Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt Jahr/Year: 2004 Band/Volume: 144 Autor(en)/Author(s): Schulz Bernhard Artikel/Article: Bericht 2003 über geologische Aufnahmen im Thurntaler Phyllit im südlichen Kristeinertal sowie zwischen Tressenberg und Strassen auf Blatt 178 Hopfgarten im Defereggen 392 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen Bericht 2003 und der Matscheider Alm die Abrisskanten von Hang- über geologische Aufnahmen gleitungen erkennen. Die dazugehörenden Rutschkörper im Thurntaler Phyllit sind aber morphologisch undeutlich ausgebildet. im südlichen Kristeinertal sowie zwischen Tressenberg und Strassen Nördlich von Strassen auf Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen Die Thurntaler Phyllit-Gruppe zwischen dem Winkeltal im N und Strassen im S wird aus Muscovit-Phylliten und BERNHARD SCHULZ Chlorit-Muscovit-Phylliten sowie untergeordnet Granat- (Auswärtiger Mitarbeiter) Phylliten aufgebaut. Die Aufnahmsgebiete liegen am Süd- und Südostrand Teilweise bis 100 m mächtige Amphibolit-Horizonte des Kartenblatts ÖK 178 Hopfgarten in Defereggen und sowie zahlreiche Meta-Porphyroide mit Biotit und Meta- erfassen die Thurntaler Phyllit-Gruppe mit dem südlich und Porphyroide mit großen Feldspäten sind in diese Meta- nördlich benachbarten Kristallin der Defereggen-Gruppe. Psammopelite eingeschaltet. Der Gesamtgesteins- Chemismus der Amphibolite zeigt nur geringe Mobilität einiger lithophiler Elemente bei der Metamorphose. Unter Südliches Kristeinertal Berücksichtigung immobiler Spurenelemente sprechen die Die Nordgrenze der Thurntaler Phyllit-Gruppe verläuft Elementverhältnisse und Element-Verteilungsmuster für NW–SE, quert das Kristeinertal bei etwa 1400 m Höhe und Magmatite im Übergangsbereich von MOR- zu Intraplat- lässt sich im Bereich der Ochsenwiese bei etwa 2200 m ten-Alkali-Basalten. Die Amphibolite führen Aktinolith, Höhe festlegen. Magnesio-Hornblende und tschermakitische Hornblende Im Grenzbereich ist ein lithologischer Übergang von neben Oligoklas, Chlorit, Epidot, Erz und Quarz. Damit Muscovit- und Chlorit-Muscovit-Phylliten im Süden hin zu erreichte eine variskische Hauptmetamorphose im Thurn- phyllitischen Glimmerschiefern mit Biotit und Granat im taler Komplex die Epidot-Amphibolitfazies. Der Chemis- Norden ausgebildet. Ein wichtiges Unterscheidungsmerk- mus der Meta-Porphyroide deutet auf ehemalige Rhyolithe mal ist das Auftreten von Meta-Porphyroid, Amphibolit und und Rhyodacite, wobei die Meta-Porphyroide mit großen Marmor im Bereich der Thurntaler Phyllit-Gruppe und die Feldspäten etwas niedrigere SiO2-Gehalte zeigen. Die mit Häufung von quarzitischen Paragneis-Einschaltungen Einzelzirkon-Evaporation datierten magmatischen Pro- sowie Kalksilikatgneis-Einlagerungen in der Defereggen- tolithe dieser sauren Metavulkanite kristallisierten zwi- Gruppe. So tritt in einem Bacheinschnitt nördlich des schen 460 und 480 Ma (SCHULZ & BOMBACH, 2003). Die Blüngerbaches ein bis 5 m mächtiger und etliche 100 m im Meta-Porphyroide mit den großen Feldspäten ließen sich Streichen verfolgbarer Meta-Porphyroid neben einem zusammen mit Amphiboliten