Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Lebensraum Bayerische Donau

Vielfalt schützen und nachhaltig nutzen

Masterplan zur Entwicklung und Auswahl von Projekten zur Umsetzung der Europäischen Donauraumstrategie in Bayern

www.stmuv.bayern.de An der Erstellung des Masterplans waren Vertreter und Vertreterinnen folgender Organisationen und Institutionen beteiligt:

Arbeitsgemeinschaft Landesfischereiverband Bayerische Fluss-Allianzen Bayern. e. V

Auenzentrum Neuburg- Landkreis Deggendorf

Bayerisches Landesamt für Umwelt Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen

Bayerisches Staatsministerium für Landratsamt Passau Umwelt und Verbraucherschutz

Landratsamt Pfaffenhofen a. d. Ilm Bund Naturschutz in Bayern e. V.

Regierung der Oberpfalz Danube Environmental Forum

Regierung von Niederbayern Donau-Naab-Regen-Allianz

Regierung von Schwaben EU Donauraumstrategie – Schwerpunktbereich 6 Stadt Ingolstadt

Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. Lebensraum Bayerische Donau

Vielfalt schützen und nachhaltig nutzen

Masterplan zur Entwicklung und Auswahl von Projekten zur Umsetzung der Europäischen Donauraumstrategie in Bayern

Inhaltsverzeichnis

Vorworte...... 6

1. Präambel...... 9

2. Leitbild...... 12

2.1 Fluss und rezente Aue ...... 13 2.1.1 Wichtige Merkmale ...... 13 2.1.2 Leitbild ...... 15

2.2 Altaue ...... 16 2.2.1 Wichtige Merkmale ...... 16 2.2.2 Leitbild ...... 16

2.3 Kulturlandschaft im Talraum außerhalb der Altaue; Rand-Niedermoore ...... 18 2.3.1 Wichtige Merkmale ...... 18 2.3.2 Leitbild ...... 18

2.4 Randhänge, Leiten und Te­ rrassenkanten...... 19 2.4.1 Wichtige Merkmale ...... 19 2.4.2 Leitbild ...... 20

2.5 Donau-Korridor als Gesamtheit, großräumige Verbundstrukturen ...... 20 2.5.1 Wichtige Merkmale ...... 20 2.5.2 Leitbild ...... 20

2.6 Begleitende Maßnahmen: ­Öffentlichkeitsarbeit, Umwelt­bildung ...... 21

3. Biologische Vielfalt entlang der bayerischen Donau: Bestand, Entwicklungsziele, Maßnahmen...... 22

3.1 Fluss und rezente Aue ...... 22 3.1.1 Aktuelle Situation in Bayern ...... 22 3.1.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ...... 26

3.2 Altaue...... 28 3.2.1 Aktuelle Situation in Bayern ...... 28 3.2.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ...... 29

3.3 Kulturlandschaft im Talraum außerhalb der Altaue; Rand-­Niedermoore ...... 31 3.3.1 Aktuelle Situation in Bayern ...... 31 3.3.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ...... 32

4

Inhaltsverzeichnis

3.4 Randhänge, Leiten und Ter­ rassenkanten...... 32 3.4.1 Aktuelle Situation in Bayern ...... 32 3.4.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ...... 33

3.5 Donau-Korridor als Gesamtheit, großräumige Verbundstrukturen ...... 33 3.5.1 Aktuelle Situation in Bayern ...... 33 3.5.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ...... 33

3.6 Begleitende Maßnahmen: Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung...... 34 3.6.1 Aktuelle Situation in Bayern ...... 34 3.6.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ...... 34

4. Schlüsselprojekte zur Umsetzung ...... 35

4.1 Auswahlkriterien zur Festlegung von Schlüsselprojekten ...... 35

4.2 Verknüpfung von Entwicklungszielen und Projektvorschlägen...... 36 4.2.1 Fluss und rezente Aue...... 36 4.2.2 Altaue...... 38 4.2.3 Kulturlandschaft im Talraum außerhalb der Altaue; Rand-Niedermoore ...... 38 4.2.4 Randhänge, Leiten und Terrassenkanten ...... 39 4.2.5 Donau-Korridor als Gesamtheit, großräumige Verbundstrukturen...... 39 4.2.6 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung ...... 39

5. Vorgeschlagene Schlüsselprojekte...... 41

5.1 Schlüsselprojekte für Fluss und rezente Aue...... 43

5.2 Schlüsselprojekte in der Altaue ...... 72

5.3 Schlüsselprojekte in der Kultur­landschaft im Talraum außerhalb der Altaue, Rand-Niedermoore ...... 80

5.4 Schlüsselprojekte für die Randhänge, Leiten und Terrassenkanten...... 83

5.5 Schlüsselprojekte für begleitende Maßnahmen: Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung...... 90

5.6 Geschätzte Kosten, För­ dermöglichkeiten...... 96

6. Ausblick auf Planungen in weiteren Regionen des Donauraums...... 97

5 Vorwort der Bayerischen Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz

Die Donau verbindet Länder und Als Besonderheit bei der Erarbei- Menschen. Sie bildet einen zu- tung des Masterplans hebe ich sammenhängenden Natur- und die intensive und vertrauensvolle Kulturraum vom Schwarzwald bis Zusammenarbeit von öffentlichen zum Schwarzen Meer. Der Erhalt Verwaltungen unterschiedlicher der Biodiversität entlang dieser Ebenen (Bayerisches Staatsminis- Lebensader Europas kann nur in terium für Umwelt und Verbrau- grenzübergreifendenden Koopera- cherschutz, Bayerisches Landes- tionen gelingen. amt für Umwelt, Regierungen, Landkreise und Kommunen) mit Seit 2011 werden im Rahmen der betroffenen Verbänden in Bayern EU Donauraumstrategie länder- (Bund Naturschutz in Bayern e. V., und regionenübergreifende Aktivi- Landesbund für Vogelschutz in täten und Projekte in verschiede- Bayern e. V., Landesfischereiver- nen Themenfeldern entwickelt. band Bayern e. V., Arbeitsgemein- Das Bayerische Staatsministerium schaft Bayerische Fluss-Allianzen, für Umwelt und Verbraucherschutz koordiniert zusam- Donau-Naab-Regen-Allianz), dem Auenzentrum Neu- men mit dem Kroatischen Ministerium für Umwelt burg-Ingolstadt und Umweltbildungseinrichtungen seit und Naturschutz den Schwerpunktbereich 6 „Bio­ dem Jahr 2013 hervor. Ergebnis dieses partizipativen diversität“ der Donauraumstrategie. Gemeinsam mit Vorgehens ist ein naturschutzfachliches und von einer Vertretern aus Behörden, Zivilgesellschaft und Wis- Vielzahl von Interessensvertretern mitgetragenes Ge- senschaft engagieren wir uns darin, die biologische samtkonzept für den Erhalt und die Entwicklung der Vielfalt zu stärken, Landschaften zu erhalten und für Bayerischen Donau und ihrer Auen. Es bildet eine ver- eine gute Qualität von Luft und Boden zu sorgen. lässliche und langfristige Grundlage für die Umset- zung der Projekte. Dieser Dialog zwischen staatlichen Mit dem „Masterplan Lebensraum Bayerische Donau“ und nicht-staat­lichen Einrichtungen kann im Sinne ei- werden wir unserer europäischen Vorreiterrolle ge- ner ausgewogenen Raumentwicklung als beispielhaft recht und setzen Ziele der Donauraumstrategie nun nicht nur in Bayern, sondern für den gesamten Don- ganz konkret am bayerischen Abschnitt dieses euro- auraum gelten. Damit wollen wir Impulse über die päischen Stroms um. Damit wollen wir einen zentra- bayerischen Grenzen hinaus setzen. len Beitrag zum Erhalt und zur Stärkung der biologi- schen Vielfalt entlang der bayerischen Donau und an Allen an der Erstellung beteiligten Partnern danke ich ihren Auen leisten und gleichzeitig Anregungen für an- für die sachorientierte Zusammenarbeit und freue dere Regionen in den Donaustaaten geben. Der Mas- mich auf die Fortsetzung der Kooperation bei der nun terplan verfolgt dabei einen systematischen Ansatz: beginnenden Umsetzungsphase. zunächst werden anhand der einzelnen Landschafts- teilräume gemeinsam von staatlichen und nicht-staat- lichen Organisationen erarbeitete Leitbilder für den gesamten Abschnitt der bayerischen Donau darge- stellt. Die im Anschluss aufgeführten Schlüsselprojek- te stellen konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Ulrike Scharf MdL formulierten Leitbilder dar, die es in den kommenden Bayerische Staatsministerin für Jahren schritt­weise umzusetzen gilt. Umwelt und Verbraucherschutz

6 Vorwort des Landesvorsitzenden des BUND Naturschutz in Bayern e. V.

Lebensader Donau – was für Kul- Donauraumstrategie umgesetzt turen und Menschen gilt, trifft in werden kann – und auch um­ besonderer Weise für die Natur gesetzt werden muss. Mit der zu: Sie sind miteinander verbun- Entwicklung von konkreten den. Aber die Natur kennt keine Schlüsselprojekten und den fach- Grenzen. Dabei sind Flüsse und lichen Zielvorstellungen soll auch Auen „hot spots“ der biologi- der Stellenwert des Schutzes der schen Vielfalt in Europa. Gerade biologischen Vielfalt gegenüber die Donau als der europäische anderen Schwerpunkten der Fluss schlechthin weist eine enor- Donauraumstrategie­ erhöht wer- me Arten- und Lebensraumvielfalt den. Auch wenn nicht alle Defizite auf. Auch wenn sehr viel von die- und nötigen Maßnahmen in der sem Reichtum durch Flussausbau von einem Naturschutzverband oder Ausdeichungen bereits ver- erwünschten Detailliertheit aufge- loren gegangen ist, haben wir ge- nommen werden konnten, so ist rade in Bayern noch sehr wertvol- der Masterplan auch für uns ein le Abschnitte der Donau, allen voran die beiden Meilenstein, weil er fach- und verbandsübergreifend längeren frei fließenden Strecken zwischen Straubing und in enger Kooperation mit der Bayerischen Natur- und Vilshofen und zwischen Vohburg und Kelheim. schutzverwaltung und dem Bayerischen Umweltmi- nisterium entstanden ist. Die Initiative hierzu ging von Es ist auch europäische Verantwortung, die Lebens- BN, Auenzentrum Neuburg-Ingolstadt und Umwelt­ ader Donau zu erhalten und ökologisch weiter zu ent- ministerium aus. Wir möchten uns stellvertretend für wickeln. Auf Jahrzehnte der Fluss-Korrektur und Fehl- die Naturschutzverbände in der Arbeitsgruppe beim entwicklungen aus ökologischer Sicht müssen nun bayerischen Umweltministerium bedanken, dass es Jahrzehnte der Renaturierung folgen. Der „Master- diese Arbeit ermöglicht und tatkräftig unterstützt hat. plan“ nimmt diese Verantwortung auf und beschreibt erstmals für die bayerische Donau nicht nur Zustand, Die Donauraumstrategie ist eine große Chance für Entwicklungsziele und Leitbilder, sondern auch ganz Mensch und Natur an der Donau in ganz Europa, doch konkrete Maßnahmen und aufeinander abgestimmte sie ist kaum bekannt. Der „Masterplan“ soll nun nicht und nach Dringlichkeit und Bedarf ausgewählte Pro- nur in die praktische Umsetzung gehen, sondern er jekt-Vorschläge, sogenannte Schlüsselprojekte. Davon wird hoffentlich auch viele Menschen von der Not­ werden die Natur und das Leben in und an der Donau wenigkeit eines grenzenlosen Naturschutzes und vom profitieren, gerade auch der Mensch: Natürlicher Wert des gemeinsamen Naturerbes in Europa über- Hochwasserschutz, Nährstoffrückhalt und faszinieren- zeugen. de Erholungsräume sind ein Gewinn für uns alle. Wir hoffen nun, dass die Projekte zügig umgesetzt wer- den können.

Mit dem Masterplan wollen wir unseren Beitrag Profr . D . Hubert Weiger für die Donau in Europa leisten und zeigen, wie der Landesvorsitzender Schwerpunkt „Biodiversität“ der europäischen BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN)

7 Legende der Schlüsselprojekte

Fluss

Projektgebiet Schlüsselprojekt

Rezente Aue

Altaue

Randhänge, Leite

Kulturlandschaft (Talraum)

Naturschutzgebiet

Vogelschutzgebiet

Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Schutgebiet

Aufbau und Verbesserung von Verbund- korridoren und Trittsteinbiotopen als Teil des Schlüsselprojekts

Präambel 1 Bedeutung der Donau für die biologische Vielfalt Auf Grund des auch im bayerischen Donauraum in den Die Donau durchfließt auf ihrem 385 km langen Weg letzten Jahrzehnten gewachsenen Nutzungsdruckes durch Bayern eine Vielzahl unterschiedlicher Natur­ ist die biologische Vielfalt entlang der Donau heute räume und Landschaften. Einzelne Bereiche wie die gefährdet. Der Masterplan will Wege aufzeigen, wie Schwäbische und Oberbayerische Donauniederung, einem drohenden weiteren Verlust der biologischen die Südliche Frankenalb, die Weltenburger Enge, der Vielfalt begegnet werden kann. Dungau mit dem Mündungsgebiet der Isar sowie das Passauer Abteiland beherbergen auf engem Raum Erhaltung und Stärkung der biologischen Vielfalt eine Fülle naturschutzfachlich besonders wertvoller entlang der bayerischen Donau Ökosysteme, die teils auch noch räumlich in Verbin- Um das europäische Ziel, die biologische Vielfalt dung und in ökologisch-funktionalem Austausch stehen. nachhaltig zu sichern, umzusetzen, müssen jeweils Teile der Auwälder, Auegewässer, Auewiesen, Bren- regional vor Ort die erforderlichen Rahmenbedingungen nen, Röhrichte, Feucht- und Nasswiesen erfahren geschaffen werden. Dies bedeutet in erster Linie, auch noch die typische Prägung durch eine abschnitts- dass in den besonders bedeutsamen, artenreichen weise weitgehend intakte Dynamik des Fließgewäs- Naturräumen für die dort lebenden Tier- und Pflanzen- sers. Niedermoore im weiteren Talraum und Durch- arten günstige Lebensbedingungen erhalten oder ggf. bruchstäler erweitern die enorme Lebensraumvielfalt wieder hergestellt werden müssen. am Fluss. Weltweit besteht seit 1992 ein Übereinkommen zum Die beschriebenen Landschaftselemente bilden Erhalt der biologischen Vielfalt. Für das Gebiet der ­zusammen die Grundlage für einen herausragenden ­Europäischen Union hat die EU-Kommission im März Artenreichtum. Die besondere ökologische Qualität 2006 eine Strategie zur Sicherung der biologischen der Donaulandschaft und deren Bedeutung für den Vielfalt vorgelegt;2 dieser Plan wurde 2011 fortge- Natur- und Artenschutz wurden u. a. in dem Bericht schrieben,3 auch nachdem das ursprüngliche Ziel, den „Donau – Lebensader im Herzen Europas“ des Baye- Artenverlust bis 2010 zu stoppen, nicht erreicht wer- rischen Umweltministeriums zusammengefasst und den konnte. dokumentiert.1 Die herausgehobene Stellung der baye- rischen Donau wird auch in der Dichte von Schutzge- Die deutsche Bundesregierung veröffentlichte 2007 in bieten sichtbar: Im bayerischen Donauraum sind insge- ihrer „Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt“ samt 44 FFH-Gebiete, 9 EU-Vogelschutz­gebiete, 41 ebenfalls ein umfassendes Ziel- und Maßnahmenpaket. Natur- und 34 Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Auf Landesebene besteht seit 2008 außerdem eine Dabei reicht die Funktion der bayerischen Donau für „Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Bay- den Schutz der Biodiversität weit über die Landes- ern“, die den Rückgang der heute noch vorhandenen grenzen hinaus: Der bayerische Donauabschnitt ist Teil Vielfalt wildlebender Arten in Bayern bis 2020 stoppen einer zentralen ökologischen Verbund- und Naturachse sowie den Anteil der vom Aussterben bedrohten und zwischen West- und Osteuropa bzw. zwischen den stark gefährdeten Arten deutlich verringern soll.4 Alpen und dem Mündungsdelta der Donau am ­Diese Strategie wurde im Juli 2014 um das „Biodiver- Schwarzen Meer. sitätsprogramm Bayern 2030“ ergänzt.5

1 Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (2012): „Bayern Arche: Donau – Lebensader im Herzen Europas“. – München, 2012: 195 S. 2 Mitteilung der EU-Kommission: „Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 – und darüber hinaus – Erhalt der Ökosystemleistungen zum Wohl der Menschen“; http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:52006DC0216 3 Mitteilung der EU-Kommission: „Lebensversicherung und Naturkapital: Eine Biodiversitätsstrategie der EU für das Jahr 2020“; http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:52011DC0244 4 www.naturvielfalt.bayern.de/strategie/doc/biodiv_strategie_endfass06_2009_ba1.pdf 5 www.naturvielfalt.bayern.de/strategie/doc/strategie.pdf

9 Eine Intensivierung von Maßnahmen zum Erhalt der Der Masterplan wurde in aufeinander aufbauenden Biodiversität an der Donau wurde im Jahr 2011 durch Schritten erarbeitet, deren Ergebnisse in den nach­ die „Europäische Strategie für den Donauraum“ an­ folgenden Kapiteln dokumentiert sind und gestoßen. Ziel dieser von 14 Ländern und der Europäi- schen Union ins Leben gerufenen makroregionalen • entwickelt zunächst für den bayerischen Donau- Strategie ist es, die europäische Donauregion zu- korridor ein naturschutzfachliches Leitbild, d. h. kunftsfähig sowie nachhaltig zu gestalten und zu ent- einen Idealzustand der Landschaft und ihrer Teil- wickeln. In 11 thematischen Schwerpunktbereichen räume mit Blick auf den Erhalt der biologischen wurde eine Vielzahl von Zielen und Maßnahmen defi- Vielfalt, niert. Der Freistaat Bayern hat für den Schwerpunkt- • beschreibt zusammenfassend den gegenwärtigen bereich 6, „Erhalt der Biodiversität, der Landschaften Ist-Zustand und stellt darauf aufbauend mögliche und der Qualität von Luft und Boden“, zusammen mit bzw. notwendige Entwicklungsziele und Maßnah- Kroatien die Federführung und Verantwortung für die men zusammen, Umsetzung übernommen. Bis heute konnte bereits • schlägt schließlich nach Sichtung abgeschlossener, eine Vielzahl von Projekten und Maßnahmen für den sowie derzeit in Umsetzung befindlicher sowie Biodiversitätserhalt angestoßen werden, u. a. wurde geplanter Projekte eine aktuelle Auswahl von ein eigenes Programm für den Erhalt und Wieder­ „Schlüsselprojekten“ aus naturschutzfachlicher ansiedlung von Donaustörarten aufgesetzt und Maß- Sicht vor. Diese Projekte decken besonders dring- nahmen für gemeinsame Anstrengungen für den Um- liche Lücken hinsichtlich der Biodiversität und des gang mit invasiven gebietsfremden Arten erarbeitet. Artenschutzes ab und lassen intensive Synergie- effekte mit den Zielen des bayerischen Hoch­ Ein Masterplan zur Umsetzung der Europäischen wasserschutz-Aktionsprogramms 2020plus, sowie Donauraumstrategie im Bereich der Biodiversität der Umsetzung von Planungen im Sinne der EU- Der vorliegende Masterplan greift die in der EU Don- Wasserrahmenrichtlinie und des Schutzgebiets- auraumstrategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt systems Natura 2000 erwarten. Die in Kapitel 5 enthaltenen Ziele und Ideen auf und führt diese für beschriebenen und vorgeschlagenen Schlüssel- den bayerischen Abschnitt der Donau mit weiteren projekte sollen – wo noch nicht begonnen – mit Zielen und Maßnahmenprogrammen zum Erhalt der Nachdruck weiter konkretisiert und gefördert Biodiversität zusammen. Die Konkretisierung erfolgt ­werden, da sie nicht zuletzt eine entsprechend durch die Vorstellung beispielhafter Umsetzungs­ hohe Effizienz des Mitteleinsatzes versprechen. projekte. Dabei präzisiert der Masterplan die im Bio­ diversitätsprogramm Bayern 2030 genannten erfor- Der Masterplan im Kontext bestehender Gesetze, derlichen Umsetzungsmaßnahmen, die für den Pläne, sonstiger Verpflichtungen und Politikziele Donauraum relevant sind. In seinem ersten Teil formu- Der „Masterplan Lebensraum Bayerische Donau“ liert er als rechtlich unverbindliches Fachkonzept aus wie auch die einzelnen Projekte innerhalb des Master- naturschutzfachlicher Sicht ein für die Erhaltung und plans stehen im Kontext vielfältiger gesetzlicher Ver- Stärkung der vorhan­denen Artenvielfalt entlang der pflichtungen wie auch sonstiger politischer Zielsetzun- bayerischen Donau geeignetes Leitbild sowie damit gen und Handlungs­programme. Das Spektrum reicht verbundene Entwicklungsziele und Maßnahmen. In dabei von den gesetzlichen Normen des Natur- und seinem zweiten Teil werden diese fachspezifischen Artenschutzes über den Gewässer-, Ressourcen- und Grundlagen durch das Benennen von Schlüsselprojek- Umweltschutz bis hin zur Hochwasservorsorge und ten mit konkreten und insbesondere transdisziplinären zu allgemeinen wasserwirtschaftlichen Zielen sowie Umsetzungsoptionen versehen und richtet sich damit zu Nutzungs­ansprüchen der Land- und Forstwirt- an alle Akteure an der bayerischen Donau. Mit seiner schaft und ge­ planten Siedlungsentwicklungen. Integration von staat­lichen und nicht-staatlichen Vor- haben und Initiativen soll der Masterplan auch als Bei- Die Bezeichnung als „Masterplan“ wurde in diesem spiel für die gesamte Gebietskulisse der Donauraum- Zusammenhang bewusst gewählt: mit diesem Begriff strategie dienen. Der Masterplan will ein Baustein werden z. B. im Städtebau informelle und unverbind­ sein im gemeinsamen europäischen Bemühen um die liche Planwerke bezeichnet, die vor allem als Diskus­ nachhaltige Sicherung des biologischen Reichtums sionsgrundlage wie auch zur Vorbereitung von entlang einer einzigartigen Flusslandschaft. ­anschließenden formalisierten, verbindlichen Planungs- prozessen dienen.

10 So soll auch der „Masterplan Lebensraum Bayerische sowie Gewässerentwicklungs-/Umsetzungskonzepte Donau“ vor allem der inhaltlichen naturschutzfach­ erarbeitet. Gerade an der Donau selbst werden zum lichen Positionsbestimmung und der Vorbereitung von Teil auch integrierte Managementpläne (z. B. Untere Projekten di­ enen. Dabei orientiert er sich gleichwohl Isar, Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg, an den einschlägigen­ Zielen und Normen des Natur- Donau zwischen Kelheim und Regensburg, Donau und Gewässerschutzes. Der Masterplan soll unter zwischen Straubing und Vilshofen, Donau von Kachlet anderem einen Beitrag leisten bis Jochenstein mit Inn und Ilzmündung) entwickelt, die vielfach an prominenter Stelle auch das Ziel der • zur Umsetzung der europäischen Fauna-Flora-­ Sicherung der vorhandenen besonderen Artenausstat- Habitat-Richtlinie und der europäischen Vogel- tung verfolgen. Sie verfolgen insofern bereits heute schutz-Richtlinie sowie der EU-Wasserrahmen- die Zielsetzung des Masterplans und bieten für die richtlinie, Umsetzung von Projekten eine hervorragende Basis. • zur Umsetzung des Bundes- und des Bayerischen Naturschutzgesetzes, Kooperation bei der Erstellung und Umsetzung • zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biolo- des Masterplans gischen Vielfalt und des Biodiversitätsprogramms Der vorliegende Masterplan entstand in Kooperation Bayern 2030, zwischen Behörden, Verbänden, Umweltbildungs­ • zur Umsetzung des bayerischen Auenprogramms, stationen und dem Auenzentrum Neuburg/Ingolstadt. • zur Umsetzung der europäischen Hochwasser­ Die Beteiligten werden die Umsetzung von Vorhaben risikomanagementrichtlinie, des Wasserhaushalts- im Sinne des Masterplans weiter begleiten und bei und des Bayerischen Wassergesetzes, einzelnen Vorhaben mitwirken. Entsprechend der Ziel- • zur Umsetzung und Entwicklung der europäischen setzung der EU Donauraumstrategie werden bei der Grünen Infrastruktur (Biotopverbund). Projektplanung die Fördermöglichkeiten der Europäi- schen Kommission einbezogen, insbesondere bei Ein besonderes Gewicht hat die laufende Umsetzung den Schlüsselprojekten. Mit dieser Vorgehensweise der europäischen FFH- und Vogelschutz-Richtlinie wie möchte der Masterplan anderen Regionen entlang auch der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Hierfür we­ rden der Donau Anregungen bieten und gleichzeitig ein bereits seit mehreren Jahren von Seiten der Natur- Baustein im gemeinsamen europäischen Bemühen schutzverwaltung entsprechende FFH-Managementplä- um die nachhaltige Sicherung des biologischen ne und von Seiten der Wasserwirtschaftsverwaltung ­Reichtums entlang einer einzigartigen Flusslandschaft Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme sein.

Silberreiher über der Donau

11

2 Leitbild Sektorale Leitbilder zur Regionalisierung von Gebietskulisse „Donau-Korridor“ Biodiversitätszielen Das Leitbild konzentriert sich räumlich auf einen ab­ Ein allgemein formuliertes Ziel wie der „Erhalt der gegrenzten „Donau-Korridor“. Darunter wird im biologischen Vielfalt“ ist nur umsetzbar, wenn es auf ­Zusammenhang mit dem Masterplan jener Raumaus- einen konkreten Landschaftsausschnitt wie z. B. die schnitt links und rechts der zentralen Achse der Donaulandschaft bezogen und in ausreichend konkre- Donau verstanden, der mit dem Fluss in einem ökolo- tisierte Zielaussagen „übersetzt“ wird. gisch-funktionalen Zusammenhang steht.6 Mit in den „Korridor“ einbezogen werden wichtige (größere) In sektoralen Leitbildern werden im Folgenden Vor- ­Seitenzuflüsse, da auch diese über den Gewässer- stellungen formuliert, wie die Landschaft im Donau- und Auenverbund mit der Donau als Hauptstrom in raum aus naturschutzfachlicher Sicht aussehen müsste, einem intensiven ökologischem Austausch stehen, um der heute bestehenden Vielfalt an Tier- und sichtbar z. B. in Form der Wanderung von Fischen und ­Pflanzenarten ihre Heimat und damit ihren Fortbestand anderen Organismen, etwa über die sogenannten zu sichern. Welche Lebensräume müssen erhalten, „Biotopbrücke“ Lechtal. wiederhergestellt oder ausgeweitet werden, welche Qualität müssen die Lebensräume aufweisen, welche Um den Masterplan insgesamt überschaubar zu halten, sonstigen Randbedingungen müssen eingehalten wurde hierbei vor allem nach Süden, d. h. quer über werden? Das nachfolgende Kapitel beschreibt all dies die alpinen Zuflüsse, eine Grenze gezogen. Kriterium zusammenfassend als „Leitbilder“ für den Donaukor- für diese Grenzziehung war, ob und inwieweit ökolo- ridor. Diese Leitbilder übernehmen innerhalb des gisch der Einfluss der Alpen überwiegt. ­Masterplans wichtige Funktionen: anhand der Leitbilder werden zum einen der aktuelle Zustand der Land- Landschafts-Teilräume innerhalb des Donau-­ schafts-Teilräume und in ihrer Gesamtheit innerhalb Korridors des Donau-Korridors bewertet („Wie weit weicht der Die Formulierung des Leitbildes wie auch die Bestands- aktuelle Ist-Zustand von der Idealvorstellung des analyse und die Auswahl bzw. der Vorschlag von ­Leitbilds ab?“); zum anderen orientieren sich die Maß- ­Projekten erfolgen getrennt für charakteristische, nahmen- und Projektvorschläge ebenfalls an diesen ­sinnvoll abgrenzbare Teilräume innerhalb des Gesamt- Leitbildern („Welche Maßnahmen müssen ergriffen Korridors. Hierfür werden folgende Bereiche unter- werden, um den vorgefundenen Zustand eines Land- schieden: schaftsausschnittes in Richtung Leitbild zu entwi- ckeln?“). • Der Fluss mit der rezenten Aue (= rezentes Über- flutungsgebiet; soweit eine Bedeichung vorhan- Die Formulierung der Leitbilder erfolgt vor allem im den ist, entspricht dies dem Raum zwischen den Hinblick auf den Erhalt der Biodiversität. Nicht alle der Deichlinien); hierbei werden auch die verschiede- genannten Maßnahmen und Schlüsselprojekte sind nen Aspekte der Durchgängigkeit mit behandelt; bereits mit den Zielen anderer Politikfelder abgestimmt, • Die Altaue im Talraum, d. h. der Teil des Über­ zudem ist jeweils im Einzelfall zu klären, ob entspre- flutungsgebietes, der natürlicherweise vom Über- chende Mittel für die Umsetzung verfügbar sind. Die flutungs- und Grundwasserregime des Flusses Leitbilder und Handlungsvorschläge ermöglichen je- erfasst würde, heute aber durch Deiche oder an- doch, dass bei jeder Entscheidung über die Nutzung dere Hochwasserschutzanlagen von Überflutungen oder Entwicklung von Flächen deren Konsequenzen und zum Teil auch vom flussbestimmt-dynamischen für die Biodiversität vor Ort oder sogar im gesamten Grundwasserregime abgetrennt wird; Donaugebiet erkannt und abgewogen werden können.

6 Der Bezug auf den Donaukorridor, d. h. auf einen begrenzten Raumausschnitt bedeutet gleichzeitig, dass der Masterplan allgemeine Aufgabenstellungen zur Sicherung der Biodiversität, wie z. B. den Schutz von Urwäldern generell, die Umkehr des allgemeinen Trends zur Intensivierung in der Landnutzung und ähnliches nicht als Schwerpunkt sieht und nur am Rande mit behandelt.

12 Abbildung 1: Landschafts-Teilräume des Masterplans am Beispiel des Isartales bei Dingolfing. Daten: Aueabgrenzung: LfU Bayern / BfN; Moorflächen: LfU Bayern; Leiten: ABSP Dingolfing-Landau, eigene Ergänzungen; Kartengrundlage: Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter OdbL; Höhenrelief: SRTM, Daten des USGS / LP DAAC.

• Die Kulturlandschaft im restlichen Talraum; dieser 2.1 Fluss und rezente Aue Raum ist in der Regel intensiv besiedelt, mit ­Infrastruktureinrichtungen belegt und wird meist intensiv land- und forstwirtschaftlich genutzt; 2.1.1 Wichtige Merkmale • Soweit vorhanden: die Randhänge, das heißt die Dynamik der Abflüsse und der Wasserspiegel sogenannten „Donauleiten“ bzw. markante Leiten Natürliche und naturnahe Flüsse sind Ökosysteme mit entlang der Zuflüsse; erfasst werden hierdurch einer intensiven Dynamik, die Lebensräume im Fluss Standorte mit besonderen Lebensbedingungen, sind durch große zeitlich-räumliche Heterogenität und die sich an markanten Hang- oder Terrassenkan- Variabilität gekennzeichnet. Ähnliches gilt für die an ten ausgebildet haben. naturnahe Flüsse angrenzenden Auen – auch hier ist Dynamik in unterschiedlicher Ausprägung7 das kenn- Zusätzlich betrachten eigene Kapitel, wo dies sinnvoll zeichnende Merkmal. Aue-­Lebensräume unterliegen ist, den gesamten Korridor, um so der „Summe aller der permanenten Änderung der Nässegrade bis hin zu Teile“ und den ggf. vorhandenen ökologischen Wech- Überflutungen. Umgekehrt können Aueökosysteme selwirkungen zwischen den zuvor unterschiedenen auch ihrerseits Wirkung auf das angrenzende Gewäs- Teilräumen gerecht zu werden. In diesem Zusammen- ser entfalten, indem z. B. der Bewuchs der Aue die hang werden auch allgemeine Maßnahmen wie die Strömungs- und Sedimentationsverhältnisse ändert. Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und der Um- weltbildung behandelt. Die Dynamik wird vor allem angetrieben durch die Energie des fließenden Wassers sowie durch die ­jahreszeitliche Variabilität der Abflüsse. In der Regel

7 Dister, E. (1991): Situation der Flussauen in der Bundesrepublik Deutschland. – Laufener Seminarbeiträge 4/91, S. 8–16.

