Hans Eichel – Des Finanzministers Sturz Eines Überfliegers Kommt Nicht Überraschend Muriel Büsser

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Hans Eichel – Des Finanzministers Sturz Eines Überfliegers Kommt Nicht Überraschend Muriel Büsser 398_75_80_Büsser 09.01.2003 16:24 Uhr Seite 75 Die Demontage Hans Eichel – des Finanzministers Sturz eines Überfliegers kommt nicht überraschend Muriel Büsser Wie sich die Ereignisse wiederholen. In von oben nach unten, hatte die Stim- der vergangenen Legislaturperiode dau- mung in der Wirtschaft auf niedrigstes erte es knapp fünf Monate, bis das rot- Niveau sinken lassen. Nach dem überra- grüne Bundeskabinett seinen Finanzmi- schenden Rücktritt galt es, die Lücke nister verlor. Sollte es für diese Entwick- schnell zu schließen. Des Kanzlers Wahl lung nun eine zweite Auflage geben? fiel auf Hans Eichel, den Wahlverlierer Amtsinhaber Hans Eichel steht derzeit in aus Hessen. Der Beigeschmack „aus einem ähnlich grundsätzlichen Konflikt Mangel an Alternativen“ lag auf der mit der Linie der Bundesregierung wie Zunge. Doch der ehemalige Oberbürger- sein Vorgänger Oskar Lafontaine vor vier meister aus Kassel schaffte es erstaunlich Jahren – wenn auch die jeweiligen Stand- schnell, das Etikett „Notnagel“ abzu- orte gänzlich andere sind. Während La- streifen. Und das, obwohl er die Fähig- fontaine seine links-ideologische Finanz- keiten für eines der wichtigsten Ämter politik nicht durchsetzen konnte, eckt der Republik nicht wirklich mitbrachte. Hans Eichel spätestens seit dem Wahlsieg „Ich habe nie behauptet, etwas von Steu- im September mit seinem Sparkurs an. ern zu verstehen, als ich noch nicht Fi- Schon im Laufe der Koalitionsverhand- nanzminister war“, bekannte Eichel lungen, als bekannt wurde, dass der Jahre später. „Danach habe ich es erst Bundeskanzler die Sparappelle seines Fi- mühsam lernen müssen.“ nanzchefs brüsk zurückwies, tauchten die Ersten auf, die fragten: Wie lange Sparen als Markenzeichen macht der Eichel das wohl mit? Einige sei- Wenn Hans Eichel dennoch erstaunlich ner Partei- und Koalitionskollegen stem- schnell das Vertrauen von Wirtschaft und pelten ihn bereits öffentlich zum Sünden- Bevölkerung gewinnen konnte, dann vor bock für die gesamte Misere der Regie- allem deshalb, weil er sich von Anfang an rung seit der Wiederwahl. Der über- mit einem klaren und für jedermann ein- stürzte Sturz eines einstigen Stars? sichtigen Ziel präsentierte: Sparen. Der neue Bundesfinanzminister war bei sei- Der gelungene Start nem Amtsantritt mit einem Schuldenberg Der Aufstieg des Hans Eichel vom abge- der öffentlichen Haushalte von 2,3 Billio- wählten Ministerpräsidenten zum zwei- nen Mark konfrontiert worden, was den ten Mann in der SPD-Regierungsriege ehemaligen Lehrer unmittelbar zu der vollzog sich rasant. Die Startbedingun- Mission „Abtragen“ berief. „Der Finanz- gen waren aber auch denkbar günstig. minister wird ja bekanntlich dafür be- Die Finanzpolitik von Oskar Lafontaine zahlt, dass er sich unbeliebt macht“, war zu Beginn der vergangenen Legislatur- einer seiner ersten Sätze vor dem Parla- periode stand in harscher Kritik, sein fis- ment. „Das Gebot der Stunde lautet Spa- kalisches Konzept, die Umverteilung ren. Dabei darf keine Ausgabenposition Nr. 398 · Januar 2003 Seite 75 398_75_80_Büsser 09.01.2003 16:24 Uhr Seite 76 Muriel Büsser tabuisiert werden.