Ausg. Nr. 185 • 5. Juni 2019 Das unparteiische, un ab hängige Ma ga - zin für Österreicherinnen und Österrei- cher in aller Welt erscheint zehn Mal im Jahr in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Österreich hat eine Bundeskanzlerin Foto: HBF / Carina Karlovits Peter Lechner Foto: HBF Die bisherige Verfassungsgerichtshof-Präsidentin Brigitte Bierlein – im Bild mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen – wird nach Enthebung der ÖVP/FPÖ- Koalitionsregierung mit ihrer Regierungsmannschaft bis zur Einsetzung einer im September neu zu wählenden Bundesregierung unser Land nach innen und außen repräsentieren. Seite 46

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 2 Die Seite 2

Liebe LeserInnen, liebe Landsleute,

während wir an der vorliegenden Ausgabe gearbeitet haben, ist uns die Regierung „abhandengekommen“. Das bedeutet, daß in einigen Beiträgen über Regierungsmitglieder berichtet wird, die zum Zeitpunkt unseres Er- scheinens nicht mehr ihre Funktionen innehatten.

Apropos Regierung: ab der Seite 46 fassen wir zusammen, wie es zum Bruch der Koaltionsregierung gekommen ist und zeichnen den Weg bis zur Angelo- Wahl zum Europäischen Parlament 3 bung der Übergangsregierung unter Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein nach. Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 185

Wahl zum EU-Parlament 2019 3 Tourismusforum Burgenland 69 Van der Bellen trifft Putin 11 »Blaufränkischland pur« Kampf gegen Antisemitismus stündlich Wien/Deutschkreutz 70 als zentrales Anliegen 13 Eisenstadts Bürgerbudget 71 Neuwahl im September 46 Fest der Freude 15 FH Burgenland: erste Promotion 72 Aus dem Außenministerium 18 Jo und der krumme Teufel 73 Europa ist ein Europa der Regionen 23 ORF: »Die große Burgenland Tour« 74 UNESCO-Welterbe Präsentation 24 Salon Europa Forum Wachau 25 Die Zauberflöte in St. Margarethen 75 ——————————————- OÖ für mehr Klimaschutz 28 Hoher Besuch aus China 29 Inlandsnachfrage verhindert Katastrophenschützer in Eisenerz 30 stärkere Wachstumsabschwächung 77 Euregiospitze in Franzensfeste 31 Abschwung in der österr. Europa und Verkehr im Fokus 32 Industrie hält im Mai an 78 Neue Bundesregierung 55 40 Jahre Wiener UNO-City 33 WIFO: Wirtschaft wuchs Österreich soll EU-Mitglied bleiben 34 im I. Quartal 2019 um 0,4%A 79 20 Jahre Euro 35 Immobilien-Durchschnittspreise 80 Der UrlaubsEuro 2019 37 Es gibt neue Euro-Banknoten 82 35 Personen aus vier Ländern 38 Semmering-Basistunnel 83 »Zeituhr 1938« gewinnt Durchstich am Großglockner 85 Europäischen Kulturerbepreis 39 8,86 Mio. ÖsterreicherInnen 86 ÖAG-Kanzniederlegung 40 VOR Mobile Ticketing 87 Die größten thermischen »Mein Welschriesling« 2018 88 Solaranalgen südlich der Sahara 42 Drei Exoplaneten entdeckt 96 OÖ: Textilfaserfabrik in China 43 Abschied von Niki Lauda 89 ÖBB im skandinavischen Raum 44 Margit Fischer ausgezeichnet 91 Pilgern auf deutschem Martinusweg 45 Ehrenmitgliedschaft an F. Cerha 92 Neuwahl im September Parlamentarisches Gebetsfrühstück 93 Bundesregierung aufgelöst 46 Eröffnung des Stiftes Dürnstein 95 Österreich hat mit Brigitte Bierlein seine erste Bundeskanzlerin 54 Drei Exokometen entdeckt 96 Österreich hat eine neue Erste fühlende Beinprothese 98 Übergangsregierung 55 Krebsmedikament wird durch Erstes Statement von langsame Elektronen aktiviert 100 Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein 59 Verbesserte Tunnelröhren 101 Landesgalerie Niederösterreich 103 Stimmen aus den Parteien 60 Empathische Vögel 102 »Burgenland Journal« Landesgalerie Niederösterreich 103 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Vorgezogene Neuwahl auch Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - im Burgenland 61 Egger-Lienz und Otto Dix 109 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - Dunst: UNO-City unterwegs 62 Vertigo im mumok 113 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - Grundlage für Zukunftsplan Pflege 63 Spontan erfasst. Faszination chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Transdanube Pearls 64 Ölskizze im Belvere 117 S. 1: HBF / Carina Karlovits / Peter Lechner; S. 2: BMI; BKA / Arno Melicharek; Carina Karlovits und 161 Mio. Euro für Infrastruktur 65 Der Zukunft herzlichst gewidmet Peter Lechner / HBF; Universität Innsbruck / Michaela »Goldener Mistkäfer« vergeben 66 in der Sammlung Liaunig 119 Pink; Kunstmeile Krems / Faruk Pinjo

In Zusammenarbeit mit PaN – Partner aller Nationen http://www.dachverband-pan.org/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 3 Österreich, Europa und die Welt Wahl zum Europäischen Parlament 2019

Die Ergebnisse vorweg: ÖVP 34,6 %, SPÖ 23,9 %, FPÖ 17,2 %, Grüne 14,1 %, NEOS 8,4 %, KPÖ 0,8 % und Europa 1,0 %

er Wahlkampf zur Wahl zum Europäi- sem Zeitpunkt wurden die europapolitischen EU-Wahl dafür abgestraft werden, 2017 mit Dschen Parlament, die in Österreich am Themen in den Hintergrund – bis zum Wahl- der FPÖ eine Koalition eingegangen zu sein? Sonntag, dem 28. Mai abgehalten wurde, tag prägten viele oft recht heftige gegenseiti- Würde er dafür belohnt werden, weil er diese war bis auf die letzte Woche im großen und ge Vorwürfe und Anschuldigungen der Par- nur knapp zwei Jahre danach beendet hatte? ganzen von Europa-Themen dominiert. Als teien, sondern lösten in der Bevölkerung nicht Kann die SPÖ WählerInnen gewinnen, die jedoch am Abend des 17. Mai das deutsche nur Sprachlosigkeit, Kopfschütteln, Verwun - sich von den bisherigen Koalitionspartnern Magazin „Spiegel“ und die „Süddeutsche Zei - derung und Aggressionen aus, sondern führ- abwenden? Würde die FPÖ durch Solidarität tung“ Ausschnitte aus einem Video aus dem ten zu einem massiv verstärkten Interesse am ihrer WählerInnen gestärkt oder abgestraft Juli 2017 veröffentlichten, in dem Vi ze kanz - innenpolitischen Geschehen. Auch das Inter- werden? Und, wie können NEOS, die wahl- ler, Bundesminister für öffentlichen Dienst esse internationaler Medien war dadurch ge- werbende Liste Europa und die KPÖ profi- und Sport sowie FPÖ-Bundesparteiobmann weckt gewesen, das sich in breiter Berichter- tieren? Heinz Christian Strache und FPÖ-Klubob- stattung über die Vorgänge in unserem Land mann im Nationalrat und Wiens Vi zebürger - bis zur Angelobung der Übergangsregierung Erstmals am Wahlabend keine meister Johann Gudenus, in einer Villa auf anhielt. Dementsprechend groß war dann die Hochrechung um 17:00 Uhr Ibiza zu sehen sind. Dort verhandeln die bei- allgemeine Spannung am Wahlabend: wem Die SORA Institute for Social Research den mit der angeblichen Nichte eines ange- würde dieser Skandal, der so weite Kreise zog and Consulting Ogris & Hofinger GmbH aus blichen russischen Oligarchen über Spenden und und sicherlich noch geraume Zeit im mer Wien er stellte im Auftrag des ORF Progno- an die FPÖ und mögliche Gegenleistungen wieder in Erinnerung gerufen werden wird, sen zum Wahlausgang, Wählerstromanalysen wie die Vergabe öffentlicher Mittel für Auf- nützen, wem schaden würde. Vermutungen und beleuchtete auf Basis aktueller Da ten träge der Republik etwa im Hochbau (lesen waren in alle Richtungen gegangen: Würde das Abstimmungsverhalten in verschiedenen Sie mehr darüber ab der Seite 46). Ab die- ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der Bevölkerungsgruppen sowie Wahlmotive.

Zeitreihe (in % der gültigen Stimmen)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 4 Österreich, Europa und die Welt

Vorläufiges Endergebnis inklusive Briefwahl Das endgültige Ergebnis der Europawahl 2019 in Österreich wird die Bundeswahlbehörde am 12. Juni 2019 feststellen und auf der Amtstafel des Bundesministeriums für Inneres sowie im Internet verlautbaren.

© BMI

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 5 Österreich, Europa und die Welt en der Landeswahlbehörden g Quelle: Mitteilun Quelle: © BMI / Europawahl 26. Mai 2019 vom rechtigten der Europawahl 25. Mai 2014 vom Zahl der Wahlberechtigten der Zahl der Wahlberechtigten Europawahl 2019 mit der endgültigen Zahl Wahlbe insgesamt Männer Frauen insgesamt +/- % Männer +/- % Frauen +/- % Gegenüberstellung der endgültigen Landeswahlkreis Europawahl 2014 Europawahl der 2019 - Wahlberechtigten Zu- und Abnahme Burgenland 233.920B - Auslandsösterreicher(innen) 113.891B- Unionsbürger(innen) 120.029KärntenK - Auslandsösterreicher(innen) 591 234.600K- Unionsbürger(innen)Niederösterreich 3.240 299 1.593N - Auslandsösterreicher(innen) 680N- Unionsbürger(innen) 1.683 0,29%Oberösterreich 292 625 3.497 2.809O - Auslandsösterreicher(innen) 114.584 1.557 445.394O- Unionsbürger(innen) 1.284.727 1.797 968 1.235 711Salzburg 213.517 623.793 5.257 5.020 3.554 693S - Auslandsösterreicher(innen) 1.700 1.574 231.877 660.934 1.965S- Unionsbürger(innen) 2.674 1.103.291 120 0,61% 2.230 1.295.510Steiermark 439.039 314 2.876 4.891 5.714 2.721 537.359 120.016 20,30%St - Auslandsösterreicher(innen) 2.583 2.790 372 10.783St- Unionsbürger(innen) 565.932 9,69% -6.355 1.445 2.628 1.394 23,35%Tirol 1.108.448 357 5.070 0,84% 6.871 -13 -88 2.503 5.423 -1,43%T - Auslandsösterreicher 1.838 39,86% 1.431 3.086 630.598 395.257 210.864T- Unionsbürger -0,01% -3,13% 2.784 784 5.157 1.044 1.614Vorarlberg 188.911 2.458 58 403 2.750 3.902 7.018 155 6.805V - Auslandsösterreicher(innen) -2.653 1.189 974.567 0,47% 2.286 30,70% 206.346 1.459 19,40%V- Unionsbürger(innen) 159 8,03% 541.793 3.330 1.297 472.759 9,21% 1,09% -1,24% 661 396.224 1.026 1.304Wien 3.366 6.524 25,44% 2.293 501.808 2.478 664.912 -46 228.175W - 2.349 Auslandsösterreicher(innen) 354 36,78% 35,67% 1.453 1.650 22,82% 1.716 4.434W- Unionsbürger(innen) 966.119 -3,72% 1.181 2.258 1.190 967 1.454 692 -3.702 539.564 3.978 1.909 2.433 1.680 3.259 0,83% 8.619Österreich 2.643 -25 2.278 119 159 28,68% 62 261.420 270.821 25,88% 0,24% -8.448 1.532 1.103 -1,60% A - Auslandsösterreicher(innen) 566.655 0,60% 949 213 -1,00% 4.539 278.144 4.426 5,34% 10,21% 21,23% A -Unionsbürger(innen) 131.985 190.036 1.097 733 -0,87% 464 631 3.437 -107 3.505 22,00% 8.259 3.394 34.773 138.836 1.309 543.530 1.023 470.564 -42 43,12% 4.080 723 32,11% 24,01% 3.074 1.181 -3,89% 1.096 1.125 1.163.061 274.985 18.061 3.723 -2,67% 653 922 1.101 0,13% 2.538 32,91% -2.195 10.445 3.966 1.993 3.759 1.207 0,60% 544.469 2.230 33.184 -21 16.712 284 23,46% 35,69% 6.410.602 48,02% 4.536 4.164 -0,46% 206.188 618.592 2.165 0,74% 3.088.104 1.826 -2,01% 10,18% 14.828 280 3.322.498 44.718 562 673 1.157.747 495.555 3.087 1.671 263.893 11.652 1,54% -90 -48 21,19% 6.416.202 18.356 12,40% -158 39,27% 21,81% 1.455 134.289 515 -6,94% -6.253 -5.314 9.945 -2,11% 2.473 3.393 5.318 801 -0,08% 481 38.668 1.099 31,21% 5.600 28,60% -1,25% -0,46% 2.304 1.436 41,08% 1.069 35,04% 0,95% 40,42% -4 546.836 0,09% 22.519 2.261 5.484 779 279.637 1,75% 3.103.457 5.346 150 -0,27% 1.723 16,53% -17 17,16% 140.696 -28 2.367 15,81% 4.458 15.353 1.493 581 1.623 -1,17% 17.325 -2,55% 24,68% 0,43% 5.127 620 1.860 34,58% 1.439 0,50% 43,59% 0,54% 610.911 3.312.745 56,21% 22.199 1.161 2.497 1,34% 1.047 6.306 130 16,84% -7.681 -9.753 25,66% 5.487 -20 21.343 9,93% 1.770 -1,24% -0,29% 32,83% -1,69% 39,02% 2.987 16,27% Stand: 6. Mai 2019 Stand: 6. Mai

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 6 Österreich, Europa und die Welt

Europawahl 2019 Gegenüberstellung der ausgestellten Wahlkarten der Europawahl vom 26. Mai 2019 mit der Europawahl vom 25. Mai 2014 Landeswahlkreis Europawahl 2014 Europawahl 2019 - Zu- und Abnahme der Wahlkarten insgesamt Inland Ausland insgesamt +/- % Inland +/- % Ausland +/- %

Burgenland 12.028 11.598430 18.109 6.081 50,56% 17.441 5.843 50,38% 668 238 55,35% Kärnten 22.368 19.8522.516 34.729 12.361 55,26% 31.297 11.445 57,65% 3.432 916 36,41% Niederösterreich 81.780 78.848 2.932 120.163 38.383 46,93% 115.400 36.552 46,36% 4.763 1.83162,45% Oberösterreich 72.257 67.730 4.527 120.182 47.925 66,33% 113.468 45.738 67,53% 6.714 2.187 48,31% 25.97123.5462.425 45.673 19.702 75,86% 41.837 18.291 77,68% 3.836 1.411 58,19% Steiermark 65.75961.272 4.487 102.722 36.96356,21% 96.417 35.145 57,36% 6.305 1.81840,52% Tirol 28.334 25.6702.664 53.525 25.191 88,91% 49.258 23.588 91,89% 4.267 1.603 60,17% Vorarlberg 18.204 16.212 1.992 29.589 11.385 62,54% 26.246 10.034 61,89% 3.343 1.35167,82% Wien 117.356 110.873 6.483 161.557 44.201 37,66% 151.398 40.52536,55% 10.159 3.676 56,70%

Österreich 444.057 415.601 28.456 686.249 242.192 54,54% 642.762 227.161 54,66% 43.487 15.031 52,82%

Stand: 24. Mai 2019 © BMI / Quelle: Europa-Wählerevidenz

Keine Datengrundlage für Hochrechnungen Die Wählerströme 46.000 SPÖ-WählerInnen von 2014 sind Der heurige EU-Wahlsonntag brachte Die ÖVP kann bei dieser Wahl 90 % ihrer diesmal nicht zur Wahl gegangen. eine Neuerung mit sich: Es lagen nicht wie WählerInnen von 2014 mobilisieren. gewohnt schon um 17:00 Uhr erste Auszäh- Zugewinne kann die ÖVP mit 105.000 Die FPÖ mobilisiert diesmal 69 % der lungs-Ergebnisse und damit eine Daten- Stimmen vor allem von der FPÖ verzeich- WählerInnen von 2014. grundlage für Hochrechnungen vor. Diese nen. 52.000 Stimmen kommen von den Zugewinne erhält sie im Ausmaß von Ergebnisse wurden aufgrund einer EU-Vor- NEOS, 45.000 von den sonstigen Parteien 174.000 Stimmen von NichtwählerInnen gabe erst um 23:00 Uhr von den Behörden von 2014. 387.000 Stimmen bekommt die von 2014. 51.000 Stimmen kommen von den weitergegeben, da erst zu diesem Zeitpunkt ÖVP von NichtwählerInnen von 2014 (inkl. Sonstigen von 2014 hinzu. in Italien die letzten Wahllokale schlossen. Personen, die 2014 noch nicht wahlberech- Verluste erleidet die FPÖ mit 105.000 tigt waren). Stimmen vor allem an die ÖVP. 42.000 Wäh - Gemeinsame Trendprognose Geringe Verluste erleidet die ÖVP an lerInnen von 2014 sind diesmal zuhause von ORF, APA, ATV um 17 Uhr FPÖ (23.000 Stimmen), Nichtwahl (20.000) geblieben. Österreichische Medien haben nach einer und Grüne (16.000). Lösung gesucht, die EU-Vorgabe und das Die Grünen mobilisieren bei dieser Wahl berechtigte Interesse an einer verläßlichen Die SPÖ kann 85 % ihrer WählerInnen 75 % ihrer WählerInnen von 2014. und zeitnahen Information der österreichi- von 2014 für sich gewinnen. 148.000 Stimmen kommen von Nicht- schen Öffentlichkeit vereint. Zugewinne kommen mit 225.000 Stim- wählerInnen von 2014 hinzu, 26.000 von m Erstmals wurden daher die Daten aus drei men von NichtwählerInnen von 2014. Ande- den sonstigen Parteien Wahltagsbefragungen zusammen ausge- ren Parteien konnte die SPÖ nur in geringem Verluste erleiden die Grünen mit 58.000 wertet, um bereits um 17 Uhr eine erste Ausmaß Stimmen abspenstig machen. Stimmen vor allem an die NEOS. Trendprognose erstellen zu können. m Diese Befragungen beruhten auf insge- samt 5.200 Interviews, die von Dienstag SORA Wählerstromanalyse EU14 – EU19 vor der Wahl bis zum Wahltag selbst durchgeführt werden. m Die Trendprognose wurde von ORF, APA und ATV am 26. Mai um 17.00 Uhr ver- öffentlicht. m Mit nur 0,9 Prozentpunkten maximaler Abweichung von der Briefwahlprognose von 23:05 Uhr gelang eine präzise Vor- hersage des Wahlausgangs.

SORA-Briefwahlprognose auf Basis der Urnenwahl Um 23 Uhr werden die ausgezählten Er- gebnisse der Urnenwahl durch die Wahlbe- hörden veröffentlicht. SORA ergänzte diese Ergebnisse durch eine Prognose der Brief- wahlstimmen. Die Schwankungsbreite die- ser finalen Prognose betrug +/ 0,5 Prozent- punkte.

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Die NEOS mobilisieren 61 % ihrer Wäh- lerInnen erneut. Die größten Zustrom erhalten sie von NichtwählerInnen (89.000) sowie den Grü- nen 58.000 Stimmen) 52.000 Stimmen verlieren die NEOS an die ÖVP.

Politische Stimmung: Viel Bewegung seit der Nationalratswahl Wie hat sich die politische Stimmung seit der Nationalratswahl 2017 verändert? Aus- kunft gibt eine Wählerstromanalyse zwi- schen NRW17 und EUW19: Die letzten Tage vor der EU-Wahl waren aufgrund von Ibiza-Videos und Ende der Re- gierungskoalition turbulent. Wie gut konnten die Parteien ihr WählerInnen-Potential von der Nationalratswahl 2017 mobilisieren?

ÖVP mobilisiert ihr Potential von 2017 und gewinnt von SPÖ und FPÖ Die ÖVP schöpft bei dieser EU-Wahl 69 % Ihres Potentials von der Nationalrats- wahl aus (nur die Grünen schaffen – von nie- drigem Niveau – mehr). Zusätzlich kann sie der SPÖ 96.000 Stimmen abspenstig ma - chen sowie 62.000 der FPÖ.

SPÖ verliert an Grüne und ÖVP Die SPÖ verlor im Vergleich zur NRW17 weniger stark an die Nichtwahl als die ÖVP. Auf der anderen Seite ging jede 10. SPÖ- Stimme von 2017 diesmal an die Grünen. Wei tere 7 % (96.000) gingen zur ÖVP.

51 % der FPÖ-WählerInnen von 2017 blieben zuhause Im Vergleich zur NRW17 verliert die FPÖ mit 665.000 Stimmen massiv an die Nichtwahl. Weitere 62.000 Stimmen gehen an die ÖVP. Im Gegenzug erhält die FPÖ aber auch 52.000 Stimmen von Liste-Kurz- WählerInnen von 2017.

Zurück zu Grün von SPÖ, PILZ und NEOS Die Grünen haben in absoluten Zahlen bei der EU-Wahl 2019 fast dreimal so viele Stimmen erhalten wie bei der Nationalrats- wahl 2017: 130.000 kommen von der SPÖ, 81.000 von der Liste Pilz und 77.000 von den NEOS.

Wahltagsbefragung SORA hat auf Basis der Daten der Wäh- lerstromanalysen sowie der ORF/SORA/ISA zwischen 21. und 26. Mai auch diesmal wie- der eine Wahltagsbefragung unter 1.287 Wahlberechtigten, durchgeführt.

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Wahl im Zeichen der Innenpolitik mit vielen Spätentschlossenen Die innenpolitischen Ereignisse der letz- ten Tage haben diese Wahl mitgeprägt: Zwi- schen rund der Hälfte (ÖVP) und über 80 % (FPÖ) der jeweiligen ParteiwählerInnen sa- gen, daß sie bei dieser Wahl auch „ein innen- politisches Zeichen“ setzten wollten. Ent- sprechend hoch ist mit 22 % der Anteil der- jenigen Befragten, die sich erst „in den letz- ten Tagen“ entschieden haben (bei der NRW17 waren es insgesamt nur 9 % gewe- sen). Die SpitzenkandidatInnen der Parteien waren hingegen diesmal vergleichsweise weniger wichtig für die Wahlentscheidung.

Ibiza-Videos und Regierungskrise als Grund zur (Nicht-)Wahl? Ibiza-Videos und Regierungskrise waren für fast jede/n zehnte/n WählerIn (8 %) der Grund, diesmal zur Wahl zu gehen. Umgekehrt sagen rund ebenso viele Wahlberechtigte (9 %), daß sie deshalb dies- mal zuhause geblieben sind.

Platzen der Koalition polarisiert Die Meinungen zum Ende der Koalition gehen nach Parteiaffinität stark auseinander: Während die WählerInnen von SPÖ, Grünen und NEOS darüber mit großer Mehrheit „erleichtert“ sind, herrscht bei rund zwei Drittel der FPÖ-WählerInnen Enttäuschung. Unter den ÖVP-WählerInnen zeigt sich mit 59 % ebenfalls eine Mehrheit „enttäuscht“, 17 % aber auch „erleichtert“ über das Ende der Koalition.

Mehrheit sieht EU-Mitgliedschaft positiv Eine Mehrheit von 57 % aller WählerIn- nen sieht die österreichische EU-Mitglied- schaft positiv. Einzig unter FPÖ-WählerIn- nen sind 50 % (sehr/ziemlich) der Meinung, Österreich solle aus der EU austreten.

Wahlmotive ÖVP gelingt breite Mobilisierung Gefragt nach dem „Hauptgrund“ für ihre Wahlentscheidung, nennen je 18 % der ÖVP- WählerInnen die inhaltlichen Standpunkte der Partei sowie den Spitzenkandidaten. 13 % nennen Sebastian Kurz als Wahlmotiv, 10 % sehen sich als StammwählerInnen. 7 % der ÖVP-WählerInnen sagen, daß sie sich erst wegen der aktuellen Regierungskri- se für diese Partei entschieden haben, darun- ter vermutlich vor allem Personen, die bei der Nationalrationswahl 2017 noch FPÖ ge- wählt hatten.

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Am meisten diskutierte Themen im Wahl- kampf waren unter ÖVP-WählerInnen Wirt- schaft (26 % sehr häufig diskutiert), Zuwan- derung (24 %) sowie „Umwelt- und Klima- schutz“ (22 %).

SPÖ-Wahl für Soziales und als Zeichen gegen Rechts Unter den SPÖ-WählerInnen nennen 31 % Inhalte als Hauptgrund für ihre Wahl- entscheidung. 11 % sagen, sie wollten ein Zeichen gegen Rechts setzen. 8 % haben sich erst aufgrund der aktuellen Regierungskrise für die SPÖ entschieden. Am häufigsten haben SPÖ-WählerInnen im Wahlkampf über Sozialpolitik (49 % „sehr häufig“), das Erstarken nationalisti- scher Kräfte in Europa (45 %) sowie über Umwelt- und Klimaschutz (36 %) diskutiert.

FPÖ im Zeichen von EU-Gegnerschaft und „Jetzt erst recht“ Die FPÖ hat bei dieser Wahl beinahe ein Monopol als Partei der EU-Gegner. Rund ein Viertel (24 %) der FPÖ-WählerInnen nennt die inhaltlichen Standpunkte der Partei als Hauptmotiv für die Wahl, 17 % den Spitzen- kandidaten. Ebenfalls ein wichtiges Wahl- motiv war der Wunsch, die FPÖ innenpoli- tisch zu unterstützen: 57 % der FPÖ-Wähle- rInnen stimmen „sehr zu“, daß sie ein innen- politisches Zeichen setzen wollten. 16 % sa - gen, daß sie überhaupt erst aufgrund der Regierungskrise zur Wahl gegangen sind. Wichtigste Themen für die FPÖ-Wäh - lerInnen waren mit großem Abstand Zuwan- derung (70 % sehr häufig diskutiert) sowie Sicherheit (45 %).

Grün-WählerInnen besorgt um Zukunft der EU und Erderwärmung Auch für Grün-WählerInnen standen Inhalte im Vordergrund (47 % Hauptmotiv für ihre Wahl). Wie die Analyse der im Wahlkampf dis- kutierten Themen zeigt, ist dies insbesondere das Umwelt- und Klimathema (68 %). 54 % haben „sehr häufig“ über das Erstarken na- tionalistischer Kräfte in Europa diskutiert.

NEOS als Alternative für pro-europäische WählerInnen Hauptmotive für die Wahl der NEOS waren neben Inhalten (22 %) und Spitzen- kandidatin (19 %) auch die Glaubwürdigkeit der Partei (15 %), die bisherige Arbeit in der EU, daß keine andere Partei wählbar sei sowie der Wunsch, generell pro-europäische Kräfte zu stärken (je 9 % „Hauptmotiv“).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 10 Österreich, Europa und die Welt

Thematisch zeigt sich die NEOS-Wähler- schaft breit interessiert und diskutierte neben dem Erstarken von nationalistischen Kräften in Europa sowie Umwelt- und Klimaschutz auch über Zuwanderung, Arbeitsplätze, Wirtschaft und Sozialpolitik.

Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen Die Wahltagsbefragung zeigt bei dieser Wahl deutliche Unterschiede im Wahlverhal- ten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen.

Unterschiede nach Alter Die ÖVP erreicht bei dieser Wahl mit 48 % ihr bestes Ergebnis unter den Ab-60jährigen. Unter den Unter-30jährige haben hingegen die Grünen mit 28 % eine Mehrheit vor SPÖ (22 %), FPÖ (17 %), ÖVP (16 %) und NEOS (14 %). Wahlverhalten nach formaler Bildung Personen mit Universitätsabschluß haben Die ÖVP schneidet unter Personen mit insbesondere die Grünen gewählt, die in die- Wahlverhalten nach Erwerbsstatus Mittlerem Schulabschluß (BMS) mit 49 % ser Gruppe auf 30 % kommen. n Unter ArbeiterInnen liegt bei dieser Wahl besonders stark ab, ebenso mit 39 % unter https://www.bmi.gv.at/412/ die FPÖ mit 50 % der Stimmen klar voran. Personen mit Lehrabschluß. https://www.sora.at/ Aber auch die ÖVP kann in dieser Gruppe Unter Personen mit maximal Pflicht- https://www.oevp.at/ 25 % holen, die SPÖ 17 %. schulabschluß liegt die ÖVP (33 %) vor FPÖ https://spoe.at/ Die Stimmen der Angestellten verteilen (29 %) und SPÖ (25 %). https://www.fpoe.at/ sich wie folgt: ÖVP 30%, SPÖ 23%, Grüne Männer ohne Matura haben überdurch- https://www.neos.eu/ 17%, FPÖ 16% und NEOS 11%. schnittlich FPÖ gewählt, sie kommt auf 37 %. https://listepilz.at/

Hauptgrund, die jeweilige Partei zu wählen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 11 Österreich, Europa und die Welt Van der Bellen trifft Putin

Eröffnung des bilateralen Dialogforums durch Österreichs Bundespräsident und den russischen Präsidenten in Sotschi Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Gespräch mit Rußlands Präsidenten Wladimir Putin

er russische Präsident Wladimir Putin wird daran schuld sein“, antizipierte er. Und Beide Staatsoberhäupter bekräftigen aus- Dund Bundespräsident Alexander Van der obwohl Rußland das Abkommen retten wol- serdem ihre Unterstützung für das umstritte- Bellen haben am 12. Mai im Schwarzmeer- le, könne es „nicht alles retten“. „Rußland ist ne und von den USA angefeindete Pipeline- Badeort Sotschi das bilaterale Gesprächsfo- kein Feuerwehrteam“, so Putin. Es hänge projekt Nord Stream 2. Präsident Putin zeig- rum „Sotschi-Dialog“ eröffnet. Die beiden „nicht nur von uns ab, es kommt auf alle Län- te sich genervt über das Tauziehen: Mit den erklärten in einer Pressekonferenz, die ge- der an“. Für ein Treffen mit US-Präsident Türken sei es einfacher zusammenzuarbeiten planten Veranstaltungen sollten die ohnehin Donald Trump zeigte sich Putin dennoch als mit den Europäern. „Hier braucht man 27 guten Beziehungen vertieft werden. Auch in offen. „Wir sind offen für diese Gespräche Staaten, um zu einer Einigung zu kommen. einigen internationalen Fragen zeigten sie an jedem Ort, insbesondere auch in Wien“, Und jahrelang kauen wir Kaugummis und Einigkeit. sagte er. nichts passiert. Das ist ein Trauerspiel.“ Bun- Etwa zum Iran betonten die Staatsober- häupter, daß sich Teheran an die Verpflich- tungen des im Juli 2015 in Wien geschlos - senen Atom abkommens gehalten ha be. Sie kritisierten beide die USA dafür, aus der Ver- einbarung ausgetreten zu sein. Es ge he nicht nur um „Vertragstreue“, sagte Alexander Van der Bellen, sondern er warnte auch davor, daß sich der Iran zu einem „Krisenherd“ ent- wickeln könne. Und er sagte, daß die USA mit ihren Sanktionen gegen den Iran indirekt auch Europäer „bestrafen“ würden. Präsident Putin seinerseits erklärte, daß das „wohl meistkontrollierte und transparen- teste Land auf der Welt“ mit seinem ange- kündigten Teilausstieg aus dem Atomabkom - men nur auf die USA geantwortet habe.

„Morgen werden alle vergessen haben, daß / Peter Lechner Foto: HBF die USA der Initiator waren, und der Iran Der Bundespräsident mit der österreichischen Delegation der bei ihrer Ankunft in Sotschi

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 12 Österreich, Europa und die Welt Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Konstituierenden Sitzung des Steering Komitees (v.r.); Rußlands Präsident Wladimir Putin, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, WKÖ-Ehrenpräsident Christoph Leitl, Rußland-Beauftragte Botschafterin Margot Klestil-Löffler und Außenministerin Karin Kneissl

despräsident Van der Bellen bestätigte, daß des Staatsvertrags am 15. Mai 1955. Er plä- „Der Sotschi Dialog ist bestens geeignet, die OMV „nicht die geringste Absicht hat, dierte für Geduld im Umgang mit Rußland: um die weit verbreitete Sprachlosigkeit zu aus dem Projekt auszusteigen“. „Man muß etwas haben, was Russen und Ös - überwinden, Brücken zu bauen und durch Wenig Reibungsfläche gab es zwischen terreicher gemeinsam haben, nämlich Ge- gegenseitiges Verständnis zur Vertrauensbil- Van der Bellen und Putin auch in Sachen duld. Es bringt nichts, zu erwarten, daß man dung beizutragen“, betonte Kneissl anläßlich EU-Sanktionen. Der Bundespräsident sagte in fünf Minuten sehr schwierige Probleme der Unterzeichnung der Gemeinsamen Er klä - zu Putin: „Als Ökonom kann ich Ihnen nur lösen kann“, sagte Van der Bellen. rung über den Sotschi-Dialog am 12. März in zustimmen, Sanktionen schaden beiden Sei- Obwohl das Forum sich zivilgesellschaft- Moskau. ten.“ Putin ging weiter und erklärte sogar, lich nennt, waren Nichtregierungsorganisa- Durch das neukonstituierte Steering Ko- die Sanktionen würden dem Völkerrecht wi- tionen oder MenschenrechtlerInnen nicht ver - mitee, ein je 10köpfiges Personenkomitee dersprechen, weil nicht der UNO-Sicherheits- treten. Für das Forum ist auf russischer Seite unter österreichisch-russischem Ko-Vorsitz, rat sie erlassen habe. Van der Bellen verwies der ehemalige Bildungsminister und Putin- sollen bestehende Netzwerke gestärkt, neue auf den „realpolitischen Hintergrund“ der Berater Andrej Fursenko verantwortlich. Es Konzepte erarbeitet und Ideen für konkrete Sanktionen, nämlich die völkerrechtswidrige zeichnet sich insbesonders auf russischer Projekte entwickelt werden, wobei die ersten Annexion der ukrainischen Krim-Halbinsel Seite durch eine staatsnahe Zivilgesellschaft Projekte bereits 2019 umgesetzt werden sol- durch Rußland und die Situation in der Ost- aus. Organisatorisch ist das Außenministe- len. Den Ko-Vorsitz haben der Ehrenpräsi- ukraine. rium zuständig, ein eigenes Budget gibt es dent der WKÖ Christoph Leitl und Präsiden- Der Bundespräsident „steht nach wie vorerst aber nicht dafür. tenberater Andrei Fursenko inne, die, neben vor“ zu seiner Aussage von 2018, wonach es weiteren Personen des Steering Komitees, „keine grundsätzliche Vertrauenskrise“ zwi- Kneissl: Sprachlosigkeit überwinden auch an der Auftaktveranstaltung des Sotschi schen Rußland und Europa gebe, wie er auf und Brücken bauen Dialogs teilgenommen haben. Nachfrage betonte. „Ich denke, wir wissen, Außenministerin Karin Kneissl begleitete Anläßlich ihrer Rußland-Reise hat die woran wir wechselseitig sind. Wir erleben – den Bundespräsidenten nach Sotschi, um ge- Außenministerin zusammen mit ihrem russi- in den letzten Jahren jedenfalls – keine gros- meinsam an der konstituierenden Sitzung des schen Amtskollegen Sergei Lawrow zudem sen Überraschungen, keine negativen, aber Steering Komitees teilzunehmen. Ziel des eine Gemeinsame Erklärung über die Durch- auch keine positiven“. bi lateralen zivilgesellschaftlichen Dialogfo- führung eines Jahres der Literatur und des Den Vorwurf, daß Österreich zu rußland- rums ist – ähnlich dem deutsch-russischen Theaters in der Saison 2020/2021 unter- freundlich oder gar unterwürfig wäre, wollte Sankt Petersburger Dialog und dem franzö- zeichnet. Alexander Van der Bellen aber nicht stehen sisch-russischen Dialogue de Trianon – die Zuvor eröffnete sie einen österreichisch- lassen. „Das finde ich gar nicht.“ Er verwies Stärkung der österreichisch-russischen Be zie - russischen Business Round-Table zum The - darauf, daß „Österreich und Rußland eine hungen sowie die Förderung des zivilgesell- ma Umwelt und Tourismusentwicklung. n lange zurückliegende gemeinsame Geschich- schaftlichen Austausches beider Staaten in https://www.bundespraesident.at/ te haben, die uns von anderen Ländern unter- den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Kunst https://www.bmeia.gv.at/ scheidet“ und erwähnte die Unterzeichnung und Kultur. https://wko.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 13 Österreich, Europa und die Welt Kampf gegen Antisemitismus als zentrales Anliegen

Bundesregierung gedachte Ende des Zweiten Weltkriegs – Archivabkommen mit Israel

er 8. Mai markiert einen Wendepunkt in DEuropa: Er ist ein Tag der Freude, der das Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft be- deutet. Wir haben heute das Glück, in einem anderen Österreich und Europa leben zu dür- fen“, betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der jährlichen Gedenkveranstaltung im Bundeskanzleramt. Kinder und Jugendliche hätten heute ganz andere Chancen als da - mals – die Bevölkerung könne in Frieden, Freiheit und bescheidenem Wohlstand leben. „Dieser Tag verweist uns aber auch auf unse- re Pflicht zu erinnern. Über die Parteigren- zen hinaus haben wir im Gedenkjahr würdig unserer eigenen Geschichte gedacht“, so der Bundeskanzler, der sich von einem Besuch Holocaust-Überlebender in ihrer alten Hei- mat im Vorjahr beeindruckt zeigte: „Sie sind unserem Land mit Freude und Verbunden- heit begegnet. Dabei sind diese Menschen auch darauf eingegangen, was sie mit Wien Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seiner Ansprache und Österreich verbindet.“

Kampf gegen Antisemitismus – Gedenk- und Erinnerungsprojekte „Je leiser die Stimme der Überlebenden wird, desto wichtiger ist es, daß Gedenkstät- ten diese Stimmen einnehmen. Mit dem Pro- jekt der Namensmauer finden alle Namen der österreichischen Opfer der Shoah einen Platz, wo man ihrer gedenken kann“, erläuterte Kurz. „Wir haben alle eine Verantwortung da für, auch Taten mit Blick in Richtung Zu - kunft zu setzen. Dabei ist für mich der Kampf gegen Antisemitismus ein zentrales Anlie- gen. Insofern bin ich über den Vorschlag von Staatssekretärin Karoline Edtstadler froh, daß alle jungen Menschen zumindest einmal

die Gedenkstätte in Mauthausen besuchen BKA / Regina Aigner Fotos: sollten.“ v.l.: Zeitzeugin Helga Kinsky, Moderatorin Hannah Lessing und Zeitzeugin Gerda Frey Zudem solle die Geschichte die Men schen lehren, „daß Verantwortung nicht an den Und Bundeskanzler Sebastian Kurz zeig- „Bis vor 75 Jahren war Europa noch ein Grenzen haltmacht“, sondern daß „wir eine be - te sich dankbar dafür, in einem Land leben Kontinent der Schlachtfelder mit einer Per- sondere Verantwortung gegenüber Israel ha- zu dürfen, wo es wieder eine lebendige jüdi- spektivenlosigkeit. Heute leben wir in einem ben“. Während der Ratspräsidentschaft habe sche Gemeinde gebe. Sie sei zwar klein, aber geeinten Europa friedlich und in Freiheit man die Möglichkeit genutzt Be wußtsein zu vital und lebendig und leiste einen wesent- zusammen. Das sollte uns alle auch fröhlich schaffen, was die Situation der JüdInnen in lichen Beitrag in wichtigen Bereichen der und optimistisch stimmen“, so der Bundes- Europa betreffe. Gesellschaft. kanzler abschließend.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 14 Österreich, Europa und die Welt Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA Am 7. Mai traf Bundeskanzler Sebastian Kurz (m.) die Botschafter der Alliierten Mächte im Bundeskanzleramt. Im Bild: der amerikanische Botschafter Trevor Traina (m.r.), der britischen Botschafter Leigh Turner (r.), der russischen Botschafter Ljubinskij Dmitrij (m.l.) und der französische Erste Botschaftsrat Sébastien Fagart (l.)

Unvergeßliche Wunden für folgende Gedenkstätte Mauthausen mit Yad Vashem Europa zu entfernen. Auch nach dem Beitritt Generationen sichtbar machen ermöglicht werden. „Die Bundesregierung zum Europarat im Jahr 1956 sei es noch ein „Heute wollen wir als Bundesregierung bekennt sich zur historischen Verantwortung weiter Weg gewesen, bis Österreich in Euro- der vielen Opfer gedenken, die dieser unseres Landes. Sie befürwortet die enge Zu - pa angekommen sei. Der Historiker erinner- schlimmste Krieg gefordert hat. In der Shoah sammenarbeit mit Yad Vashem, das ein wis- te an Europa als Friedensprojekt und hielt manifestierte sich das grausamste Gesicht senschaftliches Zentrum zur Erforschung fest, „daß man Tagespolitik in ein Geflecht des nationalsozialistischen Terrorregimes. des Holocaust betreibt. Der Bundesregierung von Vergangenheit und Zukunft, Krieg, Es sind unvergessliche Wunden geschlagen ist es ein Anliegen, einen aktiven Beitrag zu Schuld, Verantwortung und Hoffnung ein- worden und es ist gerade für die nachfolgen- leisten, der den Überlebenden der Shoah und betten muß. Der Krieg ist zu Ende, aber hier den Generationen wichtig, diese immer wie- den Nachkommen ein würdiges und respekt- und heute ist nur Dankbarkeit angesagt.“ der sichtbar zu machen“, hielt Vizekanzler volles Gedenken in Yad Vashem möglich Heinz-Christian Strache fest. Nach wie vor macht. Dazu habe man bereits im Vorjahr die Zeitzeuginnen appellieren an Jugend: mache es fassungslos, wie es möglich sein Errichtung des Shoah Heritage Campus mit Kämpft für Friedensprojekt Europa konnte, daß ein Massenmord an Menschen einer Million Euro unterstützt. Die seit dem Die Zeitzeuginnen Gerda Frey und Helga verübt worden sei aus dem alleinigen Grund, Jahr 2000 in Yad Vashem abgehaltenen Fort- Kinsky vermittelten zu Beginn der Gedenk- weil sie JüdInnen waren, und weil sie eine bildungsseminare für bisher 800 österreichi- veranstaltung ihre Erfahrungen sowie ihre Religion hatten, die man nicht bereit war zu sche Lehrkräfte sollen intensiv fortgesetzt Wünsche an die Zukunft: „Wenn die Jugend akzeptieren. „Wir müssen alles daransetzen, werden – „sie leisten einen nachhaltigen Bei - in einer freien Demokratie leben will, dann daß sich Derartiges nie mehr wiederholen trag zur Erinnerungskultur an Schulen und muß sie an der Gestaltung dieses Landes teil - kann, gleich in welcher Form. Antisemitis- bereiten junge Menschen auf ihr Leben vor. nehmen. Wichtig ist, daß sie keine plakativen mus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz Am 8. Mai gedenken wir aller Opfer des Sager akzeptieren, sondern sich ihre eigene und wir haben hier alle gemeinsam vehe- Holocaust und wir werden alles dafür tun, Meinung bilden und daß sie sehen, daß jeder ment und konsequent jede Form von Antise- daß wir ihre Namen nie vergessen werden“, Mensch das Recht hat, in Menschenwürde mitismus im Keim zu ersticken“, so der so Launsky-Tieffenthal. zu leben“, hielt Helga Kinsky fest. „Bitte Vizekanzler. trennt die Menschen nicht in ,wir und die Österreichs langer Weg nach Europa anderen‘. Es kann jedem passieren, daß er Respektvolles Gedenken „Unser Land konnte aufatmen, weil das als zu den anderen gehörig abgestempelt in Yad Vashem ermöglichen große Sterben beendet war“, erinnerte der wird. Seid glücklich und dankbar in einem Regierungssprecher Peter Launsky-Tief- Historiker Manfried Rauchensteiner an den demokratischen, rechtstaatlichen und freien fenthal berichtete über ein Abkommen mit 8. Mai und an das Ende des Zweiten Welt- Land leben zu dürfen, eingebettet in das eu- Israel, das am 8. Mai im Ministerrat beschlos - kriegs. In der folgenden alliierten Besatzungs- ropäische Friedensprojekt: Es zahlt sich aus, sen worden war. Damit soll der Austausch zeit, die er als Zeit der Läuterung bezeichne- für dieses Friedensprojekt Europa zu kämp- von digitalisierten Beständen des Staatsar- te, schien sich Österreich durch sein Be- fen“, appellierte Gerda Frey. n chivs und der Konzentrationslager(KZ)- kenntnis zur Neutralität immer mehr von https://www.bundeskanzleramt.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 15 Österreich, Europa und die Welt Fest der Freude

Mehr als 10.000 BesucherInnen setzten am 8. Mai beim Fest der Freude zum Ende des NS-Terrors ein Zeichen für Europa und Menschenrechte. Foto: MKÖ / Sebastian Philipp Mehr als 10.000 TeilnehmerInnen folgten der Einladung des Mauthausen Komitees Österreich zum Fest der Freude auf den Heldenplatz

nter dem diesjährigen Schwerpunktthe- Abschluß des Open-Air-Konzerts die „Ode präsidenten der EU-Kommission Frans Tim- Uma „Europa und Menschenrechte“ ver- an die Freude“ aus Beethovens Neunter mermans, den Botschaftern der Befreierna- anstaltete das Mauthausen Komitee Öster- Symphonie. tionen, vom Präsidenten der Israelitischen reich zum wiederholten Male das Fest der Der Vorsitzende des Mauthausen Komi- Kultusgemeinde Oskar Deutsch, von der Ge- Freude mit einem kostenlosen Konzert der tees Österreich, Willi Mernyi, betonte in sei- schäftsführerin des Mauthausen Komitees Wiener Symphoniker unter der Leitung der ner Ansprache die Bedeutung des Fests der Österreich Christa Bauer, vom Präsidenten finnischen Dirigentin Eva Ollikainen am Freude als ein Zeichen gegen das europawei- des Dokumentationsarchivs des österreichi- Wiener Heldenplatz. Die mehr als 10.000 te Wiedererstarken intoleranter Strömungen: schen Widerstandes (DÖW) Rudolf Edlinger BesucherInnen gedachten ge meinsam des „Der 8. Mai markiert das Ende des NS-Ter- und vom Obmann des Vereins Gedenkdienst, Tags der bedingungslosen Kapitulation der rorregimes. Wir feiern diesen Tag, denn er ist Patrick Gyasi. Anläßlich der historischen deutschen Wehrmacht, der sich am 8. Mai ein Tag der Freiheit, des Friedens und der Bedeutung des Tags der Freude hielt Bun - 2019 bereits zum 74. Mal jährte. Neben den Menschlichkeit. Gleichzeitig gedenken wir despräsident Alexander Van der Bellen eine Worten des KZ-Überlebenden Shaul Spiel- der Millionen Opfer der grausamen Ideolo- Rede. Den Höhepunkt bildeten die mahnen- mann und von Bundespräsident Alexander gie des Nationalsozialismus. Dieses Geden- den Worte des KZ-Überlebenden Shaul Spiel- Van der Bellen gab es Vi deobotschaften der ken erinnert und verpflichtet uns alle zu mann, der sechs Konzentrationslager überleb- Europäischen Kommis sion und von Botschaf- einem ‚Niemals wieder‘!“ te, u. a. das Kon zentrations- und Vernich- tern der Befreiernationen sowie einen Video- tungslager Auschwitz-Birkenau und Kon- beitrag zum 8. Mai und dem Fest der Freude Zeitzeuge Shaul Spielmann zentrationslager im KZ-System Mauthausen. am Wiener Heldenplatz. Als Zeichen für ein überlebte sechs Konzentrationslager Shaul Spielmann ist gebürtiger Wiener. friedliches, geeintes und tolerantes Europa Eröffnet wurde das Fest der Freude mit Er und seine Familie wurden 1942 in Wien sang Conchita ge meinsam mit dem Publi- der Ansprache von Mernyi. Es folgte eine von der Gestapo verhaftet und zwei Tage kum und dem „Longfield Gospel“ Chor zum Reihe an Videobotschaften vom ersten Vize- später nach Theresienstadt deportiert, weni-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 16 Österreich, Europa und die Welt

ge Monate später nach Auschwitz-Birkenau, wo beide Eltern ermordet wurden. Er über- lebte schreckliche Todesmärsche bei frosti- gen Temperaturen und kehrte im Februar 1945 als Häftling nach Österreich zurück, wo er 1945 aus dem für ihn schlimmsten La- ger Gunskirchen befreit wurde. Er hält seine Gespräche als Zeitzeuge für seine Lebensmission und spricht immer wie- der an Schulen. Während seinen jüngsten Be- suchen in Nazi-Konzentrationslagern in Eu- ropa sprach Shaul Spielmann als Überleben- der und Zeitzeuge mit jungen Menschen und teilte mit ihnen manche seiner Erlebnisse während des Nazi-Terrors. Er glaubt fest dar - an, daß man Glaube und Hoffnung an andere übermitteln kann – jenseits von jeglichem Leiden. Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich Willi Mernyi „Wir wollen keinen erneuten Holocaust. Ich wünsche mir, daß die ganze Welt ,Sha- lom‘, das heißt Friede, zwischen allen Natio- nen sagt. Es wurde in der Geschichte der Menschheit bereits mehr als genug Blut ver- gossen. ,Nie wieder!‘“, so Shaul Spielmann.