13 spiegeln sich die wechselnden Abflüsse in veränder­ mündenden Seitenzuflüssen und Altwassern, im lichen Wasserspiegelhöhen wider, so dass der Fluss Naturzustand ohne Hindernisse durchwanderbar („bio- charakteristische Niedrigwasser- und Hochwasser­ logische Durchgängigkeit“). Dies ist für viele Fisch­ phasen zeigt, bis hin zur partiellen Austrocknung der arten überlebensnotwendig, da z. B. Seitengewässer Gewässersohle oder zur Ausuferung des Flusses in für das Laichgeschäft oder in bestimmten Alters- und die angrenzende Aue. Aufwuchsphasen obligatorisch erreichbar sein müs- sen. Vielfach muss zudem die Aufwärtswanderung Morphodynamik erwachsener Tiere die Abdrift von Jungtieren ausglei- Die Energie der fließenden Welle bewirkt morphody- chen können. namische Prozesse, die sich entsprechend des Reliefs und entsprechend der jeweiligen Fließgeschwindig- Ein zweiter Aspekt der Durchgängigkeit bezieht sich keitsverteilung im Längs- und Querprofil unterschied- als „hydromorphologische Durchgängigkeit“ auf den lich intensiv auswirken. Die Morphodynamik umfasst Transport von Kies, Sand, Feinteilen und gelösten die Tiefen- und Seitenerosion, den Transport von Stoffen, von Lebewesen, Pflanzenteilen, Samen, ­Geschiebe auf der Flusssohle sowie Feststoffanlage- ­Biomasse etc. durch das fließende Wasser. Vor allem rungen, z. B. in Form von Kiesbänken im Fluss oder der Transport von Geschiebe wie Schotter, Kies und an Land am Übertritt des Flusses in die hydraulisch Sand ist von großer Bedeutung, da von der Bewe- rauere Aue. Im Lauf der Zeit kann es zur allmählichen, gung und Umlagerung dieses Materials ein großer bei extremen Abflüssen auch zur weitgehend sponta- Teil der Standortdynamik und damit der Qualität der nen Verlagerung des Flusslaufes kommen. Infolge der Lebensräume im Fluss und in der Aue abhängt. Morphodynamik entsteht ein kleinräumig wechseln- des Mosaik von Böden mit unterschiedlichem Alter, Verbund der Auelebensräume, Wechselwirkungen Mächtigkeit und Feuchtigkeit.8 zwischen Fluss und Aue Neben der Durchgängigkeit des Flusses ist ein mög- Grundwasserdynamik lichst intakter Verbund der Auelebensräume unterein- Die Dynamik der Fluss-Wasserstände setzt sich mehr ander für den Erhalt der in der Aue lebenden Arten oder weniger zeitverzögert und mehr oder weniger von großer Bedeutung. „Verbund“ bedeutet hier, dass gedämpft im Grundwasserkörper in der seitlich an- ähnliche Lebensraumtypen räumlich und funktional grenzenden Landschaft fort. Die intensive Wechsel- miteinander so in Verbindung stehen, dass z. B. ein wirkung zwischen Fluss und Grundwasser kann auch genetisch wirksamer Austausch zwischen Teilpopula- noch in größerer Entfernung vom Fluss zu charakteris- tionen stattfinden kann. tischen Grundwasserstands-Schwankungen führen; hierbei können im Extrem Amplituden von mehreren In Bezug auf die Qualität der Verbundsysteme führen Metern erreicht werden. vor allem Flächenverluste, Störungszonen oder ­Zerschneidungen z. B. durch querende Infrastruktur Die Grundwasserstands-Schwankungen kennzeichnen zu Einschränkungen. die betroffenen Lebensräume als Aue-Lebensräume, selbst dann, wenn die Flächen z. B. nach der Errich- Vielfalt der Lebensräume, Vielfalt der Arten tung von Deichen nicht mehr von Oberflächenwasser Die beschriebenen vielfältigen und dynamischen überflutet werden. ­Lebensraumbedingungen führen zu einer großen Dichte höchst unterschiedlicher Lebensraumtypen Durchgängigkeit des Gewässersystems und Habitatelementen. Ein Fließgewässerökosystem ist in der Regel von ­Natur aus durchgängig, das heißt longitudinal und Das Spektrum der Lebensräume reicht vom Fließ­ ­lateral vernetzt. Für Lebewesen ist ein Fluss in Längs- gewässer über die Wechselwasserzonen (je nach richtung wie auch in Querrichtung, von und zu ein- Strömung mit Uferröhrichten), die Standorte der

8 Morphologie und ökologische Ausprägung der bayerischen Donau entsprechen den Typen 9.2, „Große Flüsse des Mittelgebirges“ und 10 „Kiesgeprägte Ströme“ (Gewässertypologie nach Pottgiesser, T. & Sommerhäuser, M., 2008: „Erste Überarbeitung der Steckbriefe der deutschen Fließgewässertypen“; download unter http://www.wasserblick.net/servlet/is/18727/12_Typ10_April2008.pdf?command=downloadContent&filename=12_Typ10_ April2008.pdf), bzw. dem Typ der durch Kies-Schotter geprägten gefällereichen Flussaue (bis Regensburg) bzw. gefällearmen Stromaue (Regensburg bis Passau); Koenzen, Uwe (2005): „Fluss und Stromauen in Deutschland – Typologie und Leitbilder “. Bonn-Bad Godesberg, BfN (Hrsg.), 327 S., Kartenbeilage

14 Weichholz- und Hartholzaue bis hin zu vor allem Dynamik ­bodenbedingt trockenen Sonderstandorten wie den Der Flusslauf zeigt die typische Abfluss- und Wasser- „Brennen“. Diese Vielfalt ist zudem nicht statisch und spiegeldynamik, eine intakte Umlagerung von Material unveränderlich, sondern kann im Lauf der Zeit ver- mit der Strömung sorgt für eine ausreichende Aus- gleichsweise rasch wechseln, angetrieben durch die stattung mit essenziellen Habitatelementen, wie z. B. natürliche Sukzession und durch die gewässerindu- flach überströmten, unverschlammten Kiesufern. zierte Morphodynamik. Hinzu kommt, dass die Aue- ­Diese werden ergänzt durch strömungsabhängig ent- Biotope sich wegen der stets möglichen Überflutungen stehende Lebensräume und Habitatelemente in der der andernorts möglichen Intensivierung der Nutzung Aue, wie Uferanbrüche, Rohbodenstandorte oder durch den Menschen und der damit oft einhergehen- ­Altwasser in verschiedenen Entwicklungsstadien. den Uniformierung der Standorte weitgehend ent­ zogen haben. Durchgängigkeit Die Donau ist im Leitbild für Wasserorganismen in Naturnahe Flüsse und Auen besitzen in der Summe Längs- wie in Querrichtung, d. h. von und zu den seit- eine im Vergleich zu anderen Landschaftsausschnitten lichen Zuflüssen und Altwassern, sowie bei Hoch­ herausragende Bedeutung für die biologische Vielfalt. wasser in die Aue voll durchgängig. Die hydromorpho- logische Durchgängigkeit ist soweit intakt, dass Wasserqualität ausreichend Geschiebe von oben nachgeliefert wird, Neben den physikalischen und morphologischen so dass der Geschiebehaushalt im Gleichgewicht Standortbedingungen entfalten in den Gewässer- und bleibt und keine unnatürlichen Eintiefungen auftreten. Aueökosystemen auch chemische Wasserinhaltsstoffe ihre Wirkung. Der Gehalt an gelösten und festen Aue-Lebensräume ­Stoffen (vor allem Schad- und Nährstoffe, aber auch Der Flusslauf wird von einem Gürtel natürlicher oder Sauerstoff) im Wasser hat Einfluss auf die Lebens­ naturnaher Aue-Lebensräume begleitet, der in seiner gemeinschaften. Gelöste Stoffe wie z. B. Nitrat oder Ausdehnung der Breite und der Geländeausformung Pflanzenschutzmittel erlangen zudem auch im Grund- des Talraumes folgt; idealerweise verzahnen sich wasser Bedeutung. ­innerhalb der Aue entlang des Höhen- bzw. Über- schwemmungs- und Bodengradienten die verschiede- Prinzipiell sind Auen an größeren Gewässern wie der nen Lebensraumtypen der Aue. Neben Wechsel­ Donau Anreicherungsstandorte, d. h. ein Eintrag und wasserzonen und Uferröhrichten, Auwäldern und die Sedimentation von Stoffen ist natürlich. Obwohl Altwassern in verschiedenen Verlandungsstadien sind in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die aus Ab- auch „Spezialstandorte“ wie z. B. Brennen zu finden. wässern stammenden Nährstoffe (vor allem Stickstoff Die Lebensräume bilden insgesamt ein Lebensraum- und Phosphat) durch den Ausbau der Klärtechnik mosaik, das sich im Lauf der Zeit mit unterschiedlicher deutliche Fortschritte erreicht werden konnten, ist Geschwindigkeit verändert. Zumindest in einem Teil nach wie vor eine deutlich erhöhte Belastung durch dieser Lebensräume ist eine vollständig natürliche den Eintrag von Feinteilen aus der Bodenerosion und Weiterentwicklung zur „Wildnis“ möglich. von Nährstoffen aus der Fläche festzustellen. Dies ist z. B. anhand deutlich erkennbarer Auflandungen und Die Breite der Aue reicht von wenigen Metern (in den an der Vorherrschaft von nährstoffliebenden Groß- Durchbruchstälern) bis hin zu mehreren Kilometern in stauden wie der Brennnessel in der heutigen Aue breiten Talräumen wie dem Donauried oder der nieder­ ­ersichtlich. Auch im Grundwasser hinterlassen Einträge bayerischen Donauniederung im Dungau. Der Aue­ von Nitrat und von Pflanzenschutzmitteln (bzw. deren gürtel weist im Idealzustand des Leitbildes einen Abbauprodukte) aus der Landbewirtschaftung vielfach durchgängigen räumlichen Zusammenhang auf, so ihre Spuren. dass Kontakt, Wanderung und Austausch von Teil­ populationen innerhalb dieses Gürtels möglich ist. 2.1.2 Leitbild Das Leitbild für den Fluss und rezente Aue orientiert sich im Wesentlichen am unverbauten Zustand der Donau bzw. der jeweiligen Nebenflüsse mit ausge- prägten Merkmalen der Dynamik, Durchgängigkeit und naturnaher Aue-Lebensräumen:

15 2.2 Altaue Mit dem Hinzutreten von verschiedenen Grünlandtypen zu den ursprünglichen naturnahen Auebiotopen war zunächst eine deutliche Bereicherung der Biotop- und 2.2.1 Wichtige Merkmale Artenvielfalt verbunden. Mit dem Entstehen des Grün- In einer nicht oder nur wenig durch den Menschen lands etablierte sich die zugehörige Artenausstattung. beeinflussten Naturlandschaft würden große Teile des So weiteten sich etwa die Bestände von Wiesenbrü- Talraums der Donau und der Seitengewässer bei tern von den natürlichen Niedermoor-, Röhricht- und Hochwasser durch die Ausuferung des Flusses oder Riedflächen weiter aus. Innerhalb der Pflanzenwelt auch durch das mit dem Hochwasser ansteigende ­erreichten z. B. Stromtalarten des Offenlandes größere Grundwasser überflutet bzw. merkbar durchfeuchtet Verbreitung und Häufigkeit. werden. In diesen Bereichen würde der Talraum im Naturzustand im Wesentlichen von Auwäldern bzw. 2.2.2 Leitbild anderen Auebiotopen wie Altwässern, Röhrichten Auch für den Landschaftsteilraum „Altaue“ orientiert oder auch Brennen eingenommen. Vor allem in den sich das Leitbild im Wesentlichen am natürlichen Randbereichen kommen oft weitere, ausgesprochen ­Zustand. Ergänzt wird dieses durch wertgebende (dauer-)nasse, großflächige Niedermoor- und Bruch- ­Elemente einer nachhaltigen Landnutzung. Demnach waldstandorte hinzu. fokussiert es die Erfordernisse in den Bereichen Rück- entwicklung zu aktiver Aue, Sicherung von naturnahen Zu Beginn der Kultivierung der Talräume wurden zu- Lebensräumen, Landwirtschaft und Siedlungen. nächst vor allem die weniger häufig überfluteten (Hartholz-)Auwaldflächen gerodet und landwirtschaft- Entwicklung von Altaue zu aktiver Aue lich genutzt. Solange die Boden- und Grundwasser- Im Leitbild ist zugunsten der Aue-Lebensräume und verhältnisse mehr oder weniger unverändert blieben, -Arten wie auch zugunsten des natürlichen Hoch­ entstanden hierdurch meist artenreiche, in der Regel wasserschutzes an Stellen, an denen dies möglich ist, wechselfeuchte Grünlandflächen. Im Kern des Talraums die heutige Altaue wieder zu aktiver Aue zu entwi- blieb das häufiger überschwemmte und daher nur ckeln. In diesen Bereichen führen somit zurückverlegte schwer nutzbare Fluss-Aue-System als naturnahe Ach- Deiche dazu, dass Aueflächen wieder in die volle se dagegen zunächst vergleichsweise lange erhal­ ten. Überschwemmungs-, Grundwasser- und Morpho­

Abbildung 2: Lage der Siedlungsflächen bei Straubing in Bezug auf die historischen Überflutungsgebiete der Donau (blaue Flächen: Überflutungsgebiete der Hochwasser in den Jahren 1920, 1924; die Hochwasser entsprachen im dargestell- ten Raum etwa 10–20-jährlichen Ereignissen). Karte: Oberste Baubehörde im Staatsministerium des Innern: Der Hochwasserschutz an der Donau in Bayern. München, 1927

16 Abbildung 3: Von den ursprünglichen Aue-Biotopen sind in der Altaue, wie hier im Bereich Straubing, im Zuge der Intensivierung der Flächennutzung nur kleine Restflächen verblieben. Noch vorhanden sind heute schmale Feuchtwiesenstreifen und Röhrichte sowie einzelne Auwaldreste. Sie finden sich vor allem in ehemaligen, verlandeten Flussschlingen mit relativ hohem Grundwasserstand. Dominierend sind ansonsten Ackernutzung und Siedlungsflächen. Datengrundlagen: Aueabgrenzung: LfU Bayern / BfN; Biotopkartierung: LfU Bayern; Kartengrundlage / Datenquelle Luftbild: Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de

dynamik der Donau und ihrer Seitenzuflüsse einbezo- Land- und forstwirtschaftliche Nutzungen in der gen werden. Altaue Außerhalb der Flächen mit naturnahen und/oder Sicherung von naturnahen Lebensräumen und ­extensiv genutzten Lebensräumen ist die Intensität artenreichem Grünland der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung so ausge- Das Grundwasser als maßgeblicher ökologischer staltet, dass Belastungen von Schutzgütern vermie- ­Faktor für die Qualität der Auwald-Reste und der den werden. Dies bedeutet, dass z. B. Dünge- und Grünlandflächen in der Altaue zeigt im Leitbild eine Pflanzenschutzmittel in einem Umfang eingesetzt naturnahe, auentypische Ausprägung, sowohl in werden, bei dem keine Belastungen des Grundwas- ­Bezug auf die Höhe Wasserspiegel unter der Gelände­ sers, der Oberflächengewässer oder angrenzender oberkante wie auch in Bezug auf die Schwankungs- extensiv genutzter Biotope auftreten. Auch der Ein- amplituden und die Grundwasserdynamik. trag von Bodenpartikeln in die Oberflächengewässer aus Flächenerosion bleibt ausgeschlossen bzw. auf Die Grünlandflächen und insbesondere der Nieder- ein unerhebliches Niveau begrenzt. moorstandorte sind durch eine für die Artenvielfalt günstige (d. h. in der Regel schwache) Nährstoffver- Innerhalb der forstwirtschaftlich genutzten Wälder sorgung gekennzeichnet, die Nutzung der Flächen ist werden vor allem standorttypische (Auwald-)Baum­ in Intensität und Zeitpunkten an die Bedürfnisse der arten genutzt und die auetypische Strukturvielfalt spezifischen Arten angepasst. ­erhalten und gefördert. Wo dies möglich ist, sind ­Auwälder und sonstige Auebiotope durch Rückdei- Qualität, Ausdehnung und räumlicher Verbund der chungen oder Ausleitungen wieder an ein möglichst ­genannten Lebensräume sind im Leitbild so ausge- naturnahes Überflutungs- und Grundwasserregime staltet, dass kennzeichnende Ziel- und Indikator-Arten des Flusses angeschlossen (s. o.). in langfristig überlebensfähigen Populationen gesi- chert sind.

17 Siedlungsentwicklung in der Altaue von seitlich zuströmendem Grundwasser bestimmt. Siedlungsflächen beschränken sich im Leitbild auf Die Niedermoore ergänzen die Grünland- und Streu- ­geeignete, d. h. ausreichend hoch gelegene Bereiche, wiesenflächen innerhalb der Altaue. in denen auch z. B. Deichbrüche oder extreme Hoch- wasser keine erheblichen Schäden anrichten. Maß- Die großen Torfkörper leisten einen nennenswerten stab sind die Flächenabgrenzungen der Hochwasser- Beitrag zur Bindung von Kohlenstoff; umgekehrt führte Risikokarten. Eine an Hochwasser angepasste und führt die Störung des Wasserhaushaltes in der Bauweise und eine entsprechend angepasste techni- Regel zu einer verstärkten Mineralisation von im sche Ausstattung reduzieren zudem durchgängig ­Boden abgelagertem organischen Material und damit

­potenzielle Schadensrisiken (z. B. zur Vermeidung von zur Freisetzung von CO2 in die Atmosphäre. Auch auf Ölschäden). Siedlungsflächen und Infrastruktureinrich- den Wasserabfluss wirken die Moorkörper ausglei- tungen wie Straßen und Autobahnen sind so ausge- chend und verzögernd, intakte Feuchtflächen nehmen staltet, dass ihre Zerschneidungs- und Störungseffek- Niederschläge länger und intensiver auf als viele te nicht die oben für die Biotop- und Artenausstattung ­mineralische Böden, geben das Wasser deutlich formulierten Ziele gefährden. ­verzögert an die Vorfluter ab, und leisten so einen ­Beitrag zur Abmilderung von Hochwasserspitzen. Die Nutzung von Ressourcen, z. B. die Entnahme von Grundwasser als Trinkwasser beschränkt sich im Sin- 2.3.2 Leitbild ne der Nachhaltigkeit auf Entnahmemengen unterhalb Gesicherte oder wieder hergestellte Niedermoor- der Grundwasser-Neubildungsraten; die Entnahmen und Grünlandflächen im Verbund sind zudem so festgelegt, dass auch Schäden an Kern des Leitbildes für die Kulturlandschaft in den grundwasserabhängigen Biotopen und Vegetations- ­Talräumen außerhalb der Aue sind gesicherte bzw. elementen sicher ausgeschlossen werden können. wieder hergestellte Niedermoorflächen, einschließlich der extensiv genutzten, artenreichen und sekundär entstandenen Kulturlandschaftselemente wie z. B. 2.3 Kulturlandschaft im Talraum Streuwiesen. außerhalb der Altaue; Rand-Niedermoore Die Niedermoorflächen weisen im Leitbild (wieder) den ursprünglichen Grundwasserhaushalt auf, in den Kernflächen mit einem Grundwasserstand von oft nur 2.3.1 Wichtige Merkmale wenigen Dezimetern bzw. Zentimetern unter der Innerhalb der breiten Talräume, die von der Donau ­Geländeoberfläche, so dass die entsprechend ange- und ihren Zuflüssen über die verschiedenen geologi- passten Vegetationsgesellschaften und die entspre- schen Epochen hin ausgeformt wurden, bestehen chende Ausstattung an Tier- und Pflanzenarten ihre zum Teil Bereiche außerhalb der Altaue, die ökologisch optimalen Lebensbedingungen finden. Die Flächen nicht mehr direkt durch Überflutung oder indirekt über bleiben in ihren Kernbereichen unbeeinflusst bzw. die natürliche Grundwasserdynamik vom Fluss ge- werden in angepasster Intensität genutzt. prägt werden. Die Wälder dort sind daher z. B. in ihrer Struktur und Artenzusammensetzung nicht mehr Wie in der Altaue sind die Moor- und Feuchtbiotope zwingend auetypisch ausgeprägt. sowie die Grünlandflächen in Qualität, Ausdehnung und räumlichem Verbund so ausgestaltet, dass kenn- In den Talverebnungen sind allerdings mit den rand­ zeichnende (Indikator-)Arten in langfristig überlebens- lichen Flach- und Niedermooren und/oder Bruch­ fähigen Populationen in ihrem Bestand gesichert sind. wäldern, sowie den hier sekundär entstandenen Bio- toptypen wie z. B. Streuwiesen gleichwohl wichtige Für die übrige Kulturlandschaft entspricht der Leitbild- wertgebende Bereiche zu finden; sie gehen auf den Zustand der Kulturlandschaft der Altaue; auch hier ist spezifischen Grundwasserhaushalt zurück, welcher eine Belastung von Schutzgütern bzw. von benach­ durch knapp unter der Geländeoberfläche anstehende barten Biotopflächen ausgeschlossen. Wie auch inner- Grundwasserspiegel gekennzeichnet ist. Die Spiegel- halb der Altaue ist der Eintrag von Bodenpartikeln höhe wie auch die Qualität des Grundwassers wird in die Oberflächengewässer aus Flächenerosion aus- von der mittleren Wasserspiegellage des Flusses und geschlossen bzw. auf ein unerhebliches Niveau

18 ­begrenzt. Siedlungsflächen und Infrastruktureinrich- Je nach Ausgangsgestein haben sich auf den Steil- tungen wie Straßen und Autobahnen sind so aus­ hängen spezifische Lebensgemeinschaften angesiedelt, gestaltet, dass ihre Zerschneidungs- und Störungs­ in der Regel in Anpassung an die besonderen, extre- effekte nicht die für die Biotop- und Artenausstattung men Temperatur-, Bodenwasser- und Belichtungsver- formulierten Ziele gefährden. hältnisse. Natürlicherweise werden die Leiten von wärmeliebenden bzw. trockenheitsertragenden Wald- gesellschaften besiedelt, zusammen mit Felsspalten- 2.4 Randhänge, Leiten und gesellschaften und natürlichen, meist kleinflächigen ­Terrassenkanten (Trocken-)Rasen. Vielfach hat die frühere, extensive Nutzung durch Beweidung zu einer Ausweitung der Trocken- und Halbtrockenrasen und in der Summe zu 2.4.1 Wichtige Merkmale einer deutlichen Vergrößerung der Artenvielfalt ge- Das Donautal wird in Teilstrecken, je nach Geologie führt. und geologischer Entwicklungsgeschichte, von ­deutlich erkennbaren, steil abfallenden Randhängen Die Leiten ergänzen in besonderer Weise das Spekt- begleitet. Diese „Leiten“ ziehen sich vor allem am rum der Biotope wie auch der Arten des Talraums; Abhang der südlichen Frankenalb und am Abhang des vor allem auch entlang der Leiten entwickelten Bayerischen Waldes zwischen Regensburg und sich die floristischen und faunistischen Verbindungen ­Passau an der Donau entlang. Analoges gilt für einen zu wärmeliebenden Steppenwäldern und anderen Teil der großen Zuflüsse (vor allem Altmühl, aber ­Lebensräumen und Arten mit südosteuropäischer auch z. B. Isar, Inn und Salzach). Auch die Kante der ­Verbreitung. Exemplarisch sei auf das Vordringen von Niederterrasse erreicht örtlich deutliche Höhen und wärmeliebenden Tierarten wie der Smaragdeidechse eine größere Ausdehnung. und der Äskulapnatter entlang der Donauleiten bis ­unterhalb Passau und bis in die Inn- und Salzachleiten verwiesen.

Altwasser in den Donauauen bei Neuburg a. d. Donau

19 2.4.2 Leitbild verbreitete Floren- und Faunenelemente den Talraum Verbund von spezifischen Natur- und Kulturland- der Donau. Ebenso bringen die Zuflüsse bestimmte schaftsbiotopen abiotische Qualitäten wie z. B. vergleichsweise grobes Im Idealzustand des Leitbilds bestehen entlang der Geschiebe oder kalkhaltige Substrate aus den Alpen Leiten die dort spezifischen Natur- und Kulturland- oder ausgesprochen basenarme Gesteine und saures, schaftsbiotope mit ihren jeweiligen Lebensgemein- kalkarmes Wasser aus dem Grundgebirge des Bayeri- schaften wie thermophilen Eichen-Misch-, Hang- und schen Waldes in die Donau. Schluchtwäldern, Blockschutthalden, naturnahen Bachdobeln, Felsspaltengesellschaften, Felsheiden, 2.5.2 Leitbild Trocken- und Halbtrockenrasen, extensiv genutzten Funktionsfähige ökologische Wechselwirkungen artenreichen Weiden und Weinbauflächen. Die zwischen den Teilräumen ­Lebensräume zeigen die typische wärme- und trocken­ Im Idealzustand des Leitbildes sind die ökologischen heitsgeprägte Standortausformung, die typische Wechselwirkungen zwischen den Teilräumen des Arten­ausstattung, sie weisen mindestens die heutigen ­Talkorridors ausreichend funktionsfähig. Flächenausdehnungen auf und stehen in einem ­funktionierenden ökologischen Verbund. Insbesondere der Grundwasserhaushalt im Talraum ist soweit intakt und ungestört, dass (abgesehen von kleinen Flächen z. B. zum gezielten Schutz von Sied- 2.5 Donau-Korridor als Gesamtheit, lungen) Fluss und Grundwasser in natürlichem Um- großräumige Verbundstrukturen fang korrespondieren und sich die vom Fluss induzierte Grundwasserdynamik in der rezenten und in der ­Altaue auswirken kann. 2.5.1 Wichtige Merkmale Die zuvor beschriebenen Landschaftsteilräume stehen Der Nähr- und Schwebstoffeintrag aus der landwirt- nicht isoliert nebeneinander, sondern auch in wechsel­ schaftlichen Flur in die Gewässer wie auch in die seitiger ökologischer Beziehung, wie dies etwa im ­Auelebensräume ist auf ein verträgliches Maß be- Fall der Verbindung des Flusses mit der Aue und der schränkt; d. h. Stoffeinträge bleiben unter der Grenze, Altaue über den Grundwasserhaushalt sichtbar wird. ab der intensive Veränderungen der Standorte (Eutro- phierung) und Vegetationsgesellschaften (z. B. groß­ Gemeinsam ist dem gesamten Talraum in der Regel flächige Verdrängung von auetypischen, stenöken ein eigenes Regionalklima (tendenziell mit kontinentaler ­Arten durch Nitrophyten) auftreten. Tönung); hinzu kommen mögliche weitere ökologische Verbindungen quer zum Verlauf des Tales, z. B. in Funktionsfähiger Verbund auf überregionaler Form eines genetischen Austausches zwischen Popu- Ebene lationen von Arten der Trockenstandorte an den Vom Talraum des Hauptflusses in die Talräume der ­Leiten und auf den Brennenstandorten innerhalb der Nebenflüsse und umgekehrt besteht ein funktionie- Aue. Auch für den Rückzug vor Hochwasser in die render ökologischer Verbund, d. h. die Wanderung und ­höheren Randbereiche wird der gesamte Talquer- der Austausch von Lebewesen entlang der Gewässer schnitt von (mobilen) Arten genutzt. und innerhalb des Aue-Lebensraum-Verbundsystems ist möglich und nicht signifikant durch Infrastruktur Bedeutung hat der Talraum als Ganzes auch für Tier- und/oder Siedlungsflächen unterbrochen. arten, die große, vielfältige Lebensräume und dabei essenziell mehrere verschiedene Teilhabitate nutzen Auch Tierarten, die besonders großflächige, besonders (typischerweise z. B. Greifvögel und Eulen, Amphibien vielfältige und/oder intensiv vernetzte Lebensräume und Fledermäuse). U. a. die Vorkommen dieser Arten nutzen, sollen als Ziel- und Indikatorarten in langfristig machen deutlich, dass die Gesamtheit des Talkorridors überlebensfähigen Beständen erhalten bleiben. „mehr als die Summe seiner Teile“ ist.

Auf überregionaler Betrachtungsebene führt ein ­großräumiger horizontaler wie vertikaler Verbund u. a. auch zu einem „Eintrag“ von Artenvielfalt aus ande- ren biogeografischen Regionen in das Donautal; mit den alpinen Zuflüssen erreichen z. B. vorrangig alpin

20 2.6 Begleitende Maßnahmen: • Projekte möglichst in enger Kooperation aus ­Öffentlichkeitsarbeit, Umwelt­ ­Behörden, Verbänden, Vereinen, Bildungseinrich- bildung tungen, interessierten und engagierten Privatper- sonen usw. entwickelt und umgesetzt werden.

Die Umsetzung der Ziele des Masterplanes und die Parallel und unterstützend hierzu ist eine qualifizierte Realisierung der hierzu geplanten Schlüsselprojekte Wissensvermittlung durch Umweltbildungseinrichtun- bedürfen einer umfangreichen Beteiligung der Bevöl- gen und Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll und erforderlich; kerung. Akzeptanz für die allgemeinen Ziele wie für hierdurch soll das Anliegen der Sicherung der bio­ die konkret geplanten Projekte und Maßnahmen kann logischen Vielfalt allgemein wie auch bezogen auf nur erreicht werden, wenn Bayern bzw. den Donaukorridor in geeigneter Form dargestellt und vermittelt werden. • frühzeitig und während der Projektentwicklung und -umsetzung über die Hintergründe, Ziele und Untenstehende Tabelle zeigt eine zusammenfassende Maßnahmen aufgeklärt wird, Darstellung der o. g. Landschaftselemente, deren • ab einem frühen Zeitpunkt alle relevanten Akteure Merkmale sowie das für den Masterplan formulierte und die interessierte Öffentlichkeit eingebunden Leitbild. werden und

Landschaftselement Merkmale Leitbild Fluss und rezente Aue Dynamik der Abflüsse und Wasser- ausgeprägte Merkmale der spiegel, Morphodynamik, Grund­ Dynamik und Selbstregulation, wasserdynamik, Durchgängigkeit des Durchgängigkeit und naturnahe, Gewässersystems, Verbund der artenreiche Aue-Lebensräume ­Lebensräume, Vielfalt von Lebens­ räumen und Arten Altaue Grünlandflächen im Überflutungs­ Entwicklung von Altaue zu aktiv­ er bereich, eingedeichte Gebiete durch Aue, Sicherung von naturn­ ahen Land- und Forstwirtschaft und für Lebensräumen, nachhaltige Land- Siedlungen genutzt wirtschaft und Siedlungsentwick- lung

Kulturlandschaft im Talraum Niedermoore, Grünland- und Gesicherte oder wieder her­ außerhalb der Altaue; ­Streuwiesenflächen, landwirtschaft­ gestellte Niedermoor- und Rand-Niedermoore liche Nutzung, Siedlungen Grünlandkomplexe im Verbund; nachhaltige Landwirtschaft und Siedlungsentwicklung Randhänge, Leiten und Ergänzende Biotope mit wärme­ Sicherung, Entwicklung und ­Terrassenkanten liebenden Arten Verbund spezifischer Natur- und Kulturlandschaftsbiotope, nach­ haltige Landwirtschaft und Siedlungsentwicklung Donau-Korridor Raumübergreifendes, mehrachsiges Herstellung funktionsfähiger ökologisches Verbundsystem ökologischer Wechselwir­kungen, Verbund- und Migrationsoptionen zwischen den Teil­ ­räumen (lateral und longitudinal) sowie auf über- regionaler Ebene

Tabelle 1: Übersicht der Landschaftselemente, Merkmale und formulierten Leitbilder.

21 Biologische Vielfalt entlang der bayerischen Donau: 3 Bestand, Entwicklungsziele, Maßnahmen Als Basis für die Auswahl von Projekten zur Sicherung Ausmaßes, wie z. B. die Umlagerung von Geschiebe. und Stärkung der biologischen Vielfalt im Donaukorri- Je nach Größe des gestauten Wasserkörpers haben dor dient eine Bestandsaufnahme der aktuellen sich auch physikalische, biologische und chemische ­Situation. Hierzu wird im vorliegenden Kapitel für die Parameter verändert. Im Stau kann eine stärkere Er- einzelnen Landschafts-Teilräume im Einzelnen wärmung oder Abkühlung als im ungestauten Zustand auftreten, bemerkbar sind auch stärkeres Algen- • die aktuelle Situation zusammenfassend wachstum, stärkere Schwankungen des Sauerstoff­ ­dargestellt, gehalts oder reduzierende Verhältnisse im Sediment. • sowie entsprechende Entwicklungsziele und In der Folge führt dies zum Rückgang charakteristi- Maßnahmen für die Sicherung der Biodiversität scher Elemente der Tier- und Pflanzenwelt, wie z. B. im Donaukorridor zusammengestellt. strömungsliebende Fischarten.

Zustandsbeschreibungen und Entwicklungsziele Erweitert werden die genannten Auswirkungen der ­stützen sich vorrangig auf die in Kap. 2 beschriebenen Stauhaltungen und des Kraftwerkbetriebs noch durch Merkmale und Leitbilder. den heute verbreiteten Schwall- und Sunkbetrieb, bei dem zugunsten des Verkaufs von Spitzenlast-Strom kurzfristig die Durchflüsse durch die Turbinen erheb- 3.1 Fluss und rezente Aue lich erhöht werden, was im Unterlauf zum plötzlichen Anstieg oder Verfall der Wasserspiegel um mehrere Dezimeter führen kann – mit den entsprechenden 3.1.1 Aktuelle Situation in Bayern Auswirkungen z. B. auf einjährige Fischbrut und die Entlang der bayerischen Donau finden sich in Bezug entsprechende Artenausstattung. auf den im Leitbild für diesen Landschafts-Teilraum formulierten, aus naturschutzfachlicher Sicht ange- Biologische Durchgängigkeit des Gewässer­ strebten Zustand sehr unterschiedliche Teilstrecken: systems der Donau Die typischen Elemente der Auendynamik sind heute Insgesamt unterbrechen in Bayern heute 22 Querbau- an der Donau selbst in zwei größeren fließenden werke (Stauwehre) die Donau in Längsrichtung. Mit ­Strecken zwischen Vohburg und Kelheim (ca. 29 km) den Staustufen verbunden ist eine weitgehende Ein- sowie zwischen Straubing und Vilshofen (ca. 75 km) schränkung der Durchgängigkeit. Für viele im Wasser zu finden. Den frei fließenden Abschnitten steht eine lebenden Artengruppen, insbesondere die Fische, ist mit ca. 275 km gestaute und damit veränderte Strecke dies ein Hauptgrund für den Rückgang der Bestände. der Donau gegenüber. Die damit verbundene Ände- Vor allem für die strömungsliebenden Arten reicht rung der meisten ökologischen Parameter im Fluss dies bis zur Gefährdung des Fortbestandes in Bayern. und in der Aue hat Auswirkungen auf die Artenaus- Lediglich die Abschnitte zwischen Vohburg und stattung und -vielfalt. ­Kelheim mit etwa 29 km Fließstrecke und zwischen Straubing und Vilshofen mit etwa 75 km Fließstrecke Ökologische Ausprägung innerhalb der (vgl. Seifert 2008, S. 20)9 sind noch heute für Fische ­Staustrecken und andere Wasserlebewesen frei in Längsrichtung Die Staustrecken der Donau und ihrer Nebenflüsse durchwanderbar. weisen den Großteil der typischen Fließgewässer­ eigenschaften nicht in der ursprünglichen Intensität Künstliche Fischaufstiegshilfen finden sich an der auf, wie die hohen Strömungsgeschwindigkeiten, die ­Donau derzeit an den Staustufen Ingolstadt, Vohburg, typische Strömungsvielfalt innerhalb der Längs- und Regensburg, Straubing, Böfingen und Kachlet. Am Querprofile und morphodynamische Prozesse größeren Wehr Bergheim wurde nachträglich ein ca. 8 km

9 Seifert, K. (2008): „Masterplan Durchgängigkeit: Teilprojekt 1: Durchgängigkeit der Bayerischen Donau“. – Unveröff. Gutachten im Auftrag der E.ON Wasserkraft GmbH, Auftragnehmer: BNGF – Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen. – Pähl, 15. April 2008: Bericht mit Anhang und Anlagen. Download unter https://www.lfu.bayern.de/wasser/durchgaengigkeit/konzepte_studien/doc/2_teilprojekt_1.zip

22 Abbildung 4: Querbauwerke (Staustufen, Kraftwerke und sonstige Wehre) an der Donau und ausgewählten größeren Seitenge- wässern; für Donau, Iller, Lech, Wertach, Isar und Inn sind die in der Durchgängigkeit verbesserten Querbauwerke farblich hervorgehoben. Daten: Gewässernetz: DLM1000 © GeoBasis – DE / BKG 2015; Durchgängigkeit: Seifert 2008 und 2009; Höhenrelief: SRTM, Daten des USGS / LP DAAC.

