Theodor Haubach (1896 – 1945)
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Theodor Haubach (1896 – 1945). Eine politische Biographie Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie des Fachbereichs Geschichtswissenschaft der Universität Hamburg vorgelegt von Peter Zimmermann aus Hamburg Hamburg, im Mai 2002 2 Hauptgutachter: Prof. Dr. Klaus Saul Nebengutachter: Prof. Dr. Axel Schildt Datum der Disputation: 12.Juli 2002 3 Inhaltsverzeichnis Einleitung 6 1. Kindheit und Jugend: Elternhaus – Schule – ‚Wandervogel’ 19 2. Soldat und Literat 1914 - 1918 31 2.1 Soldat 31 2.1.1 Notreifeprüfung und Kriegsfreiwilliger 31 2.1.2 Äußerungen zum individuellen Kriegserleben 39 2.2 Literat 47 2.2.1 ‚Die Dachstube’: Gründung – Mitarbeiter – Funktion 47 2.2.2 Theodor Haubach – ein expressionistischer Autor? 50 2.3 Situation am Ende des Krieges 61 3. Zeit der Orientierung und der Entwicklung von Perspektiven (1918 – 1923) 64 3.1 Der Krieg ist aus: Stationen 64 3.2 Aktivitäten auf kulturellem Feld 72 3.3 Zwischen visionärem Aufbruch und Realpolitik: einen Ort suchen 91 3.3.1 Politisches Handeln (1918 – 1919) 91 3.3.2 Mitarbeit und politische Bekundungen im ‚Tribunal’ 104 3.3.3 Die akademischen Lehrer 116 3.3.4 Momentaufnahme I: Die politisch-ideologische Plattform 130 3.4 In einem ‚sozialen Feld’: Der Freundeskreis in Heidelberg 142 4. Aufbruch: Politiker und Journalist – Hamburg 1923/24 155 4.1 ‚Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter’ im Institut für Auswärtige Politik: Interesse an Außen- und Wehrpolitik 157 4.2 Politisch aktiv in der ‚Vereinigung Republik’: Einsatz gegen die Kommunisten im ‚Hamburger Aufstand’ 167 4.3 ‚Klassenkampf oder Volksgemeinschaft?’ – Engagement bei den Jungsozialisten 180 4.3.1 Zur Struktur der jungsozialistischen Bewegung 180 4.3.2 ‚Ostertagung von Hofgeismar’: Die Hamburger inszenieren mit 186 4.3.3 Gegensätze brechen auf: „Höher als die Nation steht mir die Klasse.“ 196 4.3.4 Theodor Haubach – Gastspiel bei den Jungsozialisten 201 4.4 Momentaufnahme II: Agitation und Aktion – die Konturen werden schärfer 214 5. Für die Partei – in der Partei 222 5.1 Außenpolitischer Redakteur beim ‚Hamburger Echo’ 222 5.1.1 Sozialdemokratische Tageszeitungen 222 4 5.1.2 Der „Staat hat in der Aussenpolitik den vornehmsten Gegenstand seiner lebendigen Tätigkeit“ – Profession und Leidenschaft 224 5.2. Parteiarbeit 261 5.2.1 Auf dem Weg ‚nach oben’: Abgeordneter der Bürgerschaft 262 5.2.2 „Wehrfrage und Sozialdemokratie“ – Mitglied der Wehrkommission der Partei 280 5.3 Momentaufnahme III: Von den Grenzen innerparteilicher Aufstiegschancen für einen ‚jungen Intellektuellen’ 297 6. Für die Republik: Auf der Suche nach Bündnispartnern 312 6.1 „Kamerad Dr.Haubach“ – mit hohem Einsatz im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (1.Phase: 1924 – 1930) 312 6.1.1 Der ‚Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer’ – zu seiner Entstehungsgeschichte und Struktur 312 6.1.2 Arbeit an der Basis – Kampf den „gegen die Republik anrennenden Elementen“ 318 6.1.3 Akzente seiner konzeptionellen Vorstellungen 338 6.2 „Neue Führer [...] müssen der Linken entstehen.