OÖ. Heimatblätter; 2010 Heft

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OÖ. Heimatblätter; 2010 Heft OÖ. HEIMATBLÄTTER 2010 HEFT 1 /2 Beiträge zur Oö. Landeskunde | 64. Jahrgang | www.land-oberoesterreich.gv.at OÖ. HEIMATBLÄTTER | 2010 HEFT 1/2 HEFT 2010 | HEIMATBLÄTTER OÖ. 64. Jahrgang 2010 Heft 1/2 Herausgegeben vom Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion Kultur THEMEN AUS DER LANDESKUNDE Bernhard Prokisch: Zwei römische Münzhorte der Mitte des dritten Jahrhunderts aus Oberösterreich 3 Franz Josef Feichtinger: Die „Fertiger“ – Manager des Salzwesens im Lande ob der Enns vom 14. bis zum 19. Jahrhundert 18 Hans Kalchmair: „Kryptoprotestantismus“ als Delikt. Aufgerollt am Beispiel eines gerichtlichen Familienstreits 1765 45 Hubert Taferner: Erinnerung, Mahnung, Versöhnung. Die Evangelische Toleranzkirche Eferding 54 Franz Daxecker: F. X. Huber: Historiker, Publizist und Zeitzeuge aus dem Innviertel 63 Thekla Weissengruber: Goldhauben – Zlatare. Traditionelle Kopfbedeckungen aus Slawonien und Oberösterreich 68 Leopold Josef Mayböck: Der Pechölstein beim „Eiserbauer“ in der Mühlviertler Gemeinde Schwertberg im Bezirk Perg 78 Wolfram Ziegler/Tina Bayer: Helga Riemann (1924–2004) Zu Vita und Werk einer wichtigen oö. Komponistin 84 BUCHBESPRECHUNGEN 91 1 Medieninhaber: Land Oberösterreich Mitarbeiter: Herausgeber: Amt der OÖ. Landesregierung, Dr. Bernhard Prokisch Direktion Kultur Oö. Landesmuseen, Schlossmuseum Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexemplare) Schlossberg 2, 4010 Linz und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der OÖ. Heimatblätter: Mag. Franz Josef Feichtinger Roitherstraße 50, 4802 Ebensee Camillo Gamnitzer, Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion Kultur, Promenade 37, 4021 Linz, Tel. Dr. Hans Kalchmair 0 73 2 / 77 20-1 54 77 Pacherstraße 15, 4600 Wels Arch. Dipl.-Ing. Hubert Taferner Jahresabonnement (2 Doppelnummern) e 12,– Paracelsusstraße 4, 4070 Eferding (inkl. 10 % MwSt.) Univ.-Prof. Dr. Franz Daxecker Hersteller: TRAUNER DRUCK GmbH & Co KG, Gufeltalweg 9a, 6020 Innsbruck Köglstraße 14, 4020 Linz Mag. Dr. Thekla Weissengruber Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Oö. Landesmuseen, Schlossmuseum Steingasse 23 a, 4020 Linz (Volkskunde) Schlossberg 2, 4010 Linz Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der Kons. Leopold Josef Mayböck jeweilige Verfasser verantwortlich Lina 34, 4311 Schwertberg Alle Rechte vorbehalten Mag. Dr. Wolfram Ziegler Institut für Mittelalterforschung der ÖAW Für unverlangt eingesandte Manuskripte über- Wohllebengasse 12–14, 1040 Wien nimmt die Schriftleitung keine Haftung Mag. Tina Bayer J.-Weißkind-Straße 16, 5083 St. Leonhard ISBN 3-85393-010-7 Titelbild: Arbeit der „Fuderhacker“, „Stößer“ und „B’schlager“ (Beitrag Feichtinger) 2 Zwei römische Münzhorte der Mitte des dritten Jahrhunderts aus Oberösterreich Von Bernhard Prokisch Die Jahre um die Mitte des dritten der KG Wackersbach2 am Westrand nachchristlichen Jahrhunderts stellten des Eferdinger Beckens zu Tage traten. bekanntlich auch für das Gebiet des Die Fundsituation wie die Zusammen­ heutigen Oberösterreich, in seinem süd­ setzung des Konvolutes lassen keinen lich der Donau gelegenen Teil damals Zweifel offen, dass hier ein Schatzfund