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Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Seevögel - Zeitschrift des Vereins zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V.

Jahr/Year: 1986

Band/Volume: 7_1_1986

Autor(en)/Author(s): Thiessen Henning

Artikel/Article: Zur Bestandsentwicklung und Situation von Möwen Laridae und Seeschwalben Sternidae in Schleswig-Holstein - sowie Gedanken zum »Möwenproblem« 1-12 SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1986 / Band 7, Heft 1 1

Zur Bestandsentwicklung und Situation von Möwen Laridae und Seeschwalben Sternidae in Schleswig-Holstein - sowie Gedanken zum »Möwenproblem« Von Henning Thiessen*

1. Einleitung nung »gelenkter Seevogelschutz« gelau­ betreuter Gebiete Vorkommen, sind die fen ist und läuft, richtig und notwendig Gesamtzalen größer als die von Taux ge­ »Das Möwenproblem« zieht sich wie ein war und ist. nannten. roter Faden durch Berichte und Publika­ tionen zum Seevogelschutz von seinem Die beste Möglichkeit der Erfolgskon­ Die wichtigste Zusammenstellung und Anfang an. Viel ist darüber geschrieben trolle sind hier Betrachtungen der Be­ Auswertung von Seevogeldaten bis etwa worden und noch mehr zur »Lösung« standsentwicklung der verschiedenen 1947 ist das Buch von Schulz (1947). praktisch und mit allen möglichen und Seevogelarten. Diese ist jedoch z.T. unmöglichen Methoden unternommen schwer zu rekonstruieren. Nicht nur aus worden. Möwen haben in Vogelschutz­ älterer Zeit (vor 1900) fehlen viele Daten, 2. Entwicklung und Situation der kreisen schon lange ein schlechtes selbst heute hat man Probleme, ein ge­ Arten naues Bild zu bekommen. Über Schutz­ Image, Seeschwalben dagegen hat man 2.1 Lachmöwe Larus ridibundus immer besonders gerne gemocht und gebiete kennt man dabei relativ viel, ihnen galt immer die große Aufmerksam­ drumherum wenig. a) Bestandsentwicklung keit. Dagegen hat sich z. B. das Ansehen Trotzdem soll hier eine grobe Darstellung Die Lachmöwe hat ihr Hauptvorkommen der Greifvögel in der gleichen Zeit völlig der Entwicklung bei Möwen und See­ in Schleswig-Holstein offenbar schon seit gewandelt. Dieses unterschiedliche An­ schwalben versucht werden. Anschlie­ langer Zeit - wahrscheinlich aber zuneh­ sehen, das Möwen und Seeschwalben ßend werden einige Zusammenhänge mend nach der entsprechenden Gestal­ genießen, existiert offenbar fast unverän­ über die gegenseitige Beeinflussung von tung von Inseln und Uferwiesen durch dert auch heute noch wie u.a. zwei Zitate Möwen und anderen Seevogelarten (ins­ den Menschen (Beweidung oder Mahd aus dem neueren Schrifttum zeigen: besondere Seeschwalben) angefügt, um zur Verhinderung von Gehölzaufwuchs a) Becker und Erdelen (1980): »Insgesamt u.a. daraus Empfehlungen zur »Behand­ im Interesse einer wirtschaftlichen Nut­ gesehen zeigen die Brutvogelbestände der lung« der Möwen abzugeben, die für zung der Möweneier) - im Bereich der 70er Jahre, daß die Möwenarten in der Erobe­ Schleswig-Holstein in einem Erlaß des Seenplatte des östlichen Hügellandes rung unserer Schutzgebiete weiter voran­ Ministers für Ernährung, Landwirtschaft gehabt. Die Entwicklung in diesem Be­ geschritten sind, daß jedoch Seeschwalben und Forsten mittlerweile festgelegt sind. reich hat Berndt (1980) eingehend dar­ nicht noch weiter zurückgedrängt werden; ihre gestellt: Bestände konnten sich sogar erholen.« Material »Für die Vorkriegsjahre ist eine Bestands­ b) Schmidt (1981) schreibt in seinem vogel- schätzung mangels Angaben nicht möglich. kundlichen Tagebuch unter dem 20.7.1980: Soweit nicht anders vermerkt, entstam­ Doch hat wahrscheinlich der Lachmöwenbe­ »Auf der dänischen Insel Jordsand finden sich men die Angaben über die Brutbestände stand der Seenplatte sein Maximum in der er­ heute etwa 600 Brutpaare der Silbermöwe mit in den Schutzgebieten den jährlichen Be­ sten Hälfte dieses Jahrhunderts erreicht. Das Jungen in allen Größen. Auf Jordsand scheint ganze Ausmaß des Bestandsrückgangs wird außer Silbermöwen kaum ein bemerkenswer­ treuungsberichten bzw. Brutberichten der Naturschutzverbände: Dies sind in er­ deutlich, wenn man berücksichtigt, daß die Ko­ ter Küstenvogel zu brüten. Hier werden Vögel lonie Möwenberg/Schlei 1928 auf 6000 Paare von Larus argentatus alljährlich reichlich gebo­ ster Linie der Verein Jordsand, der Deut­ sche Bund für Vogelschutz/Landesver- geschätzt wurde, die Kolonie Molfsee 1886 auf ren, die dann schleswig-holsteinische Brutge­ 4000 Paare, die (inzwischen erloschene) Kolo­ biete an der Nordsee bevölkern und zugleich band Schleswig-Holstein und die Natur­ nie Hemmelsdorfer See 1916 auf 5000 Paare ruinieren, z. B. auf Trischen. Was weiter nord­ schutzgesellschaft Schutzstation Watten­ (Hagen 1917). Die Möwenkolonie des Gras­ wärts gezüchtet wird, muß man anderenorts meer, für weiterhin der Sylter Verein warder war bis etwa 1880 eine Lachmöwenko­ dezimieren!« und die Naturschutzgesellschaft Sylt/ lonie in einigen tausend Paaren (Babbe Nordfriesland und für der Amru- 1965-1966). Für das Ende der 50er Jahre (Be­ Es ließen sich beliebig viele weitere Zitate zugsjahr 1959) läßt sich der Lachmöwenbe­ anfügen. Schon in der Wortwahl werden mer Verein. Diese Berichte sind nur teil­ weise oder unregelmäßig veröffentlicht stand nach den vorliegenden Angaben sowie tendenziöse Betrachtungsweisen deut­ vorsichtiger Schätzung der zu dieser Zeit nicht lich: Möwen erobern, bevölkern, drängen worden, für die Jordsand-Schutzgebiete erfaßten Kolonien auf ca. 16000 Paare veran­ zurück und ruinieren, Seeschwalben da­ bis 1963 z. B. alljährlich in der »Ornitholo- schlagen.« gischen Monatsschrift« und später in der gegen erholen sich; niemand würde etwa In den 70er Jahren ist der Bestand hier auf die Idee kommen, Seeschwalben als »Vogelwelt«, seit 1982 erscheint wieder eine Zusammenstellung der Brutdaten in stark zurückgegangen auf ca. 10600 Eroberer zu bezeichnen. Die alte Nütz- Paare im Jahre 1979 (Berndt 1980). Iich-/Schädlich-Einteilung scheint also »Seevögel«. Für einzelne Schutzgebiete liegen Auswertungen oder Übersichten Im Nordseeküstenbereich ist folgende auch im Vogelschutz noch nicht zu den Entwicklung zu rekonstruieren, die bis Akten gelegt worden zu sein. über längere Zeiträume vor, z. B. für Tri­ schen von M eier (1956 und 1982), für sie­ 1977 auch von Goethe (1969, 1980a) Von Zeit zu Zeit sollten Vorstellungen ben Jordsand-Schutzgebiete (von 1965 dargestellt wird: überprüft, Erfolgsbilanzen aufgestellt und bis 1969) von Schmidt (1971). Für das Im 19. Jahrhundert wird von Bote (1819, eventuell Selbstkritik geübt werden. Jahr 1982 hat kürzlich Taux (1984) eine in Krohn 1924) nur von einzelnen brüten­ Es muß z. B. gefragt werden, ob alles das, Zusammenlegung der Brutvogel-Be­ den Vögeln auf der damals noch beste­ was unter der seriös klingenden Bezeich­ stände der deutschen Nordseeküste vor­ henden Insel Deichsand (heute Teil des gelegt. Leider werden in dieser Arbeit Friedrichskooges) berichtet. Eine zuneh­ * Erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten nicht alle vorhandenen Brutgebiete er­ mende Besiedlung der Nordseeküste er­ während des wissenschaftlichen Kolloquiums anläß­ faßt, sondern im wesentlichen nur die von folgte erst in der zweiten Hälfte dieses lich des 75jährigen Bestehens des Vereins Jordsand Verbänden regelmäßig betreuten Schutz­ Jahrhunderts. Die Anfänge dieser Ent­ am 19./20.Mai 1982 in Husum. Diesen Aufsatz widme ich Herrn Dr. G. Vauk zu seinem 60.Geburts­ gebiete. Da bei einigen Arten wichtige wicklung liegen in den 40er Jahren und tag am 5. Oktober 1985. Teile der Brutbestände außerhalb ständig werden beschrieben von Schulz (1947): 2 Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben

»Auch die Lachmöwe zeigt neuerdings Nordseeküste zwischen 16000 und Ausbreitungstendenzen an der Nordsee­ 18000 Brutpaaren gelegen und hat damit küste, so besiedelte sie 1940 erstmalig den Ostküsten- und Binnenlandbestand Trischen, 1941 Amrum-Nordspitze, 1943 jetzt überflügelt. Grüne Insel bei Tönning und 1947 die Hallig Süderoog.« Ostseeküstenbereich: Seit dieser Zeit erfolgte eine stetige Zu­ Für die Jahre 1978/79 schätzte Berndt nahme und Besiedlung neuer Brutplätze, (1980) den Bestand im östlichen Hügel­ bevorzugt im Bereich der Festlandvorlän­ land und an der Ostseeküste auf der (z. B. Helmsand, Tümlauer Bucht, 12000-13000 Paare. Ob die von ihm re­ Nordstrander Damm usw.) sowie küsten­ gistrierte langfristige Abnahme in den naher Süßwassergebiete (Hauke-Haien- letzten Jahren weiter angehalten hat, ist Koog, Rantum-Becken, Westerspätinge). nicht bekannt. Für 1967 führtG oethe (1969) die wichtig­ c) Vorkommen in Naturschutzgebieten sten Brutplätze der deutschen Nordsee­ küste auf, woraus für Schleswig-Holstein An der Westküste brüten ca. 10000 ein Bestand von etwa 3200 Paaren zu Paare (2h des Bestandes) in NSG. Davon entnehmen ist. Einschließlich einiger unterliegen aber nur 3000-4000 einer ge­ fehlender Brutplätze, z. B. Helmsand (80 wissen Überwachung durch mehr oder weniger dauernde Anwesenheit von Vo­ Paare, G loe 1971) sowie kleinerer Kolo­ nien auf einigen Festlandvorländern gelwarten. Nimmt man Helmsand, das dürfte der damalige Bestand mit ca. 3500 Katinger Watt und den Hauke-Haien- Paaren realistisch sein. Koog als Nicht-NSG, aber betreute Ge­ biete hinzu, so genießen etwa 8000 Zu Beginn der 70er Jahre setzte dann of­ Paare, d. h. etwa 50% des Bestandes, ei­ fenbar eine rapide Zunahme und Besied­ nen relativ guten Schutz. lung neuer Brutplätze ein. Busche und Berndt (1974) schätzen für den Zeitraum An der Ostseeküste liegen alle Vorkom­ 1970-1972 bereits einen Gesamtbestand men in Naturschutzgebieten, im Binnen­ von 8000-9000 Paaren. In den Jahren land befindet sich nur ein Teil der Kolo­ Abb. 1: Vermutliche Brutbestandsentwicklung 1976/77 wird die 10000er Grenze über­ nien in NSG, aber fast alle Vorkommen von Lachmöwe (Larus ridibundus, nur Nord­ schritten worden sein, sind im Interesse einer wirtschaftlichen seeküste), Sturmmöwe (L. canus) und Silber­ möwe (L. argentatus) in Schleswig-Holstein b) Derzeitiger Gesamtbestand Nutzung privatrechtlich (Betretungsver­ bote, vgl. Sturmmöwe) und damit weitge­ seit dem letzten Jahrhundert. Nordseeküstenbereich: hend geschützt. Presumable development of the breeding po­ pulation of the Black-headed Gull (Larus ridi­ In den meisten Kolonien ist seit Ende der bundus, only North-Sea coast), Common Gull 70er Jahre weiterhin eine Zunahme - (L. canus) and Herring Gull (L argentatus) in wenn auch wohl nicht mehr so stürmisch 2.2 Sturmmöwe Larus canus Schleswig-Holstein since the 19th century. - zu registrieren. Positive Entwicklungen zeigen sich vor allem in den Gebieten a) Bestandsentwicklung Sylter Sandinsel, Führer Vorland, Tüm­ Ostseeküstenbereich: lauer Bucht und Trischen. Die Gründung Bei der Bestandsentwicklung der Sturm­ der Gesamtbestand im Ostküstenbereich neuer Kolonien in den Speicherkögen der möwe - offenbar schon immer ein typi­ Schleswig-Holsteins abgenommen von Meldorfer Bucht, sowie vor allem die Ver­ scher Ostseevogel - ist an der schleswig­ ca. 8500 am Beginn auf ca. 6800 Paare lagerung eines Teiles der Kolonie aus holsteinischen Ostküste in den letzten zum Ende der 70er Jahre (Berndt 1980). dem ehemaligen Hoyer-Vorland in Däne­ Jahren ähnlich wie in Dänemark, aber im Längerfristige Aussagen sind wegen der mark in das nach der Vordeichung der Unterschied zur Entwicklung in Mecklen­ lückenhaften Angaben schwierig. Die Tonderner Marsch verbliebene Deichvor­ burg, eine abnehmende Tendenz festzu­ vielleicht vollständigste ältere Bestand­ land vor dem Rickelsbüller Koog unmit­ stellen (Klafs und Stübs 1977; Dybbro angabe stammt von Schulz (1947), der telbar südlich der deutsch-dänischen 1976; Berndt 1980). Dies geht z.T. ein­ den Bestand des Jahres 1939 in den vier Grenze haben sich rein zahlenmäßig be­ her mit einer Zunahme in den 70er Jah­ Gebieten Schleimünde, Graswarder, sonders ausgewirkt. 1982/83 hat der Be­ ren (von ca. 820 auf ca. 2180 Paare) in Fehmarn und Lemkenhafener Warder mit stand an der schleswig-holsteinischen Kolonien im Binnenland. Trotzdem hat zusammen ca. 10400 Paaren angibt.