­langes Umgehungsgewässer und zwei neuen Verbin- Morphologische Durchgängigkeit der dungen zur Donau mit bis zu 5 m³/s Wasserführung ­Fließgewässer errichtet.10 Auch in Bezug auf die morphologische Durchgängig- keit zeigt sich die bayerische Donau in den Stau­ Die größeren Donau-Zuflüsse in der Gebietskulisse strecken und den frei fließenden Strecken äußerst des Masterplans (z. B. Iller, Lech und Wertach, , ­unterschiedlich. Altmühl, Naab, Regen, Isar, Vils, Ilz und Inn) sind zum überwiegenden Teil ebenso zu Staustufenketten Die Staustrecken in der Donau und in den Zuflüssen umgebaut. Analog zur Donau muss auch für diese sind morphologisch nicht durchgängig. Von oben ­Gewässer trotz punktueller Verbesserungen (z. B. am ­kommendes Geschiebe verbleibt mit der sukzessiven Kraftwerk Höllenstein und am Kraftwerk Oberilz­ Reduzierung der Fließgeschwindigkeiten im Stauraum; mühle), deshalb der weitgehende Verlust der ungehin- an Ufer und Sohle lagert sich vor allem in den unteren derten Längsdurchgängigkeit konstatiert werden Teilen der Stauräume Feinmaterial, d. h. Schlamm (vgl. Seifert 2009, S. 22)11. oder Faulschlamm, ab.

10 Die Umgehungsgewässer stellen für den Fischaufstieg die Durchgängigkeit weitgehend wieder her, in den neuen Gewässer­ lebensräumen konnte bei Kontrollen auch eine Besiedlung mit durchaus anspruchsvollen Fischarten festgestellt werden (vgl. z. B. Seifert 2008 für Vohburg). Ein Fischabstieg über das Umgehungsgewässer Bergheim konnte bisher nicht festgestellt werden. 11 Seifert, K. (2009): „Masterplan Durchgängigkeit: Teilprojekt 2: Durchgängigkeit der grossen Donau-Nebenflüsse“. – Unveröff. Gutachten im Auftrag der E.ON Wasserkraft GmbH, Auftragnehmer: BNGF – Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifra- gen. – Pähl, September 2009: Bericht mit Anhang und Anlagen. Download unter https://www.lfu.bayern.de/wasser/durchgaengigkeit/konzepte_studien/doc/2_teilprojekt_2.zip 23 In den Fließstrecken finden Geschiebetransport und ­Gewässerlaufs zurück. Vor allem die Abtrennung von morphodynamische Prozesse statt, wobei die Stau- Seitengewässern hat die Gesamtprofile erheblich stufen jeweils oberhalb der Fließstrecken den eigent- ­verschmälert und fördert so zusammen mit der Unter- lich nötigen Nachschub von Geschiebe unterbinden. bindung der Seitenerosion durch Uferbefestigungen Dies hat in den Fließstrecken prinzipiell Eintiefungs- die Eintiefungstendenzen. tendenzen zur Folge.12 Dem relativ groben Geschiebe der Donau ist es vor allem zu verdanken, dass es Auen an Flussabschnitten mit Restdynamik an ­bisher in der Höhenlage der Flusssohle hier noch den Stauwurzeln; Strecken mit Wiederherstellung nicht zu elementaren Absenkungen gekommen ist. von Auedynamik durch Ausleitungen In einzelnen Stauräumen blieben an der Stauwurzel Aueflächen entlang der gestauten Abschnitte Auebereiche mit größerer Restdynamik erhalten. Dies Die Veränderung fließgewässertypischer Merkmale zeigt sich in einem zum Teil merkbar vergrößerten von Donau und Seitengewässern in den Staustufen- ­Artenspektrum. Die Stauwurzelbereiche stehen in ketten hat sich auch auf die Aue intensiv ausgewirkt. ­ihrer ökologischen Ausprägung zwischen den frei Da die Dämme entlang der Staustrecke vielfach knapp ­fließenden und den gestauten Abschnitten. an der neuen Uferlinie entlang geführt wurden und außerdem die Grundwasserdynamik durch den Ein- Verbesserungen zeigen sich auch an einigen gestauten stau und ggf. den Einbau von Dichtwänden sowie die Abschnitten, in denen durch nachträgliche Modifi­ Anpassung der Binnenentwässerung verändert und kationen die Anbindung der Aue an den Fluss zumin- nivelliert wurde, fehlt der Aue außerhalb der Dämme dest zum Teil wieder hergestellt wurde. Dies gilt z. B. häufig der direkte und indirekte Kontakt zum Fluss. für die Dynamisierung der Donauauen zwischen Die Auestandorte innerhalb der Dämme haben den ­Neuburg und Ingolstadt. Hier wurde die Situation dynamischen Grundwasserhaushalt als auetypisches durch drei Hauptmaßnahmen verbessert: Merkmal sowie einen erheblichen Teil auch der ­Wasserspiegeldynamik verloren. Durch die reduzierte • Anlage eines ca. 8 km langen Umgehungs­ und qualitativ veränderte Geschiebefracht haben gewässers um die Stauhaltung Bergheim und sich in der Aue der gestauten Flussabschnitte zudem zweier neuer Verbindungen zur Donau mit bis die Bodenstrukturen und damit die Lebensräume zu 5 m³/s Wasserführung zur Verbesserung der ­verändert. Durchgängigkeit. • Ökologische Flutungen finden mehrmals jährlich Aue entlang der frei fließenden Abschnitte statt. Die Auenstandorte entlang der frei fließenden Stre- • Aufbau eines gezielten Grundwassermanage- cken entsprechen deutlich stärker dem formulierten ments, hier werden bei Niedrigwasser in der Leitbild dieses Landschafts-Teilraumes. Sie sind damit ­Donau (< 150 m³/s) die östlichen Bereiche des die Grundlage für Maßnahmen zur Erhaltung der bio- Projektgebietes zusätzlich entwässert, um den logischen Vielfalt für viele Artengruppen. Dennoch GW Stand um bis zu 1,7 m abzusenken und somit sind auch hier Defizite zu verzeichnen, da die morpho- eine „natürliche“ Fluktuation des Grundwasser- logischen Verhältnisse auch in den frei fließenden spiegels nachzubilden. Strecken nicht mehr dem naturnahen Idealzustand entsprechen. Auen und Flussabschnitte in Ausleitungsstrecken und der Schifffahrtsstraße An den ungestauten Abschnitten einzelner Donauzu- An einigen Seitengewässern der Donau (Mittlere Isar, flüsse wie der Unteren Isar gehen die hier gleichfalls Lech) fehlen aufgrund von Ausleitungen erhebliche vorhandenen morphologischen Veränderungen auf die Teile des natürlichen Abflusses und der natürlichen Begradigung, Fixierung und Vereinheitlichung des Schwankungsamplitude.

12 Die Geschiebedefizite bleiben allerdings an der Donau mit bis zu mehreren 10.000 m³/Jahr noch in grundsätzlich beherrschbaren Größenordnungen. Zum Vergleich: Für den Geschiebetransport unterhalb der Staustufe Freudenau in Wien werden Größe­n­ ordnungen von im Schnitt ca. 300.000 m³/Jahr angegeben, für die Geschiebezugabe am Rhein unterhalb Iffezheim eine Größenordnung von im Schnitt 180.000 m³/Jahr. Immerhin werden in jüngster Zeit z. B. für die Strecke zwischen Straubing und Vilshofen Bestrebungen erkennbar, den Geschie- bedefiziten mit einem gezielten Management im Rahmen der Unterhaltung der Schifffahrtsstraße besser zu begegnen.

24 In den nicht gestauten Abschnitten der Schifffahrts- Insbesondere der Eintrag von Nährstoffen und straße haben Flussregulierungsmaßnahmen wie der ­Feinsedimenten stellt heute für die Flüsse und in den Einbau von Buhnen und Leitwerken die Profile verän- Auen eine entscheidende Belastung dar und führt zur dert (vor allem verschmälert und vereinheitlicht). Die massiven Verschiebung der Artenausstattung in der Bauwerke führen zusätzlich zu einer Verstärkung und Vegetation hin zu nährstoffverträglichen Pflanzen, Konzentration der Sohlerosion auf den Bereich der die bereichsweise zu einer flächigen Vorherrschaft Schifffahrtsrinne, was eine Eintiefung fördert. Hinzu ­gelangen können. kommen je nach örtlicher Situation auch Effekte aus dem Betrieb der Wasserstraße, wie z. B. der Wellen- Bezüglich der konkreten Belastung der Donau und schlag durch den Schiffsverkehr, welcher erhebliche ­ihrer Zuflüsse hinsichtlich Gewässerqualität und Verluste von Jungfischen zur Folge haben kann. ­Gewässermorphologie wird auf die aktuelle Bestand­ erfassung und die Bewirtschaftungspläne im Zuge Fluss und Aue: Gewässergüte, Wärmehaushalt, der WRRL verwiesen: Belastungen durch Feinstoffeinträge aus Erosion  http://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/ ­ In den gestauten wie in den nicht gestauten bestandsaufnahme/index.htm bzw. ­Abschnitten der bayerischen Donau treten folgende  http://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/ ­ generellen Belastungen auf: bewirtschaftungsplaene_1621/index.htm

• Erwärmung der Gewässer durch die Kühlwasser­ Artenausstattung in Fluss und Aue einleitungen aus Kraftwerken und durch längere Die Durchgängigkeit des Gewässersystems kann vor Verweilzeiten des Wassers in Staustrecken; allem die Gewässerorganismen, z. B. die Fischfauna • Eintrag von Nährstoffen aus Abwässern und aus beeinflussen. Die Reduzierung der biologischen landwirtschaftlichen Flächen mit nicht standort­ und morphologischen Durchgängigkeit in den gerechter Nutzung sowie den Eintrag von Fein- Staustrecken wird an folgenden Indikator- und Leit­ sedimenten aus der Flächenerosion. arten deutlich:

Abbildung 5: Bewertung des Auezustands an der bayerischen Donau und ihren größeren Zuflüssen. Datengrundlage: BfN 2009, Daten unter Einbeziehung des Zustandes der Gewässer und der Durchgängigkeit, sowie Karte „Ökologische Funktionsfähigkeit“ (Auenprogramm Bayern, LfW, o.J. / 2005); aggregierte Darstellung inkl. Altaueflächen.

25 • die Langstreckenzieher (die meisten Störarten) Zur Sicherung und Stärkung der biologischen Vielfalt kommen in der bayerischen Donau bis auf den innerhalb des Landschaftsteilraumes „Fluss und eingebürgerten und mittels Besatz bestands­ ­rezente Aue“ werden daher aus naturschutzfachlicher gestützten Aal nicht mehr vor; Sicht folgende Ziele und Maßnahmen vorgeschlagen, • die Mittelstreckenzieher wie Barbe, Nase, Rutte, die sich am Leitbild für Fluss und rezente Aue orien- Hasel, Frauennerfling und Huchen kommen nur tieren: in den frei fließenden Strecken der Donau und der größeren Nebenflüsse in befriedigenden bis 1. Rückgewinnung von Fließgewässerstrecken guten Beständen vor, in den Stauräumen können Bei künftigen Planungen und Maßnahmen an sie sich vielfach nicht mehr selbstständig erhal- ­Gewässern innerhalb der Gebietskulisse des ten; ­Masterplans sollen stets auch die Möglichkeit zur • Indikatorarten für die intakte Anbindung von seit­ Rückgewinnung von Fließgewässerstrecken, d. h. lichen Fließgewässern wie Huchen, Bachforelle, der Rückbau von staatlichen Querbauwerken mit Rutte und Äsche besitzen selbst in den fließen- hoher Priorität untersucht und ggf. vorgesehen den Abschnitten nur mehr kleine und instabile, werden. Dies bedeutet, dass z. B. bei baulichen in den gestauten Abschnitten so gut wie keine Ertüchtigungen von Wehren geprüft wird, ob die eigenständigen Vorkommen mehr; jeweilige Funktion des staatlichen Querbauwerks • Indikatorarten für die seitliche Anbindung in die (z. B. Verhinderung von Sohleintiefungen) auch mit Aue wie z. B. Laube und Rotfeder kommen in den anderen Mitteln sicher und wirtschaftlich erreicht frei fließenden Abschnitten noch in befriedigen- werden kann. den bis guten Beständen vor; in den Stauräumen profitieren unspezifische Fischarten oder Still­ 2. Verbesserungen der Durchgängigkeit gewässerarten, da die neu gebildeten Hybridwas- Soweit Querbauwerke nicht beseitigt werden serkörper stehenden oder langsam fließenden ­können, sollen Maßnahmen zur Verbesserung Altwassern ähneln. der Längs-Durchgängigkeit umgesetzt werden.13 ­Planungshilfe bietet hier das Praxishandbuch Die frei fließenden Flussabschnitte stechen in Bezug Fischaufstiegsanlagen in Bayern (LFV, LfU 2012). auf die Fischarten selbst im bundesweiten Vergleich Die Anlage von naturnahen Umgehungsgewässern hervor. So konnten in der Strecke Straubing – Vils­hofen kann neben der Herstellung der Durchgängigkeit mit den angeschlossenen Seitengewässern mehr als zusätzlichen hochwertigen Fließgewässerlebens- 40 autochthone Fischarten nachgewiesen werden, raum schaffen. Umgehungsgewässer sollen be- und damit praktisch alle potenziell für die Do­ nau zu vorzugt als dynamische Gewässer mit naturnahen erwartenden Fische, einschließlich der anspruchs­ Abflussverhältnissen, eigener Morphodynamik, vollen strömungsliebenden Arten, der Mittelstrecken- Kontakt zum Grundwasser und mit Ausuferung in zieher wie der Nase und einschließlich der wichtigen die Aue bei Hochwasser ausgestaltet werden. und zum Teil seltenen Endemiten, wie den Donau­ barschen Schrätzer, Streber und Zingel, dem Frauen­ Die Verbesserung der Quervernetzung kann durch nerfling oder dem Huchen. die Rückführung von Eintiefungen (siehe auch 4.) bzw. durch die Renaturierung oder den Umbau der Die Brutvogelfauna erreicht in den Aueflächen an der Einmündung von Seitengewässern erreicht wer- frei fließenden niederbayerischen Donau mit 115 den. Maßnahmen sind z. B. die Umgestaltung von nachgewiesenen Arten ebenfalls einen Spitzenwert. Sohlabstürzen zu rauen Rampen, die Wiederanbin- dung von Altwassern oder die Verbesserung der 3.1.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge Durchströmungssituation von Altwasserzügen. Für den Artenreichtum und für die besondere, fluss- und auentypische Lebensraum- und Artenausstattung 3. Ökologische Optimierung der bestehenden sind vor allem dynamische Prozesse in den ver­ ­Fließgewässerabschnitte schiedenen Ausformungen und die unterschiedlichen Die noch bestehenden Fließgewässerabschnitte ­Elemente der Durchgängigkeit maßgeblich. (einschließlich geeigneter Stauwurzelbereiche)

13 Dies gilt auch für die flussabwärts gerichteten Wanderungen; hierzu ist ggf. auch die Anpassung der Betriebsweise möglich, z. B. die Reduzierung des Durchflusses durch Turbinen während der Tage mit dem Maximum des Fischabstiegs.

26 ­sollen strukturell verbessert werden. Dies bezieht Zu prüfen sind auch Änderungen des Wehröff- sich vor allem auf die Uferbereiche, die so weit nungsregimes und/oder der Umbau von Wehren wie möglich gemäß den natürlichen Uferformen zur Verbesserung des Durchgangs von (grobem) entwickelt werden sollen. Insbesondere sollen für Geschiebe bei Hochwasserereignissen. den Übergang vom Wasser zum Land möglichst flache Gradienten erreicht und die Morphodynamik In geeigneten Stauräumen (z. B. mit ausreichenden in den Wechselwasserzonen verbessert werden. Mindest-Fließgeschwindigkeiten) sollen wo mög- Dies kann vielfach durch die Entfernung von lich und sinnvoll auch Habitate mit grobem Ge- ­Uferversteinungen erreicht werden. schiebe künstlich wieder hergestellt werden; viel- fach wird hier aber nur die künstliche Aufbringung An einem Teil der dynamisierten Uferstrecken soll, und künstliche Unterhalts- und Pflegemaßnahmen soweit keine erheblichen, nicht kompensierbaren (wie eine „Umlagerung“ mit der Baggerschaufel) Effekte auf den Hochwasserabfluss zu befürchten möglich sein. sind, die Sukzession zu Weidengebüschen und ­Silberweiden-Auwäldern zugelassen werden. 5. Verbesserung des Feinsediment-Haushaltes Zur Verbesserung des Feinsediment-Haushaltes Feststoffabtrag kann initialisiert und zugelassen soll ebenfalls die Änderung der Wehröffnungs­ werden, um so die notwendige Geschiebedynamik regime untersucht werden; denkbar ist z. B. die sowie eine variable, möglichst eigendynamische zeitliche Vorverlagerung von Wehröffnungen in Sohlgestaltung des Gewässers zu erreichen. den Anstieg von Hochwasserwellen.

Zudem sollen, soweit für die Schifffahrtsstrecke Zudem sollen effektive Maßnahmen im Einzugs- möglich, neue, naturnähere Bauformen entwickelt gebiet zur Verringerung der Feinsediment-Einträge werden. Besonderes Gewicht hat gemäß Leitbild ergriffen werden, z. B. durch angepasste landwirt- die möglichst intensive, dynamisch veränderliche schaftliche Bewirtschaftungsformen, Zwischen- Verzahnung von Wasser, Land und Pflanzenwelt fruchtanbau und den Schutz aller Gewässer vor der Aue. Um dies zu erreichen, soll ein enges, Sedimenteintrag durch ausreichend dimensionierte vielfältiges Mosaik der unterschiedlichen Auebio­ Uferrandstreifen. tope entstehen und die natürlichen, dynamischen Abfolgen unterschiedlicher Lebensraumtypen im 6. Rückgewinnung von Aueflächen Lauf der Zeit ermöglicht werden. Die großflächigen Verluste an Aueflächen müssten zumindest zum Teil durch die Hinzugewinnung von 4. Ausgleich von Geschiebedefiziten, Verbesserung neuen aktiven Aueflächen ausgeglichen werden der morphologischen Durchgängigkeit (s. hierzu auch Kap. 3.2, Altaue), so dass sich die Anzustreben ist es, in den Fließstrecken den absolute Fläche der heutigen rezenten Aue an der ­Geschiebehaushalt bezüglich Ein- und Austrag Donau einschließlich ihrer Nebenflüsse wieder in ein variables Gleichgewicht zu bringen und vergrößert. Hierfür ist die Rückverlegung beste- ­voranschreitende oder bereits eingetretene Sohl­ hender Hochwasserschutzdeiche die geeignetste eintiefungen zu stoppen bzw. umzukehren. Maßnahme. In zweiter Priorität tragen dynamische Ausleitungen in geeignete Flächen außerhalb der Daher sollen die Geschiebedefizite ermittelt und Deichlinien dazu bei, Aueflächen zu reaktivieren. ggf. durch künstliche Zugaben ausgeglichen Dabei sollte das Abflussregime weitestgehend ­werden, bevorzugt aus geeigneten Geschiebe­ dem natürlichen Abflussgeschehen des jeweiligen ablagerungen in Stauräumen. Beitragen kann auch Hauptflusses entsprechen. Mit der Einleitung von eine Aktivierung von Geschiebe aus unbefestigten Oberflächenwasser soll nach Möglichkeit auch Ufern (nach Abbau von Versteinungen). Dies eine Redynamisierung des Grundwasserhaushaltes gilt in adaptierter Form auch für geeignete Stau- in der Aue angestrebt werden. Die Rückverlegung wurzelbereiche. von Deichen, d. h. die Rückgewinnung der früheren

27 Überschwemmungsflächen ist ein wesentliches Die Verbesserung des Verbundes bezieht sich Element des natürlichen Rückhalts.14 auch auf die Brennen In Längsrichtung können und sollen auch die Deiche Verbundfunktion 7. Sicherung und Optimierung bestehender und neu ­übernehmen. hinzugewonnener Aueflächen als Lebensraum In der Aue (inkl. neu hinzugewonnener Flächen) In Siedlungsflächen, die in Bezug auf den Aue­ sollen natürliche, dynamische Prozesse verstärkt verbund heute Engpässe bilden (z. B. in den Stadt- und optimiert werden, z. B. durch die verbesserte durchgängen), sollen Aueflächen in einer für den Anbindung von Seitengewässern, durch die Ver- Biotopverbund ausreichenden Breite, Qualität und besserung des Übertritts von Wasser aus dem Ausstattung gesichert bzw. wieder hergestellt Fluss in die Aue, durch die Verbesserung der werden, z. B. durch Bypass-Systeme wie im Falle Durchströmbarkeit von Seiten- und Altwassern des BayernNetzNatur-Projektes „Iller-Donau-Bio- und die Verstärkung morphodynamischer Prozesse topverbundschleife“ zur Umgehung von Neu-Ulm. durch Uferentsteinungen. Konkrete Maßnahmen können der Rückbau von Querbauwerken und Rohrdurchlässen in Altwassern, die Erhöhung der 3.2 Altaue Sohllage des Hauptgewässers nach Eintiefung (s. o., 4.), der Abtrag von Uferrehnen und z. B. die punktuelle Beseitigung von Verlandungen an 3.2.1 Aktuelle Situation in Bayern Engstellen in längeren Altwasserzügen sein. Große Teile der Landschaft im Talraum der bayeri- schen Donau und ihrer Zuflüsse sind heute vom Über- Auf dem vorhandenen Grünland in der rezenten flutungsregime des Flusses abgeschnitten und der Aue sollen möglichst artenreiche wechselfeuchte Altaue zuzurechnen. Je nach Ausgestaltung sind Wiesen (wieder-)entwickelt werden, jeweils ange- ­zusätzlich auch die charakteristischen, vom Fluss passt an die regionalen und lokalen Boden- und ­induzierten Grundwasserstandsschwankungen nicht Grundwasserverhältnisse. Soweit erforderlich mehr oder nur mehr in abgeschwächter Form öko­ ­sollen ursprünglich gegebene vielfältige Reliefs logisch wirksam. (Mulden, Seigen) wieder hergestellt werden. Nutzungsintensivierung Innerhalb der Aue insbesondere entlang der alpinen Der Landschaftswandel ist insbesondere durch den Donauzuflüsse sollen auch die vorhandenen Rückgang des Grünlandes in den Talräumen sichtbar, ­Sonderstandorte der Brennen erhalten und zurück- an dessen Stelle vielfach Ackerflächen oder Sied- gewonnen werden. Bei einzelnen Maßnahmen lungs- und Infrastrukturflächen getreten sind. Inner- können naturschutzfachliche Zielkonflikte auftreten. halb der Ackernutzungen spielt der Maisanbau eine Zum Beispiel kann für die Entfernung von Ufer­ dominante Rolle. Das verbliebene Grünland wurde versteinungen vorhandener Weidenauwald min- und wird in der Regel in der Nutzung intensiviert; destens temporär verloren gehen. Tendenziell ­damit ist ein schleichender, aber gravierender Verlust ­sollten derartige Einzelverluste zugunsten der von Pflanzenarten- und Strukturvielfalt in den Flächen grundsätzlichen Verbesserung der Standortdyna- verbunden. mik in Kauf genommen werden. Mit Umbruch bzw. Nutzungsintensivierung verbunden 8. Verbesserung des Aue-Biotopverbundes ist vielfach auch der Verlust der früheren, durch Parallel zur Verbesserung der Durchgängigkeit der den Fluss erzeugten Kleinreliefs („Seigen“) mit ihrer Gewässer (s. 1. bis 4.) soll auch der Aue-Biotop- speziellen, kleinräumig wechselnden Standort- und verbund an Land erhalten und, bevorzugt durch Artenvielfalt. Auch durch den Fluss erzeugte, boden- die Vergrößerung der aktiven Auefläche verbes- bedingte Trockenstandorte („Brennen“) unterliegen, sert werden. wo sie nicht gezielt erhalten und gepflegt wurden,

14 Deichrückverlegungen zur Vergrößerung der Auefläche sind als „Natürlicher Rückhalt“ eine der drei Säulen des bayerischen „Hochwasserschutz-Aktionsprogramms 2020plus“. Mit der neuen Aue gewinnt der Fluss einen Teil des Raumes zurück, den dieser früher bei Hochwasser einnehmen konnte. Dadurch nimmt das Rückhaltevolumen insgesamt zu, gleichzeitig verzögern Auen die Welle und können so bei günstiger Konstellation das gefährliche Zusammentreffen von Hochwasserwellen aus der Donau und aus Seitenzuflüssen entzerren.

28 vielfach entweder der Intensivierung oder der Ver­ das markante, struktur- und habitatreiche Alt- und brachung. ­Totholz, wie es etwa für rezente, naturnahe Weich­ holzauen besonders prägend ist. Auch die Reste der Der Verlust von Grünland und Kleinrelief in der Altaue übrigen Auebiotoptypen verlieren mit dem Ausbleiben ist, von wenigen punktuellen Ausnahmen abgesehen, von Überflutungen und mit der Reduzierung der eine flächendeckende Entwicklung im bayerischen Grundwasserdynamik erhebliche Teile ihrer Qualität Donaukorridor. und ihrer Artenausstattung.15 Hinzu tritt außerdem der Verlust historischer Nutzungsformen (z. B. Gewinnung Rückwirkungen auf Grundwasser und von Weidenruten). ­Oberflächengewässer Die innerhalb der Altaue erfolgte Nutzungsintensi­ Vordringen von Siedlungs- und Infrastruktur­ vierung hat Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. flächen in die Altaue Eine Folge ist die Zunahme des Eintrages von Mit dem Hochwasserschutz haben in den Talräumen ­Nährstoffen (vor allem Stickstoff) und Schadstoffen die von Siedlungen und Infrastruktur eingenommenen (Pflanzenschutzmittel bzw. Abbauprodukte) in das Flächen deutlich zugenommen. Wurden die über- Grundwasser; zum Teil kann sich dies über die Aus- schwemmungsgefährdeten Bereiche in der Vergangen- breitung mit dem Grundwasser bis in die Fließgewäs- heit angesichts drohender materieller Verluste nur in ser und grundwasserbestimmte Feuchtstandorte Ausnahmefällen besiedelt, dringen heute hinter den ­innerhalb des Talraumes auswirken. Darüber hinaus Deichen Siedlungsflächen und Infrastruktur in die bedeutet der Umbruch von Grünland zu Acker wie ­Altaue vor. auch der Verlust von Randstrukturen und ungenutzten Uferstreifen eine Zunahme der Flächenerosion und In der Nutzungsanalyse wurden für mehrere natur- des Eintrages von Bodenpartikeln in die örtlichen räumliche Einheiten heute Flächenanteile zwischen Fließgewässer und letztendlich auch in die Donau 15 von 25 % für die Kategorie „Siedlung/Verkehr“ ­sowie eine flächendeckende Belastung der rezenten ­ermittelt; nur in Ausnahmefällen (Naturraum Donau- Aue. moos) ist der Anteil deutlich niedriger.

Auwald- und andere Auebiotop-Restflächen 3.2.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge In der Altaue haben sich Reste der ursprünglichen In Bezug auf die Altaue bestehen zwei Zieldimen­ Auebiotope erhalten, auch wenn diese Flächen heute sionen: Zum einen sollen Teile der Altaue durch aufgrund der Abtrennung vom Überflutungsgeschehen Deichrückverlegungen wieder an das Überflutungs­ durch Hochwasserschutzsysteme und Staustufen- geschehen der Donau und der Zuflüsse angebunden, dämme einen wichtigen, prägenden Standortfaktor also zu aktiver Aue (zurück-)entwickelt werden; zum verloren haben. Entlang der Fließstrecken ist oft zu- anderen sollen die noch vorhandenen, artenreichen mindest der Grundwasserhaushalt noch ausreichend (Kulturlandschafts-)Biotope in ihrer Ausdehnung und dynamisch, so dass sich der typische, prägende Qualität gesichert bzw. optimiert, deren Fläche ver- Wechsel in der Bodenfeuchte bis hin zur Überstauung größert sowie der räumliche Verbund verbessert durch Drängewässer bei Hochwasser noch ausbilden ­werden. Schlüsselfaktor für die Erhaltung und Verbes- kann. serung der Lebensraumqualität ist in den allermeisten Fällen die Sicherung oder Wiederherstellung des In den Auwaldrelikten ohne ausgeprägte Grundwasser­ ­ursprünglich dynamischen Grundwasserhaushaltes dynamik wurden und werden seit dem Übergang in sowie die Reduzierung der Nutzungsintensität, hier die Altaue die ursprünglichen Baumarten der Weich- vor allem die Reduzierung der Nährstoffzufuhr. und Hartholzauen vielfach von anderen Baumarten verdrängt. Gleichzeitig sind heute, nach der Verände- Ziele und zugeordnete mögliche Maßnahmen für die rung der Grundwasserverhältnisse intensivere Nut- Altaue aus naturschutzfachlicher Sicht können im zungs- und Umtriebsformen möglich. In der Folge ­Einzelnen wie folgt zusammengefasst werden: ­verschwindet neben den typischen Baumarten auch

15 Allerdings kann in manchen Fällen mit noch vorhandener Grundwasserstandsamplitude die Lage hinter dem Deich und das Ausbleiben von Überflutungen mit hohen Nährstoff- und Schlammfrachten auch von Vorteil sein. Dies gilt für besonders nährstoffarme Streuwiesen, Stromtalwiesen und andere oligotrophe, wechselfeuchte Grünlandtypen und deren spezielle Artenausstattung, wie etwa an der Isarmündung.

29 Abbildung 6: Auswertung zu den Anteilen der Nutzungstypen in den Naturräumlichen Haupteinheiten entlang der Donau am Beispiel der Donauauen zwischen Regensburg und Straubing. Karte: Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH (PAN), 2013

1. Entwicklung von Altaue zu rezenter Aue Ackernutzung verbleiben, wenn damit gezielt der Die Absolutfläche an rezenter Aue an der Donau Fortbestand z. B. von Ackernutzung abhängiger einschließlich der Nebenflüsse soll durch geeignete ­gefährdeter Arten gesichert werden kann oder Maßnahmen wieder vergrößert werden. Die neu ­diese Flächen als Projektflächen, Tauschflächen geschaffenen Aueflächen sollen zu einer Qualität und Ausgleichsflächen benötigt werden. entsprechend Kap. 3.1.3 entwickelt werden. Soweit Flächen in staatlichem Eigentum nicht Bevorzugt soll die Wiederanbindung durch die ­ausreichen, um die angestrebten Ziele zu erreichen, Rückverlegung von Deichen erreicht werden; sollen gezielte und wirksame finanzielle Förder­ ­alternativ ist in zweiter Priorität auch die Schaffung anreize wie VNP und Kulap zur Ausweitung des von Deichüberläufen möglich. Hierbei sollen auch Grünlandanteils eingesetzt werden. häufigere, jährliche Überflutungen in einem aus­ reichenden Umfang ermöglicht werden. 3. Stabilisierung und Verbesserung des örtlichen Wasserhaushaltes in den Niedermoor-, Röhricht, 2. Vergrößerung und Wiederherstellung des Seggenried-, Feucht- und Nasswiesenflächen in ­Grünlandanteils der Altaue Alle landwirtschaftlich genutzten Flächen innerhalb In der Regel muss der Grundwasserspiegel der Altaue in staatlichem und kommunalem Eigen- ­angehoben, d. h. Entwässerungen zurückgebaut tum sollen künftig als Grünland genutzt werden werden. Gegebenenfalls wären öffentliche Mittel (soweit sie nicht per Sukzession oder Waldneu­ und/oder z. B. finanzielle Mittel von Verbänden für begründung sinnvoll zu Auwald und/oder zu den Kauf von möglichst geschlossenen Grund- „Wildnis“-Flächen entwickelt werden). Staatliche stücksbereichen erforderlich, um eine Verbesse- und kommunale Flächen sollen nur dann in der rung des Wasserhaushaltes zu ermöglichen.

30 4. Extensivierung der Nutzung in der 3.3 Kulturlandschaft im Talraum gesamten Altaue außerhalb der Altaue; Rand-­ Zur Reduzierung der land- und forstwirtschaftlichen Niedermoore Nutzungsintensität sollen Fördermittel für Agrar- Umweltmaßnahmen (AUM) eingesetzt werden, die forstwirtschaftliche Nutzung kann auch durch 3.3.1 Aktuelle Situation in Bayern Mittel des Vertragsnaturschutzes (VNP-Wald) Außerhalb der Altaue wird die Landschaft im Talraum ­gelenkt werden. der Donau und ihrer Seiten-Zuflüsse nicht mehr durch den Fluss geprägt. Die Beeinflussung des Grundwas- 5. Reduzierung der Feinsediment-, Nährstoff- und sers und der Böden ist definitionsgemäß nicht mehr Schadstoffeinträge in die Gewässer signifikant. Soweit nicht besondere Grundwasser­ Zudem sollen die Bedingungen für eine natürliche verhältnisse vorliegen, unterscheidet sich die Kultur- Eigenentwicklung der Gewässer in der Altaue landschaft hier kaum von der übrigen Landschaft deutlich verbessert werden und natürliche gewäs- ­außerhalb der Talräume. sermorphologische Prozesse wieder ermöglicht werden. Darüber hinaus sollen Grünland- bzw. In die Kulturlandschaft in den Tallagen sind allerdings, Pufferstreifen mit mindestens 10 m bis 20 m Breite oft in den Randlagen außerhalb der Altaue, große (bzw. in der Breite an das jeweilige Gewässer an- ­Niedermoorflächen eingelagert, zum Teil mit einge- gepasst, mindestens 50 % der Gewässerbreite) streuten Bruchwald-Resten, die einen wesentlichen den Eintrag von Stoffen weiter verringern und Beitrag zur Biodiversität in den Talräumen leisten. Raum für eine natürliche, dynamische Weiterent- ­Diese Vegetationseinheiten sind vor allem durch das wicklung der Fließgewässer zur Verfügung stellen. mehr oder weniger konstant hoch anstehende, zum Teil auch von der Seite zuströmende Grundwasser 6. Sicherung und Stärkung der Sonderstandorte der ­geprägt. Brennen Innerhalb der Altaue (insbesondere entlang der Die Rand-Niedermoore ergänzen die Grünland- und ­alpinen Donauzuflüsse) sollen die vorhandenen Streuwiesenflächen innerhalb der Aue und der Altaue. Sonderstandorte der Brennen erhalten und zurück- Derartige Moorflächen (mit Bruchwaldresten, Seggen- gewonnen werden. Der Verbund der Brennen­ rieden, Röhrichten und Streuwiesen) sind vor allem flächen in Längsrichtung entlang des Gewässers in den breiten Talräumen, d. h. in den Naturräumen wie auch ggf. in Querrichtung (zu ähnlichen Donauried und im Schwäbischen Donaumoos, in klei- Lebens­räumen entlang der Leiten) soll verbessert neren Flächen entlang der niederbayerischen Donau werden. In Längsrichtung können auch die Deiche sowie entlang der Mittleren und Unteren Isar und bei entsprechender Pflege wichtige Verbundfunk­ weiterer alpiner Zuflüsse zu finden. Sie sind allerdings tion übernehmen. Bei konkurrierenden Interessen heute meist deutlich verkleinert und aufgrund der soll der Dynamik jedoch grundsätzlich Vorrang ­Veränderung des Grundwasserhaushaltes in ihrer ­eingeräumt werden. Qualität beeinträchtigt.