in mehreren Bändern vom etwa 1 m mächtigen hellen Calcit-Marmor auf. Im Über- Bichl im E über den Thurnbach in das Felsplateau der gangsbereich zeigen die Gefüge in beiden Einheiten die Fronstadlalm verfolgen. Der östliche Zufluss zum Thurn- gleichen Raumlagen. Die Hauptfoliation fällt steil nach SE, bach schneidet bei 1800 m Höhe einen dünnen Marmor- die Kornregelungs- und Crenulations-Lineationen tauchen Horizont an. Im westlichen Zufluss des Thurnbachs ist bei ebenso wie die Kleinfaltenachsen flach nach SW. Inner- 1750 m Höhe ein mit Metabasiten vergesellschafteter Hori- halb der Thurntaler Phyllit-Gruppe ist im Profil des Kristein- zont mit 1 m Mächtigkeit und etwa 30 % Modalbestand an bachs eine Großmulde mit halbsteil nach NW einfallender Pyrit und Chalkopyrit angeschnitten. Wahrscheinlich bildet Südflanke ausgebildet. Auch an der Südflanke besteht ein dieses Lager eine streichende Fortsetzung der aufgelasse- strukturkonkordanter Übergang zu den Muscovit-Glimmer- nen Sulfid-Lagerstätte des Gampen (Tessenberg), etwa 1 schiefern und Paragneisen der Defereggen-Gruppe. Beim km weiter nach SW gelegen. Auch dort stehen die Sul- Hof Planitzen unterhalb Wieser liegt ein 2 m mächtiger fiderz führenden Horizonte mit Metabasiten in Verbindung. Muscovit-Orthogneis konkordant in der Defereggen- Die Nordgrenze der Thurntaler Phyllit-Gruppe verläuft im Gruppe eingelagert. Winkeltal entlang des Rautbachs und wird dort von einer An posttektonischen Ganggesteinen ist ein feinkörniger steil stehenden kataklastischen Störung überprägt. Wahr- und etwa 1 m mächtiger Lamprophyr an der W-Seite des scheinlich bildet die Rautbach-Störung eine östliche Fort- Kristeinertals im Forstweg zum Wieserkaser bei 1700 m setzung der Kalkstein-Vallarga-Linie. Lithologisch kann Höhe im Bereich der Defereggen-Gruppe aufgeschlossen. man die Grenze mit einem Übergang von Muscovit-Chlorit- Ein weiteres Vorkommen dieses Ganggesteins liegt bei Phylliten, graphitischen Phylliten und Muscovit-Phylliten 2050 m Höhe an der Südseite des Kars oberhalb vom der Thurntaler Phyllit-Gruppe zu biotitführenden phyllitis- Wieserkaser. chen Glimmerschiefern mit vereinzelten cm-dicken Lagen Der Pustertaler Schotter liegt auf der Westseite des Kris- von Paragneis, quarzitischem Paragneis und Kalksilikat- teinertals bei 1350 m Höhe und zeigt dort eine markante gneis der Defereggen-Gruppe fassen. Im Profil zwischen Terrasse. Die Moräne der Pustertaler Schotter lässt sich Stefan im Winkeltal und Strassen im Pustertal ist wieder dann aus dem Kristeinertal weiter nach Oberried, Wiesen der Großmuldenbau der Thurntaler Phyllit-Gruppe er- und weiter bis Anras verfolgen und bildet die Auflage der kennbar. Pustertaler Felsterrasse. Die Höhenlage dieser Felster- Die Phyllite werden südlich Tessenberg von plattigen rasse liegt zwischen 1200 und 1400 m. Im Kristeinertal NW muscovitbetonten Glimmerschiefern und quarzitischen von Platzer überlagern meist Schwemmfächer der Seiten- Paragneisen der Defereggen-Gruppe unterlagert. Biotit bäche die Grundmoräne. Bei 1530 m Höhe im Kristeinertal und Granat treten dort auf. Ein wenige Meter mächtiger kam es durch