Ausg. Nr. 155 • 30. Juni 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at EuropaforumEuropaforum WachauWachau 20162016

Europa – in Wohlstand geeint, in Krisen gespalten? Seite 9 Foto: Erich Marschik

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, nach dem äußerst knappen Ergebnis des zweiten Wahlgangs zur Bundespräsidentenwahl zwischen Prof. und Norbert Hofer vom 22. Mai hat die FPÖ die Wahl beim Verfassungs- gerichtshof (VfGH) angefochten. Der Vorwurf: Unregelmäßigkeiten und Fehlverhalten bei der Auszählung der Briefwahlstimmen. VfGH- Präsident Gerhart Holzinger kündigte heute, am 30. Juni, an, am 1. Juli um 12 Uhr MEZ (Sommerzeit) das Urteil über die Anfechtung zu veröffentlichen. Wir werden in unserer Ausgabe 156 (erscheint Zu Ehren des Bundespräsidenten S 54 am 28. Juli) natürlich ausführlich darüber berichten! Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 155

Bundespräsident Fischer auf Große Anerkennung für Abschiedsreise 3 Landeshauptmann Hans Niessl 65 Brexit und die Folgen 6 Senioren-Delegation aus Bayreuth UN-Programm startet in Wien 8 im Landhaus in Eisenstadt 66 Hirscher vor Papst und Fischer S 81 21. Europaforum Wachau 9 Auszeichnung für Verdienste um »Wir sind nicht besser als Australien« das Land Burgenland vergeben 67 S. Kurz – OÖNachrichten-Interview 14 Kino für Eisenstadt 68 Maßnahmenpaket zur Integration Kurzmeldungen aus Burgenland 69 von Flüchtlingen 15 Nationalparkzug Neusiedler See 72 Netto-Zuwanderung steigt 2015 16 Güssing: Der nackte Wahnsinn 73 Flüchtlinge am Arbeitsmarkt 17 ------NÖ ist »Europäische Unternehmer- Aus Südtirol 74 region 2017« 18 EU: Gemeinsame Erklärung 75 Intern. Gedenkveranstaltung Belebung der Inlandsnachfrage 76 beim Loibltunnel 19 Manfred Deix † S 98 Van Rompuy zu Gast in Wien 20 Stärkeres Wachstum in risikoreichem Umfeld 78 Wirtschaftsstandort Österreich 21 NÖ: neuland 2016 22 Investitionspaket für Wien 79 Symposium der Marshallplan- 500.000. Unternehmen 80 Jubiläumsstiftung 23 Hirscher vor Papst und Fischer 81 Wien: Lateinamerika-Karibik-Platz 24 Wien: Blick in den Untergrund 83 Weltraumtaugliche Medizin- 400 Jahre Schloß Hellbrunn 86 technologie für Raumstation ISS 25 Kurzmeldungen Chronik 88 Clinton vs. Trump 26 GenussKrone 2016/2017 90 Österreichische NGO als Häferlgucker im historischen Vermittlerin in Kolumbien 28 Teilchenzoo im Quantencomputer S 101 Salzburg 92 Smog-Schnüffler über Korea 30 E. Sabathi ist »Winzer des Jahres« 93 Austrian Music Education in Asien 31 Kurzmeldungen Gastronomie Kurzmeldungen »Österreich, und Kulinarisches 94 Europa und die Welt« 33 Manfred Deix † 95 Kurzmeldungen » kultur« 46 Wittgenstein-Preis 2016 für IST Von Wien nach Tauranga Austria-Professor Peter Jonas 97 Serie von Birgit Anna Krickl 49 Weltbund-Tagung Auslandsöster- Zelman-Preis 2016 98 reichertreffen 2016 in Feldkirch 51 Kurzmeldungen Personalia 99 Zu Ehren des scheidenden Teilchenzoo im Quantencomputer 102 Bundespräsidenten 54 Österreichs großes Kräftemessen 103 Inspiration Fotografie im Belvedere S 106 übernimmt Gast- Werkzeug oder kein Werkzeug? 104 professur an der Uni Innsbruck 56 Inspiration Fotografie 106 Parlamentssanierung eröffnet Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich neue Ein- und Ausblicke 57 Hieroglyphen und Alphabete 110 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Eine Kaiserin hoch zu Ross 114 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Margit Kraker wird erste Frau ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- an Spitze des Rechnungshofs 61 Landesgalerie Niederösterreich 115 torat: Maria Krapfenbauer. Jede Art der Veröffentli- »Burgenland Journal« ImPulsTanz 2016 116 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Große Bürgerbefragung 62 Kurzmeldungen Kultur 118 Seite 1: Erich Marschik. Seite 2: HBF / Peter Lechner; klar.SORA Glaubwürdigkeitsranking 2016; »Beschäftigungsgipfel Süd« 63 Drei neue Naturschauplätze Günter S. Kargl; IQOQI/Harald Ritsch; Belvedere, Erste Regierungssitzung in Oberwart 64 im Stubaital 119 Wien

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 3 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident Fischer auf Abschiedsreise Bundespräsident Heinz Fischer nahm an den Feierlichkeiten zu 25. Jahren Unabhängigkeit der Republik Slowenien teil, anschließend reiste er nach Bozen und Lindau am Bodensee weiter. Foto: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Heinz Fischer (3. v.l.) und seine Frau Margit werden zum Laibacher Kongreßplatz geleitet. nter dem Eindruck des Brexit-Schocks fügte er vor österreichischen Journalisten hin- Von den geladenen Präsidenten der Nachbar- Ufeierte Slowenien am Abend des 24. zu. länder Sloweniens hatte einzig der Ungar Ja- Juni mit hohen Staatsgästen den 25. Jahres- Sloweniens Präsident Borut Pahor rief die nos Ader sein Kommen kurzfristig abgesagt. tag seiner Unabhängigkeit. „Wir werden EU-Staaten auf, nach dem Brexit eine tief- Dafür war auch die Vorsitzende des außen- diese Situation überwinden“, sagte Bundes- greifende Reform der Union in Richtung eines politischen Ausschusses im französischen präsident Heinz Fischer bei seiner Ankunft Bundesstaates zu beginnen. „Wenn nichts pas- Parlament und frühere Europaministerin Eli- im Präsidentenpalast von Ljubljana, wo sich sieren wird, wenn es keine Visionen geben sabeth Guigou nach Ljubljana gekommen. unter anderem seine Kollegen Joachim wird, wird dieser langsame Zerfallsprozeß Sie sprach von einem „traurigen Tag“, doch Gauck (Deutschland) und Sergio Mattarella der Union weitergehen“, warnte der sozial- könnten seine negativen Folgen eingedämmt (Italien) versammelt hatten. demokratische Politiker. Für ein kleines Land werden, wenn die Europäische Union künf- Präsident Gauck sagte in Anspielung auf wie Slowenien sei das Überleben der EU tig besser auf die Wünsche ihrer Bürger ein- den EU-Austritt der Briten, er feiere gerne „von lebenswichtiger Bedeutung“. Daher gehe. mit „Freunden, die treu zu Europa stehen, solle in einer Volksabstimmung darüber ent- Slowenien hatte am 25. Juni 1991 ge- Europa weiterbauen, verteidigen und schö- schieden werden, „ob wir in einer solchen meinsam mit Kroatien seine Unabhängigkeit ner machen wollen“. Bundespräsident Heinz föderalen Union sein wollen“. von Jugoslawien erklärt, das daraufhin in Fischer sagte, es werde jetzt einen „Über- Italiens Präsident Mattarella betonte, dass blutigen Kriegen zerfiel. Bundespräsident gangsprozeß“ von zwei Jahren bis zum Aus- das europäische Projekt „im Namen der jün- Heinz Fischer sagte, die Unabhängigkeit Slo- tritt Großbritanniens geben, „dann werden geren Generation“ neu gestartet werden weniens sei „unvergleichbar“ mit dem Bre- wir wieder geordnete Verhältnisse haben mit müsse. Seine kroatische Amtskollegin Kolin- xit. Während damals „viel Blut geflossen ist 27 Mitgliedern“. „Ich glaube, daß es für da Grabar-Kitarovic forderte, daß die euro- und großer Hass im Spiel war“, gebe es für Großbritannien in Zukunft größere Probleme päischen Bürger „mehr Einheit bei der Ent- den EU-Austritt Großbritanniens Spielre- geben wird als für die Europäische Union“, wicklung des europäischen Projekts zeigen“. geln. Zugleich äußerte er die Hoffnung, daß

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 4 Österreich, Europa und die Welt

nach Slowenien (2004) und Kroatien (2013) auch die anderen früheren jugoslawischen Teilrepubliken der EU beitreten. „Es wird der Tag kommen, wo man sagen kann, der westliche Balkan hat sich integriert in die europäische Familie“, sagte Heinz Fischer. Das werde „ein höheres Maß an Stabilität bringen als es je existiert hat“. Für den Bundespräsidenten war die Teil- nahme an der slowenischen Unabhängig- keitsfeier der Auftakt der letzten Auslands- reise seiner zwölfjährigen Amtszeit. Ur- sprünglich hätte ihn der designierte Bundes- präsident Alexander Van der Bellen beglei- ten sollen, doch verzichtete dieser wegen der laufenden Wahlanfechtung „aus Respekt vor dem Verfassungsgerichtshof“, dessen Ent- scheidung er nicht vorgreifen wolle. Seine 193. Auslandsreise setzte Heinz Fischers am 25. Juni in Südtirol fort:

Abschiedsbesuch in Südtirol Der Bundespräsident und der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher haben Foto: HBF / Peter Lechner Die beiden Staatsoberhäupter mit ihren Gattinen auf dem Weg zum Festakt sich erfreut über die „Entschärfung“ im Kon- flikt um die Brennergrenze gezeigt. „Es zeigt ner-Grenzproblem entschärft hat, nehme ich ger für abgewiesene Flüchtlinge zu werden. sich hier, daß europäische Kooperation die be- mit großer Freude zur Kenntnis“, so Fischer. Fischer war bemüht, dem Konflikt die Schär- ste Form ist, gemeinsame Herausforderun- „Es wäre wirklich etwas sehr, sehr Unange- fe zu nehmen, etwa bei einem Treffen mit gen zu bewältigen“, sagte Kompatscher in nehmes gewesen, wenn es zu einer De-facto- seinem italienischen Amtskollegen Sergio Bozen. „Wir haben wieder festeren Boden Dichtmachung des Brenners gekommen wä- Mattarella im Mai. unter den Füßen“, sagte Heinz Fischer. re.“ Heinz Fischer ließ in Bozen durchblicken, Die Lage am Brenner stelle sich „zur Zeit Die österreichischen Pläne zur Abwehr daß die Lage dramatischer war, als es den sehr ruhig und positiv dar“, sagte Kompat- von MigrantInnen am Brenner hatten zu einer Anschein hatte. „Die Situation war nicht ein- scher bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Belastung der Beziehungen mit Italien ge- fach, und die Entscheidungen, die da getrof- im Bozner Landhaus. „Daß sich das Bren- führt. Südtirol befürchtete, zum Auffangla- fen worden sind, sind manchmal erst in letz- Foto: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Heinz Fischer (Mitte) wurde von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (r.) herzlich empfangen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 5 Österreich, Europa und die Welt ter Minute getroffen worden.“ Er selbst hätte sich eine Abriegelung des Brenners „nicht vorstellen können“, betonte der scheidende Bundespräsident. Heinz Fischer war am späten Vormittag betont herzlich empfangen worden. Vor dem Landhaus in Bozen marschierte eine Schüt- zenkompanie auf, Gewehrsalven und Be- grüßungsschnaps inklusive. Gespielt wurden die österreichische Bundeshymne und die Südtiroler Landeshymne. Nur zwei Carabi- nieri, die am Rand des Platzes standen, er- innerten daran, daß Südtirol zu Italien ge- hört. Landeshauptmann Kompatscher sprach Bundespräsident Heinz Fischer ein „großes Dankeschön“ dafür aus, daß er sich während seiner zwölfjährigen Amtszeit für Südtirol eingesetzt habe. Daß er seine letzte Aus- landsreise in Südtirol absolviere, „sei noch einmal Ausdruck dieser engen Verbunden- Foto: BMWFW / Flemming heit“. Heinz Fischer berichtete, daß ihn seine v.l.: StS Harald Mahrer, Bundespräsident Heinz Fischer, Gräfin Bettina Bernadotte Hochzeitsreise im Jahr 1968 nach Südtirol af Wisborg (Präsidentin des Lindau-Kuratoriums), Cornelia Quennet-Thielen (StSin geführt hatte. Daher treffe es sich „ganz im Bundesministerium für Bildung und Forschung Deutschland) und Jürgen Kluge gut“, daß er nun auch zum Ende seiner Amts- (Vorsitzender der Lindauer Nobelpreisträgerstiftung) zeit „einen abschließenden Besuch in Süd- lung unter dem umstrittenen „Siegesdenk- lentierten JungwissenschaftlerInnen aus über tirol machen kann“, so Heinz Fischer, der mal“ in der Innenstadt. Die Ausstellung soll 80 Ländern zusammenbringen. Die Nach- von seiner Ehefrau Margit begleitet wurde. den unter Diktator Benito Mussolini errich- wuchsforscherInnen haben die Möglichkeit, „Momentan sind wir in einer sehr interes- teten „Faschistentempel“ in einen ausgewo- in Dialog mit ihren Vorbildern zu treten und santen Phase“, sagte Fischer unter Verweis genen historischen Kontext stellen. Vielen internationale Beziehungen in ihrem Fach- auf den Kanzlerwechsel, die Anfechtung der Südtirolern gilt das Denkmal als Symbol der gebiet aufzubauen. Bundespräsidentenwahl und das Brexit- Unterdrückung. „Durch die Vereinbarung über die Betei- Referendum. In diesem Zusammenhang ver- Bedauert wurde in Südtirol, daß Bundes- ligung an den Lindauer Nobelpreisträgerta- sicherte er, daß sich Österreich „auch in Zu- präsident Heinz Fischers designierter Nach- gungen ermöglichen wir talentierten öster- kunft um die Sorgen in Südtirol kümmern folger Alexander Van der Bellen wegen der reichischen Nachwuchswissenschaftlerinnen wird“. laufenden Wahlanfechtung darauf verzichtet und Nachwuchswissenschaftlern auch in den Kompatscher berichtete, daß die beiden hatte, den Bundespräsidenten auf dessen letz- kommenden drei Jahren an dieser einwöchi- auch über den britischen EU-Austritt gespro- ter Auslandsreise zu begleiten. Kompatscher gen Veranstaltung teilzunehmen und sich mit chen haben. „Brexit ist in aller Munde“, hatte die Wahl Van der Bellens begrüßt. Die talentierten Forschenden international zu sagte er. Hauptgesprächsthema war aber die Aussagen des FPÖ-Kandidaten Norbert Ho- vernetzen“, so der Staatssekretär. „In Lindau italienische Verfassungsreform, die in Süd- fer zur Unabhängigkeit Südtirols von Rom haben sie die einzigartige Gelegenheit sich tirol kritisch gesehen wird. Kompatscher waren in Bozen nämlich nicht gut angekom- mit den anwesenden Spitzenforschern aus- pochte diesbezüglich auf eine Absicherung men. zutauschen. Solche Plattformen bringen den der völkerrechtlich garantierten Autonomie Letzte Station der 193. Auslandsreise des Forschungsstandort Österreich weiter voran. für Südtirol. Heinz Fischer sagte, daß es in Bundespräsidenten war Lindau am Boden- Lindau ist die Weltbühne der Wissenschaft, Hinblick auf die Verfassungsreform noch „Be- see, wo bei der 66. Lindauer Nobelpreisträ- wo wir Österreich als attraktiven Wissen- gleit- und Nachverhandlungen“ für Südtirol gertagung er eine Rede hielt. schafts- und Forschungsstandort präsentie- brauche. ren.“ In Anspielung auf die langen Amtszeiten Internationaler Wissenstransfer Österreich steht dieses Jahr besonders im der bisherigen Südtiroler Landeshauptleute für weitere drei Jahre Fokus, da das BMWFW den „International sagte Heinz Fischer, Landeshauptmann Kom- Im Rahmen der Nobelpreisträgertagung Day“ am 27. Juni veranstaltet. Den Auftakt patscher habe „bis zur Pension noch eine hat Österreichs Wirtschafts-Staatssekretär bildete das „Science Breakfast“, das von hübsche Zeit vor sich“. Harald Mahrer ein neues Übereinkommen Univ.-Prof. Anton Zeilinger, dem Präsiden- Der Bundespräsident traf zu Mittag dann zur Beteiligung des Bundesministeriums für ten der Österreichischen Akademie der Wis- auch noch mit Kompatschers Vorgänger Luis Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft senschaften geleitet wird und sich dem The- Durnwalder zusammen, am Nachmittag be- (BMWFW) an den Lindauer Nobelpreisträ- ma „Quantum Information: from Fundamen- suchte er gemeinsam mit dem italienisch- gertagungen unterzeichnet. Es sieht vor, daß tals to a New Technology“ widmete.  sprachigen Bozner Bürgermeister Renzo Ca- die Lindauer Nobelpreisträgertagungen jähr- http://www.hofburg.at ramaschi die neue Dokumentationsausstel- lich rund 40 NobelpreisträgerInnen mit ta- Quellen: APA/PrK, BMWFW

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 6 Österreich, Europa und die Welt Brexit und die Folgen Der EU-Hauptausschuß des Parlaments diskutierte mit Bundeskanzler Christian Kern und Außenminister Sebastian Kurz – Abgeordnete zum Nationalrat plädieren für Stufenmodell bei Rußland-Sanktionen

er Brexit – die Entscheidung der Briten, keit, nach dem Referendum nun rasch Klar- Korun geißelte die EU-Politik als eine Daus der EU austreten zu wollen – be- heit seitens der Briten zu erhalten, auch wenn Verursacherin von Migration. So habe bei- herrschte am 27. Juni auch die Diskussion es juristisch kaum Handhaben gibt, die Bri- spielsweise der Ankauf von Fischereirechten im EU-Hauptausschuß, der im Vorfeld des ten zum Handeln zu zwingen, wie Kern dies vor der Küste Senegals den senegalesischen Europäischen Rats am 28. und 29. Juni. zu- betonte. Dennoch müsse man seitens der EU Fischern ihre Existenzgrundlage entzogen. sammentrat. In der Analyse war man sich klar machen, daß es sich beim Austritt aus Zum anderen exportiere Deutschland Waffen weitgehend einig, daß zu diesem Ausgang des der Union um einen Schritt handelt, der Kon- nach Saudi-Arabien, das den Jemen bombar- Referendums vom 23. Juni nicht nur die Fra- sequenzen nach sich zieht und kein Spiel ist. diere und Demokratiebewegungen in den ge der Migration entscheidend beigetragen Ein Rosinenpicken dürfe es nicht geben, so Nachbarländern unterdrücke, dennoch aber hat, sondern sich bei den Menschen das Ge- Kern, der sich für eine Zurückhaltung im in Wien ein Dialogzentrum betreiben dürfe. fühl breit gemacht hat, die EU habe das Wohl- Hinblick auf Sonderrechte für Großbritan- Hier stelle sich die Frage, wie ernst man sich stands- und Sicherheitsversprechen nicht ein- nien aussprach. Dem pflichtete auch Zweiter nehme. In dieser Analyse gab ihr der Bun- gehalten und zeige in wesentlichen Fragen Nationalratspräsident Karlheinz Kopf bei. deskanzler recht und meinte, hier sei eine keine Problemlösungskompetenz. In diesem andere Politik der EU gefordert. Sinne machten sowohl Bundeskanzler Chri- EU in Migrationspolitik gefordert – Grundsätzlich aber müsse die EU- stian Kern als auch Außenminister Sebastian über das Wie gehen Meinungen Außengrenze besser geschützt werden, sagte Kurz klar, daß die EU nun rasch Handlungs- auseinander der Kanzler. Die EU plane, eine Europäische fähigkeit beweisen müsse. Kern legte dabei In Zusammenhang mit dem Brexit wurde Asylagentur einzurichten, berichtete er, die insbesondere den Fokus auf die Themen Si- auch über die Migration diskutiert, wobei standardisierte Verfahren und einen sinnvol- cherheit, Migration, Wachstum, Beschäf- sich Außenminister Sebastian Kurz dezidiert len Verteilungsschlüssel ausarbeiten und tigung, Investitionen und Umweltpolitik. dafür aussprach, Rückführungsabkommen gewährleisten soll. Darüber hinaus werde Außenminister Sebastian Kurz hält die mit der Entwicklungszusammenarbeit zu ein elektronisches System zur Einreisege- Migrationsfrage für prioritär und meinte, so- verknüpfen. Er hält es für sinnvoll, in dieser nehmigung etabliert, die EU bereite auch ein lange die Flüchtlingsfrage nicht gelöst wird, Frage mehr Druck aufzubauen, indem man Paket zur Betreuung der AsylwerberInnen werde auch das Vertrauen in die EU nicht Ländern Zahlungen vorenthält, wenn sie sich vor Ort vor. Außerdem sei es notwendig, bei steigen. Außerdem erachtet er es für erfor- bei der Rücknahme ihrer StaatsbürgerInnen der Entwicklung der betreffenden Regionen derlich, das Subsidiaritätsprinzip mit Leben nicht kooperativ zeigen. Der Kritik von Alev mitzuhelfen, denn das sei Voraussetzung für zu erfüllen. Hier sei noch viel Luft nach oben, Korun (Grüne) und Katharina Kucharowits die Eindämmung der Flüchtlingsströme. Das meinte er. Man müsse mit den Durchhal- (SPÖ) an dieser Linie hielt er entgegen, wenn Abkommen mit der Türkei verteidigte Kern, teparolen aufhören und auch das ständige man nur ein „global payer“ sein wolle, dann da damit die Zuwanderung in geordnete Bah- Schimpfen auf den Rechtspopulismus habe dürfe man sich nicht wundern, wenn man nen gelenkt worden konnte. Er räumte je- wenig Effekte gebracht. Gefordert sei viel- nicht ernst genommen wird. doch ein, daß die Türkei die Menschen- mehr, anstehende Fragen einer Lösung zuzu- Der Antrag der Grünen auf Stellungnah- rechtsstandards nicht einhält. führen. me mit der Zielrichtung eines einheitlichen Ebenso wertet Europa-Abgeordnete Karin und nachhaltigen EU-Asylsystems fand je- Bundeskanzler Christian Kern Kadenbach (SPÖ) die Frage, auf welcher doch bei den anderen Fraktionen keine Un- für mehr Budgetspielräume Ebene Fragen entschieden werden sollen, für terstützung und wurde somit abgelehnt. Die Neben der Migrationspolitik sieht Kern essentiell. Ihrer Ansicht nach muß man sich Grünen fordern darin, einen fairen verbind- eine Herausforderung in wirtschaftspoliti- daher dem Prozeß des Austausches widmen. lichen Verteilungsmechanismus ankommen- scher Hinsicht. Es gelte, Rahmenbedingun- Die EU müsse auf allen Ebenen gemeinsam der Asylsuchender zwischen allen EU-Mit- gen zu schaffen, um Sozialdumping und un- gesehen werden. Gleichzeitig machte sie auf gliedsstaaten, ferner einen von allen EU- fairen Wettbewerb zu verhindern. In diesem die Schwierigkeit des Prozesses aufmerk- Ländern gespeisten Fonds zur Finanzierung Sinne stelle der Marktwirtschaftsstatus für sam, denn wenn man einen funktionierenden des europäischen Asylsystems und die Ver- China eine sensible Frage dar, wobei es nicht Binnenmarkt wolle, dann brauche man dafür handlung von Rückübernahmeabkommen um Abschottung, sondern um fairen Wettbe- gemeinsame Normen. Für klare Kompeten- ohne Rückgriff auf entwicklungs- und han- werb gehe, hielt der Bundeskanzler fest. Eine zen sprach sich auch der Zweite National- delspolitische Maßnahmen. Die Grünen wesentliche Frage komme dabei dem Stahl- ratspräsident Karlheinz Kopf aus. An der Ent- drängen zudem auf nachhaltige und signifi- sektor zu. Auch die Entsenderichtlinie habe flechtung der Kompetenzen und an der kante EU-Investitionen in Herkunfts- bzw. insofern nicht die gewünschten Auswirkun- Subsidiarität gehe kein Weg vorbei, so Kopf. Transitländer von Flüchtenden, um Fluchtur- gen gebracht, als zwar viele Strafen ausge- Weitgehende Übereinstimmung gab es sachen und Sekundärmigration effektiv sprochen werden, lediglich fünf Prozent aber im Ausschuß hinsichtlich der Notwendig- anzusprechen. vollzogen werden können.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 7 Österreich, Europa und die Welt

Grün-Abgeordneter Bruno Rossmann falsche Hoffnungen zu geben, vielmehr hät- an Großbritannien, die der Rat im Februar griff den Faden auf und stellte einmal mehr ten die Menschen ein Anrecht darauf, daß 2016 getätigt hat, nicht unter den Tisch fal- fest, die europäische Idee habe durch eine die Probleme gelöst werden. len zu lassen. Dazu gehöre die stärkere Be- verfehlte Fiskal- und Steuerpolitik schweren rücksichtigung nationaler Parlamente und Schaden genommen. Die Austeritätspolitik SPÖ: EU hat es nicht geschafft, eine die Anpassung der Sozialleistungen für EU- habe die Probleme nicht gelöst, sondern ver- Wohlstandsperspektive zu geben BürgerInnen anderer Staaten. stärkt, die Arbeitslosigkeit sei ebenso gestie- Auch seitens der Abgeordneten drängte gen wie die Staatsschulden und die Vermö- man auf rasche Lösung konkreter Probleme. FPÖ kritisiert zentralistischen gensverteilung klaffe immer mehr auseinan- SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder nannte Ansatz der EU der. Daher muß seiner Meinung nach der Fra- in diesem Zusammenhang Wirtschaftswachs- Die Frustration bei den EU-BürgerInnen ge der Sozialunion und der Verteilungsge- tum, soziale Mindeststandards und Arbeit- sei tiefgreifender als angenommen, so das rechtigkeit wieder mehr Raum gegeben wer- nehmerInnenrechte als zentrale Themen, Resümee von FPÖ-Klubobmann Heinz Chri- den. Rossmann drängte daher auf neue Spiel- außerdem müsse die Außenpolitik der EU stian Strache. Diese sei nicht nur durch die regeln in der Budgetpolitik, etwa durch die bessere Antworten geben. Viele Maßnahmen Migration und die schwachen EU-Außen- goldene Investitionsregel. Auch müsse ag- könnten die BürgerInnen nicht nachvollzie- grenzen begründet, sondern auch dadurch, gressive Steuerplanung und Steuerdumping hen, meinte Gisela Wurm (SPÖ). In gleicher daß die EU ihre eigenen Beschlüsse nicht vermieden werden. Weise kritisierte Josef Cap (ebenfalls SPÖ), umsetzt, wie etwa die Maastricht-Regeln. So- Diese Ansicht teilte weitgehend auch der daß die EU es derzeit nicht schaffe, eine mit habe sich die EU zu einer Schuldenunion Bundeskanzler, der über den Stabilitätspakt Wohlstandsperspektive zu geben. Auch bei entwickelt. diskutieren möchte. Für Infrastruktur- und der Erweiterung sei offensichtlich kein Kon- Die FPÖ sieht den Austritt Großbritan- Umweltschutzprojekte brauche man mehr zept dahinter gestanden, was die gemeinsa- niens insofern nicht so dramatisch, als die Spielraum, sagte er, gab gleichzeitig aber zu men Wertegrundlagen betrifft. wirtschaftliche Zusammenarbeit ja bleiben bedenken, daß es dafür eines längeren Ab- Cap rief daher zu einer kritischen Re- könne. Der Gründung der EU sei ein wirt- stimmungswegs mit dem Koalitionspartner flexion auf und plädierte eindringlich dafür, schaftspolitischer Ansatz vorangegangen, ar- bedürfe. Steuervermeidung, ob legal oder für das Friedens-, Sozial- und Kulturprojekt gumentierte Strache, daraus sei aber ein zen- illegal, hält er für inakzeptabel, die EU setze zu kämpfen. Das Primat der Politik müsse tralistisch politischer Ansatz geworden. Man aber erste Schritte dagegen. wieder her, so seine Forderung, die Vorgänge müsse das nüchtern sehen und respektieren, um CETA und TTIP seien in dieser Hinsicht wenn die Briten einen uneingeschränkten Brexit hat EU in gewisser großes Gift gewesen. Freihandel wollen, meinte Johannes Hübner Weise unvorbereitet getroffen Cap und Schieder waren sich einig, daß (FPÖ), daraus entstehe kein Schaden und das Ein großer Teil der Diskussion im Aus- Großbritannien nicht unbeteiligt daran ist, daß sei auch kein Rosinenpicken. Das Friedens- schuß war der allgemeinen europapoliti- die EU so ist wie sie ist. Auch sei das Land projekt habe auch als Wirtschaftsprojekt Zu- schen Bedeutung des Brexit gewidmet. In gut behandelt worden, das Referendum zei- kunft, ergänzte Strache. gewisser Weise habe dieser die EU unvorbe- ge, daß es nicht gut ist, jemandem Vorteile Gegen eine zentralistische Entwicklung reitet getroffen, sagte Bundeskanzler Chri- einzuräumen. Alle müssten gleich behandelt sprach sich auch der Dritte Nationalratsprä- stian Kern mit Blick auf die Turbulenzen am werden, so Schieder. Folgereferenden in an- sident Norbert Hofer (FPÖ) aus. Er stellt in Aktienmarkt und bei den Währungen. Stra- deren Ländern hält Cap für nicht sinnvoll, Frage, ob die Agrarpolitik tatsächlich verge- tegie müsse es nun sein, die Auswirkungen denn dann müsse man sich überlegen, ob meinschaftet sein muss und sich die EU mit so klein wie möglich zu halten, wobei laut Washington oder Peking entscheidet. Kleinigkeiten wie Traktorensitze befassen Aussage von Moody’s Österreich wahr- muß. Für Österreich stelle sich nun die Fra- scheinlich jenes Land ist, dass am wenigsten ÖVP: Nationale Parlamente und ge, ob sich die EU im Sinne von mehr Sub- davon betroffen sein wird. Man sei gut bera- Subsidiaritätsprinzip stärker beachten sidiarität entwickelt oder im Sinne von mehr ten, nicht kurzfristig schnelle Antworten auf Den Hauptgrund für die Entscheidung Zentralismus, denn dann würde sie sich von eine komplexe Materie zu geben, so der der Briten ortet Zweiter Nationalratspräsi- den Menschen entfernen. Sowohl Hofer als Bundeskanzler. dent Karlheinz Kopf im Unmut über fehlen- auch Strache traten dafür ein, daß Volk zu Der Außenminister hofft, daß der Aus- de Lösungskompetenz, wobei Kopf wie ÖVP- befragen, sollte es zu neuen Verträgen kom- gang des Referendums nicht zu einem weite- Klubobmann Reinhold Lopatka die ungelö- men. ren Auseinanderdriften der Union führt, und ste Migrationsfrage sowie die Unfähigkeit, unterstrich die Notwendigkeit, die Einheit die Außengrenzen zu schützen, als wesentli- Grüne: Vertiefung in Wirtschafts- und der 27 Mitgliedsländer zu wahren. In diesem che Faktoren für das Nein der Briten zur EU Finanzangelegenheiten notwendig Zusammenhang übte er leise Kritik am Aus- sehen. Bei der Finanzkrise sei noch Bereit- Im Gegensatz dazu hielt Werner Kogler senministertreffen der sechs Gründerstaaten. schaft zur Lösung da gewesen, im Hinblick von den Grünen eine weitere Vertiefung bei Es sei wichtig, einander auf Augenhöhe zu auf die Migrationsfrage gebe es diese nicht, Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten für begegnen und füreinander Verständnis zu stellte Lopatka mit Bedauern fest. Er warnte notwendig, um gegen die Macht internatio- entwickeln. Eine moralische Überlegenheit jedoch davor, falsche Schlüsse zu ziehen. naler Konzerne und gegen Finanzspekulatio- dürfe es nicht geben. Die Menschen hätten Ein Problem sieht er auch darin, daß die nen vorzugehen. Dies habe Großbritannien zudem auch oft das Gefühl, daß die EU ein EU zu stark gewachsen ist und die Unter- bisher blockiert, sagte Kogler und rief dazu Projekt der Eliten sei, was sie nicht sein dür- schiede unter den Ländern noch sehr groß auf, jetzt nicht die Nerven wegzuschmeißen. fe. Der Außenminister warnte zudem davor, sind. Daher plädierte er dafür, die Zusagen Selbstverständlich werde man den Briten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 8 Österreich, Europa und die Welt nicht die Türen zuschlagen, aber es müsse gativen Auswirkungen für die Wirtschaft auf Für die Freiheitlichen war dieser Antrag Klarheit geschaffen werden. Kogler zeigte beiden Seiten seien erheblich. Sanktionen jedoch zu wenig. Statt Sanktionen zu ver- durchaus Sympathien für die Schotten und seien jedoch kein Selbstzweck, weshalb man hängen, wäre es besser gewesen, als neutra- stellte die Frage in den Raum, ob sich die EU sich überlegen müsse, ob ein Stufenmodell ler Vermittler zu agieren, meinte FPÖ-Klub- in unterschiedlichen Geschwindigkeiten nicht besser geeignet wäre, das darauf ab- obmann Heinz Christian Strache. Österreich weiter entwickelt. zielt, Fortschritte in der Umsetzung der Mins- habe sich damit wirtschaftlich und politisch ker Abkommen unmittelbar durch schritt- ins eigene Fleisch geschnitten, sagte er und NEOS für eine föderale weise Sanktionsminderungen anzuerkennen. legte namens seiner Fraktion einen Antrag politische Union Auch Bundeskanzler Christian Kern auf Stellungnahme vor, in dem die Bundes- Rainer Hable von den NEOS glaubt, daß schloß sich dieser Einschätzung an und regierung aufgefordert wird, sich mit Nach- der Brexit auf Grund des knappen Ergebnis- wünschte sich ein Monitoring für die Reali- druck für die Aufhebung der Wirtschaftssank- ses nicht vom Tisch ist. Auch ein Verbleib sierung der Vereinbarungen. Außenminister tionen gegen Rußland auszusprechen. Dieser der Briten bei der EU würde seiner Meinung Sebastian Kurz bedauerte, daß die Rußland- Antrag fand keine Zustimmung bei den an- nach Probleme verursachen, denn die Zusa- Sanktionen ohne Diskussion verlängert wur- deren Fraktionen.  gen, die der Rat im Februar 2016 gegenüber den. Ihm zufolge müßte man eher versuchen, http://www.parlament.gv.at den Briten gemacht hat, erfülle einen über- den Kontakt zu Rußland zu stärken. Quelle: Parlamentskorrespondenz zeugten Europäer nicht mit Freude, sagte er. Großbritannien hätte sich vom gemeinsamen Ziel abgemeldet, man hätte eine Gemein- schaft gehabt, die in unterschiedliche Rich- UN-Programm zu Schutz und tungen fährt. nachhaltigem Management großer Hable sieht in der aktuellen Situation auch eine Chance, mit dem „ständigen Durch- Flüsse startet in Wien wurschteln“ aufzuhören. Man stehe an einer Weggabelung in Richtung einer fortgeschrit- asser spielt eine zentrale Rolle bei der Als Bestätigung seiner aktiven Rolle in tenen Freihandelsunion oder in Richtung WBewältigung von Schlüsselherausfor- diesem Bereich wurde Österreich Mitte Juni einer politischen Union. Die NEOS stünden derungen der Entwicklung, nachhaltiges 2015 als Vize-Präsident und Vertreter der jedenfalls für eine föderale politische Union „Wassermanagement“ ist ein wichtiges Ziel Staaten Westeuropas und Nordamerikas in mit einer sinnvollen Kompetenzverteilung. der Agenda 2030. Die Vereinten Nationen das für Wasser-Fragen zuständige intergou- sprechen sich für mehr internationale Zu- vernementale UNESCO-Gremium „Interna- Team Stronach: Wenn jetzt sammenarbeit und Vernetzung im Bereich tional Hydrological Programme“ in Paris Fehler passieren, zerfällt die EU der „Schüsselressource“ Wasser aus. gewählt. Alles hänge davon ab, wie sich die Union Auf Initiative Österreichs beraten in der Der Generalsekretär des Außenministe- nun verhält, meinte Waltraud Dietrich vom letzten Juniwoche in Wien Wasser-Experten riums, Michael Linhart, sieht den Erfolg als Team Stronach. Wenn jetzt Fehler passieren, aus mehr als 30 Ländern, unter anderem aus Anerkennung des österreichischen Engage- werde die EU zerfallen. Auch Dietrich ortet Rußland, China, Brasilien, Ägypten, Äthio- ments im internationalen Kontext: „Es ist die Unzufriedenheit mit der EU in dem Ge- pien, Kongo, Deutschland, Frankreich, Tür- wichtig, das nachhaltige Management und fühl der Menschen, daß es ihnen schlechter kei, Irak, Iran und Indonesien, über Maß- den Schutz der Schlüsselressource Wasser geht. Großen Anteil an der Unzufriedenheit nahmen zum Schutz großer Flüsse. In dem auf globaler Ebene voranzutreiben. Die haben ihrer Ansicht nach die Migrationspoli- politisch sensiblen Themenbereich – in einer „Word Large Rivers‘ Initiative“ zeigt ein- tik und Willkommenskultur, die den Ein- Reihe der vertretenen Länder bestehen Kon- drücklich den Mehrwert der österreichischen druck der Handlungsunfähigkeit vermittelt. flikte um die Nutzung grenzüberschreitender Mitgliedschaft in UN-Gremien für die hei- Das Abkommen mit der Türkei kritisierte Die- Flussgewässer – existieren bislang erhebli- mische Wissenschaft und Forschung. Wir se- trich scharf, ihr zu Folge erpreßt die Türkei che Hürden in der internationalen Zusam- hen hier, daß Expertise aus Österreich inter- die EU. Die EU müsse endlich zeigen, daß menarbeit. Die Teilnehmer haben sich auf national anerkannt ist und Glaubwürdigkeit sie handlungsfähig ist, betonte Dietrich. Vorschlag Österreichs zum Ziel gesetzt, besitzt.“ einen ersten globalen Statusbericht für große Bei der Konferenz in Wien wird es auch Rußland-Sanktionen: EU-Haupt- Flüsse zu erstellen. um den Austausch über konkrete Schutz- ausschuss regt Stufenmodell an Die UNESCO, die UN-Organisation für Maßnahmen und best practices zu Wasser- Mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grü- Bildung, Wissenschaft und Kultur, beschloss relevanten Themen gehen, konkrete Erfah- nen wurde ein Antrag auf Mitteilung ange- im Juni 2014 einstimmig die österreichische rungen aus der EU-Donauraumstrategie sol- nommen, in dem sich die Abgeordneten für „World’s Large Rivers Initiative“. Damit len einfließen. eine Änderung im Umgang mit den Sanktio- wird erstmals ein globaler Rahmen für die „Die österreichische Initiative und der nen gegen Rußland aussprechen und ein Stu- Verbindung von Forschung und Management ‚ Large Rivers‘ Dialogue‘ tragen da- fenmodell anregen. Wie Erstunterzeichner großer Flüsse geschaffen. Die Initiative ging zu bei, Wien als Drehscheibe für Dialog und Karlheinz Kopf ausführte, seien die Minsker von der Wiener Universität für Bodenkultur internationalen Austausch zur Schlüsselres- Abkommen bislang nur in sehr geringem Aus- und dem dort angesiedelten UNESCO- Lehr- source Wasser zu positionieren“, so General- maß umgesetzt worden. Die Sanktionen hät- stuhl für „Integrated River Research and sekretär Linhart abschließend.  ten bislang ihren Zweck nicht erfüllt, die ne- Management“ aus. http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 9 Österreich, Europa und die Welt 21. Europaforum Wachau Europäische Union muß Flüchtlingsfrage gemeinsam lösen – Kann nicht sein, daß einige Mitgliedsländer der EU die Solidarität verweigern Foto: Erich Marschik

Vor der Göttweiger Stiftskirche (v.l.): Prof. Paul Lendvai, Abt Columban Luser, Landesrätin Barbara Schwarz (Präsidentin des Europaforums), Landeshauptmann^ Erwin Pröll, Daniel Mitov (Bulgariens Außenminister), Lazar Comanescu (Rumäniens Außenminister), Miro Kovac (Kroatiens Außenminister), Johannes Hahn (EU-Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen) und Österreichs Außenminister Sebastian Kurz.

ie EU muß gemeinsam das Flücht- politik“. Moderiert wurde die Veranstaltung und das bringt die Gefahr mit sich, daß das Dlingsproblem lösen. Diese Frage ist die auch heuer wieder in bewährter Form von größere Europa immer mehr und mehr in das Nagelprobe für die EU, daran wird sich zei- Prof. Paul Lendvai. Nationale zerfällt. Das ist der Nährboden, gen, ob in Europa die gelebte Solidarität Seit 21 Jahren diene das Europa-Forum auf dem Nationalismus und Populismus stärker ist als der nationale Egoismus“, sagte zur kritischen Auseinandersetzung mit ak- wachsen können und wachsen werden. Das Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin tuellen Entwicklungen auf dem Kontinent kann nicht die Zukunft Europas sein und das Pröll am 11. Juni im Zuge der Eröffnung des und zur Kontakt-Aufnahme und Kontakt- darf nicht die Zukunft Europas sein.“ diesjährigen Europa-Forums Wachau im Pflege zwischen Ländern, Regionen und Per- „Nationalismus und Populismus sind die Stift Göttweig. Bis 12. Juni stand dort das sonen, betonte der Landeshauptmann. Das Spaltpilze Europas und führen ins Verder- Thema „Europa – in Wohlstand geeint, in Ziel sei in all den 21 Jahren gleich geblieben, ben“, betonte Pröll in seiner Rede: „Schon Krisen gespalten“ im Zentrum der Referate so Pröll: „Wir wollen mit unseren Ge- die europäischen Gründungsväter haben ge- und Arbeitskreise. Den diesjährigen Vorsitz sprächen über Europa das Bewußtsein für wußt: Nur wenn der Völkerhass, der natio- führten Außenminister Sebastian Kurz und Europa stärken.“ Dabei habe die Euro- nale Egoismus und der Nationalismus über- der Landeshauptmann. In vier Arbeitskrei- päische Union „mit Sicherheit schon bessere wunden werden können, kann es auch gelin- sen beschäftigten sich die ExpertInnen und Zeiten erlebt“, meinte er: „Die Situation ist gen, dauerhaft Frieden in Europa zu fixie- TeilnehmerInnen mit den Themenschwer- geprägt von der Flüchtlingskrise, eine Reihe ren.“ punkten „Die EU, ein relevanter sicherheits- von anderen Krisen ist noch nicht endgültig politischer Akteur für das 21. Jahrhundert?“, bewältigt und es gibt Länder, die sich mit Nagelprobe Flüchtlinge „Globale Krisen – regionale Lösungen“, dem Gedanken tragen, aus dem gemeinsa- Die Frage der Flüchtlinge sei „Nagel- „Wirtschaftswachstum – Sozialunion – Nach- men Europa auszusteigen“, sagte der Lan- probe für die EU“, betonte Pröll: „So wie mit haltigkeit: europäische Quadratur des Krei- deshauptmann: „Immer öfter bröckelt der der Flüchtlingsnot derzeit umgegangen wird, ses?“ sowie „Die sanfte Macht der Kultur: europäische Gemeinschaftssinn, immer deut- kann es auf Dauer nicht funktionieren. Es Kulturdiplomatie als Weg der EU-Außen- licher verliert der europäische Geist an Kraft kann nicht sein, daß einige Mitgliedsländer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 10 Österreich, Europa und die Welt Fotos: Erich Marschik Am zweiten Tag (v.l.): Wilhelm Molterer (Geschäftsführender Direktor des Europäischen Fonds für Strategische Investitionen), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Landesrätin Barbara Schwarz (Präsidentin des Europaforums), Prof. Vaclav Klaus (ehema- liger Präsident und Premierminister der Tschechischen Republik), Landeshauptmann Erwin Pröll und Franz-Josef Lersch-Mense (Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen) die Solidarität verweigern, noch dazu jene, das jetzt zur Zerreißprobe? Immer wieder die sich nach dem Zerfall des Kommunis- hat es die Europäische Union geschafft, alle mus der Solidarität der anderen sicher sein diese Herausfor- derungen, etwa auch die konnten.“ Es sei „unverständlich, daß in Erweiterungen in den Osten, mit Bravour zu einem Land die Flüchtlingsproblematik be- lösen und weiterzugehen“, so Schwarz. wältigt wird, und 50 Kilometer weiter gesagt Uns allen müsse bewußt sein, daß wir uns wird: Das geht uns nichts an – da machen auf einem Weg befänden und daß Wege nicht wir nicht mit“, so der Landeshauptmann. immer glatt asphaltiert seien, sondern daß es Wer die Rechte einer Gemeinschaft bean- Stolpersteine und Frostaufbrüche gebe. Das spruche, der müsse auch wissen, daß er Ver- betreffe auch den Weg dieser Europäischen pflichtungen habe: „Nur so kann Solidarität Union. funktionieren, nur so können Partnerschaft „Es lohnt sich aber allemal, immer wie- und Nachbarschaft funktionieren und nur so der zu versuchen, diese Wege zu reparieren hat Europa Bestand.“ und weiter zu gehen. Auch jetzt, im heurigen Jahr, sind es viele neue Herausforderungen, Existenzgarantie im die uns beschäftigen, an die wir denken. Es weltweiten Konkurrenzkampf ist beispielsweise das endlose Verhandeln mit „Die EU muß als Existenzgarantie im Griechenland, von dem niemand weiß, wie weltweiten Konkurrenzkampf wahrgenom- es ausgehen wird, wo es heute heißt, daß wir men werden“, sprach der Landeshauptmann es geschafft haben, und morgen heißt es, es einen weiteren Aspekt an. Im Vergleich zu Landeshauptmann Erwin Pröll ist wieder alles ganz anders.“ den großen Wirtschaftsräumen wie Amerika, wird Europa auch von den Menschen ent- Es sei eine große Herausforderung für die China, Indien, Afrika und Rußland wirke das sprechend wahrgenommen.“ Europäische Union, so die Landesrätin, mit große Europa relativ bescheiden, und das Flüchtlingsströmen fertigzuwerden. Es gebe werde vor allem auch im Zusammenhang mit Schwarz fordert Zurückbesinnen da auch viele Länder, die sich alleingelassen den Nationalstaaten in diesem Gefüge klar: „Eine lange Liste an prominenten Gästen. fühlen, da es keine europäische Lösung gebe. „Unter diesen Größenverhältnissen sprechen Sie alle seien mir herzlich begrüßt hier in „Wie gehen wir um mit der Herausforde- wir über globale Herausforderungen wie Kli- Göttweig“, so die Präsidentin des Europa-Fo- rung, wenn diese Isolation, wenn dieses Ge- mawandel, Wirtschaftsinteressen, Geldströme rums Wachau, Landesrätin Barbara Schwarz. fühl des Alleinebewältigens vielleicht für und Terrorismus. Kein Land in Europa ist „20 Jahre Europa-Forum Wachau: In diesen manche Länder bedeutet, daß sie so – wie groß genug, um sich alleine im globalen 20 Jahren sind wir immer wieder hier am Großbritannien – plötzlich offen wieder über Wettbewerb behaupten zu können und beste- Berg gesessen, gestanden, haben diskutiert einen Austritt nachzudenken beginnen? Was hen zu können. Nur als starke Gemeinschaft und haben immer wieder das Gefühl gehabt, wird das mit der Europäischen Union tun?“ und gemeinsamer Wirtschaftsblock haben gerade jetzt steht Europa vor einer besonde- Es gebe nur eine einzige Antwort, wie wir wir eine Chance, den anderen Großmächten ren Herausforderung. Immer wieder ist so dem entgegen treten könnten, die sei, daß etwas entgegen zu setzen. Diese Rolle muß ein bißchen Unsicherheit mitgeklungen, wer- wir uns der Wurzeln dieser Europäischen das gemeinsame Europa wahrnehmen, dann den wir das bewältigen können, oder wird Union besinnen würden, des Gedankens der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 11 Österreich, Europa und die Welt