Tab. 1: Brutbestände der Lachmöwe in Schutzgebieten der Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins von 1969 bis 1983

Gebiet Jahr 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 1. Nordseeküste Rantum-Becken 500 80 145 350 900 1000 2000 1500 1500 3 150 0 0 0 0 Sandinseln Sylt 0 40 200 70 70 391 500 380 200 82 270 650 480 550 570 1000 1750 1000 800 1200 ? 700 1300 Süderoog ? ? 150 ? 150 250 300 138 51 70 54 0 23 19 7 157 102 26 47 90 115 99 750 200 120 120 160 -230 -150 Tümlauer Buqht ? 2390 2000 3000 3000 3000 ? Trischen 61 120 100 70 200 30 100 39 120 100 240 550 750 1050 Hauke-Haien-Koog 600 1000 750 987 550 900 1190 470 600 900 1000 2000 -1100 Katinger Watt 1346 959 696 1077 1011 1252 1109 1235 773 514 717 1241 ? Helmsand 137 0 540 870 1000 1000 1065 1580 ? 1050 1874 2275 1022 2483 2697 2. Ostseeküste Oehe-Schleimünde ? 75 40 50 70 76 80100+ + 700 800 350 200 90 100 500 Kleiner Binnensee 23 2 8 28 40 55 60 153 150 220 ? 130 ? ? Graswarder 2 35 60 200 320 270 250 SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1986 / Band 7, Heft 1 3

Tab. 2: Brutbestände der Sturmmöwe in Schutzgebieten der Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins von 1969 bis 1983

Gebiet Jahr 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 1. Nordseeküste Norderoog 23 25 24 17 15 10 10 30 16 8 Südfall 3 2 3 3 4 15 6 5 8 10 Amrum-Odde 20 20-25 20 19 20 30-40 30-40 160 185 188 160 89 2. Ostseeküste Oehe-Schleimünde 750 2500 2000 2580 2500 2000 2000 2000 1500 1200 1800 1200 800 900 1500 -2000 -2000 -950 Graswarder 5000 5000 2000 2500 3000 2400 2700 2500 2500 2600 2800 2900 -5500 -2600 -2600

Die Populationsentwicklung ist durch Schleimünde läßt, wenn keine weitere spitze von Sylt einer besonderen Erwäh­ starke, vor allem anthropogen verursachte Abwanderung ins Binnenland erfolgt ist, nung und den bedeutendsten im Norden Schwankungen gekennzeichnet, was am für 1981/82 ein Absinken des Bestandes an die Seite gestellt zu werden. Im Um­ Beispiel der beiden größten Kolonien des im Ostküstenbereich auf unter 6000 Paa­ kreise von 3A Meilen wird die traurige Landes deutlich wird: ren befürchten. Insgesamt wäre dann für Öde der Dünen gegen Ende Mai durch Schleswig-Holstein ein Bestand von nur die Scharen hier nistender Seevögel be­ Oehe-Schleimünde: Während noch 1940 mehr etwa 6500 Paaren anzunehmen. lebt, deren Zahl so beträchtlich ist, daß in 4700 Paare gebrütet haben sollen, sank Angesichts dieser Tatsache muß schon manchen Jahren... gegen 30000 Eier die Zahl infolge massiver Bekämpfungs­ aufgelesen werden.« aktionen durch die Vogelwärter über an dieser Stelle gefordert werden, sämt­ 2700 Paare (1941 und 1942), 500 (1948) liche »Regulierungsmaßnahmen« für die Wahrscheinlich die erste relativ vollstän­ auf 50 (1950), erholte sich danach nur Sturmmöwe in Schleswig-Holstein einzu­ dige und genaue Bestandsschätzung mühsam bei anhaltenden »Regulierungs- stellen. stammt von Schulz (1947). Er ermittelte versuchen« auf bis zu 750 (1969). Seit c) Vorkommen in Naturschutzgebieten für das Jahr 1939 3219 Brutpaare an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. 1970 brütete sie dann wieder mit 2000 bis Alle nennenswerten Bestände an den Kü­ Im einzelnen gibt er folgende Brutpaar­ 2500 Paaren, nahm allerdings 1981/82 sten befinden sich in betreuten Natur­ zahlen an: Trischen 15, Südfall 145, Sü­ wieder auf unter 1000 Paare ab. schutzgebieten. Im Binnenland sind die deroog 375, Süderoogsand 90, Nor- Möwenkolonien durch private Verbote in Graswarder: Den Beschreibungen von deroogsand 30, Hooge 100, Nordstran- der Regel vor größeren Beeinträchtigun­ Schulz (1947) ist zu entnehmen, daß die dischmoor 175, Habel 24, Gröde 115, gen gesichert - abgesehen vom Eiersam­ Kolonie mindestens seit dem Ende des Langeness 150, Amrum 900 und Sylt meln. Im Interesse dieser Nutzung müs­ letzten Jahrhunderts bekannt ist. 1925 1100. sen viele Brutgebiete aber gepflegt wer­ sollen es 1000 Paare gewesen sein, in Norderoog hatte seinerzeit keine Silber­ den 30er Jahren bis 4600. Einem starken den (Beweidung, Mahd), was diese z.T. erst geschaffen hat bzw. sie erhält. Dies möwen mehr. Sie wurden durch intensi­ Bestandsrückgang in den Nachkriegsjah- ves Eierabsammeln bis 1930 systema­ ren folgte ein Wiederanstieg auf einen gilt ausnahmslos für die Inseln im Bin­ nenland. tisch vertrieben, nachdem sie 1912 noch Bestand von ca. 5000 Paaren. Seit 1973 mit ca. 200 Brutpaaren hier vorkamen. ist der Bestand mit ca. 2500 Paaren wie­ der um die Hälfte reduziert. Goethe (1956) gibt eine leider sehr un­ 2.3 Silbermöwe Larus argentatus vollständige Angabe für 1955. Er erwähnt Westküste: a) Bestandsentwicklung im wesentlichen nur Schutzgebiete und Bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts Die Bestandserfassung dieser größten kommt auf ca. 1200 Brutpaare für Schles­ wird die Sturmmöwe als Brutvogel Sylts und auffälligsten Seevogelart ist erstaun­ wig-Holstein. Es fehlen z. B. ganz Amrum erwähnt (nach Krohn 1924), wo sie zu­ licherweise ebenfalls sehr unvollständig, und außerdem viele . Auch die sammen mit der Silbermöwe in ca. 2000 z.T. sind die Angaben offensichtlich auch Bestandsangabe von Goethe (o.J.) für Paaren vorgekommen ist. Ebenso wie fehlerhaft. 1964 (1500 Brutpaare) ist wieder ge­ diese ist sie nach dem 2. Weltkrieg weit­ nauso unvollständig. Für den Zeitraum Aus dem vorigen Jahrhundert sind vor al­ gehend von der Insel verschwunden und 1970 bis 1972 schätzten Busche und lem Berichte von Sylt bekannt. Naumann breitete sich in mehreren Kleinkolonien Berndt (1974) einen Bestand von ca. auf Amrum aus, auf über 300 Paare (1819) gibt einen Bestand von 5000 Paa­ 3100 Brutpaaren. Auch dieser Bestand (1980). Im übrigen Wattenmeerbereich ren in den Lister Dünen an. Krohn (1924) ist zu niedrig angenommen, weil wieder­ hat sie zwar in den letzten Jahren neue zitiert Angaben von Grunack und T hiele um einige wichtige Gebiete fehlen, in de­ Brutplätze erschlossen, spielt aber bisher (1878), die Sylt als Brutplatz »Tausender nen zusammen ca. 1500 Brutpaare vor­ zahlenmäßig kaum eine nennenswerte von Paaren« bezeichnen und von Hagen - gekommen sein müßten: allein auf Am­ Rolle. defeldt (1902), wonach sie die häufigste rum ist außerhalb der Odde noch mit Möwe auf Sylt sein sollte und »zu Hunder­ Ähnlich wie die Silbermöwe und im Un­ 500-600 Brutpaaren zu rechnen, auf den ten in den Dünen« gebrütet hat. Krohn terschied zur Lachmöwe meidet sie weit­ größeren Halligen brüten jeweils um 200 selbst berichtet noch von einer Kolonie Paare. Insgesamt muß für den Zeitraum gehend die Deichvorländereien. Sie auf Süderoog. kommt hauptsächlich auf den Halligen in 1970-1972 ein Bestand von knapp 4000 bisher kleinen Kolonien (bis 30 Paare) Wenn man den bei Krohn zitierten Anga­ Brutpaaren angenommen werden. Auch vor, offenbar in den 80er Jahren leicht zu­ ben von Boie (1819) glauben kann, so ist der von Fallet (1979) für 1977 ermittelte nehmend. die Silbermöwe zumindest zu Beginn des Bestand von 3300 Brutpaaren dürfte un­ letzten Jahrhunderts offenbar weiter ver­ ter dem tatsächlichen Bestand von schät­ Der gesamte Westküstenbestand dürfte breitet gewesen als heute, wenn er im Zeitraum 1977-1980 bei ca. 450 bis zungsweise über 4000 gelegen haben, schreibt: »Auf der flachen Insel Deich­ b) Derzeitiger Gesamtbestand 500 Brutpaaren gelegen haben, 1983 bei sand, der Insel Helmsand, der ganzen etwa 900. Küste weiter hinauf, auf Norder- und Sü­ Nordseeküstenbereich: b) Derzeitiger Gesamtbestand deroog, auf den 60 Fuß über das Meer er­ Nach den vorliegenden Bestandsanga­ Berndt (1980) schätzte für 1970-1973 hobenen Sanddünen der Inseln Amrum ben aus den verschiedenen Brutgebieten den Bestand im Ostküsten-/Binnenland- und Sylt brütet sie seit undenklicher Zeit ist für 1980 im Bereich der schleswig-hol­ bereich auf 8500 Paare und 1978/79 auf gesellschaftlich. Unter diesen Brutplät­ steinischen Nordseeküste ein Bestand 6800 Paare. Die Abnahme auf Oehe- zen verdient der bei List auf der Nord­ von 4900 bis 5100 Brutpaaren anzuneh- 4 Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben

