erschienen Dissertation13 von mehreren Seiten: sie beschrieb seine Veröffentlichungen und betrachtete ihn als

Wissenschaftstheoretiker, Akademiker und Staatsbürger. Seine Beschäftigung mit der Medizingeschichte erwähnt sie zwar, bleibt aber bei einer reinen Aufzählung seiner Arbeiten zur Geschichte der Medizin. Eine Einordnung Aschoffs als

Medizinhistoriker nahm sie nicht vor.

Cay‐Rüdiger Prüll hat sich ausgiebig mit dem Pathologen Aschoff beschäftigt und den Einfluss der jeweils aktuellen Politik auf Aschoffs wissenschaftliche

Arbeiten dargelegt. So wies er erstmals darauf hin, dass Aschoff im Dritten Reich nicht völlig unbelastet war,14 was also auch im Hinblick auf die medizinhistorischen

Schriften Aschoffs beachtet werden muss. Hinweise auf Ludwig Aschoff als

Medizinhistoriker fehlen allerdings auch hier.

Antworten auf die eingangs gestellten Fragen finden sich also in der bisherigen

Literatur nicht. Diese Lücke will die vorliegende Arbeit schließen.

Die Quellensituation bezüglich Ludwig Aschoff ist hingegen hervorragend: Ein großer Teil seines Nachlasses steht im Universitätsarchiv Freiburg15 zur Verfügung.

Darin befinden sich private, wissenschaftliche und politische Briefe und ein

Abschnitt ‚Selbstbesinnung’, den Aschoff nach 1938 als Resümee seines Lebens verfasst hat. Ein recht ähnlicher persönlicher Abschnitt des Nachlasses heißt

‚Lebenserinnerungen’. Er wurde von Aschoff seit 1917 jedes Jahr ergänzt, berichtet also nicht retrospektiv, sondern unmittelbar. Darüber hinaus enthält Aschoffs

Nachlass diverse Skripte aus seinen Vorlesungen und Vortragsmanuskripte, unter

12 Seidler/Leven (2007). 13 Buscher. 14 Vgl. hierzu Prüll: Pathologie und Politik (1997), S. 368 und ders.: Ludwig Aschoff (2002), S. 115ff. Hier wird Aschoff als „typischer Repräsentant des Bildungsbürgertums“ dargestellt, dessen Einstellung zu den Nationalsozialisten und den Juden sehr ambivalent war. 15 Im Folgenden UAF. 8 anderen ein Büchlein mit Mitschriften der von ihm gehaltenen Vorlesung ‚Übersicht

über die Geschichte der Medizin’ der Sommersemester 1937‐1941.16

Im UAF sind außerdem Aschoffs Personalakte17 und die Protokolle der

Fakultätssitzungen von 1916 bis 194118 einzusehen, die wertvolle Hinweise auf

Aschoffs Engagement für das Fach der Medizingeschichte in Freiburg liefern.

Außerdem haben seine Kinder 1966 viele seiner Briefe an die Familie in einem Buch19 veröffentlicht, die ein genaueres Bild seiner Persönlichkeit zeichnen und aus denen hervorgeht, dass Ludwig Aschoff sich schon vor seiner Freiburger Zeit mit der

Medizingeschichte befasst hat.

Die Zusammenstellung der im Anschluss besprochenen medizinhistorischen

Schriften Aschoffs wurde anhand der dem ‚Gedenkblatt’ Büchners zu Aschoffs 100.

Geburtstag angefügten Liste des ihm bekannte Schrifttum Aschoffs20 erstellt. Diese ist von Dorothea Buscher 1980 im Rahmen ihrer Dissertation um sieben Titel erweitert worden.21 Im Zuge der Literaturrecherche für die vorliegende Arbeit wurden noch vier weitere Veröffentlichungen Aschoffs gefunden, davon zwei medizin‐ historische.22 Die bisher lückenhafte Rezeption der Arbeit Aschoffs in diesem Bereich verdeutlicht die generell unvollständige Bearbeitung des Themas ‚Aschoff und die

Medizingeschichte’, die in dieser Arbeit ein Stück voran gebracht werden soll.

1.3) Begriffsklärung

Diese Arbeit behandelt Ludwig Aschoff als Medizinhistoriker. Dazu wird dieses

Tätigkeitsfeld zunächst definiert und anschließend von der Paläopathologie

16 UAF, E 10. 17 UAF, B 24, 71. 18 UAF, B 53, 221, Protokolle 1916 bis Ende 1933 und UAF, B 53, 506, Februar 1934 bis Oktober 1941. 19 Aschoff: Gelehrtenleben (1966). 20 Büchner: Gedenkblatt (1966), S. 481‐489. 21 Buscher S. 87, Buscher gibt hier neun weitere Titel an, zwei davon waren Büchner auch bekannt gewesen (Diskussion zu den Referaten von Starkenstein, Freund und Schulemann über die Entzündung, in: Verhandlungen der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft 1930, S. 81‐83 und Über die Entzündung, in: Naturwissenschaften 29 (1923), S. 641‐644), zwei davon wurden nicht gedruckt: „Praktische Rassenhygiene“, „Über ‚sozial’ und ‚sozialistisch’“. 22 Vgl. Bibliographie Aschoffs, ab S. 91 dieser Arbeit. 9 abgegrenzt. Diese beiden Wissenschaftsfelder waren zu Aschoffs Lebzeiten noch eng verbunden. Um seine Arbeit innerhalb der seinerzeit geläufigen Definitionen betrachtet zu können, ist eine Abgrenzung der damals und heute gültigen Begriffe notwendig.

1.3.1) Definition Medizingeschichte

Aschoff selbst charakterisierte die Medizingeschichte in seinen Vorlesungen und

Vorträgen23 folgendermaßen: Sie bestünde aus mehreren Teilgebieten. Zunächst ginge es um die geschichtliche Entwicklung des Krankheitsbegriffes, also der wissenschaftlichen Medizin, dann folge die Geschichte der Therapie. Beide seien eng verflochten mit der Geschichte des Ärztestandes und der Geschichte der

Studierenden. Alle vier Teilgebiete hingen aber eng zusammen.

An anderer Stelle schrieb Aschoff: „Die Geschichte der Medizin hat es mit mancherlei Aufgaben zu tun. Die wichtigste bleibt die Erkennung des Wesens der

Krankheit.“24

Zu den Methoden der Medizingeschichte gibt es keine Äußerungen Aschoffs.

Paul Diepgen25 definierte die Geschichte der Medizin als einen Teil der

Kulturgeschichte26, und gleichzeitig als Hilfswissenschaft der Medizin.27

Medizinhistoriker arbeiteten jedoch im Unterschied zu den naturwissenschaftlichen

Medizinern mit historischen Methoden und waren zur Beantwortung ihrer Fragen auf Quellen angewiesen.28

Der Medizinhistoriker Walter Artelt29 beschrieb 1949 im Vorwort seines

23 UAF, E 10/81, Vorträge und Nachdenken über die Zeit, Vorlesung zur Geschichte der Medizin, ebenso UAF, E 10/153 , Vorlesungsmitschriften und UAF, E 10/94, Vorträge, Medizin der Naturvölker. 24UAF, E 10/94, Vorträge, Medizin der Naturvölker, S. 1. 25 1878‐1966, Gynäkologe und Medizinhistoriker in Freiburg, Berlin und Mainz. 26 Diepgen: Medizinhistorische Forschung (1913), S. 1290. 27 Ebd., S. 1292. 28 Diepgen: Medizinhistorische Forschung (1913), S. 1293. 29 1906‐1976, Schüler Diepgens, Medizinhistoriker in /Main. 10

Lehrbuches30 das Wesen der Medizingeschichte: „Ihr Gegenstand ist medizinisch, aber ihre Methoden sind die des Historikers und Philologen, sind geisteswissenschaftlich.“31

1.3.2) Hilfswissenschaft Paläopathologie

Ein Gebiet, das der Medizingeschichte nahe steht, aber nicht mit geisteswissenschaftlichen Methoden arbeitet, ist die Paläopathologie, wie noch gezeigt wird. Heute ist sie eine eigenständige Wissenschaft zwischen Pathologie und

Anthropologie. Sie arbeitet mit Werkzeugen wie Mikroskopen oder Röntgengeräten und nicht mit historischen Texten. Sie ist eine exakte Naturwissenschaft, die heutige

Diagnosen stellen darf, da sie heutige Methoden benutzt. Zum Beispiel ist es korrekt, wenn ein Paläopathologe von Syphilis an Knochen spricht, wenn er nachweist, dass die Veränderungen, die er beschreibt, von Treponema pallidum, dem Erreger der heutigen Syphilis verursacht wurden. Paläopathologen interpretieren aber nicht die

Bedeutung einer Krankheit für das tägliche Leben in der Vergangenheit, sie stellen lediglich postmortale Diagnosen. Zu Aschoffs Zeit war die Paläopathologie eine noch junge Wissenschaft. Aschoff selbst berief sich zu diesem Thema wiederholt auf den ersten amerikanischen Paläopathologen Roy L. Moodie32 und dessen Werk

„Paleopathology“ von 1923.33 Nach Moodie existierte eine Definition des Ausdrucks

‘Paläopathologie’ in Amerika bereits 1895 im Standard Dictionary (Volume 2):

Paläopathologie sei “the science of pathological conditions in the organs of extinct or petrified animals.”34 1913 folgte nach Moodie eine neue Auflage, die die Definition von ausgestorbenen Tieren auf Organismen ausweitete. Im gleichen Jahr wurde der

Begriff der Paläopathologie von Sir Marc Armand Ruffer35 folgendermaßen in die

30 Artelt: Medizinhistorik (1949). 31 Ebd., S. V. 32 1880‐1934, amerikanischer Paläontologe und Anthropologe. 33 Moodie: Palepathology (1923), von Aschoff zitiert in seinen Vorträgen und Vorlesungen zur Geschichte der Medizin (UAF, E 10/153, Vorlesungsmitschriften und UAF, E 10/81, Vorträge und Nachdenken, Vorlesungsmanuskript Geschichte der Medizin und UAF, E 10/94, Vorträge, Über die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern). 34 Standard Dictionary, Volume 2, 1895, zitiert nach Moodie: Paleopathology (1923), S. 21. 35 1859‐1917, Mediziner und Anatom. 11 medizinische Literatur eingeführt: “Paleopathology is the science of the diseases which can be demonstrated in human and animal remains of ancient times.”36

Moodie begriff sein Buch als “a synthesis of medical history, paleontology, and anthropology; the chief merit being the account of the of fossil animals”37 – hier war die Medizingeschichte also noch eng mit der Paläopathologie verbunden.

Daher bewegte sich Aschoff streng genommen auch nicht außerhalb seiner eigentlichen Arbeitsfelder Pathologie und Medizingeschichte, wenn er versuchte, anhand alter Knochen Diagnosen zu stellen.

Anders verhält sich dies im Fall der retrospektiven Diagnose.38 Diese ist nach

Leven „die Identifikation einer historischen Krankheit mit einem modernen

Krankheitsnamen“.39 Sie ist keine Aufgabe der Medizingeschichte, denn deren

Aufgabe ist die Analyse der „Vorstellungen von Ärzten und Laien, [der] Ängste,

Reaktionsweisen, [der] Auswirkungen auf das soziale Gefüge, [der] literarischen und religiösen Traditionen bezüglich einer [...] Krankheitsgruppe“.40 Die Paläopathologie steht im Gegensatz dazu: Sie „rekonstruiert, arbeitend mit denselben naturwissenschaftlichen Methoden wie die gegenwärtige Medizin, das

Krankheitsgeschehen der Vergangenheit“.41 Die Diskussion um die retrospektive

Diagnose begann erst in den letzten Jahren des letzten Jahrhunderts; zu Aschoffs Zeit gab es den Begriff so noch nicht. Damals war sie ‐ im Gegensatz zu heute ‐ bei mehreren anerkannten Autoren durchaus üblich: Auch der führende

Medizinhistoriker Karl Sudhoff42 interpretierte in antike oder mittelalterliche Texte

Diagnosen seiner eigenen Zeit hinein.43 Allerdings gab es auch damals

Medizinhistoriker, die dies kritisierten: Der Leipziger Internist Carl August

36 Zitiert nach Moodie: Paleopathology (1923), S. 21. 37 Moodie: Paleopathology (1923), S. 9. 38 Vgl. hierzu Leven: Krankheiten (1998). 39 Ebd., S. 153. 40 Ebd., S. 177. 41 Ebd., S. 175. 42 1853‐1938, Inhaber des ersten deutschen Lehrstuhls für Geschichte der Medizin. 43 Vgl. Sudhoff: Handbuch Geschichte der Medizin (1922), S.207 und 220. Hier benennt Sudhoff Krankheiten, die im 14. und 15. Jahrhundert auftraten, mit modernen Namen. 12

Wunderlich44 formulierte die Aufgaben der Medizingeschichte in seinem Lehrbuch bereits 1859 wie folgt:

„Sie hat sich zu beschäftigen mit den successiven Veränderungen, welche das Verhalten der Krankheiten im Laufe der Jahrhunderte erlitten hat: Geschichte der Krankheiten. Bei Forschungen dieser Art ist jedoch nicht zu verkennen, dass ihr sicherer Gewinn nur ein lükenhafter [sic] und sparsamer sein, und dass nur der ängstlichste Verzicht auf gewagte Deutungen der Worte und Descriptionen der früheren Schriftsteller vor grobem Irrtum schützen kann.“45

1904 forderte der Ophthalmologe Hugo Magnus46 von den akademischen Lehrern der Medizingeschichte, dass sie ihren Schülern erklärten, wie die Gesetze der

Wissenschaft sich aus ihrer jeweiligen Zeit entwickelten47 – und sie damit in ihrem zeitlichen Kontext zu interpretieren.

Paul Diepgen grenzte 1913 in einem Artikel in der Zeitschrift Die

Naturwissenschaften die historische Seuchenforschung klar von der eigentlichen

Medizingeschichte ab:

„Das, was man historische Parasitologie und Biologie der Krankheitserreger, auch historische Epidemiologie genannt, gehört [...] streng genommen nicht hierher [...]; denn bei diesen Disziplinen ist die historische Untersuchung nur Mittel zum Zweck der Lösung naturwissenschaftlicher Probleme, oder unsere modernen biologisch‐pathologischen Kenntnisse werden zur Aufklärung historischer Fragen verwendet. In keinem Fall wird die Geschichte der Medizin um ihrer selbst willen betrieben.“48

Im Verlauf seines Artikels relativierte er die strikte Trennung der Gebiete wieder, indem er schrieb:

„Wenn zu Beginn die Geschichte der Medizin von der historischen Epidemiologie und Pathographie abgegrenzt wurde, geschah das lediglich aus Gründen der Logik. Beide Disziplinen gehören zum Arbeitsgebiet des Medizinhistorikers.“49

Damit betrachtete Diepgen retrospektive Diagnosen und Paläopathologie als

Teilaufgaben der Medizingeschichte, auch wenn sie streng genommen getrennte

44 1815‐1877. 45 Wunderlich: Geschichte der Medicin (1859), S. 1. 46 1842‐1907. 47 Magnus: Wert der Geschichte (1904), S. 21. 48 Diepgen: Medizinhistorische Forschung (1913), S. 1290. 49 Ebd., S. 1292. 13

Wissenschaften waren.

Artelt schrieb 1949 in seinem Lehrbuch50 über die Interpretation historischer

Tatsachen durch den Geschichtswissenschaftler:

„Er wird untersuchen, wie die Zeitgenossen die Tat oder die Idee sahen und bewerteten, wird untersuchen, wie sie sich zu den Absichten und den Möglichkeiten ihrer Urheber selbst verhält, wird also das historische Geschehen mit den ihm zugehörigen historischen Maßstäben zu messen suchen („immanente Wertebeurteilung“).“51

Artelt sah diesen Sachverhalt also entsprechend der heute gängigen

Lehrmeinung. Diese Tatsache wird an anderen Stellen seines Lehrbuches noch deutlicher: „Fehlinterpretationen [...] treten zutage, wenn man mittelalterliche Bilder oder Skulpturen medizinischen Inhaltes unbekümmert mit den Augen der

Gegenwart sieht.“52 Er nannte hierfür zwei Interpretationen Sudhoffs als Beispiele und widerlegte dessen Ansichten.

Die hier besprochenen Arbeiten Aschoffs bewegen sich aus heutiger Sicht auch zum Teil im Bereich der Pathologie, werden aber, der damals gültigen Definition folgend, trotzdem als medizinhistorischen Arbeiten betrachtet.

2.) Biographische Eckdaten

Da diese Arbeit keine biographische ist, werden hier nur kurz einige biographische Eckdaten aufgeführt, um der im Folgenden dargestellten Chronologie der wissenschaftlichen Arbeiten Aschoffs einen Rahmen zu geben. Sie mögen zur zeitlichen Orientierung genügen.

Ludwig Aschoff wurde 1866 in Berlin geboren. Dort legte er am Askanischen

Gymnasium 1885 sein Abitur ab. Im gleichen Jahr begann er sein Medizinstudium in

Bonn, wo er 1889 mit einer Arbeit über Staphyloccocus pyogenes aureus promoviert wurde und 1890 sein Staatsexamen ablegte. 1891 nahm er seine erste

Assistentenstelle in Straßburg bei dem Pathologen Friedrich Daniel von

50 Artelt: Einführung (1949). 51 Ebd., S. 146. 52 Ebd., S. 141. 14

Recklinghausen53 an. Zwei Jahre später ging er als Assistent nach Göttingen zu

Johannes Orth54, einem weiteren Schüler Rudolf Virchows, dessen Arbeiten Ludwig

Aschoff stark beeinflussten. In Göttingen habilitierte sich Aschoff 1894 für pathologische Anatomie. 1895 heiratete er Clara Dieterichs55, mit der er später drei

Töchter (Anni, Heta und Eva) und zwei Söhne (Volker und Jürgen) hatte. 1903

übernahm Aschoff den Lehrstuhl für Pathologie an der Universität Marburg, 1906 folgte er dem Ruf der Universität Freiburg und leitete das dortige Pathologische

Institut bis zu seiner Emeritierung 1936. Von 1936 bis 1940 war er Direktor des medico‐historischen Instituts der Universität, das er bereits ab 1929 kommissarisch geleitet hatte. 1942 starb Ludwig Aschoff in Freiburg.

3.) Aschoffs medizinhistorische Veröffentlichungen

Um die eingangs gestellten Fragen zu Aschoffs Bedeutung für die

Medizingeschichte und umgekehrt zu beantworten zu können, ist die Beschäftigung mit seinen Veröffentlichungen auf diesem Gebiet unabdingbar. Im Folgenden werden sie daher in chronologischer Reihenfolge besprochen. Zwei größere

Themenkomplexe sollen genauer betrachtet werden: die Themen ‚Rudolf Virchow’ und ‚Geschichte der Syphilis’ werden in eigenen Abschnitten besprochen, da sie, wie erwähnt, den Schwerpunkt von Aschoffs medizinhistorischer Arbeit bilden.

3.1) Chronologie

Die Chronologie der medizinhistorischen Schriften Aschoffs folgt der Auflistung seiner Bibliographie im Anhang dieser Arbeit und ist in vier Abschnitte eingeteilt. Im ersten Abschnitt werden seine ersten medizinhistorischen Arbeiten besprochen, die er in den Jahren 1899 bis 1910 verfasste. In den nächsten Jahren befasste Aschoff sich mit verschiedenen pathologischen, politischen und wissenschaftstheoretischen

53 1833‐1910. 54 1847‐1923. 55 ?‐1950. 15

Themen.56 Medizinhistorische Veröffentlichungen finden sich erst wieder zwischen

1921 und 1925, diese werden im zweiten Abschnitt diskutiert. Nach einer weiteren

Zäsur folgt der dritte Abschnitt mit medizingeschichtlichen Arbeiten zwischen 1932 und 1934. Der letzte Abschnitt der Chronologie beginnt 1936 mit seiner Emeritierung und seiner kommissarischen Leitung des Instituts für Medizingeschichte.

3.1.1) 1899 bis 1910

Aschoffs erste medizinhistorische Veröffentlichung erschien 1899 in der Münchner

Medizinischen Wochenschrift.57 Er schrieb über die Behandlung der Angina und

Diphtherie in Texten von Caelius Aurelianus58. Zunächst nannte er den Zweck des

Textes: Die „zum Theil [sic] wörtliche Wiedergabe des die Anginen betreffenden

Capitels“59 aus Caelius’ Soran‐Bearbeitung sollte

„kurz zeigen, über welchen mannigfaltigen therapeutischen Schatz das Alterthum den Anginen und der Diphtherie gegenüber verfügte und dass derselbe, abgesehen vom Heilserum, dem unsrigen kaum nachstand. Einige kurze historische Notizen über die schweren Formen der Halsentzündungen, die keinen Anspruche auf eine kritische Bearbeitung dieser ganzen Frage erheben, seien vorausgeschickt.“60

Insgesamt besteht ein großer Teil des Artikels aus Zitaten, die gelegentlich durch

Aschoffs Interpretationen oder überleitende Worte unterbrochen werden. Dadurch wirkt der Text unbeholfen und nicht flüssig. Aschoff hatte für diesen Text nicht nur

Quellenarbeit betrieben, sondern auch die bekannte Literatur bearbeitet61, bevor er mit der eigenen Interpretation der Texte begann. Allerdings interpretierte er nicht

56 Siehe Bibliographie Aschoffs, ab S. 91 dieser Arbeit. Zwischen 1910 und 1921 veröffentlichte Aschoff zahlreiche Artikel über Thrombose, Atherosklerose und andere pathologische Themen, aus dieser Zeit stammen auch seine Arbeiten zur Kriegspathologie. Zu deren Bedeutung siehe Prüll: Pathologie und Politik (1997), S. 341‐344 und 351‐355. 57 Aschoff: Angina und Diphtherie (1899). 58 Römischer Arzt und Schriftsteller, wahrscheinlich 5. Jahrhundert n. Chr., übersetzte Sorans (1.‐2. Jahrhundert n. Chr., griechischer Arzt und Geburtshelfer) Werke vom Griechischen ins Lateinische. 59 Aschoff: Angina und Diphtherie (1899), S. 1. 60 Ebd.. 61 Als Quellen dienten ihm die Schriften von Caelius Aurelianus und Aretäus (80/81 bis 130‐138, griechischer Arzt), sowie Hippokratische Schriften, vgl. Aschoff: Angina und Diphtherie (1899), S. 1; Aretäus’ Schriften waren schon von Haeser und anderen Autoren bearbeitet worden, vgl. ebd., S. 2. 16 nur die antiken Beschreibungen von Krankheiten, er stellte auch viele retrospektive

Diagnosen.

Die zweite medizingeschichtliche Veröffentlichung Aschoffs wurde weder von

Büchner noch von Buscher erwähnt: Ein Aufsatz über „Das Knoblauchlied aus dem

Bower Manuscript“62, der 1900 in der medizinhistorischen Zeitschrift Janus63 abgedruckt wurde. Das Bower Manuskript ist eine Sammlung altindischer Texte aus dem 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr., die sowohl medizinische Texte enthält als auch eine „Sprüchwörtersammlung“64, eine Sage und Anderes. Der Wiener

Medizinhistoriker Theodor Puschmann65 hatte bereits in mehreren Referaten über das Manuskript berichtet, eine vollständige Herausgabe stand aber noch aus. Da

Aschoff die Gelegenheit gehabt hatte, das Manuskript einzusehen, wollte er „ein kleines aber interessantes Kapitel daraus“66 mitteilen. Zuerst besprach er den

Forschungsstand zum Manuskript selbst und dessen Datierung. Die Frage, ob die indische Medizin von der griechisch‐römischen abstammte, die griechich‐römische sich von der indischen herleitete oder ob beide einen gemeinsamen älteren Ursprung hatten, war nicht geklärt.

„Vorläufig wird nur ein genauer Vergleich insbesondere der Anwendungsart der Heilpflanzen in den verschiedenen alten medizinischen Systemen einen Schluss auf etwaige Beeinflussungen gestatten. Bei dem weit verbreiteten Gebrauche des Zwiebel‐ und Knoblauchessens bei allen Völkern des Alterthums schien es mir von Interesse, ein Loblied auf den Knoblauch, welches sich ausführlich in dem Bower Manuscript findet, zunächst mit den griechisch‐römischen Quellen zu vergleichen.“67

Im Folgenden zitierte Aschoff einen großen Teil des Knoblauchliedes. Die darin enthaltenen Anweisungen für den medizinischen Gebrauch von Knoblauch verglich er dann mit den entsprechenden in griechisch‐römischen Texten. Bereits zu Beginn

62 Aschoff: Knoblauchlied (1900). 63 Janus. Archives internationales pour l’Histoire de la Médecine et la Géographie Médicale. Zur Geschichte des Janus siehe Leven: Medizinhistorische Zeitschriften (2001), S. 164‐171. 64 Aschoff: Knoblauchlied (1900), S. 494. 65 1844‐1899. 66 Aschoff: Knoblauchlied (1900), S. 493. 67 Ebd., S. 495f. 17 seines Aufsatzes stellte er jedoch fest:

„Zu einem besonderen Resultate bin ich nicht gelangt, doch dürfte die auch hierbei gefundene große Aehnlichkeit zwischen den beiderseitigen Angaben, die auf älteren gemeinsamen Ursprung schliessen lässt, hervorgehoben sein.“68

Dieser Aufsatz liest sich viel flüssiger als der über die Therapie der Anginen bei

Caelius Aurelianus. Beiden gemeinsam ist aber, dass Aschoff hauptsächlich die

Thesen Anderer untermauerte, indem er lange Abschnitte antiker Texte zitierte, und weniger selbst interpretierte oder eigene Thesen aufstellte.

In seine Göttinger Zeit fällt auch die erste Veröffentlichung seines Lehrbuchs

„Kurze Übersichtstabellen zur Geschichte der Medizin“.69 Es handelt sich hierbei um

Übersichtstabellen über die Medizingeschichte, die durch die nach Epochen gegliederte Tabellenform mit den Ereignissen der Weltgeschichte in Zusammenhang gesetzt wird. Hierüber schrieb Aschoff im Mai 1898 an seine Mutter:

„Mein Chef ist sehr freundlich zu mir und hat auch meine Geschichtstabelle gutgeheißen. Auch diese macht mir Sorge, denn ich will sie nun doch in die Öffentlichkeit und zum Verkauf bringen, nachdem ich mit zwei sehr großen Ausnahmen nur wohlmeinende Kritik empfangen habe.“70

Zum zweiten Mal wurden Aschoffs Tabellen 1909 im Anschluss an Ernst

Schwalbes71 „Vorlesungen über Geschichte der Medizin“ gedruckt. Aschoffs

Nachlass enthält unter dem Titel „Privat. 1808‐1809“72 seine Korrespondenz mit

Schwalbe im Vorfeld der Veröffentlichung des gemeinsamen Werks. Aschoff fühlte sich sehr geehrt, dass Schwalbe die Tabellen in sein Lehrbuch aufnehmen wollte.

Dazu ein Brief Aschoffs vom Januar 1909:

„Lieber Herr College! Besten Dank für die freundliche Uebersendung der Correctur. Sowohl auf dem Titelblatt wie auch im Vorwort haben Sie meiner kleinen Geschichtstabelle zu viel

68 Aschoff: Knoblauchlied (1900), S. 496. 69 Die Tabellen erschienen 1898 als Manuskript für die Hörer seiner Vorlesung. Ein gedrucktes Exemplar ist nicht erhalten. Die Tabellen wurden insgesamt sechsmal aufgelegt, ab der 2. Auflage 1920 zusammen mit Paul Diepgen. 70 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 87. 71 1871‐1920, Pathologe und Medizinhistoriker in Heidelberg und . 72 UAF, E 10/139. 18

Ehre angedeihen lassen und Sie würden mir einen grossen Gefallen Tun [sic], wenn Sie die betr. Worte noch ändern könnten. Auf dem Titelblatt würde ich einfach schreiben: „mit einer kurzen Uebersichtstabelle nach den Geschichtstabellen von L. Aschoff“, da ich ja an der jetzigen Form keinen Verdienst mehr habe; doch könnte das Titelblatt auch so bleiben, wenn es Ihnen so lieb ist. Sehr dringend aber würde ich bitten, den von mir blau angestrichenen Passus im Vorwort zu ändern. Die Beifügung meiner kurzen Tabelle ist ja vielleicht eine willkommene Ergänzung Ihrer Vorlesungen, aber doch kein so bedeutsames Ereignis, wie Sie es darstellen. Vielleicht liesse sich statt dessen folgendes schreiben: eine besondere Aenderung der neuen Auflage ist durch das Beifügen einer Uebersichtstabelle gegeben. Mit der freundlichen Erlaubnis meines Collegen Prof. Aschoff haben wir diese im Jahre 1898 ...... [sic] erscheinen lassen.“ Ich möchte meinen Tabellen kein grösseres Gewicht beilegen, als sie verdienen und bin meinerseits Ihnen zu Dank verpflichtet, dass Sie sich überhaupt der Mühe unterzogen haben, die Tabellen noch einmal durchzusehen und sie für die Oeffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Ich hoffe sehr, dass Sie mit meiner Aenderung einverstanden sein werden, sonst bitte ich noch einmal um Nachricht. Mit den besten Grüssen Ihr [gezeichnet Aschoff]“73

Neben der höflichen Betonung der höheren Einschätzung der Arbeit des Kollegen wird hier Aschoffs Freude darüber deutlich, dass Schwalbe sie anerkannte und in sein Lehrbuch aufnahm. Da Aschoff zu diesem Zeitpunkt zwar als Pathologe anerkannt war, aber keinen nominellen Lehrauftrag in Freiburg für Geschichte der

Medizin hatte, ist Schwalbes Wertschätzung seiner Tabellen durchaus bemerkenswert.

3.1.2) 1921 bis 1925

Das nächste medizinhistorische Thema, mit dem Aschoff sich beschäftigte, war

Rudolf Virchow. Anlässlich dessen 100. Geburtstags 1921 fertigte Aschoff zwei

Artikel an, die in Kapitel 3.2.2. besprochen werden.

Im gleichen Jahr erschien ein Artikel über Carl August Sigismund Schultze74 im

Rahmen der Burschenschaftlichen Lebensläufe.75 Aschoff beschrieb das Leben

Schultzes, seinen Werdegang als Anatomieprofessor und seine Verdienste um die

Deutsche Burschenschaft als Mitbegründer der Halleschen Burschenschaft Teutonia.

73 UAF, E10/139, unter SCH, Freiburg, den 19.I.09. 74 1795‐1877, Anatom in Halle, Freiburg, Greifswald. 75 Aschoff: C.A.S. Schultze (1921). 19

Außerdem berichtete Aschoff von der juristischen Verfolgung Schultzes durch das

Badische Kultusministerium, das ihn fälschlicherweise der Mitgliedschaft in einem

Geheimbund beschuldigte. Hier zeigte Aschoff sich als forschenden Historiker: Als

Quellen zu diesem Artikel gab er die Fakultätsakten über das Verfahren gegen

Schultze an76; er hatte sich also nicht nur auf leicht zugängliche Literatur wie

Nachrufe und Lehrbücher verlassen. Aber auch bei dieser Arbeit lässt sich die Frage stellen, inwieweit Aschoff dieses Thema als medizinhistorisch ansah: Da er Zeit seines Lebens ein begeisterter Verfechter der Burschenschaften war,77 kann diese

Arbeit durchaus auch als burschenschaftsgeschichtlich aufgefasst werden, als eine historische Arbeit über einen Burschenschafter, der eben von Berufs wegen mit der

Medizin zu tun hatte.

Ein Jahr später, 1922, verfasste Ludwig Aschoff gemeinsam mit dem Gießener

Philologen Otto Immisch78 einen Aufsatz über „Die Krankheit des Hermogenes“79, der in der Philologischen Wochenschrift erschien. Zuerst gab Immisch einen Abriss

über das Leben des Rhetorikers Hermogenes80:

„Hermogenes aus Tarsos [...] war […] ein Wunderkind gewesen. Schon mit 15 Jahren war er so berühmt, daß Kaiser Marc Aurel selber ihn anhörte und auszeichnete. „Indessen zum Mann geworden, verlor er sein Talent ohne irgendeine sichtbare Krankheit.“ Er wurde das Ziel von Spöttereien. Eine davon klärt hinreichend über seinen Zustand auf: „Unter Kindern ein Greis, unter Greisen ein Kind!“ Gestorben sei er hochbetagt, im Dunkel der Mißachtung.“81

Hermogenes musste seziert worden sein, denn bei seiner Obduktion wurde ein

„behaartes Herz“82 gefunden. Im Folgenden spekulierte Immisch über die Bedeutung

76 Aschoff, C.A.S. Schultze (1921), S. 24. 77 Vgl. Buscher, S. 54‐58; UAF, E 10, 147, Selbstbesinnung, S. 32, unter „Mein Wollen zur charakterlichen Erziehung“ betont Aschoff den großen Wert der Burschenschaften bezüglich der Erziehung, siehe auch Selbstbesinnung, S. 42 und 114; in Aschoffs Nachlass gibt es vier eigene Sektionen über burschenschaftliche Angelegenheiten: UAF, E 10, 13, 20, 21, 142; Aschoff: Gelehrtenleben (1966), in einigen Briefen an seinen Sohn Jürgen rät Aschoff ihm, einer Burschenschaft beizutreten, S. 454ff. 78 1862‐1936. 79 Aschoff und Immisch: Hermogenes (1922). 80 um 160 n. Chr. 81 Immisch: Hermogenes (1922), S. 736. 82 Ebd., S. 738. 20 dieses Ausdrucks: Sollte so ein Zeichen für Männlichkeit oder gesteigerte psychische

Leistungsfähigkeit bezeichnet werden? Dann überließ er dem pathologischen

Anatomen das Wort.83 Aschoff beschrieb zunächst den Sektionsbefund in einfachen

Worten und suchte nach einer Diagnose, die zu den beschriebenen Veränderungen passen würde. Dann stellte er die Frage, ob das „Cor villosum oder Zottenherz“84 in einem Zusammenhang mit der überlieferten Demenz des Rhetorikers gestanden hatte. Zu diesem Zweck hätte aber seiner Ansicht nach das Gehirn ebenfalls seziert werden müssen:

„Die Ärzte, welche die Leichenöffnung vornahmen, hätten, wenn sie aus der Schule eines Erasistratos stammten, auch das Gehirn angesehen. So ergibt sich aus dem anatomischen Befunde keine rechte Erklärung.“85

Als nächstes widmete sich Aschoff den medizinischen Texten des Altertums auf der Suche nach „irgendeine[r] mit Demenz einhergehende[n] Krankheit, die auf ein

Herzleiden zurückgehen könnte“86, die er jedoch nicht finden konnte. Aschoff schloss den Artikel mit der Feststellung „Wie die frühzeitige Demenz zu erklären ist, ist eine

Frage für sich, die mit den verfügbaren Grundlagen nicht zu beantworten ist.“87 An dieser Arbeit zeigt sich Aschoff sowohl als Pathologe, der Sektionsbefunde analysiert und postmortale Diagnosen zu stellen versucht, als auch als

Geschichtswissenschaftler, der mittels historischer Texte die Vergangenheit darstellt.

Insofern ist es schwierig zu beurteilen, in wieweit Aschoff retrospektive Diagnosen stellte, oder lediglich seiner Aufgabe als Pathologe nachkam, indem er zu eruieren versuchte, woran ein Mensch gestorben war, bzw. an welcher Krankheit er zu

Lebzeiten gelitten hatte. 1925 schrieb Aschoff zum ersten Mal über die Geschichte der Syphilis. Diese Arbeit wird, wie alle bis 1940 folgenden zu diesem Thema, im

Kapitel 3.2.1. dargestellt.

83 Aschoff: Hermogenes (1922). 84 Ebd., S. 742. 85 Ebd., S. 743; Erasistratos (ca. 310‐250 v. Chr.) war ein griechischer Arzt, Anatom und Physiologe in Alexandria. 86 Aschoff: Hermogenes (1922), S. 743. 87 Ebd., S. 744. 21

3.1.3) 1932 bis 1934

In der Deutschen Literaturzeitung wurden 1932 zwei Kritiken Aschoffs über medizinhistorische Bücher gedruckt. Diese sind streng genommen keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen, werden aber erwähnt, da sie Aschoffs

Selbstverständnis als Medizinhistoriker deutlich machen. Aschoff rezensierte Ernst

Hirschfelds88 Buch über Virchow89 und das Buch „Tuberkulose als Schicksal“90 von

Erich Hugo Ebstein91. Hier kam ihm sicherlich auch sein auf pathologischem Gebiet erworbenes Wissen zur Tuberkulose zugute.92

Aschoff bezeichnete Ebstein als „bekannten Medico‐Historiker[s]“93 und lobte sein Werk über geistig Schaffende mit Tuberkulose, wobei die Diagnose eine

„vielfach nur vermutete“94 sei. Aschoff hatte großes Interesse am Wandel der

Therapie der Krankheit im Laufe der Zeit. Er stimmte mit dem Buch dem Sprichwort zu, wonach der Geist den Körper regiere.

1933 erschien in Velhagen und Klasings Monatsheften ein Beitrag Aschoffs „Vom

Kommen und Gehen der Krankheiten“95, hier gibt er dem Leser einen umfassenden

Überblick über die Geschichte der Krankheiten. Von prähistorischen Knochen und deren Veränderung durch rheumatische Krankheiten spannte er den Bogen über „die drei großen Würgengel der Menschheit: Tuberkulose, Syphilis und Lepra“96 zur

Übertragung von Krankheiten und ihrer Erforschung. Aschoff erläuterte, wie manche Krankheiten durch die Zivilisation entstehen oder verbreitet werden.

