Berichte Über Tätigkeiten Zur Erstellung Der Geologischen Karte Der Republik Österreich 1:50.000 in Den Jahren 2016–2018
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JAHRBUCH DER GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT Jb. Geol. B.-A. ISSN 0016–7800 Band 158 Heft 1–4 S. 105–199 Wien, Dezember 2018 Berichte über Tätigkeiten zur Erstellung der Geologischen Karte der Republik Österreich 1:50.000 in den Jahren 2016–2018 Im Zuge der Umstellung auf das neue topografische Kartenwerk im UTM-System werden die Kartierungsberichte in einen Abschnitt unterteilt, der sich auf das „alte“ BMN-System bezieht und einen, der sich auf das „neue“ UTM-System be- zieht. Details zur Umstellung sind in KRENMAYR (Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, 150/3–4, 2010) erläutert. Die UTM-Kartenblätter werden ab 2016 im internationalen Blattnamenformat aufgelistet. Kartenwerk im BMN-System Blatt 9 Retz Bericht 2017 Petrografisch sind vor allem die höheren Biotitgehalte (10– über geochemische und petrografische 16 %) auffällig. Eine der Proben (MM 99-15) führt sogar Untersuchungen an Ortho- und etwas Amphibol, was für den Bittesch-Gneis äußerst un- Paragesteinen gewöhnlich ist und unseres Wissens in dieser Form bis- aus dem Nationalpark Thayatal-Podyjí her nicht beschrieben ist. Der Amphibol (ca. 2 %) bildet auf Blatt 9 Retz große Individuen (bis 2 mm) und ist regelmäßig in heller Quarz-Feldspat-Matrix verteilt, das heißt, es handelt sich keineswegs um eingeschaltete Amphibolitlagen, sondern MICHAEL MATZINGER & FRIEDRICH FINGER das tonalitische Eduktmaterial selbst war primär Amphi- (Auswärtige Mitarbeiter) bol führend. Nach den bisherigen Ergebnissen kann die SiO2-arme Va- Wie im Vorjahresbericht bereits erwähnt (MATZINGER & FIN- rietät von Bittesch-Gneis als Tonalitgneis klassifiziert wer- GER, 2017), weist der Bittesch-Gneis des Thayatals lo- den, da der Anteil an Kalifeldspat sowohl normativ, als kal, und zwar vor allem zwischen Schwalbenfelsen und auch im Modalbestand unter 5 % liegt. Nachdem die ma- Heimatkreuz, unüblich niedrige SiO2-Gehalte von nur 65– fischen Mineralanteile (Biotit bzw. Amphibol) 15 % nicht 70 Gew.% auf. Um die Verbreitung und genetische Bedeu- überschreiten, ist die speziellere Bezeichnung Leukotona- tung dieser SiO2-ärmeren Variante des Bittesch-Gneises litgneis zutreffend. besser einschätzen zu können, wurden nun weitere Proben aus diesem Bereich bearbeitet. Zur Analyse gelangten acht Aufgrund der Spurenelementspektren sind diese Leukoto- Proben aus dem Bereich westlich der Thaya (MM 93-15, nalitgneise des Thayatals als eigenständiger Magmentyp MM 94-15, MM 95-15, MM 96-15, MM 99-15, MM 100-15, zu interpretieren. In Harker-Diagrammen sind sie von der MM 103-15, MM 110-15) sowie vier Proben vom gegen- saureren Hauptmasse des Bittesch-Gneises bei einigen überliegenden tschechischen Thaya-Ufer und von Vranov Elementen wie Strontium klar abgetrennt. Hingegen liegen (MM 139-15, MM 141-15, MM 146-15, MM 148-15). Von die SiO2-reicheren Proben vom Bittesch-Gneis des Thaya- diesen 12 Proben haben vier SiO2-Gehalte zwischen 63 talprofils im geochemischen Trend dieses Gesteins. Hohe und 70 Gew.