Vor allem die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Ausnahmen sind einzelne Areale, in denen im Rahmen ­Rückgewinnung von rezenter Aue (1.), zur Erhöhung von Projekten in der Vergangenheit Flächen angekauft des Grünlandanteiles (2. und 4.), zur Verbesserung wurden und zumindest teilweise der Wasserhaushalt bzw. Wiederherstellung des Wasserhaushaltes in saniert werden konnte; Beispiele sind die Runstwie- Feuchtflächen (3.) sowie die Schaffung von Ufer­ sen bei Offenberg an der niederbayerischen Donau, randstreifen und die Verbesserung der natürlichen das Königsauer Moos im Tal der Unteren Isar und der ­Gewässerentwicklung (5.) verbessern vor allem die Rückhalteraum „Baierner Flecken“ im Donaumoos. Lebensbedingungen für auetypische, oft gefährdete Arten, leisten bei kleinen Hochwässern zudem auch Die Nutzung der übrigen Flächen erreicht dagegen einen Beitrag zum natürlichen Wasserrückhalt in der mindestens die in der übrigen Landschaft übliche Fläche („Natürlicher Rückhalt“). ­Intensität – vielfach geht vor allem die Siedlungsdichte noch darüber hinaus, da die ebenen Tallagen bevorzugt für die Entwicklung von großflächigen Industrie- und Gewerbeanlagen genutzt wurden. Hinzu kommen au- ßerdem lokal größere Abbaustätten für Kies und Sand.

31 Durch die hohe Nutzungsintensität bleibt in der land und Streuwiesenresten in Längsrichtung ­Kulturlandschaft außerhalb der grundwassernahen der Flusstäler wie auch quer über die Talprofile hin Niedermoore kaum Raum für die Lebensräume an- zur Aue und Altaue verbessern. spruchsvollerer Arten. Intensive Urbanisierungen, ­Verkehrstrassen und auch die intensive landwirt- 3. Reduzierung der Nutzungsintensität schaftliche Nutzung verschlechtern den Verbund Die Nutzungsintensität im gesamten Landschafts- ­naturnaher Biotope. teilraum soll so ausgestaltet werden, dass Risiken für Schutzgüter (z. B. Nitrateintrag in das Grund- 3.3.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge wasser) sicher ausgeschlossen werden können. Die Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge konzentrieren sich im Wesentlichen auf die naturnahen 4. Erhebliche Reduzierung der Feinsediment- und Bereiche, d. h. die Rand-Niedermoore einschließlich Nährstoffeinträge in die Gewässer der dort vorhandenen artenreichen, extensiv genutzten Zudem sollen die Bedingungen für eine natürliche Ersatzgesellschaften. Als Maßnahme vorgeschlagen Eigenentwicklung der Gewässer in der Altaue wird in den allermeisten Fällen die Sicherung oder deutlich verbessert werden und natürliche gewäs- Wiederherstellung des ursprünglichen Grundwasser- sermorphologische Prozesse wieder ermöglicht haushaltes sowie die Reduzierung der Nutzungsinten- werden. Darüber hinaus sollen Grünland- bzw. sität, hier vor allem die Reduzierung der Nährstoff­ Pufferstreifen mit mindestens 10 m bis 20 m Brei- zufuhr. te (bzw. in der Breite an das jeweilige Gewässer angepasst, mindestens 50 % der Gewässerbreite) Die Ziele und zugeordnete mögliche Maßnahmen den Eintrag von Stoffen weiter verringern und aus naturschutzfachlicher Sicht können wie folgt Raum für eine natürliche, dynamische Weiterent- zusammengefasst werden: wicklung der Fließgewässer zur Verfügung stellen.

1. Bestandserhaltung, Verbesserung und ­Vergrößerung 3.4 Randhänge, Leiten und Die randlichen Niedermoor-, Bruchwald-, Röhricht, ­Terrassenkanten Seggenried-, Feucht-, Streu- und Nasswiesen­ flächen sollen in ihrem Bestand erhalten, in der Qualität verbessert und möglichst in der Flächen- 3.4.1 Aktuelle Situation in Bayern ausdehnung durch Wiedervernässung von frühe- Im Bereich des Donaudurchbruchs bei Neuburg, ren Feuchtbereichen vergrößert werden. des Weltenburger Donaudurchbruchs und des Ober- pfälzer- und Bayerischen Waldes bis zum Passauer In der Regel muss hierfür der Grundwasserspiegel Donauengtal zwischen Hofkirchen und Jochenstein wieder deutlich angehoben, d. h. Entwässerungs- markieren steile Abhänge den Rand des Donautales. einrichtungen müssen zurückgebaut werden. Auch an einigen Seitengewässern, vor allem entlang der Altmühl, aber auch an längeren Abschnitten Gegebenenfalls könnten öffentliche Mittel und/ z. B. von Inn, Salzach und Alz sowie örtlich an der oder z. B. finanzielle Mittel von Verbänden für den Mittleren und Unteren Isar prägen steile Abhänge Kauf von möglichst geschlossenen Grundstücks- die Flusstäler. Mitunter sind auch die Kanten zur bereichen eingesetzt werden, um die Renaturie- ­Niederterrasse so ausgeprägt, dass sie eigenständige rung des Wasserhaushaltes zu ermöglichen. Lebensräume bilden.

Die Erhaltung und ggf. Rückumwandlung der Für die Lebensgemeinschaften, insbesondere die ­Niedermoorflächen sollte auch durch die kommu- ­Vegetation, sind Trockenheit und Sonnenreichtum der nale Bauleitplanung, im Rahmen der Infrastruktur- Standorte prägend, außerdem die Ausgangsgesteine planung und im Rahmen von Bodenordnungs­ sowie die Form und die Intensität der Nutzung. maßnahmen begleitet werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen bestehen nur 2. Grünlandkorridore als Verbundelement noch punktuell die besonders artenreichen Lebens­ Wo erforderlich, sollen Grünlandkorridore den gemeinschaften dieser Standorte, Erhalten konnten ­ökologischen Verbund zwischen den naturnahen sich vor allem die natürlichen wärmeliebenden Wald- Niedermoorstandorten, wechselfeuchtem Grün- typen. Die früher vorhandene, weitere Verbreitung

32 von durch extensive Beweidung geschaffenen Halb- 3.5.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge trockenrasen ist dagegen weitgehend durch Nutzungs- Die Ziele und zugeordnete mögliche Maßnahmen aus änderungen (z. B. Aufgabe und Wiederbewaldung, naturschutzfachlicher Sicht können wie folgt zusam- Aufforstung o. a.) nicht mehr gegeben. Zusammen mit mengefasst werden: der Ausdünnung von „Trittsteinen“ im ökologischen Verbund und heute oft nicht mehr bestehenden 1. Schaffung von Durchgängigkeit ­Verbreitungsmechanismen (wie der Wanderschäferei) Durch die Wiederherstellung oder Verbesserung ergibt sich damit eine Gefährdung für die besondere der biologischen und morphologischen Durch­ Artenausstattung der Leiten. gängigkeit wären gleichzeitig der großräumige ­Verbund und der biogeografische Austausch 3.4.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge ­wieder herzustellen bzw. zumindest erheblich zu Das Ziel und zugeordnete mögliche Maßnahmen aus verbessern. naturschutzfachlicher Sicht kann wie folgt zusammen- gefasst werden: 2. Erhalt der Talräume Die Talräume mit noch vorhandenem ökologisch- 1. Verbund der Leiten und Terrassenkanten funktionalem Austausch zwischen Fluss und Die besonders trockenen und wärmebegünstigten ­Talboden über das Grundwasser sollen erhalten Standorte und Lebensgemeinschaften entlang der bleiben; für heute gestaute Streckenabschnitte soll markanten Leiten und auf den Terrassenkanten bei notwendigen Ersatzinvestitionen überprüft sollen möglichst als zusammenhängende Bänder werden, ob durch den Rückbau von Wehren und in ihrer besonderen Qualität erhalten bleiben. Trennbauwerken (z. B. gespundeten Dämmen) Räume mit intakter ökologischer Verbindung zwi- Schlüsselfaktor ist hier die Entwicklung von schen Fluss und Aue zurückgewonnen werden ­Konzepten zur Aufrechterhaltung angepasster Nut- können. zungsformen im Offenland: Nutzungsaufgaben sollen ebenso wie sehr intensive Nutzungsformen Ersatzweise sollen entsprechende, geeignete möglichst vermieden werden. ­„Bypässe“ aufgebaut werden, z. B. durch Umge- hungsgewässer mit ausreichend großen und Die besonderen wärmeliebenden und trocken- durchgängigen begleitenden Aue-Lebensräumen. heitsverträglichen Waldgesellschaften sollen zu ­einer natürlichen Artenzusammensetzung sowie 3. Verbesserung der Vernetzung in den Talräumen standorttypischen lückigen Bestandsdichte In den Talräumen soll die Längs- und Querver­ ­rückentwickelt werden. netzung und damit der genetische Austausch ­innerhalb der Populationen deutlich verbessert werden. Dies gilt für Auwaldarten, Arten der 3.5 Donau-Korridor als Gesamtheit, ­Grünländer und Feuchtstandorte sowie Arten der großräumige Verbundstrukturen Trockenstandorte (Brennen und Leiten). Hierbei können auch z. B. Sekundärbiotope (z. B. Deich­ linien), bestimmte Nutzungstypen (Wander­ 3.5.1 Aktuelle Situation in Bayern schäferei) und in Sonderfällen auch künstliche Als Folge der fehlenden biologischen und morpho­ Maßnahmen (z. B. Mähgutübertragung u. Ä.) logischen Durchgängigkeit der Flusssysteme und der ­wichtige Funktionen übernehmen. ausgeprägten Trennwirkung von Agrarlandschaft, Siedlungen und Infrastruktur längs und quer zu den 4. Erhebliche Reduzierung der Feinsediment und Talverläufen ist der aktive großräumige Verbund Nährstoffeinträge in die Gewässer ­zwischen verschiedenen Talräumen und damit auch Zudem sollen die Bedingungen für eine natürliche zwischen biogeografischen Regionen weitgehend Eigenentwicklung der Gewässer in der Altaue nicht mehr gegeben. Über kleinere Distanzen und in deutlich verbessert werden und natürliche gewäs- eingeschränktem Umfang findet ein gewisser Aus- sermorphologische Prozesse wieder ermöglicht tausch von Arten statt, z. B. entlang von Sekundär­ werden. Darüber hinaus sollen Grünland- bzw. biotopen (z. B. Deichen) oder auch von oben nach Pufferstreifen mit mindestens 10 m bis 20 m Breite ­unten durch Verdriftungen mit der fließenden Welle. (bzw. in der Breite an das jeweilige Gewässer

33 ­angepasst, mindestens 50 % der Gewässerbreite) 3.6.2 Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge den Eintrag von Stoffen weiter verringern und Die Ziele und zugeordnete mögliche Maßnahmen Raum für eine natürliche, dynamische Weiterent- aus naturschutzfachlicher Sicht können wie folgt wicklung der Fließgewässer zur Verfügung stellen. ­zusammengefasst werden:

1. Die vorhandenen Umweltbildungseinrichtungen 3.6 Begleitende Maßnahmen: Öffent- sollen erhalten und weiter gestärkt werden. lichkeitsarbeit, Umweltbildung ­Hierfür wird eine verlässliche und ausreichende (staatliche) Grundfinanzierung angestrebt. Für die Einrichtungen soll es möglich sein, weiterhin neue 3.6.1 Aktuelle Situation in Bayern inhaltliche Schwerpunkte (wie z. B. Hochwasser- Entlang der Donau und der größeren Nebenflüsse schutz, Effekte des Klimawandels auf die Fluss- ­haben sich über die letzten Jahre fluss- und aue­ und Auelandschaften, Aspekte des großräumigen bezogene Umweltbildungseinrichtungen in unter- Naturschutzes) aufzugreifen, aufzubereiten und in schiedlicher Trägerschaft etabliert. Sie werden z. B. die tägliche Vermittlungsarbeit zu übernehmen. von Naturschutzverbänden, Landkreisen oder eigens eingerichteten Trägergesellschaften unterhalten und 2. Die inhaltliche und organisatorische Zusammenar- finanziert. beit innerhalb Bayerns wie auch darüber hinaus soll weiter verbessert werden. Die Einrichtungen arbeiten zum Teil in Netzwerken ­zusammen, wie z. B. dem „Runden Tisch Umwelt­ 3. Die im Donaukorridor geplanten Naturschutz­ bildung“ (bezogen jeweils auf Regierungsbezirke) oder projekte sollen jeweils durch professionelle Öffent- auch gezielt entlang der Donau, z. B. im Rahmen lichkeitsarbeit begleitet werden. der Umweltbildungsprojekte „DonauEinFlüsse“ und ­„DonauWellen“.

„Biber-Kunst“: Altwasser in den Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt.

34

Schlüsselprojekte zur Umsetzung 4 Die Entwicklungsziele des Masterplans sollen durch dene Artenausstattung gesichert werden, so dass bereits in Umsetzung befindlicher Projekte z. B. der diese auch z. B. neu zurückgewonnene Lebens- Wasserwirtschaftsverwaltung und der Naturschutz- räume wieder besiedeln kann. verwaltung und Förderung von sogenannten „Schlüs- • Zum anderen sollten aber auch in Bereichen selprojekten“ umgesetzt werden, und so einen Bei- mit besonderem Handlungsbedarf Lücken im trag zur Erhaltung und Stärkung der biologischen ­Gesamt-Verbundsystem wieder geschlossen Vielfalt entlang der Bayerischen Donau und damit ­werden. auch zur Umsetzung des Teilbereiches „Biodiversität“ • Schlüsselprojekte sollten Defizite möglichst der EU Donauraumstrategie leisten. Auf Grundlage ­vorbildhaft verringern, sie sollten möglichst gut einer Sichtung bereits abgeschlossener, derzeit in auf andere Räume übertragbar sein; die Projekte Umsetzung befindlicher sowie geplanter Projekte sollten idealerweise auch international Impulse durch die Arbeitsgruppe „Umsetzung der EU Donau- setzen können. raumstrategie / Masterplan Donau“ wurden Projekte • Für Schlüsselprojekte kommen bevorzugt aus den Bereichen Naturschutz und Wasserwirtschaft ­Vor­haben in Frage, deren Umsetzung aufgrund anhand folgender Kriterien bewertet und ausgewählt: ihres Umfangs bzw. ihres Charakters durch eine gezielte europäische Förderung erleichtert Die Realisierung der nachfolgend genannten Schlüssel- werden kann. projekte ist nur möglich, wenn eigentumsrechtliche • Grundsätzlich sollte den Schlüsselprojekten ein Fragen geklärt, alle planungsrechtlichen Vorgaben schneller Start der Realisierung möglich sein, ­erfüllt und die notwendigen finanziellen Mittel verfüg- um für das verfolgte Anliegen des Biodiversitäts- bar sind. schutzes schon in absehbarer Zeit greifbare ­Ergebnisse erreichen zu können. • Vorhaben, für die besonders intensive Synergien 4.1 Auswahlkriterien zur Festlegung mit anderen öffentlichen Interessen (z. B. Verbes- von Schlüsselprojekten serung des Hochwasserschutzes, Verbesserung des Gewässerzustandes im Sinne der EU-­ Wasserrahmenrichtlinie) zu erwarten sind, sind Für die Auswahl der im Folgenden zusammengestell- in besonderem Maße als Schlüsselprojekte ge­ ten Schlüsselprojekte waren im Rahmen der Erarbei- eignet. tung des Masterplans vor allem die folgenden Kriteri- • Bei der Auswahl der Schlüsselprojekte kommt zu- en ausschlaggebend: dem dem europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 eine tragende Rolle zu. In der Gesamtschau Die Schlüsselprojekte sollten inhaltlich ein mög- decken die Natura 2000-Gebiete (insgesamt und lichst in sich abgestimmtes Gesamtkonzept er­ insbesondere in den von den Schlüsselprojekten geben; hierin sollten einerseits die verschiedenen abgedeckten Gebieten) wesentliche Bestandteile Räume gleichmäßig abgedeckt und andererseits der Biodiversität im südbayerischen Donauraum die erarbeiteten inhaltlichen Anforderungen und ab. Entwicklungsziele möglichst gut und möglichst • Der Bogen spannt sich von den präalpin geprägten gleichrangig berücksichtigt sein. Alpenflüssen zur Tieflandstromaue des Dungaus mit dem singulären Isarmündungsgebiet und dem Strategisch werden für die Erhaltung und Stärkung thermophilen Donaurandbruch bis zu den Alpen- der biologischen Vielfalt zwei Richtungen verfolgt: schwemmlingen, den im Donaugebiet endemi- schen Fischarten sowie östlichen und südlichen • Zum einen gilt dem Erhalt und der Verbesserung Floren- und Faunenelementen und den auennah- der vorhandenen „Kerngebiete“ mit besonders en bzw. auengebundenen Grünlandgebieten mit hochwertigen, naturnahen und artenreichen der sehr bedeutsamen Vogelartenvorkommen. Fluss- und Auelebensräumen besondere Auf- • Im Zentrum von Natura 2000 steht der Erhaltung merksamkeit; hierdurch soll vor allem die vorhan- und die Wiederherstellung eines günstigen Erhal-

35 tungszustandes für die maßgeblichen Lebens- lungsziele abgeleitet und jeweils mit Maßnahmenvor- raumtypen, Tier- und Pflanzenarten sowie der schlägen hinterlegt: ­europäischen Vogelarten. Für diese sind gebiets- 1. Rückgewinnung von Fließgewässerstrecken; spezifische Erhaltungsziele formuliert worden, 2. Verbesserungen der Durchgängigkeit; welche die Vorgabe für das Gebietsmanagement 3. Ökologische Optimierung der bestehenden der Natura 2000-Gebiete auch innerhalb dieses Fließgewässerabschnitte; Masterplanes sind. 4. Ausgleich von Geschiebedefiziten, Verbesse- rung der morphologischen Durchgängigkeit; Das „Konzept der Schlüsselprojekte“ ist auf eine 5 Verbesserung des Feinsedimenthaushaltes; ­kontinuierliche Weiterführung in der Umsetzung an­ 6. Rückgewinnung von Aueflächen; gelegt. Die Liste der Schlüsselprojekte ist in diesem 7. Sicherung und Optimierung bestehender Sinne als „lebendiges“ Dokument zu verstehen: und neu hinzugewonnener Aueflächen als ­sobald Projekte erfolgreich in die Umsetzung gebracht ­Lebensraum; wurden, sollen sie durch nachrückende neue 8. Verbesserung des Aue-Biotopverbundes. ­Schlüsselprojekte (ausgewählt nach den dann jeweils aktuellen Bewertungskriterien) ersetzt werden. Anhand der zuvor genannten Kriterien wurde eine Auswahl von Projekten als „Schlüsselprojekte“ Die einzelnen Natura 2000-Gebiete tragen meist be- ­benannt. Die ersten drei der auf diese Weise ausge- stimmte Alleinstellungsmerkmale oder herausragende wählten Vorhaben haben vor allem die Stärkung der Eigenschaften, so dass nur das Gesamtbild der noch vorhandenen hochwertigen, relativ intakten ­Natura 2000-Gebiete inkl. ihrer Verbindungs- und Ver- Fluss- und Aueabschnitte an der bayerischen Donau netzungsbereiche die Grundlage für den Masterplan zum Ziel: zum Erhalt und zur Stärkung der Biodiversität geben kann. Die Aufnahme mancher Natura 2000-Gebiete in die Kulisse der Schlüsselprojekte ändert daher nichts Schlüsselprojekt 1: an der Dringlichkeit der Gebietsentwicklung auch in „Modellprojekte zur ökologischen Optimierung der den anderen, hier zunächst nicht berücksichtigten Donau zwischen Straubing und Vilshofen“ (Projektvor- ­Natura 2000-Gebieten. schlag 63)17

Einige Schlüsselvorhaben könnten als umsetzungs­ Wesentlicher Inhalt: reife Projekte relativ rasch verwirklicht werden; ein Im Rahmen von Teilprojekten sollen über den derzeit weiterer Teil der Vorhaben ist so weit entwickelt, laufenden Donauausbau und den damit verbundenen dass, soweit erforderlich, rasch die nötigen Abstim- ökologischen Ausgleich hinaus gehende Möglichkei- mungen mit weiteren Beteiligten16 sowie konkrete ten zur weiteren ökologischen Optimierung der Donau Maßnahmenplanungen, Kostenschätzungen, Beantra- im Sinne einer Variante A plus geplant und umgesetzt gung von Fördermitteln etc. vorangetrieben werden werden. können.  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 3, 4, 7 und 8

4.2 Verknüpfung von Entwicklungs- zielen und Projektvorschlägen Schlüsselprojekt 2: „Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg“ (Projektvorschlag 68) 4.2.1 Fluss und rezente Aue Aus dem Abgleich von Leitbild und Bestandsbeschrei- Wesentlicher Inhalt: bung für den Landschaftsteilraum „Fluss und rezente Umsetzung des FFH-Managementplans, Erhaltung Aue“ wurden zusammengefasst folgende Entwick- und Verbesserung bestehender Fließgewässer- und

16 Wichtige Akteure bzw. ggf. auch Mitwirkende bei der Umsetzung sind in der Regel die Wasserwirtschaftsverwaltungen, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, Energieerzeuger und z. B. Naturschutzverbände. Mit anderen, ggf. konkurrierenden Ansprüchen und Interessen z. B. der Landwirtschaft wird in der Regel ein Zielabgleich bzw. ein Interessenausgleich herbei­ zuführen sein. 17 gemäß Projektvorschlagsliste der Arbeitsgruppe „Masterplan Lebensraum Bayerische Donau“.

36 Auelebensräume inkl. Brennen und angrenzende Wesentlicher Inhalt: Schlucht- und Hangwälder. Erstellung und Umsetzung eines integrierten Entwick- lungskonzepts zur ökologischen Aufwertung vorhan-  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 3, 4, 7 und 8 dener Flussinseln bzw. zur Wiederherstellung oder Neuschaffung von Insel-Nebenarm-Systemen in der bayerischen Donau. Schlüsselprojekt 3: „Redynamisierung der Isar im Isarmündungsgebiet“  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 3, 6, 7 und 8 (Projektvorschlag 66)

Wesentlicher Inhalt: Schlüsselprojekt 6: Redynamisierung von Fluss- und Aue-Ökosystemen „Stadtpark Donau in Ingolstadt“ (Projektvorschlag 42) durch Rückbau von Uferversteinungen und von Uferrehnen an der Isar im Mündungsgebiet, Anschluss Wesentlicher Inhalt: Alt- und Seitengewässer; Sicherung, Verbesserung Sicherung, Strukturverbesserung und Neuentwicklung und Ausweitung von Brennen und wechselfeuchten, von naturnahen Fluss- und Aue-Ökosystemen und oligotrophen Grünlandstandorten im Deichhinterland; -Habitaten zur Lückenschließung im Natura 2000- Verbesserung des Verbunds, Hilfsmaßnahmen für Schutzgebietssystem im Stadtgebiet Ingolstadt; ­Einzelarten; Gebietsentwicklung Natura 2000-Gebiete. gleichzeitig Etablierung von verträglichen Angeboten für naturnahe Erholung, Naturerlebnis, Umweltbildung.  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 3, 4, 6, 7 und 8  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 4, 6, 7 und 8

Drei weitere Schlüsselprojekte sollen an gestauten Flussabschnitten bestehende „Engpässe“ in der Schlüsselprojekt 7: Durchgängigkeit von Fluss und Aue abbauen oder „Licca liber – Die Entwicklung des Lechs von der ­mildern; die Projektbereiche grenzen direkt oder Staustufe 23 bis zur Mündung in die Donau.“ ­relativ eng an Fließstrecken an und können so vor­ handene Wiederbesiedlungspotenziale gut nutzen: Wesentlicher Inhalt: Umsetzung des FFH-Managementplans mit Maß­ nahmen zur Verbesserung der Gewässermorphologie, Schlüsselprojekt 4: Abflussdynamik, Grundwasserdynamik, Durchgängig- „Ökologische Verbesserung der Donau und der keit und Anbindung von Auengewässern an den Lech. ­Altwasser zwischen Regensburg und Straubing“ ­(Projektvorschlag 55)  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 3, 6, 7 und 8

Wesentlicher Inhalt: Umsetzung des FFH-Managementplans mit Maß­ Schlüsselprojekt 8: nahmen zur Strukturverbesserung am Gewässer „Dynamisierung der Donauauen zwischen in den Stauräumen, Verbesserung der Gewässergüte, Marxheim und Stepperg.“ Durchgängigkeit; Optimierung der Lebensräume am Gewässer für gefährdete Arten (Fische, Vögel, Wesentlicher Inhalt: Mollusken, Amphibien, Schmetterlinge). Gebietsentwicklung Natura 2000; Wiederherstellung bzw. Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit;  Umsetzung Entwicklungsziele 2, 4, und 8 Schaffung von Fluss-Ersatzlebensräumen; Wiederan- schluss von Altgewässern und Flutrinnen; Vernetzung von Fluss und Aue; Verbesserung der Schwankungs- Schlüsselprojekt 5: breite der Grundwasserstände. „Integriertes Entwicklungskonzept für die bayerischen Donau-Inseln“  Umsetzung Entwicklungsziel 3 und 7

37 4.2.2 Altaue bzw. Grunderwerb und Wiedervernässung; Rückver- Aus dem Abgleich von Leitbild und Bestandsbeschrei- wandlung von Acker zu Grünland in den Kernarealen; bung für den Landschaftsteilraum „Fluss und rezente begleitende Maßnahmen wie z. B. Entbuschung in Aue“ wurden zusammengefasst folgende Entwick- Brachvogelgebieten. lungsziele abgeleitet (s. Kap. 3.2.2):  Umsetzung Entwicklungsziele 2 bis 5 1. Entwicklung von Altaue zu rezenter Aue; 2. Vergrößerung und Wiederherstellung des Grünlandanteils; Zusätzlich hat auch das für den Landschaftsteilraum 3. Stabilisierung und Verbesserung des örtlichen „Fluss und rezente Aue“ genannte Schlüsselprojekt 3 Wasserhaushalts in den Niedermoor-, Röhricht, „Redynamisierung der Isar im Isarmündungsgebiet“ Seggenried-, Feucht- und Nasswiesenflächen; Projektanteile in der Altaue, da es auch die Errichtung 4. Extensivierung der Nutzung in der gesamten von Umgehungsgerinnen und Strukturverbesserungen Altaue; in der Altaue umfasst. 5. Reduzierung der Feinsediment-, Nährstoff- und Schadstoffeinträge in die Gewässer; 6. Sicherung und Stärkung der Sonderstandorte 4.2.3 Kulturlandschaft im Talraum außerhalb der der Brennen; Altaue; Rand-Niedermoore Aus dem Abgleich von Leitbild und Bestands­ Die hier ausgewählten und benannten Schlüssel­ beschreibung für die Talräume außerhalb der Altaue projekte decken zum einen die Ziele zur Umwandlung ergaben sich zusammengefasst die folgenden von Altaue in aktive Aue (Entwicklungsziel 1) sowie ­Entwicklungsziele: zum anderen die Ziele zu Erhalt und Verbesserung der Grünländer und Feuchtbiotope in der Altaue ab (Ent- 1. Bestandserhalt, Verbesserung und Vergröße- wicklungsziele 2 bis 4). Das Entwicklungsziel 5 muss rung von randlichen Niedermoorflächen inkl. wesentlich durch die Setzung allgemeiner Rahmenbe- weiteren Feuchtbiotopen wie Bruchwald-, dingungen umgesetzt werden. Dem Entwicklungsziel ­Röhricht, Seggenried-, Feucht-, Streu- und 6 sollte, soweit die Mitverfolgung als Teil anderer Nasswiesenflächen; Vergrößerung des Grün­ (Schlüssel-)Projekte sich als nicht ausreichend heraus- landanteiles; stellen sollte, ggf. künftig ein zusätzliches Schlüssel- 2. Grünlandkorridore als Verbundelement; projekt gewidmet werden. 3. Reduzierung der Nutzungsintensität; 4. Erhebliche Reduzierung der Feinsediment- und Nährstoffeinträge in die Gewässer. Schlüsselprojekt 9: „Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund Die für den Landschaftsteilraum vorliegenden Projekt- an der Donau in Niederbayern und der Oberpfalz und vorschläge konzentrieren sich überwiegend auf den an der Unteren Isar“ (Neuvorschlag) Erhalt und die Verbesserung von Moorflächen (zum Teil auch außerhalb der Gebietskulisse des Master- und plans); mit enthalten ist auch ein Vorhaben zur Rena- turierung des Donaumooses und für den Wieder­ Schlüsselprojekt 10: aufbau von funktionalen Vernetzungen zwischen dem „Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund Donau-Auwald und dem Donaumoos. an der Donau in Schwaben, Oberbayern und Nieder- bayern.“ Soweit diese in den jeweiligen Gebieten enthalten sind, werden die Vorschläge als Teilprojekte in die Wesentlicher Inhalt: Schlüsselprojekte zum Erhalt und zur Verbesserung Sicherung, Erweiterung und Verbesserung der vor­ von Grünland- und Wiesenbrüter-Verbundsystemen handenen Wiesenbrüterlebensräume und Gebietsent- (Schlüsselprojekte 9 und 10, s. voriges Kapitel) wicklung Natura 2000, d. h. der großflächigen Nieder- ­integriert; diese Schlüsselprojekte decken die Ent- moor- und Grünlandstandorte durch Förderungen wicklungsziele 1 bis 3 ab.

38 Ein weiterer Projektvorschlag, der als Schlüsselprojekt 4.2.5 Donau-Korridor als Gesamtheit, umgesetzt werden soll, hat die Verbesserung und großräumige Verbundstrukturen die naturnahe Weiterentwicklung von Feucht-Laub- Aus dem Abgleich von Leitbild und Bestandsbeschrei- wäldern im besonders waldarmen Donautal zwischen bung für den Gesamt-Donau-Korridor und die großräu- Regensburg und Straubing zum Inhalt. migen Verbundstrukturen ergaben sich zusammenge- fasst folgende Entwicklungsziele:

Schlüsselprojekt 11: 1. Schaffung von Durchgängigkeit; „Wälder im Donautal“ (Projektvorschlag 54) 2. Erhalt der Talräume; 3. Verbesserung der Vernetzung in den Talräumen; Wesentlicher Inhalt: 4. Erhebliche Reduzierung der Feinsediment- und Umsetzung des FFH-Managementplans mit Erhal- Nährstoffeinträge in die Gewässer. tungs- und Entwicklungsmaßnahmen für struktur- und artenreiche Laubwaldgesellschaften, Stromtalarten In dieser Kategorie wurden in die Beteiligungsverfah- und FFH-Arten. ren zur EU Donauraumstrategie damals noch allge- mein formulierte Projektvorschläge eingebracht. Aus  Umsetzung Entwicklungsziel 1 diesen Projektvorschlägen (Nr. 61, „Blaues Band der Biodiversität – Auenverbund Donau“ und Nr. 40, „Vielfältige Tiefebene mitten in Bayern: Sicherung der 4.2.4 Randhänge, Leiten und Terrassenkanten Biodiversität der Donauniederung zwischen Regens- Für den Landschaftsteilraum der Randhänge, Leiten burg und Passau“) hat sich unter anderem der vor­ und der Terrassenkanten wurde aus der Bestandsbe- liegende Masterplan entwickelt. wertung folgendes Entwicklungsziel formuliert: 4.2.6 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung 1. Verbund der Leiten und Terrassenkanten Dank verschiedener Einrichtungen und Träger besteht eine solide Grundstruktur für Umweltbildung und Öf- fentlichkeitsarbeit, auch wenn weitere Verbesserun- Schlüsselprojekt 12: gen und Entwicklungen möglich und erwünscht sind: „Sonnenseiten an der Donau: Trocken-Lebensräume am Donaurandbruch zwischen Regensburg und Jo- 1. Die vorhandenen Umweltbildungseinrichtungen chenstein“ (Projektvorschlag Nr. 48) (z. B. Haus am Strom, Umweltstation LBV ­Straubing, Haus im Moos, Mooseum Bächin- und gen, Umweltbildungsschiff Takatuka, Schatz­ kiste Donau sowie Einrichtungen, die sich mit Schlüsselprojekt 13: dem Themenschwerpunkt Aue befassen.) „Sonnenseiten an der Donau: Schutz und Optimie- ­sollen erhalten und weiter entwickelt werden. rung der südexponierten Donau-Steilhänge zwischen 2. Die inhaltliche und organisatorische Zusammen- Bertoldsheim und Ingolstadt“ (Neuvorschlag) arbeit innerhalb Bayerns wie auch darüber ­hinaus soll weiter verbessert werden; Wesentlicher Inhalt: 3. Die im Donaukorridor geplanten Projekte sollen Gebietsentwicklung Natura 2000; Sicherung der jeweils durch eine angemessene, professionelle ­Reste wertvoller, seltener Lebensraumtypen; Wieder- Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. herstellung von standortgerechten, wärmeliebenden naturnahen Waldgesellschaften; Wiederherstellung Im Zuge der Bearbeitung des Masterplans wurden und / oder Pflege wärmeliebender Offenlandbiotope mehrere Vorschläge zur Intensivierung und Weiterent- und -Habitate, Aufbau eines Trittstein- und Verbesse- wicklung der Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit rung des Verbundsystems entlang der Donauleite; zusammengefasst. Hauptziele sind die geplanten in- ­Artenhilfsmaßnahmen (Pflanzen, Moose, Flechten; haltlichen Anpassungen und Erweiterungen bestehen- ­Insekten, Schmetterlinge, Vögel, Reptilien). der Einrichtungen sinnvoll zu koordinieren und durch eine verstärkte gegenseitige Abstimmung von Aktivi-  Umsetzung Entwicklungsziel 1 täten insgesamt einen noch besseren Wirkungsgrad zu erreichen.

