Das Politische System Deutschlands
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DAS POLITISCHE SYSTEM DEUTSCHLANDS Bund - Länder - Gemeinden Es gibt drei Ebenen der deutschen Politik: Bund, Land (oder Bundesland) und Gemeinde (Stadt). Der Bund ist das ganze Land Deutschland, mit Hauptstadt in Berlin (offiziell seit 1990, praktisch seit 1999). Die Bundesregierung blieb bis 1999 in Bonn, und einige Ministerien bleiben immer noch da. Die Länder Es gibt 16 Bundesländer mit je einer Landeshauptstadt: Baden-Württemberg (Stuttgart), Bayern (München), Berlin (Berlin), Brandenburg (Potsdam), Bremen (Bremen), Hamburg (Hamburg), Hessen (Wiesbaden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen (Hannover), Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), Rheinland-Pfalz (Mainz), das Saarland (Saarbrücken), Sachsen (Dresden), Sachsen-Anhalt (Madgeburg), Schleswig-Holstein (Kiel) und Thüringen (Erfurt). Jedes Land hat einen Landtag (Landesparlament); in den Stadtstaaten heißen diese Landesparlamente “Abgeordnetenhaus” (Berlin-B) oder “Bürgerschaft” (Bremen-HB und Hamburg-HH). Der Landtag wählt einen Ministerpräsidenten/eine Ministerpräsidentin (Bürgermeister/in in B/HB/HH), der/die eine Landesregierung bildet und verschiedene MinisterInnen (Senatoren/Senatorinnen in B/HB/HH) aussucht. Ein Ministerpräsident hat ungefähr die gleiche Stelle wie ein “governor” in den USA. Eine der wichtigsten Aufgaben der Länder ist die Ausbildung, d.h., die Schulen und Universitäten, genau wie in den USA. Die Gemeinden In jedem Land außer Berlin, Bremen und Hamburg gibt es auch viele Gemeinden (Städte). Jede Stadt hat einen Gemeinderat, der vom Volk gewählt wird, mit einem/einer (Ober)bürgermeister/in an der Spitze. Die Gemeinderäte beschäftigen sich mit Sachen, die die Leute jeden Tag benutzen: die Straßen, die Müllabfuhr, die Busse und Straßenbahnen und U-Bahnen, usw. Der Bundespräsident Der Bundespräsident (die Bundespräsidentin) ist das Staatsoberhaupt (der Staatschef), aber seine Arbeit ist hauptsächlich zeremoniell. Seine Funktion ist eher wie die Funktion eines Königs als die Funktion des amerikanischen Präsidenten. Er wird alle 5 Jahre von der Bundesversammlung gewählt, die aus allen Bundestagsabgeordneten und einer gleichen Zahl von Vertretern aus den Landtagen besteht. Diese Bundesversammlung ist dem amerikanischen electoral college ähnlich. Der Bundespräsident kann nur einmal wiedergewählt werden, d.h., seine Amtszeit kann maximal 10 Jahre dauern. Der Bundespräsident ist seit dem 19. März 2017 Frank-Walter Steinmeier. Der Bundestag Das deutsche Parlament hat zwei Kammern, aber sie funktionieren anders als der amerikanische Kongress mit seinem Abgeordnetenhaus und Senat. Der Bundestag, der theoretisch 598 Abgeordnete hat, ist die wichtigere und mächtigere Kammer. Er wird alle 4 Jahre vom Volk gewählt. Die Hälfte der Abgeordneten (299) wird in Wahlkreisen direkt gewählt, die andere Hälfte (299+) proportional gewählt. Verteilung der Bundestagswahlkreise nach Bundesland (für die Wahl 2017): Baden-Württemberg ............................. 38 Hessen ................................................... 22 Sachsen ..................................................16 Bayern ................................................... 46 Mecklenburg-Vorpommern .................... 