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Vogelparadies Wattenmeer Impressum Impressum

© 2012, NABU-Bundesverband Vorwort 5 Oase für Millionen Vögel 6 Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. Einmal um die Welt 8 www.NABU.de Gefahren für das Wattenmeer und seine Vögel 10 Gewinner und Verlierer 12 Charitéstraße 3 Der NABU im Wattenmeer 10117 Berlin 14 Vögel beobachten 16 Tel. 030.28 49 84-0 Fax 030.28 49 84-20 00 Wattenmeervögel im Porträt 18 [email protected] Löffler 20 Weißwangengans 22 Text: Eric Neuling, Dominic Cimiotti, Melanie Ossenkop Ringelgans 23 Lektorat: Holger Konrad, www.lektor-konrad.de, Renée Püthe-Siegert, www.wortkomm.de Pfeifente 24 Redaktion: Melanie Ossenkop Eiderente 25 Gestaltung: www.astrid-kampowski.de, Gunda Becker, Köln Druck: Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Berlin, zertifiziert nach EMAS; Brandgans 26 gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, zertifiziert mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ Austernfischer 28 1. Auflage 3/2012 Säbelschnäbler 29 Bezug: Die Broschüre erhalten Sie beim NABU Natur Shop, Gutenbergstraße 12, 30966 Hemmingen. Sandregenpfeifer 30 Tel. 05 11.89 81 38-0, Fax 05 11.89 81 38-60, [email protected] oder unter www.NABU.de/shop Seeregenpfeifer 31 Die Schutzgebühr von 3,50 Euro pro Exemplar zzgl. Versandkosten wird Ihnen in Rechnung gestellt. Goldregenpfeifer 32 Kiebitzregenpfeifer 33 Art.-Nr. 5216 Knutt 34 Bildnachweis: Sanderling 35 albedo39/Satellitenbildwerkstatt/USGS: S. 9 u. r., S. 52; Blickwinkel/McPHOTO: S. 7 u. l. (4), S. 11 r. (1), S. 51 r. (1); Blickwinkel/S. Ott: Alpenstrandläufer 36 S. 8 l. (2); Blickwinkel/J. Peltomaeki: S. 51 r. (3); Blickwinkel/M. Woike: S. 39 u., S. 44 o.; Buiten-Beeld/E. Branderhorst: S. 22 u.; Buiten- Pfuhlschnepfe 38 Beeld/I. Borwell: S. 32 u.; Buiten-Beeld/H. Bouwmeester: S. 25 u., U4; Buiten-Beeld/H. Gebuis: S. 3; Buiten-Beeld/M. Geven: S. 30 u., Uferschnepfe 39 S. 35 u., S. 37 o.; Buiten-Beeld/L. Hoogenstein: S. 8 l. (1), S. 47 o. ; Buiten-Beeld/A. Kant: S. 4, S. 13 r.(4), S. 32 o., S. 36; Buiten-Beeld/ Großer Brachvogel 40 M. Langelaan: Titel klein r., S. 10, S. 45 u.; Buiten-Beeld/R. Messemaker: S. 22 o., S. 47 r. (1); Buiten-Beeld/D. Occhiato: Titel groß, S. 12, Dunkler Wasserläufer 41 S. 49 r. (1), S. 51 r. (2), Buiten-Beeld/A. Ouwerkerk: S. 13 o., S. 27 o., S. 35 o., S. 38 (Freisteller), S. 38 u., S. 47 r. (2); Buiten-Beeld/W. Pattyn: Rotschenkel 42 S. 26; Buiten-Beeld/D. Schoonhoven: S. 24 u.; Buiten-Beeld/M. Schuurman: S. 9 o. r., S. 20, S. 25. o.; Buiten-Beeld/R. Smit: S. 40 o., S. 41 u.; Steinwälzer 43 Buiten-Beeld/J. van der Greef: S. 24 o.; Buiten-Beeld/H. van : S. 7 o. r., S. 38 o., S. 41 o.; Buiten-Beeld/N. van Kappel: S. 6 u.; Buiten-Beeld/P. van Rij: S. 33 o.; Buiten-Beeld/Ch. van Rijswijk: S. 47 r. ( 3), Buiten-Beeld/D.-J. van Unen: S. 44 u.; Buiten-Beeld/R. Visser: Zwergseeschwalbe 44 S. 21 u., S. 27 u., S. 46; Buiten-Beeld/I. van der Wulp: S. 34; F. Hecker: S. 2, S. 7 u. l. (3), S. 23 M., S. 30 o., S. 42 o., S. 49 r. (5); iStockphoto/ Brandseeschwalbe 45 J. Kranendonk: S. 11 r. (4); iStockphoto/St. Muskie: S. 54; L. Khil: S. 16 u. l., S. 18; Ch. Moning: S. 8 l. (3), S. 51 o.; NABU/Archiv Naturzen- trum Katinger Watt: S. 14, S. 15 r. (4), NABU/D. Cimiotti: S. 15 r. (3); NABU/Hoffotografen: S. 5 r.; NABU/K. Karkow: S. 7 u. l. (2), S. 15 r. Am Ende der Nahrungskette – Greifvögel, Falken und Eulen 46 (1); U3 o.; NABU/H. May: S. 16 u. r.; NABU/B. Sporrer: S. 53; NABU/M. Povel: S. 15 o., S. 15 r. (2); M. Schäf: Titel klein l., S. 7 u. l. (1), Zwischen Wind und Meer – Möwen 48 S. 9 o. l., S. 13 r. (1), S. 28 o., S. 28 u., S. 31, S. 33 (Freisteller), S. 33 u., S. 37 u., S. 40 u., S. 41 M., S. 43 (Freisteller), S. 45 o., S. 48, S. 49 r. (3, 4), Kleine Wintergäste – Sperlingsvögel 50 S. 50; M. Stock: S. 5 o., S. 6 o., S. 7 o., S. 16 o., S. 17 u. r., S. 19 u., S. 43 o.; Waldhäusl/Arco Images/Schulz: S. 11 r. (3), Waldhäusl/Arco Images/ Beobachtungsorte am Wattenmeer 52 G. Schulz: S. 11 o.; Waldhäusl/Arco Images/Wermter C: S. 43 u.; Waldhäusl/IB/R. Wilmshurst/FLPA: S. 13 r. (2); Waldhäusl/Imagebroker/ Lesen und Surfen 54 F. Adam: S. 49 r. (2); Waldhäusl/Imagebroker/J. Friederich: S. 42 u.; Waldhäusl/McPhoto/fotototo: S. 11 r. (2); Waldhäusl/PM/J. Roskamp: NABU vor Ort 55 S. 17 o.; Waldhäusl/A. Sven-Erik: S. 19 o.; Wild Wonders of Europe/L. Geslin: S. 17 u. l.; Wild Wonders of Europe/L. Novák: Titel klein M., S. 8 o., S. 23 u.; Wild Wonders of Europe/J. Peltomäki: S. 21 o., S. 23 o., S. 28 (Freisteller), S. 29, S. 39 o., U3 u.; Zoonar/B. Fischer: S. 13 r. (3); Zoonar/J. Raff: S. 9 u. l.; Zoonar/G. Schulz: S. 49 o.

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3 Vorwort

Nirgendwo auf der Erde sind die Wattflächen so weitläufig, nirgendwo in Europa ist der Übergang von Land zu Meer so breit. Das Leben wird vom ständigen Wechsel zwischen Ebbe und Flut geprägt. Wo die Wat- ten aufs Land treffen, haben sich blühende Salzwiesen gebildet. Wind und Wasser türmen zwanzig Meter hohe Dünen auf den Inseln auf. Das Wattenmeer Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande ist eines der letzten Wildnisgebiete Europas. Wegen seiner Einzigartigkeit wur- den große Teile des Wattenmeers von der UNESCO sogar zum Weltna- turerbe ernannt.

Unter den mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten, die sich an die Be- dingungen im Wattenmeer anpassen konnten, sticht eine Gruppe be- sonders hervor. Überall am Wattenmeer treffen wir Vögel an. Millio- nen von ihnen suchen jedes Jahr diesen Lebensraum auf. Ihr Spektrum reicht von riesigen Schwärmen arktischer Watvögel, die im Watt ihre Energiereserven für den Weiterzug auffüllen, über Möwenkolonien in den Dünen bis zu Weißwangengänsen, die im Winter in den Salzwiesen und Marschen äsen. Von diesem Vogelreichtum profitieren nicht nur Wanderfalken und Seeadler, sondern auch Millionen von Menschen, die das Wattenmeer jedes Jahr besuchen.

Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Bestände vieler ty- pischer Wattenmeervögel in den letzten Jahren stark zurückgegan- gen sind. Dies ist ein Warnsignal dafür, dass wir uns verstärkt für das Wattenmeer und seine Vögel einsetzen müssen. Denn trotz des formal hohen Schutzstatus des Gebietes hat der Einfluss wirtschaftlicher Inte- ressen im Wattenmeer zugenommen. Den Nationalparks fehlen groß- räumige Zonen, in denen sich ie Natur ungestört entwickeln kann. Auch der Meeresspiegelanstieg bedroht den Fortbestand der Wattflächen und Salzwiesen. Ihr In dieser Broschüre möchten wir Ihnen viele der typischen Watten- meervögel vorstellen und Hintergrundinformationen über deren Be- standssituation und Gefährdung geben. Auf den einführenden Seiten zeigen wir, warum das Wattenmeer unverzichtbar für den Vogelzug ist und was es so attraktiv für Vögel macht. Wir laden Sie ein, diesen ein- maligen Lebensraum und seine Vogelwelt selbst zu erkunden. Unsere Karte mit den besten Beobachtungsorten verschafft Ihnen dazu groß- Olaf Tschimpke artige Aussichten! NABU-Präsident

4 5 Oase für Millionen Vögel

Reich gedeckter Tisch Nahrung spielt eine Schlüsselrolle für den Vogelreichtum im Watten- meer. Weil das Sonnenlicht an vielen Stellen bis zum Meeresgrund reicht und zusätzlich Nährstoffe über die Flüsse und die Nordsee eingetragen werden, herrschen hier optimale Wachstumsbedingungen für Kieselal- gen und Wasserpflanzen. Sie bilden die Basis für ein breites Nahrungs- netz, an dessen Ende Vögel und Seehunde stehen. Während Ringelgänse Seegräser verzehren, bevorzugen Brandgänse und kleinere Watvögel Bodentiere wie Schlickkrebse, Plattmuscheln und Wattschnecken. Bis zu 100.000 Wattschnecken können auf einem Quadratmeter Meerboden vorkommen. Austernfischer, Knutt und Eiderente knacken auch größere Das Wattenmeer der Nordsee ist der größte Vogelrastplatz zwischen Muscheln, wie Herz- und Miesmuscheln. Pfuhlschnepfen und Brachvö- der Arktis und Afrika. Es erstreckt sich von der niederländischen Küste gel bohren nach Watt- und Seeringelwürmern, während Seeschwalben, über die Deutsche Bucht bis nach Dänemark. Diese größte zusammen- Möwen und Löffler Kleinfische, Garnelen und Krebse erbeuten. Die hängende Wattfläche der Erde ist einer der wichtigsten Lebensräume Nordseegarnele, oder Krabbe, ist Nahrung vieler Arten. Wenig festgelegt für Vögel. Große Teile gehören seit 2009 zum Weltnaturerbe. Vor allem ist der Futterplan der Sperlingsvögel. Sie ernähren sich an Land von Sä- Zugvögeln bietet das Wattenmeer Ruhe und Nahrung auf ihren langen mereien aus den Salzwiesen bis hin zu Insekten und Kleinkrebsen. Vom Watten Flugstrecken. Darüber hinaus ist das Wattenmeer eines der bedeutends- Vogelreichtum im Wattenmeer profitiert auch der Wanderfalke. Er jagt Watten sind schlickige oder sandige Bereiche, die zweimal ten Brutgebiete für küstengebundene Vogelarten in Westeuropa. Für vor allem Watvögel. täglich vom Meer überflutet werden. Sie ziehen unzählige 41 Arten gilt es international als bedeutender Lebensraum. Allein im Watt-, Möwen- und Entenvögel an, vor allem an Stellen deutschen Wattenmeer konnten mehr als 300 Vogelarten nachgewiesen Doch auch im Wattenmeer ist die Nahrung begrenzt. Strenge Winter, mit Muschelbänken und Seegraswiesen. Kleine Wasser- werden. Krankheiten oder Überfischung haben in den vergangenen Jahrzehnten adern dazwischen werden Priele genannt. das Angebot immer wieder massiv eingeschränkt. Im Winter 1999/2000 verhungerten im niederländischen Wattenmeer 21.000 Eiderenten; Sublitoral gleichzeitig brachen die Bestände von Austernfischern und Knutts ein. Bereiche, die bei Niedrigwasser nicht trocken fallen, wer- Marschen Verantwortlich hierfür war die Überfischung von Muscheln. Sie wird den als Sublitoral bezeichnet. Sie sind die Kinderstuben Ökologisch gesehen beginnt das Wattenmeer bereits auf Rasten, brüten, überwintern auch im deutschen Wattenmeer für Rückgänge muschelfressender Vögel vieler Fische und Krebse und ziehen Kormorane, Möwen der Landseite des Seedeichs. Die feuchten, tiefer gelegenen Zehn bis zwölf Millionen Wasser- und Watvögel besuchen jedes Jahr das verantwortlich gemacht. und Seeschwalben an. Grünländer und Äcker sind Rastplätze für Gänse und Gold- Wattenmeer, darunter etwa sieben Millionen Watvögel und vier Milli- regenpfeifer. Wiesenvögel brüten hier. onen Entenvögel, Möwen und Seeschwalben. Mehr als die Hälfte aller Statt Messer und Gabel Sandbänke und Vordünen nordwesteuropäischen Säbelschnäbler, Löffler und Lachseeschwalben Vögel sind mit ihrem Schnabel an ihre Nahrung angepasst und vermei- Sie entstehen dort, wo die offene Nordsee grobes Sediment Flussmündungen (Ästuare) brüten hier. Im Frühjahr rasten nahezu alle Dunkelbäuchigen Ringel- den damit untereinander Konkurrenz. Silbermöwen können mit ihren ablagert, meist an Inseln. Zwergseeschwalben und Regen- Wo , Weser und ins Wattenmeer münden, entste- gänse und Sibirischen Knutts im Wattenmeer. Auch für die Brandgänse kräftigen Schnäbeln Krebse und Seesterne öffnen, während Seeschwal- pfeifer nutzen sie gern zum Brüten. Watvögel und Möwen hen Übergangsbereiche zwischen Salz- und Süßwasser, die hat das Feuchtgebiet an der Nordseeküste eine enorme Bedeutung. Im ben mit ihrem langen, spitzen Schnabel gezielt kleine Fische aus dem rasten hier bei Hochwasser. viel Nahrung bieten. Spätsommer fliegen fast alle erwachsenen Brandgänse Europas ein, um Wasser greifen. Bei den Watvögeln entscheidet die Schnabellänge dar- ihr Großgefieder zu erneuern. Für Vogelbeobachter sind Spätsommer über, in welcher Bodentiefe sie Nahrung finden. Brachvögel und Pfuhl- Dünen Naturschutzköge und Herbst Hochsaisons im Wattenmeer – rund drei Millionen Vögel schnepfen kommen am tiefsten, Regenpfeifer picken ihre Beute meist Aus Vordünen werden zunächst hohe Weiß-, dann Grau- Sie sind durch Eindeichung von Wattflächen und Salzwiesen halten sich dann gleichzeitig hier auf. von der Oberfläche. Schnepfen haben Sinnesrezeptoren an der Schnabel- und Braundünen. Sie sind Brutplätze von Möwen, Brand- entstanden. In den Süß-, Brack- und Salzwasserbiotopen mi- spitze. Die Spitze können sie separat öffnen und somit Beutetiere schnel- gänsen und Sperlingsvögeln. In den feuchten Dünentälern schen sich Küstenvögel mit Arten des Binnenlandes. Das Wattenmeer ist voller Leben. Sein Nahrungsreichtum und seine ler packen. Bei Austernfischern gibt es verschiedene Schnabeltypen, halten sich Kornweihen und Sumpfohreulen auf. -vielfalt locken viele Vögel. Hinzu kommt die Vielzahl an Lebensräu- zum Beispiel den „Hammerschnabel“ zum Aufbrechen von Muscheln. Salzwiesen Offene Nordsee men, die hier dicht nebeneinander liegen und den Vögeln Nahrungs-, Die Formen sind nicht angeboren, sondern bilden sich erst später. Auch Das „Vorland“ zwischen Meer und Deich ist ein wichtiger Ruhe- und Brutplätze bieten. Die Ursprünglichkeit des Naturraums Löffler, Säbelschnäbler und Brandgänse haben besondere Schnäbel, mit Großmöwen und andere Hochseevögel suchen hier nach Brutlebensraum für Wat- und Sperlingsvögel und Fraßplatz und seine günstige Lage zwischen Brut- und Wintergebieten machen denen sie kleine Beutetiere aus Wasser und Schlick seihen. Nahrung. für Gänse. das Wattenmeer für sie besonders attraktiv. Vögel leben heute im Watt weitgehend ungestört. Die drei Wattenmeer-Nationalparks, die seit 1985 eingerichtet worden sind, verhindern die Wasservogeljagd inner- halb der Schutzgebiete und schützen wichtige Brut- und Rastplätze vor menschlichen Einflüssen.

6 7 Einmal um die Welt Stationen auf dem Zugweg Arktis Arktische Watvögel, die im Wattenmeer rasten, kommen aus den Tundren Nordostkanadas, Grönlands, Skandina- viens oder Sibiriens. Dort ernähren sie sich und ihre Küken Bei ihrer Rast im Wattenmeer nehmen Knutts pro Tag vier bis fünf Pro- zent ihres ursprünglichen Gewichts zu. von Insekten. Noch sind diese Regionen weitgehend unbe- siedelt, mit zunehmender Erwärmung werden sich dort die Lebensbedingungen jedoch verändern.

