Haus- und Wildtiernutzung in den jungsteinzeitlichen Feuchtbodensiedlungen des Kantons

Autor(en): Schibler, Jörg

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Archäologie der Schweiz = Archéologie suisse = Archeologia svizzera

Band (Jahr): 20 (1997)

Heft 2: Kanton Thurgau

PDF erstellt am: 05.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-16687

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http://www.e-periodica.ch Haus- und Wildtiernutzung in den jungsteinzeitlichen Feuchtbodensiedlungen des Kantons Thurgau Jörg Schibier

Die Grundlagen der neolithischen Abb. 1 Jahre v.Chr Kulturen Fundstelle Schichten Anzahl Anzahl Total Nahrungswirtschaft Datierung sowie Haustierknochen Wildtier bestimmbare Grösse der knochen Tierknochen berücksichtigten Die Haltung von Haustieren und die Zucht jungsteinzeitlichen von Kulturpflanzen gehören zu den Tierknochenkomplexe 2600 Schnurkeramik aus dem wichtigsten Errungenschaften des prähistorischen Kanton Thurgau. Menschen. Ohne diese grundlegenden Le materiel faunique 2700 Steckborn, Turgi II 20+25 32 11 43 Erfindungen wäre letztlich unser mis au jour en utilise Lebensstandard nicht Thurgovie heutiger möglich. dans cet article par 2800 Diewildbeuterische Lebensweise, bei datation et taille des welcher sich die menschliche Ernährung nur complexes. Insiemi di 2900 auf die beiden »Säulen« ossa Sammelwirtschaft animali oggetto di und Jagd stützt, kann innerhalb eines studio e loro 3000 bestimmten eine kleine Zahl datazione. Horgen Biotops nur von Steckborn. Turgi I 40 + 32 67 15 82 Menschen ernähren. Heute existieren viele Theorien, welche einerseits wirtschaftliche 3100 20-40 71 11 82 Notsituationen, andererseits aber auch Überfluss als Triebfeder für den Übergang 3200 Steckborn, Turgi II 30 + 33 54 10 64 Steckborn, Turgi II 35 + 40 66 22 88 von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise verantwortlich 3300 machen1. In Analogie zu Erkenntnissen, welche aufgrund archäobiologischer 3400 Übergang Arbon, Bleiche 3 207 173 380 Untersuchungen an schweizerischen -Horgen Feuchtbodensiedlungen während der letzten 15 Jahre erzielt wurden, wir davon 3500 gehen aus, Steckborn, Schanz 1035 1054 2089 dass vor allem die beschränkten Möglichkeiten des reinen Wildbeutertums 3600 ausschlaggebend waren, um vor etwa 10'000 bis 12'000 Jahren im Vorderen Orient 3700 Niederwil 1424 287 1711 einen Innovationsschub auszulösen, welcher zur Herausbildung eines bäuerlichen Pfyn Pfyn 53 90 143 