Tab. 3: Brutbestände der Silbermöwe in Schutzgebieten der Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins von 1969 bis 1983

Gebiet Jahr 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 1. Nordseeküste Norderoog 80 43 84 80 120 100 250 100 150 170 300 300 ? 145 110 Süderoog 500 500 180 310 310 290 280 356 321 298 268 251 278 Südfall 40 70 68 66 60 70 60 60 60 50-70 22 20-25 ? 32 30 Amrum-Odde 390 570 700 400 420 250 250 450 500 740 620 650 ? 740 700 Hamburger Hallig 20 2 74 89 14 43 85 210 98 150 250 250 350 300 -270 -300 Trischen 900 1200 1400 1500 1500 1250 1700 1254 1300 1550 2100 2100 2100 2050 1990 Katinger Watt 7 27 65 48 31 55 101 104 46 59 77 113 95 2. Ostseeküste Oehe-Schleimünde 3 11 25 30 24 21 18 10 40 180 276 80 70-75 200 Graswarder 6-8 5 7 45 95 55 70

men (s. Liste). Auf den Deichvorlände- Ostseeküstenbereich: einem Paar auf Norderoog. Wie aus der reien treffen wir außer im Sönke-Nissen- Die Silbermöwe ist im Bereich der Ost­ eingehenden Bearbeitung von Prüter Koog-Vorland bisher nur vereinzelte Brut­ seeküste bis in die 60er Jahre nur selte­ (1983) hervorgeht, erfolgte die Zunahme paare an. ner Brutvogel gewesen. Im Laufe der der Heringsmöwe seit etwa Mitte der 70er Die Rekonstruktion der Bestandsentwick­ 70er Jahre ist sie dann mit jährlich stei­ Jahre exponentiell und gleichzeitig in ver­ lung zeigt also, daß offenbar in den gendem Bestand in verschiedenen schiedenen Brutgebieten der gesamten Kriegsjahren ein Rückgang der Popula­ Schutzgebieten aufgetreten und drang Deutschen Bucht, wobei die Inseln Mem- tion stattgefunden hat. Im Laufe der selbst ins Binnenland vor. Die Entwick­ mert (1981 etwa 800 Brutpaare) und Am­ Nachkriegsjahre bis heute (1980) ist dann lung bis 1979 hat Berndt (1980) darge­ rum herausragen. wieder eine leichte, mehr oder weniger stellt. Selbst sehr ungewöhnliche Brut­ stetige Zunahme zu beobachten: im Zeit­ plätze, wie z. B. im Fockbeker Moor mit 2.5 Zwergseeschwalbe raum 1970-1980 von etwa 4000 auf 5000 mindestens seit 1976 ca. 5 bis 10 Brut­ Sterna albifrons Paare. paaren, weitab von größeren Gewässern wurden bekannt. a) Bestandsentwicklung Es kann also für Schleswig-Holstein nicht in Schleswig-Holstein von einer dramatischen Bestandszu­ Die größten Kolonien sind derzeit Oehe- Schleimünde mit 1983 200 Brutpaaren Im 19. Jahrhundert muß die Zwergsee­ nahme gesprochen werden. Das gleiche schwalbe nach den wenigen, leider nicht gilt übrigens für das gesamte deutsche und Ruhlebener Warder im Großen Plö- ner See mit 1978 180 Brutpaaren quantitativen Angaben, ein häufiger Brut­ Wattenmeer - wenigstens wenn man die vogel an den schleswig-holsteinischen (Berndt ). Zahlen von Schulz (1947), der einen Ge­ Küsten, z.T. auch im Binnenland, gewe­ Die Einwanderung der Silbermöwe in die­ samtbestand von ca. 28600 Brutpaaren sen sein. Nach Boie (1819) (laut Krohn für 1939 ermittelt, denen von Goethe sen Bereich scheint aus östlichen Rich­ 1924) sollen »große Scharen« auf den (1980b), der für 1977 26500 Brutpaare tungen zu erfolgen und nicht mit der Muschelbänken von Südfall vorgekom­ nennt, gegenüberstellt. Vielleicht ist ge­ Westküstenpopulation in Zusammen­ men sein und an den Inselküsten soll sie rade wieder der Bestand der Jahrhun­ hang zu stehen (Kuschert und Vauk fast so verbreitet gewesen sein wie die dertwende erreicht, wie auch Fallet 1979). Vermutlich handelt es sich sogar Flußseeschwalbe. An der Ostseeküste um eine andere Unterart (Kuschert (1979) vermutet. Auf jeden Fall ist die sei sie »nicht selten« gewesen. Roh- 1979, und mündliche Mitteilung), nach Zahl der Brutplätze nicht oder nicht be­ weder (1875) beschreibt sie als »häufi­ merkenswert angestiegen. Allerdings hat G loe (1983) wohl um Hybriden aus L a. gen«, auf den Nordseeinseln und Halli­ es erhebliche Verschiebungen in der Be­ argentatus und der sich aus den aralo- gen »außerordentlich zahlreichen« Brut­ standsgröße einzelner Kolonien gege­ kaspischen Raum nach Nordwesten hin vogel. ausbreitenden Unterart L a. cachinnans. ben. Wenn auch keine Zahlen angegeben Nicht völlig erklärlich ist das totale Ver­ Bedeutung von Naturschutzgebieten: werden, kann wohl angenommen wer­ schwinden von Sylt. Hier ist die Silber­ Von den ca. 5500 Brutpaaren (1980) be­ den, daß seinerzeit der Bestand eher in möwe offenbar nach der Beschreibung finden sich ca. 5000 in Naturschutzgebie­ den Tausendern gelegen haben muß als von Schulz (1947) seit 1947 verdrängt ten (90%), davon 3600 (65%) in zur Brut­ bei einigen Hundert. worden. Er führt das zurück auf das zeit betreuten Gebieten. Der weitaus Die Berichte aus diesem Jahrhundert starke Absammeln der Eier durch die vie­ überwiegende Teil brütet also in Natur­ sind etwas ergiebiger, allerdings immer len Flüchtlinge. Auch sollen Baumaßnah­ schutzgebieten. Ohne Zweifel hat auch noch sehr lückenhaft, so daß ein genaues men und Militärübungen in den Sylter Dü­ die Silbermöwe vom Seevogelschutz pro­ Bild schwierig zu zeichnen ist. Sicher nen zu jener Zeit zum Verschwinden bei­ fitiert, was ja auch anfänglich ein wesent­ scheint sie wenigstens bis in die 20er und getragen haben (Quedens 1983). Die Ver­ liches Ziel im Seevogelschutz gewesen 30er Jahre noch zahlreicher und in mehr mutung liegt nahe, daß damals eine war. Gebieten vorgekommen zu sein als lange Tradition abgebrochen ist. Immer­ heute. Die mit Abstand größte Kolonie be­ hin wären auch heute noch große Berei­ 2.4 Heringsmöwe Larus fuscus stand lange Jahre auf Trischen, wo 1912 che der Lister Dünen wahrscheinlich ge­ Der erste registrierte, aber vorüberge­ und 1914 500 bzw. 600 und 1917 immer­ nausogut als Brutgebiet geeignet, wie die hende Brutversuch der Heringsmöwe in hin noch 300 Paare gebrütet haben sol­ Amrumer Dünen, wo ein Bestand erhal­ Schleswig-Holstein erfolgte 1927 auf Tri­ len. Auf Norderoog waren es zwischen ten blieb/ schen (Schulz 1947). Danach blieb sie 1909 und 1925 noch um 70 Paare, auf Die Bestandsentwicklung wird besonders jahrzehntelang aus und erschien erst Sylt ebenfalls 1939 noch etwa 70 Paare. bei der Silbermöwe stark beeinflußt durch wieder 1968, gleichzeitig auf Amrum und Leider erfahren wir nichts Genaues über die überall schon lange stattfindenden Trischen jeweils mit einem Paar. Wäh­ die Hallig Südfall, für die Dietrich (1934) »Regulierungsmaßnahmen«, die eine Be­ rend die Zahl der Brutpaare auf Trischen vermerkt: »In großer Zahl; wohl die be­ urteilung erschweren. Nur spekulieren bis 1983 nur auf 12 bis 15 anstieg, war deutendste Kolonie der Inseln.« Kolonien kann man jedenfalls darüber, wie die Be­ auf Amrum im gleichen Zeitraum eine Zu­ haben wenigstens zeitweilig auf sämt­ standsentwicklung ohne diese Aktionen nahme auf ca. 100 Brutpaare zu ver­ lichen Halligen (einschließlich Helmsand ausgesehen hätte. zeichnen. Erstmalig brütete sie 1980 mit und der Hamburger Hallig) bestanden. SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1986 / Band 7, Heft 1 5