Island Der ostatlantische Zugweg Fressen: Reiseproviant und Lebensversicherung Die Flussmündungen im Südwesten Islands sind Trittsteine Viele Zugvögel folgen festen Routen. Eine führt an den Küsten des Ost- Einige Watvögel, zum Beispiel der Knutt, haben sich außerhalb der für Knutts und Steinwälzer, die auf Grönland und in Nord- atlantiks entlang und verbindet arktische Brutgebiete mit Rast- und Brutzeit auf Futter spezialisiert, das sie nur im Watt finden. Um vom ostkanada brüten. Überwinterungsgebieten, bis hin zu den Küsten West- und Südafrikas. Nordsee-Wattenmeer ins nächste größere Wattgebiet an der Küste Mau- Im Wattenmeer laufen verschiedene Teilrouten zusammen. Nicht alle retaniens zu kommen, muss der Knutt mehr als 4.000 Kilometer am Wattenmeer Vogelarten ziehen die gesamte Strecke. So überwintern viele Weißwan- Stück zurücklegen. Solche Langstreckenflüge schafft er nur, wenn er Das Wattenmeer ist das größte zusammenhängende Feucht- gengänse bereits im Wattenmeer. Andere, wie der Dunkle Wasserläufer, sich zuvor ausreichende Reserven in Form von Fett und Eiweiß ange- gebiet Europas und mit mehr als 4.500 Quadratkilometern bleiben in den binnenländischen Feuchtgebieten in der afrikanischen fressen hat. Dazu muss der Knutt sein Körpergewicht in wenigen Wo- Schlick- und Mischwattfläche das größte Wattgebiet der Sahelzone. Am weitesten ziehen Watvögel wie Kiebitzregenpfeifer, Knutt chen nahezu verdoppeln. Erde. Hier treffen Watvögel aus dem Nordosten und Nord- und Pfuhlschnepfe. westen zusammen, um zu überwintern oder zu rasten. Für ihren Zug benötigen die Vögel große Energiereserven, aber auch für den späteren Bruterfolg ist ihr körperlicher Zustand maßgebend. Westeuropäische Atlantikküste Einzeln oder gemeinsam In den 1980er Jahren fanden niederländische Forscher heraus, dass das Die kleinen Lagunen und Flussmündungen an der Küste Zugweg des Knutts, Manche Vögel legen den langen Weg um die Erde ganz allein zurück, Körpergewicht vor dem Abflug aus dem Wattenmeer im Frühjahr den Frankreichs, Spaniens und Portugals werden vor allem bei Grafik nach Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Watten- meer (Hrsg.): Unser Nationalpark, 3. Auflage, Wilhelmshaven, 2007. andere schließen sich zu kleinen oder großen Gruppen zusammen. Jedes Bruterfolg in der folgenden Brutsaison beeinflusst. Dies konnte bei Rin- ungünstigen Winden zur Zwischenrast genutzt. Häufig wer- Tier hat darin seinen Platz. gelgänsen untersucht werden, da sie im Herbst gemeinsam mit ihren den Watvögel dort gejagt. Jungen ins Wattenmeer zurückkehren. Tiere mit guter Körperkondition Schwarm sind also eher in der Lage, erfolgreich zu brüten, als schwächere Artge- Banc d’Arguin Gemeinschaften schützen Einzelne vor Feinden. Ein Vogelschwarm kann nossen. Ergiebige Nahrungsgebiete im Wattenmeer sind demnach auch Am Rand der Sahara, im Nationalpark Banc d’Arguin an Zigtausende Tiere umfassen. Eine solche „Vogelwolke“ kann in Sekun- für den Bruterfolg in der Arktis entscheidend. In den 1980er Jahren gin- der Atlantikküste Mauretaniens, treffen arktische Watvögel denschnelle ihre Form und Flugrichtung ändern, sich teilen und wieder gen in wichtige Nahrungsgebiete der Ringelgans durch auf Pelikane und Flamingos. Die nordafrikanischen Watt- vereinen. Das verwirrt Falken und Greifvögel, denen es schwerfällt, ein Eindeichung verloren. flächen sind rund zehnmal kleiner als die unseres Watten- einzelnes Beutetier zu fixieren. In Schwärmen gibt ständig ein anderer meers und fast vollständig mit Seegräsern bewachsen. Eine Vogel die Manöver vor. Dieses Hin und Her hat aber auch Nachteile. Wie Kollektiver Federwechsel Gefahr für das Ökosystem ist die von Europa und Asien Untersuchungen an Tauben gezeigt haben, kosten die scharfen Wendun- Während die Zugvögel der Nordhalbkugel am Ende ihrer Brutzeit zum ausgehende Fischerei außerhalb der Nationalparkgrenzen. gen und schnellen Flügelschläge den Vogel im Schwarmflug mehr Ener- Überwintern in den Süden fliegen, ziehen manche zur jährlichen Mau- gie als im Einzelflug. ser Richtung Norden. Da sie dort Schwung- und Steuerfedern erneuern, Bijagós-Archipel, Guinea-Bissau sind die Tiere zeitweise unfähig zu fliegen und brauchen den Schutz Zwischen dem Senegal und Guinea, in den Mündungen Linie großer Gruppen. In der Elbmündung versammeln sich zur Mauser bis mehrerer großer Flüsse, sind Inseln mit Regenwäldern, Gänse und Kormorane ziehen ähnlich wie Kraniche in V-Formationen. zu 200.000 Brandgänse aus Nord-, West-, Mittel- und Südwesteuropa. Mangrovensümpfen und Watten entstanden. Hier leben Dadurch können die meisten Tiere Energie sparen. Die weiter hinten Noch größer ist nur die Versammlung der Ohrentaucher auf dem Gro- Hunderttausende Watvögel und Seeschwalben. fliegenden Vögel profitieren vom Windschatten, während die Position ßen Salzsee in Utah in Nord- an der Spitze die meiste Energie zehrt und die Vögel darum regelmä- amerika. Bis zu 1,5 Millionen Südafrika ßig wechseln. Meist geben erfahrene Tiere den Kurs vor. Vor allem Tiere mausern dort. Bis nach Südafrika zieht nur ein kleiner Teil der Zugvögel. für große Vogelarten mit langsamer Flügelschlagfrequenz und großer Spannweite hat die Linienformation Vorteile. Sie mindert die Gefahr zusammenzustoßen. Die Banc d’Arguin vor der Küste Mauretaniens ist Rast- gebiet für Millionen Zugvögel und seit 1989 ebenfalls UNESCO-Weltnaturerbe. Einzelvogel Küstenseeschwalben legen einen Teil ihrer bis zu 80.000 Kilometer lan- gen Wanderungen im Jahr allein oder in kleinen Trupps zurück. Über dem Atlantik sind sie vor Feinden sicher und fliegen pro Tag oft mehr als 500 Kilometer. Die kleinen Langstreckenflieger pendeln zwischen dem Wattenmeer, ihrem südlichsten Brutgebiet in Europa, und den antarktischen Gewässern, ihren Winterquartieren. Wegen ihrer Wande- rungen um den Globus ist die Küstenseeschwalbe der Wappenvogel von BirdLife International, dem internationalen Dachverband des NABU.

8 9 Gefahren für das Wattenmeer und seine Vögel

Viel Status, zu wenig Schutz Klimawandel Das Wattenmeer ist eines der letzten großen Wildnisgebiete Europas Die größte Gefahr für die Vögel im Wattenmeer ist der Klimawandel. und hat höchsten Schutzstatus. Es ist unter anderem Nationalpark, Durch den Temperaturanstieg wird der Brutlebensraum für viele arkti- EU-Vogelschutzgebiet und UNESCO-Weltnaturerbe. Dennoch ist es sche Watvögel immer kleiner. Im Wattenmeer gefährden immer häufi- bedroht. Der dramatische Rückgang vieler Vogelarten macht deutlich, ger Sturmfluten die Gelege und die Brut vieler Vogelarten. Der erwar- dass der formale Status nicht mit ausreichenden Schutzmaßnahmen tete Anstieg des Meeresspiegels wird viele Wattflächen und Salzwiesen einhergeht. Stattdessen wurde in jüngster Zeit die Fördererlaubnis für und damit wichtige Lebensräume überfluten. Die mit Deichen fixierte Erdöl mitten im Nationalpark Wattenmeer um weitere 30 Jahre verlän- Küstenlinie erschwert hierbei, dass sich das Wattenmeer zum Festland gert. Auch Umweltgifte und Plastikmüll aus unseren Flüssen und in der hin ausdehnen kann. Nordsee machen vor den Schutzgebietsgrenzen nicht halt. Unzureichende Dynamik Deiche und Küstenschutzbauwerke schützen uns Menschen, aber ver- hindern auch die Neubildung von Sandbänken, Dünen und Salzwiesen. Arten wie der Seeregenpfeifer sind aber auf solche Pionierstandorte an- gewiesen, die nicht von Landraubtieren erreicht werden können. Die Entwässerung der Salzwiesen führt dagegen dazu, dass Füchse aus dem Binnenland auf „trockenen Pfoten“ zu den Gelegen von Austernfischern und anderen Küstenvögeln gelangen können. Zudem behindern Quer- bauwerke in Flüssen die Fische, die zum Laichen aus dem Meer in die Flüsse schwimmen müssen.

Unterbrochene Nahrungsketten Auch im Wattenmeer wird so intensiv gefischt, dass sich die Natur in zu wenigen Bereichen ungestört entwickeln kann. Vielerorts sind nicht nur Miesmuschelbänke aus dem Wattenmeer verschwunden, auch die Bestände der Muschelfresser, wie Austernfischer und Eiderente, haben abgenommen. Heute werden Saatmuscheln zum Teil aus der Irischen See ins Wattenmeer eingeführt, weil der eigene Nachwuchs ausbleibt. Mit den Importen können auch ungewollte Tierarten in das Watten- meer eingeschleppt werden. Auch der hohe Beifang beim Garnelen- fang entzieht den Vögeln einen Teil ihrer Nahrungsgrundlage, zugleich nimmt die Zahl der Garnelen ab.

Störfaktor Mensch Nationalparks schützen Brutkolonien heute erfolgreich vor Störungen durch Menschen. Auch die früher übliche Wasservogeljagd und das Sammeln von Vogeleiern wurden weitgehend eingestellt. Der Mehrwert für den Menschen: Ringelgänse und Seehunde können zum Teil wieder aus nächster Nähe beobachtet werden. Gefährdet sind Vögel dort, wo ihnen Menschen unbedacht zu nahe kommen, wie zum Beispiel Kite- surfer mit ihren großen Schirmen. Noch stärker bringen Krabbenkutter und Freizeitboote mausernde Entenvögel in Bedrängnis. Im weltweit wichtigsten Mausergebiet der Brandgänse können bereits einzelne Boo- te die Tiere massiv aufschrecken. Den Schutzgebietsverwaltungen feh- len Personal und finanzielle Mittel, um solche Gebiete ausreichend zu betreuen.

10 11 Gewinner und Verlierer

Löffler

• Herings-, Mittelmeer- und Schwarzkopfmöwen sind erst im letz- ten Jahrhundert ins Wattenmeer eingewandert. Während die He- ringsmöwe bereits seit 1927 im Wattenmeer brütet und fest etabliert ist, kommen ihre beiden Verwandten eher selten und lokal vor.

• Der Silberreiher brütet noch nicht in Norddeutschland, rastet und überwintert seit einigen Jahren aber häufiger am Wattenmeer. Dann hält er sich vor allem zwischen Eider- und Wesermündung auf. Nilgans • Die Rastbestände der Weißwangengans im Wattenmeer haben sich seit 1990 verdreifacht. Grund dafür waren ein Anstieg der Gesamt- population und längere Rastaufenthalte im Wattenmeer.

• Seit einigen Jahren brütet auch die aus Afrika stammende Nilgans am Rand des Wattenmeers. Hier wurden nach der Brutzeit schon Trupps von mehr als 100 Tieren gesehen. Die Nilgans wurde als Ziergeflügel nach England und in die Niederlande eingeführt.

Verlierer Schwarzkopfmöwe • Der Kampfläufer teilt das Los vieler Wiesenvögel in Norddeutsch- land. Im Wattenmeer ist er als Brutvogel fast verschwunden, auch seine Rastbestände haben in 20 Jahren um rund 80 Prozent abge- nommen. Verantwortlich sind Lebensraumveränderungen in Mittel- Im Februar 2012 verhungerten durch den Eiswinter im Wattenmeer viele Hundert und Nordeuropa. Die Tiere ändern daher ihren Zugweg. Austernfischer. Mitverantwortlich ist vermutlich die Überfischung der Miesmuschel. • Sand- und Seeregenpfeifer sind die Verlierer des Massentourismus. Ihnen fehlen unberührte Strände und Pionierlebensräume. Der See- Bestandstrends im Wattenmeer regenpfeifer steht in Niedersachsen kurz vor dem Aussterben, in Ein Bericht des NABU aus dem Jahr 2010, der auf staatlichen In einem 2011 veröffentlichten Rastvogelbericht vermuten die deut- Schleswig-Holstein haben sich die Bestände als Folge von Schutz- Monitoring-Programmen beruht, verdeutlicht die Situation der schen, dänischen und niederländischen Autoren, dass die Ursache für maßnahmen stabilisiert. Sandregenpfeifer nehmen in beiden Bun- Vögel im deutschen Wattenmeer. Er zeigt, dass die Rastbestände dieses Phänomen in der Verschiebung der Gezeitendynamik liegt. Die- desländern ab. von 19 der insgesamt 32 untersuchten Vogelarten in den letzten ser Bericht zeigt auch, dass sich die Bestände der arktischen Watvögel 20 Jahren auffallend abgenommen haben. Bei neun Arten blie- mit afrikanischen Winterquartieren etwas erholt haben. Im Sommer • Austernfischer zählen zu den typischen Küstenvögeln der Nordsee. ben die Bestände stabil und nur bei vier Arten nahm die Zahl 2011 zeigten sie nach vielen Jahren wieder einen herausragenden Brut- Es brüten zwar noch einige Tausend Paare im deutschen Watten- zu. Besonders muschelfressende Arten und Strandbrüter wie erfolg. Dagegen nehmen Arten, die in Nordwesteuropa und im Watten- meer, doch die Brut- und Rastbestände nehmen rapide ab. der Seeregenpfeifer werden weniger. meer überwintern, im Bestand eher ab. Kampfläufer Die Bilanz bei den Brutvögeln im gesamten Wattenmeer fällt • Ähnliches gilt für die Eiderente. Wie der Austernfischer ernährt sie nicht besser aus: Bei 13 Arten nahm die Zahl zwischen 1991 sich vorwiegend von Muscheln, die im Wattenmeer noch immer und 2008 ab, bei sieben Arten zu und bei fünf Arten blieb sie stark befischt werden. stabil. Bei den rastenden Watvögeln entwickelten sich die Be- Gewinner stände regional unterschiedlich: Während ihre Zahl im deut- • Kormorane und Löffler brüten erst seit 1970 beziehungsweise 1995 • Die einzige Brutpopulation der Lachseeschwalbe in Nordeuropa schen Wattenmeer abnahm, nahm sie an seinen Rändern in den im deutschen Wattenmeer und haben dort seither um das 2,5- bis konzentriert sich auf die Elbmündung und hat seit Jahren kaum Niederlanden und in Dänemark zu. 5-Fache zugenommen. In der Folge rasten nun auch mehr Tiere im noch Nachwuchs. Verantwortlich sind natürliche Verluste und Stö- Wattenmeer. Beide Arten waren schon früher in Mitteleuropa hei- rungen durch den Menschen. Bereits ausgestorben ist die Raubsee- misch und profitierten dort von nachlassender Verfolgung. schwalbe, die noch bis etwa 1900 eine Kolonie auf hatte.

12 13 Seeregenpfeifer Der NABU im Wattenmeer

Seit Jahrzehnten setzt sich der NABU für den Erhalt des Wattenmeers und seiner Vögel ein. Er fordert und hilft, Schutzgebiete einzurichten, und betreut sie, wie seit 1927 auf der Vogelinsel . Seither sind zahlreiche Gebiete an der Festlandküste hinzugekommen. Im Mit- NABU-Zentren wie das NABU-Naturzentrum Katinger Watt telpunkt stehen Vogelzählungen, Führungen für Besucher und die finden Sie auch auf www.NABU.de/zentren Entwicklung von Beweidungskonzepten. Darüber hinaus betreut der NABU Informationszentren zwischen Sylt und oder wirkt als Kooperationspartner daran mit.

Der NABU hat sich dafür eingesetzt, dass großräumige Nationalparks und europäische Schutzgebiete im Wattenmeerraum ausgewiesen wur- den. Um diese Schutzgebiete dauerhaft als Rückzugsräume für die Natur zu sichern, engagieren sich NABU-Mitglieder in den Nationalparkkura- torien und anderen Gremien. Zentrale Forderungen des NABU sind da- bei der Verzicht auf die Öl- und Gasförderung im Wattenmeer und die Einrichtung nutzungsfreier Zonen, in denen sich die Natur ungestört entwickeln kann. Gegen schwerwiegende Eingriffe, wie die Vertiefung von Fahrrinnen oder die kommerzielle Muschelzucht in Naturschutz- Bau eines Weidenzauns bei Beobachtungshütten gebieten, geht der NABU auch juristisch vor.

Doch wie lässt sich ein Lebensraum schützen, der sich über drei Staa- ten erstreckt? Um den grenzüberschreitenden Schutz des Wattenmeers zu verbessern, arbeitet der NABU im globalen Netzwerk von BirdLife International eng mit seinen niederländischen und dänischen Partnern Vogelbescherming Nederland und Dansk Ornitologisk Forening zusam- men. Nach ihrer gemeinsamen Wattenmeer-Vision entwickeln die drei Partner nun konkrete Projekte für den Vogelschutz im Wattenmeer.

Für den erfolgreichen Schutz von Küsten- und Wiesenvögeln erarbei- ten Mitarbeiter des Michael-Otto-Instituts im NABU wissenschaftliche Grundlagen. Sie untersuchen Bruterfolge, Überlebensraten, Habitat- Mitarbeiter des Michael-Otto-Instituts besenderten im Juni 2011 drei Brandgansweibchen. Verfolgen Sie ihre Reise auf nutzung und Zugverhalten von Vogelpopulationen. Im Fokus stehen www.NABU.de/brandgansforschung bedrohte oder im Bestand abnehmende Arten wie Austernfischer, See- regenpfeifer und Brandgans.

2011 wurden die ersten Brandgänse mit Satellitensendern ausgerüstet, um ihre Bewegungen im Wattenmeer verfolgen zu können. Der NABU erhofft sich damit Hinweise auf Gefahren und wirksame Schutzmaß- nahmen.

Das Wattenmeer muss man erleben. Zahlreiche Infozentren an der Küste und auf den Inseln bieten Informationen, aber auch Wattführungen, Vogel- exkursionen und Naturerlebnisprogramme für Kinder und Jugendliche. 14 15 Häufig verwendete Begriffe

In der Broschüre werden folgende Fachbegriffe sowie regional- und küstentypische Bezeichnungen benutzt

Vögel beobachten • Außendeichs: vor dem Deich (Seeseite)

• Außengroden (in Niedersachen): Salzwiese

• Beutegreifer: Tiere, die Küstenvögel oder deren Gelege erbeuten. Hier vor allem auf Säugetiere vom Festland bezogen.