3800 Wirtschaftssystems führte. Die frühesten Nachweise dieser neuen Steckborn, Turgi II 50, 55, 60 94 69 163 3900 Wirtschaftsweise finden wir im Kanton Thurgau in den jungsteinzeitlichen 4000 Siedlungen, welche zwischen das 39. und 27. Jahrhundert v. Chr. datieren und mit wenigen Ausnahmen am Bodensee liegen. Die Tierknochenfunde aus diesen Siedlungsschichten te)2. Sie stammen aus den Kulturen Pfyn, Aufgrund der zur Zeit greifbaren archäo- geben uns Auskunft über die Horgen und Schnurkeramik. Die meist zoologischen Resultate fällt auf, dass in frühen Formen der bäuerlichen Wirtschaft kleinen Komplexe reichen für einen ersten vier der zehn Fundkomplexe mit 42 bis im Bodenseeraum. Hinweis auf die wirtschaftlichen Verhältnisse 63% Wildtierknochen eine sehr hohe der jungsteinzeitlichen Seeufersiedlungen Bedeutung der Jagd belegt ist. Alle diese des Kantons Thurgau zwar aus, Siedlungen liegen im Zeitabschnitt Die Bedeutung der Haustierhaltung und sind aber letztlich doch oft zu klein, um zwischen 3900 und 3300 v. Chr. (Abb. 2). Dies der Jagd detaillierte Erkenntnisse über Nutzungsformen entspricht dem für das ganze östliche sowie Wuchsform und Grösse der Mittelland erarbeiteten Trend3. Insbesondere Für unsere Betrachtungen berücksichtigen Haus- und Wildtiere zu liefern (Abb. 1). während des 40. und während des 37. und wir zehn Tierknochenensembles, welche Hierüber erhoffen wir uns durch die laufenden 36. Jahrhunderts finden sich in der aus den sechs jungsteinzeitlichen Analysen der etwa 70'000 Tierknochen östlichen Landeshälfte mehrere Feuchtbodensiedlungen, Fundstellen Ermatingen, Pfyn, Niederwil, der zwischen 1993 bis 1995 die grosse Mengen an Steckborn (Schanz und Turgi) und Arbon, ausgegrabenen Siedlung Arbon, Bleiche 3 Wildtierknochen geliefert haben. Die umfangreichen Bleiche 3 stammen (siehe Fundstellenkar- genauere Informationen. archäozoologischen Untersu- chungen der Zürcher Seeufersiedlungen ten nur bestimmte Sammelpflanzen ähnlich % H m haben ergeben, dass mehr Jagd immer eine hohe Kalorienanteile wie das Getreide. zusätzliche »Produktion« von Fleisch In Notzeiten wurden deshalb neben der Jahre v.Chr. Häufigkeiten " bedeutet. Die Berechnungen der gesteigerten Jagdtätigkeit nachweislich 2600 ; der Haus- und Wildtierknochen pro stark kohlehydrat- oder fetthaltige Samenoder in 2700 Quadratmeter und Siedlungsphasen Früchte (z.B. Nüsse) häufiger gesammelt. den Zürcher Fundstellen haben deutlich Ein stark intensiviertes Wildbeuter-