Bluthochdruck und verschiedene Steinleiden tauchten beispielsweise erst bei höher

88 Seine Lebensdaten konnten während der Recherche nicht gefunden werden. 89 Aschoff: Hirschfeld (1932). Siehe dazu auch Kapitel 3.2.2. dieser Arbeit. 90 Aschoff: Ebstein (1932). 91 1880‐1931, Mediziner in Göttingen, Berlin, München und Leipzig. 92 Siehe Bibliographie Aschoffs ab S. 91 dieser Arbeit. Aschoff hatte Aufsätze über die Nomenklatur der Phthise verfasst, ebenso über tuberkulöse Veränderungen verschiedener Organe und Heilungsvorgänge. In seinem Nachlass findet sich eine Menge Korrespondenz hierzu und zu den Treffen der Deutschen Tuberkulose‐Gesellschaft, in der Aschoff Mitglied war. Besonders ausführlich: UAF, E 10/107 und 108, Wissenschaftliche Korrespondenz 1937‐1939, G‐S und Sch‐Z. 93 Aschoff: Ebstein (1932), S. 570. 94 Ebd., S. 570. 95 Aschoff: Kommen und Gehen (1933). 96 Ebd., S.50. 22 entwickelten Völkern auf und Seuchen wie die Pest könnten nur innerhalb einer fortgeschrittenen Zivilisation derartige Epidemien auslösen, während bei anderen

Krankheiten das Wissen um ihre Entstehung deren Vermeidung oder Linderung ermögliche. Vitamin‐Mangel‐Krankheiten wie Skorbut oder Rachitis zum Beispiel kämen in zivilisierten Gesellschaften kaum mehr vor. Aschoff Ausführungen enden mit Gedanken über Krebskrankheiten, deren Ätiologie noch immer nicht geklärt sei.97 Hier wird die Medizingeschichte für Aschoff zur Krankheits‐ oder

Seuchengeschichte. Jedoch spielt für ihn auch die Wissenschaftsgeschichte eine Rolle:

Erst das Wissen um Bakterien und deren Rolle in der Übertragung von Krankheiten habe zum besseren Verständnis der Verbreitung von Epidemien geführt. Und die

Kenntnis von den Bakterien und den noch kleineren Erregern, den Viren, führe unter manchen Wissenschaftlern zu Überlegungen, ob nicht auch die Krebskrankheiten durch Erreger verursacht würden. Aschoff selbst hielt dies allerdings nicht für wahrscheinlich und führte seine Beweggründe für diese Ansicht genau aus.98

Ein Jahr später verfasste Aschoff einen Artikel „Zur Geschichte der Sterilisierung mit Einschluß der deutschen Gesetzgebung“.99 Als aktuellen Anlass für diesen

Artikel nannte Aschoff das 1933 verabschiedete und am 01. Januar 1934 in Kraft tretende Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses,100 welches

Zwangssterilisationen bei bestimmten erblichen Leiden aus eugenischen Gründen

97 Aschoff: Kommen und Gehen (1933), S. 54. 98 Vgl. auch UAF, E 10/94, Vorträge, „Die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern“, S. 4; Aschoff: Leben und Zellenstaat (1934), S. 17f. 99 UAF, E 10/94, Vorträge, „Zur Geschichte der Sterilisierung mit Einschluß der deutschen Gesetzgebung“, 6 Seiten Schreibmaschine, ungedruckt. 100 Ein Kommentar zum Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erschien 1934, verfasst von den Medizinern Arthur Gütt (1891‐1949, Arzt) und Ernst Rüdin (1874‐1952, Psychiater) und dem Juristen Falk Ruttke (1894‐1955), vgl. Literaturverzeichnis ab S. 117 dieser Arbeit. Zum Gesetz und seiner Durchführung siehe auch Ley, S. 34‐36, Link: Eugenische Zwangssterilisationen (1999), S. 36‐ 44 und Link: Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen (2002), S. 302f und 305f. Zum Zwangscharakter vgl. Schmuhl, S. 296, Ley, S. 97‐99, auch S. 37,74,77,81, Link: Eugenische Zwangssterilisationen (1999), S. 406‐409 und S. 427‐432. Zur seit den 1890er Jahren existierenden Diskussion um Rassenhygiene vgl. Schmuhl, S. 295, Birk, S. 9‐19, Hofer/Sauerteig, S. 45. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dass Aschoff bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Mitglied der Freiburger Gruppe der Gesellschaft für Rassenhygiene war und selbst einige Schriften zu rassenhygienischen Themen verfasst hatte, vgl. hierzu Weindling, S. 144, 232f; Prüll: Ludwig Aschoff (2002), S. 109‐112. 23 legalisierte. Diese erblichen Leiden waren sowohl psychiatrische Erkrankungen wie bipolare Störungen, schizophrene Psychosen oder schwerer Alkoholismus als auch körperliche wie Epilepsie, Chorea Huntington, Blindheit oder Gehörlosigkeit. Im Juli

1935 wurde eine Gesetzesänderung wirksam, die Schwangerschaftsabbrüche aus eugenischen Gründen betraf.

Der Geschichte der Sterilisierung und der Gesetzgebung in den verschiedenen

Ländern widmete Aschoff lediglich zwei der sechs Seiten. Im weiteren Text führte er aus, welche Krankheiten von den Gesetzen betroffen waren und stellte dann die

Frage „warum man überhaupt solche Sterilisierungen durchführen will.“101 Dies beantwortete er wie folgt: „Hier kommen sowohl eugenische wie rein wirtschaftliche

Momente in Frage.“102 Im Folgenden begründete Aschoff die Gesetze ethisch, materiell und mit der Gefahrlosigkeit der Eingriffe, die sowohl im Sinne der

Betroffenen als auch der Allgemeinheit wären. Zunächst führte er moralische

Gründe an: „Was aber die vererbbaren Leiden anbetrifft, so ist es sicherlich richtiger, das Entstehen solcher Geschöpfe zu verhindern, als solche Lebewesen später zu vernichten.“103 Dann folgen materielle Gründe. Als solche nannte Aschoff die von der

Gesellschaft aufgebrachten Geldmittel, die für die Betreuung Behinderter notwendig wären. Diese könnten seiner Ansicht nach sinnvoller für Gesunde ausgegeben werden.104 Das ganze Gesetz könnte als Schutzmaßnahme für das deutsche Volk angesehen werden. Es gäbe der Allgemeinheit ein „Gefühl der [...] Sicherheit“105, dass sich der Staat um die Volksgesundheit kümmere: „Die Sterilisierung gesunder

Frauen ist selbstverständlich ausgeschlossen. Das gleiche gilt für den gesunden

101 UAF, E10/94, Vorträge, Zur Geschichte der Sterilisierung, S. 3. 102 Ebda. 103 Ebda. 104 UAF, E10/94, Vorträge, Zur Geschichte der Sterilisierung, S. 3: „Es ist selbstverständlich, daß wir alle uns gegen eine dauernde Erhöhung solcher Lasten wenden müssen. Auch von der Ueberzeugung ausgehend, daß diese [sic] Geld für gesunde Menschen viel besser verwendet werden kann.“ 105 Ebd., S. 5: „Natürlich wird dieses Gefühl der durch die Sterilisierung gegebenen Sicherheit für die Allgemeinheit noch dadurch erhöht, daß bei der Durchführung...“ 24

Mann.“106 So wären auch die Betroffenen vor der Willkür der Ärzte geschützt:

„Ist also rein körperlich keine Bestrafung in der Sterilisierung zu erblicken, so fragt sich [...], ob der betreffende Geisteskranke, der an sich ja völlig unschuldig ist, doch nicht in der Sterilisierung unter Umständen eine Bestrafung erblickt. Deswegen haben alle Gesetze, auch das deutsche, die Freiwilligkeit zum Prinzip erhoben.“ 107

Was zuerst wie ein medizinhistorischer Text wirkt, der sich mit der Geschichte eines medizinischen Eingriffs befasst, erweckt im Verlauf den Eindruck einer pseudo‐medizinischen Rechtfertigung der NS‐Gesetzgebung.108 Inwieweit Aschoff die Meinung des Regimes tatsächlich vertrat oder sie annahm, um mit der

Staatsführung konform zu gehen, lässt sich aus dem Aufsatz nicht herauslesen, er ist kommentarlos mit anderen Vorträgen aufbewahrt. Die Beantwortung dieser Frage kann Gegenstand einer eigenständigen Arbeit sein.

Dass Ludwig Aschoff nicht der einzige Hochschullehrer war, der über das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses geschrieben hatte, wird bei der Durchsicht der Ausgaben der DMW, MMW und der Medizinischen Klinik von 1934 ersichtlich.

Anlässlich der Sitzung der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft vom 21.

November 1933 sprach der Berliner Rassehygieniker Eugen Fischer109 über „Die neueren Ergebnisse der menschlichen Erblehre und ihre medizinische und eugenische Bedeutung“. In seinem Vortrag sprach er über rezente Forschung und das neue Gesetz, welches er guthieß:

„Dieses Gesetz wird in seiner Bedeutung gewürdigt und rückhaltlos anerkannt. Der neue Staat unter der zielbewußt rassenhygienischen Führung hat endlich Ernst gemacht mit Eingriffen gegen die Degeneration unseres ganzen Volkes und mit bewußten Maßregeln für dessen Zukunft.“110

In derselben Sitzung hielt der Frankfurter Professor für Gynäkologie Ludwig

106 UAF, E10/94, Vorträge, Zur Geschichte der Sterilisierung, S. 5. 107 Ebd., S. 4. 108 Vgl. das Ende (S. 6) des Artikels: „Alle gesetzlichen Entwürfe und die bereits durchgeführten neuen Gesetze, wie das deutsche, sehn [sic] nur eine staatliche Sterilisierung zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vor. Deswegen sollte auch unser Volk mit Vertrauen die neue Gesetzgebung auf diesem Gebiete begleiten und die Forderungen derselben nach jeder Richtung hin unterstützen.“ 109 1874‐1967. 110 Sebening, S. 151. 25

Seitz111 einen Vortrag, der 1934 in der DMW veröffentlicht wurde.112 Er schrieb über den Beitrag, den praktische und Frauenärzte in diesem Zusammenhang leisten könnten. Er erläuterte das Gesetz und wies auf den entscheidenden Unterschied zu vorherigen Vorgaben hin:

„Dieses Gesetz unterscheidet sich von dem ehemaligen Entwurf des preußischen Landesgesundheitsrates grundsätzlich dadurch, daß es auch die Anwendung von Zwangsmaßnahmen zur Durchführung des Gesetzes vorsieht. Das Gesetz will zwar ebenfalls, wenn möglich, die Unfruchtbarmachung mit der Zustimmung des Erbkranken vornehmen. Wenn er sich aber weigert, so ist die Möglichkeit gegeben, starke Druckmittel anzuwenden.“113

Seitz war sich also – im Gegensatz zu Aschoff ‐ des Zwangscharakters deutlich bewusst. Im Verlauf des Artikels beschrieb Seitz noch mehrere Beispiele aus der

Praxis und betonte den Vorbildcharakter der Ärzteschaft.

Die Möglichkeit, Zwangsmaßnahmen anzuwenden, erwähnte auch der

Marburger Gynäkologe Hans Naujoks114 in seinem ebenfalls in der DMW erschienenen Artikel. Er forderte die Legalisierung der Abtreibung aus eugenischer

Indikation und erläuterte seine Beweggründe hierfür ausführlich mit der

Güterabwägung:

„Die [...] ungeborene Frucht hat ein Recht zu leben. Wir haben die Pflicht, sie zu schützen – jedoch nur, wenn nicht etwas Höheres auf dem Spiel steht: Das ist [...] bei der eugenischen [Indikation] Gesundung und Gesunderhaltung des Volkes.“115

Mit Gustav Haselhorst116 veröffentlichte ein weiterer Gynäkologe einen Artikel zu den Methoden der Sterilisierung. Wie seine beiden Kollegen stellte auch er das

Gesetz als solches nicht in Frage, er wies auf eventuell auftretende Schwierigkeiten bei der Umsetzung hin. Auch er war sich des Zwangscharakters bewusst:

111 1872‐1961. 112 „Wie können Arzt und Frauenarzt zur Verhütung erbkranken Nachwuchses und zur Förderung erbgesunden Nachwuchses beitragen? Nach einem in der Medizinischen Gesellschaft Frankfurt a.M. am 7. Nov. 1933 gehaltenen Vortrage“. 113 Seitz, S. 547. 114 1892‐1959. 115 Naujoks, S. 550. 116 1893‐1953, Professor für Gynäkologie in Rostock. 26

„Wir führen die Operation auf Anordnung des Erbgesundheitsgerichts aus unter Umständen, ohne daß die Frauen von der Notwendigkeit überzeugt und mit der Maßnahme einverstanden sind.“117

Die drei Gynäkologen sahen deutlich, dass Zwangsmaßnahmen vorgesehen waren und begründeten diese mit dem höheren Rechtsgut der Volksgesundheit.

Aschoff hingegen rechtfertigte das Gesetz unter anderem damit, dass niemand der

Willkür von Ärzten ausgeliefert sei und alles rein freiwillig geschehe. In

Ermangelung weiterer Äußerungen Aschoffs zu diesem Gesetz ist nicht sicher herauszufinden, ob ihm dieses Detail tatsächlich entgangen war.

3.1.4) Ab 1936

Im Jahr 1936 übernahm Ludwig Aschoff, mittlerweile emeritiert, die Leitung des medicohistorischen Instituts der Universität Freiburg118. Es folgte seine produktivste

Schaffensperiode hinsichtlich der Geschichte der Medizin: Innerhalb der folgenden vier Jahre verfasste er fünf medizinhistorische Artikel, begründete die Reihe

Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte und ermunterte seine Mitarbeiterin

Käthe Heinemann119 zur Veröffentlichung mehrerer Beiträge in Zeitschriften zur

Medizingeschichte.

Das erste Heft der Reihe erschien 1938. Darin veröffentlichte Aschoff seine Arbeit

„Über die Entdeckung des Blutkreislaufs“ und nahm Stellung zum Streit um William

Harvey120. Zwischen 1934 und 1938 hatten Richard Kapferer121 und Georg Sticker122 eine neue Übersetzung des Corpus Hippocraticum herausgebracht. Kapferer hatte

1937 in einem Artikel in der Zeitschrift Hippokrates die Behauptung aufgestellt, aus

117 Haselhorst, S. 1430. 118 Siehe Seidler/Leven (2007), S. 519f, Obes (1976), S. 83f, UAF, B 53/506. 119 1888‐1972, Oberschulrätin bis 1933, studierte danach Medizin in Freiburg, arbeitete unter Aschoffs Ägide über pathologische und medizinhistorische Themen, nach dem Krieg Oberärztin in Kassel. Zu ihren Arbeiten vgl. Kapitel 5) dieser Arbeit. 120 William Harvey (1578‐1657) war ein englischer Arzt, Anatom und Physiologe. Er war der erste, der in seinem Werk ʺExercitatio Anatomica de Motu Cordis et Sanguinis in Animalibusʺ den großen und den kleinen Kreislauf korrekt beschrieb, und zwar aufgrund von Experimenten. 121 Die Lebensdaten konnten während der Recherche nicht gefunden werden. 122 1860‐1960, Medizinhistoriker in Würzburg, Professor für Geschichte der Medizin, medizinische Geographie und Statistik 27

Teilen des Corpus Hippocraticum könne man ersehen, dass die Funktion des

Kreislaufs damals schon genau bekannt gewesen wäre.123 Der damals herrschenden

Ansicht unter den Medizinhistorikern entsprach das nicht. Laut Aschoff entbrannte daher ein „lebhafter Streit der Meinungen“124, im Verlauf dessen „Paul Diepgen, der

Leiter des Berliner Instituts für Geschichte der Medizin, sich sehr energisch gegen diese neue Auffassung von Richard Kapferer ausspricht“125. Aschoff berichtete über die rezenten Ereignisse und analysierte im Folgenden die neue Übersetzung. Er kam zum gleichen Ergebnis wie Diepgen: Anhand des Textes könne man nicht beweisen, dass die Hippokratiker den Kreislauf gekannt hatten. Dann beschrieb er die

Geschichte der Entdeckung des Blutkreislaufs. Er begann mit Miguel Serveto126 und

Matteo Realdo Colombo127, den ersten Europäern, die im 16. Jahrhundert den kleinen

Kreislauf korrekt dargestellt hatten, was aber bereits im 13. Jahrhundert durch den arabischen Arzt Ibn‐an‐Nafis128 geschehen war. William Harvey war nach Aschoff somit der erste, der den großen und den kleinen Kreislauf zutreffend beschrieben hatte. Aschoffs Artikel beschäftigt sich aber nicht nur mit William Harvey und der

Entdeckung des Blutkreislaufs. Am Ende der Arbeit kam er auch auf die weiter reichende Bedeutung solcher bahnbrechender Entdeckungen zu sprechen und verdeutlichte am Beispiel Rudolf Virchows, wie diese aufeinander aufbauen:

„R. Virchow hat ausdrücklich seine Zellularpathologie nicht als ein starres System, sondern als ein erweiterungsfähiges Prinzip hingestellt. Seine ersten und hauptsächlichsten Arbeiten betreffen das Blut und den Blutkreislauf, und seine wichtigen Entdeckungen über die Thrombose und Embolie wären ohne die durch W. Harvey uns vermittelten Kenntnisse über den Blutkreislauf unmöglich gewesen.“129

Es folgen noch einige Gedanken zur Entwicklung der Medizin als Wissenschaft und ihrer Fortschritte und Spezialfächer, zum Selbstverständnis des Arztes und im

123 Kapferer, S. 698f. 124 Aschoff: Blutkreislauf (1938), S. 7. 125 Ebd., S. 7. 126 1511‐1553, spanischer Arzt und Naturforscher, wurde in Genf als Ketzer verbrannt. 127 1516‐1559, italienischer Arzt und Anatom. 128 1210/13‐1288. 129 Aschoff: Blutkreislauf (1938), S. 41. 28 letzten Absatz über die Geschichte der Medizin und ihre Bedeutung.

Im selben Jahr, 1938, jährte sich die Veröffentlichung der Zellenlehre von

Matthias Jakob Schleiden130 und Theodor Schwann131 zum hundertsten Mal. Zu diesem Anlass erschien im Rahmen der Protoplasma‐Monographien132 der Band

‚Hundert Jahre Zellforschung’. Der Botaniker Ernst Küster133 schrieb über ‚Die

Entwicklung der Lehre von der Pflanzenzelle’, der Zoologe Wilhelm J. Schmidt134

über ‚Die Entwicklung der Lehre von der tierischen Zelle und ihr heutiger Stand und

Wert’, Aschoff berichtete im dritten Teil von ‚Virchows Cellularpathologie’. Darüber wird später im Virchow‐Kapitel berichtet.

Im Jahr darauf hielt Aschoff auf der Sitzung der Berliner Medizinischen

Gesellschaft einen Vortrag „Zum 100jährigen Gedächtnis an Schleidens und

Schwanns Werk“135, der in zwei Teilen in der DMW abgedruckt wurde. Im ersten Teil skizzierte Aschoff die Entstehung der Theorie von der zelligen Zusammensetzung der Pflanzen durch Schleiden, ihre Übertragung auf tierische Organismen durch

Schwann und endete mit Virchows Weiterentwicklung zur Zellularpathologie und

‐anatomie des menschlichen Organismus. Der zweite Teil, der in einer späteren

Nummer der DMW erschien, beschäftigte sich mit der Frage, in wieweit diese

Theorien in der Gegenwart noch Gültigkeit hatten. Aschoff setzte sich mit der Kritik an der Zellularpathologie durch die Entdeckung von Bakterien und Viren auseinander und widerlegte die Berechtigung der Kritik. Er kam zum Ende mit der

Hoffnung, seinen Zuhörern

„gezeigt zu haben, dass die Theorie von Schleiden und Schwann über die zellige Zusammensetzung der Organismen auch für die heutige Zeit noch Gültigkeit hat, und dass alle Versuche, die Zellentheorie durch etwas anderes zu ersetzen, an der Eigenart des vollen und selbständigen Lebens, wie es uns nur in der Zelle oder in

130 1804‐1881, Botaniker, beschrieb zum ersten Mal die zellige Zusammensetzung der Pflanzen. 131 1810‐1882, Physiologe, zeigte, dass auch Tiere aus Zellen bestehen. 132 Die Monographien sind eine Ergänzung der Protoplasma‐Zeitschrift (= internationale Zeitschrift für physikalische Chemie des Protoplasten), sie wurden seit 1928 herausgegeben von F. Weber und J. Pekarek. 133 1874‐1953. 134 1884‐1974. 135 Aschoff: 100 Jahre Schleiden und Schwann (1939). 29

den zellenähnlichen Gebilden gegeben ist, gesucht werden muß. Omnis cellula e cellula!“136

1939 erschien das zweite Heft der Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte. Es enthält neben Aschoffs Artikel über die Geschichte der Syphilis Käthe Heinemanns

Bearbeitung von Malpighis Dissertation über Polypenbildung im menschlichen

Herzen.137

Noch im gleichen Jahr erschien in der Medizinischen Klinik Aschoffs vorletzte medizinhistorische Arbeit über „Todesursachen namhafter Mediziner“138. Als Anlass für diese Arbeit nannte er die Köpfe berühmter Ärzte und Mediziner auf im Ausland gebräuchlichen Briefmarken, woraus er deren Bedeutung für das Volkswohl herleitete. Seine Quellen waren eigene Erfahrungen an Krankenbett und

Sektionstisch, Nachrufe auf seine Kollegen und eine andere historische Arbeit, die sich mit dem Thema beschäftigt hatte.139 Der größte Teil der Arbeit besteht aus einer

Aufzählung der häufigsten Todesursachen, die Aschoff am Ende kurz folgendermaßen zusammenfasste:

„Diese kurze Übersicht über die Todesursachen bei Medizinern und Ärzten läßt schon das eine erkennen, daß der Herztod und der Schlaganfall, die ja beide auf eine Atherosklerose zurückgeführt werden können, die hauptsächlichste Todesart unter ihnen darstellt.“140

In diesem Artikel fehlen die Begeisterung und der Esprit, die sonst aus Aschoffs

Arbeiten klangen. Er wirkt wie eine bloße Aufzählung von Tatsachen, für die

Aschoff selbst kein großes Interesse hatte.

Mit der letzten medizingeschichtlichen Veröffentlichung seines Lebens gelang

Aschoff ein Meisterstück: „Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung“141, das

1940 erschien, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Das Buch wurde von vielen

136 Aschoff: 100 Jahre Schleiden und Schwann (1939), S. 1175. 137 Malpighi, Marcello (1628‐1694): De polypo cordis dissertatio. 138 Aschoff: Todesursachen (1939). 139 Aschoff bezog sich auf eine historische Skizze des Karlsruher Dichters Heinrich Vierordt (1855‐ 1945): „Todesursachen bei namhaften Medizinern“ und dessen Monographie „Todesursachen im ärztlichen Stande“. 140 Aschoff: Todesursachen (1939), S. 610. 141 Aschoff: Virchow (1940). 30

Seiten rezensiert und zeigt einmal mehr die Wichtigkeit, die Rudolf Virchow für

Aschoff hatte.142

3.2) Arbeiten über die ‚Syphilis’ und ‚Rudolf Virchow’

Während seiner Karriere als Medizinhistoriker widmete Ludwig Aschoff sich allen Aspekten und Themengebieten des Faches: In seinen Vorlesungen gab er einen ausführlichen Überblick über die Geschichte der Medizin von ihren Anfängen in der

Frühzeit über Antike und Mittelalter bis in die moderne Neuzeit.143

Der allgemeine Überblick über Aschoffs medizinhistorische Arbeit zeigte bereits, dass er sich bei aller Vielfalt immer wieder den Themen ‚Syphilis’ und ‚Rudolf

Virchow’ zuwandte. Über beide veröffentlichte Aschoff bereits in den 20er Jahren und erneut Ende der 30er Jahre, als Direktor des medico‐historischen Instituts der

Universität Freiburg. Die beiden Themen haben noch etwas gemeinsam: Sie sind von

Aschoff nicht rein medizinhistorisch verstanden worden, sondern sie berührten auch sein eigenes Fach, die Pathologie. Die Sonderstellung dieser Themen innerhalb der

Arbeit Aschoffs begründet deren Darstellung in einem gesonderten Kapitel.

3.2.1) Syphilis

Die Geschichte der Syphilis hat die Wissenschaftler bereits seit ihrem Auftreten beschäftigt.144 Bis in die heutige Zeit sind ihre Ursprünge nicht geklärt. Bereits zu

Beginn des 20. Jahrhundert beschäftigte diese Frage eine Reihe von Wissenschaftlern:

Historiker suchten in alten Texten nach Hinweisen, Pathologen untersuchten alte

Knochen. Damals war das Gebiet der Paläopathologie neu entstanden, als eine

Wissenschaft zwischen Geschichte und Pathologie. Somit war auch der Pathologe

Aschoff an der Beantwortung dieser Frage interessiert. Zu Aschoffs Zeit herrschten zwei Lager vor: Die „Amerikanisten“ einerseits gingen von einem amerikanischen

142 siehe hierzu Kapitel 3.2.2) dieser Arbeit. 143 UAF, E 10, 153 und 81. 144 Über die Geschichte der Syphilis und den aktuellen Wissensstand siehe Leven: Infektionskrankheiten (1997), S. 53‐60; ders.: Krankheiten (1998), S. 177‐179. 31

Ursprung der „Lustseuche“ aus, die von Kolumbus´145 Matrosen nach Europa eingeschleppt worden war. Das andere Lager hielt die Syphilis für eine europäische

Seuche, die bereits in der Antike hier heimisch war. Zu diesem Lager gehörten auch

Karl Sudhoff und Paul Diepgen. Die Forschung zur Geschichte der Syphilis stützte sich auf zwei große Gruppen von Quellen: Einerseits die antiken und mittelalterlichen europäischen Texte, in denen nach Hinweisen für eine Existenz der

Seuche vor 1492 geforscht wurde und andererseits die prähistorischen Knochen in

Amerika und Europa, die auf pathologische Veränderungen durch Syphilis untersucht wurden.

Auch Ludwig Aschoff beschäftigte sich mit dem Ursprung der Syphilis. Die erste

Veröffentlichung Aschoffs zu diesem Thema ist von 1925:146 Im Archiv für Geschichte der Medizin wurde im Dezember 1925 eine „Bemerkung zur Arbeit von Gaston

Vorberg „Über den Ursprung der Syphilis““147 von Aschoff abgedruckt. Gaston

Vorberg148 hatte in seinem Buch über den Ursprung der Syphilis149 neolithische

Knochen erwähnt, deren Veränderungen von Aschoff als syphilitisch beschrieben worden seien.150 Aschoff wehrte sich in seiner ‚Bemerkung’ gegen den Abdruck seiner angeblichen Meinung. Diese habe er 1913 in einem Brief an seinen Kollegen

Sudhoff zwar geäußert, aber auch damals habe er nur geschrieben, die Knochen seien „mit größter Wahrscheinlichkeit syphilitisch“151. Eine sichere Aussage war nicht zu treffen gewesen, da ihm lediglich Fotografien der Knochen vorgelegen hätten. Der

‚Bemerkung’ legte Aschoff Fotografien rezenter syphilitisch veränderter Knochen bei, um ihre große Ähnlichkeit mit den neolithischen zu zeigen. Aufgrund dieser

Ähnlichkeit hätte er diese Äußerung gemacht. Der Veröffentlichung gingen mehrere

145 1451‐1506, Seefahrer und Kartograph. 146 1904 erschien ein Aufsatz Aschoffs „Über akute Entzündungserscheinungen an Leber und Nebenniere bei kongenitaler Syphilis“ in den Verhandlungen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft 6, S. 205‐207, also eine pathologische Arbeit. 147 Aschoff: Zu Vorberg (1925). 148 1875‐1947, Mediziner. 149 Vorberg: Syphilis (1924). 150 Ebd., S. 9. 151 Aschoff: Zu Vorberg (1925), S. 307. 32

Briefwechsel voraus, die in Aschoffs Nachlass erhalten sind.152 Den ersten dieser

Briefwechsel über Vorbergs Buch führte Aschoff mit Gerson Unna153, der Vorbergs

Buch rezensieren sollte und bei Aschoff um Beweise für die syphilitische Natur der erwähnten Knochen anfragte.154 Aschoff wollte diese Angelegenheit noch vor seiner

Weltreise klären.155 Dies gelang ihm nicht. Nach seiner Rückkehr im Dezember 1924 folgte eine ausführliche Korrespondenz mit Sudhoff, bei dem Vorberg 1913 gearbeitet hatte, und mit Vorberg selbst. Sudhoff wusste nicht, auf welche Grundlage sich Vorbergs Aussage stützte, sagte Aschoff aber den Abdruck einer Richtigstellung im Archiv für Geschichte der Medizin zu. Vorberg wiederum erklärte, er berufe sich auf eine mündliche Mitteilung, die Sudhoff ihm gegenüber gemacht habe. Er schrieb, dass:

„der Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin Prof. Dr. Sudhoff in Leipzig mir s.Z. die betreffenden Abbildungen der steinzeitlichen Knochenfunde für meine Arbeit vorlegte mit der Bemerkung, auch Sie hätten sich für eine syphilitische Erkrankung jener Knochen ausgesprochen.“156

Aschoff korrespondierte mit vielen verschiedenen Kollegen über Vorbergs Buch.

Ebenso wie der erwähnte Unna fragten der Hygiene‐Professor Fritz Lenz157 und der

Psychiatrie‐Professor Karl Wilmanns158 aus Heidelberg bei Aschoff an. Sogar aus

Amerika erhielt Aschoff Briefe über seine angebliche Bekräftigung der Vorberg’schen

These im Fall der Knochen in dessen Buch: Sigmund Pollitzer159 sollte für eine amerikanische Zeitschrift Vorbergs Buch rezensieren und bat Aschoff um eine

152 Die im Folgenden besprochenen Briefwechsel über Vorbergs Buch stammen aus UAF, E 10/49, wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland, 1925‐1927, L‐Z. 153 1850‐1929, Dermatologe. 154 UAF, E 10/49, unter S, Postkarte ohne Datum, „Abs. (unleserlich) Unna, Osterstrasse 129, Hamburg“. Die Postkarte wurde vermutlich im März 1924 geschrieben, da Aschoffs Antwort vom 13. März 1924 stammt. 155 Vgl. Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 325‐375, Aschoff fuhr im März über London in die USA, von dort im Juni nach Japan (dorthin kam seine Frau Clara nach) und China, am 7. Dezember 1924 kam er wieder in Freiburg an – rechtzeitig zur Reichtagswahl. 156 UAF, E 10/49, Wissenschaftliche Korrespondenz 1925‐1927, L‐Z, unter S, Brief Vorbergs an Aschoff vom 31/XII. 24. 157 1887‐1976. 158 1873‐1945. 159 1859‐1937. 33

Stellungnahme.160

Die Frage um die syphilitische Natur der besprochenen neolithischen Knochen berührte Aschoff als Medizinhistoriker wie auch als Pathologen, zu dessen

Handwerk die Untersuchung krankhaft veränderter Knochen gehörte. In den vielen

Briefen wirkt es, als sei Aschoff nicht grundsätzlich an der Frage interessiert, ob die fraglichen Knochen durch die Syphilis oder eine andere Krankheit verändert waren.

Es scheint, als legte Aschoff weit größeren Wert darauf, korrekt und autorisiert zitiert zu werden.161

Die nächste öffentliche Erwähnung syphilitischer Knochenveränderungen durch

Aschoff war 1927 auf der Sitzung der Freiburger Medizinischen Gesellschaft.

Hierüber ist in der Klinischen Wochenschrift ein Bericht abgedruckt.162 Das Freiburger pathologische Institut besaß eine Sammlung von Knochen, die für syphilitisch gehalten worden waren. Am Pathologentag 1926 wurden sie jedoch für durch zwei andere Knochenerkrankungen163 verändert erklärt. Aschoff hatte daraufhin seinen

Mitarbeiter Moritz Weber164 dazu veranlasst, alle Freiburger Knochen erneut zu untersuchen. Weber erläuterte in einer Arbeit die Unterschiede zwischen Syphilis und anderen Knochenkrankheiten und stellte neue Untersuchungsmethoden vor.

Diese wurden von Aschoff in seinem Vortrag 1927 den Forschern empfohlen.

Aschoff hatte die Knochen auch den bekanntesten Knochenpathologen Deutschlands

160 UAF, E 10/49, Wissenschaftliche Korrespondenz 1925‐1927, L‐Z, unter S, Brief vom 3. Februar 1925. Interessant, wie der Diskurs über den Ursprung der Syphilis fast bizarre Züge annahm: “In looking over the literature of the history of Syphilis I have been struck with a tendency shown by all writers to assume a controversial attitude, to minimizing or ignore such facts as do not suit their theories and to lose their critical faculties in estimating those data which seem to favour their particular views. I find it rather amusing to present the saddle‐nose of Socrates as proof of Syphilis in ancient Greece. From all that we know of the effects of untreated bone syphilis of the nose I think it is probable that the world would have been poorer by Plato´s Dialogues if Socrates had suffered from syphilis.” Sokrates’ Nase war auch in Vorbergs Buch als Beweis für eine antike Syphilis angeführt. 161 Vgl. zum Beispiel UAF, E 10/49, unter S, Briefe von Aschoff an Sudhoff, vom 20.Januar 1925 und vom 15.9.25, auch unter S, Aschoff am 13.III.24 an Unna. 162 Engelking. 163 Ostitis deformans = Osteodystrophia fibrosa = M. Paget und Ostitis fibrosa = M. Recklinghausen. 164 Seine genauen Lebensdaten bleiben unklar. Er habilitierte sich Anfang der 30er Jahre für HNO über Otosklerose, vgl. Brief an Aschoff vom 16. Februar 1934 in UAF, E 10/123, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland, 1.I.‐31.X.34, II: L‐Z, unter W. 34 zur Untersuchung zugeschickt und die meisten stimmten bezüglich der Diagnose

Syphilis mit Weber überein.165

Dieser Vortrag ist nur insoweit medizinhistorisch, als er Aschoffs Disput mit

Vorberg zum Anlass hat. Die wissenschaftlichen Methoden, über die Aschoff im

Detail berichtete, waren hauptsächlich für Pathologen und andere Wissenschaftler interessant, die Knochen auf pathologische Veränderungen untersuchen wollten.

Unter diese Knochen fielen auch präkolumbianische wie diejenigen, deren Fotos

Aschoff 1913 gesehen hatte. Daher könnte dieser Vortrag auch als paläopathologisch gelten, da historische Knochen mit modernen Methoden untersucht wurden, um

Diagnosen zu stellen.

In den Jahren zwischen 1927 und 1939 veröffentlichte Aschoff keine Arbeiten

über die Syphilis, sie war weder Gegenstand seiner medizinhistorischen noch seiner pathologischen Arbeiten. Er beschäftigte sich jedoch weiterhin mit dem Thema: In seinem Nachlass sind zahlreiche Briefe enthalten, in denen sich Aschoff mit seinen

Kollegen über die verschiedenen Aspekte der Syphilis austauschte. 1928 erstellte

Aschoff für den Berliner Anthropologen Eugen Fischer166 ein Gutachten über

Knochen, deren Veränderungen Aschoff als durch die „echte Syphilis [...] oder eine der Syphilis‐ähnlichen Erkrankungen der Tropen“167 verursacht ansah. Im gleichen

Jahr korrespondierte Aschoff mit Christeller in Berlin168 und Luckoff in Leipzig über

Nachbildungen von Knochen aus dem 12. Jahrhundert. Diese hatte er in Lund gefunden – und sie sähen aus wie syphilitisch verändert.169 Aus dem Jahr 1929 stammt ein Schriftwechsel mit Lorenz Michaelis, der Aschoff 1929 aus Breslau über

165 Vgl. die Briefe in UAF, E 10/49, Wissenschaftliche Korrespondenz,1925‐1927, L‐Z, unter S Briefe der Pathologen Martin Benno Schmidt (1863‐1949, Freund Aschoffs), und Georg Schmorl (1861‐1932). 166 1874‐1967, Mediziner, Anthropologe und Rassenhygieniker. 167 UAF, E 10/44, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland 1927‐1929, A‐H, unter F, Briefe vom 24. Mai 1928 und ohne Datum. 168 UAF, E 10/44, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland 1927‐1929, A‐H, unter C, 2.10.28; Erwin Christeller (1889‐?) war Prosektor am Rudolf‐Virchow‐Krankenhaus in Berlin, Luckoffs Lebensdaten konnten nicht gefunden werden. 169 UAF, E 10/45, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland 1927‐1929, H‐Z, unter L, 2.10.28. 35 die Vorberg’schen Knochen schrieb.170 Er hatte sie mit Schmorl zusammen untersucht und die beiden schlossen eine Osteodystrophie mit Sicherheit aus.

„Man dürfte sie deshalb wohl für Syphilis halten, wenn nicht in jedem dieser frühen Fälle die Möglichkeit anderer, heute vielleicht gar nicht mehr oder nicht in dieser Form existierender Knochensystem‐Erkrankungen theoretisch zugegeben werden müsste.“171

Im September und Oktober 1930 befand Ludwig Aschoff sich auf einer

Russlandreise. Dort führte er ein Tagebuch, das 1998 veröffentlicht wurde.172 Einige

Auszüge dieses Tagebuchs schickte er auch an seine Familie.173 Er berichtete von seinen Fahrten zu den Gräberfeldern des Dorfes Gwelety und der Königsstadt

Mzchet aus dem 13. Jahrhundert, die durch einen Fluss bzw. eine Straße so verändert waren, dass man in die Grabkammern hineinsehen konnte. Bei beiden Gelegenheiten besah sich Aschoff die Grabkammern sehr genau, denn er stellte hinterher fest „An dem Femur und dem Radius der einen [...] Grabkammer fand ich nichts von krankhaften Veränderungen.“174 und „Knochen fand ich nicht.“175 Ebenfalls in beiden

Büchern erwähnte Aschoff auch seinen Besuch im Grusinischen Museum in Tiflis.

Dort waren die Knochen aus Mzchet ausgestellt, über die Aschoff bemerkte: „Leider wenig Extremitäten, mehr Schädel. Von Syphilis keine Spur.“ 176 Er war also auch auf seiner Russlandreise bei Besichtigungen ganz der interessierte Wissenschaftler, der ständig nach neuen Beweisen suchte. Insgesamt wirkt die Beschreibung der Schädel aber nicht wichtiger für Aschoff als die anderen Beschreibungen, die er von seiner

Reise gibt, wie zum Beispiel das tägliche Leben aussah, was er gegessen hatte, wo er geschlafen hatte und wie viel Beifall seine Vorträge bekommen hatten.