• Binnendeichs: hinter dem Deich (Landseite) Wann beobachten? • Hallig: ungeschütztes Marschland mit Warften (künst- Am Wattenmeer lassen sich das ganze Jahr über Vögel beobachten. Die lichen Hügeln) vor der Westküste Schleswig-Holsteins besten Zeiten sind die Zugzeiten von März bis Mai und Juli bis Ok- tober. Dann sind besonders viele Vögel anwesend. Wer sie beim Brü- • Heller (in Niedersachsen): Salzwiese ten beobachten möchte, kommt am besten zwischen April und Juli ans • Innengroden (in Niedersachsen): Grünland hinter dem Wattenmeer. Ab drei Stunden vor Hochwasser kommen viele Watvögel Deich. Gebiete hinter niedrigen Deichen werden teilwei- nah an die Deiche heran oder versammeln sich an Gewässern auf der se bei Sturmfluten überflutet (siehe Sommerpolder). Landseite. Bei Niedrigwasser können die Tiere bei einer Wattwande- rung in ihren Nahrungsgebieten beobachtet werden. Wichtig ist auch • Jugendkleid: Bis zum ersten Winter getragenes Gefieder, der Sonnenstand. Steht die Sonne im Rücken, erkennt man die Vögel es folgt bei vielen Küstenvögeln auf das Dunenkleid. am besten. Im Sommer „flimmert“ mittags die Luft über den Sand- und • Kleientnahme: Entnahmestelle für lehmige Erde vor Wattflächen und erschwert die Sicht. oder hinter dem Deich

Welche Ausrüstung? • Koog (in Schleswig-Holstein): eingedeichtes, ehemaliges Zu empfehlen sind ein Fernglas und ein Bestimmungsbuch. Wegen der Watt- oder Salzwiesengebiet (siehe Polder) zum Teil großen Entfernungen zu den Vögeln ist auch ein Fernrohr • Marsch: Landschaft auf der Landseite der Deiche, häufig (Spektiv) hilfreich. In einigen Besucherzentren, wie im NABU-Zentrum als Grünland oder Äcker genutzt Katinger Watt in Schleswig-Holstein, können Ferngläser und Spektive ausgeliehen werden. Wichtig sind je nach Wetter warme Kleidung, Son- • Naturschutzkoog (in Schleswig-Holstein): eingedeichtes, nenschutz und ein Mobiltelefon für den Notfall. ehemaliges Wattgebiet, das im Sinne des Naturschutzes gepflegt wird Führungen und spezielle Angebote • Ostatlantischer Zugweg: Vogelzugweg zwischen der Die meisten Besucherzentren bieten vogelkundliche Führungen an. Arktis und Westafrika entlang der europäischen Atlan- Wattwanderungen sollten grundsätzlich mit einem erfahrenen Watt- tikküste mit dem Wattenmeer als wichtigstem Rastgebiet Zugvögel erleben mit dem NABU führer unternommen werden. Weitere Angebote für Vogelbeobachter • Polder (in Niedersachsen): siehe Koog Ob European Birdwatch, Westküsten-Vogelkiek, Wer schon einmal die beeindruckenden Vogelkolonien und Watvogel- sind im Oktober die Zugvogeltage im niedersächsischen Wattenmeer Ringelgans- oder Zugvogeltage: Zum Vogelzug bie- schwärme am Wattenmeer beobachtet oder die nächtlichen Rufe der und der Westküsten-Vogelkiek in Schleswig-Holstein. Im April sind bei • Population: Gruppe von Tieren einer Art, die in einer ten viele NABU-Gruppen und -Zentren Führungen Brachvögel und Regenpfeifer gehört hat, wird das so schnell nicht ver- den Ringelganstagen auf den Nordfrieslands Tausende Ringel- bestimmten geografischen Region vorkommen an. Infos unter www.NABU.de/termine gessen. Unter den Vögeln im Wattenmeer lassen sich viele Vogelarten gänse aus nächster Nähe zu sehen. entdecken, die in anderen Regionen Deutschlands selten zu finden sind. • Prachtkleid (Sommerkleid, Brutkleid): auffälliges So bekommt man mit etwas Glück Odinshühnchen oder Sumpfläufer Beobachten ja – stören nein Gefieder, zur Balzzeit im Frühjahr getragen, bei vielen Das Wohl der Vögel sollte immer an erster Stelle stehen. Die Bestim- Watvögeln mit Rotbraun- und Schwarztönen Kennen Sie schon Ornitho.de? zu sehen, deren Hauptzugrouten eigentlich weiter östlich verlaufen. Vom Austernfischer bis zur Zwergseeschwalbe bietet das Wattenmeer mungen in den Nationalparks und Naturschutzgebieten tragen dazu bei www.ornitho.de ist ein Internetportal für Vogelbeob- • Pütte: kleines Gewässer, das sich nach der Kleientnahme jedem Vogelinteressierten spannende Aussichten. und sollten unbedingt beachtet werden. Die Kernzone der National- achtungen, das vom Dachverband Deutscher Avifau- bildet parks, die auch als „Schutzzone 1“, „Zone I“ oder „Ruhezone“ bezeich- nisten (DDA) in Zusammenarbeit mit vogelkundli- net wird, darf außerhalb der gekennzeichneten Pfade nicht betreten • Schlichtkleid (Winterkleid, Ruhekleid): Gefieder außer- chen Fachverbänden und Behörden in Deutschland Tipps für Ihren Vogelausflug werden. Gleiches gilt für geschützte Brut- und Rastgebiete, die als sol- halb der Balzzeit, häufig getarnt. Bei vielen Watvögeln getragen wird. Über Ornitho.de können alle Gele- Wo beobachten? che markiert sind. Diese Vorsicht hat ihren Grund. Denn jede Störung mit Grautönen und weißen Gefiederpartien genheitsbeobachtungen gemeldet werden. Häufige Wattenmeervögel wie den Rotschenkel kann man fast über- der Vögel führt zu einem Verbrauch von Energie, welche sie dringend • Sommerpolder (in Niedersachsen): Gebiet, das nur all an der Küste beobachten. Manche Arten lassen sich nur an ausge- für das Brutgeschäft oder für den Zug benötigen. Rastvogeltrupps oder durch einen niedrigen „Sommerdeich“ vom Meer ge- wählten Stellen sehen. So findet man die meisten Ringelgänse auf den brütende Vögel in Kolonien reagieren besonders schnell auf Störungen. trennt ist und bei größeren Sturmfluten überflutet wird Halligen und Inseln, Weißwangengänse an der Festlandküste. Pfuhl- schnepfen gehen außendeichs, Uferschnepfen meist binnendeichs auf • Unterart: Gruppe von Tieren einer Art, deren Angehöri- Nahrungssuche. An manchen Stellen versammeln sich besonders viele ge sich in biometrischen, genetischen, Verhaltens- oder und verschiedene Küstenvögel. Von speziellen Beobachtungsverstecken Gefiedermerkmalen von anderen Gruppen deutlich aus, den Hides, lassen sich die Tiere unbemerkt aus der Nähe betrach- unterscheiden (Beispiel Ringelgans) ten. Als Ausgangspunkte für Vogelbeobachtungen eignen sich vor allem • Vorland: Salzwiesen auf der Wasserseite der Deiche Inseln, Halligen und Deiche. Im Herbst tummeln sich besonders viele Hochseevögel über der offenen Nordsee. • Zugweg-Population: Gruppe von Tieren einer Art, deren Zugroute sich von denen anderer Populationen unter- 16 17 scheidet Beobachtungstipps Hier finden Sie Tipps zu Beobachtungsorten und -zeiten für jede Vogelart sowie Hinweise auf besondere Verhaltensweisen. Wattenmeervögel im Porträt

Für die übersichtliche Darstellung wurden folgende Piktogramme ver- wendet:

Brutvogel: brütet im Wattenmeer.

Rastvogel: rastet während der Zugzeiten im Herbst und Frühjahr im Wattenmeer. Die folgenden Seiten stellen typische Vogelarten des Wattenmeers vor. Zunächst werden 23 Arten beschrieben, für die das Wattenmeer in- Wintervogel: überwintert im Wattenmeer. ternational eine besondere Bedeutung hat. Große Teile ihrer Zugweg- Population, oft auch der gesamte Bestand, nutzen das Wattenmeer als Der Mornellregenpfeifer brütet in der Tundra Skandinaviens und zieht im Mai, August und September durch Mitteleuropa. Mit viel Brut-, Rast-, Mauser- oder Überwinterungsgebiet. Die Seiten 46 bis 51 Glück bekommt man ihn auch am Wattenmeer zu sehen. konzentrieren sich auf Arten der Greifvögel, Möwen und Sperlingsvögel, Vorkommen im Jahresverlauf die in Deutschland vor allem im Wattenmeer vorkommen. Einige am Wattenmeer häufige Arten wie Graugans, Stockente oder Star bleiben J F M A M J J A S O N D Lebensraum unberücksichtigt, da sie auch in anderen Lebensräumen präsent sind. Manche Vogelarten halten sich das ganze Jahr über im Wattenmeer auf, Nahrung andere nur wenige Wochen oder Monate während der Zugzeit oder im Winter. Die Zeitleiste zeigt, wie viele Vögel einer Art im genannten Mo- Gefahren nat im Wattenmeer vorkommen. Generell gilt: Je dunkler die Farbe, je mehr Vögel dieser Art halten sich im Wattenmeer auf.

maximaler Bestand einer Art im deutschen Wattenmeer Bestandszahlen in Deutschland und Europa 60 bis 80% des maximalen Bestands Angaben zu den deutschen Brutbeständen stammen etwa 50% des maximalen Bestands von 2005 und wurden der Roten Liste der Brutvögel 20 bis 40% des maximalen Bestands Deutschlands von 2007 entnommen. Die Zahlen zu den unter 20% des maximalen Bestands Rastbeständen Nordwesteuropas stammen aus einem nicht im Wattenmeer anwesend Bericht von Delany u. Scott aus 2006, die Angaben zum Brutbestand in Europa aus einem Report von BirdLife International von 2004. Wo möglich, wurden aktuelle Bestandsentwicklung Zahlen aus neuen Publikationen ergänzt.

Tipp Bestand nimmt zu Bestand ist stabil Bestand sinkt Literaturquellen zur Broschüre finden Sie im Kapitel „Lesen und Surfen“ und auf www.NABU.de/wattenmeer Die Bestandsentwicklung einer Vogelart ist ein Hinweis darauf, wie unter „Publikationen“. stark sie gefährdet ist und ob Schutzbemühungen greifen. Die Bestands- größe liefert eine weitere wichtige Information: Je kleiner die Population, desto größer die Gefahr, dass sie als Folge von Umweltveränderungen oder Bejagung ausstirbt. Das Pfeilsymbol verdeutlicht, ob die Brut- und Rastbestände einer Vogelart im deutschen Wattenmeer steigen, sinken oder stabil sind. Bei unterschiedlicher Entwicklung der Brut- und Rast- bestände wurde der negativere Trend angegeben. Die Angaben zu den Rastbeständen beziehen sich auf Vogelzählungen zwischen 1997 und 2007, die Angaben zu den Brutbeständen auf Zählungen aus 2001 und 2006 (siehe Hötker u. a. 2010 sowie www.waddensea-secretariat.org, Rubrik „Monitoring-TMAP“). 19 Beobachtungstipp An den Brutplätzen sollten Löffler nicht aufgesucht werden. Nach der Brutzeit kann man die Tiere unter anderem in der Leybucht, im Stollhammer Watt am Jadebusen, im Vorland xxxLöffler von Neuharlingersiel sowie im Meldorfer Speicherkoog und im Hauke-Haien-Koog beobachten. xxxPlatalea leucorodia | Eurasian Spoonbill xxx

Naturschutzpolder, Watt, Salzwiesen

Fische, Amphibien, Krebse

Eleganz in Weiß Raubtiere, Störungen am Brutplatz Von Weitem ist er nur ein strahlend weißer Punkt. Seine graziöse Er- scheinung erkennt man erst aus der Nähe. Elegant stakt der Löffler durchs flache Wasser und zeigt dabei stolz seine gelbe Kehle und den langen Federschopf. Mit etwa 90 Zentimetern Körperlänge ist der Ver- Brutbestand Deutschland 402 Paare (Stand: 2010) wandte von Störchen und Ibissen einer der größten Vögel im Watten- Rastbestand NW-Europa 11.300 Tiere (Stand: 2006) meer. Der schwarze Schnabel, sein Namensgeber, ist lang und platt und hat eine gelbe Spitze. In Auen und Sümpfen frisst der Löffler vorwiegend Frösche und Fische. Im Wattenmeer ernährt er sich von Kleintieren, die er mit pendelnden Kopfbewegungen aus dem Wasser filtert.

J F M A M J J A S O N D Lebensweise Den Winter verbringen Löffler meist in Südeuropa oder im westlichen Afrika. Die Brutgebiete des Vogels liegen dagegen verstreut zwischen West- und Südeuropa und Vorderasien. In den Niederlanden war seine Zahl Mitte der 1990er Jahre stark angewachsen. Einzelne Tiere wichen daraufhin nach Deutschland aus. 1996 brüteten die ersten Löffler auf und im niedersächsischen Wattenmeer. Noch heute liegen dort die größten Kolonien; weitere gibt es auf den Ostfriesischen Inseln sowie auf Trischen, Föhr und der Hallig in Schleswig- Holstein. ganzjähriges Vorkommen Überwinterungsgebiet Brutgebiet Aufenthalt zur Zugzeit

Bestandsentwicklung Rückgang in Südeuropa Löffler brüten in Deutschland ausschließlich im Wattenmeer. 2010 wa- Während die Zahl der Löffler an der Nordsee zunimmt, sin- ren es im deutschen Teil 402 Paare. Nach der Brutzeit im August zählten ken die Brutbestände in Südosteuropa, dem Hauptverbrei- Vogelkundler sogar fast 1.500 Alt- und Jungvögel. Der Erfolg ist das Er- tungsgebiet, dramatisch. Dort wurden Feuchtgebiete so stark gebnis strenger Schutzmaßnahmen in den Nationalparks. Ein Problem entwässert, dass die Vögel kaum noch Flachwasserzonen für für die Löfflerkolonien sind Landraubtiere, denn Füchse, Ratten oder die Nahrungssuche oder dichte Schilfgürtel für die Eiablage Waschbären plündern gleich mehrere Nester. Im Wattenmeer liegen finden. Viele Löffler werden zudem auf ihrem Zugweg über fast alle Brutplätze auf Inseln, sodass die Vögel naturgemäß vor Beute- das Mittelmeer von Jägern illegal geschossen. greifern geschützt sind. Dennoch gelangen über Schiffe oder Festland- Wussten Sie schon … anbindungen wie den Lorendamm auf Oland immer wieder einzelne Normalerweise brüten Löffler in selbst gebauten Säuger über das Wasser. Die Löfflerkolonien müssen daher besonders Baum- oder Schilfnestern, um sich und ihren Nach- gut geschützt werden. Um den Bruterfolg und die Bewegungen der wuchs vor Feinden zu schützen. Auf den Inseln im Löffler im Wattenmeer zu verfolgen, werden jedes Jahr viele Tiere mit Wattenmeer bauen sie hingegen bis zu einem halben farbigen Ringen an den Beinen markiert. Beringte Vögel können an die Meter hohe „Turmnester“ aus Gras und Schwemmgut Vogelwarte Helgoland gemeldet werden. auf dem Salzwiesenboden.

21 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Weißwangengänse können im Winterhalbjahr in großer Ringelgänse lassen sich gut im April und Anfang Mai auf Weißwangengans Zahl auf der Halbinsel Eiderstedt sowie am Dollart und in den Halligen in Nordfriesland beobachten, am besten bei der Leybucht beobachtet werden. Während der Brutzeit den Ringelganstagen (www.ringelganstage.de). Im Frühjahr xxx(Nonnengans) kommen viele in den Hauke-Haien-Koog. und Oktober sieht man sie auch auf den Ostfriesischen In- Ringelgans seln und in den Salzwiesen auf dem Festland. xxxBranta leucopsis | Barnacle Goose Branta bernicla | Brent Goosexxx

Geselliges Nordlicht Arktische Schönheit Das Gesicht dieser hübschen Gans ist überwiegend weiß. Ihr schwarzer Die Rufe dieser kleinen arktischen Gans rollen angenehm durch die Luft. Scheitel, Nacken und Hals hat ihr den Zweitnamen „Nonnengans“ ein- Ihre großen Schwärme beeindrucken jedes Jahr unzählige Vogelfreunde. gebracht. Abstinent lebt die Weißwangengans aber nicht. Sie ist sogar Einst wurde die Ringelgans als Schädling verfolgt. Bei den „Ringelgans- sehr gesellig. Während der Zugzeit steht sie meist in großen Schwärmen tagen“ auf den Halligen ist sie heute die Hauptattraktion. Ringelgänse von Tausenden Tieren und rupft Gräser. Im Gegensatz zur Ringelgans sind mit ihrem weißen Band um den Hals kaum zu verwechseln. Im grast sie nicht nur auf Salzwiesen, sondern auch auf Grünland hinter Flug hebt sich ihr dunkler Körper deutlich von dem strahlend weißen den Deichen, besonders an Flussmündungen. Abends fliegen Nonnen- Schwanzbereich ab. Am Boden sieht man sie vor allem auf Salzwiesen. gänse mit lauten Rufen zu ihren Schlafgewässern im Binnenland. Die Kontaktrufe klingen wie entferntes Hundegebell. J F M A M J J A S O N D Lebensweise J F M A M J J A S O N D Ab April ziehen Ringelgänse in ihre Brutgebiete. Zu dieser Zeit lassen sie Lebensweise sich überall im Wattenmeer beobachten. Auf den Halligen und Inseln Während die Weißwangengänse aus Ostgrönland und Spitzbergen in Schleswig-Holsteins stehen oft Schwärme von mehreren Tausend Vö- Irland und Großbritannien überwintern, kommen die meisten Vögel geln zusammen. Sie gehören zur dunkelbäuchigen Rasse und brüten in Gewässer im Binnenland, Grünland, im Wattenmeer aus Nordwestsibirien um die Barentssee und aus dem der russischen Arktis. Die hellbäuchigen Ringelgänse aus Nordkanada, Watt, Seegraswiesen, Salzwiesen Salzwiesen, Polder Ostseeraum. In Deutschland rasten wegen des guten Nahrungsangebots Grönland und Spitzbergen unterbrechen ihren Flug dagegen in Südskan- zunehmend mehr, im Frühjahr bis zu 186.000 Tiere. Weißwangengänse dinavien und Irland und weichen nur in strengen Wintern ins Watten- Seegras, Gras Gras, Keimlinge bleiben in Schleswig-Holstein heute vier bis sechs Wochen länger als meer aus. Bevor die Ringelgänse im Herbst in ihre Winterquartiere in noch vor 20 Jahren. Bis in die zweite Maihälfte fressen sie sich Fettreser- Frankreich und den Niederlanden weiterziehen, fressen sie die Algen, Verlust von Seegraswiesen, Jagd ven an. Mit dieser Strategie können sie den Ostseeraum komplett über- Seegräser und Salzwiesenpflanzen im Wattenmeer ab. Bis zu 1.700 Tiere Jagd in Russland, Klimawandel fliegen und Rastplätze vermeiden, auf denen die Nahrungskonkurrenz bleiben auch im Winter hier. bereits zu groß ist.