Freiheit, des Friedens und der Solidarität in Herausforderung. Es sei ein Jahr der Jubi- Europa. Dann werde es uns auch gelingen, in läen. „Wir haben 200 Jahre Wiener Kon- greß, dieser gemeinsamen Europäischen Verant- 70 Jahre Kriegsende, 60 Jahre Staatsvertrag. wortung Lösungen zu finden. „Dann wird es Überall wird erwartet, daß der Außenminister vielleicht für den einen oder anderen Natio- den Blick zurückwirft, was im Falle eines nalstaat einmal heißen, Eigeninteressen auf- 28jährigen eine durchaus ordentliche Her- zugeben, sie in Richtung Europäische Union ausforderung ist, nachdem ich viele dieser abzugeben, wenn es etwa gilt, die europäi- Jubiläen nicht einmal ansatzweise miterlebt sche Außenpolitik, eine europäische Armee habe“, begann der Bundesminister für Euro- zu diskutieren, da sind wir gefordert, das ha- pa, Integration und Äußeres, Sebastian Kurz, ben wir zu lernen“, so Schwarz. seine Rede. Im Falle von „20 Jahre Beitritt Öster- Mitterlehner: Auseinander- reichs in die Europäische Union“ und „20 setzung ist wichtig Jahre Europa-Forum Wachau“ sei das schon Vizekanzler und Bundesminister Reinhold etwas leichter, das gehe sich zumindest Mitterlehner bedankte sich dafür, daß diese knapp aus. Einrichtung fast schon ein Vierteljahrhun- „Wenn ich also den Blick zurückwerfen dert aufrecht erhalten werde. „Wir sind Eu- darf, was Österreichs Geschichte in der Eu- ropa und die Auseinandersetzung ist, wie Landesrätin Barbara Schwarz ropäischen Union betrifft, so kann man man an den Themen bemerkt hat, wichtig“, durchaus selbstbewußt sagen, daß die Ent- stellte Mitterlehner auch die Frage ob man scheidung nicht nur eine richtige war, bei ein Haus gebaut habe, „das von der Kon- diesem großen Friedens- und Erfolgsprojekt struktion ein Schönwetter-Haus ist“. Es sei teilzunehmen, sondern, daß es eine Ent- aber nicht entscheidend, ob die Gründerväter scheidung war und ist, von der wir ungemein diese Problematik erkannt hätten. So sei die profitiert haben. Damit meine ich jetzt gar EU letztlich eine Reaktion auf die Krise ge- nicht nur, daß unsere Regionen wie Nieder- wesen. „Wir definieren uns am Projekt. Wir österreich damit ins Zentrum Europas ge- definieren uns an der Krise“, betonte Mit- rückt sind, damit meine ich auch gar nicht terlehner, daß die Frage nicht sei, ob der Bau nur, daß wir wirtschaftlich und durch die richtig sei, denn es sei „die Idee richtig“. Schaffung neuer Arbeitsplätze in Österreich „Wir haben auch viel erreicht“, hob er den massiv davon profitiert haben, sondern gera- Frieden und die damit verbundene längste de als junger Mensch erlebt man tagtäglich, Friedensperiode hervor. „Europa wird immer welche Freiheit uns Europa bietet, überall noch zitiert als das Modell, das andere Na- leben zu dürfen, überall arbeiten zu dürfen, tionen anstreben.“ Die EU müsse „big on big überall studieren zu dürfen. Gerade junge things and small on small things“ sein. Ein Menschen nutzen das aus, und das ist gut weiterer Punkt seien die gesellschaftlichen so“, so Kurz. „Wenn wir bei diesem Europa- Herausforderungen. „Europa ist lern-, Euro- Forum jetzt die Frage stellen: ,Stößt Europa pa ist vor allem entwicklungsfähig. Es ist Minister Reinhold Mitterlehner an seine Grenzen?‘, dann kann man wahr- ‚work in progress“‘, so Mitterlehner. scheinlich ganz einfach darauf antworten, daß wir zwar in schwierigen Zeiten leben, Kovac: Stolz auf das Erreichte aber ob Europa deshalb an seine Grenzen Miro Kovaè, der Minister für auswärtige stoßen muß, das hängt wahrscheinlich ganz und europäische Angelegenheiten der Repu- davon ab, wie wir mit diesen Herausforde- blik Kroatien, meinte: „Die EU hat immer rungen umgehen.“ wieder bewiesen, daß es ihr gelingt, aus Der Außenminister glaubt auch, daß ge- Krisen stärker hervorzugehen.“ Auch er nau in so einer schwierigen Zeit ganz zu- bezog sich auf die Gründungsväter: „Sie wa- recht auch die Diskussionen lauter werden, ren stolz auf die Errungenschaften ihrer Län- wie sich die Europäische Union verändern

der, aber sie strebten auch eine gemeinsame sollte. „Da haben insbesondere die Briten Zukunft^ an.“ Man könne stolz auf das Er- eine Diskussion angestoßen, die man nicht reichte sein, so Kovac: „Die EU ist eine Er- ganz einfach wegwischen und mit einem folgsgeschichte, sie hat Frieden und Wohl- ,njet‘ abtun sollte. Es gibt einige Vorschläge stand geschaffen.“ der Briten, die wir zurecht nicht teilen, aber, wenn man genauer hinsieht, da merkt man Kurz: Es braucht doch schnell, daß die Briten eigentlich ei- eine offene Diskussion nige Probleme ansprechen, die uns in Öster-

Das Jahr 2015 sei für einen Außenmi- Fotos: Erich Marschik reich und in vielen anderen Ländern eins zu nister in Österreich durchaus eine gewisse Außenminister Miro Kovac ^ eins genauso betreffen. Sie Briten sprechen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 12 Österreich, Europa und die Welt an, daß es ein Mehr an Subsidiarität braucht, davon, wenn wir das tun, wird Europa auch daß Europa stärker werden sollte in den gros- nicht an seine Grenzen stoßen, sondern auf sen Fragen, wenn es um Außen-, Verteidi- all die anstehenden Probleme und Heraus- gungs- aber auch Energiepolitik geht, sich forderungen die passenden Lösungen finden dafür aber zurücknehmen sollte in den klei- und ein Projekt nicht nur mit einer großen nen Angelegenheiten. Das ist ein Ansatz, den Vergangenheit, sondern auch mit sehr viel wir zu 100 Prozent unterstützen können, denn Zukunft sein. Vielen Dank!“, schloß Kurz gerade die Regionen und Mitgliedsstaaten seine Rede. wissen in vielen Fragen oft wesentlich bes- ser, was für die jeweilige Region oder für Comanescu: Europäisches den Mitgliedsstaat der richtige Weg ist.“ Projekt stärken Was die Stärkung des Binnenmarkts Die EU sei am Scheideweg, sagte Lazar betreffe oder das Ziel, noch mehr an wirt- Comanescu, Außenminister von Rumänien. schaftlicher Kooperation mit anderen Teilen „Die EU ist im Laufe ihrer Geschichte durch dieser Welt einzugehen und den Freihandel Krisen gegangen, aber letzten Endes hatten zu fördern, da könne man auch den briti- diese Krisen einen unterstützenden Effekt schen Vorschlägen seiner Meinung nach nur für Reformen.“ In Rumänien glaube die Be- voll und ganz zustimmen, so Kurz. „Gerade völkerung an das europäische Projekt, be- als kleines exportorientiertes Land – 60 Pro- Außenminister Sebastian Kurz tonte er: „Kein europäischer Mitgliedsstaat zent unserer Wirtschaft finden im Export kann es alleine schaffen, und deswegen muß statt – sollten wir diese Ideen der Stärkung im Rahmen unserer Zusammenarbeit alles des Binnenmarkts, der Stärkung des Freihan- getan werden, um das europäische Projekt dels, voll und ganz unterstützen und mittra- zu stärken.“ gen.“ Ein dritter Punkt der Briten betreffe den Mitov: Brauchen ehrliche Debatte Umgang mit den Sozialsystemen. Auch da „Wir brauchen eine ehrliche Debatte über sei seine Linie ganz klar, so Kurz: „Die Nie- Europa“, betonte Daniel Mitov, der Minister derlassungsfreiheit in der Europäischen für auswärtige Angelegenheiten der Repu- Union ist nicht nur ein hohes Gut, sondern blik Bulgarien: „Das ist jetzt besonders wich- sie ist eine ganz zentrale Säule der Euro- tig.“ Um die Krisen zu bewältigen, brauche päischen Union, die wir keinesfalls in Frage es „ein Krisenmanagement, und wir müssen stellen dürfen. Niederlassungsfreiheit bedeu- versuchen, Krisen gar nicht erst entstehen zu tet aber nicht, sich das beste Sozialsystem in lassen.“ Man müsse die Herausforderungen, der Europäischen Union aussuchen zu kön- vor denen man stehe, „ganz klar erkennen“ nen. Wenn wir uns bewußt machen, daß die und „die Dinge beim Namen nennen“, so Sozialstandards schlicht und ergreifend ganz Mitov. unterschiedlich sind, daß der Mindestlohn in Rumänien mit knapp 400 Euro rund die Nach der Plenarveranstaltung wurde das Hälfte der österreichischen Mindestsicherung Außenminiser Lazar Comanescu Europa-Forum Wachau am Nachmittag mit ist, dann ist ganz klar, daß die Niederlas- Arbeitskreisen zu europäischen Themen fort- sungsfreiheit dann geschützt wird, wenn wir gesetzt. uns auch die Frage stellen, ab wann jemand Am 12. Juni wurden die Ergebnisse der einen Anspruch auf Sozialleistungen in Arbeitskreise unter Einbeziehung von einem Mitgliedsstaat, in den er gegangen ist, SchülerInnen des Bundesrealgymnasiums um zu arbeiten, denn überhaupt erwerben Kremszeile präsentiert. Als Redner im Zuge soll“, so der Außenminister. der Plenarveranstaltung waren Landeshaupt- „Diese Diskussionen werden wir führen mann Erwin Pröll, der Minister für Bundes- müssen und führen sollen, nicht nur, um die angelegenheiten, Europa und Medien des Briten in der Europäischen Union zu halten, Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der sondern weil ich überzeugt da- von bin, daß Staatskanzlei, Franz-Josef Lersch-Mense, eine Europäische Union nur dann erfolgreich der Geschäftsführende Direktor des Europäi- sein kann, wenn sie sich ständig weiterent- schen Fonds für Strategische Investitionen, wickelt, wenn sie Probleme erkennt und ganz Wilhelm Molterer, der ehemalige Präsident pragmatische Lösungsansätze dafür sucht.“ und Premierminister der Tschechischen Re- In diesem Sinne werde man sich weiter- publik, Prof. Vaclav Klaus, und der österrei- hin dafür einsetzen, daß die Diskussionen, chische Vizekanzler und Bundesminister für wie sich die Europäische Union stetig wei- Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, terentwickeln und verbessern könne, weiter- Fotos: Erich Marschik Reinhold Mitterlehner eingeladen.  hin geführt werden, und „ich bin überzeugt Außenminister Daniel Mitov http://www.eurpaforum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 13 Österreich, Europa und die Welt Göttweiger Erklärung 2016

ie Europäische Union und ihre Mit- Dgliedsstaaten sind mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die die europäische Einigung und Solidarität auf den Prüfstand stellen. Neben internen Her- ausforderungen, wie der Wiederbelebung der europäischen Wirtschaft, Aufrechterhal- tung sozialer Kohäsion, dem drohenden Aus- tritt Großbritanniens aus der EU, Populismus und Renationalisierungstendenzen, sieht sich Europa auch mit neuen externen Problem- stellungen, wie der Bedrohung durch den in- ternationalen Terrorismus, der Migrations-

problematik und geopolitischen Auseinan- Foto: BMEIA / Dragan Tatic dersetzungen konfrontiert. Diese Herausfor- Landeshauptmann Erwin Pröll und Außenminister Sebastian Kurz derungen führen dazu, daß immer mehr europäische Bürgerinnen und Bürger das Ver- Bürger. Um diesen das Gefühl von Si- gen. Die Ziele des Stabilitäts- und Wachs- trauen in die Problemlösungsfähigkeit der cherheit wieder glaubhaft zurückgeben tumspaktes sollen eingehalten werden EU verlieren und der Mehrwert der EU dis- zu können, sollten die Diskussionen im und zugleich das europäische Sozialmo- kutiert wird. Dies zwingt die EU und ihre Zuge der Ausarbeitung der EU-Global- dell in seiner Grundstruktur als Basisab- Mitgliedsstaaten, sich intensiv mit der Frage strategie zum Anlaß genommen werden, sicherung für den Einzelnen erhalten der Weiterentwicklung des europäischen einen Rahmen für den Ausbau der EU zu bleiben. Es gilt für die Mitgliedsstaaten Integrationsprozesses, insbesondere damit, einem glaubwürdigen sicherheitspoliti- der EU daher, die notwendigen Finanz- wie eine einheitliche europäische Positionie- schen Akteur zu bilden und die notwendi- mittel zur Aufrechterhaltung der Innova- rung erreicht und mehr Solidarität innerhalb gen Voraussetzungen für die Weiterent- tions- und Wettbewerbsfähigkeit aufzu- der EU wieder erzielt werden kann, zu be- wicklung und Vertiefung ihrer Gemein- bringen, um auch nachhaltiges Wachstum schäftigen. samen Außen-, Sicherheits- und Verteidi- und Beschäftigung in Europa durch Nut- Seit mehr als 20 Jahren werden im Rah- gungspolitik sowie europäischer Fähig- zung neuen Potentials beispielsweise des men des Europa-Forum Wachau grundlegen- keiten im Sinne europäischer Solidarität Digitalen Binnenmarkts und der Energie- de Fragestellungen des europäischen Inte- zu schaffen. union sicherzustellen. Nur durch Innova- grationsprozesses und seiner Weiterentwick- tion und Nachhaltigkeit wird es Europa lung unter Einbeziehung der Zivilgesell- 2. Regionen bilden das Fundament für das gelingen, auch künftig seine Position im schaft in einem (mittel-)europäischen Kon- tägliche Zusammenleben der Bürgerin- globalen Wettbewerb behaupten zu kön- text analysiert und diskutiert. nen und Bürger Europas. In Zeiten des nen. Es ist daher aufgrund des getroffenen Be- globalen Wettbewerbs und weltweiter 4. Kulturdiplomatie ist seit langem ein be- fundes notwendig, den Diskurs mit den Bür- Krisen dienen sie als Brücke zwischen währtes Instrument der internationalen gerinnen und Bürgern Europas zu vertiefen notwendiger grenzüberschreitender Öff- Beziehungen. Dabei wird die Tatsache sowie eine reflektierte Bestandsaufnahme des nung und Bewahrung regionaler Identi- genutzt, daß kultureller Austausch zwi- europäischen Integrationsprozesses vorzu- tät. Es ist aber im Sinne europäischer schen den Staaten zu Annäherung und nehmen, bei der Lösungsansätze und Verbes- Subsidiarität wichtig zu definieren, wel- Verständigung beitragen kann. Die Be- serungsmöglichkeiten im Interesse der euro- che Probleme auf europäischer Ebene mühungen der EU, eine Strategie für eine päischen Bevölkerung auf nationaler und und welche auf regionaler/lokaler Ebene europäische Kulturdiplomatie zu ent- regionaler Ebene identifiziert werden: besser zu lösen sind, um auch den Bür- wickeln und damit gleichzeitig Kultur- 1. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind im gerinnen und Bürgern Europas das Ge- und Bildungsaustausch als integralen Be- 21. Jahrhundert mit einem Anstieg sicher- fühl der Partizipation an europäischen standteil der EU- Außenpolitik zu etablie- heitspolitischer Herausforderungen so- Entscheidungsfindungsprozessen besser ren, sind dabei voll zu unterstützen. Nur wohl in quantitativer als auch qualitativer zu vermitteln. durch die Förderung von direkten (peo- Hinsicht konfrontiert. Neben klassischen 3. EU-Mitgliedsstaaten sind mit dem Spagat ple-to-people) Kontakten zwischen Künst- traditionellen Bedrohungsszenarien verän- zwischen umfassenden Wachstumspro- lern, Wissenschaftlern und Studenten dern auch die Bedrohungen durch den – grammen und Ideen für den Ausbau des sowie durch konkrete künstlerische Pro- teilweise religiös fanatisierten – Terroris- Binnenmarkts einerseits und Maßnahmen jekte kann Europa zur kulturellen Vielfalt mus, die unmittelbar spürbaren Auswir- der Stabilisierung nationaler Haushalte in aller Welt und damit auch zur Lösung kungen von Konflikten in entfernten Re- andererseits konfrontiert. Die Einhaltung von Spannungen und Konflikten in der gionen, neue Formen hybrider Kriegsfüh- aktueller und künftiger Klimaschutzziele Welt, insbesondere in der Europäischen rung u.v.a.m. das subjektive Sicherheits- stellt Wirtschaft und Industrie wie auch Nachbarschaft, beitragen. gefühl der europäischen Bürgerinnen und den Einzelnen vor große Herausforderun- Göttweig, am 12. Juni 2016

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 14 Österreich, Europa und die Welt »Wir sind nicht besser als Australien« Außenminister Sebastian Kurz glaubt, daß seine Mittelmeer-Pläne bald Realität sein werden, wie er in einem Interview mit Lucian Mayringer erklärte – erschienen am 11. Juni in den »Oberösterreichischen Nachrichten«. lüchtlinge mit der Marine im Mittelmeer Außengrenzen selber schützen und gleich- Fabfangen und auf Inseln internieren – mit zeitig legale Wege schaffen müssen. Und wir dem Vorstoß, damit Anleihen beim „australi- müssen die Hilfe vor Ort ausbauen. Mit dem schen Modell“ zu nehmen, hat sich Seba- Geld, das sie für einen Flüchtling in Öster- stian Kurz (ÖVP) viel Kritik eingehandelt. reich pro Jahr brauchen, können Sie im Li- Im Interview mit den OÖNachrichten präzi- banon 20 Flüchtlinge versorgen. Tun wir das siert der Außenminister seine Pläne, und er alles, werden wir die Überforderung Euro- erklärt, warum er sich nicht als Spaltpilz der pas beenden und das Sterben im Mittelmeer Koalition sieht. verhindern.

OÖNachrichten: Sie feiern am 27. August Sie haben sich in der Asylfrage den Ruf eines 30. Geburtstag. Zeit für eine Zwischenbi- Hardliners erworben. Woran liegt das? lanz. Sind Sie zufrieden mit Ihrem Weg? Ich habe nie eine andere Haltung vertreten Sebastian Kurz: Ja. Es war ein extrem harter als heute. Als sich im Sommer 2015 alle über Einstieg, als ich mit 24 Jahren über Nacht die Willkommenspolitik gefreut haben, habe Staatssekretär wurde. Im ersten Jahr gab es ich das kritisiert und bin massiv dafür ge- viel Aufregung aufgrund meiner Jugend. scholten worden. Leider habe ich mit meiner Mittlerweile darf ich auch für Außen- und Warnung vor einer Überforderung recht be- Europapolitik zuständig sein. Das freut mich halten. Als ich die Schließung der Westbal- sehr. kan-Route organisiert habe, bin ich europa- weit massiv kritisiert worden. Eine Woche

Mittlerweile gelten Sie in der ÖVP auch als Foto: ÖVP später haben die 28 Staats- und Regierungs- der nächste Parteichef und Spitzenkandidat. Außenminister Sebastian Kurz chefs in Brüssel beschlossen, daß die West- Paßt das überhaupt in Ihre mittelfristige Le- balkan-Route geschlossen ist und bleibt. Und bensplanung? Was würde nach Ihren Plänen mit diesen ich glaube, daß auch mein aktueller Vor- Menschen passieren? schlag in wenigen Jahren in Europa Realität Wir haben einen Parteiobmann, der heißt sein wird. Reinhold Mitterlehner, und der hat meine Ich schlage vor, daß jemand, der illegal nach Unterstützung. Ich fühle mich sehr wohl in Europa kommt, nicht auf das Festland weiter- Sie bezeichnen den Flüchtlingsdeal mit der der Rolle als sein Stellvertreter. Mich be- transportiert werden soll. Stattdessen soll auf Türkei als „gefährliche Abhängigkeit“. Wie schäftigt als Minister die Asylkrise und nicht einer Insel sein Rücktransport vorbereitet wer- sieht der Plan B der EU aus, wenn Erdogan die viel zu oft diskutierte Spekulation zur den: bei jenen, die keine Chance auf Asyl seine Drohung wahrmacht und abspringt? ÖVP. haben, ins Herkunftsland, bei jenen, die einen Fluchtgrund haben, in sichere Quartiere na- Die EU hat keinen Plan B. Deshalb mein Dann zur Sache: Der Präsident des päpst- he ihrer Heimat. Wir als EU müssen dafür Vorstoß, weil ich überzeugt bin, daß wir lichen Migrationsrates, Antonio Maria Veg- sorgen, daß sie dort den Konflikt überdauern selbständig unsere Außengrenzen sichern lio, findet Ihre Ideen im Mittelmeer „men- können. In Griechenland ist das übrigens müssen und mit vielen anderen Staaten ko- schenunwürdig“. Geben solche Reaktionen schon Realität. Wir sind also nicht besser als operieren müssen. aus dem Vatikan einem Minister einer christ- Australien, nur scheinheiliger. lich-sozialen Partei nicht zu denken? Das Problem beginnt in der eigenen Ko- Ist es nicht überschießend, wenn der Außen- alition. In der SPÖ will man vom australi- Definitiv, aber ich glaube er hat meinen minister eines Binnenlandes, das für sich schen Modell nichts wissen. Vorschlag nicht im Detail gelesen. Ich möch- Asyl-Obergrenzen eingeführt hat und not- te nur, daß wir Grundzüge des australischen falls EU-Innengrenzen sperrt, nach Militär- Auf SP-Seite ist Verteidigungsminister Hans- Modells übernehmen. schiffen im Mittelmeer ruft? Peter Doskozil für Asylpolitik zuständig. In- haltlich sind unsere Vorschläge so gut wie Ganz konkret: In Italien sind in dieser Woche Ich bin überzeugt, daß wir dringend ein neues deckungsgleich. Mit dem Unterschied, daß knapp 1100 Bootsflüchtlinge angekommen. System schaffen müssen, daß wir unsere er den Begriff Australien nicht verwendet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 15 Österreich, Europa und die Welt

Gemeinsam mit dem Innenminister (Wolf- Der Vizekanzler hat es im Parlament klar auf gegen die Koalition arbeitet oder lieber in gang Sobotka, Anm.) können wir internatio- den Punkt gebracht, indem er gesagt hat: einer anderen Koalition arbeiten würde.  nal an einem Strang ziehen. „Ich will“. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir als Regierung zusammenarbeiten Wir danken den „Oberösterreichischen Nach- Sie und VP-Klubobmann Reinhold Lopatka sollten, um die großen Probleme unserer Zeit richten“ dafür, daß wir Ihnen dieses Interview maßten sich schon den Vorwurf gefallen las- zu lösen und Wirtschaftsreformen durchzu- zur Lektüre anbieten können! sen, Störenfriede beim Neustart der Koali- führen. Dennoch argumentiere ich meine http://www.nachrichten.at tion zu sein. Kann es sein, daß Sie wenig von Standpunkte in der Koalition und verhandle der von Mitterlehner/Kern ausgerufenen Re- sie. Das ist ein notwendiger Diskurs in einer formpartnerschaft halten? Demokratie und bedeutet nicht, daß man Maßnahmenpaket zur Integration von Flüchtlingen Außenminister Andreas Kurz, Innenminister Wolfgang Sobotka und Staats- sekretärin Muna Duzdar präsentieren das Integrationspaket im Ministerrat m 21. Juni wurde im Ministerrat das verdammt werden. Mit dem heutigen Paket netzt werden, um bereits funktionierende Avon Außenminister Sebastian Kurz, ist ein wichtiger erster Schritt in die Rich- Beispiele bekannter zu machen. Voneinander Innenminister Wolfgang Sobotka und Staats- tung Integration von Anfang an getan“, sagte zu lernen und sich gegenseitig bei den Her- sekretärin Muna Duzdar erarbeitete neue Pa- Muna Duzdar. „Wir schaffen mehr Möglich- ausforderungen zu unterstützen, ist in dieser ket zur Integration von Flüchtlingen beschlos- keiten für AsylwerberInnen, gemeinnützige Situation wichtiger denn je“, so Duzdar. sen. Zentrale Punkte des Maßnahmenpakets Tätigkeiten – etwa bei der Renovierung, sind unter anderem der Ausbau der Bereiche Instandhaltung und Pflege von öffentlichen Ausbau von Sprachkursen sowie Sprache und Bildung sowie der Wertever- Gebäuden und Flächen oder der Land- Werte- und Orientierungskursen mittlung, die Förderung von gemeinnützigen schaftspflege -anzunehmen, verstärken die Ein wesentlicher Punkt des Maßnahmen- Tätigkeiten von AsylwerberInnen mit hoher Sprachkurse und unterstützen die tausenden pakets ist der gezielte Ausbau des Sprach- Bleibewahrscheinlichkeit sowie die gezielte freiwilligen HelferInnen.“ kursangebots und der Werte- und Orientie- Unterstützung von Freiwilligen im Sprach- „In Zukunft werden AsylwerberInnen rungskurse. Das BMEIA, das Innen- und das bereich. Damit wird eine Reihe von konkre- nicht mehr nur im Bund, den Ländern und Sozialministerium werden gemeinsam das ten Punkten aus dem 50 Punkte-Plan für In- Gemeinden gemeinnützige Tätigkeiten ver- Deutschkursangebot von der Alphabetisierung tegration umgesetzt, den das Bundesministe- richten können, sondern auch bei ausgeglie- bis zur Sprachniveaustufe A2 weiter ausbau- rium für Europa, Integration und Äußeres derten Gesellschaften der Gemeinden, die en. Zusätzlich werden auch Deutschkurse ge- (BMEIA) gemeinsam mit Mitgliedern des nicht am Markt operieren. Durch die Erstel- fördert, die gezielt berufsspezifische Deutsch- Expertenrats für Integration bereits im Herbst lung eines Katalogs, was genau unter ge- kenntnisse vermitteln. So sollen Asylberech- 2015 vorgestellt hat. meinnützigen Tätigkeiten zu verstehen ist, tigte und subsidiär Schutzberechtigte sprach- Sebastian Kurz begrüßte den Beschluß: wird auch die Rechtssicherheit erhöht. Da- lich auf den Arbeitsmarkteinstieg vorbereitet „Integration ist eine Querschnittsmaterie, mit werden bisher bestehende Hürden ausge- werden. Die Werte- und Orientierungskurse daher sind alle Player – Bund, Länder und räumt und den AsylwerberInnen eine verbes- werden mittlerweile bundesweit vom Öster- Gemeinden – gefordert. Heute ist es uns serte Tagesstruktur und ein Zugang zum ge- reichischen Integrationsfonds (ÖIF) in Ko- gelungen, konkrete Maßnahmen des 50 sellschaftlichen Leben in ihrer lokalen Um- operation mit den Ländern und dem Ar- Punkte-Plans umzusetzen. Wir weiten Inte- gebung angeboten. Das ist positiv für die zu beitsmarktservice (AMS) durchgeführt. grationsangebote aus und verfestigen diese, uns kommenden Menschen, aber auch für AsylwerberInnen, die eine hohe Wahr- wie etwa Deutsch- und Wertekurse. Wir schaf- die Gesellschaft als Ganzes“, so Duzdar. scheinlichkeit haben dauerhaft in Österreich fen auch mehr Möglichkeiten für gemeinnüt- „Der Spracherwerb ist der Schlüssel für eine zu bleiben, sollen die Möglichkeit erhalten, zige Arbeit in Gemeinden für Asylwerber. gelungene Integration. Daher werden Mittel in Gemeinden gemeinnützig beschäftigt zu Wir fordern aber auch die aktive Teilnahme in der Höhe von etwa 50 Millionen Euro in werden. Ein Leistungskatalog legt dabei gen- an diesen Angeboten ein. Nur so kann den Ausbau des Sprachangebots investiert. au fest, was als gemeinnützige Arbeit gilt. Integration rasch und nachhaltig gelingen.“ Damit erhalten rund 50.000 Menschen einen Um die Integration in Gemeinden zusätzlich rascheren Zugang zu unserer Sprache.“ zu fördern, liegt ein weiterer Schwerpunkt Duzdar: Integrationspaket bringt Durch das Paket erhalten auch tausende auch auf dem regelmäßigen Austausch mit schnellere Teilhabe an Gesellschaft freiwillige HelferInnen, die in den vergange- ExpertInnen in den Gemeinden. Dabei wer- „Geflüchtete Menschen, die in Österreich nen Monaten so wichtige Arbeit geleistet den Best Practice-Beispiele vorgestellt, die leben, brauchen so schnell wie möglich Per- haben, mehr Unterstützung. „Hilfsangebote vor allem den Verantwortlichen in den Ge- spektiven. Wir wollen nicht, daß Menschen und Materialen werden verstärkt angeboten meinden als Anregung und Hilfestellung die- auf der Straße stehen und zum Nichtstun und auch die Gemeinden sollen besser ver- nen sollen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 16 Österreich, Europa und die Welt Netto-Zuwanderung steigt 2015 auf 113.067

ür das Jahr 2015 zeigt die Wanderungs- ten. Die mit Abstand größten Wanderungs- 14,6 % der Bevölkerung Österreich Fstatistik von Statistik Austria insgesamt salden ergaben sich bei Staatsangehörigen sind ausländische Staatsangehörige 214.410 Zuzüge aus dem Ausland und aus Syrien (+21.903 Personen), Afghanistan Am 1. Jänner 2016 lebten insgesamt 101.343 Wegzüge in das Ausland. Somit be- (+18.609 Personen) und dem Irak (+10.002 1.267.674 ausländische Staatsangehörige in trug der Wanderungssaldo Österreichs mit Personen). Der Wanderungsgewinn mit eu- Österreich, was einem Anteil von rund dem Ausland insgesamt +113.067 Personen. ropäischen Nicht-EU-Staaten belief sich 14,6 % der Bevölkerung entsprach. Knapp Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die dagegen nur auf +10.849 Personen, darunter die Hälfte (616.401 Personen bzw. 49 %) Netto-Zuwanderung um rund 56 % (2014: insbesondere Staatsangehörige Serbiens stammte aus anderen Staaten der Europäi- +72.324 Personen). Der Saldo bei Personen (+2.947 Personen) sowie Bosnien und Her- schen Union; darunter 253.055 Personen aus mit österreichischer Staatsbürgerschaft war zegowinas (+2.710 Personen). den 14 EU-Staaten vor 2004. Die größte mit -5.450 dem langjährigen Trend entspre- Rund ein Drittel des Wanderungsgewinns Gruppe bildeten die 176.463 deutschen chend auch im Jahr 2015 negativ. Der Wan- bei ausländischen Staatsangehörigen entfiel Staatsangehörigen, die rund 14 % aller aus- derungssaldo der nicht-österreichischen auf BürgerInnen anderer EU-Staaten (abso- ländischen Staatsangehörigen in Österreich Staatsangehörigen belief sich hingegen auf lut +41.211 Personen). Die zahlenmäßig ausmachten. Weitere 363.346 Personen wa- +118.517 Personen und war somit deutlich größte Gruppe stellten dabei Staatsangehö- ren Angehörige eines seit 2004 zur EU bei- höher als 2014 (+77.743 Personen). rige Rumäniens (+8.250 Personen), gefolgt getretenen Staates, worunter die 82.949 Ru- von ungarischen (+7.535 Personen), deut- mänInnen (rund 7 % aller ausländischen Netto-Zuwanderung zu zwei Drittel mit schen (+6.422 Personen) und kroatischen Staatsangehörigen) die größte Nationalität Drittstaatsangehörigen Staatsangehörigen (+3.218 Personen). Im repräsentierten. Insgesamt 9.087 Personen Der Wanderungssaldo mit Drittstaatsan- Vergleich zum Vorjahr (+47.612 Personen) waren Angehörige von EWR-Staaten sowie gehörigen lag 2015 bei +77.005 Personen, verringerte sich der Wanderungsgewinn bei der Schweiz und anderer Kleinstaaten. davon +66.156 aus außereuropäischen Staa- EU-Staatsangehörigen um rund 13 %. Die Gruppe der Drittstaatsangehörigen

Außenwanderungssaldo 2014–2015 nach ausgewählter Staatsangehörigkeit

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 17 Österreich, Europa und die Welt umfaßte am 1. Jänner 2016 insgesamt Außenwanderungssaldo 2014–2015 nach ausgewählter Staatsangehörigkeit 642.186 Personen bzw. 51 % aller ausländi- schen Staatsangehörigen. Die größten Grup- pen darunter waren Serbinnen und Serben (116.626 Personen), gefolgt von türkischen (116.026 Personen) und bosnischen Staats- angehörigen (93.973 Personen) sowie Ange- hörigen der russischen Föderation (31.190 Personen). Staatsangehörige aus Syrien und Afghanistan, die zu großen Teilen erst 2015 zugewandert waren, machten mit 35.618 beziehungsweise 33.313 Personen die größ- ten außereuropäischen Nationalitäten aus.

Intern. Zuwanderung und ausländische Bevölkerung in Wien konzentriert Auf Ebene der Bundesländer blieb Wien das wichtigste Ziel der internationalen Zu- wanderung nach Österreich. Ein Drittel

(33,6 %) des Wanderungssaldos 2015 Quelle: Statistik Austria – Außenwanderungssaldo 2014–2015. Erstellt am 14. 06. 20116 (+37.942 Personen) entfiel auf die Bun- deshauptstadt Wien. Ebenfalls hohe Wande- reich (+17.068) und die Steiermark (+11.833 rung vor allem auf die Landeshauptstädte und rungsgewinne aus dem Ausland verzeichne- Personen). Innerhalb der Bundesländer kon- ihre Umländer.  ten Oberösterreich (+18.085), Niederöster- zentrierte sich die internationale Zuwande- http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/wanderungen/wanderungen_mit_dem_ausland_aussenwanderungen/index.html Situation von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt ür AsylwerberInnen ist der österreichische Bundesländer weisen einen Wert von mehr Asylverfahren einen Zugang zum österrei- FArbeitsmarkt stark eingeschränkt, Asyl- als 70 % auf. Allein im Burgenland gibt es chischen Arbeitsmarkt. Dieser ist jedoch berechtigte hingegen haben theoretisch freien einen deutlich niedrigeren Wert (61 %). stark eingeschränkt: Seit 2004 ist der Ar- Arbeitsmarktzugang. Laut ExpertInnen sind Eine deutliche Mehrheit von 76 % gab beitsmarktzugang für AsylwerberInnen durch sie immer wieder mit Hürden konfronitert, an, daß das größte Einstellungshindernis den „Bartenstein-Erlaß“ auf Kontingentbe- welche die Einstellung erschweren. „mangelnde Deutschkenntnisse“ sind. Zu- willigung für Saison- und Erntearbeit (im den Eine repräsentative Studie des Prüfungs- dem wurden der mit der Einstellung verbun- Branchen Tourismus und Landwirtschaft) und Beratungsunternehmen „EY“ zeigt, daß dene Bürokratieaufwand (47 %), die unsi- beschränkt. 76 % der befragten österreichischen Mittel- chere Gesetzeslage während dem laufenden Weitere Möglichkeiten, als AsylwerberIn standsunternehmen Flüchtlinge (eher) ein- Asylverfahren und die Planungsunsicherheit einer Beschäftigung nachzugehen, ist in stellen würden. Bei der Frage nach etwaigen durch drohende Abschiebungen oder Auswei- Form einer Lehre – allerdings nur für Per- Hürden für die Einstellung liegen „mangeln- sungen sowie „mangelnde Qualifikationen sonen bis zur Vollendung des 25. Lebensjahr de Deutschkenntnisse“ an der Spitze. Die der Flüchtlinge“ (jeweils 45 %) als Hürden und in den ausgeschriebenen Mangelberu- Medienservice-Stelle Neue ÖsterreicherInnen genannt. fen. Trotz dem unsicheren Aufenthaltsstatus faßt wichtige Fakten und Daten zur Arbeits- Laut Alexander Höpfner, der „Interkul- von geflüchteten Personen gibt es Interesse marktintegration für Flüchtlinge in Öster- turelle Assessments“ in Deutschland durch- von Unternehmen, erklärt Dominik Beron reich zusammen. führt, können manche der von den Unterneh- von der Plattform „Refugeeswork.at“: „Wir Die repräsentative Studie „Mittelstands- men genannten Hürden gelöst werden: So haben Unternehmenskunden, die sich beson- barometer: Flüchtlinge am Arbeitsmarkt“ könnten Sprachbarrieren durch den Ausbau ders für die Beschäftigung von Asylwer- wollte von österreichischen Unternehmen von Mehrsprachigkeit in Unternehmen ge- berInnen im Rahmen von Lehren interessie- wissen, ob sie Flüchtlinge in ihrem Betrieb öffnet und den Flüchtlingen ein „learning by ren. Faktisch ist es auch so, daß geflüchtete einstellen würden. Das Ergebnis: 41 % ga- doing“ ermöglicht werden. In puncto Quali- Menschen aus bestimmten Ländern, insbe- ben an, Flüchtlinge ohne Vorbehalte einzu- fikationen erachtet es Höpfner als sinnvoll, sondere aus Syrien, mit an Sicherheit gren- stellen, weitere 35 % beantworteten mit die Fachkompetenz durch praktischen Ar- zender Wahrscheinlichkeit hier bleiben wer- „eher ja“, 24 % mit „nein“ oder „eher nein“. beitsproben zu überprüfen. Zudem brauche den“. Zudem können Asylsuchende Tätig- Wirft man einen Blick auf die einzelnen es Schulungen – sowohl innerhalb der Un- keiten gemäß des Bundesbetreuungsgesetzes Bundesländer, liegt Oberösterreich mit einem ternehmen als auch von staatlichen Insti- verrichten; dazu zählen gemeinnützige Tä- Anteil von 84 % jener, die Flüchtlinge ein- tutionen. tigkeiten für Bund, Land oder Gemeinde so- stellen oder „eher“ einstellen würden, an der AsylwerberInnen, die sich noch im lau- wie Hilfstätigkeiten in der Unterbringungs- Spitze. Knapp dahinter folgen Vorarlberg fenden Verfahren befinden, erhalten frühe- stelle.  (83 %) und Wien (79 %). Auch die weiteren stens drei Monaten nach der Zulassung zum https://refugeeswork.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 18 Österreich, Europa und die Welt NÖ ist »Europäische Unternehmerregion 2017« LH Pröll bei Verleihung der Auszeichnung in Brüssel: »Ein Kompliment an die Unternehmerinnen und Unternehmer in NÖ.«

er Europäische Ausschuß der Regionen D(AdR) kürt jährlich die Regionen mit den überzeugendsten und vielversprechend- sten unternehmerischen Zukunftsvisionen zu „Europäischen Unternehmerregionen“. Am 15. Juni wurden das Land Niederösterreich sowie die Regionen Westgriechenland und Extremadura (Spanien) ausgezeichnet. Im Zuge der Preisverleihung in Brüssel konnten Landeshauptmann Erwin Pröll und Landes- rätin Petra Bohuslav die Auszeichnung für die „Niederösterreichische Wirtschaftsstrate- gie 2020“ entgegennehmen. Die Auszeichnung als „Europäische Un- ternehmerregion 2017“ sei nach dem „Award of excellence“ im Jahr 2002 und der Aus- zeichnung als innovativste Region Europas im Jahr 2007 „ein weiterer Meilenstein in Foto: NÖ Landespressedienst/Pfeiffer der Regionalpolitik Niederösterreichs", be- Bei der Verleihung in Brüssel (v.l.): Landeshauptmann Erwin Pröll, der Präsident tonte der Landeshauptmann im Rahmen des des Ausschusses der Regionen, Markku Markkula, und Landesrätin Petra Bohuslav Festaktes. Er sehe darin „eine klare Anerken- Jahr 2011 oder auch an das jährliche Europa- der Stärkung des Unternehmertums spielen.“ nung für unsere Wirtschaftspolitik“. Nieder- Forum Wachau. Die Ehrung als „Europäi- Im Rahmen des Projektes „Europäische österreich habe in den vergangenen Jahr- sche Unternehmerregion 2017“ sei „ein wei- Unternehmerregion“ werden jährlich drei zehnten intensiv in den Ausbau der Stand- teres Beispiel dafür, wie wir uns als kleine EU-Regionen ausgezeichnet, die ungeachtet ortqualität investiert, verwies er u. a. auf die Einheit in das größere Ganze einbringen“, so ihrer Größe, ihrer Wirtschaftskraft und ihrer Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, Pröll. Kompetenzen eine herausragende und inno- auf den Ausbau der Bildungs- und For- Wirtschafts-Landesrätin Petra Bohuslav vative unternehmerische Strategie haben. Die schungsinfrastruktur und auch auf die effi- zeigte sich stolz: „Eine besondere Qualität Regionen mit der überzeugendsten, weit- ziente Verwaltung und die hohe Lebensqua- hat diese Auszeichnung deshalb, weil in der sichtigsten und vielversprechendsten Vision lität in Niederösterreich. Jury neben verschiedenen EU-Institutionen werden zur „Europäischen Unternehmerre- Der Preis sei aber nicht nur eine Aus- auch Vertreterinnen und Vertreter der Unter- gion“ gewählt. zeichnung für die Region Niederösterreich, nehmen und Unternehmensverbände mitent- In bezug auf Niederösterreich wurde vor sondern vor allem auch ein „Kompliment an schieden haben. Unsere ,Wirtschaftsstrategie allem betont: „Die Abkehr vom passiven An- die Unternehmerinnen und Unternehmer“, Niederösterreich 2020‘ mit dem Fokus auf bieten von Dienstleistungen hin zur aktiven betonte der Landeshauptmann weiters. In aktive Identifikation und Mobilisierung von Ermittlung und Mobilisierung des unterneh- Niederösterreich sei man „sehr stolz auf unternehmerischen Potential hat überzeugt merischen Potentials ist das Schlüsselele- unsere breit aufgestellte Wirtschaftsstruk- und bestätigt unseren Weg in der Unterstüt- ment der niederösterreichischen Strategie für tur“, diese reiche „von innovativen Gründern zung und Begleitung von niederösterreichi- unternehmerische Innovation und Wachs- über regional verwurzelte Klein- und Mittel- schen Unternehmerinnen und Unterneh- tum.“ Als besonders positiv wurde von der unternehmen bis hin zu global agierenden mern.“ Jury vor allem der effiziente Aktionsplan mit Industriebetrieben“. Markku Markkula, der Präsident des Schwerpunkt auf der Unterstützung bei der „Niederösterreich ist eine sehr aktive Re- Europäischen Ausschusses der Regionen, be- Unternehmensgründung und -ausgliederung gion in Europa“, wertete Pröll die in Brüssel tonte: „KMU sind die wichtigste Triebkraft hervorgehoben. vergebene Auszeichnung auch als „klare Be- für die Schaffung von nachhaltigem Wachs- In der Wirtschaftsstrategie Niederöster- stätigung dafür, daß Niederösterreich heute tum und Arbeitsplätzen in Europa – dort ent- reichs wurden Kernstrategien definiert, die eine Region mit Rang und Namen in Europa stehen acht von zehn Arbeitsplätzen. Die Re- alle dem Grundprinzip „Impulse und Ak- ist“. In diesem Zusammenhang erinnerte er gionen, die als Europäische Unternehmerre- zente setzen“ folgen. Die dementsprechenden auch an die Subsidiaritätskonferenz in St. Pöl- gion ausgezeichnet werden, führen uns vor Leitmaßnahmen in den einzelnen Bereichen ten im Jahr 2006, die Regionen-Initiative zur Augen, daß die lokalen und regionalen Ge- nehmen dabei Rücksicht auf den „Lebens- Fortführung der EU-Regionalförderung im bietskörperschaften eine Schlüsselrolle bei weg eines Unternehmens“. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 19 Österreich, Europa und die Welt Erinnerung und Mahnung Internationale Gedenkveranstaltung beim Loibltunnel

as Mauthausen Komitee Österreich or- Dganisiert und koordiniert jedes Jahr auf internationaler und nationaler Ebene Ge- denk- und Befreiungsfeiern in der KZ-Ge- denkstätte Mauthausen. Weiters gibt es Ge- denkveranstaltungen an Orten ehemaliger Außenlager des KZ Mauthausen, darunter auch auf dem Loibl. Die Internationale Ge- denkveranstaltung in Erinnerung an das KZ Loibl Nord auf der Kärntner Seite des Loibltunnels auf dem ehemaligen Appell- platz fand am 11. Juni zum 21. Mal, wiede- rum mit Kranzniederlegung und Gedenkre- den, statt. Unter den vielen TeilnehmerInnen, die Pe- ter Gstettner vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška begrüßte, befanden sich ZeitzeugInnen und Angehörige von KZ-Op- fern, viele VertreterInnen von Opferverbän- Foto: LPD / Just den aus dem In- und Ausland, Botschafts- v.l.: Landesrat Rolf Holub, Landeshauptmann Peter Kaiser und der Organisator vertreterInnen sowie Ehrengäste, allen voran der Gedenkveranstaltung, Prof. Peter Gstettner der erste Staatspräsident Sloweniens, Milan kultur gegen das Vergessen und gegen das digen, ebenso die Sicherheit und für eine Kuèan und Landeshauptmann Peter Kaiser Verdrängen zu pflegen, damit jeder verste- humane Zukunft einzutreten. sowie Landesrat Rolf Holub. hen könne, was durch Demagogie und Hetze Daniel Simon (vom Amicale de Maut- Gekommen waren auch Daniel Simon geschehen könne. Kärnten habe Gedenkkul- hausen, Paris) ortet den Vormarsch der Ex- aus Paris (Botschaft der „Amicale de Maut- tur entwickelt, erinnerte der Landeshaupt- tremrechten. Er erinnerte an den Schwur von hausen“), Zeitzeuge Dušan Stefancic, wei- mann an Stätten bzw. Gedenktafeln etwa am KZ-Überlebenden, der so laute: „Der viel- ters Militärkommandant Walter Gitschtaler, Landhaus oder an der Burg in Klagenfurt. jährige Aufenthalt im Lager hat in uns das Superintendent Manfred Sauer, der sloweni- „Demokratie ist täglich neu zu lernen“, zi- Verständnis der Völker vertieft. Es lebe die sche Botschafter Andrej Rahten, der slowe- tierte Kaiser den Philosophen Oskar Negt und internationale Solidarität!“ Nichts dürfe über nische Generalkonsul Milan Predan, Kla- rief dazu auf, sich als Lehrer zu Demokratie dem Wert der menschlichen Brüderlichkeit genfurts Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler, und Menschlichkeit zu erweisen. In diesem stehen, so Simon. Ferlachs Vizebürgermeister Christian Gams- Sinne gelten die Worte „Niemals vergessen“ Der Zeitzeuge Dušan Stefanèiè, Überle- ler und der Bürgermeister von Dachau, Kai und „Wehret den Anfängen“. Zu jeder Zeit bender der KZ Dachau, Natzweiler, Maut- Kühnel. sei es unsere Aufgabe, gegen extremistische hausen/Gusen, sagte, daß die Überlebenden Landeshauptmann Peter Kaiser verstand Ideologien aufzutreten und für Menschlich- der KZ heute kaum mehr in der Lage seien, seine Grußworte als Mahnworte und spielte keit einzutreten. ihren Kampf gegen rechtsextremes Gedan- auf die Störaktion und Hetze an der Uni Kla- Landesrat Rolf Holub wies darauf hin, kengut fortzuführen. „Sie werden daher ihr genfurt an, die er schärfstens verurteilt hatte. daß es in Kärnten eine Bewußtseinsverände- Vermächtnis und ihren Auftrag für eine offe- Man dürfe nicht zur Tagesordnung überge- rung gegeben habe. Gedenken und Gedenk- ne und tolerante Gesellschaft an die europä- hen, wenn dort gestört werde, wo Wissen, kultur dürften nicht vernachlässigt werden. ische Jugend weitergeben“. Er bedauerte, Verständnis und Integration vermittelt wer- Nun spüre er allerdings Stimmungen, die die daß wir in Zeiten leben, in denen die mensch- den und dann ein Polizeieinsatz gegenüber Menschenrechte beschneiden möchten. Da- liche Solidarität schwinde. Chaoten notwendig werde. Auch die Kärnt- gegen sei entschieden anzugehen, so Holub. Peter Gstettner erinnerte an die Geschich- ner Wasserrettung habe viele Haß-Postings Er dankte Peter Gstettner für sein Engage- te und den furchtbaren, grausamen Tod vie- im Internet erhalten, das dürfe nicht Norma- ment und wolle ihn weiter unterstützen. ler Menschen am Loibl. Er sprach auch sei- lität werden, appellierte Kaiser. „Die Verän- Der erste Staatspräsident Sloweniens, nen Wunsch an die Politik aus, am Loibl eine derung der Sprache zur Verniedlichung von Milan Kuèan, stellte die Frage, ob Faschis- internationale Erinnerungsstätte auf- bzw. Hetze und Menschenverachtung zeigt, wie mus und Nationalsozialismus wirklich end- ausbauen zu wollen. Maximilian Hopfgart- notwendig Aufklärung und Mahnung sind gültig beseitigt seien. Er sagte, es sei Zeit, ner, Adin Mulic und Paul Weintögl vom und wie sehr der Ruf „Wehret den Anfän- Widerstand zu leisten, Zeit für einen antifa- Österr. Auslandsdienst sprachen über ihre Mo- gen“ Geltung hat“, sagte Kaiser. schistischen Pakt als Gegengewicht zur der- tivation, sich für einen Gedenk-, Sozial- oder Es gehe darum, Aufklärung, Zeitzeugen- zeitigen Heuchelei und Blindheit. Die Auf- Friedensdienst im Ausland einzusetzen.  tätigkeit zu übernehmen, Ge- und Bedenk- gabe der Politik sei es, die Freiheit zu vertei- http://loibl-memorial.uni-klu.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 20 Österreich, Europa und die Welt »Wir brauchen ein Europa der Resultate« Herman Van Rompuy zu Gast in der Diplomatischen Akademie Wien Foto: DLA Piper / Ernst Weingartner" Nach der spannenden Diskussion in der Politischen Akademie in Wien (v.l.): David Christian Bauer, Bundeskanzler a.D. Wolf- gang Schüssel, Präsident Herman Van Rompuy, Elizabeth Baroness Symons of Vernham Dean und Botschafter Hans Winkler in mit Elizabeth Baroness Symons of der momentanen politischen Gemengelage. starkem Druck, Polarisierung und Fragmen- EVernham Dean, Abgeordnete zum Briti- Ein Grundtenor, der auch die nachfolgende tierung der europäischen Landschaft nähmen schen Oberhaus und ehemalige Staatsmini- Diskussion rund um die Themengebiete zu, und das, obwohl die akuten Probleme sterin, Herman Van Rompuy, von 2009 bis Brexit, Rußland-Sanktionen, Flüchtlingskri- europäische Antworten erforderten. Eine 2014 Präsident des Europäischen Rates, und se sowie die heimische Bundespräsidenten- Diskussion über eine weitere Integration der Wolfgang Schüssel, ehemaliger Außenmini- wahl beherrschen sollte. Union bis hin zu den Vereinigten Staaten von ster und Bundeskanzler Österreichs, hochka- Van Rompuy zeigte sich zu Beginn der Europa ist für Van Rompuy momentan nicht rätig besetztes Panel diskutierte auf Einla- Diskussion vorsichtig optimistisch, was den angebracht, träumen wäre jedoch zumindest dung der globalen Anwaltskanzlei DLA Pi- generellen Zustand der Union betrifft. Die erlaubt. per und der Diplomatischen Akademie Wien EU stehe zwar vor großen Herausforderun- Wolfgang Schüssel präsentierte sich – am Abend des 6. Juni über den momentanen gen, sei aus solchen jedoch stets gestärkt wenig überraschend – nicht nur als glühen- Zustand der Europäischen Union, aktuelle hervorgegangen. Wenige Jahre nach der Fi- der Europäer, sondern ebenfalls als Opti- Herausforderungen – wie etwa das bevorste- nanzkrise sei die Wirtschaft etwa wieder auf mist. Daß die vergangenen Jahrzehnte die hende Brexit-Referendum oder die schwe- dem Weg der Besserung und Europa „nicht goldenen der Union gewesen seien und jetzt lende Flüchtlingskrise – und mögliche Lö- mehr der kranke Mann der Weltwirtschaft“. plötzlich nur mehr Krisen dominieren wür- sungsansätze auf Unions-Ebene. Auch die Flüchtlingskrise und die Tatsache, den, sei schlicht und einfach nicht zutreffend. Im Festsaal der Diplomatischen Akade- daß die europäischen Außengrenzen weitge- „Das Problem Europas ist, daß es momentan mie Wien verfolgten rund 100 Gäste aus Po- hend geschlossen sind, beweise, daß die Ent- einfach zu viele Probleme gleichzeitig hat“, litik und Wirtschaft sowie aus dem diploma- scheidungsprozesse auf europäischer Ebene so Schüssel. Europa müsse sich darauf kon- tischen und juristischen Bereich die unter zwar manchmal langwierig seien, aber im zentrieren, Stabilität zu exportieren und nicht dem Motto „State of the Union“ stehende Endeffekt funktionierten und Resultate bräch- Instabilität zu importieren, es solle Hoffnung Panel-Diskussion. ten. Dies sei auch dringend notwendig. „Wir geben und nicht Angst machen. „Wir müssen Bereits die Eröffnungsreden der beiden brauchen ein Europa der Resultate“, so Van uns der emotionalen und kulturellen Gründe Gastgeber David Christian Bauer, Country Rompuy, die Bürger erwarteten diese zurecht. für Europa besinnen und brauchen die Union Managing Partner von DLA Piper in Öster- Was aktuell am europäischen Parkett zu be- weniger im Detail, sondern mehr in den gros- reich, und Botschafter Hans Winkler, Di- obachten sei, wäre „keine Krise der Union, sen Fragen“, so Schüssel weiter. Ein großes rektor der Diplomatischen Akademie, nah- sondern eine Krise der Demokratien.“ Viele Problem der Union sei es aktuell auch, daß men Bezug auf die besondere Komplexität Staaten und Demokratien seien aktuell unter viele nationale Politiker – aus einer Art Selbst-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 21 Österreich, Europa und die Welt bewußtseinsverlust heraus – auf Referenden bestimmt. Speziell zum letzten Punkt hätten ren, da die Unabhängigkeitsbestrebungen im als Allheilmittel setzten. Dies sei nicht nur viele Briten teils abenteuerliche Ideen. Je pro-europäischen Schottland wiederaufleben unnötig, sondern auch ein Spiel mit dem näher das Referendum komme, desto emo- würden. Feuer. Ein Ausscheiden Großbritanniens aus tionaler würden die Debatten in Großbritan- DLA Piper ist eine der weltweit größten der EU könnte ähnliche Forderungen in ganz nien geführt werden. Beunruhigend, so Sy- und führenden Anwaltskanzleien. Mit Büros Europa und somit ein Erdbeben auslösen. mons, sei vor allem auch die tiefe Kluft zwi- in mehr als 30 Ländern in Europa, Asien, Elizabeth Baroness Symons of Vernham schen den Generationen in UK. Während Australien, dem Nahen Osten sowie Nord- Dean ist der Meinung, daß die britische Re- sich 72 Prozent der 18- bis 29jährigen für und Zentralamerika bietet DLA Piper ein gierung von UKIP beinahe zum Referendum den Verbleib Großbritanniens aussprächen, umfassendes Rechtsberatungsangebot. In gezwungen worden sei. Die Diskussion über seien lediglich 33 Prozent der über 60jähri- Österreich ist die Kanzlei durch DLA Piper die Zukunft des Vereinigten Königreichs in gen für einen Verbleib. Ein Brexit würde, so Weiss-Tessbach mit einem Büro in Wien der Europäischen Union werde auf der Insel die Meinung von Symons, zwangsläufig zu (etwa 65 Juristen) vertreten.  vor allem von den drei Themen Wirtschaft, einem weiteren Referendum um die Einheit http://www.polak.at Migration und politische Unabhängigkeit und Zukunft des Vereinigten Königreichs füh- http://www.dlapiper.com/de/austria Wirtschaftsstandort Österreich PRISMA Die Kreditversicherung und GfK Austria haben die südlichen Nachbar- länder nach ihren Assoziationen zum Wirtschaftsstandort Österreich befragt.