In Aschoffs Nachlass findet sich kein Brief, der aus den nächsten acht Jahren stammt und sich besonders mit den Fragen nach dem Ursprung der Syphilis oder

170 UAF,E 10/45, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland 1927‐1929, H‐Z, unter M, 8. Juni 29. 171 Ebd. 172 Gross und Richter: Reisetagebuch (1998). 173 Vgl. Aschoff: Gelehrtenleben (1966); die Beschreibung der Gräberfelder finden wir hier (S. 396, Passanaur, 30. September 1930, bzw. 397f) und im Reisetagebuch (S. 71 bzw. 73). 174 Gross und Richter: Reisetagebuch (1998), S. 71. 175 Ebd., S. 73. 176 Ebd., S. 76. 36 syphilitischen Veränderungen an Knochen beschäftigte. Erst aus dem Jahr 1938 stammt ein Briefwechsel Aschoffs mit Erich Hoffmann177 statt. Sie tauschten sich ausführlich über die Geschichte der Syphilis, wissenschaftliche Beweise und

Literatur zum Thema aus.178

Die große Zahl dieser Briefe zeigt deutlich, wie sehr die Geschichte der Syphilis

Aschoff beschäftigte. Er las nicht nur Veröffentlichungen darüber, sondern trat auch in Kontakt zu Autoritäten und Kollegen in ganz Deutschland. Aschoff veröffentlichte zwar zwischen 1927 und 1939 keinen Aufsatz zum Thema, aber in gewisser Weise ging er mit seiner Meinung doch an die Öffentlichkeit: In seinem Nachlass sind

Vortrags‐ und Vorlesungsmanuskripte enthalten, in denen Aschoff den Gegenstand besprach. Ein Abschnitt enthält ungedruckte Vorträge Aschoffs, einer davon trägt den Titel „Die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern“179, eine Datierung ist leider nicht erhalten. An einer Stelle schrieb Aschoff jedoch, er habe „vor mehr als 50 Jahren bei Schaafhausen [sic] in Bonn die Schädelkalotte des

Neanderthalers demonstriert bekommen“180 – Hermann Schaaffhausen181 war seit

1844 außerordentlicher Professor an der Universität Bonn und Aschoff hatte während seines Studiums zwischen 1885 und 1890 bei ihm Vorlesungen gehört.182

Damit muss der Vortrag zwischen 1935 und 1940 entstanden sein. Die

Formulierungen, die Aschoff in diesem Vortrag benutzte, sind weitgehend dieselben, die auch in seinen Vorlesungen vorkommen. Auch hier verweist er auf das Buch des amerikanischen Paläontologen Roy Moodie über Paläopathologie183, aus dem er

Abbildungen zeigte und zitierte. Den Vortrag hat Aschoff aber sicherlich vor

177 1868‐1959, Dermatologe. Er entdeckte 1905 zusammen mit Fritz Schaudinn (1871‐1906) den Syphilis‐Erreger Spirochaeta pallida ( = Treponema pallidum). 178 UAF, E 10/107, Wissenschaftliche Korrespondenz 1917‐1939, G‐S, unter H. 179 UAF, E 10/94, Vorträge, „Die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern“, 10 Seiten Maschinenschrift. 180 Ebd., S. 7. 181 1816‐1893, Anthropologe. 182 vgl. Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 411, Brief Aschoffs vom 23. Januar 1932 an seinen Sohn, dem er ein Buch über den Neandertaler schickte: „Als ich in Bonn studierte, hielt der damalige Anthropologe Schaffhausen [sic] Vorträge über diesen Vorgänger der rezenten Menschen.“ 183 Moodie: Paleopathology (1923). 37 medizinischen Laien gehalten, denn er übersetzte die lateinischen Namen der

Krankheiten, über die er sprach. Vor welchem Publikum und in welcher Eigenschaft

Aschoff diesen Vortrag gehalten hat, sowie ob der Vortrag gehalten wurde, ist leider mangels Angabe von Datum und Anlass nicht zu eruieren.

Zu Beginn seines Vortrags schilderte Aschoff die Aufgaben der

Medizingeschichte wie er sie verstand, mit den vier gleichrangigen Teilgebieten

Geschichte des Wesens der Krankheit, der Therapie, des ärztlichen Standes und der

Ausbildung zum Arzt.184 Hier stellte er sich als Medizinhistoriker dar: „Während wir in der Geschichte der modernen Medizin diese vier Abschnitte gleichmässig [sic] behandeln, [...]“.185 Schwieriger würde diese ausgewogene Beschäftigung mit den vier Teilgebieten die Medizin der Urzeit betreffend, da als Quellen lediglich Knochen zur Verfügung stünden, nicht aber Unterlagen über die Heilenden und deren

Ausbildung oder Quellen zum Verständnis der Krankheiten. Also müssten die krankhaften Veränderungen der Knochen umso genauer untersucht werden. Aschoff berichtete detailliert von tuberkulösen Knochenveränderungen und fragte:

„Gibt es nun eine zweite Infektionskrankheit, die auch das Knochensystem befällt und an ihm schwere Veränderungen macht? Ja, solche Krankheit kennen wir. Das ist die Syphilis. War auch diese bei uns [...] seit dem Neolithikum heimisch? Oder ist sie vielleicht in der neuen Welt entstanden [...]? In dieser heiss umstrittenen Frage kann nur der prähistorische oder historisch jedenfalls vor Columbus Heimkehr liegende Knochenbefunde [sic] der alten Welt ein sicheres Zeichen der Syphilis in früheren Tagen sein. [...] Soweit ich die Literatur darüber übersehe, und selbst die alten Knochen Europas studiert habe, ist das Vorkommen syphilitischer Veränderungen an präcolumbischen Schädeln und Extremitätenknochen in Europa wohl vereinzelt behauptet aber nicht erwiesen.“186

Im Folgenden beschrieb er ausführlich die von ihm untersuchten Knochen und

Mumien, die alle ohne syphilitische Knochenveränderungen seien. Dagegen würden in Amerika immer mehr präkolumbianische Knochen mit Veränderungen durch

Syphilis gefunden. Bevor er sich der Medizin der noch lebenden Naturvölker zuwandte, bezeichnete Aschoff sich als Pathologen und stellte fest: „Vorläufig stehe

184 S. Kapitel 1.3.1 dieser Arbeit. 185 UAF, E 10/94, Vorträge, „Die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern“, S. 1. 186 Ebd., S. 8f. 38 ich also als pathologischer Anatom auf dem Standpunkt, dass die Syphilis von

Amerika nach Europa gekommen ist [...].“187 So sehr dieser Vortrag von der

Geschichte der Medizin handelte, am Ende charakterisierte Aschoff sich dennoch als

Pathologen. Dass er sich damit bewusst von den Historikern distanzierte, ist wenig wahrscheinlich. Eher konstatierte er lediglich, dass die Frage mit historischen

Methoden nicht zu beantworten war und er persönlich deshalb die pathologischen bevorzugte, um sie zu klären.

In den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der

Technik erschien 1938 der Bericht über die Verhandlungen der Deutschen

Gesellschaft für Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik188 in Stuttgart 1938. Den letzten Vortrag der ersten Sitzung hielt Aschoff, der Titel lautete: „War die Syphilis von altersher eine europäische Krankheit?“189 Den Vortrag veröffentlichte er 1939 in seinen Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte190 unter obigem Titel.191 Hier fasste er die Ergebnisse der Syphilisforscher des 20.

Jahrhunderts zusammen, die sich im Wesentlichen auf Textkritik stützten, den

Knochen sei von Sudhoff und Diepgen kein großer Wert beigemessen worden. Die hauptberuflichen Medizinhistoriker Sudhoff und Diepgen waren aufgrund antiker

Texte der Ansicht, die Syphilis sei eine alte europäische Krankheit. Es folgt eine

Stelle, an der sich Aschoff selbst als Nicht‐Historiker beschreibt: „Ich weiß, dass ich kein Textkritiker bin. Insofern hätte ich kein Recht, mich zu diesen Arbeiten zu

äußern.“192 Obwohl er sich für nicht genügend qualifiziert hielt, betrieb er

Medizingeschichte mit der historischen Methode und begann damit, die alten Texte unter der Frage nach Beschreibungen der Syphilis durchzuarbeiten:

187 UAF, E 10/94, Vorträge, „Die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern“., S. 9. 188 Im Folgenden DGGMNT. 189 Heischkel: Bericht (1938), S. 21. 190 Die Reihe wurde von Eduard Seidler fortgesetzt und wird inzwischen unter dem Titel Medizingeschichte im Kontext herausgegeben. 191 Aschoff: Syphilis (1939). 192 Ebd., S. 4. 39

„Nach der allerdings nur teilweisen Durcharbeitung der Werke des Hippokrates, Celsus, Galen, Rufus, Aretäus, Caelius Aurelianus, kann ich das Urteil Sudhoffs nur unterschreiben.“193

Darauf folgten die Quellenkritik und die Interpretation: Man könne nicht sicher sein, dass Syphilis beschrieben worden war, es könnte sich auch um andere

‚Lustseuchen’ gehandelt haben. Auffallend bei den Texten – und hier zeigte sich

Aschoff als Pathologe – sei „allerdings das mehrfach in den klassischen Schriften erwähnte Vorkommen eines Aneurysmas“.194 Ein sicher syphilitisches

Aortenaneurysma würde die Diagnose der Syphilis fraglos unterstützen, aber nur solche traumatischer Genese wurden gefunden. Die Frage, ob die Krankheit Syphilis bereits im Altertum bekannt gewesen war, ließe sich allein aufgrund der alten Texte nicht abschließend beantworten: „So bleiben zur Beantwortung dieser unlösbar erscheinenden Frage nur noch die Knochenbefunde.“195 Zu den Knochenbefunden

äußerte Aschoff sich ausführlich, er beschrieb sämtliche bekannten europäischen und afrikanischen Knochen, die sicher von vor 1492 stammten. Niemand habe an diesen zweifelsfrei Syphilis diagnostizieren können. Lediglich Knochen, die 1872 in

Frankreich gefunden worden waren, zeigten syphilitische Veränderungen. Da

Aschoff sonst von keinerlei Knochen in Europa wusste, die aus der Zeit vor

Kolumbus stammten und sicher syphilitisch verändert waren, zweifelte er das Alter der französischen Knochen an. Zur Untermauerung seiner Zweifel zitierte er H.U.

Williams196, der in einem für neolithischen Ursprungs gehaltenen Grab eine

Bierflasche gefunden hatte.197

Hingegen waren in Amerika präkolumbianische syphilitische Knochen gefunden worden, so zum Beispiel von H.U. Williams.198 Obwohl Aschoff gleich zu Beginn des

Textes angab, wegen der Knochenbefunde eine von Sudhoffs und Diepgens Meinung

193 Aschoff: Syphilis (1939), S. 5. 194 Ebd., S. 6. 195 Ebd., S. 8. 196 Vermutlich amerikanischer Paläopathologe. Seine Lebensdaten und sein vollständiger Name konnten während der Recherche leider nicht gefunden werden. 197 Aschoff: Syphilis (1939), S. 9. 198 Ebd., S. 11. 40 abweichende Ansicht zu vertreten, schloss er den Artikel mit der Aufforderung

„Jedenfalls muß die Frage nach der Herkunft der Syphilis von neuem von den

Pathologen und Archäologen aufgegriffen werden“199, da die alten Texte erschöpfend bearbeitet seien.

Die erste Diskussion dieser Arbeit erfolgte bereits 1938 nach Aschoffs Vortrag in

Stuttgart. Heischkel200 fasste sie ‐ ohne zu werten ‐ folgendermaßen zusammen:

„Herr Diepgen stimmt dafür, daß diese Frage nur von der pathologischen Anatomie gelöst wird, weil die Krankheitsbeschreibungen uns im Stich lassen und auch die Krankheitsnamen oft trügen, wie z.B. auch die Perlsucht der Tiere im 18. Jhdt. als Franzosenkrankheit beschrieben wird. Herr Haberling erwähnt, daß die von Williams beschriebenen Knochen nicht an der Landungsstelle des Kolumbus gefunden worden sind. Der Vortragende glaubt nicht, daß syphilitische Knochen in Europa gefunden werden. Die syphilitischen Befunde sind von Williams in Nord‐, Süd‐ und Mittelamerika erhoben worden. Frambösie und Yaws sind vor der syphilitischen Zeit bekannt, sie kommen in allen Gegenden vor. In Japan und China ist die Syphilis erst seit Anfang des 16. Jhdts. bekannt geworden.“201

Damit zeigte sich Diepgen trotz ihrer verschiedenen Ansichten über den wahren

Ursprung der Syphilis mit Aschoff einig hinsichtlich der Methode, mit der die Frage gelöst werden sollte: Der Pathologie. So wird auch klar, dass die Geschichte der

Syphilis Aschoff nicht nur als Medizinhistoriker anspricht – die endgültige Lösung der Frage war übereinstimmend der Pathologie übergeben worden. Die

Syphilisgeschichte war eine hervorragende Möglichkeit für Aschoff, nach seiner

Emeritierung seinen Lehrauftrag für Geschichte der Medizin zu erfüllen und gleichzeitig die Wissenschaft weiter zu pflegen, die er sein ganzes Leben lang betrieben hatte.

Über den Aufsatz Aschoffs erschienen in verschiedenen Zeitschriften

Rezensionen, sowohl in medizinischen wie der Medizinischen Klinik und der DMW202, als auch in medizinhistorischen wie dem Janus.203

In den medizinischen Zeitschriften wurde die Arbeit nicht als medizinhistorisch

199 Aschoff: Syphilis (1939)., S. 12. 200 Edith Heischkel (1906‐1987), Schülerin Diepgens, Medizinhistorikerin in Berlin und Mainz. 201 Heischkel, S. 21. 202 Kroemer in der Medizinischen Klinik, Berg in der DMW 203 O.V.: Syphilis (1939). 41 angesehen: Nach Berg nahm Aschoff „in dieser interessanten Schrift vom

Standpunkt des pathologischen Anatomen Stellung. Durch textkritische

Untersuchungen“204 war die Frage nach der Herkunft der Syphilis bislang nicht gelöst. Aschoff wurde also trotz dieser medizinhistorischen Arbeit nicht als

Geisteswissenschaftler wahrgenommen, der Rezensent sah in ihm weiterhin den

Pathologen.

Im Janus wurde eine kurze Inhaltsangabe gedruckt, in der Sudhoffs, Diepgens und Blochs205 Ansichten wiedergegeben wurden. Aschoff habe jedoch „bei neolithischen oder historisch präkolumbischen Knochen Europa’s [sic] niemals für die Seuche charakteristische Kennzeichen gefunden.“206 Sonst habe ebenfalls niemand präkolumbianische syphilitische Knochen gefunden. „Auf [sic] diesen und anderen Gründen ist Aschoff zu einer von der Sudhoffschen abweichenden Meinung gekommen.“207 Auch diese Rezension nimmt keine Wertung oder Einordnung der

Aschoffschen Arbeit vor, sie gibt lediglich eine kurze Zusammenfassung des

Aufsatzes.

Dem Thema der Geschichte der Syphilis blieb Aschoff bis 1940 treu: Bis zum Ende des ersten Trimesters 1940 las er in Freiburg über Medizingeschichte.208 In seinen

Vorlesungen kam er auch auf dieses Thema zu sprechen. Inhaltlich entsprachen sie den beiden behandelten Vorträgen und dem Aufsatz über den Ursprung der

Syphilis. Er erwähnte den Streit der Meinungen, vollzog ihre Begründungen nach und schloss damit, dass die Frage seiner Ansicht nach nur durch pathologische

Untersuchungen an präkolumbianischen Knochen beantwortet werden konnte.

Aus dem zuvor Gesagten wird nun klar, dass die Geschichte der Syphilis Aschoff

204 Berg, S. 1642. 205 Iwan Bloch (1872‐1922), Arzt und Sexualforscher (führte den Begriff der ‚Sexualwissenschaft’ ein), vertrat die amerikanische Herkunft der Syphilis. 206 O.V.: Syphilis (1939), S. 336. 207 Ebd. 208 UAF, E 10/153, Übersicht über die Geschichte der Medizin. S.S. 1937‐ S.S. 1940. Ebenfalls von 1940 stammt ein Brief des Pathologen Paul Busse‐Grawitz (?‐1983), mit dem Aschoff über die Geschichte der Syphilis korrespondierte: UAF, E 10/140, Amerikanische Korrespondenz vom 15. Mai 1937, unter B, Busse‐Grawitz an Aschoff am 23. Dezember 1940. Der übrige Briefwechsel zwischen den Beiden betrifft pathologische Themen. 42 beinahe während seines gesamten Berufslebens begleitete. Sie wurde als medizingeschichtliches Thema verstanden, wie die Tatsache zeigt, dass die bedeutendsten Medizinhistoriker der Zeit sich damit beschäftigten. Daher ist

Aschoffs Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig für seine Einordnung als

Medizinhistoriker, obwohl er auch auf die pathologischen Seiten einigen Wert legte.

3.2.2) Rudolf Virchow

Mit Rudolf Virchow musste sich jeder Pathologe des 19. und 20. Jahrhunderts befassen. Virchow hatte den ersten deutschen Lehrstuhl für pathologische Anatomie innegehabt. Die gerade begründete Lehre der Pathologie fußte auf Virchows

Zellularpathologie, die für den „Durchbruch naturwissenschaftlicher Erkenntnis in der Medizin“209 gesorgt hatte. Aschoff bewunderte den Wissenschaftler und setzte sich eingehend mit dessen Theorien auseinander. Rudolf Virchow war der bedeutendste deutsche Pathologe seiner Zeit.210 Er revolutionierte die moderne

Medizin, indem er die Zellularpathologie begründete. Diese trat an die Stelle der bis dahin herrschenden Lehren der Humoral‐ und Konstitutionspathologien. Sie besagt, dass jeder Organismus aus Zellen aufgebaut ist. Gesundheit ist, wenn die Zellen oder ihre Funktion nicht gestört sind, Krankheit, wenn eine Störung vorliegt.

Virchow wurde aber nicht nur als Pathologe bekannt, sondern auch als

Anthropologe, Archäologe, Hygieniker und aktiver Politiker: Er war Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei und saß im Preußischen Abgeordnetenhaus. Seine zahlreichen Interessensgebiete konvergieren, sie können zusammengefasst werden in der liberalen Vorstellung Virchows, jeder Bürger habe das Recht, „»ein gesundes

Leben» zu führen“211, dessen Vorraussetzungen der Staat zu schaffen habe. So

209 Franz, S. 2995. 210 Zu Virchow siehe auch Ackerknecht (1957); Beneke: Virchow im Robert‐Koch‐Film (1940); David; Diepgen: Virchow und Romantik (1932); ders.: Rudolf Virchow (1937); ders. und Rosner: zur Ehrenrettung (1941); Diepgen: Rudolf Virchow (1946); ders.: Rudolf Virchow (1957); Franz; Goschler; Gruber; Guttmann; Klebs; Kohut; Lartschneider; Leven: Infektionskrankheiten (1997), S. 83f; Schipperges; Mann; Pagel, W. (1931); Recklinghausen; Reim (1990); Schipperges; Sudhoff: Virchow und die Deutschen Naturforscherversammlungen (1922); Thiel. 211 zitiert nach Schipperges, S. 28. 43 erscheint sein Einsatz auf den Gebieten der Sozial‐ und Gesundheitspolitik folgerichtig.

Dass Ludwig Aschoff sich mit der Lehre und der Person Virchows beschäftigte, liegt nahe: War er doch die herrschende Autorität in seinem Fach, der Pathologie,

Vorsitzender der Deutschen Pathologischen Gesellschaft und Herausgeber der wichtigsten deutschen pathologischen Zeitschrift. Aschoff hatte mehrere Zugänge zu

Virchow. In seinen Briefen betrachtete er den Menschen Virchow und setzte seine

Gedanken über den Politiker auseinander. Außerdem bewunderte er den bedeutenden Pathologen und seine wissenschaftlichen Erfolge. In seinen pathologischen Arbeiten zitierte er Virchow immer wieder als Autorität, ebenso in den wissenschaftstheoretischen. Aschoff hatte mehrere Aufsätze über den

Krankheitsbegriff geschrieben,212 in denen er sich mit Virchows Theorien auseinandersetzte. Virchow war der Begründer der noch jungen Disziplin der

Pathologie, die sich ihren Platz unter den medizinischen Fächern noch sichern musste – besonders als die Bakteriologie an Bedeutung zunahm. Die erste schriftliche Äußerung Aschoffs über Virchow stammt aus einem Brief von 1901. Im September dieses Jahres nahm der junge Privatdozent Ludwig Aschoff an einer Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft in Hamburg teil. Von dort schrieb er an seine Frau über Virchow, der mit seinem Verhalten bei allen

Anwesenden großen Ärger auslöste.213 Ein halbes Jahr später, im Januar 1902, hatte

Virchow sich eine Oberschenkelhalsfraktur zugezogen. Aschoff befand sich gerade in

Paris, um das Pasteur‐Institut zu besuchen, als er davon hörte und an seine Eltern schrieb:

„Es ist ja ein scheußliches Gefühl, daß man so das Lebensende eines Mannes betrachtet, der unsere ganze Wissenschaft begründet usw. und dessen Tod auch jetzt noch ein Verlust für die Wissenschaft bedeuten würde, und doch, wie aufrichtig würde die Teilnahme an seinem Tode sein, wenn er diejenigen Posten,

212 Aschoff: Verständigung über den Krankheitsbegriff (1917) und ders.: Krankheitsbegriff (1909); ähnlich: Aschoff: Pathos und Nosos (1910) und ders.: Über Entzündungsbegriffe (1922). 213 Vgl. Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 90‐94; auf S. 91: „Es war, wenigstens unter uns Jüngeren, allgemeine Empörung über Virchow. Nur sein Alter entschuldigt diese Manieren [...]“ 44

um die er sich seit Jahren fast gar nicht gekümmert, den dazu berufenen überlassen hätte. Ich wünsche aufrichtig, daß der Greis nicht allzu schwer zu leiden hat und entweder eine glückliche Genesung oder einen sanften Tod findet. Denn ein längeres Siechtum denke ich mir für einen so lebhaften Mann wie Virchow furchtbar.“214

Hier zeigt sich bereits, wie sehr Aschoff den Wissenschaftler Virchow bewunderte. Er sah in ihm den Begründer der gesamten Pathologie. Trotzdem kritisierte Aschoff bestimmte persönliche Züge Virchows, die er bereits im Jahr zuvor in dem Brief an seine Frau missbilligend erwähnt hatte.

Im September 1902 starb Rudolf Virchow. Unmittelbar nach seinem Tod finden wir keine schriftlichen Stellungnahmen Aschoffs, erst wieder 1921, zu Virchows 100.

Geburtstag. In diesem Jahr verfasste Ludwig Aschoff, wie bereits erwähnt, zwei

Artikel über Virchow. In der DMW erschien Anfang Oktober 1921 „Rudolf Virchow.

Ein Rückblick“.215 Aschoff begann diesen Text mit der Gedächtnisrede, die sein

Lehrer, der Virchow‐Schüler Friedrich von Recklinghausen auf seinen Lehrer gehalten hatte.216 Diese Rede hatte von Recklinghausen bei der Tagung der

Deutschen pathologischen Gesellschaft in Karlsbad 1902 gehalten, sie wurde in der ersten Ausgabe von Virchows Archiv217 im Januar 1903 abgedruckt. Im Lauf des Textes ging von Recklinghausen der Wirkung nach, die sein Lehrer auf die Menschen hatte.

Er zählte dessen Verdienste auf und betonte besonders die medizinischen

Errungenschaften. Das politische Engagement Virchows interpretierte von

Recklinghausen als direkte Folge seiner medizinischen und naturwissenschaftlichen

Forschungen.218

Am Ende der Rede hatte von Recklinghausen Virchow „als einen Hochmeister des Denkens mit Bismarck, dem allgewaltigen Beherrscher der Seelen“219 verglichen.

Dieser Vergleich mag zunächst ironisch erscheinen, besonders angesichts der weithin

214 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S.144‐146. 215 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921). 216 Von Recklinghausen. 217 Virchows Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und klinische Medizin hieß die Zeitschrift ab Januar 1903, Virchow selbst hatte sie 1847 begründet und seither herausgegeben als Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin. 218 Vgl. von Recklinghausen, S. 6f. 219 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921), S. 1185. 45 bekannten Feindschaft der beiden Männer220. Das Originalzitat lautet folgendermaßen:

„So wie Virchow hat kein anderer Lehrer oder Schriftsteller auf mich den aktuellen Eindruck gemacht, die Wirklichkeit richtig erkannt und das Wesen der Dinge, die er besprach, erfaßt zu haben. In dieser Beziehung wüßte ich neben unserm Hochmeister des Denkens nur noch den allgewaltigen Beherrscher der Seelen: Bismarck zu nennen, der nach meinem Empfinden wohl noch ein größerer Meister im Wägen des realen und idealen Wertes der Dinge war, ebenso mächtig des geeigneten Wortes, den Nagel auf den Kopf zu treffen, wie unser Virchow.“221

Von Recklinghausen verglich also nicht die beiden Männer, sondern ihre geistige

Stärke, ihren Umgang mit Worten und ihre sprachliche Genauigkeit. Aschoff und anderen jüngeren Pathologen war dieser Vergleich durch von Recklinghausen

übertrieben erschienen.222 Jetzt aber, 1921, mit größer werdendem Abstand zu

Virchows Zeit, war Aschoff die ganze Größe des Wissenschaftlers Virchow bewusst geworden und er stimmte von Recklinghausen zu. Im Verlauf des Artikels begründete Aschoff diese Ansicht: Die Zellularpathologie war nicht als starres

System gedacht, sondern als „Prinzip als Leitfaden für die wissenschaftliche

Forschung“223, eine Erweiterung war jederzeit möglich. Und Virchows Verdienste beschränkten sich nicht auf die Begründung der Zellularpathologie. Aschoff bewunderte vielmehr die Schärfe des Denkens, mit der Virchow auftretende

Schwierigkeiten erkannte, formulierte und analysierte: nicht „die Lösung der

Probleme, sondern die Kühnheit und der Scharfsinn, mit dem sie überhaupt aufgestellt wurden, [ist] Virchows großes Verdienst.“224 Das belegte Aschoff anhand der Kritik, der die Zellularpathologie ausgesetzt worden war. Emil von Behring225

220 In den 1860er Jahren kam es im preußischen Abgeordnetenhaus zu mehreren verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem liberalen Parlamentarier Virchow und dem damaligen preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck (1815‐1898), die 1865 in einer Duellforderung durch Bismarck gipfelten. Dieses Duell wurde nie ausgefochten. Vgl. hierzu Kohut, S. 129ff, Schipperges, S. 26f, Goschler, S. 241f. 221 Von Recklinghausen, S. 7. 222 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921), S. 1185. 223 Ebd., S. 1186. 224 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921), S. 1188. 225 1854‐1917, Bakteriologe und der Entdecker des Diphtherie‐Antitoxins. 46 hatte in Virchow „den größten Hemmschuh der neuzeitlichen Medizin“226 gesehen; im Jahr 1903 hatte von Behring gar zu Aschoff gesagt: „Virchow hat mit seiner

Zellularpathologie sicher unrecht. Nur die Humoralpathologie kann uns vorwärts bringen, und die gerade hat Virchow bekämpft!“227 Mit von Behring hatte Aschoff zu seiner Marburger Zeit einige lebhafte Diskussionen geführt.228 Regelmäßig ging es dabei auch um Virchow und seine Zellularpathologie, für die der junge Pathologe immer wieder ein begeisterter Fürsprecher war. Einer der Grundsätze der

Zellularpathologie war, dass sich alles Leben in der Zelle abspielte. Diese Idee war mit dem Aufkommen der Bakteriologie stark und heftig bekämpft worden, da die

Erreger kleiner sind als menschliche Körperzellen und keinen Kern besitzen – trotzdem leben sie. Die Bakteriologen neigten auch dazu, die Krankheit nicht wie

Virchow in der gestörten Funktion der Zelle zu sehen, sondern in der Anwesenheit eines Erregers. Aschoff jedoch lobte den Pathologen:

„Nichts ist bemerkenswerter als die Objektivität Virchows gegenüber den Ergebnissen der bakteriologischen Forschung. [… Er] glaubte sich umso mehr berechtigt, bei dem allgemeinen Taumel […] vor unbegründeten Schlussfolgerungen warnen und vor allem darauf hinweisen zu dürfen, dass mit der Entdeckung der spezifischen Erreger die Zellen […] im Krankheitsbilde nicht überflüssig geworden wären.“229

Aschoff betonte wiederholt, dass die Zellulartheorie durch die Bakteriologie nicht ungültig geworden, sondern lediglich erweitert worden war. Ähnlich argumentierte er in seinem anderen Artikel von 1921: Seine Arbeit über „Virchows Lehre von den

Degenerationen (passiven Vorgängen) und ihre Weiterentwicklung“230 befasste sich hauptsächlich mit pathologischen Fragen. Aschoff stellte die von Virchow aufgestellten Systeme dar und verglich sie mit denen, die 1921 galten. Auch hier stellte er fest, dass Virchows Lehren nicht alle unverändert gültig geblieben waren.

226 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921), S. 1185; zu v. Behring siehe auch Aschoff: v. Behring (1940), Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 160‐166 und Zeiss/Bieling, S. 461. 227 Aschoff: v. Behring (1940), S. 1373. 228 Hierzu siehe Benecke, S. 619f, und Zeiss/Bieling, S. 460‐466. 229 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921), S. 1186. 230 Aschoff: Degenerationen (1921), erschienen in Virchows Archiv, im „Gedenkband zum 100. Geburtstag R. Virchows“. 47

Dennoch habe diese Änderung die Bedeutung Virchows als Wissenschaftler nicht geschmälert:

„Wir müssen zugeben, dass manche, oft auch wichtige Einzelheiten der Virchowschen Lehre [...] aufgegeben oder geändert werden mussten. Wir stehen aber bewundernd still in Erinnerung an den Mann, welcher die uns hier beschäftigenden Probleme so klar umrissen, alle Möglichkeiten der Beantwortung erwogen und mit den beschränkten Hilfsmitteln seiner Zeit sie vielfach schon so richtig beantwortet hat, dass wir der von ihm gegebenen Lösung [...] kaum noch etwas hinzuzufügen haben.“ 231

Die nächste Veröffentlichung über Virchow und seine Zellularpathologie erfolgte

1932. Aschoff rezensierte in der Deutschen Literaturzeitung ein Werk von Ernst

Hirschfeld über Virchow.232 Diese Kritik ist wie die über Ebsteins Buch über

Tuberkulosekranke233 keine eigentlich medizinhistorische Arbeit. In kurzen, knappen

Sätzen gab Aschoff den Inhalt des Buches wieder. An einer Stelle lobte er einen

Hinweis auf „die frühe Erstarrung des Pathophysiologen Virchow, der eben kein

Arzt war“234, an einer anderen klingt milde Kritik an Hirschfeld an: „Gewiß hat er versäumt, die psychische Einheit der materialistischen Zellulargemeinschaft gegenüber zu betonen.“235 Eine Wertung des Buches nahm Aschoff nicht vor.236

Insgesamt handelt es sich bei dieser Rezension weniger um einen medizinhistorischen Artikel Aschoffs, als um die Kritik eines Werkes über Virchow.

1934 wurde Aschoffs Aufsatz „Das Leben und der Zellenstaat“237 von der

Freiburger Wissenschaftlichen Gesellschaft gedruckt. Aschoff hatte ihm eine

Widmung vorangestellt: „Dem Andenken an meine Lehrer Rudolf Virchow, Friedrich von Recklinghausen, Johannes Orth gewidmet.“238 Offensichtlich betrachtete er Virchow auch als seinen Lehrer. Hauptsächlich wohl, weil dieser der Lehrer seiner Lehrer

231 Aschoff: Virchow – Degenerationen (1921), S. 183. 232 Aschoff: Hirschfeld: Virchow (1932). 233 Siehe Kapitel 3.1.3) dieser Arbeit. 234 Aschoff: Hirschfeld: Virchow (1932), S. 715. 235 Ebd., S. 714. 236 Hirschfeld selbst empfand Aschoffs Rezension als „anerkennend“, vgl. UAF, E10/56, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland 1931‐32, Verkauf Virchows Archiv, unter H, Postkarte vom 29.4.32. 237 Aschoff: Zellenstaat (1934). 238 Ebd., Deckblatt. 48 gewesen war, die Aschoff in Virchows Sinne unterrichtet hatten, und als Begründer der modernen Pathologie. Persönlich getroffen haben sich die beiden zwar schon, jedoch meist anlässlich offizieller pathologischer Veranstaltungen.239 Von einem persönlichen wissenschaftlichen Gespräch zwischen ihnen ist bislang nichts bekannt.240

Der Artikel über das Leben und den Zellenstaat geht über die rein pathologische

Betrachtung des zelligen Aufbaus des menschlichen Körpers hinaus. Er beschäftigt sich mit der Entwicklung des Lebens auf der Erde und deren Ursache. Auch dieses

Thema wird erweitert um die letzte Frage, „wie sich überhaupt aus dem zelligen

Gefüge eines Organismus eine Persönlichkeit mit einheitlicher Seele und Geist aufbauen kann.“241 Die Lösung für dieses Problem liege in der Organisation:

„Also nicht in der wahllosen, sondern in der planvollen Zusammenfügung der Zellen entsteht der Organismus. Virchow hat daher seiner Zellularpathologie den Begriff des Zellenstaates, nicht denjenigen der zelligen Zusammensetzung schlechthin zugrunde gelegt.“242

Aschoff vollzog Virchows Vergleich des Organismus’ mit einem Staat nach. In beiden herrsche eine genaue Organisation, diese sei nötig, damit die vielen verschiedenen Einzelteile bzw. –persönlichkeiten zusammenwirken können. Und dann wurde Aschoffs Stil mystisch:

„Welche geheimnisvolle Macht dem Zellenstaat, dem Volksstaat, schließlich der Menschheit zugrunde liegt, um trotz der mehr oder weniger deutlichen Trennung in Einzelzellen oder Individuen den Begriff der Ganzheit zu formen, wissen wir bis jetzt nicht. Das ist das Geheimnis der Schöpfung.“243

Der Begriff der Ganzheit sei von zentraler Bedeutung für den Organismus. Erst wo dieser als ganzes mit Geist und Seele ausgestattet sei, würde aus ihm eine

239 Vgl. Aschoff: Virchow (1940), S. 23, 25. Außerdem Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 90‐92, 94 240 Bis auf ein persönliches Gespräch, das Aschoff in seiner „Selbstbesinnung“ erwähnt: Er war als Student mit seinen Eltern in Ägypten im Urlaub und durfte im ägyptischen Museum mit Virchow und Schliemann sprechen, UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, unter „Der Wunsch zur universalen Ausbildung“, S. 63, siehe auch Aschoff: Virchow (1940), S. 35. 241 Aschoff: Zellenstaat (1934), S. 21. 242 Ebd., S. 23. 243 Ebda. 49

Persönlichkeit und erst aus Persönlichkeiten würden Familien und Völker, die die

Menschheit bildeten. So mystisch und vergeistigt wie in diesem wirkt Aschoff in sonst keinem seiner Artikel, die mit Virchow zu tun haben. Allerdings schließt er mit einem für ihn typischen Aufruf:

„So ist es unser aller Pflicht, an unserer in dem Seelisch‐Geistigen verankerten Persönlichkeit zu arbeiten, damit des Dichters Wort Wahrheit werde: Höchstes Glück der Menschenkinder sei doch die Persönlichkeit.“244

1938 erschien, wie bereits erwähnt, im Rahmen der Protoplasma‐Monographie

„Hundert Jahre Zellforschung“ Aschoffs Artikel über Virchows Zellularpathologie.

Im Anschluss an seine Kollegen Küster und Schmidt berichtete nun der Pathologe

über die zellige Zusammensetzung beim Menschen. Er begann mit einem geschichtlichen Rückblick. Die Vorgänger von Schleiden und Schwann betreffend verwies Aschoff auf seine Vorredner. Die Vorgänger Virchows und seiner Lehre beschrieb er jedoch kurz, denn:

„Die Ablösung dieser Systeme durch das Prinzip der Cellularpathologie Virchows bedeutet für uns Mediziner einen grundlegenden Einschnitt in die geschichtliche Auffassung des Krankheitsbegriffes. Es musste also der Cellularpathologie Virchows auch nach dieser Richtung kurz gedacht werden.“245

Am Anfang seines Rückblicks steht der Satz „Die Geschichte der Medizin ist in erster Linie eine solche der geschichtlichen Entwicklung des Krankheitsbegriffes.“246

Die eigentliche Geschichte des Krankheitsbegriffes beginnt nach Aschoff erst mit der griechischen Naturphilosophie. Vorher existierte noch kein System als Grundlage des Krankheitsbegriffes. Daher beschrieb Aschoff kurz die Medizin seit den Zeiten des Hippokrates247 und dem Aufkommen der Humoralpathologie. Das nächste

Kapitel von Aschoffs Arbeit ist der Verteidigung der Zellularpathologie gegen nachträglich erfolgte Einwände gewidmet. Diese Einwände waren immer wieder

244 Aschoff: Zellenstaat (1934), S. 24; es handelt sich um ein Zitat aus Goethes ‚West‐östlichem Divan’, Buch Suleika: „Volk und Knecht und Überwinder/ Sie gestehn zu jeder Zeit:/ höchstes Glück der Erdenkinder/ Sei nur die Persönlichkeit.“ 245 Aschoff: Virchows Cellularpathologie (1938), S. 171. 246 Ebd., S. 174. 247 Um 460‐375 v. Chr., griechischer Arzt. 50 erhoben worden: Die Zelle sei seit Aufkommen der Bakteriologie gar nicht das letzte

Element des Lebens, wie könne überhaupt aus Zellen ein Ichbewusstsein entstehen, es sei nicht richtig, die Krankheit in die Zellen zu lokalisieren, wo doch der ganze kranke Mensch eine untrennbare Einheit darstellte.

Wie bereits in seinen vorangegangenen Arbeiten über Virchow begründete

Aschoff die überragende Bedeutung der Zellularpathologie damit, dass sie gegen alle erfolgte Kritik gleichsam immun war. Denn „Virchow hat [...] mit Absicht von einer erweiterungsfähigen Theorie gesprochen.“248 Jedes einzelne Argument entkräftete er mit Zitaten Virchows und kritisierte seinerseits Virchows Kritiker:

„Alle diese Autoren, die mit voller Schärfe gegen Virchow Stellung nehmen zu müssen glauben, haben die Aufsätze Virchows über die Einheitsbestrebungen in der Medizin und die grundlegenden Artikel in seinem Archiv vermutlich nicht oder nur flüchtig gelesen.“249

An diese Kritik schließen sich Kapitel über die Erweiterungen der

Zellularpathologie seit ihrer Begründung und die Ätiologie der Krankheiten und damit der Bakteriologie an. Virchow selbst hatte die Bakterien anerkannt, jedoch auf der Zelle als Sitz der Krankheiten bestanden. Die Anwesenheit der Bakterien sei nicht gleichbedeutend mit Krankheit, sondern die auslösende Ursache für veränderte

Vorgänge der Zellen, die als Krankheit bezeichnet werden. Aschoff schloss seinen

Artikel mit einem Ausblick auf die Zukunft. Er glaubte, dass sich die Grenzen zwischen der belebten und der unbelebten Welt immer mehr verwischen würden.