39 Altwasser mit Weichholzaue Donauauen westlich Neuburg

Schlüsselprojekt 14: Schlüsselprojekt 15: „Information und Umweltbildung für die Erhaltung „Green Danube Networking: Verstärkung von inter­ und Stärkung der biologischen Vielfalt entlang der nationalem Austausch und Kooperation der Zivil­ bayerischen Donau“ (Projektvorschläge Nrn. 41, 43, gesellschaft im Natur- und Gewässerschutz“ (Projekt- 50, 367) vorschlag Nr. 49)

Wesentlicher Inhalt: Wesentlicher Inhalt: Ausbau bzw. Erweiterung von Informations- und Im Sinne der Europäischen Donauraumstrategie ­Umweltbildungseinrichtungen entlang der Donau: sollen entlang der Donau Ideen, Verfahren und ­Europäisches Donaumuseum Ingolstadt; Erweiterung ­bewährte Beispiele möglichst intensiv ausgetauscht Auenzentrum Neuburg/Ingolstadt (Jagdschloss werden. Das Projekt möchte diesen Austausch und ­Grünau); Thematische Erweiterung Infozentrum Isar- die Zusammenarbeit für die Zivilgesellschaft, d. h. mündung – Dr. Georg Karl Haus; Erweiterung beste- für Verbände, Vereine und Initiativen im Umwelt-, hende Umweltbildungsprogramme um das Thema ­Natur-, Auen- und Gewässerschutz organisieren und biologische Vielfalt. verbessern.

 Umsetzung Entwicklungsziele 1 bis 3  Umsetzung Entwicklungsziel 2.

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Vorgeschlagene Schlüsselprojekte 5 Die Auswahl der Schlüsselprojekte stellt sich in der Übersicht wie folgt dar:

Landschafts­ Maßnahmenbereich Schlüsselprojekt Seite teilraum

Modellprojekte zur ökologischen Optimierung der Do­ nau 1 43 ­zwischen Straubing und Vilshofen

2 Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg 46

3 Redynamisierung der Isar im Isarmündungsgebiet 50

Ökologische Verbesserung der Donau und der Alt­ wasser 4 54 Fließstrecke ­zwischen Regensburg und Straubing Fluss und Integriertes Entwicklungskonzept für die bayerischen 5 57 rezente ­Donau-Inseln Aue 6 Stadtpark Donau in Ingolstadt 60

Licca liber – Die Entwicklung des Lechs von der St­ austufe 23 7 63 bis zur Mündung in die Donau

Auen-Rückgewinnung, Verbesserung der Dynamisierung der Donauauen zwischen Marxheim und 8 68 Durchgängigkeit durch ­Stepperg Ausleitung

Auen-Rück­gewinnung Redynamisierung der Isar im Isarmündungsgebiet. Projekt durch Deich­ 3 50 ­umfasst auch Errichtung von Umgehungsrinnen in der Altaue. rückverlegung

Altaue Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund an der Donau 9 72 Grünland und in Niederbayern und der Oberpfalz und an der Unteren Isar ­Niedermoore im ­Talraum (Altaue) Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund an der Donau 10 76 in Schwaben, Oberbayern und Niederbayern.

Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund an der Donau in Niederbayern und der Oberpfalz an der Unteren Isar. Projekt 9 72 Grünland und umfasst auch Teilflächen im Talraum außerhalb der Altaue (z. B. Kultur ­landschaft ­Niedermoore im im Isartal) im Talraum ­Talraum Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund an der Donau ­außerhalb (außerhalb Altaue) in Schwaben, Oberbayern und Niederbayern. der Altaue; Rand-­ 10 76 Projekt umfasst auch Teilflächen im Talraum außerhalb der Niedermoore Altaue (z. B. Donaumoos).

Naturnahe ­Laubwälder 11 Wälder im Donautal 80 im ­Talraum

Sonnenseiten an der Donau: Trocken-Lebensräume am 12 83 Randhänge, ­Donaurandbruch zwischen Regensburg und Jochenstein Leiten und Sonderstandorte Sonnenseiten an der Donau: Schutz und Optimierung der Terrassenkanten 13 ­südexponierten Donau-Steilhänge zwischen Bertoldsheim und 87 Ingolstadt

Querschnitts-­ Information und Umweltbildung für die Erhaltung und Stärkung 14 90 Projekte, der biologischen Vielfalt entlang der bayerischen Donau ­großräumiger Verbund, „Green Danube Networking“: Verstärkung von internationalem ­Öffentlichkeits- 15 Austausch und Kooperation der Zivilgesellschaft im Natur- und 93 arbeit und Gewässerschutz ­Umweltbildung

41 Die Schlüsselprojekte werden im Folgenden im ­allem Belange des Hochwasserschutzes und der Bett- ­Einzelnen anhand von Steckbriefen vorgestellt. und Sohlstabilität sowie mögliche Auswirkungen auf die Sicherheit der Schifffahrt müssen dabei im Vorfeld Die Realisierbarkeit der Schlüsselprojekte wurde im geprüft werden. Dies erfordert geeignete hydrauli- Einzelnen noch nicht geprüft. Insbesondere bei Ein- sche Nachweise und Stabilitätsnachweise. griffen in hydraulische und morphologische Gegeben- heiten des Flusses hängt die praktische Umsetzbar- keit davon ab, ob sie mit den Auswirkungen auf wasserwirtschaftliche Belange vereinbar sind. Vor

Abbildung 7: Übersicht über die Schlüsselprojekte

42 5.1 Schlüsselprojekte für Fluss und rezente Aue

Schlüsselprojekt Nr. 1 Modellprojekte zur ökologischen Optimierung der Donau zwischen Straubing und Vilshofen

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: 63

Projektgebiet „Ökologische Optimierung der Donau zwischen Straubing und Vilshofen“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau; Abschnitt zwischen Do-km 2329 (Straubing) und Do-km 2249 (Vilshofen) Regierungsbezirk: Niederbayern Landkreise: Kreisfreie Stadt Straubing, Landkreise Straubing-Bogen, Deggendorf und Passau Fläche: ca. 2750 ha (Deichvorland Donau + Deichrückverlegungsflächen) Schutzstatus: Natur a 2000 „Donauauen zwischen Straubing und Vilshofen“, „Donau zwischen Straubing und Vilshofen“, „Isarmündung“; Naturschutzgebiet; Landschaftsschutzgebiet; Geschützte Landschaftsbestandteile

43 2. Projektinhalt 3. Kontext und Einbindung

Kurzbeschreibung: Bezug zu den Zielen der Europäischen Im Rahmen von Teilprojekten sollen über den derzeit Donauraumstrategie: laufenden Donauausbau und den damit verbundenen Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: ökologischen Ausgleich hinausgehende Möglich­keiten „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. zur weiteren ökologischen Optimierung der Dona­ u im der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu Sinne einer Variante „A plus“ geplant und umgesetzt folgenden Zielen: werden. Grundlagen hierfür sind • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und • die für den Wasserstraßen-Ausbau erhobenen zum 2020-Ziel für Biodiversität“ und sonstigen vorliegenden naturschutzfachlichen • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura Grundlagendaten; 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ • der Managementplan für die FFH- und Vogel- • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders schutzgebiete „Donauauen zwischen Straubing ­wertvoller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ und Vilshofen“ mit integriertem Auenentwick- Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus lungskonzept. anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- Ziele: tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ Ziel ist die weitere ökologische Optimierung der • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von ­Donau und ihrer Auen durch schrittweise Umsetzung Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als des Natura 2000-Managementplans bzw. der im ­wirksame Maßnahme für einen besseren ­Auenentwicklungskonzept vorgeschlagenen ökologi- ­Hochwasserschutz […]“ schen Entwicklungsmaßnahmen unter Berücksichti- gung der Ziele der Schifffahrt und des Hochwasser­ Bezug zur Umsetzung des Bayerischen schutzes. ­Biodiversitätsprogramms: Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: Im Zusammenhang mit der Diskussion um den Aus- bau der Wasserstraße Donau wie auch im Zusam- • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: Umsetzung menhang mit der FFH-Managementplanung und dem von Natura 2000, um die Schutzgüter in einen Auenentwicklungskonzept wurden Ideen und Ansätze günstigen Erhaltungszustand zu halten bzw. zu für eine ökologische Optimierung der Donau und der bringen; Zusammenarbeit zwischen den Verwal- bestehenden Flussregulierung entwickelt. Ein Teil tungen nutzen, z. B. um Natura 2000, WRRL und ­dieser Vorschläge wurden bereits durch den Donau- KLIP effizient umzusetzen; Verbesserung des ausbau aufgegriffen und werden im Zuge dessen um- ökologischen Zustands von Schutzgebieten; gesetzt. Die übrigen Maßnahmen sollen im Rahmen ­Erhaltung und Wiederher-stellung natürlicher des vorliegenden Schlüsselprojekts schrittweise Auen-/Auwaldbereiche und Fließgewässerab- ­realisiert werden. schnitte insbesondere in den großen Flusstälern.

Als mögliche Maßnahmen kommen insbesondere Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- der Rückbau und die naturnahe Gestaltung verbauter tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im Uferbereiche, der Erhalt bzw. die Wiederherstellung europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: von Kolken, oder die Entlandung und Wiederanbin- Das Projekt dient der schrittweisen Umsetzung des dung von Altwässern in Frage. Natura 2000-Managementplans bzw. der im Auen­ entwicklungskonzept vorgeschlagenen ökologischen Mit integriert werden sollen darüber hinaus artspezifi- ­Entwicklungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der sche Hilfsmaßnahmen (z. B. Konzept für die Ohemün- Ziele der Schifffahrt und des Hochwasserschutzes. dung und den Winzerer Letten als Artenhilfsmaß­ nahme für den Huchen).

44 Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein:  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- • Erhalt und die Förderung der reichen Fischfauna ten u. Ä.) mit vielen rheophilen und endemischen Arten  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung (wie den Donaubarschen Zingel, Streber, Schrät- möglich?) zer), mit den jeweiligen Habitaten;  Mögliche positive Synergien: • Erhalt und die Förderung der hydrologischen und  Verbesserung des Hochwasserschutzes ökologischen Funktionsbeziehungen zwischen  Verbesserung des Gewässerzustandes Fluss, rezenter Aue und Altaue; (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) • Erhalt und Verbesserung der Anbindung von  Andere (hier: Verbesserung der Schifffahrts- ­Nebenflüssen, -bächen und Altwässern; bedingungen) • Erhalt und die Förderung der von der Gewässer- dynamik besonders geprägten Auwald- und aue- Übertragbarkeit: typischen Lebensraumtypen mit ihren typischen Räumlich:  National  International Strukturen und Habitatelementen (z. B. Alt- und Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Totholz, überströmte Kiesbänke, …);  Seitengewässer • Erhalt und die Förderung der auetypisch gepräg- ten Lebensraumtypen der Kulturlandschaft; • Erhalt und die Förderung der jeweils typischen 4. Angaben zur Umsetzung Artenvielfalt und -ausstattung in langfristig über­ lebensfähigen Populationen, Erhalt von Rast- und Überwinterungsgebieten für ziehende und über- Aktueller Projektstatus: winternde Wasservögel.  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife

Beitrag zur Umsetzung der EU Wasserrahmen- Derzeit wird der Natura 2000-Managementplan für die richtlinie: Donauauen zwischen Straubing und Vilshofen“ mit in- Die den Gewässerabschnitt von Do-km 2329 (Strau- tegriertem Auenentwicklungskonzept erstellt. Er kann bing) bis Do-km 2249 (Vilshofen) bildenden beiden als Grundlage für weiter gehende Umsetzungsschritte Flusswasserkörper weisen nach dem aktuellen Ent- (Genehmigungs- und Ausführungspläne) dienen. wurf des zweiten Bewirtschaftungsplanes hinsichtlich der ökologischen Qualitätskomponente „allgemeine Projektträger, Abstimmungen: Degradation“, die anhand der Biokomponente „Makro- Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung in Ab- zoobenthos“ erfasst wird, einen guten Zustand auf. stimmung mit anderen Fachbehörden und Fachstellen Da auch die Biokomponente „Fische“ in beiden Fluss- des Freistaats Bayern, Wasser- und Schifffahrtsver- wasserkörpern einen guten Zustand indiziert, sind waltung des Bundes, Kommunen, Naturschutz- und ­insofern keine zusätzlichen strukturellen Maßnahmen Fischereiverbände, weitere Interessenvertreter (Schiff- veranlasst. Dennoch sind aus gesamt-ökologischer fahrt, Häfen, Land- und Forstwirtschaft u. a.). Sicht (insbesondere aus Sicht von Natura 2000) weiter gehende Erhaltungs- bzw. Wiederherstellungsmaß- Projektzeitraum: nahmen notwendig und sinnvoll. 2016–2025

Bewertung nach den Auswahlkriterien für Geschätzte Kosten: ­Schlüsselprojekte: Genauere Kostenschätzungen können erst im Rahmen  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der einer detaillierten Ausführungsplanung für einzelne biologischen Vielfalt im Donaukorridor Teilprojekte ermittelt werden.  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Beispiel

45 Schlüsselprojekt Nr. 2 Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: 68

Projektgebiet „Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau; Abschnitt zwischen Do-km 2455 (Ingolstadt) und Do-km 2420 (Weltenburg) Regierungsbezirke: Oberbayern, Niederbayern Landkreise: Stadt Ingolstadt, Landkreise Pfaffenhofen a. d. Ilm, Eichstätt, Kelheim Fläche: Schutzgebiet 1240 ha, Gesamtfläche ca. 2780 ha Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiet „Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg“; ­Naturschutz­gebiete „Donauauen an der Kälberschütt“, „Goldau“, „Weltenburger Enge“, „Alte Donau mit Brenne“; Landschaftsschutzgebiet „Donautal“ und Schutzzone im ­Naturpark „Altmühltal“; Geschützte Landschaftsbestandteile

46 2. Projektinhalt

Kurzbeschreibung: Das Natura 2000-Schutzgebiet zwischen Ingolstadt • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Altgewässer, und Weltenburg umfasst große Auwaldbestände, Sicherung bzw. Wiederherstellung der Durch­ zum Teil noch mit weitgehend intakter Wasserspiegel- gängigkeit zwischen Donau und Seitengewässern dynamik und guter hydraulischer Anbindung an den (Quervernetzung), Erhalt bzw. Verbesserung der Fluss. Die Donau innerhalb des Schutzgebiets ist Wechselwasserzonen, Erhalt der typischen ­unterhalb der Staustufe Vohburg (Do-km 2444) bis ­Gewässer-, Verlandungs- und Ufervegetation; Weltenburg (ca. Do-km 2420) auf ca. 24 km frei • Sicherung und Wiederherstellung von weitgehend ­fließend, zwischen Ingolstadt und Vohburg liegt das gehölzfreien Kalk-Trockenrasen und Pionierrasen Gebiet im Staubereich des Wehrs Vohburg. entlang der Talflanken sowie auf den Brennen­ standorten; hierdurch Sicherung der Sonderhabitate Im Schutzgebiet liegen neben noch regelmäßig über- für gefährdete Pflanzen- und Molluskenarten; schwemmten Auwäldern Brennenstandorte mit • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der störungs­ ­seltenen Artvorkommen, große Altwasserschlingen, armen, großflächigen, strukturreichen Schlucht-, großflächige Trockenlebensraumkomplexe an den Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder; ­Talflanken mit Kalkfelsen, Kalkpionier- und Halbtrocken­ • Uferrenaturierung und -strukturierung; rasen sowie verschiedene naturnahe Laubwaldtypen • Anlage und Entwicklung neuer Donau-Nebe­n­ (ebenfalls an den Talhängen) vor. Der frei fließende arme. Donau-Abschnitt zwischen Vohburg und Weltenburg (bzw. Kelheim) zählt aufgrund seines außergewöhn­ lichen Fischartenreichtums zu den wertvollsten Fluss- 3. Kontext und Einbindung abschnitten Deutschlands.

Ziele: Bezug zu den Zielen der Europäischen Mit dem Schlüsselprojekt sollen der FFH-Management­ Donauraumstrategie: plan sowie die gemeinsam damit erarbeiteten und Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts ­abgestimmten wasserwirtschaftlichen Planungen 6: „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft (WRRL-Umsetzungskonzept Hydromorphologie, u. der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem ­Ökologisches Entwicklungskonzept Donau Neustadt- zu folgenden Zielen: Kelheim) umgesetzt und der zweitgrößte, frei fließende Abschnitt der Donau in Bayern mit begleitender Aue • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und gesichert und verbessert werden. Vorteil dieses Stre- zum 2020-Ziel für Biodiversität“ ckenabschnittes gegenüber dem Abschnitt Straubing- • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura Vilshofen ist, dass hier aus dem Schifffahrtsbetrieb 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ stammende Belastungen weitgehend entfallen. • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders ­wertvoller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Die o. g. wasserwirtschaftlichen und naturschutzfach- Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus lichen Konzepte und Planungen verfolgen für das Ge- ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: biet übereinstimmend unter anderem folgende Ziele: • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der natürlichen tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ Fließgewässerdynamik, Erhaltung und Verbesse- • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von rung von störungsfreien, unverbauten bzw. Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als ­unbefestigten Uferzonen mit natürlichem Über­ ­wirksame Maßnahme für einen besseren Hoch- flutungsregime, natürlich ablaufenden Ufer­ wasserschutz […]“ gestaltungsprozessen und ungestörter Verbindung zu den angrenzenden Auebiotopen;

47 Bezug zur Umsetzung des Bayerischen Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- ­Biodiversitätsprogramms: richtlinie: Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umwelt­ des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasser- • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: körper dargelegt sind und durch entsprechende Maß- Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter nahmen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten für das Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen Zustands von Schutzgebieten; Erhaltung und Im Amtsgebiet des WWA-IN bestehen ein genehmig- ­Wiederherstellung natürlicher Auen-/Auwaldbe­ tes Gewässerentwicklungskonzept „Donau“ und ein reiche und Fließgewässerabschnitte insbesondere genehmigtes Umsetzungskonzept 1_F163 (Donau in den großen Flusstälern; Zusammenarbeit von der Einmündung Lech bis zur Einmündung Paar), ­zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz bei sowie ein UK F_204 (Donau von der Einmündung Maßnahmen der Gewässerrenaturierung; Erhalt Paar bis Straubing) in Abstimmung (Federführung: und Entwicklung von Waldlebensraumtypen nach WWA-LA). Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden FFH-Richtlinie; in Zusammenarbeit mit den Wasserwirtschaftsämtern • Verbesserung des Biotopverbundes: Ingolstadt und Landshut formuliert und stehen daher Erhaltung oder Wiederherstellung eines Auen-­ im Einklang mit den genannten wasserwirtschaft­ Biotopverbunds entlang von Fließgewässern, lichen Zielen und Konzepten. ­soweit möglich; Erhaltung oder Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Fließgewässern. Bewertung nach den Auswahlkriterien für ­Schlüsselprojekte: Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhaltungs-  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der ziele sowie der Gebietsentwicklung im europäi- biologischen Vielfalt im Donaukorridor schen Schutzgebietssystem Natura 2000:  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen Das Projekt dient der Umsetzung der im Natura 2000- (s. Defizitanalyse, Kap. 3) Managementplan und im Auenentwicklungskonzept  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- erarbeiteten Maßnahmen. Beispiel  Besonders anspruchsvolles Vorhaben Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: ­(Flächengröße, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteiligten u. Ä.) • Erhalt des großräumigen, zusammenhängenden,  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung naturnahen Stromtalkomplexes mit landesweit möglich?) ­bedeutenden Artvorkommen;  Positive Synergien • Erhalt der Lebensraumtypen (u. a. Fließ- und  Verbesserung des Hochwasserschutzes ­Stillgewässer mit Ufergesellschaften, Pfeifen­  Verbesserung des Gewässerzustandes graswiesen mit Kontaktbiotopen, feuchte Hoch- (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) staudenfluren, magere, teils wechselfeuchte  Andere: Optimale Rahmenbedingungen ­Mähwiesen, verschiedene Typen von Auwäldern ­(Hoher Anteil an Flächen in öffentlicher in ihren Gradienten) mit ihrem charakteristischen Hand, hohe Akzeptanz vor Ort, abgestimmte Wasser- und Nährstoffhaushalt und spezifischen Konzeptplanung liegt vor); Aufwertung der Habitatelementen; Flusslandschaft auch aus Sicht von Sport, • Erhalt der typischen Vegetation und Lebens­ Freizeit & Tourismus. gemeinschaften mit ihren charakteristischen, bzw. den in den Erhaltungszielen genannten Arten (u. a. Übertragbarkeit: Zwergrohrdommel, Tüpfelsumpfhuhn, Blaukehl- Räumlich:  National  International chen, Huchen, Frauennerfling, Rapfen, Bitterling, Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Schlammpeitzger, Schrätzer, Streber, Zingel,  Seitengewässer ­Schmale Windelschnecke, Dunkler Wiesenknopf- Ameisenbläuling).

48 4. Angaben zur Umsetzung

Aktueller Projektstatus:  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife

Projektträger, Abstimmungen: Naturschutzverwaltung in Kooperation mit Wasser- wirtschaftsverwaltung. Weitere Beteiligte und Koope- rationspartner: Betroffene Kommunen, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutzverbände, Fischereivereine und -verbände, Tourismusverbände u. v. m.

Das Projektgebiet südlich der Donau überschneidet sich mit dem geplanten Flutpolderstandort Groß- mehring und erfordert eine entsprechende Abstim- mung.

Projektzeitraum: 2015–2020

Geschätzte Kosten: noch zu ermitteln; erste Schätzung 7,5 Mio. €.

Hopfen im Auwald

49 Schlüsselprojekt Nr. 3 Redynamisierung der Isar im ­Isarmündungsgebiet

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: 66

Projektgebiet „Redynamisierung der Isar im Isarmündungsgebiet“

1. Projektgebiet

Gewässer: Isar zwischen km 8 und km 0 (Mündung in die Donau bei Deggendorf) Regierungsbezirk: Niederbayern Landkreise: Deggendorf Fläche: ca. 2550 ha Schutzstatus: Groß e Teilflächen: Natura 2000-Gebiete: „Isarmündung“ (SPA und FFH), „Donau ­zwischen Straubing und Vilshofen“ (SPA), „Donauauen zwischen Straubing und Vilshofen“ (FFH); Naturschutzgebiet „Isarmündung“; Landschaftsschutzgebiet „Untere Isar“

50 2. Projektinhalt

Kurzbeschreibung: Der unterste, auf einer Länge von etwa 8 km frei flie- • Wiederanschluss und Reaktivierung von Seiten- ßende Abschnitt der Isar steht ökologisch im intensi- gerinnen, (partieller) Abtrag von Uferrehnen; ven Kontakt mit der frei fließenden Donau. Die unver- • Wiederanbindung von Altarmen und Wiederher- baute Einmündung eines alpinen Flusses in den stellung von Altarmzügen; Donaustrom ist für Süddeutschland einmalig. Das Ge- • Flächensicherung und Flächenausweitung für biet beherbergt eine enorme Artenvielfalt, einschließ- wichtige Kulturlandschaftsbiotope, Sicherung der lich zahlreicher seltener, bedrohter und auch einzelner notwendigen Bewirtschaftung bzw. Pflege; endemischer Tier- und Pflanzenarten. • Weitergehende Flächensicherung und Flächen- ausweitung in Kerngebieten insbesondere Deich- Im Rahmen eines derzeit im Auftrag des WWA vorländer, Poldergebiet, Wasserschutzgebiet und ­Deggendorf im Zusammenarbeit mit der Regierung Niedermoorgebieten für die Sicherung und von Niederbayern erarbeiteten ökologischen Entwick- ­Entwicklung hochgefährdete Auenlebensräume; lungskonzepts mit integriertem Natura 2000-Manage- • Prüfung einer möglichen Deichrückverlegung; mentplan werden umfassende Möglichkeiten zur • Durchführung spezieller Hilfsmaßnahmen für ­Entwicklung der Isar und ihrer Auen im Mündungs­ ­ausgewählte Arten; gebiet aufgezeigt, die im Rahmen des vorliegenden • Maßnahmen zur Wasserspiegelsicherung oder – Schlüsselprojekts schrittweise und unter Wahrung der anhebung in der Isar, soweit erforderlich. Erfordernisse von Schifffahrt und Hochwasserschutz umgesetzt werden sollen. 3. Kontext und Einbindung Ziele: • Redynamisierung von Fluss- und Aueökosystemen zur Wiederetablierung oder Verbesserung aue­ Bezug zu den Zielen der Europäischen typischer hydrologischer und morphologischer Donauraumstrategie: Prozesse; Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: • Sicherung, Verbesserung, Vergrößerung von „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. wertvollen trockenen, wechselfeuchten und nähr- der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu stoffarmen Aue- und Kulturlandschaftsbiotopen folgenden Zielen: im Deichhinterland; Verbesserung des Verbundes zwischen den genannten Biotoptypen; • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und • Hierdurch Sicherung und Verbesserung der Habi- zum 2020-Ziel für Biodiversität“ tate für im Gebiet vorkommende hochbedrohte • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura Arten, Sicherung der Artvorkommen als Spender- 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ Populationen für angrenzende Gebiete an der Isar • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- und an der Donau; voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ • Reduzierung der aktuell bestehenden Eintiefungs- tendenzen in der Isar bzw., soweit möglich, Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus ­Wieder-Anhebung der Sohllagen und der Wasser- ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: spiegellagen in der Isar. • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ • Entfernung von Uferversteinungen, Schaffung • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von von „weichen Ufern“ zur Aufweitung und Hetero- Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als genisierung der Gewässerprofile; Beibehaltung, ­wirksame Maßnahme für einen besseren ggf. Anpassung der Geschiebezugaben zum ­Hochwasserschutz […]“ ­Ausgleich von Geschiebedefiziten aufgrund der Staustufen;

51 Bezug zur Umsetzung des Bayerischen • Erhaltung und Verbesserung von Lebensraumtypen ­Biodiversitätsprogramms: der Kulturlandschaft in der Aue wie Kalk-Trocken- Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele rasen (Brennen), Pfeifengraswiesen, feuchten des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: Hochstaudenfluren, Brenndolden- und anderen Auewiesentypen, Streuwiesen und mageren • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: Flachland-Mähwiesen, Gräben und Altwasserres- Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter te als Habitate für seltene Vogelarten wie das in einem günstigen Erhaltungszustand zu halten Blaukehlchen; bzw. zu bringen; Zusammenarbeit zwischen den • Erhalt oder Wiederherstellung ausreichender Verwaltungen nutzen, z. B. um Natura 2000, ­Ruhezonen zum Schutz störungssensibler Vogel- WRRL und KLIP effizient umzusetzen; Verbesse- arten mit Brut-, Rast- und Mauserplätzen; rung des ökologischen Zustands von Schutzgebie- • Erhalt von langfristig überlebensfähigen Popu­ ten; Untersuchung von innovativen kombinierten lationen der in den Erhaltungszielen genannten Schutz- und Nutzungskonzepten; Erhaltung und Arten, u. a. Blaukehlchen, Halsbandschnäpper, Wiederherstellung natürlicher Auen-/Auwald­ Neuntöter, Eisvogel, Tüpfelsumpfhuhn, Greifvögel, bereiche und Fließgewässerabschnitte insbeson- Spechte; Huchen, Zingel, Streber, Rapfen und dere in den großen Flusstälern; Zusammenarbeit Frauennerfling; Moorfrosch, Gelbbauchunke, zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz bei Kammmolch; Schmaler Windelschnecke; Bach- Maßnahmen der Gewässerrenaturierung; Erhalt muschel, Dunklem und Hellem Wiesenknopf- und Entwicklung von Waldlebensraumtypen nach Ameisenbläuling, Helm-Azurjungfer; Eremit, FFH- Richtlinie; ­Becherglocke, Glänzender Wolfsmilch, und • Verbesserung des Biotopverbundes: ­Frauenschuh. Erhaltung oder Wiederherstellung eines Auen-­ Biotopverbunds entlang von Fließgewässern, Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- ­soweit möglich. richtlinie: Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umweltziele Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die im tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasserkörper europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: dargelegt sind und durch entsprechende Maßnahmen Das Projekt dient der Umsetzung der im Ökologischen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms für das Entwicklungskonzept mit integriertem Natura 2000- Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. Managementplan erarbeiteten Maßnahmen; hierbei soll eine Dynamisierung der Lebensräume in einem Der angesprochene Isarabschnitt befindet sich nach besonders ausgeprägten Maß erreicht werden und dem aktuellen Entwurf des zweiten Bewirtschaf- dies mit der Rückgewinnung zusätzlicher aktiver tungsplanes hinsichtlich der ökologischen Qualitäts- ­Aueflächen verbunden werden. komponente „allgemeine Degradation“ in einem ­mäßigen Zustand, so dass im zugehörigen Maßnah- Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: menprogramm strukturelle Maßnahmen wie z. B. Rückbau massiver Ufersicherungen und Flutrinnenak- • Der Erhalt und die Verbesserung der ökologischen tivierung gefordert werden. Zur Durchführung dieser und hydrologischen Funktionsbeziehungen zwi- Maßnahmen erarbeitet die Wasserwirtschaftsverwal- schen Fluss und Aue und die Wiederherstellung tung ein entsprechendes Umsetzungskonzept. oder Verbesserung der Anbindung von Neben­ flüssen, -bächen und Altwassern; Bewertung nach den Auswahlkriterien für • Erhaltung und Verbesserung des Fließgewässers ­Schlüsselprojekte: Isar und der großflächigen, von Dynamik geprägten  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der sowie struktur-, alt- und totholzreichen, standort- biologischen Vielfalt im Donaukorridor heimischen Auwäldern, Auelebensräume  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen ­einschließlich der Wechselwasser-Lebensgemein- (s. Defizitanalyse, Kap. 3) schaften und spezifischer Habitatelemente (Schli-  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- ckufer, Uferabbrüche u. Ä.); Beispiel

52  Besonders anspruchsvolles Vorhaben 4. Angaben zur Umsetzung ­(Flächengröße, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteiligten u. Ä.)  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung Aktueller Projektstatus: möglich?)  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife  Mögliche positive Synergien  Verbesserung des Hochwasserschutzes Projektträger, Abstimmungen:  Verbesserung des Gewässerzustandes Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung in (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) ­Abstimmung mit anderen Fachbehörden und Fach-  Andere (hier: Städtebau und Grünordnung, stellen des Freistaats Bayern, Wasser- und Schiff- Erholung und Tourismus) fahrtsverwaltung des Bundes, Kommunen sowie ­Verbände und Vereine (insb. Naturschutz, Fischerei, Übertragbarkeit: Bauernverband, Waldbesitzer u. v. m.) Räumlich:  National  International Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Projektzeitraum:  Seiten­gewässer 2016–2025

Im Bereich der Isarmündung könnten u. a. aufgrund Geschätzte Kosten: günstiger Eigentumsverhältnisse auch Redynamisie- Genauere Kostenschätzungen können erst im Rahmen rungen in größerem Umfang in Angriff genommen der detaillierten Ausführungsplanungen für einzelne werden, die Impulse und Erkenntnisse für ähnliche Teil-Projekte ermittelt werden. Projekte im Bundesgebiet wie auch in Europa liefern können.

Die Isar kurz vor ihrer Mündung in die Donau

53 Schlüsselprojekt Nr. 4 Ökologische Verbesserung der Donau und der Altwasser zwischen Regensburg und Straubing

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: 55

Projektgebiet „Ökologische Verbesserung der Donau und der Altwasser zwischen Regensburg und Straubing“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau; Abschnitt zwischen Do-km 2376 (Regensburg) und Do-km 2329 (Straubing) Regierungsbezirke: Oberpfalz, Niederbayern Landkreise: Krei sfreie Städte Regensburg und Straubing, Landkreise Regensburg und Straubing-Bogen Fläche: ca. 3330 ha Schutzstatus: Natura 2000: FFH 7040-371 „Donau und Altwässer zwischen Regensburg und Straubing“, SPA 7040-471 „Donau zwischen Regensburg und Straubing“; Naturschutzgebiete ­„Stöcklwörth“, „Pfatterer Au“, „Gmünder Au“, „Donauauen bei Stadldorf“, „Öberauer ­Donauschleife“; Landschaftsschutzgebiet „Bayerischer Wald“

54 2. Projektinhalt 3. Kontext und Einbindung

Kurzbeschreibung: Bezug zu den Zielen der Europäischen Nach dem Einstau der Donau zwischen Regensburg Donauraumstrategie: und Straubing durch die Staustufen Geisling und Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: Straubing sind als Reste des ursprünglichen Fluss­ „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. systems vor allem Altwasser und Au- bzw. Feucht- der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu wälder verblieben. Hinzu kommen zum kleineren Teil folgenden Zielen: ursprüngliche Wiesen­ brütergebiete sowie größere Ausgleichsflächen für den Donauausbau, die noch • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und größere Wiesenbrüter­bestände beherbergen. Das zum 2020-Ziel für Biodiversität“ ­Gebiet ist als FFH- und Vogelschutzgebiet gemeldet • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura und geschützt. 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- Basierend auf den für das FFH-Gebiet festgelegten voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ Erhaltungszielen sollen im Rahmen der Umsetzung des FFH-Managementplans für das Schutzgebiet und Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus in angrenzenden Bereichen Erhaltungs- und Entwick- ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: lungsmaßnahmen initiiert und umgesetzt werden. • 1.1: „Fristgerechter und ökologisch nachhaltiger Ziele: Abschluss der Umsetzung des vorrangigen • Verbesserung der Gewässergüte; ­TEN-V-Vorhabens Nr. 18“ • Verbesserung der auentypischen Gewässer­ • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- dynamik inkl. Niedrigwasser; tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ • Wiederherstellung der Durchgängigkeit; • 4.10: „Reduzierung der Störungen der Gewässer­ • Optimierung der Lebensräume für gefährdete kontinuität für die Fischwanderungen im Donau- ­Arten, auch die der Wechselwasserbereiche einzugsgebiet“ (Pflanzen, Fische; Vögel, hier insbesondere Wie- senbrüter; Mollusken; Amphibien; Schmetterlinge). Bezug zur Umsetzung des Bayerischen ­Biodiversitätsprogramms: Mit dem Schlüsselprojekt soll neben der Rückgewin- Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele nung und Optimierung von Lebensräumen auch ein des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Durchgängig- keit im großen Maßstab zwischen den zwei längsten • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: noch frei fließenden Abschnitten der bayerischen Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter ­Donau geleistet werden. in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Zustands von Schutzgebieten; Erhaltung und Die beabsichtigten Ziele für die Gewässer-Lebens­ ­Wiederherstellung natürlicher Auen-/Auwald­ räume sollen durch bauliche Maßnahmen wie z. B. die bereiche und Fließgewässerabschnitte insbeson- Errichtung von Fischaufstiegshilfen und/oder Umlauf- dere in den großen Flusstälern; Zusammenarbeit gerinnen sowie Strukturverbesserungen am und im zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz bei Gewässer erreicht werden. Szenarien zur Simulierung Maßnahmen der Gewässerrenaturierung; von Niedrigwasserereignissen in geeigneten Altwäs- • Verbesserung des Biotopverbundes: sern sollen entwickelt werden. Erhaltung oder Wiederherstellung eines Auen-­ Biotopverbunds entlang von Fließgewässern, Auf den Grünlandflächen sollen die Wiesenbrüter ­soweit möglich; Erhaltung oder Wiederherstellung durch gezielte Schutzmaßnahmen, die Optimierung der Durchgängigkeit von Fließgewässern ihrer Lebensräume­ und eine an die Bedürfnisse der ­(Durchgängigkeitskonzept der WSV). Vögel angepasste Grünlandbewirtschaftung gefördert werden.

