Und Lössbildung Auf Der Traun-Enns-Platte Und Ihre Zeitliche Stellung (Das Profi L Wels/Aschet)
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Mitt. Komm. Quartärforsch. Österr. Akad. Wiss., 19:1–11, Wien 2011 Klimagesteuerte Terrassen- und Lössbildung auf der Traun-Enns-Platte und ihre zeitliche Stellung (Das Profi l Wels/Aschet) by Dirk van Husen1) & Jürgen M. Reitner2) Husen, D. van & Reitner, J.M., 2011. Klimagesteuerte Terrassen- und Lössbildung auf der Traun-Enns-Platte und ihre zeitliche Stellung (Das Profi l Wels/Aschet). — Mitt. Komm. Quartärforsch. Österr. Akad. Wiss., 19:1–11, Wien. Zusammenfassung ten Kaltzeiten war diese Akkumulation off ensichtlich wesentlich geringer. Die Abfolge lässt eine gute Über- Das Profi l in der ehemaligen Lehmgrube Würzburger in einstimmung mit dem globalen Klimagang, mit seinen Aschet SW Wels schließt eine ~12 m mächtige Sequenz unterschiedlich kräftigen Kalt- und Warmphasen, er- von Lösslehmlagen und Paläoböden auf. Die Abfolge kennen, wie er durch die Marinen-Isotopen-Stufen oder verdankt ihre ungewöhnliche Mächtigkeit der Position die Rekonstruktion der globalen Paläotemperatur im am Rand des Älteren Deckenschotters. Hier wurde der antarktischen Inlandeis beschrieben wird. Löss oberhalb der ~65 m hohen Böschung als eine groß- Die sich daraus ergebende zeitliche Einordnung der fl ächige Wechte akkumuliert. Die große Mächtigkeit Eiszeiten mit ihren Moränen und Terrassenbildungen im der einzelnen Lösslagen führte dazu, dass auch nach Bereich der Ostalpen, sowie der Interglaziale wird auch deren Verwitterung eine gut diff erenzierbare Abfolge durch die Ergebnisse paläomagnetischer Untersuchungen von Lösslehmlagen und Paläoböden erhalten geblieben gestützt. ist. Durch die Position in unmittelbarer Nachbarschaft zur Erosionskante ist es auch möglich den Beginn der Lösssedimentation mit der Terrassenbildung des Raumes Summary zu verknüpfen. Das erste sicher erfassbare Einschneiden der Traun und A 12-m-thick sequence of loess and paleosols was exca- ihrer Zufl üsse in den Ältern Deckenschotter erfolgte vated in the former brickyard (Würzburger) at Aschet/ vor der Bildung des Jüngeren Deckenschotters. Dadurch Wels. Th is exceptionally thick loess developed due to its entstand erstmals eine deutliche Terrassenböschung, die location at the rim of the „Ältere Deckenschotter“ terrace verstärkte Lössakkumulation ermöglichte. Das Muster (Günz glaciation). In this position the loess accumulated der Abfolge von Lösslehmlagen und Paläo böden erlaubt on top of the ~65 m high slope in a cornice-like shape. eine Korrelation zu den bekannten vier Eiszeiten pro- Th e great thicknesses of each of the main loess layers portional zu ihrer Stärke herzustellen – gemessen an der resulted in the preservation of a well-diff erentiated se- Eisausbreitung und Terrassenbildung – wie sie durch quence of loess layers and paleosols. Th e formation of a langjährige, intensive geologische Detailkartierungen terrace fl ank due to fl uvial incision was the morphological des Raumes erfasst ist. pre-requisite for considerable loess sedimentation. Th is oc- Zu Zeiten einer Vollvergletscherung der Ostalpen mit curred at the latest before the accumulation of the „Jüngere Gletscherzungen bis ins Vorland kam es zu kräftiger Deckenschotter“ (Mindel glaciation), when the strong Lösssedimentation. Bei auf den Alpenkörper beschränk- cooling during Marine Isotope Stage (MIS) 12 gave rise ten Vergletscherungen während schwächer ausgebilde- to the most extensive glaciers in this area as opposed to the much smaller ones during the Riß (MIS 6) and the Würm (MIS 2) glaciations. Th e topmost loess layer (AS 11-16) can safely be correlated with the youngest glacial cycle which is also confi rmed 1) Prof. Dr. Dirk van Husen, Simetstraße 18, A-4813 by the identifi cation of the Blake geomagnetic excur- Altmünster, e-mail: [email protected]. sion and two optically stimulated luminescence (OSL) dates. In the same way, the layers below (AS 9-10) can 2) Mag. Dr. Jürgen M. Reitner, Geologische Bundes- be correlated with the penultimate glacial cycle (Riß anstalt, Neulinggasse 38, A-1030 Wien, e-mail: juer- glaciation, MIS 6). Th e soil layers beneath (AS 8a-7a) [email protected] document a period without extensive glaciers but harsh 2 Mitt. Komm. Quartärforsch. Österr. Akad. Wiss., 19, Wien, 2011 climatic conditions in the Alps, and therefore reduced des Steilabfalles zur Traun ist eine weit fortgeschrittene loess sedimentation as a result of the less pronouced gla- Talrandverkittung entwickelt. Die so gebildeten Konglo- cial (MIS 8). Th e loess layer AS 6 and the paleosols AS merate zergleiten heute stellenweise über den weichen, 7c-7b can be correlated with the strong glacial period of Schluff reichen Mergeln des Robulusschliers. MIS 10 followed by the interglacial of MIS 9. Th us, the Nach Süden zu stehen