Allerdings bezweifelte er, dass es jemals gelänge, das Leben selbst aus einer Zelle zu isolieren:

„Alle Versuche, die Zelle mitsamt ihren lebenden Einschlüssen, den Kernen usw., zu entthronen, haben bis jetzt zu einem negativen Ergebnis geführt. Über die Zukunft lässt sich nichts Sicheres aussagen; doch glaube ich, dass wir niemals in der Lage sein werden, den Aufbau der höheren Organismen aus zelligen Gebilden, insbesondere derjenigen Organe, die an der Entstehung der Psyche beteiligt sind, nachzuformen.“250

248 Aschoff: Virchows Cellularpathologie (1938), S. 189. 249 Ebd., S. 200. 250 Ebd., S. 268. 51

Hinsichtlich der wissenschaftlichen Bedeutung Virchows ist diese Arbeit diejenige unter Aschoffs Werken, die Virchows Leistungen am ausführlichsten schildert. Sie wurde mit dem Ziel geschrieben, einer breiten Öffentlichkeit – also auch medizinischen Laien – den Stellenwert Virchows und seiner Lehre nahe zu bringen. Zu diesem Zweck wurde erklärt, wie die Zellenlehre die gesamte Medizin revolutionierte. Ebenso genau begründet Aschoff, welche Kritik an der

Zellularpathologie laut wurde und warum sie nicht berechtigt war. So hat der Leser ein vollständiges Bild von Virchows hohem Stellenwert in der medizinischen

Wissenschaft. Virchows andere Betätigungsfelder und seine Persönlichkeit blieben unerwähnt.

Ein Jahr später, 1939, lief ein Film in den Kinos, der das bis dahin herrschende

Bild von Rudolf Virchow stark verändern sollte: Der „Robert Koch“‐Film von Hans

Steinhoff.251 In diesem Film wurde Virchow als finsterer Gegenspieler des

Mikrobiologen Robert Koch252 dargestellt, der als Held gegen die Bakterien kämpfte.

Ganz im Sinne der NS‐Propaganda musste Virchow „im „Robert Koch“‐Film [...] dazu herhalten, die Demokraten, denen Hitler den Kampf angesagt hatte, zu diffamieren.“253 Dies war nicht das erste Mal, dass Virchow angegriffen wurde:

„Während des Dritten Reiches erschienen einige Pamphlete gegen ihn, die ihm sein

Verdienst aberkennen und ihn zur persona non grata stempeln wollten.“254 Einige deutsche Wissenschaftler wollten diese Schmähungen so nicht stehen lassen und verfassten daher verschiedene Verteidigungsschriften. Als eine der ersten kann

Aschoffs Werk über Virchow „Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung“255

251 (1882‐1945), deutscher Regisseur. Zum Film siehe Reim (1990), ebenso Leven: Infektionskrankheiten (1997), S. 83f und Diepgen und Rosner: Ehrenrettung (1941), S.457. 252 1843‐1910, erhielt 1905 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung des Tuberkulose‐Erregers. 253 Reim (1990), S. 27. 254 Ebd., S. 29. Der Film sollte auch nicht das letzte Mal sein: 1940 brachte Joseph Lartschneider eine Schmähschrift heraus, die Virchow aufs Heftigste angriff. (Lartschneider: Hippokrates oder Virchow? (1940)) 255 Aschoff: Virchow (1940). 52 genannt werden.256 Es erschien in der Reihe „Geistiges Europa. Bücher über geistige

Beziehungen europäischer Nationen“, herausgegeben von Albert Erich

Brinckmann257. Das Buch behandelt Virchow in sämtlichen Facetten und setzt dem großen Pathologen ein Denkmal.

Zwei Rezensionen, die 1945 in amerikanischen medizinhistorischen Zeitschriften abgedruckt wurden258, zeigen, dass Aschoff, der auf den ersten Seiten seines Buches ankündigte, sich ausschließlich mit dem Wissenschaftler Virchow beschäftigen zu wollen, die NS‐Zensur geschickt zu umgehen wusste.259 Mit den politischen

Ansichten Virchows stimme er nicht überein. In den späteren Kapiteln wirkte das von beiden Rezensenten sehr gelobte Werk Aschoffs auf jene wie ein „Anti‐Nazi‐

Katechismus“260.

Aschoff begann sein Werk in der Einleitung mit folgenden Worten:

ʺDie überragende und durchaus übernationale Bedeutung Rudolf Virchows soll hier für eine weitere Öffentlichkeit dargestellt werden. Dabei muß der Autor bekennen, daß er in innerpolitischer Beziehung Gegner Rudolf Virchows gewesen ist, ihn jedoch als Wissenschaftler überaus hoch schätzt. Nur von der Bedeutung des Wissenschaftlers Rudolf Virchow soll also in den folgenden Ausführungen die Rede sein. Naturgemäß hat der Verfasser ihn erst in seinen späteren Jahren kennengelernt. Daß in seinen jungen Jahren die gewinnenden Seiten seines Charakters lebhafter hervortraten, während er sich später mehr und mehr nach innen wandte und abschloß, ist begreiflich.ʺ261

Am Anfang betonte Aschoff so erneut Virchows überragende wissenschaftliche

Leistungen, denen er größte Bedeutung beimaß, und distanzierte sich in klaren

Worten von der bekannten sozialliberalen politischen Einstellung des großen

256 Bereits 1939 hielt der Göttinger Pathologe und Medizinhistoriker Georg Gruber (1884–1977) seinen Vortrag „Robert Koch und Rudolf Virchow“ im Rahmen der Göttinger Hochschultage. Im selben Jahr wie Aschoffs Buch erschien Rudolf Benekes Aufsatz „Rudolf Virchow im Robert‐Koch‐Film“ in der Medizinischen Klinik. Die Verteidigung Virchows durch Diepgen erschien erst 1941. 257 1881‐1958, Kunsthistoriker und Verleger. 258 Alfred Plaut im Journal of the American Medical Association und Erwin Ackerknecht (1880‐1960) im Bulletin of the History of Medicine. 259 Vgl. Plaut: „Aber in den letzten Kapiteln, die im allgemeinen von einem Zensor nicht gelesen werden, befasst sich Aschoff offen mit Virchows Liberalismus.“ S. 1122. 260 Ebd. 261 Aschoff: Virchow (1940), S. 7. 53

Pathologen.262 Darauf folgten einige biographische Angaben und Zitate aus Virchows

Briefen an seine Eltern. Als nächstes widmete Aschoff sich Virchows

Zellularpathologie, die er erneut erklärte, analysierte und gegen Kritiker verteidigte.

Im Anschluss legte Aschoff Virchows wissenschaftliches Engagement außerhalb der pathologischen Forschung dar: Er beschrieb Virchows Rolle bei der Gründung der

Deutschen Pathologischen Gesellschaft und sein Interesse für die Anthropologie, das sich auch auf die Paläopathologie ausdehnte. Virchow hatte eine große Zahl Schädel aus aller Welt untersucht. Hier äußerte Aschoff eine milde Kritik an Virchow:

„Seine Kenntnisse über die krankhaften Veränderungen rezenter Knochen hinderten ihn allerdings daran, die an ausgegrabenem Material erhobenen Befunde ohne weiteres als für jene Zeit charakteristisch, das heißt als orthologisch für den damaligen Menschen anzuerkennen.“263

Aschoff spielte auf den Schädel des Neandertalers an, den Virchow Ende des 19.

Jahrhunderts für einen rezenten, durch Höhlengicht veränderten gehalten hatte.264

Der nächste Abschnitt der Arbeit behandelt Virchow als Medizinhistoriker. Auf diesem Gebiet hielt Aschoff seinen geistigen Lehrer für überragend:

ʺMehr noch als seine geradezu überwältigenden Kenntnisse auf den immerhin nicht ganz naheliegenden Gebieten der Anthropologie und Urgeschichte leuchtet sein Wissen auf in der Geschichte der Medizin, die er wie kein anderer neben ihm beherrschte, so daß er auf diesem Gebiete geradezu als ‚praeceptor totius mundi’ bezeichnet werden kann.“265

262 Aschoff selbst wurde von seinem Schüler Büchner und den englischen und schottischen Pathologen Muir und Robb‐Smith ebenfalls als liberal bezeichnet. Prüll schreibt zu Aschoffs Liberalität: „Nationalismus bildete nur die schwache Begleitung zu der Dominanz eines völkerverbindenden Internationalismus und einer gesteigerten Liberalität und Religiosität. Der Freiburger Pathologe war allerdings [...] zeit seines Lebens von seiner Sozialisation im Kaiserreich geprägt, die eine deutschnationale politische Ausrichtung mit einem entsprechenden Programm seiner Pathologie zur Folge hatte.“ (Prüll: Pathologie und Politik (1997), S. 335). Vgl. auch Ackerknechts Rezension von „Wissenschaft und Weltgeltung“: „Die Zweifel an der Aufrichtigkeit von Aschoffs liberalen Überzeugungen, die gelegentlich während seines Lebens geäussert wurden, sind endgültig durch sein letztes Buch zerstreut worden.“, S. 115; ebenso Plauts Rezension von „Wissenschaft und Weltgeltung“: „Ich habe Aschoff persönlich gekannt, ihn in politischen Zusammenkünften sprechen hören und habe ihn immer als liberal denkend empfunden. Als ich ihn zuletzt besuchte, (um 1930 herum) war ich von seinen liberalen Ansichten beeindruckt“, S. 1122. 263 Aschoff: Virchow (1940), S. 29f. 264 Vgl. UAF, E 10/81, Vorträge und Nachdenken, Vorlesung über die Geschichte der Medizin, S. 10. 265 Aschoff: Virchow (1940), S. 41. 54

Aschoff untermauerte seine Ansichten mit einigen Beispielen und besprach dann

Virchows viel diskutiertes Verhältnis zur Bakteriologie. Im Zuge dessen kam er auch auf den Robert‐Koch‐Film zu sprechen, den er erneut scharf kritisierte: Der Film würde „Virchows tatsächlicher Einstellung zur Bakteriologie nicht gerecht.“266

Die letzten drei Kapitel des Buches hatten Virchow als Sozialpolitiker und

Erneuerer des Unterrichts und seine Weltgeltung zum Thema. Im Wesentlichen rundete Aschoff hier das bisher gezeichnete Bild des überragenden Genies ab, das ein lebhaftes Interesse für eine große Anzahl breit gefächerter Themen hatte und dieses in Gestalt vieler Schriften verfolgte und nach außen trug. Seine tiefe

Bewunderung für Virchow klingt überall an. Den Abschluss des Buches bildet der

Titel von Virchows Abituraufsatz, der zu Virchows Lebensmotto wurde: „Leben heißt Arbeiten!“267

Diese Arbeit wurde 1940 von Diepgen in den Mitteilungen zur Geschichte der

Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik rezensiert.268 Er stellte fest, dass die

Würdigung Virchows „aus berufenstem Munde“269 erfolgt war, denn „wer wäre besser als L. Aschoff geeignet, das Leben und Wirken Virchows zu würdigen?“270 Auch

Aschoffs historische Arbeitsweise und seinen Stil lobte Diepgen:

„Daß auch die Zeit Virchows und der Gesamtzustand der Medizin zum historischen Bilde gehören und mit lebendigen Farben gezeichnet werden, ist bei einem historischen Kopf wie L. Aschoff selbstverständlich. [...] Mit seinem vornehmen, von jeder Polemik fernen Ton, seiner tiefen Wissenschaftlichkeit und seiner auch dem Laien verständlichen, klaren, prägnanten Schreibweise ist das Buch Aschoffs ein glänzender Beweis für die Berechtigung der Tendenz der Reihe „Geistiges Europa“, die zeigen will, daß die deutsche Kultur ein wesentlicher Bestandteil der abendländischen Kultur und von größter Wirksamkeit ist, [...]“271

Das Buch sei „zeitgemäßer als je“272, da es einerseits die großen Errungenschaften

266 Aschoff: Virchow (1940), S. 51. 267 Ebd., S. 94. Laut Ackerknecht lautet der Titel des Abitur‐Aufsatzes allerdings „Ein Leben voller Mühe und Arbeit ist keine Last, sondern eine Wohltat.“, vgl. Ackerknecht: Rudolf Virchow, S. 2. 268 Diepgen: Aschoff: Virchow (1940). 269 Ebd., S. 83. 270 Ebd. 271 Diepgen: Aschoff: Virchow (1940), S. 84. 272 Ebd. 55 der deutschen Wissenschaft in der Zeit des Krieges wieder bewusst mache, und andererseits dem Volk zeige, „wer Virchow wirklich war.“273 Ein Jahr zuvor war der

Robert‐Koch‐Film erschienen, dessen verzerrte Darstellung Virchows bereits diskutiert wurde. Wie auch später in seiner Schrift „Zur Ehrenrettung Rudolf

Virchows“274 ließ Diepgen Virchow in dieser Rezension bei der Beschreibung als

‚wahren Deutschen’ erschienen, indem er sich NS‐ideologisch gefärbter Ausdrücke bediente.275 Dass Virchow sich nicht im Nachhinein für die NS‐Ideologie verwenden ließ, wurde bereits von mehreren Autoren belegt.276

Die Beschäftigung mit Virchow und dadurch der Wissenschaftsgeschichte der

Pathologie begleitete Aschoff, wie hier gezeigt wurde, durch sein gesamtes Leben.

Für Aschoff war Virchow ohne Frage ein wichtiges Thema. Einerseits wegen dessen

Forschungen und wissenschaftlichen Errungenschaften auf dem Gebiet der

Pathologie, die die Grundlage für die Arbeiten Aschoffs und aller anderer

Pathologen bildete. Andererseits war Virchow ein vielseitig interessierter Mensch gewesen, der sich nicht – genauso wenig wie Aschoff selbst – auf ein

Wissenschaftsgebiet beschränkt hatte. Man könnte sogar so weit gehen und sagen, dass Aschoff seinem wissenschaftlichen Idol Virchow nicht nur insofern nachgeeifert hatte, dass er überragende pathologische Forschungen betrieb. Beide interessierten sich von Jugend an für Geschichte, auch der Medizin, beide wurden von ihren

Elternhäusern als politisch links gerichtet empfunden, beide hießen ‚der größte deutsche Pathologe seiner Zeit’, beide setzten sich für eine Reform der medizinischen

Ausbildung ein, beide wandten sich in ihrem späteren Leben der Geschichte zu, beide werden in Nachrufen als Universalgelehrte bezeichnet, beide haben enge

273 Diepgen: Aschoff: Virchow (1940), S. 84. 274 Diepgen und Rosner: Ehrenrettung (1941). 275 Vgl. hierzu Reim (1990), S. 29f. Diepgen und Rosner auf S. 484 ihrer „Ehrenrettung“: „Wir können aber Beneke beistimmen, wenn er ihn [Virchow] als einen Vorläufer mancher nationalsozialistischer Ideen ansieht. Vieles, was Virchow damals anregte, wurde erst durch den Nationalsozialismus verwirklicht.“ Diepgen und Rosner beziehen sich hier auf Benekes Besprechung von Aschoffs „Wissenschaft und Weltgeltung“, dort heißt es auf S. 589 „Seine [Virchows] ärztlichen wie nationalen Gedanken seit 1848 sind, wie Aschoffs Darstellung überall hervorhebt, heute in vielen Punkten durch die Riesenkraft des Nationalsozialismus verwirklicht worden.“ 276 Zum Beispiel Leven: Infektionskrankheiten (1997), S. 84 und Reim (1990), S. 27. 56 wissenschaftliche Beziehungen mit dem Ausland geknüpft. Nicht zuletzt teilten beide ein Motto: Unter dem Bild Aschoffs, das im Freiburger Ludwig Aschoff‐Haus hing, stand der Wahlspruch „Leben heißt arbeiten!“277

4.) Bedeutung der Medizingeschichte für Aschoff

Anhand der ausführlichen Darstellung der medizinhistorischen Schriften Ludwig

Aschoffs, sowie seiner Spezialthemen dieser Disziplin, kann nun die Einordnung derselben in seine wissenschaftliche Arbeit erfolgen. Daraus soll dann der

Stellenwert ermittelt werden, den die medicohistorische Wissenschaft für Aschoff hatte. Hierfür bieten sich mehrere Vorgehensweisen an, wie zum Beispiel die Anzahl der medizinhistorischen Veröffentlichungen Aschoffs im Verhältnis zu seiner sonstigen Arbeit zu festzustellen, oder sein Engagement für das Fach an seiner jeweiligen Universität mit dem für andere Gebiete zu vergleichen. Bedeutung lässt sich allerdings nicht anhand von Zahlen messen. Der umfangreiche Nachlass

Aschoffs bietet die Möglichkeit, die Bedeutung, die die Medizingeschichte für ihn hatte, ergänzend zur Auswertung der Veröffentlichungen, aus seinen eigenen

Aussagen zu eruieren. Die unmittelbarste Auskunft geben hier sicher seine persönlichen Briefe, die von ihm nicht zur Veröffentlichung vorgesehen waren. Viele der Briefe an seine Familie sind in einem 1966 herausgebrachten Buch „Ludwig

Aschoff. Ein Gelehrtenleben in Briefen an die Familie“ nachzulesen, andere sind in seinem Nachlass im Universitätsarchiv Freiburg erhalten.278 Eine weitere Möglichkeit bietet die Textsammlung „Selbstbesinnung“ aus Aschoffs Nachlass. Er hatte sich, gemeinsam mit seiner Frau Clara, zum 100. Geburtstag seines Vaters dazu entschlossen, „für unsere Kinder und Kindeskinder die Ziele unseres Wollens in den

Jahrzehnten unseres Lebens klar zu stellen“.279 Im Verlauf des Textes kommt Aschoff auf viele verschiedene Themen zu sprechen. Es geht zum Beispiel um Erziehung,

277 Siehe Noegerrath, S. 5. 278 UAF, E 10. 279 UAF, E10/147, Selbstbesinnung, S. 1. 57

Charakterbildung, sportliche Betätigung, die Burschenschaften und die Universität.

An mehreren Stellen nimmt er dabei auch auf die Medizingeschichte Bezug.

Anhand der Zahl der in Kapitel 3) besprochenen medizinhistorischen

Veröffentlichungen lässt sich die Bedeutung, die Aschoff der Medizingeschichte beimaß, unterstreichen. Die Bedeutung der Medizingeschichte für Aschoff erstreckte sich aber nicht allein auf die Veröffentlichung medizinhistorischer Texte und die

Bearbeitung medizinhistorischer Themen während seines ganzen Berufslebens. Sein

Einsatz für die Etablierung des Faches an den Universitäten lässt ebenfalls auf eine gewisse Wertschätzung der Medizingeschichte durch Aschoff schließen.

4.1) Aschoffs Lehrtätigkeit/Vorlesungen

Schon im Laufe seiner Schulzeit interessierte sich Aschoff sehr für Geschichte. Er

„… arbeitete damals besonders für die Fächer, die mich interessierten, freiwillig alle möglichen großen Uebersichtstabellen aus, von denen ich noch heute die über die Geschichte der europäischen Staaten […] besitze. […] Meine Liebe zur Geschichte […] gab sich darin kund, daß ich die Geschichtstabellen und Geschichtsbücher der Schule [...] noch lange bei mir bewahrte.“280

Bereits als junger Privatdozent in Göttingen hielt Ludwig Aschoff Vorlesungen

über die Geschichte der Medizin. Ein medizinhistorisches Institut oder Seminar hatte die Universität Göttingen zu diesem Zeitpunkt nicht.281 In Briefen berichtete Aschoff aber seinen Eltern über die von ihm gehaltenen Kollegs und Vorlesungen: „Meine

Kollegs stehen jetzt so: Geschichte der Medizin sechs Zuhörer, Publikum zirka zwanzig Zuhörer, Sektionskurs dreißig Teilnehmer. Das ist mehr als ich je gehofft habe.“282 Und in seiner „Selbstbesinnung“ schreibt er über diese Zeit:

„Ich habe [...] schon sehr früh in meinem ersten Göttinger Semester die Geschichte der Medizin gelesen und die Freude gehabt, in einem der nächsten Semester meinen eigenen Lehrer, Prof. Orth, als meinen Zuhörer begrüßen zu dürfen.“283

Die Tatsache, dass Aschoff bereits in Göttingen Medizingeschichte gelesen hat,

280 UAF, E10/147, Selbstbesinnung, S. 18f. 281 Eulner: Spezialfächer (1970), S. 520. 282 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 87. 283 UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, S. 69. 58 finden wir bei Frewer bestätigt: „Ludwig Aschoff, Privatdozent am Pathologischen

Institut, erhielt 1901 einen von der Fakultät eingerichteten Lehrauftrag für Geschichte der Medizin.“284 Vor 1901 hielt Aschoff seine Vorlesung über Medizingeschichte also ohne expliziten Lehrauftrag.

Der nächste große Abschnitt nach seiner Göttinger Zeit in Aschoffs Leben war seine Professur in Marburg. Auch dort gab es an der Universität kein medizinhistorisches Institut, auch dort hielt das Aschoff nicht davon ab, Vorlesungen

über die Geschichte der Medizin zu halten.285

Als Professor für Pathologie in Freiburg beschränkte sich Aschoff ebenfalls nicht auf sein Fach Pathologie, sondern las auch über medizinhistorische Themen, wie

Diepgen und Büchner schrieben.286 Er selbst formulierte das in seiner

„Selbstbesinnung“ wie folgt:

„Als ich im Herbst 1906 nach Freiburg kam, habe ich die Vorlesungen über die Geschichte der Medizin, wie in Göttingen und Marburg anfangs weiter geführt, dann aber bald an einen auch sprachlich begabten Kliniker Diepgen abgegeben, welcher nach Errichtung eines medico‐historischen Seminars in Freiburg sich derart in die Geschichte der Medizin vertiefte, daß er als Leiter des Berliner Instituts vor etwa 8 Jahren nach dort berufen wurde.“287

Die Medizingeschichte erschien ihm demnach so wichtig, dass er sich teilweise auch ohne offiziellen Lehrauftrag die Mühe machte, sie seinen Studenten in

Vorlesungen näher zu bringen. Dies alles geschah bereits zu einem Zeitpunkt, als die

Geschichte der Medizin noch nicht Pflichtfach im Medizinstudium war, was erst ab dem Sommersemester 1939 der Fall sein sollte.

284 Frewer: Gruber (2006), S. 6 . 285 Meinel/Weber, S. 52: “The Institute of History of Medicine at the Philipps‐ had informal forerunners in the lectures on medical history and ethics given by the anatomist Heinrich Bünger (1782‐1842), the pathologist Ludwig Aschoff (1903‐1906), and the pharmacologist August Gürber (1920‐1931). It was founded in 1963 ...” Siehe auch Aschoff: Gelehrtenleben (1966), Brief an seine Frau vom 7. Oktober 1901, über vier Doubletten aus einer Domessiensammlung, die geschenkt bekommen hatte: „Ich freue mich darüber wie ein Kind über seine Puppe. Leider stellen diese Modelle gerade Dinge dar, die man in Damengesellschaft nicht zeigen kann, z.B. Uterus mit Ovarium, sind aber alle höchst interessant und für meine Vorlesung in der Geschichte der Medizin ein sehr willkommenes Material.“ S. 105f. 286 Diepgen: Aschoff zum 70. Geburtstag, (1936), S.3; Büchner, Pläne und Fügungen (1965), S. 42f. 287 UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, S. 69. 59

4.2) Forschung/Veröffentlichungen und Wert der Medizingeschichte

Die bereits in Kapitel 3) besprochenen Veröffentlichungen zeigen, dass Aschoff sich während seiner gesamten universitären Karriere mit medizingeschichtlichen

Fragestellungen befasste.

Ans Ende der Arbeit über Harvey von 1938 stellte Aschoff noch einige grundsätzliche Gedanken über große Entdecker in der Medizin und die Entwicklung der Medizin und ihrer Geschichte im Laufe der Zeit. Er schloss mit einem Plädoyer für die Medizingeschichte:

„Wer alle diese Fragen richtig verstehen und gerecht beurteilen will, muß sich mit der Geschichte der Medizin, des ärztlichen Standes und des ärztlichen Nachwuchses […] vertraut machen. So erklärt sich auch die zunehmende Beschäftigung mit den geschichtlichen Problemen unseres Standes, wie wir sie in der Errichtung eigener Lehrstühle an den Hochschulen der verschiedensten Länder in Erscheinung treten sehen. Haben doch an der Geschichte der Medizin alle kultivierten Völker ihren Anteil gehabt. Kein Volk kann sich rühmen, in der Medizin schlechthin führend gewesen zu sein. Die Verschiedenheit der Völker hat es mit sich gebracht, daß bald dieses bald jenes Fach von ihnen mit Vorliebe behandelt und mit fruchtbaren Entdeckungen bereichert wurde. So ist es auch zu verstehen, wenn ich den Manen eines großen Engländers, William Harvey, ein Tribut dankbarer Erinnerung bezeuge. Seine Lehre ist Allgemeingut der Medizin der Welt geworden und kein Fortschritt in ihr ist denkbar ohne die Kenntnisse des großen Kreislaufes, die wir William Harvey verdanken.“288

Aschoff sah also die Beschäftigung mit der Geschichte der Medizin als notwendig an, um Fragen der Medizin wirklich verstehen zu können. Dabei begriff er die

Medizin und ihre Geschichte als übernational und betonte, dass kein Volk der Welt den Anspruch auf alleinige Erreichung der Errungenschaften in der Medizin hätte.

Diese Ansicht stimmt mit den Ansichten überein, die Aschoff bereits 1924 während seiner Weltreise in seinen Vorträgen über Pathologie an den japanischen

Hochschulen289 über internationale Kultur‐ und Wissenschaftsbestrebungen vertreten hatte: „Alle Kulturvölker Europas sind an dem weiten Ausbau der Medizin gleichmäßig beteiligt.“290 und:

288 Aschoff: Kreislauf (1939), S. 47. 289 1924 unternahm Aschoff eine Weltreise, er besuchte die USA und Japan und hielt Vorträge an einigen Universitäten, vgl. Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 325ff. 290 Aschoff: Internationale Kultur und Wissenschaft (1925), S. 355. 60

„Wir sind als Mediziner auf der ganzen Welt Kinder einer einzigen Mutter, der Medizin von Hellas. [...] So sehen wir, daß die Medizin nicht nur eine internationale, sondern eine übernationale und, zeitlich betrachtet, die ehrwürdigste Wissenschaft ist. Was liegt also näher, als dass die Medizin auch heute noch als Führer in der internationalen Berührung der Völker wirkt.“291

Der Ton von Aschoffs Rede ist hier flammender und fordernder als 1938, was sicherlich an den unterschiedlichen politischen Situationen lag: 1924 war die deutsche Wissenschaft isoliert. Aschoff war bestrebt, dies zu ändern und sie ihrer verdienten Würdigung über Deutschland hinaus zuzuführen.292

Anlässlich seiner Abschiedansprache an die Studenten 1936 betonte Aschoff abermals die Internationalität der Wissenschaften:

„Die Vertreter der akademischen Stände reichen sich über die politischen Grenzen ihrer Völker die Hände, weil die Wissenschaft wie die bildende Kunst, die Literatur, die Religion, eine Angelegenheit aller Kulturvölker ist [...]“293

Auch in seiner ‚Selbstbesinnung’ ist ein entsprechender Passus zu finden: „Als

Lehrer der Geschichte der Medizin ist man für immer von dieser Einseitigkeit bewahrt, nur in dem eigenen Volke die Erbauer der medizinischen Wissenschaft zu suchen.“294 Damit hatte die Medizingeschichte für Aschoff nicht nur eine Bedeutung als ein wichtiges Spezialfach der Medizin, sondern darüber hinaus auch eine globale, indem sie zum Verständnis der Völker und Nationen beitrug. Für Aschoff zeigte sich die Relevanz der Medizingeschichte auch darin, dass sie als allgemein bildende

Studien betrieben werden kann:

„Gerade der medizinisch‐historische Unterricht gehört neben dem philosophischen Unterricht zu denjenigen Grenzgebieten der Medizin, die unbedingt gepflegt werden sollten, um der Gefahr mehr banausischer Einstellung der Mediziner entgegen zu wirken. Ganz abgesehen davon, dass ein ernsthaftes Studium der Geschichte der Medizin und eine erfolgreiche Vertretung dieses Faches für die kritische Einstellung der Gesamtfakultät zu allen Fragen des Unterrichts, der Diagnostik und der Therapie von Bedeutung ist.“295

291 Aschoff: Internationale Kultur und Wissenschaft (1925), S. 356. 292 Vgl. hierzu Prüll: Pathologie und Politik (1997), S. 344‐349 und Prüll: Ludwig Aschoff (2002), S. 102f; siehe auch Seidler/Leven (2007), S. 360f und 426. 293 Aschoff: Akademische Ehre (1936), S. 12. 294 UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, S. 69. 295 Aschoff am 8.8.1930 an das Kultusministerium, zitiert nach Seidler: Medizingeschichte (1976), S. 30. 61

Daher passt es in Aschoffs Vorstellung einer humanistischen Bildung, wenn er die Vorlesungen der Pathologie ebenfalls mit Medizingeschichte begann. Büchner schrieb hierzu über seinen Lehrer:

„Da sprach ein Mann zu uns, der, ehe er sich seinem Fach zuwandte, in drei bis vier Stunden zunächst einen großen Überblick über die Geschichte der Medizin und des Krankheitsbegriffes gab.“296

4.3) Kapitelzusammenfassung

Die Bedeutung, die die Medizingeschichte für Aschoff hatte, wird zunächst dadurch deutlich, dass er immer wieder Vorlesungen zum Thema hielt – wozu er ohne Lehrauftrag nicht verpflichtet war – und medizinhistorische Themen bearbeitete. In den Jahren zwischen 1901 und 1921 veröffentlichte Aschoff hauptsächlich pathologische Arbeiten.297 Aber auch in dieser Zeit vertrat er die

Medizingeschichte nach außen, indem er sie durch Vorlesungen lebendig hielt. Einen besonderen Einsatz zeigte Aschoff in dieser Zeit für die Freiburger

Medizingeschichte, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird.

Weiterhin lässt sich aus seinen zahlreichen Äußerungen zum Thema schließen, dass die Medizingeschichte nicht nur als Teilgebiet der gesamten Medizin großen

Wert hatte, indem sie eine umfassende medizinische Ausbildung seiner Ansicht nach erst ermöglichte, da das große Ganze nicht ohne den geschichtlichen Hintergrund verstanden werden kann, und ihr darüber hinaus einen praktischen Wert für Ärzte und für Wissenschaftler zumaß, denn sie bewahrte vor allzu großer Arroganz gegenüber anderen Theorien und Therapiekonzepten durch das Bewusstsein, dass

Lehrmeinungen sich immer wieder ändern können.298 Andererseits sah Aschoff die

Medizingeschichte als charakterbildende Beschäftigung an, die der „mehr

296 Büchner: Pläne und Fügungen (1965), S. 42‐43. 297 Siehe Grafik S. 123f. 298 Vgl. hierzu Aschoff über Behring: der habe einmal gesagt, die Geschichte der Medizin sei eine Geschichte der menschlichen Irrtümer (UAF, E 10/81, Vorträge und Nachdenken, Vorlesungen zur Geschichte der Medizin, S. 1). 62 banausischen Einstellung“299 der Mediziner entgegen wirkte. Bedenkt man, dass diese zahlreichen Veröffentlichungen und Aussagen von einem Mediziner stammen, der seinen „Hauptzweck“300 stets in der Pathologie sah, kann die Bedeutung der

Medizingeschichte für ihn kaum hoch genug eingeschätzt, sein Engagement für dieses Fach, für ihn ein ‚Nebenfach’, als überdurchschnittlich eingeordnet werden.

Die Medizingeschichte ist für ihn nicht der wichtigste, aber doch ein unabdingbarer

Bereich der Medizin.

5.) Die Bedeutung Aschoffs für die Medizingeschichte

Die Medizingeschichte nimmt also einen hohen Stellenwert für Aschoff ein. Wie hat er umgekehrt das Fach beeinflusst? Aschoffs Rang in der Pathologie ist unumstritten.301 Hat er für das Fach der Medizingeschichte ähnlich Großes und

Bedeutungsvolles geleistet und erreicht? Dieser Frage soll im folgenden Kapitel nachgegangen werden. Es beschäftigt sich mit verschiedenen Facetten Aschoffs bezüglich der Medizingeschichte. Zunächst wird Aschoffs Bedeutung für das Fach an der Universität Freiburg besprochen: Was hat Aschoff für die Freiburger

Medizingeschichte erreicht? Inwiefern war er wichtig für ihre Entwicklung und

Institutionalisierung?

Des Weiteren soll die Bedeutung Aschoffs für die Medizingeschichte landesweit untersucht werden: Hatten seine Veröffentlichungen eine Wirkung über seine jeweilige Wirkungsstätte hinaus? War er von den führenden Medizinhistorikern seiner Zeit anerkannt? Dies soll anhand der Rezeption seiner Arbeiten außerhalb der

Freiburger Universität gezeigt werden.

299 Aschoff am 8. August 1930 an das Kultusministerium, zitiert nach Seidler: Medizingeschichte (1976), S. 30, siehe Fußnote 303. 300 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), Brief Aschoffs an seine Tochter Eva vom 18. Juni 1917, S. 445f. 301 Sowohl zu seiner Zeit (siehe Festreden und Nachrufe), als auch heute (siehe Prüll, Seidler, Lexika zur Medizingeschichte, Pathologie und Medizin). 63

5.1) Die Bedeutung Aschoffs für die Medizingeschichte in Freiburg

Als Aschoff 1906 den Ruf an die Universität Freiburg annahm, existierte dort noch kein Seminar oder Institut für Medizingeschichte.302 Vorlesungen zur

Geschichte der Medizin waren in verschiedenen Formen abgehalten worden. Im ersten gedruckten Vorlesungsverzeichnis der Universität von 1807 bot Johann

Ecker303, Professor für Chirurgie und Geburtshilfe, eine Vorlesung mit dem Titel

„Medicinische Encyclopädie, Methodologie und Litterargeschichte“ an. Diese hatte jedoch keinerlei Ähnlichkeit damit, wie Medizingeschichte zu Aschoffs Zeit oder heute verstanden wurde oder wird. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Medizin der Antike und des Mittelalters Bestandteil der jeweils aktuellen Medizin, nicht der

Geschichte des Faches. Hippokrates oder Galen304 zu zitieren, hieß sich auf eine anerkannte Autorität zu berufen.305 Das änderte sich erst mit Beginn der naturwissenschaftlichen Medizin gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Nun erst existierte die Medizingeschichte als Lehrfach an den Universitäten. Für sie und ihre neuen Methoden brauchte man Fachleute, die sowohl Mediziner als auch Historiker waren. Davon gab es wenige. Paul Diepgen beklagte 1955 rückschauend das geringe

Interesse an der Medizingeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts:

„Von wenigen Ausnahmen abgesehen wurde die Geschichte der Medizin an den Universitäten entweder nicht oder im besten Fall von selbstlosen, begeisterten Dozenten neben den Mühen des eigentlichen Amtes vorgetragen, von Idealisten, die weder einen größeren Hörerkreis noch eine Einnahme erwarteten. Ohne die historische Methode zu beherrschen, bemühten sich Dilettanten, wie vielfach noch heute, Medizingeschichte zu schreiben. Die wirklichen Könner, die wußten, was es heißt Quellenforschung zu treiben und wieviel hier zu tun war, bildeten eine Minderheit.“306

302 Zu Medizingeschichte in Freiburg siehe Obes (1976), Schuhmacher: Zur Geschichte (1957), Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), Seidler/Leven, S. 274ff, 419, 519f; Zur Geschichte der Medizingeschichte siehe Eulner: Spezialfächer (1970), Frewer/Roelcke. 303 1766‐1829. 304 Um 129‐200 n. Chr., griechischer Arzt. 305 Vgl. zum Beispiel Seidler: Medizingeschichte (1976), S. 9. 306 Diepgen, Paul: Karl Sudhoff, Leben und Wirken eines großen Meisters. Wiss. Zschr. Univ. Leipzig, Math.‐Nat. 5 (1955/56) S. 23‐25, zitiert nach Eulner: Spezialfächer (1970), S. 432. 64

Ludwig Aschoff ist sicher als einer dieser „selbstlosen, begeisterten Dozenten“ einzuschätzen, die sich ohne entsprechende Ausbildung mit der Medizingeschichte beschäftigten. Wie aus zahlreichen seiner Briefe ersichtlich wurde, hielt er bereits in

Göttingen und Marburg Vorlesungen über Medizingeschichte, was er in Freiburg fortsetzte.307

Ein weiterer Beweis dafür, dass Ludwig Aschoff vor 1937 eine eigene medizinhistorische Vorlesung anbot, ist bis heute nicht gefunden worden. Es ist lediglich sicher, dass seine Vorlesungen zur Pathologie mit einem Rückblick auf die

Geschichte dieses Faches und des Krankheitsbegriffes begannen, wie Büchner 1965 erwähnte.308

Bereits 1908 wurde Aschoff auch außerhalb seiner Pathologie‐Vorlesungen für die

Freiburger Medizingeschichte aktiv: Paul Diepgen, der 1900 als Student der Medizin nach Freiburg gekommen war und danach Geschichte studiert hatte, wollte sich für

Geschichte der Medizin habilitieren. Hierbei stand ihm Aschoff als Dekan zur Seite, indem er sein Gesuch der Fakultät vortrug.309 1909 gab Aschoff ein Gutachten zu

Diepgens Habilitationsschrift über die „Summa medicinalis des Walter Agilon310“ ab, in dem er „die übersichtliche Darstellung und klare Sprache“311 Diepgens hervorhob und der Fakultät die Annahme als Habilitationsschrift ans Herz legte. Die Schrift wurde angenommen und 1910 habilitierte sich Diepgen für das Fach der

Medizingeschichte an der Universität Freiburg. 1915 wurde er zum Professor extraordinarius ernannt. Ein Ordinariat wurde erst 1920 eingerichtet, als Diepgen einen Ruf auf den medizinhistorischen Lehrstuhl der Universität Würzburg ablehnte.

Über diese Zeit schreibt Obes:

„Für den Verbleib Diepgens in Freiburg – nach dem Ruf an die Würzburger Universität – setzte sich Ludwig Aschoff persönlich ein. Damit dokumentiert sich früh das Interesse von Aschoff an der Errichtung eines Instituts in Freiburg. Ohne

307 siehe Kapitel 4.1) dieser Arbeit. 308 siehe Fußnote 376 dieser Arbeit, Büchner: Pläne und Fügungen (1965), S. 42‐43. 309 UAF, B 53/776, Diepgen, Paul 1909. 310 Arzt, lebte im 13. Jahrhundert. 311 UAF, B53/776, Diepgen, Paul 1909, darin Aschoffs Gutachten über Diepgens Habilitationsschrift. 65

die Einflußnahme Aschoffs wäre Diepgen sicher 1920 oder 1921 nach Würzburg gegangen.“312

Nachdem Diepgen die Professur übernommen hatte, war die Medizingeschichte an der Universität Freiburg nicht mehr nur ideell vertreten, sondern auch personell.