ntwickelt, erfolgreich, stabil – so sehen Euns Wirtschaftstreibende aus Südosteu- ropa. Serben (15 %) und Bosnier (25 %) sehen spontan Österreich als Vorbild, Slo- wenien assoziiert zu 37 % eine erfolgreiche Wirtschaft, die Kroaten beeindrucken wir vor allem mit Stärke und Stabilität (39 %) – und offensichtlich auch als Urlaubsland (13 %). „Hätten wir nur in allen internationalen Rankings solche Zensuren“, wünscht sich Ludwig Mertes, Vorstand von PRISMA Die Kreditversicherung. „Die Assoziationen un- serer südlichen Nachbarländer waren aus- schließlich positiv und wertschätzend formu- liert. Österreich hat als größter Direktinve- instabil. Zwar wird das Land etwas besser prüfung aller Risiken in diesen Ländern. stor und langjähriger Handelspartner am als Bosnien Herzegowina beurteilt, aber Andererseits bietet Prisma in Slowenien und Balkan einen sehr guten Ruf.“ trotzdem eindeutig negativ. Umso mehr ver- Kroatien (dort in Kooperation mit der Al- wundert es, daß die Serben laut dem PRIS- lianz) auch Kreditversicherung an. In Ser- Was assoziieren Österreichs Unter- MA Südosteuropa-Wirtschaftsindex so posi- bien besteht eine eigene Tochtergesellschaft nehmen mit den jeweiligen Ländern? tiv gestimmt sind wie kein anderes Land – als Serviceorganisation. Gemeinsam mit Bosnien Herzegowina wird von den Ös- auch positiver als Österreich. Der Index ver- GfK liefert dieser Südosteuropa-Index jähr- terreicherInnen in erster Linie herausfordernd gleicht das Wirtschaftsklima und hier haben lich Wirtschaftsdaten für österreichische und instabil wahrgenommen. Gleichzeitig sie in allen Kategorien (Entwicklung, Export, Exporteure. traut man dem Land aber auch Wachstum zu. Investitionsfreude) die Nase weit vorne. Kroatien hat für heimische Wirtschafts- Slowenien wird aus unserer Perspektive Studiendesign treibende die größte Wachstumsperspektive, am meisten zugetraut. Man hält den Wirt- Die Untersuchung wurde im Jänner 2016 wird aber als herausfordernd betrachtet. „Ja, schaftsstandort für entwickelt und sieht durchgeführt. Zielgruppe waren kleine und es ist herausfordernd, aber machbar“, faßt Wachstumspotenzial. Allerdings meinen 4 % mittlere Unternehmen (small and medium- Mertes zusammen. „Kroatien ist als Touris- der Befragten, der Markt wäre zu klein, um sized enterprises, SME) und Konzerne (Cor- musland nach wie vor stark in den Köpfen dort aktiv zu werden. porate Companies), die Business-to-Busi- der Österreicher verankert. Das beruht aber Bonitätsprüfung und Kreditversicherung ness arbeiten. Methode: CATI (Computer auf Gegenseitigkeit – Kroatien ist ja auch von Prisma in Südosteuropa Prisma ist im Assisted Telephone interviewing). Pro Land jenes Land, das in Österreich einen starken Euler Hermes Konzern nicht nur für Risiken wurden 150 Unternehmen befragt. Die Tourismusanbieter sieht.“ in Österreich verantwortlich, sondern auch Hälfte der Unternehmen waren KMU, die Serbien ist in der Wahrnehmung der ös- für jene in Südosteuropa (SEE). Unter diese andere Konzerne.  terreichischen Betriebe herausfordernd und Verantwortung fällt einerseits die Bonitäts- https://www.prisma-kredit.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 22 Österreich, Europa und die Welt neuland 2016 Niederösterreichs Exportwirtschaft auf dem Weg zur Spitze – LR Bohuslav: »Internationalisierung gehört zu den wesentlichen Säulen der niederösterreichischen Wirtschaft.« Foto: ecoplus / Jana Madzigon v.l.: Norbert Zimmermann, Aufsichtsratsvorsitzender der Berndorf AG, Gabriele Forgues, ecoplus International Geschäfts- führerin, F/LIST-CEO Michael Groiss, Ulrike Ischler, Gründerin von GreenSmile, Business-Angel Hansi Hansmann, Wirtschafts- landesrätin Petra Bohuslav, Thommy Ten und Amelie von Tass, amtierende Weltmeister der Mentalmagie, Hermann Kalenda, Direktor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, und ecoplus Geschäftsführer Helmut Miernicki m 8. Juni kamen die „Gipfelstürmer“ terstützungsleistungen an. 2015 wandten sich ren, so wie dies die Berndorf AG macht: „Wir Ader niederösterreichischen Exportwirt- über 250 Unternehmen an ecoplus Interna- haben exzellente Unternehmen, die gelernt schaft im Palais Niederösterreich in Wien tional. Mit diesem klaren Fokus ist es uns in haben, global zu agieren.“ zusammen. ecoplus International organisier- den vergangenen Jahren gelungen, in Nie- Hermann Kalenda, Direktor der Raiff- te die „neuland“-Gala heuer zum 8. Mal und derösterreich die 20-Milliarden-Euro-Grenze eisenlandesbank Niederösterreich-Wien, er- bot dabei Niederösterreichs Export-Unter- beim Warenexport zu knacken“, so Bohus- innert an das exzellente Netzwerk von eco- nehmerInnen die Gelegenheit, sich über lav. plus International: „Mit ihren Kontakten und neue Chancen zu informieren und über ihre Daß man nicht nur Waren exportieren Erfahrungen begleitet das Team der ecoplus Erfahrungen in den internationalen Märkten kann, sondern auch Illusionen, das stellten International klein- und mittelständische Be- auszutauschen. Dabei betonte Wirtschafts- die amtierenden Weltmeister der Mentalma- triebe beim Eintritt in neue Märkte. Damit Landesrätin Petra Bohuslav die unverzicht- gie unter Beweis. Für magische Moments können wir vielen Unternehmen die Skepsis bare Bedeutung des Exports für den blau- sorgten Thommy Ten und Amelie von Tass, vor dem Schritt ins ‚Neuland‘ nehmen. Zu- gelben Wirtschaftsstandort: „Wir konzen- die von Krems aus die Welt „verzaubern“. dem stehen wir als Raiffeisen den niederös- trieren uns voll darauf, die niederösterreichi- Sie befinden sich mit der größten und erfolg- terreichischen Betrieben als international sche Exportwirtschaft weiter zur Spitze zu reichsten Zauberproduktion aller Zeiten auf erfahrener Finanzierungspartner zur Seite.“ führen. Denn die Steigerung der Exportakti- Welttournee – von Las Vegas über Sydney „Niederösterreichs Wirtschaft ist durch vitäten ist gleichzusetzen mit Wirtschafts- nach Dubai und Hongkong – und zeigten die weltwirtschaftlichen Verflechtungen heute wachstum und Wohlstandsgewinn.“ auch im Palais Niederösterreich ihr Können. mehr denn je von internationalen Entwick- „Internationalisierung gehört zu den we- Mit Business-Angel Hansi Hansmann, lungen beeinflußt. Einerseits spüren einige sentlichen Säulen der niederösterreichischen Berndorf-Aufsichtsratsvorsitzendem Norbert Branchen eine neue Aufbruchsstimmung. An- Wirtschaft. Über 40 Prozent des blau-gelben Zimmermann, F/LIST-CEO Michael Groiss derseits sehen wir aber auch, daß sich Un- Bruttoregionalproduktes werden im Ausland und Ulrike Ischler, Gründerin von Green ternehmen zu neuen Ufern aufmachen müs- verdient“, erklärte die Wirtschafts-Landesrä- Smile, kamen Entrepreneure aus den unter- sen, damit sie international wettbewerbsfähig tin. „Daher haben wir in unserer Wirtschafts- schiedlichsten Branchen zusammen. Doch bleiben. Mit unseren Länderteams der eco- strategie einen klaren Fokus auf Internatio- sie alle eint, daß sie Veränderung nicht als plus International in Polen, Slowakei, Tsche- nalisierung. Denn wir wissen, daß eine Mil- Gefahr, sondern als Chance wahrnehmen. chien, Türkei, Rumänien, Rußland und Un- liarde Euro Exportumsatz rund 11.000 Ar- Hansmann erklärte dabei den Antrieb für garn sind wir die zentrale Anlaufstelle für beitsplätze schafft und 260 Millionen Euro sein wirtschaftliches Handeln: „Es geht mir blau-gelbe Betriebe, die neue Geschäftsmög- an regionaler Wertschöpfung auslöst. Mit um den Erfolg. Erfolg heißt, daß ich etwas lichkeiten im Ausland ergreifen wollen“, be- ecoplus International, einer Tochtergesell- Nachhaltiges geschaffen habe, das es vorher tonten ecoplus-Geschäftsführer Helmut Mier- schaft von ecoplus und der RLB NÖ-Wien, so nicht gegeben hat.“ Zimmermann, beton- nicki und Gabriele Forgues, ecoplus Interna- bieten wir niederösterreichischen Betrieben, te die Notwendigkeit, auch für etablierte und tional-Geschäftsführerin, unisono.  die in neue Märkte eintauchen wollen, Un- große Unternehmen in Startups zu investie- http://www.ecoplus.at.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 23 Österreich, Europa und die Welt Steht die Demokratie in Europa vor dem Aus? Beim Symposium der Marshallplan-Jubiläumsstiftung standen die Frage nach der Zerbrechlichkeit der Demokratie Europas im Mittelpunkt sowie die Verleihung der Marshallplan Fellowships. ie Marshallplan-Jubiläumsstiftung unter- Dstützt den akademischen Wissenstrans- fer zwischen Österreich und den USA mit rund einer Million Euro pro Jahr“, sagte deren Präsident Wolfgang Petritsch am 8. Juni beim Symposium. Die Stiftung finanziert und vergibt jährlich rund 110 Fellowships sowie drei Stiftungsprofessuren. Einer dieser Fel- lows war Vedran Dzihic, mittlerweile Senior Researcher am Österreichischen Institut für internationale Politik (oiip). Der renommier- te Südosteuropa-Experte hielt beim Sympo- sium im Wiener Institut für die Wissenschaf- ten vom Menschen seine kritische Keynote.

Demokratie als »losing game«? Dzihic reflektierte, daß die Themen Finanz- und Flüchtlingskrise, Grexit und Brexit oder Terrorismus die Zerbrechlichkeit der Demokratie in Europa zeigen. Vor allem in den letzten zwanzig Jahren habe sich die Foto: Marshallplan-Jubiläumsstiftung/ Michèle Pauty v.l.: Markus Schweiger, Geschäftsführer der Marshallplan-Jubiläumsstiftung; Prof. Definition von Demokratie stark verändert: Shalini Randeria, Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen; „Heute kann nicht mehr nur zwischen De- Wolfgang Petritsch, Präsident der Marshallplan-Jubiläumsstiftung, österreichischer mokratie und Autokratie unterschieden wer- Botschafter i.R.; H.E. Alexa Wesner, amerikanische Botschafterin in Österreich; den. Zwischen diesen beiden Konzepten hat Vedran Dzihic, Senior Researcher am Österreichischen Institut für internationale Politik (oiip) sich eine neue Grauzone an Regierungsmo- dellen gebildet.“ Widersprüchliche Trends Wesner. In der Geschichte der Marshallplan- im amerikanisch-österreichischen Wissens- würden ein Bild von einem eher geteilten Eu- Jubiläumsstiftung wurden bis dato insge- transfer auch öffentlich sichtbar wahrneh- ropa porträtieren, wo die Demokratie durch samt 513 Marshallplan Scholarships, 81 Ber- men, erinnern wir an die großen historischen illiberale Tendenzen in Frage gestellt wird. keley Program Fellowships, 16 Professor- Erfolge der amerikanisch-österreichischen Vor allem in einigen Ländern in Ost- und ships in New Orleans sowie zwölf Johns Freundschaft“, sagte Petritsch abschließend. Südosteuropa wären heute Illiberalismus und Hopkins Fellowships vergeben. Nationalismus en vogue. Dzihic sprach über Die Marshallplan-Jubiläumsstiftung Chancen und Lösungswege für eine europä- Transatlantisches Netzwerk (Austrian Marshall Plan Foundation) fördert ische Demokratie. Der Begriff Demokratie Mit diesem Wissenstransfer setzt die den wissenschaftlichen Austausch von Stu- müsse neugedacht und mit neuen Bedeutun- Marshallplan-Jubiläumsstiftung die lange dierenden und Forschenden aus Österreich gen gefüllt werden. Tradition transatlantischer Beziehungen fort. und den USA mit dem Ziel, Beziehungen Auf den Vortrag von Dzihic folgte ein Im Vordergrund steht das Bemühen, die In- zwischen den beiden Ländern zu vertiefen spannender Austausch zwischen dem Süd- teraktion von Wissenschaftlern auf beiden sowie wissenschaftliche Zusammenarbeit zu osteuropa-Experten, Petritsch und Prof. Seiten des Atlantiks zu unterstützen und zu fördern. Jährlich werden Stipendien an öster- Shalini Randeria, Rektorin des Instituts für intensivieren. Der Wissenstransfer basiere reichische Studierende mit exzellenter Stu- die Wissenschaften vom Menschen. laut Petritsch auf den ursprünglichen An- dienleistung für Forschungsaufenthalte in den liegen des Marshallplans: Zukunftsfähigkeit USA vergeben. Der Marshallplan (European Überreichung der der Wirtschaft und Ausbau der transatlanti- Recovery Program) war ein Wirtschaftswie- Marshallplan Fellowships schen Beziehungen. Die Marshallplan-Jubi- deraufbauprogramm der USA, das nach dem Den feierlichen Abschluß der Veranstal- läumsstiftung ist eingebettet in ein Netzwerk Zweiten Weltkrieg Westeuropa mit Krediten, tung bildete die Verleihung der Fellowships unterschiedlicher Akteure in beiden Ländern Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren ver- durch Petritsch und die US-amerikanische und pflegt mit diesen ein kooperatives Ver- sorgte.  Botschafterin in Österreich, H.E. Alexa hältnis. „Indem wir aktiv eine Führungsrolle http://www.marshallplan.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 24 Österreich, Europa und die Welt Lateinamerika-Karibik-Platz Ein neuer Ort lädt in Wien zur Beschäftigung mit der Geschichte eines Kontinents ein. Foto: PID / Walter Schaub-Walzer v.l.: Bei der Enfhüllung der Tafel im Donaupark: Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (Donaustadt), Botschafter Ramon Quinones (Dominikanische Republik) und Oskar Wawra (Magistratsdirektion – Europa und Internationales)

ie Magistratsdirektion der Stadt Wien, zurück. Ein gutes Beispiel dafür ist das flä- amerikaexporte gehen nach Brasilien, wo DGeschäftsbereich Europa und Interna- chenmäßig größte lateinamerikanische Land, österreichische Firmen mit derzeit über 170 tionales, und der Dachverband aller österrei- Brasilien. Im Jahr 1817 ehelichte die öster- Niederlassungen präsent sind. chisch-ausländischen Gesellschaften – PaN reichische Erzherzogin Leopoldina Kronprinz Weitere historische Bezugspunkte zu luden am 10. Juni anläßlich der Benennung Pedro aus dem portugiesischen Königshaus Lateinamerika finden sich im Straßenbild des „Lateinamerika-Karibik-Platzes“ zu einer Bragança und bestärkte ihn in den Unab- von Wien. So ist die Argentinierstraße im 4. Tafelenthüllung in den Donaupark ein. Die hängigkeitsbestrebungen und der Schaffung Bezirk zu Erinnerung an die fünf Millionen- Stadt Wien hat in Zusammenarbeit mit den eines souveränen Brasiliens. Heutzutage ha- Peso-Spende Argentiniens nach dem Ersten Botschaften der Länder Lateinamerikas und ben sich die bilateralen Beziehungen erfreu- Weltkrieg benannt. Ebenso erinnert der Me- der Karibik in den letzten Jahren Denkmäler licherweise auf wirtschaftlicher Seite inten- xikoplatz im 2. Bezirk an die Übermittlung von elf Persönlichkeiten errichtet, die sich siviert, sodaß sich das Handelsvolumen seit einer diplomatischen Protestnote Mexikos um die Unabhängigkeit und Freiheit der ame- 2003 mehr als verdreifacht hat. Brasilien ist beim Völkerbund gegen den „Anschluß“ Ös- rikanischen Staaten verdient gemacht haben. zum viertgrößten Überseemarkt für die ös- terreichs an das Deutsche Reich 1938.  Darunter befinden sich die Standbilder von terreichische Wirtschaft aufgestiegen. Mehr https://www.wien.gv.at/politik/international/ Simón Bolívar, dem Nationalhelden vieler als 46 Prozent der gesamten Lateinamerika- http://www.dachverband-pan.org südamerikanischer Länder, von José de San und 60 Prozent der österreichischen Süd- http://www.austria-argentina.at Martín, dem Befreier Argentiniens sowie des durch einen Militärputsch 1973 gestürzten chilenischen Präsidenten Salvador Allende. In diesem Zusammenhang war die Idee na- heliegend, im Bereich des Donauturms eine Fläche in „Lateinamerika-Karibik-Platz“ zu benennen. Der Kulturausschuß der Bezirksvertre- tung des 22. Bezirkes hat Ende März 2016 einen entsprechenden Beschluß gefaßt und dieses Vorhaben wurde auf Anregung der Österreichisch-Argentinischen Gesellschaft durch die Wiener Stadtgärten verwirklicht. Die Beziehungen zwischen Österreich und

den Ländern Lateinamerikas sind freund- Foto: PID / Walter Schaub-Walzer schaftlich und reichen weit in die Geschichte Ein Blick in den Donaupark und auf die zahlreich erschienenen Gäste des Festakts

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 25 Österreich, Europa und die Welt Weltraumtaugliche Medizin- technologie für Raumstation ISS Landesrätin Petra Bohuslav sieht großartigen Erfolg für Technopol Wiener Neustadt.

iederösterreich hat sich erfolgreich als Nattraktiver und moderner Technologie- und Forschungsstandort positioniert. Einen ganz besonderen Fokus haben die For- scherInnen und Forscher am Technopol Wie- ner Neustadt: die Raumfahrt. Weltraumtaug- liche Medizintechnologie aus Wiener Neu- stadt wird demnächst auch auf der interna- tionalen Raumstation ISS zum Einsatz kom- men. Wirtschafts- und Technologie-Landes- rätin Petra Bohuslav, ecoplus-Aufsichtsrats- vorsitzender Landtagsabgeordneter und Bür- germeister Klaus Schneeberger und ecoplus- Geschäftsführer Helmut Miernicki gratulie- ren den ForscherInnen ganz herzlich. Ein Forscherteam des AIT Austrian Insti- tute of Technology am Technopol Standort Wiener Neustadt entwickelte eine Technolo- gie zur Analyse der Blutdruckwelle. Die ersten Tests in Schwerelosigkeit sind sehr er- folgreich verlaufen. Basierend auf den Er- gebnissen dieser Versuche, die gemeinsam mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrt- zentrum und der medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wurden, ist der Ein- satz der neuen Technologie auf der Interna- tionalen Raumstation ISS in Planung. Im Rahmen des russischen Flugexperiments Cardiovector, das 2017 startet, sollen mit Hilfe der AIT-Technologie die Auswirkun- gen von längeren Aufenthalten in der Schwe- relosigkeit auf den menschlichen Körper und insbesondere auf das Herz-Kreislaufsystem untersucht werden.

„Die kontinuierliche Unterstützung her- Foto: AIT ausragender Forschungseinrichtungen ist ein Pulswellenmessung in Schwerelosigkeit an Bord der A-310 Zero-G zentraler Aspekt der Technologiepolitik des internationalen Wissenschaft entwickelt, das bar. Eine Anwendung in der Schwerelosigkeit Landes Niederösterreich“, erläuterte die Lan- weltweite Anerkennung genießt“, betonte ist eine neue spannende Herausforderung.“ desrätin. „Der großartige Erfolg beweist, daß Schneeberger. „Diese beeindruckende Lei- Eine der Grundlagen dafür, daß in Nie- es uns am Technopol Wiener Neustadt ge- stung belegt, daß es sich auszahlt, daß wir derösterreich über Jahre hinweg internatio- lungen ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, den 500 Forscherinnen und Forschern aus 20 nal herausragende Forschungsarbeit geleistet die es den angesiedelten Forschungseinrich- Ländern am Technopol Wiener Neustadt wird, ist das Technopolprogramm des Lan- tungen ermöglicht, langfristig zu planen und optimale Bedingungen bieten.“ des, das seit den Anfängen 2004 durch eco- in einem forschungsaffinen Umfeld auf einer „Als Ergebnis unserer Arbeit ist es heute plus umgesetzt wird. ecoplus-Geschäftsfüh- wirtschaftlich soliden Basis zu arbeiten. Mitt- möglich, sowohl den Blutdruck non-invasiv rer Helmut Miernicki: „An unseren vier Tech- lerweile sind die Forschungsergebnisse aus direkt beim Herzen als auch die arteriellen nopolstandorten in Krems, Tulln, Wieselburg dem Technopol Wiener Neustadt nicht nur Gefäßeigenschaften zu bestimmen“, skiz- und Wiener Neustadt vernetzen wir Wirt- auf der ganzen Welt, sondern auch im Welt- ziert AIT-Geschäftsfeldleiter Manfred Bam- schaft, Forschung und Ausbildung zu einer raum gefragt.“ mer die Forschungsergebnisse. „Zur Früher- schlagkräftigen Einheit, die jeweils zu einem „Wiener Neustadt hat sich auch dank des kennung kardiovaskulärer Risikofaktoren ist zentralen Thema international anerkannte Technopol-Standortes zu einem Zentrum der diese Technologie bereits weltweit verfüg- Spitzenforschung betreibt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 26 Österreich, Europa und die Welt Clinton vs. Trump MODUL University Vienna analysiert mit dem US Election 2016 Web Monitor Trends in der öffentlichen Wahrnehmung der US-Präsidentschaftskandidaten. ünf Monate vor den US-Präsident- Trump wahrscheinlich ein politischer New- logie der MODUL University Vienna be- Fschaftswahlen präsentiert ein europäi- comer kandidieren wird, der eine äußerst un- schreibt, wie das interaktive Web Portal die sches Forscher-Team unter der Leitung der gewöhnliche und polarisierende Medienstra- unterschiedlichen Standpunkte der Interes- MODUL University Vienna ein neuartiges tegie verfolgt. Doch wie werden die politi- sensgruppen veranschaulicht: „Es gibt viele System zur Analyse aktueller Trends in der schen Prozesse von der Öffentlichkeit und Methoden, um den Erfolg von Wahlkampf- Berichterstattung über den US-Wahlkampf. den einzelnen Interessensgruppen wahrge- programmen zu messen. Die meisten dieser Es nutzt die webLyzard Web Intelligence nommen, und welchen Einfluß haben spezi- Methoden konzentrieren sich auf Meinungs- Plattform, um die Meinung von Social Media fische Ereignisse auf die Debatte und die umfragen oder Systeme zur Medienbeobach- Usern mit jener von Nachrichten-Medien, Gunst der Wähler? tung auf Basis einfacher statistischer Dar- amerikanischen Unternehmen und NGOs zu stellungen. Das Dashboard des US Election vergleichen, Meinungsführer automatisch zu Online-Trends und 2016 Web Monitors hingegen vermittelt kom- erkennen und geografische Schwerpunkte in die öffentliche Meinung plexe Zusammenhänge auf anschauliche der Online-Berichterstattung zu bestimmen. Mehr als acht Millionen Dokumente wer- Weise.“ Der US-Wahlkampf 2016 ist aus mehrfa- den monatlich analysiert, um folgende Fra- cher Hinsicht bemerkenswert, da es beide gen zu beantworten: Wie häufig berichten Präsentation in Wiener US-Botschaft Parteien weniger als zwei Monate vor den Online Medien über die Parteien und Kandi- Das System wurde Anfang der dritten National Conventions bisher versäumt ha- daten? Überwiegen positive oder negative Juniwoche im Rahmen einer Veranstaltung ben, sich geschlossen hinter einen Kandida- Kommentare? Welche Themen werden mit der US-Botschaft in Wien erstmalig der Öf- ten zu stellen. Seitens der Demokraten konn- den einzelnen Kandidaten assoziiert? Exi- fentlichkeit vorgestellt. Im Rahmen seiner te Hillary Clinton ungewöhnlicherweise erst stieren Trends oder regionale Unterschiede Präsentation ging Prof. Scharl auf zahlreiche im Juni genug stimmen sammeln, um als in ihrer Popularität? Wie wirken sich Er- Methoden ein um die gesammelten Daten voraussichtliche Kandidatin zu gelten, wäh- eignisse auf die Debatte aus? Prof. Arno detailliert zu analysieren – um die öffentli- rend bei den Republikanern mit Donald Scharl vom Institut für Neue Medientechno- che Meinung rund um die Kandidaten besser Foto: MODUL University Vienna

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 27 Österreich, Europa und die Welt

tality Management. Schon mehr als 100 Jah- re wird an den Tourismaßchulen MODUL, der zweitältesten besteheden Tourismaßchule der Welt, hervorragende Ausbildung in die- sen Disziplinen angeboten. Seit 2007 hat sich die MODUL University Vienna auf die Weiterentwicklung von zeitgemäßen und in- ternationalen Studienprogrammen konzen- triert. Die internationale Privatuniversität der Wirtschaftskammer Wien, bietet BBA, BSc, MSc, MBA und PhD Programme in den Be- reichen Internationale Wirtschaft und Mana- gement, Neue Medientechnologie, öffentli- che Verwaltung und nachhaltige Entwicklung an. Die Studienprogramme erfüllen strenge Akkreditierungsrichtlinien und werden auf- grund der internationalen Ausrichtung in Eng- lisch abgehalten. Foto: MODUL University Vienna / Adrian Brasoveanu Präsentation der Plattform in Wien (v.l.): Robert J. Greenan, Botschaftsrat für Der Campus der Universität befindet sich administrative Angelegenheiten, Prof. Arno Scharl, Institut für Neue Medientech- am Kahlenberg im 19. Wiener Gemeinde- nologie der MODUL University Vienna, und Hans Noel, Professor der Politikwissen- bezirk. Die Forschung des Instituts für Neue schaften an der renommierten amerikanischen Georgetown University Medientechnologie beschäftigt sich mit der zu verstehen und um abschätzen zu können, meinsame Projekterfahrung zurückblicken und Auswirkung von Online-Medien und sozia- wie bestimmte Ereignisse diese Meinung be- besteht aus Wissenschaftlern der MODUL len Netzwerken auf Stakeholder-Kommuni- einflussen. Eine leistungsfähige Suchmaschi- University Vienna, webLyzard technology, kation und öffentliche Meinungsbildungs- ne erlaubt direkten Zugriff auf die analysier- Wirtschaftsuniversität Wien und der HTW prozesse, und wie mittels semantischer ten Inhalte und verdeutlicht solche inhalt- Chur in der Schweiz. Bereits im Rahmen der Technologien solche Prozesse analysiert und lichen Zusammenhänge mittels visueller US-Wahlen 2008 wurde ein Monitoring-Sy- visualisiert werden können. Die dem US Verfahren – unter anderem geographische stem entwickelt, welches die Kategorie „On- Election 2016 Web Monitor zugrundeliegen- Karten, graphen-basierte Darstellungen von line Communities, Web 2.0 und Soziale Netz- de webLyzard Plattform wird derzeit im Assoziationen, etc. werke“ beim Österreichischen Staatspreis Rahmen von mehreren großen EU-For- Multimedia und e-Business gewonnen hat. schungsprojekten laufend weiterentwickelt – National und international anerkannte DecarboNet, Pheme, ASAP und InVID.  Forschungskompetenz Die MODUL University Vienna (06/16) http://www.weblyzard.com/election2016 Das Entwickler-Team des US Election Der Name MODUL steht für langjährige http://www.modul.ac.at 2016 Web Monitors kann auf langjährige ge- Tradition im Bereich Tourismus und Hospi- http://www.modul.ac.at/study-programs

Sentiment of News Media Coverage

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 28 Österreich, Europa und die Welt Österreichische NGO als Vermittlerin in Kolumbien Hilfswerk Austria International hilft Bevölkerung bei Vorbereitung auf die Post-Konflikt Periode Foto: Hilfswerk Austria International Es wurden mehrtägige Workshops zu Themen abgehalten, die die Indigenen als auch die Bauern in der Region gleicher- maßen betreffen – allen voran Nahrungssicherheit und Umweltschutz. Im Bild: Eine Gruppe auf dem Weg zum Fischfang.

as Ende des blutigen Bürgerkrieges in Drogenkartelle sowie die FARC versuchen Hoffnung auf Friede DKolumbien ist nah. Hilfswerk Interna- die jungen Leute zu rekrutieren. Erschwe- Jetzt scheint der lang ersehnte Frieden tional hilft der kolumbianischen Bevölke- rend kommt dazu, daß Bevölkerungsgrup- endlich greifbar. Hilfswerk International ver- rung, sich auf die Zeit nach dem Bürgerkrieg pen, die unterschiedlicher nicht sein können, mittelt zwischen den unterschiedlichen Be- vorzubereiten und Frieden zu sichern. Die durch Vertreibung miteinander und nebenein- völkerungsgruppen in der Provinz Guaviare, NGO vermittelt seit 15 Jahren im Süden des ander leben müssen.“, berichtet Projektleiter sodaß der vorherrschende Konflikt nach of- Landes zwischen den komplett unterschied- Fredy Rivera. fiziellem Ende nicht in der Bevölkerung lichen Bevölkerungsgruppen und lehrt re- Die indigene Bevölkerungsgruppen leiden weitergetragen wird. „Wir lehren die Indige- spektvolles Miteinander. Die Friedensver- unter der Abholzung der Regenwälder, der nen und die Bauern ein Miteinander statt ein handlungen zwischen der kolumbianischen Zerstörung ihrer Nahrungsmittelquellen. Sie Gegeneinander. Auch die Weltbank und die Regierung und den rebellischen FARC lau- haben großes Wissen über die Natur und über EU wendet sich beim Planen der Post-Kon- fen auf Hochtouren, bald wird der Friedens- Nahrungsmittelbeschaffung, doch ihr Gebiet flikt-Periode an Hilfswerk International, wie vertrag unterzeichnet. Für die lokale Bevöl- wird ständig verkleinert. Sie werden zurück- diese für langfristigen Erfolg kritische Phase kerung bedeutet das Hoffnung auf Frieden. gedrängt, müssen auf kleinstem Land leben. aussehen muß, was mitbedacht werden „Die Bevölkerung in unserer Projektre- Hunger und Krankheit sind die Folgen. Auf muß“, so Fredy Rivera. gion Guaviare leidet enorm unter dem der- anderseits gibt es viele Bauern, die in der zeitigen Konflikt, in den die rebellischen Hoffnung auf Arbeit in den dünn besiedelten Frieden durch Miteinander FARC, die Polizei, die kolumbianische Streit- Süden nach Guaviare ziehen. Sie sind jedoch Aber wie genau sichert man Frieden in kräfte sowie der Drogenmafia involviert überfordert mit den „Geheimnissen“ der Na- einer konfliktgeladenen Gegend wie im sind. Das Ausmaß der alltäglichen Gewalt ist tur – sie sind das Jagen und Landwirtschaf- Süden Kolumbiens? Die Antwort darauf ist unsagbar. Das Gebiet ist komplett vermint, ten in dieser Gegend nicht gewöhnt. für Fredy Rivera klar: interkulturelles Ver-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 29 Österreich, Europa und die Welt ständnis ist der Schlüssel um Frieden lang- fristig zu sichern. Hilfswerk International rief also Pilot- projekte ins Leben. Dort wurden mitten in der Natur mehrtägige Workshops zu Themen abgehalten, die die Indigenen als auch die Bauern in der Region gleichermaßen be- treffen – allen voran Nahrungssicherheit und Umweltschutz. In den Bereichen Jagd, An- bau und Nahrungsmittelbeschaffung verfü- gen die Indigenen Kolumbiens über beson- ders wertvolles Wissen, das bei diesen Work- shops mit den Bauern geteilt wurde. Beim Anbau von Monokulturen, zu dem auch die Indigenen immer mehr gezwungen werden, sind die Bauern die Experten. Dieses inter- kulturelle Verständnis passiert jedoch nicht von heute auf morgen. Auf die Frage nach Streit bei den Workshops lacht Rivera: „Ja, gestritten wird sehr, sehr viel. Aber das lehrt Der für das Projekt Kolumbien verantwortliche HWA-Mitarbeiter Fredy Rivera uns nur den Anderen ein bißchen besser zu verstehen.“

Hilfswerk International Jahresbericht Die Geschichte des Hilfswerks reicht bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurück, wo seine Vorgängerorganisation (Österreichischer Wohlfahrtsdienst) mit sozialen Aktivitäten in mehreren Bundesländern präsent war. Sein heutiges Gesicht als einer der größten priva- ten Träger von Sozial- und Gesundheits- dienstleistungen erhielt das Hilfswerk in den 1980er und 1990er-Jahren. Der Dachverband Österreichisches Hilfswerk (heute: Hilfs- werk Österreich) wurde 1989 gegründet. Im Jahr 2015 konnte Hilfswerk Interna- tional mehr als 530.000 Euro in friedenssi- chernde Projekte in Kolumbien investieren, wie dem neuen Hilfswerk International Jah- resbericht 2015 zu entnehmen ist.

Hilfswerk International ist eine österrei- Fotos: Hilfswerk Austria International chische Trägerorganisation für Entwick- Diese indigenen Geschwister gehen hoffentlich einer ruhigeren Zukunft entgegen. lungszusammenarbeit und Humanitäre Hil- fe. Durch Projekte in (Süd-) Osteuropa, Afri- über die ganze Welt verstreut, die Schwer- Krankheiten und Hygiene oder fehlende ka, Lateinamerika, Südostasien, Zentralasien punkte sind aber immer dieselben: Ressourcen das Leben von Menschen be- und im Nahen Osten verbessert Hilfswerk  Humanitäre Hilfe: Wo Kinder, Familien, drohen, greift man ein. International nachhaltig die Lebensgrundla- unschuldige Zivilisten durch Naturkata-  Soziales: Wo es darum geht, Minderheiten ge der von Armut und Krisen betroffenen strophen oder kriegerische Auseinander- und marginalisierte Gruppen wie Roma Bevölkerung. Besondere Schwerpunkte rei- setzungen in Not geraten und zu Flücht- oder Haftentlassene in die Mitte der Ge- chen von Aus- und Weiterbildung, über me- lingen werden, steht man bereit. sellschaft zu führen, reicht man die Hand. dizinische Versorgung, Einkommen schaf-  Wiederaufbau: Wo es darum geht, zer-  Bildung: Wo immer das Hilfswerk Austria fende Maßnahmen bzw. wirtschaftliche Ent- störte Häuser, Schulen und Infrastruktur International aktiv ist, haben Schulbildung wicklung bis hin zur gesellschaftlichen und zu reparieren oder neu zu errichten, hat sowie Trainings für Fachkräfte und Pro- sozialen Inklusion benachteiligter Bevölke- man langen Atem. jektpartner einen hohen Stellenwert.  rungsgruppen.  Landwirtschaft: Wo Menschen Anschub- http://www.hilfswerk-austria.at Das Hilfswerk Austria International hat hilfe brauchen, um sich wieder selbst er- Hilfswerk Österreich über Jahrzehnte ein großes Wissen erwor- nähren zu können, schickt man Saatgut, Spendenkonto bei der BAWAG P.S.K. ben, wie man Menschen rasch, effizient und Geräte und ExpertInnen. AT71 6000 0000 9000 1002 nachhaltig helfen kann. Seine Projekte sind  Gesundheit: Wo mangelndes Wissen um Kennwort: Kolumbien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 30 Österreich, Europa und die Welt Smog-Schnüffler über Korea Ein von der NASA angeführtes, internationales Team hat kürzlich die Luftverschmutzung über der koreanischen Halbinsel genauer unter die Lupe genommen. Dabei kam auch ein an der Universität Innsbruck entwickeltes Instrument zum Einsatz. Foto: Universität Innsbruck / Armin Wisthaler Armin Wisthaler dokumentierte aus dem Forschungsflugzeug die dichte Smogschicht über dem Großraum Seoul.

ie Luft, die wir atmen, ist mit Feinstaub ne führte die Forscher nach Südkorea, wo geführt. An Bord des NASA-Forschungs- Dund Ozon verschmutzt. Jährlich erlei- sich mit dem Großraum Seoul und seinen 25 flugzeuges war neben US-amerikanischen und den dadurch weltweit etwa drei Millionen Millionen Einwohnern die zweitgrößte Me- koreanischen Forschern auch ein Team der Menschen einen vorzeitigen Tod. Betroffen tropolregion der Erde befindet. Südkorea liegt Universität Innsbruck um Armin Wisthaler ist vor allem die Bevölkerung in Süd- und zudem in der Abwindfahne Chinas, dem mit einem von dem Tiroler Spin-Off-Un- Ostasien, aber auch in Europa geht die Zahl weltweit stärksten Luftverschmutzer. 20 For- ternehmen Ionicon Analytik GmbH entwik- der frühzeitigen Todesfälle in die Hundert- schungsflüge wurden über der koreanischen kelten Meßgerät. „Das Gerät mißt winzigste tausende. Rund 1200 Meßstationen sind der- Halbinsel und über dem Gelben Meer durch- Spuren von Gasen, die in der Atmosphäre zeit in Europa zur Überwachung der Luft- Feinstaub und Ozon bilden, und ist das welt- qualität in Betrieb. Dennoch ist es schwierig, weit beste seiner Art“, sagt Armin Wisthaler, von lokalen Messungen auf die Luftver- der auch Professor an der Universität Oslo schmutzung einer gesamten Region oder gar ist. „Mit unseren Messungen wollen wir die eines gesamten Kontinents zu schließen. Die Grundlage dafür schaffen, die Daten aus Weltraumagenturen in Europa, den Vereinig- Satellitenmessungen richtig zu interpretieren ten Staaten und Asien betreiben deshalb ein und damit in Zukunft valide Ergebnisse über ehrgeiziges Projekt: In rund fünf Jahren wer- die tatsächliche Luftverschmutzung zu den sie mittels Satelliten die Luftqualität über erhalten.“ der gesamten nördlichen Halbkugel großflä- Die Universität Innsbruck und das Spin- chig und kontinuierlich überwachen. Damit Off-Unternehmen kooperieren seit Jahren dies gelingen kann, führt die US-amerikani- erfolgreich, um sich mit ständig verbesserter sche Luft- und Raumfahrtbehörde NASA seit Meßtechnik an diesem Forschungsprogramm Jahren Meßflüge in der Atmosphäre über der NASA beteiligen zu können. Gefördert besonders verschmutzten Regionen durch. werden diese Forschungs- und Entwick- Die Erkenntnisse zur Zusammensetzung und lungsaktivitäten im Rahmen des Austrian räumlichen Verteilung der Luftschadstoffe Space Applications Programme (ASAP) der

soll die Interpretation zukünftiger Satelliten- Foto: NASA Österreichischen Forschungsförderungsge- daten erleichtern. Das Tiroler Meßgerät wurde in das sellschaft (FFG).  Eine soeben abgeschlossene Meßkampag- NASA-Forschungsflugzeug eingebaut. http://www.uibk.ac.at/ionen-angewandte-physik/atmoschem/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 31 Österreich, Europa und die Welt Austrian Music Education in Asien Jährlich besuchen hunderte StudentInnen unterschiedlichen Alters und musikalischer Spiel-Levels aus Fernost und Europa die ganzjährig an der Landesmusikschule Bad Goisern abgehalten AME-Camps. Fotos: Privat, AME-Austrian Music Education Traditionelle chinesische Drachentänzer aus Guangzhou vor dem Hallstättersee Bad Goisern. Die Trommel blieb als großzügiges Gastgeschenk in Bad Goisern und erfreut seitdem die Schüler der Landesmusikschule Bad Goisern. as Salzkammergut ist ein seit Jahrhun- prominenten DozentInnen aus Universitäten AME bietet für die Musikausbildung in Dderten vielen kritischen KünstlerInnen, und weltberühmten Orchestern neue Impulse Fernost attraktive pädagogische Konzepte PhilosophInnen, DichterInnen, Schauspie- für das Musizieren sowie Einblicke in die sowohl bei Meisterkursen in Bad Goisern als lerInnen, MusikerInnen, KomponistInnen Kulturgeschichte Österreichs zu erhalten. auch bei Workshops insbesondere an chine- und MalerInnen dienender Treffpunkt und Quell der Inspiration. Es ist wohl die atem- beraubende Szenerie mit ihren unberührten Seen und den herrlichen Bergregionen, die so weltberühmte Künstler wie Brahms, Bruck- ner, Mahler oder Strauß während Ihrer Auf- enthalte im Salzkammergut zu großartigen Stücken inspirierte. Die Summercamps und Meisterkurse des AME – Austrian Music Education Programms unter der Leitung von Romana Obermair und Peter Brugger bauen auf diese Tradition des Salzkammerguts als prominenter Treff- punkt für KünstlerInnen auf. Jährlich besuchen hunderte StudentInnen unterschiedlichen Alters und musikalischer Spiel-Levels aus Fernost und Europa die ganzjährig an der Landesmusikschule Bad Peter Brucker (Pädagogischer Direktor) und Romana Obermair (Kreativdirektorin) Goisern abgehalten AME-Camps, um bei nach der Präsentation einer für den chinesischen Markt verfaßten, zweisprachigen engagierten MusikschullehrerInnen, sowie AME-Musikbuch-Publikation auf der Internationalen Children’s Book Fair Shanghai

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 32 Österreich, Europa und die Welt

an der Landesmusikschule Bad Goisern, wel- che seit 1992 von mittlerweile tausenden internationalen StudentInnen besucht wur- den. Die Camps stehen unter dem Anspruch, Musik und Kultur als interkulturelles Lernen zu sehen, bei dem die eigene Kultur und Tradition und der persönliche Stil miteinbe- zogen werden. Diese Art des offenen Unter- richts fördert den internationalen Austausch zwischen verschiedenen Kulturen und be- zieht in inspirierender Weise Literatur, Ma- lerei, Architektur und Philosophie mit ein. So wird der Unterricht bei den AME Som- mercamps aufgewertet durch direkte Einbe- ziehung zahlreicher attraktiver Sehenswür- digkeiten unter anderem in Hallstatt und Bad Ischl als auch durch aktives Lernen und Mu- sizieren an vielen traumhaften Landschafts- orten in der Region. Bad Goiserens Bürgermeister Peter Ellmer mit einer Schülergruppe aus Shanghai bei der Diplomübergabe nach einem erfolgreichen AME-Camp an der Landes- Dadurch ist es möglich, Ästhetik auf musikschule. neuen Wegen zu erfahren und bisher unent- deckte Verbindungen zwischen den Künsten und Kulturen herstellen zu können – von den großartigen Dynastien alter Zeiten über die berühmten Komponisten der Klassik bis hin zu moderner Kultur. Musik zu lernen, wird somit zu einer ein- zigartigen Erfahrung für alle Sinne. Für AuslandsösterreicherInnen ergeben sich dadurch eine Vielzahl an Möglichkeiten, dieses hochwertige österreichische AME Cur- riculum auch im Ausland oder während ihrer Urlaubsaufenthalte in Österreich nutzen. AME bietet für internationale Schulen die Möglich- keit, weltweit das Curriculum einzusetzen und anhand der vor Ort im Ausland abgehaltenen Prüfungen offizielle österreichische Musik- schulzeugnisse zu erhalten. Weiters bieten die