“ Zur allgemeinen In der SPD galt zu dieser Zeit das un- Überraschung folgten den Worten auch geschriebene Gesetz, Eichel, dem Star des Taten. Eichels Kabinettskollegen sahen Kabinetts, dem Aushängeschild der Re- sich mit der Anordnung konfrontiert, ih- gierung, den Rücken freizuhalten. Die Ex- ren Etat für das Jahr 2000 pauschal um 7,4 perten lobten ihn, die Zeitungen titelten Prozent zu kürzen. Widerstand war „Hans im Glück“, der spröde Finanzmi- zwecklos, denn der neue finanzpolitische nister avancierte zum Medienliebling. Lo- Kurs fand Unterstützung von ganz oben. cker und souverän erklärte er in jedes he- Gerhard Schröder stand fest hinter sei- rumstehende Mikrofon die Gründe hi- nem neuen Minister. Dessen Sparpolitik nein, warum Deutschland weniger Schul- wurde zu einem Markenzeichen der Re- den machen und das Sparziel fest vor Au- gierung, die zu diesem Zeitpunkt nur gen behalten müsse. Und die Öffentlich- allzu froh war, überhaupt ein Markenzei- keit glaubte ihm. Eichels PR-Strategen chen gefunden zu haben. leisteten beste Arbeit darin, den Bundes- Aus Eichels gelungenem Start wurde finanzminister auch privat als überzeug- schnell eine Erfolgsstory. Im Jahr 2000 ten Sparer zu präsentieren: Er kauft An- präsentierte er seine „Jahrhundert“-Steu- züge von der Stange, nimmt sein Mittag- erreform und setzte sie nach langem Hin essen an der Pommesbude ein, in seiner und Her, etlichen Korrekturen und zwei- Berliner Wohnung stehen Möbel von felhaften Deals mit einzelnen Bundes- Ikea, und den Bandscheibenvorfall zog er ländern auch im Bundesrat durch. Der sich natürlich beim Putzen zu. In Inter- Bundeskanzler erhielt durch seinen Fi- views drückt er schon mal seinen Unmut nanzminister so viel Aufwind, dass er ihn darüber aus, wenn er es während des nach dem gelungenen Länderkammer- Sommerschlussverkaufs nicht zum Coup vor lauter Glück in den Arm nahm. Schnäppchenjagen geschafft hat. Bei so Ein seltenes Bild. einem Knauser wähnt der Bürger seine Steuermilliarden gut aufgehoben. Wenn Hundert Milliarden Mark so jemand Sparmaßnahmen für nötig Nur wenige Wochen später gab es die hält, wird es damit schon seine Richtig- nächste gute Nachricht für den Schatz- keit haben. meister: Die Versteigerung der UMTS- Mobilfunklizenzen spülte fast hundert Der Stimmungswandel Milliarden Mark in die Staatskasse. Kaum In diesem Sommer 2000 war Hans Eichels ein Verband in Deutschland, der in dieser Karriere auf ihrem kurzen Höhepunkt Zeit nicht einen Wunschzettel ins Finanz- angelangt. Von da an ging es – wenn auch ministerium schickte, kaum ein Politiker, zunächst kaum merklich – bergab. Das der sich nicht öffentlich dazu äußerte, wie Sinken des Sterns Hans Eichel vollzog das viele Geld wohl am sinnvollsten aus- sich parallel zum Abflauen des Konjunk- gegeben werden könnte. Doch Eichel turhochs und gleichermaßen unaufhalt- setzte sich gegen alle Begehrlichkeiten sam. War sein Sparkurs während des innerhalb und außerhalb der eigenen Rei- Wirtschaftsbooms innerhalb der Regie- hen durch. Die Milliarden flossen in die rung unumstritten, so traten mit Stottern Schuldentilgung. Nur auf die eingespar- des Konjunkturmotors die Kritiker aus ih- ten Zinsen musste der Bundesschatz- ren Rückzugsgebieten. Weit