Breites musikalisches Programm mit Wiener Symphonikern und Conchita Das Gratiskonzert der Wiener Symphoni- ker spannte anläßlich des Schwerpunktthe- mas „Europa und Menschenrechte“ einen breiten musikalischen Bogen von den Wir- ren der Vorkriegszeit über die Gräuel des Krieges bis hin zur Beschwörung der Ideale von Frieden und Toleranz. Das kostenlose Open-Air-Konzert fand mit der finnischen Dirigentin Eva Ollikainen erstmals unter weiblicher Leitung statt. Eröffnet wurde das Konzert mit dem Stück „Fanfare aus dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Rede am Heldenplatz 4. Satz der Symphonie Nr. 3“ von Aaron Copland, weiters standen auf dem Musik- programm Maurice Ravels „La Valse“ die „Symphonie Nr. 10 e-moll op. 93, 2. Satz“ von Dmitri Schostakowitsch und Gustav Mahlers „Symphonie Nr. 5 cis-moll, 5. Satz“. Der finnische Stargeiger Pekka Kuu- sisto interpretierte als Solist gemeinsam mit dem Ensemble Arvo Pärts „Fratres“ und ein Stück aus der Oper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold. Wie in den letzten Jahren schloß auch das diesjährige Fest der Freude mit Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ aus der 9. Symphonie. Als Zeichen für ein friedliches, geeintes und tolerantes Europa sang Conchi- ta mit musikalischer Begleitung des Long- field Gospel Choirs mit Chorleiter Georg Weilguny und gemeinsam mit den tausenden

Fotos: MKÖ / Sebastian Philipp BesucherInnen am Heldenplatz die „Europa- Shaul Spielmann: „Wir wollen keinen erneuten Holocaust…“ hymne“. Longfield Gospel ist mit 480 Sän-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 17 Österreich, Europa und die Welt

gerInnen die größte Gospel-Musik-Plattform in Österreich. Der Mauthausen-Schwur wur- de während des Fests der Freude auf das Bun - deskanzleramt projiziert.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen „Das Fest der Freude erinnert an die Be - freiung von der Terrorherrschaft des Natio- nalsozialismus vor 74 Jahren. Für die mei- sten von uns ist das friedliche Zusammenle- ben in einem geeinten Europa der Men- schenrechte eine Selbstverständlichkeit, ein Glück und eine Freude. Auch heute gibt es wieder Versuche, einen Keil in unsere Ge- sellschaften zu treiben, Menschen auszu- grenzen. Daher ist es unser aller Auftrag, uns für Menschenrechte, Frieden und Toleranz einzusetzen. Die tausenden Menschen am Die Wiener Symphoniker standen unter der Leitung der finnischen Dirigentin Eva Ollikainen Wiener Heldenplatz setzen ein eindrucksvol- les Zeichen für Menschenwürde, Frieden und ein geeintes Europa der Menschenrech- te“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Conchita „Die Welt konnte aufatmen, als am 8. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt wurde. Auch heute – 74 Jahre da- nach – dürfen wir nicht vergessen, uns die Werte der Demokratie besonders vor Augen zu halten und alles dafür zu tun, sie zu erhal- ten, damit die Schrecken eines solchen Krie- ges niemals wieder geschehen.“

Dirigent und Chorleiter Georg Weilguny „Longfield Gospel ist mit 480 Sängerin- nen und Sängern die größte Gospel-Musik- Der finnische Stargeiger Pekka Kuusisto

Plattform in Österreich. In den Chören verei- nen sich Menschen unterschiedlichster Her- kunft, um gemeinsam mit Freude zu singen. Ohne kulturelle Akzeptanz würde es Gospel- Musik gar nicht geben, ist sie doch in den USA aus sozialer Not und der Hoffnung auf ein besseres Leben entstanden. Wir haben aber das Privileg, in einer freien demokrati- schen Gesellschaft gemeinsam zu singen, unabhängig von Staatsangehörigkeit oder po litischer Gesinnung. Das Fest der Freude soll uns daran erinnern und wir freuen uns, dabei zu sein. Longfield Gospel steht für Weltoffenheit und gelebte Gemeinschaft und unterstützt mit Freude das Fest der Freude. Ein Chor (und sein Repertoire) ‚lebt‘ von kultureller Vielfalt und Akzeptanz, mehr

Fotos: MKÖ / Sebastian Philipp noch: Sie bereichern ihn.“ n Ein Blick auf einige der 10.000 BesucherInnen des Fests der Freude am Wiener Heldenplatz http://www.festderfreude.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 18 Österreich, Europa und die Welt Aus dem Außenministerium

Eine Auswahl an Terminen von Außenministerin Karin Kneissl

Going am Wilden Kaiser Außenministerin Karin Kneissl traf am 6. und 7. Mai mit dem slowenischen Außenmi- nister und Vize-Premierminister Miro Cerar in Going am Wilden Kaiser zusammen. Die beiden nützten das bilaterale Treffen in Tirol, um eine gemeinsame Erklärung zur geplan- ten multinationalen UNESCO Einreichung „Traditions of Breeding Lipizzan horses“ zu unterzeichnen. Diese ist das Ergebnis inten- siver Gespräche zwischen Österreich und Slo - wenien, welche eine Einschreibung in die UNESCO Liste bis 2021 ermöglichen sollen. „Die gemeinsame Einreichung der Lipiz- zanerzucht als immaterielles Kulturerbe der UNESCO verdeutlicht die hervorragenden und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Österreich und Slowenien. Die Lipizzaner sind ein gemeinsames kulturelles Erbe, das Karin Kneissl mit dem stellvertretenden Premierminister und Außenminister der Republik Slo- wenien, Miro Cerar, bei der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung der Lipizzanerzucht Österreich und Slowenien miteinander ver- als immaterielles Kulturerbe der UNESCO … bindet“, so die bei den Vorbereitungen in je- der Phase auf eine enge Abstimmung mit dem BMNT, der Spanischen Hofreitschule und dem Bun desgestüt Piber setzte. Das Going-Treffen gab den Startschuß für die Ausarbeitung der gemeinsamen Ein- reichung mit Experten der acht teilnehmen- den Staaten bis März 2020. Neben Öster- reich und Slowenien sind auch Bosnien- Herzegowina, Italien, Kroatien, die Slowa- kei und Ungarn an der multinationalen Ein- reichung beteiligt. „Die Lipizzaner sind kulturelle Botschaf- ter Österreichs. Der Status als immaterielles Kulturerbe soll die Tradition und auch alle jene, die diese Tradition leben und pflegen, ins Rampenlicht stellen“, so die Außenmini- sterin. Für die UNESCO und die erfolgrei- che Aufnahme in die Liste stehen vor allem BMEIA / Eugénie Berger Fotos: die Gegenwart und Zukunft der traditionel- … und mit der Teamleiterin der Reitschule des privaten Lipizzanergestüts Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser, Lisa Frimberger, und einer der wunderschönen der Lipizzanerstuten len Lipizzanerzucht im Vordergrund. „Ziel ist die Absicherung und verstärkte Sichtbar- ALPS in Wien AußenwirtschaftsCentern der Wirtschafts- keit dieser Tradition.“ 21 internationale Unternehmens- sowie kammer Österreich (WKO) nach strategi- Konkret soll die grenzüberschreitende Start-up-Gründerinnen und Gründer aus 13 schen Gesichtspunkten im Ausland ausge- Zusammenarbeit zum Erhalt der Lipizzaner- Nicht-EU-Staaten hatten in der zweiten Mai- wählt und für das hochkarätige Programm Tradition verstärkt werden, so wie sie im Woche im Rahmen von ALPS die Möglich- vorgeschlagen. steirischen Piber und im slowenischen Lipi- keit, mit österreichischen Entscheidungsträ- Ziel von ALPS ist es, Österreich als mo- ca bereits gepflegt wird. Für Österreich steht gerInnen in Kontakt zu treten, Wege zur Zu - dernen, wettbewerbsfähigen Wirtschafts- und in diesem Zusammenhang vor allem die Ho- sammenarbeit auszuloten und neue Ideen zu Innovationsstandort mit starker Position in he Schule der Reitkunst im Vordergrund. Für entwickeln. Die KandidatInnen aus Ländern Zentral- und Osteuropa zu positionieren, so - Slowenien geht es insbesondere um die spe- wie Israel, Brasilien, Kenia, USA, Mongolei wie das Land als Drehscheibe für Start-ups, zielle Bedeutung der Karst-Landschaft für oder Singapur wurden von den Österreichi- Innovation und Technologie jenseits der tra- die Entwicklung der Lipizzaner-Zucht. schen Botschaften in Kooperation mit den ditionellen Österreichklischees vorzustellen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 19 Österreich, Europa und die Welt

Mit ALPS gibt das BMEIA internationalen Führungskräften und Meinungsbildnern die Gelegenheit, unser Land, unsere Erfolge, österreichische Leitbetriebe und Hidden Champions kennen zu lernen. Den Auftakt des intensiven Programms bildete eine Einladung ins Außenministerium. Karin Kneissl betonte: „Eng geknüpfte inter- nationale Netzwerke sind sowohl für erfolg- reiche Diplomatie, als auch für nachhaltigen Außenhandel und solide Geschäftsbeziehun- gen von entscheidender Bedeutung“. Da der 11. ALPS-Durchgang in Koopera- tion mit dem Pioneers‘19 Start-up Festival ausgerichtet wurde, standen die Bereiche IT, Start-ups, Technologie und Innovation im Mittelpunkt. Den Höhepunkt bildete die Teilnahme an der neunten Ausgabe von Pio- neers, dem größten Start-up-Festival Euro- Gesandte Ulrike Ritzinger, Leiterin der Abteilung IV.2, Unternehmensservice, im BMEIA pas, an dem jährlich rund 2500 Personen aus der ganzen Welt teilnehmen. Dem Fokus auf Start-ups und Innovation entsprechend besuchte die Gruppe auch das Wiener Innovations-Zentrum weXelerate. Ebenfalls von seiner innovativsten Seite zeigte sich Niederösterreich bei der Präsen- tation des Technopols Wiener Neustadt. Seit 2016 lädt das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres gemeinsam mit der WKO und der Industriellenvereini- gung periodisch 20 bis 25 internationale Ent- scheidungsträgerInnen, Führungskräfte sowie MultiplikatorInnen aus den Bereichen Poli- tik, Verwaltung, Wirtschaft, Medien und Kul- tur nach Österreich ein. Organisationspartner des erfolgreichen Programms ist die Diplo- matische Akademie Wien. Mittlerweile zählt das Besuchsprogramm TeilnehmerInnen aus 13 Nicht-EU-Staaten vor dem BMEIA und während der Veranstaltung etwa 250 Alumni. ALPS-Alumni werden im Ausland zu ehrenamtlichen „Werbeträgern“ projekte ein, initiieren Städtepartnerschaften, helfen den Vertretungsbehörden im Ausland bzw. „Botschafterinnen“ und „Botschaftern“ stellen kulturelle Ausstellungen auf die zu nützlichen Informationen und hochrangi- für Österreich, leiten bilaterale Kooperations- Beine, knüpfen Geschäftskontakte und ver- gen Kontakten. Fotos: BMEIA / Eugénie Berger Fotos:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 20 Österreich, Europa und die Welt

Brüssel Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr tagte am 13. Mai der Rat für Auswärtige Angelegenheiten (RAB) im formellen Rah- men. Im Vorfeld des EU-Außenrats trafen die AußenministerInnen der EU-28 auf ihre AmtskollegInnen aus den sechs Ländern der Östlichen Partnerschaft, deren Ziel die Un- terstützung des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels der Partnerländer ist. Unter der Teilnahme von EU-Nachbarschafts- und Erweiterungskommissar Johannes Hahn wurden die Fortschritte der seit 2009 beste- henden Östlichen Partnerschaft anhand des 2017 festgelegten Arbeitsplans diskutiert. Im weiteren Verlauf des Treffens debat- tierte der Rat zu den jüngsten Entwicklungen betreffend das Atomabkommen (JCPOA) mit

dem Iran. Außenministerin Karin Kneissl Foto: be kräftigte dabei den Stellenwert des Beim Rat der Außenminister in Brüssel (v.l.): der niederländische Außenminister Stef Blok, JCPOA für die Europäische Union und be- Deutschlands Außenminister Haiko Maas, die kroatische Außenministerin Marija Pejčinović tonte, daß diesbezügliche Handlungen stets Burić und Außenministerin Karin Kneissl auf den Untersuchungsergebnissen der Inter- Weitere Themenpunkte des EU-Außen- terreich aktiv an den Stabilisierungsmaßnah- nationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) rats waren die Konflikte in Venezuela und in men im Sahel, vor allem in Mali und Burki- basieren sollten. Libyen. Der VN-Sondergesandte in Libyen na Faso. „Was die jüngsten, möglichen Eskala- Ghassan Salamé stellte dazu persönlich den tionsszenarien anbelangt, würde ich für Zu - Plan der Vereinten Nationen zur Erleichte- Wien UNO-City rückhaltung plädieren. Man muß zuerst Sach - rung eines Waffenstillstands im Land vor. Anläßlich des 40. Jahrestages des verhaltsdarstellungen erreichen und kann Abschließend diskutieren die EU-Außenmi- International Centre – in Österreich besser nicht nur aufgrund von ,Breaking News‘ nisterInnen die Entwicklungen im Anti-Ter- bekannt als UNO-City – nahm die Außenmi- handeln“, so Kneissl zum Atomabkommen rorkampf in der Sahel-Region. Im Rahmen nisterin gemeinsam mit UNO–Generalsekre- mit dem Iran. der EU-Bemühungen beteiligt sich auch Ös - tär António Guterres sowie dem Wiener Bür- Fotos: BMEIA / Eugénie Berger Fotos: Karin Kneissl nahm am 27. Mai an der Veranstaltung anläßlich des 40. Jahrestages der United Nations Vienna mit UNO-Generalsekretär António Guterres und dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in der UNO-City teil.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 21 Österreich, Europa und die Welt

Bild oben: Rede von UNO-Generalsekretär António Guterres im Wiener Rathaus mosphäre zu schaffen, in der bestimmte Din- Bild unten: Rede von Außenministerin in der UNO City Wien ge möglich werden können“, so Kneissl. „In der Diplomatie geht es darum, in einem Umfeld miteinander zu sprechen, wel - ches ein direktes, klares Gespräch ermög- licht. Es geht um gegenseitigen Respekt und Diskretion. Es geht nicht um Fotos, es geht nicht um Ereignisse. Es geht darum, den Geist der Diplomatie zu bewahren, in dem bestimmte Entscheidungen vorbereitet wer- den können, damit später Politiker diese tref- fen können“, so die Außenministerin weiter. Im Rahmen der Feierlichkeiten übergab Karin Kneissl ein von Johanna Doderer komponiertes Musikstück mit dem Titel „193+“ an den UNO-Generalsekretär. Die Außenministerin dankte António Guterres abschließend angelehnt an ihre Rede vor der UNO-Generalversammlung im September 2018 dafür, daß er sich – frei nach Bertold Fotos: BMEIA / Eugénie Berger Fotos: Brecht – für die Millionen derer einsetzte, germeister Michael Ludwig, am 27. Mai an ministerin wurde, führte mich einer meiner die „im Dunkeln sind.“ einem Festakt im Wiener Hauptquartier der ersten Wege hierher. Hier, wo im Jahre 1979 Der vom Büro der Vereinten Nationen in Vereinten Nationen teil (siehe auch Seite 33). dieses Gebäude seine Tore öffnete und wir Wien zusammen mit dem Außenministerium „Ich erinnere mich sehr gut an den 23. uns an einem der Höhepunkte des Kalten veranstaltete Festakt unterstrich die zentrale August 1979, als ich mit 14 Jahren dieses Krieges befanden. Der Staatsmann Bruno Bedeutung der über 20 in Wien angesiedel- Gebäude betrat. Es war das modernste und Kreisky hat damals die Entscheidung getrof- ten Organisationen und Teileinheiten des größte Gebäude, das ich in Wien jemals fen, die in Wien verstreuten UNO-Organisa- UNO-Systems für die österreichische Aus- gesehen habe. Über die Jahre wurde es über- tionen hier auf diesem Gelände zu vereinen. senpolitik. Wien ist, neben New York, Genf ragt von anderen Gebäuden in Wien, seine Damit wurde für viele in Österreich und und Nairobi, einer der vier offiziellen Amts- Bedeutung blieb jedoch unübertroffen. Spä- auch in der Welt ein neues Kapitel in den sitze der UNO. Die Schwerpunkte der Wie- ter durfte ich hier arbeiten und Arabisch ler- internationalen Beziehungen aufgeschlagen. ner UNO-Organisationen liegen auf dem nen“, erzählte die Außenministerin von ihren Damals und heute ist die UNO-City Symbol Kampf gegen das organisierte Verbrechen, persönlichen Erinnerungen. für die Fortsetzung dessen, worum es in der die Korruption und den Terrorismus sowie „Es war für mich über die Jahre hinweg österreichischen Außenpolitik immer ging: auf der Nichtverbreitung von Atomwaffen immer wieder ein Heimkommen hier in das darum, Brücken zu schlagen, Ost und West, und Rüstungskontrolle. n Vienna International Center. Als ich Außen- Nord und Süd zusammenzubringen. Eine At - https://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 22 Österreich, Europa und die Welt

Konsularische Krisenübungen im BMEIA – Bestmöglich gerüstet für den Ernstfall!

Wenn es irgendwo auf der Welt zu einer Krise oder Katastrophe kommt, bei der Menschen zu Schaden kommen, ist das Außenministerium ge - fordert: Sind ÖsterreicherInnen be troffen? Wie steht es konkret um die dortigen Auslandsöster- reicherInnen? Wie können sie unmittelbar gewarnt werden? Wie kann ihnen so schnell wie möglich geholfen werden?

Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich insbesondere das Team der Abteilung IV.1 im BMEIA, das als „Bürgerservice“ Österrei- cherInnen im Ausland in Notlagen hilft und feder-

führend für das operative konsularische Krisen- Foto: BMEIA management im Ausland zuständig ist. In engster Abstimmung mit der jeweiligen Österreichischen Vertretungsbehörde, ob Botschaft, General- oder Honorarkonsulat, wird österreichischen StaatsbürgerInnen vor Ort im Rahmen der Möglichkeiten rasch und möglichst unbürokratisch geholfen.

Um in solchen Krisensituationen zielgerichtet helfen zu können, müssen die Instrumente und Mechanismen der konsu- larischen Serviceleistungen auch einstudiert und immer wieder aktiv beübt werden. Dazu werden im BMEIA immer wieder Krisenübungen durchgeführt, im größeren wie auch im kleineren Rahmen:

So wurde im Rahmen der Verwaltungs- und Konsularkonferenz im Sommer 2018 erstmals eine Großkrisenübung durch- geführt. Rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland sowie aus der Zentrale („Bürgerservice“ und erweitertes Team „SOKO-Krise“) wurden so für den konsularischen Ernstfall geschult. Als zu probendes Krisenszenario wurde eine überregionale Anschlagserie in zwei europäischen Ländern gewählt. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer galt es, sich rasch in die Krisenreaktionsabläufe des Außenministeriums einzuarbeiten, effektiv zu handeln und den konsu- larischen Notfall geschlossen als Team zu bewältigen.

Ziel dieser Übungen ist es, durch Erprobung der Abläufe im Krisenfall die bestmögliche Betreuung betroffener österrei- chischer StaatsbürgerInnen vor Ort sicherzustellen. Während der Krisenübungen werden SMS und E-Mails an registrierte ÖsterreicherInnen in den betroffenen Ländern versendet, um auf die Gefahren hinzuweisen und Direktiven für das Verhal- ten vor Ort durchzugeben. Das Zusammenspiel der verschiedenen Teams ermöglichte es den Fallbetreuern, sowohl in Wien als auch „vor Ort“ schnell auf neue Sachlagen einzugehen, die dringendsten Fälle vorrangig zu behandeln und Anrufe von Betroffenen und deren Angehörigen effizient zu bearbeiten.

Auch für die diesjährige Konsularkonferenz im Sommer sind Großkrisenübungen eingeplant, zuvor wird auch noch eine fokussierte Übung mit einer einzelnen Botschaft durchgeführt.

Damit das Außenministerium Ihnen als AuslandsösterreicherInnen aber rasch und gezielt helfen kann ist es wichtig, daß Sie sich auch selbst online registrieren. Ganz einfach unter: https://www.bmeia.gv.at/buergerservice/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/registrierung/

Ein Beitrag des Büros für Bürgerservice und operatives Krisenmanagement im Ausland im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres.

https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 23 Österreich, Europa und die Welt Europa ist ein Europa der Regionen

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil traf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker

s war das erste Zusammentreffen von ELandeshauptmann Hans Peter Doskozil mit dem Präsidenten der Europäischen Kom- mission, Jean-Claude Juncker. Dabei ging es am 6. Mai um aktuelle EU-Themen wie den mehrjährigen EU-Haushalt und die künftige EU-Förderpolitik. „Burgenland muß Über- gangsgebiet bleiben“, sagte Juncker nach dem Gespräch. Dabei zeigte sich Juncker auch beeindruckt von den bisherigen Lei- stungen des Burgenlandes. „Europa ist ein Europa der Regionen und kein Schmelztie- gel.“ Auch der Landeshauptmann betonte, daß die Regionalpolitik und die grenzüberschrei- tende Zusammenarbeit „Europa stärken“ und zum „Europa-Bewußtsein der Menschen beitragen“. Begleitet wurde der Landeshauptmann von Landesrat Christian Illedits und Landes- amtsdirektor Ronald Reiter. Illedits erklärte, v.l.: Landesrat Christian Illedits, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Landes- daß „Europa nur von unten nach oben gebaut hauptmann Hans Peter Doskozil werden kann“. Österreichs EU-Botschafter Alexander Mar- Mörbisch. „Ein Lächeln, das braucht Europa Auf dem Programm der burgenländi- schik und der bilateralen Botschafterin Eli- jetzt“, sagte Lambertz. schen Delegation standen auch Gespräche sabeth Kornfeind. Am Abend traf Doskozil auch den Präsi- mit EU-Haushaltskommissar Günther Oet- Doskozil überbrachte Juncker, Oettinger denten der Arbeitnehmer im Wirtschafts- und tinger, dem Präsidenten des EU-Ausschusses und Lambertz eine Einladung zu einer Auf- Sozialausschuß der EU, Oliver Röpke. n der Regionen (AdR), Karl-Heinz Lambertz, führung der Operette „Land des Lächelns“ in http://www.burgenland.at/ Fotos: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, AdR-Präsident Karl- v.l.: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, EU Haushaltskommis- Heinz Lambertz und Landesrat Christian Illedits sar Günther Oettinger und Landesrat Christian Illedits

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 24 Österreich, Europa und die Welt UNESCO-Welterbe Präsentation am Pyramidenkogel-Turm

LH Kaiser eröffnete neue Präsentation zu Pfahlbauten im Keutschacher See – Drei neue Fenster mit Informationen zu Kärntens einzigen UNESCO- Welterbe

m Beisein von VertreterInnen aus sechs ILändern (Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz, Slowenien, Österreich) eröffnete Kärntens Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser gemeinsam mit Keutschachs Bürgermeister Karl Dovjak am 14. Mai auf dem Pyramidenkogel-Turm eine neue Präsen - tation zu den Pfahlbauten im Keutschacher See. Das einzige UNESCO-Welterbe Kärn- tens wird künftig in der Skybox des Turmes mit drei neu gestalteten Fenstern einen pro- minenten Platz in luftiger Höhe und einen wunderbaren Ausblick auf Kärnten einneh- men. Ebenso präsentiert wurde die neue, 20seitige Broschüre zu den UNESCO-Pfahl- bauten. Der Landeshauptmann begrüßte die Ver-

treterInnen der internationalen Koordinie- LPD / Oskar Höher Foto: rungsgruppe (ICG) des UNESCO Pfahlbau- v.l.: Bgm. Janez Cimpermann (Gde. Ig, Slowenien), Cyril Dworsky (Präsident der internationa- ten-Welterbes, mit Präsident Cyril Dworsky len Koordinierungsgruppe ICG des Pfahlbau-Welterbes), Barbara Fath (ICG-Generalsekretä- rin), LH Peter Kaiser und Bgm. Karl Dovjak und Generalsekretärin Barbara Fath an der Spitze, in Kärnten recht herzlich. „Die drei Der Gemeinde ist es immer ein Anliegen ge - tung eines Steges in den See, soll die histori- neu gestalteten Fenster, mit Texten in Deutsch, wesen, den Menschen vor Ort aber auch den sche Fundstelle noch mehr in den Fokus der Englisch und Slowenisch, sind ebenso wie Gästen das Thema näher zu bringen. Hier Aufmerksamkeit rücken. die neue Broschüre nicht nur eine exzellente geht es um eine größere Idee, nämlich um Dworsky und Fath dankten dem Landes- Idee, auf die historische Bedeutung der jene des uns alle verbindenden gemeinsamen hauptmann für das Treffen mit den Vertrete- Pfahlbauten im See hinzuweisen. Sie sind Kulturerbes über die Landesgrenzen hin- rInnen der ICG-Gruppe bzw. den österrei- auch für Kärnten und die Region ein wichti- weg.“ Mit weiteren, konkreten Maßnahmen chischen VertreterInnen des Kuratoriums ges, interregionales Investment für die in den nächsten Jahren, geplant ist unter Pfahlbauten. Letzteres wurde 2012 gegrün- Zukunft“, hob Kaiser hervor. anderem eine Ausstellung, bzw. die Errich- det. Ihm gehören aus Kärnten Igor Pucker Vom Landeshauptmann wurde auch die (Amt der Kärntner Landesregierung), Paul Bedeutung der Interregionalität und der Gleirscher (Landesmuseum) und Lieselore grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Meyer an. Die ICG-Gruppe wird bis 2021 den Nachbarregionen, sowohl seitens Kärn- mehrfach in Österreich zusammenkommen, tens als auch der übrigen österreichischen um die Arbeit in den beteiligten Ländern Bundesländer hervorgehoben. „Sie wird aufeinander abzustimmen. künf tig immer mehr an Bedeutung gewin- Die rund 6.000 Jahre alte jungsteinzeitli- nen“, ist er überzeugt. Den Mitgliedern der che Pfahlbau-Siedlung, sie liegt in drei Me- ICG-Gruppe wünschte er für ihre weitere ter Tiefe am Grunde des Keutschacher Sees, Ar beit eine gute Hand. „Geben sie das Welt- wurde 1864, vor 155 Jahren, als erste Pfahl- erbe der Pfahlbauten, mit dem wir heute bau-Siedlung in Österreich entdeckt. Sie ist leben, auch an zukünftige Generationen wei- seit 2011 Teil des UNESCO-Welterbes „Prä- ter. Jedes Kultur- und Naturerbe ist eine un- historische Pfahlbauten um die Alpen“ in ersetzliche Quelle des Lebens“, so Kaiser. Österreich. Die ersten Pfahlbauwerke auf der Für Bürgermeister Dovjak ist die Sicht- damaligen Insel im See müssen um 3.947 v. barmachung des UNESCO-Welterbes in Christus errichtet worden sein. n Keutschach ein Herzensprojekt. „Das Welt- https://www.ktn.gv.at/ erbe der Pfahlbauten bewahrt einen reichen / Cc-by-sa-3.0 Johann Jaritz © Wikipedia https://www.unesco.at/ Wissensschatz zur Menschheitsgeschichte. Der Pyramidenkogel Aussichtsturm https://www.pfahlbauten.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 25 Österreich, Europa und die Welt Salon Europa Forum Wachau

Veranstaltungen in Krems, Waidhofen an der Thaya und Laa an der Thaya.

Brave New Work: Was kommt? Was geht? Der bereits vierte Salon des Formats Eu- ropa-Forum Wachau diesmal zum The ma „Brave New Work: Was kommt? Was geht?“ fand am am 7. Mai großen Anklang. Mehr als 200 Gäste folgten der Einladung von EU- Landesrat und EFW-Präsidenten Martin Eichtinger und kamen in die IMC FH Krems. Über die Veränderungen der Arbeits- welt durch neue Technologien diskutierten Michael Altrichter (Aufsichtsratsvorsitzen- der startup300), Thomas Salzer (Präsident IV NÖ), Gerald Steiner (Dekan Donau-Uni- versität Krems), Bettina Paar (Leiterin Per- sonalentwicklung Flughafen Wien).

„Der technologische Fortschritt verändert Foto: Land Niederösterreich den Arbeitsmarkt rasant. Um weiterhin auf 7. Mai in Krems (v.l.): Dekan Gerald Steiner, IV-NÖ-Präsdent Thomas Salzer, Landesrat Mar- dem Weltmarkt mit innovativen Produkten tin Eichtinger, Bettina Paar (Flughafen Wien), Michael Altrichter (startup300) und Hans-Peter Siebenhaar, „Handelsblatt“-Korrespondent für Österreich und Südosteuropa bestehen zu können, müssen wir verstärkt auf Bildung setzen. Wir brauchen noch mehr schnellebiger denn je, daher ist es heute Eine Umfrage, ob die derzeitigen EU- hochqualifizierte Fachkräfte und müssen wichtiger als je zu vor am Ball zu bleiben Verträge von Lissabon überarbeitet werden von der Lehre bis zur tertiären Ausbildung in und mit den technologischen Schritten mit- müssen, zeigte ein eindeutiges Ergebnis: 74 unsere Jugend investieren. Aus diesem zuhalten. Das gilt auch für Entwicklungen Prozent der Anwesenden stimmten für eine Grund haben wir gemeinsam mit dem AMS am Arbeitsmarkt. Daher sollte Basiswissen Reform des EU-Vertrags. „Das ist ein klares Niederösterreich und dem Europäischen der Programmiersprache schon in Schulen Signal aus der Bevölkerung. Die EU wurde Sozialfonds die größte Lehrlingsoffensive ge - wie eine 2. Fremdsprache erlernt werden.“ gegründet, um Frieden und Wohlstand zu startet, die es jemals in Niederösterreich ge - „Personal- und Organisationsentwick lung sichern. Heute müssen wir uns ein weiteres geben hat. Diese Offensive hat ein Volumen der Zukunft wird noch mehr die Rolle des Ziel setzen: gemeinsam müssen wir die EU von 46 Millionen Euro. Damit bekämpfen Beraters und Begleiters einnehmen – Beglei- besser machen, eine inhaltliche Neuausrich- wir den Fachkräftemangel und entwickeln ter der Gesamtorganisation, der Führungs- tung ist notwendig geworden“, so EU-Lan- un seren Wissensstandort Niederösterreich kräfte und Mitarbeiter und somit einen we- desrat Martin Eichtinger über das Ergebnis. auf internationales Top-Niveau weiter“, so sentlichen Beitrag zur Organisationskultur- EU-Landesrat Martin Eichtinger. entwicklung leisten“, erklärt Bettina Paar die Megatrend Regionalität – Lokale „In den nächsten Jahren wird der größte Zukunft im Bereich der Personalentwick- Ideengeber im globalen Wettbewerb künftige Personalbedarf genau dort erwartet, lung. Am 13. Mai fand der fünfte Salon in Vor- wo die Betriebe bereits jetzt mit Rekrutie- „Die aktuellen technologischen, gesell- bereitung zum Europa-Forum Wachau unter rungsproblemen kämpfen – nämlich in den schaftlichen und naturraumspezifischen Ent- dem Thema „Megatrend Regionalität“ in Bereichen Mathematik, Informatik, Natur- wicklungen haben Einfluß auf unser ganzes Waidhofen an der Thaya statt. Über die Aus- wissenschaften und Technik“ zeigt IV NÖ- Leben und erfordern ein neues Bewußtsein wirkungen und die Bedeutung der Wichtig- Präsident Thomas Salzer die zukünftigen in Hinblick auf erforderliche Kompetenzen keit der Regionen in Zeiten der Globalisie- Ausbildungsschwerpunkte auf. „Daher brau- und Innovationssysteme (Habitate) im Um- rung diskutierten Karl Theodor Trojan (Brau - chen wir mittelfristig ein Plus von 20 Pro- gang mit einer immer komplexeren Zukunft meister, Brauerei Schrems), Bettina Hering zent bei den Absolventinnen und Absolven- und wie wir unsere Organisationen, Regio- (Schauspieldirektorin, Salzburger Festspiele ten dieser so genannten MINT-Fächer, und nen, Nationen und globalen Gesellschaften und Dramaturgin, „Literatur im Nebel“), zwar auf allen Ausbildungsbildungslevels. für den Weg in diese Zukunft fit machen. Christian Hanus (Dekan Donau-Universität Denn eines ist klar: Die billigsten werden wir Das heißt, daß wir zuallererst ein angemes- Krems), Alois Huber (Geschäftsführer Spar) im internationalen Wettbewerb nicht mehr seneres Verständnis unserer komplexen so - und Ernst Wurz (Vorstandsvorsitzender werden. Und genau deswegen brauchen wir ziotechnologischen und ökologischen Syste- „Waldviertel Akademie“ und Leiter bei Poll- die besten Fachkräfte.“ me entwickeln müssen und uns darauf auf- mann ). Der Grundstein dafür sollte bereits in den bauend neu erfinden müssen“, beschreibt „Das Erfolgsgeheimnis Niederösterreichs Kinderschuhen gelegt werden, streicht Mi- Ge rald Steiner die Voraussetzungen für eine ist definitiv die Stärke der Regionen. Daher chael Altrichter hervor: „Die heutige Zeit ist „zukunftsfitte“ Gesellschaft. soll Niederösterreich die Speerspitze für alle

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 26 Österreich, Europa und die Welt

Regionen Europas sein. Allein im Jahr 2017 sind über 500 Millionen Euro an EU-Förder- geld nach Niederösterreich geflossen. Geld, das die Regionen stärkt“, so Eichtinger. Da- mit wurden wichtige Projekte der Landwirt- schaft, Sprachschulen für Kinder oder auch grenzüberschreitende Gesundheitsversor- gung finanziert. „Das Land Niederösterreich wird gemeinsam mit der Europäischen Union rund 2,5 Millionen Euro in das neue internationale Gesundheitszentrum in Gmünd investieren. Dieses Projekt ist ein internatio- nales Vorzeigebeispiel für effiziente Regio- nalförderung. Das Gesundheitszentrum in Gmünd wird mit internationalem Know-how sicherstellen, daß die Menschen im Wald- viertel die beste medizinische Versorgung erhalten“, meinte Eichtinger. Foto: Land Niederösterreich 14. Mai in Waidhofen an der Thaya (v.l.): Oswald Hicker (Moderator), Karl Theodor Trojan „Niederösterreich will in Brüssel als (Braumeister), LAbg. Margit Göll, Bettina Hering (Schauspieldirektorin Salzburger Festspiele) Speerspitze der Regionen Europas auftreten Landesrat Martin Eichtinger, DekanChristian Hanus, Spar-GF Alois Huber, Theresa Edtstadler und mit Nachdruck auf eine Weiterführung (GF Europa-Forum Wachau), Ernst Wurz (Waldviertel Akademie), Robert Altschach (Bürger- der Förderungen in der neuen Periode nach meister Waidhofen an der Thaya) dem Jahr 2020 pochen“, sagte Eichtinger. Hanus von der Donau-Universität Krems zu- Vor 30 Jahren ist der Eiserne Vorhang ge - „Im Rahmen der Dezentralisierungsoffensi- sammen. fallen. Anläßlich dieses Jubiläumsjahres wur - ve des Landes in den kommenden Jahren de der Salon mit Kurzfilmen von Schulkin- werden insgesamt 500 Arbeitsplätze in die Der Vorhang ist gefallen – dern aus Laa an der Thaya begleitet. Die kre- Bezirke verlagert, 134 Telearbeitsplätze sind erfolgreiche Grenzgänger ativen Videobeiträge kamen von der Klasse dabei schon geschaffen worden“, erinnerte Am 21. Mai fand der sechste Salon in 2a der Volksschule Hubertusgasse, 4AK der der EU-Landesrat. Vorbereitung zum Europa-Forum Wachau HAK und der Landesberufsschule. „Nur wer „Als Gegengewicht zur wachsenden Glo- vom 13. bis 15. Juni mit mehr als 150 Teil- seine Geschichte kennt, kann letztlich die balisierung nimmt die Regionalität eine im - nehmern statt. Beim Salon in Laa an der richtigen Schlüsse für die Zukunft daraus mer wichtigere Position ein: Individuelle Be - Thaya zum Thema „Der Vorhang ist gefal- ziehen. Die Filmprojekte der Schülerinnen dürfnisse und Identifikation werden gestärkt len – erfolgreiche Grenzgänger“ diskutierten und Schüler ist ein wichtiger geschichtlicher und setzen so in Wechselwirkung Kräfte frei, Eva Rossmann (Autorin und Köchin), Tho- Beitrag“, so Eichtinger über Ideen der Schü- um sich den überregionalen Problemen zu- mas Pfeffer (Donau-Universität Krems), ler. zuwenden“ bekräftigt Bettina Hering. Den Wolfgang Brandstetter (Wirtschaftsuniver- „Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, praktischen Beweis lieferte Karl Theodor sität Wien) und Radek Chvátal (Primar im dem EU-Beitritt Österreichs und der EU- Trojan, Braumeister der Brauerei Schrems, Krankenhaus Znaim) mit EU-Landesrat Erweiterung hat Niederösterreich enorm der betonte: „Die Erzeugergemeinschaft Martin Eichtinger über die Chancen seit der profitiert. Heute haben wir eine unglaublich Ökoregion Waldviertel ermöglicht uns, aus- Grenzöffnung. dynamische wirtschaftliche Entwicklung: schließlich Rohstoffe von Mitgliedsbetrie- ben aus dem Waldviertel zu verwenden und so die regionale Wertschöpfung zu stärken.“ „Regionalität ist für uns mehr als ein Schlagwort in der Werbung. Für uns bedeu- tet es die faire Partnerschaft mit heimischen Landwirten und Erzeugern. Regionalität ist aber auch Verantwortung als Nahversorger, als Arbeitgeber und als Ausbildner in den Regionen“ streicht Alois Huber von Spar hervor. „Die Kraft und die Chancen für die Region Waldviertel etwas zu bewirken, lie- gen bei uns Zivilbürgern, die nicht auf ande- re warten, sondern Projekte entwickeln und selber beim Umsetzen anpacken“, weiß Ernst Wurz von der „Waldviertel Akademie“. „Die Regionalität stärkt nicht allein die kulturelle Foto: Land Niederösterreich Identität der Region, sondern zugleich auch 21. Mai in Laa/Thaya (v.l.): Primar Radek Chvátal, Landesrat Martin Eichtinger, Autorin Eva die Vielseitigkeit Europas“, faßt Christian Rossmann, WU Wien-Professor Wolfgang Brandstetter und Thomas Pfeffer Donau-Uni Krems

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 27 Österreich, Europa und die Welt

Wir sind Nummer eins in Österreich bei der Kaufkraft. Wir sind ein international beach- tetes Kulturland und sind Vorreiter in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversor- gung mit unseren Nachbarländern“, so Eich- tinger, der selbst beim Durchschneiden des Grenzzauns als Sekretär von Außenminister Alois Mock dabei war. „Ich bin glühender Europäer, dieser historische Moment hat mich für mein Leben geprägt.“ Wichtig seien auch die EU-Förderungen, die den Regionen zu Gute kommen: „Jähr- lich fließen rund 500 Millionen Euro von Brüssel nach Niederösterreich. Geld, das den Menschen, wie hier im Weinviertel, direkt hilft. Damit werden Projekte wie Sprach- schulen, Betriebe, Arbeitsmarktprogramme oder die Landwirtschaft unterstützt. Es ist

wichtig, daß unsere Bürgerinnen und Bürger Foto: Land Niederösterreich verstehen, was die EU in ihrem Umfeld ge- 21. Mai in Laa/Thaya (v.l.): Landesrat Martin Eichtinger – mit Moderatorin Nina Kraft (ORF) – leistet hat“, so der Landesrat. vor dem historischen Foto vom Durchschneiden des Grenzzauns durch Außenminister Alois Mock am 27. Juni 1989 „Der Fall des Eisernen Vorhangs in unse- ren Köpfen hat länger gedauert als der an der Thomas Pfeffer sieht Handlungsbedarf an Seit 1995 haben neben einem Staatspräsi- Grenze“, weiß Prim. Radak Chvátal zu be- der gerechten Verteilung von Errungenschaf- denten bereits 26 Premierminister und 32 Aus- richten. Das ist wohl wesentliches Indiz, auch ten seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs senminister, drei Kommissare und über weiterhin in grenzüberschreitende Projekte und meint: „Mobilität ist die wohl wichtigste 10.000 Gäste am Europa-Forum Wachau teil- zu investieren. Errungenschaft der Öffnung des Eisernen genommen. Neben EU-Kommissionspräsi- Autorin Eva Rossmann betont: „Die gros- Vorhangs, eine Errungenschaft, deren Ge win - dent Jean Claude Juncker waren u.a. Ungarns sen Herausforderungen machen nicht an ne und Kosten aber ungleich verteilt sind.“ Staatschef Viktor Orbán, stv. Parteivorsitzen- Staatsgrenzen halt – ein gemeinsames Euro- der der CSU Manfred Weber oder EU-Kom- pa ist die einzige Chance für verantwortungs- Europa-Forum Wachau missar Frans Timmermans bereits aktive volle Klimapolitik, sozialen Ausgleich und Das Europa-Forum Wachau wurde 1994 Teilnehmer am Europa-Forum Wachau. ein Leben in Vielfalt und Frieden.“ anläßlich des Beitritts Österreichs zur EU ins Das nächste Europa-Forum Wachau fin- „Rechtsstaatlichkeit in Europa ist Voraus- Leben gerufen. Ziel ist es seither das Thema det von 13. – 15. Juni 2019 im Stift Göttweig setzung für die wirtschaftliche Entwick- Europa voranzutreiben und den Bürgerinnen statt. n lung“, so Wolfgang Brandstetter. und Bürgern leidenschaftlich zu vermitteln. https://www.europaforum.at/ Foto: http://oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Das Stift Göttweig ist seit 1995 ehrwürdiger Austragungsort des Europa-Forum Wachau.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 28 Österreich, Europa und die Welt Für mehr Klimaschutz

Oberösterreich unterzeichnet internationales Klimaschutzabkommen »Under2MoU« Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr v.l.: LR Rudi Anschober, LH Thomas Stelzer, LH-Stv. Manfred Haimbuchner und LR Markus Achleitner

ls erst zweites österreichisches Bundes- vorn. Vor allem im Gebäudesektor sind wir Weg hin zur Energieleitregion konsequent Aland unterzeichnete Oberösterreich das bundesweites Vorbild. Wir sprechen uns auch verfolgt. Oberösterreich setzt auf den Aus- internationale Klimaschutzabkommen „Un- ganz klar gegen die Atomkraft und gegen stieg aus dem Heizen mit Öl mittels Anreiz- der2MoU“ (Under 2 Memorandum of Un- Atomrestmülllager im grenznahen Tschechien systeme sowie dem Verbot im Neubau, ent- derstanding). Dabei handelt es sich um ein aus. Diese Energie ist weder klimafreundlich sprechend meinem Credo ‚Energiewende auf Abkommen, mit dem Ziel die Erderwärmung noch wirtschaftlich. Eine Kilowattstunde wirtschafts- und sozialverträglicher Basis‘. auf weniger als 2° C zu begrenzen. „Mit dem Atomstrom verursacht mehr CO2-Emissio- Klimaschutz und Standortpolitik ist kein Ge - Beitritt zu diesem internationalen Klima- nen als Strom aus erneuerbaren Energieträ- gensatz, sondern ein Miteinander“, stellt schutzabkommen stärken wir unsere Akti vi - gern. Im Bereich des Klimaschutzes dürfen Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus täten im Kampf gegen den Klimawandel und aber die Versorgungssicherheit, die Wettbe- Achleitner fest. für eine nachhaltige Politik. Wir wollen, daß werbsfähigkeit und die Standortsicherheit „Ich habe Jahre für diesen Schritt gear- auch unsere Kinder und Kindes-Kindern die nicht außer Acht gelassen werden. Wir wer- beitet und bin sehr froh, daß Oberösterreich besten Lebens- und Umweltbedingungen mit den diesen konsequenten Weg im Sinne un- nun beitritt und damit auch eine Selbstver- allen Möglichkeiten und Chancen vorfin- serer Bürger weiter gehen. Wir stehen zu pflichtung eingeht. Auf Basis der Mitglied- den“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer, einer Klimapolitik mit Hausverstand“, spricht schaft muß Oberösterreich nun noch stärker der im Zusammenhang mit dem unterzeich- sich Landeshauptmann-Stellvertreter Man- eine Klimaoffensive tatsächlich verwirkli- neten Klimaschutzabkommen von ambitio- fred Haimbuchner für umsichtiges Handeln chen. Für die Zukunftssicherung der näch- nierten Zielen spricht, die den konsequenten aus. sten Generationen und damit wir Strafgeld- Einsatz in allen Politik- und Lebensberei- „Mit unserer Energiestrategie ‚Energie- zahlungen vermeiden“, so Landesrat Rudi chen erfordere. Leitregion OÖ 2050‘ wollen wir Oberöster- Anschober. Die Unterzeichnung des Klimaschutzab- reich als internationale Energie-Leitregion Oberösterreich ist seit 2011 Mitglied in kommens sei auch ein deutliches Signal an für Energieeffizienz und erneuerbare Ener- „The Climate Group“, einem globalen Netz- die jungen Menschen, die sich dieser Tage so gietechnologien positionieren. Die Umstel- werk von Regionen und Städten, mit dem Ziel engagiert für den Klimaschutz einsetzen lung des Energiesystems ist eine wesentliche einer Klima- bzw. Energiewende. Im Rah- würden. „Ja, wir hören und verstehen euch. Strategie, um die Wettbewerbsfähigkeit des men dieser Mitgliedschaft wurde nun das Und ja, wir nehmen die Herausforderungen Wirtschaftsstandortes Oberösterreich lang- „under 2 Memorandum of Understanding“ des Klimawandels absolut nicht auf die fristig abzusichern. Der globale Umbau der unterzeichnet. Weltweit haben bereits 220 Re - leichte Schulter“, sichert der Landeshaupt- Energiesysteme durch Dekarbonisierung gionen dieses Memorandum of Understan- mann zu. und Dezentralisierung wird die Energiezu- ding unterzeichnet – in Österreich neben „Klimaschutz braucht konkrete Maßnah- kunft prägen. Aufgrund der Veränderungen Oberösterreich, das Bundesland Niederös- men. Zentrales Ziel der Klimapolitik ist die auf den Energiemärkten, aber auch in allen terreich. n Reduktion von Treibhausgasemissionen. Hier anderen Bereichen sowie aufgrund der Er- http://www.land-oberoesterreich.gv.at/ hat das Bundesland Oberösterreich die Nase fahrungen der vergangenen Jahre wird der https://www.under2coalition.org/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 29 Österreich, Europa und die Welt Hoher Besuch aus China

Der Vorsitzende des Nationalen Volkskongresses besuchte die Mozartstadt Salzburg

on seiner schönsten Seite präsentierte Vsich Salzburg am 18. Mai beim Besuch von Li Zhanshu, dem Vorsitzenden des Na - tionalen Volkskongresses. Der ranghohe Po - litiker aus China reiste mit der Bahn von Wien an. Auf dem Programm standen ein Be- such von Mozarts Wohnhaus und der Fe - stung Hohensalzburg sowie ein Arbeitsge- spräch und ein Abendessen im Schloß Leo- poldskron. Für Landeshauptmann Wilfried Haslauer ist „dieser Besuch der hochrangigen Delega- tion aus China für Salzburg sehr wichtig. Es finden Treffen mit Salzburger Unternehmen und auch Betriebsbesichtigungen statt. Vor allem wirtschaftlich, bezogen auf den Ex - port, ist dieses Treffen als sehr bedeutend einzustufen.“ Auch Landtagspräsidentin Bri- gitta Pallauf verwies auf die langjährigen guten Beziehungen Salzburgs zu China, vor v.l.: der Vorsitzende des Nationalen Volkskongresses der Volksrepublik China, Li Zhanshu, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Salzburgs allem auf den Gebieten Kultur, Wirtschaft, Bürgermeister Harald Preuner Tourismus und Ausbildung. Zu deren Förde- rung und zur Initiierung neuer Aktivitäten auf das Umland der Landeshauptstadt – der und Projekte gibt es seit mehr als 15 Jahren Besuch der Festung Hohensalzburg und ein das bei der Salzburg Agentur angesiedelte kurzer Rundgang standen danach auf dem „China Büro“. Salzburg-Besuchsprogramm von Li Zhanshu. Dann ging es weiter zum Schloß Leopolds- Anreise mit der Bahn kron, einem Haus mit reicher Geschichte. Bahnsteig 8, 16.28 Uhr: Der Sonderzug mit Li Zhanshu und seiner rund 40köpfigen Einstiger Familiensitz Delegation traf planmäßig auf dem Salzbur- des Fürsterzbischofs ger Hauptbahnhof ein, wo der Gast aus China 1736 erbaute es der Salzburger Fürsterz- von Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf bischof Leopold Anton Freiherr von Firmian willkommen geheißen wurde. Im Konvoi mit als Familiensitz. Festspielgründer Max Rein - 13 Fahrzeugen und Polizeilotsung wurde hardt machte es vor dem Zweiten Weltkrieg dann die Strecke bis zum Makartplatz und zu zu einem internationalen Treffpunkt der Mozarts Wohnhaus zurückgelegt. Kunst- und Kulturszene. Mitte der 1960er- Jahre war es auch ein Drehort des Films Siebenjährige Geigerin „Sound of Music“. Heute bildete das Roko- auf Mozarts Spuren Land Salzburg / Franz Neumayr Fotos: ko-Schloß am gleichnamigen Weiher den Die Familie Mozart lebte dort von 1773 Die siebenjährige Kalisa Rafalsky, jüngstes Rah men für ein Arbeitsgespräch von Li Mitglied im Kinderorchester der Stiftung bis 1787, Wolfgang Amadeus bis zu seinem Mozarteum, spielte auf Mozarts Kindergeige Zhanshu mit Landeshauptmann Wilfried Umzug nach Wien im Jahr 1781. Musik spiel - Haslauer und Bürgermeister Harald Preuner, te nicht nur damals im Tanzmeistersaal die merklavier. Wolfgang Amadeus hat diesen danach die Eintragung in das Ehrenbuch des Hauptrolle, sondern auch diesmal, als den Flügel vor 1785 als Konzertinstrument er - Landes sowie ein gemeinsames Abendessen. Staatsgast eine besondere musikalische Dar- worben und bei seinen öffentlichen Auftrit- Abgeschlossen wird der Salzburg-Auf- bietung erwartete: Die siebenjährige Kalisa ten in Wien gespielt. Anschließend ging es enthalt des chinesischen Politikers morgen Rafalsky, jüngstes Mitglied im Kinderorche- dann noch in die „Schatzkammer“, den Au - mit dem Besuch von einem Wirtschaftsun - ster der Stiftung Mozarteum, spielte auf Mo- tographentresor, wo Handschriften der Fa- ternehmen sowie einem Landwirtschaftsbe- zarts Kindergeige drei Stücke aus frühen So - milie Mozart besichtigt wurden. trieb im Flachgau. Am späteren Nachmittag naten des Genius loci. Begleitet wurde sie reiste die Delegation wieder mit der Bahn dabei vom Stiftungs-Präsidenten Johannes Blick auf Salzburg von oben nach Wien ab. n Honsig-Erlenburg auf dem originalen Ham- Ein Blick von oben auf die Altstadt sowie https://www.salzburg.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 30 Österreich, Europa und die Welt Katastrophenschützer aus zehn Nationen in Eisenerz

Nächste internationale Übung in Eisenerz erfolgreich abgeschlossen Foto: Land Steiermark VertreterInnen aus zehn europäischen Ländern nahmen beim erfolgreichen Katastrophenschutzplanspiel in Eisenerz teil.

ier Tage lang waren VertreterInnen aus Für Schickhofer ist die abgeschlossene wahrgenommen und in der Szene als einma- Vzehn europäischen Staaten zu einem Übung ein perfekter Anlaß, um einmal mehr lig in Österreich angesehen. Eine Kombina- Katastrophenschutzplanspiel in Eisenerz. Die die Region um Eisenerz ins Blickfeld zu rük- tion aus Katastrophenschutz, Katastrophen- Übung endete am 24. Mai und war ein wei- ken: „Unser Ziel ist es, Eisenerz zu einem reduktion und Katastrophendiplomatie kann terer Baustein beim Bestreben des steirischen internationalen Katastrophenschutzzentrum sich positiv auf die Steiermark und die Re - Landeshauptmann-Stellvertreters und Kata - auszubauen. Wir haben uns als Land Steier- publik Österreich auswirken“, betont Hel- strophenschutzreferenten Michael Schickho- mark unter anderem bereits im Vorjahr beim mut Kreuzwirth, Leiter des Referats Kata- fer, Eisenerz als internationales Katastro- Ausbau des einzigen, europäischen hochal- strophenschutz. phenschutzzentrum auszubauen und zu posi- pinen Übungsgeländes für Suche und Ret- Anfang Juni ist nun eine Studienreise zu tionieren. Bei der Stabsübung zum Thema tung für die Durchführung einer EU-Übung den Vereinten Nationen nach Genf geplant, „Host Nation Support“ wurde der gesamte in Eisenerz eingebracht. Heuer wird im Sep- an der Schickhofer gemeinsam mit den Ver- Ablauf eines Katastrophenzyklus durchge- tember eine große internationale EU-Übung antwortlichen aus der Abteilung teilnehmen spielt: Vom Beginn einer Katastrophe, der na- unter der Federführung des Österreichischen wird. Ziel ist es, die seit vielen Jahren laufen - tionalen Hilfestellung, der Anforderung in - Roten Kreuzes in Eisenerz stattfinden, im de Kooperation zwischen dem Land Steier- ternationaler Hilfe, der Einreise, der Durch- Jahre 2020 eine weitere großangelegte inter- mark und dem UN Office for the Coordina- reise und dem Eintreffen von internationalen nationale Such- und Rettungsübung des Lan- tion of Humanitarian Affairs (UN OCHA) Teams im betroffenen Land bis hin zur des Steiermark mit der EU. All diese Akti- für das internationale Zentrum in Eisenerz Rück verlegung. vitäten sind wichtige Meilensteine, um Eise- zu vertiefen. „Wir sehen in der Kooperation Die Übung war die erste in einer Reihe nerz zum Katastrophenschutzzentrum von des Landes Steiermark mit der EU und den von internationalen Stabsübungen im Rah- europäischem Rang zu machen“, so Schick- Vereinten Nationen und auch im Rahmen der men eines EU-Projekts, das sich mit der Be- hofer. Durchführung internationaler Katastrophen- übung von Aufnahme, Entsendung bzw. Vor einigen Wochen konnte Schickhofer schutz-Ausbildungen großes Synergiepoten- Durchmarsch von internationalen Hilfskräf- auch eine hochrangige Katastrophenschutz- zial. Neben der touristischen Stärkung der ten und Hilfsgütern in und außerhalb Euro- delegation aus Israel, Jordanien und Palästi- Region profitieren davon sowohl die auslän- pas befaßt. Die Leitung dieses Projekts liegt na in Eisenerz begrüßen, wobei auch hier dischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in den Händen der Fachabteilung für Kata - eine weitere Zusammenarbeit mit den Trai- das Land Steiermark mit seinen Einsatzkräf- strophenschutz und Landesverteidigung des ningszentren („Zentrum am Berg“ und ten und die steirische Bevölkerung“, betont Landes Steiermark. Nach dem Auftakt in ÖRK-Trainingszentrum) und diesen Staaten Schickhofer. n Eisenerz finden weitere Übungen in Alba- vereinbart wurde. „Diese Form der Katastro- http://www.steiermark.gv.at/ nien und Ghana statt. phendiplomatie wird mittlerweile vermehrt http://www.eisenerz.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 31 Österreich, Europa und die Welt Euregiospitze in Franzensfeste

Platter: »Europaregion verfolgt einheitliche Verkehrsstrategie konsequent weiter« Foto: Landespresseagentur Südtirol LH Günther Platter und seine Amtskollegen LH Arno Kompatscher sowie LH Maurizio Fugatti berichteten von den Ergebnissen der Sitzung.

m 22. Mai tagten die Landeshauptleute nisterien in Österreich, Italien und Deutsch- keit, Stärke und unseres Zusammenhaltes“, Ader Euregio, Tirols LH Günther Platter, land aufgefordert werden, die von der Euro- sagte Platter. Südtirols LH und derzeitiger Euregiopräsi- päischen Kommission in Aussicht gestellten dent Arno Kompatscher sowie der Trentiner 50 Prozent Kofinanzierung für den Schie- Grenzüberschreitende Mobilität LH Maurizio Fugatti in Franzensfeste. Im nenausbau bestmöglich auszuschöpfen bzw. bei Aktionstagen Rahmen der Vorstandssitzung des Europäi- in den kommenden Finanzierungsperioden In Sachen Mobilität legten die drei Lan- schen Verbundes für territoriale Zusammen- bei der Europäischen Union aktiv darum an - deshauptleute auch die zukünftigen Euregio- arbeit (EVTZ) tauschte sich die Euregiospit- zusuchen. Mobilitätstage fest: Am Tag des Euregio- ze rund um die Themen Mobilität, Jugend „Eine ganzheitliche Vorgehensweise der Festes in Neumarkt (Südtirol), Samstag den und einheitliche Zusammenarbeit aus. Europaregion gemeinsam mit den Partnern 21. September, sowie am Samstag, den 12. bringt uns große Schritte weiter“, ist sich Oktober 2019 zum Kaiser Maximilian Fest Nachhaltige Verkehrsstrategie Platter sicher. Daß der unnötige Umwegtran- in Innsbruck, können die öffentlichen Ver- im langfristigen Fokus sit auf die Schiene verlagert werden und ge- kehrsmittel der Europaregion Tirol, Südtirol Einmal mehr bekräftigten die drei Lan- meinsam der Druck auf Bayern aufrechter- und Trentino wieder kostenlos genutzt wer- deshauptleute die Bedeutung einer gemein- halten bleiben müsse, darin waren sich die den. Dies gilt für InhaberInnen eines Euregio- samen und nachhaltigen Verkehrspolitik: drei Landeshauptleute einig. FamilyPasses, eines VVT-Jahres-, Se niorIn - „Insgesamt sind wir derzeit auf einem guten nen- oder Semestertickets. Weg, der einen leichten Optimismus verspü- »Willkommen in der Europaregion ren lässt: Mit der Konzessionsvergabe der Tirol, Südtirol und Trentino« Tirol übernimmt Südtiroler A 22 an Südtirol bzw. Trentino Entlang der Euregio-Außengrenzen bzw. Euregio-Präsidentschaft kön nen wesentliche Weichen für eine einheit - regionalen Grenzübergänge sollen außerdem Nach zwei Jahren, in welchen die Eure- liche Korridormaut auf der südlichen Bren- Schilder mit dem Schriftzug „Willkommen – gio unter der Präsidentschaft Südtirols stand, nerseite gelegt werden. Mit dem dortigen Benvenuti“ bzw. für das Ladinische auch wird Tirol diese offiziell am 12. Oktober 2019 parallelen Ausbau der Eisenbahninfrastruk- „Willkommen – Benvenuti – Bëgnodüs“ so - übernehmen. tur im Brennerkorridor werden auch wichti- wie dem Logo der Europaregion angebracht Dem blickt Tirols Landeshauptmann er- ge Voraussetzungen für eine nachhaltige werden. wartungsvoll entgegen: „Ich freue mich dar- Verlagerung des Güterschwerverkehrs auf die Daß damit Einheimische und Gäste in der auf, in den zwei Jahren unter Federführung Schiene geschaffen“, sagte LH Platter. Die Europaregion begrüßt werden, sei auch in Tirols zahlreiche Projekte und Ideen umzu- Verhandlungen in Bayern bezüglich der Zu- Sachen Bewußtseinsbildung für eine ge- setzen, die die Euregio noch näher und stär- laufstrecken des Brenner Basistunnels sind meinsame Europaregion wichtig: „Im Sinne ker zusam menbringen. Unsere Expertinnen in Bewegung gekommen. Zudem wurde mit der gelebten Gemeinschaft ist das eine Maß- und Experten bereiten sich bereits auf die den ÖBB vereinbart, auch den Ausbau der nahme, mit der wir an unseren Außengren- Präsidentschaft vor und sind dabei, Konzep- Rollenden Landstraße zu forcieren. zen darauf aufmerksam machen, in welchem te auszuarbeiten.“ n Gleichzeitig sollen die Projektbetreiber Gebiet sich die Menschen gerade befinden. https://www.tirol.gv.at/ der Zulaufstrecken sowie die zuständigen Mi - Ein sichtbarer Ausdruck unserer Herzlich- http://www.europaregion.info/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 32 Österreich, Europa und die Welt Europa und Verkehr im Fokus Vorarlbergs LTP Sonderegger war mit Landtagsdelegation in Baden-Württemberg

ei der Informationsreise des Vorarlber- Bger Landtags nach Baden-Württemberg tauschten sich die Parlamentarier am 14. und 15. Mai vor allem zu den beiden Themen- schwerpunkten Europa und Verkehr mit Po - litikerInnen und ExpertInnen vor Ort aus. Die Exkursion habe einen großen Mehrwert für die parlamentarische Arbeit, wie Land- tagspräsident Harald Sonderegger erklärte: „Die gesammelten Erkenntnisse, Eindrücke und Inspirationen fließen in die Landtagsar- beit ein und können dazu beitragen, neue Ansätze für maßgeschneiderte Vorarlberger Lösungen zu finden.“ Im Rahmen der Ex - kursion wurden außerdem auch der Daimler- Konzern, das Turmforum „Stuttgart 21“ so - Die Vorarlberger Delegation unter der Leitung von Landtagspräsident Harald Sonderegger mit wie der Thyssenkrupp Testturm besucht. Minister a.D. Willi Stächele, Landtagspräsidentin Muhterem Aras und Mitgliedern des Land- In Stuttgart wurde die Vorarlberger Dele- tags Baden-Württemberg… gation unter der Leitung des Landtagspräsi- denten von Minister a.D. Willi Stächele und Landtagspräsidentin Muhterem Aras begrüßt. Im runderneuerten Landesparlament von Ba- den-Württemberg tauschten sich die Vorarl- berger ParlamentarierInnen mit ihren deut- schen KollegInnen aus: Mit den Mitgliedern des Baden-Württemberger Europaausschus- ses wurden Themen wie die bevorstehende Europawahl, mögliche Auswirkungen des Brexit und der aktuelle Weißbuchprozeß der EU diskutiert. Zur Weiterentwicklung der EU war der Tenor, daß vor allem ein „effiziente- res Europa“ notwendig ist. Europa müsse künftig „mehr Profil zeigen“, so Landtags- Foto: Vorarlberger Landtag / Bertsch Foto: präsident und Europaausschuß-Vorsitzender … und bei der Besichtigung der Baustelle „Stuttgart 21“ Sonderegger. Beim Treffen mit dem Baden- Württemberger Verkehrsausschuß standen u.a. Vorarlberg durch kürzere Fahrtzeiten nach Pionier-Projekt in Baden-Württemberg: Der die Elektrifizierung der Bahnstrecke Rich- Stuttgart profitieren. Besonderes Interesse Thyssenkrupp Turm in Rottweil ist ein 246 tung Bregenz und der öffentliche Personen- galt bei der Führung durch die S21-Ausstel- Meter hoher Aufzugstestturm für Expreß- nahverkehr, aber auch Dieselfahrverbote und lung im Turmforum den maßgeblichen Her- und Hochgeschwindigkeitsaufzüge. Mit ei- die Förderungen von Elektrofahrzeugen auf ausforderungen des Großprojektes – nicht nem Schwingungspendel im Inneren werden der Agenda der ParlamentarierInnen. Die zuletzt auch politischer Natur. reale Windlasten simuliert, ummantelt ist der Richtung sei klar, so waren sich die Politike- Spannende Einblicke in die kommende Turm mit einer speziellen Glasfaser-Textilie. rInnen grenzüberschreitend einig: Mehr kli- Welt der Elektromobilität erhielt die Delega- Landtagspräsident Sonderegger wertete mafreundliche Technologien müssen ent- tion aus erster Hand von einem der führen- die Exkursion des Europaausschusses als Er- wickelt bzw. implementiert werden. den europäischen Autobauer, der Daimler folg: „Wir konnten die Zusammenarbeit über Das Thema Verkehr fand sich auch im AG. So fand ein Expertengespräch in der die Grenzen hinweg weiter vertiefen. Vor weiteren Verlauf der Exkursion wieder, kon- Konzernzentrale im Werk in Untertürkheim allem aber haben wir von unserer Reise viele kret in Form der Besichtigung der Baustelle statt. Vor Ort wurde den Parlamentariern u.a. Informationen und wertvolle Erkenntnisse des Bahnprojekts „Stuttgart 21“. Dieses steht die neue e-Strategie des Konzerns präsentiert: mitnehmen können, die nun in unsere parla- für drei Personenbahnhöfe, einen Abstell- CASE (Connected, Autonomous, Shared & mentarische Arbeit einfließen und letztlich bahnhof und über 57 Kilometer neue Strek- Services, Electric). der Vorarlberger Bevölkerung zugutekom- ke. Mit der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm Als Abschluß der Exkursion besichtigte men.“ n (60 km) werden davon auch Reisende aus die Delegation ein einzigartiges, technisches https://vorarlberg.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 33 Österreich, Europa und die Welt 40 Jahre Wiener UNO-City

UNO-Generalsekretär Guterres trug sich ins Goldene Buch der Stadt Wien ein

er Generalsekretär der Vereinten Natio- Dnen, António Guterres, hat sich am 27. Mai ins Goldene Buch der Stadt Wien eingetragen. Guterres war anläßlich des Ju- biläums „40 Jahre Vienna International Cen- tre“ aus New York angereist und wurde von den Generaldirektoren der in Wien ansässi- gen UN-Organisationen und von Bürgermei- ster Michael Ludwig, Außenministerin Karin Kneissl und Landtagspräsident Ernst Woller begrüßt (siehe auch Seite 21). „Es macht mich stolz, hier in Wien einen der vier Hauptsitze der Vereinten Nationen – den einzigen innerhalb der Europäischen Union – zu beheimaten. Es ist uns bewußt, daß das keine Selbstverständlichkeit ist“, sag- te Wiens Bürgermeister Michael Ludwig anläßlich der Unterschrift Guterres‘ im Gol- denen Buch der Stadt Wien im Roten Salon. Der Wiener Bürgermeister würdigte den PID / C. Jobst Foto: wertvollen Beitrag, den die Internationalen Auf Einladung von Bürgermeister Michael Ludwig trug sich UNO-Generalsekretär Guterres sich ins Goldene Buch der Stadt Wien ein. Organisationen leisten, um die globalen Her- ausforderungen zu bewältigen. Spendenerlös kommt dem Projekt „School Eu ropas. Es beherbergt über 15 UN-Organi- Landtagspräsident Woller unterstrich die of Excellence“ des UN-Flüchtlingshoch- sationen und Büros, die sich unter anderem Rolle Wiens als Menschenrechtsstadt, in der kommissariats (UNHCR) zu gute. Es ermög- der Sicherung des Weltfriedens, der Einhal- großer Wert auf Solidarität und Zusammen- licht Flüchtlingskindern in Ruanda den tung des Völkerrechts, dem Schutz der Men- halt gelegt werde. Besuch einer weiterführenden Schule. schenrechte, der Förderung der internationa- Guterres bedankte sich bei Bürgermeister len Zusammenarbeit und auch der Umset- Ludwig für den freundlichen Empfang im 40 Jahre Wiener UNO-City zung der UN-Ziele für nachhaltige Entwik- Rathaus. Wien sei eine „wundervolle“ Stadt 1979 wurde das Vienna International Cen- klung widmen. Mehr als 50.000 internatio- und eine ausgezeichnete „Host City“ für die tre (VIC) im 22. Wiener Gemeindebezirk er - nale TeilnehmerInnen kommen hierfür jähr- UNO, diese könne sich auf die Unterstüt- öffnet und den Internationalen Organisatio- lich zu Konferenzen und Treffen nach Wien. zung und das Entgegenkommen der Stadt nen übergeben. Seither ist es längst zu einem Von den 5.000 MitarbeiterInnen aus 125 Län - verlassen. Unter den MitarbeiterInnen der Wahrzeichen Wiens geworden und gilt als dern, sind ein Drittel ÖsterreicherInnen. n UNO sei Wien wegen der hohen Lebensqua- Symbol für das Selbstverständnis als Stätte https://www.wien.gv.at/ lität und den besten Voraussetzungen für die der internationalen Begegnung im Herzen https://www.unov.org/unov/de/ Arbeit eine der beliebtesten Standorte. Beim anschließenden Empfang im Fest- saal des Wiener Rathauses zum 40jährigen Jubiläum des Vienna International Centre sang der Kinderchor Superar für die Gäste. Eine Ausstellung gab Einblick in die Entste- hungsgeschichte der Wiener Uno-City und das Alltagsleben am Vienna International Cen- tre. Die Schau informierte außerdem über die dort ansässigen Organisationen, sowie die Rolle Österreichs bei den Vereinten Natio- nen. Gäste konnten auch aus alten Ausstel- lungsplanen angefertigte Taschen erwerben, die in der Nähwerkstätte des Vereins „Nach- barinnen“, einem Projekt zur Verbesserung der Lebensumstände von Migrantinnen, her- WienTourismus / Christian Stemper Foto: gestellt werden. Der dabei eingenommene Seit 40 Jahren Sitz der internationalen Organisationen: die Uno City in Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 34 Österreich, Europa und die Welt Österreich soll EU-Mitglied bleiben

Positive EU-Stimmung als Ansporn für inhaltliche Auseinandersetzung mit der Zukunft Europas – 73 Prozent wollen, daß Österreich EU-Mitglied bleibt – 13 Prozent sind für einen Austritt aus der EU

n den letzten Wochen bis zur Europawahl 13 % plädieren für einen Austritt aus der Juni/Juli 2008 (33 %). „Die Diskussion um Isollte das heimische Stimmungsbild zur Union. 15 % beziehen keine Stellung. „Ge- die Zukunft der Union ist so spannend wie EU genützt werden, um die inhaltliche Rich- genüber der letzten Umfrage von Oktober schon lange nicht mehr. Die Zutaten für eine tungsdebatte zu vertiefen und Vorschläge für 2018 hat sich das Meinungsbild in dieser umfassende in haltliche Debatte sind alle vor- eine bessere Funktionsweise der Union noch Frage kaum geändert. Die Zustimmung zur handen. Eigent lich eine gute Gelegenheit, in tensiver zu diskutieren.“ Das betonte Paul EU-Mitgliedschaft ist, trotz der Kritik am den verbleibenden Wahlkampf zu nutzen, Schmidt, Generalsekretär der Österreichi- Design der Union, stark angestiegen und auf um den Diskurs noch weiter zu intensivieren schen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), stabil hohem Niveau. So hatten sich im April und dadurch mitzuhelfen, die Beteiligung an am 9. Mai anläßlich des Europatags und mit 2016 noch 60 % für die Mitgliedschaft in der der kommenden Europawahl zu steigern“, so Verweis auf österreichweite ÖGfE-Umfrage - EU ausgesprochen, während die Zahl der Schmidt. daten. „Die ÖsterreicherInnen sehen die AustrittsbefürworterInnen bei 31 % lag.“ Die Umfrage wurde von der Sozialwis- zähe europäische Entscheidungsfindung Insgesamt 58 österreichweite ÖGfE- senschaftlichen Studiengesellschaft vom 14. durchaus kritisch, der Mitgliedschaft unseres Befragungen seit Juni 1995 zeigen, daß – bis 28. Februar 2019 im Auftrag der ÖGfE Landes in der Europäischen Union stehen sie trotz Schwankungen – die BefürworterInnen durchgeführt (Tel SWS 280). Befragt wur- jedoch positiv gegenüber. Die Zahl der Aus- der EU-Mitgliedschaft stets in der Mehrheit den österreichweit 599 Personen per Telefon trittsbefürworter ist – vor allem infolge der waren. Im Durchschnitt lag ihre Zahl bei (repräsentativ für die österreichische Bevöl- chaotischen Brexit-Entwicklungen – deut- rund 70 %, die Zahl jener, die sich für den kerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Ge- lich zurückgegangen.“ EU-Austritt aussprachen, dagegen bei 22 %. schlecht, Alter und Bildung). Maximale 73 % der ÖsterreicherInnen sagen in Die höchste Zustimmung zur EU-Mitglied- Schwankungsbreite ca. +/- 4,0 %. Differenz einer ÖGfE-Befragung von Februar 2019, schaft fand sich im Juni/Juli 2002 (80 %), auf 100 % aufgrund gerundeter Werte. n daß unser Land Mitglied der EU bleiben soll. der stärkste Wunsch nach einem Austritt im http://www.oegfe.at

Sollte Österreich, Ihrer Meinung nach, Mitglied der Europäischen Union bleiben oder wieder austreten?