Die Institutionalisierung des Faches ließ allerdings noch weitere sechs Jahre auf sich warten: Erst 1926 wurde unter Paul Diepgen das „medico‐historische Seminar“ eröffnet. Zu diesem Ereignis sind keine Stellungnahmen Aschoffs zu finden. In den

Protokollbüchern der Fakultät findet sich als 8. Tagesordnungspunkt der

Fakultätssitzung vom 26. November 1926 lediglich der lapidare Hinweis „Diepgen teilt mit, daß das Sem. für Gesch. der Med. eröffnet ist.“313 Diepgen blieb jedoch nur vier Jahre der Leiter des Seminars, 1930 folgte er einem Ruf an die Universität Berlin auf den neu begründeten Lehrstuhl für Geschichte der Medizin. An der Finanznot

Badens scheiterte der Versuch der Fakultät, Walter v. Brunn314 als Diepgens

Nachfolger nach Freiburg zu holen. Diepgens Weggang stellte die Fakultät somit erneut vor ein Personalproblem. Dieses wurde folgendermaßen gelöst: Der emeritierte Gerichtsmediziner Prof. Adolf Schüle315 las 1932 und 1933 über

Geschichte der Medizin, Aschoff versorgte die Verwaltung des Seminars und die

Beschaffung der laufenden Zeitschriften und nötigen Bücher.316 Durch diesen Einsatz

Aschoffs blieb das personell nicht besetzte medico‐historische Seminar am Leben und das Aversum ging nicht verloren. Aschoff hierzu in seiner ‚Selbstbesinnung’: „In den Jahren nach Diepgens Weggang hatte mich die Fakultät gebeten, mich um das mediko‐historische [sic] Seminar zu kümmern.“317

Zum 1. April 1935 wurde Ludwig Aschoff emeritiert, leitete aber in Ermangelung

312 Obes (1976), S. 84f. 313 UAF, B 53/221, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1916‐1933, S. 325. 314 1876–1952. 315 1866‐1937. 316 UAF, B 53/221, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1916‐1933, S. 414, 3. Sitzung im Dezember 1931: „8. Bücherbeschaffung für das medizinhistorische Seminar: Herr Geheimrat Aschoff übernimmt diese Funktion.“; Obes (1976), S. 91. 317 UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, S. 69. 66 eines Nachfolgers das Pathologische Institut bis zum Sommersemester 1936 weiter.318

Bereits im Dezember 1935 bemühte sich Aschoff um einen Nachfolger für die

Medizingeschichte. Er schrieb dazu an Diepgen:

„Im Anschluß an das Obige [Korrespondenz über die Veröffentlichung der 3. Auflage der „Kurze[n] Übersichtstabellen zur Geschichte der Medizin] muß ich Ihnen über den Zustand der medizin‐historischen Forschung und Lehre in Freiburg noch berichten. Man hatte mich ja seitens der Fakultät als stellvertretenden Verwalter des medico‐historischen Seminars beauftragt. Das habe ich [...] auch bis jetzt getan und hoffe, bis zu meinem Abgang das Vertrauen nicht zu enttäuschen. Nun aber erhebt sich die Frage: Was dann? Wen halten Sie überhaupt in der Fakultät für geeignet, die Leitung des medico‐historischen Seminars stellvertretend zu übernehmen? [...] Das Seminar wird nur selten benützt, gelegentlich auf Anregung von Kollegen, die meiner Meinung nach von dem Geschichtsstudium sehr wenig verstehen. Trotzdem möchte ich das Ganze nicht einschlafen lassen. [...] Vielleicht könnten Sie doch einmal diese Angelegenheit mit Herrn von Brunn in Ihrem Kreise besprechen und mich und die Fakultät beraten. – Ich bin jetzt aus den Geschichtsstudien zu sehr heraus.“319

Hiermit zeigt sich einmal mehr Aschoffs Einsatz für die Medizingeschichte in

Freiburg: Obwohl das Seminar kaum benutzt wurde und zu verwaisen drohte, bemühte sich Aschoff weiterhin um eine Aufrechterhaltung der von ihm geschätzten geschichtlichen Studien an der Fakultät.

Anlässlich seiner Abschiedsvorlesung am 25. Juni 1936 bat ihn der damalige

Rektor der Universität, Prof. Friedrich Metz320, öffentlich, „den Lehrauftrag für

Geschichte der Medizin zu übernehmen, der seit dem Weggang Diepgens keinen

Vertreter mehr fand“321. Die inoffizielle Bitte durch den damaligen Dekan Prof.

Wegner322 war bereits zehn Tage zuvor, am 15. Juni 1936, an Aschoff gerichtet worden. Dieser berichtete hiervon in einem Brief an Diepgen:

„Vorgestern war noch der Dekan bei mir, um mich zu bitten, ob ich nicht doch die Geschichte der Medizin übernehmen wollte. Ich werde das wohl, dem Drange des eigenen Herzens folgend, aber auch der Not gehorchend, tun. Es ist ja kein Dozent

318 Siehe UAF B 24/71, Personalakte Ludwig Aschoff. 319 UAF, E 10/115, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland, 1.1.36‐15.5.37, I: A‐K, unter D, Aschoff am 12.12.1935 an Diepgen. 320 1890‐1969. 321 UAF, B 24/71, Alemanne vom 26.06.36. 322 1898‐1972, Ophthalmologe. 67

für die Geschichte der Medizin zu finden.“323

In diesen wenigen Zeilen deutet sich Aschoffs zwiespältige Meinung zur

Übernahme der Medizingeschichte an: Einerseits lag ihm das Fach am Herzen und er wollte es weiterhin vertreten und die Wissenschaft betrieben sehen. Andererseits war er müde und seiner Ansicht nach nicht mehr genügend in Materie und Methoden eingearbeitet, um das Fach angemessen zu vertreten und das Institut zu führen:

„Allerdings habe ich seit mehr als 20 Jahren das Studium der Geschichte nicht mehr mit Energie, so wie früher, betrieben. [...] Sie werden sich wundern, wenn Sie hören, dass mich der Rektor und der Dekan bei meiner neulichen Abschiedsansprache an die Studenten in meinem letzten Kolleg gebeten habe, doch noch über die Geschichte der Medizin zu lesen und so dem Universitätslehrkörper auch äusserlich verbunden zu bleiben. Ich habe schweren Herzens zugesagt, ich weiss nicht, ob ich mich wieder in die alten Vorstellungen einleben kann.“ 324

Trotz all seiner Zweifel an seiner Qualifikation sagte Aschoff schließlich – auch in

Ermangelung eines anderen Fachvertreters – zu und übernahm den Lehrauftrag für

Geschichte der Medizin in Freiburg. In seiner Personalakte findet sich hierzu ein

Brief des Reichs‐ und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und

Volksbildung vom 16. Oktober 1936:

„Der Herr Badische Minister des Kultus und Unterrichts hat bei mir angeregt, Ihnen sehr geehrter Herr Geheimrat, einen Lehrauftrag für die Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg zu übertragen. Bei der Bedeutung, die diesem Fache zuzumessen ist, komme ich dieser Anregung mit besonderer Freude nach und bitte Sie, bis auf weiteres diesen Lehrauftrag zu übernehmen. Alles Weitere wird der Herr Badische Minister des Kultus und Unterrichts mit Ihnen unmittelbar vereinbaren.“325

Nach der Übernahme des Lehrauftrags für Geschichte der Medizin begann

Aschoff bereits im Sommersemester des Jahres 1937 mit der Ausübung der Lehre in

Gestalt seiner Vorlesung mit dem Titel „Übersicht über die Geschichte der

323 UAF, E 10/115, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland, 1.1.36‐15.5.37, I: A‐K, unter D, Aschoff am 17.6. 1936 an Diepgen. 324 UAF, E 10/58, Wissenschaftliche und politische Korrespondenz 1935‐37, unter R, Brief an Klaus Rosenkranz vom 8.7.36. 325 UAF, B 24/71, Der Reichs‐ und Preussische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an den ordentlichen Professor Herrn Geheimrat Dr. Ludwig Aschoff. 68

Medizin“.326 Diese Vorlesungen bildeten einen festen Bestandteil des gültigen

Lehrplans. Er hielt sie bis zum Sommersemester 1940, bis auf die dritte Vorlesung dieses Semesters findet sich in dem Büchlein aus Aschoffs Nachlass der Vermerk

„Vertreten durch Dr. Bayer“327. Dr. Friedrich Wilhelm Bayer328 war ein Schüler

Diepgens, von diesem bereits 1937 als Nachfolger Aschoffs empfohlen.329 Im Herbst

1940 teilte Ludwig Aschoff der Fakultät mit, „er müsse seine Lehrtätigkeit in der

Geschichte der Medizin und die Leitung des Seminars niederlegen“330. Bereits im

Februar desselben Jahres hatte Aschoff daran gedacht, sich endgültig aus der Lehre zurückzuziehen. Er schrieb an seinen Sohn Jürgen aus der Medizinischen Klinik, wo er wegen Asthmaanfällen in Behandlung war:

„Dr. Bayer, mein zukünftiger Nachfolger in den Vorlesungen über „Geschichte der Medizin“, ist auf Drängen von Prof. Bohnenkamp wieder nach Freiburg gekommen und wird hier voraussichtlich in den nächsten Tagen eintreffen. Als ich die heftigen Asthmaanfälle bekam, habe ich mir selbst klargemacht, daß ich wohl die Vorlesungen aufstecken müßte. So war mir Dr. Bayers Rückkommandierung sehr willkommen.“331

Im März 1940 findet sich in den Protokollbüchern der Medizinischen Fakultät der

Hinweis „Die Frage der Habilitation des Herrn Bayer wird noch vertagt.“332 Die nächste Erwähnung Bayers in den Protokollen stammt vom Oktober desselben

326 Über die erste Vorlesung siehe UAF, E 10/148, Lebenserinnerungen, Im Juli 1937. Vorlesungsmitschriften finden sich in einem Büchlein in UAF, E 10/153: „Aschoff: Übersicht über die Geschichte der Medizin, SS ´37 bis SS `40“. Obes sieht Aschoffs erste Vorlesung erst im SS 1938, vgl. Obes (1976), S. 83. Ein weiterer Beweis dafür, dass Aschoff bereits im SS 1937 über Geschichte der Medizin gelesen hat, findet sich in UAF, E 10/141, „Übrige ausländische Korrespondenz ab 1.5.1936“, unter R: Ein Schein mit der Aufschrift „Ich habe im Sommersemester 1937 die Vorlesung des Herrn Prof. Dr. Aschoff über die Geschichte der Medizin in der Quästur belegt.“ 327 UAF, E 10/153. 328 Geb. 1912. 329 UAF, E 10/106, Wissenschaftliche Korrespondenz 1937‐1939, A‐F, unter D mehrere Briefe Diepgens an Aschoff. Am 24. November 1937: „Hochverehrter Herr Geheimrat Aschoff! Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, einen jungen Mann als zukünftigen Dozenten für Geschichte der Medizin in Freiburg unterzubringen. Einer meiner besten Schüler, der Sohn eines schlesischen Pfarrers, Dr. Friedrich Wilhelm Bayer, hat sich an der Freiburger Medizinischen Klinik um eine Assistentenstelle beworben ... Sie bekämen m.E. einen absolut zuverlässigen, charakterlich einwandfreien, politisch genügend akkreditierten und wissensdurstigen Assistenten.“ 330 UAF, B 53/506, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1934‐1941, S. 76. 331 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 433‐434. 332 UAF, B 53/506, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1934‐1941, S. 71, Sitzung vom 19.03.1940, unter c). 69

Jahres: Er war nach Aschoffs Ankündigung seines Rücktritts der Fakultät durch

Dekan Nauck als Aschoffs Nachfolger vorgeschlagen worden.333 Die Habilitation

Bayers wurde nicht mehr erwähnt. Im UAF ist in den Akten der Medizinischen

Fakultät eine „Personalakte Bayer“334 enthalten, diese enthält die Korrespondenz des

Dekans über Bayer, dessen Antrag auf Habilitation und seine Habilitationsschrift nebst Beurteilungen durch Aschoff, Diepgen und die Freiburger Altphilologen Hans

Oppermann335 und Hans Bogner336. Laut Seidler wollte Aschoff Bayer die Nachfolge

übergeben,

„falls dieser sich noch 1940 habilitierte oder „„wenigstens seine Habilitationsschrift der Fakultät übergibt“. F. W. Bayer konnte jedoch erst später von Diepgen habilitiert werden und stand für die Erfüllung von Aschoffs Plan nicht zeitgerecht zur Verfügung.“ 337

Es entsteht der Eindruck, Bayers Habilitation sei nicht rechtzeitig fertig gestellt worden. Dem muss widersprochen werden: Aschoff selbst hatte die

Habilitationsschrift Bayers über antike Beschreibungen von Aneurysmata bereits im

Dezember 1940 vorliegen,338 seine Beurteilung ging am 5. Dezember 1940 an die

Fakultät. Den Antrag auf Habilitation bei der Fakultät stellte Bayer jedoch erst am 10.

Januar 1941.339 Bereits am 13. Januar wurde Bayer vom Minister des Kultus und des

Unterrichts mit der Vorlesung im Trimester 1941 beauftragt.340 Der Lehrauftrag bezog sich ausdrücklich nur auf ein Trimester. Dies stellte eine Notlösung dar, da

Bayer dem Dekan und dem Führer des NSD‐Dozentenbundes, Eduard Steinke341, als für diese Aufgabe nicht ideal geeignet erschien: im Dezember korrespondierten die

Beiden über ihre Bedenken hinsichtlich Bayers Jugend und seines politischen

333 UAF, B53/506, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät, S. 76, Sitzung vom 18.10.1940, unter 1. 334 UAF, B53/326, Personalakte Bayer. 335 1895‐1982. 336 1895‐1948. 337 Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), S. 36. 338 UAF, B53/326, Personalakte Bayer, Aschoff an Dekan Nauck am 3.12.1940. 339 Ebd., Bayer an Dekan Nauck am 10.01.1941. 340 Ebd., Der Minister des Kultus und des Unterrichts an den Rektor der Universität Freiburg im Breisgau, 13. Januar 1941; Rektor war zu dieser Zeit der Mathematiker Wilhelm Süss (1895‐1958). 341 1899‐1963, Professor für Physik in Freiburg. 70

Engagements.342 Ob Bayer im ersten Trimester 1941 die Vorlesung gehalten hat, ist aus den vorliegenden Quellen nicht ersichtlich. Im Februar 1941 übergab der

Reichserziehungsminister die Leitung des medico‐historischen Seminars an den damaligen Dekan, den Anatomen Ernst Theodor Nauck343, und den Pathologen

Franz Büchner.344 Somit war Büchner auch Aschoffs Nachfolger als kommissarischer

Leiter des medico‐historischen Instituts.

Zu Bayers weiterem Werdegang ist nicht viel bekannt.345

Während seiner Zeit als Direktor war Ludwig Aschoff sehr aktiv gewesen. Er beschränkte sich nicht auf die Verwaltung des Seminars und die bereits erwähnten

Vorlesungen. Die meisten seiner medizingeschichtlichen Veröffentlichungen datieren aus der Zeit zwischen 1936 und 1940.346

Worin zeigt sich aber nun die Bedeutung, die Ludwig Aschoff gerade für die

Freiburger Medizingeschichte hatte?

Zunächst einmal unterstützte er Paul Diepgens Habilitation für das Fach in

Freiburg. In der Folge setzte er sich dafür ein, dass Diepgen 1920 nicht dem Ruf an die Universität Würzburg folgte, sondern in Freiburg blieb.347 Dadurch wirkte

Aschoff daran mit, dass Freiburg einen Vertreter für die Medizingeschichte hatte. Die

Protokollbücher der medizinischen Fakultät geben Aufschluss über die Rolle, die

342 UAF, B53/326, Personalakte Bayer, Steinke an den Rektor am 5.12.1940, Nauck an Steinke am 7.12.1940, Nauck an den Rektor am 10.12.1940. 343 1896‐1970, Anatom in Marburg und Freiburg. 344 UAF, B 53/506, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät, S. 87, Vorschlag des Dekans Nauck bereits im November 1940, ebda., S. 80. 345 Im Mai 1941 schrieb er an Dekan Nauck: „Da ich nach Rücksprache mit Herrn Geheimrat Aschoff, Herrn Prof. Diepgen und Herrn Prof. Büchner die Absicht habe, mich nach dem Kriege in Berlin zu habilitieren, bitte ich um Rücksendung meiner Papiere (Ahnenpass, Lebenslauf und Sonderdrucke).“ (UAF, B53/326, Personalakte Bayer, Bayer an Nauck am 17.05.41) Nach Seidler gelang Bayers Habilitation durch Diepgen. Bayer trat jedoch keine universitäre Stelle an, sondern arbeitete in der pharmazeutischen Industrie. Dies hat ihn „... nicht davon abgehalten, seine medizinhistorischen Interessen weiter wissenschaftlich zu pflegen.“ (Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), S. 36) Die letzten im Rahmen der Literaturrecherche gefundenen medizinhistorischen Arbeiten Bayers stammen von 1943 („Altgermanische Heilkunde“ in der DMW und „Anfänge mikroskopischer Forschung in der Medizin (17. Jahrhundert)“ in der Klinischen Wochenschrift, siehe Literaturverzeichnis dieser Arbeit), spätere Veröffentlichungen ließen sich nicht auffinden. 346 Siehe Kapitel 3) dieser Arbeit und Bibliographie Aschoffs mit Grafik, S. 91ff. 347 Vgl. Obes (1976), S. 87. 71

Aschoff dabei gespielt hatte, als er beispielsweise ein Aversum und ein Zimmer für

Diepgen beantragte.348

Unter Diepgen prosperierte die Medizingeschichte in Freiburg, seine Vorlesungen waren gut besucht und er betreute eine Reihe von Promotionen. Bevor das medizinhistorische Seminar 1926 eröffnet wurde, stellte Aschoff den Hörsaal seines

Pathologischen Instituts für Vorlesungen über Geschichte der Medizin zur

Verfügung.349 Diepgen schätze Aschoffs Hilfe und Unterstützung gerade in der schwierigen Anfangszeit:

„Die Sorge darum, ob ich der Vielseitigkeit und Schwierigkeit der Aufgabe auch wirklich gewachsen wäre, wurde dadurch gelindert, dass mir in der eigenen Fakultät Ludwig Aschoff (1866 bis 1942), der universelle große Pathologe, mit Rat und Tat zur Seite stand [...]“350

Nach Diepgens Weggang war Aschoff aktiv daran beteiligt, dass die Freiburger

Medizingeschichte auch ohne einen ausgewiesenen Fachvertreter weiterhin Bestand hatte, indem er das Seminar verwaltete.

Als Direktor des medico‐historischen Seminars spielte Ludwig Aschoff eine beträchtliche Rolle für Freiburgs Medizingeschichte. Laut Seidler war es eine seiner ersten Amtshandlungen, das Seminar in Institut umzutaufen.351 Obes zeigte aber, dass die erste Erwähnung als „Institut“ durch Aschoff erst im März 1938 stattfand, vorher sprach auch Aschoff noch vom medico‐historischen Seminar.352 Heute lässt sich nicht mehr genau sagen, ob die Umbenennung durch Aschoff eine beabsichtigte frühe Amtshandlung war oder ob er die Begriffe „Seminar“ und „Institut“ synonym verwendete ‐ inhaltlich war das Seminar bereits von Anfang an zu den Instituten gezählt worden. Das „medizinhistorische Seminar“ erschien 1930 im Verzeichnis der

348 UAF, B 53/221, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1916‐1933, S.364f: „3te Sitzung. 23.7.25 4) Geschichte der Medizin. Mitteilung von Herrn Schwörer Antrag Aschoff: Für Diepgen soll ein Aversum im Betrag von 600‐1000M beantragt werden und ein Zimmer bereitgestellt sein.“ 349 UAF, E 10/147, „Selbstbesinnung“, S. 119. 350 Diepgen: Mein Weg zur Medizingeschichte (1961), S. 11. 351 Seidler/Leven (2007), S. 519; Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), S. 32. 352 Obes (1976), Ss. 3, 9, 119‐121. 72

Institute der Medizinischen Fakultät.353 In Aschoffs Nachlass ist kein Hinweis darauf zu finden, ob er ab 1938 bewusst erstmals vom medico‐historischen Institut sprach, ebenso wenig in seinen Briefen oder Veröffentlichungen. Diese sind ab 1938 mit „aus dem medico‐historischen Institut“ überschrieben.354 Allerdings bezeichnet er das

Institut in seiner „Selbstbesinnung“ (also sicher nach 1938355) als „mediko‐ historisches Seminar“.356 In den Protokollbüchern der Medizinischen Fakultät wird sogar noch im März 1941 vom „medico‐historischen Seminar“ gesprochen.357

Unabhängig davon, wie Aschoff selbst die Wichtigkeit der Bezeichnung einschätzte, war der Ausdruck „Institut“ ein Zeichen dafür, dass die Medizingeschichte einen eigenen Platz innerhalb der Fakultät hatte und den anderen Instituten gleichgestellt war. Damit hatte sie einen größere Bedeutung als an anderen Universitäten:

Zwischen 1936 und 1940 wurde das Fach in zehn von 16 deutschen Universitäten

überhaupt nicht angeboten.358

Abgesehen von der verwaltungstechnischen Existenz, die Aschoff der

Medizingeschichte verschaffte, befasste er sich auch mit Lehre und Forschung.

Zunächst sind hier die Vorlesungen zu nennen.359 Zur Lehre gehört auch die

Betreuung von Promotionen. Dieser Aufgabe kam Aschoff kaum nach, während er

Direktor des medizinhistorischen Instituts war: Die einzige von ihm betreute medizinhistorische Promotion dieser Zeit stammt nach Seidler von Hans Kühn: Über den Bau der Kugeldrüsen und ähnlicher Organe (Lymphdrüsen, Lymphgefässe) von

Marcellus Malpighius.360 Ebenfalls nach Seidler betreute Aschoff zwischen 1911 und

353 Obes (1976), S. 82. 354 Vgl. Aschoff: Blutkreislauf (1938), Syphilis (1939); ebenso Heinemanns Artikel in Sudhoffs Archiv und im Janus von 1939 und 1941. 355 Zu dieser Textsammlung entschlossen sich Aschoff und seine Frau am 100. Geburtstags seines Vaters, also am 26.10.1938, siehe UAF, E10/147, Selbstbesinnung, S. 1. 356 UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, S. 70. 357 UAF, B 53/506, Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1934‐1941, S. 88. 358 Vgl. Eulner: Spezialfächer (1970), S. 512‐538. 359 Vgl. UAF, E 10/153, Vorlesungsmitschriften 1937‐1940 und UAF, E 10/81, Manuskripte für die Vorlesung. 360 Zitiert nach Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), S. 93; die Arbeit selbst und Kühns Lebensdaten waren im Rahmen der Recherchen nicht aufzufinden. 73

1918 fünf medizinhistorische Doktorarbeiten.361 Diese Tatsache ist ein weiterer

Beweis dafür, dass sich Aschoff schon vor seinem offiziellen Lehrauftrag für die

Medizingeschichte als Universitätsfach einsetzte. Vier dieser Arbeiten hatten nichts mit seinem eigentlichen Fach, der Pathologie zu tun und können daher als Einsatz und Interesse an der Medizingeschichte ausgelegt werden.

Auch die Forschung trieb Aschoff voran. Neben der Veröffentlichung mehrerer

Arbeiten zur Medizingeschichte362 begründete er die Reihe Freiburger Forschungen zur

Medizingeschichte, aus der 1938 und 1939 zwei Bände erschienen.363 Nicht zuletzt protegierte er Käthe Heinemann und ihre Arbeiten. Käthe Heinemann war wegen

Widerstandes gegen das NS‐Regime die Bestallung als Ärztin verwehrt worden.364

Ludwig Aschoff gab ihr die Möglichkeit, in seinen Instituten über verschiedene

Themen zu arbeiten. Sie betrieb pathologische Forschungen, schrieb zum Beispiel

über Schilddrüsenerkrankungen365 oder ihre Promotion über Appendizitis366, und war im medico‐historischen Seminar aktiv. In einem Brief an Aschoff vom März 1937 bat sie ihn, „die Bücher, die inzwischen eingehen, nicht im Regal einzustellen.“367

Offensichtlich versah sie im Seminar auch die Aufgaben einer Bibliothekarin. Aber sie war nicht nur für diese und andere Verwaltungstätigkeiten im Seminar zuständig, sie unterstützte Aschoff auch außerhalb der Universität. 1940 schrieb

361 Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), S. 93: 1911 – Münch, Otto: Das Medizinalwesen im mittelalterlichen Speier. 1912 – Rennau, Therese: Die Gynäkologie des Arnold von Villanova mit Erläuterungen. 1913 – Joseph, Hans Ludwig: Zur Geschichte der allgemeinen Pathologie. 1914 – Stemmer, Walter: Zur Geschichte des Waisen‐, Toll‐ und Krankenhauses, sowie Zucht‐ und Arbeitshauses in Pforzheim. 1918 – Zimmermann, Leo: Saladini de Asculo. Serenitatis principis Tareti physici principalis compendium aromatariorum. Zum ersten Mal ins Deutsche übertragen, eingeleitet und erklärt. 362 Vgl. Kapitel 3) dieser Arbeit und Aschoffs Bibliographie im Anhang. 363 Vgl. Fußnote 190 dieser Arbeit 364 Seidler: Medizingeschichte in Freiburg (1976), S. 34. Hierzu und zum Folgenden vgl. Biermer (1972). 365 UAF, E 10/106, Wissenschaftliche Korrespondenz 1937‐1939, A‐F; unter B Korrespondenz Käthe Heinemanns mit Professor Blum, Frankfurt, über Schilddrüsenpräparate. 366„Zur Frage der allergisch‐hyperergischen Appendicitis“, UAF, D 11/99, Promotionsurkunden der Medizinischen Fakultät 1938; siehe auch UAF, E 10/58, Wissenschaftliche und politische Korrespondenz 1935‐1937, unter H Korrespondenz mit Verlag Fischer über eine Arbeit Heinemanns über Appendizitis. 367 UAF, E 10/58, Wissenschaftliche und politische Korrespondenz 1935‐1937, unter H, Hochverehrter Herr Geheimrat! Kassel, den 9. III. 1937. 74

Aschoff an seinen Sohn Jürgen, dass er die Vorlesungen über Geschichte der Medizin nun aufgeben müsse. „Frl. Dr. Heinemann wird aber vorläufig bleiben und mir neben Mutter als Privatsekretärin, vor allem bei den Korrekturen, helfen.“368 Darüber hinaus stammen einige medizinhistorische Artikel aus ihrer Feder, die in angesehenen Zeitschriften für Medizingeschichte veröffentlicht wurden. In Sudhoffs

Archiv erschien 1939 ihr Aufsatz über die Milz als Blutspeicher; im niederländischen

Janus wurden 1939 und 1941 zwei ihrer Arbeiten abgedruckt. 369 Aschoff schätzte

Käthe Heinemann sehr. 1939 erwähnte er sie in einem Brief an seine Frau:

„Nun muß ich endlich an die Literatur über die Schilddrüse. Frl. Dr. Heinemann hat aus dem 17. Jahrhundert ein Buch über das Kreuz Christi (lateinisch) von einem sehr bekannten Anatomen gefunden. Dort steht alles drin, was wir mühselig suchen. Sie ist doch ein famoses Frauenzimmer. Ich kann mich über jede medizinische Frage mit ihr unterhalten.“370

Auch nach Aschoffs Tod verfasste und veröffentlichte Käthe Heinemann weiterhin Arbeiten über medizinhistorische Themen. In Sudhoffs Archiv sind in den

Jahren 1953 und 1957 weitere Artikel von ihr erschienen.371 Ebenso in der Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 1960 und ‐ posthum ‐ im

Medizinhistorischen Journal 1974.372

1955 erschien der 4. Band der Reihe „Gestalter unserer Zeit“, zu dem Käthe

Heinemann einen Artikel über Ludwig Aschoff beisteuerte.373 In diesem klingt deutlich die Bewunderung und Verehrung mit, die sie für ihn hegte. Der größte Teil des Textes beschäftigt sich mit Aschoff und der Pathologie und den Verdiensten, die er um diese Wissenschaft hatte. Die Freiburger Medizingeschichte erwähnte sie nur am Rande:

368 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S. 434. 369 Heinemann: Milz als Blutspeicher (1939), dies.: Geschichte der roten Blutkörperchen (1939), dies.: Lehre von den Drüsen (1941); Zur Bedeutung dieser Zeitschriften siehe Leven: Medizinhistorische Zeitschriften (2001) . 370 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), S.431. 371 Heinemann, Käthe: Eine ʺSektionstechnikʺ aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, in: Sudhoffs Archiv 37 (1953), S. 253; dies.: Das erste anatomische Institut in Deutschland, in: Sudhoffs Archiv 41 (1957), S. 207. 372 Heinemann: Blütezeit der Medizin (1960) und dies.: Die Ärzteheiligen Kosmas und Damian(1974) 373 Heinemann: Ludwig Aschoff (1955). 75

„Nach seiner Emeritierung 1936 wurde Aschoff mit einem Lehrauftrag für Geschichte der Medizin betraut, und so schließt sich der Kreis der in Göttingen begonnenen Arbeiten.“374

Heinemann beendete ihren Aufsatz mit der kurzen, aber liebevollen

Beschreibung von Aschoff außerhalb der Pathologie und würdigte Aschoff zusammenfassend als Wissenschaftler, akademischen Lehrer und weltoffenen

Christen.375 Die Freiburger Medizingeschichte wird nicht nochmals erwähnt, sie scheint für Heinemann nicht zu den großen Verdiensten ihres Lehrers zu gehören.

Auch seine anderen Schüler beschränken sich in der Beschreibung Aschoffs hauptsächlich auf die Pathologie. So scheint Büchner die Medizingeschichte als eine

Art ‚Hilfswissenschaft’ wahrzunehmen, er würdigt Aschoffs medizinhistorische

Arbeiten nicht um ihrer selbst willen, sondern als Ausdruck seiner universellen

Gelehrsamkeit, als Beweis dafür, dass Aschoff mehr auf das große Ganze schaute als auf Details.376

Aus dem zuvor Angeführten lässt sich schließen, dass Aschoff für die Freiburger

Medizingeschichte sehr wichtig war. Zu seiner Zeit unterstützte er Diepgen in der

Gründung eines eigenen Seminars. Dieses erhielt er – zunächst kommissarisch – als

Direktor aufrecht und sicherte so das Fortbestehen einer Einrichtung für die

Medizingeschichte an der Freiburger Universität. Ein eigenes medizinhistorisches

Institut war für Aschoff von großer Wichtigkeit. Er setzte sich mit all seinem Einfluss bei der Fakultät und dem Kultusministerium dafür ein, dass das Fach selbständig vertreten war und nicht nur ein Anhängsel anderer blieb. Dadurch hielt er das Fach im Bewusstsein seiner Fakultätskollegen und der Studenten. Außerdem stellte er im

Sinne eines Lehrauftrags Lehre und Forschung auf medizinhistorischem Gebiet sicher, indem er Vorlesungen hielt und Veröffentlichungen schrieb oder zumindest

374 Heinemann: Ludwig Aschoff (1955), S. 66; zuvor (S. 66) hatte sie Aschoffs Göttinger Vorlesung und seine Übersichtstabellen erwähnt: „In Göttingen hielt Aschoff auch eine Vorlesung über Geschichte der Medizin, in der sich sein Lehrer Orth regelmäßig als Zuhörer einfand, und gab ab 1896 die „Übersichtstabellen zur Geschichte der Medizin“ heraus, die sich so gut einführten, daß sie auch jetzt noch als bequemes und übersichtliches Hilfsmittel benutzt werden.“ 375 Heinemann: Ludwig Aschoff (1955), S. 67. 376 Vgl. Büchner: Ludwig Aschoff (1957); ders.: Pläne und Fügungen (1965), hier wird die Geschichte der Medizin nur als einleitender Überblick zur Pathologie‐Vorlesung erwähnt, S. 42f. 76 protegierte. Durch die Gründung der noch heute erscheinenden Reihe zur Freiburger medizinhistorischen Forschung legte er den Grundstein für eine Tradition des

Instituts, die gewährleistet, dass die Arbeiten aus dem Institut regelmäßig publiziert werden. Nicht zuletzt hatte der Status als Institut auch eine mehr praktische

Auswirkung: Dadurch, dass dem Institut ein Aversum zustand, konnte Aschoff

Zeitschriften und Bücher anschaffen, die die Grundlage der heutigen Bibliothek bilden. Die Freiburger Medizingeschichte verdankt Aschoff also, wenn nicht gar den

Erhalt des Instituts, die Grundlage ihres heutigen Bestehens.

5.2) Aschoffs Bedeutung für die Medizingeschichte über Freiburg hinaus

War Aschoffs engagiertes Wirken auch über die Stadt hinaus spürbar? Die führenden Köpfe der deutschen Medizingeschichte zu Aschoffs Zeit waren, neben anderen, Karl Sudhoff und Paul Diepgen.

In der Forschung herrscht Einigkeit über den Rang Sudhoffs unter den

Medizinhistorikern: Er war der erste deutsche Professor, der einen Lehrstuhl für

Geschichte der Medizin innehatte.377 Auch heute noch wird von ihm als „Pionier und

„Patriarch“ der deutschen Medizingeschichte“378 gesprochen, als „Praeceptor historiae medicinae“379 und „Nestor der Disziplin“380. Neben Sudhoff wird auch Paul

Diepgen unter die bedeutendsten Medizinhistoriker zu Aschoffs Zeit gerechnet, beide werden mit Sigerist381 zusammen als „die drei führende[n] Fachvertreter aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ 382 bezeichnet.

Ist Aschoffs Bedeutung ähnlich hoch einzuschätzen? Wurde sein Einsatz durch

377 Zur Institutionalisierung der Medizingeschichte siehe Frewer/Roelcke: Institutionalisierung (2001), darin zu Sudhoff besonders Frewer: Akademische Medizingeschichte (2001); Riha; Steif. 378 Prüll: Lehrbücher der deutschen Medizingeschichte (1997), S. 204. 379 Frewer: Akademische Medizingeschichte (2001), S. 105. 380 Thom, Achim: Karl Sudhoff und das Leipziger Institut für Geschichte der Medizin. Aspekte seines Weges im Lichtezeitgenössischer Dokumente, in Riha, Ortrun, Thom, Achim: 90 Jahre Karl‐Sudhoff‐ Institut an der Universität Leipzig, Leipzig 1996, S. 20‐28, hier S. 20, zitiert nach Frewer: Akademische Medizingeschichte (2001), S. 105. 381 Henry E. Sigerist (1891‐1957). 382 Kümmel: Legitimierungsstrategien (2001), S. 75; zu Diepgen siehe auch Prüll: Lehrbücher der Medizingeschichte (1997), S. 214. 77

Lehre und Forschung, die Vertretung des Faches innerhalb von Fakultät und

Universität und durch Engagement außerhalb der Universität, auch von außerhalb gewürdigt? Im Folgenden werden die genannten Punkte einzeln betrachtet.

5.2.1) Vorlesungen

1894 habilitierte sich Ludwig Aschoff für Pathologie in Göttingen. Dort folgten neun Jahre Assitentenzeit bei Orth, in denen er über verschiedene pathologische

Themen arbeitete.383 Wie bereits erwähnt hielt er außerdem Vorlesungen über

Geschichte der Medizin. Über seine Beweggründe kann man allenfalls spekulieren,

Quellen existieren hierzu kaum. Rudolf Beneke384 verfasste 1942 einen Nachruf auf

Ludwig Aschoff, der in der Medizinischen Welt abgedruckt wurde. Darin heißt es über die Medizingeschichte während der Göttinger Zeit nach einer Lobrede auf Aschoffs pathologische Forschungen:

„Welche universalen Gedanken aber den Pathologen weit über fachwissenschaftliche Einzelinteressen hinaushoben, bewiesen seine von Orth regelmäßig besuchten Vorlesungen über Geschichte der Medizin. Ganz unbeeinflußt widmete er diesem (damals völlig vernachlässigten) Fach volle Aufmerksamkeit, verschaffte ihm durch ein kurzes, bald in neuen Auflagen (die letzte erfolgte unter Diepgens Mitarbeit in Freiburg) erscheinendes Taschenbuch allgemeine Beachtung und trug hierdurch zu der so dringend erforderlichen Neueinführung desselben als offizielles Lehrfach so wesentlich bei, daß ihm bei seiner Emeritierung als sinnvolle Ehrung der entsprechende Lehrauftrag durch den Freiburger Rektor übermittelt wurde.“385

In Aschoffs Nachlass befinden sich auch einige Nachrufe und Festreden.

Darunter eine Rede von Rudolf Beneke, „Amico Amicus“, worin Beneke fragte:

„Und welcher Assistent durfte sich rühmen, einem bisher vernachlässigten Fach, der Geschichte der Medizin, derartig klare neue Formulierungen verschafft zu haben, daß der Chef persönlich mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit der Vorlesung beiwohnte?“386

Beneke sah Aschoff also als einen Förderer der Medizingeschichte, der ihr zu der

383 S. Aschoffs Bibliographie, S. 91ff dieser Arbeit 384 (1861‐1946), Pathologe und Medizinhistoriker. 385 Beneke: Zur Erinnerung an Ludwig Aschoff (1942), S. 788f. 386 UAF, E 10/95, Nachrufe, Beneke: Amico Amicus, S. 4f; mit Chef ist hier der Pathologe Orth gemeint. 78

Bedeutung als Lehr‐ und Prüfungsfach verholfen hat, die ihr zustand.

Die nächste Station nach Göttingen in Aschoffs Biographie war Marburg. Hier hatte er drei Jahre lang den Lehrstuhl für Pathologie inne. Während dieser drei Jahre schrieb Aschoff in kurzer Zeit die wesentlichsten pathologischen Arbeiten seines

Lebens387 – jedoch nichts Medizinhistorisches. Allerdings war die Medizingeschichte nicht vergessen: Obwohl auch die Universität Marburg zu dieser Zeit noch kein medizinhistorische Institut besaß, las Aschoff über Geschichte der Medizin.388

Hierüber ist nichts Konkretes in seinem Nachlass zu finden. Seine Marburger

Vorlesung wird nur im Zusammenhang mit den in Göttingen und Freiburg gehaltenen erwähnt.389

Durch seine Kollegs verschaffte Aschoff der Medizingeschichte einen Platz im

Bewusstsein von Studenten und Universitätslehrern. Er sorgte dafür, dass sie vor ihrer Institutionalisierung als universitäres Lehrfach wahrgenommen wurde.