Brutbestand Deutschland 192 Paare (Stand: 2005) Brutbestand Europa 1.000 bis 2.300 Paare (Stand: 2000) Rastbestand NW-Europa 780.000 Tiere (Stand: 2010) Rastbestand NW-Europa 240.000 Tiere (Stand: 2006) Bestandsentwicklung Bestandsentwicklung Um 1950 gab es weltweit nur noch etwa 20.000 Ringelgänse. Ursachen In den 1970er Jahren wanderte von den Niederlanden aus eine neue dafür waren die starke Bejagung auf ihrem Zugweg sowie Nahrungs- Wussten Sie schon … Brutpopulation ins Wattenmeer ein, die sich weiter vermehrte. In Nord- mangel. Nachdem die Jagd in Mitteleuropa weitgehend eingestellt wurde, Die Weißwangengänse der Tundra nutzen ein be- brüten inzwischen mehr als 200 Paare, die meisten davon im nahm Anfang der 1990er Jahre die Zahl der Tiere auf über 300.000 zu, sonderes Frühwarnsystem. Sie brüten oft in der Rickelsbüller und Beltringharder Koog. In Niedersachsen sind es nur in den Folgejahren aber wieder auf etwa 240.000 Tiere ab. Vogelforscher Nähe von Wanderfalken auf erhöhten Punkten wenige Paare. Mehr als 80 Prozent aller Weißwangengänse halten sich nehmen an, dass sich die Brutbedingungen in der Arktis verschlechtert in der Landschaft. Mit ihren guten Augen erken- jedes Jahr im Wattenmeer auf. Wie Ringelgänse sind auch sie eine Tou- haben. Ringelgänse wurden lange Zeit von Landwirten verfolgt, weil sie nen die Greifvögel Gefahren wie Polarfüchse viel ristenattraktion. Landwirte freut ihre große Zahl dagegen weniger, Äcker und Wiesen abweiden. Heute werden sie weitgehend als Teil der schneller. Damit sind auch die Gänse frühzeitig denn die Vögel fressen sich auch auf Grünlandflächen und Äckern satt. Wattenmeerlandschaft akzeptiert. Auf den Halligen erhalten die Land- gewarnt. Außerhalb der Nationalparks werden die Tiere daher oft mit Schreck- wirte heute Entschädigungszahlungen für Ertragsausfälle. schüssen verscheucht und bis ins Frühjahr bejagt. Die Schüsse stören al- lerdings auch andere Vögel wie Goldregenpfeifer. Zudem müssen häufig aufgeschreckte Gänse umso mehr Nahrung aufnehmen. Für grasfres- sende Vogelarten sollten daher ungestörte Rast- und Nahrungsflächen eingerichtet und auch die Jagd eingestellt werden. Landwirte sollten für Wussten Sie schon … ihre Verluste Entschädigungen erhalten. Anfang des 20. Jahrhunderts führte eine Pilzinfektion zu einem Massen- sterben von Seegräsern, der Hauptnahrung von Ringelgänsen. Infolge- dessen starben Tausende Vögel.

22 23 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Gute Beobachtungsgebiete für die Wintergäste sind der Ri- Im Sommer lassen sich die mausernden Eiderenten auf den ckelsbüller Koog und die Halligen in Nordfriesland sowie Sandbänken sehr gut bei Seehundfahrten vom Schiff aus be- Dollart und Jadebusen in Niedersachsen. Pfeifenten äsen obachten. xxxPfeifente auch häufig in Flussniederungen, zum Beispiel im Rheider- Eiderente land und an der Eider. Dort sitzen sie oft zwischen Schwänen Anas penelope | Eurasian Wigeon Somateria mollissima | Common xxxEider xxx und Gänsen.

Nächtliche Ruferin Topschwimmerin mit starkem Magen Ihre kurzen, scharfen „wiu“-Rufe gaben der Pfeifente ihren Namen. Sie An ihrem keilförmigen Kopf und der schwarz-weißen Färbung der erklingen sogar nachts, wenn Pfeifenten an Land oder im Watt auf Nah- Erpel lassen sich Eiderenten gut erkennen. An Land wirkt diese große rungssuche gehen. Ebenso wie Gänse, mit denen sie oft zusammenste- Meeresente eher schwerfällig und plump. Dafür schwimmt und taucht hen, ernähren sie sich ausschließlich von Gräsern und Wasserpflanzen. sie gut. Auf der Suche nach Miesmuscheln tauchen Eiderenten manch- Die kleine Ente muss besonders viel fressen, um ihren Energiebedarf mal bis zu 20 Meter tief. Mit dem Schnabel reißen sie die Muscheln von zu decken: pro Tag etwa die Hälfte ihres Körpergewichts. Dafür geht den Miesmuschelbänken ab oder graben sie aus. Ihre Beute frisst die Ei- sie täglich 15 Stunden auf Nahrungssuche. Pfeifenten wirken am Bo- derente komplett. Harte Schalen von Krebsen, Muscheln und Schnecken den eher unscheinbar, sind im Flug an ihrem weißen Bauch und spitzen knackt sie erst in ihrem starken Kaumagen und würgt sie als Speiballen Schwanz aber gut zu erkennen. wieder aus.

J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D Lebensweise Lebensweise Weltweit gibt es etwa drei Millionen Pfeifenten. In Europa brüten etwa Eiderenten brüten in Nordeuropa bis in die hohe Arktis, die meisten in 330.000 Brutpaare, etwa 1,7 Millionen Tiere überwintern. Das Watten- Skandinavien. Ihr südlichstes Verbreitungsgebiet liegt an der nordfran- meer liegt am südlichen Rand des Brutgebiets und wird vor allem als zösischen Atlantikküste. Das deutsche Wattenmeer nutzen sie vor allem Überwinterungs- und Rastgebiet angeflogen. Die Vögel nutzen hierzu zum Überwintern und Mausern. Im Winter halten sich dort 150.000 große Buchten, Küstenpolder und Halligen. Zur Mauser im September Tiere auf, zur Mauser im Spätsommer 250.000. Nur etwa 1.300 Vögel sammeln sie sich in der Eidermündung oder im Hauke-Haien-Koog in brüten auch an der deutschen Nordseeküste, die meisten auf den Inseln Schleswig-Holstein. Nur wenige Pfeifenten brüten auch im schleswig- Borkum, Mellum und . Priele und offene See mit Muschelbänken, Watt, Seegraswiesen, Grünland, holsteinischen Wattenmeer. Sandbänke, Inseln Salzwiesen, Polder Muscheln, Stachelhäuter, Krebstiere Gras, Keimlinge, Seegras, andere Wasserpflanzen Bestandsentwicklung Muschelfischerei, Wasserverschmutzung, Bestandsentwicklung In Niedersachsen wuchs die Zahl der Brutpaare in den vergangenen 30 Offshore-Windkraft, Schiffsverkehr, Jagd, Störungen durch Landwirte, Pfeifenten dürfen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gejagt wer- Jahren, in Schleswig-Holstein sank sie dagegen seit 1991 um die Hälf- Wassersport in den Nationalparks Rückgang von Seegraswiesen, Eiswinter den. Viele Landwirte ärgert es, dass die Tiere ihre Wiesen und Felder te. Als Ursache gilt die übermäßige Muschelfischerei, denn sie raubt abgrasen. Außerhalb der Nationalparks dürfen sie daher durch Warn- den Tieren ihre Nahrungsgrundlage. Im Winter 2000/2001 verhunger- schüsse verjagt werden. Weil die Vögel aber am Fressen gehindert wer- ten deshalb in den Niederlanden und Deutschland 31.000 Eiderenten. den, verlieren sie wertvolle Energie, die sie durch noch mehr Nahrung Störungen durch Flugzeuge und Boote sowie Wasserverschmutzungen Brutbestand Deutschland 1.100 bis 1.300 Paare Brutbestand Deutschland 34 Paare (Stand: 2006) ausgleichen müssen. Auch scheuchen die Schüsse andere Vögel wie mit Öl und Pflanzenschutzmitteln schwächen die Tiere zusätzlich. Ein (Stand: 2005) Rastbestand NW-Europa 1.500.000 Tiere (Stand: 2006) Kiebitze oder Trauerseeschwalben auf. Bessere Lösungen wären Aus- Stopp des Öleintrags in die Nordsee, strikte Fischereiquoten und eine Rastbestand NW-Europa 760.000 Tiere (Stand: 2006) gleichszahlungen für betroffene Landwirte sowie die Einrichtung zu- angepasste Verkehrsführung im Wattenmeer sind dringend notwendig. sätzlicher Gebiete, in denen Pfeifenten ungestört fressen dürfen. Auch bei der Planung von Offshore-Windanlagen muss die Eiderente berücksichtigt werden.

Wussten Sie schon … Weil sie auch nachts auf Nahrungssuche gehen, müssen Pfeifenten be- Wussten Sie schon … sonders gut sehen können. Auf ihrer Augenrückseite besitzen sie des- Ihr lateinischer Name bedeutet „die Allerweichste mit dem schwarzen halb eine zusätzliche Schicht, die das einfallende Licht reflektiert. Die Körper“. Mit den weichen Eiderdaunen aus den Nestern füllen die Islän- Sehnerven werden daher doppelt vom Licht getroffen. der Kissen und Bettdecken. Die „Eiderbauern“ nehmen immer nur ei- nen Teil der Daunen aus den Nestern und bewachen die Brutkolonien.

24 25 Beobachtungstipp Brandgänse lassen sich im Wattenmeer das ganze Jahr über beobachten. Zur Mauserzeit sieht man mit dem Fernrohr Tausende Tiere vor der Küste der Halbinsel . xxxBrandgans Die Jungvögel sind durch ihre „verwaschene“ Zeichnung, das fehlende Brustband und den noch matt rosa Schnabel Tadorna tadorna | Common Shelduck xxx xxx erkennbar.

Watt, Sandbänke, Dünen, Salzwiesen

Schnecken, Würmer, Krebstiere

Zwischen Gans und Ente Störungen durch Boote, Ölverschmutzung, Den langen Hals von den Gänsen, den flachen Schnabel von den En- Lebensraumverlust ten. Die Brandgans gehört zu den Halbgänsen und besitzt Merkmale von beiden Vogelgruppen. Manche nennen sie auch Brandente, die Be- Brutbestand Deutschland xxx zeichnung „Brandgans“ hat sich aber durchgesetzt. Ihren Namen hat BrutbestandRastbestand Deutschland NW-Europa 6.200 bis xxx 6.400 Paare (Stand: 2005) die Brandgans vom rostroten Brustband. Mit dem roten Schnabel und Rastbestand NW-Europa 300.000 Tiere (Stand: 2006) schwarz-weißen Gefieder ist sie auch gut von Weitem zu erkennen. Brandgänse fressen Schnecken, Plattmuscheln und Krebstiere, die sie mit dem Schnabel aus dem oberen Schlick heraussieben. Ihre Brutplätze liegen abseits vom Watt in Dünen, Heiden oder Erdwällen. Dort legen sie ihre Eier in alte Kaninchenbaue oder andere Erdhöhlen.

J F M A M J J A S O N D Lebensweise Brandgänse haben zwei Verbreitungsschwerpunkte: Eine kleine Gruppe brütet am Schwarzen und am Kaspischen Meer. Die meisten der welt- weit 600.000 Brandgänse leben aber an der europäischen Atlantikküs- te zwischen Nordnorwegen und der Biskaya. Die Nordsee ist deutlich stärker besiedelt als die Ostsee. Vor allem das Wattenmeer zieht viele Brandgänse an, denn dort finden sie reichlich Nahrung. Manche blei- ben das ganze Jahr. Brandgänse brüten auf den Ost- und Nordfriesi- schen Inseln, aber auch im Binnenland, am Niederrhein, an der Elbe und auf Rieselfeldern. Zwischen Juli und September, während der Mau- ganzjähriges Vorkommen Überwinterungsgebiet Brutgebiet Aufenthalt zur Zugzeit serzeit, versammeln sich bis zu 200.000 Brandgänse aus ganz Europa in der äußeren Elbmündung und auf der Insel Trischen. Brandgansforschung Obwohl die Brandgans eine auffällige Wattbewohnerin ist, gibt es noch große Wissenslücken hinsichtlich ihrer Le- bensweise. In einem Forschungsprojekt des NABU mit Bestandsentwicklung dem Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Seit den 1960er Jahren bis ins Jahr 2000 hat die Zahl der Brandgänse Universität Kiel werden seit 2011 Brandgänse mit kleinen in Europa stetig zugenommen. Seither sinkt sie regional, besonders im Satellitensendern ausgestattet, um ihre Bewegungen im deutschen Wattenmeer. Hier werden auch die mausernden Brandgänse Wattenmeer genau zu verfolgen. Der NABU erhofft sich weniger. Zwischen 2000 und 2008 sank ihre Zahl um 90.000 Tiere, also dadurch Hinweise auf Ursachen für die Bestandsrückgänge. Wussten Sie schon … 40 Prozent. Die Gründe dafür sind noch unbekannt. In ihrem Mauser- Die Reise der Sendergänse kann live verfolgt werden unter Brandgänse haben Kindergärten. Manche Altvögel gebiet in der Elbmündung werden Brandgänse vor allem durch Fische- www.NABU.de/brandgansforschung. lassen ihre nicht flüggen Jungen bei anderen Brand- rei- und Freizeitboote gestört. Zudem wird nur drei Kilometer vor der gänsen zurück, während sie selbst schon in die Mau- Insel Trischen Erdöl gefördert. Ein Ölunfall hier oder in der viel befah- sergebiete fliegen. Von wenigen Altvögeln werden renen Elbe hätte verheerende Folgen. Offen ist, ob der Rückgang auch dann bis zu 100 Küken betreut. mit dem Mangel an Nahrung und Bruthöhlen zusammenhängt.

27 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Austernfischer lassen sich das ganze Jahr über im Watten- Am Katinger Watt in Schleswig-Holstein lassen sich Säbel- meer beobachten. Auffällig sind die „Trillerturniere“ benach- schnäbler von Beobachtungshütten des NABU aus beim barter Paare. Um ihr Revier zu verteidigen, laufen die Vögel Brutgeschäft beobachten. Nach der Brutzeit rasten große xxxAusternfischer mit gesenktem Kopf und erhobenen Schultern laut trillernd Trupps im Jadebusen, Dollart sowie in der Elbmündung. Säbelschnäbler umeinander herum. xxxHaematopus ostralegus | Eurasian Oystercatcher Recurvirostra avosetta | Pied Avocetxxx

Auffälliger Muschelknacker Schwarz-weißer Miniflamingo Der Austernfischer ist nicht zu übersehen. Mit durchdringenden Pfiffen Mit seinem schwarz-weißen Gefieder und dem aufwärts gebogenen und Trillern macht dieser Watvogel auf sich aufmerksam. Aus seinem Schnabel ist der Säbelschnäbler nicht zu verwechseln. Seine Nahrung schwarz-weißen Gefieder leuchten Schnabel, Beine und Augen rot her- findet er im flachen Wasser und an Ufern mit wenig Pflanzenbewuchs. vor. Viele nennen den Austernfischer deshalb auch „Halligstorch“. Seine Dabei schwenkt er seinen Kopf hin und her und durchsiebt mit dem Nahrung findet er im Watt: Borstenwürmer, Krebse, Schnecken und Schnabel die obere Schlick- und Wasserschicht nach kleinen Krebsen, vor allem Muscheln. Harte Schalen spaltet oder hämmert er mit dem Würmern und Insektenlarven. Wie Flamingos stehen Säbelschnäbler Schnabel auf. oft in Gruppen zusammen und gehen auch gemeinsam auf Beutefang. Die Küken können sofort nach ihrer Geburt laufen, schwimmen und Nahrung suchen. J F M A M J J A S O N D Lebensweise J F M A M J J A S O N D In Nord-, West- und Mitteleuropa brüten 300.000 bis 400.000 Austern- fischerpaare, die meisten an den Küsten. Im Wattenmeer brüten 36.000 Lebensweise bis 48.000 Paare. Die Hälfte aller nordeuropäischen Austernfischer ver- Weltweit gibt es rund 200.000 Säbelschnäbler. Im Wattenmeer brüten bringt hier auch den Winter. Ihre Eier legen die Vögel in Salzwiesen und mehr als die Hälfte aller nordwesteuropäischen Vögel: etwa 13.000 Paa- an Stränden ab. Im Binnenland brüten sie auch auf Äckern und sogar re. In Schleswig-Holstein waren es 2006 rund 4.400, mehr als doppelt auf Parkplätzen und Baustellen. so viel wie in Niedersachsen. Die meisten und größten Kolonien fin- den sich auf Festlandsalzwiesen in der Nähe großer Flussmündungen oder an schlickreichen Buchten. Die Dithmarscher Salzwiesen und Watt, Lagunen, Flussmündungen, Salz- Köge sind beliebte Brutplätze. Auf den Inseln leben dagegen nur wenige wiesen, Naturschutzpolder Paare. Den Winter verbringen die meisten Säbelschnäbler an den Küs- Bestandsentwicklung ten Westeuropas und Westafrikas. In milden Wintern bleiben viele im Kleine Krebstiere, Mikroorganismen

Jahrzehntelang wuchsen die Austernfischerbestände in Deutschland. Seit südlichen Wattenmeer. Tiere, die in der Nähe überwintern, können bei Watt, Muschelbänke, Salzwiesen, Vordünen, 1997 nehmen sie ab. In Schleswig-Holstein ging die Zahl der Brutpaare Wetterverbesserungen flexibel reagieren. Sie kommen häufig früher ins Lebensraumverlust, steigender Meeres- Weiden zwischen den Jahren 1996 und 2006 von etwa 20.000 auf nur noch 10.000 Wattenmeer zurück, besetzen die besten Brutplätze und ziehen mehr spiegel, Pflanzenaufwuchs Paare zurück. Eine große Gefahr für die Vögel ist die Muschelfischerei. In Junge groß. Muscheln, Stachelhäuter, Schnecken, den 1990er Jahren starben in den Niederlanden Tausende Austernfischer,

Würmer, Krebstiere weil sie im Winter nicht mehr genug Nahrung fanden. Zudem gefährden Brutbestand Deutschland 6.600 Paare (Stand: 2005) Sturmfluten und Beutegreifer ihre Nester. Die meisten Küken wachsen Rastbestand NW-Europa 73.000 Tiere (Stand: 2006) Muschelfischerei, Klimawandel, Beutegreifer, deshalb auf Halligen und Inseln heran, wo sie vor Mardern und Füchsen zerschnittene Lebensräume geschützt sind. Untersuchungen auf Halligen haben gezeigt, Bestandsentwicklung dass Austernfischerküken hohe Steinschüttungen, die zum Seit Ende der 1980er Jahre rasten immer weniger Säbelschnäbler im Wat- Wussten Sie schon … Küstenschutz dienen, nicht überwinden können. Damit sie tenmeer. Zum einen kommen weniger Paare aus den Brutgebieten an der Brutbestand Deutschland 31.000 Paare (Stand: 2005) ihre Nahrungsgebiete im Watt überhaupt erreichen, müssen Ostsee und in Dänemark. Zum anderen gingen die Brutpaare auch im In Großbritannien war der Säbelschnäbler Mitte Rastbestand NW-Europa 1.020.000 Tiere (Stand: 2006) Küstenschutzbauwerke für sie passierbar sein. Wattenmeer zurück. Ihnen fehlen geeignete Brutplätze, besonders flache des 19. Jahrhunderts ausgestorben. 1940 gelang es Gewässer mit Inseln ohne Pflanzenbewuchs, die bei Flut nicht überspült dort, die Art wieder anzusiedeln. Seitdem ziert der werden. Allerdings nehmen Säbelschnäbler auch angelegte Biotope an. Säbelschnäbler das Logo der RSPB, des britischen Der Mangel an Nistplätzen kann daher zum Teil mit künstlichen Inseln in Partners von BirdLife International. küstennahen Poldern ausgeglichen werden. Wussten Sie schon … Austernfischer können gut schwimmen. Vögel, die verletzt sind oder noch nicht fliegen können, flie- hen vor Feinden auf das Meer und tauchen. Unter Wasser schwimmen sie bis zu 15 Meter weit.