Fotos: Privat, AME-Austrian Music Education Meisterkurse und Musik-Camps im Salz- Kreatives AME-»Mit-Mach«-Kinderkonzert an einer befreundeten Musikschule in kammergut die Möglichkeit, Heimaturlaub Suzhou, China mit hochwertigem Musik- und Kultur- sischen Internationalen Schulen und Univer- le von vielen Eltern der aufstrebenden Mit- Unterricht sowohl für Kinder als auch für sitäten. Alleine in China lernen 40 Millionen telschicht in China erkannt, sie suchen nach spezielle Elternprogramme zu verbinden. Schüler Klavier, oftmals unter allseits be- Alternativen für einen Musikunterricht mit Ein kommendes Highlight ist das von 30. kanntem Leistungsdruck und hartem Trai- einem qualitätsvollen Anspruch auf umfas- September bis 2. Oktober auf der Gjaidalm ning, das mit Freude an Musik und den da- sende Bildung. im Dachsteingebiet stattfindende dreitägige mit verbundenen Chancen auf kulturelle Bil- Speziell für China wurden eigene AME- AME-Musik-Seminar „OM am Berg“ rund dung ganz wenig zu tun hat, und die Ent- Prüfungen entwickelt, welche sich an den um das Thema ganzheitliche Körper- und wicklung einer eigenständigen künstleri- österreichischen Lehrplänen für öffentliche Atemtechniken für MusikerInnen. Neben schen Persönlichkeit vielmehr behindert als Musikschulen orientieren und dabei viel Frei- einem Spezialisten für Atemtechnik sowie fördert. Diese Tendenz wird von jährlichen heit für kreative Inhalte bieten. Mit der fach- dem Leiter des Konfuzius Instituts Wien als Leistungsprüfungen für diese SchülerInnen lichen Unterstützung der Musikdirektion der Vortragenden zum Themenschwerpunkt konn- verstärkt, für welche meist in mühsamer o.ö. Landesregierung werden in Ostasien te auch ein Taoist-TaiChi-Meister aus Hong Weise dafür verlangte schwierige Komposi- diese Prüfungen organisiert, und geben Schü- Kong für das Seminar gewonnen werden, tionen eingedrillt und dabei sinnvolle An- lerInnen die Möglichkeit, sich nach dem ein privates, nur für die Kursteilnehmer ver- forderungen eines Instrumentalunterrichts, weltweit anerkannten und hochgeschätzten anstaltetes Klavier-Eisklangkonzert in den der Kreativität forciert um eine künstlerisch österreichischen Standard zu zertifizieren. Dachstein Rieseneishöhlen runden das ein- eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln, Neben diesen Prüfungen organisiert zigartige Programm ab.  verhindert. Dieses Problem wird mittlerwei- AME ganzjährige Camps und Meisterkurse http://www.austrian-music-education.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 33 Österreich, Europa und die Welt Kärnten präsentiert sich China m Rahmen des Kärntner Exporttages Istreckte Kärnten seine Fühler weiter nach Asien aus, um wirtschaftliche wie touristische Möglichkeiten zu erschließen. Wirtschaftslan- desrat Christian Benger empfing am 16. Juni eine hochrangige chinesische Wirtschaftsde- legation mit Gao Xingle, chinesischer Bot- schaftsrat für Wirtschaft und Handel in Ös- terreich, Wang Zhen, Direktor der UNIDO und Li Genxin, Direktor UN CTBTO an der Spitze. Mit dabei waren u. a. auch Unterneh- mensvertreter von China Shipping, China Air, Sun Flower, der Bank of China und des Telekommunikationsausrüsters ZTE. „Kärntens Wirtschaft muß wachsen. Eine Variante ist der Export und die zweite Va- riante ist der Tourismus. So wie die Industrie in Forschung und Entwicklung investiert, so Foto: Büro LR Benger LR Christian Benger (r.) begrüßte die hochrangige chinesische Delegation investieren wir im Tourismus in neue Märk- te, um mehr Gäste nach Kärnten zu holen“, Österreichs eines der führenden Bundeslän- an der Tauernachse (Deutschland, Mitteleu- erklärte Benger. Kärntens Wirtschaft ver- der. ropa). bucht trotz Wirtschaftskrise und ihrer Nach- Kärnten sticht durch seine einzigartige Im Gespräch mit Vertretern von China wirkungen herausragende Leistungen im Ex- Lage als logistisches Drehkreuz im Alpen- Air wurde eine mögliche Kooperation für port. Jeder zweite Euro wird durch die Aus- Adria-Raum hervor. Im Vorjahr wurden die den Flughafen Klagenfurt ausgelotet. Kärn- senhandelsbeziehungen erwirtschaftet und Bemühungen verstärkt, um Alplog Villach- ten könnte dabei als Ausgangspunkt für die über 70.000 Arbeitsplätze in Kärnten werden Fürnitz als Hinterland-Hub für die nordadri- touristische Erkundung Mitteleuropas die- durch die Exportwirtschaft abgesichert. atischen Häfen zu positionieren. Der Lo- nen, bzw. in Kombination mit den chinesi- Mit über einer Milliarde Euro Außen- gistikstandort liegt sowohl an der Baltisch- schen Reiseveranstaltern Pakete für golfbe- handelsüberschuß ist Kärnten innerhalb Adriatischen-Achse (CEE Märkte) als auch geisterte Chinesen schnüren.  Chinesische Wirtschaftsdelegation im Klagenfurter Rathaus

uf der Suche nach Investitions- und AKooperationsmöglichkeiten befand sich die chinesische Delegation mit Repräsen- tanten bedeutender Unternehmen und Ban- ken in Kärnten. Insgesamt waren es rund 50 Wirtschaftsfachleute, die am China Business Forum teilnehmen. Unter der Führung von Walter Prutej, Managing Director des Forum Velden, wurde ein Teil der Delegation am 16. Juni von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz im Klagenfurter Rathaus emp- fangen. Sie gab den Delegationsmitgliedern mit Botschaftsrat Xingle Gao als höchstem Vertreter einen wirtschaftlichen Überblick über die Landeshauptstadt und ging dabei auch auf die Städtepartnerschaft mit Nan-

ning ein. „Im Oktober kommt wieder eine Foto: StadtPresse / Wajand Delegation aus Nanning nach Klagenfurt, Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz und Botschaftsrat Xingle Gao anläßlich auf kommunaler Ebene sind diverse Ko- des Besuchs im Rathaus der Landeshauptstadt Klagenfurt operationen geplant“, so Mathiaschitz, die einer Kooperation mit der Kärntner Messe. für den es auf vielen Ebenen noch Koope- zwei Tage später in Klagenfurt im Zuge des Botschaftsrat Xingle Gao dankte recht rationsmöglichkeiten gibt. Business Forum auch die „Chinesische herzlich für den Empfang. Wie er betonte, Nach dem Empfang gab es im Rathaus Sonntagsschule“ in der Arbeiterkammer er- sei China der fünfgrößte Handelspartner von noch ein Kooperationsgespräch zum Thema öffnet hat. Den Delegationsmitgliedern er- Österreich. „Über 700.000 Chinesen besuch- „Smart City“ mit Stadtwerke-Vorstandsdi- öffnete Mathiaschitz auch die Möglichkeit ten letztes Jahr Österreich“, so Xingle Gao, rektorin Sabrina Schütz-Oberländer.  ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 34 Österreich, Europa und die Welt Schwarz: NÖ Kindergärten sind internationale Vorzeigehäuser ine Delegation aus Malaysia/Singapur Ebesuchte am 8. Juni Kindergärten im Be- zirk Baden, um sich ein Bild von der päda- gogischen Arbeit und dem pädagogischen Konzept an Niederösterreichs Kindergärten zu machen. Auch Bildungs-Landesrätin Bar- bara Schwarz sowie Landtagsabgeordneter und Bürgermeister Christoph Kainz beant- worteten die Fragen der Gäste aus Fernost. „Die Delegationsmitglieder haben sich besonders für unsere Bildungspläne interes- siert, die die Pädagoginnen und Pädagogen in Niederösterreich in den rund 1.050 Kin- dergarten-Standorten in ihrer täglichen Ar- beit umsetzen“, erklärte die Landesrätin. Der Bildungsplan für Kindergärten bildet die Grundlage für die pädagogische Arbeit in Niederösterreich und bietet Anregungen für spielerisches Lernen in unterschiedlichsten

Bereichen, von Bewegung und Gesundheit Foto: Büro LR Schwarz über kreative Ausdrucksmöglichkeiten bis v.l.: LAbg. Bgm. Christoph Kainz, Landesrätin Barbara Schwarz und Pädagogin hin zu Natur, Technik und Umwelt. Catharina Schlegtendal mit den Delegationsleitern aus Malaysia und Singapur „Besonders der Zugang der individuellen ihre Fähigkeiten vermittelt den Kindern so- auf jedes einzelne Kind und das Stärken der Stärken-Förderung jedes einzelnen Kindes mit Freude am Lernen und Experimentieren unterschiedlichen Persönlichkeiten ist in fer- mit Hilfe von Portfolio hat für großes Erstau- und stärkt ihr Vertrauen in ihre Person und in nöstlichen Betreuungseinrichtungen noch nen gesorgt“, so Schwarz. „Das Wissen um ihr Können. Dieses individuelle Eingehen nicht sehr verbreitet“, so Schwarz.  25 Jahre Kämpfe an der steirisch-slowenischen Grenze m Rahmen eines grenzübergreifenden IFestaktes wurde am 17. Juni in der Ka- serne Straß in der Südsteiermark des Beginns der Kampfhandlungen an der steirisch-slowe- nischen Grenze vor 25 Jahren gedacht. Nach den Unabhängigkeitserklärungen von Slowe- nien und Kroatien am 25. Juni 1991, die den Zerfall Jugoslawiens einleiteten, kam es im steirisch-slowenischen Grenzbereich bei Spielfeld am 27. Juni 1991 zu ersten Gefech- ten zwischen der Jugoslawischen Volksar- mee und der neu aufgestellten „Sloweni- schen Territorialverteidigung“. Im Rahmen der Gedenkfeier, bei der neben Vertretern des Bundesheeres, der Polizei, der Bezirks- Foto: Österreichisches Bundesheer hauptmannschaften und der Bürgermeister aus Neben Vertretern der heimischen Politk und der Behörden waren auch die sloweni- der Grenzregion auch eine Delegation der schen Streitkräfte bei der Gedenkfeier in der Kaserne Straß vertreten. slowenischen Streitkräfte zu Gast war, blickte lichen Grenze der Steiermark. „In diesen ruhig ist und wir niemanden verunsichern Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Tagen haben wir miterlebt, daß ein Konflikt wollen, darf auch niemand glauben, das alles zurück: „Mitten in eine große Konferenz in und ein Krieg mit Toten auch jederzeit vor sei schon vorbei“, betonte Schützenhöfer. Wien platzte die Nachricht, daß an der Gren- unserer Haustüre ausbrechen kann. Das dürfen Brigadier Heinz Zöllner, Militärkomman- ze geschossen wird.“ Der Konflikt in Slowe- wir nicht vergessen. Und das unterstreicht dant der Steiermark, blickte auf den militäri- nien dauerte nur wenige Tage und ging als auch die Notwendigkeit einer funktionieren- schen Ablauf des Grenzeinsatz 1991, der „10-Tage-Krieg“ in die Geschichte ein. den Landesverteidigung“, erklärte Schützen- sehr gut funktioniert habe, zurück und unter- Zum Schutz der Grenzregion und der Be- höfer mit Blick auf den derzeit laufenden strich: „Auch heute kann sich die Bevöl- völkerung kam es in diesen Frühsommer- Grenzeinsatz des Bundesheeres an der stei- kerung auf das Bundesheer verlassen, wenn tagen des Jahres 1991 auch zum Einsatz des risch-slowenischen Grenze und die Flücht- es darum geht Schutz und Hilfe zu gewähr- Österreichischen Bundesheeres an der süd- lingsproblematik. „Obwohl die Lage derzeit leisten.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 35 Österreich, Europa und die Welt Mary Ann Schicketanz bei Landeshauptmann Pühringer nsere Auslandsoberösterreicherinnen und UAuslandsoberösterreicher sind ein ein- zigartiges Aushängeschild für unser Bundes- land. Dazu gehört auch die gebürtige Ober- österreicherin Mary Ann Gabriele Schicke- tanz, die mittlerweile seit mehr als zwei Jahr- zehnten ein erfolgreiches Architekturbüro in Kalifornien betreibt und sich mit ihren nach- haltigen und naturverbundenen Arbeitswei- sen weltweit als Architektin und Designerin einen Namen gemacht hat“, so Landeshaupt- mann Josef Pühringer am 29. Juni nach dem Treffen mit der Star-Architektin in Linz. Nach ersten Jobs in der Galerie Maerz in Linz studierte Schicketanz in Wien und Stutt- gart Architektur. Bevor sie ihr Studium mit „Ein Haus für Nike“ abschließt, sammelt sie bei einem einjährigen Indienaufenthalt Er- fahrungen im Bauen im urbanen regionalen Bereich. Im Anschluß verläßt sie Europa und siedelt sich in Kalifornien an.

Netzwerk OÖ International

Seit 2012 gehört Schicketanz auch dem Foto: Land OÖ/Stinglmayr Netzwerk OÖ International an. Im selben LH Josef Pühringer: »Die Lebensgeschichte von Mary Ann Schicketanz klingt nach Jahr präsentierte die Kunstsammlung des Lan- dem altbekannten amerikanischen Traum.« des Oberösterreich auch die erste Einzelaus- stellung „Three Projects“ der 1956 in Gries- kirchen geborenen und in Neumarkt-Kall- ham und Linz Aufgewachsenen. Eines der drei exemplarischen Projekte ist das von ihr für Philip Glass geplante „Glass Center for Music, Art, Science und Conservation“ in Kalifornien. Dieses Gebäude soll Natur und Kunst auf besondere Weise verbinden und als Basis für Kulturschaffende sowie als Über- tragungsort für Aufführungen verschieden- ster Art weltweit dienen. „Die Lebensgeschichte von Mary Ann Schicketanz klingt nach dem altbekannten amerikanischen Traum. Ich freue mich daher besonders, daß sie als Mitglied des Netzwer-

kes Oberösterreich International und somit Foto: Douglas Steakly als Botschafterin unseres Landes dazu bei- »Dani Ridge Home« von Mary Ann Schicketanz in Kalifornien: Während sich das trägt, unser Bundesland und somit die Marke Haus zur Küste hin mit raumhoher Verglasung öffnet, wird der Einblick von der Oberösterreich in der Welt noch bekannter Zugangsstraße her durch die mit Zedernholz verschalte, geschlossene Wand und einem angelegten Hügel, der den Wassertank beherbergt, verhindert. zu machen“, so der Landeshauptmann. Unter dem Motto „Weltoffenheit leben“ angeschlossen, alleine 2016 sind wieder 19 ten und Wissenschaftler bis zu bekannten und „Wissen vernetzen“ wurde im Jahr 2007 Personen beigetreten. Mitgliederstärkste Län- Wirtschaftsgrößen“, so LH Pühringer. „Heu- das Netzwerk „Oberösterreich International“ der sind Deutschland, USA und die Schweiz. te freue ich mich über das Gespräch mit einer ins Leben gerufen. Damit sollen die Erfah- Auslandsoberösterreicherin, die ihre Wur- rungen und Kontakte der Auslands-Ober- Dirigenten, Diplomaten, zeln nicht vergessen hat und wünsche ihr für österreicherInnen genutzt werden, um den Wissenschaftler… ihre weitere berufliche und private Laufbahn internationalen Stellenwert Oberösterreichs „Viele Landsleute, die derzeit oder auf alles Gute!“  weiter zu steigern. Dauer im Ausland leben oder arbeiten, sind http://www.ooe-international.at Seit Gründung des Netzwerks haben sich bereits Mitglied des Netzwerks geworden. Die https://studioschicketanz.wordpress.com/ 773 Mitglieder aus 98 Ländern der Initiative Palette reicht vom Dirigenten über Diploma- http://www.diekunstsammlung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 36 Österreich, Europa und die Welt LH Haslauer begrüßte europäische Generalstabsdelegation ine hochrangige Militärdelegation mit E20 Teilnehmern empfing Landeshaupt- mann Wilfried Haslauer am 27. Juni im Chiemseehof. Seit 2012 besteht die Defence Cooperation Initiative (DECI), bei der Mili- tärvertreter aus Österreich, Italien, Ungarn, Slowenien und Albanien auf Ebene der Ge- neralstabschefs zusammenarbeiten, um Frie- den, Stabilität und Wachstum auf regionaler Ebene zu sichern. Dieses länderübergreifen- de Generalstabstreffen findet jährlich ab- wechselnd in einem dieser Staaten statt. Für Österreich wurde heuer Salzburg als Austra- gungsort gewählt. Die Delegation wurde angeführt durch den NATO Delegationsleiter und Komman- danten der Kroatischen Marine, Konter-

admiral Robert Hranj. Weiters gehörten ihr Foto: LMZ / Otto Wieser der Generalstabschef der italienischen Streit- Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit der internationalen Generalstabsdelegation kräfte, General Claudio Graziano, der slowe- im Salzburger Chiemseehof, dem Sitz der Landesregierung nische Verteidigungschef Generalmajor An- Commenda an. Begleitet wurde die Delega- Konsultationsgespräche in Rom im Februar drej Ostermann, der Befehlshaber der unga- tion vom Salzburger Militärkommandant Bri- 2012 gegründet. rischen Streitkräfte, Generalleutnant Tibor gadier Heinz Hufler. Bei den Treffen werden multilaterale Pro- Benkö, sein albanischer Militärkollege Ge- Die Defence Cooperation Initiative jekte, Ausbildung, Rüstung und Fähigkeits- neralmajor Jeromin Bazo und der österrei- (DECI) beruht auf einer Initiative von Italien entwicklung durch die militärischen Stäbe chische Generalstabschef General Othmar und wurde im Rahmen sicherheitspolitischer sowie deren Durchführung erörtert.  Bürgermeister Schaden eröffnete Welterbe-Forum in Shanghai Jahreskreislauf, mit den Festspielen an der Spitze, mit insgesamt rund 4000 entgeltli- chen Veranstaltungen pro Jahr. Damit könne ein unvergleichlich dichtes Kulturprofil – von der Tradition bis zum Zeitgenössi- schen – gewährleistet werden. Unmittelbar mit dem weltweit wirksamen Kulturprofil Salzburgs verbunden sei auch die Anzie- hungskraft als Tourismusdestination zu se- hen, so Schaden. Erfreulich und bemerkens- wert sei der wachsende Anteil von Gästen aus China, das mit jährlich mehr als 100.000 Besuchern nach den USA mittlerweile der zweitwichtigste Fernmarkt für Salzburg ist. Wie hoch die Welterbe- und Kulturstadt Foto: Stadt Salzburg Salzburg von der 24-Millionen-Partnerstadt Bgm. Heinz Schaden zu Gast bei Vizebürgermeister Tu im Rathaus von Shanghai Shanghai geschätzt wird, unterstrich Vize- eking, Shanghai, Huangzhou und Hong- Treffen mit dem Distrikt-Bürgermeister des bürgermeister Tu mit einer persönlichen Ein- Pkong – das waren die Stationen der China- 8-Millionen-Stadtteils, in dem die gesamte ladung an Bürgermeister Schaden zum Mit- Reise von Salzburgs Bürgermeister Heinz Automobilindustrie Shanghais angesiedelt ist. tagessen im Rathaus von Shanghai, bei dem Schaden. Das Thema Weltkulturerbe stand im In seinem Eröffnungsvortrag legte Scha- die beiden Stadt-Chefs den kulturellen Aus- Verbund mit Wirtschafts- und Tourismusthe- den dar, wie Salzburg sowohl seine histori- tausch intensiv weiter führten. Protokollarisch men im Fokus des Programms. In Shanghai, sche Altstadt als auch das immaterielle Welt- ist eine solch Einladung an den Bürgermei- im Stadtteil Jiading, hielt Heinz Schaden am erbe im Zuge des UNESCO-Vertrages schützt ster einer vergleichsweise kleinen Stadt 3. Juni die Eröffnungsrede zum hochrangig und das breite Kulturangebot sichert: Die durchaus außergewöhnlich, da im Rathaus besetzten „Vierten Internationalen Shanghai proaktive Förderpolitik der Stadt umfasse von Shanghai üblicherweise Staats- und Re- Forum für den Schutz des Welterbes“. Den 600 Kulturinstitutionen und -initiativen so- gierungschefs empfangen werden.  Besuch dort nutzte er außerdem zu einem wie international ausgerichtete Festivals im http://www.stadt-salzburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 37 Österreich, Europa und die Welt Drei Länder – ein Ziel: Der Brenner Basistunnel m 6. Juni trafen LH Günther Platter, der Abayerische Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann und Südtirols Verkehrs- referent Landesrat Florian Maßner einander zu einem Lokalaugenschein in der Baustelle Ahrental und einer anschließenden Podiums- diskussion zum Brenner Basistunnel – einem Projekt, das von allen drei Ländern massiv unterstützt wird. „Der BBT ist nicht nur eines der bedeutendsten Verkehrsprojekte Europas, sondern auch eines der wichtigsten für die Zukunft unseres Landes. Wir brau- chen den Tunnel, um das hohe Verkehrsauf- kommen durch Tirol einzudämmen – das sind wir der Tiroler Bevölkerung schuldig“, betonte Platter. Derzeit queren rund zwei

Millionen Schwerfahrzeuge den Alpenpaß. Foto: Land Tirol / Die Fotografen „Gleichzeitig mit der modernsten Schienen- LH Günther Platter, Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann und LR Florian infrastruktur brauchen wir aber auch jene Maßner besichtigten den Baufortschritt im Brenner Basistunnel. verkehrspolitischen Begleitmaßnahmen, die auf der Straße. Der Tunnel verkürzt den See- zen, um auch die Rahmenbedingungen so zu sicherstellen, daß der Tunnel auch genutzt und Landweg zwischen Bayern und Fernost gestalten, damit aus dem Jahrhundertprojekt wird“, betonte Platter in Richtung EU. sowie zu den Mittelmeeranrainern gegen- BBT ein gesamtheitliches, vernetztes Mobili- „Der Brenner Basistunnel beseitigt das über den Nordseehäfen und hilft, umweltbe- tätskonzept wird, mit dem die Schiene in Nadelöhr Brennerpass und erhöht sprunghaft lastende Umwegverkehre zu vermeiden“, so Zukunft effektiv die bessere Alternative zur die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene ge- Herrmann. „Bis 2026 sind es noch einige Straße wird“, betonte auch Maßner.  genüber dem Personen- und Güterverkehr Jahre Bauzeit – diese Zeit müssen wir nut- http://www.bbt-se.com Nasushiobara ist 20. Partnerstadt von Linz ie Linzer Delegation mit Bürgermeister DKlaus Luger, Vizebürgermeister Detlef Wimmer und dem künstlerischen Leiter von Ars Electronica, Gerfried Stocker, sowie Hi- deaki Ogawa (AEC) reiste in der zweiten Juniwoche nach Japan, um mit Nasushiobara den 20. Partnerschaftsvertrag zu unterzeich- nen. Für Ars Electronica hat die Reise beige- tragen, die bestehenden geschäftlichen und kulturellen Kontakte nach Japan weiter zu vertiefen. So fand etwa eine Veranstaltung zur Rolle von Kultur und Kreativität in der mo- dernen Stadtentwicklung statt, in deren Rah- men Bürgermeister Klaus Luger und Ger- fried Stocker das Modell Linz und die Er- folgsstory von Ars Electronica einem inter- essierten Fachpublikum präsentieren konn- ten. Foto: Stadt Linz Luger: „Wir legen Wert auf qualitativ Die Bürgermeister und Vizebürgermeister der Städte Nasushiobara und Linz hochwertige, gelebte Beziehungen mit unse- chen Schüleraustausch. Künftig soll sie noch Brucknerfest mit dem Wunsch auch auf ren Partnerstädten. Mit der japanischen Kom- um weitere Aspekte erweitert werden, um wirtschaftlicher Ebene zu kooperieren. So ist mune Nasushiobara stehen wir seit Jahren die große geographische Distanz zu über- Linz in Japan besonders als Sitz von Unter- kontinuierlich in Kontakt. Vor Ort konnten brücken. In Asien sind wir so derzeit sehr gut nehmen mit Weltgeltung, wie Voestalpine oder wir uns von den großen touristischen und und ausreichend vernetzt.“ Plasser & Theurer, ein Begriff. Nasushiobara wirtschaftlichen Potenzialen der Stadt über- Im Laufe der vergangenen Jahre haben ist ein Zentrum gewerblicher Fertigung und zeugen.“ sich die Kontakte zwischen Linz und der ja- Sitz von Großbetrieben. Nasushiobara ist eine Wimmer: „Die Partnerschaft mit Nasu- panischen Stadt intensiviert. 2014 besuchte Kommune in der Provinz Tochigi im Osten shiobara folgt dem langjährigen erfolgrei- eine Delegation aus Nasushiobara das Zentraljapans. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 38 Österreich, Europa und die Welt Bürgermeister von Sarajevo zu Besuch in Innsbruck arajevo ist eine von Innsbrucks sieben SPartnerstädten. Prof. Ivo Komšiæ, Bür- germeister der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, stattete kürzlich Bürgermei- sterin Christine Oppitz-Plörer am 9. Juni einen Besuch im Rathaus ab. Er war einer Einladung anläßlich des 66. Österreichi- schen Städtetags des Innsbrucker Stadtober- haupts gefolgt. „Innsbruck und Sarajevo verbindet seit vielen Jahren eine Partnerschaft, von der beide Städte profitieren. Es freut mich sehr, daß es gelungen ist, den Besuch anläßlich des Städtetags zu organisieren“, begrüßte Op- pitz-Plörer ihren Amtskollegen aus Sarajevo im Namen der gesamten Stadtregierung. Neben Veranstaltungen beim Österreichi- schen Städtetags besuchte Komšiæ, der mit seiner Frau gekommen war, zudem weitere zentrale Orte der Tiroler Landeshauptstadt. Foto: IKM / Kuess „Ein gegenseitiger Austausch ist essentiell Die Innsbrucker Stadtregierung rund um Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (r.) begrüßte den Bürgermeister aus Sarajevo (vorne M.), Ivo Komšic gemeinsam für eine funktionierende Partnerschaft zwi- mit Gattin Marija anläßlich dessen Besuchs beim 66. Österreichischen Städtetag schen zwei Städten“, waren sich Oppitz- Plörer und ihr Gast aus Sarajevo einig. deutschen Freiburg. Diese wurde 1963 einge- USA. Auch mit Aalborg (Dänemark), Kra- Neben Sarajevo pflegt Innsbruck mit gangen. 1964 folgte jene mit Grenoble (F). kau (Polen) und Tbilisi (Georgien) bestehen sechs weiteren Städten enge Partnerschaften: Am meisten Kilometer trennen Innsbruck langjährige Partnerschaften.  Die längste Städtepartnerschaft besteht zum zur Partnerstadt New Orleans im Süden der http://www.innsbruck.gv.at

LH Günther Platter empfängt Chor Kapotive aus Tansania Foto: Land Tirol / Sax m Rahmen ihrer Europaregion-Tour und danke mich für euren Besuch und die Dar- ders auszeichnet, ist die Unterstützung von Ials Dank für die Unterstützung des Landes bietung. Ich habe im Vorjahr selbst Uganda Aidswaisen und Familien in Not. Aids ist machte der Chor Kapotive aus Tansania am und Tansania besucht und durfte dort afrika- nach wie vor ein großes Problem, auf das 3. Juni Halt im Innsbrucker Landhaus. Ka- nische Musik erleben. Wenn wir auch auf nicht oft genug hingewiesen werden kann“, potive ist Partner von „Bruder & Schwester verschiedenen Kontinenten leben und ver- betonte Tirols LH Günther Platter.  in Not“ und unterstützt mit den Einnahmen schiedene Sprache sprechen, die Musik ver- https://www.youtube.com/watch?v=pMW01HODQ1U Aidswaisen und Familien in Not. „Ich be- bindet uns. Was den Chor Kapotive beson- https://www.youtube.com/watch?v=4LR65sidN4A

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 39 Österreich, Europa und die Welt Wiener Großtanklöschfahrzeug an der Adria ie Stadt Wien unterstützt seit vielen Jah- Dren durch die Abgabe von nicht mehr benötigten Kommunalfahrzeugen Gemein- den in Ost- und Südosteuropa. Besonders kroatische Ortschaften entlang der Adriakü- ste sehen sich oft Wald- und Buschbränden gegenüber, die ohne adäquate technische Ausrüstung nicht unter Kontrolle zu bringen sind. Im bei Feriengästen aus Österreich sehr beliebten Küstenort Marina, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Brän- den, die die Straßenverbindung nach Split bzw. die Infrastruktur bedrohten. Da die Re- gion unter Wassermangel leidet, waren Brän- de ohne ein Löschfahrzeug mit großem Tank nicht zu bekämpfen. Auf Grund der beson- deren Dringlichkeit, stellte nun die Berufs- feuerwehr der Stadt Wien (MA 68) gemein- sam mit der Magistratsdirektion, Geschäfts- Foto: MD-EUI / Bernhard Bouzek bereich Europa und Internationales, ein Bei der Übergabe (v.l.): Gerald Schimpf (MA 68), Bernhard Bouzek (MD-EUI), Großtanklöschfahrzeug für die Freiwillige Zeljko Radic (Gemeinde Marina) und Domagoj Maric (Kroatische Botschaft) Feuerwehr der Gemeinde Marina zur Ver- gen Feriensaison in den Dienst gestellt. Es findlichen Wasserwerfers als auch über fügung. verfügt über einen Löschwassertank mit Schläuche zur Brandbekämpfung herange- Das rund 30 Jahre alte Fahrzeug ist voll einem Fassungsvermögen von 7800 Litern zogen werden.  funktionsfähig und wird noch in der heuri- und kann sowohl mittels eines am Dach be- http://www.marina.hr

SOS-Kinderdorf International tagte in Innsbruck nläßlich der 20. Generalversammlung Avon SOS-Kinderdorf International in Innsbruck besuchte Präsident Siddharta Kaul Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Die Tiroler Landeshauptstadt ist mit den Or- ganisationen der SOS-Kinderdörfer sehr eng verbunden, da sich der Hauptsitz von SOS- Kinderdorf International sowie SOS-Kin- derdorf Österreich in Innsbruck berfindet. „Hermann Gmeiner startete vor fast 50 Jahren in Tirol ein äußerst wertvolles und zukunftsträchtiges Projekt“, anerkennt die Bürgermeisterin und ist dankbar „für die gute Zusammenarbeit und den gemeinsamen Willen Kindern ein Zuhause sowie ein ruhi- ges und liebevolles Umfeld bieten zu kön- nen. Damit auch sie eine aussichtsreiche Zu- kunft haben.“ Die Generalversammlung von SOS-

Kinderdorf International findet alle vier Foto: IKM / Lercher Jahre statt und mehr als 400 Menschen aus Anläßlich der bevorstehenden Generalversammlung von SOS-Kinderdorf Internatio- 134 Ländern/Territorien nehmen daran teil. nal zu Besuch bei Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Mitte): Präsident Sidd- Heuer tagte die Generalversammlung vom harta Kaul (r.) und Chief Financial Officer Norbert Meder (l.) 23. bis 25. Juni im Congress Innsbruck. Die Kernbekenntnis der Organisation zur Be- zu verbessern. Ihre Beteiligung an Entschei- Delegierten haben über die Strategien abge- treuung und zum Schutz von Kindern unter- dungen, die ihr eigenes Leben betreffen, sol- stimmt, welche die Organisation bis ins Jahr streichen und zusätzlich darauf abzielen, die len gestärkt werden.  2030 führen wird. Der Beschluß soll das Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen http://www.sos-kinderdorf.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 40 Österreich, Europa und die Welt Österreichischer Kultur-Event in Seoul eit 9. Juni haben Seoulianer ein ganzes SMonat lang die Möglichkeit, auf einem von zwölf Enzis vor dem Designcenter Dong- daemun Design Plaza (DDP) Platz zu neh- men und zu entspannen. Für die ersten drei Tage stellten die Österreich Werbung (ÖW) und der WienTourismus im Rahmen des Kul- tur-Events „Hello, Austria! Hello, Vienna!“ ein abwechslungsreiches Programm – mit Live-Malerei, Tanz und Musik – zusammen, um Österreichs Kunst, Kultur und Atmo- sphäre erlebbar zu machen. Bei der großen Eröffnungszeremonie überreichte die österreichische Botschafterin in Seoul, Elisabeth Bertagnoli, in Anwesen- heit von 30 JournalistInnen und fünf Fern- Foto: Österreich Werbung Korea sehteams, die zwölf Enzis an das DDP. „Das Zeitgenössische Tanzeinlagen rund um die Enzis zu einer modernen Interpretation Dongdaemun Design Plaza ist ein Meister- des Mozart-Requiems sorgten für Begeisterung bei den Seoulianern… werk der kürzlich verstorbenen britischen den kulturinteressierten Südkoreanern Öster- che Musikfans anlockte. Die blauen Enzis, Stararchitektin Zaha Hadid, die für viele her- reichs Kulturlandschaft zwischen Tradition mittlerweile Wiener Traditionsmobiliar, sind ausragende Bauwerke wie die Bergisel- und Moderne präsentieren können.“ mit Österreich-Botschaften auf Englisch und Schanze in Innsbruck oder die Wirtschafts- Für Begeisterung sorgten auch zeitgenös- Koreanisch beschriftet. Beim Scannen des universität in Wien verantwortlich zeichnet“, sische Tanzeinlagen rund um die Enzis zu abgebildeten QR-Codes gelangen die Besu- erklärt Michael Tauschmann, ÖW-Markt einer modernen Interpretation des Mozart- cherInnen auf die neue koreanische Website Manager, verantwortlich für Südkorea und Requiems sowie ein stimmungsvolles Jazz- der Österreich Werbung.  Japan. „Umso mehr freut es uns, daß wir hier Konzert nach Sonnenuntergang, das zahlrei- http://www.austria.info/kr Austria House Rio 2016 – Ein neues Kapitel och ein Monat bis zur Eröffnung der NOlympischen Spiele… Das Österreichi- sche Olympische Comité hat am 3. Juni im Studio 44 der Österreichischen Lotterien in Wien die konkreten Pläne fürs Austria House in Rio 2016 vorgestellt. „Wir haben in Lon- don und Sotschi für internationale Schlag- zeilen gesorgt. Die Latte für August liegt hoch“, meint ÖOC-Präsident Karl Stoss. „Aber wir sind zuversichtlich, den Besu- cherrekord von London – da waren es mehr als 45.000 – noch weiter steigern zu kön- nen.“ Die ersten fünf Schiffs-Container von DB Schenker – mit gut 50 Tonnen Material fürs

Austria House – sind eine Woche später in Foto: GEPA pictures / Philipp Brem Rio des Janeiro ankommen. Die ersten Auf- Petra Stolba (Österreich Werbung), David Bachmann (WKO Außenwirtschaft), Präsi- bauarbeiten vor Ort sind für Anfang Juli vor- dent Karl Stoss, Generalsekretär Peter Mennel (OEOC), Wolfgang Mayer (backaldrin) gesehen. Die offizielle Eröffnung des Hau- Unternehmern inklusive eines großen Net- Das Austria House fungiert während ses findet am 4. August statt. „Die Anfragen working-Empfangs am 10. August. Am 17. Olympischer Spiele traditionell als Treff- häufen sich. Zur Eröffnung haben sich zahl- August geht der Oberösterreicher Abend im punkt für österreichische Athleten, Betreuer, reiche internationale Touristiker, Wirtschafts- Haus in Szene“, erzählt ÖOC-Generalse- Journalisten und Vertreter aus Wirtschaft, vertreter, sowie 20 österreichische Apotheker kretär Peter Mennel. „Natürlich hilft uns, daß Tourismus und Politik. 1984 wurde das erste angesagt, am 6. August steigt der große Gala die internationalen Nachrichten-Agenturen Österreich-Haus in Sarajevo eröffnet. Seit Abend der Österreich Werbung, Bundesmi- das Austria House in ihren Ranglisten punk- London 2012 wird das Haus auch für die nister Hans Peter Doskozil hat sich ab 8. Au- to Gastlichkeit und Stimmung bei den letz- breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht gust angekündigt, die Wirtschaftskammer or- ten Spielen immer unter den Top-3 führten, wird.  ganisiert eine Wirtschafts-Mission mit Top- in Sotschi sogar auf Platz eins.“ http://www.austria.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 41 Österreich, Europa und die Welt Atelier Albert Wimmer baut Rostocks neues Wohnviertel ach den internationalen Spitalsbauten in NLuxemburg und Freiburg kann das Ate- lier Albert Wimmer einen neuen großen Er- folg für Österreichs Architektur vermelden: Das Architekturatelier aus Wien konnte sich in einem internationalen Architekturwettbe- werb nach einem Präqualifikationsverfahren gegen 16 Mitbewerber durchsetzen und plant gemeinsam mit der Londoner Landschafts- architektin Martha Schwartz den Neubau des neuen großen Rostocker Wohnviertels „Werft- dreieck“ mit 700 neuen Wohnungen. Das neue Stadtviertel für 1500 Bewoh- nerInnen soll ein Leuchtturmprojekt der Ar- chitektur in der deutschen Hansestadt wer- den und mit seinem innovativen Konzept ein grüner, urbaner und generationenübergreifen- Foto: Albert Wimmer ZT GmbH der Wohnraum mit höchster Lebensqualität Visualisierung von Gesamtanlage und Werftpark werden. Die Grundstruktur besteht aus vier- große internationale Anerkennung findet und 1500 Menschen handelt. Unser Anspruch: bis siebengeschoßigen Quartiersblöcken mit wir nun – nach zwei großen Krankenhaus- leistbarer Wohnraum und Wohnqualität für zahlreichen Gärten, Plätzen, Kinderspielbe- projekten in Luxemburg und Freiburg – be- alle. Damit sich Menschen wohlfühlen, sich reichen und Infrastruktur wie Bäckereien reits den dritten großen internationalen Er- zuhause fühlen. Ich bin davon überzeugt, oder Fahrradwerkstätten. Historische Infra- folg innerhalb von wenigen Monaten feiern daß wir hier ein Pionierprojekt für moderne struktur wie die HeinkelWand wurde bewußt dürfen. Speziell das ‚Werftdreieck‘ ist eine Stadtentwicklung geschaffen haben“, so Al- erhalten und in das Konzept integriert. große Auszeichnung für uns, da es sich um bert Wimmer.  „Ich freue mich sehr, daß unsere Arbeit so den künftigen direkten Lebensraum von über http://www.awimmer.at Wiener Architekt baut neues Wahrzeichen für Sofia er Wiener Architekt Johannes Baar- DBaarenfels setzt im Zentrum der bulga- rischen Hauptstadt Sofia ein Zeichen des Aufbruchs: Er hat auf dem Nezavisimost, dem wahrscheinlich wichtigsten Platz im hi- storischen Zentrum der bulgarischen Haupt- stadt Sofia, ein neues Wahrzeichen errichtet. Er hat in Kooperation mit seinem bulgarischen Kollegen, dem Architekten Hristo Guent- chev, drei filigrane Glasgitterschalen zur Überdachung einer 2500 Jahre alten Ausgra- bungsstätte geplant und umgesetzt. Die ar- chäologischen Fundstätten stammen aus Zei- ten der römischen Kaiser Galerius und Kon- stantin des Großen und zählen zu den älte- sten und größten in Osteuropa. Foto: Baar-Baarenfels/Guentchev / Ivaylo Tsolov Baar-Baarenfels: „Die drei Kuppeln wer- Die Antike Ausgrabungsstätte Serdika in Sofia den von zwei Brücken getrennt. Sie erlauben zweifach gebogener Glaspanelen realisiert des neuerrichteten Werks geht über die bloße ein Umschreiten der Ausgrabungsstätte und wurde, überspannen eine Fläche von rund 16 architektonische Bedeutung hinaus“, sagt geben Einblick auf die darunterliegenden mal 16 Meter. Die bewußt niedrig gehaltene der Wiener Architekt: „Es liegt direkt vor archäologischen Schätze. Gleichzeitig bieten Stichhöhe von 2,10 Metern, um den Platz dem bulgarischen Parlament, dem Minister- die Glaskuppeln von innen einen Blick auf die nicht in zwei Straßenräume zu zergliedern, rat und der Präsidentschaftskanzlei und kann stalinistische Architektur des Stadtzentrums war eine statische Herausforderung. ein Zeichen des Aufbruchs für die Stadt sein, Sofias und spiegeln diese durch ihre gläser- Die drei flachen Schalentragwerke fügen da die bis dato verborgene Geschichte, wel- ne Oberfläche wider.“ sich einerseits in ihre Umgebung ein, ande- che in die Antike reicht, durch eine in die Die drei Gitterschalen, filigrane Mem- rerseits transformieren sie diese und stellen Zukunft weisende Architektur vergegenwär- branstrukturen aus Stahl und Glas, deren einen Gegenpol zur monumentalen, sowjeti- tigt wird“.  spannungsgeladene Form mittels ein- und schen Platzarchitektur dar. „Die Relevanz http://www.baar-baarenfels.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 42 Österreich, Europa und die Welt »The Mistis« aus Kühnsdorf ist beste Englischklasse Österreichs as Teilnehmerfeld beim diesjährigen DSFA-Klassenwettbewerb „Wer lernt der fliegt“ erreichte neue Rekorde: Insgesamt 2431 Schüler in 126 Teams aus unterschied- lichen Schultypen in allen neun Bundeslän- dern erhöhten im vergangenen Schuljahr ihr Lernpensum in Englisch, um mit der gesam- ten Klasse eine Woche in Dublin zu verbrin- gen. Als eifrigste Klasse und somit Gesamt- sieger des Klassenwettbewerbs ging das Team „Die Mistis“ der NMS Kühnsdorf (Kärnten) hervor. Gemeinsam mit ihren Klassenlehrern erkundete die Klasse auf Ein- ladung von SFA Sprachreisen in Koopera- tion mit Aer Lingus, dem Pace Language Institute und Tourism Ireland Dublin. Foto: NMS Kühnsdorf »Die Mistis« der NMS Kühnsdorf bei ihrer Abreise zu ihrem Irland-Ausflug. „Wir hatten einen tollen Aufenthalt in Irland. Die Lehrer an der Sprachschule ha- lich eine Sightseeing-Tour auf dem Pro- Schuchter, Geschäftsführer von SFA Sprach- ben den Schülern viele neue Dinge ver- gramm. „Wir haben die Iren als kontaktfreu- reisen. „Der Wettbewerb sollte nicht nur den mittelt und ihnen die englische Sprache nä- diges, höfliches und nettes Volk erlebt, die Lernerfolg einer Klasse in den Vordergrund hergebracht. Auch die irische Kultur kam unsere Schüler tatkräftig beim Erlernen der stellen, sondern auch Teamgedanken und Zu- nicht zu kurz: Einerseits versorgten die Gast- Sprache unterstützten“, zeigt sich Klassen- sammenhalt der Schüler fördern. Nicht zu- familien, die alle in nächster Umgebung zur lehrer Michael Mistelbauer begeistert. letzt galt es, das Thema Sprachreisen wieder Schule lagen, unsere SchülerInnen mit iri- „Nicht nur die Teilnahme, auch die Eng- verstärkt in den Köpfen der Schüler zu ver- scher Hausmannskost und Anekdoten aus lischnoten der Schulklassen waren dieses ankern.“  dem irischen Alltag; andererseits stand täg- Jahr rekordverdächtig“, sagte Sebastian https://www.sfa-sprachreisen.at Statt Zivildienst Freiwilligeneinsatz im Ausland leisten er Zivildienst kann nun auch im Rah- Dmen des Europäischen Freiwilligendien- stes (EFD) geleistet werden, zum Beispiel in einem Jugendzentrum in Rumänien, einem Naturschutzpark in Spanien oder einem Pfle- geheim in Litauen. Vorausgesetzt der Frei- willigeneinsatz dauert mindestens zehn Mo- nate. Möglich macht das eine Änderung des Zivildienstgesetzes – rechtzeitig zum 20jäh- rigen Jubiläum des EFD. Bisher nutzten vor allem Frauen den EFD. „Ich freue mich sehr, daß der EFD nun als Zivildienstersatz auch für junge Männer attraktiver wird“, sagt Tirols Jugendlandes- rätin Beate Palfrader. „Immerhin profitieren

junge Menschen bei solch einem Einsatz in Foto: Land Tirol / Aichner vielerlei Hinsicht: Sie lernen interessante Jugendlandesrätin Beate Palfrader weiß, wie wertvoll Auslandserfahrungen für Menschen und fremde Kulturen kennen, ver- junge Menschen sein können. bessern Fremdsprachenkenntnisse, entdecken willigen erhalten Unterkunft und Verpfle- Seit dem Jahr 1996 fördert die EU den neue Talente und gewinnen an Weltoffen- gung, einen Reisekostenzuschuß sowie ein freiwilligen Einsatz junger Menschen im heit. Kurz: Sie lernen fürs Leben.“ Taschengeld für ihren Einsatz. Zudem hilft Ausland. Seitdem bietet der EFD 17- bis Immer mehr Jugendliche wollen für eini- der Freiwilligendienst vielen Jugendlichen bei 30jährigen die Möglichkeit, sich in gemein- ge Zeit ins Ausland. Dabei spielt die Finan- ihrer beruflichen Orientierung.“ nützigen Projekten und Organisationen im zierung eine wichtige Rolle, weiß Andrea Das bestätigen auch Studien zum EU- Ausland zu engagieren. Sprachkenntnisse Waldauf, Leiterin der Jugendinfo des Landes Förderprogramm: 80 Prozent der Befragten oder Qualifikationen braucht es dazu nicht. Tirol: „Der EFD bietet eine gute Gelegen- hat der Freiwilligendienst bei der Entschei- Finanziert wird der EFD derzeit durch heit, Auslandserfahrung zu sammeln und zu- dung über ihre weitere persönliche und be- „Erasmus+: Jugend in Aktion“.  gleich finanziell abgesichert zu sein. Die Frei- rufliche Zukunft geholfen. http://www.jugendinaktion.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 43 Österreich, Europa und die Welt Riesenrad nun Schatz der Europäischen Filmkultur ach zwei extralangen Kurzfilmnächten, Nden „Golden Nights“ der weltbesten Kurzfilme 2015, wurde das Wiener Riesen- rad am 9. Juni von Ursula Strauss und Stefan Ruzowitzky, der Präsidentschaft der Akade- mie des Österreichischen Films, gemeinsam mit Marion Döring, der Direktorin der Euro- pean Film Academy, feierlich in die Liste der „Schätze der Europäischen Filmkultur“ auf- genommen. Ruzowitzky begrüßte die Festgäste: „Das Riesenrad bewegt sich ständig und kommt doch nicht vom Fleck – und hat dabei aber eine gewisse Größe. Es ist daher ein wun- derbares Symbol für das Österreichische schlechthin und ideal als unser Beitrag für die ,Treasures of European Culture‘“. Ursula Strauss ergänzte, „es ist Zeitgeschichte und auch Filmgeschichte“.