2800 " gemacht, dass in Zeiten intensiver Jagdtätigkeit tum müsste offenbar einen beachtlichen die Haustierhaltung nicht vernachlässigt, Teil des täglichen Kalorienbedarfes 2900 " sondern gleich intensiv weiter beibringen, welcher in günstigeren Zeiten betrieben wurde4. Wir müssen also davon durch die Getreideproduktion gedeckt 3000 " ausgehen, dass die Bewohner der Dörfer werden konnte. Wir können deshalb davon mit hohen Wildtieranteilen einen höheren ausgehen, dass die hohen Wildtieranteile 3100 " Fleischkonsum hatten als jene mit geringem der Siedlungen von Steckborn, Pfyn und Jagdanteil. Was veranlasste aber die Arbon Ausdruck klimatisch bedingter, 3200 " Bewohner der Pfyner Siedlungen von wirtschaftlicher Krisensituationen sind, während Steckborn (Turgi und Schanz), Pfyn und derer die Bewohner waren, 3300 " gezwungen Arbon, Bleiche 3, mehr Fleisch zu essen? intensiver zu jagen und zu sammeln.

J 3400 War es nur die Vorliebe für Wild oder verbergen sich noch andere Gründe dahinter? 3500 " Die systematischen archäobiologischen Die Bedeutung der einzelnen ¦ Untersuchungen der Zürcher Haustierarten 3600 Seeufersiedlungen haben deutlich gemacht, dass wohl wirtschaftliche Unter den Haustieren kommen dem i vorwiegend nur 3700 ^¦H Krisensituationen - d.h. Ernteausfälle beim Rind und dem Schwein grössere Getreide - eine Zunahme der Jagd zur Folge wirtschaftliche Bedeutung zu. Die kleinen " 3800 hatten5. Die wichtigste Grundlage der Wiederkäuer Schaf und Ziege sind in allen jungsteinzeitlichen Ernährung war das jungsteinzeitlichen Thurgauer Siedlungen 3900 Getreide. Bei klimatisch günstigen Verhältnissen nur sehr selten vertreten (Abb. 4). Erst ab 0 20 40 60 60% steuerte das Getreide mindestens der Horgener und der Schnurkeramischen die Hälfte des Kalorienbedarfs Kultur etwa ab 3250 v. erhöhen Abb.2 täglichen (d.h. Chr.) Die Wildtieranteile in den bei (Abb. 3A)6. Zusammen mit den weiteren sich die Anteile der Knochen auf über 10%. jungsteinzeitlichen Siedlungen Kultur- und Sammelpflanzen wurden Die Rinder- und Schweineknochen weisen des Kantons Thurgau aufgrund somit mindestens zwei Drittel bis in den Thurgauer Siedlungen Prozentwerte der Knochenzahlen (vgl. Abb. 1). sogar Die höheren Wildtieranteile in den drei Viertel der nötigen Kalorien über die auf, die sehr gut denen des übrigen Siedlung zwischen 3300 und pflanzliche Ernährung abgedeckt. Fielen schweizerischen Mittellandes entsprechen7. 3900 v Chr. sind deutlich zu die Getreideernten, bedingt durch ungünstige In den Dörfern der älteren und erkennen; sie sind vor allem durch hohe Hirschanteile bedingt. klimatische Bedingungen mit kühlen mittleren Pfyner Kultur entfallen die höchsten Les pourcentages d'animaux und nassen Sommern, in den jungsteinzeitlichen Prozentwerte meistauf die Rinderknochen dans les sites sauvages Ufersiedlungen geringer aus als (Abb. 4). Wie die Berechnungen der neolithiques de Thurgovie sur la base du nombre d'ossements erwartet, so mussten die fehlenden Kalorien durchschnittlichen Anzahl der Knochen pro (cf.fig. 1). durch andere Nahrungsmittel wettgemacht Quadratmeter und Siedlungsphase in den Percentuale di animali selvatici werden. Eine gesteigerte Sammel- Zürcher Fundkomplexen deutlich gezeigt dagli insediamenti neolitici del Canton Turgovia in base al und Jagdtätigkeit war sicher eine der haben, waren in den jungneolithischen numero di ossa (cfr. fig. 1). einfachsten Möglichkeiten, fehlende Dörfern die Rinderherden vermutlich noch Nahrungsmittel liefer¬ klein und umfassten einzelne bis weni- Abb.3 beizubringen. Allerdings nur Die Bedeutung der einzelnen Nahrungsmittel in einem pfynerzeitlichen Dorf während klimatisch günstigen Bedingungen (A) und während 0% Notzeiten (B). Die Anteile wurden Sauger aufgrund von archäologischen I und archäobiologischen Daten 22 Fisch der Siedlung Zürich-AKAD, Milch Schicht J und Zürich-Mozartstrasse, ¦ Schicht 4 modelliert S Getreide (vgl. Anm. 6). I Importance des divers aliments Nüsse dans un village de l'epoque de nd L: Sammelpflanzen Pfyn lors de conditions climatiques favorables (A) et en periode de disette (B). Rilevanza di determinati alimenti in un villaggio della cultura di Pfyn durante periodi favorevoli (A) o sfavorevoli (B) dal punto di vista climatico. Abb. 4 Les animaux domestiques (boeuf, Die Bedeutung der Haustierarten mouton/chevre et porc) dans les "» r% T^ Rind, Schaf/Ziege und Schwein in sites neolithiques de Thurgovie. Jahre v.Chr *r den jungsteinzeitlichen Les pourcentages ont ete 2600 2600 2600- Siedlungen des Kantons Thurgau. calcules sur la base du nombre 2700 2700 2700 Die Prozentwerte wurden d'ossements. 2800 2800 2800 aufgrund der Knochenzahlen Rilevanza delle specie 2900 2900 2900 ermittelt, wobei sämtliche domestiche bovina, capriovina e 3000 3000 3000 bestimmbaren Tierknochen suina nei villaggi neolitici del 3100 3100 3100 100% ausmachen. Canton Turgovia. Le percentuali si