28 29 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Die meisten Sandregenpfeifer brüten auf den Halligen und Mit etwas Glück kann man Seeregenpfeifer unter anderem in den Naturschutzkögen Nordfrieslands, wo man sie zur am Katinger Watt in Schleswig-Holstein und auf der Insel Brutzeit gut beobachten kann. Während des Zugs rasten be- Borkum sehen. Vermeiden Sie dabei unbedingt, die Tiere zu xxxSandregenpfeifer sonders viele zwischen Eider- und Elbmündung. stören. Seeregenpfeifer xxxCharadrius hiaticula | Common Ringed Plover Charadrius alexandrinus | Kentish Ploverxxx

Küstentyp mit Weitsicht Kleiner Weltbürger Der Sandregenpfeifer ist ein typischer Küstenbewohner. Wie der Fluss- Der Seeregenpfeifer ist ein Weltbürger. Seine sechs Unterarten bewoh- regenpfeifer trägt auch er ein schwarzes Halsband, aber keinen gelben nen die Küsten und kargen Steppen auf vier Kontinenten. Die europäi- Lidring um die Augen. An seinem orangefarbenen Schnabelansatz und schen Seeregenpfeifer besiedeln vor allem die Mittelmeerküsten. Die den gleichfarbigen Beinen lässt er sich gut erkennen. Sandregenpfeifer kleinen Watvögel sind kaum größer als heimische Singvögel und wir- besiedeln flache Küsten. Ihre Nester bauen sie auf trockene, freie Flä- ken daher unscheinbar. Erst durch ihre schnellen Bewegungen fallen chen mit guter Sicht, damit sie Gefahren und Nesträuber rechtzeitig sie auf. Wie Sandregenpfeifer tragen die Männchen eine schwarz-weiße erkennen können. Strände oder Salzmarschen mit wenig oder sehr kur- Gesichtsmaske, das Halsband ist aber unterbrochen. Seeregenpfeifer lie- zem Bewuchs sind ideal. ben offenes Gelände mit sandigem Untergrund. An der Nordsee brüten sie an Stränden und auf Flächen mit wenig Pflanzenbewuchs.

J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D Lebensweise Das Wattenmeer ist das wichtigste deutsche Brutgebiet der Vogelart. Lebensweise Außerdem rasten hier Sandregenpfeifer aus nordostatlantischen und si- Große Schwärme der Art sieht man im Wattenmeer nicht, denn hier birischen Regionen sowie aus Grönland und Nordostkanada. Während liegt bereits ihre nördliche Verbreitungsgrenze. In Schleswig-Holstein Watt, Dünen, Strände, Salzwiesen, Polder die heimischen Brutvögel bereits ab März an ihren Brutplätzen eintref- brüten 2011 231 Paare auf den Sandbänken der Eiderstedt-Halbinsel fen, kommen die nordischen Tiere von Mai bis Anfang Juni sowie auf und in den Naturschutzkögen an der Küste. Nach der Brutzeit mausern Würmer, Muscheln und Krebse, Insekten dem Rückweg nach der Brutzeit von Juli bis Oktober ins Wattenmeer. sie vor St. Peter-Ording. Auf den Ostfriesischen Inseln ging die Zahl Von hier aus ziehen sie weiter ins westliche Afrika. Nur wenige Tiere der Vögel in den vergangenen Jahren stark zurück. Aktuell brüten dort bleiben auch über den Winter. Sandregenpfeifer rasten bei Hochwas- weniger als zehn Paare. Für den Winter ziehen Seeregenpfeifer weiter Lebensraumverlust, Tourismus, fehlende ser gern auf kurzrasigen Salzwiesen. Die deutschen Brutvögel gehören bis nach Westafrika. Küstendynamik, Beutegreifer zur Unterart Charadrius hiaticula hiaticula, die nur noch 73.000 Tiere Sandbänke, Watt, Naturschutzpolder umfasst. Ringelwürmer, Schnecken, Muscheln, Brutbestand Deutschland 890 bis 920 Paare Krebse, Insekten und Spinnen (Stand: 2005) Bestandsentwicklung Rastbestand NW-Europa 120.000 bis 220.000 Tiere An ihren natürlichen Brutplätzen können Seeregenpfeifer kaum noch Lebensraummangel, Tourismus, Beutegreifer, (Stand: 2000) Bestandsentwicklung erfolgreich brüten. Vor allem Beutegreifer, aber auch Sturmfluten und steigender Meeresspiegel Der Sandregenpfeifer ist bei uns vom Aussterben bedroht. Seit Anfang Spaziergänger, die unabsichtlich in die Nähe der Nester geraten, setzen Wussten Sie schon … der 1990er Jahre haben sich seine Brutbestände im deutschen Watten- ihnen zu. Geschützte Strandbereiche sollten daher nicht betreten wer-

Sandregenpfeifer zeigen ein besonderes Zugver- meer fast halbiert auf nur noch 460 Paare. Hauptgrund sind fehlende den. Weil die Ufer am Wattenmeer überwiegend befestigt sind, bilden Brutbestand Deutschland etwa 240 Paare (Stand: 2011) halten: den „Übersprungzug“. Dabei ziehen die Nistplätze. Strände ohne Touristen und Freizeitsportler sind rar. Pol- sich auch nur wenige neue Sandbänke, auf denen die Tiere ihre Eier Rastbestand NW-Europa 62.000 bis 70.000 Tiere am nördlichsten brütenden Tiere am weitesten in derflächen böten eine Alternative, ihr Bewuchs ist aber häufig zu hoch, ablegen können. Manche weichen daher auf angelegte Polder aus. Der (Stand: 2006) den Süden, während die mittel- und westeuropä- sodass die Vögel leichte Beute von Beutegreifern werden können. Auch Pflanzenbewuchs darf hier nicht zu hoch sein, damit die Seeregenpfeifer ischen Brutvögel Standvögel sind oder nur kurze die Klimaerwärmung wird es Sandregenpfeifern in Zukunft schwerma- Fressfeinde und Störungen rechtzeitig erkennen können. Im Beltring- Strecken fliegen. Auf diese Weise „überspringen“ chen, denn mit dem steigenden Meeresspiegel gehen flache Küstenbe- harder Koog bei werden solche Ersatzbrutgebiete seit einigen die nordischen Tiere ihre Artgenossen in den ge- reiche verloren. Neue Habitate in der Arktis werden diesen Arealverlust Jahren gezielt beweidet. Seitdem erholen sich dort die Seeregenpfeifer- mäßigten Breiten. nicht ausgleichen können. Strände sollten daher in Abschnitten von bestände wieder. Nutzungen freigehalten und die natürliche Küstendynamik wiederher- gestellt werden.

Wussten Sie schon … Seeregenpfeifer paaren sich ungewöhnlich lang. Der Akt dauert mehrere Minuten und endet erst, wenn sich das Männchen auf den Rücken fallen lässt. 30 31 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Goldregenpfeifer fallen im Flug durch ihre wehmütigen, flö- Kiebitzregenpfeifer lassen sich gut dabei beobachten, wie sie tenden Rufe auf. Im späten Frühjahr und Sommer mischen Watt- und Seeringelwürmer aus dem Boden ziehen. Typisch sich auch seltene Mornellregenpfeifer und weitere Regen- für sie ist, dass sie ihre Beute vor dem Fressen im Wasser xxxGoldregenpfeifer pfeiferarten unter die Goldregenpfeifertrupps. abspülen. Kiebitzregenpfeifer xxxPluvialis apricaria | European Golden Plover Pluvialis squatarola | Grey Ploverxxx

Seltener Einzelgänger Nordlicht mit guten Augen Die gelb-schwarzen Deckfedern geben dem Goldregenpfeifer seinen Von allen Regenpfeifern ist der Kiebitzregenpfeifer der größte und Namen. Von Weitem schimmern sie wie Gold. Im Hochmoor und Ge- langbeinigste. Er hat eine eher rundliche Figur und einen dicken Kopf birge, wo er hauptsächlich brütet, ist der Goldregenpfeifer damit opti- und Schnabel. Gesicht, Brust und Bauch färben sich zur Paarungszeit mal getarnt. Wie beim verwandten Kiebitzregenpfeifer sind Brust und tiefschwarz. Der schwarz-weiß gesprenkelte Rücken erscheint aus der Gesicht zur Paarungszeit schwarz. Entfernung silbergrau. Im Flug erkennt man ihn gut an seinen schwar- zen Achseln. Kiebitzregenpfeifer suchen ihre Nahrung mit den Augen. Mehrere Sekunden starren sie regungslos auf den Schlick und versu-

J F M A M J J A S O N D chen Muscheln oder Würmer zu erspähen. Dann laufen sie an eine an- dere Stelle und verharren dort erneut. Lebensweise Früher brüteten viele Goldregenpfeifer in Deutschland. Durch die Zer-

störung von Mooren und Feuchtgebieten ist die Vogelart hierzulan- J F M A M J J A S O N D de nahezu ausgestorben. Goldregenpfeifer brüten von Island, Irland, Großbritannien und Skandinavien bis nach Zentralsibirien. Während Lebensweise der Brutzeit leben sie als Einzelgänger. Erst zur Zugzeit von August bis Selbst Skandinavien scheint dem Kiebitzregenpfeifer noch zu warm November werden sie geselliger. Mehr als 200.000 Vögel ziehen dann zu sein, denn er brütet ausschließlich oberhalb der Baumgrenze in der in großen Trupps nach Süden und rasten im Wattenmeer. Gemeinsam arktischen Tundra Russlands und Nordamerikas. Maximal 11.000 Paare mit Kiebitzen oder Lachmöwen suchen sie auf den küstennahen Äckern brüten im europäischen Teil Russlands. Von den weltweit etwa 700.000 und Weiden nach Nahrung. In Schleswig-Holstein sieht man sie häufig Kiebitzregenpfeifern fliegt mehr als ein Fünftel auf dem ostatlantischen auf beweideten Salzwiesen. Zugweg nach Süden. Das Wattenmeer ist für viele ein begehrtes Rast- Watt, Sandbänke, Salzwiesen gebiet. Große Schwärme erscheinen im Mai, wenn die Tiere nach Nor- den in ihre Brutgebiete fliegen, sowie ab August auf ihrem Rückweg. Würmer, Muscheln und Krebstiere, Insekten Watt, Grünland, Salzwiesen, In milden Wintern bleiben viele Kiebitzregenpfeifer an der Nordsee. In Naturschutzpolder kälteren ziehen sie bis zum Mittelmeer oder gar bis nach Südafrika. Klimawandel und Anstieg des Meeres- Bestandsentwicklung spiegels Würmer, kleine Muscheln und Krebse, In ihrem europäischen Brutgebiet, zu dem auch Deutschland gehört, finden Goldregenpfeifer so gut wie keine Brutlebensräume mehr. Um Insekten die Art als deutschen Brutvogel zu erhalten, müssten Moore und andere Brutbestand Deutschland 2.100 bis 11.000 Paare (Stand: 2000) Bestandsentwicklung Lebensraumverlust, Jagd in anderen Feuchtgebiete großflächig renaturiert oder neu geschaffen werden. Auch Rastbestand NW-Europa 247.000 Tiere (Stand: 2006) Ländern, Windparks in Rastgebieten die Rastbestände im Wattenmeer, wo südliche und nordische Goldre- Mitte der 1990er Jahre gingen die Rastbestände der Kiebitzregenpfeifer genpfeifer zusammentreffen, nehmen seit Jahrzehnten ab. In manchen im Wattenmeer stark zurück. Aktuell stabilisiert sich ihre Zahl, aller- Ländern, etwa in Frankreich und in Dänemark, dürfen die Vögel noch dings mit regionalen Schwankungen. Kiebitzregenpfeifer benötigen un- immer gejagt werden und erreichen oft gar nicht ihr Ziel. An den Küsten gestörte Salzmarschen und Sandbänke, auf denen sie während der Flut Wussten Sie schon … Brutbestand Deutschland 8 Paare (Stand: 2005) kollidieren sie zudem mit Windparks, die ihren Lebensraum zerschnei- rasten können. Deren Erhalt ist daher besonders wichtig. Anders als der Kiebitzregenpfeifer haben einen markanten Ruf, Rastbestand NW-Europa 500.000 bis 1.000.000 den. Damit die Vögel für die Nahrungssuche nicht weit fliegen müssen, verwandte Goldregenpfeifer weicht diese Art zur Nahrungssuche nur der im Watt weithin zu hören ist. Der Tonwechsel Tiere (Stand: 2006) sollten neue deichnahe Feuchtgebiete geschaffen werden. Diese und be- selten ins Binnenland auf Äcker und Grünland aus. klingt wie ein Junge, der einem Mädchen hinter- stehende Rastplätze müssen von Windparks freigehalten werden. herpfeift.

Wussten Sie schon … Goldregenpfeifer flitzen auf der Suche nach Nahrung schnell hin und her. Gelegentlich trampeln sie mit den Füßen und locken damit Wür- mer an die Bodenoberfläche.

32 33 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Im März und April lassen sich im Königshafen auf Sylt und Die besten Chancen, Sanderlinge zu sehen, bieten Strände, auf den Nordfriesischen Halligen große Knuttschwärme die zum offenen Meer hin orientiert sind. Viele Vögel sam- beobachten. In Niedersachsen sieht man sie gut von den meln sich auf den Inseln Borkum, , , aber xxxKnutt Ostfriesischen Inseln aus. auch vor St. Peter-Ording sowie im Mai an der Eider- und Sanderling Elbmündung. xxxCalidris canutus | Red Knot Calidris alba | Sanderlingxxx

Geselliges Energiepaket Flinker Sandläufer Der Knutt ist der größte Strandläufer im Wattenmeer. Er ist etwa so Kein anderer Wattbewohner ist so eng an sandige Strände gebunden wie groß wie eine Drossel und hat eine gedrungene Gestalt. Manchmal ste- der Sanderling. Oft sieht man Sanderlinge im Laufschritt an der Was- hen die geselligen Vögel zu Tausenden Schulter an Schulter im Watt. serlinie entlanglaufen und angespülte Krebse picken. Der lateinische Im Winter tragen sie Grau-Weiß. Im Frühjahr zeigen sie einen knall- Artname alba (weiß) deutet auf die sehr helle Winterfärbung hin, die roten Bauch. In ihren Brutgebieten fressen Knutts vor allem Insekten, den Sanderling von anderen Strandläufern unterscheidet. Seine Ober- im Wattenmeer dagegen fast ausschließlich kleine Muscheln. Mit dieser seite ist dann silbergrau, Beine und Schnabel schwarz. Im Flug wirkt Kraftnahrung können sie ihr Körpergewicht nahezu verdoppeln und der Vogel nahezu weiß. Erst im Frühjahr färben sich Gesicht, Kehle und sind damit gut für den Flug um die halbe Welt gerüstet. Rücken rötlich-schwarz.

J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D Lebensweise Lebensweise Knutts brüten in sechs Regionen im arktischen Eurasien und in Nord- Sanderlinge fühlen sich bei Kälte wohl. Ihre europäischen Brutgebiete amerika. Rund eine Million gibt es weltweit. Etwa 850.000 Knutts nut- liegen überwiegend auf Grönland und Spitzbergen. Mehr als 16.000 zen den ostatlantischen Zugweg. Viele von ihnen rasten im Watten- Tiere verbringen den Winter im Wattenmeer und bleiben dort selbst meer. Kaum eine andere Vogelart bildet so riesige Schwärme. Während bei strengem Frost. Die meisten der 123.000 Sanderlinge, die den ostat- die nordsibirischen Knutts vom Wattenmeer nach Westafrika ziehen, lantischen Zugweg nutzen, ziehen den warmen Süden vor. Viele über- bleiben einige Zehntausend grönländische und nordostkanadische wintern in West-, einige auch in Südafrika. Auf dem Rückweg in ihre Knutts auch im Winter. Ihre Fettreserven fressen sie sich vor allem im Brutgebiete rasten im Mai besonders viele Sanderlinge im Wattenmeer, schleswig-holsteinischen Wattenmeer an. vor allem auf der Insel Trischen, an der Eidermündung in Schleswig- Holstein und auf Sandbänken.

Sandbänke, Watt Watt, Sandbänke Bestandsentwicklung Die Zahl der Knutts im Wattenmeer hat in den 1990er Jahren abgenom- Bestandsentwicklung Muscheln, Krebstiere, Insekten Krebse, Würmer, Muscheln, Insekten men, besonders in Schleswig-Holstein. Während der Rückgang dort Seit rund zwei Jahrzehnten bleibt die Zahl der Sanderlinge auf dem ost- anhält, sind die Bestände in den anderen Wattenmeerregionen stabil atlantischen Zugweg stabil. Regional gibt es jedoch Unterschiede. Im Störungen durch Tourismus, Kitesurfen, Steigender Meeresspiegel, Störungen oder nehmen zu. Da Knutts oft in Trupps zusammenstehen, sorgt jede Wattenmeer, besonders im niederländischen, haben die Sanderlinge Meeresspiegelanstieg Störung durch Menschen, Schiffe oder Flugbetrieb dafür, dass sie zu deutlich zugenommen. In Niedersachsen werden dagegen weniger San- Tausenden auffliegen. Dabei verbrauchen die Vögel überlebenswichtige derlinge gezählt. In Schleswig-Holstein, wo zur Zugzeit mehr Tiere als Brutbestand Europa (mit Grönland) 15.000 bis 30.000 Fettreserven, die sie für den Weiterflug benötigen. Besonders sensib- in Niedersachsen rasten, blieben die Bestände stabil. Hier beobachteten Paare (Stand: 2000) le Rastgebiete sollten daher zur Zugzeit nicht betreten, befahren oder Vogelkenner in den letzten Jahren, dass die Vögel ihr Verhalten ändern. Brutbestand Europa (mit Grönland) 25.000 bis 50.000 Rastbestand NW-Europa 800.000 Tiere (Stand: 2006) überflogen werden. Damit sie genug Nahrung finden, sollte auch die Sanderlinge halten sich häufiger als früher auf Wattflächen auf, vermut- Paare (Stand: 2000) Herzmuschelfischerei weiterhin verboten bleiben. lich, weil sie dort mehr Nahrung finden. Rastbestand NW-Europa 123.000 Tiere (Stand: 2006)

Wussten Sie schon … Wussten Sie schon … Knutts haben in ihren Brutgebieten kaum Kontakt zu Menschen. Ein- Im Frühjahr fliegt der Sanderling vom Wattenmeer aus nonstop nach zelne Tiere sind daher kaum scheu und wirken nahezu zahm. Grönland. Auf dem Heimflug ins Brutgebiet tankt er im Wattenmeer auf und legt dort bis zu 60 Prozent seines Körpergewichts an Fettreser- ven zu.

34 35 Beobachtungstipp Große Trupps von Alpenstrandläufern findet man an Hoch- wasserrastplätzen. Jungvögel sind von Altvögeln gut zu un- terscheiden. Ihr Jugendkleid ähnelt dem Prachtkleid, nur die xxxAlpenstrandläufer Flanken am Bauch sind dunkel gefleckt. Im August tragen die Jungen noch ein „sauberes“, frisches Rückengefieder, Calidris alpina | Dunlin xxx xxx während das der Altvögel bereits stark abgenutzt ist.