“ – Mitbegründer des ‚Klubs vom 3.Oktober’ 353 6.2.1 Zur Struktur und Arbeitsweise des Klubs 353 6.2.2 Republikanisches „Kräftezentrum“ und Karriere-Plattform 361 6.3 Haubach, der ‚Klub’ und das Reichsbanner: ein vorläufiges Resümee 367 7. Zuwenig Widerhall für die ‚republikanische Idee’ – die Weimarer Republik verfällt 372 7.1 Haubachs Wechsel nach Berlin: näher am politischen Zentrum 372 7.2 Der Schock der Septemberwahl 1930 375 7.3 Im Reichsbanner (2.Phase: 1930 – 1933) – „Soldaten der Republik“: Erneuerung des Verbandes gegen „Schlamperei und Liederlichkeit“ 380 7.4 Neue Akzente in den konzeptionellen Vorstellungen Haubachs – die ‚Neuen Blätter für den Sozialismus’ als Sprachrohr 401 7.4.1 Zur Entstehung und zu den Zielen der Zeitschrift 401 7.4.2 Haubach mit Entschiedenheit: gegen die Nationalsozialisten – für die Erneuerung der Partei 410 7.5 Der ‚Preußenschlag’: entscheidender Schlag gegen die republikanische Idee 429 7.6 Momentaufnahme IV: Annäherung an Haubachs Position im politischen Feld 446 8. Im Widerstand 461 8.1 Haubach mobilisiert unverzüglich: aktiv im Untergrund 461 8.1.1 In schwieriger Lebenssituation 461 8.1.2 Spuren illegaler Tätigkeit (1933/34) 469 8.2 Den braunen Machthabern ausgeliefert: Haft im KZ Esterwegen (1934 – 1936) 485 5 8.3 Strategie unter totalitärem Regime: überleben und widerstehen 495 8.3.1 Sich arrangieren in bürgerlichem Milieu: Lebensbedingungen 495 8.3.2 Dissidenz in feinseligem Umfeld: Personen und Wegzeichen 499 8.4 Mitarbeit im ‚Kreisauer Kreis’ 505 8.4.1 Annäherung 505 8.4.2 Konzepte und Aktivitäten 509 8.4.3 Der Widerstand zerbricht: Verhaftung und Hinrichtung Haubachs 531 8.4.4 Im bürgerlichen Widerstand: angelangt bei den eigenen Wurzeln? 547 Schluß 554 Quellen und Literatur 565 Lebenslauf 6 Einleitung Theodor Haubach zählt sicherlich nicht zur ersten Reihe der prominenten Politiker bzw. Publizisten der jüngeren deutschen Geschichte. Er nahm jedoch während der Weimarer Republik in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und anderen republikanisch orientierten Organisationen und Vereinigungen sowie als politi- scher Publizist bereits einen herausgehobenen Rang ein, der dem 1896 geborenen, noch jungen Mann verschiedene Optionen des Aufstiegs versprach. Gezielt und mit intensivem Einsatz suchte er vor 1933 auf das politische Leben der jungen Republik einzuwirken. Bekannt wurde er nach 1945 jedoch vorwiegend über sein Engagement im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Dieser As- pekt war es auch, der in Gedenkveranstaltungen oder Broschüren seiner Partei, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, akzentuiert wurde, solange die Gruppe der Mit-Lebenden noch einflußreich genug war, oder der in den nach ihm benannten Schulen – z.B. in Hamburg und Berlin – thematisiert wird. Der histo- risch interessierte Zeitgenosse, der Lehrer oder auch der Journalist waren lange Zeit auf eine Schrift angewiesen, ein „Gedenkbuch“, das „Freunde und Gefähr- ten“ mit ihren Erinnerungen gestalteten und damit den Blick auch auf Episoden anderer Lebensabschnitte Haubachs lenkten.1 Symptomatisch für die Anlage die- ser verdienstvollen Monographie, deren Beiträger punktuell zu verschiedenen Aktivitäten Haubachs Informationen liefern, die sonst verloren gegangen wären, ist die Tatsache, daß sie überwiegend an den Tod