5.2.2) Rezeption von Aschoffs Veröffentlichungen

Aschoffs medizinhistorische Veröffentlichungen wurden in Kapitel 3) bereits ausführlich besprochen. Hier sollen nun deren Rezeption in Fachkreisen im

Vordergrund stehen. Die zeitgenössische Beurteilung seiner Arbeiten ist ein wichtiger Gradmesser für die überregionale Bedeutung Aschoffs für die

Medizingeschichte.

Wie bereits erwähnt fällt in Aschoffs Göttinger Zeit die erste Veröffentlichung seines Lehrbuchs „Kurze Übersichtstabellen zur Geschichte der Medizin“.390 Es wurde insgesamt sechsmal aufgelegt, ab der 2. Auflage 1920 zusammen mit Paul

Diepgen. Diese Auflage wurde vom größten deutschen Medizinhistoriker der Zeit,

387 Über rheumatische Granulome des Herzmuskels, das Reizleitungssystem des Säugetierherzens, erste Arbeiten zur Arteriosklerose; vgl. Seidler/Leven (2007), S. 300, und Büchner: Gedenkblatt (1966), S. 477. 388 Vgl. Meinel/Weber, S. 52. 389 UAF, E 10/147, Selbstbesinnung, S. 69. 390 Die Tabellen erschienen 1898 als Manuskript für die Hörer seiner Vorlesung. Ein gedrucktes Exemplar ist nicht erhalten, siehe auch Fußnote 69 dieser Arbeit 79

Karl Sudhoff, in den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der

Naturwissenschaften sehr gelobt:

„Danken wir es ganz besonders den beiden Freiburger Gelehrten, dem eifrigsten Protektor der Medizingeschichte unter den so vielfach historisch orientierten Pathologen und dem aufstrebenden jungen Meister des historischen Fachs.“391

16 Jahre später, 1936, wurde die 3. Auflage der Tabellen herausgebracht; Paul

Diepgen war inzwischen als Professor für Geschichte der Medizin nach Berlin gegangen. Auch diese Auflage wurde in den Mitteilungen positiv beurteilt, Wilhelm

Haberling392 schrieb:

„Wir sind den Verf. der in neuer Auflage erschienenen Tabellen von Herzen dankbar, daß sie sich entschlossen haben, nach 16 Jahren unter völliger Neugestaltung des gewaltigen Stoffes uns Ärzten, vor allem auch dem praktischen Arzt, ein Nachschlagewerk zu schenken, welches uns in einer Fülle von Fragen nach den Grundlagen des ärztlichen Denkens und Forschens Antwort gibt. Möchten durch diese schöne Übersicht recht viele unserer Kollegen angeregt werden, sich in die große Vergangenheit unseres Standes zu versenken! Sie können keinen besseren Führer finden als das vorliegende Buch.“393

Während Sudhoffs Rezensionen hoch geschätzt waren, wurden die Haberlings beanstandet. Der Medizinhistoriker Walter Artelt kritisierte in seinem Lehrbuch:

„Die Sparte Geschichte der Medizin leitete von Bd. 1‐24 ununterbrochen Karl Sudhoff und von Bd. 27‐38 Wilhelm Haberling. Standen die Rezensionen unter Sudhoffs Ägide auf einem hohen kritischen Niveau, so traten unter Haberling im medizinhistorischen Teil die den Inhalt erzählenden Referate in den Vordergrund.“394

Hinsichtlich der „Übersichtstabellen“ stimmte Artelt jedoch mit Haberling

überein, beide hatten eine hohe Meinung von ihnen. Artelt stellte sie in seiner

„Einführung in die Medizinhistorik“ als Hilfsmittel der medizinhistorischen

Interpretation dar:

„Die Zeittafeln von Aschoff und Diepgen bilden in Aufbau und Durchführung eine Medizingeschichte, zu Stichworten kondensiert. Demgegenüber sind die rein chronologischen Listen, wie sie auch den Gesamtdarstellungen der

391 Sudhoff: Rezension (1920),S. 270. 392 1871‐1940, Arzt und Medizinhistoriker in Düsseldorf. 393 Haberling, S. 362. 394 Artelt: Einführung (1949), S. 29. 80

Medizingeschichte von Sprengel, Isensee, Sudhoff und Garrison […] beigegeben sind, nur sehr beschränkt brauchbar.“395

Noch 1982 galten die Tabellen dem Hamburger Ordinarius für Geschichte der

Medizin Charles Lichtenthaeler396 als empfehlenswertes systematisches

Nachschlagewerk für Daten und Fakten bezüglich der Medizingeschichte, das „in sachlicher Hinsicht Vorzügliches leistet“397. Die von Aschoff begründeten Tabellen bzw. ihr Format wirkten also noch lange nach seinem Tod als gängiges Lehrbuch auf die deutsche Medizingeschichte ein.

Wie wurden Aschoffs Arbeiten nun rezipiert? Wurden sie zu seiner Zeit als medizinhistorisch wahrgenommen oder als historische Betrachtungen eines

Pathologen?

Paul Diepgen, der als der „seinerzeit dominierende Medizinhistoriker“398 gilt, bescheinigte Aschoff ein breites und fundiertes Wissen zur Medizingeschichte:

„Die von ihm begründeten, später von mir mitbearbeiteten kurzen Übersichtstabellen zur Geschichte der Medizin [...] sind der äußere Beweis, daß dieser Pathologe die gesamte Entwicklung der Medizin im Rahmen der Kulturgeschichte beherrscht.“399

Er würdigte in zahlreichen Artikeln, Festschriften und Rezensionen nicht nur

Aschoffs Verdienste als Pathologe, sondern auch die als Medizinhistoriker.400 In seinen Besprechungen von Aschoffs Arbeiten wies Diepgen immer wieder darauf hin, dass das, was Aschoff schrieb, stets auf einem historischen Fundament stand.401

In seiner Kritik des Werkes ‚Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung’ nannte

Diepgen Aschoff einen „historischen Kopf“.402 Interessanterweise benutzte Diepgen denselben Ausdruck auch für Rudolf Virchow:

395 Artelt: Einführung (1949), S. 171. 396 1915‐1993. 397 Lichtenthaeler, S. 21. 398 Prüll: Lehrbücher der Medizingeschichte (1997), S. 214. 399 Diepgen: Aschoff zum 70. Geburtstag (1936), S.3‐4. 400 Diepgen: Aschoff zum 70. Geburtstag (1936), ders.: Aschoff über Virchow (1940), ders.: Aschoff über Naturwissenschaften und Religion (1927). 401 Diepgen: Aschoff: Stellung der Naturwissenschaften zur Religion, S. 130. 402 Diepgen: Aschoff: Virchow (1940), S. 84. 81

„denn er war [...] ein ausgesprochen historischer Kopf, der sich der Vergangenheit im tiefsten verbunden fühlte. Je mehr man sich mit ihm beschäftigt, desto mehr muß man sein feines historische Gefühl bewundern. Er haftete mit tausenden Wurzeln in der Arbeit seiner Vorgänger.“403

Die Kritiken, die Sudhoff zu Aschoffs Aufsätzen verfasste, lobten dessen

Arbeiten. Über Aschoffs Aufsatz über die Nomenklatur der Phthise404 äußerte sich

Sudhoff wie folgt:

„Überaus wertvoll auch in historischer Hinsicht ist, wie nicht anders gu [sic] erwarten war, ein vorzüglich klärender Artikel von L. Aschoff „Zur Nomenklatur der Phthise“ seit Aretaios und Celsus.“405

Sudhoff stellte Aschoff als den „eifrigsten Protektor der Medizingeschichte unter den so vielfach historisch orientierten Pathologen“406 dar – aber eben als Pathologen, nicht als Medizinhistoriker. In seinem Lehrbuch der Medizingeschichte von 1922407 tauchte Aschoff lediglich einmal auf: Aus der großen Anzahl von Artikeln, die zu

Virchows 100. Geburtstag erschienen waren, hob Sudhoff zehn hervor, darunter

Ludwig Aschoffs ‚Rückblick’408. Bei allen Verfassern der hervorgehobenen Arbeiten handelte es sich um Pathologen.

Paul Diepgen war unter den Rezensenten der einzige, der Aschoff als

Medizinhistoriker charakterisierte, die anderen bezeichneten ihn höchstens – wie

Sudhoff – als „historisch orientierten Pathologen“409.

5.2.3) Aschoffs Engagement für die Medizingeschichte außerhalb der

Universitäten

Auch außerhalb der medizinischen Fakultäten konnte Ludwig Aschoff für mehr

öffentliche Präsenz der Medizingeschichte sorgen. So veröffentlichte er seine

403 Diepgen: Virchow und die Romantik (1932), S. 5. 404 Aschoff: Nomenklatur der Phthise (1917); der Artikel war Bestandteil einer Festschrift für Johannes Orth zum 70. Geburtstag, der im Rahmen der Zeitschrift für Tuberkulose erschien. 405 Sudhoff: Festschrift Johannes Orth (1917), S. 98. 406 Sudhoff: Aschoff und Diepgen, S. 270. 407 Sudhoff: Handbuch der Geschichte der Medizin (1922). 408 Aschoff: Virchow – Rückblick (1921). 409 Vgl. Fußnote 391, Sudhoff: Rezension (1920),S. 270. 82 medizinhistorischen Artikel nicht nur in medizinhistorischen Zeitschriften, sondern auch in allgemein‐medizinischen wie der DMW, der Münchener Medizinischen

Wochenschrift oder der Medizinischen Klinik. Diese erreichten ein viel breiteres

Publikum als die Spezialzeitschriften wie Sudhoffs Archiv oder der Janus. In nicht‐ medizinischen Zeitschriften erschienen ebenfalls immer wieder Artikel aus Aschoffs

Feder: Der Aufsatz über Hermogenes’ Krankheit zum Beispiel erschien in der

Philologischen Wochenschrift, die Arbeit über das Kommen und Gehen der

Krankheiten in Velhagen und Klasings Monatsheften, einer Kunst‐ und

Literaturzeitschrift. Durch sein Engagement für die Burschenschaften sprach er auch einige Leser durch deren Organe an, so mit seiner Arbeit über Carl August

Sigismund Schultze in den Burschenschaftlichen Blättern.

Unabhängig von medizinhistorischen Zeitschriften erreichte Aschoff auch über seine zahlreichen Vorträge ein breites Publikum. Die Freiburger Medizinische

Gesellschaft wurde im Jahr 1910 aus der medizinische Sektion der ‚Naturforschenden

Gesellschaft’ gegründet. Ludwig Aschoff war eines der 63 Gründungsmitglieder. Das erklärte Ziel der Gesellschaft war es, wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Medizin und der Biologie zu fördern und an die Öffentlichkeit zu bringen. Auf den Tagungen dieser Gesellschaft in Freiburg hat Aschoff regelmäßig Vorträge gehalten, nicht nur über Pathologie, sondern auch über medizinhistorische

Themen.410

Auch bei einer anderen Gesellschaft war Aschoff aktiv: Im September 1901 wurde in Hamburg unter Sudhoffs Ägide die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der

Medizin und der Naturwissenschaften gegründet.411 Im ersten Heft der von der

Gesellschaft herausgegebenen Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der

Naturwissenschaften findet sich ein Bericht zur Gründungsversammlung, in dem

410 Vgl. Seidler/Leven (2007), S. 338f. Aschoffs Bedeutung für die Freiburger Medizinische Gesellschaft ist bis heute spürbar: einmal im Jahr wird ein hochrangiger Wissenschaftler von der Gesellschaft dazu eingeladen, die Aschoff‐Vorlesung zu halten, er wird mit der Aschoff‐Medaille ausgezeichnet. 411 Ab 1936: Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik = DGGMNT. 83

Ludwig Aschoff als anwesend erwähnt wird.412 Ihm war die Geschichte der Medizin so wichtig, dass er die Gründung dieser Gesellschaft persönlich unterstützen wollte.

Die Gesellschaft schätzte Aschoff offenbar auch als verdienten Medizinhistoriker ein. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt: Am 27. Januar 1936 ging ein Schreiben an Aschoff ab, in dem ihm die

Verleihung der Ehrenurkunde angekündigt wird.413 Seine Antwort ist folgende:

„Sehr geehrter Herr Kollege! Die mich sehr ehrende und erfreuende Urkunde zur Ernennung als Ehrenmitglied der Gesellschaft der Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften habe ich erhalten. Ich bitte Sie, wie ich schon früher schrieb, den Dank für diese Auszeichnung den Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft zu übermitteln. Bin ich auch kein Spezialist auf diesem Gebiete, so habe ich doch immer ein wahres Interesse an der geschichtlichen Entwicklung unserer Disziplin gehabt. In diesem Sinne darf ich vielleicht die Ehrenurkunde annehmen. Mit kollegialem Gruß Ihr ergebener [gez. Aschoff]“414

Für Aschoff war diese Ehrung eine Auszeichnung, gerade weil er sich selbst nicht als Spezialist auf dem Gebiet der Medizingeschichte sah.

In der Chronik der DGGMNT von 2001 sind alle Ehrenmitglieder bis 2001 verzeichnet.415 Für das Jahr 1936 sind der ungarische Medizinhistoriker Tiberius von

Györy416 und der Rumäne Victor Gomoiu417 aufgeführt. Aschoff ist nicht als

Ehrenmitglied der Gesellschaft genannt, er ist in der gesamten Chronik lediglich einmal erwähnt: Im Jahr 1938 hielt er einen der 23 aufgeführten wissenschaftlichen

Vorträge. Er hatte den gleichen Titel wie seine Arbeit über die Geschichte der

Syphilis.418 Warum Aschoff, der die Urkunde über die Ernennung 1936 erhalten

412 Protokoll über die Sitzung der in Hamburg tagenden konstituierenden Versammlung zur Begründung einer Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. In: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 1 (1902), Nr. 1, S.49. 413 UAF, E 10/115, Wissenschaftliche Korrespondenz Deutschland, 1.1.36‐15.5.37, I: A‐K, unter D, Georg Lockemann (1871‐1959), Vorsitzender der DGGMNT an Aschoff am 27. Januar 1936: „..., erlaube ich mir, Ihnen im Namen des Vorstandes unserer Gesellschaft die nunmehr fertig gestellte Ehrenurkunde zu Ihrem siebzigsten Geburtstage zu überreichen.“ 414 Ebd., Aschoff an Bockemann am 28. Januar 1936. 415 Vorstand der DGGMNT: Chronik (2001), S. 36f. 416 1869‐1938. 417 1882‐1960, von 1936‐1946 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Medizin 418 Vorstand der DGGMNT: Chronik (2001), S. 66. 84 hatte, nicht als Ehrenmitglied oder anderweitig geehrt aufgeführt wird, kann anhand der vorliegenden Quellen nicht geklärt werden.

Aus Aschoffs Korrespondenz lässt sich schließen, dass Aschoff während seiner

Zeit als Direktor des medicohistorischen Instituts in Freiburg im Ausland durchaus auch als Medizinhistoriker wahrgenommen wurde: Im April 1937 erhielt er eine

Einladung des Vereins der Ärzte in der Steiermark zu einem Gastvortrag in Graz.

Dieser Vortrag war ein „Kolleg über „Geschichte der Medizin““419. Leider war nicht herauszufinden, ob und worüber Aschoff diesen Vortrag gehalten hat. Jedoch bereits die Anfrage zeigt, dass Aschoffs medizinhistorische Ambitionen in Österreich nicht nur wahrgenommen, sondern auch geschätzt wurden.

1938 wurde Aschoff von der Royal Faculty of Physicians and Surgeons in

Glasgow gebeten, einen Finlayson‐Gedächtnis‐Vortrag zu halten.420 Aschoff sagte zu.

Der Vortrag über die Geschichte der Entdeckung des Blutkreislaufs, den er in

Glasgow hielt, wurde im selben Jahr im ersten Heft der Reihe Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte gedruckt. Der kommissarische Leiter der Londoner Zweigstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes erkundigte sich vor Aschoffs Reise nach Glasgow, ob dieser sie nicht mit einem Vortrag über Medizingeschichte in

London verbinden wollte.421 Dies musste Aschoff krankheitsbedingt ablehnen. Auch hier zeigt die Anfrage, dass Aschoff in England auch als Medizinhistoriker galt.

In Aschoffs Nachlass sind auch Briefwechsel mit Walter Pagel422 zu finden. Pagel hatte sich im Wintersemester 1930/31 in Heidelberg für Pathologie und Geschichte der Medizin habilitiert. Ein Schreiben Pagels an Aschoff datiert von Oktober 1930.

Hierin berichtete er von seinen medizinhistorischen Arbeiten, von denen er einige

419 UAF, E 10/141, Übrige ausländische Korrespondenz ab 1.5.1936, unter Sch, Judendorf bei Graz, 1. IV. 1937, Hans Schipper für den Verein der Ärzte in der Steiermark. 420 Ebd., unter F, Royal Faculty of Physicians & Surgeons, 242. St. Vincent Street. Glasgow, 28th May, 1938; Dr. James Finlayson (1840‐1906) war ein schottischer Arzt, der von 1876‐1900 Honorary Librarian der medizinischen Fakultät Glasgow war und als ambitionierter Medizinhistoriker galt. 421 Ebd., unter K, Anglo‐German Academic Bureau ‐ Deutscher Akademischer Austauschdienst Zweigstelle London, Am 28. Mai 1938, Dr. G. Krause, Kommissarischer Leiter, an Ludwig Aschoff. 422 1898‐1983, Pathologe und Medizinhistoriker, emigrierte 1933 über Frankreich nach London. 85 beigefügt hatte, und kündigte seine Antrittsvorlesung an.423 Im November 1937 schrieb Pagel einen langen Brief aus Cambridge, in dem er sich mit Aschoff über verschiedene Themen der Pathologie und Medizingeschichte austauscht.424 Pagel sah

Aschoff also, ebenso wie sich selbst, als Pathologen und Medizinhistoriker.

5.4) Nachrufe

In den zahlreichen Nachrufen, die nach Aschoffs Tod erschienen sind, wird die

Medizingeschichte kaum erwähnt: Der englische Pathologe Robb‐Smith berichtete, dass Aschoff sich am Ende seines Lebens der Geschichte der Medizin widmete.425 In dem Nachruf, den er 1943 mit seinem Kollegen McNee im Journal of Pathology veröffentlichte, erwähnte er Aschoffs Arbeiten über die Geschichte der Syphilis und des Blutkreislaufs. Gemeinsam mit McNee formulierte er Aschoffs Beschäftigung mit der Medizingeschichte folgendermaßen:

„Even after retirement from his chair in 1936, at the age of 70, his activities continued. In pathology he became interested in the changes associated with old age, and he was able to develop to the full his love for the history of medicine, which had not been possible earlier in his career.”426

Für Robb‐Smith und McNee imponierte Aschoffs Beschäftigung mit der

Medizingeschichte nicht als wissenschaftliche Tätigkeit, sondern als Zeitvertreib eines Pensionärs.

In dem anderen Nachruf, der 1943 im Journal of Pathology erschien, wurde die

Medizingeschichte nicht erwähnt: Robert Muir beschrieb liebevoll seinen Freund

Aschoff, lobte sein breit gefächertes Wissen und schloss mit dem Satz „Truly a rare spirit has gone from us.“427

423 UAF, E 10/47, Wissenschaftliche Korrespondenz 1930‐1931, Deutschland, unter P, Heidelberg, d. 11.10.1930. 424 UAF, E10/141, Übrige ausländische Korrespondenz ab 1.5.1936, unter P, Papworth Hall, Cambridge. November 27 1937. 425 Robb‐Smith, S. 559. Robb‐Smith war allerdings nicht gut informiert: Er bezeichnete das Medizinhistorische Institut als 1936 frisch gegründet und schrieb, Aschoffs letzte medizinhistorische Arbeit sei im Rahmen der Protoplasma‐Monographien erschienen. 426 McNee und Robb‐Smith, S. 230. 427 Muir, S. 236. 86

Der Wiener Pathologe Hermann von Chiari schrieb in seinem Nekrolog ebenfalls nicht über die Geschichte der Medizin.428

Käthe Heinemann zählte 1955 die historischen Forschungen und

Veröffentlichungen ihres Lehrers als Ergänzung seiner bedeutenden pathologischen

Forschungen auf. Sie schrieb von seiner Rückkehr zur Medizingeschichte nach der

Emeritierung als logischer Folge der in Göttingen begonnenen Arbeiten.429 Büchner erwähnt die Geschichte der Medizin lediglich im Zusammenhang mit der Freiburger

Fakultät.

Allen Nachrufen ist gemein, dass die Medizingeschichte als Aschoffs

„Altersbeschäftigung“ aufgefasst wird.430 In keinem wird klar, dass Aschoff sich Zeit seines Lebens mit der Medizingeschichte befasst hat. Seine Kollegen erinnerten sich nach seinem Tod nicht an den Medizinhistoriker Aschoff, sondern an den

überragenden Pathologen, den fröhlichen und bescheidenen Menschen, den überaus gebildeten Akademiker, der sich auch für Themen jenseits der Pathologie interessierte. In den medizinhistorischen Zeitschriften Janus, Mitteilungen zur

Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik und Sudhoffs Archiv ist kein Nachruf auf Aschoff erschienen.

5.5) Kapitelzusammenfassung und Rezeption Aschoffs heute

Auch heute wird Aschoff nicht als Medizinhistoriker gesehen. Dass er sich mit der Materie befasste, ist zwar bekannt, weniger aber das Ausmaß seiner medizinhistorischen Aktivitäten. Frewer erwähnt Aschoff 2001 als „auch medizinhistorisch aktive[n] Pathologe[n]“431. Ilona Marz spricht von einem „Interesse

428 Chiari, S. 573. 429 Heinemann: Aschoff (1955), S. 66. 430 Ebenso in der Freiburger nationalsozialistischen Tageszeitung Der Alemanne: „Seit seiner Zurruhesetzung, 1936, widmete er sich wieder seiner wissenschaftlichen Jugendliebe, der Geschichte der Medizin und begann die Herausgabe einer Geschichte der Medizin in Freiburg, die das alte Schreibersche Werk fortsetzen sollte. Dieses Werk zu vollenden war Aschoff nun nicht mehr vergönnt.“, siehe UAF, B 24/71, Alemanne vom 27. Juni 1942. 431 Frewer: Entwicklungsprozesse (2001), S. 145. 87

[Aschoffs] an der Medizingeschichte“432, das in „beachteten medizinhistorischen

Arbeiten seinen Ausdruck“433 finde, erwähnt außer den ‚Übersichtstabellen’ jedoch keine andere geschichtliche Arbeit Aschoffs. Seidler/Leven bezeichnen Aschoff als

„historisch ungemein interessierten Pathologen“434, bescheinigen ihm aber auch ein tiefer gehendes Interesse an der Medizingeschichte, das über das „Altersvergnügen eines Emeritus“435 hinaus reichte – zumindest, was die Vertretung des Faches in

Freiburg betraf.436 In anderen Aufsätzen über die deutsche Medizingeschichte vor

1950 kommt Aschoff gar nicht vor: Nach Kümmel war die Medizingeschichte in

Freiburg gar erst 1941 mit Schumacher vertreten.437

Im Vergleich mit anderen Professoren seiner Zeit hatte Aschoff nicht viele medizinhistorische Arbeiten veröffentlicht: Innerhalb von 42 Jahren erschienen 20 medizinhistorische Arbeiten aus seiner Feder.438 Sein Kollege Georg Benno Gruber439, auch er Pathologe von Haus aus, hatte bereits zu seinem 75. Geburtstag 159 Arbeiten zur Geschichte der Medizin verfasst.440 Gruber wurde von seinen Zeitgenossen als

Medizinhistoriker wahrgenommen. Eine von Eulner zu seinem 85. Geburtstag geschriebene Laudatio war bereits die dritte ihrer Art in einer Fachzeitschrift für

Medizingeschichte.441

Aschoffs verfügte zwar fachintern über einen gewissen Bekanntheitsgrad, der ihn auch über zu Vorträgen über die deutschen Grenzen hinaus führte. Sein Engagement für das Fach und seine Reputation als Medizinhistoriker werden also einerseits von seiner herausragenden Stellung als Pathologe, andererseits von aktiveren Kollegen

übertroffen. Über Freiburg hinaus ist Aschoff daher weniger als Medizinhistoriker bekannt, weder heute noch zu seiner Zeit.

432 Marz, S. 674. 433 Ebd. 434 Seidler/Leven (2007), S. 277. 435 Ebd, S. 520. 436 Ebd. 437 Kümmel: Geschichte, Staat und Ethik (2001), S. 170. 438 Vgl. S. 91ff dieser Arbeit. In der gleichen Zeit veröffentlichte er 327 Arbeiten zur Pathologie. 439 1884‐1977. 440 Eulner: Gruber (1969), S. 12. 441 Ebd. 88

6.) Fazit

Die eingehende Betrachtung der verschiedenen Aspekte der medizinhistorischen

Arbeit Ludwig Aschoffs zeigte dessen großen Einsatz vor allem für die Freiburger

Medizingeschichte. Seinen beiden Spezialgebieten innerhalb des Faches, ‚Syphilis’ und ‚Rudolf Virchow’, hatte er sich aber, ebenso wie den zahlreichen anderen hier vorgestellten Themen, bereits in den zwanziger Jahren gewidmet. Sie begleiteten ihn also schon, bevor er sich nach seiner Emeritierung hauptberuflich der

Medizingeschichte zuwandte, was wiederum für die Entwicklung des

Medizinhistorischen Institutes in Freiburg von großer Bedeutung war. Da sich seine

Tätigkeiten aber nicht auf die Medizingeschichte als Fach, sondern stets auf bestimmte Bereiche richtete, über die er dann veröffentlichte, und sich nur für das

Freiburger Institut, nicht aber darüber hinaus, zum Beispiel für die Einführung des

Faches als obligatorischen Teil des Medizinstudiums in ganz Deutschland einsetzte, muss die eingangs gestellte Frage nach dem Stellenwert der Medizingeschichte in der wissenschaftlichen Arbeit Aschoffs wie folgt beantwortet werden: Sie galt ihm als Pflicht, die er für die richtige Ausübung seines Hauptfaches, der Pathologie, als notwendig erachtete. Die Beschäftigung mit geisteswissenschaftlichten Tätigkeiten sah er als charakterbildend an, humanistische Bildung war ihm Grundlage aller, auch und gerade der medizinischen Forschung. Historische Kenntnis hielt er im wissenschaftlichen Diskurs für unerlässlich. Neben praktischen Aspekten, wie in manchen Fällen aus Geschichte und Verbreitung verschiedener Krankheiten Schlüsse zu deren Diagnose und Behandlung ziehen zu können, bot für ihn die Beschäftigung mit der Geschichte der Medizin vor allem die Erkenntnis, dass aktuelle Forschung niemals unbescheiden und kritikunfähig werden darf. Das Bewusstsein dafür, wie häufig Lehrmeinungen im Laufe der Geschichte revidiert oder korrigiert worden waren, solle laut Aschoff die Forschung dazu anhalten, konträre Meinungen genau zu prüfen, um aus dem entstehenden Diskurs neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die

Geschichte der Medizin hatte für ihn als Pathologen also den Stellenwert einer

Hilfswissenschaft. 89

Die Frage nach seiner Bedeutung für die Medizingeschichte ist schwerer zu beantworten. Während das Freiburger Institut ihm zweifellos das kontinuierliche

Bestehen verdankt, haben seine Veröffentlichungen kein überregionales wissenschaftliches Aufsehen erregt. Sie wurden durchaus geschätzt, dass aber seine

Tabellen, die ja bestehende Erkenntnisse zusammenfassten, nicht neue begründeten, seine meist rezipierten und besprochenen Arbeiten sind, spricht eine deutliche

Sprache. Es wurde gezeigt, dass Aschoff in seiner medizingeschichtlichen Arbeit auch von pathologisch tätigen Kollegen wie Georg Benno Gruber übertroffen wurde.

Als herausragendes Beispiel fächerübergreifender Meisterschaft können wir Aschoff also nicht bezeichnen. Sein Vermächtnis im Freiburger Institut ist praktischer Natur:

Aschoff sorgte für eine Kontinuität in Lehre und Forschung, als aus Geldmangel kein

Fachmann für die Medizingeschichte nach Freiburg geholt werden konnte. Er begründete die Freiburger Reihe, die noch heute regelmäßig erscheint und Arbeiten aus dem Medizinhistorischen Institut an die Öffentlichkeit bringt. Ebenso legte er den Grundstock zur Bibliothek des Instituts, nicht zuletzt mit seiner

Sonderdrucksammlung, die bis heute ein wichtiges Instrument der Forschung ist.

Sein Verdienst für die gesamte Medizingeschichte liegt mehr im ideellen Bereich.

Sein Ruf als herausragender Pathologe – seine Forschungen in diesem Fach galten damals als wegweisend, seine Ergebnisse sind zum Teil heute noch gültig – ermöglichte es ihm, Interesse für die Medizingeschichte wecken. Seine Äußerungen in wissenschaftlichen Diskursen zogen sicherlich eine Leserschaft an, die sich ansonsten nicht mit der Thematik befasste. Die Beschäftigung des großen Pathologen

Aschoff mit medizinhistorischen Themen brachte dem Fachbereich Ansehen unter

Medizinern und löste es aus der Nische der ‚Altersbeschäftigungen’.

Dass diese auch für Aschoffs Tätigkeit häufig gebrauchte Umschreibung in seinem Fall falsch ist, konnte in dieser Arbeit deutlich gezeigt werden. Die

Medizingeschichte begleitete seine gesamte universitäre Laufbahn, wenn auch sein 90

„Hauptzweck“442 immer die Pathologie blieb. Seinem eingangs zitierten Wort von der „Rückkehr zur premier amour“ muss dennoch nicht widersprochen werden. Die

Pathologie, um bei diesem Bild zu bleiben, war sicher Aschoffs große Liebe. Diese zu finden heißt aber nicht, der ersten Liebe nicht zumindest in Gedanken verbunden zu bleiben. Ludwig Aschoff hat seine erste Liebe Medizingeschichte der Pathologie sicher untergeordnet. Ganz aus dem Blick verloren hat er sie jedoch nie.

442 Aschoff: Gelehrtenleben (1966), Brief Aschoffs an seine Tochter Eva vom 18. Juni 1917, S. 445f. 91

7.) Zusammenfassung

Die vorliegende Promotion befasst sich mit der Beziehung zwischen Ludwig

Aschoff (1866‐1942) und der Medizingeschichte. Als Pathologe ist Ludwig Aschoff berühmt, seine grundlegenden Arbeiten waren wegweisend für die Pathologie weltweit. Über seinen Einsatz für die Medizingeschichte ist bislang nur wenig bekannt. Diese Arbeit will nun die Frage klären, welchen Stellenwert die

Medizingeschichte für Ludwig Aschoff einnahm. Im Umkehrschluss hierzu lässt sich die Frage stellen, welche Bedeutung Ludwig Aschoff seinerseits für die

Medizingeschichte hatte.

Zur Beantwortung dieser Fragen werden zunächst Aschoffs medizinhistorische

Veröffentlichungen herangezogen und chronologisch besprochen. Im Folgenden wird die Bedeutung untersucht, die die Medizingeschichte für Ludwig Aschoff hatte.

Hierzu wird Aschoffs lebenslanges Interesse für die Medizingeschichte beleuchtet, seine im Universitätsarchiv Freiburg erhaltenen Briefe und Vorlesungen diskutiert.

Im Anschluss steht die Bedeutung Aschoffs für die Medizingeschichte im

Mittelpunkt. Die Arbeit wird zeigen, dass Ludwig Aschoff zwar ein interessierter

Wissenschaftler war, der auch einige medizinhistorische Arbeiten und ein Lehrbuch verfasste, dessen große Leidenschaft aber der Pathologie galt. So ist seine Bedeutung für die Geschichte der Medizin ‐ außerhalb Freiburgs ‐ hauptsächlich eine ideelle, indem er sie durch sein Engagement lebendig erhielt. In Freiburg selbst war Aschoff ein Garant für Kontinuität der Medizingeschichte, die er als kommissarischer

Direktor nach Emeritierung vertrat. Für ihn selbst spielte die medizinhistorische

Wissenschaft nie eine so große und beherrschende Rolle wie seine Berufung, die

Pathologie.

92

8.) Bibliographie Ludwig Aschoff von Franz Büchner 1966 # erweitert von Dorothea Buscher * erweitert von Katharina Reinbolz

N = Nachruf FS = Festschrift P = Pathologie MG = Medizingeschichte W = Wissenschaftstheoretisch U = Universitäres Leben betreffend Po = Politik A = Allgemeine Themen X = nicht sicher einzuordnen

VA = Virchows Archiv für pathologische Anatomie und klinische Medizin DMW = Deutsche Medizinische Wochenschrift MMW = Münchener Medizinische Wochenschrift WMW = Wiener Medizinische Wochenschrift BKW = Berliner klinische Wochenschrift MK = Medizinische Klinik ZBP = (Centralblatt) Zentralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie VDPG = Verhandlungen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft BPA = Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie

Nr.: Art Titel Jahr 1. P Die Einwirkung des Staphylococcus pyogenes aureus auf 1889 entzündliche Gewebe, Diss. Med. Bonn 1889 2. P Über den Aufbau der menschlichen Thromben u. das 1892 Vorkommen von Plättchen in den blutbildenden Organen, in: VA 130 (1892), S. 93‐144 3. P Ein Fall von Distomum lanceolatum in der menschlichen Leber, 1892 in VA 130 (1892), S. 493‐496 4. P Über kapilläre Embolie von riesenkernhaltigen Zellen, in VA 134 1893 (1893), S. 11‐25 5. P Mit Schmidt, Martin Benno: Die Pyleonephritis in anatomischer 1893 und bakteriologischer Beziehung und die ursächliche Bedeutung des Bakterium coli commune für die Erkrankung der Harnwege, Monographie, 1893 6. P Ein Beitrag zur normalen und pathologischen Anatomie der 1894 Schleimhaut der Harnwege und ihrer drüsigen Anhänge, in: VA 138 (1894), S. 119‐161 & 195‐220 7. P Ein Fall von primärer Lungenaktinomykose, in: BKW 32 (1895) 1895 8. P Über das Verhältnis der Leber und des Zwerchfells zu den 1896 Nabelschnur‐ und Bauchbrüchen, in: VA 144 (1896), S. 511‐547 9. P Mit Apfelstedt: Über bösartige Tumoren der Chorionzotten, 1896 Archiv für Gynäkologie 50 (1896), S. 511 93

10. P Die Otitis media neonatorum. Ein Beitrag zur 1897 Entwicklungsgeschichte der Paukenhöhle, Zeitschrift für Ohrenheilkunde 31 (1897), S. 295‐346 11. P Cysten, in: Ergebnisse der allgemeinen Pathologie und 1897 pathologischen Anatomie 5 (1897), S. 456‐565 12. P Regeneration und Hypertrophie, in: Ergebnisse der allgemeinen 1898 Pathologie und pathologischen Anatomie 5 (1898), S. 22‐72 13. P Geschwülste, in: Ergebnisse der allgemeinen Pathologie und 1898 pathologischen Anatomie 5 (1898), S. 73‐127 14. W Verhandlungen der deutschen Naturforscherversammlung 1898, 1898 S. 17 15. P Histologische Untersuchung über die Harnsäureablagerungen, 1899 in: Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft 2 (1899), S. 422‐433 16. P Über Endarterteriitis tuberculosa aortica, in: Verhandlungen der 1899 deutschen pathologischen Gesellschaft 2 (1899), S. 419‐421 17. P Demonstration eines tuberkulösen Aortenpolypen, in: ZBP 10 1899 (1899), S. 838 18. P Über einen Fall von angeborenem Schilddrüsenmangel, in: DMW 1899 25 (1899), S. 203 19. P Cystisches Adenofibrom der Leistengegend, in: Monatsschrift für 1899 Geburtshilfe und Gynäkologie 9 (1899), S. 25 20. MG Die Behandlung der Angina und Diphtherie im Caelius 1899 Aurelianus, in: MMW 46 (1899), Sonderdruck (8 Seiten) 21. P Mit Gaylord H.: Kursus der pathologischen Histologie mit einem 1900 mikroskopischen Atlas, Wiesbaden (1900) 22. P Über die Lage des Paroophoron, in: Verhandlungen der 1900 deutschen pathologischen Gesellschaft 2 (1900), S. 435‐440 *23. MG Das Knoblauchlied aus dem Bower‐Manuscript, in: Janus 5 1900 (1900), S. 493‐501 24. P Neue Arbeiten über die Anatomie und Ätiologie der 1901 Tubenschwangerschaften, in: ZBP 12 (1901), S. 449‐505 25. P Mißbildungen der Zunge bei Agnathoe, in: Verhandlungen der 1901 deutschen pathologischen Gesellschaft 4 (1901), S. 176‐177 26. P Mit Wrede: Präparate und Kulturen von einer nach 1901 Gelenkrheumatismus entstandenen verrucös‐ulcerösen Endocarditis mitralis et parietalis, in: DMW Vereinsbeilage (1901), S. 171 27. P Mit Schreiber: Über einen Fall von congenitalem Herzfehler, in: 1901 DMW Vereinsbeilage (1901), S. 63 28. P Fettgehalt des Blutes bei diabetischer Lipaemie, in: DMW 1901 Vereinsbeilage (1901), S. 94 29. P Ehrlichs Seitenkettentheorie und ihre Anwendung auf die 1902 künstlichen Immunisierungsprozesse. Zusammenfassende Darstellung, in: Zeitschrift für allgemeine Physiologie 1 (1902), S. 69 30. P Ein Fall von Pseudotuberkulose bei Neugeborenen und ihre 1902 Erreger, in: Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft 4 (1902), S. 178‐186 31. P Die mikroskopische Diagnose des Chorinonepthelioma 1902 malignum aus curettierten Massen, in: ZBP 13 (1902), S. 425‐427 32. P Krebs und Malaria, in: DMW 28 (1902) 1902 94