55 Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal-  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im möglich?) europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000:  Mögliche positive Synergien Das Projekt dient der Umsetzung der im Natura  Verbesserung des Hochwasserschutzes 2000-Managementplan erarbeiteten Maßnahmen.  Verbesserung des Gewässerzustandes (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein:  Andere

• Erhalt des großräumigen, zusammenhängenden, Übertragbarkeit: naturnahen Stromtalkomplexes mit landesweit Räumlich:  National  International ­bedeutenden Artvorkommen; Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) • Erhalt der Lebensraumtypen, insbesondere der  Seiten­gewässer Fließgewässer-Reste mit störungsarmen, unver- bauten bzw. unbefestigten Uferzonen mit natür­ Das angepasste Bewirtschaftungssystem und licher Überflutungsdynamik (z. B. Wechsel­ ­Management können auf andere Regionen übertragen wassermilieu) und Verzahnung mit amphibischen werden. Kontaktlebensräumen; • Erhalt der Anbindung von Seitengewässern, ­Erhalt und Verbesserung der Durchgängigkeit für 4. Angaben zur Umsetzung Gewässerorganismen; • Erhalt der typischen Vegetation wie Au- und Bruchwäldern, Röhrichten, Seggenrieden, Hoch- Aktueller Projektstatus: staudenfluren, Streu-Pfeifengras- und Nass­  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife wiesen mit ihren charakteristischen bzw. den in den Erhaltungszielen genannten Arten (u. a. Projektträger, Abstimmungen Zwergrohrdommel, Tüpfelsumpfhuhn, Blaukehl- Projektträger: chen, Huchen, Frauennerfling, Rapfen, Bitterling, Höhere Naturschutzbehörde bei der Regi­ erung der Schlammpeitzger, Schrätzer, Streber, Zingel, Oberpfalz sowie der Regierung von Niederbayern. ­Schmale Windelschnecke, Dunkler Wiesenknopf- Ameisenbläuling). Weitere Kooperationspartner und Beteiligte: Wasserwirtschaftsverwaltung Freistaat Bayern, Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- ­Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, richtlinie: ­betroffene Kommunen, Umweltverbände; Land- Das Projekt unterstützt den Erhalt der Umweltziele und Forstwirtschaft. der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasser­ Das Altwasser „Öberauer Schleife“ liegt im Gebiet körper dargelegt sind und durch entsprechende Maß- des geplanten Flutpolderstandort Öberauer Schleife nahmen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms und erfordert eine entsprechende Abstimmung, für das Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. ­Gleiches gilt für die Standorte Wörthhof und Eltheim.

Bewertung nach den Auswahlkriterien für Projektzeitraum: ­Schlüsselprojekte: ab 2015  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor Geschätzte Kosten:  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen Im Detail noch zu ermitteln; erste Schätzung: (s. Defizitanalyse, Kap. 3) 2–4 Mio. € für Maßnahmen, inkl. Fischaufstieg und /  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- oder Umgehungsgerinnen, Geländemodellierung u. Ä. Beispiel  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- ten u. Ä.)

56 Schlüsselprojekt Nr. 5 Integriertes Entwicklungskonzept für die bayerischen Donau-Inseln

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: Neu

Projektgebiet „Integriertes Entwicklungskonzept für die bayerischen Donau-Inseln“

1. Projektgebiet

Gewässer: Gesamtverlauf der bayerischen Donau Regierungsbezirke: Schwaben, Oberbayern, Oberpfalz, Niederbayern Landkreise: Dillin gen a. d. Donau, Donau-Ries, Neuburg-Schrobenhausen, Stadt Ingolstadt, Kelheim, Regensburg (St. und Lkr.), Straubing-Bogen, Stadt Straubing, Deggendorf, Passau (St. und Lkr.) Schutzstatus: Überwiegend Natura 2000

57 2. Projektinhalt • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- Kurzbeschreibung: voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ Der ursprüngliche Verlauf der bayerischen Donau war geprägt durch zahlreiche Flussinseln und Nebenarme. Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus Heute finden sich nur noch Reste dieser aus gewäs- ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: serökologischer Sicht besonders wichtigen Strukturen. Im Rahmen eines integrierten Entwicklungskonzepts • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- sollten – aufbauend auf einer umfassenden Bestands­ tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ aufnahme – Möglichkeiten zur ökologischen Aufwer- • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von tung vorhandener und ggf. auch zur Neuschaffung Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als von Flussinseln erarbeitet werden. Die Umsetzung der ­marginale Maßnahme für einen besseren Maßnahmenvorschläge kann im Rahmen von Teilpro- ­Hochwasserschutz […]“ jekten schrittweise realisiert werden. Weitere mögliche Synergieeffekte mit Initiativen und Ziele: Projekten der „Danubeparks Association“. Ziel ist die ökologische Aufwertung der noch vorhan- denen Donau-Flussinseln und ggf. deren Ergänzung Bezug zur Umsetzung des Bayerischen durch Neuschaffung entsprechender Insel-Nebenarm- ­Biodiversitätsprogramms: Systeme. Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: • Ökologische Bestandsaufnahme; • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: • Konzepterstellung und Formulierung von Maß­ Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter nahmenvorschlägen in Abstimmung mit allen in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten ­betroffenen Interessengruppen (v. a. Wasserwirt- bzw. zu bringen; Zusammenarbeit zwischen den schaft und Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, Verwaltungen nutzen, z. B. um Natura 2000, WRRL Schifffahrt, Fischerei, Kommunen); und KLIP effizient umzusetzen; Verbesserung • Mögliche Umsetzungsmaßnahmen: des ökologischen Zustands von Schutzgebieten; • Grunderwerb ­Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher • Extensivierung der Nutzung durch Einsatz von ­Fließgewässerabschnitte insbesondere in den Förderprogrammen großen Flusstälern. • Uferrenaturierung und -strukturierung • Schaffung von flach überströmten Kiesbänken Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- • Bekämpfung invasiver Neophyten; tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im • Förderung der grenzüberschreitenden europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: ­Zusammenarbeit. Das Projekt kann auch der schrittweisen Umsetzung der jeweiligen Natura 2000-Managementpläne bzw. der Gewässer- und Auenentwicklungskonzepte für 3. Kontext und Einbindung die entsprechenden Donau-Abschnitte dienen, sofern diese bereits vorliegen.

Bezug zu den Zielen der Europäischen Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Donauraumstrategie: richtlinie: Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: Soweit zur Erreichung des guten ökologischen „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. ­Zustands bzw. des guten ökologischen Potenzials für der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu den jeweiligen Flusswasserkörper lt. Bewirtschaf- folgenden Zielen: tungsplan Maßnahmen erforderlich sind, können sich erhebliche Synergieeffekte zwischen der Umsetzung • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und von Natura 2000 und der WRRL ergeben, die genutzt zum 2020-Ziel für Biodiversität“ werden sollten.

58 Bewertung nach den Auswahlkriterien für 4. Angaben zur Umsetzung ­Schlüsselprojekte:  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor Aktueller Projektstatus:  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Für einzelne Teilabschnitte und Flussinseln liegen Beispiel ­bereits entsprechende Teilkonzepte, Planungen und  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- z. T. umsetzungsreife Maßnahmenvorschläge vor. größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- ten u. Ä.) Projektträger, Abstimmungen:  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung mit möglich?) Landwirtschafts- und Forstverwaltung und anderen  Positive Synergien Fachbehörden und Fachstellen des Freistaats Bayern,  Verbesserung des Hochwasserschutzes Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes,  Verbesserung des Gewässerzustandes Kommunen, Naturschutz- und Fischereiverbände, (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) ­weitere Interessenvertreter (Schifffahrt, Häfen,  Andere (hier: Steigerung der Attraktivität ­Tourismus- und Sportverbände u. a.). der Flusslandschaft für Freizeit und Erholung; Synergien mit Initiativen und Projekten der Projektzeitraum: Danubeparks Association) ab 2016–2030

Übertragbarkeit: Geschätzte Kosten: Räumlich:  National  International Genauere Kostenschätzungen können erst im Rahmen Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) einer detaillierten Ausführungsplanung für einzelne  Seitengewässer Teilprojekte ermittelt werden.

Von Auwald umrahmtes Altwasser im Isarmündungsgebiet

59 Schlüsselprojekt Nr. 6 Stadtpark Donau in Ingolstadt

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: 42

Projektgebiet „Stadtpark Donau in Ingolstadt“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau zwischen Do-km 2460 und Do-km 2453 (Stadtgebiet Ingolstadt) Regierungsbezirk: Oberbayern Landkreise: Kreisfreie Stadt Ingolstadt Fläche: ca. 511 ha Schutzstatus: Rand liche Teilflächen; Natura 2000-Gebiete „Donauauen zwischen Lechmündung und ­Ingolstadt“ (SPA), „Donauauen mit Gerolfinger Eichenwald“ (FFH), „Donauauen zwischen Ingolstadt und Weltenburg“ (FFH); Naturschutzgebiet „Donauauen an der Kälberschütt“

60 2. Projektinhalt

Kurzbeschreibung: Das Projekt „Stadtpark Donau“ soll den innerstädti- • 6.14: „Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch schen Raum entlang der Donau vorrangig zwischen Anerkennung und Förderung des Potenzials von den Hochwasserschutzdämmen ganzheitlich entwi- Naturgütern als Antriebskräften für eine nach­ ckeln. haltige regionale Entwicklung“ • 6.15: „Unterrichtung von Kindern und Ziele: Jugend­lichen“ • Entwicklung und Sicherung fluss- und auenbezo- • 6.16: „Kapazitätsaufbau für Kommunen in gener Ökosysteme und Habitate im Stadtraum; ­umweltbezogenen Angelegenheiten“ • Förderung des wohnortnahen Naturerlebens und der Umweltbildung; Bezug zur Umsetzung des Bayerischen • Entwicklung einer donaubezogenen Identität; ­Biodiversitätsprogramms: • Ermöglichung einer nachhaltigen Stadtentwick- Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele lung unter Berücksichtigung der Donau als Achse des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: des europäischen Biotopverbunds. • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Auen-/Auwaldbereiche und Fließgewässerab- • Etablierung von Besuchereinrichtungen für schnitte insbesondere in den großen Flusstälern; ­naturverträgliche Erholung; Herstellung der Durchgängigkeit von Querbauwer- • Schaffung von Infrastruktur für Rad- und ken; Schaffung und Sicherung von Lebensräumen ­Bootswanderer; für wildlebende Arten im Siedlungsbereich; För- • Uferrückbau und Uferrenaturierung, Struktur­ derung der Erlebbarkeit städtischer und dörflicher diversifizierung; „Naturoasen“; • Öffnen und Neuetablierung von Seitenarmen der • Verbesserung des Biotopverbundes Donau. u. a.: ­Entwicklung eines Biotopverbunds im ­urbanen Bereich; Erhaltung oder Wiederher­ stellung eines Auen-Biotopverbunds entlang 3. Kontext und Einbindung von Fließgewässern, soweit möglich; Erhaltung oder Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Fließgewässern; Bezug zu den Zielen der Europäischen • Erleben und Erforschen der biologischen Vielfalt Donauraumstrategie: u. a.: Stärkung der Kooperation von Behörden, Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: Verbänden, Berufsvertretungen, Nutzergruppen, „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. Bildungseinrichtungen und ehrenamtlich Tätigen der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier insbesondere zum Schutz der Biodiversität, z. B. durch zu folgenden Zielen: Wett­bewerbe, Öffentlichkeitskampagnen und Pilot­projekte; Erstellung und Umsetzung • 6.02: Effektive Bewirtschaftung von Natura ­ziel­gruppenorientierter Kampagnen für Kinder, 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ ­Jugendliche und Erwachsene zum Thema Bio­ • 6.05: „Entwicklung von grüner Infrastruktur zur diversität; Erweiterung von (…) Parkanlagen (…) Verbindung verschiedener bio-geographischer um Flächen und Elemente, die für Besucher die ­Regionen und Lebensräume” Vielfalt historischer Kulturlandschaften erlebbar • 6.09: „Vorbereitung und Umsetzung transnatio­ machen; Entwicklung von Naturerlebnis- naler Raumplanungsinstrumente für funktionale Angeboten für Erholungsuchende und Touristen geographische Gebiete (Flussräume, Gebirgs­ unter Nutzung moderner Medien; Abstimmung regionen, etc.)“ der Tourismus-, Sport- und Erholungsnutzung auf die Erfordernisse des Schutzes von Natur und Landschaft.

61 Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal-  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im möglich?) europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000:  Positive Synergien Das Projektgebiet reicht am oberen und unteren Rand  Verbesserung des Hochwasserschutzes in die angrenzenden donaubegleitenden Natura 2000-  Verbesserung des Gewässerzustandes Schutzgebiete. Ein wesentliches Ziel des Projektes (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) ist es in diesem Zusammenhang, für die geschützten  Andere (hier: Städtebau und Grünordnung, Arten und Lebensraumtypen die innerhalb des Erholung und Tourismus) ­Gebietes der Stadt Ingolstadt bestehende Lücke im europäischen Schutzgebietssystem so gut wie Übertragbarkeit: ­möglich funktional zu überbrücken. Räumlich:  National  International Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Daher soll ein ökologisch möglichst durchgängiger  Seitengewässer Korridor von fluss- und auetypischen Lebensräumen (z. B. dynamische und strukturreiche Ufer, Weichholz­ Die Donau ist fast auf ihrer gesamten Länge Teil des auwälder des FFH-Lebensraumtyps *91E0) ent­ europäischen Biotopverbundes Natura 2000. Gleich- stehen. Parallel sollen die Durchgängigkeit und die zeitig liegen viele Städte am Fluss, wodurch dieser Habitateignung des Gewässers verbessert werden, Biotopverbund immer wieder eingeschnürt oder gar hiervon profitieren u. a. strömungsliebende, geschützte unterbrochen wird. Eine ganzheitliche Entwicklung der Fischarten (z. B. die Nase). Flussräume in Städten im Hinblick auf den Biotopver- bund und dessen Vereinbarkeit mit den Bedürfnissen Im innenstadtnahen Bereich sollen Angebote für die der städtischen Bevölkerung ist daher ein gesamt­ naturnahe Naherholung und das schonende Fluss- europäisches Thema und prinzipiell auf alle an der bzw. Naturerlebnis integriert und um Informations­ ­Donau liegenden Städte übertragbar. angebote ergänzt werden.

Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- 4. Angaben zur Umsetzung richtlinie: Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umwelt­ ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die Aktueller Projektstatus: im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasser-  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife körper dargelegt sind und durch entsprechende Maß- nahmen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms Projektträger, Abstimmungen: für das Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. Stadt Ingolstadt

Die vorgeschlagenen Maßnahmen entsprechen den Weitere mögliche Projektbeteiligte und Zielen des genehmigten Umsetzungskonzeptes für ­Kooperationspartner: die Donau von der Einmündung Lech bis zur Einmün- Alle Städte an der Donau, Wasserwirtschaftsämter, dung Paar F_163. Umweltministerium

Bewertung nach den Auswahlkriterien für Projektzeitraum: ­Schlüsselprojekte: 2015–2018  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor Geschätzte Kosten:  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen 7,0 Mio. € (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Beispiel  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- ten u. Ä.)

62 Schlüsselprojekt Nr. 7 Licca liber – Die Entwicklung des Lechs von der Staustufe 23 bis zur Mündung in die Donau

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: Neu

Projektgebiet „Licca liber – Die Entwicklung des Lechs von der Staustufe 23 bis zur Mündung in die Donau“

63 1. Projektgebiet

Gewässer: Lech ; Abschnitt zwischen Fkm 56,795 (Mandichosee alias Staustufe 23) und Fkm 0,0 (Mündung in die Donau) Regierungsbezirk: Schwaben Landkreise: Stadt , Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Donau-Ries Fläche: Schutzgebiete 4084 ha, Gesamtfläche ca. 200 km² Schutzstatus: Natu ra 2000-Gebiete: „Lechauen zwischen Königsbrunn und Augsburg, „Lechauen nörd- lich Augsburg“, „Höh-, Hörgelau- und Schwarzgraben“, „Lechbrenne nördlich Augsburg“, „Donau mit Jura-Hängen zwischen Leitheim und Neuburg“, „Donauauen zwischen Lech- mündung und Ingolstadt“, Naturschutzgebiete „Stadtwald Augsburg“, „Kissinger Heide“, „Lech­auen bei Thierhaupten“, „Vogelfreistätte Feldheimer Stausee“, Landschaftsschutz- gebiete: „Wolfzahnau“, „Lechauen nördlich von Augsburg“, „Lechauwald bei Todtenweis und Rehling“,­ Geschützte Landschaftsbestandteile: „Lechaue bei Kissing“

2. Projektinhalt

Kurzbeschreibung: Schon frühzeitig wurde erkannt, dass der Bereich Seit Mitte des 19. Jh. wurde der Lech reguliert und ­unterhalb der Staustufe 23 bis zur Stauwurzel des Korrektionen unterworfen. Durch den Längsverbau Kraftwerkes in Ellgau weiterhin zur Erosion von Sohl- entlang des Lechs und der sich daraus entwickelnden material neigt. Bereits in den 80er Jahren gab es geplanten Eintiefung der Gewässersohle konnte ein Überlegungen, dem Problem zu begegnen. zeitgemäßer Hochwasserschutz auch für neu gewon- nene Flächen gewährleistet werden. Neben der sohlmorphologischen Problematik sind ­ursprüngliche Fließstrecken des Lechs im deutschen Der fortschreitenden Sohlerosion musste mit Quer- Raum kaum mehr vorhanden und seinen natürlichen bauwerken wie Stützstufen und Wehren entgegnet Eindruck hat das Gewässer fast gänzlich verloren. In werden, die trotz hohem Unterhaltsaufwand oft den der Folge wurde der gesamte Lech im Projektgebiet ablaufenden Hochwasserereignissen nicht standhiel- im Rahmen der Zustandserfassung nach EU-WRRL ten. als „stark verändert“ mit einem „mäßigen ökologi- schen Potenzial“ eingestuft. Mit dem Beschluss die Wasserkraft des Lechs ener- getisch zu nutzen und damit der Errichtung von Was- Im Projektgebiet wurden fünf überwiegend größere serkraftwerken ab 1898 im Norden und ab 1940 im Fluss- und Auenkomplexe als FFH-Gebiete gemeldet, Süden von Augsburg entstanden auch dauerhafte Lö- zusätzlich ist im Bereich der Lechmündung ein Vogel- sungen zum jeweilig oberstromigen Schutz der Stabili- schutzgebiet ausgewiesen. In der Lechaue liegen tät der Sohle. Der Geschiebetrieb geriet jedoch da- großflächige, zusammenhängende Auwaldreste (mit durch völlig­ zum Erliegen, die Gewässerstruktur bedeutenden Anteilen an Stockausschlagswäldern verarmte zusehends. [Niederwälder] und Relikte der ehemals großflächigen Lechschotterheiden mit einer hohen Anzahl gefährde- Im Projektgebiet wurden neben den Ausleitungskraft- ter und geschützter Arten. Der Lech stellt die bedeu- werken im Lechkanal ab Meitingen fünf Laufwasser- tendste Florenbrücke zwischen den Alpen und dem kraftwerke errichtet. Vorhandene Querbauwerke in Jura dar. der Ausleitungsstrecke des Stadtbereiches Augsburg (Eisenbahnerwehr, Wolfzahnauwehr, Hochablass) Ziele: ­wurden bis 2014 mit Wasserkraftanlagen nachgerüstet. Die Ziele des Projektes definieren sich aus der An­ Es gibt auch Intentionen, an den sechs bestehenden näherung an das gewässerspezifische Leitbild des Querbauwerken südlich von Augsburg Wasserkraft­ Lechs, einer natürlichen Flusslandschaft, und dessen anlagen zu errichten. Gegenüberstellung des derzeitigen Zustandes unter der Berücksichtigung gegenwärtiger Randbedingungen.

64 Insbesondere sollen die ökologischen Aufgabenfelder betrachteten Aspekten offenbaren. Die Erfahrungen in einem mit dem Projekt Licca liber zu erstellenden aus aktuellen Großprojekten lehrt die Notwendigkeit Entwicklungsplan aufgearbeitet werden. Neben einem von größtmöglicher Akzeptanz einer Maßnahme. Umsetzungskonzept werden die Entwicklungsziele in ­Ungeklärte bzw. vernachlässigte Konflikte entwickeln Hinblick auf die morphologische Machbarkeit sowie sich regelmäßig zu Projekthemmnissen, deren Auf­ anhand eines Grundwassermodells Veränderungen im lösung im Nachhinein erheblichen Aufwand erzeugen. Grundwasser überprüft. Um dieser Problematik von Beginn an zu begegnen, soll der Planungsprozess partizipativ geführt werden. Unter der Berücksichtigung relevanter Rahmenbedin- gungen sollen die optimal möglichen Maßnahmen als In einem Flussdialog wurden mit allen Beteiligten Voraussetzung für eine naturnahe Entwicklung umge- ­gemeinsam Entwicklungsziele für die Fließstrecke von setzt werden. der Staustaufe 23 bis zur Wertachmündung für den Lech formuliert. Aufgrund der größten Eintiefungen Integrale Bestandteile des Vorhabens sind: im südlichen Bereich (Staustufe 23 bis zur Wertach- mündung) wurde im Rahmen des Flussdialoges mit • die Herstellung einer stabilen Sohllage; diesem Abschnitt mit der Öffentlichkeitsbeteiligung • den Erhalt bzw. wo nötig die Verbesserung des begonnen. Ergebnisoffen sollen im Rahmen einer Hochwasserschutzes; ­„offenen Planung“ Varianten zur Zielerreichung erar- • Verbesserung des natürlichen Rückhaltes durch beitet, diskutiert und abgestimmt sowie im Weiteren Aufweitungen / Deichrückverlegungen; umgesetzt werden. • das Erreichen des guten ökologischen Potenzials nach EU-WRRL; Dieses Vorgehen sollte auch bei der Bearbeitung der • die Entwicklung von Standorten für Freizeit und weiteren Lechstrecken fortgesetzt werden. Erholung.

Zur Stärkung der aquatischen und der wasser­ 3. Kontext und Einbindung abhängigen Ökologie sollen in den Entwicklungsplan folgende Ziele einfließen: Bezug zu den Zielen der Europäischen 1. Die Vernetzung des Lechs mit möglichst großen Donauraumstrategie: Auenbereichen mit einer großen Vielfalt ver- Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: schiedener auentypischer Standorte und dem „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. Vorkommen aller natürlichen Lebensräume einer der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu natürlichen Wildflusslandschaft. folgenden Zielen: 2. Die Wiederherstellung einer möglichst großen Abflussdynamik mit periodischen Hochwasser- • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und ereignissen, Abflussschwankungen und aus­ zum 2020-Ziel für Biodiversität“ reichendem Geschiebe zur Wiederherstellung • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura einer naturnahen Standortdynamik mit Um­ 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ lagerungen. • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- 3. Die Wiederherstellung einer von der Wasser- voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ führung des Lechs beeinflussten Grundwasser- dynamik in den Auebereichen. Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus 4. Die Wiederherstellung einer wirksamen und ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: dauerhaften Auf- und Abwärtsdurchgängigkeit des Lechs für Fische und Wirbellose. • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- 5. Die wirksame Anbindung von weiteren Auen­ tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ gewässern, Altarmen etc. an den Lech und die • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von Feucht- Förderung der Grundwasserdynamik. gebieten und Überflutungsflächen alswirksa­ me Maßnahme für einen besseren Hochwasser- Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: schutz […]“ Im Projektgebiet sind zahlreiche Restriktionen vor­ handen, die ein erhebliches Konfliktpotenzial bei allen

65 Bezug zur Umsetzung des Bayerischen • Erhalt von langfristig überlebensfähigen Popu­ ­Biodiversitätsprogramms: lationen u. a. von Biber; Koppe, Huchen; Schmaler Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele Windelschnecke; Dunklem Wiesenknopf-Ameisen­ des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: bläuling, Sandbienen aus der Gattung Andrena; • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: Frauenschuh und den weiteren in den Erhaltungs- Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter zielen genannten Arten. in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Zustands von Schutzgebieten; Erhaltung und richtlinie: ­Wiederherstellung natürlicher Auen-/Auwald­ Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umwelt­ bereiche und Fließgewässerabschnitte insbeson- ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, dere in den großen Flusstälern; Zusammenarbeit die im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Fluss­ zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz bei wasserkörper dargelegt sind und durch entsprechende Maßnahmen der Gewässerrenaturierung; Erhalt Maßnahmen des dazugehörigen Maßnahmenpro- und Entwicklung von Waldlebensraumtypen nach gramms für das Einzugsgebiet der Donau flankiert FFH- Richtlinie; werden. • Verbesserung des Biotopverbundes: Erhaltung oder Wiederherstellung eines Auen-­ Bewertung nach den Auswahlkriterien für Biotopverbunds entlang von Fließgewässern, ­Schlüsselprojekte: ­soweit möglich; Erhaltung oder Wiederherstellung  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der der Durchgängigkeit von Fließgewässern. biologischen Vielfalt im Donaukorridor  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- (s. Defizitanalyse, Kap. 3) tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: Beispiel Das Projekt trägt zur Umsetzung der in den Natura  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- 2000-Managementplänen und im Auenentwicklungs- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- konzept erarbeiteten Maßnahmen bei. ten u. Ä.)  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: möglich?)  Positive Synergien • Erhaltung und Verbesserung einer Flusslandschaft  Verbesserung des Hochwasserschutzes mit den für Alpenflüsse typischen Umlagerungs-  Verbesserung des Gewässerzustandes prozesse und Sukzessionsabläufen inkl. der spezi- (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) fischen daran angepassten aus krautigen Arten  Andere und aus Pioniergehölzen (z. B. Lavendel-Weide) aufgebauten Lebensraumtypen; Übertragbarkeit: • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der verschiede- Räumlich:  National  International nen Auwaldtypen, ihrer prägenden Standort­ Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) bedingungen (einschließlich Sonder- und Extrems-  Seitengewässer tandorten), naturnaher Arten-, Bestands- und Altersstruktur sowie naturnahen Habitat­ elementen wie verschiedenen, lateral vernetzten Gewässertypen; • Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Alt- und Stillgewässern mit unverbauten und unerschlos- senen Ufern mit Verlandungszonen und benach- barten Kontaktbiotopen; Flutrinnen, Seigen, ­Verlichtungen, Brennen, Kalk-Trockenrasen, ­Pfeifengraswiesen, kalkreichen Niedermooren;

66 4. Angaben zur Umsetzung

Aktueller Projektstatus:  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife

Projektträger, Abstimmungen: Wasserwirtschaftsverwaltung in Kooperation mit ­Naturschutzverwaltung, weitere Beteiligte: Betroffene Kommunen, Ver- und Entsorgungsbetriebe, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutzverbände, Fischerei, Naherholung.

Projektzeitraum: 2015–2027

Geschätzte Kosten: noch zu ermitteln; erste Schätzung 80 Mio. €.

Hartholzaue bei Hochwasser

67 Schlüsselprojekt Nr. 8 Dynamisierung der Donauauen zwischen Marxheim und Stepperg

Landschaftsteilraum: Fluss und rezente Aue Projekt-Nr.: 53

Projektgebiet „Dynamisierung der Donauauen zwischen Marxheim und Stepperg“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau zwischen Do-km 2498 (Marxheim) und Do-km 2485 (Donauenge bei Stepperg) Regierungsbezirke: Schwaben, Oberbayern Landkreise: Donau-Ries, Neuburg-Schrobenhausen Fläche: ca. 1200 ha Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiete „Donau mit Jura-Hängen zwischen Leitheim und Neuburg“ ­(FFH-Gebiet 7232-301), „Donauauen zwischen Lechmündung und Ingolstadt“ (SPA-Gebiet 7231-471); Naturschutzgebiet „Donaualtwasser Schnödhof“

68 2. Projektinhalt 3. Kontext und Einbindung

Kurzbeschreibung: Bezug zu den Zielen der Europäischen Die Donau fließt zwischen Marxheim und Stepperg Donauraumstrategie: durch eines der bedeutendsten zusammenhängenden Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: ­Auwaldareale an der deutschen Donau (1700 ha). „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. Durch die Begradigung der Donau und den Bau des der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu Kopf­speichers der Stauhaltung Bertoldsheim gingen folgenden Zielen: jedoch die biologische Durchgängigkeit und die natür- liche Dynamik­ des Flusses, sowie die Vernetzung von • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und Fluss und Aue sowie der Auelebensräume unterein­ zum 2020-Ziel für Biodiversität“ ander verloren. Das Projekt soll Auen und Auwälder • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura revitalisieren und wieder mit dem Fluss vernetzen. 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ Hierdurch wird die Funktion des Flusses und der Aue • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- als „hot spot“ der Biodiversität gestärkt. Dies trägt voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ auch zur Ab­milderung der Folgen des laufenden ­Klimawandels auf die biologische Vielfalt bei. Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: Ziele: • Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit • 4.1: „Vollständige Umsetzung des Bewirtschaf- der Donau, Schaffung von Fluss-Ersatzlebens­ tungsplans für das Donaueinzugsgebiet“ räumen; • 4.10: „Reduzierung der Störungen der Gewässer- • Vernetzung der Donau mit den bestehenden kontinuität für die Fischwanderungen im Donau- ­Auengewässern, Vernetzung und Verbesserung einzugsgebiet“ der Durchgängigkeit der vorhandener Auen­ • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von gewässer; Wiederanbindung von Altwassern und Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als wirk- Flutrinnen; same Maßnahme für einen besseren Hochwas- • Förderung der Dynamik und Gewässerentwicklung serschutz […]“ in der Donau und den Auegewässern; • Wiedervernetzung von Fluss und Aue, Wieder­ Bezug zur Umsetzung des Bayerischen herstellung eines Teiles der Wasserspiegel­ ­Biodiversitätsprogramms: dynamik, Verbesserung der Schwankungsbreite Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele der Grundwasserstände. des Bayerischen Biodiversitätsprogramms:

Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: • Schaffung von Ausleitungen und Wiederein­ Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter leitungen mit natürlich schwankenden Abflüssen; in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten • Schaffung eines durchgängigen Fließgewässers bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen zur Umgehung der Staustufe Bertoldsheim; Zustands von Schutzgebieten; Untersuchung von • Wiederanschluss von Altgewässern innovativen kombinierten Schutz- und Nutzungs- und Flutrinnen; konzepten; Erhaltung und Wiederherstellung • Redynamisierung und Strukturverbesserung von ­natürlicher Auen-/Auwaldbereiche und Fließge- Uferbereichen und Auelebensräumen (Entfernung wässerabschnitte insbesondere in den großen der Böschungssicherung und Einbringen von Flusstälern; Zusammenarbeit zwischen Wasser- ­Störelementen); wirtschaft und Naturschutz bei Maßnahmen der • Entwicklung standortangepasster Nutzungsformen Gewässerrenaturierung; Erhalt und Entwicklung im Projektgebiet. von Waldlebensraumtypen nach FFH- Richtlinie;

69 • Verbesserung des Biotopverbundes, u. a.: wie Wacholderbestände, Magerwiesen-Biotop- Erhaltung oder Wiederherstellung eines Auen-Bio- komplexe, magere Glatthafer-Mähwiesen; topverbunds entlang von Fließgewässern, soweit • Sicherung von langfristig überlebensfähigen Popu- möglich; Erhaltung oder Wiederherstellung der lationen u. a. von Gelbbauchunke, dem weltweit Durchgängigkeit von Fließgewässern; einzigen Bestand des Bayerischen Federgrases • Anpassung an den Klimawandel. und des Frauenschuhs und der Lebensräume ­seiner Bestäuber (Bienen der Gattung Andrena) Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- in Form sandiger, besonnter Rohbodenstandorte tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im ­sowie der weiteren in den Erhaltungszielen europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: ­genannten Arten; Das Projektgebiet ist größtenteils gleichzeitig Natura • Sicherung von langfristig überlebensfähigen 2000-Schutzgebiet. Mit dem Projekt soll in der heuti- ­Populationen u. a. von Rohrweihe, Blaukehlchen, gen Altaue ein Teil der Wasserspiegel- und Grund- Teichrohrsänger, Beutelmeise, Mittelspecht, wasserdynamik wieder hergestellt werden. ­Damit ­Grauspecht, Halsbandschnäpper, Schlagschwirl, wird der maßgebliche Faktor für die Qualität des Rot- und Schwarzmilan, Wespenbussard, Baum- Schutzgebietes entscheidend verbessert. Zugleich falke und Uhu; Eisvogel, Uferschwalbe, Fluss­ wird der bisher unterbrochene Verbund innerhalb des regenpfeifer und Gänsesäger; Gewässersystems der Donau wie auch innerhalb der • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gewässer flussbegleitenden Aue-Lebensräume gestärkt. mit ausreichend großen, ungestörten Wasser-, Schlamm- und Uferflächen als Rast- und Über- Der Erhaltungszustand des Schutzgebietes wie auch winterungsgebiete für Wasservögel wie Pracht- der Erhaltungszustand der maßgeblichen Lebens- und Sterntaucher, Singschwan, Moorente und raumtypen und Arten kann damit erheblich verbessert ­Silberreiher sowie weitere ziehende Wasser- und werden. Das Projekt dient zudem der Umsetzung des Watvogelarten. Natura 2000-Managementplanes. Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: richtlinie Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umwelt­ • Erhaltung bzw. Wiederherstellung des Fließ­ ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die gewässerökosystems mit den begleitenden natur- im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasser- nahen Auwäldern und dem Netz von Altwassern körper dargelegt sind und durch entsprechende Maß- und Aubächen sowie einer abschnittsweise nahmen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms ­intakten Flussdynamik; Erhaltung bzw. Wieder­ für das Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. herstellung von unverbauten bzw. weitgehend ­unverbauten Abschnitten der Donau sowie der Das Projektgebiet überschneidet sich mit dem Durchgängigkeit für Gewässerorganismen und Flutpolderstandort Bertoldsheim und erfordert der Anbindung von Nebengewässern; eine entsprechende Abstimmung • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der verschiede- Die vorgeschlagenen Maßnahmen beinhalten Ziele nen Auwaldtypen mit ihren prägenden Standort- und Maßnahmen des genehmigten Umsetzungs­ bedingungen, naturnaher Arten-, Bestands- und konzeptes 1_F163 und erfordern eine entsprechende Altersstruktur sowie naturnahen Habitatelementen Abstimmung mit den Polderplanungen. und natürlicher Dynamik in Teilbereichen; • Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Alt- und Bewertung nach den Auswahlkriterien für Stillgewässern mit unverbauten und unerschlosse- ­Schlüsselprojekte: nen Ufern mit Verlandungszonen, benachbarten  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der Kontaktbiotopen und Sonderstandorten wie Flut- biologischen Vielfalt im Donaukorridor rinnen, Seigen und Brennen;  Behebung oder Verringerung von Schwach­ • Erhaltung großflächiger naturnaher Buchenwälder stellen (s. Defizitanalyse, Kap. 3) (Waldmeister- und Orchideen-Kalk-Buchenwald),  Gute Übertragbarkeit, Eignung als Schlucht- und Hangmischwälder; feuchten Hoch- „Best Practice“-Beispiel staudensäume, Kalk-Trockenrasen, gehölzfreien  Besonders anspruchsvolles Vorhaben natürlichen Felspartien, Steilhänge, Kalkschutthal- ­(Flächengröße, finanzieller Umfang, den, Kalk-Pionierrasen; Kulturlandschaftsbiotope Vielzahl von Beteiligten u. Ä.)