Das Wiener Riesenrad wurde als sechster Foto: AOEF Ort in die von der European Film Academy v.l.: Mercedes Echerer, Akademie-Präsidentin Ursula Strauss, Akademie-Geschäfts- (EFA) initiierte Liste „Treasures of Euro- führerin Marlene Ropac und EFA-Direktorin Marion Döring pean Culture“ aufgenommen. Durch Klassi- derInnen der Akademie des Österreichischen Wahrzeichen geworden, es ist ein architekto- ker wie „Der dritte Mann“ hat es sich das Films und MedienvertreterInnen statt. Mer- nisches Meisterwerk und einmalig und un- Riesenrad einen festen Platz in der Filmge- cedes Echerer führte charmant durch das Pro- verwechselbar für die österreichische Film- schichte gesichert. gramm und das Trio Bagage spielte auf. Ma- geschichte.“ Am Riesenrad wurde ein Em- Die Zeremonie fand in Anwesenheit zahl- rion Döring, Direktorin der EFA: „Das Rie- blem enthüllt, das auf den Titel hinweist.  reicher Mitglieder, FreundeInnen, und För- senrad ist in doppelter Hinsicht zu einem http://www.oesterreichische-filmakademie.at Grazer Wissenschafter gewinnen internationalen Wettbewerb ie Magnetresonanz (MR) ist aus der DMedizin nicht mehr wegzudenken. Um das Untersuchungsverfahren zu verbessern, die Untersuchung für PatientInnen angeneh- mer zu gestalten und somit auch wertvolle Zeit und Ressourcen einzusparen, arbeiten SpezialistInnen weltweit an der Entwicklung neuer MR Methoden. Für besonders interes- sante und aktuelle Themen in der MR-Ent- wicklung veranstaltet die Internationale Ge- sellschaft für Magnetresonanz in der Medi- zin – kurz ISMRM – jährlich einen Wett- bewerb. Dabei treten ForscherInnen-Teams internationaler Universitäten, darunter so renommierte wie Stanford, Harvard oder et- wa USC, in einem weltweiten Wettbewerb Foto: Uni Graz / Tzivanopoulos gegeneinander an. In diesem Jahr konnten v.l.: Armin Rund, Karl Kunisch, Rudolf Stollberger und Christoph Aigner sich Mathematiker der Karl-Franzens-Uni- neous multiple slice imaging (SMS)“. Ande- rithmen, die in einer Software mündeten. versität Graz und Medizintechniker der TU rerseits galt es mit der Methode „parallel Damit konnten sie die geforderten MR-Pulse Graz gemeinsam Platz Eins sichern. transmit (pTX)“ Probleme bei Ultrahoch- bestmöglich designen und so den Wettbe- Ziel des Wettbewerbes war es, die Anre- feldsystemen zu bewältigen, welche dem werb eindeutig gewinnen. gung von MR-Signalen in zwei Kategorien breiten klinischen Einsatz dieser hochemp- Und noch ein Erfolg: Das Siegerteam der zu verbessern. Einerseits sollten Untersu- findlichen Geräte noch im Wege stehen. pTX-Kategorie von der Standford Universi- chungen durch gleichzeitiges Anregen und Armin Rund, Uni Graz, und Christoph ty baute auf der erst im Februar publizierten Messen mehrerer Untersuchungsschichten Aigner, TU Graz, entwickelten zur SMS-Ka- Methode der Grazer Forscher auf.  wesentlich beschleunigt werden – „simulta- tegorie mathematische Methoden und Algo- http://www.uni-graz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 44 Österreich, Europa und die Welt Europarat-Delegation lernt Menschenrechtsstadt Wien kennen Foto: PID / Alexandra Kromus nfang Juni betreute das Menschen- Neben einer Vorstellung des Menschen- rung und die Zusammenarbeit der Stadt mit Arechtsbüro der Stadt Wien eine Dele- rechtsbüros standen unter anderem ein Be- der Polizei. gation des Europarats anläßlich ihrer Stu- such der mehrsprachigen Schule „EVS Gold- Irena Guidikova, Leiterin des Programms dienreise zum Thema „Menschenrechtliche schlagstraße“ und des Wien Museums auf für Interkulturelle Städte (Intercultural Cities Ansätze in der Arbeit von Stadtpolitik und dem Programm. Auf großes Interesse stieß Programme) im Europarat, sieht Wien in -verwaltung“. Eine Gruppe bestehend aus auch der Besuch des „Spacelab“ am Sach- einer Voreiterrolle: „Wiens wegweisendes BürgermeisterInnen, StadträtInnen und Ver- senplatz 4, welches sich an junge WienerIn- Engagement im Bereich Menschenrechte, Di- waltungsbediensteten aus 15 europäischen nen richtet, die Schwierigkeiten mit dem versität und Inklusion hat Städte in ganz Städten war hierfür nach Wien angereist. Von Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Europa inspiriert, neue Strategien für die In- Island bis Zypern und von Rumänien bis haben. Neben den Themen Integration, Di- tegration von MigrantInnen und Minderhei- waren insgesamt zehn Länder ver- versität und Chancengleichheit präsentierte ten zu entwickeln.“  treten. Wien auch Maßnahmen zur Deradikalisie- http://www.coe.int/de/ 40 Jahre OFID – Fonds der OPEC für internationale Entwicklung it den Worten „Für Wien … a lasting Mthank you“ enthüllte der Generaldi- rektor des OFID, Suleiman J. Al-Herbish, am 2. Juni das neu gestaltete Denkmal in einer kleinen Parkanlage vor der Wiener UNO-City. Damit sei die Wertschätzung für die Stadt Wien, in der der OFID nun schon 40 Jahre seinen Sitz hat, in großer Dankbar- keit und Freundschaft mit der Gastgeberstadt ausgedrückt. Al-Herbish zeigt seine Freude über die Fertigstellung des Denkmals und wies auch darauf hin, wie viele Menschen in den verschiedensten Ländern in die Umset- zung dieses langjährigen Projektes involviert warten. Die Grußworte des Wiener Bürger- meisters überbrachte Stadtrat Andreas Mai-

lath-Pokorny, der in seiner Rede den Wert Foto: PID / Christian Jobst der Arbeit und des Engagements des OFID Gemeinderat Omar Al-Rawi, OFID-Generaldirektor Suleiman J. Al-Herbish und für Menschen in aller Welt betonte. Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny nach der Enthüllung des Denkmals Der OPEC Fonds für internationale Ent- Investments und Darlehen des Fonds. Jedes zug auf die Geschichte der Sumerer und die wicklung wurde im Jänner 1976 von den Mit- Entwicklungsland – mit Ausnahme der Entwicklung der Schrift. Dargestellt werden gliedern der Organisation erdölexportieren- OPEC-Mitgliedsstaaten – kann vom Fonds die Sonne, Wasser, Landwirtschaft und viele der Länder (OPEC) gegründet und arbeitet gefördert werden. Seit seiner Gründung hat andere für die Menschheit wesentliche Sym- mit Nicht-OPEC Entwicklungsländern zu- der OFID seinen Hauptsitz in Wien und am- bole. Außerdem finden auch UNO-Symbole sammen, um diese sozial und wirtschaftlich tiert seit 1982 im Deutschmeister Palais ge- ihren Platz auf dem Kunstwerk, das den zu fördern. Die Ressourcen des Fonds beru- genüber dem Wiener Stadtpark. Nachhaltigen Entwicklungszielen der Verein- hen hauptsächlich auf freiwilligen Beiträgen Das vom irakischen Künstler Suhail Al- ten Nationen damit einen großen Stellenwert der OPEC-Mitglieder sowie Einnahmen aus Hindawi entworfene Monument nimmt Be- einräumt. http://www.ofid.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 45 Österreich, Europa und die Welt Cineplexx Eigentümer Langhammer international ausgezeichnet hristian Langhammer, geschäftsführen- Cder Gesellschafter von Österreichs größ- tem Kinobetreiber Cineplexx, wurde bei der diesjährigen CineEurope, der größten euro- päischen Branchenmesse in Barcelona, mit der höchsten Auszeichnung des europäischen Kinobetreiberverbandes UNIC geehrt. Sie wird alljährlich an einen Kinobetreiber verge- ben, der mit seinen Leistungen und Füh- rungsqualitäten in der Lage ist, neue Stan- dards zu setzen. „Ich freue mich sehr über die- se Auszeichnung, die ich mit meinem gesam- ten Team und unseren mehr als 1300 Mitar- beitern teilen möchte. Mein besonderer Dank gilt meinem Geschäftspartner und Co-Ge- sellschafter Christof Papousek“, so Langham- mer. Der gebürtige Wiener gründete 2009 ge- Foto: Cineplexx / Philipp Jelenska Der international ausgezeichnete Cineplexx-GF Christian Langhammer meinsam mit diesem die Cineplexx Interna- tional GmbH und gab damit den Startschuß Langhammer und sein Team haben eine der ist einer der dynamischsten und innovativ- für die Expansion des Unternehmens außer- jüngsten und erfolgreichsten Kinoketten in sten paneuropäischen Kinobetreiber. Wir halb Österreichs. Aktuell werden in Italien Europa geschaffen, für deren Erfolg zweifel- schätzen vor allem seine Erfolge beim Wie- und sieben weiteren südosteuropäischen sohne die Führungsqualitäten und Fähigkei- deraufbau der Kinokultur in den südosteur- Ländern, von Slowenien bis Griechenland, ten von Langhammer selbst verantwortlich opäischen Staaten.“ insgesamt 22 Kinos erfolgreich betrieben. waren.“ Cineplexx ist mit fünf IMAX Standorten Andrew Sunshine, Co-Managing Director Phil Clapp, Präsident des europäischen der größte Anbieter in Österreich.  der CineEurope zur Auszeichnung: „Christian Kinobetreiberverbandes UNIC: „Cineplexx http://www.cineplexx.at »Accento Austria« –Musikantentum durch die Jahrhunderte

ie österreichische Flötistin Elisabeth DMöst und der in Dubrovnik geborene Gitarrist Maroje Brcic präsentieren mit ihrer neuen CD „Accento Austria“ eine spannende und stilistisch abwechslungsreiche Zusam- menstellung von Originalwerken aus dem Österreich des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Werke für Flöte und Gitarre von Mauro Giu- liani wie das Grand Duo concertant op. 85 bilden wohl die klassischen Hauptwerke für diese Besetzung. Wie Giuliani waren sowohl der weitgehend unbekannt gebliebene Süd- tiroler Leonhard von Call (Serenade in D- Dur op.19) wie auch der tschechische Kom- ponist Jan Truhlar (Sonata semplice op. 18) selbst virtuose Gitarristen. Neben tänzerisch- musikantischen Einflüssen ist bei Cesar Bres- gen (Fünf Miniaturen) und Alfred Uhl (Scherzo Capriccioso aus Drei Stücke) auch Foto: Bettina Volke, Berlin. Elisabeth Möst präsentierte jüngst ihre neue CD »Accento Austria« die Beschäftigung mit den Strömungen der ,,Neuen Musik“ ab Beginn des 20. Jahrhun- Nach der Diplomprüfung führte ihr musi- ches Repertoire – von Barock bis zur Mo- derts erkennbar. kalischer Weg zu privaten Studien bei Ma- derne – begeistert das Publikum. Von Natur Elisabeth Möst studierte am Bruckner- nuela Wiesler (Wien) und bei William Bennett und geistigem Gedankengut inspiriert gestal- Konservatorium Linz (heute: Anton Bruckner an der Royal Academy of Music in London. tet sie Themenabende, die „… musikalisch Privatuniversität) und dem Konservatorium Als mehrfache Preisträgerin feierte sie wie inhaltlich zum Interessantesten unserer der Stadt Wien (heute: Privatuniversität) und 2001 ihr Debüt in London mit der Urauffüh- Zeit gehören“. (Dunja Ganser).  absolvierte Meisterkurse von William Ben- rung eines Werkes von Helmut Neumann, das https://www.gramola.at nett, Maxence Larrieu und Aurèle Nicolet. er eigens für sie komponierte. Ihr umfangrei- http://www.elisabeth-moest.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 46 Österreich, Europa und die Welt Austria en Corto Tel Aviv: »more than naked« ie gegenwärtige österreichische Kurz- Dfilmszene stößt in Spanien auf beson- ders großes Interesse. Daher präsentierte das Österreichische Kulturforum Madrid in Zu- sammenarbeit mit der ÖAD-Lektorin Mar- tina Kienberger vom 9. bis 11. Mai in Sala- manca eine Auswahl aus gleich drei der spannendsten aktuellen Kurzfilm-Kollektio- nen: „Ars Electronica Animation Festival“, Foto: Theresa Rauter or ausverkauftem Haus (und das gleich auf einer gänzlich leeren Bühne bewegen, Vzwei Mal!) erlebte – mit Unterstützung wechselt immer wieder zwischen behutsam- des Österreichischen Kulturforums Tel Aviv stillen und kraftvoll-dynamischen Momenten. und des Bundeskanzleramtes – am 27. Mai Eyal Sher, Direktor des Israel-Festivals, be- die Tanzperformance „more than naked“ von schreitet ganz bewußt wagemutigere Pfade Doris Uhlich beim renommierten Israel und möchte mit provokativen und innovati- Festival in Jerusalem eine umjubelte Israel- ven Programmschienen die als großteils eher Premiere. Die österreichische Choreographin konservativ und religiös geltende Bevölke- und Tänzerin, deren Arbeit „more than rung Jerusalems herausfordern – Das Pu- enough“ im Vorjahr in Bat Yam gezeigt wur- blikum dankte an beiden Abenden mit tosen- de, gastierte mit ihrer eindrucksvollen Cho- dem Applaus. Und auch die israelische Pres- reographie in Jerusalem. Das Stück, in dem se zeigte sich rundum begeistert. 

Foto: Österreichisches Kulturforum Madrid sich zwölf vollkommen nackte TänzerInnen http://www.bmeia.gv.at/telavivkf „Tricky Women“-Filmrolle und der „Öster- reichischen Kurzfilmschau“. Unter dem Ti- Canberra: »Alzheimer Symphony« tel „Austria en Corto“ wurden an drei Aben- den in der Casa de las Conchas in Salamanca scher Arbeiten aus Europa und aus Austra- nicht nur Filme gezeigt, sondern Martina lien herausstreichen, was diese beiden Kon- Kienberger und ihre Studierenden hatten zum tinente in der heutigen Zeit verbindet und Programm auch Hintergrundinformationen bereichert. Das mehr als einstündige Solo vorbereitet. Danach gab es auch Gelegenheit von Justus Neumann zeichnet auf einfühlsa- zur Diskussion, was die Gäste mit großer Be- me Weise nach, wie eine Alzheimer-Erkran- geisterung nützten. Außerdem konnten die Fil- kung vom einst großen Shakespeare-Inter- me an interaktiven Video-Stationen auch in- preten Ferdinand langsam aber unaufhaltsam dividuell angesehen werden. Es war dies das Besitz nimmt. Trotz der traurigen Thematik erste derartige „Meta-Festival“ des österrei- gelingt es Neumann und seinem künstleri- chischen Kurzfilms in Spanien, bei dem die schen Team humorvolle Elemente unterzu- durchaus unterschiedlichen drei Programme bringen, u.a. mit dem an Überraschungen gemeinsam gezeigt wurden. Dabei konnten recht reichen und ausgesprochen bewegli- sich die zahlreich gekommenen Filminteres- chen Bühnenbild, das für Justus Neumann sierten einen Eindruck von der beeindruk- Foto: Justus Neumann auf der Bühne eine Art Lebensraum auf Rä- kend großen Bandbreite der aktuellen öster- om 5. bis 8. Mai 2016 präsentierte die dern abgibt. „Alzheimer Symphony“ feierte reichischen Kurzfilmszene machen.  VÖsterreichische Botschaft Canberra im bereits in seiner deutschen Originalversion http://www.foroculturaldeaustria.org Rahmen des „SEGUE Festivals“ im „The in Österreich Erfolge. Und auch die engli- Street Theater“ in Canberra das Theatersolo sche Übersetzung konnte sich recht bald „Alzheimer Symphony“ von und mit Justus nach ihrer Erstaufführung im letzten Jahr Neumann (Co-Autor Hanspeter Horner). beim tasmanischen Theaterpreises durchset- Das im Jahr 2015 ins Leben gerufene „SE- zen. Die begeisterten Kritiken der Aufführun- GUE Festival“ versteht sich als Plattform für gen in Canberra bestätigten nunmehr die den australisch-europäischen Kulturdialog Qualität des Stücks.  und möchte durch die Präsentation künstleri- http://www.austria.org.au

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 47 Österreich, Europa und die Welt »Das Ovid-Projekt« – Zita Oberwalder Gulasch, Apfel- strudel, Elektropop © Zita Oberwalder m 17. Mai wurde in Constanþa an der dius-Universität sowie weitere VertreterIn- Arumänischen Schwarzmeerküste das nen aus Politik, Wirtschaft und Kultur dem Foto: Österreichisches Kulturforum Mexiko nach Timisoara und Sibiu dritte Österreichi- rumänischen Wirtschaftstreibenden Marius ber Einladung des Österreichischen sche Honorarkonsulat in Rumänien eröffnet. Mihail Puiu zu seiner neuen Funktion. Das ÜKulturforums Mexiko gastierte das Neben dem Österreichischen Botschafter Ger- Österreichische Kulturforum Bukarest orga- Elektropop-Duo „Mynth", bestehend aus dem hard Reiweger und der Leiterin der Konsu- nisierte aus diesem Anlass die Fotoausstel- Salzburger Geschwisterpaar Giovanna und larsektion im BMEIA, Botschafterin Elisa- lung „Das Ovid-Projekt. Exil am Beispiel Mario Fartacek, in Mexiko und trat u.a. im beth Tichy-Fisslberger, gratulierten Bürger- Ovids“ der Osttiroler Fotokünstlerin Zita Rahmen der „Feria de las Culturas Amigas“ meister a.i. Decebal Fagadau, der Subpräfekt Oberwalder.  am Zócalo von Mexico-City auf. Bei dieser des Kreises Constanþa, der Rektor der Ovi- http://www.austriacult-bucuresti.ro vom 21. Mai bis 5. Juni stattgefundenen in- ternationalen Kulturmesse, die jedes Jahr drei Warschau: »Austrian Design Explosion« Millionen BesucherInnen anlockt und über 200 Angebote aus Kunst, Kultur und Kulina- rik bereit hält, präsentierten – im Sinne von Völkerverständigung und interkulturellem Dialog – VertreterInnen aus 94 Ländern am Hauptplatz von Mexico-City ländertypische Spezialitäten. Am Österreich-Stand gab es saf- tiges Gulasch, duftenden Apfelstrudel und er- frischendes Franziskaner-Bier wie auch die altbekannten Österreich-Klassiker Dirndl, Sisi und Mozart oder die eher selten mit Öster- reich in Verbindung gebrachten Red Bull Drinks und Swarovski-Kristalle. Das Elek- tropop-Duo „Mynth", das für die Jahre 2016 und 2017 für das Musiknachwuchsprogramm des BMEIA, „The New Austrian Sound of

Foto: Advantage Austria Warschau Music“ ausgewählt wurde, begeisterte das as Design Festival der europäischen stellung „Austrian Design Explosion“ wur- Publikum bei seinen Auftritten.  DKulturhauptstadt Wroc³aw war ein gu- den fünf Tage anhand einer breiten Skala von http://www.bmeia.gv.at/es/foro-cultural-en-mexico/ ter Anlaß für eine Kooperation des Österrei- klassischen und zeitgenössischen Designob- chischen Kulturforums Warschau mit dem jekten, ergänzt um Arbeiten aus Kunst, Tanz, Außenwirtschaftscenter der Wirtschaftskam- Architektur, Mode und Film, 100 Jahre ös- mer Österreich in Warschau. Design ist oft- terreichische Kreativgeschichte erzählt und mals Grenzgänger zwischen Kunst und Wirt- besondere Highlights aus unserer Kreativ- schaft, Theorie und Anwendung. In der am und Designlandschaft präsentiert.  18. Mai in der Aleja Bielany eröffneten Aus- http://www.austria.org.pl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 48 Österreich, Europa und die Welt Paris: »Kicking Teheran: »Von Angesicht zu Angesicht« the Horizon« nläßlich der EURO 2016 wurde am 18. AJuni vor dem Pariser Rathaus im Zen- trum der Stadt der „Place de l’Europe“ mit Pavillons der 24 EURO-Teilnehmerländer er- öffnet. Auf Einladung des Österreichischen Kulturforums Paris präsentiert der österrei- chische Künstler Michael Goldgruber seine Foto- und Videoinstallation „Kicking the Horizon“, in der er sich mit dem integrativen Potential von Fußball auseinandersetzt. Er möchte dabei ein eindringliches Bild von in Foto: https://eduardkutrowatz.com Herbert Lippert und Eduard Kutrowatz traten zu Liederabenden auf und hielten zwei Workshops mit musikalischen Talenten in Teheran ab. m 24. Mai lud das Österreichische tationen, sei es Beethovens Liederzyklus AKulturforum Teheran zu einem Lieder- „An die ferne Geliebte“ oder Hugo Wolfs abend mit Staatsopern-Tenor Herbert Lip- „Heb’ auf dein blondes Haupt“, begeistert. pert und Klavierbegleiter Eduard Kutrowatz, Tags darauf traten sie in der ausverkauften die Lieder von Ludwig van Beethoven, Hu- Teheraner Roudaki-Hall auf, wo sie vom Pu- go Wolf, Erich Korngold, Franz Liszt, Ro- blikum ebenfalls bejubelt wurden. Schließ- bert Schumann, Richard Strauss sowie eine lich hielten sie am Kulturforum zwei Work-

© Michael Goldgruber Eigenkomposition des Pianisten – und Inten- shops mit jungen iranischen MusikerInnen Österreich gestrandeten jugendlichen Flücht- danten des Liszt-Festivals Raiding – Eduard ab und waren von der Professionalität, Of- lingen zeigen, denen durch das Fußballspiel Kutrowatz präsentierten. Die rund 100 Be- fenheit und dem großen Interesse der Work- ein Stück Normalität zurückgegeben wird. In sucherInnen im Kulturforum waren von den shop-TeilnehmerInnen beeindruckt.  den Fußballprojekten erhalten die Jugend ausdrucksstarken und gefühlvollen Interpre- http://www.austria-iran.com lichen die Möglichkeit zur sportlichen Betä- tigung, das Gemeinschaftsgefühl wird geför- Shanghai: Mieze Medusa & Markus KöhleK dert und ein Ventil für Aggressionen gebo- ten. Michael Goldgruber fokussiert die Ka- mera auf die Gesichter, die Bildschärfe liegt bei den Augen. Doch die Flüchtlinge suchen nicht den Augenkontakt der BetrachterIn- nen, sondern ihr Blick schweift in die Ferne. Er ist traurig und verletzlich, aber auch stolz und erhaben. So schält Goldgruber den ein- zelnen Menschen aus der Masse heraus und läßt den anonymen Flüchtling zum Indivi- duum werden. „Kicking the Horizon“ ist eines von mehreren Kulturprojekten des Österrei- chischen Kulturforums Paris und kann noch bis 10. Juli 2016 besucht werden. Es wurde

aus Mitteln des Außenministeriums und des Foto: Österreichisches Generalsekretariat Shanghai Bundeskanzleramtes Sektion Kunst/ Kultur uf Einladung des Österreichischen Ge- OeAD-LektorInnen in Shanghai und einer finanziert.  Aneralkonsulats Shanghai traten die Pio- Mitarbeiterin des Generalkonsulats – die http://www.austrocult.fr niere der österreichischen Poetry-Slam-Sze- zehn besten Texte ausgewählt, Gedichte, die ne, Mieze Medusa und Markus Köhle, bei von Medusa und Köhle vorgelesen wurden. der Preisverleihung des 3. Österreichischen Zum Abschluß wurde zum allerersten Poetry Schreibwettbewerbs für chinesische Deutsch- Slam in deutscher Sprache in Shanghai ge- lernende auf und boten einen beeindrucken- beten. Dabei bestachen die TeilnehmerInnen den Einblick in die Welt der Performance- mit performativen Elementen und erstaun- Poesie. Aus 107 Einsendungen aus ganz lich charmanten Selbstinszenierungen.  China hatte die Jury – bestehend aus den http://www.bmeia.gv.at/botschaft/gk-shanghai.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 49 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 21 Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein- andersetzen. Folge 15: Ein Wintertag. Foto: Birgit Anna Krickl Wir schreiben den 28. Juni – ein Wintertag in Neuseeland.

s ist Juni und Winter hier in Neuseeland. Bäumen zu sehen und die Enten im See zu EAuf der Nordinsel schneit es zwar kaum, beobachten. Heute sind viele Leute unter- dennoch kann es frostig und kalt sein. wegs, die auch um den See spazieren, man- Ich erwache an einem Sonntagmorgen, das che grüßen freundlich, andere sind in ein Ge- Bett ist schön warm von der Heizmatte, es ist spräch vertieft oder mit ihren Hunden unter- kalt draußen, doch die Sonne scheint. Nachts wegs. hatte es auf -1 ° Celsius abgekühlt und nun Als ich fast am Ende meines Rundgangs hat es nur wenige Grade draußen. Bevor ich angekommen bin, höre ich Gitarrenmusik und mir einen Kaffee mache, schalte ich in der schon gleich darauf sehe ich einen jungen Wohnküche, wo ich mich die meiste Zeit auf- Mann auf der Parkbank sitzend Gitarre spie- halte, den elektrischen Strahler ein. Da es kei- len und singen. Neugierig nähere ich mich, ne Zentralheizungen gibt, lerne ich mit dem setze mich wortlos neben ihn auf die Bank Verfügbaren zu leben. und lausche seiner Musik. Er sieht mich kurz Es ist ein herrlicher Wintertag, die Sonne an und lächelt zustimmend. Seine grünen Au- scheint und man sieht kaum ein Wölkchen gen leuchten auffallend aus seinem Gesicht, am Himmel. Ich beschließe also, einen Spa- das von dunklen Locken umrahmt ist. In sei- ziergang um den See „Rotoroa“ mitten in der nem Lied geht es um Lügen und Wahrheiten Stadt zu machen, der fast 4 km Umfang hat und die Schwierigkeit, beides voneinander zu

und der Rundgang dauert etwa eine Stunde. Foto: privat unterscheiden. Es stimmt mich etwas traurig Ich mag es, die bunt gefärbten Blätter an den Birgit Anna Krickl und andererseits auch sentimental, daß so

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 50 Österreich, Europa und die Welt

dieser Begegnung. Nichts ist wichtig, ich kann einfach nur ich selbst sein und den Moment genießen. Er hört für eine Weile auf zu spielen und wir setzen das Gespräch fort. Auch wenn ich hier mit einem Fremden auf einer Parkbank am See sitze und wir uns über Musik unter- halten, fühlt es sich so vertraut und normal an, so als würden sich zwei alte Freunde wie- der treffen. Zeit scheint nicht zu existieren und ich kann nicht sagen, ob es eine halbe Stunde oder eine Stunde ist, die ich hier schon sitze. Irgendwann wird mir kalt und in dem Moment sagt Quentin, daß er hungrig ist und aufbrechen wird. Er schüttelt mir die Hand und sagt: „Schön, dich kennen gelernt zu haben.“ Ich bedanke mich für die Musik und sage: „Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“ Dann stehen wir auf und gehen in verschiedene Richtungen weg. Ich kehre zu- rück zu meinem Alltag, doch die Erinnerung Man sieht auf diesem Foto förmlich, wie kalt es ist… bleibt und die Gefühle von Freude und Dank- barkeit begleiten mich noch durch den rest- ein junger Mann ein so schweres Thema be- Enten vor mir im See und die vorüberziehen- lichen Sonntag. singt. Ich vermute, daß er damit keine guten den Leute beobachte. Die Sonne scheint auf Ich bin dankbar, daß dieser junge Mann Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat. meinen Rücken, wärmt mich, die Musik seine Musik und sein Talent mit mir und den Als das Lied zu Ende ist, sieht er zu mir spricht für sich und läßt viele Augen strah- vorbei spazierenden Leuten am See geteilt rüber und stellt sich vor „Ich bin Quentin len. Wenn mir eines seiner Lieder bekannt hat. Diese unerwartete Begegnung hat diesen und wie heißt du?“ Und so kommen wir ins vorkommt, versuche ich mitzusummen, mich Sonntag für mich besonders gemacht und Gespräch. Wie ich vermutete, hatte er das einzustimmen in die magische und musikali- mich für eine Weile entführt in eine magi- Lied selbst geschrieben und komponiert. Er sche Atmosphäre. Ich lebe nur im Moment, sche Welt. Gleichzeitig hat sie mir wieder studiert an der Uni und ist neu in der Stadt. die Vergangenheit und Zukunft spielen jetzt die positive Macht der Musik und die einzig- Da er seine Mitbewohner nicht stören möch- keine Rolle, es gibt einfach nur mich, die artige Qualität des gegenwärtigen Moments te, ist er hier an den See gekommen, um et- Musik und den Gitarrenspieler in dieser Sze- bewußt gemacht.  was Musik zu machen. Dann spielt er wieder ne am See. Es ist, als wären alle Sorgen und Schreiben Sie mir doch einfach! und ich höre einfach nur zu, während ich die Alltagsprobleme verschwunden für die Zeit mailto:[email protected] Fotos: Birgit Anna Krickl Der See »Rotoroa« mitten in der Stadt hat fast 4 km Umfang und der Spaziergang rundherum dauert etwa eine Stunde

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 51 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2016 1. bis 4. September 2016 in Feldkirch in Vorarlberg Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 1. September bis hin zum Bergfried mit der Aussichtsplatt- form; Treffpunkt: Montfortplatz 1 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des Teilnehmeranzahl ist auf 50 Personen pro Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Führung beschränkt. Eintritt € 6,– pro Person Feldkirch; Rahmenprogramm: Verbindliche auf eigene Rechnung! Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- 19.30 - 22.00 Uhr  Abendessen auf der Schattenburg zahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Ort: Burggasse 1, 6800 Feldkirch; Essen auf Veranstaltung des Rahmenprogramms für Rechnung des AÖWB, Getränke auf eigene Donnerstag, 1. September 2016, ankreuzen. Rechnung. Die Teilnehmer können aus folgenden Verbindliche Anmeldung unbedingt erforder- Programmpunkten wählen: lich – ausschließlich für Personen mit 13.30 - 16.30 Uhr  Besichtigung der Rauch Fruchtsäfte Zugangsberechtigung! GmbH & Co OG in Rankweil. An- und Rückfahrt mit einem Autobus; 50 Min. Freitag, 2. September Firmenpräsentation, 50 Min. Rundgang durch 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des die Produktion; Treffpunkt: Montforthaus Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Feld- Beschränkt auf 45 TeilnehmerInnen kirch; Rahmenprogramm: Verbindliche 14.00 - 16.00 Uhr  Führung durch das mittelalterliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder zahl unbedingt erforderlich! Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montforthaus Bitte nur eine (!) Veranstaltung des 14.00 - 16.00 Uhr  Führung durch das Schattenburg- Rahmenprogramms für Freitag, 2. September 16.00 - 18.00 Uhr museum – Besichtigung der Museumsräume 2016, ankreuzen. Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 52 Österreich, Europa und die Welt

Die Teilnehmer können aus folgenden Samstag, 3. September Programmpunkten wählen: 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Aus- 09.00 - 11.00 Uhr,  Führung durch das mittelalterliche landsösterreichers des Jahres 2016“ im Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder Großen Saal im Parterre des Montforthauses Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montfortplatz 1 12.15 Uhr  Festessen auf Einladung des Herrn 09.00 - 13.00 Uhr  Genußtour – Besichtigung der Brauerei Bundesministers für Europa, Integration Frastanzer sowie ein Besuch in der Sennerei und Äußeres (BMEIA) Sebastian Kurz im Schnifis; An- und Rückfahrt mit einem Montforthaus Autobus, Treffpunkt Montfortplatz 1; 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Teilnehmeranzahl ist auf 49 Personen Kleiner Saal im Montforthaus beschränkt. Eintritt: € 15,– pro Person (Inkl. 20.30 Uhr  Ball des Auslandsösterreicher- Verkostung) auf eigene Rechnung! Weltbundes im Großen Saal im Parterre 09.00 - 11.30 Uhr  Natur-Aktiv-Tour – Kultur und Natur- des Montforthauses führung über den Dächern von Feldkirch Achtung: gutes Schuhwerk (Knöchelhoch) Sonntag, 4. September und Trittsicherheit erforderlich! Findet nur bei gutem Wetter statt. Treffpunkt: Montfort- 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst platz 1; die Teilnehmeranzahl ist auf 40 Per Pauluskirche, Bergmanngasse 1 sonen beschränkt. 09.30 Uhr Katholischer Gottesdienst 08.30 - 12.00 Uhr  Führung bei Doppelmayr Seilbahnen in Dom St. Nikolaus, Domplatz 6 Wolfurt; An- und Rückfahrt mit einem 12.00 Uhr  Abschlußmittagessen im Hotel Montfort, Autobus, Treffpunkt: Montfortplatz 1; Teil- Galuragasse 7, 6800 Feldkirch, Essen € 25,– nehmeranzahl ist auf 60 Personen beschränkt. auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil des AÖWB. Verbindliche Anmeldung unbe- Ort: Kleiner Saal im Montforthaus dingt erforderlich!Ausschließlich für 19.30 - 22.30 Uhr  Empfang des Landeshauptmannes von Personen mit Zugangsberechtigung! Vorarlberg, Markus Wallner, und des An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Bürgermeisters von Feldkirch, Wilfried Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsbe- Berchtold im Großen Saal im Parterre des rechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten! Montforthauses. Änderungen vorbehalten! Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 54 Innenpolitik Zu Ehren des scheidenden Bundespräsidenten Viel Lob, Dank und ehrende Worte für Heinz Fischer gab es von der Bundes- regierung. Neben der Würdigung durch Bundeskanzler und Vizekanzler stand auch Kunst, Kultur und reichlich Humor auf dem Programm. Foto: HBF / Peter Lechner Anläßlich der Ehrung des scheidenden Staatsoberhaupts entstand dieses Foto auf der Feststiege des Burgtheaters (v.l.): Anna Maria und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenben- der, (vorne) Margit und Bundespräsident Heinz Fischer, (dahinter) und Prof. Alexander Van der Bellen, (vorne) Bundeskanzler Christian und Evelyn Kern und (dahinter) Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn und Sylvie Huber

ine Abschiedsfeier mit viel Kultur und zu begegnen‘. Heinz Fischer hatte eine inter- der richtigen Seite stehen‘ umschreiben wür- EAugenzwinkern hat die Regierung am essante und teilweise exotische Liste für Re- de, ist Heinz Fischer“, fuhr Kern fort. Von 19. Juni dem scheidenden Bundespräsiden- ferate. Von ,Die Programme der österreichi- der Affäre Borodajkewycz bis zur Ableh- ten Heinz Fischer ausgerichtet. Bei einer Ma- schen Sozialdemokratie seit Hainfeld‘ über nung des Vietnam-Krieges, von den Rechts- tinee im Burgtheater wurde die Gästeschar ,Bebel, Lassalle und Kautsky‘, ,Die chinesi- reformen Christian Brodas bis zum Umwelt- gleich zu Beginn vom Kabarettisten Dirk Ster- sche Revolution‘ bis ,Die Entwicklung des schutz, sei Fischer hervorgetreten: Menschen- mann mit einem Running Gag („Guten Mor- Jazz anhand von Platten-Beispielen‘. Wie rechte, Rechtsstaat, Demokratie, soziale gen!“) und maschek-Puppe begrüßt. Ganz die Geschichte weiterging, weiß man“, er- Wohlfahrt seien die großen Errungenschaf- ernst gemeint indes waren die Lobes- und öffnete Bundeskanzler Christian Kern seine ten der europäischen Geschichte. „Das war Dankesworte der Regierungsspitze. Würdigung von Bundespräsident Heinz Fi- auch die Mission der Generation Heinz Fi- „Am Anfang und am Ende jeder Würdi- scher. scher und das ist, was ihn ausmacht. Dafür gung von Heinz Fischer steht seine Frau Mar- „Am Anfang und am Ende jeder Würdi- ist ihm ein Platz gleich neben Bruno Kreisky git. Wenn man nach Quellen sucht, wie sie gung von Heinz Fischer steht natürlich auch im sozialdemokratischen Olymp sicher“, einander kennengelernt hatten, dann findet das, was wir die Ära Kreisky nennen. Der sagte der Bundeskanzler. man in den Erinnerungen von gesellschaftliche Umbruch Österreichs in Als Präsident des Nationalrates habe Fi- den bemerkenswerten Satz: ,Es war eigent- den siebziger und achtziger Jahren trägt wie scher „mit seiner Persönlichkeit eine demo- lich unmöglich, Heinz Fischer in sozialde- jeder Umbruch viele Namen – aber eine ver- kratische Kultur geprägt, dem Einander Zu- mokratischen Kreisen in den 60er-Jahren nicht lässliche Adresse für das, was ich mit ,Auf hören den Rahmen gegeben“. Es gebe viele

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Es komme bei Heinz Fischer noch etwas ganz Besonderes dazu: „Das höchste Amt im Staat hat ihn nie daran gehindert, mit seinen Österreicherinnen und Österreichern auf der- selben Wellenlänge zu sein, allen Menschen auf Augenhöhe und mit viel Herzlichkeit zu begegnen. Dafür lieben Dich die Menschen, auch jenseits deiner Rolle als Bundesprä- sident“, betonte Kern. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner pries Fischers internationales Format: „Daß Öster- reich als Faktor der internationalen Mitge- staltung so anerkannt, so respektiert wird, ist maßgeblich ein Verdienst von Heinz Fi- scher.“ Auch die Wirtschaft habe ihm viel zu verdanken, so Mitterlehner, der auch Wirt- schaftsminister ist. Zu guter Letzt würdigte auch er die „mediatorische Kraft“ des Staats- oberhaupts, die er selbst in vielen Gesprä- chen miterlebt habe: „Ich muß ehrlich sagen, ich hab mich über jedes Gespräch gefreut.“ Heinz Fischer habe zudem sein Amt so opti- mistisch, vital und mit Freude gelebt, daß er vielen Spitzenpolitikern damit Beispiel sein müsse. „Du bist in dieser Art populär gewor- den und kein Populist – dazu auch Gratula- tion“, schloß Vizekanzler Mitterlehner. Das Programm der Matinee reichte von Bundeskanzler Christian Kern (l.) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner würdigen Kabarett-Einlagen von Künstlern, die Fischer Bundespräsident Heinz Fischer gern auf die Schaufel genommen hatten – Möglichkeiten von Heinz Fischer zu lernen. zum politischen Ausgleich beigetragen. „Das neben Stermann und seinem Partner Chri- „Besonders die Methode des politischen Dis- nachdenkliche Ausbalancieren scheint manch- stoph Grissemann vor allem die Drüber-Re- kurses, der immer davon geprägt gewesen mal fast wie aus der Zeit gefallen, ist aber der von maschek – über Literatur und Tanz – ist, zuerst zu denken und dann zu sprechen.“ wichtiger denn je. Fischers Stimme wird wei- Soldaten der Garde des Bundesheeres gaben Damit habe der scheidende Präsident viel terhin gehört werden." eine Choreographie von Chris Haring zum Fotos: HBF / Peter Lechner Ein Blick ins Burgtheater auf den Bundespräsidenten mit Gattin Margit und die Ehrengäste während der Festveranstaltung

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besten – bis hin zu Sport, denn Fußball-Fan Fischer wurde von der Rapid-Jugend begrüßt. Im Publikum fanden sich Prominente und langjährige FreundInnen und WegbegleiterIn- nen Fischers aus der (internationalen) Po- litik, aus Kunst, Wirtschaft und Kultur. Es gratulierten unter anderem der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein Luxemburger Kollege Jean Asselborn, zahlreiche ehemalige und amtierende Mit- glieder der Bundesregierung und natürlich auch Fischers gewählter Nachfolger Alexan- der Van der Bellen. Valie Export, Hermann Nitsch oder Clemens Hellsberg hatten eben- so zugesagt wie OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, Vertreter der Volksanwaltschaft, der Sozialpartner oder Abgeordnete zu Na- tional- und Bundesrat.  Foto: HBF / Peter Lechner http://www.hofburg.at Die Außenminister Frank Walter Steinmeier (Deutschland, l.) und Jean Asselborn (Luxenburg) erzählen Anekdoten aus ihren langjährigen Freundschaften mit https://www.youtube.com/playlist?list=UUGOVq1UBjaq45vO_oyVQNYw Bundespräsident Heinz Fischer – hier im Bild mit Moderation Barbara Rett. Quellen: APA/PrK, Bundespressedienst Heinz Fischer übernimmt Gastprofessur an der Uni Innsbruck ls Gastprofessor wird Heinz Fischer, Anach Beendigung seiner Amtszeit als Bundespräsident, im kommenden Herbst an der Universität Innsbruck lehren. Rektor Til- mann Märk hat ihm die künftigen Lehr- räumlichkeiten schon vorab gezeigt, wobei es auch zum Austausch mit Fachvertretern am Institut für Politikwissenschaft kam. „Die Geschichte und Demokratie-Ent- wicklung der Zweiten Republik“ wird das Thema der Vorlesung von Heinz Fischer sein, die er im kommenden Wintersemester 2016/2017 halten wird. „Ich sehe meiner Vor- lesung mit großer Freude entgegen. Vor fast 40 Jahren habe ich an der Universität Inns- bruck mein Habilitationsverfahren durchge- führt und sodann Vorlesungen und Seminare

abgehalten. Ich betrachte es also als eine Art Foto: Universität Innsbruck ‚Rückkehr nach Innsbruck‘, wobei ich in Der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, besichtigte mit Bundespräsi- den seither vergangenen Jahren viel über die dent Heinz Fischer bereits den Vorlesungssaal. Theorie und Praxis der österreichischen Po- sendes Wissen über die Politik im In- und im Zuge der letzten sieben Jahrzehnte nicht litik dazugelernt habe und dies auch gerne Ausland zeichnen Herrn Dr. Fischer aus und nur die ökonomischen und sozialen Struktu- weitergeben möchte“, so der Bundespräsi- machen ihn zu einem exzellenten Vortra- ren verändert haben, sondern auch die Ver- dent. Die Studierenden erwerben dabei, un- genden an der Universität. Daß im Rahmen fassungsstruktur, die Parteienlandschaft, die termauert von persönlichen Erfahrungen, seiner Gastprofessur im kommenden Winter- Medienlandschaft, die Praxis des Parlamen- Kenntnisse über die mehr als 70jährige Ge- semester auch die Studierenden die Mög- tarismus und – bedingt durch Österreichs schichte der Zweiten Republik, von April lichkeit zum politischen, wissenschaftlichen EU-Beitritt – auch der außenpolitische Be- 1945 bis Ende 2016. und fachlichen Austausch mit einem so re- zugsrahmen. „Gerade nach der aktuellen Wahl des nommierten Politiker bekommen, freut mich Heinz Fischer hält seine Antrittsvorle- nächsten Bundespräsidenten unseres Landes besonders. Die dadurch entstehende Verbin- sung am Mittwoch, den 12. Oktober 2016 ist es für mich eine besondere Freude und dung von Wissenschaft und Praxis ist zudem um 17:00 Uhr im Kaiser-Leopold-Saal der Ehre, den derzeit ranghöchsten Politiker un- ein großer Mehrwert für die Lehre an der Universität Innsbruck. Die Lehrveranstal- serer Republik in Innsbruck begrüßen zu Universität Innsbruck“, so Rektor Tilmann tung selbst wird dann in geblockter Form an dürfen. Seine politischen Erfahrungen, sein Märk. sechs Terminen stattfinden und wird öffent- demokratisches Geschick und sein umfas- In der Vorlesung wird gezeigt, daß sich lich zugänglich sein. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 57 Innenpolitik Parlamentssanierung eröffnet neue Ein- und Ausblicke Entwurf zur nachhaltigen Sanierung freigegeben, Projekt im Zeit- und Kostenplan © Parlamentsdirektion / Werkstatt Grinzing WGA ZT GmbH Bildraum Der Entwurf der temporären Pavillons auf dem Wiener Heldenplatz (das Design der Fassadennetze ist noch in Ausarbeitung) er Entwurf zur nachhaltigen Sanierung enger; sie beträgt derzeit +/-10 Prozent und ten zügig, effizient und zielgerichtet voran“, Ddes Parlamentsgebäudes ist genehmigt. ist durch Reserven bzw. Planungsvarianten faßte die Nationalratspräsidentin zusammen. Mit der Sanierung werden die Voraussetzun- abgedeckt. Wichtig sei die hohe Funktionalität: „Wir gen geschaffen, das Parlament noch weiter Das Projekt befindet sich auch im Zeit- sanieren das Parlamentsgebäude von Grund für BürgerInnen zu öffnen. Einen Schwer- plan: In der tagungsfreien Zeit im Sommer auf und machen es zukunftsfit: Das sanierte punkt bildet dabei der Ausbau des Dach- 2017 wird der parlamentarische Betrieb in die Haus wird allen Anforderungen eines mo- geschoßes. Den BesucherInnen werden sich verschiedenen Ausweichquartiere abgesie- dernen Arbeitsparlaments genügen und noch völlig neue Einblicke in das parlamentarische delt und unmittelbar danach beginnen die weiter für die Bürgerinnen und Bürger dieses Leben, aber auch bisher unbekannte Aus- Sanierungsarbeiten. „Die Planungen schrei- Landes geöffnet werden“, so Bures. blicke auf die Stadt eröffnen. „Wir sind der Generalsanierung des Parla- mentsgebäudes einen weiteren großen Schritt nähergekommen“, zog Nationalratspräsiden- tin Doris Bures am 13. Juni im Rahmen einer Pressekonferenz Zwischenbilanz auf dem Weg zu diesem Jahrhundertprojekt. Der Ent- wurf des Generalplaners ist in den vergange- nen Monaten weiterentwickelt und vertieft worden, hat alle Prüfinstanzen durchlaufen und konnte somit freigegeben werden. Mit der Planung wurde auch die Ko- stenermittlung vertieft. Ergebnis: Das Pro- jekt bewegt sich weiterhin innerhalb des vor- gegebenen Budgetrahmens. Per einstimmi- gem Gesetzesbeschluß von Juli 2014 ist die Kostenobergrenze für die Sanierung mit

352,2 Mio. Euro festgelegt. Mit zunehmen- Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen der Entwurfstiefe wird auch die Schwan- Bei der Pressekonferenz im Parlament (v.l.): Architekt András Pálffy, Nationalrats- kungsbreite der Kostenberechnung immer präsidentin Doris Bures und Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 58 Innenpolitik

Nächster Schritt: Baugesuch im Sommer Parlamentsvizedirektor und Projektleiter Alexis Wintoniak erläuterte die jüngsten Ar- beitsschritte, den Planungsstand und die näch- sten Etappen. Der Entwurf des Generalpla- ners wurde zuletzt in einer Vielzahl an De- tailfragen – vom Keller bis zum Dachge- schoß – vorangetrieben und verfeinert. Das erfolgte in enger Abstimmung mit der Par- lamentsdirektion und den verschiedenen NutzerInnengruppen. Zudem wurde dieser breit angelegte Diskussions- und Genehmi- gungsprozeß von allen Fraktionen sowie von Projektsteuerung, Begleitender Kontrolle und Aufsichtsrat der Projektgesellschaft be- gleitet. Was jetzt auf dem Tisch liegt, zeich- net sich bereits durch eine sehr große De- tailschärfe aus“, stellte Wintoniak fest. Ziel sei, im Sommer eine inhaltliche und funktio- nale Grundlage für die Einreichung des Bau- gesuchs vorliegen zu haben. „Wir sind zu- versichtlich, das zu schaffen“, erklärte Win- toniak. Foto: Parlamentsdirektion / Jabornegg&Pálffy_AXIS ZoomVP

4.500 Quadratmeter neue Nutzfläche Visualisierung des Ausbaus im Dachgeschoß mit Blick auf den Nationalratssitzungs- saal mit neuem Gästepanorama Neben der nachhaltigen Sanierung ist eine weitere Öffnung des Hauses zentrales Pálffy_AXIS) aus. Voraussetzung dafür ist, brachliegende Raumpotenziale erschlossen Ziel des Sanierungsprojekts. „Dem Ausbau daß das Dach bauphysikalisch ertüchtigt, mit und rund 4.500 Quadratmeter neue Nutzflä- des Dachgeschoßes kommt dabei besondere einer Dämmung versehen und zu einem gu- che geschaffen. Bedeutung zu“, führte Architekt András ten Teil neu eingedeckt wird. Dank dieser Pálffy (Generalplaner-Team Jabornegg & Maßnahmen werden bisher weitgehend Pálffy erläuterte die wichtigsten architektonischen Akzente Der Dachstuhl und die Zwischendecke über dem Nationalratssitzungssaal werden entfernt. Stattdessen wird ein Glasdach ein- gezogen, das den Blick ins Freie eröffnet und für Öffnung und Transparenz steht. Durch diesen baulichen Eingriff entsteht eine neue Ebene, ein Gästepanorama. Von diesem Rundumgang können BesucherInnen auch in laufender Sitzung das Geschehen im Plenarsaal beobachten. Der Dachstuhl über dem Historischen Sitzungssaal bleibt aus Denkmalschutzgrün- den erhalten, hier werden neue Büroflächen geschaffen. Über dem Mitteltrakt wird ein neuer gastronomischer Bereich entstehen, der die jetzige Cafeteria ersetzen und auch für BesucherInnen zugänglich sein wird. Links und rechts davon entstehen zwei multifunktionale Konferenzräume mit je- weils 160 Quadratmetern. Vier Terrassen (Gesamtfläche rund 400 Quadratmeter) runden die völlig neugestalte-

Foto: Parlamentsdirektion / Jabornegg&Pálffy_AXIS ZoomVP te Dachlandschaft ab. Von diesen aus wird Visualisierung des Ausbaus im Dachgeschoß: lichtdurchflutetes Stiegenhaus und sich nicht nur ein spektakulärer Nahebezug Ausgang zur Terrasse, die einen beeindruckenden Wien-Blick bieten wird zu den Figurengruppen und den Wandreliefs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 59 Innenpolitik

ergeben, darüber hinaus werden sich auch neue Blickwinkel auf die Stadt auftun. „Mit dem Ausbau des Dachgeschoßes schaffen wir de facto eine zweite Beletage“, brachte Architekt Pálffy diesen Zugewinn auf den Punkt. Unter Rücksichtnahme auf die architektonische Qualität würde Raum ge- schaffen, der das Haus noch attraktiver ma- che. Den BürgerInnen würden dadurch neue Einblicke in das Innenleben des Parlaments sowie neue Ausblicke auf die Umgebung er- öffnet. Zudem würden dringend erforderli- che Arbeitsräume geschaffen.