33. P Über die Deutung der vogelaugenähnlichen Gebilde von 1903 Leydens, in: Verhandlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte 75 (1903), S. 112 34. P Notizen über den Gegenwärtigen Stand der Krebsforschung in 1903 London und Paris, in: Krebsforschung 1 (1903), S. 112‐124 35. P Über das Vorkommen chromaffiner Körperchen in der 1903 Paradidymis und in dem Paroophoron, Arbeiten aus dem Pathologischen Institut Göttingen, in: Festschrift für Orth, Berlin (1903) 36. P Über die Topographie der Wurmfortsatzentzündung, in: 1904 Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft 7 (1904), S. 246‐253 37. P Über Myokarditis, in: ZBP 15 (1904), S. 984‐985 1904 38. P Über akute Entzündungserscheinungen an Leber und 1904 Nebenniere bei kongenitaler Syphilis, in: Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft 6 (1904), S. 205‐207 39. P Über die Deutung der vogelaugenähnlichen Gebilde von 1904 Leydens, in: Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft 6 (1904), S. 212‐213 40. P Verkalkung, in: Ergebnisse der allgemeinen Pathologie und 1904 pathologischen Anatomie 8 (1904), S. 561‐589 41. P Demonstration eines Falles von Kalaazar, in: ZBP 15, (1904), S. 1904 537‐538; in: Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft 7 (1904), S. 81‐82 42. P Zur Myokarditis‐Frage, in: Verhandlungen der deutschen 1905 pathologischen Gesellschaft 8 (1905), S. 46‐51 43. P Berichte über die Untersuchungen des Herrn Tawara, die 1905 „Brückenfasern“ betreffend, in: Zentralblatt Physiologie 19 (1905); in: MMW 52 (1905), S. 1904 44. P Über die Bedeutung des Kotsteins in der Aetiologie der 1905 Epityphlitis, in: MK 1 (1905), S. 587‐590 45. P Umfrage über die Aetiologie des Krebses, in: MK 1 (1905) 1905 46. P Bericht über Untersuchungen des Herrn Dr. Hallenberger betr. 1905 Die Sklerose der Arteria radialis, in: Sitzungsbericht der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften 8 (1905) 47. P Über die Entstehung der Duodenalgeschwüre beim 1905 Neugeborenen, in: Sitzungsbericht der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg 1904 (1905), S. 110‐ 113 48. P Zur Zervixfrage, in: Monatsschrift für Geburtshilfe und 1905 Gynäkologie 21 (1905), S. 611‐615 49. P Mit Tawara, Sunao :Die heutige Lehre von den pathologisch‐ 1906 anatomischen Grundlagen der Herzschwäche, Jena 1906 50. P Vorwort zu Tawara, Sunao: Das Reizleitungssystem des 1906 Säugetierherzens, Jena 1906 51. P Ist eine chronische Entzündung des Wurmfortsatzes die 1906 Vorbedingung für den akuten Anfall?, in: DMW 32 (1906), S. 985‐987 52. P Bemerkungen zur pathologischen Anatomie der Cholelithiasis 1906 und Cholecystitis, in: VDPG 10 (1906), S. 41‐48 53. P Zur Frage der Cholesterinbildung in der Gallenblase, in: MMW 1906 53 (1906), S. 1847 95

54. P Mit Adami: On the myelin bodies and potential fluid crystals of 1906 the organism, in: Proceedings of the Royal Society of London Series B 78 (1906), S. 359 55. P Ein Beitrag zur Myelinfrage, in: VDPG 10 (1906), S. 166‐170 1906 56. P Ein Fall von Myelom, in: MMW 53 (1906) 1906 57. P Zur Pathogenese und Aetiologie der Appendizitis, in: MMW 54 1907 (1907), S. 1152 58. P Über die Dreiteilung des Uterus, das untere Uterinsegment 1907 (Isthmussegment) und die Plazenta praevia, in: MMW 54 (1907), S. 2501‐2502 59. P Die Dreiteilung des Uterus, das untere Uterinsegment 1907 (Isthmussegment) und die Plazenta praevia, in: BKW 44 (1907) 60. P Ultimum moriens des menschlichen Herzens, in: DMW 33 (1907) 1907 61. N Ernst Ziegler †, in: VDPG 11 (1907), S. 284‐298 1907 62. P Die Wurmfortsatzentzündung. Eine pathologisch‐histologische 1908 und pathogenetische Studie, Jena 1908 63. P Die Atherosklerose und andere Sklerosen des Gefäßsystems, in: 1908 Medizinische Klinik 4 (1908), Beiheft 1 64. P Über den Glykogengehalt des Reizleitungssystems des 1908 Säugetierherzens, in: VDPG 12 (1908), S. 150‐153 65. P Zur pathologischen Anatomie des Adams‐Stokesschen 1908 Symptomkomplexes, in: DMW 34 (1908), S. 2246 66. P Struktur der Purkinjeschen Fasern, DMW 34 (1908), S. 399‐400 1908 67. P Über Angina und Appendizitis, in: VDPG 12 (1908), S. 313‐318 1908 68. P Über die Berechtigung und Notwendigkeit des Isthmus uteri, in: 1908 VDPG 12 (1908), S. 314‐322 69. P Die Menstruations‐ und Ovulationssklerose der Ovarialgefäße, 1908 DMW 34 (1908), S. 399 70. P Über die falschen Sehnenfäden des Herzens, in: DMW 34 (1908), 1908 S. 2246 71. P Bemerkungen zu der Schir‐Wieselschen Lehre von der 1908 Hypertrophie des Nebennierenmarkes bei chronischen Erkrankungen der Nieren und des Gefäßapparates, in: VDPG 12 (1908), S. 131‐135 72. P Die strahlende Energie als Krankheitsursache, in: Allgemeine 1908 Ätiologie (= Handbuch der allgemeinen Pathologie Band 1), 1908, S. 144‐189 73. P Über die Wirkung des Sonnenlichtes auf den Menschen, in: 1908 Sitzung der Deutschen Gesellschaft der Naturforscher und Ärzte in Freiburg 1908, Freiburg i. Br. und Leipzig 1908 74. P Der Luftdruck als Krankheitsursache, in: Allgemeine Ätiologie (= 1908 Handbuch der allgemeinen Pathologie Band 1), 1908, S. 190‐197 75. P Mit Bacmeister, Adolf: Die Cholelithiasis, Jena 1909 1909 76. P Herz und Herzbeutel, in: Spezielle pathologische Anatomie (= 1909 Pathologische Anatomie Band 2), 1909, S. 1‐49 77. P Harnapparat, in: Spezielle pathologische Anatomie (= 1909 Pathologische Anatomie Band 2), 1909, S. 443‐552 78. P Weiblicher Geschlechtsapparat, in: Spezielle pathologische 1909 Anatomie (= Pathologische Anatomie Band 2), 1909, S. 562‐658 96

79. P Über die neueren anatomischen Befunde am Herzen und ihre 1909 Beziehungen zur Herzpathologie, in: Medizinische Klinik 5 (1909), S. 269‐273 und S. 312‐315 80. P Über den Aufbau des Thrombus, in: DMW 35 (1909) 1909 81. P Über Venenthrombose und Embolie der Lungenarterie, in: 1909 Medizinische Klinik 5 (1909), S. 1702‐1704 82. P Zur Morphologie der lipoiden Substanzen, in: BPA 42 (1909), S. 1909 1‐50 83. P Myomkeime des Uterus, in: DMW 35 (1909), S. 995‐996 1909 84. W Über den Krankheitsbegriff und verwandte Begriffe, in: DMW 35 1909 (1909), S. 1417‐1423 #85. W Referat über Ribbert, Hugo: Das Wesen der Krankheit, in: DMW 1909 35 (1909), S. 1321 86. P Referat über Herzstörungen in ihren Beziehungen zu den 1910 spezifischen Muskelsystemen des Herzens, in: VDPG 14 1910 S. 3‐35 87. P Die Herzstörung und ihre Beziehung zu den spezifischen 1910 Muskelsystemen des Herzens ZBP 21 (1910), S. 433 88. P Die Nervengeflechte des Reizleitungssystems des Herzens, in: 1910 DMW 36 (1910), S. 104 89. P Über die Cholesterinesterverfettung, in: MMW 57 (1910) 1910 90. P Zur Frage der Cholesterinesterverfettung beim Menschen, in: 1910 Dermatologische Studien 49 (1910), S. 23‐40 91. P Herkunft der Blutplättchen im Thrombus, in: DMW 36 (1910), S. 1910 390 92. P Bemerkungen zur Struma‐Frage, in: DMW 36 (1910), S. 591‐192 1910 93. P Über Selbstinfektion gesunder und kranker Tuben, in: MMW 57 1910 (1910) 94. P Über Tracheopathia osteoplastica, in: VDPG 14 (1910), S. 125‐127 1910 95. P Referat über R. Werner: Statistische Untersuchungen über das 1910 Vorkommen des Krebses in Baden, in: Deutsche Literaturzeitung 31 (1910), S. 2621‐2624 96. P Über die sogenannten Hypernephrome der Niere, in: MMW 57 1910 (1910) 97. P Bemerkungen zur Arbeit Schlaepfer „Beiträge zur Histologie des 1910 Darmes bei perniziöser Anaemie“, in: Deutsches Archiv für Klinische Medizin 101 (1910) 98. W Pathos und Nosos, in: DMW 36 (1910), S. 201‐204 1910 99. P Thrombose und Embolie, in: Verhandlungen der Gesellschaft 1911 Deutscher Naturforscher und Ärzte 83 (1911), S. 344 100. P Verdauungsorgane, in: Spezielle pathologische Anatomie (= 1911 Pathologische Anatomie Band 2), 1911, S. 645‐819 101. P Über Fettinfiltration und fettige Infiltration, in: DMW 37 (1911), 1911 S. 1151‐1152 102. P Zur Cholesterinesterämie der Schwangeren, in: Wiener Klinische 1911 Wochenschrift 24 (1911), S. 559 103. P Über Spontaninfektion, in: Zentralblatt für Gynäkologie 35 (1911) 1911 104. P Zur Frage der Selbstinfektion, in: DMW 37 (1911), S. 487‐488 1911 105. P Über Salpingitis post abortum, in: Medizinische Klinik 7 (1911), 1911 S. 11‐12 106. P Nachtrag zur Diskussion über die Genitaltuberkulose, in: DMW 1911 37 (1911) 97

107. P Über die Ausscheidung im Körper gebildeter Farbstoffe durch 1911 die Nieren, in: DMW 37 (1911) 108. P Über Konkrementbildungen, in: Estratto dagli Atti del 1° Congr. 1911 Intern. di Patologi Torino (1911) 109. P Über die elastischen Systeme des Tracheo‐Bronchialbaumes, in: 1911 Estratto dagli Atti del 1° Congr. Intern. di Patologi Torino (1911) 110. P Der Umbau der Nebennierenrinde in den ersten Lebensjahren, 1911 in: DMW 37 (1911), S. 719 111. P Pathologische Anatomie der Thrombose, in: Beiträge zur 1912 Thrombosefrage, Leipzig 1912 112. P Thrombose und Sandbankbildung, in: BPA 45 (1912), S. 205‐212 1912 113. P Über den Aufbau des Thrombus, in: DMW 38 (1912) 1912 114. P Zur Thrombus‐Frage, in: DMW 38 (1912) 1912 115. P Vorwort zu Suzuki, Tatzuo: Zur Morphologie der 1912 Nierensekretion unter physiologischen und pathologischen Bedingungen, Jena 1912 116. P Zur Morphologie der Nierensekretion unter physiologischen und 1912 pathologischen Bedingungen, in: VDPG 16 (1912); S. 199‐207 117. P Pathogenese und Aetiologie der Appendizitis, in: Ergebnisse der 1912 Inneren Medizin und Kinderheilkunde 9 (1912), S. 1‐29 118. P Welche Bedeutung besitzen die Kombinationssteine für die 1912 Auffassung des Gallensteinleidens?, in: Medizinische Klinik 8 (1912), S. 4‐7 119. P Über die mechanischen Momente in der Pathogenese des runden 1912 Magengeschwürs und über seine Beziehungen zum Krebs, in: DMW 38 (1912) 120. P Über die Wachstumszentren gutartiger Geschwülste, in: 1912 Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte 84 (1912), S. 24‐26 121. P Nachtrag zur Arbeit Iwanzoff: „Über strahlige Einschlüsse in 1912 Riesenzellen“, in: BPA 44 (1912), S. 444 122. P Mit Kiyono, Kenji: Zur Frage der großen Mononukleären, in: 1913 Folia haematologica 14 (1913), S. 383‐390 123. P Ein Beitrag zur Lehre von den Makrophagen auf Grund von 1913 Untersuchungen des Herrn Dr. Kiyono, in: VDPG 17 (1913), S. 107‐ 110 124. P Über Lipoidinfiltration in den Kupfferschen Sternzellen und in 1913 den Retikulumzellen der Milz und deren Beziehungen zu den Xanthelasmen, in: Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg 3 (1913), S. 65‐67 125. P Über die Beziehungen des Reizweiterleitungssystems zur 1913 Anordnung der venösen Klappen und zugehörigen Papillarmuskeln und über die Bedeutung des Reizweiterleitungssystems für die Analyse der Herzfehler, in: Bericht der Naturforscher Gesellschaft Freiburg 3 (1913), S 59‐64 126. P Thrombosis, in: Archives of internal medicine 12 (1913), S. 503‐ 1913 525 127. W Kritisches zur Lehre von der Nephritis und den Nephropathien, 1913 in: MK 9 (1913), S. 18‐24 128. P The pathogenesis of the contracted kidney, in: Archives of 1913 internal medicine 12 (1913), S. 723‐738 129. P Appendicopathia oxyurica, in: MK 9 (1913), S. 249‐251 1913 98

130. P Wie entstehen die reinen Cholesterinsteine?, in: MMW 60 (1913) 1913 131. P Zur Frage der subendokardialen Blutungen, in: VA 213 (1913), S. 1913 176‐181 132. P Über die Wachstumszentren gutartiger Geschwülste, in: Die 1913 Medizinischen Hauptfächer (1913), S. 24‐26 133. P Zur Frage der Beeinflußbarkeit tiefliegender Krebse durch 1913 strahlende Energie, in: MMW 60 (1913) 134. P Morphologische Veränderungen der Hypophyse während des 1913 Alterns, in MMW 60 (1913), S. 782 135. N Edwin Goldmann, in: Sitzungsberichte der Freiburger 1913 Medizinischen Gesellschaft 3 (1913), S. 31‐35 136. P Vorwort zu Kiyono, Kenji: Die vitale Karminspeicherung, Jena 1914 (1914) 137. P Arteriosklerose, in MK 10 Beiheft 1 (1914) 1914 138. P Sind die Würmer, besonders die Oxyuren, direkt oder indirekt 1914 schuld an der Appendizitis?, in: BKW 51 (1914), S. 1504‐1507 139. P Zur Frage der tropfigen Entmischung, in: VDPG 17 (1914), S. 103‐ 1914 109 140. P Zur Frage der kadaverösen Autolyse, in: VDPG 17 (1914), S. 109‐ 1914 113 141. P Über rhythmische Fällungen im menschlichen Organismus, in: 1914 Richerche di Biol. dedicate al Prof. Lustig 1914, S. 135‐159 142. P Die Bedeutung der Gewebskulturen (mit Demonstrationen), in: 1914 DMW 40 (1914), S. 312 143. P Zu Mangold: Erregungsspannung und –leitung im Herzen der 1914 Vögel und niederen Wirbeltiere, in: DMW 40 (1914), S. 1035 144. FS Ansprache des Vorsitzenden, in: Verhandlungen der deutschen 1914 pathologischen Gesellschaft 17 (1914), S. 1‐3 145. FS Rede bei der Enthüllung der Büste Fr. Von Recklinghausens, ZBP 1914 25 (1914), S. 683‐684 146. N Mit Marchand, Felix: Edwin Klebs †, in: BPA 58 (1914) 1914 147. N Emil Ponfick †, in: BPA 58 (1914) 1914 148. Po Krankheit und Krieg. Eine akademische Rede, Freiburg 1915 1915 149. P Über die Bedeutung der prophylaktischen Antitoxinbehandlung 1915 bei Tetanus, in: DMW 41 (1915), S. 756 150. P Mit Robertson, H.E.: Über die Fibrillentheorie und andere Fragen 1915 der Toxin‐ und Antitoxinwanderung beim Tetanus, in: MK 11 (1915), S. 715‐719 und 744‐749 151. P Über die Pathogenese der Gasphlegmone, in: Strassburger 1915 medizinische Zeitung 12 (1915) 152. P Über anatomische Befunde bei Fleckfieber, in: MK 11 (1915), S. 1915 798‐799 153. P Zur Frage der Kriegsprosekturen, in: WMW 65 (1915) 1915 154. FS Adress of President Elect, in: The International Association of 1915 Medical Museums 5 (1915), S. 8‐13 155. Po Bismarck, Rede gehalten bei der Bismarck‐Feier der Stadt und 1915 Universität Freiburg, Freiburg 1915 156. N Mit Marchand, Felix: Julius Arnold †, in: BPA 60 (1915) 1915 #157. U Die allgemeine Burschenschaft. Zur Erinnerung an den 12. Juni 1915 1915, Freiburg 99

158. P Zur Frage der Aetiologie und Prophylaxe der Gasödeme. Auf 1916 Grund gemeinsamer Untersuchungen mit den Herren Dr. Ernst Fränkel, Dr. Königsfeld und Dr. Frankenthal, in: DMW 42 (1916), S. 469‐471 und 512‐515 159. P Über die Aufgaben der Kriegspathologie, ZBP ‐ Beihefte zu Band 1916 27 (1916), S. 1‐8 160. P Über das Leichenherz und das Leichenblut, BPA 63 (1916), S. 1‐ 1916 21 161. P Über die Oxydasereaktion, in: ZBP – Beihefte zu Band 27 (1916), 1916 S. 80‐81 162. U Rede, gehalten bei der Feier zur Übergabe des Prorektorates der 1916 Universität Freiburg. Freiburg 1916 163. Po Kaisers Geburtstag. Rede, gehalten auf dem Vaterländischen 1916 Abend im Freiburger Stadttheater 27. Juni 1916, Freiburg 1916 164. Po Wir und die Ausländer. Akademische Mitteilungen NF 19 (1916), 1916 S. 21/22, S. 25/26, S. 28/29 165. A Die Bedeutung des deutschen Turnens, Leipzig 1916 1916 166. FS Felix Marchand zum 70. Geburtstag, BPA 63 (1916) 1916 *167. FS Hochzuverehrender Kollege! Festschrift für Felix Marchand, in: 1916 Aschoff, Ludwig (Hg.): Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 63 (1916) 168. N Hans Chiari †, BPA 62 (1916) 1916 169. P Fremdkörperschicksale und Fremdkörperbestimmung, in: 1917 Verhandlungen der 2. Kriegschirurgentagung. Bruns Beiträge zur klinischen Chirurgie 101 (1917) 170. P Über bakteriologische Befunde bei Gasphlegmonen, in: DMW 43 1917 (1917), S. 1468‐1469 171. P Die plötzlichen Todesfälle vom Standpunkt der 1917 Dienstbeschädigung, in: Militärärztliche Sachverständigentätigkeit auf dem Gebiete des Ersatzwesens und der militärischen Versorgung II, Jena 1917, S. 297‐344 172. P Über anatomische und histologische Befunde bei Gasvergiftung, 1917 Berlin 1917 173. W Weshalb kommt es zu keiner Verständigung über den 1917 Krankheits‐ und Entzündungsbegriff? Berliner Klinische Wochenschrift 54 (1917), S. 51‐54 174. W Zur Nomenklatur der Phthise, Zeitschrift für Tuberkulose 27 1917 (1917), S. 28‐39 175. W Über den Begriff der „Nephrosen“ und „Sklerosen“ . DMW 43 1917 (1917), S. 1345‐1347 176. W Über die Benennung der chronischen Nierenleiden, in: DMW 43 1917 (1917), S. 1345‐1347 177. X Pathologischer Anatom und Kliniker, in: Zeitschrift für ärztliche 1917 Fortbildung 15 (1917), S. 1‐6 178. FS Zur Feier von Johannes Orth, BKW 54 (1917) 1917 179. P Über den Engpaß des Magens (Itshmus ventriculi). Ein Beitrag 1918 zum funktionell‐anatomischen Aufbau des Magens, Jena 1918 180. P Mit Koch, Walter: Zur pathologischen Anatomie und Histologie 1918 des Skorbut, in: DMW 44 (1918), S. 423‐424 100

181. P Zur Frage der Gasödemerreger und ihrer Bedeutung für die 1918 Gewinnung eines Gasödemschutzserums, in: Untersuchungen über Serumschutz bei Gasödem (=Veröffentlichung aus dem Gebiete des Militär‐Sanitätswesens Heft 68), 1918, S. 1‐16 182. P Diskussion, in: Weitere Untersuchungen über Gasödemserum. 1918 Aus den Verhandlungen des Wissenschaftlichen Senats bei der Kaiser‐Wilhelms‐Akademie für das militärärztliche Bildungswesen vom 22.Dezember 1917 (=Veröffentlichung aus dem Gebiete des Militär‐Sanitätswesens Heft 71), 1918, S. 46‐53 183. P Über bakteriologische Befunde bei den Gasödemen, in: DMW 44 1918 (1918), S. 172‐173 184. P Über die Bedeutung der Kriegspathologie, in: Deutsche 1918 Militärärztliche Zeitschrift (1918), S. 81‐87 185. P Über das Relief der Magenschleimhaut und seine Bedeutung für 1918 Lokalisation und Formgebung der Magengeschwüre, in: Zeitschrift für angewandte Anatomie und Konstitutionslehre 3 (1918), S. 222‐230 186. U Der medizinische Unterricht in Deutschland, in: Zeitschrift für 1918 ärztliche Fortbildung 16 (1918), S. 1‐20 187. P Mit Koch, Walter: Skorbut. Eine pathologisch‐anatomische 1919 Studie, in: Veröffentlichungen aus der Kriegs‐ und Konstitutionspathologie, Jena 1919 188. P Die Nervengeflechte des Reizleitungssystems des Herzens, in: 1919 DMW 45 (1919), S. 104 #189. X Was sollte man vom inneren Aufbau des menschlichen Körpers 1919 und dessen Erkrankungen wissen? ( = Gesundheit und Kraft. Flugschriften für Deutschlands Söhne, Heft 3) 190. P Über den Engpaß des Magens, in: MK 16 (1920), S. 974‐975 1920 191. P Müssen wir unsere Anschauungen über die Ätiologie der 1920 Wurmfortsatzentzündung ändern?, in: BKW 57 (1920), S. 1041‐1046 192. U Zum Unterricht in der pathologischen Physiologie, in: BKW 57 1920 (1920), S. 15 (Sonderdruck 3 Seiten) 193. U Urburschenschaft und deutsche Studentenschaft. Freiburger 1920 Hochschulnachrichten 3. F. II. Sem. (1920), S. 3/4 und S. 10 194. N Hugo Ribbert †, in: MK 16 (1920), S. 1304 1920 195. P Die Heilung der Kriegsbeschädigungen, besonders der Wunden. 1921 Störungen und Komplikationen der Wundheilung. Die Störung der Heilung durch Infektion der Wunde, in: Pathologische Anatomie (= Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/1918, Band 8), Leipzig 1921, S. 541‐576 196. P Schlußbemerkungen zum Aufsatz Rheindorf, in: BKW 58 (1921), 1921 S. 182 197. MG Virchows Lehre von den Degenerationen (passiven Vorgängen) 1921 und ihre Weiterentwicklung. VA 235 (1921), S. 152‐185 198. MG Rudolf Virchow. Ein Rückblick. DMW 47 (1921), S. 1185‐1188 1921 199. W Zur Begriffsbestimmung der Entzündung. Beiträge zur 1921 pathologischen Anatomie 68 (1921), S. 1‐21 200. P Über die natürlichen Heilungsvorgänge bei der Lungenphthise, 1921 in: Verhandlungen des Deutschen Kongresses für Innere Medizin 23, Sonderdruck, München & Wiesbaden (1922), S. 1‐39 201. P Sul concetto della infiammazione, in: Giornale di Clinica Medica 1921 II (1921), S. 206‐210 202. N Gino Galeotti †, in: BPA 68 (1921) 1921 101

203. N Hugo Ribbert †, in: BPA 68 (1921) 1921 204. N Anton Weichselbaum †, in: BPA 68 (1921) 1921 205. P Mit Reinhold, Gottfried: Die Veränderungen der motorischen 1922 Ganglienzellen beim Wundstarrkrampf. Veröffentlichungen aus der Kriegs‐ und Konstitutionspathologie, Jena 1922 206. P Über gewisse Gesetzmäßigkeiten bei den Pleuraverwachsungen, 1922 in: DMW 48 (1922), S. 278 207. P Das retikulo‐endotheliale System und seine Beziehungen zur 1922 Gallenfarbstoffbildung, in: MMW 69 (1922), S. 1352‐1356 208. P Sobre la cuestión de la apendicitis y de la apendicopatia oxiúrica, 1922 in: Vox Medixa (1922) 209. P Zur Frage der Abnahme der Schwindsuchtsterblichkeit, in: 1922 Klinische Wochenschrift 1 (1922), S. 1702‐1704 210. W Zur Nomenklatur der Phthise, in: MMW 69 (1922), 183‐185 1922 211. W Über Entzündungsbegriffe und Entzündungstheorien, in: MMW 1922 69 (1922), S. 935/936 212. W Über die Einteilung der Krankheiten des Nervenssystems, in: 1922 BPA 71 (1922), S. 19‐26 213. P Über die Entstehung der Gallenblasensteine, in: Klinische 1922 Wochenschrift 1 (1922), S. 1345‐1349 214. P Mit Kamiya, H.: Über die „lipoidspaltende“ Funktion der 1922 Lymphozyten, in: DMW 48 (1922), S. 794‐796 215. A Persönlichkeits‐ und Sittlichkeitswerte in den Leibesübungen, in: 1922 Badische Schulzeitung 60, 9.12.1922 *216. MG mit Immisch, Otto: Die Krankheit des Hermogenes, in: 1922 Philologische Wochenschrift 42 (1922), S. 736‐742 217. FS Einweihung der Anbauten des Pathologischen Instituts zu 1922 Freiburg 28.8.1922, Freiburg 1922 218. U Statistisches zum Staatsexamen, in: DMW 48 (1922), S. 277/278 1922 219. MG Karl August Sigmund Schulze, in: Quellen und Darstellungen 1922 zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung 7 (1922), S. 17‐24 220. FS Rede bei der Heldendenkmalweihe der Freiburger Turnerschaft, 1922 in: Breisgauer Zeitung Freiburg Nr. 30, 1922 221. N Rudolf Klemensiewicz †, in: BPA 70 (1922) 1922 222. N Johannes Orth †, in: Zeitschrift für Tuberkulose 37 (1922), S. 27 1922 223. P Über gewisse Gesetzmäßigkeiten der Peuraverwachsungen. Ein 1923 Beitrag zur Pathologie des Sinus phrenico‐costalis und zur Physiologie des Brustkorbs, in: Veröffentlichungen aus der Kriegs‐ und Konstitutionspathologie 14, Jena 1923 224. P Über Orthologie und Pathologie der extrahepatischen 1923 Gallenwege, in: Archiv für klinische Chirurgie 126 (1923), S. 233‐263 und in: Klinische Wochenschrift 2 (1923), S. 957‐958 225. P Die gegenwärtige Lehre von der Pathogenese der menschlichen 1923 Lungenschwindsucht, in: Zeitschrift für Tuberkulose 3 (1923), S. 27‐ 35 226. P Der gegenwärtige Stand der Pathogenese der menschlichen 1923 Lungenschwindsucht, in: Japanisch‐deutsche Zeitschrift für Wissenschaft und Technik 1 (1923), S. 10 227. W Über die Entzündung, in: Naturwissenschaften 29 (1923), S. 641‐ 1923 644 102

228. P Über die Dreiteilung des Magens mit besonderer 1923 Berücksichtigung der Schleimhautverhältnisse, in: Pflügers Archiv 201 (1923), S. 67‐82 229. P Über den Kropf, in: Ärztliche Mitteilungen aus und für Baden 7 1923 (1923), S. 47‐51 230. P Ein Fall ausgedehnter Blutungen der Rückenmarkshäute und des 1923 Gehirns nach Lumbalpunktion, in: ZBP 33 (1923), S. 100‐103 231. P Zum Problem der Krebsbehandlung, in: Klinische Wochenschrift 1923 2 (1923), S. 2185‐2187 232. P Befunde nach Gastroenterostomie beim Hunde, in: Klinische 1923 Wochenschrift 2 (1923), S. 661‐662 233. Po Über die Zukunft der städtischen Prosekturen. Ein Mahnruf an 1923 unsere Stadtverwaltungen, in: DMW 19 (1923), S. 886‐888 234. FS Glückwunschadresse zur Festschrift M. B. Schmidt, in: 1923 Sonderband zu ZBP 33 (1923) 235. N Johannes Orth †, in: Arbeiten des Pathologischen Instituts 1923 Freiburg (1923) 236. P Das reticulo‐endotheliale System, in: Ergebnisse der inneren 1924 Medizin und Kinderheilkunde 26 (1924), S. 1‐117 237. P Über den Ort der Gallenfarbstoffbildung, in: Klinische 1924 Wochenschrift 3 (1924), S. 961‐967 238. P Die praktischen Ergebnisse der Gasödemforschung im deutschen 1924 Heere, in: Klinische Wochenschrift 3 (1924), S. 2223‐2226 239. FS Friedrich Wilhelm Beneke. Zur 100. Wiederkehr seines 1924 Geburtstages, 27. März 1824, in: MMW 71 (1924), S. 372‐374 240. N Pio Foá †, in: BPA 72 (1924) 1924 241. N Richard Thoma †, in: BPA 72 (1924) 1924 242. P Vorträge über Pathologie, gehalten an den Universitäten und 1925 Akademien Japans im Jahre 1924. Sonderheft der Verhandlungen der Japanischen Pathologischen Gesellschaft, Jena 1925 243. P Procesele Naturale de Vindecare in Ftisia Pulmonara, 1925 Rumänische Übersetzung eines Referats von Aschoff, gehalten auf dem 23. Kongress für innere Medizin Wiesbaden (1921), Bucaresti 1925 244. P Umfrage: Ist das gehäufte Auftreten der Tbc in der Familie allein 1925 durch die vermehrte Gelegenheit zur Ansteckung verursacht, oder ist es wesentlich dadurch bedingt, daß durch die Abstammung von tuberkulösen Eltern eine Konstitution vererbt wird, mit der eine veränderte Widerstandsfähigkeit gegenüber der Tuberkulose verbunden ist?, in: MK 21 (1925), S. 582 245. P Über die Vorträge der Reinigung und Heilung der Kavernen bei 1925 der Lungenphthise und deren prognostische Bedeutung, in: Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 61 (1925), S. 9 246. W Aphorismen zum Entzündungsbegriff, in: MMW 72 (1925), S. 1925 627/628 247. P Zur Kropffrage in Japan. Eine Reisebemerkung, in: VA 254 1925 (1925), S. 841‐842 248. A Ein Besuch in einer japanischen Privatirrenanstalt mit 1925 Bemerkungen über die japanischen Krankenanstalten überhaupt, in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 74 (1925), S. 179‐192 103

249. P Zu Trendelenburg: Pharmakologische Auswertungen von 1925 Drogen und innersekretorischen Organen, in: Klinische Wochenschrift 4 (1925), S. 1749 250. P Zu Königsfeld: Experimentelle Untersuchungen zur Frage der 1925 Idiosynkrasie, in: Klinische Wochenschrift 4 (1925), S. 1842‐1843 251. P Die theoretische Pathologie an der Mayo‐Clinic Rochester, in: 1925 DMW 51 (1925), S. 323‐325 252. A Das Alkoholverbot in den Vereinigten Staaten. Akademische 1925 Mitteilungen 4. F. (1925), S. 25/26 253. MG Zu Gaston Vorberg: „Über den Ursprung der Syphilis“, in: 1925 Archiv für Geschichte der Medizin 17 (1925), S. 307 254. A Die Beteiligung der Mediziner an Turnen und Sport, in: 1925 Praemedicus 5 (1925) (Sonderdruck 4 Seiten) 255. FS Festrede, gehalten beim Jubilaeumsfestmahl am 25. 9.1925, in: 1925 Askanische Blätter 13 (1925) 256. A Der Sinn des Völkischen, in: Waffenschmiede 13 (1925) 1925 (Sonderdruck 16 Seiten) 257. A Turn‐ und Sportbilder von einer Weltreise. Aus dem 1925 Arbeitsgebiet eines Sportarztes. Vorträge auf dem ersten südwestdeutschen sportärztlichen Ausbildungskurs in Freiburg i. Br., 20.7.‐1.8.1925, Jena 1926, S. 109‐117 258. FS Glückwunschschreiben an Prof. Melnikoff‐Raswedenkoff, in: 1925 Russko‐nemeckij medicinskij zurnal: organ svjazi naucnoj mediciny SSSR i Germanii (= Deutsch‐russische medizinische Zeitschrift) 1 (1925), S. 11‐12 259. N Nachruf für Oskar De la Camp, in: Akademische Mitteilungen 4. 1925 F. (1925) 260. P Über die Arteriosklerose, in: Stoffwechselkrankheiten, Berlin 1926 (1926), S. 51‐73 261. P Die lymphatischen Organe, in: MK 22, Beiheft 1 (1926) 1926 262. P Von den Bedingungen der Gallensteinbildung, in: DMW 52 1926 (1926), S. 1755‐1757 und 1799‐1801 263. P Über die kausale und formale Genese der Gallensteine, in: WMW 1926 76 (1926) 264. P Gallensteine, in: ZBP 39 (1926), S. 5 1926 265. P Thesen und Antithesen in der Lehre von der 1926 Gallenfarbstoffbildung, in: Klinische Wochenschrift 5 (1926), S. 1260‐ 1261 266. P Das Ikterus‐Problem vom morphologischen Standpunkt aus, in: 1926 Referatenbrief 24, Bayersdorf & Co., Wissenschaftliche Abteilung, Hamburg (1926) 267. P Bemerkungen zur Physiologie des Lungengewebes, in: 1926 Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin einschließlich experimentelle Chirurgie 50 (1926), S. 52‐63 268. P Eine Statistik des Kropfes in Deutschland, in: 1926 Reichsgesundheitsblatt 1 (13.01.1926) 269. P Zu Vorländer: Versuche zur Beeinflussung des Krebses, in: 1926 Klinische Wochenschrift 5 (1926), S. 1946 270. P Mit Fulda, J.: Zur Frage der Otitis media bei Säuglingen und 1926 kleinen Kindern, in: Beiträge zur Anatomie, Physiologie, Pathologie und Therapie des Ohres, der Nase und des Halses 23 (1926), S. 379‐ 391 104

271. A Vorträge über die Alkoholfrage, in: Akademische Mitteilungen 4. 1926 F. 2. Sem. (1926), S. 57‐59 272. FS Begrüßungsansprache des Herrn L. A. in Freiburg, in: VDPG 21 1926 (1926), S. 6 273. A Über die Bedeutung der Leichenöffnungen und des 1926 Tierexperimentes für die Volksgesundheit und die soziale Wohlfahrtspflege, in: Wissenschaft und werktätiges Volk. Verlag Notgemeinschaft deutscher Wissenschaft (1926), S. 151‐185 274. U Zur Frage der Reform des medizinischen Doktors. Berliner 1926 Hochschulnachrichten 14. Sem. H. 4, 5,6 (1926), S. 37‐39, S. 54‐56, S. 62‐65 275. A Medizin und Mission im Fernen Osten. Allgemeiner 1926 Evangelisch‐Protestantischer Missionsverein, Berlin 1926 276. A Nationales und Universales in Kultur und Wissenschaft, in: 1926 Geisteskultur 35 (1926), S. 145‐153 277. A Der Geist von Locarno und die Wissenschaft, in: Frankfurter 1926 Zeitung 1. Morgenblatt Nr. 320 vom 1.5.1926 278. FS Felix Marchand zum 22. Oktober 1926, in: MMW 73 (1926), S. 1926 1805 279. N Camillo Golgi †, in: BPA 75 (1926) 1926 280. P Zur Anatomie des Kropfes, in: 1. Schweizer Kropfkonferenz, 1927 Bern (1927) 281. P Über Nierenerkrankungen mit Brightschem Symptomkomplex, 1927 in: MK 23 (1927), S. 1477‐1480 282. P Über rudimentäre Appendizitis, in: BPA 77 (1927), S. 141‐150 1927 283. P Mit Pokorny, O: Über die Beweglichkeit des Wurmfortsatzes, in: 1927 Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 203/204 (1927), S. 175‐188 284. P Die anatomischen Grundlagen der Frage der Herzvergrößerung 1927 und der muskulären Herzschwäche, in: MMW 74 (1927), S. 2117‐2118 285. P Systemmißbildungen am Mesenchym, Roux‐Archiv 112 1927 S. 1927 411‐416 286. MG Knochenstudien in Beziehung zur Frage des Vorkommens der 1927 Syphilis an praehistorischen Knochen, in: Klinische Wochenschrift 6 (1927), S. 1730 287. P Zur Pathologie der Kittsubstanzen, in: Archiv Scienze Mediche 1927 50 (1927) 288. W Ein Wort zur vergleichenden Völkerphysiologie und ‐pathologie. 1927 Tung‐Chi medizinische Monatsschrift (1927), S. 271‐275 289. W Zukunftsaufgaben der pathologischen Anatomie, in: Deutsche 1927 Allgemeine Zeitung vom 28.8.1927 290. U Die deutschen Universitäten und ihre ausländischen 1927 Studierenden, in: Akademische Mitteilungen 4. F. 4. Sem. (1927), S. 41‐43 291. W Über die Stellung der Naturwissenschaften zur Religion, in: 1927 Zeitwende 3 (1927), S. 114‐131 292. X Sir William Osler als Verkünder der internationalen Medizin. 1927 Osler Memorial Volume, Second Impression Bull. Nr. IX, Association of Medical Museums 1927 (Sonderdruck 3 Seiten) 293. N Edmund Krompecher †, in: BPA 76 (1927) 1927 294. N E. A. Homén †, in: BPA 77 (1927) 1927 105