6 Sachsen-Anhalt ........................................9 Berlin ..................................................... 12 Niedersachsen ....................................... 30 Schleswig-Holstein .................................11 Brandenburg .......................................... 10 Nordrhein-Westfalen ............................ 64 Thüringen ................................................8 Bremen .................................................... 2 Rheinland-Pfalz ..................................... 15 Insgesamt ............................................299 Hamburg .................................................. 6 Saarland .................................................. 4 Das deutsche Wahlsystem ist kompliziert. Jeder Wähler (man wählt ab 18 Jahren) hat zwei Stimmen. Die erste Stimme ist für eine Person in dem Wahlkreis, in dem der Wähler wohnt. Die Person, die die meisten Stimmen in einem Wahlkreis bekommt, kommt in den Bundestag, d.h., sie wird direkt gewählt und hat ein Direktmandat. Aber der Wähler hat auch eine zweite Stimme, für eine Partei, und diese Stimme ist eigentlich wichtiger. Man verteilt die andere Hälfte der Sitze, damit jede Partei, die bundesweit mindestens 5% der Stimmen bekommt (Sperrklausel oder Fünf-Prozent-Hürde) oder 3 Direktmandate gewinnt, eine Zahl von Abgeordneten hat, die proportional zu ihrer Zahl von Zweitstimmen ist. Die Personen, die diese zweite Hälfte der Sitze bekommen, kommen von den Landeslisten der Parteien: vor der Wahl gibt jede Partei in jedem Land eine rangierte Liste von Personen bekannt, die sie in den Bundestag schicken möchte. Wenn eine Partei, z.B., 5 Sitze “über die Landesliste” bekommt, dann kommen die ersten 5 Personen auf der Landesliste dieser Partei, die nicht direkt gewählt wurden, in den Bundestag. Wenn eine Partei mehr Sitze in einem Land direkt gewinnt, als sie rein proportional bekommen sollte, dann darf sie diese “Überhangmandate” behalten. Seit 2013 bekommen aber die anderen Parteien “Ausgleichsmandate”, um den Effekt der Überhangmandate wiederum auszugleichen, damit die Sitze im Bundestag wirklich exakt proportional nach den Zweitstimmen verteilt werden. Das kann zu einem viel größeren Bundestag führen; der 18. Bundestag (2013 gewählt) hatte ursprünglich z.B. 631 Abgeordnete, also 33 mehr als theoretisch vorgesehen. Ein vereinfachtes Beispiel: Nehmen wir an, dass der Bundestag nur 100 Abgeordnete hat, und dass sie alle aus demselben Land kommen. Fünfzig Abgeordnete werden also direkt gewählt und fünfzig über die Landeslisten. Zweitstimmen (%) Gesamtsitze = Direktmandate + Über die Landesliste Partei A 47% ( ) = 35 + ( ) Partei B 43% ( ) = 15 + ( ) Partei C 10% ( ) = 0 + ( ) Gesamt 100% 100 = 50 + 50 Ein Beispiel mit Überhangmandaten (vor 2013): Zweitstimmen (%) Gesamtsitze = Direktmandate + Über die Landesliste Partei A 40% ( ) = 44 + ( ) Partei B 38% ( ) = 6 + ( ) Partei C 22% ( ) = 0 + ( ) Gesamt 100% ( ) = 50 + ( ) Ein Beispiel mit Überhangmandaten und Ausgleichsmandaten (ab 2013): Zweitstimmen (%) Gesamtsitze = Direktmandate + Über die Landesliste + Ausgleichsmandate Partei A 40% ( ) = 44 + ( ) + ( ) Partei B 38% ( ) = 6 + ( ) + ( ) Partei C 22% ( ) = 0 + ( ) + ( ) Gesamt 100% ( ) = 50 + ( ) + ( ) Der Bundeskanzler und die