3200 3200 3200 ¦ riferiscono al numero di ossa. 3300 3300 3300 3400 3400 3400 3500 r- 3500 3500 3600 3600 3600 3700 3700- 3700 3800 3800 3800 3900 3900 3900 60% 60% 60%

Abb. 5 Bei diesem bearbeiteten Holzgegenstand aus der Grabung Arbon, Bleiche 3 handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Joch. Die Abstände zwischen den beiden Halsausschnitten sind zwar relativ klein, reichen jedoch für die kleinwüchsigen horgenerzeitlichen Rinder aus. M. ca. 1:5. Cet objet en bois travaille provient d'Arbon, Bleiche 3. II s'agit vraisemblablement d'un joug. La distance entre les deux arches est relativement petite, mais süffisante pour l'encolure des petits boeufs Horgen. Oggetto di legno dallo scavo Arbon, Bleiche 3 interpretato come giogo. L'esiguo spazio tra i due archi era sufficiente per i bovini di piccola taglia del periodo della cultura di Horgen.

ge Tiere pro Haushalt. Eine intensivere schaftsweise, welche auf einer intensiven schränkt nutzbar. Mit grossem Arbeitsaufwand Haltung von Schweinen zeichnet sich in Haustierhaltung beruhte. Meist dominierten müsste durch das Schneiteln von den Thurgauer Fundstellen wie auch in die Rinder, Schweine wurden deutlich Bäumen Laubheu als Winterfutter in die den Zürcher Siedlungen bereits vom 37. häufiger gehalten als Schafe und Ziegen. Siedlungen gebracht werden (Abb. 6). Die Jahrhundert v. Chr. an ab, also etwa ab der Die Haustierherden waren nun insgesamt Schweine als Allesfresser und gute Abfall- mittleren bis späten Pfyner Kultur (Abb. 4). grösser als noch während der Pfyner Kultur. verwerter waren dagegen einfacher mit Dies dokumentieren z.B. die 35% Die Jagd spielte hingegen keine grosse Futter zu versorgen. Dies mag der Grund Schweineknochen in Niederwil. Damit setzt in der Rolle mehr (Abb. 2 und 4). dafür sein, dass während der klimatisch Ostschweiz die gesteigerte Schweinehaltung Was waren nun aber die Gründe für diese bedingten Wirtschaftskrise in den späten früher ein als in der Westschweiz. Es Veränderungen in der Haustierhaltung? Pfyner Siedlungen der Ostschweiz neben ist davon auszugehen, dass von den Pfyner Wieso wurde beispielsweise die einer gesteigerten Jagd auch eine Zunahme Siedlungen der Ostschweiz eine Rinderhaltung nicht schon früher intensiviert? der Schweinehaltung zu beobachten veränderte Wirtschaftsweise mit einer Dafür können unserer Meinung nach vor ist. grösseren Bedeutung der Schweinehaltung allem die damals herrschenden Die naturräumlichen Verhältnisse veränderten ausgeht. Erst während der Horgener Kultur naturräumlichen Verhältnisse verantwortlich sich während der Jungsteinzeit setzt sie sich auch in der Westschweiz gemacht werden. Eine ausgedehnte jedoch stetig. Die verstärkte Nutzung des durch. Die Haltung der Rinder, Schafe und Waldlandschaft mit höchstens kleinen Waldes als Quelle für Bauholz und Ziegen wurde dagegen, aufgrund der natürlichen Lichtungen sowie die noch Werkzeuge sowie als Weidegrund fürdie Haustiere Untersuchungen am Zürichsee, erst ab dem kleinen Ackerfluren lieferten nur begrenzte und die Vergrösserung der Ackerflächen Übergang vom 29. zum 28. Jahrhundert v. Fütterungsmöglichkeiten für die Rinder. führten zu einer Öffnung der Chr., also in der Schnurkeramischen Kultur Grössere Wiesen oder Weiden im heutigen Landschaft. Dies ermöglichte eine bessere wesentlich gesteigert. Auch die Sinne fehlten. Sicher führten Hirten Futterversorgung der Haustiere und damit eine Tierknochenkomplexe der übrigen Ostschweizer oder Hirtinnen im Sommerhalbjahr das allmähliche Intensivierung der Siedlungen dokumentieren für die Zeit des Vieh auf die Waldweide. Im Winter war Haustierhaltung, was auch die Resultate der 28. und 27. Jahrhunderts v. Chr. eine Wirt¬ aber diese Futterquelle nur sehr einge¬ Thurgauer Fundstellen dokumentieren. Abb. 6 Im Lötschental (Wallis) werden auch heute noch Laubbäume geschneitelt Die Bilder zeigen eine Esche während und nach dem Schneiteln. Dans le Lötschental (Valais) on pratique encore la taille en tetard afin d'obtenir du feuillage pour le betail. ms Fino ad oggi nel Lötschental (Vallese) si potano le latifoglie per ottenere foraggio.