Watt, Salzwiesen, Naturschutzpolder, Sandbänke

Schnecken, Krebse und Muscheln, Typischer Wattbewohner Würmer, Insekten 15 bis 25 Mal pro Minute trifft sein Schnabel den Boden. Emsig sucht der Alpenstrandläufer nach Nahrung, während er über den Wattboden Lebensraumverlust durch Klimawandel tippelt. Meist stehen mehrere Hundert Tiere zusammen. Von Okto- ber bis Anfang April zeigt ihr Federkleid ein unscheinbares Grau. Im Sommerprachtkleid mit schwarzem Bauch und rotbraun-schwarzer Brutbestand Deutschland 8 bis 14 Paare (Stand: 2005) Oberseite fallen sie dagegen deutlich auf. Die großen Alpenstrandläu- ferschwärme, die wie Stare ständig Formation und Richtung ändern, Rastbestand NW-Europa 1.330.000 Tiere (Stand: 2006) gehören zu den eindrucksvollsten Schauspielen im Wattenmeer.

J F M A M J J A S O N D Lebensweise Alpenstrandläufer bauen ihre Nester in Salzwiesen, Mooren, Heiden und in der baumlosen Tundra. Von den 4,6 Millionen Alpenstrand- läufern, die in den Tundren Alaskas, Nordostkanadas, Grönlands und Eurasiens brüten, rasten jedes Jahr eine Million im Wattenmeer. Vor allem auf den Salzwiesen, aber auch auf Sandbänken sammeln sich im Frühling und Spätsommer Tausende Vögel. Ihre Nahrung suchen sie im Watt. Selten brütet eine baltische Unterart in den Salzwiesen des däni- schen Wattenmeers.

Bestandsentwicklung ganzjähriges Vorkommen Überwinterungsgebiet In Deutschland werden immer weniger rastende Alpenstrandläufer Brutgebiet Aufenthalt zur Zugzeit gezählt. Dieser Trend zeigte sich in den vergangenen 20 Jahren beson- ders im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. In Niedersachsen blieb die Zahl der Tiere dagegen stabil, in den Niederlanden nahm sie sogar Rückgang in Deutschland zu. Parallel gingen die Brutbestände an der Ostsee stark zurück. Die Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brüteten Alpenstrandläufer größte Gefahr für alle Alpenstrandläufer ist der Klimawandel. Mit den noch häufig an der norddeutschen Küste. In den 1960er Jah- steigenden Temperaturen verändert sich die Landschaft in den Brut- ren gab es allein in der Dollartregion in Niedersachsen und Wussten Sie schon … lebensräumen so stark, dass die Art vermutlich einen Großteil ihres auf der Eiderstedt-Halbinsel in Schleswig-Holstein jeweils Mit den Alpen hat der Alpenstrandläufer nichts zu weltweiten Verbreitungsgebietes bis Ende dieses Jahrhunderts einbüßen noch etwa 80 Paare. Im Jahr 2000 waren es nur noch fünf tun. Ornithologen entdeckten den Vogel zu Beginn des wird. Schon jetzt werden Temperaturanstieg, Paare in beiden Gebieten zusammen. In Deutschland brüten 19. Jahrhunderts im Norden Finnlands in den „lapp- Stickstoffeinträge die letzten Alpenstrandläufer an der Küste Mecklenburg- ländischen Alpen“ und gaben ihm seinen Namen. und der damit Vorpommerns und in niedersächsischen Mooren. Ob sie verbundene stärkere auch im deutschen Wattenmeer noch brüten, ist ungewiss. Pflanzenwuchs für den Hier fehlen ihnen vor allem geeignete Brutplätze. Wichtig Rückgang des Alpenstrand- sind eine offene Landschaft und ein ausreichend hoher Was- läufers im Ostseeraum, seinem serstand. Salzwiesen und offene Polderflächen müssen daher südlichsten Brutareal, mitverant- unbedingt erhalten und die Pflege der Naturschutzpolder wortlich gemacht. und Grünlandflächen im nahen Binnenland an die Bedürf- nisse der Art angepasst werden. Zudem sind Besucher so zu lenken, dass die Tiere nicht gestört werden.

37 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Mit ihrer rostroten Färbung zählen die Altvögel zu den auf- In Schleswig-Holstein kann man Uferschnepfen am besten fälligsten Vögeln im Wattenmeer. Besonders gut lassen sie am Katinger Watt beobachten. Viele brüten aber auch in der sich im Watt bei Sylt, auf den Halligen Nordfrieslands und Föhrer Marsch. Auch die Ostfriesischen Inseln bieten gute xxxPfuhlschnepfe den Ostfriesischen Inseln beobachten. Beobachtungsplätze. Viele heimische Altvögel verlassen Uferschnepfe das Wattenmeer bereits ab Juni oder Juli. Isländische Ufer- Limosa lapponica | Bar-tailed Godwit Limosa limosa | Black-tailed Godwitxxx xxx schnepfen sieht man bis zum Spätherbst oder Winter.

Besucherin aus dem Norden Treuer Luftartist Die Pfuhlschnepfe ist die kleinere Verwandte der Uferschnepfe. Ihre Eine rötliche Brust und ein weißer, schwarz gebänderter Bauch im hohen Beine sind kürzer, ebenso ihr Schnabel. Dieser ist leicht nach oben ge- Gras – selbst im Prachtgefieder ist eine männliche Uferschnepfe nicht bogen. Das Prachtkleid der Männchen ist intensiv rostrot, das der grö- leicht zu entdecken. Umso auffälliger sind Rufe und Balzverhalten. Um ßeren Weibchen etwas matter. Pfuhlschnepfen brüten von Lappland das Weibchen zu beeindrucken, dreht und überschlägt sich das Männ- über Sibirien bis nach Alaska. Dort besiedeln sie die baumlosen Tun- chen in der Luft. Hat sich das Paar gefunden, legt das Weibchen seine dren und brüten in Mooren und sumpfigen Heiden. Eier in eine Feucht- oder Salzwiese. Uferschnepfen bleiben gewöhnlich ein Leben lang zusammen und brüten immer an derselben Stelle. Ihr langer, drucksensibler Schnabel hilft ihnen bei der Nahrungssuche. Mit ihm spüren sie im weichen Untergrund Insektenlarven und Schnecken J F M A M J J A S O N D auf oder sammeln sie an Grashalmen ab. Lebensweise Anders als die Uferschnepfe halten sich Pfuhlschnepfen eher im Watt auf als im Binnenland. Sie suchen vor allem in Sandwatten nach Nah- J F M A M J J A S O N D rung. Bei Flut rasten sie auf Salzwiesen und Sandbänken. Im Watten- meer kommen zwei Unterarten vor, die nordsibirische und die nord- Lebensweise europäische. Von den 600.000 nordsibirischen Pfuhlschnepfen, die auf Etwa ein Drittel der 630.000 Uferschnepfen weltweit nutzt den ostatlan- dem ostatlantischen Zugweg unterwegs sind, rasten viele im Juli und tischen Zugweg für den Flug zwischen den westafrikanischen Flussdel- August nur kurz im Wattenmeer und ziehen danach weiter bis an die tas und ihren europäischen Brutgebieten. Im Wattenmeer rasten zwei west- und südwestafrikanischen Küsten. Die nordeuropäische Unterart Unterarten mit nur wenigen Tieren. Sie unterscheiden sich nur gering- Watt, Sandbänke, Salzwiesen Grünland, Salzwiesen überwintert mit 120.000 Tieren im südlichen Wattenmeer und an der fügig in Gefiederfarbe, Schnabel- und Beinlänge. Die meisten - Ufer übrigen westeuropäischen Küste. In der ersten Maihälfte, wenn beide schnepfen gehören zur Unterart limosa, die in Deutschland auch brütet. Würmer, Muscheln, Krebstiere, Insekten zurück in ihre Brutgebiete fliegen, treffen im Wattenmeer etwa 350.000 Ihre Nester bauen sie am Boden auf feuchten Wiesen und Weiden, die Schnecken, Würmer, Insektenlarven, Pfuhlschnepfen zusammen. Die nordsibirischen Vögel findet man vor sie auf den Inseln, im küstennahen Binnenland und an den Mündungen Heuschrecken Klimawandel, Störungen allem an der Festlandküste, die europäischen auf den Inseln. von Elbe, Eider und Ems finden. Im Frühjahr und Herbst rastet auch die farbenprächtigere isländische Unterart im Wattenmeer, vor allem in der Lebensraumverlust, Beutegreifer, Jagd in anderen Ländern Leybucht, aber auch in den Naturschutzkögen Nordfrieslands. Brutbestand Europa 1.400 bis 7.400 Paare (Stand: 2004)

Rastbestand NW-Europa 120.000 Tiere (Stand: 2006) Bestandsentwicklung Brutbestand Deutschland 4.700 Paare (Stand: 2005) Noch rasten in Schleswig-Holstein mehr Pfuhlschnepfen als in Nieder- Rastbestand NW-Europa 162.000 bis 183.000 Tiere sachsen, aber ihre Zahl nimmt stark ab. Die meisten Tiere halten sich Bestandsentwicklung (Stand: 2006) Wussten Sie schon … auf Sylt, Memmert, Lütje Hörn, dem Japsand und in der Elbmündung Früher waren Uferschnepfen auf unseren Wiesen viel häufiger zu se- Die Pfuhlschnepfe hält den Weitflugrekord unter auf. Auch Pfuhlschnepfen bilden bei der Nahrungssuche Schwärme. hen. In den 1960er Jahren gab es bundesweit noch 14.000 Brutpaare. den Landvögeln. Den bisher längsten nachgewie- Störungen jeder Art beunruhigen somit gleich Tausende Vögel. Sie flie- Ende der 1990er Jahre waren es noch 4.300. Dieser Trend ist auch in senen Nonstopflug legte ein Weibchen zurück, das gen auf und verlieren dabei wichtige Energie- anderen Brutregionen wie den Niederlanden und Russland zu spüren. Wussten Sie schon … einen Satellitensender trug. In nur acht Tagen flog reserven. Häufig weichen die Tiere Uferschnepfen stehen daher bereits auf der Vorwarnliste der global Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Eier der es von Alaska über den Pazifik bis zu seinem Über- dann auf abgelegene bedrohten Vogelarten. Im Wattenmeer nimmt die Zahl der Tiere im Uferschnepfe ein wichtiges Nahrungsmittel für die winterungsgebiet in Neuseeland – eine Distanz von Sandbänke oder küstennahen Binnenland ab, auf den Nordseeinseln steigt sie dagegen Landbevölkerung. In den Niederlanden wurde die rund 12.000 Kilometern. Inseln aus. Weil seit den 1990er Jahren an, vermutlich, weil dort weniger Beutegreifer Uferschnepfe daher fast zum Nationalvogel. diese durch den stei- vorkommen. Vor allem das Trockenlegen von Feuchtwiesen macht der genden Meeresspiegel Art zu schaffen. Sie müssen deshalb erhalten und ihre Beweidung und und Stürme kleiner werden, Mahd reduziert werden. müssen die Rastgebiete der Pfuhlschnepfen unbedingt geschützt werden.

38 39 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Große Brachvögel halten sich oft in schlickigen Buchten auf, Dunkle Wasserläufer fallen besonders im Juni auf, wenn sie wo sie gern an den Prielen entlanglaufen. Zur Zugzeit sieht noch ihr Prachtkleid tragen. Am besten lassen sie sich in man dort auch den ähnlichen Regenbrachvogel. Die melo- Schleswig-Holstein im Meldorfer Speicherkoog und an der xxxGroßer Brachvogel dischen Rufe seines größeren Verwandten sind aber unver- Elbmündung beobachten, in Niedersachsen am Dollart und Dunkler Wasserläufer kennbar. Jadebusen. xxxNumenius arquata | Eurasian Curlew Tringa erythropus | Spotted Redshankxxx

Musikalischer Sichelschnabel Gemeinschaftsjäger Die geflöteten Triller des Brachvogels kündigten früher auf unseren Zur Brutzeit im Sommer zeigen Dunkle Wasserläufer ihr rußschwarzes Wiesen den Frühling an. Mit seinem langen gebogenen Schnabel, sei- Prachtkleid. Im hellgrauen Schlichtkleid fallen sie dagegen kaum auf nem Kennzeichen, holt der Vogel Würmer und andere Tiere aus Boden- und ähneln mit ihren roten Beinen den Rotschenkeln. Erst im Flug er- tiefen, die andere Watvögel nicht mehr erreichen. Er bevorzugt feuchten, kennt man ihr weißes Rückenoval. Dunkle Wasserläufer gehen gern ge- weichen Grund, wie er ihn im Schlickwatt findet. Obwohl sein Gefieder meinsam auf Beutefang und schwimmen dabei auch in tieferes Wasser. eher unauffällig ist, fällt der Große Brachvogel schon durch seine Größe Kleine Fische, Krebse oder Wasserinsekten mögen sie besonders. zwischen anderen Watvögeln auf.

J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D Lebensweise Lebensweise Sein Brutgebiet liegt zwischen Nordskandinavien und Ostsibirien. Jedes Nur drei bis vier Prozent des deutschen Brutbestands leben im Watten- Jahr ziehen 60.000 bis 120.000 Dunkle Wasserläufer in die Winterquar- meer. Die meisten davon brüten in den feuchten Dünentälern und Hei- tiere im Mittelmeerraum und in der Sahelzone. Etwa ein Fünftel rastet den auf den Ostfriesischen Inseln, besonders auf , Borkum im Wattenmeer. Ab Ende Juni kommen die Weibchen; Männchen und und . An der schleswig-holsteinischen Küste wurden in den Jungvögel folgen einige Wochen später. Zum Höhepunkt im August

letzten Jahren nur fünf Brutpaare gezählt. Zur Zugzeit und im Winter sammeln sich die meisten Tiere in den Salzwiesen und Wattflächen der Watt, Gewässer in Salzwiesen, Natur- sieht man Brachvögel dagegen häufig. Etwa 200.000 bis 300.000 Vögel Elbmündung und im Meldorfer Speicherkoog in Schleswig-Holstein. schutzpolder sammeln sich im Spätsommer im Watt und auf den Salzwiesen. Viele Aber auch der Dollart an der niederländischen Grenze ist als Rastplatz überwintern. beliebt. Bis Ende November ziehen nahezu alle Wasserläufer weiter. Würmer, Muscheln, Krebse, Insekten

Zerstörung von Feuchtgebieten entlang

des Zugwegs, Klimawandel Watt, feuchte Dünentäler, Heiden, Grünland, Salzwiesen Bestandsentwicklung Bestandsentwicklung Von den 1970er Jahren bis 2005 hat sich der Brutbestand in Deutsch- Die meisten europäischen Brutpaare leben in Finnland. Seit den 1990er Brutbestand Europa 19.000 bis 42.000 Paare Schalen- und Krebstiere, Würmer, land mehr als halbiert, auf nur noch 3.300 Paare. Auch in vielen ande- Jahren nimmt dort die Zahl der Dunklen Wasserläufer jedoch ab. Auch (Stand: 2005) Insektenlarven ren euro-päischen Ländern nimmt er ab. Mittlerweile steht der Große die rastenden Tiere in Schleswig-Holstein werden weniger. Eine ein- Rastbestand NW-Europa 60.000 bis 120.000 Tiere Brachvogel auf der Vorwarnliste der weltweit gefährdeten Arten. Im deutige Ursache dafür ist bislang nicht bekannt. Vermutlich hängt der (Stand: 2006) Lebensraumverlust, intensive Landwirt- deutschen Wattenmeer ist die Zahl der Brutvögel dagegen stabil, die Rückgang aber mit veränderten Lebensbedingungen in den Rast- und schaft, Jagd in anderen Ländern, Störungen Rastbestände steigen sogar. Ob der Große Brachvogel weiterhin im Wat- Überwinterungsgebieten durch Klimawandel und veränderte Landnut- tenmeer brütet, hängt von seinen Lebensraumbedingungen ab. Wichtig zung zusammen. Für die Rastbestände im Wattenmeer sollten daher sind Moore und feuchte Wiesen, die erst nach der Brutzeit gemäht wer- auch im küstennahen Binnenland ausreichend große Feuchtgebiete den und so feucht sind, dass Füchse „nasse Füße“ bekommen. Feuchte erhalten und neu geschaffen werden, wohin die Vögel bei Störungen Brutbestand Deutschland 3.300 Paare (Stand: 2005) Dünentäler sollten daher unbedingt erhalten werden. Auch Jagdverbote ausweichen können. Rastbestand NW-Europa 700.000 Tiere (Stand: 2006) wie in Dänemark tragen dazu bei, dass sich die Bestände erholen.

Wussten Sie schon … Wussten Sie schon … Jungvögel, die zum ersten Mal nach Süden ziehen, rasten im Unterschied Brachvögel ertasten ihre Beute im Wattboden mit Hilfe ihres Tastsinns zu ihren Eltern eher im Inland als an der Küste. Im ersten Lebensjahr an der Schnabelspitze. Bei Flut versammeln sie sich auf hoch gelegenen sieht man sie daher oft im Binnenland, in Südeuropa und Afrika auch Flächen, die vom Wasser verschont werden, vor allem auf Salzwiesen. auf Reisfeldern.

40 41 Rotschenkel Dunkler Wasserläufer Beobachtungstipp Beobachtungstipp Rotschenkel brüten häufig in Salzwiesen und sitzen dort Steinwälzer können am besten auf Hafenmolen beobachtet gern auf exponierten Warten. Ihre flötenden Rufe „djü“ oder werden. Gute Chancen dafür bieten die Wattenmeerinseln „djü-ü“ hört man das ganze Jahr über. Im Flug erkennt man und Helgoland. Im Frühjahr lohnt auch ein Besuch der xxxRotschenkel sie gut am weißen hinteren Flügelrand. Eidermündung. Steinwälzer xxxTringa totanus | Common Redshank Arenaria interpres | Ruddy Turnstonexxx

Rotbeiniger Wassertreter Ständig in Bewegung Hauptsache feucht. So mag es der Rotschenkel am liebsten. Sechs Unter- Unermüdlich läuft dieser kleine Watvogel im angespülten Tang und zwi- arten zählt diese Vogelart. Sie leben in verschiedenen Regionen Eurasiens. schen mit Algen bewachsenen Steinen umher. Auf der Suche nach Nah- Rotschenkel bewohnen die Moore Islands und der kalt-gemäßigten Zone, rung hebt er mit seinem Schnabel sämtliches Strandgut an und dreht es die Lagunen der Mittelmeerküsten und die Salzsümpfe in den Steppen um. Leicht zu entdecken ist der Steinwälzer trotzdem nicht. Am Boden Zentralasiens und Chinas. In Mitteleuropa besiedeln sie Feuchtwiesen, tarnt ihn seine gescheckte Oberseite. Erst in der Luft zeigt er sein auffälli- Moore und Küsten, zur Zugzeit auch schlammige Gewässerufer. Die roten ges braun-weißes Muster. Männchen im Prachtkleid heben sich mit ihrer Beine und der rote Schnabelansatz sind ihr Kennzeichen. kastanienbraun-schwarzen Oberseite aber deutlich von ihrer Umgebung ab. Wie der Regenpfeifer wirkt auch der Steinwälzer eher gedrungen. Sein Schnabel ist jedoch länger und für die „Strandarbeit“ kräftiger.