Planungen zu Ausweichquartier auf Schiene Auch das zweite Großvorhaben im Rah- men der Sanierung – die Übersiedelung in diverse Interimslokationen – ist laut Projekt- leiter Wintoniak auf Schiene. National- und Bundesrat werden während der dreijährigen Sanierungsphase in der Hofburg tagen. Die Planungen sind weit gediehen, erforderliche Foto: Parlamentsdirektion / Jabornegg&Pálffy_AXIS ZoomVP Einbauten werden von der Burghauptmann- Visualisierung der Terrasse, hier mit einem Blick auf das Palais Epstein am Ring schaft nach den Vorgaben des Parlaments Nachhaltig: Aus Parlaments-Pavillons tet, das von der Lukas Lang Building Tech- durchgeführt. könnten Kindergärten oder nologies GmbH entwickelt wurde und gelie- Zudem werden auf dem Heldenplatz bzw. Einfamilienhäuser werden fert wird: Vorgefertigte, standardisierte Holz- im Bibliothekshof der Hofburg insgesamt Baubeginn für die Pavillons wird Anfang bauteile werden mittels Schraub- und Steck- drei temporäre Pavillons für Büroräume und Oktober sein, die Übergabe ist für April verbindungen an Ort und Stelle zusammen- Sitzungslokale errichtet. Der Auftrag dazu 2017 vorgesehen. Anschließend erfolgen die gefügt. Das ermöglicht kurze Bauzeiten wurde nach einem EU-weit ausgeschriebe- parlamentsspezifischen technischen Ergän- ohne Schmutz- und Lärmbelästigung. nen Verhandlungsverfahren an die Strabag zungen (EDV, Medientechnik, Sicherheit). „Das System liegt in ökologischer Hin- AG vergeben, die als Totalunternehmer fun- Die drei Häuser werden, rund um einen sicht im Trend der Zeit und ist auf Nach- giert. Die Generalplanung erfolgt durch die Erschließungskern in Massivbauweise, in haltigkeit ausgerichtet“, freut sich die Na- Werkstatt Grinzing WGA ZT GmbH. einem innovativen Baukastensystem errich- tionalratspräsidentin. Denn: Die für die drei Pavillons benötigte Menge an Fichtenholz wächst in Österreich in gut 30 Minuten nach – und wird großteils wiederverwendet. Die Pavillons werden nach der Rücküber- siedelung des Parlaments in das sanierte Ge- bäude abgebaut, die Bauteile werden vom Hersteller zurückgenommen und andernorts in anderer Konfiguration neu zusammenge- baut. „So könnten aus den drei Pavillons bei- spielsweise neun Kindergärten oder 80 Ein- familienhäuser entstehen“, erklärte Bures.

Öffentlicher Auftritt im Sinne guter Nachbarschaft Die Pavillons haben eine Grundfläche von ca. 30 x 40 Meter und drei (Heldenplatz) bzw. vier Geschoße (Bibliothekshof). Das ergibt eine Nutzfläche von insgesamt rund 10.000 Quadratmetern. Zum Sonnen- und Sichtschutz werden an den Fassaden Netz- folien angebracht, die bedruckt werden sol- len. Die Gestaltung der Folien wie der ge-

Foto: Parlamentsdirektion / Jabornegg&Pálffy_AXIS ZoomVP samte Auftritt des Parlaments im öffentli- Visualisierung der neuen Büroräume über Historischem Sitzungssaal chen Raum sind Gegenstand eines Konzep-

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tions- und Abstimmungsprozesses, der im Laufe des Herbstes abgeschlossen sein soll. „Wir sind uns dessen bewußt, daß wir uns in einem viel frequentierten, sensiblen Um- feld bewegen“, sagte Projektleiter Winto- niak. Dementsprechend würden die Aktivi- täten im Sinne einer guten Nachbarschaft in enger Abstimmung mit den betroffenen In- stitutionen geplant.

Vorarbeiten zu Übersiedelung – es wird entrümpelt und digitalisiert Die Komplettabsiedelung aus dem Parla- mentsgebäude stellt für sich eine enorme organisatorische und logistische Herausfor- derung dar. Derzeit läuft das Vergabeverfah- ren für den Speditionsauftrag. Die Übersiedelung selbst wird in der ta- gungsfreien Zeit im Sommer 2017 in mehre- ren Etappen (jeweils 100 bis 150 Arbeits- plätze) abgewickelt. Die letzte Sitzung des © Parlamentsdirektion / Werkstatt Grinzing WGA ZT GmbH Bildraum So wird der Gastronomiebereich nach dem großen Umbau aussehen. Bundesrates ist für 6. Juli anberaumt, am Tag danach kann die Übersiedelung anlaufen. gierungsvorlagen, Ausschußberichte und bewußtsein. Schließlich sei es nicht alltäg- Rund 700 fixe und temporäre Arbeitsplät- selbständige Anträge (ca. 25.000 Dokumen- lich, ein wertvolles historisches Gebäude zu ze werden in Summe wandern. Die Vorar- te) aus diesem Zeitraum. Derzeit erfolgt die sanieren, das Parlament für drei Jahre an beiten dazu sind voll angelaufen. Um Volu- Erfassung von ca. 65.000 parlamentarischen einen anderen Ort zu verlagern und ein naht- men und Kosten möglichst gering zu halten, Anfragen und Beantwortungen der Jahre loses Funktionieren des parlamentarischen wird bereits seit einigen Monaten im großen 1919 bis 1995. Bis zum Beginn der Übersie- Betriebs zu gewährleisten. Stil entrümpelt und digitalisiert. Das betrifft delung sollen sämtliche parlamentarischen Bures: „Ich danke allen Beteiligten für einerseits diverse Unterlagen aus den Ab- Materialien der Ersten und Zweiten Repub- ihren Einsatz. Die Mitarbeiterinnen und Mit- teilungen (Akten, Dokumente, Korrespon- lik online verfügbar sein. arbeiter bitte ich darüber hinaus um Ver- denz, Rechnungen etc.) in einem Gesamtum- ständnis für diese außergewöhnliche Situa- fang von rund 4.400 Laufmetern. Zwischen Mehrere Großprojekte als tion, die uns allen Teamgeist und gegenseiti- 50 und 60 Prozent davon sollen dank Di- enorme Herausforderung ge Rücksichtnahme abverlangen wird. Ich gitalisierung entsorgt werden können. „Alles in allem gilt es gleich mehrere bin zuversichtlich, daß wir diese Aufgabe Außerdem läuft seit längerem ein großan- Großprojekte parallel zu planen und in der gemeinsam meistern werden.“ gelegtes Projekt zur elektronischen Erfas- Folge abzuwickeln“, faßte die NR-Präsiden- http://www.parlament.gv.at sung parlamentarischer Materialien. So sind tin zusammen. Das erfordere Professionali- 3D-Virtual-Tour Dachgeschoß: bereits rund 180.000 Seiten stenografische tät und Engagement, Zeit- und Kostendiszi- http://www.zoomvp.at/parlament/parlament360.html Protokolle seit 1945 erfaßt. Ebenso alle Re- plin sowie Feingefühl und Verantwortungs- Quelle: Parlamentskorrespondenz © Parlamentsdirektion / Werkstatt Grinzing WGA ZT GmbH Bildraum Ein Blick über den Heldenplatz mit den beiden temporären Pavillons, wie er sich ab 2017 bieten wird

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 61 Innenpolitik Margit Kraker wird die erste Frau an der Spitze des Rechnungshofs Eine Mehrheit von 95 Abgeordneten stimmte für die Direktorin des steirischen Landesrechnungshofs.

it Margit Kraker wird in den nächsten Klubsekretärin im ÖVP-Klub des Parlaments, M12 Jahren erstmals eine Frau an der Leiterin des ÖVP-Landtagsklubsekretariats Spitze des Rechnungshofs stehen. Die der- und dann Leiterin des Regierungsbüros von zeitige Direktorin des steirischen Landes- Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann rechnungshofs wird Noch-Präsident Josef Schützenhöfer. Schließlich avancierte sie zur Moser in seinem Amt ab 1. Juli 2016 nach- Stellvertreterin des Landesamtsdirektors, be- folgen. vor sie zur Landesrechnungshofdirektorin ge- Die Kür Krakers erfolgte in der heutigen wählt wurde. Sitzung des Nationalrats in geheimer Wahl nach einem entsprechenden Wahlvorschlag Der Rechnungshof des Hauptausschusses, wobei 95 Abgeord- Der Rechnungshof überprüft auf Bundes-, nete für Kraker stimmten. Insgesamt wurden Landes- und Gemeindeebene im Rahmen der 177 Stimmen abgegeben, 175 davon waren ihm verfassungsgemäß zukommenden Un- gültig. Die erforderliche unbedingte Mehr- abhängigkeit, ob die zur Verfügung gestell- heit lag bei 88 Stimmen. ten Mittel sparsam, wirtschaftlich und zweck- Die Opposition kritisierte die Kür Kra- mäßig eingesetzt werden. Seine Kernaufga- kers heftig. Ihrer Meinung nach war sie nicht be ist das Prüfen und Beraten. die bestqualifizierte Kandidatin. Das Hear- Die Bereiche, die der Rechnungshof prü- ing sei eine Farce gewesen, SPÖ und ÖVP Foto: Land Steiermark / Foto Fischer fen darf, sind im Wesentlichen im Bundes- hätten in alter Manier Packelei betrieben und Margit Kraker Verfassungsgesetz und im Rechnungshofge- damit der Demokratie und dem Parlamenta- Wahlverhalten der einzelnen Abgeordneten setz 1948 geregelt. Demnach überprüft der rismus einen großen Schaden zugefügt, so gezogen werden dürfen. Aus diesem Grund Rechnungshof die Gebarung (das ist die der Vorwurf. Auch für die SPÖ war Kraker ließ im Jahr 1992 der damalige Nationalrats- finanziell wirksame Tätigkeit) nicht die erste Wahl, da aber Budgetexperte präsident Heinz Fischer nach Beratung in  des Bundes, der Länder, der Gemeinde- Gerhard Steger nicht durchzubringen war, der Präsidialkonferenz die Wahl wiederho- verbände, der Gemeinden und anderer habe man sich für Kraker entschieden, die len, da 32 der Stimmzettel mit „F“ markiert durch Gesetz bestimmter Rechtsträger; ebenfalls hoch qualifiziert sei. Seitens der waren. Die Wahl Krakers erfolgte in Wahl-  von Stiftungen, Fonds und Anstalten, die ÖVP war man der Auffassung, daß es auch zellen mittels Stimmzettel, auf denen ledig- von Organen des Bundes, eines Landes, an der Rechnungshofspitze Zeit für eine Frau lich ein „ja“ oder ein „nein“ anzukreuzen war, einer Gemeinde oder von Personen ver- sei, und Margit Kraker bestens geeignet ist. da im Plenum immer nur eine bestimmte waltet werden, die hiezu von Organen des Sie habe bereits in ihrer jetzigen Funktion be- Person zur Wahl steht. Stimmzettel, die auf Bundes, eines Landes oder einer Ge- wiesen, daß sie unabhängig agiert. SPÖ und andere Personen lauten, sind daher ungültig. meinde bestellt sind; ÖVP ersuchten die anderen Fraktionen, Kra- Hätte es keine unbedingte Mehrheit der ab-  von Unternehmungen, an denen der Bund, ker einen Vertrauensvorschuß zu geben. Die- gegebenen gültigen Stimmen gegeben, dann ein Land oder eine Gemeinde mit minde- se erwarteten sich von der neuen Rechnungs- hätte der Hauptausschuß einen neuen Wahl- stens 10.000 Einwohnern mit mindestens hofpräsidenten, daß sie sich emanzipiert, un- vorschlag vorlegen müssen. 50 Prozent am Stamm-, Grund-, oder abhängig agiert und sich an ihren Vorgän- Eigenkapital beteiligt sind, oder die der gern orientiert. Margit Kraker Bund, ein Land oder eine Gemeinde al- Die gebürtige Steirerin Margit Kraker, lein oder gemeinsam mit anderen solchen Geschäftsordnung sieht geheime Jahrgang 1960, ist seit Juli 2013 Leiterin des Rechtsträgern betreibt oder tatsächlich Wahl vor – Querelen um Wahlvorgang steirischen Landesrechnungshofs und seit beherrscht, sowie Der Empfehlung des Hauptausschusses – 2014 stellvertretendes Mitglied des Präsidi-  der Sozialversicherungsträger und der ge- die gemäß Geschäftsordnung nur auf einen ums der Europäischen Organisation der re- setzlichen beruflichen Vertretungen (Kam- Namen lauten darf – war ein öffentliches gionalen externen Finanzkontrolle (EURO- mern). Hearing vorausgegangen. Im Ausschuß hat- RAI). Nach Abschluß des Studiums der Seit 1968 ist der Rechnungshof mit der ten dann die Mitglieder der beiden Koali- Rechtswissenschaften und der Gerichtspraxis Wahrnehmung des Generalsekretariats der tionsparteien SPÖ und ÖVP für die Mehrheit am Oberlandesgericht Graz startete Kraker INTOSAI betraut.  gesorgt. ihre Karriere als Assistentin am Institut für http://www.parlament.gv.at Die geheime Wahl im Plenum impliziert, Öffentliches Recht, Politikwissenschaft und http://www.rechnungshof.gv.at daß dadurch keine Rückschlüsse auf das Verwaltungslehre der Universität Graz, war Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 62 »Burgenland Journal« Große Bürgerbefragung Ergebnisse der ersten großen Bürgerbefragung im Mittel- und Südburgenland präsentiert. Niessl: »Die Meinungen der Menschen sind unser politischer Auftrag.« Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl und Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz präsentierten mit Meinungs- forscher Peter Hajek die Ergebnisse der ersten großangelegten Bürgerbefragung im Mittel- und Südburgenland. rstmals wurde im Auftrag der Landesre- „Wir haben nun sehr detailliertes und pro- „eher“, 9 % „sehr pessimistische“ Erwartun- Egierung im Mittel- und Südburgenland fundes Datenmaterial. Das ist ein wichtiger gen an die Zukunft. eine große Bürgerbefragung durchgeführt. Leitfaden und ein sehr gutes Fundament, auf Ziel war es, die Zufriedenheit der Bevölke- dem wir unsere künftigen politischen Ent- Arbeit der Landesregierung rung mit der Politik und den Angeboten in scheidungen treffen werden. Die Meinungen gut bewertet verschiedenen Lebensbereichen zu erheben. der Menschen sind unser politischer Auf- Zwei Drittel (67 %) sind mit der Arbeit Landeshauptmann Hans Niessl und Landes- trag“. Tschürtz zeigte sich „positiv beein- der Landesregierung zufrieden. Massive hauptmannstellvertreter Johann Tschürtz prä- druckt von der Bürgerbefragung, die sehr er- Kritik gibt es indes an der Arbeit der Bun- sentierten am 22. Juni die Ergebnisse. Fazit: freulich für unsere Arbeit ist. Die Politik der desregierung und an der der EU, mit der je- Die Bevölkerung blickt (vorsichtig) optimi- Kraft und der Geradlinigkeit kommt in der weils rund drei Viertel unzufrieden sind. Da- stisch in die Zukunft und ist mit der Lebens- Bevölkerung an“. Die Stimmung im Burgen- gegen zeigt sich ein sehr positives Bild bei qualität sehr zufrieden; die Arbeit der Lan- land sei gut, die Ergebnisse zeigten einen der Einschätzung der Performance der bur- desregierung wird positiv beurteilt, jene der „sehr positiven Befund“, erklärte Meinungs- genländischen Politiker, die allesamt über- Bundesregierung und die EU wird dagegen forscher Hajek. wiegend sehr gut bis gut bewertet werden. sehr kritisch gesehen. Mängel orten die Mit- tel- und SüdburgenländerInnen beim Ar- Hier läßt sich’s sehr gut leben Hohe Zufriedenheit mit beits- und Lehrplatzangebot, beim öffentli- Drei Viertel der Befragten (73 %) beno- wohnortnahen Angeboten chen Verkehr und bei Unternehmensansied- ten die Lebensqualität im Burgenland mit In der Bewertung der Lebensbereiche im lungen. Die Umfrage wurde vom Meinungs- „sehr gut“ bis „gut“. Eine satte Mehrheit von Wohnbezirk schneiden die Themen haus- forscher Peter Hajek in den ersten beiden 58 % ist der Meinung, daß im Land etwas ärztliche Versorgung (85 % sind sehr bis Juniwochen 2016 durchgeführt. Befragt wur- weitergeht; 36 % sehen keine Entwicklung, eher zufrieden), Kindergärten (84 % sehr bis den 1500 Wahlberechtigte in den Bezirken wobei Berufstätige, höher Qualifizierte, eher zufrieden), Natur- und Landschafts- Oberpullendorf, Oberwart, Güssing und Jen- Haushalte mit Kindern und die Bewohner in schutz, Schulen (78 % sehr bis eher zufrie- nersdorf. den Bezirken Güssing und Jennersdorf zu den), das Angebot im Pflegebereich für älte- Niessl sieht in der Bürgerbefragung eine den kritischeren zählen. Sehr optimistisch in re Menschen, persönliche Sicherheit (sie weist Stärkung der direkten Demokratie, eines der die Zukunft blicken 11 % der Befragten, rund mit 76 % einen hohen Zufriedenheitswert Vorhaben in der neuen Legislaturperiode. die Hälfte (48 %) optimistisch. 30 % haben auf), der Ausbau des Straßennetzes, die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 63 »Burgenland Journal«

Spitäler, Polizeipräsenz in Gemeinden (65 % befinden sie für gut), leistbares Wohnen oder Wachstums- und zukunftsorientiert Weiterbildungsmöglichkeiten sehr gut bis gut »Beschäftigungsgipfel Süd« als Grundlage für die ab. Jeweils stolze 94 % der Befragten sind Bewältigung der Herausforderungen am Arbeitsmarkt mit der Wohnortnähe der Volksschulen und der Kindergärten zufrieden bis sehr zufrie- den. „Hier zeigt sich ganz klar, daß wohnort- nahe Angebote wesentlich zur Lebensqualität und Zufriedenheit der Menschen beitragen“, sieht Niessl einen Grund für die guten Ergebnisse.

Arbeitsplatz- und Lehrstellenangebote kritisch bewertet Kritisch bewertet werden der öffentliche Verkehr (57 % sind mit dem Angebot unzu- frieden), das Lohn- und Einkommensniveau (64 % unzufrieden), das Arbeitsplatzangebot (76 % unzufrieden) und das Lehrstellenan- gebot, mit dem nur 20 zufrieden und 59 % unzufrieden sind, oder Unternehmensansied- lungen. Foto: Bgld. Landesmedienservice

Politische Lösungsansätze LRin Verena Dunst und LR Norbert Darabos zeigen sich zuversichtlich, die Heraus- forderungen im Beschäftigungsbereich in Zukunft erfolgreich zu bewältigen. gut geheißen Auf hohe bis sehr hohe Zustimmungs- as Burgenland am Arbeitsmarkt weiter die Rolle des Geldgebers für Projekte und werte stoßen politische Vorhaben und Kon- Dvoranzubringen und noch mehr Men- Programme, mit denen Qualifizierungsmaß- zepte in den jeweiligen Bezirken: Der Assi- schen in Beschäftigung zu bekommen – das nahmen für arbeitsmarktferne, aber auch so- stenzeinsatz des Bundesheeres (88 % sehen war das zentrale Thema des „Beschäfti- zial benachteiligte Menschen geschaffen diesen positiv), die weitere Stärkung des G1 gungsgipfels Süd“, der am 2. Juni in Bad werden. Insgesamt wird seitens des Landes Pendlerbusses (65 % Zustimmung), der Tatzmannsdorf abgehalten wurde. „Politische sehr viel Geld für Maßnahmen am Arbeits- Internet-Breitbandausbau oder mehr Polizei- Verantwortliche, Institutionen, Arbeitneh- markt in die Hand genommen. Im Europäi- präsenz in den Gemeinden (60 % stimmen merInnen- und ArbeitgeberInnenvertreter, schen Sozialfonds stehen beispielsweise 24, zu) werden ebenso befürwortet wie der Bau wie auch wichtige Player aus der Realwirt- im Additionalitätsprogramm 18 und in der der S7 und der Verlängerung der B61a oder schaft von mittel- und südburgenländischen Arbeitnehmerförderung weitere 3 Millionen die Schaffung eines Bahnanschlusses für das Leitbetrieben sind zusammengekommen, Euro zur Verfügung. Südburgenland. Mit 64 % gutgeheißen wird um über die aktuelle Situation konstruktiv zu „Grundsätzlich geht es uns darum, die auch der Neubau des Krankenhauses Ober- diskutieren, denn der burgenländische Ar- bestmögliche Kooperation mit der burgen- wart oder die Installierung eines Managers beitsmarkt entwickelt sich zwar sehr gut, ländischen Wirtschaft zu suchen, damit die für das Südburgenland, den 63 % befürwor- steht aber dennoch vor großen Herausforde- Burgenländerinnen und Burgenländer adä- ten. Daß die Landesregierung alles für den rungen. Auf der einen Seite verzeichnet das quate Beschäftigungsmöglichkeiten vorfin- Erhalt der Arbeitsplätze an den Thermen- Burgenland nämlich Rekordbeschäftigung, den. Für die burgenländischen Frauen steht standorten Stegersbach, Bad Tatzmannsdorf auf der anderen Seite wächst aber auch die dabei – unter der Berücksichtigung der gege- und Lutzmannsburg tun solle, dafür spre- Arbeitslosigkeit. Wir müssen deshalb dafür benen Rahmenbedingungen – die Vereinbar- chen sich jeweils rund 90 % der Befragten in sorgen, daß noch mehr BurgenländerInnen keit von Beruf und Familie und ein Höchst- den einzelnen Bezirken aus. in ihrer Heimat Arbeitsplätze finden und in maß an Qualifikation im Vordergrund“, so Beschäftigung kommen“, so der Initiator Frauenlandesrätin Verena Dunst. Darabos »Klarer Auftrag für die dieser Veranstaltung, Arbeitsmarktlandesrat dazu: „Insgesamt gesehen ist es zur Siche- Landesregierung« Norbert Darabos, der bereits eine Woche zu- rung bestehender und zur Schaffung neuer „Diese Zahlen sind ein klarer Auftrag für vor für den Landesnorden einen dementspre- Arbeitsplätze für BurgenländerInnen notwen- die Landesregierung, hier noch mehr zu tun. chenden Beschäftigungsgipfel abgehalten dig, nach dem Motto gleicher Lohn für glei- Wir müssen mehr Lehrplätze, gemeinsam hatte. che Arbeit am gleichen Ort eine Anpassung mit den Unternehmern, in der Region schaf- Um das Ziel von mehr Beschäftigung und und Neuverhandlung der EU-Entsendericht- fen. Das Land wird weiter überbetriebliche weniger Arbeitslosigkeit zu erreichen, setzt linie vorzunehmen, eine Änderung bei der Lehrwerkstätten unterstützen und mit regio- das Land Burgenland – mit Blickrichtung Ar- Freizügigkeit am Arbeitsmarkt zu erwirken, nalen Maßnahmen wie dem Handwerkerbo- beitsmarkt 50+ und Jugendbeschäftigung – die Finanzpolizei aufzustocken, eine SOKO nus auch in Zukunft die KMU in der Region zahlreiche Aktivitäten und übernimmt bei- Bau einzuführen und Zutrittskontrollen auf stärken“, betonte Niessl abschließend.  spielsweise als größter Lehrlingsausbildner Baustellen mit einem Umsatzvolumen von http://www.burgenland.at des Landes die Rolle des Arbeitgebers und mehr als 1 Million Euro zu ermöglichen.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 64 »Burgenland Journal« Erste Regierungssitzung in Oberwart Sitzung der Burgenländischen Landesregierung in Oberwart

anz im Zeichen der neuen Wege, die die GBurgenländische Landesregierung geht, fand am 28. Juni eine Premiere in Oberwart statt: Zum ersten Mal wurde eine Sitzung der Landesregierung im Südburgenland, in der Bezirkshauptmannschaft Oberwart, abgehal- ten. „Der heutige Tag hat für das Burgenland historischen Charakter. Seit Eisenstadt zum Sitz der Landesregierung bestimmt wurde, hat zum ersten Mal eine Sitzung der Landesre- gierung nicht in Eisenstadt, sondern hier in Oberwart stattgefunden. Bürgernähe und wohnortnahe Leistungen sind für die Lan- desregierung ein zentrales Thema. Das wol- len wir auch mit dieser Regierungssitzung in Foto: Bgld. Landesmedienservice Oberwart unter Beweis stellen. Wichtig ist v.l.: LH Hans Niessl, LH-Stv. Tschürtz, die weiteren Mitglieder der Landesregierung, Ronald Reiter und Bezirkshauptmann WHR Helmut Nemeth uns zudem, daß die Bürgerinnen und Bürger die Serviceleistungen des Landes bestmög- wart. 2012 wurde das Projekt ,BH-effizient vor allem darum, daß wir das Land Burgen- lich nutzen können“, so Landeshauptmann und kompetent‘ gestartet. Damit sollten Vor- land und die Verwaltung des Landes fit für Hans Niessl und Landeshauptmann-Stv. Jo- schläge in Richtung Verfahrensvereinfachung, die Zukunft machen. Dazu braucht es zeitge- hann Tschürtz. Nach dem Auftakt in Ober- verstärkte Kooperationsmöglichkeiten zwi- mäße Rahmenbedingungen. Wir brauchen in wart sind auch in anderen Bezirksvororten schen den Bezirkshauptmannschaften und allen Bereichen sinnvolle, klare und schlan- Regierungssitzungen vorgesehen. eine Vertiefung der Qualitätssicherung erar- ke Strukturen sowie bürgernahe Einrichtun- Wir haben, so Niessl weiter, in dieser Sit- beitet werden. Dieses Projekt ist abgeschlos- gen, damit wir auch künftige Herausforde- zung insgesamt 124 Regierungssitzungsakte sen. Darauf aufbauend haben wir das Projekt rungen bestmöglich bewältigen können. Die behandelt und wichtige Beschlüsse gefaßt. ,BH 2020 – bürgernah und innovativ‘ gestar- neue Landesregierung hat unter dem Motto Beispielsweise in den Bereichen Beschäfti- tet. Kundenbefragungen haben immer wie- ‚moderner, effizienter, schneller, bürgernä- gung und Ausbildung, Bildung sowie eine der gezeigt, daß die Bevölkerung mit den her‘ bereits erste Schritte umgesetzt und ganze Reihe von Förderprojekten – auch im Leistungen der Bezirkshauptmannschaften im wichtige Reformen in Angriff genommen. Bereich der Wohnbauförderung. Beschlüsse, Burgenland sehr zufrieden ist. Das hat mit Es soll nur mehr eine Zuständigkeit für einen die auch für den Süden des Landes von gros- der Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern Bereich geben. Damit gibt es in der Regie- ser Bedeutung sind: zum Beispiel die Ge- zu tun. Deshalb gibt es auch ein ganz klares rung klare Kompetenzen, und das muß sich nehmigung von Sondermaßnahmen für Be- Bekenntnis der Landesregierung zu wohn- auch in Verwaltung widerspiegeln“, so Lan- schäftigungs- und Ausbildungsprojekte der ortnahen Einrichtungen und Leistungen im deshauptmann-Stv. Johann Tschürtz. Burgenländischen Volkshochschulen – kon- Land“, so Niessl. Die erste Regierungssitzung in Oberwart kret der Volkshochschule Güssing, eine Ver- Im Anschluß an die Regierungssitzung wa- sei auch Ausdruck der neuen Wege, die die ordnung betreffend das „Entwicklungspro- ren die BürgerInnen in der Bezirkshaupt- Landesregierung seit einem Jahr geht. Niessl gramm Unteres Pinka- und Stremtal“, sowie mannschaft Oberwart zu persönlichen Ge- dazu: „Es freut mich sehr, daß die Arbeit der die Förderung des Österreichischen Studien- sprächen mit dem Landeshauptmann und Landesregierung, wie die Bürgerbefragung zentrums für Frieden und Konfliktforschung dem Regierungsteam eingeladen. Weiters im Süd- und Mittelburgenland gezeigt hat, auf Burg Schlaining. standen die Anwaltschaften und Servicestel- von den Bürgerinnen und Bürgern sehr gut Auch im Bereich der Landesverwaltung len des Landes zum Kennenlernen sowie für bewertet wird. Mehr als zwei Drittel sind mit wurde ein wichtiger Beschluß gefaßt. „Ich Service und Beratung bereit: der Kinder- und der Arbeit der Landesregierung sehr zufrieden bin dem neuen Landesamtsdirektor Mag. Jugendanwalt, der Patienten- und Behinder- oder zufrieden. Wie bei den Bezirkshaupt- Reiter sehr dankbar, daß er dieses Vorhaben, tenanwalt, die Tierschutzombudsfrau, der mannschaften zeigt sich auch hier, wie wich- wie es auch im Regierungsübereinkommen Landesumweltanwalt, die Bankenombuds- tig die Nähe zu den BürgerInnen ist. Auch verankert ist, vorantreibt. Wir brauchen eine stelle, der Konsumentenschutz, die Schuldner- insgesamt hat es eine sehr gute Bewertung moderne, effiziente und bürgernahe Verwal- beratung sowie die Wohnbauförderung. „Uns von wohnortnahen Angeboten gegeben. Die tung. Das gilt natürlich auch für unsere Be- ist wichtig, daß die Burgenländerinnen und Bevölkerung ist insgesamt mit der Lebens- zirkshauptmannschaften, die im Übrigen aus- Burgenländer die Serviceleistungen des Lan- qualität sehr zufrieden und blickt vorsichtig gezeichnete Arbeit leisten – auch hier in Ober- des bestmöglich nutzen können. Es geht uns optimistisch in die Zukunft.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 65 »Burgenland Journal« Komturkreuz des Verdienstordens von Ungarn Große Anerkennung für Landeshauptmann Hans Niessl – Vertiefung bilateraler Kontakte und traditionell guter Beziehungen zwischen den Burgenland und Ungarn Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl (Bildmitte mit Orden) mit dem persönlichen Beauftragten des Staatspräsidenten, dem Minister für Außenwirtschaft und Auswärtige Angelegenheiten, Péter Szijjártó (rechts von ihm) und Burgenlands Land- tagspräsident Christian Illedits und Delegationsmitgliedern ngarns Staatspräsident János Áder hat wird es ermöglichen, daß wir die bestehen- Das Burgenland und Ungarn verbindet Udem burgenländischen Landeshaupt- den und kommenden Herausforderungen er- eine besondere Geschichte mit historisch be- mann Hans Niessl zur Anerkennung seiner folgreich bewältigen können“, betonte Lan- deutenden Momenten. In den Jahren 1956 Verdienste die Auszeichnung „Komturkreuz deshauptmann Hans Niessl. und 1989 wurde Weltgeschichte geschrieben. des Verdienstordens von Ungarn“ verliehen. Heute ist das Burgenland in vielen Berei- Diese Auszeichnung am 21. Juni im Mini- chen in Österreich – aber auch in Europa – sterium für Außenwirtschaft und Auswärtige eine Vorbildregion. Niessl dazu: „Dies wur- Angelegenheiten in Budapest durch den per- de auch durch die gute und erfolgreiche Zu- sönlichen Beauftragten des Staatspräsiden- sammenarbeit mit unseren Nachbarländern ten, den Minister für Außenwirtschaft und möglich. Erst letzte Woche trafen der öster- Auswärtige Angelegenheiten, Péter Szij- reichische Verteidigungsminister und der In- jártó, überreicht. „Diese große Anerkennung nenminister mit ihren ungarischen Amtskol- darf ich stellvertretend für das Land Burgen- legen zu einem Arbeitsgespräch im Südbur- land und jene Menschen entgegennehmen, genland zusammen, um Fragen der gegen- die sich stets für diese positive Zusammen- wärtigen Migrationssituation besser bewälti- arbeit eingesetzt haben, denn das Burgen- gen zu können. Als Nachbarländer verfolgen land und Ungarn verbindet schon traditionell wir aber auch gemeinsame Interessen in Fra- eine sehr enge Partnerschaft. Getragen ist gen der Aufwertung des Wirtschaftsstandor- diese Achse von vielen gemeinsamen Interes- tes unserer Region, in Fragen der Verkehrs- sen, aber auch von vielen persönlichen Kon- politik, in Fragen des grenzüberschreitenden takten und Freundschaften. Eine starke Achse Einsatz- und Katastrophenschutzes, aber auch zwischen dem Burgenland und Ungarn ist im Tourismus, wo es, beispielsweise mit dem aber auch das Fundament für die weiterhin Nationalpark Neusiedler See Seewinkel,

erfolgreiche Entwicklung unserer Länder. Foto: Bgld. Landesmedienservice viele Anknüpfungspunkte gibt. Für das Bur- Diese Achse ist modellhaft für Europa und Der ausgezeichnete Landeshauptmann genland als Grenzregion ist es deshalb auch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 66 »Burgenland Journal« in Zukunft von großer Bedeutung, daß mit Unterstützung von Brüssel grenzüberschrei- tende Projekte umgesetzt werden und mit den Nachbarn aktiv zusammengearbeitet wird.“

Empfang in der öster- reichischen Residenz Bei einem Empfang, der auf Einladung von Österreichs Botschafter in Ungarn, Ralph Scheide, in der österreichischen Residenz in Budapest abgehalten wurde, traf der Landes- hauptmann an der Spitze einer burgenländi- schen Delegation mit zahleichen Fest- und Ehrengästen bzw. hochrangigen VertreterIn- nen des Diplomatischen Corps zu informel- len Gesprächen zusammen. Im Mittelpunkt dieses Sommerfestes, das von der Weinbau- schule Eisenstadt mit edlen Tropfen begleitet wurde, standen die Pflege bestehender Kon- Foto: Bgld. Landesmedienservice takte sowie die Vertiefung der traditionell v.l.: Im Garten der Residenz des Botschafters (v.l.): Landeshauptmann Hans Niessl, Botschafter Ralph Scheide, Maria Teixeira de Morais Pires, Botschafterin guten Beziehungen zwischen den Ländern. von Portugal in Budapest, und János Perényi, Botschafter von Ungarn in Wien „Die Grenze zwischen Österreich und Ungarn ist eigentlich eine Grenze zwischen Zusammenarbeit wird auch künftig für eine wo wir mit Botschafter Dr. Ralph Scheide dem Burgenland und Ungarn, die im Laufe weiterhin dynamische wirtschaftliche Ent- einen kompetenten und verlässlichen An- der vergangenen Jahre nach dem Fall des wicklung und für die Schaffung bzw. Si- sprechpartner haben. Für diese Förderung Eisernen Vorhangs zu einer partnerschaftlich cherung von Arbeitsplätzen vorrangig sein“, der Beziehungen unserer Länder und Regio- Verbindung geworden ist. Dieses grenzüber- so Niessl. nen, für die Verbundenheit mit dem Burgen- schreitende Miteinander, diese gemeinsame Der burgenländische Landeshauptmann land, für die Verdienste um ein freundschaft- Zusammenarbeit steht auf einem breiten und stellte aber auch die Wichtigkeit der Öster- liches und partnerschaftliches Miteinander, tragfähigen Fundament, auf einer Basis, auf reichischen Botschaft in Budapest als Weg- für dieses Engagement und diese Leistungen der bis dato viele Projekte, wie der National- bereiter in den Vordergrund: „Das Burgen- möchte ich Botschafter Dr. Scheide und den park Neusiedlersee-Seewinkel, das Weltkul- land und Ungarn sind seit jeher ganz be- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der öster- turerbe, die Naturparke bzw. Impulse im Be- sonders miteinander verbunden. Als Nach- reichischen Botschaft in Budapest sehr herz- reich der Wasserversorgung, des Feuerwehr- barländer teilen wir viele Anliegen und ge- lich danken.“  wesens und anderer Initiativen erfolgreich meinsame Interessen. Es gibt zahlreiche Ko- http://www.burgenland.at Realität wurden. Diese positive bilaterale operationen und Kontakte auf allen Ebenen, http://www.aussenministerium.at/budapest Senioren-Delegation aus Bayreuth im Landhaus in Eisenstadt nsere Partnerschaft ist von zahlreichen UKontakten, gemeinsamen Aktivitäten und einer Vielzahl an Kooperationen ge- prägt. Nicht nur – wie zu Beginn – auf kul- tureller Ebene, sondern auch in vielen ande- ren Bereichen, wie etwa Wissenschaft, For- schung oder Tourismus. Diese Partnerschaft ist dadurch zu einem Miteinander geworden. Zu einem Miteinander, das auf einem breiten Fundament mit vielen Gemeinsamkeiten steht. Ich bin mir sicher, daß diese Partner- schaft weiter wachsen wird und unsere Re- gionen auch hinkünftig in besonderer Weise miteinander verbunden bleiben“, betonte Landtagspräsident Christian Illedits am 6. Juni im Landhaus in Eisenstadt beim Emp-

fang einer Senioren-Delegation der Partner- Foto: Bgld. Landesmedienservice stadt Bayreuth.  Landtagspräsident Christian Illedits nahm im Landhaus eine Senioren-Delegation http://www.burgenland.at aus Bayreuth, mit Jürgen Porstmann an der Spitze, in Empfang.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 67 »Burgenland Journal« Verdiente Persönlichkeiten Auszeichnung für Verdienste um das Land Burgenland vergeben Foto: Bgld. Landesmedienservice m 10. Juni wurden 13 MitarbeiterInnen Kabinettsdirektor stets maßgeblich mitge- Krischka, verliehen. Lörincz betreibt seit Ades Kabinettes von Bundespräsident holfen, das Land Burgenland sowohl im In- 1987 eine Facharztpraxis für Orthopädie und Heinz Fischer von Landeshauptmann Hans als auch Ausland positiv darzustellen und orthop. Chirurgie in Neusiedl am See. Niessl Ehrenzeichen für ihre Verdienste um positiv zu positionieren. Viele Wirtschafts- Werner Krischka hat nach seinem Me- das Land Burgenland im Landhaus in Eisen- kontakte sind dadurch entstanden. „Ganz be- dizinstudium in der Blutspendezentrale des stadt verliehen. „Die heute ausgezeichneten sonders bemerkenswert waren auch die Be- Roten Kreuzes gearbeitet und sein Wissen Persönlichkeiten verdienen es in besonderem suche des schwedischen Königspaares und bei diversen Auslandseinsätzen sowie bei Maße, geehrt zu werden. Sie haben Groß- des japanischen Kronprinzenpaares im Bur- der medizinischen und organisatorischen Be- artiges für unser Land geleistet und viel zum genland, welche ebenfalls nicht zuletzt auch treuung von Flüchtlingen zur Verfügung ge- Ansehen des Burgenlandes beigetragen. Das auf die Aktivitäten von Dr. Pollitzer zurück- stellt. Er war Flugrettungsarzt bei Christo- Burgenland hat Bundespräsident Dr. Heinz zuführen waren. Botschafter Dr. Helmut Freu- phorus 3 und hat weltweit Rückholflüge als Fischer viel zu verdanken. Bei gemeinsamen denschuss hat sowohl als außenpolitischer Mitarbeiter der Tyrolean Airambulanz durch- Auslandsbesuchen konnten wir viele politi- Berater von Dr. Heinz Fischer als auch als geführt. Bei seinem letzten Auslandseinsatz sche und wirtschaftliche Kontakte knüpfen. nunmehriger Kabinettsdirektor des Bundes- im Jahr 2005 betreute er nach dem Tsunami- Dabei wurde unser Bundespräsident von sei- präsidenten immer auch auf die Sorgen und Unglück in Südost-Asien Opfer und Ver- nen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Belange des Burgenlandes Rücksicht ge- wandte in Thailand im Auftrag des interna- höchstem Maße professionell unterstützt. nommen“, so Niessl. tionalen Roten Kreuzes. 1997 wurde Krischka Dafür möchte ich ihnen meinen großen Gregor Keller, Adjutant des Bundesprä- stellvertretender Chefarzt der BGKK, war Dank, Respekt und Anerkennung ausspre- sidenten, Diego Rainer, verantwortlich für dort seit 2005 mit dem Schwerpunkt Im- chen“, sagte Landeshauptmann Hans Niessl die gesamte Veranstaltungs- und Organisa- plementierung des E-card-Systems im Bur- in seiner Festansprache. Stefan Lörincz und tionslogistik bei Veranstaltungen der öster- genland beauftragt. 2013 wurde er zum Werner Krischka wurde der Berufstitel Me- reichischen Bundespräsidentschaftskanzlei, Chefarzt der BGKK bestellt. Krischka ist bis dizinalrat, Med.Rat Stefan Karall der Be- Meinhard Rauchensteiner, Leiter des Be- heute als freiwilliger Mitarbeiter beim Öster- rufstitel Obermedizinalrat verliehen. „Dr. Ste- reiches Wissenschaft, Kunst und Kultur in reichischen Roten Kreuz tätig. Er ist Mit- fan Lörincz, Dr. Werner Krischka und Med. der österreichischen Präsidentschaftskanzlei, glied des Landesverbandsausschusses des Rat Dr. Stefan Karall haben in ihrer Tätigkeit und der Leiterin der Presse und des Infor- Roten Kreuzes und stellvertretender Landes- als Mediziner stets die Patientinnen und Pa- mationsdienstes der Präsidentschaftskanzlei, katastrophenreferent und Landesschulungs- tienten in den Mittelpunkt gestellt. Sie haben Astrid Salmhofer, wurde das Große Ehren- referent. mit großem Engagement und Einsatz viel zeichen des Landes verliehen. Für sein Wirken als praktischer Arzt und zum ausgezeichneten Gesundheitssystem im Regierungsrätin Gertrude Wojtczak, Gemeindearzt in Großwarasdorf und sein Burgenland beigetragen“, so der Landes- Oberst Ewald Grumböck und Amtsdirektor Engagement in der Ärztekammer Burgen- hauptmann. Regierungsrat Silvian Fügenschuh wurden land wurde Med.Rat Stefan Karall der Titel Das Komturkreuz des Landes erhielten mit dem Ehrenzeichen des Landes Burgen- Obermedizinalrat verliehen. In seiner Funk- der ehemalige Kabinettsdirektor der Präsi- land ausgezeichnet. tion als Vizepräsident der Ärztekammer Bur- dentschaftskanzlei und nunmehrige Bot- Das Verdienstkreuz des Landes wurde genland konnte er sein Fachwissen einbrin- schafter Österreichs in Italien S. E. René Gertraud Mica, Christine Hack, Beate gen und trug dadurch zur Verbesserungen im Pollitzer und der neue Kabinettsdirektor S. Brauch und Erich Leodolter verliehen. Gesundheitsbereich bei. Karall war auch als E. Botschafter Helmut Freudenschuss. Pollit- Der Titel Medizinalrat wurde an Stefan Kammerrat und Bezirksärztevertreter in der zer hat sich stets als großer Freund und Lörincz und an den Chefarzt der Burgen- Ärztekammer tätig.  Förderer des Burgenlandes erwiesen und als ländischen Gebietskrankenkasse, Werner http://www.burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 68 »Burgenland Journal« Kino für Eisenstadt Projekt mit vier Sälen in der Innenstadt geplant

ach einer Vorbereitungszeit von fast Nzwei Jahren und unzähligen Gesprächen mit mehreren Investoren und Betreibern konnte sich Bürgermeister Thomas Steiner mit Hollywood Megaplex auf den Betrieb eines zukünftigen Kinos in der Eisenstädter Innenstadt einigen. Dessen Standort mit vier Sälen wird auf dem Teil der Osterwiese sein, die dem Kulturzentrum zugewandt ist. Steiner und die Stadtverwaltung haben ver- stärkt ab dem Jahr 2014 Bemühungen unter- nommen, gemeinsam mit möglichen Inve- storen in der burgenländischen Landeshaupt- stadt Kinosäle zu errichten und mögliche