Ab dem 33. Jahrhundert v. Chr. werden im Knochenmaterial stetig hohe Haustieranteile r beobachtet. Aufgrund der Ergebnisse der leider sehr kleinen Thurgauer Fundkomplexe scheint in der Bodenseeregion die Rinderhaltung bereits während der Horgener Kultur wichtiger gewesen zu sein als am Zürichsee8. Ab der Horgener Kultur wurden vermutlich die Rinder auch als Zugtiere, sei es beim Abb. 7 Pflügen oder auch beim Transport von Waren, Schematische Darstellung der wirtschaftlichen zunehmend wichtiger. Dies belegen Entwicklung während des einerseits die Funde von hölzernen Seeuferneolithikums der Rädern ab diesem Zeitpunkt9 und vor allem Zentral- und Ostschweiz aufgrund der archäozoolo- der neue Fund eines hölzernen Joches in gischen Daten der v Chr Haustiere Wildtiere der Ausgrabung von Arbon, Bleiche 3 Regionen Zürichsee und 2500 n t* t* ¦** t* i* t* % % % % (Abb. 5). Gleichzeitig ergeben botanische Bodensee. Berücksichtigt sind sowohl die relativen **"**¦*»'** i» ¦** ¦** Untersuchungen der Zusammensetzung Anteile der einzelnen ^^ T% T% T% Tl TÄ T% der Ackerunkrautfloren Hinweise auf eine Tierarten innerhalb der ^^ ^^ ^^ ^W ^W ^W ^W verschiedenen intensivere Bearbeitung der Ackerböden. Tl t^ TR t% Tnt Zeitabschnitte, wie auch ^ t^ Diese könnte einerseits durch den gezielten die relativen Zu- und ™ ^W ^W ^^n ^W ^W ^m ^W^ Einsatz von Schweinen auf den Abnahmen der 2750 ^wr ^w ^w ^w^ ^w ^w ^w ^w Ackerbrachen, andererseits aber auch durch geschlachteten und bejagten Tierbestände 2900 9 9 den Gebrauch von einfachen, durch Rinder y% y% *"L *j^ jtm jtm jtm j*m xm zwischen den f* t* v* t* ™ Im TO to to to to gezogenen Hakenpflügen erfolgt sein. Zeitabschnitten. Absolute Angaben lassen sich aus ¦um der Darstellung nicht m ablesen. ^^n ^^% ^^n ^^ff ^^n ^^n ^^% ^^n Die Wildtierfauna als Gradmesser für die diverse andere Wildtiere ^^n ^^n ^^% ^^n ^^n ^^n ^^n ^^n Umweltgeschichte wie Ur, Raubtiere, Biber etc. Evolution schematique de 3250 Die der l'economie Jagdfauna jungsteinzeitlichen durant 3350 1 des rives Siedlungen des Thurgaus wird durch den l'occupation ym j*m x* j^m jtm jtm x* lacustres au Neolithique, ^^ ^^ ^^ ^W ^^ ^^ to to to to to to to Rothirsch In dominiert. allen Fundkomplexen en Suisse centrale et »fl ra in rn ni Tn Tu ist er das am häufigsten nachgewiesene Orientale, d'apres les ^m ^m ^W ^m ^W Wildtier. Die grössten Anteile erreicht er donnees fournies par la ™ ™ ^W ^W ^m in l'archeozoologie pour Stationen, welche zwischen 3900 und region des lacs de Zürich 3660 3300 v. Chr. datiert werden. Danach nimmt et de Constance. v* ¦*» ¦** ¦»»¦w "n % % % seine Bedeutung sowohl gemessen an divers autres animaux allen sauvages comme m bestimmbaren Tierknochen, wie auch l'aurochs, le castor, etc. tat* nur an den Wildtierknochen deutlich ab. L'evoluzione economica ^m *^ff ^W ^W ^ffl Der Grund dafür muss einerseits in der nella Svizzera centrale e Orientale nel corso del 3850 jahrhundertelangen Überjagung dieser gm .