der Provinz Noricum zugehörig, eine vorliegt. Die Frage nach seiner Voll­ krisenhafte Zeit dar, die mit der Gefan­ ständigkeit bleibt dabei – wie immer in gennahme Kaiser Valerians I. durch den derartigen Fällen – unbeantwortet, doch Sasanidenkönig Shapur I. und mit den wurde die Fundstelle vom Finder genau kurz danach stattfindenden, auch den ös­ untersucht, sodass man annehmen darf, terreichischen Donauraum betreffenden dass zumindest der Großteil der Stücke Revolten des Ingenuus und des Regalian geborgen wurde. einen Höhepunkt erreichte. Ebenso be­ Die Münzen wurden im Landes­ drohten die Einfälle der Alamannen und museum gereinigt und nach Abschluss Juthungen aus dem Nordwesten nicht der wissenschaftlichen Bearbeitung an nur Rätien, sondern auch das norische den Finder retourniert.3 Grenzgebiet entlang des Limes.1 Die Barschaft (bzw. deren geborge­ Hier sollen nun zwei kleinere Münz­ ner Teil) umfasst 28 Silbermünzen, und horte vorgestellt werden, die Quellen zwar vier Denare und 24 Antoniniane für die Geschichte dieser Zeit im Raum (i. e. Doppeldenare). Die beiden Münz­ des heutigen Oberösterreich darstel­ sorten bilden zwei in sich geschlossene, len. Es handelt sich um einen Neufund zeitlich aufeinander folgende Komplexe. der letzten Jahre aus der Umgebung von Eferding sowie um einen Komplex, der zwar bereits 1842 geborgen wurde, 1 Vgl. dazu u. a. die Überblicksdarstellungen bei: G. den man jedoch bislang aufgrund von Winkler, Die Römer in Oberösterreich, Linz 1975, Missverständnissen irrtümlich in das 4. S. 33–34, S. Haider, Geschichte Oberösterreichs, Wien 1987, S. 20, sowie zuletzt C. Schwanzar, Die Jahrhundert datierte und niemals einer Römerzeit in Oberösterreich, ein Überblick, in: genaueren Untersuchung unterzog. Ausstellungskatalog Worauf wir stehen. Archäo­ logie in Oberösterreich (Kataloge des OÖ. Lan­ desmuseums N. F. 195), Linz 2003, S. 99. Der Fund von Wackersbach 2 Um allfällige Nachsuchungen Unbefugter zu un­ (OG Hinzenbach, VB Eferding) terbinden, wird auf die Mitteilung der genaueren Fundstelle sowie der Fundumstände verzichtet. In den Jahren 2006, 2007 und 2008 3 Die Reinigung erfolgte durch den Metallrestau­ rator des Oberösterreichischen Landesmuseums, wurden im Oberösterreichischen Lan­ Oskar Kassik. Ihm sei ebenso gedankt wie DI Leo­ desmuseum römische Münzen vorge­ pold Bald, Eferding, der die Meldung der Mün­ legt, die nach Auskunft des Finders in zen durchführte. 3 Die Denare stammen aus spätseveri­ Carolinum, heute Oberösterreichisches scher Zeit, das älteste Gepräge noch aus Landesmuseum.5 In den nächsten Jahr­ der Regierungszeit des Kaisers Elagabal zehnten scheint sich niemand mit den (218–222) [Kat. Nr. 1/1], die drei weite­ Stücken beschäftigt zu haben, denn erst ren aus derjenigen seines Nachfolgers im Jahr 1898 nahm Andreas Markl den Severus Alexander (222–235) [Kat. Nr. Bestand in seine Publikation zu den anti­ 1/2–1/4]. Einer der drei Denare wurde im ken Fundmünzen Oberösterreichs6 auf. Namen des Augustus geprägt, die bei­ Damals wurden insgesamt 24 Münzen den anderen in dem seiner Mutter Iulia verzeichnet, nämlich 23 Antoniniane Mamaea, die für den im Kindesalter und ein Sesterz, was zur Gänze dem der­ stehenden Kaiser die Regierung führte. zeitigen Bestand entspricht. Der Gold­ Der