Spitzbart & Weidinger 2018 Salz+
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Zur Salzmanipulation am Gmundner Rathausplatz zu Mitte des 19. Jahrhunderts, kurz vor der Auflösung des Salzamtes Ingrid Spitzbart / Johannes Thomas Weidinger, Gmunden Zusammenfassung Viel schwieriger ist es allerdings, die Salzverladung am Stadtplatz von Gmunden zu rekonstruieren.2 Mithilfe von diversen Exponaten und Archivalien, Diese kann zwar mit zeitgenössischen Fotografien wie einer amtlichen „Manipulationsbeschreibung“, dokumentiert werden, doch aufgrund der damals diversen Fotodokumenten und einem mit geschnitz- nötigen, extrem langen Belichtungszeiten konnten ten Holzfiguren versehenen Diorama aus den Be- so gut wie nie arbeitende Menschen gezeigt wer- ständen der Kammerhof Museen Gmunden wird den.3 versucht, die Vorgänge um die Verladung, Lagerung und den Transport des Salzes im Stadtzentrum von Um den genauen Ablauf der Arbeitsschritte bei der Gmunden um die Mitte des 19. Jahrhunderts darzu- Verladung des Salzes in Gmunden aber auch visuell stellen. Ergänzend dazu wird auf Zeugen des Salz- zu erfassen und die Vorgänge zu verstehen, bedie- handels in der Stadt Gmunden bzw. auf dem Ge- nen sich die Autoren dieser Arbeit vor allem zweier meindegebiet verwiesen. Grundlagen aus dem Archiv der Kammerhof Mu- seen Gmunden. Dies ist zum einen ein einzigartiges Diorama samt Figuren (Abb. 1), zum anderen ein Einleitung im Archiv jüngst wieder entdecktes Manuskript mit Zum Ablauf des Salztransportes von den Stätten dem Titel „Manipulations-Beschreibung des kai- seiner Gewinnung im Inneren Salzkammergut nach serlich königlichen Salzverschleiß-Magazinsamtes der ehemaligen Salzhandelsstadt Gmunden gibt es zu Gmunden“, das der Eigeninitiative und dem Ide- diverse schriftliche Aufzeichnungen;1 aber nur we- alismus des mit dieser Thematik bestens vertrauten 4 nig bildliche Darstellungen, allerdings lassen sich Amtsoffizials Karl Riezinger zu verdanken ist. mithilfe eines Salzkammergut-Panoramas aus dem Vor allem die im genannten Diorama gezeigten Sze- Jahre 1807 die Stätten der Salzproduktion und des narien erwecken die Zeit annodazumal quasi zum -transports vom Fuße des Dachsteinmassivs bis Leben.5 So geben die darin dargestellten Figuren nach Gmunden recht gut nachvollziehen. einen äußerst lebendigen Einblick in die tatsäch- Abb. 1: Diorama vom Salzumschlag am Stadtplatz von Gmunden; naturalistisches und aquarelliertes Pa- norama der Landschaft rund um den Traunsee, Häuserfassaden aus Pappkarton sowie ca. 50 handge- schnitzte und gefasste Holzfiguren. Seite 60 res montanarum 57/2017 lichen Arbeitsabläufe, die bei der Entladung des Pfannkernsalz sowie Dung-, Vieh- und Fabriksalz über den Traunsee angelieferten Salzes aus Zillen über den See nach Gmunden transportiert.8 bzw. bei der Verladung desselben u. a. auf die Pfer- Davon wurde der Großteil mit der (Pferde-)Eisen- deeisenbahn notwendig waren. Dazu gibt es folgen- bahn (686.310 Zentner 85 Pfund), mit Fuhrwerken de Notiz: (182.076 Zentner) und auf dem Wasserweg (124.149 „Im Klein-Kuffelmacherhause Nr. 23 in Lehen, neu Zentner) verfrachtet und der Rest anderen Zwecken Kuferzeile 27, starb anfangs des Jahres der ehema- zugeführt. lige Salzträger Karl