folgenrei- meister zugunsten eines Investitionspro- cher für Hans Eichel war jedoch, dass gramms verzichten, was ihm jedoch ge- auch der den Stimmungsumschwung genüber der Phalanx der Sparkritiker vo- witternde Kanzler die Lust am kompro- rübergehend Luft verschaffte. misslosen Sparen verlor. Der Richtungs- Seite 76 Die politische Meinung 398_75_80_Büsser 09.01.2003 16:24 Uhr Seite 77 Hans Eichel – Sturz eines Überfliegers wechsel geschah bereits im Herbst des ten von Rekordgewinnen und abnehmen- Jahres 2000. Auf die heftige Stimmungs- der Arbeitslosigkeit – viel stärker sparen mache der Autofahrer- und Lkw-Lobby können und müssen. Zudem hat sie da- wegen der zwischenzeitlich stark gestie- mals die Chance verpasst, den Bundes- genen Ölpreise hin verkündete Gerhard haushalt mit Strukturreformen flexibler Schröder, die Kilometerpauschale zu er- zu machen. Mehr als drei Viertel der höhen, zu einer Entfernungspauschale zu Bundesausgaben sind weiterhin durch erweitern und bedürftigen Haushalten Zinsausgaben und gesetzliche Verpflich- Heizkostenzuschüsse zu gewähren. Der tungen wie Sozialausgaben und Renten- Finanzminister musste zähneknirschend zuschüsse gebunden. Die Riestersche die Kassen öffnen. Rentenreform und das Herumgestochere in der Gesundheitspolitik waren alles an- „Konjunkturschock“ dere als geeignet, das zu ändern – schon als Sündenbock gar nicht kurzfristig. Damit war der Konsolidierungsbann ge- brochen. Die Begehrlichkeiten wurden Die Arbeitslosigkeit größer, des Sparhans’ „Nein“ war nicht Zusätzlich führte der verkrustete Ar- mehr unüberwindlich. Eichel musste für beitsmarkt dazu, dass die Konjunktur- die Familienförderung Mittel zurückle- dämpfung voll auf die Beschäftigungs- gen, Rudolf Scharping mehr Geld zuge- lage niederschlug. Mehrfach plante Hans stehen, die Kosten für die Auslandsein- Eichel ein, im kommenden Etat den Milli- sätze kamen ebenso hinzu wie die un- ardenzuschuss an die Bundesanstalt für vorhergesehenen Ausgaben im Zuge des Arbeit zu streichen. Immer wieder mach- BSE-Skandals und der von den Grünen ten ihm die Arbeitsmarktdaten einen erstrittenen „Agrarwende“. Gleichzeitig Strich durch die Rechnung. Der Hand- begannen sich die Folgen des Konjunk- lungsbedarf auf dem Arbeitsmarkt muss turabschwungs bemerkbar zu machen. Eichel mehr als jedem anderen Kabinetts- Das Wort „Steuermindereinnahmen“ mitglied deutlich gewesen sein. Dass er feierte im Jahr 2001 traurige Renaissance. hier nicht vehementer Reformen einfor- Der Rückgang der Steuereinnahmen derte, dass er sich fast nie öffentlich zur durch die Wirkungen der Steuerreform – Arbeitsmarktpolitik äußerte, mag an sei- nicht nur die eingeplanten, sondern vor ner freundschaftlichen Beziehung zu allem die überraschenden Wirkungen – Walter Riester gelegen haben, den er und schließlich auch durch die Folgen nicht durch Kritik unter Druck setzen des 11. September wurden spätestens wollte. zum Jahresende in ihrer Dramatik sicht- Bemerkbar machte sich mit der abflau- bar. enden Konjunktur auch, dass Hans Eichel Der „weltweite Konjunkturschock“ seit seinem Amtsantritt immer wieder auf wurde fortan zum allgegenwärtigen Sün- Kosten der Bundesländer und Gemein- denbock, wenn ein Regierungsmitglied den gespart hatte. Das Kassieren
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