%. Die restlichen Proben haben die für den Sr/Zr-Verhältnisse zeigen aber, auch bei den SiO2-ärmeren Bittesch-Gneis typische saure Zusammensetzung mit 70– Proben, eine chemische Verwandtschaft zum übrigen Bit- 75 Gew.% SiO2 (FINGER & RIEGLER, 2013) (Tab. 1). tesch-Gneis. Die SiO2-ärmeren Proben weisen Fe2O3(tot)-Gehal- Nach den bisherigen Probenahmen ist zu vermuten, dass te von 2–4 Gew.% auf, während der Normaltyp des Bit- die Leukotonalitgneise keine großen geschlossenen Kör- tesch-Gneises im Allgemeinen unter 2 Gew.% Fe2O3(tot) per bilden, sondern mit der sauren Bittesch-Gneis-Varietät rangiert. Die Gehalte an MgO, TiO2, P2O5 sind in den lagenweise wechseln. Immerhin haben zwei der neu ana- SiO2-ärmeren Proben ebenfalls bis zum Doppelten erhöht. lysierten Proben aus dem Abschnitt Schwalbenfelsen-Hei- 105 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Probe MM MM MM MM MM MM MM MM MM MM MM MM 93-15 94-15 95-15 96-15 99-15 100-15 103-15 110-15 139-15 141-15 146-15 148-15 Gestein BG BG BG BG BG BG BG BG BG BG BG BG SiO2 68,25 73,98 69,40 64,92 63,37 70,58 73,10 72,03 71,07 73,78 70,77 71,21 TiO2 0,39 0,14 0,38 0,55 0,61 0,24 0,18 0,24 0,45 0,16 0,23 0,25 Al2O3 16,43 14,79 16,28 17,59 17,74 15,87 15,48 15,61 15,34 14,78 16,23 15,93 Fe2O3 2,55 0,90 2,33 4,40 4,55 1,60 0,81 1,66 2,33 1,45 1,70 1,93 MnO 0,06 0,02 0,03 0,04 0,07 0,02 0,01 0,02 0,02 0,03 0,04 0,04 MgO 1,04 0,39 1,04 1,59 2,15 0,57 0,39 0,58 1,51 0,49 0,49 0,51 CaO 3,55 1,61 2,50 4,08 5,03 2,85 0,98 2,98 3,60 1,63 3,12 2,48 Na2O 4,34 5,23 4,40 4,46 3,99 5,03 5,36 4,78 4,36 4,33 5,50 5,33 K2O 1,89 2,65 3,21 1,77 1,83 1,99 3,32 1,72 1,02 3,00 1,53 1,90 P2O5 0,15 0,06 0,12 0,20 0,26 0,11 0,07 0,12 0,02 0,07 0,09 0,09 SO3 0,01 0,00 0,00 0,07 0,01 0,02 0,00 0,02 0,00 0,00 0,01 0,01 GV 1,04 0,84 1,14 1,14 0,90 0,86 0,78 0,70 0,59 1,26 0,66 0,77 Summe 99,70 100,61 100,83 100,81 100,51 99,74 100,48 100,46 100,31 100,98 100,37 100,45 Rb 57 62 87 65 55 51 61 48 38 86 36 53 Sr 442 345 525 584 766 668 404 671 674 381 706 638 Ba 830 583 845 700 751 649 1.626 580 518 991 929 764 Th u.d.N. 9 u.d.N. u.d.N. u.d.N. u.d.N. 6 u.d.N. u.d.N. 7 4 6 La 20 23 29 21 20 22 27 21 8 28 18 29 Ce 50 45 61 22 39 37 46 41 21 68 38 85 Nd 13 19 23 11 14 17 25 14 u.d.N. 26 12 18 Ga 19 15 18 20 20 16 14 16 15 18 17 20 Nb 8 9 7 11 14 7 4 7 7 7 9 22 Zr 106 57 104 143 146 148 102 137 192 88 