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 35 Österreich, Europa und die Welt 20 Jahre Euro

Österreichs Außenwirtschaft im Jahr 2018 – Aktuelle Ergebnisse der österreichischen Zahlungsbilanz

sterreich entwickelte sich in den ver- der Präsentation des aktuellen Zahlungsbi- len die Exporte in den für Österreich eben- Ögangenen 20 Jahren zu einem Nettoex- lanzergebnisses in der Oesterreichischen Na - falls sehr bedeutsamen CESEE[1]-Raum mit porteur mit durchwegs ausgeprägten Lei- tionalbank (OeNB). „Österreich profitierte 30 Mrd. Euro geringer aus. stungsbilanzüberschüssen. Der EU-Beitritt, in weiterer Folge besonders von den Vortei- die Teilnahme an der Währungsunion sowie len des Euro, der den Heimmarkt deutlich er - Leistungsbilanz die Erweiterung der EU nach Osteuropa be- weiterte und in seiner Eigenschaft als Welt- Österreichs Leistungsbilanz erreichte günstigten die Entwicklung der österreichi- währung Stabilität in wirtschaftlich schwie- 2018 mit 9 Mrd. Euro (2,3 % des BIP) einen schen Außenwirtschaft entscheidend. Der Eu - rigen Zeiten gewährte“, so Vize-Gouverneur höheren Überschuß als 2017 (7,2 Mrd. roraum ist heute Dreh- und Angelpunkt der Ittner weiter. „Dennoch sind auch weiterhin Euro). Dieses Plus ist auf deutlich gestiegene heimischen Exportwirtschaft und mit Ab- Anstrengungen erforderlich, um vor allem Güterexporte (+9 %) zurückzuführen, wäh- stand die wichtigste Zielregion für Öster- technologisch mit aktuellen Entwicklungen rend die Importe nur um 6,4 % zunahmen. reichs Auslandsveranlagungen. Im Jahr 2018 innerhalb wie auch außerhalb Europas Schritt Maschinen und Fahrzeuge prägen die Struk- erreichte die Leistungsbilanz mit 9 Mrd. Eu- zu halten“, mahnte Ittner. tur des Güterhandels ein- und ausfuhrseitig. ro neuerlich ein deutliches Plus. Neben dem „Der Euroraum dominiert Österreichs Per saldo ergab die Güterbilanz einen Über- traditionell ertragreichen Reiseverkehr war Außenwirtschaft und absorbierte 2018 mit schuß von 4,5 Mrd. Euro (2017: 0,9 Mrd. dies auf stark gestiegene Güterexporte zu- rund 118 Mrd. Euro mehr als die Hälfte Euro), jene der Dienstleistungen (einschließ- rückzuführen. (55 %) der gesamten Exporterlöse aus dem lich Reiseverkehr) schloss nahezu unverän- „Österreichs Außenwirtschaft durchläuft Güter- und Dienstleistungshandel“, erklärte dert mit 10,3 Mrd. Euro. derzeit seine historisch erfolgreichste Phase, Johannes Turner, Direktor der OeNB-Haupt- [1] CESEE: Central, Eastern and Southeastern Europe. an deren Beginn der EU-Beitritt stand“, er- abteilung Statistik. Auf Deutschland entfal- Daten ohne Slowenien und Slowakei, die Teil des läuterte Vize-Gouverneur Andreas Ittner bei len davon rund 60 %. Im Vergleich dazu fie- Euroraums sind.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 36 Österreich, Europa und die Welt

Kapitalverkehr Österreichs grenzüberschreitender Kapi- talverkehr ist deutlich von Euro-Transaktio- nen dominiert: Rund 550 Mrd. Euro oder zwei Drittel des gesamten Auslandsvermö- gens werden frei von Währungskursrisiken in Euro gehalten. Auf den US-Dollar entfal- len dagegen nur rund 100 Mrd. Euro. Der Einfluss des Euro als Anlagewährung reicht dabei weit über die Grenzen der Währungs- union hinaus: Ein Viertel des in Euro gehal- tenen Auslandsvermögens (134 Mrd. Euro) liegt außerhalb des Euroraums, vor allem im CESEE-Raum. In den vergangenen 20 Jahren nahm die Bedeutung der Länder des Euroraums als Zielregion für österreichische Investoren zu, auch wenn jüngst eine Abschwächung der Veranlagungs- und Finanzierungsaktivitäten festzustellen war.

Direktinvestitionen Österreichs Direktinvestitionen zeigten 2018 sowohl aktivseitig (199,2 Mrd. Euro) als auch passivseitig (182,6 Mrd. Euro) neue Höchststände. Ausländische Unternehmens- beteiligungen in Österreich legten um 13,4 % zu und wurden durch große M&A Deals im Immobiliensektor, Neuinvestitionen sowie Bewertungseffekte getrieben. Österreichs Direktinvestitionen im Ausland wuchsen – ausschließlich infolge von Bewertungseffek- ten – ebenfalls, jedoch deutlich schwächer (+2,1 %). Das österreichische Direktinvesti- tionsgeschäft ist – trotz der mitunter dynami- schen Aktivitäten vergangener Jahre in den CESEE-Ländern – fest im Euroraum veran- kert: Etwa die Hälfte (48 %) aller aktiven Unternehmensbeteiligungen werden dort ge- Quellen: OeNB, Statistik Austria; Rundungen können Rechnungsdifferenzen ergeben. halten, rund zwei Drittel der passiven Di - 1) Daten laut Außenhandelsstatistik 2) Instandhaltung und Reparatur; Patente und Lizenzen bzw. Gebühren für die Nutzung geistigen Eigentums; Telekom- rektinvestitionen stammen aus diesem Raum. munikations-, Computer- und Informationsdienstleistungen; Dienstleistungen der Forschung und Entwicklung 3) Im Gegensatz zum Text enthält diese Tabelle die „Direktinvestitionen im weiteren Sinn“, das heißt, auch Direktinvesti- tionen von „Special Purpose Entities“ und den grenzüberschreitenden Liegenschaftserwerb. Wertpapierbesitz 4) Einlagen, Kredite, Handelskredite, sonstiges Finanzvermögen. Österreichs Wertpapierbesitz im Ausland hat sich 2018 vor allem aufgrund hoher Reiseverkehr doch um 10 Prozentpunkte verringert. Im negativer Preiseffekte (‑14,0 Mrd. Euro oder Der Reiseverkehr lag 2018 in mehrfacher Jahr 2018 wurde Österreich insbesondere für -4,6 %) reduziert. Erstmals seit 2012 kam es Hinsicht auf Rekordniveau: Mit 19,5 Mrd. Reisende außerhalb Europas interessanter. zu Nettoverkäufen ausländischer Wertpapie- Euro wurden die bislang höchsten Einnah- Besonders ausgeprägt waren die Zunahmen re (–1,2 Mrd. Euro), wobei vor allem langfri- men erzielt. Gleichzeitig erreichte auch der gegenüber 2017 bei US-amerikanischen, stige Staatsanleihen abgestoßen wurden. Ös - Saldo mit 9,3 Mrd. Euro einen Höchststand. russischen und chinesischen Gästen. terreichische Wertpapiere im Besitz interna- Wichtigster Herkunftsmarkt war der Euro- ÖsterreicherInnen wendeten 2018 rund tionaler Gläubiger verloren durch Preisef- raum (v.a. Deutschland), der mit 12,8 Mrd. 10 Mrd. Euro für Auslandsreisen auf fekte ebenfalls deutlich an Wert (-13,6 Mrd. Euro brutto bzw. 6,9 Mrd. Euro netto eben- (+6,3 % gegenüber 2017). Insbesondere in Euro oder -3,7 %), da der ATX 2018 um fast falls historische Bestmarken übertraf. Deut- den klassischen Urlaubsdestinationen Italien 20 % einbrach. Nettoverkäufe aus dem Aus- sche Touristinnen und Touristen sind mit (+9 %) und Kroatien (+14 %) wurde mehr land in Höhe von 5,7 Mrd. Euro verringerten 47 % nach wie vor mit Abstand die größte ausgegeben als im Jahr zuvor. Das ging zu Österreichs Auslandsverpflichtungen zusätz- Gästegruppe (+9 % gegenüber 2017). Ihr Lasten von Frankreich (–13 %), den USA lich. n Anteil hat sich in den letzten 20 Jahren je - (–10 %) und Griechenland (–2 %). http://www.oenb.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 37 Österreich, Europa und die Welt Der UrlaubsEuro 2019

Türkei, Ungarn und Kroatien liegen an der Spitze bei den Topdestinationen – Aufgrund der starken Abwertung erhält man in der Türkei heuer mehr als doppelt so viel wie in Österreich

er Wert des UrlaubsEuros für Österrei- DcherInnen liegt im Ausland im Sommer 2019 im Durchschnitt um 20 Prozent über seinem Wert im Inland. „Unter den wichtig- sten Urlaubsdestinationen der Österreicher bekommt man weiterhin in der Türkei, in Ungarn und Kroatien am meisten für seinen UrlaubsEuro. Unter den beliebtesten Urlaubs - destinationen kann ein Urlauber aus Öster- reich auch in Portugal, Griechenland, Slowe- nien und Spanien mehr für seinen Urlaubs- Euro erwarten als zu Hause“, betont Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, die aktuelle Berechnung des UrlaubsEuros und ergänzt: „In der Türkei, wo bereits in der Vergangenheit der Urlaubs- Euro am meisten wert war, bekommt man heuer aufgrund der starken Abwertung mehr als doppelt so viel wie in Österreich.“ Österreich“, faßt Bruckbauer die Situation Jahr erreicht der UrlaubsEuro in der Schweiz In einer Gesamtsicht ist die Situation im Sommer 2019 zusammen. wieder einen niedrigeren Wert, der bei rund beim UrlaubsEuro sehr ähnlich wie bereits ¾ des Wertes in Österreich liegt und damit im Sommer 2018, denn in vielen wichtigen Übersee 2019 durchschnittlich seinem langjährigen Durchschnitt ent- Urlaubsländern der ÖsterreicherInnen war knapp 10 Prozent teurer geworden spricht“ meint Bruckbauer und ergänzt, der Preisanstieg ähnlich wie in Österreich und In Übersee spielt neben der unterschied- „noch nie seit es Wertvergleiche gibt, war auch die Wechselkurse blieben relativ stabil lichen Preisentwicklung auch die Wechsel- der UrlaubsEuro in der Schweiz mehr wert bzw. sind viele beliebte Urlaubsländer ohne- kursentwicklung eine Rolle beim Wertver- als in Österreich.“ Die Abwertung der hin Teil des Euroraums. „In den be sonders gleich für den UrlaubsEuro. „Der etwas Schwedenkrone in den letzten Jahren macht für Städtereisen beliebten Urlaubsdestinatio- schwächere Euro im Vergleich von 2019 zu den Wert des UrlaubsEuro in Schweden nen dürften Urlauber aus Österreich heuer 2018 und zum Teil höhere Inflationsraten zwar noch nicht ganz so viel wert wie in Ös- einem ähnlichen Preisniveau wie zu Hause haben den Wert des UrlaubsEuro in Übersee terreich, mit 95 liegt er jedoch erstmals seit gegenüber stehen, so etwa in Italien, dem für einen Urlauber aus Österreich 2019 fast neun Jahren wieder in der Nähe von 100. Vereinigten Königreich, Deutschland, Frank- zehn Prozent gesenkt, besonders in beliebten Abschließend weisen die beiden Ökono- reich und den USA“, so Bruck bauer. Destinationen in Afrika. Lediglich Australien men darauf hin, daß es sich um Durch- In vielen Ländern Ost- und Südosteuro - wurde etwas günstiger, bleibt aber weiterhin schnittswerte handelt, einzelne Regionen (wie pas ist der UrlaubsEuro weiterhin deutlich eine teure Destination“, so Bruckbauer. etwa als Zentralregion) können da - mehr wert als in Österreich, allen voran in Auch in Asien hat der Wert des UrlaubsEuro von abweichen. Das Preisniveau bezieht sich Bulgarien, Rumänien und Polen. „Tenden- 2019 abgenommen, im Durchschnitt jedoch auf den Durchschnitt der Güter und Dienst- tiell sind europäische Destinationen 2019 lediglich drei Prozent. leistungen in den einzelnen Ländern, einzel- fast gleich geblieben im Jahresvergleich, ne Produkte (speziell für Touristen) können Überseedestinationen dagegen im Durch- Der UrlaubsEuro ist weiterhin wenig davon deutlich abweichen. Daher wurde auch schnitt etwas teurer geworden“, analysiert wert in der Schweiz, nochmals etwas für die Ferndestinationen kein Wert, sondern Bruckbauer. Neben der Türkei, wo der weniger als 2018 nur dessen Veränderung angegeben. Zudem UrlaubsEuro heuer rund 11 Prozent mehr Mit der Aufwertung des Schweizer Fran- ist die Tatsache, daß das Preisniveau in eini- wert ist als 2018, konnte der UrlaubsEuro ken 2019 fiel trotz der niedrigen Inflation gen Urlaubsländern so viel günstiger als in noch in Schweden von einer Abwertung pro- der Wert des UrlaubsEuro in der Schweiz Österreich ist, vor allem auf das hohe Ein- fitieren. „Der UrlaubsEuro kann im Sommer 2019 im Vergleich zu 2018 geringer aus und kommensniveau in Österreich zurückzufüh- 2019 nicht von einer erkennbar niedrigeren damit bleibt die Schweiz eindeutig die teuer- ren. Würde Österreichs Preisniveau niedriger Inflation als in Österreich profitieren, denn ste Urlaubsdestination für Herr und Frau Ös - liegen, wäre auch das Einkommensniveau die Preise stiegen in vielen Ländern in den terreicher unter den beliebten Urlaubsdesti- geringer und Urlaube schwer leistbar. n letzten zwölf Monaten wieder ähnlich wie in nationen. „Mit der Aufwertung im letzten https://www.bankaustria.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 38 Österreich, Europa und die Welt 35 Personen aus vier Ländern

Der Jewish Welcome Service Vienna hatte eine Gruppe JüdInnen der 2. Generation mit Wiener Wurzeln aus den USA, Israel, Großbritannien und Peru eingeladen.

ie Gruppe – vom 5. bis 12. Mai vom me, der Besuch des „Fests der Freude“ am Der Jewish Welcome Service DJewish Welcome Service (JWS) nach Heldenplatz (siehe Bericht ab der Seite 15). 1980 wurde die Organisation auf Initiati- Wien eingeladen – war im Rathaus zu einer Bei einer ausführlichen Sightseeing Tour, die ve des damaligen Bürgermeisters Leopold Wie ner Jause eingeladen und wurde dort von auch über das Jüdische Leben einst und jetzt Gratz und des Stadtrates Heinz Nittel ge- Gemeinderat und Landtagsabgeordneten Pe - informierte, lernten die Gäste das Wien von meinsam mit dem 2007 verstorbenen Leon ter Florianschütz und Hannah M. Lessing, heute kennen. Schwerpunkt aber war die fa - Zelman gegründet. Präsident ist der jeweili- Generalsekretärin des Nationalfonds der Re - miliäre Spurensuche, unter anderem im Ar - ge Bürgermeister der Stadt Wien. Weitere publik Österreich, sowie Sigrid Ob lak, Ge - chiv der Jüdischen Gemeinde. Der Besuch Auf gaben neben dem Besuchsprogramm schäftsführerin der Wien Holding, herzlichst der Stätten der Kindheit und Jugend der sind die Unterstützung von Gedenk -und Er- begrüßt. Eltern und der Großeltern sowie der Gräber innerungsinitiativen sowie Information und „Mit diesen Einladungen zeigt die Stadt von Vorfahren auf dem Jüdischen Friedhof Service für jüdische Wien-BesucherInnen. Wien, wie wichtig ihr die öffentliche Wahr- Währing wie am Zentralfriedhof waren wei- Dar über hinaus organisiert der JWS auch Ein - nehmung und die Anerkennung des Leides tere wichtige Programmpunkte. ladungen für die jüngere Generation. Finan- der Holocaust-Überlebenden und ihrer Fami- Es war für die meisten der erste Wien-Be- ziert wird die Tätigkeit des JWS von der Stadt lien ist, so Susanne Traun eck, Generalsekre- such und dementsprechend war diese Woche Wien, mit Unterstützung der Republik Ös- tärin des Jewish Welcome Service. für viele auch eine emotionale Achterbahn. terreich. Ein Highlight des Programms war am 8. Einig waren sich alle, daß Wien eine wun- https://jewish-welcome.at/ Mai, dem Tag der Befreiung vom NS-Regi- derschöne Stadt ist. Wien Holding GmbH Die Wien Holding unterstützt seit 2018 den Jewish Welcome Service Vienna. Zum Konzern mit rund 75 Unternehmen in den vier Geschäftsfeldern Kultur, Immobilien, Logistik und Medien gehört auch das Jüdi- sche Museum Wien. Das Museum versteht sich als ein Ort der Begegnung und der Verständigung, der sich mit jüdischer Geschichte, Religion und Kul- tur, mit Gedenken und Erinnern, mit Wien und der Welt, vom Mittelalter bis zur Gegen- n

Fotos: PID / W. Schaub-Walzer Fotos: PID / W. wart, auseinandersetzt. Gemeinderat und Landtagsabgeordneter Peter Florianschütz und Nationalfonds-Generalse- https://www.wienholding.at/ kretärin Hannah M. Lessing bei der Begrüßung der Gäste im Wiener Rathaus http://www.jmw.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 39 Österreich, Europa und die Welt »Zeituhr 1938« gewinnt Europäischen Kulturerbepreis

Die 24stündige Multimedia-Dokumentation, an der auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften beteiligt war, erinnerte im Gedenkjahr 2018 an den »Anschluß«. Foto: Kurier / Gilbert Novy Lost in the Garden

m 11. und 12. März 1938 hat sich das am Wiener Ballhausplatz mit Filmen, Fotos Förderung des Projekts ADeutsche Reich Österreich einverleibt. und Tonaufnahmen, sondern auch über Inter- Gefördert wurde das Projekt „Zeituhr Hitlers Truppen wurden unter Freudenstür- net, Radio, Fernsehen und Mobiltelefone Tau - 1938“ vom Beirat für das Gedenk- und Erin - men in Linz und am Wiener Heldenplatz will - sende Menschen erreicht. Auch analoge Me- nerungsjahr 2018/Bundeskanzleramt der Re- kommen geheißen. dien wie Postkarten wurden eingesetzt und publik Österreich, vom Nationalfonds der Re - Exakt 80 Jahre nach dem „Anschluß“ hat Vorträge gehalten. Bis heute und auch wei - publik Österreich für Opfer des National so- die „Zeituhr 1938“, ein Multimediaprojekt terhin ist die Zeituhr auf der Website des Haus zialismus, vom Zukunftsfonds der Republik mit Beteiligung der Österreichischen Akade- der Geschichte Österreich in Form einer Österreich, von der Stadt Wien, dem Haus mie der Wissenschaften (ÖAW), im März digitalen Ausstellung abrufbar, in der die der Geschichte Österreich sowie von der Ös- 2018 diese dunklen Tage der nationalsoziali- Ereignisse minutiös nachgezeichnet werden. terreichischen Akademie der Wissenschaften. stischen Machtübernahme nachgezeichnet – „Dieser neuartige Zugang ermöglicht ein Idee, Konzept und Regie: Frederick Baker, unter anderem mit einem Liveticker, der di- nuancierteres Verständnis persönlicher Ver- Filmbäckerei rekt auf die Fassade des Bundeskanzleramts antwortung, um Demokratie und allgemeine Wissenschaftliche Leitung: Heidemarie Uhl, am Wiener Ballhausplatz projiziert wurde. Werte der Gesellschaft zu sichern“, begrün- Österr. Akademie der Wissenschaften Das digitale Projekt, konzipiert und um- dete die international besetzte Jury ihre Ent- Wissenschaftliche Mitarbeit: Pauli Aro, gesetzt vom Filmemacher Frederick Baker scheidung, die Zeituhr zu prämieren. „Es for- Univ. Wien; Eva Gressel, Filmbäckerei; und wissenschaftlich geleitet von Heidema- muliert die Gefahren von organisierter Pro- Michaela Raggam-Blesch, Univ. Wien rie Uhl sowie weiteren ÖAW-HistorikerIn- paganda, die in Verbindung mit willfährigen Graphikdesign: Raimund Schumacher, Lost nen, wurde nun am 21. Mai mit einem „Eu- Medien demokratische Werte untergraben in the Garden ropa Nostra Award“ der Europäischen Kom- kann, und unzutreffende kulturelle und sozi- Database Programming: Thomas Prieler & mission ausgezeichnet. Der 2002 ins Leben ale Tendenzen fördern kann.“ Wolfram Huber, web-tech.at gerufene Preis ist eine der renommiertesten Den insgesamt 25 PreisträgerInnen des Smart Sticker: Christoph Kovacs & Gernot Auszeichnungen auf dem Gebiet des europä- „Europa Nostra Awards“ aus 16 Ländern Habel, Sensotix ischen Kulturerbes. Die „Zeituhr 1938“ er - werden die Auszeichnungen bei einem Fest- Poster, Flyer, Ansichtskarte: Erdgeschoss hält den Preis in der Kategorie „Bildung, akt am 29. Oktober 2019 in Paris verliehen, GmbH Ausbildung und Bewußtseinsbildung“. der gemeinsam von EU-Kommissar Tibor Projektion: Gerald Herlbauer, 4youreye Na vracsics und Maestro Plácido Domingo Produktion: Sandra Fasolt, Filmbäckerei n Gefahren für Demokratien aufgezeigt ausgerichtet wird und unter der Schirmherr- http://zeituhr1938.hdgoe.at/#WI1950 Am 80. Jahrestag des „Anschlusses“ im schaft des französischen Präsidenten Emma- http://www.europeanheritageawards.eu/ März 2018 hat das Projekt nicht nur vor Ort nuel Macron steht. https://www.oeaw.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 40 Österreich, Europa und die Welt Kanzniederlegung

Am Nationalfeiertag Argentiniens wurde heuer bereits zum 11. Mal im Wiener Donaupark unter internationaler Beteiligung des südamerikanischen Freiheits- und argentinischen Nationalhelden Don Jose de San Martin gedacht. Foto: SOCIETY / Pobaschnig Foto: SOCIETY Bei der Kranzniederlegung am Denkmal für José de San Martin (v.l.): Andreas Huber von der Österreichisch-Argentinischen Gesellschaft (ÖAG), der Stellvertreter des Ständigen Vertreters von Mexiko, S. E. Botschafter Hermann Aschentrupp Toledo, I. E. Botschafterin Gloria Navarrete von Chile, S. E. Botschafter Rafael Mariano Grossi von Argentinien, I. E. Botschafterin Lourdes Gisela Antonia Victoria Kruse von der Dominikanischen Republik, PaN-Generalsekretär Walter J. Gerbautz (ÖAG), S. E. Botschafter David Roberto Betancourt Ruales von Ecua- dor, Anton Stifter (ÖAG), S. E. Botschafter Alejandro Solano Ortiz von Costa Rica, Gesandte Sandra Angélica Pinto La Fuente von Peru und der Berater des Ständigen Vertreters von Panamá, Attaché Milton Cohen-Henríquez Pagés

m 23. Mai wurde von SE Rafael Mari- und der Karibik in den letzten Jahren Denk- griff San Martín immer mehr Partei für das Aano Grossi, Botschafter und Ständiger mäler von elf Persönlichkeiten errichtet, die Unabhängigkeitsstreben der spanischen Ko- Vertreter der Argentinischen Republik bei sich um die Unabhängigkeit und Freiheit der lonien in Südamerika. den Internationalen Organisationen in Wien, amerikanischen Staaten verdient gemacht ha - 1812 kehrte er nach Cuyo zurück und bil- und Senator h.c. Walter J. Gerbautz von der ben. Darunter befinden sich die Standbilder dete eine Revolutionsarmee für den Unab- Österreichisch-Argentinischen Gesellschaft- von Simón Bolívar, dem Nationalhelden vie- hängigkeitskampf aus. Im Gegensatz zu an- PaN im Beisein von zahlreichen Gästen der ler südamerikanischer Länder, des durch einen deren südamerikanischen Revolutionären südamerikanischen und karibischen Diploma- Militärputsch 1973 gestürzten chilenischen konzentrierte San Martín sich zunächst nicht tie und Mitgliedern und FreundInnen der Ös - Präsidenten Salvador Allende und eben von auf Peru, sondern auf die Befreiung Chiles. terreichischen-Argentinischen Gesellschaft- José de San Martín, dem Befreier Argenti- Zunächst übernahm er jedoch das Amt des PaN ein Kranz nieder gelegt. Die feierliche niens. In diesem Zusammenhang war auch Gouverneurs im westargentinischen Mendo- Enthüllung der Büste erfolgte bereits im Mai die Idee naheliegend, im Bereich des Donau- za, wo er weitgehend ohne Unterstützung der 2009 aufgrund einer gemeinsamen Initiative turms eine Fläche in „Lateinamerika-Kari- Staatsregierung eine Armee aufstellte. Dabei der Österreichisch-Argentinischen-Freund- bik-Platz“ zu benennen – was auf Anregung war der chilenische General Bernardo O’Hig - schaftsgesellschaft-PaN und der Argentini- der Österreichisch-Argentinischen Gesell- gins sein wichtigster Vertrauter. 1816 organi- schen Botschaft in Wien. schaft durch die Wiener Stadtgärten verwirk- sierte er die Andenarmee, eine Militäreinheit, Im Anschluß gab es einen Empfang in der licht wurde. bestehend aus 3500 bis 6000 Soldaten und Residenz des argentinischen Botschafters. 1200 Mann Hilfstruppen. Im Jahre 1817 mar - José de San Martin schierte dieses Regiment auf eine für diese Lateinamerika-Karibik-Platz José de San Martín*) wurde als Sohn spa- Zeit spektakuläre Art über die Anden, schlug Die Stadt Wien hat in Zusammenarbeit mit nischer Eltern in Yapeyú im Vizekönigreich die Spanier bei Chacabuco in Chile und be- den Botschaften der Länder Lateinamerikas La Plata im heutigen Argentinien geboren. setzte die Hauptstadt Santiago de Chile. 1818, Er wuchs in Spanien auf und durchlief eine nach einem entscheidenden Sieg über die *) © Wikipedia / / Cc-by-sa-3.0 / Offizierslaufbahn in der spanischen Armee, Spanier in Maipú, setzte San Martín in Chile https://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_de_San_Martin der er 20 Jahre lang diente. In dieser Zeit er - eine nationale Regierung ein, jedoch lehnte

http://www.dachverband-pan.org ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 41 Österreich, Europa und die Welt

Zwischen 1850 und 1861 war er in der Krypta der Basilika von Notre-Dame de Bou - logne beigesetzt. Nachdem seinem testamen- tarischen Wunsch nach einer Bestattung in Buenos Aires aufgrund politischer Wirren erst später entsprochen werden konnte, war sein inzwischen einbalsamierter Leichnam auf dem Friedhof von Boulogne-sur-Mer begra- ben. Am 29. Mai 1880, während der Präsi- dentschaft von Nicolás Avellaneda, wurden seine sterblichen Überreste schließlich nach Argentinien überführt und in der Kathedrale von Buenos Aires in einem Mausoleum bei- gesetzt. Nach ihm wurden die Stadt San Martín in der Provinz Buenos Aires sowie andere Ört- lichkeiten, z. B. die Plaza General San Mar- Foto: SOCIETY / Pobaschnig Foto: SOCIETY tín in der Hauptstadt, benannt. n v.l.: GF Vizepräsident der ÖAG-PaN, Senator Walter J. Gerbautz, Cinthia Echavarria Grossi, S.E. Botschafter Rafael Grossi und Ernst Wunderbaldinger, Honorarkonsul von Portugal http://www.dachverband-pan.org/ http://www.austria-argentina.at/ er das Amt des Präsidenten zugunsten Ber- nardo O’Higgins ab. Im Jahr 1820 führte er eine Operation zur Befreiung Perus aus der spanischen Herr- schaft an, wozu er seine Armee durch neue chilenische Truppen verstärken konnte. Er be siegte die Spanier im Dezember 1820 bei Pisco, versicherte sich zunächst der Unter- stützung durch eine starke Adelspartei und besetzte erst dann Lima, wo er am 28. Juli 1821 die Unabhängigkeit Perus ausrief und zum Protektor des Landes ernannt wurde. Der fortgesetzte Widerstand der Spanier in Peru und Streitigkeiten innerhalb seiner Armee veranlaßten ihn, den venezolanischen General und Revolutionär Simón Bolívar um militärische Unterstützung zu bitten. Die bei - den Revolutionäre waren sich allerdings in Fragen der Regierungspolitik uneinig. Wäh- rend San Martín eine Monarchie anstrebte, hielt Bolívar an der Errichtung einer Repu- blik fest. Am 26. und am 27. Juli 1822 ver- suchten die beiden führenden Personen der Unabhängigkeitskriege, die Differenzen bei Treffen in Guayaquil letztlich ohne Erfolg zu beseitigen, San Martín trat daraufhin zugun- sten Bolívars zurück. Bis heute ist unklar, ob San Martín aus freiem Willen zurücktrat, in der Hoffnung, daß dem Weg in die Unabhän- gigkeit durch Bolívar besser gedient wäre, oder ob Bolívar diesen Schritt zur Bedin- gung für seine Hilfe in Peru gemacht hatte. 1824 ging San Martín nach Europa, wo er am 17. August 1850 in Boulogne-sur-Mer (Nordfrankreich) starb. Im Haus Nummer 113 der dortigen Grande Rue, das heute ein ihm gewidmetes Museum beherbergt, hatte

er die letzten beiden Jahre seines Lebens ver- / Pobaschnig Foto: SOCIETY bracht. Das Denkmal für José de San Martin am Lateinamerika-Karibik-Platz im Wiener Donaupark

http://www.dachverband-pan.org ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 42 Österreich, Europa und die Welt Die größten thermischen Solaranalgen südlich der Sahara

Mit technischem Know-how und finanzieller Unterstützung aus Österreich gelingt in sechs Ländern im südlichen Afrika die großangelegte Nutzung erneuerbarer Energien. Foto: SOLTRAIN/AEE INTEC Foto: SOLTRAIN/AEE Die erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara versorgt 14 Gebäude der WITS University in Johannesburg mit Warmwasser und Heizung.

n Afrika südlich der Sahara haben nur 24 die WITS University in Johannesburg sowie laranlagen entlastet den Elektrizitätssektor IProzent der Menschen Zugang zu Elektri- eine großangelegte solare Prozeßwärmean- massiv – und trägt darüber hinaus zur Re- zität. Stromausfälle zählen zum Alltag, ihre lage für eine Gerberei. Sie umfassen jeweils duktion lokaler CO2-Emissionen bei. Der Auswirkungen hemmen langfristig das Wirt- 600m² Kollektorenfläche und wurden im überwiegende Teil des Energiebedarfs der schaftswachstum und die Wettbewerbsfähig- Rah men der „Southern African Solar Ther- Region wird aktuell mit Kohle bedient. keit von Unternehmen vor Ort. Für die End- mal Training and Demonstration Initiative” Letztenendes bedeuten diese Anlagen verbraucherInnen bedeutet die mangelhafte (SOLTRAIN) des österreichischen außeruni- eine spürbare Verbesserung für die Lebens- Stromversorgung hohe Kosten und wenig versitären Forschungsinstituts AEE INTEC bedingungen der Menschen vor Ort: Ihre Sicherheit. errichtet. AEE INTEC arbeitet mit Univer- Stromkosten sinken, die lokale Wertschöp- sitäten, Forschungseinrichtungen sowie mit fung steigt, sie haben gesicherten Zugang zu Potential für erneuerbare Energien Berufsschulen, der lokalen Solarindustrie Warmwasser aus erneuerbarer Energie und und Energieeffizienz nutzen und Energieministerien in insgesamt sechs neue Arbeitsplätze entstehen. In den vergan- Mit der Übergabe der zwei größten ther- Ländern (Südafrika, Namibia, Botswana, genen zehn Jahren profitierten bisher rund mischen Solaranlagen in der Region ändert Lesotho, Mosambik und Simbabwe) zusam- 7.000 Menschen jährlich von dem Projekt. sich das nun schrittweise. Sie sorgen für zu - men, um das enorme Potenzial für Solarther- verlässige Warmwasserversorgung aus sola- mie in der Region zu nutzen. Vorzeigeprojekt für rer Energie, die noch dazu Kosten spart. Die Entwicklungszusammenarbeit Kernelemente beider Anlagen stammen von Strom(kosten) sparen mit Mittlerweile nennt sich SOLTRAIN ein der Kärntner GREENoneTEC. Den Rest – Warmwasser aus Solarenergie Best-Practice-Beispiel der Österreichischen Speicher, Verrohrung, Wärmetauscher – er- Solarthermische Anlagen unterstützen Entwicklungszusammenarbeit: Die Austrian zeugten Unternehmen vor Ort. Mitte Mai er- diese Länder langfristig bei der Erreichung Development Agency (ADA) unterstützte die öffnete der österreichische Botschafter in ihrer Klimaziele. Denn in Namibia und Süd- Initiative mit einer Anschubfinanzierung und Südafrika, Johann Brieger, die Anlagen in afrika durchgeführte Messungen zeigen, daß Förderungen in Höhe von knapp 8 Millionen Johannesburg. lokale Haushalte 40 bis 50 Prozent des Euro über drei Projektphasen hinweg. Denn Konkret handelt es sich dabei um die Stroms zur Warmwasserbereitung nutzen. Ein der Zugang zu leistbarer, verläßlicher und erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara für breit angelegter Umstieg auf thermische So - ökologisch nachhaltiger Energie ist in Ent-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 43 Österreich, Europa und die Welt wicklungs- und Schwellenländern ein wich- übersehen, daß rund die Hälfte des weltwei- Stromeinsparung von 2,02 Millionen kWh tiger Schlüssel zur Bekämpfung der Armut – ten Endenergiebedarfs auf Wärme und Kli- und der Vermeidung von 1.222 Tonnen CO2. und damit ein wesentliches Ziel der Österrei- matisierung entfallen. Lediglich 20 Prozent In Summe wurden seit 2009 2.380 Perso- chischen Entwicklungszusammenarbeit. Der des Endenergiebedarfs entfallen auf Strom. nen in der Planung, Errichtung und Quali- OPEC Fonds für Internationale Entwicklung Vor allem in Ländern südlich der Sahara nut- tätskontrolle von thermischen Solaranlagen (OFID) ist weiterer Fördergeber. zen Haushalte, Hotels, Restaurants und Spi- ausgebildet. Das in den Kursen Gelernte set- täler, aber auch Gewerbe- und Industriebe- zen lokale Firmen in insgesamt 326 Demon- Beitrag zu bezahlbarer und triebe einen nicht unerheblichen Teil ihres strationsprojekten um – und garantieren da- sauberer Energie für alle Strombezugs für Heizung, Kühlung und mit die langfristige fachgerechte Nutzung „Die ADA steht seit zehn Jahren hinter Warmwasserbereitung. Das bedeutet eine und Instandhaltung der Anlagen. Zusätzlich SOLTRAIN. Wir gehen damit langfristig auf Verschwendung von ohnedies rarer Energie. unterstützt das Projekt StudentInnen bei die konkreten Bedürfnisse unserer Partner- Gepaart mit der hohen Sonneneinstrahlung Masterarbeiten, die sich mit dem Thema länder ein. Und wir leisten einen Beitrag für in der Region ergeben diese Rahmenbedin- Solarenergie beschäftigen. weniger Energiearmut im südlichen Afrika“, gungen ein enormes Potenzial für thermi- erläutert ADA-Geschäftsführer Martin Le- sche Solaranlagen. Mit SOLTRAIN sorgen Die Austrian Development Agency dolter die Bemühungen der Österreichischen wir dafür, daß dieses Potential nicht unge- Die Austrian Development Agency, die Entwicklungszusammenarbeit, bis 2030 be- nutzt bleibt“, ergänzt Werner Weiss, Ge - Agentur der Österreichischen Entwicklungs- zahlbare und saubere Energie weltweit si- schäftsführer von AEE INTEC. zusammenarbeit, unterstützt Länder in Afri- cherzustellen. „Mit SOLTRAIN im Allge- Die errichteten Anlagen reichen von klei- ka, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer meinen und der Eröffnung der zwei größten neren Anlagen mit 2 m² Kollektorfläche zur nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit thermischen Solaranlagen südlich der Sahara Warmwasserbereitung von Einfamilienhäu- öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungs- im Konkreten kommen wir diesem Ziel einen sern über mittelgroße Anlagen zwischen 20 organisationen und Unternehmen setzt die beträchtlichen Schritt näher. Vor Kurzem ha - und 50 m² Kollektorfläche für soziale Ein- ADA derzeit Projekte und Programme mit ben wir weitere 2,5 Millionen Euro für eine richtungen, Studentenheime oder Hotels bis einem Gesamtvolumen von 500 Millionen vierte Projektphase zugesagt“, so Ledolter hin zur Versorgung gewerblicher und indu- Euro um. n bei der Eröffnung in Johannesburg. strieller Prozesse mit bis zu 600m² Kollek- https://www.entwicklung.at/ „Erneuerbare Energie-, aber auch Effi- torfläche. Der jährliche Solarertrag aller er- https://www.aee-intec.at/ zienzdiskussionen konzentrieren sich fast aus - richteten Anlagen beträgt 1,83 Millionen Ki- http://www.ofid.org/ schließlich auf den Stromsektor. Dabei wird lowattstunden (kWh). Dies entspricht einer http://www.wits.ac.za/ Oberösterreich: Umweltfreundliche Textilfaserfabrik in China esondere Freude gibt es beim oberöster- Delegationen bei uns begrüßt. Das Land Breichischen Industrieanlagenbauer one- Oberösterreich nimmt die Rolle als Türöff- A Engineering. Das Unternehmen mit Sitz in ner und Begleiter der wirtschaftlichen Bezie- Regau hat am 8. Mai mit dem chinesischen hungen sehr ernst. Es freut mich daher sehr, Textilkonzern Hubei Golden Ring (HGR) daß die Unterzeichnung der Absichtserklä- eine Absichtserklärung zur Errichtung einer rung für das neue Lyocell-Textilfaser Projekt umweltfreundlichen Fabrik mit einer Gesamt - im Landhaus in Linz stattfindet“, so Land- jahresproduktion von rund 100.000 Tonnen tagspräsident Sigl. hochwertiger Lyocell-Fasern vereinbart. Der „Der geplante Neuauftrag aus China ist Baustart ist für das nächste Jahr geplant. der größte in unserer Unternehmensgeschich - Die Unterzeichnung des Letter of Intent te“, freut sich one-A Geschäftsführer Stefan fand im Linzer Landhaus unter Anwesenheit Zikeli, der das Unternehmen vor zwölf Jah- von Landtagspräsident Viktor Sigl statt. ren gegründet hat. Das junge Unternehmen, HGR-Konzernchef Ban Jun wurde bei der das 20 Mitarbeiter beschäftigt und über eine Vertragsunterzeichnung von einer zehnköp- Niederlassung in Shanghai sowie einem chi- figen Delegation aus China begleitet. Darun- nesischen Joint Venture verfügt, hat große Er -

ter auch Qie Yingcai, Bürgermeister der 6- Foto: Land OÖ / Lisa Schaffner fahrung in der Planung und Errichtung von Millionen-Metropole Xiangyang und weite- v.l.: Stefan Zikeli, Geschäftsführer one-A Industrieanlagen. Mehrere „Made in Regau“ re Politiker aus den Bereichen Wirtschaft, Engineering, Landtagspräsident Viktor Sigl Lyocell-Fabriken wurden für chinesische und Ban Jun, Chairman Hubei Golden Ring Technologie, Gesundheit und Tourismus. Auf Textilkonzerne bereits gebaut. dem Programm stand anschließend eine ge - sich auch für unser Bundesland vielfältige Die Herstellung von Lyocellmaterial gilt meinsame Besichtigung des Landhauses, neue Chancen, die wirtschaftlichen Kontakte als umweltfreundlich, da das aus Zellstoff Sitz des Landtags und der Landesregierung. weiter zu vertiefen. Auch auf politischer produzierte Gewebe biologisch abbaubar ist „Derzeit gibt es 164 oberösterreichische Ebene – sowohl seitens der Landesregierung und bei der Produktion keine schädlichen Niederlassungen in China und rund 500 als auch seitens des Oö. Landtags – werden Nebenprodukte entstehen. n oberösterreichische Exporteure. Vor dem Hin - seit vielen Jahren gute freundschaftliche Be- http://www.one-a.at/ tergrund der Seidenstraßen-Initiative bieten ziehungen zu China gepflegt und regelmäßig http://www.land-oberoesterreich.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 44 Österreich, Europa und die Welt Rail Cargo Group erschließt skandinavischen Raum

ÖBB: Neue Verbindung verstärkt Bahnlogistikangebot für alle Industriegüter – Effiziente und nachhaltige End-to-end-Logistiklösungen für ganz Skandinavien Foto: ÖBB / David Payr Vom Zentralverschiebebahnhof Wien geht es nun nonstop auf der Schiene nach Rostock zur Ostsee.

ie ÖBB Rail Cargo Group (RCG) bringt gesamten skandinavischen Raum. Die Fähr- RCG: Güterverkehr der ÖBB Dmit dem TransFER Vienna–Scandina- verbindung sowie die Weiterverteilung wer- Mit 8.500 MitarbeiterInnen, Niederlas- via eine bis zu viermal wöchentlich verkeh- den über den Partner Green Cargo abgewik- sungen in ganz Europa und einem Jahresum- rende Verbindung zwischen Wien und Skan- kelt. satz von 2,3 Milliarden Euro zählt die RCG dinavien auf Schiene und verknüpft damit zu den führenden Bahnlogistikunternehmen Österreich mit dem nordeuropäischen Raum. Verkürzte Transportzeiten Europas. Sie betreibt gemeinsam mit starken Damit wird das volle Spektrum an sicheren, machen die Bahn attraktiv Partnern ein flächendeckendes Netz an End- zuverlässigen und umweltfreundlichen Trans - Damit bildet die RCG für den konventio- to-end-Logistik in Europa und darüber hin- portleistungen für den konventionellen Schie- nellen Verkehr zwischen Österreich und aus bis Asien und verbindet europäische Bal- nengüterverkehr geboten. Skandinavien nicht nur eine Brücke, sondern lungszentren und Häfen mit prosperierenden verkürzt auch die Transitzeiten zwischen Wirtschaftszentren Rußlands, der Türkei bis End-to-end-Logistiklösungen Wien und Trelleborg. Durch die durchgehen- nach China. Operative Leitgesellschaft der zwischen Österreich und Skandinavien de und qualitativ hochwertige internationale RCG ist die Rail Cargo Austria AG. Als südlichste Stadt und somit auch süd- Eigenproduktionskette zwischen Wien und lichster Hafen Schwedens gilt Trelleborg als Rostock sowie einer Transportzeit von nur ÖBB: Österreichs größter Gateway zwischen Skandinavien und Zen- 25 Stunden wird den LogistikkundInnen der Mobilitätsdienstleister traleuropa. Zumal der Fährhafen Trelleborg entscheidende Wettbewerbsvorteil am Markt Als umfassender Mobilitätsdienstleister zentraler Umschlagspunkt zwischen den verschafft. bringt der ÖBB Konzern jährlich 474 Milli- Verkehrsträgern Schiff und Bahn ist, bildet Durch den TransFER Vienna–Scandina- onen Fahrgäste und 113 Millionen Tonnen er darüber hinaus ein entscheidendes Tor via wird das volle Spektrum an sicheren, zu- Güter umweltfreundlich ans Ziel. Besonders Richtung Skandinavien. Nun schafft die verlässigen und umweltfreundlichen Trans- klimaschonend sind die Bahnreisenden un- RCG mit dem neuen TransFER Vienna– portleistungen für alle Industriegüter sowie terwegs, denn 100 Prozent des Bahnstroms Scandinavia eine direkte Anbindung an den Gefahrgüter zwischen Österreich und Skan- stammen aus erneuerbaren Energieträgern. skandinavischen Raum. Denn vom Zentral- dinavien angeboten. Denn durch den Zen- Die ÖBB gehörten 2018 mit rund 96 Prozent verschiebebahnhof Wien geht es nun non- tralverschiebebahnhof Wien, als zentrale Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bahnen stop auf der Schiene nach Rostock zur Ost- Drehscheibe für Mengenströme aus und Europas. Konzernweit sorgen 41.641 Mitar- see. Umgeladen auf das Schiff, geht es mit nach Süd- und Südosteuropa, wird ein beiterInnen bei Bahn und Bus sowie zusätz- der zweimal täglich verkehrenden Fährver- lückenloser Anschluß an das hochfrequente lich rund 1.900 Lehrlinge dafür, daß täglich bindung nach Trelleborg. Von hier aus er - nationale wie internationale Netzwerk der rund 1,3 Millionen Reisende sicher an ihr Ziel folgt die Weiterverteilung im Einzelwagen- RCG ermöglicht. Damit werden Märkte kommen. Strategische Leitgesellschaft des verkehr und damit die Realisierung nachhal- ganz Nord-, Zentral-, Süd- und Südosteuro - Konzerns ist die ÖBB-Holding AG. n tiger End-to-end-Logistiklösungen für den pas erschlossen. http://www.oebb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 45 Österreich, Europa und die Welt Burgenländer pilgern auf deutschem Martinusweg

Unter der Leitung von Generalvikar Martin Korpitsch war eine Pilgergruppe auf einem Teilstück des Martinusweges in der Diözese Rottenburg-Stuttgart unterwegs.

artin war ein europäischer Heiliger Mund uns geht es darum, das Zu sam - menführende und nicht das Trennende zwi- schen den Staaten aber auch zwischen den Menschen zu betonen und zu erfahren“, sagte Martin Korpitsch, Generalvikar der Diözese Eisenstadt und Obmann der St. Martinus- Gemeinschaft Eisenstadt. Er war Teil einer Pilgergruppe aus der Diözese Eisenstadt, die auf dem Martinusweg, der auch durch das Burgenland führt, rund um Rottenburg am Neckar unterwegs war. „Auf den Spuren des heiligen Martin wollen wir als Katholiken aus dem Burgenland die Bedeutung Europas betonen“, so Korpitsch. Am 12. Mai erfolg- te die Anreise, am 17. Mai, endete die Pil- gerreise.