Schmied, vulgo der Moad. Er Mit kaiserlicher Resolution vom 8. Februar 1824 hat in seinem Alter das Schnitzmesser geschickt und wurde für die „Länder ob und unter der Enns“ der fleißig gehandhabt und hinterließ seiner Enkelin Salzfreihandel verfügt. Ab nun konnte jedermann Frau Plasser etwa 100 Figuren, die das Leben auf das Salz in beliebiger Menge vom Hauptverschleiß- dem Stadtplatze in Gmunden zur Zeit des Salzhan- amt in Gmunden beziehen und an die Abnehmer im dels darstellen. Das Rathaus trägt die Jahreszahl Groß- oder Kleinhandel weiterverkaufen. 1826- 1835. Diese Figuren wurden vom Gmundner Muse- 1829 wurde die Freigabe des Salzhandels auch auf um erworben und in einen entsprechenden Kasten Böhmen und die übrigen Erbländer ausgedehnt.9 mit See und Gebirge im Hintergrunde eingesetzt, sie bilden mit einem ähnlichen Bilde Eberls eine ge- Die noch bestehenden sechs Salzfertiger in Gmun- treue Abbildung der Manipulation der Gmundner den sahen im freien Salzhandel ein einträgliches Salzträger…“6 Geschäft. Dabei wurden neben den vom Ärar er- zeugten Salzformen nach wie vor auch Salzküfel gefertigt, was aber mit 31. März 1844 für immer Der Umbruch im Gmundner Salzhandel eingestellt wurde. im 19. Jahrhundert Dies war der erste Schritt zur Aufhebung des uralten Bereits 1787 wurde von Seiten der Regierung (Kai- Berufsstandes der Salzfertiger, die dann endgültig ser Josef II.) überlegt, der Stadt Gmunden den Be- durch eine Entschließung Kaiser Franz Josephs I. trieb des Landsalzhandels zu entziehen und die vom 26. März 1849 erfolgte. Das Recht der Salzfer- „Bürgerliche Salzaufschütt“ aufzuheben. tigung wurde gegen alle Einwendungen endgültig 1789 wurde den Bürgern das uralte Recht des „Salz- aufgehoben, alle Zahlungen an die Salzfertiger ein- handels zu Lande“ entzogen, indem die „Bürgerli- gestellt und ihnen „aus allerhöchster Gnade“ eine che Salzaufschütt“ in eine „ärarische Verschleiß- Ablösesumme von je 3.000 fl. zuerkannt. stätte“ umgewandelt wurde. Die Regierung hatte die Mitwirkung des „bürgerli- Der Landverkauf wurde nun vom k.k. Obersalzver- chen Salzhandels“ im Salzgeschäft Jahrhunderte silberungsamt in Gmunden durchgeführt. Dieses lang für unentbehrlich gehalten. Nun war man der übernahm die Lokalitäten der ehemaligen „Bürger- Auffassung, die Salzfertigerrechte seien nicht mehr lichen Salzaufschütt“ samt dem dort angestellten zeitgemäß. Personal und benützte dieselben Räumlichkeiten im Vom Reichtum der Gmundner Salzfertiger zeugt ein Rathaus gegen Entrichtung eines Jahreszinses an Relikt aus längst vergangenen Tagen, und zwar das die Stadtkasse. ehemalige Portal des Salzfertigerhauses von Sieg- Im 19. Jahrhundert war der vom Ärar betriebene mund Eysen aus dem Jahre 1585, das man im Re- Kleinsalzhandel („Gmundner Kleinsalzverschleiß“) zeptionsbereich des heutigen Seehotels Schwan am – offiziell als „Füderlmagazin“ bezeichnet (ehema- Gmundner Stadtplatz besichtigen kann (Abb. 2A lige „Bürgerliche Salzaufschütt“) – der bedeutends- und B). te Zweig des „Gmundner Salzverschleißes“.7 Durch die Kleinküfelfertigung und den Transport Dieser Kleinsalzhandel steigerte sich ab den zwanzi- mit der (Pferde-)Eisenbahn wurde der Salzpreis im- ger Jahren bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhun- mer