70  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisie- 4. Angaben zur Umsetzung rung möglich?)  Positive Synergien  Verbesserung des Hochwasserschutzes Aktueller Projektstatus:  Verbesserung des Gewässerzustandes  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie)  Andere Projektträger, Abstimmungen: Projektträger: Landkreis Neuburg-Schrobenhausen; Übertragbarkeit: weitere Beteiligte und Kooperationspartner: Natur- Räumlich:  National  International schutzverwaltung und Wasserwirtschaftsverwaltung, Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Landkreis Donauries, Kommunen, Energieerzeuger.  Seitengewässer Das Projektgebiet überschneidet sich mit dem Es ist geplant die Ergebnisse aus dem Dynamisie- ­Flutpolderstandort Bertoldsheim und erfordert eine rungsprojekt als „Best Practice“-Beispiel für die entsprechende Abstimmung. ­Projektentwicklung im gesamten Donauraum zur ­Verfügung zu stellen. Projektzeitraum: 2015–2017

Geschätzte Kosten: 4,0 Mio. €

Altwasser im Auwald westlich Neuburg

71 5.2 Schlüsselprojekte in der Altaue

Schlüsselprojekt Nr. 9 Grünland und Wiesenbrüter- Lebensraum-Verbund an der Donau in Niederbayern und der Oberpfalz und an der Unteren Isar

Landschaftsteilraum: Altaue Projekt-Nr.: Neu

Projektgebiet „Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund an der Donau in Niederbayern und der Oberpfalz und an der Unteren Isar“

72 1. Projektgebiet

Gewässer: Dona u zwischen Do-km 2354 (Geisling) und Do-km 2258 (Hofkirchen), Isar zwischen ­Isar-km 65 (Essenbach) und Isar-km 0 (Mündung bei Deggendorf) Regierungsbezirke: Oberpfalz, Niederbayern Landkreise: Stadt Straubing, Landkreise Regensburg, Straubing-Bogen, Deggendorf, Landshut, ­Dingolfing-Landau Fläche: ca. 130 km² Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiete: „Donau und Altwässer zwischen Regensburg und Straubing“ (FFH 7040-371), „Donauauen zwischen Straubing und Vilshofen“ (FFH-Gebiet 7142-301), „Isarmündung“ (FFH-Gebiet 7243-302), „Mettenbacher, Grießenbacher und Königsauer Moos (Unteres Isartal)“ (FFH-Gebiet 7341-371); „Donau zwischen Regensburg und Strau- bing und Vilshofen“ (SPA-Gebiet 7040-471), „Donau zwischen Straubing und Vilshofen“ (SPA-Gebiet 7142-471), „Wiesenbrütergebiete im Unteren Isartal“ (SPA-Gebiet 7341-471), „Isarmündung“ (SPA-Gebiet 7243-402); Naturschutzgebiete „Stöcklwörth“, „Pfatterer Au“, „Gmünder Au“, „Donauauen bei Stadldorf“, „Öberauer Donauschleife“, „Runstwiesen und Totenmoos“, „Isarmündung“; Landschaftsschutzgebiete „LSG im Landkreis Regensburg“, „Polder Straubing“, „Bayerischer Wald“, „Untere Isar“

2. Projektinhalt

Kurzbeschreibung: Ziele: Die Grünland- und Niedermoorbereiche in den breiten • Erhöhung des Grünlandanteils in den Teilflächen Talräumen entlang der unteren bayerischen Donau auf über 50 %; und entlang der Unteren Isar waren ehemals ein • Verbesserung des (Grund-)Wasserhaushalts ­Kerngebiet der bayerischen Wiesenbrütervorkommen. • Verbesserung der naturschutzfachlichen Qualität In den letzten Jahrzehnten sind trotz vielfältiger und der Artenausstattung der Lebensgemein- ­Anstrengungen enorme Teile dieser Lebensräume schaften; verloren gegangen, die Bestände praktisch aller • Verbesserung der Lebensraumbedingungen für ­Wiesenbrüterarten wie auch anderer bedrohter Tier- Wiesenbrüter in Bezug auf Habitatstruktur und und Pflanzenarten dieser Lebensräume haben sich z. B. Störungsintensität. dramatisch verkleinert. Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Das Projekt soll Erhaltungs- und Wiederherstellungs- • Grunderwerb; maßnahmen für die Grünland- und Niedermoor-­ • Wiedervernässung in Niedermooren und Feucht- Lebensräume intensivieren und bündeln. Ziel ist die gebieten; Sicherung bzw. Wieder-Etablierung von langfristig • Rückverwandlung von Acker zu Grünland; und eigenständig überlebensfähigen Populationen • Anpassung und Optimierung der Nutzung bzw. auch der besonders anspruchsvollen Wiesenbrüter­ Pflege; arten (mit dem Großer Brachvogel als Leitart). Das • gezielte und verstärkte Nutzung von Naturschutz- Projekt wäre ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der und Agrarumwelt-Förderprogrammen; Wiesenbrüteragenda (LfU 2015). • Aufbau und Etablierung einer dauerhaften Gebiets- betreuung zur Verbesserung der Kommunikation Die Sicherung und Verbesserung von Niedermooren, zwischen Naturschutz und Landwirtschaft und Röhrichten, Seggendrieden, Feuchtwiesen und arten- zur verstärkten Nutzung von Naturschutz und reichem Grünland trägt auch zum Klimaschutz, zum ­Agrarumwelt-Förderprogrammen; Ausgleich des Landschaftswasser-Haushaltes und • begleitende Maßnahmen zur Biotopoptimierung zum Hochwasserschutz bei. wie z. B. Entbuschung, Wiederherstellung von Oberflächenstrukturen (Seigen) u. Ä.

73 3. Kontext und Einbindung

Bezug zu den Zielen der Europäischen dem Rahmen; Verringerung des Ausstoßes klima- Donauraumstrategie: relevanter Gase durch hydrologische Sanierung Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: von Nieder- und Hochmoorböden; Umsetzung der „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. EU-Agrarreform im Bereich Greening und KULAP der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu (StMELF) sowie Fortsetzung VNP (StMUV) zum folgenden Zielen: Erhalt und zur Ausweitung von artenreichem Grünland. • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und zum 2020-Ziel für Biodiversität“ Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- Teile des Projektgebietes sind als Natura 2000-Schutz- voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ gebiete, insbesondere Vogelschutzgebiete gemeldet. Mit dem Projekt sollen die Erhaltungsziele für diese Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus an- Gebiete umgesetzt und der Erhaltungszustand der deren Aktionsschwerpunkten erreicht werden: maßgeblichen Lebensraumtypen und Arten deutlich verbessert werden. Das Projekt dient zudem der • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von ­Umsetzung des Natura 2000-Managementplanes. Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als ­wirksame Maßnahme für einen besseren Hoch- Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: wasserschutz […]“ • 5.8: „Entwicklung von Raumplanungs- und • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Brut­ ­Baumaßnahmen vor dem Hintergrund des Klima- bestände u. a. von Großem Brachvogel, Braun- wandels und erhöhter Hochwasserrisiken“ kehlchen, Kiebitz und Wiesenschafstelze durch die Bereitstellung der entsprechenden Grünland- Bezug zur Umsetzung des Bayerischen Lebensraumtypen mit den erforderlichen typi- ­Biodiversitätsprogramms: schen Standortbedingungen (hohe Bodenfeuchte, Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele weitgehend baumfreie und störungsfreie Bereiche des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: insbesondere während der Brut- und Aufzucht- zeit) sowie den jeweils artspezifisch notwendigen • Schutz der Arten- und Sortenvielfalt: Sonderstrukturen (Senken, Seigen, Sitzwarten, Sicherung der wichtigsten bayerischen Wiesen- Deckung etc.); brütergebiete […] und Erhalt lebensfähiger • Erhaltung und Wiederherstellung der weiteren in Wiesenbrüter-­Populationen in diesen Gebieten; den Erhaltungszielen genannten Lebensräume • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: und Arten mit ihren typischen Habitaten und Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter Standortbedingungen. in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Zustands von Schutzgebieten; Analyse und Nut- richtlinie: zung der Synergieeffekte zwischen dem Klima- Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umwelt­ schutzprogramm Bayern 2050 und dem Programm ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die ­„Natur Vielfalt Bayern“; Ambitionierte Renaturie- im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasser- rung von Mooren im Rahmen des Klimaschutz- körper dargelegt sind und durch entsprechende Maß- programms Bayern 2050 […]; Sicherung und nahmen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms ­Wiederherstellung von Moor-Lebensräumen so- für das Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. wie Förderung der einschlägigen moortypischen Arten […] durch Pflege, Vernässung, Strukturge- Das WRRL-Gewässernetz ist nicht unmittelbar staltung in hydrologisch und trophisch hinreichen- ­betroffen.

74 Bewertung nach den Auswahlkriterien für 4. Angaben zur Umsetzung ­Schlüsselprojekte:  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor Aktueller Projektstatus:  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Projektträger, Abstimmungen: Beispiel Projektträger: Höhere Naturschutzbehörden, Natur-  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- schutzverbände; weitere Beteiligte und Kooperations- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- partner: Landkreise, Kommunen, Landwirtschaft, ten u. Ä.) Landschaftspflege-Verbände  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung möglich?) Die Flutpolderstandorte Wörthhof und Eltheim liegen  Positive Synergien im Planungsgebiet und erfordern eine entsprechende  Verbesserung des Gewässerzustandes Abstimmung. (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie)  Andere (Klimaschutz: Wiederherstellung bzw. Projektzeitraum: Verbesserung von (Feucht-)Grünland- und 2015 – 2025 Moorflächen als CO2-Senken) Geschätzte Kosten: Übertragbarkeit: noch zu ermitteln; Maßnahmen (vor allem Wieder­ Räumlich:  National  International vernässung): 1–2 Mio. €; Grunderwerb 5–10 Mio. €. Gewässer:  Donau (Hauptgewässer)  Seitengewässer

Kiebitze in der Aue

75 Schlüsselprojekt Nr. 10 Grünland und Wiesenbrüter- Lebensraum-Verbund an der Donau in Schwaben, Oberbayern und Niederbayern

Landschaftsteilraum: Altaue Projekt-Nr.: Neu

Projektgebiet „Grünland und Wiesenbrüter-Lebensraum-Verbund an der Donau in Schwaben, Oberbayern und Niederbayern“

1. Projektgebiet

Gewässer: Dona u zwischen Do-km 2569 (Leipheim) und Do-km 2430 (Neustadt a. d. Donau / Bad Gögging); Donaumoos Regierungsbezirke: Schw aben, Oberbayern, Niederbayern Landkreise: Land kreise Günzburg, Dillingen a. d. Donau, Donau-Ries, Neuburg-Schrobenhausen, Stadt Ingolstadt, Pfaffenhofen a. d. Ilm, Eichstätt, Kelheim Fläche: ca. 390 km²

76 Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiete: „Naturschutzgebiet ‚Gundelfinger Moos‘“ (FFH 7427-371), „Wittis- linger Ried“ (FFH-Gebiet 7328-305), „Riedellandschaft-Talmoore“ (FFH-Gebiet 7628-301), „Gräben im Donauried nördlich Eppisburg“ (FFH-Gebiet 7429-301), „Mertinger Hölle und umgebendes Feuchtgebiet“ (FFH-Gebiet 7330-301), „Donaumoosbäche, Zucheringer Wörth und Brucker Forst“ (FFH-Gebiet 7233-373), „Paar“ (FFH-Gebiet 7433-371), „Feilen- moos mit Nöttinger Viehweide“ (FFH-Gebiet 7335-371), „Sallingbachtal“ (FFH-Gebiet 7237-371); „Schwäbisches Donaumoos“ (SPA-Gebiet 7427-471), „Riesalb mit Kesseltal“ (SPA-Gebiet 7229-471), „Donauauen“ (SPA-Gebiet 7428-471), „Wiesenbrütergebiet Schwäbisches Donauried“ (SPA-Gebiet 7330-471), „Donauauen zwischen Lechmündung und Ingolstadt“ (SPA-Gebiet 7231-471); Naturschutzgebiete „Leipheimer Moos“, „Gundel- finger Moos“, „Taub-ried“, „Dattenhauser Ried“, „Mertinger Hölle“ u. a.; Landschafts- schutzgebiete „Leipheimer und Günzburger Moos“, „Bremental“, „Dürnbucher Forst, Riedmoos und Forstmoos“ u. a.

2. Projektinhalt Ziele: • Erhöhung des Grünlandanteils in den Teilflächen auf über 50 %; Kurzbeschreibung: • Verbesserung des (Grund-)Wasserhaushalts; Die Grünland- und Niedermoorbereiche in den breiten • Verbesserung der naturschutzfachlichen Qualität Talräumen entlang der oberen bayerischen Donau mit und der Artenausstattung der Lebensgemein- dem Donaumoos waren ehemals ein Kerngebiet der schaften; bayerischen Wiesenbrütervorkommen. In den letzten • Verbesserung der Lebensraumbedingungen für Jahrzehnten sind trotz vielfältiger Anstrengungen Wiesenbrüter in Bezug auf Habitatstruktur und enorme Teile dieser Lebensräume verloren gegangen, z. B. Störungsintensität. die Bestände praktisch aller Wiesenbrüterarten wie auch anderer bedrohter Tier- und Pflanzenarten dieser Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Lebensräume haben sich dramatisch verkleinert. • Grunderwerb; • Wiedervernässung in Niedermooren und Das Projekt soll Erhaltungs- und Wiederherstellungs- ­Feuchtgebieten; maßnahmen für die Grünland- und Niedermoor-Lebens- • Rückverwandlung von Acker zu Grünland; räume intensivieren und bündeln. Ziel ist die Sicherung • Anpassung und Optimierung der Nutzung bzw. bzw. Wieder-Etablierung von langfristig und eigen- Pflege; ständig überlebensfähigen Populationen auch der be- • gezielte und verstärkte Nutzung von Naturschutz- sonders anspruchsvollen Wiesenbrüterarten (mit dem und Agrarumwelt-Förderprogrammen; Großer Brachvogel als Leitart). Das Projekt wäre ein • Aufbau und Etablierung einer dauerhaften Gebiets- wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Wiesenbrüter­ betreuung zur Verbesserung der Kommunikation agenda (LfU 2015). zwischen Naturschutz und Landwirtschaft und zur verstärkten Nutzung von Naturschutz- und Die Sicherung und Verbesserung von Niedermooren, ­Agrarumwelt-Förderprogrammen; Röhrichten, Seggenrieden, Feuchtwiesen und arten- • begleitende Maßnahmen zur Biotopoptimierung reichem Grünland trägt auch zum Klimaschutz, zum wie z. B. Entbuschung, Wiederherstellung von Ausgleich des Landschaftswasser-Haushaltes und Oberflächenstrukturen (Seigen) u. Ä. zum Hochwasserschutz bei.

77 3. Kontext und Einbindung dem Rahmen; Verringerung des Ausstoßes klima- relevanter Gase durch hydrologische Sanierung von Nieder- und Hochmoorböden; Umsetzung der Bezug zu den Zielen der Europäischen EU-Agrarreform im Bereich Greening und KULAP Donauraumstrategie: (StMELF) sowie Fortsetzung VNP (StMUV) zum Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: Erhalt und zur Ausweitung von artenreichem „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. Grünland. der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu folgenden Zielen: Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: zum 2020-Ziel für Biodiversität“ Teile des Projektgebietes sind als Natura 2000-Schutz- • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura gebiete, insbesondere als Vogelschutzgebiete gemel- 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ det. Mit dem Projekt sollen die Erhaltungsziele für • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- diese Gebiete umgesetzt und der Erhaltungszustand voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ der maßgeblichen Lebensraumtypen und Arten deut- lich verbessert werden. Das Projekt dient zudem der Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus Umsetzung des Natura 2000-Managementplanes. ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: • 5.2: „Unterstützung der Renaturierung von Feuchtgebieten und Überflutungsflächen als • Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Brut­ ­wirksame Maßnahme für einen besseren Hoch- bestände u. a. von Großem Brachvogel, Braun- wasserschutz […]“ kehlchen, Kiebitz und Wiesenschafstelze durch • 5.8: „Entwicklung von Raumplanungs- und die Bereitstellung der entsprechenden Grünland- ­Baumaßnahmen vor dem Hintergrund des Klima- Lebensraumtypen mit den erforderlichen typi- wandels und erhöhter Hochwasserrisiken“ schen Standortbedingungen (hohe Bodenfeuchte, weitgehend baumfreie und störungsfreie Bereiche Bezug zur Umsetzung des Bayerischen insbesondere während der Brut- und Aufzucht- ­Biodiversitätsprogramms: zeit) sowie den jeweils artspezifisch notwendigen Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele Sonderstrukturen (Senken, Seigen, Sitzwarten, des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: Deckung etc.); • Erhaltung und Wiederherstellung der weiteren in • Schutz der Arten- und Sortenvielfalt: den Erhaltungszielen genannten Lebensräume Sicherung der wichtigsten bayerischen Wiesen- und Arten mit ihren typischen Habitaten und brütergebiete […] und Erhalt lebensfähiger Standortbedingungen. ­Wiesenbrüter-Populationen in diesen Gebieten; • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter richtlinie: in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten Das Projekt unterstützt die Erreichung der Umwelt­ bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Donau, die Zustands von Schutzgebieten; Analyse und Nut- im 2. Bewirtschaftungsplan für einzelne Flusswasser- zung der Synergieeffekte zwischen dem Klima- körper dargelegt sind und durch entsprechende Maß- schutzprogramm Bayern 2050 und dem Pro- nahmen des dazugehörigen Maßnahmenprogramms gramm „Natur Vielfalt Bayern“; Ambitionierte für das Einzugsgebiet der Donau flankiert werden. Renaturierung von Mooren im Rahmen des Klima- schutzprogramms Bayern 2050 […]; Sicherung Eine Vernässung der Auen und Umwandlung von und Wiederherstellung von Moor-Lebensräumen Äckern in Wiesen würde die Erosion vermindern und sowie Förderung der einschlägigen moortypischen somit den Stoffeintrag und Feinmaterialeintrag ver- Arten […] durch Pflege, Vernässung, Strukturge- mindern. Dies käme den Zielen der WRRL entgegen, staltung in hydrologisch und trophisch hinreichen- die Nährstoffbelastung zu vermindern und die Gewäs- serstruktur zu verbessern.

78 Bewertung nach den Auswahlkriterien für 4. Angaben zur Umsetzung ­Schlüsselprojekte:  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor Aktueller Projektstatus:  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Projektträger, Abstimmungen: Beispiel Projektträger: Höhere Naturschutzbehörden, Natur-  Besonders anspruchsvolles Vorhaben schutzverbände; Donaumoos‚ Zweckverband; weitere (Flächengröße, finanzieller Umfang, Beteiligte und Kooperationspartner: Landkreise, Kom- Vielzahl von Beteiligten u. Ä.) munen, Landwirtschaft, Landschaftspflege-Verbände.  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung möglich?) Auf Teilflächen nördlich der Donau zwischen Leipheim  Positive Synergien und Tapfheim ist vorgesehen, fünf gesteuerte Flut­  Verbesserung des Hochwasserschutzes polder zu errichten. Die Standorte sind durch das  Verbesserung des Gewässerzustandes Landratsamt Dillingen a. d. Donau und Landratsamt (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) Günzburg vorläufig gesichert worden. Die Flutpolders-  Andere (Klimaschutz: Wiederherstellung bzw. tandorte Leipheim, Steinheim, Dillingen, Höchstädt Verbesserung von (Feucht-)Grünland- und und Schwenningen liegen damit im Planungsgebiet

Moorflächen als CO2-Senken) und erfordern eine entsprechende Abstimmung.

Übertragbarkeit: Projektzeitraum: Räumlich:  National  International 2015–2025 Gewässer:  Donau (Hauptgewässer)  Seitengewässer Geschätzte Kosten: noch zu ermitteln; Maßnahmen (vor allem Wieder­ vernässung): 2–3 Mio. €; Grunderwerb 10–15 Mio. €.

Überschwemmungswiesen in der Talaue

79 5.3 Schlüsselprojekte in der Kultur­landschaft im Talraum außerhalb der Altaue, Rand-Niedermoore

Schlüsselprojekt Nr. 11 Wälder im Donautal

Landschaftsteilraum: Kulturlandschaft im Talraum ­außerhalb der Altaue; Rand-Niedermoore Projekt-Nr.: 54

Projektgebiet „Wälder im Donautal“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau zwischen Do-km 2355 (Geisling) und Do-km 2334 (Niedermotzing) Regierungsbezirke: Oberpfalz, Niederbayern Landkreise: Landkreise Regensburg, Straubing-Bogen Fläche: ca. 1290 ha Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiet: „Wälder im Donautal“ (FFH- und SPA-Gebiet 7040-302); ­Landschaftsschutzgebiet „LSG im Landkreis Regensburg“

80 2. Projektinhalt • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und zum 2020-Ziel für Biodiversität“ • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura Kurzbeschreibung: 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ Im relativ waldarmen Talraum der Donau zwischen • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- Regensburg und Straubing sollen noch vorhandene voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ naturnahe Waldreste qualitativ, d. h. in der Arten­ zusammensetzung und in der Struktur (hier vor allem Bezug zur Umsetzung des Bayerischen durch die Anreicherung von Alt- und Totholz) ver­ ­Biodiversitätsprogramms: bessert werden. Das Projekt verbindet und integriert Ziele des ­Bayerischen Biodiversitätsprogramms: Grundlage ist der vorliegende Management-Plan für das FFH- und Vogelschutzgebiet Nr. 7040-302, • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: ­„Wälder im Donautal“. Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten Ziele: bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen • Erhaltung und Verbesserung der landschafts­ Zustands von Schutzgebieten; Untersuchung von typischen, struktur- und artenreichen Laubwald- innovativen kombinierten Schutz- und Nutzungs- gesellschaften; konzepten; Erhalt und Entwicklung von Wald­ • Vernetzung der Waldreste zur langfristigen lebensraumtypen nach FFH- Richtlinie. ­Funktionssicherung; • Gewährleistung eines weiterhin hohen Grund­ Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- wasserstandes zum Erhalt der Sumpf- und Bruch- tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im wälder; europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: • Sicherung des Fortbestands von Stromtalarten Das Schlüsselprojekt soll die im Natura 2000-Ma- und von Arten mit europaweiter Bedeutung, z. B. nagementplan erarbeiteten Maßnahmen umsetzen. Grüne Keiljungfer, Kammmolch und verschiedenen Vogelarten der altholzreichen Waldbestände, z. B. Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: Mittel-, Schwarz- und Grauspecht, Wespenbus- sard, Rot- und Schwarzmilan, Halsbandschnäpper. • Erhalt der landesweit bedeutsamen bodenfeuchten Laubwaldgesellschaften (Schwarzerlen-Bruch­ Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: wälder und Eschen-Sumpfwälder, feuchte Erlen- • Anpassung und Optimierung der Nutzung bzw. Eschenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder) Pflege, Nutzungsauflassung in Teilflächen; und Biotopkomplexen mit Pfeifengraswiesen, • gezielte und verstärkte Nutzung von Naturschutz- feuchten Hochstaudenfluren und Fließgewässern; und Agrarumwelt-Förderprogrammen; ­Erhalt des charakteristischen Wasser- und Nähr- • begleitende Artenhilfsmaßnahmen. stoffhaushalts und der spezifischen Habitat­ elemente, Alt- und Totholz, Sonderstandorten und Randstrukturen und ausreichend großen, unzer- 3. Kontext und Einbindung schnittenen und störungsfreien Bereichen; Erhalt des durch Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung entstandenen Struktur- und Artenreichtums und Bezug zu den Zielen der Europäischen der Habitatfunktionen für lebensraumtypische Donauraumstrategie: Tiergruppen (Spechte, Fledermäuse, Kleinsäuger, Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: Käfer, Tagfalter, Mollusken); „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. • Erhalt von langfristig überlebensfähigen Populatio- der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu nen u. a. Biber, Mittel-, Schwarz- und Grauspecht, folgenden Zielen: Wespenbussard, Rot- und Schwarzmilan, Hals- bandschnäpper, Schlagschwirl; Kammmolch; ­Grüner Keiljungfer; Grünem Besenmoos, Zwei­ zähnige Laubschnecke.

81 Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- 4. Angaben zur Umsetzung richtlinie: Das Projekt hat keinen unmittelbaren Bezug zum WRRL-Gewässernetz. Aktueller Projektstatus:  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife Bewertung nach den Auswahlkriterien für ­Schlüsselprojekte: Projektträger, Abstimmungen:  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der Projektträger: Höhere Naturschutzbehörde; Untere biologischen Vielfalt im Donaukorridor Naturschutzbehörde / Landkreis Regensburg. Weitere  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen Beteiligte und Kooperationspartner: Forstwirtschafts- (s. Defizitanalyse, Kap. 3) verwaltung, Forstwirtschaft, Kommunen, Natur-  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- schutzverbände Beispiel  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- Projektzeitraum: größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- 2015 – 2020 ten u. Ä.)  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung Geschätzte Kosten: möglich?) noch zu ermitteln; 2 – 3 Mio. € inkl. Grunderwerb  Positive Synergien ­ausgewählter Teilflächen.  Verbesserung des Hochwasserschutzes  Verbesserung des Gewässerzustandes (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie)  Andere (Klimaschutz: Wiederherstellung bzw. Verbesserung naturnaher Waldflächen als

CO2-Senken)

Übertragbarkeit: Räumlich:  National  International Gewässer:  Donau (Hauptgewässer)  Seitengewässer

82 5.4 Schlüsselprojekte für die Randhänge, Leiten und Terrassenkanten

Schlüsselprojekt Nr. 12 Sonnenseiten an der Donau: Trocken- ­ Lebensräume am Donaurandbruch ­zwischen Regensburg und Jochenstein

Landschaftsteilraum: Randhänge, Leiten und Terrassenkanten Projekt-Nr.: 48

Projektgebiet „Sonnenseiten an der Donau: Trocken-Lebensräume am Donaurandbruch zwischen Regensburg und Jochenstein“

1. Projektgebiet

Gewässer: Dona u zwischen Do-km 2377 (Regensburg) und Do-km 2202 (Jochenstein) Regierungsbezirke: Oberpfalz, Niederbayern Landkreise: Stadt Regensburg, Stadt Passau, Landkreise Regensburg, Straubing-Bogen, Deggendorf, Passau Fläche: ca. 62 km² (= Gesamtfläche mit Standortpotenzial für trocken-warme Lebensraumtypen)

83 Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiete: „Trockenhänge bei Regensburg“ (FFH 6938-301), „Trockenhänge am Donaurandbruch“ (FFH 6939-371), „Extensivwiesen östlich Deggendorf“ (FFH 7144- 372), „Vilshofener Donau-Engtal“ (FFH 7345-301); „Donauleiten von Passau bis Jochen- stein“ (FFH 7446-301) Naturschutzgebiete „Brandlberg“, „Südöstliche Juraausläufer bei Regensburg“, „Am Keilstein“, „Buch- und Helmberg bei Münster“, „Bogenberg“, „Halser Ilzschleifen“, „Donauleiten von Passau bis Jochenstein“ Landschaftsschutzgebiete: „Schutz der Donautallandschaft mit den Winzerer Höhen“, „Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Regensburg“, „Bayerischer Wald“, „Donauengtal Gelbersdorf-Windorf-Otterskirchen mit Donauinseln“, „Ilztal im Bereich des Stadt- und Landkreises Passau“, „Donauengtal Erlau-­Jochenstein“

2. Projektinhalt exponierten Hangkanten und steilen Ober- und Mittelhängen; Sicherung von Fels- und Saum­ gesellschaften; Sicherung von ehemaligem/rezen- Kurzbeschreibung: tem Kulturland (z. B. extensiv genutzte Weinbau- Die südlichen Hanglagen des Donaurandbruches sind flächen, magere artenreiche Wiesen); klimatisch gegenüber dem nördlich anschließendem • Sicherung der Bestände besonderer (Ziel-)Arten Bayerischen Wald deutlich begünstigt. Die Südexpo­ wie Lathyrus hirsutus, Vicia lutea, Carlina inter­ sition sowie die Einbindung in die europäische bio­ media, Carex curvata, Hieracien; Moose und geographische Achse „Donau“ bringt Wald-, aber auch Flechten; Hirschkäfer; Mittelspecht. Offenland-Lebensräume hervor, die bezüglich Flora und Fauna submediterrane und pontisch-pannonische Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Anklänge aufweisen und daher naturschutzfachlich • Waldumbau, Freistellung von Offenlandbiotopen von größter Bedeutung sind. zur Förderung licht- und wärmebedürftiger Arten; Etablierung eines qualifizierten Pflegeregimes; Die besondere Tier- und Pflanzenwelt dieser süd­ • Förderung extensiver Weinbaukulturen; exponierten Hänge ist nach wie vor unzureichend • Gezielte Artenschutzmaßnahmen für besonders ­gesichert. Forstliche Maßnahmen, die Anlage von gefährdete Arten; Wildhegen oder auch zunehmende Verbuschung wert- • Besucherlenkung und Öffentlichkeitsarbeit; voller Offenlandflächen in Folge Nutzungsaufgabe ge- • Soweit erforderlich: Grunderwerb. fährden z. T. hochbedrohte Arten wie z. B. endemische Habichtskräuter. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit ist der Schutz der trockenen Silikatstandorte von höchster 3. Kontext und Einbindung naturschutzfachlicher Bedeutung.

Ziele: Bezug zu den Zielen der Europäischen • Sicherung der verbliebenen Reste von naturschutz- Donauraumstrategie: fachlich wertvollen Lebensraumtypen auf trocken- Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: warmen Standorten des Donaurandbruches „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. ­entlang des Bayerischen Waldes; der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu • Renaturierung von geeigneten Flächen mit ent- folgenden Zielen: sprechendem standörtlichen Potenzial; • Schaffung eines Verbundsystems mit aufeinander • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und abgestimmten und an Zielarten orientierten Maß- zum 2020-Ziel für Biodiversität“ nahmen; • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura • Sicherung von besonderen Lebensraumtypen wie 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ Hainsimsen-Traubeneichenwald (Luzulo-Querce- • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- tum) mit zahlreichen thermophilen Arten an süd­ voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“

84 Bezug zur Umsetzung des Bayerischen waldes an den Südhängen des Donautals; ­Biodiversitätsprogramms: • Erhaltung der engen Verzahnung verschiedener Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele Trockenlebensräume sowie des Biotopverbundes; des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: • Erhalt spezifischer Habitatelemente für charakte- ristische Tier- und Pflanzenarten in ausreichender • Schutz der Arten- und Sortenvielfalt: Größen und mit dem charakteristischen Wasser- Fortführung bestehender sowie Etablierung und und Nährstoffhaushalt; Umsetzung von weiteren Artenhilfsprogrammen • Erhalt störungsfreier Bereiche bzw. ungestörter für hochgradig gefährdete Arten; Schwerpunkt- Felsen, als Lebensräume für bedrohte Arten mäßige Umsetzung von Artenhilfsprogrammen (Wanderfalke, Uhu, Dohle u. a.); für endemische und subendemische Arten oder • Erhaltung bzw. Wiederherstellung von großflächi- Artengruppen; gen, wenig bzw. unzerschnittenen, störungsarmen • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: und strukturreichen Buchenwälder (Orchideen- Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter und Waldmeister-Buchenwaldbestände) und in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten ­Eichen-Hainbuchenwälder und der spezifischen bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen Habitatelemente, Alt- und Totholz, Sonderstand­ Zustands von Schutzgebieten […]; Verhinderung orten und Randstrukturen und ausreichend großen, bzw. Verringerung von Stoffeinträgen (Dünger, unzerschnittenen und störungsfreien Bereichen; Pestizide) […]; Erhaltungsmaßnahmen für Sonder- • Erhalt von langfristig überlebensfähigen Populatio- standorte (z. B. Brennen, Felsfreistellungen) oder nen u. a. von Großem Mausohr, Gelbbauchunke, spezialisierte Waldarten […]; Optimierung der Spanischer Flagge; Frauenschuh, Grünem Kobold- Pflege von Trockenlebensräumen durch Erstellung moos und weiteren in den Erhaltungszielen ge- von Pflege- und Entwicklungsplänen bzw. FFH- nannten Arten. Managementplänen […]; Weiterentwicklung des Biotopverbundes; Ausdehnung, Schaffung bzw. Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Rückgewinnung ehemaliger Trockenlebensräume; richtlinie: Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit […] für Bewertung nach den Auswahlkriterien für Schlüssel- Trockenlebensräume bezogen auf Artenvielfalt projekte: und Landschaftsbild.  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- biologischen Vielfalt im Donaukorridor tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: (s. Defizitanalyse, Kap. 3) Die wichtigsten Teile des Projektgebietes sind als  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- ­Natura 2000-Schutzgebiete (FFH-Gebiete) gemeldet. Beispiel Mit dem Projekt sollen die Erhaltungsziele für diese  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- Gebiete umgesetzt und der Erhaltungszustand der größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- maßgeblichen Lebensraumtypen und Arten deutlich ten u. Ä.) verbessert werden. Somit dient das Projekt auch der  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung Umsetzung des Natura 2000-Managementplanes. möglich?)  Positive Synergien Zwischen den bestehenden Flächen sollen zur Ver-  Verbesserung des Hochwasserschutzes besserung des Verbundes und zur Stabilisierung der  Verbesserung des Gewässerzustandes Populationen Trittsteinbiotope neu etabliert werden. (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie)  Andere Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein: Übertragbarkeit: • Erhalt der hochwertigen Felsheiden, Magerrasen Räumlich:  National  International (Kalk-Pionierrasen, Kalktrockenrasen, magere Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Mähwiesen), Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation,  Seitengewässer Säume, Gebüsche und des naturnahen Buchen-

85 4. Angaben zur Umsetzung

Aktueller Projektstatus: Projektzeitraum:  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife 2015 – 2020

Projektträger, Abstimmungen: Geschätzte Kosten: Projektträger: Höhere Naturschutzbehörden, Natur- noch zu ermitteln; Maßnahmen (vor allem Wald­ schutzverbände; weitere Beteiligte und Kooperations- umbau, Freistellung, Entbuschung u. ä.): 0,5 – 1 Mio. €; partner: Landkreise, Kommunen, Landschaftspflege- Grunderwerb 2 – 3 Mio. €. Verbände, Landwirtschaft.