ren 1926 bis 1928 mit ca. 80 Paaren ihren seeküste von 310-340 Brutpaaren anzu­ maximalen Bestand. Über andere Brut­ nehmen. Das ist gegenüber 1976 gebiete wird kaum etwas berichtet. (226-240 Paare in Busche 1980) eine Krohn erwähnt noch kleine Vorkommen Steigerung in diesem Zeitraum um etwa um die Jahrhundertwende bei Stein, 30%. G lutz u. Bauer (1982) berichten Hohwacht und auf dem Priwall. Wenn ebenfalls von Zunahmen in neuerer Zeit auch anzunehmen ist, daß es damals in West- und Südeuropa. noch an verschiedenen Stellen Brutvor­ Ostseeküste: kommen gab, so lassen sich doch bis in Die Rekonstruktion der Bestandsentwick­ die Nachkriegsjahre dieses Jahrhunderts lung ist auch hier schwierig, weil die An­ für die Ostseeküste Schleswig-Holsteins gaben lückenhaft sind. Das bedeutend­ kaum 100 Brutpaare belegen. Und es ist ste Gebiet ganz Schleswig-Holsteins ist wenig wahrscheinlich, daß es sehr viel Anfang der 70er Jahre Oehe-Schlei- mehr gewesen sein mögen. münde gewesen, mit bis zu 120 Brutpaa­ 19oo 195o 198o b) Entwicklung nach 1950 ren (durch Behmann bestätigt). Dieser Be­ Nordseeküste: stand ist vorher und nachher nie erreicht worden. Die Ursachen dafür sind in er­ Im niederländischen Wattenmeer nahm heblichen Veränderungen des NSG zu die Zahl der Brutpaare am Ende der 50er sehen, das die Habitatansprüche der und in den 60er Jahren stark ab, in den Zwergseeschwalbe heute kaum noch er­ 70er Jahren wieder zu. Vergiftungen und füllt(M oritz 1984). Das Beispiel zeigt je­ Pestizide werden dabei als Ursachen des doch, wie hoch die Kapazitäten einzelner Rückganges angenommen (Rooth Gebiete für bestimmte Arten sein können 1980c). Für Schleswig-Holstein läßt sich (s.u.) und ohne unser Zutun gerade bei eine ähnliche Entwicklung vermuten, einigen Seeschwalbenarten relativ kurz­ wenn auch das vorhandene Material für fristig große Bestandsschwankungen Vor­ eine genaue Aussage nicht ausreicht und kommen können. die Unstetigkeit der Art das Erkennen von Die beständigste Kolonie besteht auf Abb. 2: Vermutliche Brutbestandsentwicklung T endenzen erschwert. Schleswig-Hol­ steins einstmals größte Kolonie auf Tri- dem Bottsand, wo in den 50er Jahren um von Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons), 20 Paare brüteten, in den 60er dann bis Fluß-/Küstenseeschwalbe (St. hirundo u. para- schen sank nach 1950 auf unter 100 Brut­ zu 60 Paare. Seit 1975 hat sich der Be­ disaea) und Brandseeschwalbe (St. sandvi- paare, war Mitte bis Ende der 50er Jahre censis) in Schleswig-Holstein seit dem letzten auf nur mehr 10-20 Paare zusammenge­ stand bei 20 Paaren eingependelt. 1983 Jahrhundert. schrumpft, stieg in den 60er Jahren wie­ waren es sogar wieder 29 Brutpaare. Presumable development of the breeding po­ der auf fast 80 Paare an und schwankt Der Gesamtbestand an der Ostseeküste pulation of the Little Tern (Sterna albifrons) seitdem zwischen 35 und ca. 70 Paaren. Schleswig-Holsteins dürfte, sehr vorsich­ Common and Arctic Tern (St. hirundo et para- Die Entwicklung auf der Insel Amrum hat tig vermutet, in den 50er Jahren bei 100 disaea) and the Sandwich Tern (St. sandvicen- gerade Quedens (1983) zusammenge­ Paaren gelegen haben, in den 60er und sis) in Schleswig-Holstein since the 19th cen­ Anfang der 70er leicht darüber, danach tury. faßt. Danach ist der Bestand in der Nach­ kriegszeit bis Ende der 70er Jahre kaum bis etwa 1975 wieder abgesunken auf ± über 20-30 Paare hinausgekommen. 100 Paare. Danach dürfte eine schwan­ Aufgrund der vorhandenen Angaben Erst danach ist eine erfreuliche Zunahme kende, aber allmähliche Wiederzunahme kann für den Zeitraum zwischen der Jahr­ zu verzeichnen: Heute (1982 und 1983) bis auf insgesamt etwa 120 Brutpaare hundertwende und dem 2. Weltkrieg an sind in mindestens 2 Kolonien insgesamt (1983) erfolgt sein. der schleswig-holsteinischen Nordseekü­ 100-110 Brutpaare vorhanden. Damit c) Vorkommen in Naturschutzgebieten ste, vorsichtig geschätzt, ein Bestand scheint Amrum z.Zt. der beste Brutplatz Das Beispiel der drastischen Abnahme zwischen 500 und 1000 Paaren (zeitwei­ dieser Art in Schleswig-Holstein zu sein. von Beständen durch akute Umweltein­ lig wohl auch darüber) angenommen wer­ Das zweitbeste Brutgebiet in Schleswig- flüsse in den Niederlanden zeigt deutlich, den. Holstein besteht nach einer kontinuier­ daß es mit dem Schutz der Brutgebiete Auch über die Situation an der Ostseekü­ lichen Zunahme in den 70er Jahren auf zum Erhalt von Arten allein nicht getan ste ist für die früheren Jahre kaum Klar­ etwa 90 Brutpaare (1982/1983) in Wester­ ist. Zur Frage des Einflusses des Touris­ heit zu bekommen. Auf dem Graswarder hever. Ebenfalls sind auf Sylt in den letz­ mus z. B. merkt Q uedens (1983) u.a. an, wird sie erst ab 1936 als Brutvogel er­ ten Jahren wieder vermehrte Bruten be­ daß trotz relativ großer Ruhe vor dem wähnt (Babbe 1939), auf Oehe-Schlei- kannt geworden. Fremdenverkehr in den 40er und 50er münde bereits seit mindestens 1820 Z.Zt. (1980/1983) ist ein Gesamtbestand Jahren auf Amrum nur wenige Zwerg­ (Krohn 1924). Hier hatte sie in den Jah­ an der schleswig-holsteinischen Nord­ seeschwalben gebrütet haben. Das glei-

Tab. 4: Brutbestände der Zwergseeschwalbe in Schutzgebieten der Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins von 1969 bis 1983 Gebiet Jahr 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 1. Nordseeküste Uthörn 21 12-15 15 12 20 22 Sandinseln Sylt 9 18 17 7 0 Amrum-Odde 2 5 2 10 5 20 16 3 14 40 32 47 60 90 80-90 Südfall 27 15 8 13 5 2 3 14 7 6 6 6 7 6 Westerhever 15 8 15 18 29 34 55 58 76 89 Trischen 78 33 27 39 75 40 70 51 40 50 35 36 50 15 2. Ostseeküste Oehe-Schleimünde 39 50 120 50 70 60 5 2 10-20 7 10 + 12 5 15 Bottsand 40 30 35 27 22 23 20 20 20 19 20 19 19 19 29 Kleiner Binnensee 16 5 8 14 15 16 12 12-14 12-14 3 3 3 3 Sehlendorfer Binnensee 9 8 6 13 21 20 — 20 -2 0 Graswarder 23 16 19 18 14 29 21 7 17 6 Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben che kann für viele Gebiete gelten, in de­ endlichen Scharen« an den Küsten Vor­ Seit 1976 ist eine wieder ansteigende nen trotz weitgehender Störungsfreiheit kommen sollte. Zahlenangaben liegen Tendenz festzustellen. 1981 waren es eine Abnahme nicht zu verhindern war aus dieser Zeit allerdings leider auch für nach über 20 Jahren auf Irischen z.B. (z. B. Irischen, Oehe-Schleimünde, Gras­ diese Art nicht vor. wieder über 2000 Paare. warder u.a. Gebiete). Anderenfalls zei­ Aus den Bestandsangaben der einzelnen Vergleicht man die früheren und jetzigen gen jedoch verschiedene Beispiele (Am- Schutzgebiete läßt sich die Vermutung Anteile von Küsten- und Flußseeschwal­ rum-Odde und Kniepsand, Westerhever ableiten, daß um die Jahrhundertwende ben, so muß man feststellen, daß offen­ sowie viele Ostseegebiete), daß eine kon­ auch bei den Seeschwalben ein deut­ bar die Flußseeschwalbe proportional sequente Sperrung und Bewachung der licher Tiefpunkt erreicht war: Norderoog deutlich abgenommen hat: Während bei­ Brutareale zumindest mitverantwortlich, 1910: 425, Irischen 1910: 550 Brutpaare. spielsweise auf Irischen der Anteil der z.T. wohl auch entscheidend für eine Flußseeschwalbe in den 30er und 40er Wiederzunahme ist, wobei natürlich ge­ Infolge des konsequenten Seevogel­ Jahren noch bei etwa 90-95% lag, sind rade bei Seeschwalben wegen ihrer Un­ schutzes, vor allem zugunsten der See­ es derzeit noch ca. 80%. Diese Tendenz stetigkeit regionale Betrachtungen nur schwalben, stiegen die Zahlen z.T. be­ soll nach Rooth (1980 b) vor allem im bedingt aussagekräftig sein können. achtlich an: Norderoog 1931: 4000-5000, nördlichen Teil des Wattenmeeres beste­ Irischen 1938/39: 8000-10000 Brut­ Insgesamt kann festgestellt werden, daß hen. heute fast alle (mehr als 90%) Brutvor­ paare. Der Bestand an der Ostküste und im Bin­ kommen in Naturschutzgebieten oder in Für 1939 ermittelte Schulz (1947) für die nenland ist insgesamt immer erheblich gesperrten und betreuten Gebieten Vor­ Inseln und Halligen der schleswig-holstei­ niedriger gewesen, daher machen sich kommen, oder anders herum gesagt: Au­ nischen Nordseeküste ca. 15000 Brut­ hier Bestandsschwankungen nicht so ßerhalb von Schutzgebieten brüten paare, wobei Irischen und Norderoog zu­ Zwergseeschwalben heute kaum (noch). stark bemerkbar. Nennenswerte Kolo­ sammen 12000 Paare vereinigten. nien mit langer Tradition sind an der Kü­ Die Kolonie auf Irischen bestand dabei ste nur auf Oehe-Schleimünde und dem 2.6 Fluß- und Küstenseeschwalbe seinerzeit fast ausschließlich aus Fluß­ Graswarder vorhanden, wo in den 70er (Sterna hirundo, seeschwalben (nur 500 - 600 Paare Kü­ Jahren bis heute jeweils zwischen 250 Sterna paradisaea) stenseeschwalben). Auf Amrum sind die und 350 Paare vorkamen. Gegenüber ln den Berichten aus den Brutgebieten Küsten- und Flußseeschwalben bis 1920 Angaben aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts (Schulz 1947) haben die werden schon seit Beginn des Seevogel­ die häufigsten Seevögel gewesen (Que - Bestände, von Schwankungen abgese­ schutzes beide Arten wegen ihrer nicht dens 1974). Sie haben hier noch um 1955 immer möglichen feldornithologischen mit über 1000 Paaren auf der Nordspitze hen, weniger stark abgenommen. Unterscheidung meistens zusammenge­ gebrütet. Es scheint auch hier so zu sein, daß die faßt. Eine getrennte Bearbeitung ist da­ Etwa seit Anfang der 40er Jahre ging Flußseeschwalbe proportional mehr ab­ her schwierig. Bezüglich der Verteilung dann der Bestand in Schleswig-Holstein, genommen hat als die Küstenseeschwal­ beider Arten in Schleswig-Holstein kann sicher auch infolge der Kriegs- und Nach­ be. Während der Anteil der Flußsee­ lediglich generell festgestellt werden: die kriegsjahre, wieder zurück. In der größten schwalbe seinerzeit mit ca. 30%, zeitwei­ Flußseeschwalbe ist hinsichtlich ihrer schleswig-holsteinischen Kolonie auf Ir i­ lig sogar mit über 50%, angegeben wird, Brutplatzwahl die euryökere Art, ist aller­ schen hielten sich bis 1953 noch um beträgt er heute hier im Mittel nur mehr dings heute deutlich seltener als die Kü­ 5000 Paare auf, danach sank die Zahl 15%. stenseeschwalbe. Die Flußseeschwalbe weiter auf unter 2000, zwischen 1963 und Eine Abnahme der Flußseeschwalbe kommt sowohl im Binnenland als auch an 1975 sogar auf unter 1000. Ein vergleich­ scheint auch in den Kolonien an den Bin­ den Küsten vor, ist hier aber nur auf Ir i­ barer dramatischer Rückgang der Fluß­ nenseen erfolgt zu sein, wenngleich die schen, wo sie überhaupt die größte Kolo­ seeschwalben war etwa parallel im nie­ Angaben hierüber sehr lückenhaft sind. nie in Schleswig-Holstein bildet, zahlen­ derländischen Wattenmeer zu registrie­ Der Große Plöner See ist mindestens mäßig stärker vertreten als die Küsten­ ren. Von 1954 noch 30000-35000 sank schon seit 1886 (Werner u. Leverkühn seeschwalbe, die Zahl auf ca. 5000 im Jahre 1970 1888) der bedeutendste Brutplatz im Bin­ a) Bestandsentwicklung (Osieck 1972, Rooth 1980b). Ursache nenland. Damals brüteten auf zwei (wahr­ Von Rohweder (Zit. Krohn 1924) wird die des Zusammenbruchs waren hauptsäch­ scheinlich bei der Seespiegelabsenkung Küstenseeschwalbe 1875 als die häufig­ lich chlorierte Kohlenwasserstoffe 1880 »aufgetauchten« und in den ersten ste Seeschwalbe beschrieben, die in »un­ (Rooth u. Jonkers 1972). Jahren sicher noch vegetationsarmen) ln-