295. A Christliche Simultanschule in Baden, in: Badische Zeitung vom 1928 16.12.1927, auch Freiburger Zeitung Nr. 342 (1928) 296. P Referat über Kropf, in: Schweizerische Medizinische 1928 Wochenschrift 58 (1928), S. 343 297. P Die anatomischen Grundlagen der Herzvergößerung und der 1928 muskulären Herzschwäche, in: Muskelarbeit und Kreislauf, Jena (1928) 298. P Über die peptischen Schädigungen des Magen‐Darm‐Kanals, 1928 Nothnagelvorlesung vom 23.10.1928 (= Sammlung der von der Nothnagel‐Stiftung veranstalteten Vorträge Heft 3) (1929) 299. P Über die peptischen Schädigungen des Magen‐Darm‐Kanals, in: 1928 MK 24 (1928), S. 1931‐1936 300. P Über chronische Appendizitis, in: MK 24 (1928), S. 1660‐1661 1928 301. P Über die Aetiologie der Appendizitis, in: Japanisch‐deutsche 1928 Zeitschrift für Wissenschaft und Technik 1 (=Nichi‐Doku‐gakugei) 6 (1928), S. 27‐29 302. P Zu Maximow: Über die Histogenese der entzündlichen Reaktion 1928 und über die Entwicklungsfähigkeit der Leukozyten, in: Klinische Wochenschrift 7 (1928), S. 2320 303. W Dürfen pathologische Anatomen medizinisch denken?, in: DMW 1928 54 (1928), S. 220‐222 304. W Sollen wir Sportärzte die tägliche Turnstunde fordern?, in: Der 1928 Sportarzt IV (1928), S. 4‐6 305. W Ein Besuch bei den spanischen Klinikerschaften, in: Praemedicus 1928 Nr. 11 (1928) (Sonderdruck 3 Seiten) 306. A Mensurarzt und Sportarzt, in: MK 24 (1928), S. 1692 1928 307. N Johannes Fibiger, in: DMW 54 (1928), S. 364‐365 1928 308. N Johannes Fibiger †, in: BPA 79 (1928) 1928 309. N Felix Marchand †, in BPA 79 (1928) 1928 310. N Paul von Baumgarten †, in: BPA 80 (1928) 1928 311. N Eugen Bostroem †, in: BPA 80 (1928) 1928 312. FS Felix Marchand in seinen Beziehungen zur Pharmakologie, in: 1928 Verhandlungen der deutschen pharmakologischen Gesellschaft 138 (1928), S. 15‐16 #313. X Die Medizin, in: Frankfurter Zeitung 73, (1928) 1928 314. P Über Bildungs‐ und Ausscheidungsströmungen der 1929 gallenfähigen Substanzen (Dyscholie), besonders des Gallenfarbstoffs (Ikterus). Vortrag in der Medizinischen Gesellschaft Lund, in: Acta Pathologica, Microbiologica et Immunologica Scandinavica 5 (1929), S. 338‐381 315. P Über den phthisischen Reinfekt der Lunge, in: Klinische 1929 Wochenschrift 8 (1929), S. 1‐6 & 380‐382 316. P Zur Frage des partiellen Situs inversus am Herzen und der 1929 Transposition der großen Gefäße, in: Wilhelm Rouxʹ Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen 116 (1929), S. 267‐277 317. P La úlcera péptica aguada, in: Revista medica 1 (1929) 1929 318. P Die Entwicklung der Kropfforschung, in: Forschung und 1929 Fortschritt 4 (1929) 319. P Zu Rein: Die Abhängigkeit der vasomotorischen Blutregulation 1929 von wärmeregulatorischen Vorgängen, in: Klinische Wochenschrift 8 (1929), S. 1787‐1788 106

320. P Die gegenwärtige Ansicht von der Lehre vom Ikterus, in: 1929 Festschrift F. Abrikossoff November 1929 321. P Zu Franken: Zum Bau der Plazenta und ihrer Funktion, in: 1929 Klinische Wochenschrift 8 (1929), S. 2260 322. Po Gedanken am Verfassungstag. Von einem Akademiker, in: Die 1929 Hilfe 35 (1929), S. 446‐448 323. P Aus dem Forschungsgebiet der Volkskrankheiten, in: Bericht 1929 über die Mitgliederversammlung vom 15. bis 17. November 1929 in Hamburg (= Deutsche Forschung. Aus der Arbeit der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft Heft 11), Berlin 1930, S. 42‐51 324. N Alexander Maximow †, in: BPA 82 (1929) 1929 325. P Der appendizitische Anfall, seine Aetiologie und Pathogenese. 1930 Mit einem kurzen Beitrag über die Lymphgefäßverhältnisse am menschlichen Wurmfortsatz von Dr. H. Seng, Berlin und Wien (1930) 326. P Über die Erreger und das Zustandekommen des 1930 appendizitischen Anfalls, in: Klinische Wochenschrift 9 (1930), S. 1605 327. P Die Arteriosklerose. Ein Ernährungs‐ und Abnutzungsproblem, 1930 in: MK 26 Beiheft 1 (1930) 328. P Über physiologische und pathologische Gallenfarbstoffbildung, 1930 in: WMW 80 (1930), S. 1011 329. P Über physiologische und pathologische Gallenfarbstoffbildung 1930 (Auszug), in: Orvosképzés 20 (1930) 330. P Mit Hummel, R.: Beitrag zur Frage des Icterus neonatorum, in: 1930 VA 275 (1930), S. 1‐12 331. P Das akute peptische Geschwür, in: Tung Chi medizinische 1930 Monatsschrift 5/6 (1930), S. 39 332. P Die Bakterioskopie an der Leiche, in: Archiv für Hygiene und 1930 Bakteriologie 103 (1930), S. 1 333. P Gibt es eine Pars intermedia in der menschlichen Hypophyse?, 1930 in: BPA 84 (1930), S. 273‐282 334. P Beeinflussung entzündlicher Prozesse in der Niere durch 1930 Wärme, in: Klinische Wochenschrift 9 (1930), S. 1889‐1890 335. W Bemerkungen zur „Entzündungsfrage“, in: Klinische 1930 Wochenschrift 9 (1930), S. 1987 336. P Plethora, in: VDPG 25 (1930), S. 106‐114 1930 337. P Zu von Möllendorff: Zur Architektur der menschlichen Niere, in: 1930 Klinische Wochenschrift 9 (1930), S. 524 338. P Zu Ewig: Das Minutenvolumen beim gesunden und kranken 1930 Menschen, in: Klinische Wochenschrift 9 (1930), S. 1002 339. P Zu Rein: Die Interferenz der vasomotorischen Regulationen, 1930 Klinische Wochenschrift 9 (1930), S. 1794 340. P Zu Ewig und Hinsberg: Kreislaufstudien im Hochgebirge, in: 1930 Klinische Wochenschrift 9 (1930), S. 1890 341. X Internationaler Pathologenkongreß, Forschung und Fortschritt 6 1930 (1930) 342. P Über den feinen Aufbau des Reizleitungssystems des Herzens 1930 (nach Untersuchungen des Herrn Dr. Kung), in: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 157 (1930), S. 94 343. P Diskussionsbemerkung zu Polyurien, in: Archiv für 1930 experimentelle Pathologie und Pharmakologie 157 (1930) 107

344. W Diskussion zu den Referaten von Starkenstein, Freund und 1930 Schulemann über die Entzündung, in: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 157 (1930), S. 81‐83 345. Po Drei Staatsparteien. Ein Brief an Friedrich Meinecke, in: Kölner 1930 Zeitung August 1930 346. N Paulo Prym †, in: BPA 85 (1930) 1930 347. N Katsusaburo Yamagiwa †, in: BPA 85 (1930) 1930 348. P Über Vererbungs‐ und Entwicklungsfragen in der organischen 1930 Welt, in: Tatwelt 6 (1930), S. 89‐98 349 U Sinn und Bestätigung der Leibesübungen an deutschen 1930 Universitäten, in: Akademische Mitteilungen Freiburg 1930 #350. P Internationale Pathologenkongresse, in: Forschungen und 1930 Fortschritt 6 (l930), S. 143/144 351. P Entwicklungsperioden der Tuberkulose, in: MMW 77 (1931), S. 1931 381‐382 352. P Appendizitis und Angina, in: BPA 87 (1931), S. 481‐487 1931 353. P Der appendizitische Anfall, in: MMW 77 (1931), S. 1419‐1423 1931 354. P Über die Entstehung der Wurmfortsatzentzündung, in: 1931 Forschung und Fortschritt 7 (1931) 355. P Die Gallensteine, in: MK 27 (1931), Beiheft 3 1931 356. U Erziehungsaufgaben der Universität, in: Ethik 7 (1931) 1931 (Sonderdruck 3 Seiten) 357. U Zur Frage des Religionsunterrichtes in den Schulen, in: Ethik 7 1931 (1931), S. 245‐248 358. U Gefahren, die den deutschen Universitäten drohen, in: Kölnische 1931 Zeitung Kulturspiegel Nr. 627 vom 16.11.1931 359. P Bemerkungen zur Leberzirrhose, in: Comptes Rendus de la 1. 1931 Confèrence internationale de Pathologie géographique, Genf 1931 360. X Vorträge in russischer Sprache, Sonderdruck Bibliothek 1932 Freiburger Pathologisches Institut, 1932 361. P Über Gallenfarbstoffbildung und Gelbsucht, in: MMW 78 (1932), 1932 S. 2104 362. P Die Erkrankungen der steinfreien Gallenwege, in: Verhandlung 1932 der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 44 (1932), S. 261‐289 363. P Über Gallenfarbstoffbildung und Gelbsucht, in: Klinische 1932 Wochenschrift 11 (1932), S. 1620‐1624 364. P Über die verschiedenen Auswirkungen des Bilirubin I und 1932 Bilirubin II auf den übrigen Organismus, in: MK 28 (1932), S. 1553‐ 1554 365. P Obervations concerning the relationship between Cholesterol 1932 metabolism and vascular disease, in: British Medical Journal (1932), S. 1131 366. P Auswirkungen der Koch‘schen Entdeckung in der 1932 pathologischen Anatomie, in: MK 28 (1932), S. 394‐395 (Sonderdruck 5 Seiten) 367. P Über morphologische Erscheinungen bei der Nierensekretion, in: 1932 Klinische Wochenschrift 11 (1932), S. 1404 368. P Diskussion zu Bielschowsky und Thannhauser, in: Klinische 1932 Wochenschrift 11 (1932), S. 1692‐1694 369. P Diskussion zu Rein: Die Schilddrüse als Kreislaufregulator, in: 1932 Klinische Wochenschrift 11 (1932), S. 1443 108

370. P Über den Enterokokkus (Streptokokkus) Libman, in: Emanuel 1932 Libman Anniversary 1932 371. P Diskussion zu: Biologische Beziehungen zwischen Teer‐ und 1932 Impfkarzinom, in: Klinische Wochenschrift 11 (1932), S. 131 372. P Diskussion zu: Die Physiologie des Herz‐, Koronar‐Kreislaufes, 1932 in: Klinische Wochenschrift 11 (1932), S. 220 373. P Diskussion zu: Konstruktive Differenzierungen in der 1932 Gewebekultur, in: Klinische Wochenschrift 11 (1932), S. 306 374. P Diskussion zu: Keimzellenbahn, in: Klinische Wochenschrift 11 1932 (1932), S. 394 375. FS Eindrücke von der 100‐Jahr‐Feier der British Medical 1932 Association, in: MMW 79 (1932), S. 1403‐1404 376. U Zur neuen Studien‐ und Prüfungsordnung der Mediziner, in: 1932 Praemedicus Nr. 11 (1932) (Sonderdruck 8 Seiten) 377. U Was ist eine akademische Korporation?, in: Freiburger 1932 Studentenzeitung Nr. 4 vom 15.12.1932 378. FS Gotthold Herxheimer zum 60. Geburtstag, in: Klinische 1932 Wochenschrift 11 (1932), S. 1695 379. N Georg Schmorl †, in: BPA 90 (1932) 1932 380. MG Buchbesprechung zu Erich Ebstein: „Tbc als Schicksal“, in: 1932 Deutsche Literaturzeitung 3 (1932), S. 569‐572 381. MG Buchbesprechung zu Ernst Hirschfeld: „Virchow“, in: Deutsche 1932 Literaturzeitung 3 (1932), S. 714‐716 382. FS Begrüßungsansprache beim Festessen am 1. August 1933. Der 50‐ 1933 jährige Erinnerungstag des Pathologischen Instituts Freiburg i. Br. am 1. August 1933, Jena 1933 383. P Gallenfarbstoffbildung und Gelbsucht, in: ZBP 56 (1933), S. 241 1933 384. P Der Kotstein im Wurmfortsatz, in: MMW 80 (1933), S. 96 1933 385. P Der appendizitische Anfall und seine Beziehungen zum Kotstein, 1933 in: Klinische Wochenschrift 12 (1933), S. 1081‐1083 386. P Über die apoplektischen Gehirnblutungen, in: MK 29 (1933), S. 1933 933‐936 387. P Morphologische Beiträge zum Problem des 1933 Cholesterinstoffwechsels, in: Nederlandsche Vereenigung voor Biochemie 1933 388. P Zu Thannhauser: Pellagra und endokrine Störungen, in: MMW 1933 80 (1933), S. 296 und in: Klinische Wochenschrift 12 (1933), S. 483 und in: MK 29 (1933), S. 103‐104 389. P Zu Seiffert: Alkohol, Alkoholismus und Erbmasse, in: Klinische 1933 Wochenschrift 12 (1933), S. 1953 390. MG Vom Kommen und Gehen der Krankheiten, in: Velhagen und 1933 Klasings Monatshefte 47 (1933), S. 50‐54 und in: Deutsche Forschung 1933 391. A Über ärztliche Zukunftsmöglichkeiten im Ausland, in: 1933 Praemedicus (1933) (Sonderdruck 4 Seiten) 392. A Über die internationalen Beziehungen der Wissenschaft seit dem 1933 Weltkriege, in: Hochschule und Ausland, Monatsschrift für Wissenschaft und kulturelles Leben 11 (1933), S. 1‐16 393. P Introduction zum Buch „Arteriosclerosis“, New York 1933 1933 394. FS Martin Benno Schmidt zum 23. 08. 1933, in: MK 29 (1933), S. 1161 1933 395. FS Koloman Buday zum 13. 10. 1933, in: BPA 92 (1933) 1933 109

396. N Otto Lubarsch †, in: BPA 91 (1933) 1933 397. P Thrombose und Embolie, in: Verhandlungen der Deutschen 1934 Gesellschaft für Kreislaufforschung 7 (1934), S. 11‐30 398. P Die „rheumatischen“ Leiden im Lichte der deutschen Pathologie, 1934 in: DMW 60 (1934), S. 7‐11 399. P Allergie und Rheumatismus, in: Klinische Wochenschrift 13 1934 (1934), S. 315‐316 400. P Über die Ursachenforschung der Myocarditis rheumatica, in: 1934 Rheumaprobleme 3 (1934), S. 7‐12 401. P Über die nicht‐gefäßbedingten Schädigungen des Herzmuskels, 1934 in: 10. Fortbildungslehrgang Bad Nauheim 1934, S. 14‐28 402. P Über die wirklichen und spastischen Gefäßleiden der Retina, in: 1934 Augenärztliche Tagesfragen, 7. Augenärztlicher Fortbildungskurs Freiburg 1934 403. P Über den Karotingehalt menschlicher Gewebe (Leber und 1934 Fettgewebe), in: VDPG 27 (1934), S. 145‐152 404. P Krebsfragen, MK 30 (1934), S. 889‐895 1934 405. P Über das Vorkommen der Basedow‐Schilddrüse in Japan, in: 1934 MMW 81 (1934), S. 902 406. P Zu Uhlenhuth, Ziegler und Heger: Über Arsenvergiftungen im 1934 Weinbaugebiet (Kaiserstuhlkrankheit), in: Klinische Wochenschrift 13 (1934), S. 1700 407. W Das Leben und der Zellenstaat (= Freiburger Wissenschaftliche 1934 Gesellschaft: Vortäge und Reden, Band 24), Freiburg 1934 408. W Verbundenheit der Medizin mit der nationalen und 1934 übernationalen naturwissenschaftlichen Forschung, in: DMW 60 (1934), S. 1371‐1373 409. A Das Geschlechtsproblem und die Ehe, in: Ethik 11 (1934), S. 16‐25 1934 410. N Max Landau, in: VDPG 27 (1934), S. 363 1934 411. N Walter Gross †, in: BPA 94 (1934) 1934 412. N Ulrik Quensel †, in: BPA 94 (1934) 1934 413. P Über den spezifischen infektiösen Rheumatismus, in: MMW 82 1935 (1935), S. 1597‐1598 414. P Über den Begriff der allergischen Krankheiten, in: MK 31 (1935), 1935 S. 1‐3 415. P Über die morphologischen Reaktionen des Blutes bei Infektion, 1935 in: Klinische Wochenschrift 14 (1935), S. 985‐987 416. P Über die Besiedlung des menschlichen Neugeborenendarms mit 1935 Bakterien, in: Festschrift Anitschkow 1935, S. 7‐13 417. P Über den Lungenacinus, in: Frankfurter Zeitschrift für 1935 Pathologie 48 (1935), S. 449‐455 418. P Über den Kropf bei Neugeborenen und Kindern, in: Archiv für 1935 Kinderheilkunde 105 (1934), S. 160‐166 419. P Über Plethora vera, in: MK 31 (1935), S. 365‐366 1935 420. P Gastritis, in: 15. Internationaler ärztlicher Fortbildungskurs 1935 Karlsbad 1935, S. 267‐297 421. P Über die Blutbildung in der Niere, in: Schweizerische 1935 Medizinische Wochenschrift 65 (1935), S. 193 422. P Atherosklerose. Beitrag zur Festschrift Abrikossoff Band 3 1935 (russisch), 1935 110

423. P Anatomia patologica de la Tuberculosis, in: Barcelona‐Madrid‐ 1935 Buenos Aires 1935 424. P Zur Frage der Geschwulstübertragung mit zellfreien Extrakten, 1935 in: „Libro de Oro“, Buenos Aires 1935 425. P Zu Jahn: Stoffwechselstörungen bei der Schizophrenie, in: 1935 Klinische Wochenschrift 14 (1935), S. 1196 426. P Zu Hanke: Über die Rolle des Thymus beim Morbus Basedow, 1935 in: Klinische Wochenschrift 14 (1935), S. 395‐396 427. U Der medizinische Unterricht in Deutschland. Neuzeitliche 1935 Betrachtung, in: Orvosképzés 1935, S. 9‐14 428. W Ziel und Aufgabe einer pathologisch‐anatomischen Sammlung, 1935 in: „Orvosi Hetilap“ 1935 (Sonderdruck 6 Seiten) 429. FS Anton Ghon zum 70. Geburtstag, in: MK 31 (1935), S. 1711 1935 430. FS Alfred Hoche zum 70. Geburtstag, in: Forschung und Fortschritt 1935 11 (1935), S. 294 431. N Santiago Ramon y Cajal †, in: BPA 94 (1935) 1935 432. N Leonhard Jores und Ch. Thorel †, in: BPA 94 (1935) 1935 433. N Walter Spiegelmeyer †, in: BPA 94 (1935) 1935 434. MG Mit Diepgen, Paul: Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin, 1936 3. völlig umgearbeitete Auflage, München 1936 435. P Ist der Rheumatismus infectiosus specificus (Gräff) eine 1936 allergische Krankheit?, Referat Stockholm 1936 436. P Über die verschiedenen Formen der infektiösen 1936 Herzmuskelerkrankungen, in: Medizinische Zeitschrift (1936), S. 197‐ 201 437. P Kreislaufstörungen (Dyszyklien); die örtlichen defensiven 1936 Reaktionen (Entzündungen im engeren Sinne), in: Pathologische Anatomie I, Jena 1936 438. P Über die Appendizitis im Kindesalter, in: Archiv für 1936 Kinderheilkunde 108 (1936), S. 142‐149 439. P Über die Selbstreinigung der Lunge vom Steinstaub, in: 1936 Verhandlung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 48 (1936), S. 100‐107 440. P E giustificato l’ammissione di uno stadio preblastomatoso e 1936 precanderoso?, in: Tumori 22 (1936), S. 4‐5 441. P Zur Frage der Plethora, in: Klinische Wochenschrift 15 (1936), S. 1936 394‐395 442. P Zu Jahn: Untersuchungen über die Blutneubildung, in: Klinische 1936 Wochenschrift 15 (1936), S. 1218 443. P Zu Thiessen: Unsere Stellungnahme zur Technik der gesetzlichen 1936 Sterilisation, in: Klinische Wochenschrift 15 (1936), S. 394 444. W Pathologie und Biologie, in: Klinische Wochenschrift 15 (1936), S. 1936 1465‐1469 445. W Zusatzbemerkung zu Brauchle: Nosos und Pathos in der 1936 Naturheilkunde, in: Medizinische Klinik 32 (1936), S. 1287‐1288 446. FS Zur 20jährigen Erinnerung an die Kriegspathologische Tagung in 1936 Berlin, in: MK 32 (1936), S. 476‐478 447. U Akademische Ehre, akademische Freiheit, akademische 1936 Wissenschaft. Abschiedsansprache an die Kommilitonen, Freiburg 1936 111

448. FS Der 70. Geburtstag von Ludwig Aschoff am 10. 1. 1936. Freiburg 1936 1936, S. 11‐17 und S. 30‐32 449. N Anton Gohn †, in: BPA 97 (1936) 1936 450. N Gotthold Herxheimer †, in: BPA 97 (1936) 1936 451. N Gustav A. Pommer †, in: BPA 96 (1936) 1936 452. N Karl Sternberg †, in: BPA 96 (1936) 1936 453. N Willem Marie de Vries †, in: BPA 96 (1936) 1936 454. P Zur normalen und pathologischen Anatomie des Greisenalters, 1937 in: MK 33 (1937), S. 257‐260, 291‐293 und 1521‐1522 455. P Konstitution und Erbkrankheiten, in: Archiv für Orthopädie und 1937 Unfallchirurgie 37 (1937), S. 4‐19 456. P Über Pneumokokkentypen bei den verschiedenen 1937 Organerkrankungen, in: VDPG 29 (1937), S. 216‐221 457. P Das Allergieproblem vom Standpunkt des pathologischen 1937 Anatomen, in: Medizinische Welt 11 (1937) 458. P Über die Phagozyten und die Zellen des retikuloendothelialen 1937 Systems. Kurze Mitteilung, in: Nova Acta Leopoldina NF 4 (1937) 459. P Über das Vorkommen der Basedowschen Krankheit in Japan, in: 1937 MMW 84 (1937), S. 841‐842 460. P Über die mechanisch bedingten Strukturveränderungen bei 1937 operativ oder bei der Leichenöffnung entfernten Organen, in: MK 33 (1937), S. 149‐150 461. N Gotthold Herxheimer, in: VDPG 29 (1937), S. 381‐386 1937 462. MG Virchows Cellularpathologie, in: 1938 (= Protoplasma‐Monographien Band 17), Berlin 1938, S. 171‐269 463. P Über die Bedeutung der serösen Entzündung parenchymatöser 1938 Organe, in: Wiener Medizinische Wochenschrift 88 (1938) 464. P Über den Reizzustand, in: BPA 100 (1938), S. 1‐12 1938 465. P Über das präsklerotische Stadium (Atherose) der Atherosklerose, 1938 in: MK 34 (1938), S. 1380‐1381 466. P Über Thrombose und Embolie, in: Wiener klinische 1938 Wochenschrift 51 (1938) 467. P Über die arteriovenösen Anastomosen bei Tier und Mensch, in: 1938 Klinische Wochenschrift (1938), S. 1497‐1498 468. MG Über die Entdeckung der Blutkreislaufs. Eine Stellungnahme 1938 zum Streit um William Harvey und ein Ausblick auf die spätere Entwicklung der Geschichte der Medizin (=Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte, Heft 1), Freiburg 1938 469. MG The History of the Circulation. Glasgow Medical Journal 130 1938 (1938), S. 53‐75 470. N Koloman Buday †, in: BPA 100 (1938) 1938 471. N Paul Ernst †, in: BPA 100 (1938) 1938 472. MG Zum 100‐jährigen Gedächtnis an Schleidens und Schwanns 1939 Werk. DMW 65 (1939), S. 1131‐1133 und S. 1172‐1175 473. P Über Arteriosklerose, in: Verhandlungen der Deutschen 1939 Gesellschaft für Innere Medizin 51 (1939) und in: Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie 167 (1939) 474. P The rheumatic nodules in the heart, in: Annals of the Rheumatic 1939 Diseases 1 (1939) 475. P Der viscerale Rheumatismus im Kindesalter, in: Archiv für 1939 Kinderheilkunde 116 (1939), S. 145‐151 112

476. P Über die lymphatischen Organe, in: Verhandlungen der 1939 Anatomischen Gesellschaft 66 (1939), S. 152‐179 477. P Über das chronische Magengeschwür und seine Pathogenese, in: 1939 Schweizerische Medizinische Wochenschrift 69 (1939), S. 261 478. P Über die Hypophyse bei den Anthropoiden, in: Endokrinologie 1939 21 (1939), S. 227‐230 479. P Die kolloidchemische Struktur der Gallensteine, in: 1939 Kolloidzeitschrift 89 (1939), S. 107‐109 480. X Ein Asthma‐Patient von 73 Jahren, in: MK 35 (1939), S. 544‐545 1939 481. MG Todesursachen namhafter Mediziner, in: MK 35 (1939), S. 609‐610 1939 482. MG War die Syphilis von alters her eine europäische Krankheit?, in: 1939 Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte, Heft 2, Freiburg 1939, S. 3‐12 483. P Aufgaben der Kriegspathologie auf Grund der Erfahrungen des 1939 Weltkrieges, in: DMW 65 (1939), S. 1537‐1538 484. U Soll die deutsche medizinische Doktorarbeit erhalten bleiben?, in: 1939 DMW 65 (1939),S. 1284‐1285 485. MG Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung, Hamburg 1940 1940 486. P Die noduli rheumatici im Herzen, in: Zeitschrift für 1940 Rheumaforschung 3 (1940) 487. W Wie stehen wir Mediziner zum Darwinismus?, in: 1940 Veröffentlichungen der Berliner Akademie für ärztliche Fortbildung 6 (1940), S. 201‐214 488. P Über die Erkennung akuter Todesursachen an der Leiche, in: 1940 DMW 66 (1940), S. 537 #489. W Die Zellenlehre in der Heilkunde, in: Proteus 3 (l940), S. 10‐11 1940 *490. FS Erinnerungen an E. v. Behring, in: DMW 66 (1940), Nr. 49, S.1373‐ 1940 1374 491. P Über das Granulationsgewebe, in: Scientia 36 (1942), S. 146‐148 1942 492. P Zur Nomenklatur der Drüsen mit innerer Sekretion, in: 1942 Endokrinologie 24 (1942), S. 289‐290

113

Veröffentlichungen Aschoffs nach Erscheinungsjahr und Art

1889 1891 1893 1895 1897 1899 1901 1903 1905 1907 1909 1911 1913 1915

Jahr 1917 1919 1921 1923 1925 1927 1929 1931 Medizingeschichte 1933 1935 1937 Pathologie 1939 1941 Andere 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

Anzahl der Veröffentlichungen 114

Gesamte Veröffentlichungen Aschoffs

nach Anzahl und Anteil

Medizingeschichte

19 / 4% Politik Allgemeine Themen 7 / 1% 17 / 3% Wissenschaftstheorie univers. Leben betr. 30 / 6% 17 / 3% nicht zuzuordnen Nachrufe 7 / 1% 43 / 9% Festschrift 25 / 5%

Pathologie 327 / 66%

115

9.) Quellen

9.1) Aus dem Universitätsarchiv Freiburg

9.1.1) B 24/71

Personalakte Ludwig Aschoff

9.1.2) B 53

Akten der Medizinischen Fakultät

8: Nachfolge Aschoff 221: Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1916‐1933 06: Protokollbücher der Medizinischen Fakultät 1934‐1941 776: Diepgen, Paul 1909 (entnommen aus B53/71) 326: Personalakte Bayer

9.1.3) D 11

Promotionsurkunden der Medizinischen Fakultät

97: 1936 98: 1937 99: 1938 100: 1939 101: 1940 102: 1941

9.2) In dieser Arbeit benutzte Arbeiten von Ludwig Aschoff

9.2.1) Gedruckte Arbeiten

Aschoff, L. (1899) Die Behandlung der Angina und Diphtherie im Caelius Aurelianus. MMW 46, Sonderdruck (8 Seiten) Ders. (1900) Das Knoblauchlied aus dem Bower Manuscript. Janus 5: 493‐501 Ders. (1909) Zu Ribbert, Hugo: Das Wesen der Krankheit. DMW 35: 1321 Ders. (1909) Über den Krankheitsbegriff und verwandte Begriffe. DMW 33: 1417‐1423 Ders. (1910) Pathos und Nosos. DMW 36: 201‐204 Ders. (1917) Zur Nomenklatur der Phthise. Zeitschrift für Tuberkulose 27: 28‐39 Ders. (1917) Weshalb kommt es zu keiner Verständigung über den Krankheits‐ und Entzündungsbegriff? Berliner Klinische Wochenschrift 54: 51‐54 Ders. (1919) Was sollte man vom inneren Aufbau des menschlichen Körpers und dessen Erkrankungen wissen? ( = Gesundheit und Kraft. Flugschriften für Deutschlands Söhne, Heft 3) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1919 116

Ders. (1921) Virchows Lehre von den Degenerationen (passiven Vorgängen) und ihre Weiterentwicklung. Virchows Archiv 235: 152‐185 Ders. (1921) Rudolf Virchow. Ein Rückblick. DMW 47: 1185‐1188 Ders. (1922) Zur Nomenklatur der Phthise. MMW 69: 1182‐184 Ders. (1922) Ueber Entzündungsbegriffe und Entzündungstheorien. MMW: 655‐661 Aschoff, L. (1922) Carl August Sigmund Schultze. Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung 7: 17‐24 Ders., Immisch, O. (1922) Die Krankheit des Hermogenes. Philologische Wochenschrift 42: 736‐ 744 Ders. (1923) Ueber Entzündungsbegriffe und Entzündungstheorien. Schlusswort von L. Aschoff. MMW 70: 935‐936 Ders. (1924) Friedrich Wilhelm Beneke. Zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages, 27. März 1824. MMW 71: 372‐374 Ders. (1925) Vorträge über Pathologie, gehalten an den Universitäten und Akademien Japans im Jahre 1924. Sonderheft der Verhandlungen der Japanischen Pathologischen Gesellschaft, Fischer, Jena Ders. (1925) Zu Gaston Vorberg: „Über den Ursprung der Syphilis“. Archiv für Geschichte der Medizin 17: 307 Ders. (1929) Gedanken am Verfassungstag. Von einem Akademiker. Die Hilfe. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst 18: 446‐448 Ders. (1932) Buchbesprechung zu Erich Ebstein: „Tbc als Schicksal“. Deutsche Literaturzeitung 3: 569‐572 Ders. (1932) Buchbesprechung zu Ernst Hirschfeld: „Virchow“. Deutsche Literaturzeitung 3: 714‐716 Ders. (1933) Vom Kommen und Gehen der Krankheiten. Velhagen und Klasings Monatshefte 47: 50‐54 Ders. (1934) Das Leben und der Zellenstaat. (= Freiburger Wissenschaftliche Gesellschaft: Vorträge und Reden, Band 24), Speyer & Kaerner, Freiburg Ders. (1936) Akademische Ehre, akademische Freiheit, akademische Wissenschaft. Abschiedsansprache an die Kommilitonen, Speyer, Freiburg Ders., Diepgen, P. (1936) Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 3. völlig umgearbeitete Auflage, Bergmann, München Ders. (1938) Über die Entdeckung der Blutkreislaufs ( = Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte Band 1), Speyer, Freiburg Ders. (1938) Virchows Cellularpathologie. In: Hundert Jahre Zellforschung (= Protoplasma‐ Monographien Band 17), Berlin 1938, S. 171‐269 Ders. (1939) Todesursachen namhafter Mediziner und Ärzte. Medizinische Klinik 35: 609‐610 Ders. (1939) Zum 100‐jährigen Gedächtnis an Schleidens und Schwanns Werk. DMW 65: 1131‐ 1133 und 1172‐1175 Ders. (1939) War die Syphilis von alters her eine europäische Krankheit? ( = Freiburger Forschungen zur Medizingeschichte, Band 2), Speyer, Freiburg Ders. (1940) Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung. Hofmann & Campe, Hamburg Ders. (1940) Erinnerungen an E. v. Behring. DMW 66: 1373‐1374 Ders. (1953) Der 50jährige Erinnerungstag des Pathologischen Instituts Freiburg i. Br. 1. August 1933, Kämpfe, Jena

117

9.2.2) Ungedruckte Vorträge

Zur Geschichte der Sterilisierung, mit Einschluß der deutschen Gesetzgebung. 1934. 6 Seiten Maschinenschrift Die Medizin der Urzeit und ihre Entwicklung bei den Naturvölkern. 10 Seiten Maschinenschrift Medizin und Mission in Ostasien. 10 Seiten Maschinenschrift Über den Krankheitsbegriff. 12 Seiten Maschinenschrift Erziehungsaufgaben der Universität. 5 Seiten Maschinenschrift

9.2.3) Nachlass Aschoff

UAF, Sektion E 10

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10.) Literatur

DMW = Deutsche medizinische Wochenschrift

MMW = Münchener medizinische Wochenschrift

Ackerknecht, E. H. (1945) Ludwig Aschoff: Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung. Bulletin of the History of Medicine 19: 114‐115 Ackerknecht, E. H. (1957) Rudolf Virchow. Arzt, Politiker, Anthropologe. Enke, Stuttgart Artelt, W. (1949) Einführung in die Medizinhistorik. Ihr Wesen, ihre Arbeitsweise und ihre Hilfsmittel. Enke, Stuttgart Artelt, W. (1974) Vorbemerkung zu Heinemann, Käthe †: Die Ärzteheiligen Kosmas und Damian. Ihre Wunderheilungen im Lichte alter und neuer Medizin. Medizinhistorisches Journal 9: 255‐257 Aschoff, L. (1966 )Ein Gelehrtenleben in Briefen an die Familie. Schulz, Freiburg

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Chiari, H.v. (1942) Ludwig Aschoff †. Wiener klinische Wochenschrift 55: 573

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Diepgen, P. (1940) Zu Aschoff, Ludwig: Rudolf Virchow. Wissenschaft und Weltgeltung. Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik 39: 83‐84 Diepgen, P. und Rosner, E. (1941) Zur Ehrenrettung Rudolf Virchows und der deutschen Zellforscher. Virchows Archiv 307: 457‐489 Diepgen, P. (1946) Rudolf Virchow, Persönlichkeit und Werk. Das deutsche Gesundheitswesen 1, Sonderheft: 800‐809 Diepgen, P. (1951) Einführung in das Studium der Medizin. 4. Aufl. Urban & Schwarzenberg, München/Berlin Diepgen, P. (1957) Rudolf Virchow. 1821‐1902, in: Heimpel, H., Heuss, T., Reifenberg, B. (Hgg.): Die großen Deutschen. Deutsche Biographie, 4. Band, Propyläen‐Verlag Berlin, Frankfurt, Wien, S. 28‐36 Diepgen, P., Nauck, E. T. (1957): Die Freiburger medizinische Fakultät in der österreichischen Zeit. ( = Beiträge zur Freiburger Wissenschafts‐ und Universitätsgeschichte, Band 16), Freiburg Diepgen, P. (1961) „Mein Weg zur Medizingeschichte“. Sonderdruck aus Hippokrates. Wissenschaftliche Medizin und praktische Heilkunde im Fortschritt der Zeit 32: 807‐812 Dietrich, A. (1936): Ludwig Aschoff zum 70. Geburtstag. MMW 83: 61‐62

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Haberling, W. (1936) Zu Aschoff, L. u. Paul Diepgen. Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 35: 361‐362 Hailer, D. (1986) Ärztliche Stellungnahmen zum Schwangerschaftsabbruch in der Weimarer Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der medizinischen Ethik. Diss. Med., Freiburg Hamperl, H. (1972) Freiburg (1928/29). In: ders.: Werdegang und Lebensweg eines Pathologen, Schattauer, Stuttgart, S. 88‐96 Haselhorst, G. (1934) Zur Sterilisierung der Frau aus eugenischer Indikation. DMW 60: 1430‐ 1432 Heinemann, K. (1941) Aus der Frühgeschichte der Lehre von den Drüsen im menschlichen Körper. (Abgeschlossen zum 74. Geburtstag von Herrn Geheimen Rat Professor Dr. L. Aschoff am 10. Januar 1940) Janus 47: 137 und 219 Heinemann, K. (1939) Seit wann ist die Milz als Blutspeicher bekannt? Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 32: 274‐277. Heinemann, K. (1941) Zur Geschichte der Entdeckung der roten Blutkörperchen. Janus 43 Heinemann, K. (1955) Ludwig Aschoff. Ein Wegbereiter der funktionellen Pathologie. In: Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa. Erforscher des Lebens. Mediziner, Biologen, Anthropologen ( = Gestalter unserer Zeit, Band 4). Stalling, Oldenburg, Hamburg, S. 60‐67 122

Heinemann, K. (1960) Aus der Blütezeit der Medizin am Collegium illustre Carolinum zu Kassel. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 71: 85‐96 Heinemann, K. † (1974) Die Ärzteheiligen Kosmas und Damian. Ihre Wunderheilungen im Lichte alter und neuer Medizin. Nach einem nachgelassenen Manuskript bearbeitet von Walter Artelt und Werner Friedrich Kümmel. Medizinhistorisches Journal 9: 258‐317 Heischkel, E. (1938) Bericht über die Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik Stuttgart 1938. Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik 37: 20‐23 Heischkel‐Artelt, E. (1971) Aschoff, Ludwig, Pathologe. In: Neue deutsche Biographie, Band 1, Aachen – Behaim, unveränderter Nachdruck, Duncker & Humblot, Berlin, S. 413 Hoche, A. (1936) Zu Ludwig Aschoff’s 70. Geburtstag. 10. Januar 1936. Forschungen und Fortschritte 12: 27‐28 Hofer, H.‐G., Sauerteig, L. (2002) Ideengeschichtliche Voraussetzungen nationalsozialistischer Gesundheitspolitik: Ein Überblick. In: Grün, B., Hofer, H.‐G., Leven, K.‐H. (Hgg.): Medizin und Nationalsozialismus. Die Freiburger Medizinische Fakultät und das Klinikum in der Weimarer Republik und im Dritten Reich“ (= Medizingeschichte im Kontext, Band 10), Lang, Frankfurt am Main, Berlin, S. 34‐49 Hoffman, E. (1940) Gemeinsame amerikanische Herkunft der tropischen Framboesie und Syphilis auf Grund neuer Forschungsergebnisse und Knochenbefunde. MMW 87: 1512‐ 1515

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Zeiss, H., Bieling, R. (1940) Behring. Gestalt und Werk. Schultz, Berlin‐Grunewald

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11.) Danksagung

Ich danke

• meinem Doktorvater, Prof. Dr. Leven, für die Überlassung des Themas,

seine unendliche Geduld mit mir und viele wertvolle Tipps und

Anregungen

• Prof. Seidler für noch mehr Ratschläge und Anekdoten

• den übrigen Mitarbeitern des Instituts für Ethik und Geschichte der

Medizin für ihre Hilfe bei der Literaturrecherche

• dem Universitätsarchiv Freiburg, besonders Herrn Zahoransky und den

Mitarbeiterinnen im Sonderlesesaal der Universitätsbibliothek

• meinen Kollegen, Oberärzten und meinem Chef für ihr Verständnis und

Entgegenkommen, als die Zeit knapp war

• meinen Freunden und Verwandten, die sich immer wieder Aschoff’sche

Geschichten anhörten

• meinen Eltern und Schwiegereltern für immer neue Motivation und dafür,

dass sie nie an mir gezweifelt haben

• besonders Barbara, Oliver und Falko, für Zeit, Geduld, Hilfe auf die

Sprünge und beim Drucken und Formatieren

• meinem Mann