Generalvikar Korpitsch:

»Beeindruckende« Erfahrungen Foto: Dioezese Rottenburg-Stuttgart Die von Generalvikar Martin Korpitsch begleitete burgenländische Pilgergruppe am ersten Die erste Etappe führte von Hechingen Tag ihrer Wallfahrt auf dem Martinusweg von Hechingen nach Rottenburg am Neckar. nach Rottenburg. Tags darauf folgte eine Führung durch die Bischofsstadt Rottenburg thely, dem Geburtsort des Heiligen in Un - in Frankreich, wo Martin begraben liegt. Das und nachmittags wanderten die Pilger nach garn, über verschiedene Routen nach Tours Wegenetz umfaßt mehr als 2.500 Kilometer. Oberndorf. Herrenberg und Böblingen wa- Bereits in der vergangenen Woche machte ren weitere Stationen. Die ersten Erfahrun- Bischof Gebhard Fürst von der Diözese Rot- gen auf dem Martinusweg seien „beeindruk- tenburg-Stuttgart mit einer rund zweistündi- kend und wunderschön“ gewesen. Rolf See- gen Pilgertour auf dem Martinusweg quer ger und Achim Wicker von der Martinusge- durch Stuttgart auf die Bedeutung Europas meinschaft der Diözese Rottenburg-Stuttgart und auf die anstehende Europawahl auf- sorgten zusammen mit vielen Helfern für die merksam. Begleitung der BesucherInnen aus Österreich und lieferten vielfältige Informationen über Martin setzte Maßstäbe Kirchen und Kapellen entlang des Weges. für gerechtes Europa Als Gründer der ersten Mönchsgemein- »Eat and Meet« fördert Kennenlernen schaft Europas habe der Heilige Maßstäbe für Im Rahmen des Abendprogramms wurde ein Miteinander in Gerechtigkeit und Frie- der Pilgergruppe aus dem Burgenland unter den gesetzt, sagte Bischof Fürst. Grundvor- anderem ein „Eat and Meet“ geboten, bei aussetzung, um in Europa heute aufzubre- dem die Pilger in Familien eingeladen wur- chen und sich gemeinschaftlich den Heraus- den. „Bunt gemischt“ war da die Zusammen- forderungen zu stellen, sei, daß die Völker setzung rund um die Tische, sagte der Gene- sich kennen. „Viele Staaten wurden in die Eu- ralvikar. ropäische Gemeinschaft aufgenommen, aber es wurde zu wenig getan, um einen geistigen Martinusweg als Austausch zu fördern“, hielt Generalvikar europäischer Kulturweg Mar tin Korpitsch fest. Kennenlernen aber sei Der Europarat hatte die Route des Marti- / Cc-by-sa-3.0 SchiDD © Wikipedia notwendig. n Der Dom St. Martin in Rottenburg am nusweges 2005 in die Liste der Kulturwege Neckar ist die Kathedralkirche des Bistums http://www.martinuswege.eu/ aufgenommen. Der Weg führt von Szomba- Rottenburg-Stuttgart http://www.martinuswege.de/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 46 Innenpolitik Neuwahl im September

ÖVP-FPÖ-Bundesregierung aufgelöst – Österreich hat mit VfGH-Präsidentin Brigitte Bierlein die erste Bundeskanzlerin – Übergangsregierung angelobt Foto: BKA / Arno Melicharek / Foto: BKA Am 18. Mai gab Bundeskanzler Sebastian Kurz vor internationaler Presse eine Erklärung zur aktuellen politischen Lage ab.

m Abend des 17. Mai veröffentlichten nus in eine Falle getappt sind, die Strache als initiieren werden würde. Diese könnte we - Adas deutsche Magazin „Spiegel“ und eine Aktion von u.a. „ausländischen Ge - gen des gesetzlichen Fristenlaufs allerdings die „Süddeutsche Zeitung“ Ausschnitte aus heimdiensten“ bezeichnete. erst im Herbst abgehalten werden. einem Video*) aus dem Juli 2017, in dem Vi - Am 18. Mai, gab Strache kurz nach Mit- „Genug ist genug“ sagte der Bundeskanz- zekanzler, Bundesminister für öffentlichen tag in einer Pressekonferenz bekannt, er trete ler nach mehreren Stunden der Beratungen Dienst und Sport sowie FPÖ-Bundespartei- von all seinen Regierungs- und Parteifunk- um 19:45 Uhr in einer lange erwarteten Pres- obmann Heinz Christian Strache und FPÖ- tionen zurück und übergab seinem Stellver- sekonferenz im Bundeskanzleramt. Er erinn- Klubobmann im Nationalrat und Wiens Vi - treter, Norbert Ho fer, die Führung der Partei te vorerst an sein Ziel, mit dem er im Ok- zebürgermeister Johann Gudenus, in einer interimistisch. Wenig später gab auch Gude- tober 2017 in die Wahl gegangen war, näm- Villa auf Ibiza zu sehen sind. Dort verhan- nus seinen Rückzug aus allen Funktionen lich Österreich zu verändern. Er nannte dann deln die beiden mit der angeblichen Nichte bekannt. auch einige Beispiele für Vorhaben, die er eines angeblichen russischen Oligarchen über Auf dem Wiener Ballhausplatz, vor dem gemeinsam mit der FPÖ habe umsetzen kön- Spenden an die FPÖ und mögliche Gegen- Bundeskanzleramt, hatten sich Tausende nen. Und Kurz verteidigte seine damalige leistungen wie die Vergabe öffentlicher Mit- Menschen zu einer Demonstration zusam- Ent scheidung, in eine Koalition mit der FPÖ tel für Aufträge der Republik etwa im Hoch- mengefunden und forderten ein Ende der eingetreten zu sein: „Ich war mir bewußt, bau. Auch die mögliche Übernahme der ÖVP-FPÖ-Koalition und eine umgehende daß der Weg mit der FPÖ als Regierungs- Hälfte der „Kronen Zeitung“ war im Ge- Neuwahl des Nationalrats. partner Widerstand auslösen wird.“ Sie sei spräch, die der FPÖ wesentliche Vorteile in Mit Spannung warten Hunderte Journali- aber die einzige Wahl für ihn gewesen. der Berichterstattung bringen sollte. stInnen auf eine Pressekonferenz von Bun- „Ich mußte vieles in Kauf nehmen“, so Herkunft und Auftraggeber dieses nur deskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Prinzi- Kurz weiter – und meinte Ereignisse, mit zum Teil veröffentlichten Videos sind mitt- piell ging es um die Frage, ob der Bundes- denen die FPÖ negatives Aufsehen erregt lerweile bekannt, gegen sie wird ermittelt. kanzler die Koalition mit einem neuen FPÖ- hatte. Die FPÖ habe dem Ansehen Öster- Fest steht allerdings, daß Strache und Gude- Team fortführen würde oder – wie die mei- reichs geschadet. Nach dem nun veröffent- sten Kommentatoren vermuteten – die Koa- lichten Ibiza-Video sei es eine Neuwahl, die *) https://www.spiegel.de/video/video-99027174.html lition aufkündigt und damit eine Neuwahl unser Land brauche und das zum nächst-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 47 Innenpolitik Foto: HBF / Peter Lechner Foto: Bundespräsident Alexander van der Bellen und Bundeskanzler Kurz bei ihren Statements nach ihrem Gespräch

möglichen Zeitpunkt. Das wäre, wie es heißt, Regierung, auf die Integrität der Verantwor- einem weiteren Treffen die nächsten Schritte theoretisch und rein rechnerisch bereits An- tungsträger und auf die Integrität der Institu- mit ihm zu vereinbaren. Jetzt müsse getan fang Juli möglich, sei aber eher unwahr- tionen verlassen können. Wir alle müssen werden, was notwendig sei, um das Vertrau- scheinlich, da in den Ferienmonaten mit sehr unseren Institutionen vertrauen können. Das en wiederherzustellen. geringem Interesse daran zu rechnen wäre. ist das Fundament unserer Demokratie“, so „Die heutigen Rücktritte waren ein erster Wahrscheinlicher sei dann wohl ein Termin das Staatsoberhaupt weiter. „Wenn dieses Schritt. Es darf aber kein Zweifel zurück- im September. Vertrauen derart grundsätzlich erschüttert bleiben, daß nicht einzig das Wohlergehen Einem in einigen Medien thematisierten ist, steht die Handlungsfähigkeit einer Re- unseres Landes im Zentrum der politischen fliegenden Koalitionswechsel zur SPÖ hatte gierung in Frage. Das ist jetzt der Fall. Ja, Bemühungen der Verantwortungsträger Kurz eine Absage erteilt, „die SPÖ teilt un– die Situation ist unübersichtlich. Aber gera- steht.“ Es bedürfe einer vollständigen und seren Zugang nicht – und die anderen Par- de in dieser Situation sehe ich es als meine schonungslosen Aufklärung durch unsere teien sind zu klein“. Aber auch für SPÖ-Vor- Verantwortung, dafür zu sorgen, daß unser Exekutive und unsere Justiz. Und Van der sitzende Pamela Rendi-Wagner war diese Land mit Ruhe und Stabilität durch die näch- Bellen wies auch auf die wesentliche Rolle Variante keine Option. sten Tage und Wochen geführt wird.“ hin, die unabhängiger Journalismus in einer Sein Blick gelte alleine dem Wohle Ös- funktionierenden liberalen Demokratie spie- So ist Österreich einfach nicht terreichs. Dem Wohle aller Menschen, die in le: „Die vierte Macht hat in diesem Fall ihre Bundespräsident Alexander Van der Bel- unserem schönen Land leben. Und er habe, Verantwortung voll wahrgenommen.“ len nahm dann am Abend in einer Pressekon- so der Bundespräsident weiter, in diesem Der Bundeskanzler hatte in einer Presse- ferenz Stellung zur innenpolitischen Situa- Sinne mit Bundeskanzler Kurz vorgezogene konferenz angekündigt, er würde dem Bun - tion: „Die Bilder, die uns seit gestern errei- Wahlen in Österreich besprochen und in despräsidenten die Entlassung von FPÖ- chen, zeigen ein verstörendes Sittenbild, das unserem Land, unserem Österreich nicht gerecht wird. Es sind beschämende Bilder. Und niemand soll sich für Österreich schä- men müssen. Ich möchte das in aller Deut- lichkeit sagen: So sind wir nicht! So ist Österreich einfach nicht!“ „Was dieses Sittenbild aber auch zeigt, das formuliere ich in aller Klarheit, ist eine dreiste Respektlosigkeit den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes gegenüber. Verant- wortungsträger der Republik haben das in sie gesetzte Vertrauen gebrochen. Das ist eine unerhörte Respektlosigkeit Bürgerinnen und Bürgern gegenüber. Und diese Respektlosig- Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: keit toleriere ich nicht. Die österreichische 516 Tage dauerte die Koalition zwischen ÖVP und FPÖ – im Bild: Bundeskanzler Sebastian Bevölkerung muß sich auf die Integrität der Kurz und Vizekanzler Heinz Christian Strache nach einem Ministerrat

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 48 Innenpolitik

Innenminister Herbert Kickl empfehlen, da che auf europäischer Ebene mit wichtigen Innenminister Herbert Kickl beharrt, blieb er zu diesem als verantwortlichem Ressort- Weichenstellungen für die Europäische auch nach einem Gespräch des designierten chef nicht das nötige Vertrauen für die lük- Union, aber auch für Österreich. Auch in FPÖ-Obmannes Norbert Hofer mit dem kenlose Aufklärung der Affäre um das dieser Zeit muß Österreich handlungsfähig Bundespräsidenten offen. In einem kurzen „Ibiza-Video“ und die darin enthaltenen und ein verläßlicher Partner in der EU blei- Statement nach der Unterredung ging Hofer Aussagen Strache und Gudenus‘ habe. Dar- ben. Das erwartet sich die österreichische darauf nicht direkt ein. aufhin hieß es von seiten der FPÖ, würde Bevölkerung. Und auch ich.“ Kickl von Kurz aus der Regierung entlassen Mit dem Bundeskanzler habe er über SPÖ-Chefin Rendi-Wagner will werden, würden alle anderen Regieruns mit - mögliche Szenarien und den weiteren Fahr- weiter komplette Expertenregierung glieder – Außenministerin Karin Kneissl, als plan bis hin zur Neuwahl gesprochen. „Ich Nach einem Gespräch von Alexander Van Parteifreie von der FPÖ nominert, wollte werde in den nächsten Tagen auch mit dem der Bellen mit der SPÖ-Vorsitzenden und jedoch weiter zur Verfügung stehen. designierten FPÖ-Obmann Norbert Hofer Klubchefin Pamela Rendi-Wagner erklärte Als dann Kurz ernst machte und Kickl in ein Gespräch führen. Und selbstverständlich diese, sie fordere die möglichst rasche Ein- einem persönlichen Gespräch seine Ent - alle Chefinnen und Chefs der Oppositions- setzung einer Regierung bestehend aus scheidung bekanntgab, trat die angekündigte parteien zu Gesprächen einladen.“ ExpertenInnen – und zwar für alle Positio- Reaktion der FPÖ ein. nen, einschließlich jener des Bundeskanz- Designierter FPÖ-Chef Hofer: lers. Die Frage, ob sie einen Mißtrauensan- Jetzt geht es ausschließlich Kein Schaden für Staatsgefüge. trag gegen Sebastian Kurz im Nationalrat un - um das Wohl unseres Landes Ob die FPÖ-Minister tatsächlich zurück- terstützen würde, woll te sie noch nicht beant- Nach dem Treffen mit dem Bundeskanz- treten, wenn die ÖVP auf dem Rücktritt von worten. ler stellte der Bundespräsident am 19. Mai in einer Pressekonferenz fest, er habe bereits tags zuvor gesagt, daß das, was hier passiert sei, „nicht Österreich ist“ und daß er sein Vertrauen in Teile der Bundesregierung ver- loren habe. Daher bestehe Übereinstimmung mit Kurz, daß jetzt der richtige Schritt für Österreich sei, eine vorgezogene Neuwahl zum Nationalrat abzuhalten. „Ich habe auch gesagt, daß die gestrigen Rücktritte eine er- ste Konsequenz, ein erster Schritt waren und ich sie als richtig und unumgänglich betrach- te. Jetzt muß alles getan werden, um das Ver- trauen in die Amtsträger, in die Vertreter des Volkes wiederherzustellen.“ „Jetzt geht es ausschließlich um das Wohl unseres Landes und das Ansehen Österreichs in der Europäischen Union und der ganzen Welt. Ich darf betonen, daß die österreichi- Zum Gespräch beim Bundespräsidenten: der designierte FPÖ-Chef Norbert Hofer… sche Bundesverfassung exakte Regeln und ein Prozedere für eine Situation festgelegt hat, wie sie nun eingetreten ist“, so Van der Bellen, der dafür sorgen werde, auf Basis eben dieser verfassungsrechtlichen Bestim- mungen, „daß Stabilität, Ruhe und Kontinu- ität unsere oberste Handlungsmaxime sind. Wir alle, die wir der Republik dienen, haben ausschließlich im Blick zu haben, daß es nun, einen Neuaufbau des Vertrauens braucht. Dieser Neubeginn sollte rasch erfol- gen, so rasch wie es die Bestimmungen der Bundesverfassung gestatten. Deswegen plä- diere ich für vorgezogene Neuwahlen im September, wenn möglich zu Beginn des Septembers.“ „Wir haben jetzt noch eine Woche Wahl- kampf – am Sonntag findet die Wahl zum

Europäischen Parlament statt. Danach fol- HBF / Peter Lechner Fotos: gen Wochen und Monate intensiver Gesprä- … SPÖ-Vorsitzende und Klubchefin Pamela Rendi-Wagner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 49 Innenpolitik

NEOS-Chefin Meinl-Reisinger wünscht sich „Verwaltungsregierung“ NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger hat sich im Gespräch mit Bundespräsident Ale- xander Van der Bellen gegen einen Mißtrau- ensantrag gegen Kanzler Kurz bzw. gegen die gesamte Bundesregierung ausgespro- chen. Es gehe darum, den Menschen ein Sig- nal der Stabilität zu geben, so ihre Be- gründung nach dem Treffen in der Präsident- schaftskanzlei.

Jetzt-Chefin Stern spricht sich für vorübergehende Expertenregierung aus Jetzt-Chefin Maria Stern war nach NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger der zwei te Gast beim Bundespräsidenten. Im Gegensatz zu dieser warb Stern für einen ge- planten Mißtrauensantrag und zwar für jenen … NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger … ihrer Partei gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Jeder Schritt, der jetzt getan wird, ist in der Verfassung verankert „In dieser Form ist das, was zuletzt in Österreich passiert ist, noch nicht dagewe- sen. Es sind Tage, die manchen als unüber- sichtlich erscheinen mögen. Aber es gibt kei- nen Grund, besorgt zu sein. Denn gerade in Zeiten wie diesen, zeigt sich die Eleganz, ja die Schönheit unserer österreichischen Bun - desverfassung. Jeder Schritt, der jetzt getan wird, ist vorgesehen und in der Verfassung verankert“, sagte der Bundespräsident ein- gangs der Pressekonferenz am 21. Mai in seinen Amtsräumen in der Hofburg. Es sei sein zentrales Bestreben, daß nun aus- schließlich im Interesse und zum Wohle der Republik gehandelt werde. Alles, was in den … und Jetzt-Chefin Maria Stern vergangenen Stunden getan worden sei und im weiteren Verlaufe des Überganges getan werde, habe der Aufrechterhaltung der Sta- bilität und Funktionsfähigkeit unseres Staa- tes zu dienen. „Meine Damen und Herren, gestern hat mich Vizekanzler Heinz Christian Strache schriftlich um Enthebung von seinen Ämtern als Vizekanzler und Bundesminister für Öffentlichen Dienst und Sport gebeten. Heute hat mich Bundeskanzler Kurz ersucht, den Innenminister zu entlassen. Und er hat mich informiert, daß daraufhin alle anderen von der FPÖ nominierten Bundesminister und der Staatssekretär um Enthebung vom Amte bitten. Die Außenministerin hat sich bereit erklärt, ihr Amt während der Über- gangsregierung weiter auszuüben. Ich beab- sichtige diesem Ersuchen zu entsprechen“, HBF / Peter Lechner Fotos: so Van der Bellen, der den Bundeskanzler da- Bundespräsident und Bundeskanzler mit den angelobten Regierungsmitgliedern

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 50 Innenpolitik Fotos: Carina Karlovits / HBP und Peter Lechner / HBF und Peter Lechner / HBF Fotos: Carina Karlovits / HBP Der Bundespräsident lobt die Übergangsregierung an, die allerdings nur wenige Tage im Amt war (v.l.): Bundesminister Hartwig Löger zum Vizekanzler, Eckart Ratz zum Bundesminister für Inneres, Walter Pöltner zum Bundesminister für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsu- mentenschutz, Johann Luif zum Bundesminister für Landesverteidigung und Valerie Hackl zur Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie. Bundesministerin Juliane Bogner-Strauß betraute er mit der Leitung des Bundesministeriums für öffentlichen Dienst und Sport.

her umgehend ersucht bzw. beauftragt hat, ihm neue Minister für diese Ämter vorzu- schlagen, damit er sie gemäß Artikel 70 un- serer Österreichischen Bundesverfassung in weiterer Folge ernennen könne. „Für die Phase des Überganges bis zum Herbst und vor allem um das Vertrauen wiederaufzubauen, ist es selbstverständlich, daß diese Ministerämter nur von untadeligen Expertinnen und Experten besetzt werden. Insbesondere für das Innenressort, aber auch für die anderen Ressorts gilt, daß die vorzu- schlagenden Personen fachlich über die Par- teigrenzen hinweg anerkannt und integer sein müssen. Durch die Einhaltung und schrittweise Erfüllung unserer Verfassung machen wir auch einen ersten Schritt aus der Vertrauenskrise heraus. Denn lassen Sie uns nicht vergessen, daß durch das verstörende Sittenbild aus Ibiza ein massiver Vertrauens- bruch geschehen ist. Dieses Sittenbild hat Verantwortung in dieser Situation, wo wir wig Löger zum Vizekanzler, Walter Pöltner uns in diese Situation gebracht!“ nicht nur innenpolitische Fragen zu lösen ha - zum Bundesminister für Arbeit, Soziales, Ge- In bezug auf die Gespräche, die er mit ben werden, sondern wir wählen am Sonntag sundheit und Konsumentenschutz, Johann allen Spitzen aller Parlamentsfraktionen und in den folgenden Monaten sind auf euro- Luif zum Bundesminister für Landesvertei- Gespräche geführt hatte, hob der Bundesprä- päischer Ebene wichtige und verantwor- digung, Valerie Hackl zur Bundesministerin sident hervor, daß alle sehr vertrauensvoll und tungsvolle Verhandlungen zu führen und für Verkehr, Innovation und Technologie und konstruktiv gewesen seien und bedankte sich Entscheidungen zu treffen. In Stunden wie Bundesministerin Juliane Bogner-Strauß ausdrücklich dafür. Alle hätten einstimmig diesen geht es auch darum, Augenmaß zu be- wurde von ihm mit der Leitung des Bundes- betont, daß es auch ihnen darum gehe, Öster- wahren“, so der Bundespräsident. ministeriums für öffentlichen Dienst und reichs Stabilität im Übergang zu bewahren. Sport betraut. Doch diese Übergangsregie- „Und die Einstimmigkeit in diesem Punkt ist Neue MinisterInnen rung sollte nicht lange halten, stand ja ein schon einmal ein Anfang. Wenn schon nicht Bereits am 22. Mai war Ersatz für die parlamentarischer Mißtrauensantrag bevor. Einstimmigkeit, so werden wir in den näch- zurückgetretenen FPÖ-Regierungsmitglie- Viele davon hatte es in den vergangenen sten Tagen Konsens brauchen.“ der gefunden und vom Bundespräsidenten Jahrzehnten schon gegeben, für keinen hatte „Es geht um Ruhe, es geht um Vernunft angelobt worden: Eckart Ratz zum Bundes- es jemals die erforderliche Mehrheit im Na- und last not least geht es um staatspolitische minister für Inneres, Bundesminister Hart- tionalrat gegeben.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 51 Innenpolitik Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka erölfnete die 78. Sitzung des Nationalrats, in der die Mißtrauensanträge eingebracht wurden. men. Erstmals in der Zweiten Republik zei- tigte im Nationalrat ein Mißtrauensantrag Erfolg. SPÖ, FPÖ und Jetzt versagten auf Antrag der SozialdemokratInnen der gesam- ten Bundesregierung das Vertrauen, gemein- sam verfügten die drei Parteien über die da - für nötige Mandatsmehrheit. Bundeskanzler Sebastian Kurz betreibe eine einzig von Machtinteressen der ÖVP getriebene Politik, damit wurde das ausgesprochene Mißtrauen be gründet. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte somit den Auftrag, Kurz und sein Regierungsteam aus ÖVP-MinisterIn- nen sowie ExpertInnen des Amtes zu enthe- ben und bis zur Neuwahl für eine Über- gangsregierung zu sorgen. Ein nur gegen den Kanzler gerichteter Mißtrauensantrag der Liste Jetzt wurde in weiterer Folge nicht

Foto: Parlamentsdirektion / Raimund Appel Foto: mehr abgestimmt. Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der Beantwortung von Dringlichen Anfragen Gegen das Mißtrauensvotum traten bei der Sondersitzung des Nationalrats die Ab - Der Mißtrauensantrag von dem Antrag ge gen Kurz die Rede, geordneten von ÖVP und NEOS auf. Kurz Dieser Mißtrauensantrag gegen Kurz war brachten SPÖ und FPÖ jeweils einen sol- habe auf das Ibiza-Skandalvideo richtig rea- von Peter Pilz von der Parlamentsfraktion chen gegen die gesamte Bundesregierung giert, indem er die Koalition mit den Frei- „Jetzt“ eingebracht worden. Bis auf die ein – der sich somit auch gegen die erst vom heitlichen aufkündigte und deren Ressorts NEOS, die ja angekündigt hatten, den Miß- Bundespräsidenten angelobten Personen mit unabhängigen ExpertInnen besetzte, er - trauensantrag gegen Kurz nicht unterstützen richtete, die somit die zu rückgetretenen FPÖ- klärte die Volkspartei. Eine Entlassung die- zu wollen, standen die Zei chen eher in Rich- Ressortchefs ersetzen sollten. ser Regierung gefährde die Stabilität im tung Absetzung des Bun deskanzlers, auch Land. Die NEOS mahnten, das Vertrauen in wenn sich SPÖ und FPÖ bis kurz vor Beginn Die Sondersitzung die Politik durch vollständige Aufklärung der Sondersitzung im Nationalrat nicht ein- Am Nachmittag des 27. Mai trat der sämtlicher Vorwürfe gegen die ehemalige deutig geäußert hatten. War anfänglich nur Nationalrat zu einer Sondersitzung zusam- Regierungspartei FPÖ wiederherzustellen. In

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 52 Innenpolitik

Angriff nehmen solle dies eine stabile „Ver- waltungsregierung“ ohne parteipolitische In - teressen.

Rendi-Wagner: Bundeskanzler Kurz hat Vertrauen schamlos verspielt Den Mißtrauensantrag ihrer Fraktion brachte SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi- Wagner mit der Erklärung ein, Bundeskanz- ler Kurz habe das Vertrauen in seine staats- politisch verantwortungsvolle Amtsführung verspielt. „Ein schamloser, zügelloser, ver- antwortungsloser Griff nach Macht“ präge das Handeln von Kurz, so Rendi-Wagner, die dem Kanzler vorhielt, nicht im Sinne des Gemeinwohls eine Neuwahl anzustreben, sondern nur deswegen, weil die ÖVP nicht das Innenministerium bekommen hat. Entrü- stet zeigte sich die SPÖ-Chefin auch über SPÖ-Vorsitzende und Klubchefin Pamela Rendi-Wagner: „Bundeskanzler Kurz hat das Ver- den Umgang des Kanzlers mit den Opposi- trauen schamlos verspielt.“ tionsparteien im Parlament. Kurz habe ihnen nicht den nötigen Respekt und ausreichend Dialogbereitschaft entgegengebracht, ob - wohl „Kooperation und Dialog die Basis für Vertrauen bilden“. Folglich verweigere die SPÖ ihre Zustimmung zu einer „ÖVP-Al - leinregierung“, wie sie Kurz mit dem Aus- tausch der FPÖ-MinisterInnen durch Ex- pertInnen geplant habe. Der Kanzler handle nicht im Bewußtsein, daß die Macht in einer Demokratie vom Volk ausgeht, vielmehr stel- le er „das Ich vor das Wir“, rügte ihn Rendi- Wagner, nicht für die Menschen in Öster- reich zu arbeiten.

Wöginger: Mißtrauensantrag richtet sich gegen Stabilität im Land Für den Klubobmann der ÖVP, August

Wöginger, ist das Agieren der SPÖ „unfaß- Parlamentsdirektion / Raimund Appel Fotos: bar und unglaublich“. Mit ihrem Mißtrau- ÖVP-Klubobmann August Wöginger: „Mißtrauensantrag richtet sich gegen Stabilität im Land.“ ensantrag gegen Bundeskanzler Kurz und sein Regierungsteam handle die größte Op- gen“, spielte er auf mutmaßlich ungeklärte bereich zu vergrößern. „Ihr Griff nach der positionspartei gegen den Willen der Bevöl- Spenden an die Freiheitlichen an. Mit einem Macht ist widerlich.“ Nicht die „Enthüllun- kerung, verwies er auf das erfolgreiche Ab- ehemaligen FPÖ-Generalsekretär als Innen- gen“ haben in Kickls Augen „die Regie- schneiden der Volkspartei bei der gestrigen minister wäre dies nur schwer möglich. rungsarbeit zerstört“, sondern die „Machtin- EU-Wahl und auf persönliche Gespräche mit Kickl: Alte ÖVP will wieder an die Macht teressen der alten ÖVP“, von denen sich BürgerInnen. „Rot-Blau stürzt das Land ins Als Nationalratsabgeordneter der FPÖ Kanzler Kurz treiben lasse. Einzig um die Chaos.“ Kurz habe dagegen auf die Veröf- trat Herbert Kickl zum Rednerpult im Ple- Wiedererlangung des Innenministeriums sei fentlichung des Ibiza-Videos „umsichtig und narsaal. Der ehemalige Innenminister zeigte es der Volkspartei gegangen, analysierte verantwortungsvoll“ reagiert und in Abspra- sich überaus enttäuscht vom früheren Koali- Kickl, der dabei Kenntnisse über ein verdeck - che mit Bundespräsident Van der Bellen die tionspartner: Die Volkspartei sei nicht zu den tes „Sittenbild“ andeutete, vor dem Ibiza ver- vakanten Regierungsämter mit ExpertInnen Koalitionsvereinbarungen gestanden, wäh- blasse. besetzt, um Österreichs Stabilität zu gewähr- rend die FPÖ gleich nach Bekanntwerden leisten. „Die Neuwahlen sind kein Wunsch, des Ibiza-Skandals die notwendigen perso- Meinl-Reisinger: Neue politische sondern eine Notwendigkeit“, unterstrich nellen und inhaltlichen Konsequenzen gezo- Kultur der Transparenz schaffen Wöginger, im September würden dann die gen habe. Besonders Bundeskanzler Kurz Die Klubobfrau der NEOS, Beate Meinl- BürgerInnen über die Zukunft des Landes hielt Kickl vor, die gesamte FPÖ wegen des Reisinger, mahnte eine weniger emotional entscheiden. Entscheidend sei, bis dahin für Fehlverhaltens zweier Mitglieder in „Sip- geprägte Debatte ein. Wohl sei sie bestürzt „volle Transparenz und Aufklärung zu sor- penhaft“ zu nehmen, um den eigenen Macht- über die Vorkommnisse der letzten Woche,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 53 Innenpolitik doch wenig überrascht: Immerhin hätten die NEOS schon lange gewarnt, „mit Populisten ist kein Staat zu machen“. Auch die Nähe der FPÖ zu Rußland habe ihre Fraktion im Par- lament thematisiert, gerade hinsichtlich der Parteienfinanzierung. „Ich bedaure, daß wir Recht gehabt haben.“ In Anspielung auf das Ibiza-Video befand Meinl-Reisinger, die FPÖ sei bereit, für Machtgewinn die „Schät- ze Österreichs“, etwa das Trinkwasser, zu verkaufen. Allerdings tue sich hier ein über Jahrzehnte unter SPÖ und ÖVP genauso ge- wachsenes System von Intransparenz, Po- stenschacher und versteckter Parteienfinan- zierung auf. Die derzeitige Krise sei daher als Chance zu begreifen, für größtmögliche Transparenz zu sorgen, appellierte Meinl- Reisiger, denn „Macht macht anfällig für Machtmissbrauch“. Sinnvoll wäre nun eine Der ehemalige Innenminister und nunmehrige Nationalratsabgeordnete der FPÖ, Herbert reine Verwaltungsregierung, die von wahl- Kickl: „Die alte ÖVP will wieder an die Macht.“ taktischen und parteipolitischen Manövern Abstand hält und für Aufklärung sorgt.

Noll: Kurz fehlt es an Vertrauenswürdigkeit Jetzt-Verfassungssprecher Alfred Noll ging es namens seiner Fraktion mit einem eigenen Antrag darum, einzig und alleine Bundeskanzler Kurz das Vertrauen zu entsa- gen. Kurz habe sich seit Beginn 2017 zwei- mal für eine Regierung verpflichtet, zu- nächst in Koalition mit der SPÖ, zuletzt mit der FPÖ, und beide Male vorgezogene Neu- wahlen erzwungen. „Schon wieder war Ihre Unterschrift nichts wert“, warf Noll dem Kanzler mangelnde Pakttreue vor. Die Poli- tik von Kurz beschrieb er als „politisches Raubrittertum“, mit un glaubwürdigen Zusa- gen, die letztlich nur „taktische Sprossen auf der eigenen Karriereleiter“ darstellten. Parlamentsdirektion / Raimund AppelFoto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Und so ereignete sich dann im Parlament NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger: „Neue politische Kultur der Transparenz schaffen!“ ein bisher einzigartiger Vorgang: Bundeskanz- ler Sebastian Kurz und mit ihm der gesamten Bundesregierung wurde nach einer teils sehr emotional ge führten Debatte mit den Stim- men von SPÖ, FPÖ und Jetzt das Vertrauen entzogen. Daraufhin verließ die abgesetzte Regierung ge schlossen den Plenarsaal.

Interimistische Bundesregierung I Bundespräsident Alexander Van der Bel- len hat am 28. Mai die Regierung Kurz des Amtes enthoben und die bisherigen ÖVP- MinisterInnen und die jüngst angelobten mit der in terimistischen Fortführung der Amts- geschäfte betraut. Statt des bisherigen Re- gierungschefs Sebastian Kurz hat das Staats- oberhaupt Finanzminister Hartwig Löger die

interimistische Führung der Kanzler-Agen- Parlamentsdirektion / Raimund Appel Foto: den übertragen. Jetzt-Verfassungssprecher Alfred Noll: "Kurz fehlt es an Vertrauenswürdigkeit."

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 54 Innenpolitik Österreich hat mit Brigitte Bierlein seine erste Bundeskanzlerin Bereits zwei Tage später – der Bundes- präsident hatte ja anfangs darauf hingewie- sen, möglichst schnell, aber auch in der ge- botenen Zeit – eine neue Regierung zustan- dezubringen. Und bereits am 30. Mai war es so weit und er rief um 15 Uhr zu einer Pres- sekonferenz in die Hofburg.

Brigitte Bierlein ist Österreichs erste Bundeskanzlerin „Verfassungsgerichtshof-Präsidentin wird Österreichs erste Bundeskanzlerin“, das gab Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einem Statement bekannt, nachdem er sich mit den Parlamentsparteien auf diese Perso- nalie verständigt hatte. „In unserer Verfassung ist grundgelegt, daß an dem Punkt, an dem wir jetzt stehen, der Bundespräsident eine Person als Bundes- kanzler oder Bundeskanzlerin auszusuchen hat. Brigitte Bierlein wird von mir zur Bun - deskanzlerin der Republik Österreich er- HBF / Peter Lechner Foto: Die am 30. Mai noch designierte Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bei ihrer ersten Rede im nannt. Ich habe die amtierende Präsidentin Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Präsidentschaftskanzlei des Verfassungsgerichtshofes in den letzten Jahren als umsichtige, weitsichtige und in gerinnen und Bürger wird sich die Regie- nenden Ministerinnen und Ministern Garant höchstem Maße kompetente Persönlichkeit rung in den nächsten Wochen erarbeiten.“ dafür sein wird, daß die Regierungsgeschäf- kennen- und schätzen gelernt. Ich danke ihr te frei von parteipolitischen Einflüssen und im Namen der Republik sehr herzlich, daß Zustimmung aus allen Parteien Auswirkungen des beginnenden Wahlkampf sie bereit ist, diese Aufgabe anzunehmen. Es ÖVP: „Brigitte Bierlein ist eine außerordent- mit Sachkompetenz, Umsicht und Rücksicht ist eine besondere Situation. Und besondere lich kompetente, erfahrene und integre Per- auf die Erfordernisse der budgetären Heraus- Situationen brauchen eine besondere Ent- sönlichkeit. Bierlein wird die nächsten forderungen bewältigt werden können.“ schlossenheit, sich in dieser Tragweite in den Monate für eine stabile Verwaltung in Öster- NEOS: NEOS-Vorsitzende und Klubobfrau Dienst der Republik zu stellen“, so Bundes- reich sorgen. Wir werden sie dabei natürlich Beate Meinl-Reisinger gratuliert Brigitte Bier - präsident Alexander Van der Bellen. bestmöglich unterstützen“, so Sebastian lein zu ihrer neuen Aufgabe als erste Kanzle- „Ich danke Ihnen für den großen Vertrau- Kurz, Obmann der neuen Volkspartei. „Wir rin Österreichs. „Ich freue mich sehr, daß wir ensvorschuß, den Sie mir entgegenbringen be danken uns bei Brigitte Bierlein für die erstmals eine Frau als Kanzlerin bekommen. und ich verspreche Ihnen und allen Österrei- Bereitschaft, sich noch stärker in den Dienst Ich vertraue darauf, daß Brigitte Bierlein ihr cherinnen und Österreichern, daß ich alles in unseres Landes zu stellen, so etwas ist nicht Amt besonnen anlegen wird, stabilisierend meiner Macht stehende tun werde, um die- selbstverständlich“, so Kurz. nach innen und außen wirken wird und so sem Vertrauensvorschuß gerecht zu werden“, SPÖ: „Ich gratuliere Brigitte Bierlein dazu, für eine gute Vewaltung der Staatsgeschicke so die designierte Bundeskanzlerin Brigitte daß sie vom Bundespräsidenten als Spitze sorgen wird. Wir NEOS werden jedenfalls Bierlein. „Ich sehe es als meine staatspoliti- der Übergangsregierung ernannt wurde. Das konstruktiv mit der neu zu bildenden Regie- sche Verantwortung, in dieser bisher einma- ist frauenpolitisch ein wichtiges Signal“, sag - rung zusammenarbeiten“, so Meinl-Reisinger. ligen Situation in der Geschichte der Zwei- te SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende und SPÖ- Jetzt: Es war ein ungewöhnlicher Weg, der ten Republik, meinen Teil beizutragen und Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek. die ehemalige Präsidentin des Verfassungs- diese hohe Verantwortung zu übernehmen.“ „Wir brauchen mehr Frauen in der Politik, in gerichtshofs, Brigitte Bierlein, als erste Frau „Auch wenn es den im Parlament vertre- den höchsten Ämtern der Republik, in der ins Bundeskanzleramt am Ballhausplatz tenen Parteien gegenwärtig schwer fällt, ein- Wirtschaft und in allen Entscheidungsfunk- führte. „Nach viel zu vielen trüben Tagen ander zu vertrauen, so hoffe und erwarte ich tionen!“ gibt es mittlerweile fast täglich gute Nach- doch, daß sie der Übergangsregierung für die FPÖ: Der designierte Bundesparteiobmann richten“, freut sich Maria Stern, Parteiobfrau nächsten Monate das notwendige Vertrauen der Freiheitlichen Partei Österreichs, Klub- und Frauensprecherin von Jetzt-Liste Pilz, entgegenbringen, damit diese Regierung zum obmann Norbert Hofer, gratuliert Brigitte „die heutige Freudensmeldung: Österreich Wohle Österreichs arbeiten kann“, betonte Bierlein zur Ernennung zur ersten Bundes- hat erstmals eine Bundeskanzlerin! Gerade der Bundespräsident in seiner Erklärung. „In kanzlerin der Republik Österreich: „Dr. Bri- ungewöhnliche Zeiten ermöglichen längst diesem Sinne spreche ich von einer Vertrau- gitte Bierlein ist eine hoch angesehene, Überfälliges, hier wurde souverän eine ensregierung. Mein Vertrauen wird sie haben bestens qualifizierte und integre Persönlich- Chance genutzt.“ und das Vertrauen der österreichischen Bür- keit, die gemeinsam mit den noch zu ernen- https://de.wikipedia.org/wiki/Brigitte_Bierlein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 55 Innenpolitik Österreich hat eine neue Übergangsregierung. Bundespräsident: »Zeigen wir alle gemeinsam Österreich in seiner besten Verfassung!« Foto: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Foto: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seinen Begrüßungsworten an die künftigen Mitglieder der Bundesregierung

Bundespräsident Alexander Van der Bel- und, und, und. Aber wir werden das schon Die Bundesverfassung hat in den letzten len gelobte am 3. Juni die neue Bundesregie- schaffen in guter österreichischer Manier. Tagen und Wochen gezeigt, daß sie für alle rung in der Präsidentschaftskanzlei in der Innenpoltisch haben wir in Österreich in Eventualitäten grundlegende, demokratische Wiener Hofburg an. Das Kabinett besteht den letzten zwei bis drei Wochen einige un- Spielregeln vorgibt. aus 12 Mitgliedern. erwartbare Ereignisse erlebt. Und auch wenn wir bestimmte Situatio- nen in der Zweiten Republik noch nicht hat- Meine Damen und Herren! Meine Damen und Herren, ten, so ist doch in unserer Bundesverfassung Herzlich willkommen in der Hofburg. das sollten wir uns vielleicht merken. Vorsorge für alle Eventualitäten getroffen Heute wird in wenigen Minuten eine Bun- In der Politik weiß man oft nicht, was am worden, mit denen wir überraschend kon- desregierung angelobt, die bis zur Ernen- als nächstes kommt. Man weiß nicht, was frontiert sein können. nung der nächsten, neuen Bundesregierung morgen kommt. nach den Wahlen zum Nationalrat im Amt Und genau deshalb braucht es Dinge, auf Meine Damen und Herren, es gibt aber sein wird. die man sich verlassen kann. noch etwas mehr. Ich bin überzeugt, daß die neue Bundes- Es braucht einige Regeln, Werte und Prin - Es ist etwas, das nicht durch Gesetzestex- regierung unser Land politisch, diplomatisch zipien, auf die wir alle gemeinsam bauen. te oder Judikatur exakt erfaßbar und zu defi- und sympathisch vertreten wird. Innenpoli- Auch wenn man in politischen Fragen nieren ist. tisch und außenpolitisch als selbstbewußtes unterschiedlicher Ansicht ist, muß es Regeln Aber von dem ich glaube, daß es wichtig Land im Herzen Europas. geben, die wir alle teilen und gemeinsam ist, auf dem wir aufbauen. Auf der europäischen Ebene kommen in hochhalten. Ich nenne es einmal, „das typisch Öster- den nächsten Monaten einige Dinge auf uns reichische“! zu: personelle Entscheidungen für den Rat, Zwei davon möchte ich herausstreichen: Das besteht für mich aus, für die Kommission, für das Parlament. Der Es wird Sie nicht überraschen, eine davon erstens: Zuversicht, auf gut Österrei- mehrjährige Finanzrahmen ist zu diskutieren ist unsere österreichische Bundesverfassung. chisch: „Des mach ma schon, des krieg ma

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 56 Innenpolitik

Insbesondere natürlich möchte ich Ihnen danken, Frau Dr. Bierlein, als künftige Bun- deskanzlerin, und Ihnen, Herr Dr. Jabloner, als künftigen Vizekanzler. Sie alle zeigen staatspolitische Verant- wortung mit Ihrer Entscheidung für die kom- menden Monate die Bundesregierung zu übernehmen. Das ist mit Risiken verbunden, wir alle wissen das, und es ist nicht selbst- verständlich, daß Sie diese Verantwortung übernommen haben. Vielen Dank!

Und zu den Österreicherinnen und Öster- reichern möchte ich zu diesem Punkt ab- schließend auch noch etwas sagen: Europa und die halbe Welt schaut jetzt auf uns – nach den Ereignissen der letzten Wochen. Und ich möchte alle bitten und Foto: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Foto: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF ersuchen: Zeigen wir uns jetzt von unserer Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Ich bin überzeugt, daß Sie eine gute, stabile und besten Seite. Jede und jeder kann etwas bei- arbeitsfähige Bundesregierung sein werden.“ tragen. Zeigen wir alle gemeinsam Öster- schon hin.“ Diese grundsätzliche Einstel- sönlichen Kontakt, unter vier Augen, also reich in seiner besten Verfassung – im dop- lung – es erinnert mich ein bisschen an ein unter Freunden und Bekannten – Vertrauen pelten Sinne! Österreich in seiner besten Erlebnis in Israel, nebenbei gesagt, mit Ver- zu erwerben, muß man es dennoch immer Verfassung! So ist Österreich! So sind wir! tretern der Start-up-Szene, die gesagt haben: wieder versuchen. „We don’t see problems, we don’t see chal- Ich habe unsere Bürgerinnen und Bürger Angelobung von lenges, we see opportunities.“ nach dem Auftauchen dieses verstörenden Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein Also, wir lassen uns nicht schrecken von Videos gebeten, nicht alle Politikerinnen und Nun, bevor ich zur Ernennung und Ange- Problemen oder Herausforderungen, wir se- Politiker in einen Topf zu werfen. lobung komme, möchte ich den scheidenden hen die positive Chance. Es sind die Allerwenigsten so wie in die- Ministerinnen und Ministern sowie dem schon sem Video, und Österreich ist nicht so. vergangene Woche aus dem Amt geschiede- Das Zweite ist Mut. Meine Bitte ist: Entziehen Sie, die Bürge- nen Bundeskanzler Sebastian Kurz meinen Ich zitiere gerne die Österreichische Bun- rinnen und Bürger des Landes, der Politik Dank aussprechen für ihren Einsatz im Dien- deshymne: „Mutig in die neuen Zeiten“. Es nicht das Vertrauen, wenden Sie sich nicht ste der Republik. gibt Situationen, wo man vor schwierigen ab. Prüfen Sie bitte in den nächsten Monaten Ganz besonders gilt dieser Dank auch je- Entscheidungen nicht zurückschrecken kann bis zur Nationalratswahl – und danach natür- nen vier Ministerinnen und Ministern, jenen und nicht zurückschrecken darf. Und diesen lich – wem Sie Ihr Vertrauen schenken. Und vier Persönlichkeiten, die erst vor wenigen Mut haben wir schon öfters gezeigt. ich bitte Sie jetzt schon: Gehen Sie im Tagen ernannt wurden und nun wieder aus- Und das dritte Wesentliche ist, glaube ich: Herbst zur Wahl. scheiden. Im Gespräch bleiben. Ich kann das nicht oft genug betonen, Sehr geehrte Mitglieder der künftigen Damit komme ich zu den verfassungs- auch auf gut Österreichisch: „Beim Reden Bundesregierung! rechtlich wesentlichen Schritten: Bitte erlau- kommen die Leut z‘samm!“ Ich bin überzeugt, daß Sie eine gute, sta- ben Sie, daß ich alle akademischen Titel Man setzt sich zusammen und diskutiert bile und arbeitsfähige Bundesregierung sein weglasse. was aus und schaut, wie man eine Lösung werden. Ich enthebe die mit der Fortführung der findet. Und gerade in den letzten Tagen und Ganz besonders freut es mich, daß wir Verwaltung betraute Bundesregierung des Stunden wurde das wieder sehr schön unter zum ersten Mal in der Geschichte eine Bun - Amtes. Beweis gestellt. deskanzlerin an der Spitze der Regierung ha- Gemäß Artikel 70 Absatz 1 des Bundes- ben werden und zweitens, daß Frauen und Verfassungsgesetzes ernenne ich Sie, Frau Meine Damen und Herren, Männer zum ersten Mal im gleichen Maße in Brigitte Bierlein, zur Bundeskanzlerin. ich habe anläßlich der Beauftragung von dieser Bundesregierung vertreten sind. Die Bundeskanzlerin ist vor Antritt ihres Frau Dr. Bierlein mit der Bildung einer Künftig kann niemand mehr sagen: „Das Amtes vom Bundespräsidenten anzugeloben. neuen Regierung von einer Vertrauensregie- geht leider nicht.“ Ich ersuche Sie daher, folgendes Gelöb- rung gesprochen. Und ich möchte allen heute anzugeloben- nis zu leisten und mit Ihrem Handschlag Vertrauen ist die Grundlage unseres Zu - den Ministerinnen und Ministern dafür dan- sowie durch Ihre Unterschrift zu bekräfti- sammenlebens insgesamt. Vertrauen ist na - ken und auch meinen Respekt aussprechen, gen: „Ich gelobe, daß ich die Verfassung und türlich auch die Grundlage von Politik. daß sie sich in dieser nicht einfachen Situa- alle Gesetze der Republik getreulich beob- Auch wenn es schwieriger scheint, im tion zur Verfügung stellen und diese Verant- achten und meine Pflicht nach bestem Wis- politischen Leben – schwierger als im per- wortung übernehmen. sen und Gewissen erfüllen werde.“

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Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin! m Herrn Andreas Reichhardt zum Bundes- So wie die Bundeskanzlerin sind auch die Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zur minister für Verkehr, Innovation und übrigen Mitglieder der Bundesregierung vor Ernennung zur ersten Bundeskanzlerin der Technologie, Antritt ihres Amtes vom Bundespräsidenten Republik Österreich. Bei der Erfüllung aller m Herrn Alexander Schallenberg zum anzugeloben. damit verbundenen Aufgaben im Dienste der Bundesminister für Europa, Integration Ich ersuche Sie daher, folgendes Gelöb- Republik und der Bevölkerung wünsche ich und Äußeres sowie nis zu leisten und mit Ihrem Handschlag so - Ihnen alles Gute und den besten Erfolg. m Frau Iris Eliisa Rauskala zur Bundesmi- wie durch Ihre Unterschrift zu bekräftigen: Auf Ihren Vorschlag, Frau Bundeskanzle- nisterin für Bildung, Wissenschaft und „Ich gelobe, daß ich die Verfassung und rin, ernenne ich gemäß Artikel 70 Absatz 1 Forschung. alle Gesetze der Republik getreulich beob- B-VG: Weiters betraue ich Herrn Eduard Müller achten und meine Pflicht nach bestem Wis- m Herrn Clemens Jabloner zum Vizekanzler gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit sen und Gewissen erfüllen werde.“ und zum Bundesminister für Verfassung, Artikel 77 Absatz 4 des Bundes-Verfassungs - Mit diesen Worten schloß der Bundesprä- Re formen, Deregulierung und Justiz, gesetzes mit der Leitung des Bundesministe- sident die Zeremonie in den seinen Amtsräu- m Frau Elisabeth Udolf-Strobl zur Bundes- riums für öffentlichen Dienst und Sport. men in der Wiener Hofburg. ministerin für Digitalisierung und Wirt- Schließlich ernenne ich gemäß Artikel 70 schaftsstandort, Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 78 Ab - Bundeskanzleramt und Ministerien m Frau Maria Patek zur Bundesministerin satz 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes Frau https://www.bundeskanzleramt.gv.at/ für Nachhaltigkeit und Tourismus, Ines Stilling zur Bundesministerin ohne Por- https://www.justiz.gv.at/ m Frau Brigitte Zarfl zur Bundesministerin tefeuille. https://www.bmnt.gv.at/ für Arbeit, Soziales, Gesundheit und https://www.sozialministerium.at/ Konsumentenschutz, Meine sehr geehrten Damen und Herren! https://www.bmf.gv.at/ m Herrn Eduard Müller zum Bundesmini- Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernen- https://www.bmdw.gv.at/ ster für Finanzen, nung als Mitglieder der Bundesregierung. https://bmbwf.gv.at/ m Herrn Thomas Starlinger zum Bundesmi- Ich wünsche Ihnen bei der Erfüllung Ihrer http://www.bundesheer.at/ nister für Landesverteidigung, Aufgaben alles Gute und viel Erfolg. Und https://www.bmeia.gv.at/ m Herrn Wolfgang Peschorn zum Bundes- ich freue mich auf eine gute Zusammenar- https://www.bmi.gv.at/ minister für Inneres, beit mit Ihnen. https://www.bmvit.gv.at/

Bundeskanzlerin Clemens Jabloner, Vizekanzler und Bundesminister Brigitte Bierlein für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz Alle Fotos: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Alle Fotos: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Maria Patek, Bundesministerin Brigitte Zarfl, Bundesministerin für Arbeit, für Nachhaltigkeit und Tourismus Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 58 Innenpolitik

Eduard Müller, Bundesminister für Finanzen und Leitung des Elisabeth Udolf-Strobl, Bundesministerin Bundesministeriums für öffentlichen Dienst und Sport für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

Iris Eliisa Rauskala, Bundesministerin Thomas Starlinger, für Bildung, Wissenschaft und Forschung Bundesminister für Landesverteidigung

Alexander Schallenberg, Bundesminister Ines Stilling, Bundesministerin ohne für Europa, Integration und Äußeres Portefeuille im Bundeskanzleramt Alle Fotos: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Alle Fotos: Carina Karlovits und Peter Lechner / HBF Wolfgang Peschorn, Andreas Reichhardt, Bundesminister Bundesminister für Inneres für Verkehr, Innovation und Technologie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 59 Innenpolitik Erstes Statement von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein »Große Verantwortung gewissenhaft wahrnehmen«

er immer das Amt des Bundeskanz- Wlers, der Bundeskanzlerin, bekleiden darf, trägt eine große Verantwortung. Ich bin mir dieser großen Verantwortung bewußt und nehme die Aufgabe mit Demut und mit dem festen Glauben an die Stärke unserer Republik Österreich an“, sagte Bundeskanz- lerin Brigitte Bierlein am 3. Juni bei ihrem ersten Pressestatement im Bundeskanzler- amt. Die Bundeskanzlerin dankte Bundesprä- sident Alexander Van der Bellen für das ent- gegengebrachte Vertrauen sowie den Bun- desministerInnen für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Aufgabe. „Sie alle eint ihre unbestrittene Expertise und der treue, lan ge Dienst im Interesse der Republik.“ Österreich sei ein Land mit einer starken, unabhängigen Justiz, freien Medien und einer transparenten öffentlichen Verwaltung. „Das Ziel dieser Bundesregierung ist klar: Wir werden uns mit aller Kraft um das Ver- Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: trauen der Bürgerinnen und Bürger, der im Am 3. Juni gab Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein ein Pressestatement zu ihrem Amtsantritt. Parlament vertretenen Parteien, der vielen Amtsträgerinnen und Amtsträger, der Vertre- verringert und die Kabinette verschlankt falt der Meinungen, von der Bereitschaft zum terinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft worden. Zudem habe man auf Staatssekreta- Dialog und einem konstruktiven Miteinan- sowie der Religionsgemeinschaften bemü- riate verzichtet. der. Bierlein wandte sich daher auch explizit hen“, so Bierlein. Die Regierungschefin betonte, daß es die an die Jugend sowie die jungen Frauen: „Un- „Es ist das Selbstverständnis dieser Bun - Bundesregierung als ihre Aufgabe ansehe, ser Land, unsere Demokratie, braucht die desregierung, die uns übertragene Verantwor- den BürgerInnen zu dienen. „Es liegt im We - gestalterische Kraft und den Glauben an Ös- tung gewissenhaft wahrzunehmen und die sen unserer Demokratie, daß dem Parlament terreich. Das Engagement ist unersetzlich Gesetze nach bestem Wissen und Gewissen in dieser Zeit eine wichtige und verantwor- für das Wohl unserer Republik und für ganz zu vollziehen.“ Den BürgerInnen würden alle tungsvolle Rolle zukommt. Die Regierung Europa. Uns eint ein Ziel: ein starkes, le- Dienstleistungen des Staates uneingeschränkt ist jederzeit bereit, das Fachwissen innerhalb benswertes und tolerantes Österreich als ein zur Verfügung stehen, versicherte die Bun - der Ministerien allen Abgeordneten zur Ver- verlässlicher Partner in Europa und der Welt. deskanzlerin. Ein besonderes Anliegen sei fügung zu stellen.“ In diesem Sinne werden wir arbeiten und als dabei der sorgsame Umgang mit Steuergel- Die Demokratie in Österreich lebe von Bundesregierung dienen“, so die Bundes- dern. Daher seien die Anzahl der Ministerien klaren, transparenten Regeln, von der Viel- kanzlerin abschließend. Foto: BKA / Dragan Tatic Foto:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 60 Innenpolitik Stimmen aus den Parlamentsparteien

Kurz: Bestmögliche Unterstützung ihrer ExpertInnenregierung“, so Rendi-Wag- nun absolut keine Rolle spielt und die Exper- für Brigitte Bierlein ner gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. tise und das Wohl der Republik im Vorder- „Brigitte Bierlein ist eine außerordentlich grund stehen.“ Angesichts der Diskussionen kompetente, erfahrene und integre Persön- FPÖ gratuliert der ersten Bundeskanz- von SPÖ, ÖVP und FPÖ um die angelobten lichkeit. Bierlein wird die nächsten Monate lerin der Republik Österreich ExpertInnen stellt Meinl-Reisinger fest: „Es für eine stabile Verwaltung in Österreich sor- Der designierte Bundesparteiobmann der ist schon erstaunlich wie weit der Proporz gen. Wir werden sie dabei natürlich bestmög - Freiheitlichen Partei Österreichs, Klubob- auf Beamtenebene vorgedrungen ist, daß die lich unterstützen“, so Sebastian Kurz, Ob- mann Norbert Hofer, gratuliert Brigitte Bier- anderen Parteien offensichtlich tagelang um mann der neuen Volkspartei. lein zur Ernennung zur ersten Bundeskanzle- Persönlichkeiten streiten müssen. Auch das „Wir bedanken uns bei Brigitte Bierlein rin der Republik Österreich: „Dr. Brigitte sollte sich in Österreich ändern.“ für die Bereitschaft, sich noch stärker in den Bierlein ist eine hoch angesehene, bestens Dienst unseres Landes zu stellen, so etwas ist qualifizierte und integre Persönlichkeit, die Pilz: Um Klassen besser nicht selbstverständlich“, so Kurz abschlies- gemeinsam mit den noch zu ernennenden als die Vorgängerregierung send. Ministerinnen und Ministern Garant dafür „Auf der mittleren Ebene Proporz und ein „Es ist erfreulich, daß Alexander Van der sein wird, daß die Regierungsgeschäfte frei Paintballminister – das sind die Mängel an Bellen und Brigitte Bierlein so rasch eine von parteipolitischen Einflüssen und Aus- der Regierung, die aber an einem nichts än- Übergangsregierung bilden konnten. Die wirkungen des beginnenden Wahlkampf mit dern. Die Bundeskanzlerin hat mit der Wahl Volkspartei hat dem Bundespräsidenten und Sachkompetenz, Umsicht und Rücksicht auf des Vizekanzlers und der Wahl des Innenmi- der Übergangskanzlerin von Anfang an ihre die Erfordernisse der budgetären Herausfor- nisters klare Maßstäbe gesetzt: für Qualität Unterstützung zugesichert. Dazu stehen wir derungen bewältigt werden können.“ und Unabhängigkeit“, sagt Peter Pilz. Er er - auch weiterhin und werden im Sinne der Sta- Der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann wartet, daß insbesondere im Innenministe- bilität und der Ordnung in unserem Land Herbert Kickl sieht die Ernennung Bierleins rium schnell Fehler der Vergangenheit korri- handeln“, so der Klubobmann der Volkspar- in sehr gutem Einklang mit den Erfordernis- giert werden. Dafür wird er dem Innenmini- tei, August Wöginger. sen, die sich jetzt im Zusammenhang mit den ster konkrete Vorschläge machen. Er sei überzeugt, daß die Übergangsre- Aufgaben eines Übergangsregierungschefs Maria Stern, Parteiobfrau und Frauen- gierung die Amtsgeschäfte der Republik bis stellen. Er kündigt eine gute Zusammenar- sprecherin von Jetzt-Liste Pilz: „Gerade un- zur Bildung einer neu gewählten Regierung beit auf parlamentarischer Ebene im Interes- gewöhnliche Zeiten ermöglichen längst reibungslos weiterführen wird, so Wöginger se der österreichischen Bevölkerung mit der Überfälliges, hier wurde souverän eine Chan- abschließend. neuen Bundeskanzlerin an: „Es geht uns vor ce genutzt. Ich lege jetzt eine Schweigemi- allem darum, ein reibungsloses Miteinander nute für die unsagbar schlechte, nicht vor- Rendi-Wagner: Schaue zuversichtlich zwischen Parlament und der Übergangsre- handene Frauenpolitik der türkisblauen Bun- auf künftige Zusammenarbeit gierung zu gewährleisten. Ich werde dazu in desregierung ein und werde danach mit un- SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela meiner neuen Funktion den nötigen Beitrag seren Parteimitgliedern und AktivistInnen Rendi-Wagner hat anläßlich der Angelobung leisten.“ […] auf die erste österreichische Kanzlerin der ExpertInnenregierung betont: „Ich be- anstoßen.“ grüße, daß Brigitte Bierlein so schnell eine Meinl-Reisinger: Aufklärung und Ver- ExpertInnenregierung zusammenstellen konn - waltung ohne Parteipolitik ist Gebot te. Mit Brigitte Bierlein steht nun erstmals der Stunde Der Wahltermin eine Frau an der Spitze der Regierung. Das „Ich bin froh, daß durch diese Über- ist ein tolles frauenpolitisches Signal. Die gangsregierung aus Expertinnen und Exper- Der Termin für die Nationalratswahl Bundeskanzlerin hat mich regelmäßig über ten wieder Stabilität einkehrt. Daß zudem stand zu Redaktionsschluß noch nicht fest. den Stand ihrer Vorschläge zu den einzelnen gleich viele Frauen wie Männer in der Re - Fix war bisher nur, daß sie im September Ministerien informiert. Das sind gute Voraus - gierung vertreten sind, ist nicht nur sehr er- abgehalten werden wird. Der frühest mögli- setzungen dafür, daß wieder Ruhe ins Land freulich, sondern auch längst überfällig“, che Termin wäre der letzte Sonntag im einkehrt und die kommenden Monate von kommentiert NEOS-Klubobfrau Beate Meinl- August gewesen, der aber nicht in Frage Stabilität geprägt sein können. Dazu braucht Reisinger die Angelobung der Bundesregie- kam, weil da noch zu viele WählerInnen auf es nun einen intensiven, regelmäßigen und rung Bierlein. „Ich erwarte mir von den Mit- Sommerferien sind, was auch noch auf den un voreingenommenen Dialog zwischen den gliedern der Übergangsregierung, daß sie ersten Sonntag im September (1.) zutreffen Parlamentsfraktionen und der künftigen Ex- den Auftrag von Bundespräsident Van der dürfte. Während die ÖVP den 8. September pertInnenregierung auf Augenhöhe.“ Die Bel len erfüllen. Das bedeutet, das Land or - präferiert, sind SPÖ und FPÖ eher für einen SPÖ-Chefin unterstrich weiters, daß „wir die dentlich und abseits von Parteipolitik zu ver- möglichst späten Termin. Im Gespräch sind kommenden Monate noch für Sachpolitik walten und – wo nötig – rasche Aufklärung also der 22. oder der 29. September, wobei es und Themen nutzen können, hinter denen die voranzutreiben.“ wegen des 22. noch Überlegungen gibt, ob ein breite Mehrheit der Bevölkerung steht. Ich Klar sei, daß auch die jetzigen Ministe- Zu sam menlegen der Nationalratswahl mit schaue zuversichtlich auf die künftige Zu- rinnen und Minister parteipolitischen Hinter- der Landtagswahl in Vorarlberg sinnvoll ist sammenarbeit mit der Bundeskanzlerin und grund haben. „Ich erwarte mir aber, daß dies oder nicht.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 61 »Burgenland Journal« Vorgezogene Neuwahl auch im Burgenland

Das Burgenland wird am 26. Jänner 2020 in einer vorgezogenen Wahl einen neuen Landtag wählen.