Tab. 5: Brutbestände der Fluß-/Küstenseeschwalbe in Schutzgebieten der Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins von 1969-1983 Gebiet Jahr 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 1. Nordseeküste Sandinseln Sylt 410 535 240 200 200 246 380 370 235 Rantum Becken 120 35 16 30 47 60 36 8 4 + 6 0 0 0 0 7 Amrum-Odde 1 1 1-2 10 2 10 8 2 2 + 36 46 106 ? F 6 66-70 K 64 Norderoog F 200 207 200 220 180 110 200 300 200 400 500 280 260 K 1000 990 750 800 1100 1000 800 1100 1000 1000 1500 1400 ? 1050 960 Süderoog F ? ? 100 ? 130 350 350 235 288 235 322 306 287 264 301 K 260 145 Südfall K 320 ? 160 170 180 200 100 200 260 380 269 426 ? 297 420 Irischen 900 ? 699 700 741 100 900 1600 1300 1300 1350 1500 2100 3200 3300 Katinger Watt 278 217 265 308 346 391 265 409 426 209 208 177 185 Helmsand 315 ? 170 180 205 60 165 300 ? 105 193 375 187 266 182 2. Ostseeküste Oehe-Schleimünde F 40 10 22 35 50 40 40 50 30 15 63 42 9 180 150 K 170 200 250 250 300 300 250 270 200 250 300 250 Graswarder F 30 30 50 55 46 40 35 30 270 9 K 200 220 300 280 260 250 230 215 SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1986 / Band 7, Heft 1 7 sein 500-700 Paare. Heute sind es viel­ ten an der Nordseeküste brüten etwa 1980 hat sich erstmalig auf dem Graswar­ leicht noch 200-250 Paare. Von einer Ab­ 70%, an der Ostseeküste nahezu 100%. der eine kleine Kolonie angesiedelt. nahme im Binnenland berichtet bereits Die Kolonien im Binnenland befinden Der Gesamtbestand seit Mitte der 60er Niethammer (1942). sich alle auf von den Eigentümern privat Jahre in Schleswig-Holstein - im wesent­ b) Derzeitiger Gesamtbestand geschützten, weil zum Möweneiersam­ lichen also von Norderoog und Trischen - meln genutzten, »Möweninseln«. Wie oben erwähnt, ist nach dem letzten hat in mehr oder weniger großen jähr­ Tiefpunkt der Population 1974/75 eine lichen Amplituden um 3000 Brutpaare ge­ 2.7 Brandseeschwalbe schwankt. positive Bestandsentwicklung zu regi­ Sterna sandvicensis strieren. Wegen der Unstetigkeit der Art und der Nordseeküste: Bestandsentwicklung Kommunikation zwischen den verschie­ Während der Bestand 1976 noch auf Die Kolonie mit der längsten bekannten denen Kolonien des Wattenmeeres und Tradition an der ganzen deutschen Küste selbst der Ostsee (vgl. z. B. Nehls 1969) 5500 bis 5600 Brutpaare (Thiessen lt. ist Norderoog. Sie wurde schon 1819 von ist eine regionale Betrachtung der Be­ Busche 1980) geschätzt wurde, dürfte er 1980 7000 Brutpaare überschritten ha­ Naumann beschrieben. Die Bestandsan­ standsentwicklung in Schleswig-Holstein ben und 1982/83 sogar auf ca. 8200 bis gaben aus dem vorigen Jahrhundert sind wenig sinnvoll. 8300 Paare angestiegen sein. Dies allerdings sehr ungenau bzw. muten so Ohne Zweifel muß festgestellt werden, phantastisch an, daß man Mühe hat, sie stimmt etwa mit den Angaben von Taux daß der Gesamtbestand der Brand­ (1984) überein. Deutliche Zunahmen als real anzusehen. Naumann (1819) be­ seeschwalbe gegenüber den Angaben zeigten in diesem Zeitraum die Kolonien richtete von 1/2-1 Mill. Brutvögeln, Roh- aus dem letzten Jahrhundert deutlich zu­ von Norderoog, Amrum, Westerhever, weder (1875 in Krohn 1924) traf »nur« rückgegangen ist. Tiefpunkte der Ent­ Südfall und Helmsand. Die stärkste Zu­ noch 50000 Vögel an. Bis zum beginn wicklung scheinen ähnlich wie bei den nahme war auf Trischen zu registrieren. des 20.Jahrhunderts war die Kolonie Möwen und den anderen Seeschwalben­ Hier hat sich der Bestand von 1980 bis nach Meinung von Schulz (1947) offen­ arten um die Jahrhundertwende und 1983 mehr als verdoppelt auf über 3000 bar infolge massiver Bejagung durch nach dem 2. Weltkrieg gewesen zu sein. Paare (Tab. 5). Neu hinzugekommen sind schießlustige Badegäste und Einheimi­ Zwischen 1954 und 1978 schwankte der als Brutplatz die in der Rantumer Bucht sche und intensiver Eiernutzung auf Bestand des ganzen Wattenmeeres zwi­ 1976 aufgespülten Sandinseln. 600-700 Paare geschrumpft. Nach An­ schen 15000 und 29000 Paaren (Rooth kauf der Hallig im Jahre 1909 durch den Besonders in den Gebieten Amrum, 1980a). Im gleichen Zeitraum waren die 1907 gegründeten Verein Jordsand er­ Extremwerte in Schleswig-Holstein 4700 Westerhever und Sylter Sandinseln wird holte sich der Bestand - erreichte jedoch die positive Wirkung der konsequenten (1973) bzw. 1100 (1978). Ein eindeutiger nicht annähernd wieder die Zahlen des Trend ist bei uns nicht zu erkennen. In Sperrung von Brutgebieten durch Ein­ letzten Jahrhunderts. Während des zäunung und Bewachung deutlich. Schleswig-Holstein liegen alle Brutplätze 1. Weltkrieges sind bis 6000 Brutpaare, in Naturschutzgebieten. Ostküste: sonst von 1925 bis 1945 zwischen 3000 Für den Bereich der gesamten deutschen und 4600 Paare zur Brut geschritten. 1980 brüteten ca. 600 Paare. Bestands­ Nordseeküste ist in den 70er Jahren eine Während und nach dem 2. Weltkrieg sind angaben schwanken seit mehreren Jah­ positive Bestandsentwicklung zu regi­ ren zwischen 500 und 700 Paaren. Anga­ auch diese Bestände bis heute nicht strieren (Becker und Erdelen 1980). ben aus den Kolonien des Binnenlandes mehr erreicht worden. Während jahre­ sind spärlich. Es dürften gegenwärtig ins­ lang unter 1000 Paare vorkamen, ist seit gesamt 400-500 Paare vorhanden sein. 1975 wieder eine leicht ansteigende Ten­ 3. Zur Frage der Danach wird der Gesamtbestand Schles­ denz festzustellen (1600 Brutpaare). interspezifischen Konkurrenz wig-Holsteins 1980 mit ca. 8000, 1983 mit Außer auf Norderoog haben an der West­ bzw. Attraktion zwischen über 9000 Paaren anzunehmen sein. Der küste Schleswig-Holsteins bis 1902 noch Anteil der Flußseeschwalben wird auf auf Amrum, gelegentlich auch auf Süder- Möwen und Seeschwalben etwa 30% (ca. 3000 P.) geschätzt. 00g (zuletzt wieder 1973, 1974 und 1976) Neben der Betrachtung der generellen c) Vorkommen in Naturschutzgebieten kleine Kolonien bestanden. Bestandsentwicklung ist eine entschei­ Das Vorhandensein von Seeschwalben­ dende Basis für alle Überlegungen über Das bedeutendste Brutgebiet neben die Notwendigkeit und den Sinn von Ma­ kolonien ist schon von Anfang an ein we­ Norderoog ist Trischen. Seit 1955 brüten sentlicher Grund bei der Ausweisung von nipulationen an Möwenbeständen eine hier Brandseeschwalben mit allerdings emotions- und vorurteilsfreie Analyse der Naturschutzgebieten gewesen. Auch von Jahr zu Jahr stark schwankendem nicht naturschutzrechtlich gesicherte Fragen nach der interspezifischen Kon­ Bestand, seit 1964 aber mit im Schnitt kurrenz bzw. auch der interspezifischen größere Kolonien werden durch private etwa 2000 Paaren, wobei 1973 mit 3500 Initiative betreut (z. B. Katinger Watt/ Attraktion zwischen Möwen und anderen Paaren herausragt. Der starke Rückgang Arten. Grüne Insel, Helmsand). Allgemein ist von 1977 bis zum völligen Ausbleiben heute ein großes Bewußtsein für den 1979 ist unklar. 1981 und 1983 haben Dabei kann natürlich nicht allein die Tat­ Schutz der Seeschwalben vorhanden. wieder über 2000 Paare dort gebrütet. sache, daß eine Art im Bestand zunimmt, Das Absammeln der Eier wird kaum noch Motiv für Eingriffe in ihre Populationen praktiziert. Insgesamt muß man feststel­ An der Ostseeküste ist Schleimünde sein, wie es aber häufig geschehen ist len, daß der Schutz der Brutstätten wei­ schon lange (älteste Meldung 1820) gele­ und geschieht. Zumindest müßten ein­ testgehend realisiert ist. In ausgewie­ gentlicher Brutplatz - jetzt wieder seit deutig negative Entwicklungen bei ande­ senen und betreuten Naturschutzgebie­ 1976 mit max. 62 Paaren (1979). Seit ren Arten im gleichen Zeitraum feststell-

Tab. 6: Brutbestände der Brandseeschwalbe in Schutzgebieten der Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins von 1969 bis 1983

Gebiet Jahr 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 1. Nordseeküste Sandinseln Sylt 34 50 15 4 9 140 250 Norderoog 830 250 626 735 850 710 1200 1400 1650 1050 1600 1200 1650 1650 Trischen 1008 1460 1192 2025 3497 2500 2200 2100 500 41 1 810 2200 750 2400 2. Ostseeküste Oehe-Schleimünde 10 10 4 26 62 32 2 17 Graswarder 1 42 165 142 8 Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben

bar sein. Dabei scheinen mir eine Be­ Brutpaare Brutpaare trachtung der langfristigen Bestandsent­ wicklungen in einem möglichst großen Areal sinnvoller als die Beurteilung kur­ zer Zeiträume und begrenzter Regionen. Dies wäre eine lohnende statistische Auf­ gabe. Hier sollen lediglich einige Gedan­ ken zusammengetragen werden: Zur Lachmöwe: Die soziale Attraktion, die Lachmöwen- Kolonien auf andere Arten ausüben, ist sehr häufig beschrieben worden. Berndt (1980) bezeichnet Lachmöwen-Kolonien als wahre Konzentrationspunkte für Was­ servögel. Bekannt ist die Anlehnung von Schwarzhalstauchern, verschiedenen Entenarten und Limikolen (an der Nord­ seeküste ist insbesondere das gemein­ schaftliche Brutvorkommen mit Säbel­ schnäblern auffällig) an Lachmöwen-Ko­ lonien. Die sehr enge Vergesellschaftung von Lachmöwen und Brandseeschwalben ist häufig beschrieben und zusammengefaßt dargestellt worden (Glutz von Blotzheim und Bauer 1982). Diese Bindung soll sich erst im Laufe des 20. Jahrhunderts her­ ausgestellt haben mit der Einwanderung der Lachmöwe in Seevogelbrutgebiete und mit der Verkleinerung und Aufsplitte­ rung der Brandseeschwalbenkolonien. Heute kann fast von einer Abhängigkeit ------Fluß- / Küstenseeschwalbe ------Brandseeschwalbe der Brandseeschwalbe von Lachmöwen- Kolonien (bzw. z.T. auch von anderen ------Lachmöwe ...... Silbermöwe Seeschwalben-Kolonien) gesprochen werden. »Durch die wesentlich vehemen­ Abb. 3: Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben auf Norderoog seit 1935. Die Kur­ tere Abwehr von Boden- und Luftfeinden ven sind idealisiert. Die genaue Bestandsentwicklung seit 1964 ist zusätzlich rechts durch die Lachmöwen und besonders oben dargestellt, um jahrweise offenbar gemeinsame Bestandsschwankungen aller Ar­ Fluß- und Küstenseeschwalben sind ver­ ten zu zeigen. gesellschaftete Brandseeschwalben viel Population development of terns and gulls on Norderoog since 1935 (idealized curves!). besser geschützt. Dieser Vorteil, der die Right above the exact development since 1964 is shown, to demonstrate parallee fluc­ allgemeinen geringen negativen Auswir­ tuations of all species from year to year. kungen durch raubende Lachmöwen bei weitem übertrifft, wurde von mehreren teressant wäre, die Frage zu verfolgen, einer entsprechend entgegengesetzten Autoren bestätigt« (Glutz von Blotzheim ob die Lachmöwen möglicherweise auf Bestandsentwicklung bei den Arten, de­ und Bauer 1982 - dort weitere Literatur­ den Bestand der Brandseeschwalben nen sie Konkurrenz machen sollen, be­ angaben). Dieser Zusammenhang kann stabilisierend wirken. merkbar machen. Zumindest zwei Bei­ durch viele Daten aus Schleswig-Holstein 4. Auf den Sylter Sandinseln brüteten spiele zeigen, daß dieser Zusammen­ erhärtet werden. z.B.:1 1982 Lach-, Küsten- und Brandsee­ hang offenbar nicht allgemein besteht, 1. Die Neuansiedlung bzw. das Wieder­ schwalben inmitten oder in unmittelbarer d.h. eine Absinken des Sturmmöwen-Be- auftreten von Brandseeschwalben an der Nähe der Lachmöwen-Kolonie, woraus standes nicht zu einem Anstieg anderer Ostseeküste erfolgte in oder in Anleh­ die Schutzstation Wattenmeer in ihrem Seevogelarten im gleichen Gebiet führt: nung an Lachmöwen-Kolonien. Bericht schließt, daß ein ungestörtes Brü­ 1. Wie bereits erwähnt, wurden auf Oehe- 2. Die Wiederzunahme aller Seeschwal­ ten von Lachmöwen und Seeschwalben Schleimünde die Sturmmöwen in den ben auf Norderoog nach der starken Ab­ nebeneinander positiv zu bewerten ist. 40er Jahren stark bekämpft. Der Bericht nahme Anfang der 60er Jahre läuft paral­ Zur Sturmmöwe von Schulz (1947) liest sich wie eine lel mit dem Auftreten und dem Anstieg Von der Sturmmöwe ist eine so eindeu­ große Kampfansage gegen die Möwen. der Lachmöwenbrutpaarzahlen (vgl. tige soziale Attraktion für andere Arten Der »Erfolg« war der völlige Zusammen­ Abb. 3). wie bei der Lachmöwe nicht bekannt. Da­ bruch der Möwenpopulationen auf Oehe- 3. Auf der Insel Irischen (vgl. Abb. 4) hat gegen wird ihr ein starkes interspezifi­ Schleimünde in wenigen Jahren und die Brandseeschwalbe seit ihrem ersten sches Konkurrenzverhalten nachgesagt, nicht etwa ein Anstieg der anderen Arten, Auftreten 1955 immer sehr stark im Be­ indem sie durch Jungen- und Eierraub sondern gleichzeitig der Rückgang sämt­ stand geschwankt. Lachmöwen waren und durch Brutplatzkonkurrenz zu einem licher Seeschwalbenarten. Der ge­ bis vor 1980 nur in geringer Zahl anwe­ Problemvogel für andere Arten werden wünschte Effekt blieb also vollkommen aus. Eher läßt sich eine gewisse Attrak­ send, nehmen jedoch seitdem von Jahr soll. Berndt (1980) beschreibt die offen­ zu Jahr zu (1983 erstmalig über 1000 sichtlich Zurückdrängung von Lachmö­tion auch von Sturmmöwen-Kolonien auf Brutpaare). Die Brutplätze von Lachmö­ wen auf Möweninseln im östlichen Hügel­ andere Arten aufgrund dieser Erfahrung wen und Brandseeschwalben decken land von Schleswig-Holstein durch ableiten. sich heute weitgehend. Es wird interes­ Sturm- und Silbermöwen. Wenn dieser 2. Geradezu mustergültig stellt ein Be­ sant sein, diese Entwicklung in den näch­ Zusammenhang allgemein besteht, soll­ richt von Brenning (1983) über die Ent­ sten Jahren sorgfältig zu verfolgen, be­ ten sich auch in anderen Gebieten natür­ wicklung des Naturschutzgebietes Lan- sonders im Hinblick auf das interspezifi- liche oder durch Bekämpfungsaktionen genwerder an der Ostseeküste der DDR sche Verhalten dieser beiden Arten. In- ausgelöste Populationsschwankungen in in den Jahren 1963-1982 die Sinnlosig- SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1986 / Band 7, Heft 1 9