*", j** ^m ym xm x» periodo neolitico ^^ TW TÄ T^ to to to to to to to Wildtierart gesucht werden, andererseits caratterizzato da rl iH \m *W ^» *W "W **m \m auch in der stetig intensiver werdenden insediamenti lacustri, to to to to to ™ to in base ai dati der % Nutzung siedlungsnahen Wälder. archeozoologici delle Parallel zu den sinkenden Anteilen der regioni del lago di Zurigo e 4200 Hirschknochen ab dem 36. Jahrhundert v. Chr. di Costanza. altri animali selvatici die der Wildtierarten % % % steigt Bedeutung übrigen Furo, 1 ^ come predatori, il ^w ^w ^w wie Reh, Wildschwein oder Biber an. castoro ecc. 4300 Gesamtschweizerisch lässt sich mit Hilfe J. Schibler/S. Jacomet/H. Hüster-Plog- La faune domestique et sauvage der Wildsäugetiere sowie der Vögel die mann/Ch. Brombacher, Economic crash in des sites lacustres neolithiques the 37th and 36th Century BCcal in neolithic allmähliche besonders Öffnung der Landschaft lake shore sites in . Anthropo- de Thurgovie nach 3200 v. Chr. sehr eindrücklich zoologica (Paris 1997). belegen. Tiere, welche offene Flächen J. Schibler/L. Chaix (Anm. 3) 117 f. Le materiel faunique provenant des E. Gross/S. Jacomet/J. Schibier, Stand und stations littorales du canton de Thurgovie oder Waldrandsituationen bevorzugen wie Ziele der wirtschaftsarchäologischen illustre, dans ensemble, le lien de de- etwa der Feldhase oder die Vogelarten Forschung an neolithischen Ufer- und Inselsiedlungen son unissait les populations Rebhuhn, Uferschnepfe, Rabenkrähe oder im unteren Zürichseeraum (Kt. pendance qui Zürich, Schweiz). In: J. Schibler/J. Sedlmeier/ neolithiques aux variations climatiques et Elster treten nach 3200 v. Chr. und stetiger HP. Spycher (Hrsg.), Festschrift Stampfli (Basel ä l'environnement. Ces deux facteurs se häufiger auf. Typische Waldtiere wie der 1990) 77-100. posent en limites ä l'economie neolithique J. Schibler/L. Chaix 106 ff. Dachs, die Waldschnepfe oder der Eichelhäher (Anm. 3) et determinent en dernier lieu, les Dies scheinen auch die especes archäozoologischen l'on dans lassen sich degegen seltener Untersuchungen des deutschen Bodenseeufers animales que elevait, et quelle nachweisen10. zu zeigen. Vgl. dazu: M. Kokabi, Ergebnisse mesure. Une mise ä contribution accrue de Insgesamt dokumentieren also die der osteologischen Untersuchungen la foret, l'augmentation des surfaces culti- an den Knochen von Hornstaad im Vergleich vables et l'amelioration des techniques Tierknochen aus den Thurgauer Seeufersiedlungen zu anderen Feuchtbodenfundkomplexen agraires ont permis de jeter les bases die starke der Südwestdeutschlands. In: Siedlungsarchäologische Abhängigkeit d'une production stable. Ce sont donc les Untersuchungen im Alpenvorland. neolithischen Menschen von Klima und et les cultivees Ber. RGK 71 (Mainz 1990) 145-160. animaux domestiques plantes Umwelt. Diese beiden Faktoren setzten der E. Gross-Klee, Holz. In: SPM II. Die Schweiz qui ont des lors joue un röle predomi- neolithischen Wirtschaft ihre Grenzen und vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter, nant dans l'apport alimentaire. Ce developpement bestimmten letztlich, welche Haustierarten Das Neolithikum (Basel 1995) 159. a toutefois conduit ä une modification J. Schibler/H. Die wie Hüster-Plogmann, progressive du milieu neolithique vers intensiv gehalten werden konnten. neolithische Wildtierfauna und ihr Aussagegehalt un de cultures. C.L.