Haubachs, Ergebnis eines Will- kürurteils der NS-Justiz, anknüpfen und damit ihren Erinnerungen, selbst wenn sie weit zurück in die Anfänge der Weimarer Republik gehen, einen wehmütig- freundschaftlichen Grundton geben. In der Tendenz vergleichbar sind Gedenkre- den wie die Walter Pollers2, die Darstellung Haubachs – als „Kuno Laubach“ ver- schlüsselt – in einem autobiographisch angelegten Roman Walter Pohls3, in ver- schiedenen Memoiren wie denen Carl Zuckmayers4 oder in den Erinnerungen von Männern aus der „Gefolgschaft“ des Dichters Stefan George.5 Sie alle ver- spürten den nachvollziehbaren Drang, den Freund zu ehren, und begründeten, ohne dies zu beabsichtigen, ein nur ausschnitthaftes Bild Theodor Haubachs. Auch in der Historiographie überwiegt eine verengte Sichtweise, die sich in plaka- tiven Etikettierungen wie etwa „junger Rechter“6 niederschlägt oder die ihn der „Neuen Rechten“ zuordnet.7 Die Wurzeln derartiger Formulierungen sind oft nicht erkennbar, Begründungen werden nicht geliefert. Eine intensivere und diffe- 1 Hammer, Walter: Theodor Haubach zum Gedächtnis, Frankfurt/M. 1955, S. 3. 2 Poller, Walter: Gedenkblatt für Theodor Haubach. Gedenkfeier am 23. Januar 1954 in Hamburg, Frankfurt/M.-Dortmund 1955. 3 Pohl, Walter: Fluchtburg, Berlin 1955. 4 Zuckmayer, Carl: Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft, Frankfurt/M. 1994, Neuaufl. der 1.Aufl. v. 1966. 5 Landau, Edwin Maria: Die verstreute Schar. Die exilierten Freunde von Stefan George. Vortrag in Luxemburg am 16.1.1968, in IfZ München, Ms 184 oder Bock, Claus Victor: Untergetaucht unter Freunden. Ein Bericht 1942 – 1945, 3.Aufl., Amsterdam 1989, 1.Aufl. 1985. 6 Winkler, Heinrich August: Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930, 2. vollst. durchges. u. korrig. Aufl., Berlin-Bonn 1988, S. 629. Der Vf. übernimmt die Formulierung in diesem Kontext affirmativ. 7 Grebing, Helga: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 8.Aufl., München 1977, S. 201. 7 renziertere Beachtung findet Haubach im Kontext der jungsozialistischen Bewe- gung während der Weimarer Republik in einer Arbeit Franz Walters, wenngleich auch dieser offenbar meint, nicht ohne holzschnittartige Charakterisierungen Haubachs wie „patriotischer Radikalsozialist“ oder „national-republikanischer Marxist“ auskommen zu können, auch wenn sich diese Aussagen nicht aus den Befunden des Kontextes ergeben.8 Einen biographisch breiteren Sektor sucht Do- rothea Beck zu erfassen, indem sie zu einigen Parametern in einer Art Synopse das „Selbstverständnis“ von vier Sozialdemokraten – Theodor Haubach, Julius Leber, Carlo Mierendorff, Kurt Schumacher – darstellt und analysiert.9 Um Prob- lemstellungen wie „Nation und Sozialismus“, „Staat und Macht: Überlegungen zur Wehrfrage“, „Zur Struktur der Partei“ oder „Selbstverständnis und Handeln unter den Bedingungen des Nationalsozialismus“ gruppiert die Autorin – darstel- lend, analysierend und vergleichend – die Vorstellungen der vier Protagonisten. Da sie sich gerade zu Theodor Haubach um die Erschließung gut zugänglicher, nur eben kaum oder gar nicht genutzter Quellen bemühte, zudem verschiedene Phasen und Orte seines Handelns in den Blick nimmt, erreicht der Aufsatz Doro- thea Becks die bislang