keit der Bekämpfungsaktionen gegen die nichts gebracht, außer daß Mitteleuropa hatten (Schulz 1947). Ein Zusammen­ Sturmmöwe unter Beweis. Erschütternd um eine Attraktion ärmer ist, sondern sie hang ist natürlich nicht zu beweisen, aber ist für mich, mit welcher Arroganz Opti­ hat sich insgesamt als eher negativ er­ zumindest denkbar. Q uedens (1983) malwerte angegeben werden und von un­ wiesen. sieht übrigens aufgrund seiner langjähri­ günstigen Wirkungen auf andere See­ Zur Silbermöwe gen Erfahrungen und Kenntnisse eine vogelarten geschrieben wird, ohne weder Sie ist die am meisten geschmähte und eher positive Abhängigkeit anderer Arten das eine noch das andere zu erläutern verfolgte Art im Seevogelschutz und muß von der Silbermöwe. oder gar zu beweisen. daher etwas genauer betrachtet werden. 2. Die Entwicklung des Silbermöwen-Be- Die Insel Langenwerder konnte sich noch Zunächst kann jedoch festgestellt wer­ standes auf Norderoog ist immer stark Anfang der 70er Jahre rühmen, mit den, daß der schleswig-holsteinische Be­ anthropogen gebremst worden, daher ist 10000-11000 Brutpaaren der Sturm­ stand von derzeit ca. 5000 Brutpaaren im eine Abhängigkeit hier kaum zu beurtei­ möwe die größte Kolonie zumindest Mit­ Vergleich mit den 60000 Brutpaaren in len. Der aus der Abb. 3 erkennbare starke teleuropas zu besitzen (Glutz von Blotz- den Niederlanden, über 60000 in Däne­ Rückgang der Seeschwalben-Populatio- heim und Bauer 1982). Durch den Einsatz mark und über 20000 in Niedersachsen nen um 1960-1963 fällt zeitlich völlig zu­ von Chloralose schaffte man es, in 5 Jah­ bzw. bei einem gesamten Wattenmeer­ sammen mit dem Zusammenbruch der ren 18000 adulte Möwen zu töten und da­ bestand von 70000 Paaren rein zahlen­ Populationen in den Niederlanden, der mit den Bestand auf 3000 Brutpaare »her­ mäßig von untergeordneter Bedeutung durch giftige Abwässer einer Dieldrin- und abzudrücken«. Der »Erfolg« sieht nach ist. Telodrin-Fabrik bei Rotterdam, die 1965 der abgedruckten Brutstatistik so aus: Folgende Beispiele aus schleswig-hol­ geschlossen wurde, verursacht wurde Während 1973 in der Gesellschaft von steinischen Gebieten, in denen die Frage (vgl. z.B. Rooth 1980). Der danach (wie­ 10000 Sturmmöwen-, 2000 Lachmöwen- einer Konkurrenzsituation zwischen Sil­ der parallel zu Holland) erfolgte Wieder­ und 30 Silbermöwen-Paaren noch etwa bermöwen und insbesondere Seeschwal­ anstieg betrifft alle Arten incl. Lach- und 500 andere Paare (Seeschwalben, Anati- ben zu beurteilen sein müßte, sollen kurz Silbermöwen. Ein negativer Einfluß auch den, Limikolen) brüteten, waren 1982 bei skizziert werden: der Silbermöwe auf Seeschwalbenarten nur noch 4000 Sturmmöwen, 2000 Lach­ 1. Mit dem völligen Verschwinden der ist aus den Bestandskurven von Norder­ möwen und 3 Silbermöwen auch nur Silbermöwe in der ersten Hälfte dieses oog nicht erkennbar. noch 300 andere Brutpaare (die wohl ei­ Jahrhunderts von Sylt sind u. a. Fluß- und 3. Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigt gentlich von den Regulierungsaktionen Küstenseeschwalbe sowie die Sturm­ Trischen (Abb. 4), nur ist hier die Rolle profitieren sollten) zur Brut geschritten. möwe hier ebenfalls ausgeblieben, die der Silbermöwe viel interessanter, auch Die ganze Aktion hat also m.E. nicht nur vorher hier und z.T. benachbart gebrütet wenn natürlich durch die massiven Regu­ lierungsaktionen eine ungestörte Ent­ Brutpaare wicklung nicht verfolgt werden kann. Trotzdem hat die Silbermöwe auf Ir i­ schen kontinuierlich zugenommen, ohne daß dies offenbar die Seeschwalben be­ eindruckte; denn die Fluß- und Küsten­ seeschwalben haben ebenfalls (nach dem katastrophalen Zusammenbruch Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre) ab 1963 kontinuierlich zugenommen und sind 1983 wieder bei über 3000 Brutpaa­ ren angelangt. Die Brandseeschwalbe ist erst auf Trischen aufgetreten, als die Sil­ bermöwe bereits viele Jahre dort war und dann hat in Korrespondenz wohl vor al­ lem mit Scharhörn stark geschwankt (sie ist ja ohnehin die unstetigste Seeschwal­ benart). Eine negative Korrelation mit der Silbermöwen-Entwicklung ist für sie ab­ solut nicht erkennbar, eher wie oben er­ wähnt eine positive Korrelation mit der Lachmöwen-Entwicklung. Es ließe sich eine Vielzahl weiterer ähn­ licher Beispiele anfügen, auch solche, die zeigen, daß Seeschwalbenbestände ohne jede Anwesenheit von Möwen im Bestand abnehmen, obwohl die äußeren Bedingungen insoweit offenbar günstig sind. Janzen (1984) stellte übrigens bei seinen Untersuchungen an Silbermöwen auf Süderoog fest, daß im Brutablauf ge­ störte Silbermöwen (z.B. durch Eierab- sammeln oder durch gelegentliches Auf­ scheuchen) deutlich mehr zu Räubereien untereinander und an anderen Arten ------Fluß-/Küstenseeschwalbe ------Brandseeschwalbe neigten als ungestört brütende. M.E. ist dies eine wichtige Erkenntnis für Vogel­ — ---- Lachmöwe ...... Silbermöwe wärter bzgl. ihres eigenen Verhaltens in Seevogelbrutgebieten. Abb. 4: Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben auf Trischen seit 1940. Die Kurven sind idealisiert. In den Niederlanden sind aufgrund der Population development of terns and gulls on the island Trischen since 1940 (idealized Erkenntnis, daß Gefährdungen anderer curves!) Küstenvögel durch Silbermöwen sich als 10 Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben weitgehend unbegründet erwiesen ha­ gen im Beurteilen von »nützlichen« und seeküste, 1982/1983: ca. 16000-18000 ben, die bis dahin groß angelegten Be­ »schädlichen«, dominierenden und unter­ Paare. kämpfungsaktionen ab 1967 völlig aufge­ drückten, förderungswürdigen und zu Die Sturmmöwe hat ihr Hauptverbrei­ geben worden. Lediglich in großen See­ verfolgenden oder edlen und gewöhnli- tungsgebiet heute immer noch im Be­ schwalbenkolonien, wie z. B. auf der Insel chen/wohlwollend tolerierten Vogelarten. reich der Ostseeküste und an den Bin­ , wird die Ansiedlung von Silber­ So wie sich auch die Beurteilung von Ha­ nenseen, wo jedoch langfristig eine Be­ möwen verhindert. Der Erfolg war, daß bicht und Sperber im Vogelschutz ge­ standsabnahme stattfand auf ca. 6000 die Silbermöwenbestände in den Nieder­ wandelt hat, sollten wir auch hier unsere Paare in 1980/81; an der Nordseeküste landen zwar explodiert sind (von 17000 Meinung revidieren. Wir sollten mehr auf eine leichte Zunahme in den letzten Jah­ Paaren auf 53000 in weniger als 10 Jah­ die Regulationsmechanismen und Ver­ ren auf ca. 900 Paare in 1983. ren), aber auch die Seeschwalbenbe­ haltensmuster der Arten selbst vertrauen, Die Silbermöwe ist vermutlich im 19. stände wieder zugenommen haben (vgl. die bei allem Gestörtsein der Ökosy­ Jahrhundert an der Nordseeküste u.a. GLUTZvon Blotzheim u. Bauer 1982, steme vermutlich dennoch so funktionie­ Schleswig-Holsteins häufiger gewesen Rooth 1980 a, b, Goethe 1980). ren dürften, daß die Arten selbständig, als heute. Vor allem durch intensive Ver­ Bemerkenswert ist, daß Goethe als einer ohne unser direktes Eingreifen, in einem folgung war der Bestand seit der Jahr­ der ehemaligen Verfechter des »gelenk­ mehr oder weniger stabilen Verhältnis zu­ hundertwende bis nach dem Zweiten ten Seevogelschutzes« als Artbearbeiter einander überleben können. In jedem Weltkrieg stark zurückgegangen, seit­ der Silbermöwe im Handbuch offenbar Fall muß festgestellt werden, daß die dem ist bis heute eine kontinuierliche ebenfalls heute davon abrückt, wenn er zahlreichen indirekten negativen Wirkun­ Wiederzunahme auf über 5000 Paare an mehreren Stellen Zweifel an der Rich­ gen des Menschen sich erheblich gravie­ festzustellen. Im Bereich der Ostseekü­ tigkeit der Versuche zur Möwenbestands­ render auf Vogelbestände auswirken, als ste und dem Binnenland hat der Bestand lenkung hat und sie allenfalls noch lokal das Konkurrenzverhalten der Arten unter­ seit den 70er Jahren ständig zugenom­ für vertretbar oder notwendig hält. Unter einander. Deshalb sollten wir unsere Akti­ men auf 1980/1983 über 500 Paare. anderem wird im Handbuch kritisch an­ vitäten im Seevogelschutz mehr auf den Die Heringsmöwe ist seit etwa 10 Jahren gemerkt, daß der angebliche Verdrän­ Schutz der Brutgebiete und ihres gesam­ regelmäßiger Brutvogel in Schleswig-Hol­ gungseffekt von Möwen bisher kaum Ge­ ten Lebensraumes richten und in der stein und hat 1983 über 100 Brutpaare er­ genstand sorgfältiger Untersuchungen »Möwenfrage« dem holländischen Bei­ reicht. war (Seite 543). Im Kapitel »Nahrung« ist spiel folgen und den Vögeln weitgehend u.a. über den räuberischen Einfluß von ihre Entwicklung selbst überlassen, d.h. Die Zwergseeschwalbe ist sehr wahr­ Möwen nachzulesen (Seite 582): »Die alles Vergiften, Totschlägen, Eiertauchen scheinlich im 19. Jahrhundert viel häufi­ noch wenigen quantitativen Untersu­ und sonstiges Herummanipulieren mit al­ ger gewesen (einige tausend Paare) als chungen über die Auswirkungen auf be­ len damit verbundenen erheblichen Stö­ heute. In diesem Jahrhundert sank der troffene Vogelpopulationen zeigen aber rungen einstellen. Dies gilt im Prinzip für Bestand mit Schwankungen bis in die fast durchweg keine oder weniger nega­ alle Gebiete. Nur in Einzelfällen, bei 60er Jahre auf etwa 250 Brutpaare ab tive Einflüsse, als aufgrund der zahlrei­ nachweislich starker Brutplatzkonkurrenz und nahm danach allmählich wieder zu chen Einzelbeobachtungen befürchtet seltener Arten durch Silbermöwen wie auf 430-460 Brutpaare in 1983. werden mußte.« z. B. auf Helgoland, wo der Schutz der Flußseeschwalben und Küstensee­ Lummen und Dreizehenmöwen vorrangig Der offensichtlich langfristige Rückgang schwalben waren im 19. Jahrhundert mit angestrebt wird (vgl. Vauk 1982) oder un­ Sicherheit viel häufiger als heute. Zu Be­ (seit dem letzten Jahrhundert) von See­ ter Umständen auf Trischen und Norder- schwalben dürfte m.E., abgesehen von ginn dieses Jahrhunderts sank der Be­ oog, kann eine Ausnahme auf Antrag direkten Verfolgungen bis zum Beginn stand rapide und stieg dann bis zum Be­ (hier nur durch Austauschen der Eier ge­ dieses Jahrhunderts und den genannten ginn des 2. Weltkrieges wieder stark an gen Kunsteier) zugelassen werden. Die­ akuten Vergiftungen, in der Abnahme auf 15000-20000 Paare. Danach er­ ses ist durch einen Erlaß des Ministers für (Ausdünnung) der Fischbestände, die in folgte eine wieder rapide Abnahme bis Ernährung, Landwirtschaft und Forsten diesem Zeitraum stattgefunden hat, so­ zum Ende der 60er Jahre. Seitdem ist die des Landes Schleswig-Holstein als ober­ wie in der insgesamt angestiegenen toxi­ Bestandsentwicklung eindeutig positiv; ste Jagdbehörde vom 5. Mai 1982 ver­ schen Belastung der Gewässer zu su­ Bestand 1982/83 insgesamt über 9000 bindlich festgelegt worden. chen sein. Paare. Die Flußseeschwalbe scheint langfristig prozentual stärker abgenom­ 5. Zusammenfassung men zu haben als die Küstenseeschwal­ 4. Ausblick Im Vergleich zu anderen Seevogelarten be. genießen Möwen immer noch ein über­ Die Brandseeschwalbe scheint im 19. Es sollte in diesem Bericht am Beispiel Jahrhundert an der Nordseeküste und der Möwen und Seeschwalben der Ver­ wiegend schlechtes Ansehen im See­ vogelschutz. In der vorliegenden Arbeit hier insbesondere auf Norderoog noch in such einer Bilanzierung gemacht wer­ sehr großer, aber unbekannter Zahl, vor­ den. Wir können feststellen, daß im Brut­ wird versucht, die Bestandsentwicklung gekommen zu sein. Bereits zu Beginn gebietsschutz und im Schutz von Seevö­ der wichtigsten Möwen- und Seeschwal­ benarten in Schleswig-Holstein soweit des 20. Jahrhunderts war der Bestand je­ geln vor direkten Verfolgungen sehr viel wie möglich zu rekonstruieren, um dar­ doch durch menschliche Verfolgung auf erreicht wurde. Seevogelschutz ist zu­ unter 1000 Paare zusammenge­ dem heute allgemein aktzeptiert. In die­ aus u.a. einige Antworten auf die Frage schrumpft. Durch intensive Schutzmaß­ ser Hinsicht ist es den meisten Seevö­ einer gegenseitigen Abhängigkeit von nahmen stieg der Bestand wieder an und geln vielleicht schon lange nicht mehr so Möwen und Seeschwalben, vor allem im hielt sich bis zum 2. Weltkrieg zwischen »gut« gegangen. Das betrifft nicht unbe­ Hinblick auf eine weitere »praktische Be­ handlung« von Möwen zu bekommen. etwa 3000 und 4500 Paaren, brach da­ dingt die Möwen. Ihr Image ist, wie fast nach wieder zusammen und erholte sich alle bisherigen Erfahrungen zeigen, zu Zur Bestandsentwicklung der Arten: langsam wieder und schwankt seit etwa Unrecht immer noch, zumindest bei uns, Die Lachmöwe war bis in die Mitte dieses 1985 um 3000 Brutpaare. eher schlecht. Wir sollten hier jedoch ehr­ Jahrhunderts ein fast reiner Binnensee- licher und konsequenter sein und u. a. fol­ Brutvogel mit einigen Ostseeküstenkolo­ Die Bestandsentwicklungen im Hinblick gendes bedenken: Genauso wie viele nien. Danach erfolgte eine stetig zuneh­ auf eine gegenseitige Beeinflussung von Tierschutz- und Naturschutzvertreter den mende Besiedlung auch der Westküste. Möwen- und Seeschwalbenbeständen Jägern absprechen, positiv regulierend in Insgesamt ist die langfristige Bestands­ werden anhand einiger Beispiele disku­ manche Wildtierbestände eingreifen zu entwicklung in Schleswig-Holstein ein­ tiert. Lach- und Sturmmöwenkolonien dürfen, zu können oder gar zu müssen, deutig positiv. Die Brutbestände sind üben eine eher positive Wirkung auf die so sollten Vogelschutz-Vertreter ihrer­ heute: Binnenland und Ostseeküste, Ansiedlung und die Bestandsentwicklung seits ebenfalls mehr Bescheidenheit zei­ 1978/79: ca. 12000-13000 Paare, Nord­ von Seeschwalben und anderen Arten SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1986 / Band 7, Heft 1 11 aus. Bei der Silbermöwe ist kein eindeu­ The Lesser Black-backed Gull Larus fus- Jahren. - Ber. Dtsch. Sekt. Int. Rat Vogel­ tig negativer Einfluß auf andere Seevo­ cus breeds regularily since about ten schutz 20: 63-69 gelarten sowohl aufgrund der langfristi­ years increasing up to more than 100 Brenning , U. (1983): Zur Entwicklung des NSG Langenwerder in den letzten 20 Jahren gen Bestandsentwicklung als auch regio­ pairs. (1963-1982). - Naturschutzarbeit in Meck­ naler Betrachtungen bislang in Schles­ The Little Tern Sterna albifrons must lenburg 26: 78-83 wig-Holstein nachweisbar. Insgesamt have been far more numerous in the 19th Berndt , R.K. (1980): Bestand und Bestands­ kann in Schleswig-Holstein nicht von ei­ century (probably several 1000 pairs) entwicklung von Silber-, Sturm- und Lach­ nem generellen »Möwenproblem« ge­ than today. In this century it decreased möwen Larus argentatus, canus und ridi­ sprochen werden. Andere Faktoren, mei­ up to the sixties to about 250 pairs and bundus) in der Seenplatte des Östlichen stens direkte oder indirekte menschliche than increased again to about 430-460 Hügellandes (Schleswig-Holstein) 1970- Einwirkungen, sind oder waren von erheb­ 1979. - Corax 8: 131-149 pairs in 1983. Busche , G. (1980): Vogelbestände des Watten- lich größerem Einfluß auf die Bestands­ The Common Tern Sterna hirundo and meeies von Schleswig-Holstein. - Vogel- entwicklung von Seevogelarten. Auf­ the Arctic Tern Sterna paradisaea have kundliche Bibliothek Band 10, Greven grund dessen wird eine Regulierung von surely far more numerous in the 19th cen­ Busche , G., u. R.K. Berndt (1974): Ornitholo- Lachmöwen und Sturmmöwen in den tury than today. To the beginning of this gischer Jahresbericht der OAG für 1972. - Brutkolonien in Schleswig-Holstein abge­ century the population dropped rapidly Corax 5, Beiheft 1: 1-45 lehnt, bei der Silbermöwe nur noch in ein­ Dietrich , F. (1934): Die Vogelwelt der Nordfrie­ and raised after protection up to sischen Inseln. - Orn. Mschr. 59: 43-69 zelnen begründeten Ausnahmesituatio­ 15000-20000 pairs in the fourties. After nen eventuell zugelassen. Dybbro , T. (1976): De danske Ynglefugles ud- the second world war a rapide decrease bredelse. - Hrsg. Dansk Ornithologisk Fo- followed again up to the end of the six­ rening, Kopenhagen 6. Summary ties. Than the population increased again Fallet , M. (1979): Das »Möwenproblem« in permanently and reached 1982/83 9000 Schleswig-Holstein. - Heimat 86: 56-68 Population dynamics of Gulls (Lari- pairs in total Schleswig-Holstein (about Gloe , P. (1971): Besiedlung der Insel Helm­ sand durch die Lachmöwe (Larus ridibun­ dae) and Terns (Sternidae) in Schles­ 3000 St. hirundo und 6000 St. paradi­ dus) und ihr Eindringen in die Brutplätze wig-Holstein - and thoughts on the saea). der Fluß- und Küstenseeschwalbe (Sterna so-called Gull-problem Expressed in percentage the long-termed hirundo et St. paradisea). - Corax 3: Compared with other shore-birds gulls decrease is more clearly for the Common 176-183 Tern than the Arctic Tern. Gloe , P. (1977): Die Brutvögel Helmsands are not very much respected by bird-pro­ 1971-1976. - 1, 16-21 tection groups. In this article it is tried to The Sandwich Tern Sterna sandvicensis Gloe , P. (1983): Augen- und Fußfärbungen show the population development of the must have been bred in the 19th century von Silbermöwen (Larus argentatus) der most important species of gulls and terns in very great or even huge numbers at the Nordseeinsel Irischen. - Corax 9: since the last century in the region of North-Sea coast, especially on Norder- 222-226 Schleswig-Holstein/Northern . oog. Exact numbers are unknown. Hu­ Glutz von Blotzheim , U. N. u. K. M. Bauer This is also to find some answers about man pursuits caused a dramatical decline (1982): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. questions of social attraction or competi­ of the population already at the beginning Bd. 8, Wiesbaden Goethe , F. (1956): Die Silbermöwe. - Neue tion between colonies of gulls and terns of the 20th century. After protection the Brehm Bücherei 182, Wittenberg as well in a long-termed view of the popul­ population increased again up to the se­ Goethe , F. (o. J.): Silbermöwe, in: Monogra- ation development as a regional reflec­ cond world war, broke down after it and phien-Reihe der in den Freistätten des Ver­ tion of areas were gulls and terns breed grew up slowly with great oscillations to ein Jordsand vorkommenden Brut-, Rast- together. Aim is to find a recommend­ an average of 3000 pairs since 20 years. und Zugvögel ation for the further »practical treatment« The second part of the article discusses Goethe , F. (1969): Zur Einwanderung der of gulls. influences between gull and tern colo­ Lachmöwe (Larus ridibundus) in das Ge­ biet der deutschen Nordseeküste und ihrer The population development and the situ­ nies. In general it is recognizable a social Inseln. - Bonner zool. Beiträge 20: ation of the species in Schleswig-Holstein attraction from colonies of Black-headed 164-170 is as follows: gulls and also of Common gulls to other Goethe , F. (1980a): Black-Headed Gull (Larus birds, especially terns. ridibundus) in: Smit, C. J. u. W. J. Wolff The Black-headed Gull Larus ridibundus In case of the Herrin gull a negativ in­ (Ed.) Birds of the , Leiden has been up to the middle of this century fluence on tern colonies is up to now not Goethe , F. (1980 b): Herring Gull (Larus argen­ a breeding bird mainly of lakes and some tatus) in: Smit, C.J. u. W.J. Wolff (Ed.) definitely demonstrable in any areas ap­ Birds of the Wadden Sea, Leiden places at the Baltic coast. Later on it be­ plied as well to long-termed as regional gan to settle in the Waddensea region and Janzen , H.-D. (1984): Versuche zu den Auswir­ view. Therefore one cannot talk about a kungen menschlicher Störungen auf das increased there permanently. The popul­ general »gull-problem« in Schleswig-Hol­ ation is now at the North-Sea coast Brut- und Eierraubverhalten von Silbermö­ stein. wen. - Corax 10: 384-394 (1982/83) about 16000-18000 pairs and Klafs , G. u. J. Stübs (1977): Die Vogelwelt at the lakes and Baltic coast (1978/79) Other factors, mostly direct or indirect hu­ man influences, have had or still have far Mecklenburgs. - Jena about 12000-13000 pairs. Krohn, H. (1924): Die Vogelwelt Schleswig- more effects on population dynamics of Holsteins. - Hamburg. The Common Gull Larus canus has its coastal birds. Therefore the Ministery of Kuschert , H. (1979): Die Silbermöwe (Larus main breeding colonies today still at the Agriculture at Schleswig-Holstein has for­ argentatus) in Schleswig-Holstein. - Ein Baltic coast and the lakes were long- bidden any regulations of Black-headed Beitrag zur Diskussion über ihre taxonomi- termed it decreased to about 6000 pairs gulls and Common gulls in breeding-colo­ sche Stellung. - Abh. a. d. Geb. Vogelk. 6: in 1980/81. At the North-Sea coast it in­ nies. Regulations of Herring Gulls are 87-112 creased in the last years up to about 900 only allowed in areas were negative ef­ Kuschert , H., u. G. Vauk (1979): Dänische pairs in 1983. fects on other bird populations are doubt­ Ostsee-Silbermöwe (Larus argentatus) als Brutvogel im Binnenland Schleswig-Hol­ less. The Herring Gull Larus argentatus has stein (Plöner See). - Vogelwarte 30: 147 probably more numerous in the 19th cen­ Meier , O.G. (1956): Die Wandlungen der Brut­ tury than today. Human pursuit declined 7. Literatur vogelwelt Trischens - Schriften zum Natur­ the population especially up to the years schutz in Dithmarschen, Heft 1 Babbe , R. (1939): Ornithologische Beobach­ Meier , O.G. (1982): Die Naturschutzgebiete in after the second world war. Since about tungen auf dem Graswarder bei Heiligen­ Dithmarschen. Heide. 1950 it has increased again up to more hafen. - Dtsch. Vogelwelt 64: 107-110 Moritz, D. (1984): Gutachten zur Entwicklung than 5000 pairs in 1980/81. Since the se­ Becker , P.H. u. M. Erdelen (1980): Brutbe­ des Naturschutzgebietes »Vogelfreistätte venties they breed regularily at the Baltic stand von Küsten- und Seevögeln in Gebie­ Oehe-Schleimünde«. - Seevögel 5: 4-19 coast and the lakes and increased up to ten des deutschen Nordseeraums 1979 Naumann , J.F. (1819): Ornithologische Bemer­ more than 500 pairs (1980/1983). und Bestandsveränderungen in den 70er kungen und Beobachtungen als Resultate 1 1 2 Zur Bürzelfärbung junger Dreizehenmöwen