as hat der Koalitionsausschuß von SPÖ DBurgenland und FPÖ Burgenland am 20. Mai beschlossen. Der Landtag wird da- her spätestens Ende Oktober aufgelöst. „Wir wollen kein Land, wo Machthaber ihre Macht benützen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Wir wollen kein Land, wo Großindustrielle durch Spenden politische Entscheidungen beeinflussen. Wir wollen kein Land, wo Rechtsradikale möglicher- weise politische Entscheidungsträger erpres- sen“, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil nach der Sitzung des Koalitions- ausschusses, der aufgrund der schwer bela- steten Situation durch den Skandal um das Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ, r.) und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef „Ibiza-Video“ einberufen worden war (siehe Tschürtz (FPÖ) gaben am 20. Mai den Termin für die vorgezogenen Landtagswahlen bekannt. Bericht ab der Seite 46). des Landtags werde man sich auf einen kur- region Europas entwickeln kann. Mit mei- Auflösung des Landtags im zen, sparsamen Wahlkampf von wenigen Wo - nem Programm des ‚Klugen Wachstums‘ will Herbst, Wahl Ende Jänner chen beschränken. ich dazu beitragen, daß das Wohlstands- In diesem Lichte habe sich der Koali- Der Landeshauptmann machte auch deut- wachstum im Burgenland auch für die näch- tionsausschuß auf eine gemeinsame Vor- lich, daß er nichts von einer Zusammenle- sten Jahrzehnte gesichert wird. Dafür ersu- gangsweise verständigt: „Wir haben uns auf gung von Nationalrats- und Landtagswahlen che ich heute schon alle Burgenländerinnen den Wahltermin 26. Jänner geeinigt. Das be- hält: „Auf Österreich kommt ein sehr schmut- und Burgenländer um ihre Unterstützung.“ deutet, daß wir Mitte bis Ende Oktober den ziger und sehr gehässiger Wahlkampf zu. Landtag auflösen müssen. Wir werden diese Damit wollen wir im Burgenland nichts zu Tschütz: Lassen uns von unserem Zeitspanne dazu nutzen, um wichtige noch tun haben.“ Ihm gehe es darum, daß weder Weg im Burgenland nicht abbringen offene Punkte des Regierungsprogramms – der destruktive Stil noch die Unsicherheit der Landeshauptmann-Stv. Josef Tschürtz sag - vor allem den Mindestlohn und den Zu- Bundespolitik auf das Burgenland übertra- te in der gemeinsamen Pressekonferenz, man kunftsplan Pflege – umzusetzen und auch gen werden. „Wir stehen für ruhiges verant- gehe einen Weg, der sehr erfolgreich sei, noch das Budget zu beschließen.“ Es werde wortungsvolles Handeln im Interesse des weshalb man ihn auch fortsetzen werde, bis noch im Juni eine Regierungsklausur geben, Landes – und nicht für ein überhitztes Agie- das Regierungsprogramm abgearbeitet sei. bei der der konkrete Fahrplan festgelegt wird. ren, das in die Instabilität führt.“ Das könnte im November oder Dezember so weit sein. „Damit haben wir dann die Perio- Burgenland braucht nun Stabilität Doskozil: »Mein Herz und mein de so abgeschlossen, wie wir das vereinbart und einen kurzen, fairen Wahlkampf Wollen sind hier im Burgenland« ha ben. Mit Respekt, gegenseitiger Wertschät - Angesichts der Instabilität und Unsicher- Allen Spekulationen bezüglich seiner zung und vor allem ohne Streit“, so Tschürtz. heit, in die Österreich manövriert worden sei, persönlichen politischen Zukunft erteilte der Die Sache um Heinz Christian Strache sei gelte es im Burgenland einen kühlen Kopf Landeshauptmann neuerlich eine klare Ab- unentschuldbar, so Tschürtz, „das Wichtigste zu bewahren, begründete Doskozil die Vor- sage: „Mein Herz und mein Wollen sind hier ist natürlich, daß wir uns von unserem Weg gangsweise: „Die Geschehnisse im Bund füh- im Burgenland. Ich werde selbstverständlich im Burgenland nicht abbringen lassen und ren die Republik in eine volatile, sehr unsi- als Spitzenkandidat in die Landtagswahl ge- daß wir zielorientiert weiterarbeiten und al - chere Zeit. Das Burgenland braucht Augen- hen“, so Doskozil. Er habe sich im Februar les, was wir uns vorgenommen haben, auch maß und Besonnenheit, um nicht in diese dieses Jahres fürs Burgenland entschieden umsetzen werden.“ Spirale hineingedrängt zu werden. Wir wol- und das bleibe auch so: „Die Burgenlände- Und da würden noch spannende Themen len stabile Verhältnisse – und wir wollen aus rinnen und Burgenländer haben in den letz- auf die Burgenländerinnen und Burgenlän- dem Regierungsprogramm noch jene The- ten Jahrzehnten bewiesen, daß sich auch ein der zukommen. n men abarbeiten, die wir uns vorgenommen kleines Land wie das Burgenland mit Tat- https://burgenland.spoe.at/ haben“, betonte Doskozil. Nach Auflösung kraft und Zusammenhalt zu einer Vorzeige- https://www.fpoe-bgld.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 62 »Burgenland Journal« UNO-City unterwegs

Landtagspräsidentin Verena Dunst lud zur Ausstellung »40 Jahre UNO-City« ins Landhaus: »Frieden ist das allerhöchste Gut. Die UNO ist der Garant dafür.« Foto: Bgld. Landesmedienservice Landtagspräsidentin Verena Dunst mit Martin Nesirky, Direktor, Informationsdienst der Vereinten Nationen in Wien, Doris Resch, Secretariat Services Officer, UN-Buero für Drogen und Verbrechensbekämpfung Irene Höglinger-Neiva, Public Information Officer, Informationsdienst der Vereinten Nationen in Wien und SchülerInnen bei der Ausstellung „40 Jahre UNO“

er Amtssitz der Vereinten Nationen in DWien feiert 2019 sein 40jähriges Jubi- läum und damit vier Jahrzehnte Diplomatie im Herzen Europas. Anläßlich des Jubiläums tourt eine Wanderausstellung, die die Arbeit der Vereinten Nationen in Wien zeigt, durch ganz Österreich. Am 7. Mai machte die Aus- stellung im Rahmen einer öffentlichen Ver- anstaltung im Burgenländischen Landtag in Eisenstadt halt. Zur Präsentation der Ausstellung eingela- den waren auch SchülerInnen der HAK Ei - senstadt und der NMS Rosental in Eisenstadt. „Es geht einerseits darum, daß junge Men- schen die UNO, ihre Funktionsweise und ihre unschätzbaren Leistungen für den Frie- den kennenlernen. Es geht aber auch darum, die UNO als Arbeitgeber kennenzulernen“,

so Landtagspräsidentin Verena Dunst. Foto: Bgld. Landesmedienservice Frieden, so Dunst, sei das allerhöchste Die Landtagspräsidentin mit den Schülerinnen vor einer der Schautafeln der Ausstellung Gut. Die UNO sei der Garant für Frieden. Neben der Ausstellung informierten UNO- Vereinten Nationen in Wien, um das Leben durch im Wandelgang vor dem Landtagssit- MitarbeiterInnen und -VertreterInnen über von Menschen auf der ganzen Welt zu ver- zungssaal besichtigt und konnte danach von ihre Tätigkeit. bessern“, so der Leiter des Informationszen- Schulen angefragt werden, nach Möglichkeit Das Vienna International Centre (VIC), trums der UNO-City in Wien, Martin Nesir- standen auch dabei wieder UNO-Mitarbei- bekannt als „UNO-City“, wurde am 23. Au - ky. Allein habe die Organisation 470.000 terInnen und -VertreterInnen bereit, um über gust 1979 offiziell eröffnet. „Heute arbeiten BesucherInnen und KonferenzteilnehmerIn- die Tätigkeit der UNO zu informieren. n mehr als 5.000 Bedienstete aus über 125 Län - nen begrüßen können, betonte Nesirky. Siehe auch die Berichte über das UNO-Jubi- dern in den Organisationen und Büros der Die Ausstellung war noch den Mai hin- läum in Wien den Seiten 21 und 33.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 63 »Burgenland Journal« Grundlage für Zukunftsplan Pflege

Absicherung von pflegenden Angehörigen und Ausweitung der Leistungen für Menschen mit Behinderung sind Schwerpunkte der Novelle des Burgenländischen Sozialhilfegesetzes

it der Novelle des Burgenländischen MSozialhilfegesetzes soll die rechtliche Grundlage für die weitere Umsetzung des „Zukunftsplans Pflege“ geschaffen werden. Soziallandesrat Christian Illedits informierte gemeinsam mit LAbg. KO Géza Molnár und LAbg. Christian Drobits am 24. Mai über die Eckpfeiler der Neuerungen. Die wichtigsten Inhalte betreffen die Anstellung von pflegen- den Angehörigen, die Ausweitung der Lei- stungen für Menschen mit Behinderungen und die Neuregelung der Freizeitassistenz. Die Beschlußfassung der Novelle in der Landesregierung ist für 2. Juli vorgesehen, die Beschlussfassung durch den Landtag soll im September erfolgen, das novellierte Ge- setz ab 1. Oktober 2019 gelten.

Illedits: »Novelle schafft Basis für die Foto: Bgld. Landesmedienservice Umsetzung des Zukunftsplans Pflege« Soziallandesrat Christian Illedits (m.) informierte gemeinsam mit LAbg. KO Géza Molnár (li.) „Die demografische Entwicklung bringt und LAbg. Christian Drobits über die Neuerungen im Burgenländischen Sozialhilfegesetz große Herausforderungen für das burgenlän- dische Sozialsystem mit sich. Die Pflege der das Anstellungsmodell betreffenden Be - Hause alt werden zu können, liege auch dem einer stetig wachsenden Zahl immer älterer stimmung durch die Landesregierung bis Gedanken des Zukunftsplans Pflege zugrun- Menschen zählt dabei zu den wichtigsten spätestens 31. März 2022 vor; danach soll de, sagte Illedits. Im Hinblick auf die sozial- Auf gaben, denen wir uns jetzt schon stellen über eine allfällige Adaptierung, Verlänge- rechtliche Absicherung pflegender Angehö- müssen. Der Zukunftsplan Pflege soll dafür rung oder das gänzliche Außerkrafttreten ent - riger wird diesen künftig eine Anstellung er - die nötigen Lösungen liefern. Mit der Novel- schieden werden. möglicht. Bedingung ist eine davor zu absol- le des Sozialhilfegesetzes wollen wir diese vierende theoretische Heimhilfeausbildung, in einen legistischen Rahmen gießen, aber Drobits: Schwächste sollen parallel dazu ist eine praktische Ausbildung auch eine Klarstellung und Aktualisierung besonders unterstützt werden bei einer stationären Einrichtung erforderlich. einiger Bestimmungen vornehmen und nicht Die Novelle zum Sozialhilfegesetz zeige Innerhalb eines Jahres muß über die ganze zuletzt eine Reihe notwendiger legislativer den Willen der Regierung, die Schwächsten Ausbildung eine Prüfung abgelegt werden, Anpassungen vornehmen. Die Novelle soll der Gesellschaft – Pflegebedürftige und Men - die Kosten dafür werden vom Land ge tragen. die Grundlage für die Umsetzung des Zu- schen mit Behinderungen – besonders zu un- kunftsplans Pflege bilden“, erklärte Illedits. terstützen, so Drobits. „Die Persönliche Modell soll auch mehr Menschen Hilfe soll dahingehend erweitert werden, daß für Pflegeberuf begeistern Molnár: »Betreten mit es eine Integrationsbegleitung gibt. Wir wol- Die Anstellung – bei einer im Rahmen diesem Modell Neuland« len, daß Menschen mit Behinderung in der der KRAGES noch zu schaffenden gemein- „Wir haben uns die Stärkung der Pflege Gesellschaft, aber auch im Arbeitsleben nützigen GmbH – wird ab 1. Oktober 2019 zuhause durch Angehörige, die wir sozial- mehr Chancen haben und integriert werden möglich sein und auf Basis einer Vollzeitbe- versicherungsrechtlich absichern wollen, die sollen. Auch der Bereich der Freizeitassistenz schäftigung mit 1.700 Euro netto entlohnt. Stärkung der Pflege der Angehörigen selbst soll neu geregelt werden, um Menschen mit Illedits: „Es wird drei Anstellungsmodelle und deren Verbleib in den eigenen vier Wän- Behinderung auch in der Freizeit die Mög- für die Pflegestufen 3, 4 und 5 geben, wobei den, so lange dies möglich ist, zum Ziel ge - lichkeit zu bieten, ein selbstbestimmtes, ei- die Pflegestufe das Ausmaß der Anstellung – setzt. All das sieht das Pilotprojekt der An- genverantwortliches Leben zu führen.“ 20, 30 oder 40 Stunden – bestimmt. Wir wol- stellung pflegender Angehöriger vor. Wir be - len mit einer adäquaten Bezahlung mehr Men- treten mit diesem Modell Neuland, deshalb Anstellung pflegender Angehöriger schen für diesen Beruf begeistern und viel- wollen wir auch nach absehbarer Zeit eine nach Heimhelferausbildung leicht auch dazu motivieren, nach Ende der Evaluierung vornehmen“, betonte Molnár. Der Wunsch pflegebedürftiger Menschen Pflege des Angehörigen weiter in diesem Die Novelle sieht explizit eine Evaluierung im Burgenland, so lange wie möglich zu Bereich tätig zu sein.“

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 64 »Burgenland Journal«

Voraussetzung für eine Anstellung ist ein Verwandtschaftsverhältnis bis zur 2. Paren- tel – d.h. EhepartnerIn (auch eingetragene Transdanube Pearls PartnerIn und Personen, die miteinander in einer Lebensgemeinschaft leben und deren LR Dorner: »Die Realisierung der klimafreund- Kin der und Enkelkinder), Verwandte in ge - lichen Mobilität ist eine Win-Win-Win-Situation« rader Linie (Großeltern, Eltern, Kinder, En - kelkinder; auch Wahleltern/-kinder) und Ver- wandte zweiten und dritten Grades in der Seitenlinie (Seitenlinie: Bruder/Schwester, Tante/Onkel, Nichte/Neffe), Verschwägerte in gerader Linie und Verschwägerte zweiten Grades in der Seitenlinie. Beim Ausfall des Pflegenden etwa durch Krankheit soll es aus einem Pool eine Er- satzpflege geben oder eine vorübergehende Kurzzeitpflege in einer stationären Einrich- tung erfolgen. Die Mehrkosten sollen durch eine Erhöhung der Tagsätze durch das Land abgedeckt werden, verspricht Illedits, der für Foto: Bgld. Landesmedienservice diese Maßnahme eine Image- und Informa- v.l: Stefan Schindler (Neusiedler See Tourismus), Martin Schamann (Umweltbundesamt), Robert Thaler (Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus) und LR Heinrich Dorner tionskampagne ankündigte. lf Tourismusregionen haben in den ver- Verschränkung der verschiedenen Mobili- Ausweitung der Leistungen für Egangenen zwei Jahren nachhaltige und tätsarten gearbeitet. Menschen mit Behinderungen umweltfreundliche Mobilitätskonzepte aus- Der Geschäftsführer des Neusiedler See Mit der Novelle soll auch die Situation gearbeitet. In und innerhalb der Regionen Tourismus, Stefan Schindler, verwies auf die behinderter Menschen im Burgenland nach- sollen sich die Gäste ressourcenschonend zu Neusiedler See-Card, die „ein Schlüssel für haltig verbessert und deren Gleichbehand- Fuß, mit dem Rad, dem Bus oder dem Zug die ganze Region“ sei. Die Card ist nicht nur lung in allen Lebensbereichen gewährleistet be ziehungsweise auf der Donau mit umwelt- Eintrittskarte für Sehenswürdigkeiten oder werden. Ein wichtiger Punkt ist die gesetzli- freundlichen Schiffen fortbewegen. In Neu- Seebäder, sie ist gleichzeitig auch ein Fahr- che Verankerung der Freizeitassistenz. War siedl am See fand die Konferenz mit 75 Teil- schein für alle öffentlichen Verkehrsangebo- diese bisher ein Aspekt der Persönlichen Hil- nehmern aus neun Donauländern statt. Die te in der Region. „Der Nationalpark Neusied- fe (§ 29), wird dafür nunmehr eine eigene „Donauperlen“ wurden im Rahmen dieses ler See ist eine sensible Region, daher müsse umfassende rechtliche Basis geschaffen. Netzwerktreffens zertifiziert. Darunter war auf die Natur besonderer Wert gelegt wer- Künftig soll die Persönliche Hilfe „Integra- auch die Tourismusregion Neusiedler See. den“, unterstrich Schindler. tionsbegleitung“ heißen. Schließlich ergibt Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner über- Organisiert wurde die Konferenz vom sich auch ein aktueller Novellierungsbedarf reichte am 13. Mai gemeinsam mit den Pro- Umweltbundesamt Österreich und dem Bun- aus der Kündigung der Art. 15a B-VG-Ver- jektpartnern die Zertifikate. desministerium für Nachhaltigkeit und Tou- einbarung über den Kostenersatz in den Das Projekt wurde 2017 gestartet und im rismus Österreich (BMNT). Der Vertreter des Angelegenheiten der Sozialhilfe durch das EU Interreg Programm „Danube Transnatio- Umwelt bundesamtes, Martin Schamann, Land Burgenland. nal Programme“ gefördert. Das Gesamtbud- meinte, das Ziel des Projektes – die Donau- get betrug rund 2,9. Mio. Euro. Insgesamt perlen umweltfreundlich zu verbinden – sei Abschaffung des Pflegeregresses wird waren Projektpartner aus neun Staaten betei- erfolgreich umgesetzt worden. Benutzer- in der Novelle berücksichtigt ligt. Geleitet wurde das Projekt vom Um - freundliche Informationen sollen Touristen Schließlich soll auch die Abschaffung des weltbundesamt Österreich. Im Burgenland eine problemlose und einfache An-, Ab- und Pflegeregresses durch den Bund per 1. Jän- war neben der Tourismusregion Neusiedler Weiterreise zur nächsten Destination mit Zug, ner 2018 auch im Burgenländischen Sozial- See die Mobilitätszentrale des Regionalma- Bus, Rad oder umweltfreundlichen Schiffen hilfegesetz – seither im Burgenland und in nagements Burgenland (RMB) beteiligt. möglich machen. Robert Thaler vom BMNT den anderen Bundesländern ohne gesetzliche Infrastrukturlandesrat Dorner betonte in erwähnte die Vorreiterrolle dieses Projekts. Grundlage bereits praktiziert – berücksich- seinem Statement, daß die Realisierung der Insgesamt sei jedoch eine Verhaltensänderung tigt werden. Auch hier werde mit noch nicht klimafreundlichen Mobilität eine WIn-Win- der Menschen ein notwendiger Schritt für zu beziffernden Mehrkosten gerechnet. Win-Situation bedeute: „Es gewinnt die klimafreundliche Mobilität. „Mit der geplanten Novelle des Sozialhil- Bevölkerung der jeweiligen Region, es ge- Nach Abschluß des Projektes Transdanu- fegesetzes wollen wir gemeinsam dafür sor- winnen die Gäste, die die Region besuchen, be Pearls im Sommer 2019 werden die oben gen, daß die Leistungen für die ältere Gene- und am Ende gewinnt die Umwelt.“ In Zu - angesprochnenen elf Tourismusregionen ration und Menschen mit Behinderungen aus- kunft sei es wichtig, die Ideen des Tourismus- weiterhin in einem Netzwerk kooperieren und geweitet werden und so das Burgenland auch projekts in den Alltag einfließen zu lassen. die Idee der nachhaltigen Mobilität im Tou- künftig ein soziales und menschliches Bun- So werde derzeit im Burgenland an der Inte- rismus fortführen. n des land bleibt“, so Illedits abschließend. n gration von Radfahren im Alltag und der http://www.interreg-danube.eu/approved-projects/transdanube-pearls

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 65 »Burgenland Journal« 161 Mio. Euro für Infrastruktur

Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner zum Burgenländischen Bauprogramm 2019

m Jahr 2019 werden im Burgenland für Iden Infrastrukturbereich rund 161 Millio- nen Euro ausgegeben“, sagte der Infrastruk- turlandesrat Heinrich Dorner bei der Präsen- tation des Bauprogramms für das Burgen- land gemeinsam mit Baudirektor Wolfgang Heckenast am 14. Mai bei einer Pressekon- ferenz in Eisenstadt. Das Geld werde zielgerichtet eingesetzt, um die Infrastruktur des Landes nachhaltig zu gestalten und so sicher wie möglich zu machen. Mit dem Ausbau der Infrastruktur werden kluges Wachstum, Arbeitsplätze und Unternehmen gefördert. „Jeder in die Infra- struktur investierter Euro rentiert sich ums Zigfache und hat einen mehrfachen Nutzen“, betonte Dorner. Als Beispiel nannte der Landesrat den derzeit laufenden Ausbau der S31 zwischen Mattersburg und Weppersdorf/St. Martin. Da - Foto: Bgld. Landesmedienservice mit werde nicht nur die Schnellstraße in die- Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (r.) und Baudirektor Wolfgang Heckenast anläßlich der Pressekonferenz zum Bauprogramm 2019 sem Bereich moderner, leistungsfähiger und vor allem sicherer, es werde dadurch auch Baudirektor Heckenast nannte die größ- nen wird mit den Arbeiten im Juli 2019, die der Wirtschaftsstandort und der Arbeitsmarkt ten Projekte in diesem Jahr: Baukosten belaufen sich auf 710.000 Euro. massiv gestärkt. Businesszone Parndorf – Neusiedl am See Ähnliche Impulse für das Südburgenland Zur Verbesserung des Verkehrsflusses so- Bei Bruckneudorf erwartet sich der Landesrat durch die Errich- wie zur Erleichterung des Fußgänger- und wird die Leithabrücke neu errichtet. Die jet- tung der S7: „Die neue Schnellstraße wird Radverkehrs werden mehrere Kreuzungs- zige Brücke wurde in den 50iger-Jahren er- dem Südburgenland einen zusätzlichen Schub punkte im Bereich der Businesszone Parn- richtet und 1992 einer Sanierung unterzogen. geben und für kluges Wachstum sorgen, von dorf – Neusiedl am See umgebaut. Die Bau- Aufgrund der Konstruktionsweise, der Trag- dem alle profitieren“, meinte Dorner. maßnahmen werden im September 2019 be - fähigkeit und des Erhaltungszustandes der Die 161 Mio. Euro verteilen sich auf die gonnen und sollen bis Juni 2020 abgeschlos- bestehenden Brücke ist eine Erneuerung wirt - Be reiche sen werden. Die Kosten dafür betragen schaftlicher als eine Sanierung des Bestan- Landesstraßen: € 17,0 Mio. 880.000 Euro. des. Die Kosten: 1,9 Mio. Euro. Ländliche Wege: € 12,0 Mio. Bundesstraßen: € 97,5 Mio. Bei Weppersdorf Süd Lahnbachbrücke in Rudersdorf Wasser- u. Umweltwirtschaft: € 35,0 Mio. wird die bestehende Kreuzung der B50 mit Im Zuge einer Brückenüberprüfung wurde der Rampe B62 in Fahrtrichtung S31 zu festgestellt, daß die Brücke erneuert werden „Aufgrund der starken Regenfälle der einer Kreisverkehrsanlage umgebaut. Zusätz- muß. Der Neubau ist wirtschaftlicher als eine letzten Tage ist das Thema Hochwasser wie- lich werden Zufahrtsstraßen zu einem neuen Sanierung. Der Fahrzeug- und Fußgängerver - der in aller Munde. Insgesamt werden heuer Betriebsgelände errichtet. Ebenfalls wird eine kehr wird mittels lokaler Umfahrungsstraße rund 14 Mio. Euro in Bauvorhaben und In - Rad- und Gehweg-Verbindung vom Zentrum aufrechterhalten. 2019 wird gebaut, die Ko- standhaltungsmaßnahmen für den Hochwas- Weppersdorf über den Kreisverkehr zum sten betragen 1,1 Mio. Euro. serschutz investiert“, unterstrich Dorner. Ne - neuen Betriebsgebiet errichtet. Die Arbeiten ben den Instandhaltungsmaßnahmen sind ak - sollen im November 2019 abgeschlossen wer - In der Gemeinde Mannersdorf tuell 21 Bauvorhaben – Rückhaltebecken und den, die Kosten betragen rd. 2,2 Mio. Eu ro. an der Rabnitz werden drei Hochwasserrück - lineare Maßnahmen – in der aktiven Bau- haltebecken errichtet und die Verrohrung des phase. Auf der Ortsdurchfahrt Kohfidisch Siebenbründlbaches im Bereich des Ortsteils Ziel der Landesregierung im Burgenland wird die Straßenoberfläche der L 106 sa - Rattersdorf saniert. Anlaß für diese Maßnah- sei es, in Zukunft die Baumaßnahmen ver- niert. Auf 1,9 Kilometer Länge wird die men waren die Hochwasser 2009 und 2012. stärkt in Eigenregie umzusetzen, informierte Oberfläche abgefräst und anschließend neu Dadurch werden die Liegenschaften und In- der Landesrat. Dafür werden derzeit die Vor- asphaltiert. Weiters werden sämtliche Geh- frastruktureinrichtungen vor Überflutungen bereitungen getroffen. steige und Hauszufahrten erneuert. Begon- und Vermurungen geschützt werden. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 66 »Burgenland Journal« Goldener Mistkäfer

Auszeichnungen für gelebten Natur- und Umweltschutz für besondere Leistungen im Bereich der burgenländischen Abfallwirtschaft in Neusiedl verliehen Foto: Bgld. Landesmedienservice »Goldener Mistkäfer« für den Kindergarten Sieggraben

n Fortführung einer Aktion aus dem Jahr und -verwertung“ mit dem „Goldenen Mist- Ehrengäste, an der Spitze Landesrat Hein- I1993 werden vom Burgenländischen Müll- käfer“ ausgezeichnet. Zur Teilnahme an der rich Dorner, BMV-Obmann Bürgermeister verband und der Burgenländischen Landes- Aktion sind Kindergärten, Schulen und Ge - Michael Lampel, BMV-Obmann-Stv. Bür- regierung besonders vorbildhafte Aktivitäten meinden, aber auch Privatpersonen eingela- germeister Josef Korpitsch und Geschäfts- und Ideen zum Thema „Abfallvermeidung den. In Anwesenheit zahlreicher Fest- und führer Johann Ja nisch, wurden am 23. Mai in Foto: Bgld. Landesmedienservice »Goldener Mistkäfer« für die Volksschule Oslip

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 67 »Burgenland Journal« Foto: Bgld. Landesmedienservice »Goldener Mistkäfer« für die NMS St. Michael

der Neuen Mittelschule Kloster in Neusiedl wie auch die Pädagoginnen und Pädagogen Mülltrenn-Workshops für die Kinder. Es am See die überaus begehrten „Goldenen gefragt, die Kinder dabei zu unterstützen. folg ten dann ein Elternabend und die Teil- Mistkäfer“ für besondere Leistungen im Be- Wir wissen alle, daß hundertprozentige Ab- nahme an der Flurreinigung. Weiters wurde reich der burgenländischen Abfallwirtschaft fallvermeidung unmöglich ist. Deshalb gilt auf spielerische Art im Rahmen einer Kom- verliehen. es Systeme zu entwickeln, wie wir zum einen postparty das richtige Anlegen eines Kom- Die Auszeichnungen gingen an den Kin- Abfall weitgehend vermeiden, anderseits in posthaufens gelernt. Eine der Pädagoginnen dergarten Sieggraben, die Volksschule Oslip, einen Recyclingsprozeß einsteigen können. besuchte eine Fortbildung zum Thema „Up- die Neue Mittelschule St. Michael, die Neue Diese Kreislaufwirtschaft soll intensiviert cycling“. Im Anschluß daran wurden tolle Mittelschule-Kloster Neusiedl am See, die werden, dazu braucht es eine Anstrengung Werkarbeiten mit den Kindern hergestellt. Recyclingkünstlerin Doris Treitler und an von uns allen und eine entsprechende Be- Die Aktivitäten wurden beim Sommerfest Franz Eiweck, ASS-Betreuer aus Donners- wußtseinsbildung, die bereits im Kindesalter auch einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. kirchen. beginnen muß“, betonte Dorner. „Dieses Projekt ist im Hinblick auf die Volksschule Oslip Erhaltung einer gesunden Umwelt für unsere Kindergarten Sieggraben Die Volksschule Oslip hat im Schuljahr Kinder eine wichtige Initiative. Es ist aber Der Kindergarten Sieggraben hat sich im 2017/18 zahlreiche Aktivitäten im Bereich notwendig, daß die Kinder das Thema Ab - Jahr 2017/18 im Rahmen eines umfangrei- Umweltschutz gesetzt. Ziel war es, Umwelt- fallvermeidung und Umweltschutz auch chen Projektes mit dem Thema „Abfall“ be- zeichenschule zu werden. Dieses Vorhaben weiter im Kopf tragen. Dabei sind die Eltern schäftigt. Gestartet wurde mit mehreren wurde im Mai 2018 erfolgreich abgeschlos- Foto: Bgld. Landesmedienservice »Goldener Mistkäfer« für die NMS Kloster in Neusiedl am See

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starten. Die Planung des Projekts prägten Schlagwörter wie Abfallvermeidung, Abfall- trennung, Recycling und Wiederverwertung. Aus diesen Schlagwörtern heraus entwickel- te sich das Projektthema „4R´s“: ReUse, Re- duce, Recycle und Recreate. Unter diesem Motto wurden während des gesamten Schul- jahres zahlreiche Aktivitäten umgesetzt. Eine einzelne Aufzählung würde den Rah- men hier sprengen. Das Abfallprojekt hat das Ökobewußtsein aller Beteiligten massiv gestärkt. Die dabei gewonnenen wichtigen Erkenntnisse sollen die SchülerInnen eigen- verantwortlich für ihr zukünftiges ökologi- sches Verhalten mitnehmen.

Doris Treitler, Recyclingkünstlerin Alte Jeans, Tischtücher, Bettwäsche,

Foto: Bgld. Landesmedienservice Wandteppiche, Vorhänge und Stickbilder – »Goldener Mistkäfer« für die Recxyclingkünstlerin Doris Treitler all diese Materialien haben bereits eine Ge- schichte zu erzählen. Schon beim Entdecken der Materialien entstehen bei Doris Treitler die Ideen für ihre Upcycling-Unikate. Sie verarbeitet diese Textilien zu Taschen, Ruck- säcken, Kosmetiktascherln, Schürzen, Buch- umschlägen oder Stofftieren mit duftender Zirbenfüllung – so verbindet sie Kreativität mit Nachhaltigkeit. Und sie gibt ihr Wissen auch an die nächste Generation weiter. Unter dem Motto „Aus alt mach neu“ erschaffen kleine StoffkünstlerInnen aus gebrauchten Stoffen unvergleichliche Einzelstücke wie Ta schen, Schürzen und vieles mehr. So ler- nen die Kinder den Umgang mit der Nähma- schine und die Wiederverwertung von scheinbar unbrauchbar gewordenen textilen Materialien kennen.

Foto: Bgld. Landesmedienservice Franz Eiweck, ASS-Betreuer »Goldener Mistkäfer« für Franz Eiweck, Mitarbeiter der ASS Donnerskichen aus Donnerskirchen sen. Im Rahmen der Umsetzung wurden auch agieren als Multiplikatoren und schulen die Seit mehr als 20 Jahren ist Franz Eiweck zahlreiche Aktivitäten zum Thema „Müll“ SchülerInnen der 1. Klassen und der Volks- als Arbeiter für die Marktgemeinde Don- absolviert. Mülltrennworkshop, Upcycling- schule in das Thema Müllvermeidung und nerskirchen sehr engagiert tätig. Er ist vor kunst, Anti-Littering, ReUse-Projekt, Kom- Mülltrennung ein. Das Thema „Müll“ findet allem der wichtige Ansprechpartner für die postparty und eine Exkursion zu einem Re- in sämtlichen Unterrichtsfächern Beachtung Abfallsammelstelle (ASS) in Donnerskir- cyclingbetrieb. Mit vielen kleinen Schritten und fächerübergreifende Bearbeitung. Ak- chen. In dieser Position erlebt man Eiweck sind die Kinder ans Ziel gekommen. Und sie tionen zur Müllvermeidung und Mülltren- in einer herausragenden Bereitschaft und als gehen weiter, denn sie wollen Zeichen set- nung werden in und außerhalb der Schule routinierten, kundenfreundlichen und unter- zen. umgesetzt und in den Alltag integriert. Bei- stützenden Mitarbeiter, der ein Top-Kunden- träge über diverse Aktionen zum Projekt service für die Bevölkerung bietet. Er achtet Neue Mittelschule St. Michael sind auf der Homepage der NMS St. Michael akribisch darauf, daß die entsorgten Gegen- Seit dem Schuljahr 2003/04 wird in der veröffentlicht. stände richtig zugeordnet werden. Es wird NMS St. Michael auf „Müllvermeidung und ordnungsgemäß entsorgt und raumsparend richtige Mülltrennung“ – im Sinne der Nach- Neue Mittelschule-Kloster geschlichtet, um die Müllmassen unterzu- haltigkeit – großer Wert gelegt. In der dama- Neusiedl am See bringen. Vieles wird auch für die Wiederver- ligen HS wurde das Projekt „Müllvermei- Im Rahmen des schulautonomen Unter- wendung gerettet. Ein solch außerordentli- dung – richtige Mülltrennung – ökologische richtsgegenstandes Naturkunde und Ökolo- ches Engagement ist nicht selbstverständlich Abfallwirtschaft“ gestartet. Die älteren Schü- gie wurde an der Klosterschule Neusiedl am und deshalb wurde er von der Marktgemein- lerInnen – die sogenannten „Müllsheriffs“ – See die Idee geboren, ein Abfallprojekt zu de für die Auszeichnung nominiert. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 69 »Burgenland Journal« Tourismusforum Burgenland

Die Durchschnittsfalle – Gene, Talente, Chancen © Burgenland Tourismus / Foto Muik © Burgenland Tourismus v.l.: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Humangenetiker Universitätsprofessor Markus Hengstschläger, Wetterexperte und Wahl- burgenländer Marcus Wadsak, Tourismuslandesrat Alexander Petschnig und Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Hannes Anton

„Individualität statt Mittelmaß” hießt es Tou rismuslandesrat Petschnig sprach über Burgenlandes als ‚Kraft- und Energietank- am Abend des 13. Mai beim Tourismusfo- die Entwicklung des burgenländischen Tou- stelle‘ gehen.“ rum, welches einmal jährlich Branchenver- rismus und beleuchtete die großen „touristi- Als Highlight des Abends begeisterte treter und touristische Partner versammelt. schen“ Stationen seiner bisherigen Amtszeit, Gastredner und Genetiker Universitätsprofes - Spannende Interviews, packende Vorträge, wie auch die Stärken und Profilierungschan- sor Markus Hengstschläger die Besucher mit vielseitige Diskussionen und ein inspirieren- cen des Urlaubslandes Burgenland: „Wettbe- einer spannenden Keynote zum Thema „Die der Austausch standen für die Gäste bereit. werbsfähig sind nur jene, die sich weiterent- Zukunft kommt so oder anders: wir müssen Durch den Abend führte Wetterexperte und wickeln und sich von anderen unterscheiden. uns auf beides vorbereiten.“ Ob Industrie Wahlburgenländer Marcus Wadsak. Landes- Das Burgenland ist in seiner Vielfältigkeit 4.0, Migration oder die digitale Transforma- hauptmann Hans Peter Doskozil, Tourismus- einzigartig und das macht es für den Gast tion – die Gesellschaft untersteht heute einem landesrat Alexander Petschnig sowie Bur- umso interessanter. Qualität und Exklusivität permanenten Wandel. Um für einen sich genland Tourismus-Geschäftsführer Hannes sind heute ausschlaggebend für den Erfolg. immer rascher ändernden Markt gerüstet zu Anton freuten sich über die große Beteili- Im Burgenland haben wir viele Qualitätsbe- sein müssen Innovationen ständig neue We - gung an der diesjährigen Veranstaltung. triebe, die sich durch eine klare Positionie- ge eröffnen. Wer einen neuen Weg gehen will, In seinem Interview hob der Landeshaupt - rung vom Mittbewerber abheben.“ Zudem muß (s)ein Talent nutzen um den alten Weg mann die Wichtigkeit der Zusammenarbeit möch te der Landesrat den heimischen Touris - zu verlassen. Laut Hengstschläger kommt von Tourismus und Kultur hervor und appel- mus weiter voranbringen: „Tourismus muß jeder Mensch mit individuellen genetischen lierte an die Branchenvertreter: „Die burgen- gelebt werden. Es gilt sich eindeutig seiner Leistungsvoraussetzungen zur Welt. Diese ländische Kultur hat eine enorme touristi- Stärken zu bekennen und diese den Gästen müssen durch harte Arbeit entdeckt und durch sche Anziehungskraft. Das beste Angebot je- entsprechend zu kommunizieren.“ „extra miles“ in eine hervorragende Leistung doch kann nur bestehen, wenn es entspre- Burgenland Tourismus-Geschäftsführer umgesetzt werden. „Sich dabei zu sehr auf chend beworben wird. Deshalb ist die Zu - Hannes Anton gab einen Rückblick auf das das Bekämpfen von Schwächen zu konzen- sammenarbeit zwischen Burgenland Tou- Tourismusjahr 2018 sowie einen Ausblick trieren raubt nur Zeit sich seinen Stärken zu rismus und den Kulturträgern – zum Nutzen auf die Herausforderungen für 2019 und die widmen und generiert Durchschnitt, den beider – so bedeutsam.“ Weiters berichtete Zukunft im burgenländischen Tourismus: größten Feind von Innovation. Nicht blauäu- er über das Ziel Bio-Musterland zu werden „Der Tourismus ist ein bedeutender Wirt- gige Optimisten, nicht Ängste und Pessimi- und über die Integration in den Tourismus: schaftsfaktor des Landes. Diese Position läßt sten – wir brauchen Possibilisten“, so „Immer mehr Menschen legen Wert auf Bio- sich nur halten, wenn wir uns in unserer täg- Hengstschläger. Qualität und nachhaltige Ferien. Anstelle lichen Arbeit an den strategischen Leitlinien Bis in den späten Abend unterhielten sich von Massentourismus heißt es immer öfter, orientieren. Künftig muß es noch stärker um die Gäste in entspannter Atmosphäre über regional die Natur zu genießen, sich mit mehr Ganzjahrestourismus, mehr Ausla- die Thesen des führenden österreichischen hochwertigen Bio-Produkten kulinarisch stung und Wertschöpfung durch Steigerung Genetikers und diskutierten über die Chan- verwöhnen zu lassen und sich Zeit für Ent- von Angebotsstruktur und -qualität, um die cen und Potentiale der burgenländischen spannung zu nehmen. Ich denke, hier gibt es noch stärkere Bündelung touristischer Orga- Tou rismuswirtschaft. n großes Potential.“ nisationen sowie um die Positionierung des https://www.burgenland.info/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 70 »Burgenland Journal« »Blaufränkischland pur«

… bringt Gäste täglich stündlich von Wien nach Deutschkreutz

klang und in laufender Abstimmung mit den Gemeinden gelingen. Vom ‚Blaufränkisch pur‘ können zweifellos alle Gemeinden pro- fitieren“, betonte Verkehrslandesrat Heinrich Dorner.

Täglich im Stundentakt bequem von Wien nach Deutschkreutz Der „Blaufränkisch pur“ bringt Gäste täglich direkt von 07:19 Uhr bis 19:19 Uhr im Stundentakt in 88 Minuten von Wien ins Blaufränkischland. Somit bestehen direkte Reisemöglichkeiten (max. 1 x Umsteigen in Wien) in die Rotweinregion im Mittleren Burgenland. Gäste aus Österreich oder einem der europäischen Nachbarstaaten kön- nen so entspannt in Wien Hauptbahnhof um -

Foto: Bgld. Landesmedienservice steigen, Reisende aus Richtung Graz und v.l.: LR Alexander Petschnig, LR Heinrich Dorner, Kreisdechant Franz Brei, Bgm. LAbg. Klagenfurt bereits in Wiener Neustadt Haupt- Manfred Kölly, Michaela Huber, Vorständin ÖBB-Personenverkehr AG, Christian Gradwohl, Obmann von „Blaufränkisch Pur“, und LH Hans Peter Doskozil bahnhof. Die Regionalzüge der ÖBB brin- gen die Gäste weiter bis nach Deutschkreutz, andeshauptmann Hans Peter Doskozil, Verkehrsmittel auch im Sinne der Sicherheit wo bei ausgewählten Zügen auch abge- LVerkehrslandesrat Heinrich Dorner, einen wertvollen Beitrag für die Region“, ist stimmte Busverbindungen zu den umliegen- Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig Landeshauptmann Doskozil überzeugt. den Orten angeboten werden. Der BLAU- und Bürgermeister LAbg. Manfred Kölly ho - FRÄNKISCHLANDexpress wird auf allen ben gemeinsam mit ÖBB-Personenverkehr Petschnig: Aufwertung für die Region Strecken im Burgenland verkehren und dar- AG-Vorstandsdirektorin Michaela Huber am Für Tourismuslandesrat Petschnig ist der über hinaus regelmäßig die Städte Sopron – 10. Mai in Deutschkreutz den Regionalex- ‚Blaufränkisch pur‘ auch aus touristischer Wien – Bratislava verbinden. preßzug „Blaufränkisch pur“ aus der Taufe. Sicht ein Gewinn: „Ich freue mich sehr, zur Der Zug bringt Gäste täglich jede Stunde Zugtaufe hier sein zu dürfen. Der Blaufrän- Huber: Wollen Fahrgästen das beste vom Wiener Hauptbahnhof oder, von Graz kisch-Zug ist eine wichtige Aufwertung für Produkt bieten oder Klagenfurt kommend, von Wiener Neu- die Region, da der Zug die direkte Anbin- 49 Prozent des gesamten Nahverkehrsan- stadt ins Mittelburgenland. Von Deutsch- dung an unseren wichtigsten Herkunftsmarkt gebotes Österreichs finden in der dynamisch kreutz aus werden zu bestimmten Zei ten Wien darstellt. Das auf Blaufränkisch ge - wachsenden Ostregion statt, zwei Drittel der Busverbindungen zu den umliegenden Orten brandete Triebfahrzeug ist eine mobile weit- österreichischen Nahverkehrs-Bahnkunden angeboten. Der „BLAUFRÄNKISCHLAND - hin sichtbare Werbefläche, die sehr viel Auf- nutzen die Züge der Ostregion, erläuterte express“ wird auf allen Strecken im Burgen- merksamkeit auf sich ziehen wird. Mögen Michaela Huber, Vorständin der ÖBB-Perso- land verkehren und darüber hinaus regelmä- mit diesem Zug zahlreiche Gäste in unser nenverkehr AG. „Modernes, sicheres, kom- ßig die Städte Sopron – Wien – Bratislava wunderschönes Burgenland kommen und fortables und umweltfreundliches Reisen verbinden. unsere Gastfreundschaft genießen.“ wird bei den ÖBB groß geschrieben. Wir wol len unseren Fahrgästen das beste Produkt Doskozil: Regionsbotschafter auf Schienen Dorner: Koordination von Individual- bieten, der Ausbau des Schienennetzes, die „Ich freue mich, daß mit dem neuen verkehr und Öffis nur im Einklang mit Modernisierung der Bahnhöfe sowie der ‚Blaufränkisch pur‘ nun ein eigener Zug so- den Gemeinden Neu- und Ausbau von Park&Ride-Anlagen zusagen als ‚Regions-Botschafter auf Schie- „Diese Verbindung ist nicht nur ein sehr sind dabei genauso wichtig, wie Investitionen nen‘ von der Bundeshauptstadt aus zur Ver- attraktives Angebot für Gäste und besonders in unsere Zugflotte. Nur so können wir noch fügung steht. Der Zug ist eine sinnvolle, für Weinreisende, sondern auch eine positive mehr Menschen von der Bahn begeistern umweltfreundliche Alternative zum Auto, mit Antwort auf den Verkehr per se in der Re - und den Nachhaltigkeitsgedanken weiter ge - der Gäste äußerst bequem, rasch und zu fast gion Mittelburgenland. Es geht darum, ein ben“. Die ÖBB Personenverkehr AG sei seit jeder Tageszeit ins Mittelburgenland reisen gedeihliches Miteinander von Individualver- jeher ein wichtiger Partner des Burgenlandes; können – und somit zumal für Weinfreunde kehr und öffentlichen Verkehrsmitteln zu ge - eine bereits seit 1997 bestehende Koopera- ein sehr attraktives Angebot. Damit leistet währleisten. Eine nachhaltige, zukunfts- tionsvereinbarung mit der Raaberbahn ge - der ‚Blaufränkisch pur‘ als kapazitätsstarkes orientiere Koordination kann nur im Ein- währleiste günstigere Verkehrsleistungen. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 71 »Burgenland Journal« Eisenstadts Bürgerbudget geht in die zweite Runde

n den vergangenen Jahren entwickelten Isich Erfolgsprojekte wie der Stadtbus. Nicht nur die Idee zum Stadtbus wurde gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet, auch bei der Na - mensfindung und bei der Werbekampagne war die Bevölkerung intensiv beteiligt. Im letzten Jahr wurde die Bürgerbeteiligung auf eine neue Stufe gehoben: Das Bürgerbudget wurde 2018 ins Leben gerufen, die ersten Pro jekte werden heuer umgesetzt. „Unsere Bürger sollen die Möglichkeit haben, Pro- jekte in Eisenstadt selbst zu entwickeln und können selbstständig die Vergabe eines ge- wissen Budgets in jedem Stadtteil bestim- men“, erklärte Bürgermeister Thomas Steiner. Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Foto: Reptilienwand in St. Georgen Bgm. Thomas Steiner (2.v.r.) mit Betreuern und Kindern bei der Reptilienwand in St. Georgen Mit der Reptilienwand in St. Georgen wurde am 10. Mai das erste umgesetzte Pro- drücken des Körpers aus der Tiefe am Fahr- nen Gruppen der Querschnitt der Eisenstäd- jekt präsentiert. Auf der bereits bestehenden rad Geschwindigkeit aufgebaut wird. Die ter Bevölkerung abbildet. Aktive Politiker der Stützmauer in der Verlängerung des Kogl- Fahrstrecke wird asphaltiert und die Zwi- Stadt Eisenstadt sind aus diesen Entschei- wegs in Richtung des Rückhaltebeckens St. schenräume begrünt werden. Es ist eine dungsprozessen ausgeschlossen. Die Projek- Georgen entstand das Lehrprojekt „Repti- Grundfläche von ca. 600 m² für die Realisie- teideen bzw. die Bewerbungen als engagier- lienwand“. Sie dient zur Bewußtseinsbil- rung des Projektes vorgesehen. te Bürgerin oder Bürger können noch bis dung für den Natur- und Tierschutz, sowohl Für den Stadtbezirk Kleinhöflein sind zum 24. Mai 2019 eingereicht werden. im schulischen, als auch im außerschuli- zwei Projekte aus dem Bürgerbudget ent- Bei den Bürgerbudget-Abenden werden schen Bereich. Durch Schautafeln werden standen: Einerseits wird der Fußballplatz die Projekteinreichungen unter professionel- Informationen über die vor Ort lebenden durch zusätzliche kleinere Tore und Ballfan- ler Anleitung durch Mitarbeiter der Ge - Reptilien (Eidechsen, Schlangen) veran- gnetze aufgewertet. Andererseits wird der schäftsbereiche des Magistrates erläutert und schaulicht, eine zusätzliche Ansiedlung von Spielplatz am Bründlfeldweg mit einem Fit- gemeinsam diskutiert. Reptilien ist nicht vorgesehen. Weiters wur - ness-Parcours – ähnlich dem Generationen- Wenn der Entscheidungsprozeß abge- de ein Rastplatz mit Bänken geschaffen, ins- spielplatz in der Wormer Straße – erweitert schlossen ist, werden die jeweiligen „Sieger- gesamt wurden hier 5.000 Euro budgetiert. und die bestehenden Fußball- und Basket- projekte“ in den Stadtbezirksausschüssen prä - Das Projekt wurde von der Biologin Tanja ballplätze erneuert. sentiert, anschließend im Gemeinderat be- Duscher (Bewohnerin von St. Georgen) in - schlossen und durch die jeweiligen Ge - haltlich begleitet. Neue Projekte gesucht schäftsbereiche des Magistrates Eisenstadt Im April 2019 wurde die zweite Runde zur Umsetzung gebracht. Weitere Bürgerbudgetprojekte für 2019 des Bürgerbudgets eingeläutet. Projektideen Aus dem Budget der Stadt werden für die Entlang des Geh- und Radweges in der können mittels Ideen-Postkarte oder per E- Stadtteile Eisenstadt-Stadt, St. Georgen und Georgistraße (im Bereich zwischen Kreis- Mail an [email protected] eingereicht wer- Kleinhöflein pro Jahr je € 35.000 bereitge- verkehr Kasernenstraße und Kreuzungsbe- den – bisher gibt es rund 70 Rückmeldun- stellt. Diese Summe kann auf mehrere Pro- reich Dr. Isidor Pap-Straße) werden am mitt- gen. jekte aufgeteilt werden oder für ein Projekt leren Grünstreifen Bäume und Sträucher ge- Gleichzeitig kann man sich als engagierte verwendet werden. Außerdem besteht die pflanzt. Diese sollen einerseits einen Sonnen - Bürgerin oder engagierter Bürger bewerben, Möglichkeit, ein Großprojekt über maximal schutz und dadurch ein besseres Klima für um aktiv im Entscheidungsprozeß (Bürger- 3 Jahre mit max. 3 Jahresbudgets umzuset- die Nutzer des Weges, aber auch einen Lärm - budgetabende) für ein Projekt im eigenen zen. schutz für die angrenzende Siedlung erzeu- Stadtteil mitzuwirken. „Ein Dankeschön an alle, die in den Pro- gen. Es ist geplant Linden zu pflanzen. zess eingebunden sind und die sich freiwillig In Eisenstadt ist ein sogenannter Pump- So funktioniert das Bürgerbudget für ein lebenswerteres Eisenstadt engagie- track geplant. Dabei handelt es sich um eine Je Stadtteil werden maximal zwölf Perso- ren“, freut sich Bürgermeister Thomas Stei- speziell geschaffene Mountainbikestrecke, nen aus den Bewerbungen gelost, es wird ner abschließend. n auf der ohne Pedaltritt und mittels Hoch- aber darauf geachtet, daß sich in den einzel- http://www.eisenstadt.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 72 »Burgenland Journal« FH Burgenland: erste Promotion

Höchster akademischer Grad für die vier ersten AbsolventInnen des inter- nationalen, kooperativen PhD Programms in International Economic Relations and Management verliehen Foto: Fachhochschule Burgenland GmbH Feierliche Promotion (v.l.): FH Burgenland Geschäftsführer Georg Pehm, Vizerektor für Internationales Michael Roither, Klaudija Hašaj, Damira Keček, Programmkoordinatorin Irena Zavrl mit Mitarbeiterin Gabriele König, Martin Setnicka, Ivona Peternel und Rektor Gernot Hanreich

it acht internationalen Partnerhoch- Aktuelle Themen auf höchstem Zukunft ihnen gehört.“ Bei der sehr interna- Mschulen kooperiert die FH Burgenland akademischen Niveau tional besetzten Promotionsfeier waren ne - im Rahmen von zwei einzigartigen Dokto- Steuerharmonisierung, Wirtschaftsdiplo- ben den Rektoren der Partnerhochschulen ratsprogrammen. „Wir waren damit vor rund matie, Euroskeptizismus und der IKT Sektor auch alle Dissertationsbetreuer sowie alle in fünf Jahren Vorreiter und Pioniere in der Or- in der kroatischen Wirtschaft – diese The- das Doktoratsprogramm involvierten inter- ganisation von kooperativen, grenzüber- men beforschten die DoktorandInnen unter nationalen Lehrenden zu Gast. schreitenden und internationalen Doktorats- wissenschaftlicher Anleitung ihrer Doktor- Im Rahmen der Veranstaltung verlieh die programmen“, erklärte Programmleiterin Ire - väter und -mütter der jeweiligen Partner- FH Burgenland zum bereits dritten Mal den na Zavrl. Am 11. Mai graduierten die ersten hochschulen. Titel Honorarprofessor an die beiden Profes- vier Alumni im feierlichen Ambiente von Das erste Studienjahr verbrachten die soren Csaba Székely und Marinko Škare. Schloss Esterházy in Eisenstadt. Studierenden an der FH Burgenland in Ei - Als einen historischen Moment beschrieb senstadt. Danach wurden sie je nach gewähl- Es promovierten FH-Geschäftsführer Georg Pehm die Gradu- tem Forschungsgebiet an eine Partnerhoch- m Martin Setnicka: Tax harmonization in ierungsfeier: „Die erste Promotion stellt schule entsandt. Ihr Studium umfaßte 180 the European Union – analysis of the op - einen Meilenstein in der fast 100jährigen ECTS Punkte, das entspricht in etwa 4.500 portunity of improving the overall tax Geschichte unseres Bundeslandes und in der Arbeitsstunden über die Dauer von minde- strategy of the European Union 25jährigen Geschichte der FH Burgenland stens drei Jahren. Das Programm wurde voll - m Damira Keček: Development and appli- dar. Das PhD Programm, das wir gemeinsam ständig in englischer Sprache geführt. Der cation of the modified model of ICT sec- mit Universitäten aus sieben Ländern anbie- erworbene akademische Titel ist in Öster- tors extraction in the Croatian economy ten, positioniert uns als europäische Hoch- reich, in der gesamten Europäischen Union m Ivona Peternel: Economic Diplomacy. schule mit einem starken internationalen und weltweit anerkannt. Concept for Economic Prosperity in Cro- Netzwerk.“ atia Unter den anwesenden Gästen waren Die Zukunft gehört Ihnen m Klaudija Hašaj: Euroscepticism and its unter anderem die Rektoren und Vize-Rekto- Über die gesamte Studiendauer stets an Nexus to the Educational Attainment ED ren sowie die Dekane und Vize-Dekane der der Seite ihrer Doktoranden stand Pro- 58 within the European Union Partnerhochschulen Universität Bratislava grammleiterin Irena Zavrl. „Ich bin heute Weitere Informationen zu den beiden Dok - (Slowakei), Universität Pula (Kroatien), sehr stolz, weil unsere neuen Doktoren Enor- toratsprogrammen finden Sie hier: Universität Sopron (Ungarn), Universität mes geleistet und den höchsten akademi- https://www.fh-burgenland.at/studieren/doctorate-programmes/ Varaždin (Kroatien), Universität Mostar schen Grad erreicht haben. Durch ihre Aus- eine Anmeldung ist bis 31. Juli 2019 mög- (Bosnien und Herzegowina) und Universität dauer, ihre außerordentliche Leistung und lich. n Life Sciences Prag (Tschechien). diesen Erfolg haben sie bewiesen, daß die https://www.fh-burgenland.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 73 »Burgenland Journal« Haydnwalk: Jo und der krumme Teufel Digitale Schnitzeljagd durch Eisenstadt

nläßlich des 210. Todestages von Jo - Aseph Haydn steht das Jahr 2019 unter dem Banner des großen Meisters. Neben kleinen und größeren musikalischen Veran- staltungen und Initiativen gibt es mit dem neuen Haydnwalk eine virtuelle Schnitzel- jagd durch Eisenstadt – die kleinste Groß- stadt der Welt. Bewaffnet mit Mut, Spürsinn und der Zuhilfenahme eines Tablets, Handys oder Flyers begibt man sich auf die Jagd nach dem Dieb von Joseph „Jo“ Haydns Noten seiner ersten Oper. Alleine oder in Gruppen kann die Detektivgeschichte unent- geltlich und unabhängig von Öffnungszeiten aufgeklärt werden.

Dieser innovative „Virtual Walk“ stellt 13 Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Foto: Verdächtige vor, zwölf davon können bei v.l.: Kurt Korbatits und Carina Lacher (Agentur foolscap), Margit Sommer (Tourismusverband Eisenstadt-Leithaland) und Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner Beantwortung der gestellten Fragen für un- schuldig erklärt werden. Dieses Konzept ist Wer den Haydnwalk machen möchte, etwa 1,5 Stunden, wer alle Unschuldigen von in dieser Form einzigartig – „Jo“ höchstper- kann die virtuelle Schnitzeljagd am Tablet der Liste der Verdächtigen streicht und somit sönlich begleitet auf witzige Art und Weise oder Handy herunterladen. Wer lieber offline alle Fragen richtig beantwortet erhält zur auf der Erkundungstour durch Eisenstadt. auf „Verbrecherjagd“ geht, der erhält die Belohnung übrigens einen süßen Haydn- „Mit dem Haydnwalk bieten wir eine Flyer unentgeltlich im Büro des Tourismus- Gulden – entweder beim Tourismusverband neue Möglichkeit an, die Sehenswürdigkei- verbands in der Hauptstraße 21. oder im Stadtrestaurant „ella italia“. n ten der kleinsten Großstadt der Welt zu erle- Die Dauer der Schnitzeljagd beträgt in http://www.foolscap.at/ ben. Es ist ein tolles Erlebnis für die ganze Fa milie und zeigt auf spielerische Art und Weise die Originalschauplätze von Joseph Haydn“, freut sich Bürgermeister Thomas Steiner über das tolle Projekt. Finanziert und umgesetzt wurde der Haydnwalk in enger Zusammenarbeit zwi- schen der Freistadt Eisenstadt und dem Tou- rismusverband Eisenstadt Leithaland. Für die Entwicklung von „Jo und der krumme Teufel“ zeichnet foolscap, eine Werbeagen- tur mit Schwerpunkt auf Virtual Walks, ver- antwortlich. Gegründet wurde die Agentur von Carina Lacher (Programmierung und Game Design) und Kurt Korbatits (Grafik und Game Design). Von Print Versionen, Online Walks über Apps bis hin zu Augmen- ted Reality Projekten und Spielen bietet foolscap eine breite Palette an Umsetzungs- möglichkeiten. Die Agentur versteht sich als Profi in Sachen Ideenfindung, Konzeption und in Organisation & Umsetzung. Jegliche Arbeiten das Projekt betreffend, sei es das Konzept, die Recherche, die Planung, das Programming sowie Illustration und Grafik- arbeit werden in Eigenregie durchgeführt!