Aufstau hinter einem dieser Schwemmfächer Biotit-Muscovit-Gneis mit Feldspat-Augen, wahrscheinlich zu einem See, der sich durch Verlandung in ein Moor wan- ein Orthogneis, lässt sich in neuen Straßenanschnitten bei delte. Während die E-Seite des Kristeinertals aus sehr Abfaltersbach und über Bachanrisse nördlich von Gesel- steilem Felsgelände besteht, liegt auf der W-Seite ein haus bis St. Jakob bei Strassen verfolgen. gleichmäßig und deutlich flacher ansteigender Hang vor. Die Grenze der Defereggen-Gruppe zur Thurntaler Phyl- Im oberen Teil kann man dort im Bereich der Ochsenwiese lit-Gruppe springt bei Strassen entlang einer mit dem 392 GI ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at Thurnbach verlaufenden Linie um 1,5 km nach N vor. Die Die Moräne der Pustertaler Schotter liegt bei Tessen- Grenze selbst erfährt einen Versatz von 1200 m Höhe bei berg auf einer Felsterrasse zwischen 1200 und 1300 m Strassen auf die Höhenlage 1770 m im Bichler Wald und Höhe und lässt sich nach E unter leichtem Absinken der so bildet die südliche Defereggen-Gruppe einen im Karten- Höhenlage weiter bis oberhalb Abfaltersbach verfolgen. blatt weit nach N reichenden Vorsprung. Im Bereich der Die Felsterrasse ist dabei um Tessenberg noch morpholo- Thurnbach-Linie liegt halbsteiles E- bis NE-Fallen der Foli- gisch schmal ausgebildet und verbreitert sich weiter nach ation in der Defereggen-Gruppe vor und in den Forstweg- E. Der große Schwemmkegel des Thurnbachs durch- aufschlüssen im Bereich des Hinterburger Walds sind schneidet bei Strassen die Pustertaler Schotter. Der etliche NW-streichende und halbsteil nach NE fallende Talschluss des Thurnbachs ist durch zahlreiche Rinnenan- Aufschiebungsflächen angeschnitten. Man kann den auf- brüche in den aufgelockerten Phylliten gekennzeichnet. In fallenden Grenzverlauf durch NW-gerichtete Schräg-Auf- beiden Talflanken gibt es mehrere große Hanggleitungen, schiebung der südlichen Defereggen-Gruppe entlang eini- so im Bereich des Gampen, im Bichler Wald und im Hin- ge nach NE einfallenden Störungsflächen erklären. Dabei tenburger Wald. Nordöstlich von Tessenberg ist im Fron- bildet eine Aufschiebung entlang des Thurnbachs die Ba- stadlwald ein Muschelanbruch mit 300 m Breite erkennbar. sis des Störungssystems. Im Talschluss des Thurnbachs Die Rutschmassen reichen morphologisch auffällig bis in (Flurname Gericht) ist zwar eine Auflockerung des Ge- den Bereich der Pustertaler Schotter hinab. Im Bereich der steinsverbands, aber kein größerer Störungsversatz er- Fronstadlalm ist in 2000–2200 m Höhe ein etwa 1,5 km2 kennbar. Daraus kann man auf eine Abnahme der Versatz- großes Felsplateau mit geringmächtiger Schuttbedeckung beträge und ein Ausklingen der Aufschiebungsflächen ausgebildet. Zahlreiche und bis zu 300 m lang ausstrei- nach NW hin schließen. Die Rautbach-Störung lässt sich chende Nackentäler zerlegen das Plateau. Die aus dem nicht weiter nach E verfolgen, sondern klingt unter Luftbild kartierten Richtungen der Nackentäler verlaufen Abbiegen in südöstlicher Richtung ebenfalls im Talschluss meist WSW. Die Bildung der Nackentäler dürfte einerseits des Thurnbachs