einer Reise durch einen Teil der Herzogtü­ Rohwedder (1875): in: Krohn, H. (1924) Deutschen Nordseeküste im Jahre 1982 - mer Holstein, Schleswig und die Inseln der Rooth, J. (1958): Relations between Black­ Versuch einer Erfassung durch die Arbeits­ dänischen Westsee. - Okens Isens, Vol. 2: headed Gulls (Larus ridibundus) and Terns gemeinschaft »Seevogelschutz«. - Seevö­ 1845-1861 (Sterna spec.) in the . - VII Bul­ gel. 5/Sonderband: 27-37 Nehls , H.W. (1969): Zur Umsiedlung und Brut­ letin of the International Committee for Bird Vauk , G. (1982): Bestandsentwicklung der Sil­ reife der Brandseeschwalben (Sterna Preservation: 117-119 bermöwe (Laurs argentatus) und die Regu­ sandvicensis) nach Ringfunde auf Langen- Rooth, J. (1980a): Sandwich Tern (Sterna lierung ihres Bestandes durch jagdliche werder. - Vogelwarte 25: 52-57 sandvicensis) in: Smit, C.J. u. W.J. Wolff Maßnahmen auf der Insel Helgoland. - Niethammer , G. (1942): Handbuch der deut­ (Ed.) Birds of the Wadden Sea, Leiden Seevögel 3: 71-84 schen Vogelkunde. Bd. 3 Rooth, J. (1980b): Common Tern (Sterna hi- Werner , u. P. Leverkühn (1888): Beobach­ Osieck , E.R. (1972): De Visdief (Sterna hi- rundo) in: Smit u. Wolff: Birds of the Wad­ tungsnotizen an den Ausschuß für Beob­ rundo L.) als Broedvogel in Nederland. - den Sea, Leiden achtungsstationen der Vögel Deutschlands Vogeljaar 20: 130-136 Rooth, J. (1980c): Little Tern (Sterna albi- (XI. Bericht). - J. Orn. 36: 313-571 Prüter , J. (1983): Bestandsentwicklung und frons) in: Smit und Wolff: Birds of the Wad­ Durchzug der Heringsmöwe (Larus fuscus) den Sea, Leiden in der Deutschen Bucht. - Seevögel 4: Schmidt, G.A.J. (1971): Ein vogelkundlicher Anschrift der Verfassers: 29-35 Bericht über fünf Jahre Schutzarbeit Dr. Henning Thiessen Quedens , G. (1974): Das Tierleben der Insel (1965-1969) in sieben Reservaten des Amrum. - Nordfriesland 29: 49-56 Vereins Jordsand. Jordsand-Mitteilungen 5 Landesamt für Naturschutz Quedens , G. (1976): Der Mensch in der Insel­ (1969): 2-77 und Landschaftspflege natur. - Nordfriesland 37: 15-17 Schulz, H. (1947): Die Welt der Seevögel. - Schleswig-Holstein Quedens , G. (1983): Die Vogelwelt der Insel Hamburg Hansaring 1 Amrum. - Buske Verlag Hamburg Taux , K. (1984): Brutvogelbestände an der D 23 Kiel 14

Zur Bürzelfärbung junger Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) Von Maren Voß

Das Jugendkleid der Dreizehenmöwe anderer Kolonien sind ebenfalls wün­ wird bei G lutz und Bauer (1982) u. a. fol­ schenswert. gendermaßen beschrieben: »Übrige Oberseite wie ad. aber etwas weniger Summary bläulich, mehr fahlgrau.« About the rump-pattern of juvenile Daraus wird ersichtlich, daß die Färbung kittiwakes (Rissa tridactyla) des Bürzels ebenso wie die des gesam­ ten Rückens bei jungen Dreizehenmö­ During the ringing of fledged first-year kit­ tiwakes on the Isle of Helgoland, an up to wen einheitlich grau ist (s. auch Cramp now unknown colouring of the rump was 1983 und Bent 1963). Eine von dieser Beschreibung abweichende Färbung fiel remarked at some birds. Differing from das erste Mal im Jahr 1982 während der the known descriptions, some individuals jährlichen Beringung der Dreizehenmö­ showed a more or less distinct barring. 3 wen der Helgoländer Lummenfels-Kolo- (12%) from 25 hand-raised juveniles in summer 1985 had a rump-pattern of that nie auf (Vauk , mündl.). kind. Es handelt sich dabei um eine mehr oder weniger stark dunkelgraue Sperberung Literatur des Bürzelgefieders (siehe Abb.). Eine Cramp, S. (Hrsg.) (1983): Handbook of the Möglichkeit, diesen Feldbefund zu über­ birds of Europe, the middle East and north prüfen, ergab sich bei der Aufzucht 25 Africa Vol. Ill; Oxford Univ. Press, Oxford, junger Dreizehenmöwen im Sommer London, New York. 1985 an der Inselstation der Vogelwarte Bent , A.C. (1983): Life Histories of North Ame­ Helgoland. Von ihnen wiesen drei Tiere rican Gulls and Terns; Dover Public. Inc. diese Bürzelfärbung in sehr unterschied­ N.Y. licher Farbintensität und Ausdehnung Glutz v . Blotzheim , U. und K. Bauer (1982): auf. Das sind immerhin 12% der aufgezo­ Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 8/I; Akadem. Verlagsgesellschaft Wiesba­ genen Jungtiere. den. Wie häufig diese Gefiederzeichnung in der gesamten Population verbreitet ist, Anschrift der Verfasserin: und ob sie bis zur Jugendmauser in Maren Voß gleichbleibender Deutlichkeit erhalten Junge Dreizehenmöwe mit deutlicher Bürzel- Vogelwarte Helgoland bleibt, wäre sicherlich interessant zu er­ Sperberung (Helgoland, August 1982). Postfach 1220 fahren. Untersuchungen der Jungvögel Foto: Archiv Vogelwarte Helgoland 2192 Helgoland