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 74 »Burgenland Journal« »Die große Burgenland Tour«

3.000 wanderten mit dem ORF durch das Land – Die Publikumswanderung findet auch 2020 statt Foto: ORF Burgenland Foto: ORF Rund 3.000 Tour-Fans mit dabei und bezwangen die insgesamt ca. 137 Kilometer lange Wanderstrecke.

ie große Burgenland Tour“ des ORF hat sind aber Gespräche mit den Partnern und viel Sonnenschein. Gestartet wurde bei Kai- Dam 2. Juni im Bezirk Jennersdorf ihren interessierten Gemeinden notwendig. serwetter im „Sattlerpark“. Die Route am Abschluss gefunden. Von 27. Mai bis 2. Juni letzten Tag führte über den Weingarten des waren rund 3.000 Tour-Fans mit dabei und »Die große Burgenland Tour« 2019 Weingutes Kleber über Dobersdorf zum bezwangen die insgesamt ca. 137 Kilometer Am ersten Tag war die „große Burgenland Fischteich „Kiesgrube“ und wieder zurück lange Wanderstrecke. Tour“ in und um Potzneusiedl im Bezirk nach Rudersdorf. Neusiedl am See unterwegs. Die zweite Ta- Start in Potzneusiedl gesetappe der Tour führte am Dienstag nach »Die große Burgenland Der Start in die „große Burgenland Tour“ Siegendorf. Start war beim Kastell, einer Tour« im ORF Burgenland fand im nördlichsten Bezirk in Potzneusiedl ehemaligen Wasserburg und dem heutigen Der ORF Burgenland begleitete in seinen statt. Das Wetter war durchwachsen, doch Rathaus. Am zweiten Tag trotzten 150 Wan- drei Medien – Radio, Fernsehen, Internet – auch davon ließ sich kaum jemand abhalten, derer und weitere 150 SchülerInnen dem die „große Burgenland Tour“. In „Burgenland bei der Wanderung durch das ganze Land starken Regen. Auch am dritten Tag wurden heute“ gab es täglich um 19.00 Uhr in ORF mitzugehen. Die Routen führten die Wander- die Wanderer vom Regen begleitet. Die Rou - 2 B eine ausführliche Zusammenfassung mit gruppe danach nach Siegendorf, Rohrbach te zeichnete sich durch viel Natur rund um den schönsten Bildern des Tages, einen Ein- bei Mattersburg, Lockenhaus, Bernstein, Rohrbach im Bezirk Mattersburg aus. Be - stieg vom Zielort und eine Vorschau auf die Strem und Rudersdorf – angeführt von ORF- sonders spannend war der Anstieg zum Her- Wanderstrecke des nächsten Tages. Burgenland-Moderator Michael Pimiskern. rentisch auf 566 Meter Seehöhe. Radio Burgenland berichtet täglich live Über die ersten Sonnenstrahlen am Freitag Tag vier führte in die Gegend rund um von der „großen Burgenland Tour“. Im Inter- freute er sich sehr. „Der Mix, den uns das Burg Lockenhaus. Die mittelalterliche Burg, net gab es bereits vorab ausführliche Infor- Wetter beschert hat, hat die Tour spannend dichte Wälder, Minnesänger und Ritterspiele mationen zu den Rou ten und während der gemacht und ich war sehr überrascht, daß erwarten die Wanderer. Am fünften Tag ging Tour die schönsten Fotos und Eindrücke von trotzdem so viele Menschen mit uns mitge- es von Burg Bernstein aus über Redlschlag den Wanderungen. gangen sind“, so Pimiskern. und Stuben nach Rettenbach und wieder re- „Die große Burgenland Tour“ ist eine uch ORF-Burgenland-Landesdirektor tour zum Ausgangspunkt. Auf der Strecke Publikumswanderung des ORF Burgenland Werner Herics ist mit der Tour 2019 zufrie- von rund 20 Kilometer mußten etwas mehr in Zusammenarbeit mit Energie Burgenland, den: „Die große Burgenland Tour ist eine als 650 Höhenmeter bewältigt werden. Das Burgenland Tourismus, der Innung der ge- Marke geworden, die den ORF Burgenland war somit die Bergetappe bei der „großen werblichen Dienstleister, der Innung der Fuß- auszeichnet.“ Durch das große Interesse Burgenland Tour“ 2019. pfleger, Kosmetiker, Masseure (Wirtschafts- trotz Regen und schlechtem Wetter, das die Am sechsten Tag der ging es von Strem kammer Burgenland) und der Burgenländi- Wanderer anfangs be gleitete, stellte er in aus über Steinfurt und Deutsch Ehrensdorf schen Volkszeitung (BVZ). Sie führte durch Aussicht, daß es die „große Burgenland nach Maria Weinberg und retour nach Strem. alle sieben Bezirke des Landes. n Tour“ auch 2020 wieder geben wird. Davor Ins Wochenende starteten die Wanderer mit https://burgenland.ORF.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 75 »Burgenland Journal« Die Zauberflöte

In der Saison 2019 steht in St. Margarethen mit Mozarts »Die Zauberflöte« eine der bekanntesten und beliebtesten Opern überhaupt auf dem Spielplan. Foto: ARENARIA GmbH / Andreas Tischler GmbH / ARENARIA Foto: Beeindruckender Blick über das Gelände der natürlichen Bühne des Steinbruchs in St. Margarethen

ie einzigartige Felslandschaft des Stein- und auch der Vogelfänger darf sein „gelieb- zieht. Mozarts Textdichter Emanuel Schika- Dbruchs St. Margarethen bietet nicht nur tes Täubchen“ in die Arme schließen. neder hat ihn selbst in der Uraufführung ver- eine spektakuläre und zugleich märchenhaf- 1791 in Wien uraufgeführt, ist „Die Zau- körpert. Als publikumsnaher Schauspieler, te Kulisse für Mozarts Parabel auf die Liebe berflöte“ eines der letzten Werke des früh als „Nicht-Sänger“, traf er genau den richti- und die Vernunft, im Bühnenentwurf von Rai- verstorbenen Genies aus Salzburg. Diese gen Tonfall und den Nerv seiner Zuschauer. mund Bauer spielt die gewachsene Land- Oper verbindet auf unnachahmliche Art Ganz in dieser Tradition stehend, wird bei der schaft selbst eine Hauptrolle. Die Premiere Leichtigkeit und Tiefgang, Verspieltheit und Oper im Steinbruch kein Opernsänger, son- der Inszenierung von Carolin Pienkos und Würde, Kindliches und Reifes. Volkstheater dern ein Schauspieler den Papageno verkör- Cor nelius Obonya, die das erste Mal auf Eu - wollte „Die Zauberflöte“ stets sein, im be- pern. ropas eindrucksvollster Freilichtbühne Re - sten und wahrsten Sinn des Wortes. Echtes gie führen, ist am 10. Juli 2019. Volksgut sind mittlerweile viele musikali- Max Simonischek verkörpert sche Hauptthemen geworden: Papagenos Vo- den Papageno Die Zauberflöte – Ein gelfängerlied, Taminos verträumt-innige Be - Die Oper im Steinbruch konnte mit Max Volkstheater für Jung und Alt trachtung des „bezaubernd schönen Bildnis- Simonischek einen überaus bekannten und Der Prinz Tamino – soeben vor einem ge - ses“ oder Paminas melancholisches „Ach, beliebten Schauspieler für die Rolle des Pa - fährlichen Ungeheuer errettet – wird von der ich fühl’s“. Vor allem die virtuosen Kolora- pageno gewinnen. Neben seiner intensiven Königin der Nacht entsandt, ihre Tochter Pa- turarien der Königin der Nacht reißen das Theaterarbeit ist Max Simonischek einem mina zu retten, die von Sarastro entführt Publikum damals wie heute zu Beifallsstür- breiten Publikum vor allem aus zahlreichen wurde. Ihm zur Seite gestellt wird der Vogel- men hin, und für manch eingefleischten preisgekrönten Kino- und Fernsehproduktio- fänger Papageno. Tamino erhält eine Zau- Opernfan sind sie die frühesten Erinnerun- nen bekannt und wurde 2017 mit dem Wie- berflöte, Papageno ein magisches Glocken- gen an die leidenschaftliche Begeisterung, ner Theaterpreis „Nestroy“ geehrt. Als Sym- spiel, um wilde Tiere zu zähmen, Prüfungen die die Oper auszulösen vermag. pathieträger in „Die Zauberflöte“ er in neuer zu bestehen und Rätsel zu lösen. Wer wird Ganz im Sinne eines Volkstheaters steht Dimension seiner großen Liebe zur Musik siegen – Nacht oder Tag? Gut oder Böse? der Papageno im Zentrum jeder „Zauberflö- nachgehen, und voller Elan wird er einen so Am Ende bleibt allein die Liebe die Siegerin. ten“-Aufführung: ein Genußmensch, der in noch nie gesehenen, wahrhaft „unerhörten“ Prinz und Prinzessin finden zueinander, ge- jedem Moment den Wein der Weisheit und Papageno kreieren, der auf den Opernbüh- hen miteinander durch Feuer und Wasser, das Hier und Jetzt einer fernen Ewigkeit vor- nen der Welt seinesgleichen suchen wird.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 76 »Burgenland Journal«

St. Margarethen zurück. Nach Donizettis „Lie bestrank“ 2016 wird er „Die Zauberflö- te“ mit einem Ensemble junger Spitzensän- gerInnen dirigieren, die ihre Rollen auf vie- len Bühnen der Welt bereits glaubhaft ver- körpert haben. Mit Ana Maria Labin und Kateryna Kasper stehen zwei ausgewiesene Mozart-Spezialistinnen als Pamina auf der Bühne, ihnen zur Seite zwei international ge fragte Taminos: Attilio Glaser und Martin Piskorski begeisterten bereits u. a. das Berli- ner bzw. Mailänder Publikum mit ihrer Inter- pretation des jungen Prinzen. Die virtuosen Koloraturarien der Königin der Nacht, abso- lute Höhepunkte klassischer Gesangskunst, liegen bei Danae Kontora und Maria Kub - lashvili in bewährten Händen. Ihrem Gegen- spieler Sarastro werden Luke Stoker (der schon als Sparafucile in „Rigoletto“ 2017 im Steinbruch einen großen Erfolg feierte) und Bogdan Taloş die nötige Bassestiefe verlei- hen. Daneben stehen viele weitere interna- tional gefragte SängerInnen auf der großen Steinbruchbühne, für die stellvertretend Eli- zabeth Reiter, Nina Tarandek, Martina Fen- Foto: Carolin Pienkos und Cornelius Obonya nähern sich der „Zauberflöte“ ganz im Geiste Mozarts der, Günter Haumer, Uwe Schenker Primus und Roman Payer genannt seien. Die drei »Die Zauberflöte« als der mit seinen überbordenden Arbeiten im - Kna ben werden von den Sängerknaben aus Utopie einer besseren Welt mer wieder mit den höchsten Preisen der St. Florian engelsgleich gesungen und ge- Schaupiel ist auch das Heimatmetier des Theaterwelt ausgezeichnet wird. In bisher spielt werden. Wie schon in den letzten Jah- Regie-Duos Carolin Pienkos und Cornelius ungekannter Weise bezieht das Bühnenbild ren steht mit dem Philharmonia Chor Wien Obonya, die bereits äußerst erfolgreich in von Raimund Bauer die gewachsene Land- unter der Leitung von Walter Zeh ein heraus- ihrer ersten Arbeit fürs Musiktheater, „Die schaft des Steinbruchs in den Entwurf mit ragender und bewährter Klangkörper auf der Fledermaus“ an der Mailänder Scala, ein fei- ein, vereint also Natürliches und vom Men- Margarethener Bühne, musikalisch begleitet nes Gespür für Musik und ihre Zwischentö- schen Geschaffenes. vom Orchester der Budapester Philharmoni- ne sowie differenzierte psychologische Schat - schen Gesellschaft. tierungen bewiesen haben. Für Cornelius Karsten Januschke leitet ein Zu sehen ist „Die Zauberflöte“ vom 10. Obonya ist das Regieführen neben seiner hochkarätiges Mozart-Ensemble Juli bis 17. August 2019 jeweils donnerstags, umfangreichen schauspielerischen Tätigkeit Mit dem Dirigenten Karsten Januschke freitags und samstags. n für Leinwand und Bildschirm sowie für alle kehrt ein „alter Bekannter“ in den Steinbruch https://www.operimsteinbruch.at/ großen deutschsprachigen Theater eine wei- tere faszinierende Facette in seinem künstle- rischen Schaffen. Pienkos und Obonya nähern sich der „Zauberflöte“ ganz im Geiste Mozarts, in dem sie die Frage nach der Ursache des tie- fen Konflikts zwischen Tag und Nacht, Frau- en und Männern, Tradition und Fortschritt stellen. Das Regie-Team formuliert den unbedingten Glauben an die Überwindung aller menschlichen Konflikte und Kämpfe. So stehen sie Seite an Seite mit Mozarts Uto- pie einer besseren Welt, einer harmonischen Vereinigung von Himmel und Erde, von Mensch und Kosmos. Die ebenfalls von der Entstehungszeit der

Oper inspirierten, äußerst fantasievollen und GmbH / Raimund Bauer ARENARIA Foto: farbprächtigen Kostüme kreiert der italieni- In bisher un gekannter Weise bezieht das Bühnenbild von Raimund Bauer die gewachsene sche Star-Kostümbildner Gianluca Falaschi, Landschaft des Steinbruchs in den Entwurf mit ein.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 77 Wirtschaft Inlandsnachfrage verhindert stärkere Wachstumsabschwächung

Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Mai 2019

sterreichs Wirtschaft hat aufgrund der Öinternationalen Konjunkturabkühlung an Schwung verloren. Ein robuster privater Kon- sum und kräftige Wohnbauinvestitionen ver- hindern derzeit aber eine stärkere Wachs - tumsabschwächung. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet für das zwei- te Quartal 2019 ein Wachstum des realen BIP von 0,3 % (gegenüber dem Vorquartal). Gegenüber der letzten Prognose vom Febru- ar wurde die Wachstumserwartung leicht um 0,1 Prozentpunkte zurückgenommen. Für das dritte Quartal 2019 wird infolge der sich abzeichnenden Erholung der internationalen Konjunktur mit einer leichten Wachstumsbe- schleunigung auf 0,4 % gerechnet. Das internationale Konjunkturumfeld hat sich in den vergangenen Quartalen deutlich eingetrübt. Der Handelskonflikt der USA mit Die stark exportorientierte österreichi- entwickelt sich hingegen ungebrochen dyna- China, die anhaltend schwierige Konsensfin- sche Wirtschaft kann sich diesem schwieri- misch. Während in den letzten drei Jahren dung des britischen Parlaments über die Um- gen Umfeld nicht entziehen. Das Wachstum knapp die Hälfte des BIP-Wachstums von setzung des Brexit und die unklare wirt- der Güterexporte hat sich in den letzten Mo- der Industrie getragen wurde, ist der Dienst- schaftspolitische Ausrichtung in wichtigen naten abgeschwächt – ein Trend, der sich leistungssektor seit Jahresmitte 2018 die tra- EU-Mitgliedsstaaten haben zu einem hohen laut den jüngsten Ergebnissen des OeNB- gende Säule der österreichischen Konjunktur. Ausmaß an Unsicherheit geführt. Die Wachs- Exportindikators im zweiten Quartal fortset- Sowohl die ausländische als auch die heimi- tumsabschwächung in China, die zyklische zen wird. Die Auslandsauftragseingänge wur- sche Nachfrage nach Dienstleistungen ent- Abschwächung des Welthandels und Proble- den von den Unternehmen zuletzt jedoch aus - wickeln sich robust. me bei der Umsetzung der neuen KFZ-Ab- gehend von einem niedrigen Niveau wieder Wachstumsmotor ist gegenwärtig die In - gasnormen haben der exportorientierten etwas besser beurteilt und signalisieren eine landsnachfrage, die sich auf eine kräftige europäischen Sachgütererzeugung zugesetzt. mögliche Trendwende zur Jahresmitte hin. Wohnbautätigkeit und eine stabile private Das reale BIP-Wachstum im Euroraum In weiterer Folge sollte die sich abzeichnen- Kon sumnachfrage stützt. Die bereits in den fiel im ersten Quartal 2019 mit +0,4 % ge- de Stabilisierung der internationalen Kon- letzten beiden Jahren sehr dynamischen Wohn- genüber dem Vorquartal zwar überraschend junktur der Exporttätigkeit wieder Impulse bauinvestitionen gewannen im ersten Quartal kräftig aus, dazu haben aber temporäre Fak- verleihen. nochmal an Schwung. Die Wohnbau tätigkeit toren wesentlich beigetragen. Da sich die Die Sachgütererzeugung hat im Einklang dürfte im Verlauf des Jahres 2019 ihren Hö - Schwierigkeiten der europäischen Automo- mit der Exportabschwächung im Verlauf des hepunkt erreichen und sollte sich dann – aus- bilindustrie dauerhafter als ursprünglich Vorjahrs deutlich an Schwung verloren. Die gehend von historischen Höchstständen – erwartet erweisen, wird für das zweite Quar- Daten für das erste Quartal 2019 liefern je - langsam abschwächen. Dar auf deuten so - tal wieder mit einem schwächeren Wachs tum doch gemischte Signale. Während es zu ei- wohl die nachlassende Dynamik der Bevöl- gerechnet. Zuletzt gab es jedoch erste Anzei- nem leichten Rückgang der Wertschöpfung kerungsentwicklung als auch die im Vorjahr chen für eine Stabilisierung der internationa- in diesem Bereich kam, entwickelte sich die rückläufigen Baubewilligungen hin. len Konjunktur zur Jahresmitte. Das vom ifo- Industrieproduktion in den ersten beiden Mo- Der private Konsum wird durch ein wei- Institut erhobene Weltwirtschaftsklima hat naten dieses Jahres dynamisch. Die rückläu- terhin kräftiges Beschäftigungswachstum, sich im zweiten Quartal – getrieben von opti - fige Auftragslage deutet jedoch darauf hin, steigende Reallöhne und die Einführung des mistischeren Erwartungen für die kommenden daß von der Industrie in den kommenden Mo- Familienbonus gestützt. Die Anzahl der offe- Monate bei einer gleichzeitig etwas schwä- naten keine nennenswerten Impulse ausge- nen Stellen steigt weiterhin, die nachlassen- cheren Einschätzung der aktuellen Lage – ver- hen werden. Dies zeigt sich auch in einer de Konjunkturdynamik läßt jedoch mittelfri- bessert. Auch aus Deutschland kamen zuletzt nachlassenden Dynamik der Ausrüstungsin- stig eine Abschwächung des Beschäftigungs - positive Nachrichten von den Exporten und vestitionen, vor allem im Bereich der Fahr- wachstums erwarten. n der Industrie- und Bauproduktion. zeuginvestitionen. Der Dienstleistungssektor https://www.oenb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 78 Wirtschaft Abschwung in der österr. Industrie hält im Mai an

Anhaltende Verschlechterung des Neugeschäfts führt zu einem Rückgang der Produktionsleistung – Niedrigstes Tempo des Beschäftigungsaufbaus seit drei Jahren – Ölpreis sorgt für Kostenanstieg im Einkauf

ie Verlangsamung der Industriekonjunk- Dtur in Österreich ausgehend vom Höhe- punkt zum Jahreswechsel 2017/18 schreitet weiter voran. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Mai auf 48,3 Punkte gesunken. Damit liegt der Indikator nach einer vierjährigen Aufschwungsphase nun den zweiten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Im europäischen Vergleich zeigt sich die heimische Industrie jedoch weiterhin in einer relativ guten Ver- fassung. Der vorläufige Einkaufsmanagerin- dex für die Eurozone liegt nach einem erneu- ten Rückgang auf 47,7 Punkte unter dem ös - terreichischen Wert.“ Insbesondere der deut- sche Einkaufsmanagerindex mit nur 44,3 Punkten belastet das europäische Ergebnis, terreichischen Industrie seit Beginn der Er - im Mai den dritten Monat in Folge mit einer das auch von leichten Rückgängen in Italien mittlung des UniCredit Bank Austria Ein- Verringerung der Einkaufsmenge reagiert. und Spanien gekennzeichnet ist. Der franzö- kaufsManagerIndex im Oktober 1998 ist zu Da die aktuelle Produktionsleistung trotz des sische Index konnte hingegen im Mai die Ende gegangen. Rückgangs gegenüber dem Vormonat wei- Wachstumsschwelle wieder überschreiten. Der Produktionsindex ist erstmals seit 50 terhin sehr hoch ist, haben sich die Lagerbe- Die zumeist ungünstigen Vorgaben aus Monaten auf 48,5 Punkte und damit unter stände an Vormaterialien und Rohstoffen im dem europäischen Ausland schlagen sich die Wachstumsschwelle ge sunken. Die Auf- Mai erstmals im laufenden Jahr reduziert. dämpfend auf die Entwicklung der Industrie arbeitung von Auftragsrückständen konnte Die Zurückhaltung im Einkauf im Mai ist in Österreich nieder. „Die andauernde Ver- das seit einem halben Jahr rückläufige Neu- zwar eine Folge der schwächeren Auftrags- schlechterung der Auftragslage, insbesonde- geschäft nicht mehr gänzlich ausgleichen“, entwicklung, die im Mai jedoch durch wie- re das nachlassende Exportgeschäft, haben meint UniCredit Bank Austria Ökonom Wal- der stärker steigende Einkaufspreise geför- im Mai zu einem Rückgang der Produktions- ter Pudschedl. dert wurde. leistung in Österreich geführt. Während die Die Verschlechterung der Auftragslage ist „Aufgrund eines Anstiegs des Ölpreises Beschäftigung noch etwas zunahm, ist an- weiterhin vorwiegend durch die nachlassen- zu Beginn des Monats haben sich die durch- gesichts der geringeren Nachfrage die Ein- de Exportnachfrage bestimmt. Im Mai hat schnittlichen Einkaufspreise im Mai wieder kaufsmenge stark reduziert worden, die Be - sich der Rückgang des Neugeschäfts aus dem stärker als im Vormonat erhöht. Die gestie- stände in den Verkaufslagern nahmen zu und Ausland sogar erneut beschleunigt. Da die gene Kostenbelastung konnte trotz des star- die Lieferzeiten sind deutlich gesunken“, so heimischen Unternehmen nach der langen ken Wettbewerbs im nachlassenden Nach- Bruckbauer zu den wichtigsten Details der Hochkonjunktur jedoch auf volle Auftrags- frageumfeld in höhere Verkaufspreise umge- monatlichen Umfrage unter Einkaufsmana- bücher zurückgreifen können, findet dies setzt werden. Insgesamt ergab sich durch die gern aus der heimischen Industrie. bislang kaum seinen Niederschlag in der Pro - Preistrends im Ein- und Verkauf jedoch kei- duktionsleistung. Allerdings verkürzen sich ne Veränderung der Ertragslage für die hei- Produktionsleistung sinkt seit drei Monaten die Lieferzeiten, im Mai mischen Betriebe im Mai“, so Pudschedl. Mehr als vier Jahre hat der Produktions- sogar beschleunigt. index mit Werten über der Wachstums- Beschäftigungsaufbau schwelle von 50 Punkten auf eine ununter- Stärkerer Anstieg als im Vormonat, hält verlangsamt an brochene Ausweitung der Produktion der aber insgesamt nur langsam Die geringere Anzahl von Neuaufträgen heimischen Industrie hingewiesen. „Die hi - steigende Kosten im Einkauf wirkt sich nach der langen Hochkonjunktur storisch längste Phase einer monatlichen Auf die Verschlechterung der Auftragsla- bislang kaum auf die Auslastung der heimi- Steigerung der Produktionsleistung der ös- ge haben die heimischen Industriebetriebe schen Industrie aus. Im Mai haben die öster-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 79 Wirtschaft reichischen Betriebe sogar erneut neue Jobs spannungen zwischen den USA und China schnittlich 4,8 Prozent im Jahresvergleich geschaffen. Allerdings hat sich das Tempo und den Unsicherheiten über mögliche Im- zulegen können. Aufgrund der Anzeichen des Beschäftigungsaufbaus erneut deutlich portzölle auf europäische Autos zusätzliche für eine verschärfte Konjunkturverlangsa- reduziert. Mit 51,2 Punkten erreicht der In - belastende Faktoren bestehen. Nur wenige mung im zweiten Quartal gehen wir von dex für die Beschäftigung nur noch den nie- Signale sprechen derzeit für eine langsam einer Verringerung des Wachstums im Ge- drigsten Wert seit März 2016. einsetzende Stabilisierung des Abschwungs, samtjahr 2019 auf rund 2,5 Prozent aus, nach „Im ersten Jahresdrittel 2019 hat sich der wie etwa der sich nicht mehr weiter be- 3,8 Prozent 2018. Beschäftigtenstand in Österreichs Industrie schleunigende Rückgang der Auftragseingän - Trotz des noch starken Jahresbeginns und um 2,2 Prozent zum Vorjahr bzw. fast 15.000 ge. Auch die Anzeichen einer beginnenden der Annahme, daß in der zweiten Jahreshälf- Personen auf über 625.000 Personen erhöht. Stabilisierung der Industriekonjunktur in der te der globale Handel der heimischen Die Industrie hat damit für rund 20 Prozent Eurozone, gekennzeichnet vor allem vom Exportindustrie wieder stärker unter die des Beschäftigungsanstiegs in Österreich in leichten Aufwind des Einkaufsmanagerindex Arme greift, wird der Anstieg der Industrie- diesem Zeitraum gesorgt. Die Arbeitslosen- in Frankreich, zeigen in diese Richtung. produktion spürbar geringer ausfallen als im quote ist auf 4,1 Prozent gesunken und ist „Im ersten Quartal 2019 hat die Industrie- Vorjahr“, erwartet Bruckbauer. n da mit nur halb so hoch wie in der Gesamt- produktion in Österreich noch um durch- https://www.bankaustria.at/ wirtschaft“, meint Pudschedl. Für das Ge- samtjahr 2019 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen Rückgang der WIFO: Wirtschaft wuchs im Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft auf 7,3 Prozent nach 7,7 Prozent im Vorjahr. I. Quartal 2019 um 0,4%A In der Sachgütererzeugung wird die Ar- beitslosenquote zwar voraussichtlich auch emäß der aktuellen Quartalsrechnung Auch die Bruttoanlageinvestitionen (Aus- sinken, jedoch langsamer auf 3,7 Prozent nach Gdes WIFO expandierte das BIP in Ös- rüstungs- und Bauinvestitionen) wuchsen im 3,8 Prozent 2018. Während in den ersten terreich im I. Quartal 2019 gegenüber dem I. Quartal 2019 mit 0,8 % robust. Während Monaten des laufenden Jahres die Beschäfti- Vorquartal um 0,4 % (IV. Quartal 2018 eben- zwar die Dynamik der Ausrüstungsinvesti- gungsentwicklung in der Sachgüterindustrie falls 0,4 %). Die moderate konjunkturelle tionen seit der zweiten Jahreshälfte 2018 wie schon 2018 günstiger als in der Gesamt- Ent wicklung setzte sich weiter fort. Die Kon- nachließ (I. Quartal 2019 +0,6 %, nach wirtschaft war, dürfte sich dieser Trend als sum- und Investitionsnachfrage verlief stark. durchschnittlich 1,2 % im 1. Halbjahr 2018), Folge der Verlangsamung der Industriekon- Vor allem die Bauinvestitionen wurden kräf- expandierten die Bauinvestitionen anhaltend junktur in den kommenden Monaten voraus- tig ausgeweitet. Die exportgetragene Indu- kräftig (I. Quartal 2019 +0,8 % , nach durch - sichtlich umkehren. striekonjunktur schwächte sich hingegen seit schnittlich 0,9 % im 1. Halbjahr 2018). Bei der Jahresmitte 2018 ab. den Fahrzeuginvestitionen war eine rückläu- Aussichten trüben sich weiter ein Das österreichische BIP wuchs im I. fige Entwicklung zu beobachten. Die Nach- Im Mai hat der UniCredit Bank Austria Quartal 2019 um 0,4 % gegenüber der Vor- frage nach Maschinen und Elektrogeräten EinkaufsManagerIndex den zweiten Monat periode (Trend-Konjunktur-Komponente). verlief hingegen im I. Quartal 2019 gut. in Folge die Wachstumsschwelle von 50 Das unbereinigte BIP lag um 1,4 % über dem Vor dem Hintergrund der robusten inter- Punkten unterschritten. Erstmals nach über Niveau des Vorjahres. Wie bereits in der nationalen Entwicklung stieg die heimische vier Jahren zeigt der Teilindikator für die Schnellschätzung von Ende April ausgewie- Exportnachfrage um 0,6 % . Die Warenex- Produktionsleistung sogar einen Rückgang sen, verlief die konjunkturelle Dy namik im porte expandierten mit 0,4 % etwas stärker des Outputs gegenüber dem Vormonat an. I. Quartal moderat, wobei die aktuelle Rech- als noch in der Schnellschätzung von Ende Zudem weist das Verhältnis der Neuaufträge nung eine leichte Aufwärtsrevision ge gen - April angenommen. Insgesamt bestätigte zu den Lagerbeständen auch für die kom- über der Schnellschätzung ergibt (+0,1 Pro- sich hier jedoch das Bild der seit Mitte 2018 menden Monate auf eine sinkende Produk- zentpunkt im Vorquartalsvergleich, +0,3 Pro- abnehmenden Dynamik. Die Importnachfra- tion hin. zentpunkte im Vorjahresvergleich). ge stieg im I. Quartal 2019 um 0,4 % , jene Das nachlassende Neugeschäft kann an - Die saison- und arbeitstagsbereinigte BIP- der Waren um 0,6 % . gesichts hoch genug befüllter Verkaufslager Veränderungsrate (Kennziffer laut Eurostat- Auch in der Industrie nahm die konjunk- auch mit geringeren Produktionskapazitäten Vorgabe) stieg ebenfalls um 0,4 % (+0,1 turelle Dynamik zuletzt weiterhin ab. In der erfüllt werden. Darüber hinaus schätzen die Pro zentpunkt gegenüber Schnellschätzung). Sachgütererzeugung stagnierte die Wert- heimischen Betriebe auch die mittelfristigen Damit war das Wachstum im I. Quartal in schöpfung (nach +0,1 % im IV. Quartal 2018). Aussichten erneut ungünstiger ein. Der Er- Österreich ähnlich hoch, wie dies Eu rostat Der Boom in der Bau wirtschaft setzte sich wartungsindex für die Produktion in zwölf Mitte Mai für den Euro-Raum (0,4 % ) sowie hingegen fort (+0,6 % nach +0,7 % im IV. Monaten ist erstmals seit über vier Jahren für die EU 28 (0,5 % ) veröffentlicht hat. Quartal 2018). Die Dienstleistungsbe reiche unter die Wachstumsschwelle gesunken. Mit Die Binnennachfrage erwies sich im I. unterstützen das Wirtschaftswachstum eben- 49,9 Punkten verweist der Indikator auf die Quartal erneut als stabile Wachstumsstütze falls. Die Wertschöpfung im Handel stieg um Möglichkeit einer weiteren Abwärtsentwick - der heimischen Wirtschaft. Sowohl die pri- 0,1 % , in der Beherbergung und Gastronomie lung der heimischen Industrie. vaten Konsumausgaben (einschließlich pri- um 1,2 % . Im Bereich der freiberuflichen, Die Verlangsamung der Industriekon- vater Organisationen ohne Erwerbszweck) wis senschaftlichen, technischen und sonsti- junktur setzt sich vorerst mit unverminder- als auch die öffentlichen Konsumausgaben gen wirtschaftlichen Dienstleistungen wurde tem Tempo fort, zumal durch die Handels- expandierten um 0,4 % . sie um 0,5 % ausgeweitet. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 80 Wirtschaft Immobilien-Durchschnittspreise

m Jahr 2018 lag der Durchschnittspreis für 936 Euro unter den zehn Regionen mit den te man im Jahr 2018 zum Beispiel für 1.000 Ibebaubare Grundstücke in Österreich bei höchsten Grundstückspreisen Österreichs. Euro im Bezirk Dornbirn nicht einmal 2 89 Euro je Quadratmeter, für Eigentumswoh- Die übrigen Plätze werden durch Landes- Quadratmeter Baugrund erstehen. Im Bezirk nungen lag er bei 3.046 Euro je Quadratme- hauptstädte und Bezirke der Bundeshaupt- Zell am See reichte die gleiche Summe noch ter Wohnfläche und für Häuser bei 1.531 stadt eingenommen. In Salzburg und Inns- für etwas mehr als 4 Quadratmeter. Käufer Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Nach Aus- bruck kostete der Quadratmeter rund 940 Eu - im Osten Österreichs konnten im Vergleich wertungen von Statistik Austria weisen die ro. In Wien lagen die Bezirke Döbling mit dazu für 1.000 Euro 11 Quadratmeter in Graz- für ganz Österreich berechneten Durch- 1.416 Euro und Währing mit 1.301 Euro je Umgebung oder sogar knapp 43 Quadratme- schnittspreise für bebaubare Grundstücke, Quadratmeter ganz vorne. In den Wiener Flä- ter im Bezirk Oberpullendorf er werben. Häuser und Wohnungen allerdings große chenbezirken fanden sich jedoch auch preis- Die Preise für Baugrundstücke in Ober- regionale Unterschiede auf. wertere Baugrundstücke, und die Durch- österreich und Niederösterreich lagen mit 85 schnittspreise pro Quadratmeter fielen mit Euro und 90 Euro nahe am Österreichschnitt Bebaubare Grundstücke: 600 bis 800 Euro im Jahr 2018 gemäßigter von 89 Euro je Quadratmeter, in Kärnten (58 Die Lage zählt aus. Die Nähe zu Wien war auch bestim- Euro), der Steiermark (58 Euro) und dem Die Grundstückswerte sind das zentrale mend für die Preise in Niederösterreich und Burgenland (50 Euro) lagen sie darunter, Merkmal des Immobilienmarkts, dabei ist dem Nordburgenland. Eisenstadt-Umgebung während in Wien, Salzburg, Vorarlberg und die Lage von wesentlicher Bedeutung. Be - wies zum Beispiel einen Durchschnittspreis Tirol die Preise für sämtlichen Objekttypen sonders begehrte Lagen fanden sich im urba- von 98 Euro auf. Die peripheren Regionen über dem Österreichschnitt angesiedelt wa- nen Raum und in Tourismuszentren. Im im Norden Niederösterreichs und im Mittel- ren. Grundstückspreisvergleich finden sich zwei sowie Südburgenland sind die preisgünstig- bekannte Wintersportgebiete auf den vorder- sten des Landes. In Zwettl (NÖ) kostete Bau - Regionale Unterschiede bei sten Plätzen: Die Gemeinde Lech liegt mit grund etwa im Durchschnitt 17 Euro und im Häuser- und Wohnungspreisen einem Quadratmeterpreis von 1.806 Euro im Bezirk Jennersdorf 13 Euro. Die Preise von Häusern und Wohnungen Fünfjahresdurchschnitt auf dem ersten Platz, Auch abseits der Tourismusregionen und zeigen regional ähnliche Muster wie die Bau - gefolgt von der Gemeinde Kitzbühel mit der urbanen Zentren sind die Grundstücks- grundstücke. Teilweise lagen die Quadratme- 1.646 Euro. Weiters finden sich Going am preise in den westlichen Bundesländern Ös - terpreise der Häuser unter jenen für Wohnun- Wilden Kaiser und die gemeinsam ausge- terreichs deutlich höher als in den flacheren gen, da sich Eigentumswohnungen überwie- werteten Orte Fiss und Serfaus mit durch- östlichen Bundesländern. Gemessen an den gend in stärker nachgefragten Lagen wie et- schnittlichen Preisen von 1.069 Euro und ge zahlten mittleren Transaktionspreisen konn - wa in Stadt- und Ortszentren befinden. Dar-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 81 Wirtschaft

über hinaus ist die Preisdifferenz auch einer durchschnittliche 67-Quadratmeter-Wohnung meter Wohnfläche auf einem 914 Quadrat- durchschnittlich geringeren Qualität der im Bezirk Feldkirch 268.000 Euro, während meter großen Grundstück. In Tirol mußte Häuser im Vergleich zu den Wohnungen für ein Objekt vergleichbarer Größe in der man 480.000 Euro für ein durchschnittliches geschuldet. Viele Objekte bedürfen erhebli - Landeshauptstadt St. Pölten 120.000 Euro Haus mit einer Wohnfläche von 176 Qua- cher Investitionen in Sanierung und Instand- bezahlt werden mußte. Ein beispielhaftes dratmetern auf einem 816-Quadratmeter- haltung oder werden auf Kosten der Käufer Haus im Österreichschnitt kostete im Jahr Grundstück bezahlen. n abgerissen. Beispielsweise kostete eine 2018 rund 248.000 Euro, mit 162 Quadrat- http://www.statistik.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 82 Wirtschaft Es gibt neue 100 € und 200 €-Banknoten

Die Geldscheine zeichnen sich durch neue und verbesserte Sicherheitsmerkmale aus

https://www.oenb.at © OeNB

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 83 Chronik Semmering-Basistunnel

Baustart für Westportal und Bahnhof Mürzzuschlag – Westportal bildet letzten Baustein des Semmering-Basistunnels

eim Semmering-Basistunnel fiel am B15. Mai der offizielle Startschuß für den Bau des Westportals und den Umbau des Bahn hofs Mürzzuschlag. Damit wird nun an allen Bauabschnitten des Tunnelprojektes ge - arbeitet. Bun desminister Mario Kunasek und ÖBB-Chef Andreas Matthä setzten gemein- sam mit dem Landeshauptmann der Steier- mark, Hermann Schützenhöfer, dem nieder- österreichischen Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko und Mürzzuschlags Bürgermei- ster Karl Rudischer sowie EU-Koordinatorin Anne Elisabet Jensen den letzten Baustein des Semmering-Basistunnels.

Moderner Bahnhof und schnelle Verbindungen

Mürzzuschlag wird fit gemacht für die steiermark.at / Streibl Foto: neue Südstrecke: Mit dem westlichsten und Setzten den letzten Baustein des Semmering Basistunnels (v.l.): LH Hermann Schützenhöfer, letzten Abschnitt wird der Semmering-Basi- EU-Koordinatorin Anne Elisabet Jensen, Bundesminister Mario Kunasek, ÖBB-Chef Andreas Matthä, Bgm. Karl Rudischer und LR Ludwig Schleritzko stunnel in die Bergstrecke eingebunden und das Tunnelportal Mürzzuschlag errichtet. Zu- dem wird der Bahnhof kundenfreundlicher und moderner gestaltet, der Vorplatz attrakti- viert und eine Park&Ride-Anlage für 370 Parkplätze geschaffen. Der Busbahnhof rückt näher an das Bahnhofsgebäude – ein großer Vorteil für die Bahnkunden, die nach Fertig- stellung des Semmering-Basistunnels die Strecke Mürzzuschlag-Wien in nur einer Stun- de zurücklegen. Insgesamt werden in diesen Abschnitt rund 160 Millionen Euro investiert, wobei das Land Steiermark sowie die Gemeinde Mürzzuschlag die Park&Ride-Anlage sowie den Bahnhofsvorplatz mitfinanzieren. Die Park&Ride-Anlage für einen bequemen Umstieg vom PKW auf den Zug können Foto: ÖBB / Wolfgang Werner Foto: unsere Bahnkunden bereits 2021 nutzen, das Die Bauarbeiten im Semmering Basistunnel laufen auf Hochtouren. Bahnhofsgebäude und der Vorplatz werden Ende 2023 fertig umgebaut sein. äußere Erscheinungsbild wird wieder jenem rückt auch das Südbahnmuseum optisch in aus dem frühen 20. Jahrhunderts ähneln. den Mittelpunkt, der Bereich nördlich des Die Bauarbeiten im Detail Der Vorplatz soll mit Busbuchten, Taxi- Bahnhofs wird aufgewertet. Im Bahnhofsgebäude selbst werden die ständen und Kurzparkplätzen künftig den Auf der Nordseite des Bahnhofs wird Kundenbereiche attraktiver – der Bahnhof Anforderungen eines modernen Verkehrskno - zudem ein moderner Instandhaltungsstütz- wird barrierefrei und die Wegeleitung erneu- tens gerecht werden. Radfahrer werden den punkt mit Gleishalle für Geräte zur späteren ert. Auch die zukünftige Nutzung des Auf- kürzesten Umstiegsweg zum Zug haben. Sie Tunnelwartung und ein eigenes Gleis für nahmegebäudes wurde bei der Planung be- finden dann direkt am Vorplatz vor dem einen Rettungszug errichtet. Auch die Büros rücksichtigt. So werden rund 500 Quadrat- Hausbahnsteig überdachte Abstellplätze für für jene Mitarbeiter, die für die Instandhal- meter für zukünftige Pächter zur Verfügung ihr Fahrrad. Auch ausreichend Mopedabstell- tung der Tunnelstrecke zuständig sind, und stehen. Besonderes Augenmerk wird beim plätze werden gebaut. Durch die Errichtung somit für einen reibungslosen, sicheren Zug- Umbau auf den Denkmalschutz gelegt: Das der Park&Ride-Anlage mit E-Ladestationen verkehr sorgen, werden dort untergebracht.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 84 Chronik

Der Gleisbereich wird so adaptiert, daß die Strecke des Semmering-Basistunnels in die bestehende Semmeringstrecke eingebun- den wird. Dafür müssen die Gleisanlagen teil- weise komplett erneuert werden. Insgesamt werden neun Kilometer Gleise verlegt, 31 Weichen eingebaut und 41.000 Tonnen Schotter benötigt. Der Umbau erfolgt unter laufendem Betrieb und in rund 100 Baupha- sen.

Semmering-Basistunnel

Der rund 27 km lange Semmering-Basi- Foto: ÖBB / zkpt stunnel zwischen Gloggnitz und Mürzzu- So wird der Bahnhof Mürzzuschlag künftig aussehen schlag bringt mehr Reisequalität für die Fahrgäste und erhöht die Leistungsfähigkeit Die Südstrecke: Vom Reisen ren mit hohen Geschwindigkeiten zwei Ber- des Schienengüterverkehrs deutlich. Ab und Befördern der Zukunft ge – den Semmering und die Koralpe. Das 2026 reisen Fahrgäste umweltfreundlich und An mehr als 100 großen und kleinen Pro- Projekt Südstrecke umfaßt: den Nordbahn- sicher mit der Bahn in weniger als zwei Stun - jekten arbeitet die ÖBB-Infrastruktur AG der- Ausbau, den Ausbau Wien-Bratislava, den den von Wien nach Graz. Ab diesem Zeit- zeit entlang der Südstrecke, einem Teil des neuen Wiener Hauptbahnhof, das Güterzen- punkt wird auch der Güterverkehr energieef- Baltisch-Adriatischen Korridors. 200 Kilo- trum Wien Süd, den Ausbau der Pottendorfer fizient auf der neuen Strecke abgewickelt. meter Bahnlinie werden modernisiert, 170 Linie, den Bau des Semmering-Basistunnels, Was bisher auf der Weststrecke mit attrakti- Ki lometer neu gebaut. 80 km neue Tunnel acht modernisierte Bahnhöfe auf dem Weg ven Fahrzeiten und dichten Zugintervallen und 150 neue Brücken errichtet. Über 5.000 von Bruck nach Graz, den modernisierten erlebbar ist, wird bald auch auf der Südstrek- Menschen arbeiten daran. Ab Ende 2026 eilen Grazer Hauptbahnhof und 130 Ki lometer ke umgesetzt. Durch den Semmering-Basis- die Züge in 2 Stunden 40 Minuten von Wien neue Koralmbahn. Gemeinsam schaffen sie tunnel wird die Bahn nun auch auf der Nord- nach Klagenfurt, von Graz nach Klagenfurt die Voraussetzungen für einen zukunfts - Süd-Verbindung Österreichs zum Auto und in 45 Minuten. Sie passieren, auf insgesamt orientierten Personen- und Güterverkehr. n zum LKW konkurrenzfähig. 470 km, viele neue Bahnhöfe und durchque- https://infrastruktur.oebb.at/suedstrecke

Österreichs größte Bahnprojekte © Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 85 Chronik Durchstich am Großglockner

Die Sommersaison auf der Großglockner Hochalpenstraße startete am 10. Mai.

ls Rekordwinter mit enormen Schnee- Amengen im Jänner ist der vergangene Win ter noch gut in Erinnerung. Für die Schneeräumteams der hochalpinen Groß- glockner Hochalpenstraße jedoch zeigte sich heuer vorerst kein unüberwindbares Wetter- Szenario. Der Chef der Schneeräumung, Pe - ter Embacher, berichtete: „Die Glockner- gruppe in den Hohen Tauern liegt im Einfluß der Südströmung und die heftigen Schnee- fälle betrafen diesen Winter eigentlich die Alpennordseite. Wir konnten wie geplant ab 8. April mit zwei Räumtrupps beidseitig der Glocknerstraße mit der Beseitigung des Schnees beginnen. Dann kamen aber Ende April und Anfang Mai noch unerwartete Niederschläge in größeren Mengen und das führte auch zu starken Lawinengefährdun- gen, die es zu beseitigen galt.“ Je acht Mann, darunter auch erfahrene Bergführer und La - Schneeräumung der Großglockner Hochalpenstraße mit Durchstich winenkundige starteten nach erfolgter Si- cherheitsprüfung durch die Lawinenkom- mission vor einem Monat in Heiligenblut am Großglockner und Fusch/Ferleiten die Rota- tionspflüge.

Größtes Denkmal enthüllt seine Kurven Auf manchen Straßenabschnitten erreich- te die Schneehöhe durch Verwehungen 8 bis 9 Meter. Doch für die gut motorisierten „Old - timer“ des Räumteams kein Problem, denn die bereits mehr als 60 Jahre alten blauen „Rotationspflüge – System Wallack“ frä- sen mit enormer Effizienz durch den Schnee. Vorstand Johannes Hörl erklärt: „Es ist nichts Vergleichbares für die hochalpinen Verhält- nisse der Großglocknerstraße auf dem Markt, also verrichten unsere 15 Tonnen schweren, ,alten Herren‘ Jörgen, Oskar, Ander und Eis-

bändiger noch heute zuverlässig ihren Dienst. Großglockner Hochalpenstraßen AG / Neumayr Leo Fotos: Die vom Erbauer der Großglocknerstraße, Die beeindruckende Großglockner Hochalpenstraße ist Österreichs sehenswertes Highlight. DI Franz Wallack, konstruierten Rotations- pflüge fräsen in Schichten, schleudern den Österreichs beliebtestes Ausflugsziel auch die große Fangemeinde an inter/natio- Schnee bis zu 50 Meter weit und befreien Einer aktuellen Studie der „Allianz Part- nalen Auto- und Motorradfahrern bei, die das größte Denkmal Österreichs auf 48 Kilo- ners“ zufolge ist die Großglockner Hochal- genießen wollen und verliebt sind in die metern von Schnee und Eis. Heuer haben un- penstraße nicht nur das größte Denkmal, Kur ven der höchstgelegenen Paßstraße. sere GROHAGler mit ihren Geräten so über sondern auch das sehenswerteste Highlight Doch auch Wanderer und Naturliebhaber 700.000 Kubikmeter Schnee weggeräumt. Österreichs – noch vor dem Wiener Wahrzei- und -entdecker sind fasziniert von der ein- Diese Schneemenge entspricht einem durch- chen Stephansdom, dem Prater oder Schön- zigartigen Kombination aus Natur und Tech- gängig mit Schnee befüllten Güterzug von brunn. Als „Österreichische Sehenswürdig- nik, die die Großglockner Hochalpenstraße über 200 km (!) Länge oder – unvorstellbar – keit, die man unbedingt (noch) einmal sehen seit ihrer Eröffnung im Jahr 1935 so ein- der Bahnstrecke von Salzburg bis nach möchte“ ist die Großglocknerstraße unange- drucksvoll prägt. n Augsburg“. fochtene Nummer Eins! Diesem Fakt stimmt https://www.grossglockner.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 86 Chronik 8,86 Mio. ÖsterreicherInnen

Die Bevölkerung Österreichs wuchs 2018 um 0,41 % am 1. Jänner 2019

m 1. Jänner 2019 lebten laut endgülti- stärker als in der Bundeshauptstadt. Das Rückläufig waren die Bevölkerungszah- Agen Ergebnissen von Statistik Austria Bevölkerungswachstum Niederösterreichs len 2018 im gesamten Waldviertel, in der 8.858.775 Menschen in Österreich, um entsprach mit +0,41 % exakt dem Bun - Obersteiermark (insbesondere im oberen 36.508 Personen (+0,41 %) mehr als zu Jah- desdurchschnitt, während im Burgenland Murtal), im Mittel- und Südburgenland, in resbeginn 2018. Die Bevölkerungszunahme (+0,26 %) und in der Steiermark (+0,23 %) weiten Teilen Kärntens, in Osttirol und in den im Jahr 2018 war demnach deutlich niedri- etwas geringere Zuwächse verzeichnet wur- meisten alpinen Regionen Niederösterreichs. ger als im Jahr zuvor (2017: +49.402 Perso- den. In Kärnten blieb die Bevölkerungszahl In insgesamt 32 politischen Bezirken ging die nen bzw. +0,56 %). Knapp 97 % des ge sam - im Jahr 2018 mit +41 Personen (+0,01 %) Bevölkerungszahl zurück. ten Bevölkerungsanstiegs waren auf die Net - nahezu unverändert. Die deutlichsten Rückgänge gab es in to-Zuwanderung aus dem Ausland in Hö he Murau (-0,93 %), Gmünd (-0,68 %), Sankt von +35.301 Personen zurückzuführen. Aber Bevölkerungszuwachs in 62 politischen Veit an der Glan (-0,67 %), Leoben (-0,65 %) auch die positive Geburtenbilanz (+1.560 Bezirken, Rückgang in 32 Bezirken und im Bezirk Murtal (-0,64 %). Per sonen) trug zum Wachstum bei. Auf regionaler Ebene verzeichneten die Obwohl das Bevölkerungswachstum im westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol, Westen Österreichs überdurchschnittlich Stärkstes Bevölkerungswachstum in Salzburg und Oberösterreich bis auf wenige ausfiel, waren Innsbruck (-0,29 %) und Bre- Vorarlberg, kaum Zuwachs in Kärnten Ausnahmen ein flächendeckendes Bevölke- genz (-0,15 %) die einzigen Landeshaupt- Zwischen 2009 und 2017 war Wien bezo- rungswachstum. In der Osthälfte Österreichs städte mit einem Bevölkerungsrückgang im gen auf die Einwohnerzahl stets das Bundes- konzentrierte sich die Bevölkerungszunahme Jahr 2018. land mit der größten Bevölkerungszunahme hingegen vor allem auf den Ballungsraum Österreichs. 2018 verzeichnete Wien hinge- rund um Wien sowie die Hauptverkehrsach- Größter Bevölkerungsanstieg gen mit +0,46 % nur ein leicht überdurch- sen Niederösterreichs und das Nordburgen- bei den 65- und Mehrjährigen schnittliches Wachstum und lag damit beim land. Insgesamt verzeichneten 62 politische Am 1. Jänner 2019 lebten in Österreich Bundesländervergleich genau im Mittelfeld. Bezirke im Jahr 2018 einen Anstieg ihrer 4.357.033 Männer und 4.501.742 Frauen. Einen deutlich größeren Einwohnerzuwachs Einwohnerzahlen. Am stärksten wuchsen die 1.717.696 Personen waren Kinder und Ju- gab es 2018 sowohl in Vorarlberg (+0,65 %) Bezirke Bruck an der Leitha (+1,56 %), gendliche unter 20 Jahren (19,4 % der Ge - als auch in Oberösterreich (+0,58 %). Auch Wels-Land (+1,38 %), Linz-Land (+1,16 %), samtbevölkerung), 5.472.520 Menschen in Salzburg (+0,48 %) und in Tirol Gänserndorf (+1,15 %) und die Stadt Eisen- (61,8 %) waren im Haupterwerbsalter von (+0,47 %) stieg die Bevölkerungszahl etwas stadt (+1,11 %). 20 bis unter 65 Jahren und 1.668.559 Perso-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 87 Chronik nen (18,8 %) waren 65 Jahre oder älter. Ver- Bevölkerungsstand und Bevölkerungs- glichen mit dem 1. Jänner des Vorjahres er - veränderung nach Bundesländern höhte sich die Zahl der Männer um 18.515 und jene der Frauen um 17.993. Die Zahl der unter 20-Jährigen reduzierte sich um 1.803 Personen, jene der 20- bis 64-Jährigen stieg hingegen um 16.744 an. Am stärksten erhöhte sich die Zahl der Menschen im Pensionsalter, nämlich um 21.567 Personen. Insgesamt 1.006 Menschen (131 Männer und 875 Frauen) waren am 1. Jänner 2019 mindestens 100 Jahre alt. Damit reduzierte sich die Zahl der 100- und Mehrjährigen ge - genüber dem Vorjahr um 13 Personen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag zu Jah resbeginn 2019 bei 42,8 Jahren und somit um rund 0,2 Jahre über dem Vergleichswert des Vorjahres. http://www.statistik.at

VOR Mobile Ticketing: Öffentlicher Verkehr leicht gemacht!

ie Ostregion ist der größte Mobilitäts- Mit dem neuen Mobile Ticketing Shop, sparen und ihr VOR-Öffi-Ticket ganz ein- Draum Österreichs. Nirgendwo fahren welcher in die bekannte VOR AnachB App fach über die VOR AnachB App kaufen“, so mehr Personen mit dem öffentlichen Ver- integriert ist, können alle VOR Tickets bis Thomas Bohrn, Geschäftsführer des Ver- kehr, nirgendwo werden mehr Busse und Bah- auf die Jahreskarte gekauft werden. Die Jah- kehrsverbunds Ost-Region. „Besonders prak- nen für die Fahrgäste bewegt als in Wien, reskarte kann wiederum in der App ange- tisch dabei: Sämtliche Tickets sind mit dem Niederösterreich und dem Burgenland. zeigt werden. Dank der VOR AnachB App Account verknüpft und lassen sich jederzeit Mit dem neuen VOR Mobile Shop eröff- haben Kunden ihr Ticket – vom Einzelfahr- bequem anzeigen“, unterstreicht Wolfgang net der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) schein bis zur Jahreskarte – also auch unter- Schroll, ebenfalls Geschäftsführer des Ver- seinen Kunden einen neuen, modernen Ver- wegs immer mit dabei. „Mit der VOR kehrsverbunds Ost-Region, der gleichzeitig triebskanal: Nunmehr finden die Fahrgäste AnachB App ist ein wichtiger Schritt hin zu darauf hinweist, daß die übrigen Vertriebska- über die VOR AnachB App nicht nur den einem noch moderneren öffentlichen Ver- näle – vom Ticketschalter am Bahnhof über besten Weg von A nach B, sondern können kehr getan, denn wer mit einem entsprechen- entsprechende Automaten bis hin zum be- dort gleich ihr Ticket kaufen – einfach, den Smartphone ausgestattet ist, hat jetzt den kannten VOR Online Shop von der aktuellen sicher, mobil! gesamten öffentlichen Verkehr praktisch in Erweiterung unberührt bleiben. VOR AnachB ist ein österreichweiter, einer Hand“, freut sich der niederösterreichi- mo biler und multimodaler Routenplaner für sche Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko. Der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) alle Verkehrsmodalitäten (Öffis, Autos, Rad- „Entgegen manchem Klischee setzen ja Als größter Verkehrsverbund Österreichs und Fußwege sowie deren Kombination) und nicht nur junge Menschen, sondern auch im - vereint VOR alle öffentlichen Verkehrsmittel steht als kostenlose Web- und App-Lösung mer mehr Fahrgäste im fortgeschrittenen in Wien, Niederösterreich und dem Burgen- für Smartphones zur Verfügung. VOR AnachB Alter auf neue Technologien, die den Alltag land. VOR ist in diesen drei Bundesländern nutzt immer die neuesten Daten auf Basis erleichtern“, ist Peter Hanke, Wiens zustän- mit der Planung, Koordination und Optimie- der Verkehrsauskunft Österreich (VAO) und diger Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digi- rung des öffentlichen Verkehrs für jährlich zeigt neben der aktuellen Verkehrslage auch talisierung und Internationales überzeugt rund eine Milliarde Fahrgäste betraut. Zu alle Baustellen, Staus, Verspätungen, Umlei- von den Potentialen des neuen VOR-Ange- den Kernaufgaben gehören die Tarif- und tungen und Änderungen im Verkehrsnetz. botes. „Besser unterwegs sein heißt, nicht Fahrplangestaltung ebenso wie Kundenser- Die Informationen fließen in das Routing nur rasch den besten Weg von A nach B zu vice und die Vergabe von Verkehrsdienstlei- mit ein und liefern somit aktuelle Verbindun- finden, sondern daß auch das Drumherum stungen. Sämtliche Regional- und Stadtbus- gen für jede Abfrage – österreichweit. Allein sicher und komfortabel gestaltet ist. Und da leistungen sowie ein Teil der Schienenver- im vergangenen Jahr 2018 wurden über 16 ist die aktuelle Erweiterung der VOR-Servi- kehrsleistungen werden in der Ostregion Millionen Abfragen über die VOR AnachB ceangebote um einen Mobile Ticketing Shop durch VOR beauftragt. Die ExpertInnen des App getätigt. Mit dem neuen VOR Mobile ein wichtiger Schritt, um neue Fahrgäste an- Verkehrsverbundes sind auch über die Ostre- Shop können nunmehr Fahrgäste nicht nur zusprechen“, hofft nicht zuletzt Burgenlands gion hinaus als Impulsgeber und Ansprech- den besten Weg von A nach B einfach am Verkehrslandesrat Heinrich Dorner. partner für intelligente und intermodale Mo - Smartphone finden, sondern sich gleich das „Fahrgäste können sich nunmehr den bilität tätig. n passende Ticket dazu kaufen! Gang zum Automaten oder Ticketschalter https://www.vor.at/fahrplan/vor-anachb-app/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 88 Gastronomie & Kulinarisches Jahrgangspräsentation: »Mein Welschriesling« 2018