Betreiber zu kontaktieren. „Ich habe in den Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt letzten beiden Jahren intensive Gespräche mit Burgermeister Thomas Steiner, Hollywood Megaplexx-Geschäftsfüher Mario Hueber und Projektentwickler Anton Wagner Investoren und Betreibern zur Ansiedlung eines Kinos in Eisenstadt geführt. Mit Holly- und Handel tätigt. Bei rund 100.000 Be- spielfreien Zeiten bzw. Sondervorstellungen wood Megaplex konnte nun ein guter Part- sucherInnen pro Jahr wären das rund 2,5 bis für städtische Schulen geregelt. Zudem soll ner gefunden werden, der bereit ist mit einem 3 Millionen Euro zusätzliche Umsätze. einmal pro Monat ein sogenannter Quali- innovativen Konzept in der Innenstadt ein Viele österreichische Städte kämpfen tätsfilm gezeigt werden und damit einen Bei- Kino mit vier Sälen zu betreiben“, erläutert damit, aus Sicht der Jugend wenig attraktiv trag zur lebendigen Kulturlandschaft der der Bürgermeister. „Die Projektentwicklung zu sein. Durch ein Innenstadt-Kino könnte Stadt liefern. Weiteres wird die Bewerbung hat der Eisenstädter Unternehmer Ing. Anton für Eisenstadt ein klares Signal für eine wei- der Stadt, insbesondere der Innenstadt im Wagner vorgenommen, der gemeinsam mit tere starke „Jugendorientierung“ gesetzt wer- Kino über einen Imagefilme im Vorspann der Investoren das Gebäude errichten soll.“ den. Mehr als 7000 SchülerInnen – teilwei- Filmvorführungen und die Bewerbung in se in unmittelbarer Nähe – tragen ihren Teil Schaukästen im Kinobereich geregelt. Das Standortvorteile - Innenstadt dazu bei. Gastro und Handel müssen dabei Kino trägt in seiner Bezeichnung ebenfalls „Ein Kino in der Innenstadt bietet zahl- jedoch auch mitziehen. das Wort Eisenstadt. reiche Vorteile“, weiß Steiner. Die Rückkehr „Nachdem wir vor kurzem den Start zur Die Kosten dafür werden € 60.000 be- von Freizeit- und Kulturinfrastrukturen in Entwicklung nachhaltiger Innenstadtpro- tragen und sich bei steigender Besucherzahl Innenstädte liegt derzeit wieder voll im jekte gegeben haben, freut es mich mit dem reduzieren. Trend. Eisenstadt setzt hier für Städte in der Kino für Eisenstadt bereits ein erstes immo- Am 28. Juni fielen im Gemeinderat die Größenordnung bis 20.000 Einwohner in bilienwirtschaftliches Leitprojekt für die beiden das Kino betreffenden Beschlüsse Österreich ein klares Zeichen. Kaum eine Innenstadt und damit ein klares Signal auch mit einer breiten Mehrheit aus den Stimmen österreichische Stadt in dieser Größe weist an andere private Investoren aussenden zu der ÖVP und der SPÖ und gegen die Stim- innerstädtisch ein modernes Kino auf. können“, so der Bürgermeister. men der Grünen und der FPÖ. Während der Aufgrund der Behördendichte im erwei- Nicht unerwähnt soll auch die in Öster- Baurechtsvertrag nun den Startschuß des Be- terten Innenstadtbereich von Eisenstadt und reich geführte Debatte um Grünflächen-Ver- hördenverfahrens für den Bau bedeutet, si- der hohen Anzahl an arbeitenden Menschen siegelung – auch angesichts der Unwetter- chert der Werbe- und Nutzungsvertrag die (mehr als 16.000 Arbeitsplätze) kann ein schäden der letzten Jahre – sein. Durch ein Zusammenarbeit der Stadtgemeinde mit dem Innenstadt-Kino entsprechende Anreize aus- Innenstadt-Kino wird daher keine neue Kinobetreiber. Das Kino trägt in seiner Be- lösen, nach Dienstschluß ins Kino zu gehen Fläche an der Peripherie versiegelt, sondern zeichnung ebenfalls das Wort Eisenstadt. Die und somit länger in Eisenstadt zu verweilen. bestehende Areale verwendet bzw. Lücken Kosten dafür werden € 60.000,- betragen Die Zeit zwischen Dienstschluß und Film- geschlossen. und sich bei steigender Besucherzahl reduzie- start ist zudem eine Chance für den Cityhan- Ausschlaggebend für die Investoren und ren. del und -gastronomie, zusätzliche Umsätze Betreibern war auch die gemeinsame Pro- In diesem Kino werden dem Publikum mit diesen Personen zu tätigen. jektentwicklung mit der Stadt. Neben einem künftig 540 Sitzplätze in vier Kinosälen, 110 Es werden eindeutige wirtschaftliche Im- Baurecht für das Grundstück möchte die Plätze im Freiluftkino und 100 Plätze in der pulse für Gastronomie und Handel gesetzt. Stadt Eisenstadt auf die Dauer von 15 Jahre Gastronomie zur Verfügung stehen. Der ge- Auf Basis entsprechender Studien und Um- einen Werbe- und Nutzungsvereinbarung mit samte Bau wird dreigeschoßig sein und das fragen kann man davon ausgehen, daß ein dem Kinobetreiber abschließen. Darin wird halbe Dachgeschoß als Freiluftkino ausge- Kinobesucher durchschnittlich 25 bis 30 € die Nutzung von Kinoräumen für Filmvor- baut werden.  an zusätzlichen Ausgaben für Gastronomie führungen, Aufführungen und Vorträgen an http://www.eisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 69 »Burgenland Journal« Luftfahrzeughalle der HTBLA-Eisenstadt neu eröffnet und 15 Jahre nach Planungsbeginn ist Rim Zuge der Sanierung bzw. des Zubaus der HTL Eisenstadt die erste große und wichtige Umsetzung sichtbar: die Luftfahr- zeughalle mit Vorplatz und angeschlossenem Testplatz für Flugzeugmotoren wurde fertig- gestellt. Die geräumige Halle hat eine Fläche von 420 m². Die Kosten beliefen sich auf rund 850.000 Euro. Sie wurde bereits in Be- trieb genommen, alle Geräte und Flugzeuge, einschließlich des Draken, der Flugzeugmo- toren und Triebwerke wurden überstellt und somit konnte der Unterricht bereits problem- los weitergeführt werden. Landeshauptmann Hans Niessl, Präsident des Landesschulrates für Burgenland, Heinz Josef Zitz, Amtsfüh- Foto: Landesmedienservice Burgenland render Präsident des Landesschulrates für LH Hans Niessl, Heinz Josef Zitz, Thomas Schober, HTL-Direktor HR Stefan Burgenland und Thomas Schober, Landes- Wagner und SchülerInnen der HTBLA-Eisenstadt in der neuen Luftfahrzeughalle schulinspektor für technische und gewerbli- ausgebildete junge Menschen gibt. Daher ist durchgeführt: die Wärmedämmung wurde che Lehranstalten und Informationstechno- es wichtig, den Schülerinnen und Schülern, vorbereitet, die Lüftung eingerichtet und auf- logie, zeigten sich – im Beisein von HTL- aber auch dem Lehrkörper, eine geeignete gebaut, das Dach von Schotter befreit und In- Direktor HR Stefan Wagner – bei einem Lo- Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, um stallationen wurden in die Wege geleitet. Die kalaugenschein von der neuen Halle begei- Wissen bestmöglich vermitteln zu können.“ Hauptarbeit, unter anderem die Aufstockung stert. Niessl: „Wir können in einer modernen Mit dem Gesamtbaufortschritt ist man für neue Klassenräume, wird in den Som- Wissensgesellschaft nur erfolgreich sein und voll im Zeitplan. Neben dem laufenden merferien und im Jahr darauf erfolgen.  im Wettbewerb bestehen, wenn es bestens Schulbetrieb wurden verschiedene Arbeiten http://www.htl-eisenstadt.at Leithaland auf gutem Weg in die Energieautarkie ie neun Gemeinden der „Klima- und DEnergiemodellregion (KEM) Leitha- land“ setzen seit Jahren intelligente und auf die Region abgestimmte Energiekonzepte erfolgreich um. Mit dem verstärkten Einsatz von Photovoltaik und der Forcierung der E- Mobilität soll mittelfristig die Energieautar- kie in der Region in den drei Sektoren Wär- me, Strom und Mobilität erreicht werden. Bei einer Pressekonferenz mit Umweltlan- desrätin Astrid Eisenkopf zogen die Bür- germeister der Mitgliedsgemeinden und die Projektpartner am 8. Juni Bilanz und gaben einen Ausblick auf zukünftige Initiativen. Steigender Verkehr und Energiever- brauch, damit einhergehend auch eine massi-

ve Belastung für Klima und Umwelt, erfor- Foto: Landesmedienservice Burgenland dern dringend Lösungen. „Der Schlüssel zum Umweltlandesrätin Astrid Eisenkopf mit Bürgermeistern und Partner der Gemeinden Klimaschutz ist es, möglichst viele Men- der »Klima- und Energiemodellregion (KEM) Leithaland« schen auf den Geschmack eines nachhalti- Künftig soll die E-Mobilität weiter aus- Gemeinden gebe es bereits einen Grund- gen Lebensstils zu bringen. Klimaschutz ist gebaut werden, sagt KEM Leithaland-Ma- satzbeschluß, weiterzumachen. nicht nur ein Thema auf internationalen nager David Locsmandy. Geplant seien auch „Nach der Stromautonomie im Jahr 2013 Klimakonferenzen. Klimaschutz geht uns Angebote von Alternativen zum Gebrauch streben wir bis zum Jahr 2020 an, 50 % des alle an, deshalb müssen diesen Weg mög- von Privat-PKWs im Alltag, Angebote von Energieverbrauchs im Burgenland aus er- lichst breite Bevölkerungsschichten mittra- alternativen Treibstoffen und weitere Ko- neuerbaren Energiequellen abzudecken, bis gen“, erklärte Eisenkopf. „Die ‚Klima- und operationen mit Partnern aus der Wirtschaft. 2050 sollen es 100 Prozent sein. Wir müssen Energiemodellregion Leithaland‘ leistet Der Klimafonds bietet die Möglichkeit, das jetzt schon den Weg dafür ebnen“, so Eisen- dazu einen wichtigen Beitrag.“ Projekt weiter zu betreiben; von den kopf abschließend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 70 »Burgenland Journal« Orthopädisches Klinikum SKA Zicksee eröffnet eit 50 Jahren ist das Orthopädische SKlinikum auf Erkrankungen im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates spezia- lisiert. Nach dem kompletten Neubau des Therapietraktes in St. Andrä in den Jahren 2005 bis 2007 wurde nun die Infrastruktur der Patientenunterbringung modernisiert. Durch den Erweiterungsbau wurden zusätz- liche Einzelzimmer geschaffen, viele Be- reiche des Hauses neu gestaltet und mit mo- dernster Technik ausgestattet. Im Rahmen eines Festaktes wurde am 4. Juni 2016 das neue Haus gemeinsam mit Landeshauptmann Hans Niessl, Gesundheits- landesrat Norbert Darabos, Gesundheits- minister Alois Stöger, Michael Svoboda (Prä- Foto: Landesmedienservice Burgenland sident der Dachorganisation aller Kriegs- LR Norbert Darabos mit LH Hans Niessl, KOBV-Präsident Michael Svoboda, Bundes- opfer- und Behindertenverbände in Öster- minister Alois Stöger und Vorstandsmitglied der VAMED AG, Gottfried Koos reich, KOBV), Prim. Priv. Doz. Stephan Do- kums SKA Zicksee neu gestaltet und ausge- Neusiedl, eine Aufwertung der wohnortna- mayer (Ärztlicher Leiter) und Gottfried baut. Insgesamt wurden in das neue Projekt hen Gesundheitsversorgung. Und darüber Koos (Mitglied des Vorstandes der VAMED 6,7 Millionen Euro investiert. Die Bauzeit hinaus stellt das Orthopädische Klinikum AG) eröffnet. betrug zwei Jahre. 140 Betten stehen nun hier in St. Andrä einen bedeutenden Wirt- Um eine bestmögliche Betreuung zu er- den Patienten zur Verfügung, davon 98 Ein- schaftsfaktor für die Region dar und ist ein möglichen und den zukünftigen Bedarf in zelzimmer. „Der Ausbau der Sonderkran- wichtiger regionaler Arbeitgeber“, so Lan- der Region abzudecken, wurde die bestehen- kenanstalt Zicksee ist eine weitere Aufwer- deshauptmann Hans Niessl.  de Liegenschaft des orthopädischen Klini- tung des Gesundheitsstandortes des Bezirkes http://www.skazicksee.at Illedits und Eisenkopf schicken Jugendparlament in Verlängerung ereits zum 7. Mal findet heuer der BJugendlandtag statt – dies gaben Land- tagspräsident Christian Illedits und Jugend- landesrätin Astrid Eisenkopf am 22. Juni im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonfe- renz in Eisenstadt bekannt. Standesgemäß an einem Donnerstag, dem 10. November, be- ziehen Burgenlands Jugendliche den Land- tagssitzungssaal. Illedits, der den Jugend- landtag in seiner Funktion als SPÖ-Klub- obmann initiierte, erachtet diesen als fixen Bestandteil der Landtagsarbeit: „Die Inputs der Jugendlichen werden nicht archiviert, sondern bestmöglich umgesetzt.“ Eisenkopf weiß um den Stellenwert dieses gemeinsa- men Gestaltens: „Wie eine Studie nach der vergangenen Landtagswahl hervorbrachte, Foto: Landesmedienservice Burgenland ist der universell eingesetzte Vorwurf der Po- Der Jugendlandtag startet am 10. November 2016 mit ihrer Sitzung in Eisenstadt: litikverdrossenheit haltlos. Jugendliche wol- Landesrätin Astrid Eisenkopf mit Landtagspräsident Christian Illedits len einfach stärker eingebunden werden.“ tätsnahe Umsetzung: „Anstelle der Aus- eine Diskussion. „Die letzten sechs Jugend- Ein ebenso geeignetes wie probates In- schusssitzungen, die den regulären Land- landtage haben gezeigt, daß sich die ,Ju- strument zur politischen Integration der tagen vorausgehen, findet ein gemeinsames gendabgeordneten‘ in die Politik einbringen Jugendlichen stellt der Jugendlandtag dar. Vorbereitungsseminar statt. Die Beschlüsse wollen. Ich denke, daß das Projekt ,Jugend- Abgesehen von der tatsächlichen Gesetzge- der Jugendlichen werden in der darauffol- landtag‘ ein gelungenes ist. Die Jugendlichen bungskompetenz simuliert dieser eine Land- genden regulären Sitzung diskutiert.“ egal welcher ,Coleur‘ haben ihre Standpunk- tagssitzung mit allem was dazu gehört. Be- In Anlehnung an die regulären Sitzungen te immer engagiert und lebendig zur Sprache sonderen Wert legt Illedits, der bis dato beinhaltet auch der Jugendlandtag eine Fra- gebracht. Der Jugendlandtag macht Politik jeden Jugendlandtag begleitete, auf die reali- gestunde mit den Regierungsmitgliedern und für Jugendliche greifbar“, so Illeditz. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 71 »Burgenland Journal« Umweltpreis 2016: Auszeichnung für Mattersburg Foto: Stadtgemeinde Mattersburg Bei der Auszeichnung in Illmitz: SchülerInnen und LehrerInnen der Neuen Mittelschule Mattersburg mit Direktorin Johanna Schwarz, Bürgermeisterin Ingrid Salamon, Landeshauptmann Hans Niessl und Landesrätin Astrid Eisenkopf. ie Stadtgemeinde Mattersburg wurde in sowie die regelmäßigen Veranstaltungen und Anerkennungspreis und entsprechender Ur- DIllmitz von Landeshauptmann Hans Informationen für die Bevölkerung. „Ich kunde bedacht. „Zweibeiner helfen Sechs- Niessl und Landesrätin Astrid Eisenkopf für freue mich über diese Auszeichnung. Unsere beinern“ heißt das Jahres-Projekt der 2b und die Aktivitäten im Umweltbereich ausge- konsequente Arbeit im Umweltbereich wird 3d Klassen: Die Burschen und Mädchen zeichnet. dadurch gewürdigt“, erklärte Bürgermei- konzipierten dabei unter fachkundiger An- Besonders hervorgehoben wurden das sterin Ingrid Salamon. leitung ein großes Insektenhotel mit Namen frühzeitige Verbot von Glyphosat am Bauhof, Im Rahmen der Feier wurde auch die „Villa Wildbiene“.  die Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden Neue Mittelschule Mattersburg mit einem http://www.mattersburg.gv.at Aqua Burgenland – Sopron führt durch Mattersburg Foto: Stadtgemeinde Mattersburg Großes Projekt: Bgm. Ingrid Salamon mit Klaus Sauer und Helmut Herlicska vom WLV vor den imposanten Leitungsrohren

as ehrgezeigte Projekt „Aqua Burgen- burger Hotter. Die Bauarbeiten dafür begin- erklärt Bürgermeisterin Ingrid Salamon. Dland – Sopron“ befindet sich in der Um- nen in den nächsten Wochen. „Der WLV ist für die Umsetzung der gros- setzungsphase und wird in den nächsten Wo- Durch den Zusammenschluß erfolgt ne- sen Wassertransportleitung von Neudörfl bis chen durch Mattersburg geführt. ben der gegenseitigen Absicherung insbeson- zur Staatsgrenze bei Schattendorf zuständig. Bei diesem gewaltigen Infrastrukturpro- dere eine nachhaltige Absicherung der Was- Die Fertigstellung dieses wichtigen Projekt- jekt werden die öffentlichen Wasserversor- serversorgung für den gesamten Raum, in abschnittes ist für Ende 2017 / Anfang 2018 gungen des Nördlichen Burgenlandes, der dem rund 300.000 Menschen leben. „Es han- geplant“, erklären die beiden Geschäftsfüh- Stadt Sopron samt Umlandgemeinden und delt sich dabei um das größte Sicherheits- rer des WLV, Klaus Sauer, und Helmut Her- des Mittleren Burgenlandes zur gegenseiti- projekt in der burgenländischen Wasserwirt- licska. Die Gesamtkosten des Projektes, das gen Absicherung miteinander verbunden. Ein schaft. Es dient auch für die Versorgungs- bis 2021 umgesetzt werden soll, betragen Teil der Trasse führt auch durch Matters- sicherheit der Stadtgemeinde Mattersburg“, knapp 100 Mio. Euro. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 72 »Burgenland Journal« Nationalparkzug Neusiedler See Neusiedlersee Bahn und ÖBB bieten Package mit Radtour Foto: Burgenland Tourismus / Lois Lammerhuber Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel ist Österreichs einziger Steppen-Nationalpark. Ausgedehnte Wiesen und Weide- flächen, Salzlacken, Schilf und eine reiche Fülle von Tier-und Pflanzenarten, darunter rund 340 Vogelarten, erwarten Sie hier. sterreichs Steppennationalpark ist aus Öallen Himmelsrichtungen auch mit Bahn und Bus erreichbar, wenngleich manche Ver- bindungen für weniger routinierte Bahnfah- rer eine Herausforderung darstellen. Die Neusiedlersee Bahn (NSB), eine Tochter der Raaberbahn, möchte nun den „Einstieg“ ins autofreie Naturerlebnis etwas einfacher und einladender machen: Gemeinsam mit der Na- tionalparkverwaltung wurde ein Angebot geschnürt, das von 5. März bis 30. Oktober 2016 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ohne Vorreservierung verfügbar ist. Vom neuen Wiener Hauptbahnhof fährt der „Nationalparkzug Neusiedler See“ bis zum Bahnhof St.Andrä/Zicksee. Abfahrt ist um 9.14 Uhr, Ankunft um 10.29 Uhr. Bereits während der Fahrt wird ein Nationalpark- Exkursionsleiter Wissenswertes zum Natur- Foto: ÖBB / Harald Eisenberger raum und zur anschließenden dreistündigen Vom Hauptbahnhof Wien geht`s mit dem Rad zum Nationalpark Neusiedler See. Radtour vermitteln, Informationsmaterial parks erleichtern den Einstieg in das „Bird-  Dreistündige geführte Radtour durch den überreichen und Tipps für die Naturbeobach- watching“, dem schönsten Hobby der Welt, Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel tung mit Fernglas und Spektiv geben. Der und zeigen die Besonderheiten jeder Jahres- (Bewahrungszone Apetlon – Lange Lacke) Fahrradtransport ist im Preis inkludiert, man zeit auf. mit einführenden Erklärungen ab Wien kann aber auch am Ankunftsbahnhof von Die Rückfahrzeit nach der Exkursion ist Hauptbahnhof, lokalen Fahrradverleihern ein Fahrrad mie- im Package nicht vorgegeben - es ist also  Naturbeobachtung mit Swarovski-Fern- ten (nach Voranmeldung). Die Exkursion möglich, im Seewinkel zu übernachten und gläsern und -Spektiven, findet bei jedem Wetter statt, eine Platzre- mehr Zeit für weitere Touren im National-  Wanderkarte 1:60.000 des grenzüber- servierung ist nicht möglich. park zu nützen. Themenexkursionen finden schreitenden Nationalparks, Die Radtour führt entlang der zentralen ganzjährig im Nationalpark Neusiedler See –  Aktuelle Artenliste der Vögel des Neu- Seewinkellacken und Hutweiden und gibt Seewinkel statt. siedler See-Gebiets und einen Eindruck von der Biodiversität dieses  Im Preis von € 29.- / ÖBB Plus Angebot  Fahrradtransport im Nationalparkzug.  Teilgebiets des Nationalparks – zudem lernt € 24,20 (schulpflichtige Kinder € 15.- / http://www.burgenland.info man einiges für sein individuelles Naturer- ÖBB Plus Angebot € 12,10) sind enthal- http://www.oebb.at lebnis: Die Exkursionsleiter des National- ten: http://www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at/nationalpark.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 73 »Burgenland Journal« Der nackte Wahnsinn Michael Frayns Komödie beim diesjährigen Güssinger Kultur Sommer Foto: Bgld. Landesmedienservice Kulturlandesrat Helmut Bieler mit Intendant Frank Hoffmann, Norbert Arturo, Bürgermeister Vinzenz Knor, Vizebürgermeisterin Helga Maikisch, Tourismusobmann Gilbert Lang und Ensemblemitgliedern auf der Bühne des Güssinger Kultur Sommers

eit 2005 bietet der Güssinger Kultur blikum honoriert“, zeigt sich Bieler davon Vier Veranstaltungen im Freilicht- SSommer alljährlich Theater-Vorstellun- überzeugt, daß der Güssinger Kultur Som- museum »Ensemble Gerersdorf« gen auf der Güssinger Burg an. Start-Event mer auch 2016 ein Erfolg wird. „Wie jedes Jahr schließen sich an das ist jedes Jahr eine Theateraufführung auf der „Wir haben mit der Komödie ,Der Nackte Theater auf der Burg auch heuer Veran- Burg Güssing. Diese Tradition wird 2016 mit Wahnsinn‘ des englischen Journalisten und staltungen im Freilichtmuseum ,Ensemble Michael Frayns Komödie „Der Nackte Autoren Michael Frayn die Möglichkeit, un- Gerersdorf‘ an, dessen Ausstellungsraum uns Wahnsinn“ fortgesetzt. Wie jedes Jahr schlies- serem Publikum einmal vor Augen zu führen dafür von Prof. Gerhard Kisser dankenswer- sen sich an das Theater auf der Burg auch wie es dort aussieht, wo es üblicherweise terweise zur Verfügung gestellt wird“, so heuer Veranstaltungen im Freilichtmuseum nicht hingelangt, nämlich bei den Proben so- Hoffmann. „Ensemble Gerersdorf“ an. Kulturlandesrat wie jenseits des bestens ausgeleuchteten Volksmusik erwartet die BesucherInnen Helmut Bieler und Intendant Frank Hoff- Bühnenbilds, also auf der Hinterbühne. Und beim Auftritt von „Saitenstimmen“ (30. Juli mann stellten am 3.Juni gemeinsam mit En- wie eine ursprünglich gut geprobte Auffüh- 2016). semblemitgliedern, MitarbeiterInnen sowie rung verkommt wenn sie von einer mittelmä- Mit Nadja Maleh, Wienerin mit syrischen VertreterInnen von Tourismus und Gemeinde ßigen Schauspiel-Truppe nach der 60. Auf- Wurzeln, konnte eine Künstlerin gewonnen Güssing das diesjährige Programm vor. führung auf Tournee lustlos ,herunter genu- werden, die zweifellos in die erste Reihe der „Der Festival- und Kultursommer im delt‘ wird“, erklärt Intendant Frank Hoff- österreichischen KabarettistInnen gehört Burgenland hat viele Attraktionen. Der Güs- mann. (13. August 2016). singer Kultur Sommer ist immer ein High- Dazu erfahre man in dieser Komödie Am 20. August starten die vier Saiten- light. Ein Grund für seinen Erfolg ist sicher auch etwas über die „großen und kleinen Ei- Virtuosen der KK-Strings in Erinnerung an die Positionierung. Es wird in der Mundart telkeiten der Schauspielerinnen und Schau- Friederike Kempner eine Frontal-Attacke der Volksgruppen gesprochen. Es gelingt auch spieler, die großen und kleinen Intrigen, die auf das Zwerchfell. Abschluß im Veranstal- immer wieder, die Mitwirkenden – alles ge- Liebschaften der Theaterkünstler und deren tungsreigen ist der Auftritt von „Die Strot- standene Amateurschauspieler – zu begei- kleine und großen Folgen. Das alles in kom- tern“ am 3. September 2016.  stern und mitzunehmen. Das wird vom Pu- primierter Form und zum Brüllen komisch“. http://www.kultursommer.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 74 Aus Südtirol Kooperationsabkommen mit DG Belgiens unterzeichnet üdtirol und die DG Belgiens wollen auch Sin Zukunft zusammenarbeiten. Minister- präsident Oliver Paasch und Landeshaupt- mann Arno Kompatscher haben dazu ein Kooperationsabkommen besiegelt. Insgesamt elf Bereiche sind es, in denen das Land Südtirol und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens intensiver zusam- menarbeiten wollen. Sie reichen von Bil- dung, Kultur und Kunst über Marketing und Medien bis hin zu Tourismus, Infrastruktur und Sport. Nicht ausgespart bleiben die Sektoren Familien und Soziales, die öffentli- che Verwaltung und die grenzüberschreiten- de Zusammenarbeit im europäischen Kon- text. Den Rahmen für diese verstärkte Zu- sammenarbeit haben sie an 23. Juni in Bozen Foto: LPA / ohn abgesteckt, der die Landesregierung tags da- DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (l.) und Südtirols LH Arno Kompatscher rauf Woche zugestimmt hat. ten und sich für Eigenständigkeit und Lehrpersonen schon konkrete Projekte gibt. „Wir haben heute die Grundlage für viele Autonomie stark zu machen. Seit 1920 gehört das ehemals preußische Jahre der weiteren Zusammenarbeit gelegt“, Von einer Vernetzung zwischen Gleich- Gebiet um Eupen zu Belgien. Als Gliedstaat sagte Ministerpräsident Oliver Paasch im gesinnten sprach nun Arno Kompatscher. des Königreichs Belgien zählt die Deutsch- Zuge der Unterzeichnung, „dabei bauen wir Beide Länder hätten eine ähnliche Bezie- sprachige Gemeinschaft in Ostbelgien rund auf eine bereits traditionsreiche und lange hung zum Staat und träten für ihre Sprache 76.000 Einwohner. Über 46.000 davon leben Zusammenarbeit auf“. Im Jahr 1971 – das und Kultur ein. Die heutige Vereinbarung sei im Kanton Eupen, wo die deutsche Min- zugleich das Geburtsjahr sowohl von Paasch Frucht einer langjährigen Freundschaft. derheit ihren Verwaltungssitz hat. Ähnlich als auch von Kompatscher ist – hatte Süd- „Das Kooperationsabkommen umfaßt fast wie Südtirol verfügt die Deutschsprachige tirols damaliger Landeshauptmann Silvius alle Bereiche, für die wir autonome Zustän- Gemeinschaft seit Mitte der 1970er Jahre Magnago die Deutsche Gemeinschaft in digkeit haben.“ Ein besonderer Schwerpunkt über eine weitreichende Autonomie, deren Belgien in einer viel beachteten Rede dabei werde auf die Bildung gelegt, wo es bei- Herzstück im Schul- und Kulturbereich bestärkt, ihre Sprache und Kultur hochzuhal- spielsweise in der Aus- und Fortbildung von liegt.  LTP Bizzo stattet LH Kompatscher Antrittsbesuch ab eit einem mehr als einem Monat ist Ro- Sberto Bizzo Präsident des Südtiroler Landtags. Am 23. Juni hat er Landeshaupt- mann Arno Kompatscher einen Antrittsbesuch abgestattet. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Arbeit des Landtags und dessen Zusammenarbeit mit der Landesregierung. „Die Landesregierung hat sich in dieser Amts- periode das Ziel gesetzt, die Beziehungen zum Landtag zu optimieren“, so Kompat- scher. Eine gute Zusammenarbeit sei die Grundlage dafür, daß Entscheidungsprozesse transparent und nachvollziehbar ablaufen und daß Gesetze gut und klar formuliert werden. So ging es bei dem Antrittsbesuch von

Roberto Bizzo, der vor etwas mehr als einem Foto: LPA / ohn Monat Thomas Widmann an der Spitze des Landtagspräsident Bizzo bei seinem Antrittsbesuch bei Landeshauptmann Arno Südtiroler Landtages abgelöst hat, auch um Kompatscher im Amt der Südtiroler Landesregierung die bevorstehende Landtagsarbeit, um die „Über den Stellenwert der Arbeit des und Legislative einsetzen“, erklärten Lan- Behandlung der aufliegenden Gesetzesent- Landtags im demokratischen Gefüge sind deshauptmann Kompatscher und Landtags- würfe und um die weitere Verbesserung der wir uns einig, daher wollen wir uns für eine präsident Bizzo.  Zusammenarbeit. effizientes Zusammenwirken von Exekutive http://www.provinz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 75 Europa EU: Gemeinsame Erklärung Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rates, Mark Rutte, Inhaber der Präsidentschaft des Rates, und Jean- Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, zum UK-Referendum Foto: EU / Source EC Die EU-Spitze ist zu einem Treffen in Brüssel zusammengekommen (ab 2. v.l.:) Parlamentspräsident Martin Schulz, Kommissionspräsident Jean Claude Juncker, Ratspräsident Premierminister Mark Rutte und Ratspräsident Donald Tusk. ie Präsidenten Schulz und Tusk und Pre- forderungen anpacken, um Wachstum zu er- aus ableiten. Nach den Verträgen, die das Dmierminister Rutte sind am 24. Juni auf zeugen, Wohlstand zu schaffen und ein si- Vereinigte Königreich ratifiziert hat, ist EU- Einladung des Präsidenten der Europäischen cheres und geschütztes Umfeld für unsere Recht solange vollumfänglich im Vereinig- Kommission, Juncker, in Brüssel zusammen- Bürger zu gestalten. Die Institutionen wer- ten Königreich anzuwenden, bis es nicht län- gekommen. Sie berieten das Ergebnis des den hierbei ihren vollen Beitrag leisten. ger Mitglied ist. Referendums im Vereinigten Königreich und Wir erwarten nun von der Regierung des Die ,Neue Regelung für das Vereinigte gaben folgende gemeinsame Erklärung ab: Vereinigten Königreichs, daß sie die Ent- Königreich innerhalb der Europäischen „In einem freien und demokratischen scheidung des britischen Volkes so schnell Union‘, die beim Europäischen Rat vom 18. Prozeß hat das britische Volk den Wunsch wie möglich umsetzt, so schmerzhaft der Pro- und 19. Februar 2016 beschlossen wurde, geäußert, die Europäische Union zu verlas- zeß auch sein mag. Jede Verzögerung würde wird wie vereinbart nicht in Kraft treten und sen. Wir bedauern diese Entscheidung, aber die Unsicherheit unnötig verlängern. Wir ver- ist damit hinfällig. Es wird keine Neuver- respektieren sie. fügen über die Regeln, um auf geordnete handlung geben. Dies ist eine noch nie da gewesene Si- Weise damit umzugehen. Das Prozedere für Wir hoffen, daß das Vereinigte König- tuation, doch wir sind vereint in unserer Ant- den Fall, daß sich ein Mitgliedsstaat entschei- reich auch in Zukunft ein enger Partner der wort. Wir stehen zusammen und halten die det, die Europäische Union zu verlassen, ist Europäischen Union sein wird. Wir erwar- Werte der Europäischen Union hoch, um in Artikel 50 des Vertrages über die Europäi- ten, daß das Vereinigte Königreich seine Vor- Frieden und das Wohl der Menschen zu för- sche Union festgeschrieben. schläge in diesem Sinne zum Ausdruck brin- dern. Die Union der 27 Mitgliedsstaaten Wir stehen bereit, die Verhandlungen mit gen wird. wird fortbestehen. Die Union ist der Rahmen dem Vereinigten Königreich über die Vor- Jede Vereinbarung, die mit dem Vereinig- unserer gemeinsamen politischen Zukunft. aussetzungen und Bedingungen seines Rück- ten Königreich als Drittstatt beschlossen Geschichte, Geographie und gemeinsame zugs aus der Europäischen Union zügig zu wird, muß die Interessen beider Seiten wi- Interessen haben uns zusammengeschweißt beginnen. Bis dieser Prozeß der Verhandlun- derspiegeln und in bezug auf Rechte und und auf diesem Fundament werden wir unse- gen zu Ende ist, bleibt das Vereinigte Kö- Pflichten ausgewogen sein.“  re Zusammenarbeit weiterentwickeln. Ver- nigreich Mitglied der Europäischen Union, http://europa.eu/ eint werden wir die gemeinsamen Heraus- mit allen Rechten und Pflichten, die sich dar- http://europarl.europa.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 76 Wirtschaft Belebung der Inlandsnachfrage Bank Austria Konjunkturindikator im Mai im Aufwind: Stimmungsverbesserung in der Industrie und bei den Konsumenten – Was kommt nach der BREXIT- Entscheidung des Vereinigten Königreichs? ach einer Verlangsamung zu Beginn des junkturstimmung hat sich in Österreich im nen im späteren Jahresverlauf zunehmend Nzweiten Quartals nimmt die österreichi- Mai auf breiter Ebene verbessert. Sowohl die begleitet werden. Während die Inlandsnach- sche Konjunktur aktuell wieder etwas mehr Konsumenten als auch die Industrie blicken frage das Wirtschaftswachstum bestimmt, Fahrt auf. „Der Abschwächung im April etwas optimistischer in die Zukunft, wenn können die Nettoexporte 2016 keinen Wachs- folgte im Mai eine eindeutige Verbesserung auch generell die Österreicher weiterhin deut- tumsbeitrag leisten. Im Gegenteil, durch hö- des Bank Austria Konjunkturindikators. Im lich skeptischer als der Rest der Europäer here Importe wird 2016 der Außenhandel das derzeitigen fragilen globalen Wachstumsum- eingestellt sind“, so Bank Austria Ökonom Wachstum voraussichtlich sogar geringfügig feld ist eine volatile Entwicklung nicht über- Walter Pudschedl. Die relativ stabile Lage dämpfen. raschend. Der aktuelle Anstieg auf 0,4 Punk- am Arbeitsmarkt in den vergangenen Mona- te weist jedenfalls darauf hin, daß sich die ten und die spürbaren Effekte der Steuer- Inflation nimmt wieder zu Erholung der heimischen Wirtschaft weiter reform haben die Stimmung der heimischen Die rückläufige Inflationsentwicklung der fortsetzt“, meint Bank Austria Chefökonom Konsumenten zumindest auf das Niveau vom ersten Monate des laufenden Jahres ist im Stefan Bruckbauer. Das Wirtschaftswachs- Sommer 2015 gehoben. Unterstützt durch die Mai voraussichtlich zum Stillstand gekom- tum wird im laufenden Quartal allerdings positiven Vorgaben aus Europa hat sich auch men – bedingt durch die im Vergleich zum hinter dem starken Jahresbeginn 2016 mit die Geschäftseinschätzung der österreichi- Vorjahr niedrigeren Ölpreise. In den ersten einem BIP-Anstieg um 0,8 % zum Vorquar- schen Industrie im Mai verbessert. fünf Monaten betrug die durchschnittliche tal zurückbleiben. „Das Wirtschaftswachs- „Nach dem schwungvollen Jahresbeginn Teuerung nur 0,8 % im Jahresvergleich. Ab tum hat zu Beginn 2016 voraussichtlich be- und gestützt auf die jüngste Stimmungs- Herbst ist mit einem spürbaren Aufwärts- reits die höchste Dynamik des Jahres er- auffrischung ist die österreichische Wirt- trend der Inflation in Österreich zu rechnen. reicht. Im zweiten Quartal präsentierte sich die schaft weiterhin auf Kurs für ein Wirt- Die mittlerweile auf rund 50 US-Dollar pro österreichische Wirtschaft anfangs träge. schaftswachstum von 1,5 % im Jahr 2016. Barrel gestiegenen Ölpreise sowie ein Basis- Der Bank Austria Konjunkturindikator weist Dank der Belebung der Inlandsnachfrage effekt aufgrund des starken Ölpreisverfalls im Mai aber wieder auf mehr Schwung hin, wird der BIP-Anstieg den Wert von 0,9 % ab Herbst des Vorjahres werden bis zum Jah- der sich in einer erneuten Belebung der öster- des Vorjahres damit übertreffen“, meint resende die Inflation in Österreich in Rich- reichischen Wirtschaft in der zweiten Jahres- Pudschedl. Die Steuerreform wirkt spürbar tung 2 % im Jahresvergleich ansteigen las- hälfte niederschlagen sollte. Die Dynamik positiv auf den privaten Konsum. Zudem sen. „Für das Gesamtjahr gehen wir derzeit wird aber hinter jener des ersten Quartals setzen auch die defiziterhöhend finanzierten von einer Inflation im Jahresdurchschnitt zurückbleiben“, so Bruckbauer. Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlin- 2016 von 1,1 % aus. Damit wird die Teue- Die etwas verbesserten Wachstumsaus- gen einen Wachstumsimpuls. Erstmals seit rung nur unwesentlich über dem Vorjahres- sichten die der aktuelle Bank Austria Kon- drei Jahren treibt auch die Investitionstätig- wert von 0,9 % liegen, aber spürbar über junkturindikator rund um den Sommerbeginn keit die österreichische Wirtschaft wieder dem erwarteten EU-Durchschnitt von nur signalisiert, ist eine Folge der leichten Auf- merklich an. Der Aufwärtstrend der Ausrü- 0,2 %“, so Pudschedl. Angeheizt vor allem hellung der Konjunkturstimmung. „Die Kon- stungsinvestitionen wird von Bauinvestitio- durch steigende Mieten und Hotel- und

Österreich Konjukturprognose Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 2,8 0,8 0,3 0,4 0,9 1,5 1,5 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,6 0,1 0,0 1,4 1,0 1,0 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,1 6,7 1,3 -0,3 -0,2 0,5 2,0 3,2 Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 1,1 1,9 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,5 9,5 Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,3 1,0 Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,4 -2,6 -2,2 -1,3 -2,7 -1,2 -1,7- 1,3 Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,3 82,1 81,6 80,8 84,2 86,2 85,7 84,2

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) 2015: Schätzung Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 77 Wirtschaft

Restaurantpreise wird die Inflation in Öster- der schätzt, daß damit die Prognose für das größer als für den Euroraum. Wir gehen da- reich das vierte Jahr in Folge über dem Wachstum 2017 für den Euroraum von der- von aus, daß vor allem die sehr offenen Volks- Durchschnitt der Eurozone liegen. zeit 1,6 auf zumindest 1,0 % reduziert wer- wirtschaften wie Tschechien und Ungarn und den muß. Das Vereinigte Königreich ist der jene, die angespannte Haushaltssituationen Vielzahl an Prognoserisiken zweitwichtigste Handelspartner des Euro- haben (etwa Serbien oder Kroatien), etwas begrenzen Aussichten raums mit 13,5 % des Extra-Euroraum- stärker betroffen sind. Die erste Gruppe mit Unter den bestehenden globalen Rahmen- Handels – knapp hinter den USA. negativen Wachstumseffekten von etwas bedingungen fehlt es weiterhin an Nachfra- weniger als 1 % bis Ende 2017, die zweite geunterstützung für die heimische Wirt- BREXIT wird Euroraum-Peripherie Gruppe mit etwas mehr als 1 %. Der negati- schaft. Das globale Wachstum ist fragil. Zwar stärker betreffen als die Kernländer ve Effekt auf die Türkei könnte weniger als setzen die entwickelten Länder, wie die USA Die Betroffenheit der einzelnen Länder 0,5 % betragen. Rußland ist nur wenig von und auch Europa ihren soliden Wachstums- des Euroraumes ist unterschiedlich, grund- einem BREXIT betroffen. pfad weiter fort, was sich positiv auf die sätzlich dürften die Kernländer etwas weni- Bei den Renditen wird es nochmals leicht Nachfrage nach „Made in Austria“ auswirkt, ger betroffen sein als die Peripherie. Uni nach unten gehen, beispielsweise in Rich- doch fehlt der zusätzliche Schwung aus den Credit Research erwartet für Deutschland tung -0,2 bis -0,3 % bei der deutschen Staats- Schwellenländern. Für die kommenden Mo- eine Prognoseänderung für das Wirtschafts- anleihe. Auch die Differenz zwischen Kern nate ist keine Beschleunigung der globalen wachstum für 2017 von derzeit 1,4 % auf und Peripherie wird sich weiter vergrößern. Konjunktur in Sicht und weiterhin begrenzen zumindest 0,9 %, für Frankreich von 1,3 % Sollte allerdings die Differenz zu groß wer- eine Reihe von Risiken die weiteren Aussich- auf ebenfalls 0,9 , Italien von 1,2 % auf 0,7 den, wird wohl die EZB intervenieren. Dies ten. Neben dem Umbau der chinesischen Wirt- und für Spanien von 2,4 % auf 1,8. Sollte erscheint jedoch eher unwahrscheinlich. schaft stellt auch die weitere Zinsstraffung sich die Unsicherheit länger hinziehen, Der Pfund wird noch länger deutlich durch die US-Notenbank ein evidentes Kon- könnten sich die Prognosen sogar noch mehr unter Druck bleiben. Vor allem die Volatilität junkturrisiko dar. Darüber hinaus sind geo- reduzieren, umgekehrt könnten rasche wirt- wird deutlich zunehmen, wovon vor allem politische Risiken, wie der Syrien-Konflikt, schaftspolitische Gegenmaßnahmen den ne- der USD und Währungen wie Franken und das Flüchtlingsmanagement in Europa und gativen Schock leicht abmildern. Yen weiter profitieren werden. Bis zum Jah- die bevorstehende US-Präsidentenwahl „Für Österreich müssen wir unsere Pro- resende könnte der Pfund bis auf 0,90 zum mögliche konjunkturelle Hemmschuhe. gnose für 2017 von derzeit 1,5 % auf zumin- Euro abwerten. Der Euro zum USD könnte dest 1 % reduzieren“ so Bruckbauer. Für im Bereich 1,10 bis 1,12 bleiben und nicht Was kommt nach der Österreich ist England der achtwichtigste wie zuvor erwartet etwas stärker werden. BREXIT-Entscheidung? Exportpartner, gerechnet nach Wertschöp- „Auch wenn Österreich etwas unter- Die Entscheidung der Bevölkerung des fung sogar das sechstwichtigste Exportland, durchschnittlich von BREXIT betroffen ist, Vereinigten Königreichs für einen Ausstieg nach Deutschland, USA, Italien, Frankreich zumindest 0,5 weniger Wachstum ist für 2017 aus der EU bedeutet zunächst einmal eine und China. „Rund 1,5 % des österreichi- zu erwarten, ist dies immerhin die Hälfte des enorme Unsicherheit. Das Parlament, das schen BIP hängen am Export ins Vereinigte Potentialwachstums in Österreich. Wenn die sich zu rund 70 % für den Verbleib ausge- Königreich. Jedoch sind die indirekten Ef- Unsicherheit länger andauert, könnte der sprochen hatte, muß nun für einen Austritt fekte über unsere wichtigsten Exportpartner Rückgang des erwarteten Wachstums sogar stimmen. Gleichzeitig wird jedoch zumin- wie Deutschland und Frankreich, aber auch höher sein“, meint Bruckbauer und ergänzt: dest das Schottische Parlament dagegen die CEE-Länder mindestens genauso negativ „Mittelfristig sind die Folgen des BREXIT stimmen, damit wird die Entscheidungsfin- für Österreichs Wirtschaft wie die direkten für Österreichs Wirtschaft jedoch überschau- dung für die nun so wichtigen Fragen der Effekte“, meint Bruckbauer. bar, abhängig natürlich von den politischen nächsten Monate noch komplizierter, bis hin Abhängig von der Reaktion der Märkte in Folgen einer solchen Entscheidung.“ zum Risiko eines Zerfalls des Vereinigten den einzelnen Vermögensklassen könnte auch Daß die Wirtschaft des Euroraums oder Königreichs. Auch die politischen Unsicher- die EZB intervenieren. Sehr wahrscheinlich von CEE durch die BREXIT-Entscheidung heiten, wer nun das Vereinigte Königreich jedoch nur verbal, um ihren Auftrag der ord- deutlich ins Straucheln kommen könnte oder bzw. die regierenden Konservativen führen nungsgemäßen Umsetzung der Geldpolitik gar die Erholung dauerhaft dadurch gefähr- wird, dürfte einige Zeit dauern. Wir erwarten zu erfüllen, vor allem durch genügend Liqui- det wird, glauben die Ökonomen der Uni daher zumindest zwei Quartale mit negati- dität für das Bankensystem. Auch weitere Credit nicht.  vem Wachstum innerhalb der nächsten zwei Käufe von Wertpapieren sind möglich, im http://www.unicreditgroup.at Jahre – in Summe null Wachstum für das Extremfall sogar von unbesicherten Bankan- Vereinigte Königreich 2017 und einen Rück- leihen. Eine weitere Senkung des Einlage- Letzte Meldung: gang des Pfunds zwischen 10 und 15 %, wo- zinssatzes erscheint jedoch unwahrschein- Nationalbank erwartet mit gleichzeitig die Inflation auf über 3 % lich. Auch die USA sind negativ betroffen, Konjunkturbelebung in Österreich steigen dürfte. Die Bank of England dürfte allerdings etwas weniger stark und zwar im Nach vier schwachen Jahren kommt es in Ös- die Zinsen auf null, nicht jedoch ins Ne- Ausmaß von zumindest 0,25 Prozentpunkten terreich nun wieder zu einer Konjunkturbe- gative, reduzieren. Wachstumsreduktion. Auch wird die nächste lebung. Nationalbank-Gouverneur Ewald No- „Die Entscheidung des Vereinigten Zinserhöhung durch die Fed zumindest bis wotny rechnet für 2016 mit einem Wirt- Königreichs für einen Ausstieg aus der EU Dezember verschoben werden. schaftswachstum von 1,6% und erwartet für hat zumindest auch kurzfristig negative Hinsichtlich der CEE-Länder ist die Be- die Jahre 2017 und 2018 jeweils Wachstums- Folgen für den Euroraum“, so Bruckbauer, troffenheit unterschiedlich, jedoch etwas raten von 1,5%. http://www.oenb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 78 Wirtschaft Stärkeres Wachstum in risikoreichem Umfeld WIFO-Prognose für 2016 und 2017

ach dem geringen Wachstum im Jahr Nach einer trägen Entwicklung in den letz- Unter diesen Bedingungen dürfte das re- N2015 dürfte die österreichische Wirt- ten vier Jahren gewann das Wirtschaftswachs- ale Bruttoinlandsprodukt 2016 und 2017 um schaft 2016 und 2017 kräftiger expandieren. tum in Österreich zuletzt wieder an Schwung. jeweils 1,7 Prozent zunehmen. Diese im Ver- Die Vorlaufindikatoren geben zwar weiter- Getragen wird es von einer Belebung der Bin- gleich mit den letzten Jahren durchaus hohen hin keine nennenswerten Hinweise auf eine nennachfrage, die von der günstigen Beschäf- jährlichen Zu- wachsraten sollten jedoch deutliche Konjunkturbelebung. Allerdings tigungssituation und den steigenden Einkom- nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß steigen aufgrund von Sonderfaktoren die men der privaten Haushalte gestützt wird. Die die zugrundeliegende Konjunkturdynamik Konsumausgaben der privaten und öffent- Exportwirtschaft erhält dagegen wegen der 2016 noch gering ist. Vielmehr basiert das lichen Haushalte beträchtlich und stützen so zögerlichen Entwicklung des Welthandels kräftige Wachstum heuer zu einem wesent- das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Das nur begrenzte Impulse. 2017 dürfte sie aber lichen Teil auf verschiedenen Sonderfak- Bruttoinlandsprodukt dürfte in den Jahren stärker Tritt fassen und einen Ausgleich für toren (Kalendereffekt, Steuerreform, Flücht- 2016 und 2017 real um jeweils 1,7 Prozent die dann nicht mehr ganz so kräftige Ex- lingszustrom); ohne diese würde das BIP nur zunehmen. pansion der Binnennachfrage bilden. geringfügig stärker wachsen als im Vorjahr.