123 382 Y 7 17 4 8 14 6 8 8 6 8 u.d.N. 16 Sc u.d.N. u.d.N. u.d.N. u.d.N. 8 u.d.N. u.d.N. 7 9 u.d.N. u.d.N. u.d.N. Pb 11 6 6 u.d.N. u.d.N. u.d.N. 19 u.d.N. u.d.N. 15 10 7 Zn 47 22 43 53 69 22 20 22 30 31 32 30 V 37 5 34 58 67 15 11 11 52 10 18 16 Co 4 0 3 10 9 4 3 3 6 2 3 3 Cr 7 u.d.N. u.d.N. 6 7 u.d.N. u.d.N. 29 51 u.d.N. 6 u.d.N. Ni 9 6 9 15 9 7 7 7 31 6 8 8 Koordinaten RW 713845 713679 713679 714313 714422 714038 713318 713869 714645 714980 712228 712228 HW 414229 414240 414240 414913 414867 414651 412999 416474 414111 413614 417661 417661 Tab. 1. RFA Bittesch-Gneis (BG); Hauptelemente in Gew.%, Spurenelemente in ppm, GV = Glühverlust, u.d.N. = unter der Nachweisgrenze; Koordinaten (RW – Rechtswert, HW – Hochwert) im BMN M34. matkreuz wesentlich saurere granitische bis granodioriti- Es bleibt ferner zu klären, ob die Leukotonalitgneise im sche Zusammensetzung. Die exakte räumliche Verteilung Bereich des Schwalbenfelsens mit dem massigen Bit- der Leukotonalitgneise und ihre Grenzbeziehungen zum ty- tesch-Gneis von Mallersbach (WALDMANN, 1928; BERNROI- pischen Bittesch-Gneis sind bisher nicht ganz klar, da die DER, 1989; FINGER & STURM, 1994) verwandt sind. Nach neu gewonnenen chemischen Daten erst mit dem Gelän- den Daten in BERNROIDER (1989) ist der Bittesch-Gneis von debefund rückgekoppelt werden müssen. Man wird sich Mallersbach durchwegs höher im SiO2 (> 70 Gew.%). Le- nun genauer anschauen müssen, wie die tonalitischen und diglich eine Probe von Bernroider liegt mit 68 Gew.% SiO2 die granitisch-granodioritischen Anteile im Bittesch-Gneis etwas darunter. in den Aufschlüssen verteilt sind. Da die makroskopischen Unterschiede zwischen den Typen aber nicht immer deut- Der zweite Teil dieses Berichtes beschäftigt sich mit der lich sind, dürften diese Untersuchungen nicht ganz einfach Geochemie der Glimmerschiefer des Thayatals. Sowohl werden. Auch im Deformationsgrad sind die Leukotonalit- der Therasburg-, als auch der Pernegg-Komplex werden gneise dem normalen Bittesch-Gneis vergleichbar, aller- ja zu großen Teilen von Glimmerschiefern bis feinkörni- dings fehlen die großen Kalifeldspataugen. gen Paragneisen aufgebaut. Die Glimmerschiefer des Per- 106 negg-Komplexes sind meist silbergrau und straff geschie- Im Dünnschliffbild zweier Proben im Pernegg-Komplex fert und man erkennt bereits mit freiem Auge oft Granat westlich des Umlaufberges (MM 57-15 und MM 59-15) und Staurolith. Im Gegensatz dazu erscheinen die Glim- zeigt sich lagig mobilisierter Quarz (bis 50 %) zwischen merschiefer des Therasburg-Komplexes oft „flatschig“ und Bändern von Muskovit und Chlorit. Biotit ist in Probe verfaltet. Granat tritt oft mit einer Größe bis zu 1 mm auf. MM 57-15 im Modalbestand vergleichsweise häufig (15– Der Staurolith fehlt dort.