Burgenland: Der 10. Jahrgang »Mein Welschriesling« präsentiert sich typisch mit zitrusgrünen Apfelaromen und ausdrucksstark Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: LWFS-Direktorin Eva Ackerl, Projekt-Initiator Franz Ackerl, LRin Astrid Eisenkopf, „Mein Welschriesling“-Produzent Jürgen Zechmeister, Kleinhöflein, Dir. Martin Burjan, Bundesamt für Weinbau, und Albert Unger, Kellermeister in der Weinbauschule Eisenstadt

it dem Ziel, Produktion und Vermark- Weinsorten steht er nicht zuletzt auch für die allen Produktionsstufen – von der Bestim- Mtung eines regionaltypischen Welsch - burgenländische Weinidentität. In der Ver- mung der physiologischen Reife und des rieslings zu forcieren, wurde in den 1990er- marktung und im Export gibt es allerdings idealen Lesezeitpunktes über Mostuntersu- Jahren das Projekt „Mein Welschriesling“ noch viel ungenutztes Potential. Das Projekt chung und Analysen bis hin zu regelmäßigen ge startet. Drei von ursprünglich acht Produ- ‚Mein Welschriesling‘ leistet ganz wichtige Verkostungen und zur Flaschenfüllung. zenten sind bis heute bei der Initiative dabei. Bewußtseinsbildung und einen wertvollen „Die Weine des Jahrgangs 2018 sind wit- Im Beisein von Burgenlands Agrarlandesrä- Beitrag, dieses zu nutzen“, sagte Eisenkopf. terungsbedingt etwas kräftiger und ausdruk- tin Astrid Eisenkopf, Vizebürgermeister Ist- Mit mehr als 1.400 Hektar Rebfläche, das ksstärker ausgefallen, mit höheren PH-Wer- van Deli, LWFS-Direktorin Eva Ackerl, Dir. sind rund 10 Prozent der Weinanbaufläche, ten, mehr Alkohol und weniger Säure. Was Martin Burjan vom Bundesamt für Weinbau liegt der Welschriesling im Burgenland die Welschriesling betrifft: etwas molliger, und zahlreichen Vertretern der Weinbauschu - gleichauf mit dem Grünen Veltliner, hat die- aber ganz typisch, wie im Projekt definiert: le, der Landwirtschaftskammer und von sem gegenüber jedoch in den letzten Jahren mit zitrusgrünen Apfelaromen – absolut ge- Wein Burgenland präsentierten die drei Pro- an Marktpräsenz und Nachfrage stark einge- lungen“, so Direktor Martin Burjan vom Bun- jektpartner am 14. Mai in der Weinbauschule büßt. Ein Umstand, der den Kleinhöfleiner desamt für Weinbau. n Eisenstadt den Jahrgang 2018, den zehnten Winzer Franz Ackerl schon in den 1990er- des Projekts. Jahren bewog, das Projekt „Mein Wel- Die »Mein Welschriesling«-Produzenten schriesling“ zu initiieren. Aus verschiedenen Landesweingut Burgenland, Eisenstadt Ein Lieblingswein der Burgenländer Klonen wurde der für den Leithaberg bestge- http://www.weinbauschule.at „Der Welschriesling ist sicher ein Lieb- eignete gewählt und schließlich 2009 der er- Kleinhöfleinerhof Familie Ackerl, lingswein der Burgenländer, und beim Weiß- ste Jahrgang abgefüllt. Von ursprünglich Kleinhöflein wein wird das Burgenland auch in erster Li- acht Partnerbetrieben sind aktuell noch drei http://www.kleinhoefleinerhof.at nie mit dem Welschriesling in Verbindung dabei. Seit dem Start begleitet das Bundes- Weingut Jürgen Zechmeister, Kleinhöflein gebracht. Als eine der ältesten, autochthonen amt für Weinbau in Eisenstadt das Projekt in http://www.weinbauzechmeister.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 89 Personalia Tausende nehmen im Stephans- dom Abschied von Niki Lauda

Die Rennfahrerlegende wurde in der Kathedrale aufgebahrt – Trauergottes- dienst im Stephansdom – Tausende Menschen zollten dem Verstorbenen Tribut Foto: Kathpress / Paul Wuthe Witwe Birgit Lauda hatte den Rennhelm ihres verstorbenen Mannes auf den Sarg in der Mitte des Stephansdoms gelegt.

m Wiener Stephansdom nahmen am I29. Mai Tausende Menschen Abschied von Rennfahrerlegende Niki Lauda. Ab 8 Uhr früh war der weltbekannte frühere Spit- zensportler und Flugliniengründer im Renn- fahrer-Overall öffentlich aufgebahrt worden. In den Vormittagsstunden zog trotz starken Regens ein ununterbrochener Menschen- strom über das seitliche Primtor in den Dom. Fans und Bewunderer zogen am mit Laudas Rennhelm und einem Lorbeerkranz ge - schmückten geschlossenen Sarg vorbei, er- wiesen dem Verstorbenen die letzte Ehre und trugen sich in das Kondolenzbuch ein. Der Sarg mit der sterblichen Hülle Lau- das war kurz vor 8 Uhr beim Riesentor unter dem Geläut der Domglocken von der Fami- lie Niki Laudas und Dompfarrer Toni Faber Foto: Kathpress / Paul Wuthe Niki Laudas engste Familie nimmt Abschied. Empfang genommen worden. Anschließend wurde der Sarg in der Mitte des Stephans- en dete mit dem Hymnus „Zum Paradies an Niki Lauda erhielten die Kondolierenden doms (Vierung) aufgestellt. Witwe Birgit mögen Engel Dich geleiten“. auch Gedenkbilder mit dem Spruch „Fang Lauda legte dann den Rennhelm ihres ver- Bis 12 Uhr war es möglich, am Sarg vor- nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen“. storbenen Mannes auf den Sarg. Der Domp- beizudefilieren. Schon gegen 9 Uhr reichte Ab 13 Uhr fand in St. Stephan der vom farrer leitete anschließend die ersten Gebete die Schlange der wartenden Trauernden bis Dompfarrer geleitete Trauergottesdienst für den Verstorbenen. Eine liturgische Feier vor das Riesentor des Doms. Zur Erinnerung statt. Dazu waren rund 300 Ehrengäste aus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 90 Personalia

dem In-und Ausland, unter ihnen zahlreiche Prominente aus Politik und Gesellschaft, angereist. Die restlichen Plätze im Dom stan den zur freien Verfügung. Der Dompfarrer richtete eingangs an die Familie Laudas und die Trauergäste Segens- und Beileidswünsche von Kardinal Chri- stoph Schönborn aus, „der aus gesundheit- lichen Gründen nicht teilnehmen kann, aber im Gebet mit uns verbunden ist“. „Sterben ist für Christen nicht nur Ver- lust, sondern auch wie Heimkommen, Co - ming home.“ – Mit diesen Worten hat Dompfarrer Toni Faber Mittwochmittag das Requiem für Niki Lauda im Wiener Ste- phansdom eröffnet, Laudas Ex-Teamkollege Alain Prost hielt die Lesung. Die Musik bestand einerseits aus liturgischer Orgel- und Bläsermusik, andererseits wurden Lieb- lingslieder von Niki Lauda gespielt, u.a. von Tracy Chapman, John Lennon und Family of the Year. Damit erwiesen Christian Kolono- vits und Band Niki Lauda die letzte Ehre. Das Lied „Save us all“ von Tracy Chapmann lag Lauda auch deshalb besonders am Her- zen, weil es darin heißt: „I hope someones God will save us, save us all, and love the sinners too.“ („Ich hoffe, daß jemande Gott uns rettet, uns alle rettet und auch die Sün- der liebt.“, Anm.) © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Dijk, Hans van Anefo neg. stroken, 1945-1989, 2.24.01.05, item number 932-2315 Die Politik war beim Requiem neben 1. Juli 1982, erster Trainingstag zum Grand Prix van Zandvoort Bundespräsident Alexander Van der Bellen u.a. durch Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz Lauda Tribut und füllten den Stephansdom Lewis Hamilton, Jacky Stewart und Nico und den Wiener Bürgermeister Michael Lud- bis auf den letzten Platz. Rosberg, Mercedes-Motorsportchef Toto wig vertreten. Aus Bahrain war Kronprinz Bei weitem nicht alle, die wollten, fanden Wolff, Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Salman bin Hamad Al Khalifa angereist, aus im Dom Platz. Marko, die Ex-Rennfahrer Gerhard Berger den USA die „steirische Eiche“, Arnold Auch das Who is Who der Formel 1 er- und Alexander Wurz, Welt-Automobilver- Schwarzenegger. Neben rund 500 geladenen wies Niki Lauda beim Requiem die letzte band-Präsident Jean Todt, der frühere Ferra- Trauergästen zollten Tausende Menschen Ehre. Gekommen waren u.a die Weltmeister ri-Chef Luca di Montezemolo und Ex-For- mel-1-Manager Flavio Briatore. Auch auf- fallend viele Skilegenden waren im Dom, so etwa Hermann Maier, Karl Schranz, Franz Klammer, Harti Weirather oder Aksel Lund Svindal. Die Beisetzung des dreifachen Formel-1- Weltmeisters fand nach dem Requiem abseits der Öffentlichkeit im engsten Fami- lienkreis statt. Niki Lauda war am 20. Mai im Alter von 70 Jahren gestorben. Die Aufbahrung eines ehemaligen Sportlers im Stephansdom ist eine Premiere. Dompfarrer Toni Faber ver- wies dazu im Vorfeld auf das Ersuchen der Familie und die große Anteilnahme der Öf - fentlichkeit. Zuletzt wurden der Maler Ernst Fuchs, davor unter anderen Kardinal Franz König, Otto Habsburg oder Franz Olah im

Foto: Kathpress / Paul Wuthe Stephansdom öffentlich aufgebahrt. n Die Aufbahrung eines ehemaligen Sportlers im Stephansdom war eine Premiere. https://de.wikipedia.org/wiki/Niki_Lauda

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 91 Personalia Margit Fischer ausgezeichnet

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig lud ins Rathaus, um die Gattin von Alt-Bundespräsident Heinz Fischer zu ehren.

ie Gattin des ehemaligen österreichi- Dschen Bundespräsidenten Heinz Fischer bekam von Bürgermeister Michael Ludwig am 21. Mai im Stadtsenatssitzungssaal vor großem Publikum den Ehrenpreis des Viktor- Frankl-Fonds verliehen. Zu Gast waren un- ter anderem Kulturstadträtin Veronica Kaup- Hasler, Finanzstadtrat Peter Hanke, der ehe- malige ÖGB-Präsident Erich Foglar, Arbei- terkammer-Präsidentin Renate Anderl, Bun- desminister a.D. Karl Blecha, die ehemalige Nationalratsabgeordnete Heide Schmidt und natürlich auch Ehemann Heinz Fischer. Die Laudatio auf Margit Fischer hielt Cecily Corti, selbst Trägerin des Viktor-Frankl-Prei- ses. Fischer bekam den Viktor-Frankl-Preis in Anerkennung ihres langjährigen Engage- ments als Vorsitzende des österreichischen Frauenrates sowie für ihre Tätigkeit im Ver- ein „ScienceCenter-Netzwerk“ verliehen. Das lebenslange Wirken Fischers und ihre Hin gabe für den Menschen würden stark PID / C. Jobst Foto: Margit Fischer mit Bürgermeister Michael Ludwig nach der Verleihung im Wiener Rathaus dem sinnorientierten humanistischen Thera- piebild Frankls entsprechen, so die Begrün- Menschen den Zugang zu Wissenschaft er - Leuchtturm für soziales Denken, für huma- dung des Fonds-Kuratoriums. möglicht und den Dialog zwischen Wissen- nes Handeln moderne Kommunalpolitik In seiner eröffnenden Rede würdigte Bür- schaft und Gesellschaft angeregt. „Mit dem bleiben“. germeister Ludwig ihr philanthropisches En - Viktor-Frankl-Preis wollen wir zum Aus- gagement: Sie verfüge – wie Viktor Frankl – druck bringen, daß wir dich nicht nur als Über den Viktor-Frankl-Fonds über eine optimistische Lebenseinstellung, Person sehr schätzen, sondern auch für dein Viktor Frankl war Mediziner und Psycho- die sie zum Wohl der Menschen einsetze. Wirken in diesem ganz wichtigen Netz- therapeut und bekannt für die Begründung Frankl habe sich trotz seiner schrecklichen werk“, schloß Ludwig. der Logotherapie und Existenzanalyse. Im Erfahrungen in verschiedenen Konzentra- Margit Fischer freute sich „aus vielen Jahr 1999 hat die Stadt Wien einen Fonds tionslagern nicht brechen lassen – ganz im Gründen ganz außerordentlich“ über den eingerichtet, um damit sein Lebenswerk zu Gegenteil: Sein Optimismus und Tatendrang Preis: So hätten sie und ihre Familie der würdigen und zu dokumentieren sowie die machten ihn zu einem bedeutenden Medizi- Stadt Wien viel zu verdanken. Bei ihrer Rück- Weiterentwicklung einer sinnorientierten ner und Psychotherapeuten. Seine Zeit in kehr aus der schwedischen Emigration hät- und humanistischen Psychotherapie im Sin - Konzentrationslagern habe er nach seiner Be- ten sie eine Wohnung in der Per-Albin-Hans- ne Frankls zu sichern. Bei der Realisierung freiung im Werk „…trotzdem Ja zum Leben son-Siedlung bekommen und ihr Vater einen dieser Zielsetzung arbeitet der Fonds eng mit sagen – ein Psychologe erlebt das Konzen- Arbeitsplatz. Sie freute sich, daß der Preis dem Viktor-Frankl-Institut und der Familie trationslager “ verarbeitet. Mit seiner Arbeit den Namen von Viktor Frankl trägt. Seine Viktor Frankls zusammen. Seit der Einrich- habe er unzähligen Menschen geholfen und Per sönlichkeit und Lebenswerk „beinhalten tung des Fonds verleiht die Stadt nahezu „jungen Generationen neue Perspektiven so viel, was für mich und meine Familie von jährlich einen Ehrenpreis, den Margit Fischer eröffnet“. Die Stadt Wien orientiere sich besonderer Relevanz ist“. Frankl habe so erhielt. Sie reiht sich damit in die bisherigen stark an dem Gesamtwerk Frankls, so Lud- wie auch ihre Familie die Torturen der Kon- PreisträgerInnen ein, zu denen unter ande- wig. Der 1999 ins Leben gerufene Fonds ha- zentrationslager erleben müssen und nahe rem Paul Watzlawick, Kardinal Franz König, be den Zweck, „junge Wissenschaftlerinnen Angehörige verloren. Fischer kritisierte „die Nobelpreisträger Prof. Erich Kandel, Jürgen und Wissenschaftler zu motivieren, im Sinne feindliche Einstellung gegenüber Flüchtlin- Habermas, Hugo Portisch, Physiker Heinz Frankls weiterzuarbeiten und seine optimi- gen, die heute in bestimmten Kreisen anzu- von Foerster sowie der Psychologe Giselher stische Grundhaltung aufrecht zu erhalten“. treffen ist“. Das empfinde sie als „besonders Guttmann gehören. n Durch ihr Engagement im Verein Science- schmerzlich und in manchen Fällen gerade- https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Frankl Center-Netzwerk habe Margit Fischer allen zu als abstoßend“. Wien müsse jedenfalls „ein https://www.franklzentrum.org/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 92 Personalia mdw verleiht Ehrenmitglied- schaft an Friedrich Cerha

Der Komponist und ehemalige Lehrende hat am 24. Mai die Ehrenmitgliedschaft der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien erhalten.

m 24. Mai verlieh die mdw dem hoch- Akarätigen Künstler, ehemaligen Lehren- den und Alumnus Friedrich Cerha in Aner- kennung seines unermüdlichen Einsatzes für die Neue Musik sowie deren Vermittlung und seines international anerkannten komposito- rischen Schaffens die Ehrenmitgliedschaft. Sie ist eine der höchsten Auszeichnungen, die die mdw vergibt. Friedrich Cerha: „Ich dan- ke für die ehrende Auszeichnung, denn ich bin dem Hause ganz besonders verbunden, weil hier in meinen Studienjahren der Grund- stein gelegt wurde für meine ganze spätere musikalische Entwicklung.“ Der 1926 in Wien geborene Künstler Friedrich Cerha blickt auf eine langjährige erfolgreiche Laufbahn als Komponist sowie herausragendes Engagement im Bereich der zeitgenössischen Musik zurück. Cerha ist außerdem Alumnus und war auch als Profes- sor an der mdw tätig. 1959 begann er an der damaligen Hochschule zu unterrichten, 1976 wurde er zum Professor berufen und unter- richtete bis zu seiner Emeritierung 1988. In diesen Jahrzehnten hat Friedrich Cerha wesentlich zur Profilbildung des Komposi- tionsbereiches an der mdw beigetragen und

zahlreiche Komponisten ausgebildet, etwa mdw / Mathias Swoboda Foto: Karlheinz Essl, Georg Friedrich Haas, Chri- mdw-Rektorin Ulrike Sych übergibt die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft an Friedrich Cerha stian Ofenbauer, Ulf-Diether Soyka und Tomaž Svete. Die mdw bekennt sich zu demokratischen dern zählen unter anderem Bruno Walter, „Friedrich Cerha ist ein Vorbild als Werten, Gleichbehandlung und Diversität. Ernst Krenek, Nikolaus Harnoncourt, Pierre Künstler, als Lehrender und vor allem als Die Freiheit der Kunst, der Wissenschaft und Boulez, Zubin Mehta, Plácido Domingo, Mensch mit einer Haltung, die zum Wohle der Lehre ist ein unverhandelbarer leitender Hilde Zadek und Paul Badura-Skoda. n unserer De mokratie unverhandelbar ist und Grundsatz der mdw. Zu den Ehrenmitglie- https://www.mdw.ac.at/ sein muß“, so mdw-Rektorin Ulrike Sych.

Über die mdw Hans Swarowsky-Nachlaß Die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zählt zu den welt- ie mdw – Universität für Musik und torin Ulrike Sych über den Erwerb des Nach- weit größten und renommiertesten Univer- Ddarstellende Kunst Wien hat den Nach- lasses des geschätzten Künstlers und Leh- sitäten für Musik, Theater und Film. Über laß des österreichischen Dirigenten und rers. Hans Swarowsky war ab 1946 in der 3.000 Studierende aus mehr als 70 Ländern langjährigen Lehrenden Hans Swarowsky Lehre tätig, ab 1961 als ordentlicher Profes- genießen in 115 Studienrichtungen aus den (1899 – 1975) erworben. Er umfaßt Partitu- sor. Zu seinen Schülern gehörten Claudio Bereichen Musik, darstellende Kunst, Wis- ren, Schriften und andere Materialien sowie Abbado, Zubin Mehta oder Heinrich Schiff. senschaft, Forschung und Pädagogik ihre wertvolle Autografen. Der Nachlaß befindet sich an der Biblio- Ausbildung. Zu den insgesamt 24 Instituten „Wir werden den Nachlaß so schnell wie thek der mdw, wo er in den nächsten Mona- der mdw gehören u.a. das Max Reinhardt möglich für Forschung, Lehre und Öffent- ten katalogisiert und bearbeitet wird. n Seminar sowie die Filmakademie Wien. lichkeit zugänglich machen“, freut sich Rek- https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Swarowsky

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 93 Religion und Kirche Parlamentarisches Gebetsfrühstück

Fraktionsübergreifende Gebetsveranstaltung auf Einladung von Nationalrats- präsident Sobotka mit zahlreichen Politikern und Vertretern von 18 christlichen Konfessionen sowie aus Judentum und Islam Foto: Parlamentsdirektion / Raimund Appel Foto: Parlamentsdirektion / Raimund Eih Blick auf die TeilnehmerInnen des Parlamentarischen Gebetsfrühstücks im Ausweichquartier des Hohen Hauses in der Wiener Hofburg

s war schon lange geplant und bekam ten, aber nicht in einer Staatskrise“ hielt So- Weihbischöfe Franz Scharl und Stephan Tur- Eaufgrund der Regierungskrise den Cha - botka eingangs fest. Aufgrund der Vorgänge novszky, Bischofskonferenz-Generalsekre- rakter eines fraktionsübergreifenden Gebets der letzten Tage habe die Politik „großen Er - tär Peter Schika und der bisherige Geschäfts- für Österreich: das dritte parlamentarische Ge- klärungsbedarf“. Nach dem Vortag, der durch träger der Nuntiatur, Msgr. George George betsfrühstück, das auf Einladung von Natio- ein Mißtrauenvotum das Ende für die amtie- Panamthundil, gekommen. An der Spitze der nalratspräsident Wolfgang Sobotka im Aus- rende Regierung brachte, gelte es innezuhal- orthodoxen und altorientalischen Kirchen weichquartier des Hohen Hauses am Morgen ten und „auch an den zu denken, der alles standen der griechisch-orthodoxe Metropolit des 28. Mai in der Hofburg stattfand. Vertre- lenkt und uns jeden Tag zum Geschenk Arsenios (Kardamakis) sowie der der neue ter von 18 christlichen Kirchen sowie von Ju - macht“. Politik dürfe sich nicht über einen armenisch-apostolische Erzbischof Tiran Pe- dentum und Islam waren der Initiative So - Machtanspruch definieren, sondern habe trosyan. Die Freikirchen in Österreich waren botkas und des parteienübergreifenden Ko- einen Gestaltungsauftrag, so der National- durch ihren Präsidenten Reinhold Eichinger mitees des Gebetsfrühstücks gefolgt. Gäste ratspräsident, der mit Psalm 23 („Der Herr vertreten. aus 25 Nationen waren gekommen, unter ist mein Hirte“) schloß. ihnen der EU-Sonderbeauftragte für Reli- Seitens der katholischen Kirche waren Für politische Gegner beten gionsfreiheit und stellvertretende Vorsitzen- der neue Nuntius in Österreich, Erzbischof Anstelle von Kardinal Christoph Schön- de des slowakischen Nationalrats, Jan Figel. Pedro Lopez Quintana, der St. Pöltner Diö- born, der wegen Rekonvaleszenz nicht teil- Österreich befinde sich „in bewegten Zei- zesanbischof Alois Schwarz, die Wiener nehmen konnte, hielt Altabt Gregor Henckel-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 94 Religion und Kirche

Donnersmarck die Bibellesung. Als „Ge- Kreuzzüge als echter Skandal zu brandmar- heimwaffe zur Überwindung von Konflik- ken. Weil Christen im Fremden, im Leiden- ten“ beschrieb der frühere Abt von Stift Hei- den, im Behinderten und Kranken Jesus ligenkreuz die von Christus im Lukasevan- selbst begegnen, seien Gastfreundschaft und gelium (Lk 6,27-28) geforderte Feindeslie- die Erfindung von Krankenhäusern ein We- be. Zu ihr gehöre ganz wesentlich auch das senszug des Christentums. Dies sollte den Gebet für den politischen Gegner: „Aber nicht Christen wieder mehr bewußt werden, „die als Gebet, daß er so wird, wie ich will“, son- sich oft ihrer Geschichte schämen, ohne sie dern daß man ihn in seinem Anderssein an - wirklich zu kennen“. nimmt. Für Demut und Mäßigung als wichtige Sehr persönliche Worte fand der deutsche christliche Haltungen für Menschen mit gros- Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel. Als ser Verantwortung plädierte Veit Schmid- einer der drei Moderatoren des fraktions- Schmidsfelden. Der Präsident des Forums übergreifenden Gebetskreises im Deutschen christlicher Führungskräfte und Chefver- Bundestag führte er aus, daß sich die Gruppe handler beim Metaller-Kollektivvertrag auf jede Woche am Freitag für eine Stunde zum Arbeitgeberseite mahnte die Bereitschaft Gebet trifft. „Man betet und tauscht sich aus, zum Kompromiß ein. Aus langjähriger Er- die Kirche spielen dabei keine Rolle, in der fahrung bei schwierigen Verhandlungen kom - Mitte steht Jesus Christus.“ Oft stelle er, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka me man immer zu einem verantwortungsvol- Rützel, sich in wichtigen Situationen dabei len Ergebnis, „wenn man das Gegenüber als die Frage, wie sich Jesus Christus wohl ent- Menschen annimmt“. Der Grund der großen schieden hätte. Dieser Perspektivenwechsel wirtschaftlichen Krisen der letzten Zeit – von und der Halt in Gott lasse einen aufleben und der Finanzkrise bis zur Krise der Automobil- mache frei auch von politischen Zwängen, industrie – seien Hybris und fehlende Demut bekannte der SPD-Politiker. gewesen. Christsein heißt, an Jesus Maß zu nehmen und vieles im Leben als Geschenk Glaube öffentlich zeigen anzunehmen, empfahl der Industrielle. „Beeindruckt von der großen Gelassen- Das Gebetsfrühstück endete mit Fürbit- heit, wie man in Österreich mit der gegen- ten, die Politiker verschiedener Parteien und wärtigen politischen Situation umgeht“, unterschiedlicher christlicher und religiöser zeigte sich der deutsche Sachbuchautor Man - Bekenntnisse sprachen. fred Lütz. Unter Bezugnahme auf sein im Vor- Neben Sobotka und Figel waren das die jahr erschienenes Buch „Der Skandal der Nationalratsabgeordneten Elisabeth Feich- Skandale. Die geheime Geschichte des Chri- tinger (SPÖ), Martin En gelberg (ÖVP) und stentums“ plädierte der Theologe und Psy- Efgani Dönmez, die EU-Abgeordnete Bar- chiater für mehr Sachwissen und Bekenner- bara Kappel (SPÖ) sowie die OSZE-Beauf- mut: „Wir müssen uns öffentlich bekennen tragte für Religionsfreiheit, Prof. Ingeborg und auch die Leistungen des Christentums Gabriel. Moderiert und maßgeblich vorbe- benennen.“ Dies entspreche durchaus einer Altabt Gregor Henckl-Donnersmarck reitet wurde das Gebetsfrühstück von der aufgeklärten Haltung, so Lütz unter Verweis ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun auf Jürgen Habermas. Dieser sei bei seiner Kugler und vom FPÖ-Abgeordneten Christi- Rede 2001 in der Frankfurter Pauluskirche an Ragger. Für die musikalische Gestaltung nach den 9/11-Anschlägen dafür eingetreten, sorgte die ökumenische Initiative KISI - daß der säkulare Staat seine religiösen Bür- „God’s singing Kids“. ger gerade auch als religiöse Menschen wie- der ernst nehmen müsse. Dafür stehe das Treffen seit 1981 parlamentarische Gebetsfrühstück. Im Parlament in Wien gibt es seit 1981 „Das Christentum taugt als geistiges Fun- regelmäßige kleinere Treffen von Abgeord- dament Europas mehr denn je“, zeigte sich neten zum Austausch und Gebet, an denen der langjährige Vatikan-Berater überzeugt. seit 2016 alle Fraktionen vertreten sind. Sie So sei etwa der Toleranzbegriff eine sprach- treffen sich dazu in der Regel monatlich vor geschichtliche Erfindung des Christentums. den Plenarversammlungen des Nationalrats. Die dem Christentum eingeschriebene Inter- Bekanntheit erlangte diese interreligiöse und nationalität und Feindesliebe seien völlig neu fraktionsübergreifende Initiative in Öster- im Vergleich zu den damaligen religiösen reich, die seit über 60 Jahren in den USA Vorstellungen und Stammesmentalitäten ge - praktiziert wird, durch das erste nationale wesen. Erst vor dem Hintergrund der christ- und öffentliche Gebetsfrühstück 2017 im lichen Feindesliebe und Gewaltlosigkeit Fotos: Parlamentsdirektion / Raimund Appel Parlament in Wien. n seien dann gewalttätige Handlungen wie die Impulsvortrag von Manfred Lütz https://www.kathpress.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 95 Religion und Kirche Eröffnung des neugestalteten Stiftes Dürnstein

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: »Entdeckung des Wertvollen« sei »ein wunderbarer Ausdruck dessen, was einen hier erwartet.

m Stift Dürnstein wurde in den vergange- Inen sechs Monaten saniert und umgebaut. Neben den bautechnischen Änderungen wur - den am Ausstellungskonzept auch themati- sche Änderungen vorgenommen. Die neue Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“ regt an, sich Gedanken zu machen über „Das Gute, das Schöne, das Wahre“. Präsentiert wurde der neu gestaltete Besucherbereich am 17. Mai im Rahmen einer Eröffnungsfeier mit zahlreichen Ehrengästen, unter ihnen Landes- hauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Der ehema- lige Propst Maximilian Fürnsinn zelebrierte den Gottesdienst und sprach „von einer Stun - de des Dankes“. In Niederösterreich seien Kunst und Kul- tur an allen Ecken und Enden spür- und fühl- bar, sprach Landeshauptfrau Mikl-Leitner NLK / Pfeifer Foto: von einer „Vielfalt der kulturellen Angebo- v.l.: Hans Jörg Schelling vom Förderverein für das Stift Dürnstein, der ehemalige Propst Maxi- milian Fürnsinn, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Propst Petrus Stockinger, Bürgermei- te“ im Land. Und dabei komme man an den ster Johann Riesenhuber und Reinhard Wolf vom Förderverein für das Stift Dürnstein Kirchen, Stiften und Klöstern nicht vorbei, betonte sie „die gemeinsame Verantwortung worden seien, „um das Stift attraktiver zu schen motiviert werden konnten, sich in die- und Verpflichtung zugleich, das kulturelle Er - machen“: Unter anderem nannte sie die ses Projekt einzubinden. Der Urkunde von be für die kommenden Generationen hoch- Adaptierung und Restaurierung der goti- damals, die eingemauert gewesen sei, werde zuhalten und zu pflegen“. Das Stift Dürn- schen Halle als Besucherzentrum inklusive eine zweite Urkunde, die den Namen aller stein sei dafür ein gutes Beispiel. Sanitäranlagen, die Schaffung eines attrakti- Projektbeteiligten trägt – das seien mehr als „Das Stift Dürnstein ist ein wahres Kul- ven Zugangsbereichs, die barrierefreie Er- 80 Namen – hinzugefügt, so Stockinger. turjuwel“, führte die Mikl-Leitner aus, das schließung, das neue Ausstellungskonzept Christian Ceplak, Leiter der Kultur- und sich im Laufe der Zeit verändert habe: „Einst und deren Vermittlung und die Einrichtung Tourismusabteilung des Stiftes Herzogen- war das Stift eine gotische Klosteranlage, eines Klosterladens. Außerdem hob sie den burg, führte aus, daß zahlreiche Firmen am heute ist es ein Juwel der barocken Kunst.“ thematischen Weg, der die Besucher durch Umbau beteiligt gewesen seien und, daß es Außerdem sei das Stift Dürnstein mit seinem das Haus führt und mit dem auch Werte des allen Beteiligten viel Freude gemacht habe, blauen Turm das Wahrzeichen der Wachau Christentums vermittelt werden, hervor. bei diesem Projekt mitzuwirken. inmitten eines bedeutenden UNESCO-Welt- Der neue Claim „Entdeckung des Wert- Im Interview mit Christian Ceplak sagte kulturerbes. „Das Stift Dürnstein ist ein Ort vollen“ sei „ein wunderbarer Ausdruck des- Architekt Gerhard Abel vom Architekturbüro der Begegnung“, führte Mikl-Leitner aus, sen, was einen hier erwartet“, bedankte sich Planet Architects, daß jeder das Stift Dürn - daß hier jährlich das Symposium Dürnstein, die Landeshauptfrau beim Stift Herzogen- stein kenne, daß dieses sehr bekannte Ge- veranstaltet von der NÖ Forschungs- und Bil - burg, beim Stift Dürnstein und allen Profes- bäude, aber doch auch unbekannt sei und es dungsges.m.b.H., stattfindet. „Und das Stift sionisten, die äußerst behutsam umgegangen eine spannende Aufgabe gewesen sei „einen Dürnstein ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor seien, um diesem Juwel der Wachau eine neuen Zugang zu schaffen“. und touristischer Faktor“, betonte die Lan- neue Bestimmung zu geben. Als große Herausforderung bezeichnete deshauptfrau, daß jährlich Tausende Besu- Propst Petrus Stockinger sagte, es gelte Martina Berger, die für die Ausstellungspro- cherInnen von Frühling bis Herbst hierher- „Gott zu danken, der in die Natur den Sinn duktion verantwortlich zeichnet, den ambi- kämen und das Stift „als historische und kul- für das Gute, das Schöne und das Wahre ge - tionierten Zeitplan. Das Stift Dürnstein sei turelle Attraktion, aber auch als Ort der Ruhe legt habe“. Mit der Neugestaltung des Stiftes „ein besonderer Arbeitsplatz“ gewesen, be- und Einkehr“ schätzten. Dürnstein gelte es, diesem „ein klareres geist - tonte sie den „unglaublich lösungsorientier- Mit der Neugestaltung werde den Besu- liches Profil zu geben“. „Diese Stunde steht ten und wertschätzenden Umgang von allen cherInnen nun „noch mehr geboten“, führte im Zeichen des Dankes“, betonte der Propst, Projektbeteiligten“. n Mikl-Leitner aus, daß viele Schritte gesetzt daß es eine Freude sei, daß so viele Men- http://www.stift-duernstein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 96 Wissenschaft & Technik Drei Exokometen um den Stern Beta Pictoris entdeckt

An der Universität Innsbruck wurde durch die Auswertung von Daten aus der aktuellen NASA-Mission TESS eine sensationelle Entdeckung gemacht Foto: Universität Innsbruck / Michaela Pink Kometen außerhalb unseres Sonnensystems: Illustration der Exokometen rund um Beta Pictoris

ur etwa ein Jahr nach dem Start der Kometen zurückgeführt werden“, freuen sich von weiteren Entdeckungen dieser Art in NNASA-Mission TESS wurde in den Da - Sebastian Zieba und Konstanze Zwintz über Zukunft aus“, erklärt Konstanze Zwintz. Die ten des Weltraumteleskops die ersten drei Ko- die sensationelle Entdeckung. In Zusam - Forscherin beschäftigt sich vor allem mit meten im Orbit des nahen Sterns Beta Picto- menarbeit mit Matthew Kenworthy von der jungen Sternen und gilt als international füh- ris außerhalb unseres Sonnensystems ent- Universität Leiden (Niederlande) und Grant rende Expertin auf dem Gebiet der Astero- deckt. Das Hauptziel von TESS ist es, nach Kennedy von der Universität Warwick (UK) seismologie. Exoplaneten – also Planeten, die um andere analysierten und interpretierten sie die Sig- Sterne kreisen – zu suchen. Die Erkennung nale der Exokometen. Die Ergebnisse wur- Berühmter Stern der Signale der im Vergleich zu Planeten viel den nun in der internationalen Fachzeitschrift Der junge und sehr helle Stern Beta Pic- kleineren Exokometen erfordert die Analyse „Astronomy and Astrophysics“ veröffent- toris ist unter Astronominnen und Astrono- einer präzisen Lichtkurve, die nun dank der licht. men aus vielen Gründen eine „Berühmt- technischen Ausgereiftheit des neuen Welt- Drei ähnliche Exokometen-Systeme wur- heit“: „Bereits in den 1980er Jahren lieferten raumteleskops erfaßt werden kann. Sebasti- den kürzlich bereits im Zuge von Datenan- Untersuchungen von Beta Pictoris überzeu- an Zieba, Masterstudent im Team von Kon- alysen der NASA-Mission Kepler um drei gende Beweise für Planetensysteme um an - stanze Zwintz am Institut für Astro- und andere Sterne gefunden. Die Forscherinnen dere Sterne als unsere Sonne – ein Jahrzehnt, Teilchenphysik der Universität Innsbruck, und Forscher gehen davon aus, daß Exoko- bevor Exoplaneten überhaupt zum ersten Mal entdeckte das Signal der Exokometen, als er meten prinzipiell eher rund um noch junge entdeckt wurden. Außerdem gab es bereits im März dieses Jahres die TESS-Lichtkurve Sterne gefunden werden. „Das Weltraumte- damals indirekte Belege für Kometen auf- von Beta Pictoris untersuchte. „Die Daten leskop Kepler konzentrierte sich auf ältere grund von Beobachtungen einer speziellen zeigten einen deutlichen Abfall der Intensität Sterne ähnlich der Sonne in einem relativ Form des Verdampfens von Gas, das für Ko - des Sternenlichts. Diese Schwankungen auf- kleinen Bereich am Himmel. TESS hingegen meten charakteristisch ist“, erklärt Konstan- grund der Verdunkelung durch ein Objekt im beobachtet Sterne am ganzen Himmel, dar- ze Zwintz. Beta Pictoris ist mit einem Alter Orbit des Sterns können eindeutig auf einen unter auch junge Sterne. Wir gehen daher von etwa 23 Millionen Jahren ein relativ jun-

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Wissenschaft & Technik Foto: Sebastian Zieba / Konstanze Zwintz Konstanze / Zieba Foto: Sebastian Blick in die Lichtkurve aus den Daten der NASA-Mission TESS: Die Schwankungen lassen sichauf einen Abfall der Lichtintensität zurückführen und sind somit Hinweise auf Kometen.

ger Stern, „ein junger, erwachsener Stern im künftig Antworten darauf finden, wie häufig chen. Die Kometen selbst sind kleiner als Vergleich zum menschlichen Alter“, so die Exokometen vorkommen und ob ihre Anzahl Exoplaneten, haben aber sehr große Schwei- Astronomin. Die Entdeckung von Exokome- mit zunehmendem Alter eines Sterns wirk- fe, die bis zu viele Millionen Kilometer lang ten um Beta Pictoris wurde bereits 1999 in lich weniger wird. Informationen darüber sein können. „Was wir sehen, ist nicht der einem Beitrag der Astrophysiker Alain Leca- sind deshalb wichtig, da wir durch die Ana- Kometenkern selbst, sondern das Material, velier des Etangs, Alfred Vidal-Madjar und lyse der Kometen rund um einen jungen das vom Kometen abgeht. Die TESS-Daten Roger Ferlet vorhergesagt. „Wir freuen uns Stern auch Rückschlüsse auf die Geschichte sagen uns daher nicht, wie groß die Kometen gemeinsam mit unseren Kollegen aus Leiden unseres eigenen Sonnensystems ziehen kön- waren: Das Ausmaß des Staubschweifes und Warwick, diese Theorie nun endlich be- nen. Denn wir wissen, daß unser Sonnensy- könnte sehr groß und nicht sehr dicht oder stätigt zu haben“, sagen Zieba und Zwintz. stem in ‚jungen Jahren‘ wesentlich mehr Ko- aber weniger groß und dafür dichter sein. Die WissenschaftlerInnen erwarten, in die- meten aufwies“, verdeutlicht Konstanze Beide Situationen würden die gleiche Licht- sem Bereich noch zahlreiche weitere Kome- Zwintz. Die ForscherInnen wollen künftig die kurve ergeben“, so Zwintz abschließend. n ten und Asteroiden zu entdecken, da es sich Zusammensetzung der Exokometen bei- https://www.uibk.ac.at/ um einen jungen Stern handelt. „Wir wollen spielsweise auf ihren Wassergehalt untersu- https://www.uibk.ac.at/astro/ Foto: NASA's Goddard Space Flight Center Das Weltraumteleskop der NASA, TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite), ist seit April 2018 auf der Suche nach Exoplaneten – und hat nun Exokometen entdeckt (Illustration).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 98 Wissenschaft & Technik Weltweite erste fühlende Bein- prothese vor Markteinführung

Österreichisches Startup mit Co-Founder Toni Innauer und Ärzte- kompetenzzentrum machen Innovation von Hubert Egger marktfähig

rof. Hubert Egger ist eine weitere Sensa- Ption gelungen: Nach der Entwicklung der weltweit ersten gedankengesteuerten Arm- prothese steht nun die Markteinführung der „fühlenden“ Beinprothese bevor. Realisiert wurde die Marktfähigkeit von dem österrei- chischen Startup Unternehmen Saphenus Medical Technology, unter Mitwirkung von Co-Founder Toni Innauer. Etwa 50 Prozent der Prothesenträger lei- den an Phantomschmerzen. Oftmals können bisher nur schwere Schmerzmittel (z.B. Opi- ate, Morphin) vorübergehende Linderung be- wirken. Langfristige nachhaltige Therapie- formen haben sich bisher nicht durchgesetzt.

Weltweites Interesse – Medizinprodukt zur Serienreife entwickelt Als Prof. Hubert Egger vor vier Jahren von der fühlenden Beinprothese berichtete – gezeigt wurde ein erstes Funktionsmuster – ging diese Nachricht um die Welt. Gezeigt wurde damals ein Testanwender mit dem er - sten Funktionsmuster, das an chirurgisch um - Saphenus / Andreas Mühlenberend Foto: geleitete und reaktivierte sensorische Nerven Sensorisches Feedbacksystem und Bild einer Applizierung an einer Beinprothese ansetzt. Nach vierjähriger Entwicklungsarbeit (Oberschenkelamputation) hat das österreichische Unternehmen Saphe- kum Innsbruck wurde das Ärzteteam um nicht mehr vorhandenen Fuß abzurufen, ver- nus[1] das Bionik-Konzept übernommen und Doz. Alexander Gardetto von der Südtiroler stärken sich diese Schmerzen. Bis dato hat das darauf basierenden Prothesen Add-on Klinik Brixsana ergänzt und um Studien er- sich zur nachhaltigen Behandlung von Phan- „Suralis“ zur Serienreife entwickelt: Damit weitert. Das Tiroler Ärzteteam leistet Pio- tomschmerzen keine Therapie durchgesetzt. kann jede bestehende Prothese (unabhängig nierarbeit und hat die sensorische Nerven- Mit der Erfindung der fühlenden Prothese vom Hersteller) nachgerüstet werden kann. umleitung für das neue Medizinprodukt bekommt das Gehirn wieder sensorische In - Olympiasieger Toni Innauer – Saphenus-Mit - weltweit das erste Mal bei einem Menschen formationen. Hubert Egger hat mit einem gründer der ersten Stunde – freut sich, daß mit Oberschenkelamputation durchgeführt: Team an Ärzten eine Methode entwickelt, die Markteinführung in wenigen Wochen star - „Die Berücksichtigung des technischen Fort- bei der Betroffene ihren durch Amputation ten kann: „Der bionische Ansatz verbessert schritts in der Prothetik ist in jeder Phase der verlorenen Fuß wieder spüren. Eva-Maria die Lebensqualität enorm“, so Innauer. prothetischen Versorgung und gerade bei Baur (Univ. Klinik Innsbruck bzw. Gar- chirurgischen Amputationen wichtig. Ziel ist misch-Partenkirchen, Deutschland) und Ale- Medizintechnikprodukt in Kooperation es, daß Betroffene rasch davon profitieren xander Gardetto in der Südtiroler Klinik mit Ärzteteam zur Serienreife entwickelt und chronische Schmerzen möglichst zu kei- Brixsana waren an jahrelangen klinischen Nach der ersten klinischen Fallstudie von nem Zeitpunkt im Leben auftreten“, so Ale- beteiligt, die den Erfolg der TSR-Metho - Prof. Hubert Egger sowie OA Eva Maria xander Gardetto. dik[2] dokumentieren. Baur mit ihrem Team vom Universitätsklini- Phantomschmerz – ein Technische Innovation: Add-on Suralis [1] Saphenus Medical Technologyist ein Spin-off mit Sitz in Krems, Wien und Bozen. 2016 gegründet, um die fühlende bisher ungelöstes Problem macht Beinprothese fühlend und Beinprothese zur Serienreife zu entwickeln und mit einem Viele Menschen mit Amputationen leiden erhöht die Sicherheit beim Gehen Team von Ärzten und Therapeuten die fühlende Beinprothe- se Betroffenen zur Verfügung zu stellen. unter ganz besonderen Schmerzen, sogenann - Das Prothesen Add-on Suralisist ein pa- [2] OP-Methode: selektiver Nerventransfer-Targeted Sensory Reinnervation (TSR): dabei werden sensorische Nerven- ten Phantomschmerzen: Weil das Gehirn – tentiertes Feedbacksystem, mit dem jede be - enden reaktiviert. vergeblich – versucht, Informationen vom stehende Prothese (unabhängig vom Herstel-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 99 Wissenschaft & Technik

ler) nachgerüstet werden kann. Es wurde vom Marktstart in Österreich, renommierten Industriedesigner und Profes- Süddeutschland und Südtirol sor der Bauhaus Uni Weimar, Andreas Müh- Betroffene können sich melden und nähe- lenberend, gestaltet. Die Prothese mit dem re Informationen abrufen. Jeder Ver sorgung Zusatzteil Suralisbekommt „Fühleigenschaf- geht eine ausführliche ärztliche Prüfung so- ten“. wie eine orthopädietechnische Beratung an Suralis besteht aus: mehreren Standorten voraus: m Einem Sensor-Innenschuh, der die Ab - m Universitätsklinik Innsbruck rollbewegungen beim Gehen aufnimmt. m Privatklinik Brixsana (Brixen/Südtirol) m Einer Funkübertragung: überträgt die m Praxisgemeinschaft Garmisch-Partenkir- Abrollbewegung an den Amputations- chen stumpf. m Die Aktoren-Einheitgibt die Informatio- Die nächsten Schritte – Ausbau

nen der Abrollbewegung an die Nerven Foto: Brixsana von Kooperationen und Inter- jenes Hautareals weiter, das zuvor zur Prof. Hubert Egger vom Universitätsklinikum nationalisierung Innsbruck (l.) und Doz. Alexander Gardetto Aufnahme der Abrollinformation chirur- von der Südtiroler Klinik Brixsana „Wir wollen nicht nur im D-A-CH-Raum gisch vorbereitet wurde. Diese nicht-in va - präsent sein, die Zusammenarbeit mit Klini- sive Informationsübertragung wird vom ken und Orthopädietechnikern in weiteren Gehirn als Information des verlorengeg- europäischen Ländern wird im nächsten angenen Fußes wahrgenommen. Schritt angestrebt. Wir wollen die Koopera- m Das Ergebnis: Der Phantomschmerz geht tionen mit Kliniken und wissenschaftlichen zurück oder kann vollständig eliminiert Einrichtungen noch weiter intensivieren und werden. die Prothesenhersteller als Partner gewin- m Ein weiterer Vorteil: durch das authenti- nen“, betont Rainer Schultheis, Geschäfts- sche Fühlenwird die unterschiedliche Be - führer von Saphenus Medical Technology. schaffenheit des Bodens erkannt. Das ver - Ein weiterer Meilenstein für die Expan- bessert die Gangstabilität und macht sion ist die FDA-Zulassung (Food and Drug Gehen sicherer. Administration, USA), um auch im nord- m Das Prothesen Add-on Suraliswird von amerikanischen und australischen Markt einem zertifizierten Orthopädietechniker präsent zu sein. Saphenus arbeitet mit füh- angepasst und kann auch in Kombination renden Wissenschaftern im In- und Ausland Foto: Saphenus / Matthias Berke Foto: mit einer weiteren Wechselprothese ver- Olympiasieger Toni Innauer ist zusammen und kooperiert unter anderem wendet werden. Saphenus-Mitgründer der ersten Stunde auch mit der AUVA (Allgemeinen Unfall- versicherungsanstalt) im Bereich Sensorik in der Exoprothetik.

Saphenus Medical Technology GmbH Das österreichische Unternehmen Saphe- nus wurde 2016 gegründet und ist ein Medi- zintechnikunternehmen, fokussiert auf inno- vative Technologien im Bereich der Senso- rik und Aktuatorik. Saphenus ist bestrebt, mit nationalen und internationalen wissen- schaftlichen Institutionen und Forschungs- einrichtungen zusammenzuarbeiten, um weitere Innovationen in der Medizintechnik voranzutreiben. Die intelligenten Sensorsy- steme für das Produkt Suraliswurden von IEE, einem der weltweit führenden Automo- bilzulieferer mitentwickelt. Saphenus ist Mitglied der Gemeinwohlökonomie, die Ge- schäftsausrichtung basiert auf Stakeholder- orientierter nachhaltiger Betriebsführung. Die Entwicklung von Suralis (einem Prothe- sen Add-on) wurde gefördert von Accent, AWS, FFG und dem EU-Förderinstrument „Horizon 2020“. n

Foto: Saphenus / Andreas Mühlenberend Foto: https://www.saphenus-med.com/ Sensorisches Feedbacksystem mit wirelss charging unit https://www.ecogood.org/de/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 100 Wissenschaft & Technik Krebsmedikament wird durch langsame Elektronen aktiviert

In der Strahlentherapie werden verschiedene Moleküle erprobt, um die Wirkung der Strahlung auf Krebszellen zu verbessern. Forscher um Stephan Denifl von der Universität Innsbruck beobachteten nun, daß langsame Elektronen von Nimorazol- Molekülen äußerst effektiv eingefangen werden.

chon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wur - Sde vom Wiener Radiologen Gottwald Schwarz erkannt, daß der überlebenswichti- ge Sauerstoff in Zellen deren Schädigung durch Röntgenstrahlung fördert. Durch diese Eigenschaft entsteht eine paradoxe Situation für die Bekämpfung von Krebstumoren in der Strahlentherapie, da Tumore aufgrund ihres enthemmten Wachstums Bereiche bil- den, in denen eine ausgeprägte Sauerstoffar- mut herrscht; diese Regionen sprechen aber durch den fehlenden Sauerstoff schlechter auf die Strahlung an als gesundes Gewebe. Um diesen Effekt aufzuheben, werden in der Krebsmedizin verschiedene Moleküle gete- stet, welche die Wirkung von Sauerstoff in sauerstoffarmen Tumoren imitieren soll. Ein Molekül, das erfolgreich in klinischen Stu- dien getestet wurde, ist das Nimorazol-Mo- lekül. Das in der Medizin sonst als Antibioti- kum verwendete Medikament wird in Däne- mark mittlerweile bei der Bekämpfung von Rachen- und Kehlkopftumoren in der Strah- lentherapie eingesetzt. Der exakte Wirungs- mechanismus auf der molekularen Ebene ist Foto: Rebecca Meissner allerdings unbekannt und beruht auf Hypo- Durch Strahlung werden Strangbrüche in der DNA erzeugt. Das Nimorazol-Molekül dockt dort an, wo der DNA-Strang gebrochen ist und verhindert damit die Reparatur in der Krebszelle. thesen, die auf eine Bestätigung warten. Nimorazol mit Wassermolekülen umgaben. morazol das eingefangene Elektron wieder Moleküle fangen Elektronen ein „Die Resultate zeigten, daß das Einfangen an den Sauerstoff ab und wird dadurch recy- Die Innsbrucker Forscher untersuchten in der Elektronen in dieser komplexeren Um - celt. Damit ist eine Anreicherung des not- Zusammenarbeit mit Forscherteams aus vier gebung noch verstärkt wird“, schildert Pro- wendigen Radikals in den sauerstoffarmen Ländern die Frage, ob langsame Elektronen, jektleiter Stephan Denifl vom Institut für Zellen erzielbar und es wird die mangelnde die durch die Bestrahlung im Tumorgewebe Ionenphysik und Angewandte Physik der Sensitivität gegenüber der Strahlung vermin- freigesetzt werden, eine Rolle für die Wir- Universität Innsbruck. dert. kung des Moleküls spielen. „Die Experi- Diese Studie zeigt auch Perspektiven für mente mit einzelnen Molekülen zeigten, daß Empfindlichkeit von das zukünftige Design von Molekülen auf, Nimorazol langsame Elektronen außerge- Tumorgewebe steigern um die Sensitivität von Tumorgewebe zu wöhnlich effizient einfängt. Das Molekül Diese Ergebnisse liefern einen Hinweis, verbessern. „Durch entsprechende Wahl der zeichnet sich danach auch durch große Stabi- warum der Wirkstoff speziell zur Strahlen- molekularen Struktur ließe sich die Effizienz lität aus, indem es intakt bleibt“, erzählt Re- therapie von sauerstoffarmen Tumoren ein- des Elektroneneinfangens noch weiter opti- becca Meißner, die Erstautorin der in „Na- gesetzt werden kann. Das Molekül mit dem mieren“ meint Stephan Denifl. „Dabei dür- ture Communications veröffentlichten Ar - eingefangenen Elektron stellt selbst ein fen aber natürlich auch nicht die biochemi- beit. „Sonst spalten Moleküle sich häufig auf, Radikal dar, das sich an die durch Strahlung schen und pharmazeutischen Eigenschaften sobald ein freies Elektron eingefangen geschädigte DNA bindet und dadurch zellei- außer Acht gelassen werden.“ wird.“ In weiteren Experimenten haben die gene Reparaturmechanismen in Tumorzellen Der österreichische Wissenschaftsfonds Wissenschaftler den Einfluß der Zellumge- verhindert. In anderen Zellen, wo aber genü- FWF hat die Arbeit finanziell unterstützt. n bung näherungsweise simuliert, indem sie gend Sauerstoff vorhanden ist, gibt das Ni- https://www.uibk.ac.at/ionen-angewandte-physik/ag-denifl/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 101 Wissenschaft & Technik TU Wien entwickelt verbesserte Tunnelröhren

Durch spezielle Bewehrungen aus Metall wird die Stabilität der Röhren- elemente erhöht und ermöglicht ressourcenschonenderen Tunnelbau.

ine Tunnelröhre muß stabil und belast- Ebar sein, gleichzeitig möchte man mit möglichst wenig Material auskommen. Ent- scheidend ist, wie die Kraft von einem Beton - element auf das andere weitergegeben wird. An der TU Wien wurde nun eine neue Tun- nelbau-Technik patentiert, die mehrere Pro- bleme gleichzeitig lösen kann: Sie ermög- licht ressourcenschonenden Tunnelbau, sorgt für langfristig haltbare Strukturen, vermin- dert Schwierigkeiten mit Korrosion und möglichen Brandschäden.