Hauptteil der Barschaft besteht aus reif gelangte ebenfalls an das Museum,7 Antoninianen, dem charakteristischen ist hier jedoch nicht mehr vorhanden.8 Nominal der Krisenzeit des 3. Jahrhun­ Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Nimmt derts, und setzt etwa zwei Jahrzehnte man die Äußerungen aus der Auffin­ nach den Denaren ein. Die ältesten Stü­ dungszeit in den 1840er­Jahren für bare cke [Kat. Nr. 1/5–1/7] stammen aus der Münze und gelangten tatsächlich 42 späteren Zeit Gordians III., die jüngs­ Münzen in das Museum, so müssen dort ten [Kat. Nr. 1/27, 1/28] aus der früheren zwischen 1843 und 1898 neunzehn von Zeit der Samtherrschaft Valerianus I. / ihnen in Verlust geraten und ein – da­ Gallienus, womit sich der „Ansparzeit­ mals nicht angeführtes – Stück [Kat. Nr. raum“ des Antoninian­Anteils auf das 2/1] dazugekommen sein. Räumt man Jahrzehnt zwischen 242/244 und 253/256 hingegen der nur kursorischen Erwäh­ einschränken lässt. nung des Fundes weniger Bedeutung ein, so könnte man – vor allem unter der Annahme eines möglichen Ziffern­ Der Fund von Helpfau (MG Helpfau­Uttendorf, VB Braunau am Inn) 4 Zeitschrift des Museum Francisco­Carolinum Nr. 24, August 1843, S. 96: 42 Stück verschiedener römi- Im Gegensatz zum Fund von Wa­ scher Silbermünzen (einen Zeitraum von 17 Jahren umfas- ckersbach wirft die Rekonstruktion des send), nebst einem goldenen Reife, ausgegraben zu Hepfau (sic!) im Innkreise; wurden durch die besondere Güte der Fundes von Helpfau etliche Fragen auf. k. k. hohen Landesregierung dem Museum übermittelt, Im Jahr 1842 errichtete man in Uttendorf auch leistete die Pfarrkirche, als Grundeigenthümerin, auf im Mattigtal einen neuen Friedhof. Im den ihr zustehenden Drittelbetrag des Werthes Verzicht. Zuge der Anlage einer Kalkgrube für 5 Achter Bericht über das Museum Francisco­Caro­ diesen Bau trat am 12. April dieses Jah­ linum, Linz 1845, S. 58, Nr. 16. 6 A. Markl, Oberösterreichische Fundmünzen. A. res ein Fund zutage, der nach Auskunft Die antiken Fundmünzen des Museums Fran­ der am weitesten zurückliegenden Infor­ cisco­Carolinum, in: 56. Jahresbericht des Mu­ mationen neben 42 Stück Silbermünzen seums Francisco­Carolinum, Linz 1898, S. 51–53, einen goldenen Reif und vier „Trüm- Nr. 721–744. 7 4 Ibidem, S. 65, Nr. 8. mer eines irdenen Geschirrs“ enthielt. Das 8 Auskunft von Dr. Christine Schwanzar und Dr. Fundmaterial gelangte 1843 oder 1844 Martina Reitberger, beide OÖ. Landesmuseum, in das damals junge Museum Francisco­ wofür ihnen herzlich gedankt sei. 4 sturzes (42 / 24) – vermuten, dass doch vielleicht darf man von einer Gleichwer- der numismatische Gesamtbestand des tigkeit von Denar und – ursprünglich ja Fundes vorliegt. Die Situation wird noch als Doppelstück konzipiertem – Antoni- weiter durch die Tatsache kompliziert, nian ausgehen,11 womit der Wert des dass sieben Jahre später, also 1849, „auf Wackersbacher Fundes 56 (Rechnungs-) demselben Grunde“ weitere römische Mün- Denare, derjenige des Helpfauer Schat- zen zu Tage traten. Es handelte sich um zes entweder 48 oder – geht man von 15 römische Erzmünzen, welche bei Utendorf der höheren Stückzahl aus – eben 84 im Innkreise aufgefunden wurden, Stücke von (Rechnungs-)Denare betrug.12
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