-P. Durch eine verstärkte Nutzung der betreffend Umwelt und Umweltveränderungen. paysage II Waldlandschaft, durch die Vergrösserung der In: SPM (Anm. 9) 81 f. Äcker sowie durch eine Verbesserung der Bodenbearbeitung wurden die Voraussetzungen geschaffen, die Nahrungsproduktion Jörg Schibier Caccia e allevamento negli Seminar für Ur- und insediamenti neolitici su terreni auf eine sicherere Basis zu stellen. Frühgeschichte Haustiere und Kulturpflanzen spielten damit Abt. Archäozoologie umidi del Canton Turgovia schliesslich die dominante Rolle bei Petersgraben 9-11 4051 Basel Lo di animali der Nahrungsversorgung. Diese Entwicklungen studio delle ossa provenienti da insediamenti lacustri del Canton Turgovia führten aber auch zu einem allmählichen ha di evidenziare la dipen- Wandel der neolithischen Umwelt. permesso denzadei gruppi umani neolitici dal climae in Erste, wichtige Schritte der Entwicklung dall'ambiente: erano questi i fattori deter- von der Natur- zur Kulturlandschaft waren minanti per l'economia e per la scelta di damit vollzogen (Abb. 7). quali animali domestici potevano essere allevati e con quäle intensitä. Solo grazie ad uno sfruttamento piü esteso dei boschi, aH'ampliamento delle superfici agricole e Abbildungsnachweis: ad della lavorazione della Abb. 1 -4,7: J. Schibier; Abb. 6: S. Jacomet; Abb. un miglioramento 5: Amt für Archäologie Kanton Thurgau. terra si giunse ad una produzione alimentäre piü sicura. Animali e piante dome- stiche assunsero un ruolo fundamentale nella sussistenza neolitica; il loro sfruttamento comportö tuttavia anche un'evolu- zione dell'ambientale: fu il primo passo dall'ambiente naturale all'ambientesegna- to dalla presenza umana. R.J. Vgl. hierzu z.B. A.B. Gebauer/T.D. Price, (Hrsg.),Transition toAgriculture in Prehistory. Monographs in World Archaeology 4 (Madi- son Wisconsin 1992). AT. Clason, Viehzucht, Jagd und Knochenindustrie der Pfyner Kultur. In: HT. Waterbolk/ W van Zeist, Niederwil, eine Siedlung der Pfyner Kultur. Band lll: Naturwissenschaftliche Untersuchungen (Bern und Stuttgart 1991) 115 ff. - Div. Beiträge zur Fauna von D. Markert. In: J. Winiger/A. Hasenfratz, Ufersiedlungen am Bodensee. Archäologische Untersuchungen im Kanton Thurgau 1981- 1983. Antiqua 10 (Basel 1985). Für die Überlassung der Rohdaten (Knochenzahlen) danke ich D. Markert und A. Hase nfratz. J.Schibler/L Chaix, Wirtschaftliche Entwicklung aufgrund archäozoologischer Daten. In: SPM II. Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter, Das Neolithikum (Basel 1995) 97 ff. J. Schibler/L Chaix (Anm. 3) Abb. 46.