J F M A M J J A S O N D Lebensweise J F M A M J J A S O N D Weltweit gibt es eine Million Rotschenkel. Im Wattenmeer brüteten 2001 etwa 15.000 Paare, davon knapp 9.000 im deutschen Teil. Kurz nach der Lebensweise Brutzeit, wenn Ende Juli die Gäste aus dem Norden und Osten ins Wat- Im Wattenmeer treffen zwei Steinwälzerpopulationen zur Rast ein: die tenmeer kommen, steigen die Zahlen sogar in die Hunderttausende. Zum eine aus Nordskandinavien und Nordwestrussland, die zweite und grö- Winter hin schrumpfen sie wieder. Bei Ebbe suchen Rotschenkel in den ßere aus Kanada und Grönland. Nach einem Rückgang in den späten

tiefer liegenden Wattbereichen nach Würmern, kleinen Muscheln und 1990er Jahren nehmen die Rastbestände im Wattenmeer seit dem Jahr Steinschüttungen, Strände, kurzrasige Krebsen. Bei Flut ziehen sie sich in die Salzwiesen oder Feuchtgebiete im 2000 wieder zu. Einige wenige Paare brüten in Dänemark und seit 1982 Salzwiesen Binnenland zurück. Hier, zwischen hohen Gräsern, bauen sie gern ihre auch unregelmäßig in Schleswig-Holstein. In den vergangenen Jahren Nester und sind mit ihrem braun gesprenkelten Federkleid gut getarnt. brüteten wenige Paare auf den Inseln Föhr, Amrum und Trischen sowie Schnecken, Würmer, kleine Muscheln und auf den Halligen und auf Eiderstedt. Im Mai und vom Spätsommer bis Watt, Grünland, Salzwiesen Krebse, Abfall zum Herbst ziehen Steinwälzer in ihre Brut- und Wintergebiete. Einige überwintern im Wattenmeer, vor allem in Niedersachsen und den Nie- Würmer, Muscheln, Schnecken und Klimawandel derlanden. Krebse, Insekten Bestandsentwicklung

Rotschenkel brüten nur in den gemäßigten Regionen Europas. Anders Brutbestand Europa 34.000 bis 81.000 Paare Lebensraumverlust, Beutegreifer, als im hohen Norden wird hier die Landschaft vom Menschen intensiv (Stand: 2000) intensive Landwirtschaft genutzt. Für die Vögel wird es immer schwerer, geeignete Brutplätze zu Rastbestand NW-Europa 45.000 bis 100.000 Tiere finden. Intakte Moore und feuchte Wiesen gibt es kaum noch. Zudem mä- Bestandsentwicklung (Stand: 2006) hen Landwirte ihre Wiesen oft mitten in der Brutzeit, für Rotschenkelkü- Im Vergleich zu anderen Watvögeln halten sich Steinwälzer weniger in Brutbestand Deutschland 12.000 Paare (Stand: 2005) ken ein Todesurteil. Im Wattenmeer brütet die Art noch häufig, dennoch Schutzgebieten auf. Dagegen findet man sie oft auf künstlichen Stein- Rastbestand NW-Europa 150.000 bis 400.000 Tiere nehmen die Brutbestände seit etwa zehn Jahren ab. In Schleswig-Holstein schüttungen an Deichen in der Nähe von Häfen oder Schleusen. Ver (Stand: 2006) werden viele Salzwiesen im Nationalpark nicht mehr beweidet. Rotschen- mutlich können sie sich an künstliche Biotope anpassen und Wussten Sie schon … kel finden dort im hohen Gras mehr Brutmöglichkeiten und werden nicht auch Störungen des Menschen tolerieren. Da die Die Brut- und Überwinterungsgebiete des Stein- durch Menschen gestört. Nur Beutegreifer sind noch eine Gefahr und Rastbestände im Wattenmeer leicht zuneh- wälzers erstrecken sich über mehrere Kontinente. könnten eine Erklärung dafür sein, warum auf Wattenmeerinseln deutlich men, scheinen besondere Schutzmaßnah- Als ausgesprochener Langstreckenzieher fliegt er mehr Jungvögel heranwachsen als im küstennahen Binnenland. men nicht erforderlich zu sein. Die zum Überwintern an die Küsten Westeuropas bis ökologischen Ansprüche der Art nach Südafrika sowie an den Indischen Ozean, müssen jedoch noch weiter nach Südamerika und Australien. erforscht werden. Durch den Klimawandel wird sich Wussten Sie schon … das Brutareal im Norden voraus- Rotschenkel spüren ihre Nahrung auf, indem sie den oberen Wattboden sichtlich stark verkleinern und wei- mit weit offenem Schnabel durchpflügen. ter nach Norden verschieben.

42 43 Beobachtungstipp Beobachtungstipp Zwergseeschwalben lassen sich am besten bei einer vogel- Am besten lassen sich Brandseeschwalben an den Brutko- kundlichen Führung auf den Inseln und Halligen beobach- lonien auf , und Scharhörn beobachten. ten. Nach der Brutzeit halten sie sich gern im Hauke-Haien- Als Sommergast oder Durchzügler sieht man sie auch auf xxxZwergseeschwalbe Koog in Nordfriesland auf. anderen Ost- und Nordfriesischen Inseln sowie vor St. Peter- Brandseeschwalbe Ording. xxxSternula albifrons | Little Tern Sterna sandvicensis | Sandwichxxx Tern

Ein Bündel Energie Hochseefischerin mit Stoßkraft Ein kurzer, schneller Sturzflug ins Wasser, dann hat sie den kleinen Fisch Die Brandseeschwalbe ist die größte Seeschwalbe, die im Wattenmeer im Schnabel. Die Zwergseeschwalbe misst gerade einmal 24 Zentimeter. brütet. Ihr Schnabel ist schwarz mit gelber Spitze. Anders als ihre Ver- Sie ist die kleinste Seeschwalbe der Welt. Mit nur 45 Gramm Körperge- wandten sucht die Brandseeschwalbe ihre Nahrung auf offener See und wicht wiegt sie weniger als eine halbe Tafel Schokolade. Von ihren Ver- selten in den Prielen des Watts. Dafür entfernt sie sich bis zu 45 Kilo- wandten unterscheiden sie neben der Größe auch ihr gelber Schnabel meter von der Küste. Ihre Beute, vor allem Sandaale und andere Fische, und die weiße Stirn. Auffällig sind auch ihre lautstarken Schauflüge am fängt sie mit einem senkrechten Stoß aus der Luft. Nest. Vor der Paarung muss das Männchen seine Partnerin zunächst mit Fischgeschenken überzeugen. Manche Ehen halten dafür mehrere

Jahre. J F M A M J J A S O N D Lebensweise Brandseeschwalben brüten in Kolonien. Sie liegen in Belgien, den Nie- J F M A M J J A S O N D derlanden, Deutschland und Dänemark. Einige Kolonien bestehen über Lebensweise Jahrzehnte am gleichen Ort, andere werden plötzlich aufgegeben. Ihre Als typischer Zugvogel verbringt die Zwergseeschwalbe nur die Hälfte Nester bauen die Vögel im offenen Sand oder in Salzwiesen. Die wich- des Jahres im Wattenmeer. Hier brütet sie in Kolonien. Auf den Nord- tigsten deutschen Brutgebiete liegen auf den ostfriesischen Sandbänken friesischen Inseln und Halligen sowie auf der Eiderstedt-Halbinsel und Inseln sowie auf Scharhörn im hamburgischen Wattenmeer. Ehe- nisten von April bis September rund 240 Paare, auf den Ostfriesischen mals große Kolonien auf Trischen und in Schleswig-Hol- Sandbänke, Vordünen, Priele, Inseln etwa 170 Paare. Ihre Eier legen sie in eine Sandmulde. Dafür be- stein sind inzwischen verlassen oder werden kleiner. Zwischen Februar Naturschutzköge vorzugen sie spärlich bewachsene Vordünen oder vegetationslose Sand- und April kehren Brandseeschwalben aus ihren Winterquartieren in bänke an der Wasserkante. Ab Ende Juli ziehen Zwergseeschwalben in Westafrika zurück. Dann halten sich bis zu 12.500 Tiere in der südli- Fische, kleine Krebse ihre Winterquartiere im tropischen Afrika. chen Nordsee auf.

Tourismus, fehlende Küstendynamik, Beutegreifer, Klimawandel Watt, Sandbänke, Salzwiesen

Bestandsentwicklung Bestandsentwicklung Würmer, Muscheln und Krebstiere, Insekten

Brutbestand Deutschland 630 bis 680 Paare (Stand: 2005) Früher brüteten Zwergseeschwalben auch auf Kiesbänken großer Flüsse In den 1960er Jahren waren viele Fische in der Nordsee mit Pestiziden Klimawandel und Anstieg des Meeres- Rastbestand NW-Europa 42.500 bis 55.000 Tiere bis hin zum Bodensee. Heute sind sie deutschlandweit vom Aussterben aus der Landwirtschaft belastet und vergifteten zahlreiche Brandsee- spiegels, Offshore-Windkraft (Stand: 2006) bedroht und leben fast ausschließlich an den Küsten. Ihr Brutplatz in ex- schwalben. 1965 gab es nur noch 2.243 Paare im deutschen Watten- ponierter Lage wird vielen zum Verhängnis. Entweder spülen Sommer- meer. 30 Jahre später waren es wieder 10.000 und im Jahr 2005 noch fluten das Gelege weg, oder es wird bei Stürmen vom Sand überweht. 5.700. Schwankungen dieser Art sind typisch für Brandseeschwalben. Die größere Gefahr sind jedoch Menschen, die sich an den Stränden Ein Grund dafür ist, dass die Tiere zwischen ihren Kolonien entlang Brutbestand Deutschland 6.700 bis 7.300 Paare Wussten Sie schon … aufhalten und die Tiere beim Brüten stören. Diese geben dann häufig der Nordseeküste wechseln, auch über Ländergrenzen hinweg. Um die (Stand: 2005) Zwergseeschwalben sind auf der ganzen Welt zu ihre Nester auf. Selbst Schutzgebiete und -zonen sind betroffen, weil Art auf Dauer im deutschen Wattenmeer zu halten, benötigt sie in den Rastbestand NW-Europa 166.000 bis 171.000 Tiere Hause. Ihr Brutgebiet erstreckt sich von Westaf- sie nicht ausreichend kontrolliert werden. In Schleswig-Holstein und Nationalparks genug alternative Brutstandorte, auf die die Vögel bei (Stand: 2006) rika bis Australien, Neuseeland und Südostasien in Niedersachsen nahm die Zahl der Brutpaare nach 2001 innerhalb Störungen ausweichen können. Zudem sollten Brandseeschwalben, da sowie von Nordwesteuropa und Nordafrika bis von fünf Jahren um nahezu die Hälfte ab. Um Zwergseeschwalben auch sie auf offener See jagen, bei der Planung von Offshore-Windparks be- nach Ostindien und in die Mongolei. Weltweit gilt in Zukunft am Wattenmeer zu halten, müssen zusätzliche Nistmöglich- rücksichtigt werden. die Art daher nicht als gefährdet. keiten in hochwassersicheren Bereichen geschaffen und bei Bedarf mit Zäunen gegen Landraubtiere gesichert werden. Strandbesucher sollten darüber hinaus besser über die Vogelwelt im Wattenmeer informiert werden. Wussten Sie schon … Brandseeschwalben werden häufig von Möwen attackiert, die ihnen die Beute streitig machen wollen. Um den Angriffen zu entgehen, lassen die Seeschwalben die Fische fallen. 44 45 Am Ende der Nahrungskette Greifvögel, Falken und Eulen

Die vom Aussterben bedrohte Sumpfohreule hat im Wattenmeer ihren wichtigsten Rückzugsraum in Deutschland. Die tag- und dämmerungs- aktive Eule lebt vor allem in den offenen Heide- und Dünenlandschaften der Ostfriesischen Inseln, wo sie kleine Nagetiere jagt. Zwischen 2002 und 2006 brüteten im Wattenmeer bis zu 70 Paare. Über den Winter kommen zudem Sumpfohreulen aus dem Norden ins Wattenmeer. Wanderfalke Falco peregrinus | Peregrine Falcon Auch die seltene Kornweihe lebt in den Dünen. Die hellgrauen Männ- Wanderfalken jagen ausschließlich Vögel. Bei ihren atemberau- chen halten im niedrigen Flug nach Nagern und Kleinvögeln Ausschau, benden Sturzflügen können sie Spitzengeschwindigkeiten von die größeren Weibchen bevorzugen Wildkaninchen. In Schleswig- 140 Stundenkilometern erreichen. Aus großen Vogelschwärmen Holstein gibt es nur noch wenige Brutpaare. Auf den niedersächsi- haben sie es schwer, einzelne Vögel zu ergreifen. schen Inseln brüteten 2006 noch 43 Paare, allerdings mit abnehmender Tendenz. Auch in den benachbarten Niederlanden nahm die Zahl der Kornweihen stark ab. Die Gründe für diese Entwicklungen sind bisher nicht ausreichend erforscht. Vogelkundler vermuten, dass die Kornwei- he zunehmend ihren Lebensraum im Wattenmeer verliert. So erschwert die Verbuschung von Dünen und Grünland den Vögeln die Beutesuche, da sie offene und übersichtliche Jagdgebiete benötigen.

Die Gewinnung von Trinkwasser führt dazu, dass der Grundwasser- spiegel sinkt und feuchte Dünentäler austrocknen. Kornweihen, aber auch Sumpfohreulen verlieren damit wichtige Brutgebiete. Auf den Inseln verhindern zudem Küstenschutzmaßnahmen, dass sich neue Dünen bilden, in denen die Tiere jagen könnten. Neue Baugebiete ver- kleinern den Lebensraum zusätzlich. Daneben sind vermutlich noch andere Faktoren für die Bestandsrückgänge der Art mitverantwortlich, Kornweihe Circus cyaneus | Hen Harrier etwa eine zu hohe Sterberate auf dem Zugweg. Zu den bekannten Ge- In Norddeutschland ist die Kornweihe als Brutvogel sehr sel- fahren zählen Pestizide aus der Landwirtschaft und Kollisionen mit Sta- ten, auf den Ostfriesischen Inseln sieht man sie dagegen noch cheldrahtzäunen. regelmäßig. Die nordische Art lässt sich im Winterhalbjahr an der gesamten Wattenmeerküste beobachten. In Deutschland gibt es aber auch Schutzerfolge. So wurde der Wander- falke erfolgreich wiederangesiedelt und brütet heute mit wenigen Paa- ren auch im Wattenmeer. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war er in Deutschland und Europa fast verschwunden und in Schleswig- Holstein sogar ganz ausgestorben. Seit den 1990er Jahren erholen sich die Bestände im Wattenmeer wieder. Als Brutplatz nutzt der eigentliche Felsenbrüter Industriegebäude, Baken oder Sandboden auf abgelegenen Inseln wie Trischen. Die Anwesenheit von Wanderfalken im Watten- meer hat auch Folgen für Watvögel, seine bevorzugte Beute. Diese pas- sen sich an die neue Gefahr an, können dadurch aber weniger Fettreser- Die weitläufige Wattlandschaft bietet nicht nur muschel- und fisch- ven für den Weiterflug anlegen. So müssen sie manche nahrungsreiche fressenden Vögeln Platz und Nahrung. Die gefiederten Bewohner sind Wattgebiete meiden oder werden häufiger aufgeschreckt. Experimente auch Nahrungsquelle für andere Tiere. Vor allem Falken und Greifvögel haben zudem gezeigt, dass Watvögel, die häufig vor Falken flüchten finden an der kargen, störungsarmen Nordseeküste mit ihren Dünen, müssen, kräftigere Flugmuskeln ausbilden oder weniger fressen,- ver Salzwiesen und Stränden hervorragende Jagdbedingungen. Ihre Beute mutlich um schneller fliehen zu können. Sumpfohreule Asio flammeus | Short-eared Owl können sie schon auf große Distanz erspähen. Abgesehen von Rast- und Auf Spiekeroog und Langeoog findet man sie am häufigsten. Wintergästen wie Raufußbussard oder Merlin brüten auch einige Arten Obwohl tagaktiv, ist die Sumpfohreule am Boden dank ihrer Wanderfalke im Wattenmeer, darunter Rohrweihe, Kornweihe und Wanderfalke. guten Tarnung kaum zu entdecken. 46 47 xxxZwischen Wind und Meer xxxMöwen

Bei der Nahrungssuche sind Möwen äußerst flexibel und anpassungsfä- hig. Manche Silber- und Mantelmöwen haben sich darauf spezialisiert, Eier und Jungvögel von anderen Küstenvögeln zu erbeuten, und wur- den deshalb lange Zeit erbarmungslos verfolgt. In den vergangenen Jah- ren fand man sie häufig auf offenen Müllkippen auf dem Festland. Nach Zwergmöwe einer EU-Verordnung aus dem Jahr 2005 wurden die meisten Müllkip- pen von oben abgedeckt. Daraufhin nahm die Zahl der Silbermöwen regional stark ab.

Auch im deutschen Wattenmeer sank die Zahl der Silber- und Lach- möwen, zwischen 2001 und 2006 um mehr als ein Drittel. Anders da- gegen die Heringsmöwe: Ihre Population wächst seit den 1980er Jahren stark an. Für sie ist das Wattenmeer eines der wichtigsten Brutgebiete Nordwesteuropas. Die größte Brutkolonie mit etwa 11.000 Paaren liegt auf Amrum. Vogelkundler nehmen an, dass Heringsmöwen durch ihre körperliche Stärke vielerorts die Silbermöwen von Brutplätzen und aus Sturmmöwe Kaum eine andere Vogelgruppe ist so unmittelbar mit unserem Bild von den Nahrungsgebieten verdrängen. Meer und Küste verbunden wie Möwen. Neben den Lach- und Silber- möwen, die sich häufig in der Nähe von Menschen aufhalten, leben im Wattenmeer und auf der offenen Nordsee auch seltenere Arten. Fast alle Heringsmöwe Larus fuscus | Lesser Black-backed Gull brüten in Kolonien. Durch die Trennung vom Festland und die Auf- Die Heringsmöwe ist von Westeuropa bis Westsibirien verbreitet. Im merksamkeit der Kolonievögel sind einzelne Vögel vor Angreifern gut Wattenmeer brütete sie erstmals 1927 auf Memmert und breitet sich geschützt. Sturm-, Lach-, Silber- und Heringsmöwen scharen sich oft zu seitdem stark aus. Tausenden Paaren auf Inseln zusammen. Als Brutplätze wählen sie vor allem Dünen, Dünensenken und Salzwiesen mit hoher Vegetation. Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus | Little Gull Lachmöwen Für die Zwergmöwe ist das Wattenmeer die westliche Grenze ihres Brut- gebietes. Hier rastet sie vor allem im Herbst. Lachmöwe

Sturmmöwe Larus canus | Common Gull Im Brutverhalten unterscheiden sich die Möwenarten kaum vonein- Sturmmöwen brüten nicht nur in den Dünen, sondern zunehmend auch ander, bei der Nahrungssuche dagegen deutlich. Herings- und Mantel- auf Gebäudedächern, vor allem an der Ostsee. möwen sind Hochseevögel und erbeuten ausschließlich Meeresfische. Dabei fliegen sie dicht über der Wasseroberfläche oder folgen Fischkut- Lachmöwe Larus ridibundus | Black-headed Gull tern, um Fische zu erbeuten, die als Beifang über Bord gehen. Während Die kleine Möwe mit dem braunen Gesicht brütet im Wattenmeer erst der Zugzeit und im Winter sieht man auch die kleine Zwergmöwe dicht seit 1931, davor nur im Binnenland und an der Ostsee. über der Nordsee fliegen. Dabei dippt sie ihren Kopf wieder und wieder ins Wasser und fängt dabei kleine Beutetiere. Mantelmöwe Larus marinus | Great Black-backed Gull Die imposante Möwe ist die größte und mit ihrer schwarzen Oberseite Silber- und Lachmöwen halten sich dagegen eher an der Küste und im gut von den grauen Silbermöwen zu unterscheiden. Mantelmöwe (Jungvogel) Watt auf. Ihre Hauptnahrung sind Krebse, Garnelen, Seesterne, Mu- scheln und Würmer, die sie in Prielen und im Schlick suchen. Um ihre Silbermöwe Larus argentatus | European Herring Gull Beute aus dem Boden herauszulocken, trampeln die Vögel häufig auf Silbermöwen dürfen zwar nicht mehr verfolgt werden, ihre Zahl nimmt der Stelle. Größere Muscheln knacken sie, indem sie sie auf einen har- dennoch ab. Mögliche Ursachen sind der Mangel an Beutetieren im ten Untergrund fallen lassen. Lach- und Sturmmöwen halten sich im Watt, die Konkurrenz durch Heringsmöwen und die Abdeckung offener Winter häufig auf Äckern im Binnenland auf, wo sie Regenwürmer und Müllkippen. andere Bodentiere fressen. Bei starkem Frost weichen sie auf Flüsse und Seen oder sogar in Stadtparks aus.