Bundesregierung Die Partei mit der Mehrheit im Bundestag (oder meistens eine Koalition von Parteien, wenn keine Partei die absolute Mehrheit hat) darf einen Kandidaten für das Amt des Bundeskanzlers stellen. Der Bundeskanzler (die Bundeskanzlerin) ist der Regierungschef (nicht Staatschef, siehe “Bundespräsident”) und leitet die Bundesregierung (= Kabinett = die verschiedenen MinisterInnen, die normalerweise aus den Reihen der Bundestagsabgeordneten der Koalitionsparteien kommen). Es gibt z.B. einen Finanzminister, einen Verteidigungsminister, einen Innenminister, einen Außenminister. Zur Zeit (seit 2013) bilden die CDU/CSU (“Union”) und die SPD eine “Große Koalition” auf Bundesebene. Angela Merkel (CDU) ist Bundeskanzlerin und Sigmar Gabriel (SPD) ist Vizekanzler und Außenminister. Die nächste Bundestagswahl findet am 24. September 2017 statt. Merkel kandidiert wieder für die Union und Martin Schulz ist der Kanzlerkandidat der SPD. (Seit der Gründung der BRD im Jahr 1949 hat Deutschland nur 8 Bundeskanzler gehabt, während die USA 13 Präsidenten gehabt haben.) Der Bundesrat Der Bundesrat ist die zweite Kammer, aber nur diejenigen Gesetze, die die Länder betreffen, brauchen die Zustimmung des Bundesrates. Andere Gesetze kann der Bundestag allein verabschieden. Der Bundesrat wird nicht direkt gewählt; jedes Land schickt 3 (HB/HH/MV/Saar), 4 (B/Brand/RP/Sach/SA/SH/Th), 5 (Hes) oder 6 (BW/Bay/NS/NRW) Personen (meistens sind es die MinisterpräsidentInnen und MinisterInnen) in den Bundesrat, je nach Größe des Landes. Alle Bundesräte eines Landes müssen zusammen stimmen. Es passiert häufig, dass die Oppositionspartei eine Mehrheit im Bundesrat hat, was die Macht der Koalition (Bundestag/Bundesregierung) begrenzt und was Kompromissbereitschaft zwischen den Parteien nötig macht. Die Parteien Die größten Parteien in Deutschland sind die CDU (Christlich-Demokratische Union; konservativ, “schwarz”) und die CSU (Christlich-Soziale Union; die bayerische Schwesterpartei der CDU), die SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands; linksorientiert, “rot”), die FDP (Freie Demokratische Partei; “Liberale”; “gelb”), Bündnis '90/die Grünen (ökologisch) und Die Linke (eine sozialistische Partei, früher PDS [Partei des demokratrischen Sozialismus, die Nachfolgepartei von der alten kommunistischen Partei der DDR]). Neulich ist die Alternative für Deutschland (AfD, rechtspopulistisch, euroskeptisch, blau?) auch dabei. Man hört ab und zu von rechtsradikalen Parteien: z.B. die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) und Die Rechte; diese Parteien sind vor allem gegen Ausländer und werden manchmal aus Protest gegen die großen Parteien gewählt, aber sie haben in letzter Zeit an Bedeutung verloren. Koalitionsmöglichkeiten: “große Koalition” CDU+SPD oder SPD+CDU Bund 1966-69 & 2005-2009 & 2013-jetzt, MV, Saar, Sach schwarz-gelb CDU+FDP Bund 1982-1998 & 2009-2013, NRW rot-grün SPD+Grüne Bund 1998-2005, HB, HH, NS rot-gelb SPD+FDP Bund 1969-1982 rot-rot SPD+Linke Brand schwarz-grün CDU+Grüne Hes rot-rot-grün SPD+Linke+Grüne B, Th (eigentlich Linke+SPD+Grüne) “Kiwi“: grün-schwarz Grüne+CDU BW “Ampel“: rot-gelb-grün SPD+FDP+Grüne RP “Kenia“: schwarz-rot-grün CDU+SPD+Grüne SA “Jamaika“: schwarz-gelb-grün CDU+FDP+Grüne SH [absolute Mehrheit] CSU Bay .