niedriger.10 Die arbeits-und zeitintensiven Me- derts in einem Ausmaß wie nie zuvor. So wurden im thoden der Salzfertigung und der kostenintensive Jahre 1863 insgesamt mit 118 Schiffen („Ebenseer Transport des Salzes mit Schiffen konnten mit der Kobel“) 2078 Fuhren Salz geliefert; dazu wurden modernen Entwicklung in der zweiten Hälfte des auf anderen Schiffen 105.053 Zentner Berg- und 19. Jahrhunderts nicht mehr konkurrieren. res montanarum 57/2017 Seite 61 Durch die Inbetriebnahme der Salz- kammergutbahn im Jahre 187712 wurde eine direkte Verbindung zwi- schen den Salzproduktionsstätten (Hallstatt, Ischl, Ebensee) und den Absatzgebieten hergestellt. Gmun- den verlor damit seine Bedeutung als Salzumschlagplatz und als Ver- kehrsknoten zu Lande und zu Was- ser. Im Jahre 1879 übernahm ein Privat- Abb. 2A: Das von Vincentz Pavndinger aus Adneter Knollenkalk unternehmen, die „Kaiserin Elisa- angefertigte Portal des Salzfertigers Siegmund Eysen mit der In- beth Westbahn“, den Kleinsalzver- schrift: „WO GOT ZUM HAVS NIT GIBT SEIN GVNST SO AR- schleiß und übte diesen vorerst noch BAIT JEDERMAN VMBSVNST + PSA 127“ (A) in den Räumlichkeiten der Salzauf- schütt im Gmundner Rathaus, ab 1. Abb. 2B: Amtsschild des k.k Salzverschleißamtes Gmunden in den Jänner 1880 aber auf dem Seebahn- Kammerhof Museen Gmunden. hof aus. Die dem Ärar im Gmund- ner Rathaus zur Verfügung gestell- Mit Beginn des Jahres 1850 löste Kaiser Franz Jo- ten Räumlichkeiten wurden daher nicht mehr benö- seph I. das Salzoberamt in Gmunden auf, bzw. wan- tigt und die Gemeindevorstehung ließ im Jahre delte es in die „k.k. Salinen-und Forstdirektion für 1880 diese Räume für Privatzwecke adaptieren. das Kronland Österreich ob der Enns“ um. Als Ende 1892 die Verwaltung der „Kaiserin Elisa- Im Jahre 1853 wurden die „k.k. Salinenfactorie“ beth Westbahn“ den Salzhandel wieder aufgab, mit dem Hofkasten- und dem Bauamt zu einem Amt wollte die Stadtgemeinde die Salzversorgung für vereinigt, das den Titel „k.k. Salz-Material- und die Bevölkerung sicherstellen und betrieb einen Zeugverwaltung“ führte. letzten Rest des Salzhandels bis Ende Februar 1893. Damit war aber die Rolle der Stadt als „Salzhan- 1868 wurden die „k.k. Salinenämter“ Ebensee, delsstadt“ endgültig beendet.13 Ischl, Hallstatt und Aussee direkt dem Finanzminis- terium unterstellt, wodurch die „k.k. Salinen-und Forstdirektion Gmunden“ überflüssig wurde. Damit Kurzbeschreibung des Salztransportes war die Trennung der Wirtschaftszweige „Salinen- nach Gmunden verwaltung“ und „Forstverwaltung“ endgültig voll- Das in den Salinen von Hallstatt, Ischl und Ebensee zogen. erzeugte Kochsalz, das sogenannte Füderlsalz, wur- Gleichzeitig wurde die „k.k. Salz-Material- und de in gedeckten Zillen (Kobel) zum Rathausplatz Zeugverwaltung“ als selbständiges Amt aufgeho- (Seeplatz) nach Gmunden befördert. ben und mit der bisherigen „Salzverschleißcassa“ Ein Panorama entlang des Trauntals aus den Be- vereinigt. Dieses Amt führte nunmehr den Titel ständen der Kammerhof Museen Gmunden zeigt „Salzverschleißcassa und Factorie zu Gmunden“ nicht nur die topographische Lage von Salzlager- und bestand bis 1. April 1874. Sie wurde durch das stätten, Salzproduktionsstätten,