48 49 Heringsmöwe Silbermöwe Kleine Wintergäste Sperlingsvögel

Zwischen den großen Gruppen der Wat-, Möwen- und Entenvögel fal- len die kleinsten Vögel nur wenig auf. Doch zahlreiche Arten wie Wie- senpieper, Feldlerche, Rohrammer und Steinschmätzer brüten in den Salzwiesen und Dünen. In der kalten Jahreszeit, wenn die meisten Vögel in den Süden geflogen sind, kommen die Sperlingsvögel aus Skandina- vien und Sibirien. Tausende Ohrenlerchen, Strandpieper, Berghänflinge und Schneeammern fliegen im Oktober und November ins Wattenmeer, Ohrenlerche Eremophila alpestris | Shore Lark um hier zu überwintern. Vor allem Salzwiesen ziehen die Samenfresser In den Bergen Marokkos ist die Ohrenlerche genauso zu Hause an. Hier konnten den Sommer über Gräser und andere Blütenpflanzen wie auf dem Balkan, in Norwegen oder Sibirien. Ihre 40 Unter- reifen, deren Samen sehr energiereich sind. Ohrenlerchen und Schnee- arten leben auf fast allen Kontinenten. Die 2,2 bis 6,6 Millionen ammern bevorzugen Sämereien aus tiefer gelegenen Salzwiesen. Bei Paare in Europa sind davon nur ein kleiner Teil. Bedarf ergänzen die Vögel ihren Speisezettel mit Insekten und Spinnen. Im Winter suchen sie in kleinen Trupps den Spülsaum an den Stränden nach Nahrung ab.

Für Sperlingsvögel sind Salzwiesen nur dann attraktiv, wenn sie wenig beweidet werden und damit ausreichend Nahrung und Deckung bieten. So ist die Ohrenlerche im deutschen Wattenmeer ein nur noch selte- ner Wintergast, denn Eindeichungen und intensive Beweidung nehmen ihr den nötigen Lebensraum. Seit den 1960er Jahren ist die Zahl des hübschen Vogels mit dem gelben Gesicht und den Federohren stark ge- sunken und hat sich bei 4.000 bis 5.500 eingependelt. Auch der - pieper hat es auf kurzrasigen Wiesen schwer. Er ist die einzige Brutvo- gelart, die nur in Nordeuropa vorkommt, und brütet ausschließlich an nordwesteuropäischen Küsten, hauptsächlich in Skandinavien. Im Wat- Strandpieper Anthus petrosus | Rock Pipit tenmeer frisst er fast ausschließlich eine einzige Ruderfußkrebsart, die Der Strandpieper kann mit dem häufigeren Wiesenpieper ver- in höher gelegenen Salzwiesen mit hoher Vegetation lebt und sich von wechselt werden. Mit ihm teilt er sich im Winterhalbjahr den toten Pflanzenteilen ernährt. Wo kein Halm steht, fehlen auch Krebs Lebensraum Salzwiese. Gefieder und Beine des Strandpiepers und Strandpieper. Insgesamt gibt es nur etwa 110.000 bis 290.000 Brut- sind jedoch dunkler. paare. An der deutschen Nordsee brütete er bisher nur ein Mal: 1999 auf Helgoland. Zum Überwintern kommen im Herbst etwa 2.200 bis 3.100 Strandpieper ins niedersächsische und mehr als 1.000 ins schles- wig-holsteinische Wattenmeer. Die wichtigsten Rastplätze liegen an der Festlandküste.

Zur Brutzeit im April ziehen die Sperlingsvögel wieder nach Norden und verweilen auf ihrem Zug meist nur kurz im Wattenmeer. Zurück in den Brutgebieten stellen sie ihre Nahrung wieder von Samen auf Insek- ten um, da vor allem die Jungen eiweißreiches Futter brauchen.

Schneeammer Calcarius nivalis | Snow Bunting Schneeammern sind die buntesten Wintergäste und im Flug besonders auffällig. Ihre schwarzen Flügelspitzen und inneren Schwanzfedern heben sich deutlich von den weißen Flügeln und ihrer braunen Oberseite ab. Den Winter verbringen etwa 8.000 im deutschen Wattenmeer. 50 51 Schneeammer

Vorland von Friedrichskoog bis Neufeld 21 www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ Helgoland 22 www.oag-helgoland.de Neuwerk 23 Beobachtungsorte am Wattenmeer http://jordsand-neuwerk.blogspot.com www.nationalpark-wattenmeer.de/hh Scharhörn xxx 24 http://jordsand-neuwerk.blogspot.com www.nationalpark-wattenmeer.de/hh , Westseite (Inselbahn) 25 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/wangerooge 1 www.mellumrat.de, Rubrik „Schutzgebiete“ Spiekeroog, Ostplate (Info-Pavillon) Die Karte zeigt Ihnen die aus NABU-Sicht 50 besten Vogelbeobachtungs- 26 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/nationalpark- gebiete an der deutschen Nordseeküste. Die angegebenen Internetseiten haus-wittbuelten, www.edgarschonart.de 2 der Besucherzentren oder Verbände vor Ort informieren Sie näher über 27 Langeoog, Hafenbereich und Flinthörn 9 einzelne Gebiete sowie vogelkundliche Exkursionen, Veranstaltungen Baltrum, Salzwiesen im Süden (Brandseeschwalbenkolonie) 28 3 und Termine. Im Kapitel „Lesen und Surfen“ finden Sie zudem Vogelbe- www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/baltrum Norderney, Südstrandpolder und Aussichtsdüne im Norden obachtungsführer mit detaillierten Gebietsbeschreibungen. 29 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/norderney

4 5 Viel Spaß! 30 Juist, Salzwiesenlehrpfad am Kalfamer www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/juist Borkum, Tüskendörsee und Umgebung 10 31 6 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/feuerschiff-borkumriff Borkum, Seehundsbank „Hohes Riff” 7 32 Beobachtungsorte www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/feuerschiff-borkumriff 11 Cuxhaven, Kugelbake 33 8 Sylt, Königshafen und Ellenbogen bei List www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/wattenmeer- 12 1 www.naturgewalten-sylt.de besucherzentrum-cuxhaven Sylt, Kurpromenade Westerland (Seawatching) Duhner Anwachs und Duhner Heide 2 34 www.vogelbeobachtung-auf-sylt.de www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/wattenmeer- besucherzentrum-cuxhaven 13 Sylt, Rantumbecken 3 www.jordsand.eu, Rubrik „Vor Ort“ Sommerpolder nördlich Spieka-Neufeld 35 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/wattenmeer- 15 Sylt, Hörnumer Nehrung und Odde 4 besucherzentrum-cuxhaven, www.nationalparkhaus- www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ 14 wattenmeer.de/landwursten 16 Föhr, Vorland und Marsch Nordküste 5 Vorland südlich Dorum-Neufeld www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ 36 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/landwursten www.voegel-auf-foehr.de 17 18 Waddenser Groden (Vorland und Watt) Amrum, Ostküste Norddorf bis Amrum Odde 37 6 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/fedderwardersiel www.naturzentrum-amrum.de, www.jordsand.eu, Rubrik „Vor Ort“ Jadebusen, Stollhammer Watt und angrenzende Pütten 22 Halligen Langeneß und Oland 38 7 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/dangast, www.natur- www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ erleben.niedersachsen.de/karte/thema-landkreis-2598.html Hallig Hooge 19 8 Jadebusen, Sehestedt bis Schweiburgersiel www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ 39 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/dangast, www.natur- 9 Rickelsbüller Koog mit Margrethe-Koog (DK) erleben.niedersachsen.de/karte/thema-landkreis-2598.html www.birdinggermany.de/rickelsbuell.htm 20 40 Jadebusen, Dangast 10 Hauke-Haien-Koog und Fahretofter Koog www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/dangast www.jordsand.eu, Rubrik „Vor Ort“ Elisabeth-Außengroden 24 41 www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/nordseehaus- 21 11 23 www.hamburger-hallig.NABU-SH.de wangerland, www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/ carolinensiel 33 12 Beltringharder Koog, Salzwasserbiotop 34 www.beltringharderkoog.de Küste von Harlesiel bis Neuharlingersiel 42 Husumer Bucht, Wester-Spätinge bis Schobüll www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/carolinensiel 13 www.nationalparkhaus-husum.de Neßmersiel, Speicherbecken und Salzwiesenlehrpfad 35 43 26 25 www.Westerspaetinge.NABU-SH.de www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/dornumersiel Eider-Treene-Sorge-Niederung Norden-, Hafen mit östlicher Salzwiese 28 27 36 14 44 29 41 http://bergenhusen.NABU.de, http://kuno.jimdo.com www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/norddeich 42 30 43 , Sandbank und Vorland beim Leuchtturm Leyhörn und Hauener Pütten 15 45 www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/greetsiel 44 Tümlauer Bucht, Westerhever www.NABU-ostfriesland.de/110.html 16 32 31 www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ Campener Leuchtturm, Muschelschillbank 46 St. Peter-Ording, Sandbank vor Böhler Leuchtturm www.NABU-ostfriesland.de 17 37 www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ Heinitzpolder und Bohrplattform Dyksterhusen 47 45 38 www.NABU-ostfriesland.de/109.html#c228 18 Katinger Watt und Eidermündung www.NABU-Katinger-Watt.de Rheiderland mit Holtgaster See 48 40 Meldorfer Speicherkoog, Wöhrdener Loch und Odinsloch www.NABU-ostfriesland.de/gaensebusfahrten.html 19 39 www.NABU-speicherkoog.de Südlicher Dollart, Kiekkaaste 46 49 Friedrichskoog, Trischendamm www.NABU-ostfriesland.de/index.php?id=80 20 www.schutzstation-wattenmeer.de, Rubrik „Unsere Stationen“ Polder Breebaart (NL) 50 www.NABU-ostfriesland.de/index.php?id=83

47 50 53 49 48 Lesen und Surfen NABU vor Ort

Lesen NABU-Bundesverband NABU Hamburg NABU Rheinland-Pfalz Surfen Dierschke J., Lottmann R., Potel P. (2008): Vögel beobachten Charitéstraße 3, 10117 Berlin Osterstraße 58, 20259 Hamburg Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz www.NABU.de im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Noetzel, Tel. 0 30.28 49 84-0 Tel. 0 40.69 70 89-0 Tel. 0 61 31.1 40 39-0 Wilhelmshaven. Fax 0 40.69 70 89-19 Fax 0 61 31.1 40 39-28 www.NABU.de/wattenmeer Fax 0 30.28 49 84-20 00 [email protected] [email protected] [email protected] Hötker H., Schrader S., Schwemmer P., Oberdiek N., Blew Ausführliche Infos zum Wattenmeer: Schutzprobleme, aktuelle J. (2010): Status, Threats and Conservation of Birds in the Meldungen, Aktionen und Publikationen www.NABU.de www.NABU-Hamburg.de www.NABU-RLP.de German . Englischsprachige Broschüre. Berlin Download unter www.NABU.de/wattenmeer www.NABU.de/birdwatch NABU Baden-Württemberg NABU Hessen NABU Saarland Aktionsseite zum European Birdwatch mit Exkursionsterminen Tübinger Straße 15, 70178 Stuttgart Friedenstraße 26, 35578 Wetzlar Antoniusstraße 18, 66822 Lebach Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeres- Tel. 07 11.9 66 72-0 Tel. 0 64 41.6 79 04-0 Tel. 0 68 81.93 61 9-0 www.bsh.de/de/Meeresdaten/Vorhersagen/Gezeiten/index.jsp schutz Schleswig-Holstein, Nationalparkverwaltung (Hrsg.): Fax 07 11.9 66 72-33 Fax 0 64 41.6 79 04-29 Fax 0 68 81.93 61 9-11 Vögel beobachten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Gezeitenvorhersage des Bundesamtes für Seeschifffahrt [email protected] [email protected] [email protected] Wattenmeer und im Biosphärenreservat Schleswig-Holstei- und Hydrographie nisches Wattenmeer und Halligen. Download unter www. www.NABU-BW.de www.NABU-Hessen.de www.NABU-Saar.de nationalpark-wattenmeer.de, Suchbegriff „Broschüre Vögel www.dof.dk beobachten“ Seite des dänischen BirdLife-Partners Dansk Ornitologisk NABU-Partner Bayern – NABU Mecklenburg-Vorpommern NABU Sachsen Forening (DOF) Landesbund für Vogelschutz (LBV) Arsenalstraße 2, 19053 Schwerin Löbauer Straße 68, 04347 Leipzig Moning Ch., Weiss F. (2007): Vögel beobachten in Nord- Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein Tel. 03 85.7 58 94 81 Tel. 03 41.23 33 13-0 http://bergenhusen.NABU.de deutschland. Die besten Beobachtungsgebiete zwischen Sylt Tel. 0 91 74.47 75-0 Fax 03 85.7 58 94 98 Fax 03 41.23 33 13-3 und Niederrhein. Kosmos Verlag, Stuttgart. Seite des Michael-Otto-Institus, des Forschungszentrums für Feuchtgebiete und Vogelschutz im NABU Fax 0 91 74.47 75-75 [email protected] [email protected] www.NABU-MV.de www.NABU-Sachsen.de NABU (2011): Lebensraum Wattenmeer. Broschüre, 32 Seiten, [email protected] Berlin, 2011. Download unter www.NABU.de/wattenmeer www.nationalpark-wattenmeer.de www.LBV.de Seite der drei deutschen Wattenmeer-Nationalparks NABU Niedersachsen NABU Sachsen-Anhalt NABU: Das Wattenmeer. Perspektiven für den Erhalt eines NABU Berlin Alleestraße 36, 30167 Hannover Schleinufer 18a, 39104 Magdeburg Weltnaturerbes zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Klima- www.ornitho.de Wollankstraße 4, 13187 Berlin Tel. 05 11.91 10 5-0 Tel. 03 91.5 61 93-50 Vogel-Meldeplattform des Dachverbands Deutscher wandel. Faltblatt. Berlin. Download unter www.NABU.de/ Tel. 0 30.9 86 41 07 oder 9 86 08 37-0 Fax 05 11.9 11 05-40 Fax 03 91.5 61 93-49 wattenmeer Avifaunisten (DDA) Fax 0 30.9 86 70 51 [email protected] [email protected] [email protected] www.NABU-Niedersachsen.de www.NABU-LSA.de Svensson L., Mullanrney K., Zetterström D. (2011): www.ringelganstage.de Der Kosmos-Vogelführer, Kosmos Verlag, Stuttgart. Seite der Biosphäre Halligen mit dem Programm zu www.NABU-Berlin.de den Ringelganstagen NABU Nordrhein-Westfalen NABU Schleswig-Holstein Vogelbescherming Nederland, Dansk Ornitologisk Forening & NABU Brandenburg Merowingerstraße 88, Färberstraße 51, 24534 Neumünster NABU (Hrsg., 2009): Das Wattenmeer – Eine Vision zur Erhal- www.vogelbescherming.nl Lindenstraße 34, 14467 Potsdam 40225 Düsseldorf Tel. 0 43 21.5 37 34 Seite des niederländischen BirdLife-Partners Vogelbescherming tung unseres Naturerbes. Übersetzung aus dem Englischen von Tel. 03 31.2 01 55-70 Tel. 02 11.15 92 51-0 Fax 0 43 21.59 81 Nederland (VBN) Solveigh Lass-Evans. BirdLife International. Download unter Fax 03 31.2 01 55-77 Fax 02 11.15 92 51-15 [email protected] www.NABU.de/wattenmeer www.waddensea-secretariat.org [email protected] [email protected] www.NABU-SH.de Wilhelmsen U., Stock M. (2011): Wissen Wattenmeer. Wach- Seite des gemeinsamen Wattenmeersekretariats (Common Wadden www.NABU-Brandenburg.de www.NABU-NRW.de holtz, Neumünster. Sea Secretariat (CWSS)). Unter Monitoring-TMAP finden sich Anga- NABU Thüringen ben zum Wattenmeer-Monitoring. NABU Bremen Leutra 15, 07751 Jena Contrescarpe 8, 28203 Bremen Tel. 0 36 41.60 57 04 www.weltnaturerbe-wattenmeer.de Tel. 04 21.3 39 87 72 Fax 0 36 41.21 54 11 Seite zum Weltnaturerbe Wattenmeer mit touristischen Informationen Quellen Fax 04 21.33 65 99 12 [email protected] Das Quellenverzeichnis zu dieser Broschüre finden Sie auf www.zugvogeltage.de [email protected] www.NABU-Thueringen.de www.NABU.de/wattenmeer unter „Publikationen“. Seite des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer mit www.NABU-Bremen.de Veranstaltungen zu den Zugvogeltagen Die Broschüre basiert auf einem Bericht des NABU zur Lage der Vögel im Wattenmeer aus dem Jahr 2010 (Hötker u. a. 2010). Er bezieht sich auf Daten, die im Rahmen des Trilateralen Über- wachungs- und Bewertungsprogramms (TMAP) für das Wat- tenmeer erhoben wurden.

54 55 Rund zwölf Millionen Vögel tummeln sich jedes Jahr im Wattenmeer. Sie rasten, brüten, leben hier – ein Paradies, nicht nur für Vögel. Auch Menschen können in der Weite des norddeut- schen Watts die Vielfalt der faszinierenden Vogelwelt erleben. Doch wie jedes Paradies, ist auch dieses bedroht und braucht unseren Schutz.

Der NABU stellt in dieser Broschüre den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer vor und por- trätiert seine typischen Vögel und ihre Lebensweise. Für viele Vogelarten ist das Wattenmeer unverzichtbar. Welchen Einfluss Veränderungen auf einzelne Arten und auf das globale Vogel- leben haben, verdeutlichen Bestandszahlen. Wer sich selbst einen Eindruck von den Lebens- gemeinschaften an der Nordseeküste verschaffen möchte, findet in dieser Broschüre prakti- sche Tipps für den Vogelausflug und eine NABU-Auswahl der 50 besten Beobachtungsorte.

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