Der Finkenstein am Donaudurchbruch westlich Neuburg

86 Schlüsselprojekt Nr. 13 Sonnenseiten an der Donau: Schutz und Optimierung der südexponierten ­Donau-Steilhänge zwischen Bertoldsheim und Ingolstadt

Landschaftsteilraum: Randhänge, Leiten und Terrassenkanten Projekt-Nr.: Neu

Projektgebiet „Sonnenseiten an der Donau: Schutz und Optimierung der südexponierten Donau-Steilhänge zwischen Bertoldsheim und Ingolstadt“

1. Projektgebiet

Gewässer: Donau zwischen Do-km 2492 (Bertoldsheim) und Do-km 2468 (Ingolstadt / Hohenloheberg) Regierungsbezirk: Oberbayern Landkreise: Land kreis Neuburg – Schrobenhausen, Stadt Ingolstadt Fläche: 260 ha Schutzstatus: Natur a 2000-Gebiete: „Donau mit Jura-Hängen zwischen Leitheim und Neuburg“ (FFH 7232-301), „Donauauen mit Gerolfinger Eichenwald“ (FFH 7233-372), „Donauauen zwischen Lechmündung und Ingolstadt“ (SPA 7231-471); Naturschutzgebiete „Finkenstein“ Landschaftsschutzgebiete:„Schutz des Donautales westlich Neuburg“ „Gerolfinger ­Eichenwald“ 87 2. Projektinhalt • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und zum 2020-Ziel für Biodiversität“ • 6.02: „Effektive Bewirtschaftung von Natura Kurzbeschreibung: 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ Mit dem Durchbruch der Donau durch den Jura • 6.03: „Schutz und Renaturierung besonders wert- ­zwischen Stepperg und Neuburg sind einige markante, voller Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ besonders sonnenexponierte Steilhänge entstanden. Die Hänge mit den Jurarifffelsen beherbergen viele Bezug zur Umsetzung des Bayerischen sonnen- und wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten ­Biodiversitätsprogramms: wie Schmetterlinge und Reptilien, darunter z. B. die Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele Schlingnatter. Im Naturschutzgebiet Finkenstein des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: ­befindet sich der weltweit einzige Standort des ende- mischen Bayerischen Federgrases. • Schutz der Arten- und Sortenvielfalt: Fortführung bestehender sowie Etablierung und Das Projekt soll diese besonderen Standorte mit ihren Umsetzung von weiteren Artenhilfsprogrammen spezifischen Lebensgemeinschaften und Arten sichern für hochgradig gefährdete Arten; Schwerpunkt- und reaktivieren. mäßige Umsetzung von Artenhilfsprogrammen für endemische und subendemische Arten oder Ziele: Artengruppen; • Sicherung, Reaktivierung und Optimierung der • Erhalt der Vielfalt der Lebensräume: Reste wertvoller, seltener thermophiler Lebens- Umsetzung von Natura 2000, um die Schutzgüter raumtypen (überwiegend Kalk-Magerrasen, klein- in einen günstigen Erhaltungszustand zu halten flächig magere Flachland-Mähwiesen und Kalk- bzw. zu bringen; Verbesserung des ökologischen Buchenwald) an den südexponierten Leiten der Zustands von Schutzgebieten […]; Verhinderung Donau; bzw. Verringerung von Stoffeinträgen (Dünger, • Sicherung der Bestände besonderer (Ziel-)Arten Pestizide) […]; Erhaltungsmaßnahmen für Sonder- wie Bayerischem Federgras, Glückswidderchen, standorte (z. B. Brennen, Felsfreistellungen) oder Schlingnatter u. a. spezialisierte Waldarten […]; Optimierung der Pflege von Trockenlebensräumen durch Erstellung Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: von Pflege- und Entwicklungsplänen bzw. FFH- • Wiederherstellungsmaßnahmen und Wieder­ Managementplänen […]; Weiterentwicklung des aufnahme der extensiven Pflege der Magerrasen- Biotopverbundes; Ausdehnung, Schaffung bzw. und Flachland-Mähwiesen-Reste; Rückgewinnung ehemaliger Trockenlebensräume; • Wiederherstellung wärmeliebender naturnaher Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit […] für Wald- und Saum-Gesellschaften; Trockenlebensräume bezogen auf Artenvielfalt • Gezielte Artenhilfsmaßnahmen (Glücks-Widder- und Landschaftsbild. chen, Vögel und Reptilien); • Besucherlenkung und Öffentlichkeitsarbeit; Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- • Soweit erforderlich: Grunderwerb. tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: Teile des Projektgebietes sind als Natura 2000- 3. Kontext und Einbindung Schutzgebiete gemeldet. Mit dem Projekt sollen die Erhaltungsziele für diese Gebiete umgesetzt und der Erhaltungszustand der maßgeblichen Lebensraum­ Bezug zu den Zielen der Europäischen typen und Arten deutlich verbessert werden. Das Donauraumstrategie: ­Projekt dient zudem der Umsetzung des Natura 2000- Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: Managementplanes. „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu folgenden Zielen:

88 Schwerpunkte sollen hierbei u. a. sein:  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- • Erhalt der hochwertigen, großflächigen Buchen- ten u. Ä.) wälder (Waldmeister- und Orchideen-Kalk-­  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung Buchenwald) und der weitgehend ungestörten, möglich?) naturnahen Schlucht- und Hangmischwälder;  Positive Synergien ­Kalk-Trockenrasen, weitgehend gehölzfreien natür-  Verbesserung des Hochwasserschutzes lichen Felspartien, Steilhänge, Kalkschutthalden,  Verbesserung des Gewässerzustandes Kalk-Pionierrasen, Kalkschuttfluren; Wacholderbe- (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) stände als Element der nutzungsgeprägten Kalk-  Andere magerrasen- bzw. Magerwiesen-Biotopkomplexe unter Wahrung von deren Offenlandcharakter; Übertragbarkeit: • Erhaltung der engen Verzahnung verschiedener Räumlich:  National  International Trockenlebensräume sowie des Biotopverbundes; Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) Erhalt spezifischer Habitatelemente für charakte-  Seitengewässer ristische Tier- und Pflanzenarten in ausreichender Größen und mit dem charakteristischen Wasser- und Nährstoffhaushalt; 4. Angaben zur Umsetzung • Erhalt störungsfreier Bereiche bzw. ungestörter Felsen, als Lebensräume für bedrohte Arten (Wanderfalke, Uhu, Dohle u. a.); Aktueller Projektstatus: • Erhaltung bzw. Wiederherstellung von großflächi-  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife gen, wenig bzw. unzerschnittenen, störungsarmen und strukturreichen Buchenwälder (Orchideen- und Projektträger, Abstimmungen: Waldmeister-Buchenwaldbestände) und Eichen- Projektträger: Untere Naturschutzbehörde Neuburg- Hainbuchenwälder und der spezifischen Habitat­ Schrobenhausen und Ingolstadt, Naturschutzverbände; elemente, Alt- und Totholz, Sonderstandorten und weitere Beteiligte und Kooperationspartner: Kommu- Randstrukturen und ausreichend großen, unzer- nen, Landschaftspflege-Verbände, Landwirtschaft. schnittenen und störungsfreien Bereichen; • Erhalt von langfristig überlebensfähigen Populatio- Projektzeitraum: nen u. a. von Großem Mausohr, Spanischer Flagge; 2015 – 2020 Bayerischem Federgras, Frauenschuh sowie der weiteren in den Erhaltungszielen genannten Tier- Geschätzte Kosten: und Pflanzenarten. noch zu ermitteln; Wiederherstellungsmaßnahmen: ca. 0,5 Mio. €; Grunderwerb 1 – 2 Mio. €. Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- richtlinie: Bewertung nach den Auswahlkriterien für Schlüssel- projekte:  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Beispiel

89 5.5 Schlüsselprojekte für begleitende Maßnahmen: Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung

Schlüsselprojekt Nr. 14 Information und Umweltbildung für die Erhaltung und Stärkung der biologischen Vielfalt entlang der bayerischen Donau

Querschnitts-Projekte, Öffentlichkeitsarbeit und Umwe­ ltbildung Projekt-Nr.: 41, 43, 50, 367

Projektstandorte „Information und Umweltbildung für die Erhaltung und Stärkung der biologischen Vielfalt entlang der bayerischen Donau“

90 1. Projektgebiet

Gewässer: Donau bei Neuburg a. d. Donau / Grünau (Do-km 2470), Ingolstadt (Do-km 2457), ­Deggendorf (Do-km 2286), Isarmünd (Do-km 2282 / Isar-km 4), Donau bei Jochenstein (Do-km 2203) Regierungsbezirke: Oberbayern, Niederbayern Landkreise: Stadt Ingolstadt, Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Deggendorf

2. Projektinhalt

Kurzbeschreibung: Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: Für den Erfolg der Schlüsselprojekte sind nicht allein • Aufbau eines Europäischen Donaumuseums; die erfolgreiche technische Abwicklung und die aus- • Erweiterung des Auenzentrums Neuburg/Ingolstadt reichende Finanzierung entscheidend. In aller Regel im Jagdschloss Grünau zu einer Donau-Auen Be- ist auch zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit ratungsstelle; hinsichtlich der besonderen Qualitäten der Donau­ • Erweiterung des Infozentrums Isarmündung – landschaft sowie die vorbereitende und begleitende Dr. Georg Karl Haus zu einem Informations- und Kommunikation zu den Vorhaben von gleichrangiger Umweltbildungszentrum für Biodiversität und Bedeutung. Hierzu bestehen mit vorhandenen Einrich- Hochwasserschutz; tungen entlang der bayerischen Donau (z. B. Moose- • Schaffung eines Aussichtspunktes/einer Aussichts- um bei Bächingen, Auenzentrum Neuburg/Ingolstadt, plattform beim Haus am Strom; Infozentrum Isarmündung – Dr. Georg Karl Haus, • Anerkennung des neu konzipierten „Info-Zentrum Haus am Strom in Jochenstein) und mit Netzwerken Europareservat Unterer Inn“ als Umweltbildungs- von Umweltbildungseinrichtungen (z. B. Runder Tisch station und Förderung der fach- und länderüber- Umweltbildung Niederbayern, Umweltbildungs-Netz- greifenden Bildungsarbeit; werk „DonauEinFlüsse“) bereits gute Grundlagen. • die Erweiterung des Spektrums der bestehenden Umweltbildungseinrichtungen wie z. B. der Für das Anliegen des Masterplans wie auch für „Schatzkiste Donau“ um Angebote zum Thema ­Projekte im Einzelnen soll eine koordinierte und abge- biologische Vielfalt, bezogen auf die bayerische stimmte Öffentlichkeitsarbeit initiiert werden. Hierfür wie die europäische Donau; sollen die bestehenden Einrichtungen genutzt und • Intensivierung der Zusammenarbeit der Umwelt- ­soweit nötig oder sinnvoll auch inhaltlich und/oder bildungseinrichtungen entlang der Donau, Aufbau räumlich erweitert und ergänzt werden. eines internationalen Austausches (s. auch Schlüsselprojekt 15). Ziele: • Aufbau bzw. Verstärkung von aufeinander ­abgestimmten Umweltbildungs- und Informations­ 3. Kontext und Einbindung angeboten entlang der bayerischen Donau; • zur EU Donauraumstrategie; • zu deren Schwerpunkt 6 („Erhaltung der Bezug zu den Zielen der Europäischen ­biologischen Vielfalt, der Landschaft u. der Donauraumstrategie: Qualität von Luft u. Boden“) und weiterer Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: ­betroffener Schwerpunkte; „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. • zum Masterplan insgesamt; der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu • zu den Einzelprojekten und folgenden Zielen: • zum Biodiversitätsprogramm Bayern 2030.

91 • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und Bewertung nach den Auswahlkriterien für Schlüssel- zum 2020-Ziel für Biodiversität“ projekte: • 6.14: „Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch  Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der Anerkennung und Förderung des Potenzials von biologischen Vielfalt im Donaukorridor Naturgütern als Antriebskräften für eine nach­  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen haltige regionale Entwicklung“ (s. Defizitanalyse, Kap. 3) • 6.15: „Unterrichtung von Kindern und Jugend­  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- lichen“ Beispiel  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- Bezug zur Umsetzung des Bayerischen größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- ­Biodiversitätsprogramms: ten u. Ä.) Das Projekt verbindet und integriert mehrere Ziele  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung des Bayerischen Biodiversitätsprogramms: möglich?)  Positive Synergien • Erleben und erforschen der biologische Vielfalt:  Verbesserung des Hochwasserschutzes Imagekampagne für Natura 2000 und die Bayeri-  Verbesserung des Gewässerzustandes sche Biodiversitätsstrategie; Erstellung und Um- (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie) setzung zielgruppenorientierter Kampagnen für  Andere (Umweltbildung; Tourismus und Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Thema ­Erholung, wirtschaftliche Entwicklung) Biodiversität; Entwicklung von Lerneinheiten zur biologischen Vielfalt […]; weitere Intensivierung Übertragbarkeit: der Kooperation von Schulen und außerschulischen Räumlich:  National  International Umweltbildungseinrichtungen / Aufbau eines Gewässer:  Donau (Hauptgewässer) ­bayernweiten Netzwerks; Ausbau eines flächen-  Seitengewässer deckendes Netzes von Umweltbildungseinrich­ tungen mit möglichst ausgewogener Verteilung in den verschiedenen Naturräumen und Regie- 4. Angaben zur Umsetzung rungsbezirken; Stärkung von regionalen Bildungs- angeboten zur biologischen Vielfalt in Museen; Entwicklung von Naturerlebnis-Angeboten für Aktueller Projektstatus: ­Erholungsuchende und Touristen unter Nutzung  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife moderner Medien; Ausbau der Umweltbildungs- Unterschiedlicher Projektstatus je nach Teilprojekt angebote, Zusammenarbeit mit umweltengagier- ten Tourismuseinrichtungen. Projektträger, Abstimmungen: Projektträger und weitere Kooperationspartner: Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- ­Untere Naturschutzbehörden / Landkreise, Natur- tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im schutzverbände, Trägervereine, Kommunen; europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: ­Informationen zum Thema Hochwasserschutz Das Schlüsselprojekt trägt mittelbar zur Umsetzung werden fachlich-inhaltlich mit der Wasserwirtschafts- der Natura 2000-Erhaltungsziele sowie der Gebiets- verwaltung abgestimmt. entwicklung im europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000 bei. Projektzeitraum: 2015 – 2020 Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- richtlinie Geschätzte Kosten: entfällt standortbedingt 9,2 Mio. € (Ingolstadt, inkl. Gebäude); Kosten andere Projekte noch zu ermitteln; Schätzungen: 0,4 Mio. € (Neuburg), 0,2 Mio. € (Isarmündung), 0,2 Mio. € ­(Umweltbildungsnetzwerk, Schatzkiste Donau u. a.).

92 Schlüsselprojekt Nr. 15 „Green Danube Networking“: Verstärkung von internationalem Austausch und Kooperation der Zivilgesellschaft im Natur- und Gewässerschutz

Querschnitts-Projekte, Öffentlichkeitsarbeit und Umwel­ tbildung Projekt-Nr.: 49

Green Danube Networking: Verstärkung von internationalem Austausch und Kooperation der Zivilgesellschaft im Natur- und Gewässerschutz (Karte: EU-Kommission / RegioGIS, bearbeitet)

1. Projektgebiet

Gewässer: Gesamte Donau, Gebietskulisse Europäische Donauraumstrategie

93 2. Projektinhalt Projekte zur Erhaltung und Stärkung der Bio­ logischen Vielfalt; • Weitergabe von Erfahrungen aus der Umwelt­ Kurzbeschreibung: bildung (vgl. auch Schlüsselprojekt 14). Ziel des Masterplans ist es u. a. auch, entsprechend der Verankerung in der Europäischen Donauraum­ Vorgeschlagene / geplante Maßnahmen: strategie, die für die bayerische Donau entwickelten • Ansprache und Gewinnung von Projektpartnern; Ideen und Verfahren wenn möglich weiter zu ver­ • Organisation und Verbesserung des internationa- breiten und den Erfahrungsaustausch mit anderen len Erfahrungs- und Wissenstransfers durch Wei- ­Donauabschnitten zu fördern. terführung und Intensivierung von gemeinsamen, internationalen Kongressen und Workshops; Für einzelne Akteure und Akteursgruppen bestehen • Intensivierung der Zusammenarbeit mit der bereits etablierte Foren für die Kommunikation und ­Danubeparks Association; Zusammenarbeit, etwa die Internationale Kommission • Hilfe bei der Organisation oder Reorganisation zum Schutz der Donau (IKSD bzw. ICPDR für die von Netzwerk-Strukturen; ­Zusammenarbeit der Donau-Anrainerstaaten). Auch • Aufbau und Betreuung von Internetangeboten z. B. für Donaustädte oder für Schutzgebiete entlang zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. der Donau („Danubeparks Association“) bestehen ­Kooperationen. 3. Kontext und Einbindung Ergänzend zu diesen Gremien soll auch der Informati- onsaustausch und die Zusammenarbeit der Zivilgesell- schaft, d. h. von Verbänden, Vereinen und Initiativen Bezug zu den Zielen der Europäischen für den Umwelt-, Natur-, Auen- und Gewässerschutz Donauraumstrategie: verbessert werden. Bereits vorhandene Strukturen Das Projekt trägt zur Umsetzung des Schwerpunkts 6: wie z. B. das Danube Environmental Forum (DEF) „Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaft u. ­sollten in diesem Zusammenhang beim Aufbau eines der Qualität von Luft u. Boden“ bei, hier vor allem zu Biodiversitäts-Netzwerks genutzt und in Aktivitäten folgenden Zielen: einbezogen werden. Zu berücksichtigen sind dabei die entlang der europäischen Donau sehr unterschiedlichen • 6.01: „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und Voraussetzungen und Strukturen (u. a. als Folge der zum 2020-Ziel für Biodiversität“ jeweiligen geschichtlichen Entwicklung), wie auch die • 6.09: „Vorbereitung und Umsetzung transnationa- zum Teil sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Be- ler Raumplanungs- und Entwicklungspolitiken für dingungen. funktionale geografische Gebiete (Flusseinzugs- gebiete, Gebirgsketten usw.)“ Ziele: • 6.14: „Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch • Verbesserung des internationalen Informations- Anerkennung und Förderung des Potenzials von austausches und der Zusammenarbeit innerhalb Naturgütern als Antriebskräften für eine nach­ der Zivilgesellschaft; haltige regionale Entwicklung“ • Initiierung oder Unterstützung von grenzüber- schreitenden Projekten bzw. von Projekten in Zusätzlich können Synergieeffekte mit Zielen aus ­anderen Donauregionen zum Erhalt und zur ­anderen Aktionsschwerpunkten erreicht werden: ­Stärkung der Biodiversität; • Verstärkung der Einbindung der Zivilgesellschaft • 9.01: „Stärkung der Leistung von Bildungssyste- in der Donau-Makroregion, Verbesserung des men durch engere Zusammenarbeit von Bildungs- Austausches und der Kooperation der Zivilgesell- einrichtungen, -systemen und -maßnahmen“ schaft mit staatlichen Institutionen bei der Ent- • 10.03: „Einrichtung eines Forums der Zivilgesell- wicklung und Umsetzung von Projekten (vergleich- schaft des Donauraums“. bar der Kooperation bei der Erstellung des • 10.04: „Sicherstellung eines ausreichenden vorliegenden Masterplans); ­Informationsflusses und Austauschs auf allen • Organisation und Unterstützung des Transfers von Ebenen“ Erfahrungen und der Weitergabe von Erfahrungen, Informationen und „Best Practice“-Beispielen für

94 Bezug zur Umsetzung des Bayerischen 4. Angaben zur Umsetzung ­Biodiversitätsprogramms: Das Projekt berührt durch den Informations- und Er- fahrungstransfer und den Austausch von „Best Aktueller Projektstatus: Practice“-Beispielen indirekt auch Ziele des Bayeri-  Idee  Konzept  Planung  Umsetzungsreife schen Biodiversitätsprogramms. Projektträger, Abstimmungen: Beitrag zur Umsetzung der Natura 2000-Erhal- Projektträger: Naturschutzverbände (Bayern); tungsziele sowie der Gebietsentwicklung im weitere Kooperationspartner: Naturschutzverbände europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000: entlang der Donau, bestehende andere Netzwerke wie Das Schlüsselprojekt trägt durch den Informations- ­ICPDR, Danubeparks Association, Danube Environ- und Erfahrungstransfer und den Austausch von mental Forum (DEF), Donaustädte; Umweltministerien „Best Practice“-Beispielen mittelbar zur Umsetzung und -verwaltungen der Donau-Anrainerländer, PA 06 der Natura­ 2000-Erhaltungsziele sowie der Gebiets- Arbeitsgruppen (Task Forces). entwicklung im europäischen Schutzgebietssystem ­Natura 2000 bei. Projektzeitraum: 2015 – 2020 Beitrag zur Umsetzung der EU Wasserrahmen- richtlinie: Geschätzte Kosten: Bewertung nach den Auswahlkriterien für Schlüssel- 0,25 Mio. € projekte:

 Beitrag zum Gesamtkonzept zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Donaukorridor  Behebung oder Verringerung von Schwachstellen (s. Defizitanalyse, Kap. 3)  Gute Übertragbarkeit, Eignung als „Best Practice“- Beispiel  Besonders anspruchsvolles Vorhaben (Flächen- größe, finanzieller Umfang, Vielzahl von Beteilig- ten u. Ä.)  Umsetzungsreife (rascher Einstieg in Realisierung möglich?)  Positive Synergien  Verbesserung des Hochwasserschutzes  Verbesserung des Gewässerzustandes (i. S. d. EU-Wasserrahmenrichtlinie)  Andere (Entwicklung der Zivilgesellschaft, ­Internationale Kooperation; Umweltbildung; Tourismus und Erholung, wirtschaftliche ­Entwicklung)

Übertragbarkeit: Räumlich:  National  International Gewässer:  Donau (Hauptgewässer)  Seitengewässer

95 5.6 Geschätzte Kosten, ­Fördermöglichkeiten

Aufgrund der unterschiedlichen Projektstände sind die Für bestimmte, gesamtstaatlich bedeutsame Vorhaben Angaben zu den geschätzten Kosten der Schlüssel- ist auch die Akquisition von projekte sehr heterogen. Bei „Projektideen“ handelt es sich notwendigerweise um grobe Abschätzungen. • Bundesmitteln für Naturschutzgroßvorhaben ­möglich. Zu den Schlüsselprojekten 5, 6, 8, 14 und 15 liegen genauere Schätzungen zu den erwarteten Kosten aus Zwar sind mit der EU Donauraumstrategie keine den Projektsteckbriefen vor. ­eigenen, zusätzlichen Förderprogramme verbunden, allerdings sollen bestehende Förderprogramme Bei einzelnen Vorhaben (insbesondere den Wiesen- ­effizient eingesetzt werden. Hierbei kommen für die brüter- und Grünland-Verbundsystemen) ist eine große Schlüsselprojekte des Masterplans u. a. Streuung der Kosten möglich, je nachdem, ob z. B. mit Förderprogrammen eine gute Flächenabdeckung • Mittel aus dem Bundesprogramm Blaues Band erreicht werden kann, oder ob größere Flächenanteile Deutschland; erworben werden müssen, um z. B. umfassende • Mittel aus dem EU-Programm LIFE für Projekte ­Wiedervernässungen durchführen zu können. in Natura 2000-Schutzgebieten und • Mittel aus EU-Strukturförderprogrammen wie Umgekehrt sind für einzelne Vorhaben, die eine enge ­INTERREG und LEADER Überschneidung mit anderen Zielen wie z. B. dem Hochwasserschutz oder dem Ausbau der Wasser­ in Betracht. straße haben (1, 3 und 7), u. U. entsprechende Kosten- aufteilungen oder die Nutzung von Etats möglich, Für das ETZ Donauraumprogramm (Interreg B) stehen die für die genannten Ziele ohnehin eingeplant sind in der Förderperiode 2014 – 2020 rund 202 Mio. Euro (jedoch ggf. auf andere Weise und dann mit besserem EFRE-Mittel für transnationale Projekte zur Verfügung. Effekt auch für die Biodiversität ausgegeben werden Relevante Förderschwerpunkte sind hierbei u. a. die sollen). „Nachhaltige Nutzung natürlicher und kult­ ureller Res- sourcen“ sowie „Erneuerung und Manag­ ement öko­ Für die Finanzierung können verschiedene Förder­ logischer Korridore“. programme genutzt werden. Relevant sind aus den bayerischen Programmen u. a.:

• Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) und Kultur- landschaftsprogramm (KULAP); hierdurch vor ­allem Förderung laufender Pflegemaßnahmen; • Mittel, die über die Landschaftspflege und ­Naturparkrichtlinie (LNPR) für Pflege, aber auch Flächenankauf und Herstellungsmaßnahmen ­vergeben werden; • Klimaschutzprogramm Bayern 2050 (KLIP); hier insbesondere für Renaturierung von Moorflächen geeignet.

96 Ausblick auf Planungen in weiteren Regionen des Donauraums 6 Der Masterplan ist aus Anlass der Verabschiedung Seit Verabschiedung der Strategie konnten entlang der EU Donauraumstrategie entstanden und inhaltlich der Donau bereits einige Projekte in die Umsetzung in diese auch eingebunden. Die EU-Strategie haben gebracht werden,19 darunter z. B. die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union im Juni 2011 beschlossen, um die Koordinie- • die Fortsetzung und Intensivierung der rung und die Zusammenarbeit zwischen den Ländern ­Zusammenarbeit von Donau-Schutzgebieten und Regionen im Donauraum zu verbessern.18 („Danubeparks Association“), • ein Artenschutzprojekt für die Donau-Störe Eine der thematischen Säulen der Strategie bildet das ­(Sturgeon 2020), globale Ziel, den „Umweltschutz im Donauraum“ zu • der Aufbau und Weiterentwicklung von trans­ verbessern. Dieses Ziel wird durch sogenannte nationalen Netzwerken für den Bodenschutz Schwerpunktbereiche (Priority Areas) inhaltlich ausge- (SONDAR) und für Naturtourismus und -erlebnis füllt. Der Schwerpunktbereich 6 umfasst dabei den entlang der Donau (Dunavision) Sektor „Erhaltung der biolo­gischen Vielfalt, der Land- • der Aufbau von integrierten Management­ schaften und der Qualität von Luft und Boden“. Laut konzepten für die biologische und landschaftliche einem zur Strategie verabschiedeten „Aktionsplan“ Vielfalt und den ökologischen Verbund in den soll mit Projekten beispielsweise ­Karpaten („BioREGIO Carpathians“), • sowie z. B. Projekte für die Wiederherstellung • ein „Beitrag zur europäischen Vision 2050 und von großflächigen Feuchtgebieten in der Mura- zum 2020-Ziel für Biodiversität“ (Aktion 6.01) Drava-Donau-Region und für die Schaffung von ­geleistet, sowie grenzüberschreitenden UNESCO Biosphären- • die „Effektive Bewirtschaftung von Natura Schutzgebieten. 2000-Gebieten und anderen Schutzgebieten“ (Aktion 6.02), Ein Teil dieser Projekte zeigt deutliche inhaltliche • „Schutz und Renaturierung besonders wertvoller Überschneidungen mit dem Masterplan. So widmen Ökosysteme und gefährdeter Tierarten“ (Aktion sich die „Danubeparks Association“ z. B. 6.03) • oder auch die „Sensibilisierung der Öffentlichkeit • der Verbesserung der Flussmorphologie und der durch Anerkennung und Förderung des Potenzials Redynamisierung von Fluss und Aue (vgl. hierzu von Naturgütern als Antriebskräften für eine im Masterplan das Leitbild und Schlüsselprojekte ­nachhaltige regionale Entwicklung“ (Aktion 6.14) zum Landschaftsteilraum „Fluss und rezente Aue“), voran gebracht werden. • der Erstellung von Managementplänen für Aue­ gebiete (vgl. z. B. Schlüsselprojekte 1 bis 5, 7, 8 Bayern und Kroatien koordinieren die Arbeit zur und 11), Umsetzung der Ziele in Schwerpunktbereich 6. • der Erhaltung und Verbesserung des Lebens- raumverbundes (Schlüsselprojekte 4 – 6, 8 – 10, 12 und 13), • dem Schutz bestimmter Donau-Leitarten (wie der Schwarzpappel) sowie der (verträglichen) ­touristischen Nutzung der Donaulandschaften.

18 Siehe www.danube-region.eu 19 „Report to the European Commission: Implementation of the EUSDR, Priority Area 6, „To preserve biodiversity, landscapes and the quality of air and soils. Reporting period July 2013 – June 2014“; June 2014. Siehe https://www.danube-nature.eu/files/73

97 Auch z. B. das Artenschutzprojekt für die Donau-Störe und die PA 1a („Verbesserung der Mobilität und Inter- („Sturgeon 2020“) hat Gemeinsamkeiten mit dem modalität der Binnenwasserstraßen“) die Anwendung vorliegenden Masterplan, in dem etwa der Sterlet und von bereits bestehenden gemeinsamen Vereinbarungen auch die übrigen Störarten als Leitarten für den Fluss („Joint Statement“) intensiveren; in dem genannten und die Rezente Aue auftauchen und gerade die Spannungsfeld bewegt sich jedoch auch beispiels­ Schlüsselprojekte für Fluss und rezente Aue versuchen, weise das Schlüsselprojekt 4 des Masterplans, das die Lebensraumbedingungen für strömungsliebende bei erfolgreicher Umsetzung positive Anregungen und Fischarten sowie die Durchgängigkeit des Flusses zu möglicherweise sogar ein „Best Practice“-Beispiel verbessern. ­liefern könnte.

In der bisherigen Umsetzung der EU Donauraum­ Insgesamt fügt sich der Masterplan als ein wichtiger strategie zeigt sich jedoch als eine der großen Her- Teil in die EU Donauraumstrategie ein (und wird auch ausforderungen, diese Strategie und ihre allgemeinen in den Fortschrittsberichten als Teil dieser Strategie politischen Ziele in konkrete Arbeit, Projekte und an prominenter Stelle genannt). Umgekehrt bildet die ­Erfolge umzusetzen. Strategie für die Makroregion Donau mit der PA 6 wiederum einen Teil der europäischen Bestrebungen, Ein Ansatz, um dies zu verbessern, besteht im Au­ fbau die biologische Vielfalt zu erhalten und dazu die bzw. in der Verstärkung von Stakeholder-Netzwerken, ­„Grüne Infrastruktur“ u. a. mit dem europäischen um so einerseits den Erfahrungsaustausch zu verbes- Schutzgebietssystem Natura 2000 als wichtigen Kern sern und um andererseits dafür zu sorgen, dass für zu sichern und auszubauen.20 Verwaltung und Politik verlässliche und kompetente Ansprechpartner der „Zivilgesellschaft“ zur Verfügung Der internationale Austausch der Arbeitsgruppe stehen. Hierfür wurde im Rahmen der EU Donauraum- „Masterplan Lebensraum Bayerische Donau“ kann strategie eine entsprechende Machbarkeitsstudie und soll auch im Rahmen der Umsetzung des Master- ­abgeschlossen. Ein positives Beispiel für den erfolg- plans weiter verstärkt werden. Dazu soll einerseits reichen Weg von strategischen Politikzielen zur Um- das Konzept des „Masterplans“ und seiner Erstellung setzung ist das Netzwerk der Danubeparks Association. weiter verbreitet­ werden; andererseits sollen in Auf nationaler bzw. regionaler Ebene kann auch die Zukunft auch grenzüberschreitende, internationale bayerische Arbeitsgruppe zur EU Donauraumstrategie Projekte entwickelt bzw. geeignete Projekte mit bzw. zum Masterplan als eine Form der angestrebten Partnervorhaben in anderen Donauländern verbunden verbesserten Netzwerkbildung betrachtet werden; werden sowie die Erfahrungen aus der Realisierung ­zusätzlich deckt sich das Schlüsselprojekt 15 des von Schlüsselprojekten auch international weiter­ Masterplans mit den Bestrebungen zur Verstärkung gegeben und vertieft werden. der internationalen Zusammenarbeit innerhalb der ­Zivilgesellschaft.

Daneben besteht die Notwendigkeit, die hohe ­Bedeutung der Priority Area 6 neben und gegenüber anderen Zielen deutlich zu machen; ein wichtiger ­Bereich ist hierbei – wie auch an einem Teil der baye- rischen Donau – der Abgleich zwischen Projekten zum Ausbau der Wasserstraße einerseits und dem ­Interesse am Erhalt der Vielfalt von Lebensräumen und Arten in Fluss und Aue andererseits. Auf der ­Ebene der Makroregion Donau soll hierzu ein gemein- sames Engagement der Koordinatoren für die PA 6

20 Siehe http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52013DC0249&from=EN

98 Kartendarstellungen

Schlüsselprojekte 1–14 – Seite 43, 46, 50, 54, 57, 60, 63, 68, 72, 76, 80, 83, 87, 90

Abgrenzung Schlüsselprojekte: Projektgruppe Masterplan unter Verwendung von bestehenden Schutzgebietsabgrenzungen, Daten der Bayerischen Biotop- und Wiesenbrüterkartierungen, Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern.

Abgrenzung Landschaftsteilräume: Auenzustandsdaten Bundesamt für Naturschutz und LfU Bayern; Abgrenzung „Leiten“: Auswertung Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern, Übersichtsbodenkarte 1:25.000, Bayerische Biotopkartierung (Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.lfu.bayern.de, 2016)

Gesamtzusammenstellung Projekte, Abgrenzung Gebietskulisse Masterplan: PAN 2013; Zusätzliche Projektdaten ergänzt durch Projektgruppe Masterplan und Auswertung Daten der Bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung

Kartengrundlage: Verkehrswege: © OpenStreetMap contributors / OdbL Gewässer, Siedlungsflächen, Waldflächen: Digitales Landschaftsmodell (DLM 250) und Corine Landcover (CLC 10); © GeoBasis-DE / www.bkg.bund.de 2016 Natura 2000 – Schutzgebiete, Naturschutzgebiete, Querbauwerke, Moorflächen, Auwaldflächen: Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.lfu.bayern.de, 2016 Reliefkarte: DGM50 Bayern: Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de Kartenaufbereitung / GIS-Bearbeitung: plan.werk landschaft, G. Kestel, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt, Deggendorf

Schlüsselprojekt 15 – S. 93 Küstenlinie, Flüsse, Städte: © EuroGeographics, www.eurogeographics.org (ODL); Ländergrenzen: Natural Earth (PD); Ergänzung Städte, Gewässer: Daten aus OpenStreetMap (OdbL); Einzugsgebiet Donau: © Directorate-General for Environment (DG ENV), http://www.eea.europa.eu; Reliefkarte: Daten SRTM und ASTER (Product of METI and NASA). Kartenaufbereitung / GIS: plan.werk landschaft, Deggendorf www.bayern-die-zukunft.de

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