Betonringe aus mehreren Einzelteilen Eine Tunnelröhre besteht aus großen Be - tonringen, die ihrerseits wieder aus einzel- nen gekrümmten Elementen aufgebaut ist. „Diese Elemente nennt man Tübbinge – Schnitt duch den Ring und Detail: Die Druckkräfte werden mit Bewährungsstäben übertragen. jeweils sechs bis zehn Tübbinge bilden nor- malerweise einen Tübbingring“, erklärt Prof. Johann Kollegger vom Institut für Tragkon- struktionen der TU Wien. Die Tübbinge sind an den Rändern abge- schrägt, um Abplatzungen an den Kanten zu vermeiden. Das verkleinert allerdings die Flä - che, auf der die Tübbinge einander berühren. Wenn die Kräfte über eine kleinere Fläche abgeleitet werden, steigt die mechanische Spannung, die Bauelemente werden stärker belastet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die- ses Problem zu lösen: Man kann einfach den gesamten Tübbingring dicker und massiver gestalten, damit auch die verkleinerte Quer- schnittsfläche immer noch groß genug ist, doch dann wird die Gesamtkonstruktion schwerer und teurer. Oder man verstärkt die Fotos: TU Wien Fugen mit Metall. Das kostet allerdings viel Demonatage der Meßeinrichtung nach dem erfolgreichen Belastungsversuch Geld, das Metall befindet sich direkt an der Oberfläche der Konstruktion, wodurch es zu eingebaut. Er reicht bis zur Querschnittsflä- gen ermöglichen und damit einen wichtigen Korrosion kommen kann, und noch dazu ist che, wo der Tübbing auf dem Nach bartübbing Beitrag zum nachhaltigen Bauen leisten“, eine solche Lösung nicht feuerbeständig: Im aufliegt. So kommt jeder Bewehrungsstab in sagt Johann Kollegger. „Schlanke Tübbinge Brandfall verlieren solche Verstärkungskör- direkten Kontakt mit dem nächsten, ein Teil bedeuten einen geringeren Betonverbrauch per aus Metall rasch ihre Tragkraft. der Kräfte werden von den Metallstäben auf- und damit eine Schonung der natürlichen genommen. Die Bewehrungsstäbe liegen Ressourcen.“ Der Bewehrungsstab nimmt Kräfte auf vollständig innerhalb des Tübbingrings, da - Die neue Technik wurde mit Unterstüt- An der TU Wien entwickelte man nun eine her besteht keine Korrosionsgefahr. zung des Forschungs- und Transfersupports ganz andere Methode: In den Beton der Tüb- „Diese Entwicklung wird die Herstellung der TU Wien bereits patentiert. n binge wird ein Bewehrungsstab aus Metall von Tunnelröhren mit schlankeren Tübbin- https://www.tuwien.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 102 Wissenschaft & Technik Empathische Vögel

Raben lassen sich von den Emotionen eines frustrierten Artgenossen anstecken

ür ein erfolgreiches Miteinander in sozi- Falen Gruppen sind Informationen über die Emotionen der Artgenossen entscheidend. Eine Möglichkeit des Informationsaustau- sches ist emotionale Ansteckung. Sie gilt als ein grundlegendes Element für Empathie, die auch bei Tieren ausgebildet sein könnte. Studien an Tieren stoßen jedoch auf metho- dische Schwierigkeiten dabei, die Übertragun - gen von Emotionen nachzuweisen. Eine Zu- sammenarbeit zwischen KognitionsbiologIn- nen und Sozialen NeurowissenschafterInnen an der Universität Wien hat hierbei durch die Integration von verhaltensbiologischen und psychologischen Methoden einen entschei- denden Fortschritt erzielt. Raben, die das frustrierte Verhalten eines Artgenossen be- obachteten, zeigten sich anschließend pessi- mistisch in der Einschätzung von ambivalen- Ein Rabe der Uni Wien, der daran gewöhnt ist, an Verhaltensexperimenten teilzunehmen. ten Testsituationen, was eine Übertragung der Emotion zwischen den Tieren nahelegt. Die Ergebnisse der Studie erscheinen aktuell in der Fachzeitschrift Proceedings of the Natio- nal Academy of Sciences of the United Sta- tes of America. Eine interdisziplinäre Gruppe um Thomas Bugnyar vom Department für Kognitionsbio- logie und Claus Lamm vom Institut für Psy- chologische Grundlagenforschung und For- schungsmethoden an der Universität Wien te - stete emotionale Übertragung an zahmen Ra - ben, die daran gewöhnt sind an Verhaltensex - perimenten teilzunehmen. Die Forscher indu- zierten positive oder negative Emotionen in einem der Vögel, indem sie ihn durch ein Guckloch spähen ließen, hinter dem sich ent- weder eine sehr beliebte oder völlig unbe- liebte Futterbelohnung befand. Das Verhalten Fotos: Universität Wien von diesem „Demonstrator“-Raben konnte Raben lassen sich von den Emotionen eines frustrierten Artgenossen anstecken. von einem anderen Raben beobachtet werden. Dieser „Zuschauer“-Rabe wurde vor und ben von der negativen Emotion eines Artge- scherInnen im Bereich Kognitionswissen- nach seiner Beobachtung des „erfreuten“ oder nossen anstecken lassen können. schaften an der Universität Wien. „Obwohl „frustrierten“ „Demonstrator“-Raben einem Die Erstautorin der Arbeit, Jessie Adri- es in der Praxis alles andere als einfach ist, einfachen Verhaltenstest unterzogen, der die aense, unterstreicht, daß hiermit erstmals sich in zwei Forschungsfeldern zu bewegen, Einschätzung von ambivalenten Situationen emotionale Übertagung bei Vögeln experi- bin ich froh, daß ich die Möglichkeiten ge- wiedergibt. Die zusehenden Raben zeigten mentell nachgewiesen werden konnte und nutzt habe, die mir die Cognitive Science keinerlei Anzeichen von Verhaltensänderun- die verwendeten Methoden auch für andere Platform geboten hat. Mit unserem integrati- gen, die dem Verhalten des Demonstrators Arten geeignet scheinen. Letzteres spiegelt ven Ansatz haben wir nicht nur methodische entsprachen. Sie zeigten jedoch eine pessi- den Wert der interdisziplinären Forschung Verbesserungen erreicht, sondern auch einen mistische Einschätzung von ambivalenten über Fakultäts- und Fachgrenzen hinweg wi - wichtigen Schritt in Richtung Verständnis der Situationen, nachdem sie einen frustrierten der. Möglich gemacht wurde ihre For- Evolution von Empathie gemacht“, so Adri- Demonstrator gesehen hatten. Diese Ergeb- schungstätigkeit durch die Cognitive Scien- aense. n nisse lassen darauf schließen, daß sich Ra - ce Research Platform, ein Netzwerk von For- http://www.univie.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 103 Kultur Landesgalerie Niederösterreich

Ein neues Museum für das österreichische Kunstschaffen Foto: Kunstmeile Krems / Faruk Pinjo Architektonisch verbindet das neue Kunstmuseum in Krems der Vorarlberger Architekten Bernhard und Stefan Marte auf harmonische Weise Tradition und Moderne

m 25. und 26. Mai 2019 eröffnete in Ein Leuchtturm heißt der Kunstmeile Krems aus und machen das AKrems die Landesgalerie Niederöster- die Gäste willkommen Haus zu einem einzigartigen Treffpunkt in reich als neues Museum in einer der bedeu- Architektonisch verbindet das neue der Wachau. Vom Museum aus lassen sich tendsten Kulturlandschaften Österreichs: Kunstmuseum der Vorarlberger Architekten sowohl die Kunstmeile Krems als auch die Der architektonisch markante Neubau setzt Bernhard und Stefan Marte auf harmonische Region bestens erkunden. ein starkes Signal für die bildende Kunst am Weise Tradition und Moderne. Der Bau Tor zur Welterbestätte Wachau. Die Landes- knüpft an die Leistungen der vergangenen Neues Zuhause für die Landes- galerie Niederösterreich stellt einen Meilen- Jahrhunderte an und fügt sich kühn in das sammlungen Niederösterreich stein in der Entwicklung der Kunstmeile Stadtbild ein. Ins Auge sticht die dynamische Das Museum ist das neue Zuhause für die Krems dar, die vom Minoritenplatz in Stein Form des Gebäudes, ein sich in die Höhe wertvollen Kunstschätze des Landes Nieder- über den Museumsplatz bis zur Dominika- schraubender Monolith, ein gedrehter Pyra- österreich. Die Landessammlungen Nieder- nerkirche in Krems reicht. midenstumpf, der sich vom historischen Stadt- österreich umfassen rund 100.000 Objekte, Das neue Museum spiegelt Niederöster- kern zur Donau streckt. Auf fünf Ebenen ste- darunter Meisterwerke vergangener Jahrhun - reich als modernes Kulturland wider, dem hen 3.000 m² Ausstellungsfläche zur Verfü- derte und herausragende Werke der Gegen- ein wichtiger Anteil im europäischen Kunst- gung. Der Museumsbau ermöglicht aufgrund wart. Neben wichtigen Arbeiten des Mittel- schaffen im Zusammenspiel mit Wien und der offenen, weiten Räume zeitgemäße Prä- alters und Barocks liegt der Sammlungs- den Nachbarländern zukommt. Die Wachau sentationsformate. Die große Terrasse bietet schwerpunkt in der Kunst vom 19. Jahrhun- ist geschichtsbedingt eine Region mit hoher einen herrlichen Blick zur Donau, zum ge- dert bis heute. Von Grafik und Malerei über kultureller Ausprägung, man denke an Fun- genüberliegenden Stift Göttweig sowie zur Fotografie und Skulptur bis zur Installation de wie die Venus von Willendorf, sowie ein Altstadt von Stein. Die einladende Atmo- und Medienkunst sind sämtliche künstleri- Ort der Ruhe und Inspiration. Bis heute bil- sphäre und der kommunikationsfördernde sche Sparten vertreten. In den letzten Jahr- det sie den Lebensraum herausragender Charakter des Hauses weisen die Landesga- zehnten sind viele zeitgenössische Werke von KünstlerInnen. lerie Niederösterreich als Besucherzentrum niederösterreichischen und österreichischen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 104 Kultur

KünstlerInnen in die Sammlungen des Lan- reich mit wichtigen Privatkollektionen – dar- lerie Niederösterreich will den BesucherIn - des gekommen. Die Kollektionen erhalten unter etwa jene von Ernst Ploil und Helmut nen Antworten auf Fragen des eigenen nach mehr als 100 Jahren Sammlungsge- Zambo – in Beziehung. KunstsammlerInnen Daseins geben bzw. verschiedene Perspekti- schichte zum ersten Mal ein Museum, das leisteten einen wesentlichen Beitrag dazu, ven auf den Lebensalltag und den persön- allein der Kunst gewidmet ist. In Krems er - daß die Region zu einem Ort der Auseinan - lichen Handlungsspielraum eröffnen. langten bereits in der Nachkriegszeit Kun- dersetzung mit zeitgenössischer Kunst wur- Im Unterschied zur Kunsthalle Krems, stausstellungen eine europäische Dimension. de. Das Programm umfaßt sämtliche Kunst- die mit arrivierten und jungen Positionen eine Entsprechend der langfristigen Museums- und gattungen, das Altes mit Neuem in Dialog internationale Ausrichtung fokussiert, ver- Sammlungsstrategie Niederösterreichs posi- setzt und vor allem die Kunst aus dem Blick - steht sich die Landesgalerie Niederösterreich tioniert sich Krems mit der Eröffnung der winkel der Gegenwart betrachtet. als dynamischer Ausstellungsort für das ös- Landesgalerie Niederösterreich einmal mehr Gezeigt werden auch Werke, die in der terreichische Kunstschaffen mit europäi- als Kompe- tenzzentrum für bildende Kunst. unmittelbaren Umgebung des Museums ent- scher Dimension. In den fünf Eröffnungs- stehen bzw. entstanden sind, wie wunderbare ausstellungen zeigt die Landesgalerie Nie- Positionierung als dynamischer Wachau-Ansichten, die bislang noch nie in derösterreich mehr als 500 Werke. Ein Groß- Ort für österreichische Kunst Krems zu sehen waren. Die Bevölkerung aus teil davon stammt aus den Landessammlun- Das Ausstellungsprogramm setzt die Be- Krems und der Region soll sich im Haus wie - gen Niederösterreich, ergänzt um hochkarä- stände der Landessammlungen Niederöster- derfinden und identifizieren. Die Landesga - tige Leihgaben aus Museen und Privatsamm- lungen Europas und den USA.

Programmatische Ausrichtung der Landesgalerie Niederösterreich Die Positionierung der Landesgalerie Niederösterreich wird durch eine gezielte programmatische Ausrichtung verfolgt. In den ersten Jahren stehen drei zentrale Themen im Mittelpunkt: die Landschaft, der Mensch und das Sammeln. Als erste Ausstellungen sind zu diesen Schwerpunkten Sehnsuchts- räume. Berührte Natur und besetzte Land- schaften, „Ich bin alles zugleich“ – Selbst- darstellung von Schiele bis heute und Franz Hauer. Selfmademan und Kunstsammler der Gegenwart zu sehen. Diese drei Präsentatio- nen behandeln zudem die Frage der Aktua- lität des Schaffens von Egon Schiele – als zentraler niederösterreichischer Weltkünst- ler. Inhaltlich an diese Themenausstellungen knüpfen Einzelpräsentationen von Renate Bertlmann und Heinz Cibulka an.

Natur als Kultur- und Sehnsuchtsort Die Schau „Sehnsuchtsräume. Berührte Na tur und besetzte Landschaften“ unter- sucht, wie der Mensch Natur wahrnimmt, konditioniert und zu seinem Sehnsuchtsort werden läßt. Ausgehend von der niederös- terreichischen Kulturlandschaft entsteht ein vielfältiger Ausstellungsparcours von der Wachau bis nach Triest und setzt Kunstwer- ke des Stimmungsimpressionismus wie Emil Jakob Schindlers Pappelallee nach dem Ge- witter (1892) und der klassischen Moderne mit Werken der Gegenwart wie von Ekateri- na Sevrouk oder Robert F. Hammerstiel in Beziehung. Die Ausstellung wirft einen kri- tischen Blick auf eine besetzte, benutzer- freundlich gemachte Natur, die Idylle sugge- Foto: KunstmeileKrems / Faruk Pinjo Der Bau knüpft an die Leistungen der vergangenen Jahrhunderte an und fügt sich kühn in riert, sich aber bei genauerem Hinsehen als das Stadtbild ein. menschliches Konstrukt entlarvt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 105 Kultur Foto: KunstmeileKrems / Christian Redtenbacher Ausstellungsansicht »Franz Hauer. Selfmademan und Kunstsammler der Gegenwart«

Im Dialog damit steht die Personale ne Existenz oder das eigene Land erkennen gen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegen- Heinz Cibulka. „bin ich schon ein bild?“ kann. Cibulka präsentiert auch die großfor- wart aufeinander. Der Blick hinter die Fassa- Cibulka setzt sich in seinen Bildgedichten matige digitale Bildcollage „Geschichtes Ge- de des Menschen ist signifikant für die mo- häufig mit der Kulturlandschaft Niederöster- dicht“ mit einer neuen Augmented-Reality- derne und zeitgenössische Kunst. Egon reichs auseinander. Der seit rund fünf Jahr- Erweiterung, umgesetzt vom Medienkünst- Schiele nimmt eine zentrale Position ein, zehnten in Niederösterreich lebende Künst- ler Bobby Rajesh Malhotra. seine Erkenntnis, den Gesichtern der Men- ler sucht in seinen Bildern nach dem poeti- schen zu mißtrauen, steht am Beginn der schen Potential des „Normalen“ und „Zufäl- Wer sind wir? Ausstellung. Sie legt in sechs Kapiteln dar, ligen“. Auf vielen Reisen erkundet er foto- In der Ausstellung „Ich bin alles zu- wie unterschiedlich KünstlerInnen ihre Iden- grafisch auch fremde Länder, die ihm aber gleich“ – Selbstdarstellung von Schiele bis tität ergründen bzw. mit Rollen spielen. nie so fremd sind, daß er darin nicht die eige- heute treffen künstlerische Selbstdarstellun- Irene Andessner schlüpft in die Rolle Marle- Foto: KunstmeileKrems / Christian Redtenbacher Ausstellungsansicht »Heinz Cibulka. bin ich ein bild?«

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nen Humor mit ein, der ihre Kunst insgesamt begleitet.

Sammler als Leihgeber Die Ausstellung „Franz Hauer. Selfmade- man und Kunstsammler der Gegenwart“ re - konstruiert die außergewöhnliche Kunst- sammlung des Niederösterreichers Franz Hauer, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Hauptwerke von Egon Schiele, Os kar Kokoschka oder Albin Egger-Lienz sein Eigen nennen durfte. Die Ausstellung ist auf der größten Präsentationsfläche im Untergeschoß der Landesgalerie Niederöster- reich zu sehen, die den Neubau mit der Kunsthalle Krems über das Untergeschoß verbindet. Das eröffnet den BesucherInnen die Möglichkeit, beide Häuser zu besuchen, entweder einzeln oder in einem Rundgang.

Monografische Präsentationen Im Oktober 2019 werden die Personalen von Bertlmann und Cibulka durch Einzel- ausstellungen von Carola Dertnig und Mi - chael Höpfner abgelöst. Prinzipiell liegt der Fokus bei den Einzelausstellungen auf zeit- genössischen KünstlerInnen. Die Präsenta- tionen werden gemeinsam mit ihnen entwik- kelt.

Graham-Pavillon als Zeichen für Weltoffenheit © Rhode Island School of Design, Provi-dence / Fondation Oskar Kokoschka / Bildrecht, Wien, 2018 © Rhode Island School of Design, Provi-dence / Fondation Oskar Kokoschka Bildrecht, Wien, Oskar Kokoschka, Portrait Franz Hauer, ca. 1914 Die Landesgalerie Niederösterreich steht für ein entgrenztes, internationales Nieder- ne Dietrichs. Anton Hanaks monumentale monumentalen Urnenwand. Ihr Blick auf österreich im Herzen Europas. Die hier wir- Figur Der letzte Mensch zeigt den Künstler unsere Gesellschaft schließt dabei jenen fei- kenden KünstlerInnen leben das Bezugssy- angesichts des Kriegs haltlos und verloren. Eine Selbstdarstellung von Gottfried Helnwein ist in die Zeit des Nationalsozia- lismus versetzt und in Zusammenhang mit der Waldheim-Affäre zu verstehen. Daß die Auseinandersetzung mit dem Ich auch gro - teske Dimensionen annehmen kann, zeigt Maria Lassnigs Selbstbildnis als Hund. Thematisch in Beziehung zu dieser Aus- stellung steht die Personale der Biennale- Künstlerin und österreichischen Staatspreis- trägerin Renate Bertlmann. Es handelt sich dabei um Bertlmanns erste Museumsein- zel - ausstellung. Unter dem Titel „Hier ruht mei- ne Zärtlichkeit“ vereint die Künstlerin neue Arbeiten sowie zentrale Werke ihres Schaf- fens seit den 1970er-Jahren. Sie spannt einen Bogen vom Eros bis zum Tantalos und reflektiert kritisch Eckpfeiler unseres Lebens wie Geschlechterrollen, Religion, Rituale, Tod und Liebe. Daß eine zentrale Wahrheit

des Menschen für Bertlmann jenseits des Kunstmeile Krems / Claudia Rohrauer Foto: Körpers liegt, spiegelt sich im Konzept ihrer Ausstellungsansicht »Renate Bertlmann. Hier ruht meine Zärtlichkeit.«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 107 Kultur stem zu den Nachbarländern und vermit- teln Zusammenhänge, die rund um den Erd- ball reichen können. Als Symbol für Weltof- fenheit ist die weit sichtbare Arbeit „Inspired by Moon Window“ von Dan Graham auf der Terrasse der Landesgalerie Niederösterreich zu verstehen. Der US-amerikanische Künst- ler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Niederösterreich. 1996 schuf er im Garten von Schloß Buchberg den „Pavillon Star of David“ als Statement zur Waldheim-Affäre. Der Pavillon in Krems ist im Dialog mit je- nem in Buchberg zu sehen. Seine Orientie- rung nach Göttweig ist dabei ebenso wichtig wie der Standort am obersten Bereich der Landesgalerie, wo das Sonnen- und Mond- licht ebenso wie Jahres- und Tageszeiten in immer neuen Effekten und Spiegelungen eingefangen werden.

Projekte während der Bauphase Noch während der Bautätigkeit, also vor Eröffnung der Landesgalerie Niederöster- reich, wurden künstlerische Akzente und Projekte unter Einbindung der Öffentlichkeit gesetzt, die sowohl die Architektur als auch den Inhalt des Museums thematisierten. Leo Zogmayer brachte im Außenraum in großen, deutlich sichtbaren Lettern den Schriftzug „WENN ICH KUNST SAGE MEINE ICH DAS GANZE“ an. Er regt da- mit zum Nachdenken über die Rolle von Kunst und ihre Bedeutung für unsere Gesell- schaft an. Judith Fegerl setzte sich mit der architektonischen Drehung des Gebäudes auseinander und montierte für ihre dauerhaf- te Intervention im Erdgeschoss drei irritie- rende Elemente aus Beton, die sie imaginär als Ausgangspunkt für die Kraft der Drehung sieht. © Ernst Ploil, Wien Beide Arbeiten entstanden im Rahmen von FUNDAMENTAL – ein Projekt von Rainer Prohaska in Zusammenarbeit mit der Landesgalerie Niederösterreich. Werner Rei- terer bespielt den großen Aufzug des Mu- seums mit einer Klanginstallation und über- rascht die BesucherInnen mit seinen Gedan- ken zur Fortbewegung des Menschen im Laufe seiner Geschichte. Mit einem Fotoprojekt Museum zu Gast blickte Lorenz „eSeL“ Seidler hinter die Kulissen der Landesgalerie Niederösterreich, indem er die MitarbeiterInnen verschiedener Abteilungen an ausgewählten Orten in Krems inszenierte. So zeigt er etwa den Museums- Bild oben: Egon Schiele, Selbstporträt mit Pfauenweste, 1911 Bild rechts: Ekaterina Sevrouk, Blick

auf Weissenkirchen, 2018, Privatbesitz © Ekaterina Sevrouk

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 108 Kultur direktor, das Aufsichtspersonal oder das Pro- duktionsteam mit Gegenständen, die die Ar - beitspraxis der porträtierten Personen für das Museum verdeutlichen. Postkarten werden durch Zeichnungen von eSeL kommentiert, handschriftliche Kommentare bieten auf Plakatmotiven zusätzliche Ausflüge in die Denkwelten von Kunst und Künstler. Auf große Resonanz stieß das Partizipa- tionsprojekt „#MyMuseum – Meine Landes- galerie Niederösterreich“. Über 2000 Perso- nen, davon 1700 SchülerInnen, brachten ihre Wünsche und Erwartungen an das neue Mu - seum gestalterisch zum Ausdruck. Ein Kar- tonmodell der Landesgalerie Niederöster- reich – der Bernhard, benannt nach den Architekten des Neubaus – stand ihnen dafür zur Verfügung. Von 2. bis 24. März wurden die Arbeiten in der Landesgalerie Nieder- NLK / Filzwieser Foto: österreich präsentiert. Eine Auswahl der In der soeben eröffneten Landesgalerie Niederösterreich in Krems (v.l.): die Geschäftsführerin der Kunstmeile Krems Julia Flunger-Schulz,Landeshauptmann a. D. Erwin Pröll, Landes- individuell gestalteten Bernhards fungiert nun hauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Direktor Christian Bauer und Architekt Bernhard Marte in Geschäften, Büros, bei Partnerinstitutio- nen, aber auch in Wohnzimmern und Schu- brauchen wir Kunst?“ auseinander. Fitz, die Programme. Unsere Ausstellungen erklären len als Botschafter für das neue Museum. vor einigen Jahren als Kuratorin in der die Welt von heute, auch wenn Kunstwerke Kunsthalle Krems tätig war: „Wir brauchen vergangener Epochen gezeigt werden. Die Statements Kunst, um unsere Sinne zu spüren, um den offenen Räume können von Besucherinnen Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau Kontakt mit der Vergangenheit zu vereinen und Besuchern in einem individuellen Par- von Niederösterreich: „Die Landesgalerie und auch um mit der Welt zu kommunizie- cours erschlossen werden, Blickachsen füh- Nie derösterreich ist ein einzigartiges Archi- ren.“ ren von einem Aspekt zum nächsten. Im Zen - tekturjuwel. Sie ist das neue Zuhause für die trum aller Rundgänge steht die Lebensrea- wertvollen Kunstschätze unseres Landes und Video-Grußbotschaften übermittelten auch lität der Menschen, die sich in der Landesga- präsentiert die Exponate der Landessammlun - Bundeskanzler Sebastian Kurz („ein Mei- lerie wiederfinden sollen. Künstlerinnen und gen Niederösterreich in spannenden Zusam- lenstein in der NÖ Kulturpolitik“) und Bun - Künstler sind in zentralen Fragen unseres menhängen. Das neue Museum in Krems despräsident Alexander Van der Bellen („die - Lebens vorangegangen und bieten Antwor- steht für ein modernes, internationales Nie - se Architektur signalisiert Visionen, In no va - ten, deren Gültigkeit die Erkenntnisse der derösterreich, dem ein wichtiger Anteil am tion und auch, daß querdenken möglich ist“). Wissenschaft häufig überragt. So können wir europäischen Kunstgeschehen zukommt. im Blick auf die Kunst auch unser eigenes Mit der Landesgalerie Niederösterreich wird Bernhard Marte, Marte.Marte Architekten: Leben erkennen.“ unser Kulturland über die Grenzen hinaus „Mit der Landesgalerie Niederösterreich ist nachhaltig an Strahlkraft gewinnen. Ich wün - uns etwas Faszinierendes geglückt: Das Mu - Günther Oberhollenzer, Kurator der Lan- sche der Landesgalerie Niederösterreich, daß seum eröffnet stets neue Perspektiven, je desgalerie Niederösterreich: „Zentral für sie zu einem inspirierenden Begegnungsort nachdem, von wo aus man es betrachtet. Das die inhaltliche Positionierung ist die Veror- für Gäste von Nah und Fern wird.“ wollten wir auch im Inneren des Gebäudes tung der Landesgalerie Niederösterreich. Sie fortführen. Die Besucherinnen und Besucher soll kein elitärer Kunsttempel sein, dessen Landeshauptmann a. D. Erwin Pröll er in - werden unterschiedliche Raumerlebnisse ma- Aus stellungen nur für eine kleine, einge- nerte an die intensiven Diskussionen in der chen. Vier der insgesamt fünf Ausstellungs- weihte Gruppe zugänglich sind, sondern ein Entstehungsgeschichte der Landesgalerie. ebenen sind völlig stützenfrei. Jede Kunstin- Museum, das in Inhalt und Präsentation den Mit dem Ziel, Architektur und Natur in Har- stallation ist hier möglich! Der offene Char- Standort des Hauses, Krems und Niederös- monie in Einklang zu bringen. Niederöster- akter des Hauses lädt zum Eintritt ein und terreich, stets mitdenkt. Es möchte mit le- reich sei heute ein Land mit einer reichhalti- wird die Landesgalerie Niederösterreich als bensnahen, mit der Region verbundenen The - gen Geschichte, aber auch mit Zukunftsper- Be sucherzentrum der Kunstmeile Krems er- men bei Besucherinnen und Besuchern die spektiven und großem Selbstbewußtsein. kennbar machen.“ Begeisterung für die Kunst wecken oder ver- „Mit der Landesgalerie wurde etwas Beson- tiefen. Nur wenn das Museum vor Ort, von deres geschaffen, das Hoffnung und Zuver- Christian Bauer, künstlerischer Direktor der Bevölkerung und den niederösterreichi- sicht signalisiert.“ der Landesgalerie Niederösterreich: „Die schen Künstlerinnen und Künstlern ange- Landesgalerie Niederösterreich hat wie jedes nommen wird, kann es nach außen strahlen, Kunst- und Kulturhistorikerin Nicole Fritz, Kunstmuseum die Aufgabe, ein Ausdruck der über die Landesgrenzen hinweg.“ n Direktorin der Kunsthalle Tübingen, setzte Gegenwart zu sein. Diese Verwurzelung ist http://www.lgnoe.at/ sich in ihrem Beitrag mit der Frage „Wozu auch im Inneren Dreh- und Angelpunkt der http://www.kunstmeile.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 109 Kultur Egger-Lienz und Otto Dix

Der eine posthum von den Nationalsozialisten als »Bauernmaler« für sich entdeckt, der andere von ihnen verhaßt, verleumdet und seines Postens an der Kunsthoch- schule in Dresden enthoben. Eine Sonderausstellung von 17. Mai bis 27. Oktober 2019 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum © Lienz, Museum Schloß Bruck / Foto: Vaverka Albin Egger-Lienz, Der Krieg, 1915/1916; 172 x 232 cm, Tempera auf Leinwand

lbin Egger-Lienz und Otto Dix, beide existentielle Not, die das prekäre Leben der der Betrachtung besonders berühren. Die Avom Ersten Weltkrieg in ihrer kritischen 1920er-Jahre prägten. aufwendige Präsentation ihrer Werke ist das Schaffens- und qualvollen Lebenswelt ge - Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiro- Ergebnis einer fünf Jahre langen Vorberei- prägt, zeichnen in der Sonderausstellung im ler Landesmuseen, erklärt: „Beide Künstler tung. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum von erlebten den Ersten Weltkrieg auf unter- 17. Mai bis 27. Oktober 2019 ein eindrucks- schiedliche Weise: Dix kämpfte bis zuletzt Zwiespältige Faszination volles Bild der Zwischenkriegszeit. Einige an der Front, während Egger-Lienz die mei- Im ersten Bereich der Ausstellung wird von Dixʼ Meisterwerken, wie etwa „Die Irr- ste Zeit als Kriegsmaler tätig war. Sie brach- eine zwiespältige Faszination für Krieg und sinnige“ (1925), sind zum ersten Mal in ten ihre damalige Lebenswelt in einer kom- Gewalt thematisiert, die die Kunstwelt zu Österreich zu sehen. promisslosen, kritischen Weise auf die Lein- Beginn des Ersten Weltkrieges prägte. „Wer Die bei dem Deutschen Otto Dix sexuell wand. Eine Gegenüberstellung der beiden sich Dixʼ farbenprächtigen Gemälden nä hert, aufgeladene Figur der Witwe trifft in der Aus- zeichnet ein facettenreiches Bild der Kriegs- die ob ihrer künstlerischen Vollkommenheit stellung auf die gequälten Kriegsfrauen des und Zwischenkriegszeit.“ Anstatt den Ersten imponieren, wird mit dem Grauen scho- Tiroler Malers Albin Egger-Lienz. Diese und Weltkrieg dokumentarisch abzubilden, kre- nungslos konfrontiert. Menschen, die unvor- weitere Begegnungen geben einen Einblick ierten Dix und Egger-Lienz universelle Iko- stellbare Qualen erleiden, im Sterben liegen in die tiefen menschlichen Abgründe und nen des Leids und der Verwüstung, die bei oder bereits tot sind, bevölkern die brutalen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 110 Kultur

Bilderwelten. Dix gelingt es, den Abschaum auf ästhetische Weise zu verarbeiten. Ein gutes Beispiel dafür sind auch die auf den ersten Blick schwer erkennbaren Motive der Schwarz-Weiß-Grafiken. Erkennt man, wo - mit man es hier zu tun hat, ist ein Entkom- men nicht mehr möglich“, so Helena Pereña, Hauptkuratorin der Tiroler Landesmuseen und Kuratorin der Sonderausstellung. Dix sorgte dadurch zu Lebzeiten für Unbehagen, seine Kunst wurde sogar als „zum Kotzen“ beschrieben.

Frauenrolle zwischen Prostituierter, Witwe und Mutter Im Obergeschoß der Ausstellung sind keine Leichenfelder mehr zu sehen, sondern die Hinterbliebenen in der Nachkriegszeit: Witwen und Prostituierte sowie Kranke und Kriegsversehrte. Juliette Israëls Ausstel- lungsarchitektur ordnet die verschiedenen Be- reiche nach dem Vorbild einer Stadt an, die sich über Straßen und Kreuzungen erkunden lässt. Als zentraler Knotenpunkt dient Dixʼ „Die Irrsinnige“ (1925), eine halb entblößte Witwe über deren Kopf feuerrote Dämonen kreisen. Sie vereint Leben und Tod, die eine Verbindung miteinander eingehen, die sich durch das gesamte Obergeschoß zieht. Der hagere Frauenkörper vermittelt Vergänglich- keit, während ihre herunterhängenden Brü- ste an die dürre alte Frau hinter der aufrei- zenden jungen Figur in der „Vanitas“ (1932) erinnern und damit auf den Verfall als Rük- kseite des prallen Lebens verweist. „In den zutiefst existenziellen Darstellungen von Dix und Egger-Lienz treten Leben und Tod nie als Gegensatz auf, sie bedienen einander und treffen im ewigen Lebenskreislauf aufeinan- der. Dix erkennt dabei das radikal Menschli- che im Sexuellen. Die Vergänglichkeit und die Vereinzelung des Menschen sind aber auch bei Egger-Lienz ein zentrales Thema“, so Helena Pereña. Die Witwen stellen einen Schwerpunkt der Ausstellung dar. Dix gestaltete sie oft ähnlich wie die Prostituierten. Damit thema- tisierte er die zwiespältige Rolle der Frau in der Zwischenkriegszeit: Auf der einen Seite tritt sie als Witwe der im Krieg gefallenen Soldaten auf, deren prekäre Situation häufig in die Prostitution führte. Auf der anderen Seite blieb sie immer noch die Mutter, die für die Familie sorgte. Egger-Lienz stellte die Witwen als „Kriegsfrauen“ (1918–22) mit verzerrten, maskenhaften Mienen dar. Sie erinnern an Klageweiber, denen Mitspra- che und Mitwirkung an ihrer misslichen La- © Foto: Kunsthalle Mannheim Bildrecht Wien, 2019 Foto: ge entzogen wurde. Die Trauer um verlorene Otto Dix, Die Irrsinnige, 1925; 120,40 x 61,50 cm, Tempera (Mischtechnik) auf Holz

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Männer und Söhne manifestiert sich in resig- nierten Gesichtern. Eine noch schärfere Nuance verlieh er ihnen, als er für „Die Müt- ter“ (1922–23) ein Kruzifix in die Stube legte und damit jeden Hoffnungsschimmer aus den Gesichtern der Frauen und des abge- bildeten Säuglings radierte.

Proletarische Kunst Die ikonenhafte, universelle Wirkung, die sowohl Egger-Lienz als auch Dix erziel- ten, zieht sich auch durch die Werke zu den Themen Arbeit und Industrie, denen ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet ist. „Egger-Lienz reduzierte das Menschliche, von subjektiven Gesichtszügen bis hin zu auffälliger Kleidung, auf ein Minimum und verwendete zudem wenig Farbe. Damit bil- dete er Arbeiter und Bauern ab, ohne ihren individuellen Charakter zu offenbaren. Der Zweck steht klar im Vordergrund“,so Wolf- gang Meighörner. Als Egger-Lienz 1924 den Auftrag an- nahm, Lünetten für den Sitzungssaal der In - dustriellen in der Tiroler Handelskammer in Innsbruck zu gestalten, mußte er zwangsläu- fig etwas konkreter arbeiten. Er beugte sich jedoch nicht den Wünschen der Auftragge- ber, auch für die Längsseite des Saals Figu- ren darzustellen, sondern wählte eine men- schenleere Fabrik. Auch in Dixʼ Werken ist das Thema Arbeit präsent, bei ihm steht jedoch das Milieu im Mittelpunkt. Trotz sei- nes sarkastisch distanzierten Zugangs scheu- © Tiroler Landesmuseen te er den Blick in die menschlichen Abgrün- oben: Albin Egger-Lienz, Selbstbildnis mit Sportmütze, 1923; 40,3 x 33,5 cm, Öl auf Pappe; de dabei nicht. unten: Otto Dix, Spielende Kinder, 1929; 72,2 x 93,3 cm, Öl und Tempera auf Holz Die beiden Künstler im Porträt Der Erste Weltkrieg prägte sowohl Albin Egger-Lienz als auch Otto Dix. Zum einen nahmen sie als kämpfende Soldaten bezie- hungsweise Kriegsmaler am Geschehen die- ser Zeit teil, zum anderen erlebten sie die damalige Lebenswelt in ihrer zivilen Wirk- lichkeit mit der persönlichen Erfahrung von Vergänglichkeit, Schmerz, Angst, Wut und Trauer. Die Bilder beider Künstler zählen zu den eindrucksvollsten künstlerischen Aus- einandersetzungen mit dem Krieg und des- sen Folgen.

Albin Egger-Lienz – das Schicksal als universelles Thema Albin Egger-Lienz, damals 47jährig, meldete sich 1915 freiwillig zu den Tiroler Standschützen. Aufgrund von attestierten Herzbeschwerden mußte er den Dienst je- doch nach nur zwei Wochen wieder abtreten

© Kunstmuseum Stuttgart, Foto: Stuttgart Bildrecht Wien, 2019 und war von da an als ziviler Kriegsmaler

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tätig. Nach Ende des Ersten Weltkrieges war er in St. Justina bei Bozen ansässig, wo er Kontakt zur italienischen Kunstszene pfleg- te. Diese Erlebnisse beeinflussten sein Werk, das durch Stille und Konzentration zutiefst emotional anspricht. Viele der Hauptwerke dieser Zeit sind in der Ausstellung zu sehen. In „Der Krieg“ (1915/1916) und „Den Namenlosen 1914“ (1916) nehmen die Kriegstreibenden eine universelle Gestalt an. In „Finale“ (1918) zeigt er ein trostloses Leichenfeld, dem nichts hinzuzufügen ist, und in „Kriegsfrauen“ (1918-22) verdeutlicht er die missliche Lage der Frauen, die ihre qualvolle Situation und die Trauer um die gefallenen Männer und Söhne nur hinnehmen konnten. Ein High- light ist die Gegenüberstellung von „Müt- ter“, „Pietà“ und „Auferstehung“, die die All - gegenwart des Todes in drei Werken abbil- det.

Otto Dix – schonungsloser Beobachter der Weimarer Republik Otto Dix meldete sich 1915 ebenfalls frei- willig zum Dienst und kämpfte bis Kriegsen- de an der Front. Seine schonungslosen Aus- sagen über den „ästhetischen Gehalt des Grauens“ sowie sein Schaffenswerk, ein gemaltes Zerrbild der Weimarer Republik, machten ihn zu einem von den Nazis verhas- sten und verleumdeten Künstler der Klassi- © Zeppelin Museum Friedrichshafen Bildrecht Wien, 2019 schen Moderne. Er wurde 1933, nach der Otto Dix, Die Witwe, 1922; 49,5 x 45 cm, Aquarell auf Kupferdruckpapier/Bleistiftvorzeichnung Machtübernahme der Nationalsozialisten, seines Lehrstuhles an der Dresdener Kunst- Zu den bedeutsamen Werken, die in der tas“ (1932) stellt auch er ein breites themati- hochschule enthoben. Seine Werke – allen Ausstellung zu sehen sind, zählen unter an - sches Spektrum der Kriegs- und Zwischen- voran der „Schützengraben“ – wurden post- derem Dixʼ Radierzyklus „Der Krieg“ (1924), kriegszeit dar. Ein intimes Bilderbuch, das hum als Antikriegsbilder interpretiert. Doch darunter das leidenschaftlich klagende Werk Dix 1925 mit biblischen Szenen für seine Dix sträubte sich gegen feste Zuschreibun- „Totentanz anno 17“ und „Schädel“. Mit Stieftochter Hana verfertigte, wird ebenfalls gen. Sein distanzierter Sarkasmus ist dabei Hauptwerken wie „Die Irrsinnige“ (1925), ausgestellt. n allgegenwärtig. „Witwe“ (1922), „Mieze“ (1923) und „Vani- http://www.tiroler-landesmuseen.at/ Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum / Wolfgang Lackner Foto: Tiroler Blick in die Ausstellung »Egger-Lienz und Otto Dix. Bilderwelten zwischen den Kriegen« im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 113 Kultur Vertigo

Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 – von 25. Mai

bis 26. Oktober 2019 im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien © Marina Apollonio / Courtesy Photo: Lauren Glazer Lauren Photo: Courtesy / Apollonio Marina © Marina Apollonio Spazio Ad Attivazione Cinetica 6B, 1966/2015Museo del Barrio, NY nter den bahnbrechenden Kunstströmun- Die Ausstellung Vertigo. Op Art und eine Vertigo/Schwindel als physischem Phäno- Ugen der 1950er- und 1960er-Jahre Geschichte des Schwindels 1520–1970 er- men sowie sinnlicher und kognitiver Täu- wurde der Op Art bislang die geringste Auf- öffnet ein Vexierspiel der Sinne, das von Ta - schung. Die Hauptfigur „Scottie“ leidet an merksamkeit zuteil. Man hat sie häufig als felbildern, Reliefs und (kinetischen) Ob- Höhenangst und Schwindelgefühlen, was da- zu spektakulär und daher als oberflächlich jekten über installative Arbeiten und Erfah- zu führt, daß man sie auch in inhaltlichem deklassiert. Zu Unrecht, denn die Op Art rungsräume bis hin zu Film und computer- Sinne „beschwindeln“ kann. Legendär ist schärft das Bewußtsein für die Ambivalenz generierter bzw. -gesteuerter Kunst ein brei- die als „Vertigo-Effekt“ in die Filmgeschich- der Wirklichkeit und führt buchstäblich vor tes Spektrum an künstlerischen Arbeiten um - te eingegangene Kameraführung, die bei der Augen, daß die Wahrnehmung nicht objektiv faßt. Schlüsselszene auf der Treppe im Turm den ist, sondern einfach zu destabilisieren und zu Für den Ausstellungstitel stand Alfred Blick in den Abgrund als spektakulär desta- täuschen. Sie ist vom Standpunkt der jewei- Hitchcocks berühmter Film aus dem Jahr bilisierende, spiralförmige Sogwirkung in- ligen BetrachterInnen abhängig – mit allen 1958 Pate. Wie die Ausstellung operierte der szeniert. Nicht nur bei der Filmfigur löst die - erkenntnistheoretischen Konsequenzen. Film mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs se Sequenz physische Reaktionen aus, son-

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dern auch bei den ZuseherInnen. Ebenfalls legendär wurde der Vorspann zum Film mit seiner Totalen auf ein Auge, in dem sich eine Spirale zu drehen beginnt, die schließlich in ein abstraktes Spiel unendlich anmutender Spiralbewegungen übergeht. Der Vorspann stammt von dem Designer Saul Bass sowie dem Animationskünstler James Whitney, einem Pionier des abstrakten Films und der Animationstechnik, der auch in der Aus- stel lung mit einer Arbeit vertreten ist. Werke der Op Art richten sich keines- wegs nur an den Sehsinn, sondern vermitteln Erfahrungen, die den gesamten Körper affi- zieren. Nicht von ungefähr betitelt Bridget Riley ihre Bilder mit Begriffen wie Blaze, Static, Cateract, Hesitate oder Climax, Be- zeichnungen für extreme physische Erfah- rungen oder Zustände. Tony Conrad wiede- rum setzte die BetrachterInnen seines Flik- kerfilms der Gefahr epileptischer Anfälle aus. Um die intendierten Wirkungen herbei- zuführen, verlangen die Op Art und ihr ver- bundene Formen kinetischer Kunst zudem die Bewegung der BetrachterInnen vor dem Werk, beziehungsweise in Relation zu die- sem. Eine theoretische Fundierung findet die-

ser Ansatz unter anderem bei Umberto Eco, © Collection HAR/Janus Pannonius Museum, Pécs/Bildrecht Wien, 2019 der in seinem Buch Opera Aperta (1962) die Victor Vasarely, Zèbres, 1932–1942, Öl auf Leinwand 112x 103cm © Albertina, Wien Giovanni Battista Piranesi, Via Appia, Via Adreatina, aus Le Antichità Romane II, 1756, Radierung/ Engraving 52 x 73 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 115 Kultur © Albertina, Wien Giovanni Battista Piranesi, Via Appia, Via Adreatina, aus Le Antichità Romane II, 1756, Radierung, 52 x 73 cm

BetrachterInnen als aktive TeilnehmerInnen Die Op Art ist somit dem Prinzip des mus der konkreten Kunst begreifen. In die- an der Konstituierung der Werke – ja sogar Anti-Klassischen verpflichtet, weswegen die sem Sinne werden anhand präzise ausge- als notwendige Bedingung für deren Vollen- AusstellungskuratorInnen sie als Manieris- wählter Referenzwerke Bezüge zu Beispie- dung – erkannte. Mit dieser Überlegung soll- ten Eco als Denker sowie die Op Art als künstlerische Bewegung zu frühen Protago- nisten der partizipativen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie des postmo- dernen Denkens überhaupt werden. Bezeich- nenderweise wird Umberto Eco mit seinem ebenfalls 1962 erschienenen Text Arte pro- grammata auch zu einem frühen Theoretiker der Op Art. Formal betrachtet sind die überwiegend mit geometrischem Vokabular operierenden Werke der Op Art Teil der, das 20. Jahrhun- dert durchziehenden, Tradition abstrakt-kon- kreter Kunst, zu der auch die in den 1960er- Jahren (und damit zeitlich später) auf den Plan tretende Minimal Art zählt. Von dieser unterscheiden sie sich aber durch ihr pronon- ciertes Verlassen der Komfortzone des har- monischen Maßes zugunsten heftiger Effek- © Benediktinerstift Göttweig te, Verzerrungen und anderer Formen senso- Hans Tröschel nach Sime Vouet, Satyrn, eine Spiegelanamorphose bewundernd, 1610–1628, rischer Überforderung. Kupferstich, 24 x 34 cm

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zum mumok Entree eine „promenade croma- tique“ geschaffen. Die Bodenarbeit bietet eine erste Idee vom Spiel mit der Wahrnehmung, noch bevor die BesucherInnen die Ausstel- lungsräume selbst betreten haben. Die Ausstellung wurde vom mumok initi- iert und wird in Kooperation mit dem Kunst- museum Stuttgart realisiert, wo sie Ende 2019 gezeigt wird. Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 wird von der Art Mentor Foundation Lucerne großzügig unterstützt.

KünstlerInnen Marc Adrian, Josef Albers, Getulio Alvi- ani, Giovanni Anceschi, Richard Anuszkie- wicz, Marina Apollonio, Alberto Biasi, Hart- mut Böhm, Martha Boto, Gianni Colombo, Tony Conrad, Carlos Cruz-Diez, Dadamai- no, Gabriele De Vecchi, Lucia di Luciano, Jean Du Breuil, Marcel Duchamp, Roland K. Fuchshuber, Giuseppe Galli-Bibiena, Gerhard von Graevenitz, Franco Grignani, Matthias Grünewald, Brion Gysin, Athana- sius Kircher, Erika Giovanna Klien, Edoardo Landi, Julio Le Parc, Adolf Luther, Enzo Mari, Almir Mavignier, Francesco Mazzola gen. Parmigianino, Ivan Picelj, Claude Mel- lan, Desiderio Monsù, François Morellet, Gotthard Müller, Georg Nees, Jean François Niceron, Lev Nussberg, Ivan Picelj, Helga Philipp, Giovanni Battista Piranesi, Karl Reinhartz, Guido Reni (Umkreis), Vjences- lav Richter, Bridget Riley, Dieter Roth, Nicolas Schöffer, Erhardt Schön, Vyacheslav Shcherbakov, Lorenz Stör, Jesús Raphael Soto, Aleksandar Srnec, Kerry Strand, Paul Talman, Abbott Handerson Thayer, Hans Tröschel, Gracia Varisco, Victor Vasarely, Johann Christian Vollaert (Nachfolger), Foto: mumok / Markus Wörgötter Foto: Hans Vredeman de Vries, Edward Wads- worth, James Whitney, Ludwig Wilding Kuratiert wurde die Ausstellung von Eva Badura-Triska und Markus Wörgötter. © Carlos Cruz-Diez / Katalog zur Ausstellung Carlos Cruz-Diez, Promenade Chromatique Vienne, Paris, 2019 Vertigo.Op Art und eine Geschichte des len antiklassischer Kunst des 16. bis 18. Das Ausstellungsdisplay in Form eines Schwindels 1520–1970; Hg. von Eva Badu- Jahrhunderts hergestellt sowie zu Vorläufer- Labyrinths, ein im Manierismus, aber auch ra-Triska und Markus Wörgötter; Vorwort positionen in der ersten Hälfte des 20. Jahr- in der Op Art wiederholt verwendeter Topos, von Karola Kraus und Ulrike Groos; hunderts. Diese veranschaulichen, daß sich greift das Spiel der Täuschungen und Sin- Essays von Eva Badura-Triska, Eva-Marina die Auseinandersetzung mit vibrierenden nesverwirrungen auf. Froitzheim, Sergius Kodera, Charissa N. Mustern, pulsierenden, flüchtigen Nachbil- Schon im Außenbereich, noch vor Betre- Terranova, Markus Wörgötter; dern, paradoxen Raumillusionen, Anamorp- ten der Ausstellung, werden die BesucherIn- Format: 20 x 28 cm; 208 Seiten hosen, Moiré- und Umspringeffekten ebenso nen mit dieser Kunst vertraut gemacht. Der Verlag: mumok / Verlag der Buchhandlung wie andere Methoden optischer Täuschung, französisch-venezolanische Künstler Carlos Walther König,Köln 2019; aber auch körperlicher Affizierung bereits in Cruz-Diez, der in Vertigomit einer Arbeit aus ISBN: 978-3-902947-66-6 (deutsch) früheren Epochen jeweils als Gegenpole zu den 1960er-Jahren vertreten ist, hat in situ ISBN: 978-3-902947-67-3 (englisch) n Konzepten einer „Klassik“ finden. für den Stiegenaufgang vom MQ Haupthof http://www.mumok.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 117 Kultur Spontan Erfasst. Faszination Ölskizze

Im Oberen Belvedere von 23. Mai bis 8. September 2019 © Belvedere, Wien Adalbert Stifter, Wolkenstudie, um 1840

lskizzen sind flüchtig festgehaltene Belvedere einen neuen, frischen Blick auf Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern ÖMo mentaufnahmen. In diesen zumeist Kleinode in unserem Haus.“ geschätzt. Kurator Rolf H. Johannsen kon- kleinformatigen Werken entwickelten Künst - In der Kunstwelt werden Ölskizzen vor zentriert sich in dieser Schau auf die Entwik- lerInnen ihre individuelle Handschrift. Die allem aufgrund ihrer Spontanität und ihres klung der Ölskizze vom frühen 19. bis zum Ausstellung „Spontan erfasst. Faszination Öl - ungewohnt intimen Blicks auf das kreative Beginn des 20. Jahrhunderts. skizze“ widmet sich diesem selten gezeigten Genre und führt anhand von Arbeiten aus dem Belvedere-Bestand dessen besonderen Reiz vor Augen. Die Reihe IM BLICK be - trachtet Werke der Belvedere-Sammlung aus ungewohnter Perspektive. Dieses Mal prä- sentiert sie der Öffentlichkeit Arbeiten, die ursprünglich weder zum Verkauf noch für fremde Augen bestimmt waren. Stella Rollig, Generaldirektorin des Bel- vedere: „Diese IM BLICK Ausstellung prä- sentiert Werke aus der Sammlung des Belve- dere, die zum Teil seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen waren oder sogar erstmals

ausgestellt sind. Damit bieten wir in Ergän- © Belvedere, Wien zung zu unserer Schausammlung im Oberen August von Pettenkofen, Ungarischer Markt mit blauen Schirmen, 1874

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 118 Kultur © Belvedere, Wien / Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien Caspar David Friedrich, Abendlicher Wolkenhimmel, 1824

„Die Ölskizze ist ein Genre, das es zu flüchtigen Augenblick festzuhalten, ergibt impressionismus wurde, pflegte ein beson - entdecken gilt. Sie zu betrachten ist ein klei- sich die thematische Gliederung der Schau ders vertrautes Verhältnis mit Tina Blau. Die nes ‚Seh-Abenteuer‘. Es ist der sprichwörtli- in Wolken – Landschaft – Figur. Grenzen zwischen klassischer Ölskizze und che Blick über die Schulter der Künstlerin Autonome Wolkenstudien kamen um 1800 dem als „fertig“ und damit als ausstellungs- oder des Künstlers, der ihren besonderen Reiz auf. Auslöser waren meteorologische Beob- und verkaufswürdig erachteten Gemälde be- ausmacht“, so Rolf H. Johannsen. achtungen und die bis heute gültige wissen- gannen mit dem Aufkommen des Impressio- schaftliche Klassifizierung der Wolken, die nismus zusehends zu verschwimmen, was Zur Ausstellung 1803 von Luke Howard publiziert wurde. So besonders im Werk von Tina Blau deutlich Die Kunstgeschichte unterscheidet zwi- begann der Künstler John Constable um 1800 wird. schen Ölskizzen und Ölstudien. Während Öl - in England, sich mit Himmelsphänomenen Figurenstudien gewannen in der Ring- skizzen als autonome Kunstwerke charakte- zu beschäftigen, und malte ab 1820/21 straßenzeit verstärkt an Bedeutung, als sich risiert werden, dienen Ölstudien in erster Li - „reine“ Wolkenbilder. Als Protagonist der das gesteigerte Repräsentationsbedürfnis des nie als Vorarbeiten für Gemälde. Beide ha - deutschen Romantik in Dresden befaßte sich zu Reichtum gekommenen Bürgertums in ben ihren Ursprung vor dem 19. Jahrhundert: Caspar David Friedrich explizit mit dem öffentlichen Prachtbauten und deren maleri- primär in funktionsgebundenen Entwürfen, Wolkenbild, worin auch die Vorliebe dieser scher Ausstattung niederschlug. Dies führte die zur Grundlage von Verträgen zwischen Epoche für das lediglich Angedeutete und zum Wiederaufleben von Mythos und Alle- Kunstschaffenden und Auftraggebern wer- ständig Wandelbare zum Ausdruck kommt. gorie und damit der Darstellung von Figu- den konnten. Als um 1800 die Freilichtmale- Vergleichbare Autonomie scheinen Wolken- ren. Studien dienten in dieser Epoche als rei aufkam, entwickelte sich mit ihr ein wei- studien in Österreich nur in Ausnahmefällen Vorlagen für die Innengestaltung von Mu - terer Bereich künstlerischen Schaffens: das erreicht zu haben, so etwa beim Dichter seen oder Theatern. Protagonisten dieser Arbeiten in freier Natur, das sich mit der Adalbert Stifter. Es ist kaum bekannt, daß Zeit waren Hans Makart, Hans Canon sowie Pleinairmalerei im Impressionismus endgül- dieser sich in seinen Anfangsjahren als Land - Gustav Klimt und seine Künstler-Compag- tig durchsetzte. Im Zuge dieser Entwicklung schaftsmaler definierte, bevor er sich der nie, die wiederholt von den Theaterarchitek- erlangte auch das Format der Skizze neben Dichtkunst widmete. Seine eindringlichen li - ten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer seiner bisherigen Funktion eine bis dahin terarischen Naturschilderungen blieben mit der malerischen Ausstattung ihrer Bau- ungekannte Autonomie. nicht ohne Einfluss auf die österreichische ten beauftragt wurde. Die Grenzen zwischen Skizzen und Stu- Landschaftsmalerei. Diese wurde Anfang der Skizzen und Studien gelangten häufig dien sind fließend, das Ausstellungskonzept 1880er-Jahre unter anderem von Emil Jakob erst nach dem Tod von KünstlerInnen an die durchbricht sie daher bewußt und zeigt beide Schindler vorangetrieben, der gemeinsam mit Öffentlichkeit. Von Museen – auch vom Bel- neben ausgeführten Gemälden in einem über - Olga Wisinger-Florian, Tina Blau und Carl vedere – wurden sie erst spät und in aller greifenden Zusammenhang. Aus der ur - Moll in der Natur malte. Schindler, der zur Regel nicht systematisch erworben. n sprünglichen Funktion des Formats, einen Vaterfigur des österreichischen Stimmungs- http://www.belvedere.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 185 / 05. 06. 2019 119 Kultur Der Zukunft herzlichst gewidmet

Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart in der Sammlung Liaunig von 28. April bis 31. Oktober 2019 Foto: Museum Liaunig / die Künstler Ausstellungsansicht »Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart in der Sammlung Liaunig« ie von Günther Oberhollenzer aus dem Dumfangreichen Sammlungsbestand zu- sammengestellte Hauptausstellung 2019 zeigt die Vielfalt künstlerischer Positionen aus Österreich von 1945 bis heute. Der Ku - rator stellt überraschende Zusammenhänge mit VertreterInnen der Klassischen Moderne so wie exemplarischen Werken internationa- ler KünstlerInnen her und setzt diese in spannungsvolle Dialoge zueinander. Die Ausstellung „Der Zukunft herzlichst gewidmet · Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart in der Sammlung Liaunig“ stellt in fünf Themenbereichen jeweils zwei Wer - ke in den Mittelpunkt, um die zahlreiche wei - tere künstlerische Arbeiten gruppiert und in vielfältige Beziehung gesetzt werden. Günther Oberhollenzer in dem die Aus- stellung begleitenden Katalog: „Das Thema der ,Konstruierten Künstlichkeit‘ ist von

Gerhard Kaisers vielschichtiger Glasinstal- Foto: Museum Liaunig / die Künstler lation und Rudolf Polanszkys großformati- Ausstellungsansicht mit Werken von Paul Klee und Roland Goeschl

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gen dunklen Spiegeln inspiriert, die ,Farbge- reien. Ein Werk von Barabbas mit dem poe- der, Franz Kernbeis, Michael Kienzer, Paul schichten‘ widmen sich den drei Grundfar- tischen Titel ,Der Zukunft herzlichst gewid- Klee, Kurt Kocherscheidt, Peter Kogler, Os- ben Rot, Gelb und Blau, wie sie im maleri- met III‘ gibt der diesjährigen Ausstellung kar Kokoschka, Anton Kolig, Johann Korec, schen und bildhauerischen Werk von Roland ihren Namen. Eine hoffentlich inspirierende Arthur Kostner, Hubert Kostner, Hans Ku - Goeschl vorherrschen, wobei besonders das Zusammenstellung, die neugierig machen pelwieser, Maria Lassnig, Jürgen Messen- Rot – etwa bei Bernard Aubertin – im Fokus und die Vielfaltigkeit der Betrachtungswei- see, Josef Mikl, Joan Miró, Walter Moroder, steht, und die ,Naturlandschaften‘ haben sen sowohl der Kunstwerke an sich als auch Alois Mosbacher, Melitta Moschik, Ger- ihren Ausgangspunkt in den bunt kitschigen der Sammlung Liaunig verdeutlichen soll.“ hardt Moswitzer, Hermann Nitsch, Markus Bildwelten von Hubert Schmalix und den Die groß angelegte Ausstellung präsen- Oehlen, Fritz Opitz, Hubert Pfaffenbichler, atmosphärisch dichten, nahezu abstrakten tiert über 90 KünstlerInnen und Künstler. Helga Philipp, Walter Pichler, Klaus Pinter, Kompositionen von Helmut Swoboda, um Gezeigt werden Arbeiten von Kurt Abso- Rudolf Polanszky, Peter Pongratz, Drago j. sich in einem breiten Parcours an maleri- lon, Josef Albers, Pierre Alechinsky, Sieg- Prelog, M. E. Prigge, Arnulf Rainer, Thomas schen Positionen diesem so beliebten Thema fried Anzinger, Bernard Aubertin, Ona B., Reinhold, Heinrich Reisenbauer, Bernhard anzunähern. In den ,Körperstudien‘ dreht Elvira Bach, Josef Bachler, Claus Mayrhofer Resch, Alois Riedl, Franz Ringel, Antonio sich alles um die Darstellung des (mensch- Barabbas, Josef Bauer, Herbert Boeckl, Saura, Robert Schaberl, Hans Schabus, lichen) Körpers. Die unglaubliche Bandbrei- Erwin Bohatsch, Hellmut Bruch, Brigitte Roman Scheidl, Meina Schellander, Eva te an künstlerischen Möglichkeiten markiert Bruckner, Günter Brus, Gaston Chaissac, Schlegel, Hubert Schmalix, Werner Scholz, hier auf der einen Seite der Wiener Aktio- Tony Cragg, Alfred Czerny, Josef Dobrows- Rudolf Schönwald, Friedrich Schröder-Son- nismus, u. a. mit Aktionsfotografien von Gün- ky, Heinrich Dunst, Otto Eder, Anton Fai- nenstern, Günther Schützenhöfer, Rudolf ter Brus, auf der anderen neue Malereien von stauer, Johann Fischer, Herbert Flois, Adolf Schwarzkogler, Christian Schwarzwald, Hu- Siegfried Anzinger. Die ,fantastischen Wel- Frohner, Hans Fronius, Johann Garber, bert Soltys, Helmut Swoboda, Johann Julian ten‘ kreisen schließlich um die eigenwillige Jakob Gasteiger, Roland Goeschl, Dorothee Taupe, Elmar Trenkwalder, Oswald Tschirt- wie träumerisch ausladende Keramikskulp- Golz, Hans Grosch, Alfred Haberpointner, ner, Wolfgang Walkensteiner, August Walla, tur von Elmar Trenkwalder und die psyche- Ilse Haider, Wolfgang Herzig, Rudolf Hof- Max Weiler, Markus Wilfling und Reimo delisch ornamentale wie kraftvolle Farbig- lehner, Friedensreich Hundertwasser, Hilde- Wukounig. n keit von Claus Mayrhofer Barabbas’ Male- gard Joos, Gerhard Kaiser, Franz Kamlan- http://www.museumliaunig.at/ © Museum Liaunig / Elmar Trenkwalder Elmar Trenkwalder, Ohne Titel (WVZ 250), 2012, Glasierter Ton, 114-teilig, 470 x 600 x 350 cm

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