diese groben Kiese mit sehr thick package including the weathered loess horizons of blockreichen Kiesen in Verbindung, die gletschernahe AS 4e-a and the intensively weathered paleosol of AS 5 Ablagerungen der ältesten nachweisbaren Eiszeit (Günz) represents the very strong glaciation of the Eastern Alps im Bereich von Sattledt und Vorchdorf darstellen (Kohl accompanied by strong loess accumulation during the in Krenmayr et al., 1996; Egger & van Husen et al., MIS 12 (Mindel glaciation) followed by one of the most 2007). Dieser Zusammenhang besteht aber off ensichtlich pronounced interglacials (MIS 11). Th is correlation is in nur mit den jüngsten, im Hangenden auftretenden Kiesen, agreement with paleomagnetic analyses (Scholger & die weitgehend aus Karbonat- und Flyschsandsteingeröllen Terhorst, this volume) indicating that the Emperor- gebildet werden. Die quarz- und kristallinreichen Kiese Big Lost-Calabrian Ridge excursion (at 570 ka) occurred der liegenden Anteile des Älteren Deckenschotters stellen within the paleosol of AS 2. umgelagertes älteres Material dar, das durch sein Geröll- According to this interpretation the „Ältere Deckenschot- spektrum einen noch geringen Materialtransport aus den ter“ apparently formed during the cold phase of MIS 16, Alpen anzeigt (Kohl in Krenmayr et al., 1996) which is also suggested by previous paleomagnetic in- Der Ältere Deckenschotter bedeckten den gesamten Be- vestigations in other locations, i.e. sedimentation of the reich nördlich des Alpenrandes bis zum Schlier-Hügelland loess deposits within the Brunhes Chron subsequent to nördlich Lambach und Wels (Abb. 1). In diese ehemalige 780 ka. Platte sind entlang der Traun und ihrer südlichen Zufl üsse noch die Terrassenkörper der Jüngeren Deckenschotter der Hochterrasse sowie jene der Niederterrasse einge- 1. Einleitung senkt. Wie die Detailkartierung des Raumes für die Geol. Karte 1:50.000 (van Husen et al., 1989; Krenmayr et Die großfl ächigen quartären Ablagerungen der Traun- al., 1996; Egger et al., 1996; Egger & van Husen et al. Enns-Platte waren schon früh Gegenstand von geologi- 2007) zeigt, sind diese Kiesschüttungen sedimentologisch schen Untersuchungen, deren Ergebnisse das erste Mal und morphologisch klar an die Endmoränen des Traun-, in Penck & Brückner (1909) zusammengefasst und in Alm- und Kremsgletschers am Nordrand der Alpen ge- ihre überregionale Gliederung einbezogen wurden. bunden. Sie werden den letzten drei Eiszeiten (Mindel, In der weiteren Folge wurden dann, vor allem durch die Riß, Würm) zugeordnet (Abb. 1). Arbeiten von H. Kohl, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts viele neue Erkenntnisse eingebracht, die zu einem wesentlich diff erenzierten Bild führten, das 2.1. Entwicklung der Terrassenkörper (Abb. 1+2) auch in die geologische Neuaufnahme der Spezialkarte 1:50.000 einfl oss. Die fast lückenlose Verknüpfung der Älterer Deckenschotter: Wie die Vorkommen des Älteren Terrassen der Traun-Enns-Platte mit den Endmoränen Deckenschotters bei Lambach und weiter nach Nordosten von Traun-, Alm- und Ennsgletscher ermöglichten die belegen (Krenmayr et al., 1996), erstreckte sich deren geschlossene Rekonstruktion der geologischen Vorgänge Kieskörper bis an den Südrand des Schlier Hügellandes des Mittel- und Jungpleistozäns. zwischen Innbach und Traun. Durch die Möglichkeit der direkte Verknüpfung des Den Ergebnissen der Detailkartierung (van Husen et Beginns der Lössakkumulation in der Lehmgrube al., 1989; Krenmayr et al., 1996; Egger et al., 1996) Würz burger mit der Terrassenbildung wird es möglich, folgend, belegt der petrographische Aufbau des Kieskör- die Klima-gesteuerten geologischen Vorgänge mit dem pers, dass es sich dabei um keine einheitliche Schüttung globalen Klimagang in Einklang zu bringen. Dadurch ist (van Husen, 1981; Kohl, 2000) handelt, sondern um auch eine zeitliche Einordnung der Eiszeiten möglich. eine polyzyklische Bildung, geprägt von Umlagerung und Akkumulation, wodurch auch ältere Ablagerun- gen in die Morphologie des heutigen Terrassenkörpers 2. Geologischer Rahmen (Abb. 1) einbezogen wurden. Dabei kam es zunehmend zur Einbringung von Karbonat- und Flyschgeschieben, die Die schluffi g, lehmigen Deckschichten des ehemaligen mit den kristallinreichen älteren Geschieben vermengt Abbaus der Ziegelei Würzburger liegen über den mäch- wurden. Diese Formung war off ensichtlich mit der äl- tigen Kiesen des Älteren Deckenschotters am Nordrand testen nachweisbaren Vorlandvergletscherung (Günz) der Traun-Enns-Platte (Krenmayr et al., 1996). Die beendet (van Husen, 2000) deren proximalen blockrei- hier ca. 25 m mächtigen groben Kiese überlagern einen chen Ablagerungen in den hangenden Teilen des Älteren Sockel aus Robulusschlier, der das holozäne Niveau der Deckenschotters im Almtal (Egger & van Husen et al., Traun um ca. 30 m überragt. Die überwiegend karbona-