Hauptergebnisse der WIFO-Prognose 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Veränderung gegen das Vorjahr in % Bruttoinlandsprodukt Real + 0,8 + 0,3 + 0,4 + 0,9 + 1,7 + 1,7 Nominell + 2,7 + 1,8 + 2,0 + 2,4 + 3,4 + 3,5 Herstellung von Waren1), real + 2,2 – 0,4 + 1,1 + 1,2 + 2,2 + 2,8 Handel, real – 1,6 – 0,2 – 0,5 + 1,7 + 3,2 + 3,3 Private Konsumausgaben, real + 0,6 + 0,1 + 0,0 + 0,4 + 1,7 + 1,3 Bruttoanlageinvestitionen, real + 1,3 – 0,3 – 0,2 + 0,5 + 1,9 + 2,0 Ausrüstungen2) + 0,7 – 0,1 + 1,3 + 3,1 + 3,2 + 2,7 Bauten + 2,2 – 2,1 – 1,0 – 1,2 + 1,0 + 1,4 Sonstige Anlagen3) + 0,2 + 4,1 – 0,7 + 0,2 + 1,9 + 2,2 Warenexporte lt. Statistik Austria Real + 0,5 + 2,9 + 2,7 + 2,2 + 2,5 + 4,5 Nominell + 1,5 + 1,8 + 1,8 + 2,7 + 2,6 + 5,3 Warenimporte lt. Statistik Austria Real – 0,9 – 0,1 + 1,0 + 4,0 + 3,3 + 4,2 Nominell + 0,7 – 1,0 – 0,7 + 2,4 + 2,8 + 5,1 Leistungsbilanzsaldo4) Mrd. € + 4,73 + 6,29 + 6,38 + 8,64 + 9,55 + 11,48 in % des BIP + 1,5 + 1,9 + 1,9 + 2,6 + 2,7 + 3,2 Sekundärmarktrendite5) in % 2,4 2,0 1,5 0,7 0,5 0,5 Verbraucherpreise + 2,4 + 2,0 + 1,7 + 0,9 + 1,1 + 1,8 Arbeitslosenquote In % der Erwerbspersonen (Eurostat)6) 4,9 5,4 5,6 5,7 5,9 6,1 In % der unselbständigen Erwerbspersonen7) 6,8 6,2 5,8 7,2 7,4 7,7 Unselbständig aktiv Beschäftigte8) + 1,4 + 0,6 + 0,7 + 1,0 + 1,4 + 1,2 Finanzierungssaldo des Staates (laut Maastricht-Definition) in % des BIP – 2,2 – 1,3 – 2,7 – 1,2 – 1,7 – 1,5

Q: WIFO-Konjunkturprognose. 1) Nettoproduktionswert, einschließlich Bergbau. 2) Einschließlich militärischer Waffensysteme. 3) Überwiegend geistiges Eigentum (Forschung und Entwicklung, Computerprogramme, Urheberrechte) 4) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). 5) Labour Force Survey 6) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. 7) Ohne Personen mit aufrechtem Dienstverhältnis, die Kinderbetreuungsgeld beziehen bzw. Präsenzdienst leisten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 79 Wirtschaft

Wesentlich dynamischer dürfte die Kon- junktur aus heutiger Sicht erst 2017 verlau- Investitionspaket für Wien fen; trotz des Auslaufens der Sonderfaktoren im Laufe des Jahres 2016 wird die Wirt- 450 Mio. Euro für Ausbau der S-Bahn in Wien, Ausbau der schaft daher weiterhin kräftig wachsen. Den- Verbindungsbahn Meidling-Hütteldorf und Marchegger Ast noch dürfte am Ende des Prognosehorizonts die Normalauslastung noch nicht übertroffen werden, die Produktionslücke (Output-Gap) wird auch Ende 2017 noch negativ sein. Vor allem der Außenhandel sollte vor dem Hin- tergrund einer Belebung des Welthandels und der Weltkonjunktur stärker zum heimi- schen Wachstum beitragen. In den USA wird das Wachstum vor allem im Jahr 2017 wieder stärker anziehen, und ähnlich dürfte sich die Erholung im Euro-Raum fortsetzen. Zudem sollten die Rohstoffpreise die Talsohle bereits durch- schritten haben, sodaß sich die Perspektiven für die Schwellenländer allmählich wieder Foto: PID / David Bohmann bessern. Somit wird aufgrund der Steigerung v.l.: Verkehrsminister Jörg Leichtfried, Vize-Bgm.in Maria Vassilakou, Bgm. der heimischen Exporte 2017 der Außen- Michael Häupl, Vize-Bgm.in Renate Brauner und ÖBB-CEO Andreas Matthä handel wieder deutlich stärker zum Wachs- as Bundesministerium für Verkehr, schweres Investitionspaket für die Schienen- tum beitragen. DInnovation und Technologie, die Stadt infrastruktur Wiens präsentieren dürfen, das Der Volksentscheid zugunsten eines Aus- Wien und die ÖBB haben am 14. Juni ein doppelten Nutzen hat: Es bringt für Wie- tritts Großbritanniens aus der EU sollte Investitionspaket für Wien geschnürt: Bis nerInnen und PendlerInnen mehr Qualität in keine unmittelbaren Folgen für die heimi- zum Jahr 2025 werden 450 Mio. Euro in die unser S-Bahn-Netz und ermöglicht den Bau sche Exportwirtschaft nach sich ziehen, da Schieneninfrastruktur Wiens investiert. Das tausender Wohnungen. Aber es bedeutet auch für den tatsächlichen Austritt eine Über- schafft die Basis für einen weiteren Ausbau eine weitere wichtige Investitionen in den gangsfrist zur Neuordnung der Beziehungen der erfolgreichen Schnellbahn in Wien, mit Wirtschaftsstandort Wien.“ von bis zu zwei Jahren vorgesehen ist. Mög- der im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin liche Turbulenzen auf den Finanz- und De- Vorjahr um 7,2 Prozent mehr Menschen ge- und Wiener Stadträtin für Verkehr und Stadt- visenmärkten könnten aber bereits zuvor fahren sind. Im Zentrum der Maßnahmen entwicklung: „Die S-Bahn ist wie die U- negative Effekte auslösen, die in dieser Pro- stehen der Ausbau der Verbindungsbahn zwi- Bahn das Rückgrat des öffentlichen Ver- gnose aufgrund der hohen Unsicherheit schen Meidling und Hütteldorf. Auch der kehrs. Die Attraktivierung der Verbindungs- jedoch nicht berücksichtigt wurden. Ausbau des Marchegger Asts wurde be- bahn wird für viele tausend WienerInnen Trotz des höheren Wachstums im Pro- schlossen. Diese Maßnahmen schaffen die große Erleichterungen bringen. Allein die gnosezeitraum sollte der Preisdruck nur Basis für mehr umweltfreundlichen Schnell- neue Station Speising wird zusätzlich 7.000 mäßig zunehmen. Nach einer Teuerungsrate bahnverkehr in der schon bald zwei Millio- Fahrgäste pro Tag bringen. Der weitere Aus- von 0,9 Prozent im Jahr 2015 wird der Ver- nen Einwohner zählenden Stadt Wien. bau des S-Bahnnetzes ist ein zentrales Ziel braucherpreisindex (VPI) 2016 um 1,1 Pro- Jörg Leichtfried, Bundesminister für für die kommenden Jahre. Das Übereinkom- zent und 2017 um 1,8 Prozent steigen. Verkehr, Innovation und Technologie: „Gut men mit den ÖBB ermöglicht zusätzlich den Schwankungen der Rohölnotierungen bilden ausgebauter öffentlicher Verkehr ist das Rück- Bau tausender Wohnungen. Damit entsteht weiterhin ein Risiko insbesondere für die In- grat einer schnell wachsenden Weltstadt wie leistbarer und qualitätsvoller Wohnraum mit flationsprognose, das aber insgesamt ebenso Wien. Mit einer modernen Schnellbahn schaf- großen Grünflächen in zentraler Lage.“ wie die Risiken für das Wirtschaftswachs- fen wir eine attraktive Alternative zum Auto Andreas Matthä, CEO der ÖBB-Holding tum ausgeglichen erscheint. und ermöglichen es tausenden Pendlerinnen AG: „Mit diesem Projekt wird es uns gelin- Über den gesamten Prognosehorizont ist und Pendler schnell, bequem und umwelt- gen, noch mehr Menschen für den Umstieg mit einer weiteren deutlichen Ausweitung freundlich in die Arbeit zu kommen.“ auf die S-Bahn zu bewegen. Wir werden für des Arbeitskräfteangebotes zu rechnen. Das Michael Häupl, Bürgermeister der Stadt die Stadtentwicklung wichtige Regionen und Wachstum der Beschäftigung kann diese Zu- Wien: „Der vorbildliche Personennahverkehr Bezirke verbinden und somit den öffent- nahme des Arbeitskräfteangebotes trotz vor- ist eine der Grundlagen der hohen Wiener lichen Verkehr in Wien deutlich stärken. Die teilhafter Entwicklung der Realwirtschaft Lebensqualität. Mit den heute beschlossenen Fahrzeit von Aspern nach Hütteldorf wird nicht vollständig aufnehmen, sodaß ein wei- Maßnahmen stellen wir sicher, daß das auch mit modernen leistungsstarken cityjets sehr terer Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu er- in Zukunft so bleibt.“ schnell sein und etwas mehr als eine halbe warten ist. Die Arbeitslosenquote wird 2016 Renate Brauner, Wiener Wirtschafts- und Stunde betragen. Von Aspern nach St. Pölten auf 9,2 Prozent und im Jahr 2017 weiter auf Finanzstadträtin: „Es freut mich sehr, daß kommt man mit Umsteigen am Wiener 9,6 Prozent steigen.  wir heute gemeinsam mit unseren Partnern Hauptbahnhof in nur 54 Minuten. Einfach, http://www.wifo.ac.at BMVIT und den ÖBB ein 450 Millionen Euro schnell und vor allem ohne Staugefahr.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 80 Wirtschaft Wirtschaft feiert das 500.000. Unternehmen Zahl der Kammermitglieder seit 2000 um zwei Drittel gestiegen – Service- und Beratungsangebot wurde massiv ausgeweitet – weitere Kammerreform am Tapet

enn in diesen Tagen in Österreich das geschlagen: So hat sich die Zahl der aktiven ständler oder einen international agierenden W500.000ste Unternehmen an den Start Kammermitgliedschaften seit 2000 um zwei Leitbetrieb handelt – auf der Höhe der Zeit gegangen ist, so ist das ein Zeichen für die Drittel, die der Neugründungen um ein Vier- begegnen zu können. Das zeigt sich zum trotz herausfordernder Rahmenbedingungen tel erhöht. Die Zahl der Exporteure ist sogar Beispiel an den pro Jahr über 1,2 Millionen bestehende Motivation in unserem Land. auf mehr als das Vierfache gestiegen. Dieser Kontakten des Gründer-Service, am WIFI, Zusätzliche 200.000 Betriebe seit dem Jahr massive Zuwachs in der Mitgliederzahl hat das mit jährlich mehr als 30.000 Kursen, Se- 2000, die in Österreich für Beschäftigung, natürlich einen zusätzlichen Aufwand in minaren und Lehrgängen und über 350.000 Wachstum, mehr Steuereinnahmen und puncto Betreuung und Serviceangebot erfor- Kunden der größte Bildungsanbieter im Wohlstand sorgen – diese Zahl kann sich derlich gemacht, wobei es gelungen ist, den Land ist, und es zeigt sich auch an dem welt- sehen lassen!“, betonte Christoph Leitl, Zuwachs beim Personalbestand mit 15 Pro- umfassenden Netz der Aussenwirtschaft Präsident der Wirtschaftskammer Österreich zent (entspricht in Vollzeitäquivalenten 3877 Austria, das schon mehrfach international (WKÖ), am 6. Juni. in allen 9 Landeskammern sowie der WKÖ) ausgezeichnet wurde. Basis dieses Erfolges „Ich möchte dieses 500.000ste Mitglied deutlich unter jenem der Mitgliederzahl zu sind ein strikter Fokus auf die Ziele und An- der Wirtschaftskammern auch zum Anlaß halten. Allein auf Ebene der WKÖ ist der forderungen der heimischen Betriebe sowie nehmen, um die Leistungen und die unge- Personalstand nicht zuletzt als Konsequenz nicht zuletzt die drei Kammerreformen der heure Dynamik aufzuzeigen, welche die hei- der großen Kammerreform 2002 von 966 vergangenen eineinhalb Jahrzehnte“, so der mischen Betriebe in den vergangenen 15 Jah- (Vollzeitäquivalente) im Jahr 2000 auf 788 WKÖ-Präsident. ren – auch dank Unterstützung der WKÖ – im Jahr 2014 gesunken. zum Wohl des Wirtschaftsstandorts Öster- Umlagen reduziert reich erbracht haben“, so Leitl. Dies zeige Steigerung zwischen 2004 und 2014 Dabei sei es gelungen, in einer ersten gros- sich etwa an den folgenden Fakten: Die letzten Jahre haben auch – entgegen sen Kammer-Reform die Umlagen der Un-  Im Jahr 2000 gab es 23.762 Unterneh- mancher öffentlicher Darstellung – einen ternehmen um 30 Prozent zu reduzieren und mensgründungen, 2015 waren es 39.738. Trend zu weniger Gewerbeberechtigungen zugleich die Services um ebenfalls 30 Pro-  Die Bruttowertschöpfung der Unterneh- pro Mitglied gezeigt, „was“, so Leitl, „nicht zent auszuweiten. In einem zweiten Schritt men stieg von 128 auf 198 Milliarden zuletzt den kontinuierlichen Überarbeitun- wurde die Zahl der Fachverbände ebenfalls Euro. gen der Gewerbeordnung geschuldet ist“. So um minus 30 Prozent gestrafft. In der vor-  Die rot-weiß-roten Warenexporte stiegen ist gemäß WKÖ-Mitgliederstatistik zwi- läufig jüngsten, 2010 gestarteten Stufe wur- von 67,7 auf 127,3 Milliarden Euro, die schen 2004 und 2014 die Zahl der aktiven den innerhalb der gesamten Kammerorgani- Anzahl der exportierenden Unternehmen Unternehmen in Österreich um über 132.000 sation 30 Synergieprojekte in den Back-Of- von zirka 12.500 auf 55.000. oder knapp 40 Prozent gestiegen – und damit fice-Bereichen wie IT oder Lohnverrechnung  Die Investitionen der gewerblichen Wirt- um deutlich mehr als die Zahl der Gewer- umgesetzt. Mit diesen Synergiegewinnen schaft erhöhten sich von 28,5 auf 38,6 beberechtigungen (+29 Prozent). Insgesamt wurde die flächendeckende Einführung der Milliarden Euro, die Ausgaben der Unter- gab es 2004 im Schnitt 1,68 Berechtigungen sogenannten „Talente-Checks“ für Öster- nehmen für Forschung von 2,48 auf 6,57 pro Unternehmen, 2014 lag dieser Wert nur reichs Jugendliche mitfinanziert. Milliarden Euro. noch bei 1,56 Berechtigungen pro Unterneh- „Die bisher von der Wirtschaftskammer  2000 haben Österreichs Betriebe 71,1 men. gesetzten Einsparmaßnahmen zeigen: Wir Milliarden Euro an Löhnen und Gehäl- Die deutlich gestiegene Mitgliederzahl fordern nicht nur Reformen von anderen ein, tern bezahlt, 2015 waren es 111,5 Mil- spiegelt sich auch in den Einnahmen der ge- wir haben auch schon vor der eigenen Türe liarden. samten WK-Organisation wider, die sich 2014 gekehrt und dort gehandelt, wo dies im In- auf summa summarum (d.h. inklusive Fach- teresse der Mitglieder nötig war. Ich sage Wichtiger Begleiter der Unternehmen verbände/Fachgruppen) auf 694,3 Millionen aber auch klar, dass dieser Reformprozeß Die Wirtschaftskammer als Interessen- Euro beliefen (513,47 Mio. im Jahr 2000). angesichts neuer Herausforderungen wie der vertreter der Wirtschaft sei ein wichtiger Be- Ohne Fachverbände waren es WK-weit Digitalisierung noch nicht zu Ende ist. Wir gleiter der Unternehmen und werde von die- knapp 515,5 Millionen. müssen und werden noch heuer eine vierte sen zu Recht als erster und wichtigster An- Reform starten und haben dazu auch bereits sprechpartner geschätzt, so Leitl auch mit Gut aufgestellt einen umfassenden Konsultationsprozess Verweis auf diverse Unternehmensbefragun- „Die Wirtschaftskammer-Organisation ist begonnen. Mein Anspruch besteht darin, die gen. gut aufgestellt, um den Bedürfnissen unserer Wirtschaftskammer zu einem Vorzeigebei- Die wirtschaftliche Dynamik hat sich Mitglieder – egal ob es sich um Klein- und spiel öffentlich-rechtlicher Organisationen auch in den WKÖ-Mitgliederzahlen nieder- Kleinstbetriebe, den klassischen Mittel- zu machen“, so Leitl abschließend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 81 Chronik Hirscher vor Papst und Fischer Nichts geht den ÖsterreicherInnen über Feuerwehr, Rotes Kreuz und Polizei, wenn es um Glaubwürdigkeit geht. Das ist das Ergebnis des klar.SORA Glaubwürdigkeits- Rankings 2016.

ür das klar.SORA Glaubwürdigkeits- FRanking wurden im Mai und Juni 2016 Glaubwürdigkeit – Übersicht über Personen österreichweit 750 Personen ab 16 Jahren zur Glaubwürdigkeit von AkteurInnen in Wirt- schaft, Politik und Gesellschaft befragt.

Österreichische Politik: Fischer führt Ranking souverän an Bundespräsident Heinz Fischer sticht alle anderen abgefragten österreichischen Poli- tikvertreterInnen aus: 75 % der Österrei- cherInnen halten ihn für glaubwürdig. Damit konnte er im Vergleich zum Vorjahr sogar noch 7 Prozentpunkte dazugewinnen. Hohe Neueinstiegs-Werte bekommen Bundeskanz- ler Christian Kern und der designierte Bun- despräsident Alexander Van der Bellen: Je- weils knapp mehr als die Hälfte der Öster- reicherInnen hält die beiden erstmals abge- fragten Politiker für glaubwürdig (53 bzw. 52 %). Zum Vergleich: Der Wert von Ex- Kanzler Werner Faymann lag 2015 bei 42 %. Der vierte Platz im Ranking geht an Vize- kanzler und ÖVP Parteichef Reinhold Mit- terlehner, dem 49 % Glaubwürdigkeit zu- schreiben (2015: 52 %), Grünen-Chefin Eva Glawischnig liegt mit 42 % deutlich unter ihrem Vorjahrswert von 51 %. NEOS-Vor- sitzender Matthias Strolz überzeugt 40 % der ÖsterreicherInnen in Sachen Glaubwürdig- keit, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schätzt etwas mehr als ein Drittel als glaub- würdig ein (35 %, 2015: 34 %). Die österrei- n = 750, Telefoninterviews, österreichische Wohnbevölkerung ab 16, Schwankungsbreite +/- 3,6 % chische Bundesregierung verlor gegenüber klar.SORA Glaubwürdigkeitsranking 2016 2015 um 7 Prozentpunkte – sie wird von nur rung Glaubwürdigkeit beimessen. Sie konn- Bundesheer liegt mit 74 % zwar deutlich dar- 30 % der Bevölkerung als glaubwürdig ein- ten gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent- unter, bekommt aber ebenfalls sehr hohe gestuft. punkte zulegen. Auch die übrigen Infrastruk- Glaubwürdigkeitswerte. tur-Unternehmen überzeugen jeweils rund Bei den Sozialpartnern, Interessensvertre- Wirtschaft: Hofer, Spar, ÖBB top zwei Drittel der Bevölkerung. tungen und Serviceeinrichtungen liegt die Wie im Vorjahr führt auch 2016 der Le- Bestgereihtes Industrieunternehmen ist Arbeiterkammer an der Spitze: Die Arbeit- bensmittelhandel deutlich das Ranking der auf Platz 5 die voestalpine (70 %), gefolgt nehmervertretung ist für 75 % der Österrei- glaubwürdigsten Branchen an (78 %), ge- von Siemens (60 %), OMV und Wiener- cherInnen glaubwürdig. Die Wirtschaftskam- folgt von Verkehr und Infrastruktur (68 %), berger (je 55 %). mer konnte sich mit 65 % gegenüber 2015 Industrie (60 %), Telekommunikation (57 %), um 7 Prozentpunkte verbessern. Das AMS Energieversorgern (56 %) und Automobil- Institutionen: Kirche, Polizei und finden 59 % glaubwürdig, der Österreichi- herstellern (52 %). Wie 2015 finden sich die Wirtschaftskammer legen zu sche Gewerkschaftsbund liegt bei 52 %. Et- Banken am Ende der Liste (43 %). Die glaubwürdigsten Institutionen sind für was abgeschlagen ist die Industriellenver- Das Unternehmens-Ranking führen die ÖsterreicherInnen die Feuerwehr (98 %), einigung: Sie erscheint 42 % der Österrei- Hofer (82 %) und Spar (80 %) an. Jahres- das Rote Kreuz (93 %) und die Polizei (85 %), cherInnen glaubwürdig. sieger in Verkehr und Infrastruktur sind die die sich gegenüber 2015 um 8 Prozentpunkte Top-Aufsteigerin bei den Institutionen ist ÖBB, denen 73 % der heimischen Bevölke- verbessern konnte. Das erstmals abgefragte jedoch die katholische Kirche: 46 % der Be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 82 Chronik völkerung finden sie 2016 glaubwürdig, um 11 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (35 %). Glaubwürdigkeit – Politik national Damit liegt sie aber immer noch weit hinter ihrem Oberhaupt, Papst Franziskus. Den Gewinner des Glaubwürdigkeits-Rankings 2015 schätzen in diesem Jahr 82 % der Ös- terreicherInnen als glaubwürdig ein. SORA Geschäftsführer Christoph Hofin- ger: „Das kann sowohl eine Hinwendung zur Kirche in schwierigen Zeiten als auch einen ‚Franziskus-Effekt‘ bedeuten. Grundsätzlich kann eine Person eine Institution mitziehen, außer die Institution schießt quer und unter- wandert die Glaubwürdigkeit der Führung. Das wird auch in der österreichischen Politik spannend zu beobachten.“

Faktoren für Glaubwürdigkeit: Werte: Summe aus „sehr glaubwürdig“, + „ziemlich glaubwürdig“, falls bekannt, Ehrlichkeit, Übereinstimmung von Rest auf 100 Prozent „wenig glaubwürdig“ + „gar nicht glaubwürdig“ + „weiß nicht“ n = 750, Telefoninterviews, österreichische Wohnbevölkerung ab 16, Schwankungsbreite +/- 3,6 %

Sagen und Tun klar.SORA Glaubwürdigkeitsranking 2016 Christoph Hofinger: „Weder die Flücht- gleich wichtig wie die externe nehmen und authentisches Auftreten, Einhalten von Ver- lingssituation noch die fortgesetzte Krise ha- ihre Aufgaben und Pläne verständlich machen. sprechen sind einfache Grundlagen für ben die Menschen bisher dazu gebracht, die Dann kann die Öffentlichkeit ihre Glaub- Glauwürdigkeit.“  öffentlichen Player pauschal als weniger würdigkeit einschätzen. Eine klare Sprache, http://www.sora.at glaubwürdig einzustufen. Auch zeigt sich, dass Glaubwürdigkeit einerseits durch nach- vollziehbares und authentisches Handeln auf- Glaubwürdigkeit – Institutionen gebaut werden kann, andererseits durch Schaffen von Nähe und Relevanz. Bei Nicht- beachtung dieser Faktoren kann sie aber schnell dahin sein.“

Hintergrund Folgende Faktoren wirken glaubwürdig- keitsfördernd oder -mindernd – die stärksten statistischen Zusammenhänge zeigen: 11. „ist ehrlich“ 12. „tut, was er/sie sagt“ 13. „hält, was er/sie verspricht“ Fast gleich stark wirken: 14. „ist offen und transparent“ 15. „bei ihm/ihr paßt alles zusammen“ Etwas schwächer sind: 16. „hat eine klare Linie“ 17. „zeigt wofür er/sie steht“ 18. „ist bereit, Fehler einzugestehen“ 19. „versucht nicht, sich besser darzustellen als er/sie ist“ 10. „weiß, was er/sie kann“ 11. „hat nichts zu verbergen“

klar-Managing Partner Sepp Tschernutter: „Die Autorität von Führungskräften in Po- litik und Wirtschaft muß in ihrer direkten Umgebung nachvollziehbar anerkannt wer- den. Das funktioniert unter anderem durch übereinstimmende oder zumindest vereinba- re Botschaften. Organisationen müssen des- n = 750, Telefoninterviews, österreichische Wohnbevölkerung ab 16, Schwankungsbreite +/- 3,6 % halb ihre interne Kommunikation zumindest klar.SORA Glaubwürdigkeitsranking 2016

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 83 Chronik Wien: Blick in den Untergrund 3D-Visualisierungen für das Linienkreuz U2/U5 Visualisierung: Arch Mossburger / http://www.OLN.at Eine der 3D-Visualisierungen zeigt, wie die künftige U2-Station Pilgramgasse unterirdisch aussehen wird. m die Zielsetzungen der Wiener Mobi- anläßlich der Präsentation des Trassenplans: zeiten für alle Wienerinnen und Wiener. Die Ulitätspolitik umzusetzen und die öffent- „Ohne Umsteigen in weniger als 6 Minuten Vorarbeiten sind bereits im Gange, ab 2018 lichen Verkehrsmittel noch attraktiver zu vom Rathaus zum Matzleinsdorfer Platz soll mit dem Bau begonnen werden. machen, wird laufend in das Netz investiert, oder bei der Neubaugasse in die U2 einstei- werden Intervalle verdichtet und bestehende gen – Wien bekommt neue Lebensadern, die U5-Station Frankhplatz – Altes AKH Strecken verlängert. Netzanalysen und Va- die umweltfreundliche Mobilität in der Stadt Am Frankhplatz entsteht die erste U5- riantenuntersuchungen haben ergeben, daß auch künftig für alle garantieren.“ Station als Neubau. Der nördliche Stations- mit der Realisierung des Linienkreuzes U2/ 3D-Visualisierungen geben einen Ein- zugang befindet sich in der Schwarzspa- U5 aktuell stark frequentierte Linien best- druck, wie die Stationen unterirdisch ausse- nierstraße westlich der Garnisongasse. Auf möglich entlastet werden können. Jeder drit- hen werden und wo es in Zukunft an die Ober- der Südseite im Bereich der Kreuzung te Fahrgast der Wiener Linien ist derzeit im fläche geht. „Alle Wienerinnen und Wiener Landesgerichtsstraße/Frankhplatz/Universi- Einzugsbereich von 13A, 43, 6, U6 und U3 sind eingeladen, ihre neuen U-Bahn-Linien tätsstraße sind über eine Zwischenpassage unterwegs. Durch den innerstädtischen Lük- zu entdecken“, so Vizebürgermeisterin Maria drei Ausgänge vorgesehen, damit die Fahr- kenschluß werden sich die Fahrgäste gleich- Vassilakou. gäste auf kurzem Weg in die Straßen- mäßiger im Netz verteilen. Noch 2018 wird Wien ist die derzeit am schnellsten wach- bahnlinien 43 und 44 umsteigen können. mit der Verlängerung der U2 ab dem Rat- sende Stadt in Mittel- und Osteuropa. Um haus sowie mit dem Bau des ersten Teil- die Öffis fit für die Zukunft zu machen, wird U2/U5-Station Rathaus stücks der U5 zum Frankhplatz/Altes AKH laufend in das Netz investiert, Intervalle ver- Bei der Station Rathaus wird die U5 die begonnen. Die Eröffnung der ersten Abschnit- dichtet, bestehende Strecken verlängert und Bahnsteige der derzeitigen U2 nutzen. Die te des U2-Südastes und der neuen U5 sind neue Verbindungen geschaffen. Nach großen neue U2-Station wird darunter entstehen. für Ende 2023 geplant. Insgesamt werden Stadtentwicklungsprojekten am Stadtrand, Der südliche Zugang Stadiongasse zu einem neun Kilometer neu gebaut, davon sechs für wie der U2-Verlängerung in die Seestadt As- künftigen U5-Bahnsteig bleibt erhalten. Die die U2 und drei für die U5, sowie 11 neue pern und der U1-Verlängerung nach Oberlaa bestehenden U2-Stationszugänge Landesge- Stationen. folgt mit dem Linienkreuz U2/U5 ein wich- richtsstraße/Lichtenfelsgasse werden so aus- „Wien wächst und wir haben zeitgerecht tiger Lückenschluss im innerstädtischen U- gebaut, daß von hier beide Linien erreichbar die Weichen gestellt. Mit dem Linienkreuz Bahn-Netz. sein werden. Ein zusätzlicher U2-Zugang U2/U5 sorgen wir dafür, daß das Öffi-Netz Durch die neuen Umsteigeknoten werden wird bei der Kreuzung Josefstädter Straße/ mitwächst und Wien auch in Zukunft gut sich die Fahrgäste gleichmäßiger im Netz Landesgerichtsstraße errichtet. Er bindet die verbunden bleibt. Was bisher eine Linie im verteilen und aktuell stärker frequentierte Straßenbahnlinie 2 direkt an, die den Fahr- Stadtplan war, nimmt jetzt konkrete Gestalt Linien spürbar entlastet. Das bedeutet mehr gästen auch während der gesamten Bauzeit an“, erklärte Öffi-Stadträtin Ulli Sima bei Platz, neue Verbindungen und kürzere Fahr- zur Verfügung stehen wird.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 84 Chronik

U2/U3-Station Neubaugasse Eines der Highlights des Projektes: Sie wird nicht nur die tiefste Station (37m), son- dern nach der Station Stephansplatz auch die zweit-frequentierteste Station im Wiener Netz. Neue Aufgänge entstehen im 7. Bezirk zur Mariahilfer Straße und in der Kirchen- gasse beim Siebensternplatz.

U2/U4-Station Pilgramgasse Die U2 wird hier unter dem Wienfluss und der U4 queren und die Station Pilgram- gasse zu einem neuen wichtigen Umsteige- knoten machen. Der bestehende Aufgang Pilgrambrücke bleibt unter Rücksichtnahme auf den denkmalgeschützten Otto-Wagner- Bau erhalten und wird über ein Zwischen- geschoß den Zugang zur U2 ermöglichen. Die U2 wird von beiden Seiten des Wien- flusses erreichbar sein. Im Bereich Sonnen- hofgasse (5. Bezirk) und in der Hofmühl- gasse (6. Bezirk) entstehen neue Aufgänge.

U2-Station Reinprechtsdorfer Straße Foto: YF Architekten & Franz In diesem Bild sieht man die Visualisierung des künftigen Designs der neuen U- Der nördliche Ausgang ist in der Spen- Bahnlinie U5 – hier die Station Elterleinplatz im 16. Bezirk. gergasse im Bereich Bacherpark, wo die Busline 59A angebunden werden soll. Der U2-Station Matzleindsdorfer Platz senbahn-Station (Linien 1, 6, 18, 62 und die zweite Aufgang am südlichen Stationsende Diese Station wird neben dem im Dezem- Wiener Lokalbahn). Neue Aufgänge werden liegt in der Siebenbrunnengasse und orien- ber 2015 eröffneten Hauptbahnhof und dem im 10. Bezirk in der Gudrunstraße und im 5. tiert sich zur Reinprechtsdorfer Straße und Bahnhof Meidling zu einem dritten Umstei- Bezirk am Matzleinsdorfer Platz bei der zum Siebenbrunnenplatz, wo die Fahrgäste geknoten im Süden Wiens von der S-Bahn Reinprechtsdorfer Straße entstehen.  in den 14A umsteigen können. zur U-Bahn und zur bestehenden Unterstras- http://www.wienerlinien.at Visualisierung: Arch Mossburger / http://www.OLN.at Diese 3D-Visualisierung zeigt die künftige U2/U5-Station Rathaus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 85 Chronik Höchstgelegene Schutzhütte Österreichs generalsaniert Abschluß der Sanierung der Erzherzog-Johann-Hütte auf dem Großglockner

ie Erzherzog-Johann-Hütte am Groß- Dglockner ist die höchstgelegene Schutz- hütte Österreichs und ein wichtiger Stütz- punkt für die Besteigung des höchsten Berges Österreichs. In den vergangenen 15 Jahren wurde der Bau in mehreren Etappen gene- ralsaniert. Der mehr als 130 Jahre alte Stein- bau, die „Ur-Hütte“, wurde vollständig sa- niert. Die Schutzhütte erhielt unter anderem eine neue Energie- und Wasserversorgungs- anlage sowie eine neue Kläranlage. Außer- dem wurden die Außenwände des Baus ther- misch saniert und mit Lärchenholz-Schin- deln verkleidet. „Für das gesamte Sanierungsprojekt wa- Foto: Land Salzburg ren rund 2,5 Millionen Euro seit 2000 erfor- Bei den Feierlichkeiten am Großglockner (v.l.): Johannes Bauer (Österreichischer derlich, davon 750.000 Euro für die Klär- Alpenklub), Bürgermeister Josef Schachner (Heiligenblut), Landeshauptmann anlage. Dafür gab es einen Sonderzuschuß Wilfried Haslauer, Landtagspräsident Reinhart Rohr (Kärnten), 2. Landtagspräsi- von Bund, den Ländern Kärnten, Tirol und dent Anton Mattle (Tirol), Mitglieder des Bergführervereins und Johannes Hörl Salzburg sowie von der Grohag. Ich gratu- dete Österreichische Alpenklub das Grund- getragen und neu aufgebaut werden. Ver- liere dem Österreichischen Alpenklub als Be- stück am Großglockner und errichtete eine wendet wurden ökologisch gerechtes Dämm- sitzer zu dieser gelungenen umweltgerechten neue Hütte, die am 18. August 1880 eröffnet material, massive Holzwandelemente und Generalsanierung. Aufgrund der Lage des wurde. In den Jahren 1891, 1895 bis 1898 eine dem Standort gerechte Lärchenholz- Schutzhauses war dieses Projekt eine ganz und 1907 wurden jeweils Erweiterungen vor- Verschindelung. Koordiniert wurde das Ge- besondere Herausforderung für Planer und genommen. Eine Generalsanierung mit neralsanierungs-Projekt vom Ziviltechniker Ausführende. Knapp 150 Jahre nach der Er- einem Zubau und der Errichtung der Mate- Gottfried Steinbacher aus Thalgau. öffnung präsentiert sich die Erzherzog- rialseilbahn von der Luckner-Hütte erfolgte Johann-Hütte wieder als idealer Stützpunkt nach dem Ersten Weltkrieg von 1926 bis 1930. Enge Verbindung mit für den ,Gipfelsturm‘“, so Landeshauptmann 1960 wurden der Altbau generalsaniert und Österreichs höchstem Berg Wilfried Haslauer am 7. Juni bei der Feier ein weiterer Zubau sowie eine neue Berg- Der Österreichische Alpenklub (ÖAK) auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf der und Talstation für die Materialseilbahn er- besteht seit 1878. Noch im Gründungsjahr Großglockner-Hochalpenstraße anläßlich des richtet. 1989/90 wurden ostseitig ein Zubau wurde der Beschluß gefaßt, auf der Adlers- Abschlusses der Hütten-Sanierung. und die Sanitäranlagen neu gebaut. ruhe eine Schutzhütte zu errichten und ihr den Namen des großen Förderers des Alpinis- Stützpunkt für die Die Generalsanierung mus, Erzherzog Johann, zu geben. Dem Ös- Großglockner-Besteigung benötigte rund 15 Jahre terreichischen Alpenklub gehören derzeit Die Erzherzog-Johann-Hütte gehört dem Die Generalsanierung der Erzherzog- rund 400 aktive und unterstützende Mitglie- Österreichischen Alpenklub und ist die Johann-Hütte startete im Jahr 2000. Dafür der an. Es handelt sich dabei um eine Ver- höchstgelegene Schutzhütte Österreichs. Sie war es zu Beginn notwendig, den Unter- eine und Nationalitäten übergreifende Grup- liegt auf einer Höhe von 3454 Metern und ist grund zu stabilisieren. Um den Anforderun- pierung von BergsteigerInnen mit leistungs- der wichtigste Stützpunkt für die Großglock- gen eines nachhaltigen Betriebs im National- betonter Grundeinstellung. Der Österreichi- ner-Besteigung über den Normalweg. Der park Hohe Tauern nachzukommen, wurde sche Alpenklub ist eng mit Österreichs höch- 1880 eröffnete und mehrmals erweiterte Bau die Hütte 2004/2005 auf ein pflanzenölbe- stem Berg verbunden: durch seine Erzher- steht auf den Felsen der Adlersruhe direkt triebenes Blockheizkraftwerk mit Solar- zog-Johann-Hütte und als „Eigentümer“ von am Gipfelaufbau des Großglockners. Die thermik- und Photovoltaik-Unterstützung 114 Quadratmetern Glockner-Gipfelfläche Grenze zwischen den Bundesländern Kärn- umgebaut. Im Anschluß daran erfolgte von auf Tiroler Seite sowie des Gipfelkreuzes. ten und Tirol führt quer durch die Hütte. 2006 bis 2015 eine weitere Ausbaustufe mit Zudem wurde ein überwiegender Teil der Schon im Jahr 1800 wurde im Auftrag der Errichtung von Trockentoiletten samt Glockner-Anstiege durch Alpenklubmitglie- des Grafen Salm, Fürstbischof zu Gurk, auf Kläranlage. Als letzter Schritt erfolgte die der erstmals begangen.  der Adlersruhe ein kleiner Unterstand errich- thermische Sanierung der Fassaden. Dafür https://www.grossglockner.at tet. 1879 erwarb der im Jahr zuvor gegrün- mußten die Außenwände etappenweise ab- http://www.alpenklub.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 86 Chronik 400 Jahre Schloß Hellbrunn Das Salzburger Lustschloß »barockte« ein Fest für alle. Foto: Salzburg Tourismus GmbH Die zahlreichen Quellen des Hellbrunner Berges verliehen dem mächtigen Anwesen sprudelndes Leben. inen ganz besonderen Ort wählte Fürst- und kulturellen Höhepunkte. Noch heute wie Wasserparterre, Venusgrotte oder Stein- Eerzbischof Markus Sittikus von Hohen- können Besucher in den Hellbrunner Was- theater. ems (1574–1619) vor 400 Jahren, als er sein serspielen das erleben, was Markus Sittikus An Sonnentagen ist die große Grünfläche Sommerdomizil im Süden der Stadt Salz- einst so erfreute: geheimnisvolle Grotten, beliebt bei FederballspielerInnen, Frisbee- burg errichten ließ. In seiner nur sieben Jahre wasserbetriebene Figurenspiele und tücki- künstlerInnen oder wird einfach fürs Fami- dauernden Amtszeit (1612-1619) initiierte er sche Spritzbrunnen. lienpicknick genutzt. Laufstrecke und Lang- nicht nur den Neubau des Salzburger Doms, Der kulturaffine Fürsterzbischof ließ zu- laufloipe laden die sportlichen BesucherIn- er schuf mit dem Schloß Hellbrunn ein ein- dem das neue Hoftheater (das heutige Salz- nen ein. zigartiges Lust- und Jagdschloß. burger Landestheater) erbauen, das er am 27. Gemeinsam mit Lustschloß, gepflegtem Kurz nach seinem Regierungsantritt be- Januar 1614 feierlich eröffnete. Markus Sit- Garten und Steintheater ist Hellbrunn ein Ort auftragte Markus Sittikus den berühmten tikus wurde so zum Ahnherrn der Musik- zum Feiern und eine Stätte des sommerli- Baumeister Santino Solari mit dem Bau und Theaterstadt Salzburg, in der die ersten chen Vergnügens. eines Landsitzes im Stil einer „Villa subur- Opernaufführungen außerhalb Italiens statt- Apropos Feiern: Grund dafür gab es am bana“, der seinen italienischen Vorbildern an fanden. Doch kehren wir zurück zum – wie 10. Juni mehr als genug, stand doch Salzburg Glanz und Großzügigkeit um nichts nachste- es heißt – schönsten Lustschloß nördlich der anläßlich des 400. Geburstags des Gesamt- hen sollte. Solari schuf mit dem Lustschloß Alpen. Bis heute bewundern junge und jung- kunstwerks unter dem Motto „Hellbrunn ba- Hellbrunn, seinem weitläufigen Park und den gebliebene BesucherInnen die Grotten, Was- rockt ein Fest für alle“. Bürgermeister-Stell- weltweit einzigartigen Wasserspielen ein serautomaten mit ausgetüftelter Mechanik, vertreter Harry Preuner hatte alle Salzbur- wahres Juwel im Süden der Stadt. Stilistisch Brunnen und andere wasserbetriebene Spiele- gerInnen herzlich eingeladen, dieses Jubi- markiert Hellbrunn die Wende vom Manie- reien. Es spritzt aus allen Düsen und Rohren, läum gemeinsam zu feiern: „Denn Hellbrunn rismus zum Frühbarock. es plätschert, rinnt und überrascht immer war und ist ein ganz besonderer Ort für Ein- Die zahlreichen Quellen des Hellbrunner wieder. heimische und Gäste. Und so freue ich mich, Berges verliehen dem mächtigen Anwesen Nicht nur Lustwandeln auf fürsterzbi- daß es neben einem spannenden Programm sprudelndes Leben und wurden zum bestim- schöflichen Spuren – Hellbrunn kann noch auch ein ganz besonderes Zuckerl gibt. Wäh- menden Gestaltungselement. Die prunkvol- mehr: Der riesige Spielplatz lädt ein zum rend des Festes öffnet die Schloßverwaltung len Säle des Schlosses, die zauberhaften Gar- Toben, der Wasserwundergarten mit seiner die Wasserspiele und das Schloß!“ So konn- tenanlagen und die trickreichen Wasserspiele Regenwand regt alle Sinne an und kühlt ab. te jeder Gast – natürlich gratis – im eigenen machten Hellbrunn zu einem Ort der barok- Und daß Hellbrunn ein Ort der guten Schwin- Tempo durch die Wasserspiele flanieren oder ken Lebensfreude, der ausgelassenen Feste gungen ist, beweisen die vielen Kraftplätze die neue Ausstellung „SchauLust – Die uner-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 87 Chronik

wartete Welt des Markus Sittikus“ im Schloß entdecken. Schloßhauptfrau Ingrid Sonvilla ergänz- te: „Hellbrunn ist ,schön‘ in die Jahre ge- kommen. Ohne Falten und Alterschwäche, denn dieser einmalige Ort ist immer noch sehr beliebt. Mit dem Fest führen wir eine Tradition fort – Hellbrunn als Ort zum Feiern, Erholen und Ent-spannen. An diesem Abend ist ganz Hellbrunn Bühne.“ Festkoordinator Konstantin Hiller hatte für den großen Tag einiges vorbereitet: An- gesichts des Jubiläums gab es ein reiches Programm aus vier Jahrhunderten an einzig- artigen Schauplätzen. Das Programm um- faßte Alte Musik in historischer Aufführungs-

praxis bis hin zu Salonmusik, Breakdance Foto: Schloss Hellbrunn / Foto Sulzer und Rock. Ergänzt wurde es noch durch Auf- Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems hochselbst ergötzte sich – gemein- sam mit den SalzburgerInnen und Gästen – am Harfenspiel. führungen des „Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors“, einer Lesung von Man- Nach der Eröffnung durch Salzburgs Bür- Christoph Urbanetz und die Barockgeigerin fred Baumann, Autor des Krimis „Wasser- germeister Heinz Schaden, Bürgermeister- Iveta Schwarz. spiele“ sowie der legendären instant-12-Mi- Stellvertreter Harry Preuner und Festredner „Modernes“ – also nach 1616 – kam vom nuten-Fassung des „Jedermann“ von Schau- Manfred Baumann wurde Hellbrunn zur Salonensemble „Damenwahl“, von der dan- spieler Georg Menroe. Bühne. ce-company „rookies@work“, dem „modern Im Vorfeld bot die Schloßverwaltung ein „Alte Musik“ präsentierten auf histori- string quartet“, „Katrofonia“ und von „row- buntes Kinderprogramm auf der großen Hell- schen Instrumenten musizierende Ensem- sekit“. Lesungen, Lab-Stationen und natür- brunner Wiese. Der Spielebus von Spektrum bles das „Orchester 1756“, die „Musica anti- lich die gesamte Anlage luden zum Lustwan- hatte jede Menge Spiele und Sportgeräte da- qua Salzburg“, das „Wolf-Dietrich-Consort deln auf erzbischöflichen Spuren.  bei und lud zu einer Open-Air Karaoke Chal- Salzburg“, das Ensemble für historischen http://www.hellbrunn.at lenge. Tanz „musica et saltatoria“, der Gambist http://www.salzburg.info Foto: Schloss Hellbrunn / Foto Sulzer Mit Lustschloß, gepflegtem Garten und Steintheater ist Hellbrunn Ort zum Feiern und Stätte sommerlichen Vergnügens.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 88 Chronik Brückenschlag vom Heldenplatz zum Heldenberg nter dem Titel „A Tribute to Vienna“ Utrat das „Weiße Ballett“ der Spanischen Hofreitschule am Abend des 25. Juni mit ganz besonderen Freunden am Heldenberg auf: Prof. Günter Seifert, Mitglied der Wie- ner Philharmoniker, und acht seiner philhar- monischen Kollegen präsentierten ein ty- pisch wienerisches Programm von Johann Strauß über Franz Schubert bis hin zu Mo- zart. Die Spanische Hofreitschule präsentier- te dabei Punkte aus ihrem Programm in höchster Eleganz und Harmonie – darunter das „Pas de Deux“ oder die weltberühmten Schulen über der Erde, Levade und Kapriole unter dem Reiter und an der Hand. Ebenfalls begeisterte Kammersängerin Ildikó Raimon- Foto: NÖ Landespressedienst / Burchhart di mit ihren musikalischen Darbietungen. v.l.: Johann Marihart (Spanische Hofreitschule und Agrana), GDin Elisabeth „Was sich hier in den zurückliegenden elf Gürtler, Landeshauptmann Erwin Pröll und Bürgermeister Peter Steinbach. Jahren entwickelt hat“, mache ihn froh, mache diese Strahlkraft aus. Pröll bedankte „Wir sind sehr stolz“, so die Generaldi- betonte Niederösterreichs Landeshauptmann sich bei Elisabeth Gürtler dafür, daß man rektorin der Spanischen Hofreitschule, Erwin Pröll, daß das Jahr 2005 entscheidend hier am Heldenberg das Sommerquartier und Elisabeth Gürtler, zu den Auszeichnungen, gewesen sei, denn man habe „das Leben hier das ganzjährig nutzbare Trainingszentrum der daß die Hohe Schule der Klassischen Reit- am Heldenberg wieder erweckt“. Seit der Spanischen Hofreitschule beheimaten dürfe. kunst der Spanischen Hofreitschule sowie Landesausstellung habe man hier mehr als Die Lipizzanergala sei „ein wunderschöner die Lipizzanerzucht in Piber zum UNESCO- eine Million BesucherInnen begrüßen kön- Brückenschlag vom Heldenplatz zum Hel- Kulturerbe ernannt worden seien.  nen. Die Attraktivität, die hier geboten werde, denberg“, so der Landeshauptmann. http://www.derheldenberg.at Empfang der Steirerinnen und Steirer in Wien um bereits dritten Mal fand am Abend Zdes 27. Juni der Empfang für SteirerIn- nen in Wien statt. Im Garten des Palais Schönburg begrüßte Landeshauptmann Her- mann Schützenhöfer mit Wirtschaftslandes- rat Christian Buchmann zahlreiche Ehrengä- ste und rund 400 in Wien lebende SteierInnen. Aufgrund des 30jährigen Jubiläums der Stei- rischen Apfelstraße wurde dieser Anlaß zum diesjährigen Motto des Empfangs erklärt. Die Steiermark und die Bundeshauptstadt verbindet seit geraumer Zeit ein enges Ver- hältnis in unterschiedlichsten Bereichen wie beispielsweise Kultur, Politik, Tourismus und Kulinarik. Der Verein „Steirer in Wien“ feiert heuer sein 120-Jahr-Jubiläum und wid- met sich der Unterstützung der rund 100.000

in Wien lebenden SteierInnen. Viele von Foto: Scheriau ihnen sind in Führungspositionen tätig. Beim mittlerweile traditionellen Empfang der »Steirer in Wien«, der unter dem Anläßlich seiner Grußworte betonte der Motto »30 Jahre steirische Apfelstraße« stand, begrüßten LH Schützenhöfer und LR Buchmann auch dieses Jahr zahlreiche Gäste im Palais Schönburg. Landeshauptmann: „Mit Veranstaltungen, wie diesem Empfang, wollen wir die ohne- Kultur sowie Traditionen werden gefördert. wichtige Botschafter für uns in der Bundes- hin schon starke Beziehung zwischen den Diesen Dingen gilt der Einsatz des Vereins hauptstadt. Mit dem Empfang wollen wir Steirerinnen und Steirern und den Wiene- ,Steirer in Wien‘ mit Obmann Andreas ihnen für ihr Engagement danken und sie mo- rinnen und Wienern weiterhin festigen, for- Zakostelsky an der Spitze, dem ich in diesem tivieren, auch weiterhin für Urlaub im grünen cieren und intensivieren. Steirische Volks- Zusammenhang ein herzliches Dankeschön Herz Österreichs zu werben“, so Landesrat sitten und Bräuche werden dadurch gepflegt, aussprechen möchte.“ Buchmann.  erhalten und verbreitet und die steirische „Die Steirerinnen und Steirer in Wien sind http://www.steirerinwien.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 89 Chronik Einfach von A nach B mit dem neuen VOR-Tarifsystem b dem 6. Juli 2016 tritt ein einheitliches lichen Verkehrsverbund zusammengeführt. ATarifsystem für den Öffentlichen Ver- Für Fahrgäste wird es damit wesentlich ein- kehr in Wien, Niederösterreich und dem Bur- facher und übersichtlicher, den für sie pas- genland in Kraft: Ein einfacher Streckentarif senden Tarif zu finden. ersetzt die bisherigen Zonen im Verkehrs- Das einheitliche Tarifsystem für den Mo- verbund Ost-Region (VOR) bzw. die Tarif- bilitätsraum Ostregion beinhaltet ab 6. Juli gruppen im umliegenden System des Ver- 2016 automatisch auch alle Stadtverkehre – kehrsverbundes NÖ-BGLD. Damit gilt erst- diese müssen nicht mehr extra dazu gewählt mals im gesamten Mobilitätsraum Wien, werden. Niederösterreich und Burgenland ein ein- Neu ist auch die durchgängige Integra- heitlicher Öffi-Tarif. Nicht betroffen von den tion von Tageskarten sowie Senioren- und Änderungen sind Fahrten, die ausschließlich Behindertenermäßigungen bei Einzelfahr- in der Kernzone Wien stattfinden. Beste- scheinen und Tageskarten. hende Zeitkarten (Wochen-, Monats- und „Ein wesentlicher Punkt ist, dass wir ein Jahreskarten) bleiben bis zu ihrem Ablauf- Tarifsystem umsetzen können, das fairer ist datum gültig. als bisher, da sich der Preis nunmehr nach Zonen zählen und auf diese Weise den Strecke und Entfernung der verkehrsüb- Kartenpreis berechnen, war gestern. Denn ab lichen Verbindungen bemißt, und nicht wie 6. Juli wird ein neuer Weg im gemeinsamen bisher danach, wie viele der unterschiedlich Mobilitätsraum Wien, Niederösterreich und großen Zonen durchquert wurden“, so Bohrn dem Burgenland eingeschlagen: Der bisheri- weiter. ge Zonentarif im Verkehrsverbund Ost-Re- Geltungsbereiche und Preise für den gion (VOR) sowie die Tarifgruppen im neuen VOR-Tarif sind in der neuen Online-

Verkehrsverbund NÖ-BGLD (VVNB) wer- © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0-at Karl Gruber Preisauskunft ersichtlich. den durch einen neuen Streckentarif ersetzt Schnellbahngarnitur 4020 bei der http://www.vor.at und die beiden Gebiete zu einem einheit- Ausfahrt vom Bahnhof in Fischamend https://www.youtube.com/watch?v=knKA_V8BuLE Bester Nachwuchs-Mathematiker kommt aus Klosterneuburg rneut macht Klosterneuburg nach den Enationalen Erfolgen der Musikschule von sich reden – diesmal mit einem Zahlenkünst- ler: Der Klosterneuburger Schüler Clemens Fuchs kehrte als Erstplatzierter der Landes- und Bundeswertung vom Pangea Mathema- tik-Wettbewerb zurück. Der junge Vif-Zack besucht die 4. Klasse der Volksschule Krit- zendorf. Er erreichte mit 84,8 Prozent das österreichweit beste Ergebnis. Zwei weitere Schüler der VS Kritzendorf durften sich in der Landeswertung über 9. Plätze freuen. Die Nachwuchsmathematiker wurden in ihrer Volksschule geehrt. Clemens Fuchs erhielt die offizielle Pangea-Siegerurkunde, ein T- Shirt und den Geldpreis. „Ganz großer Dank gilt der Lehrerin Mag. Daniela Könighofer,

die sich für diesen Erfolg eingesetzt hat“, Foto: Stadtgemeinde Klosterneuburg / SchuhE freut sich Direktorin Ursula Mürwald. Muhammed Temizsoy (l.) überreichte den Preis an den Pangea-Landes- und Die Volksschule besteht seit mehr als 115 Bundessieger Clemens Fuchs. Lehrerin Daniela Könighofer (Mitte) und die stolzen Eltern Evelin und Adi Fuchs freuten sich. Jahren. Heute werden 83 Schüler von einem hervorragenden Lehrerteam betreut. Zahlrei- keiten und Projekte aus Niederösterreich, Knobel- und Logikaufgaben zusammenge- che sportliche, kreative und soziale Projekte belohnt. stellt. Aus der Vorrunde erreichen die ersten bereichern den Schulalltag. Im Jahr 2014 Beim Pangea-Wettbewerb müssen die 100 SchülerInnen je Klassenstufe die Final- wurde das Gartenprojekt „Miteinander-Für- TeilnehmerInnen zunächst in einer Vorrunde runde. Dort stehen nochmals zehn herausfor- einander – der Schulgarten als Kommunika- 15 bis 20 Aufgaben lösen. Dazu haben sie 45 dernde Multiple-Choice-Aufgaben zum Lö- tionszentrum“ mit dem „Leopold“, einer Minuten Zeit, die Themeninhalte werden aus sen bereit.  Auszeichnung für einzigartige Persönlich- den Vorjahresthemen der Schulmathematik, http://www.vskritzendorf.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 90 Gastronomie & Kulinarisches GenussKrone 2016/2017 26 VorreiterInnen in punkto Innovationsgeist, Produktqualität und Geschmack geehrt Foto: BMLFUW / Christopher Fuchs Die Landwirtschaftliche Fachschule Winklhof (Salzburg) ist die beste im Bereich Direktvermarktung – wir zeigen Ihnen dieses Foto stellvertretend für die vielen anderen PreisträgerInnen – v.l.: LK-Präsident Franz Eßl (Salzburg), Christa Stockhammer (Direktorin landw. Hauswirtschaftsschule), Georg Wimmer (Lehrer Milchverarbeitung und Projektleiter), Katharina Taxer (Schülerin), Landesrat Josef Schwaiger (Salzburg), Stefan Meißl (Schüler), Vizepräsidentin und Landesbäuerin Elisabeth Hölzl (Salzburg), Georg Springl (Direktor Landwirtschaftsschule) und Bundesminister Andrä Rupprechter

ie 25 besten regionalen Spezialitäten, von kammer für bäuerliche Direktvermarkter“, hof sind wir auf dem richtigen Weg. Der Dder Lachsforellenroulade, über den Erd- erklärt Projektleiter Anton Heritzer stolz und Direktvermarktung bleibt die Wertschöpfung beernektar bis zum Rinderschinken, sowie weiß: „Es gilt die Wertschöpfung am land- am Betrieb und bildet für viele Bauernhöfe die beste Landwirtschaftliche Fachschule im wirtschaftlichen Betrieb zu erhalten. Die Aus- ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein, Bereich Direktvermarktung wurden am zeichnung der besten landwirtschaftlichen daß es ihnen ermöglicht, weiter im Voller- 13. Juni von Landwirtschaftsminister Andrä Fachschule spornt junge Hofübernehmerinnen werb zu wirtschaften“, hob Rupprechter her- Rupprechter mit der GenussKrone Österreich, und Hofübernehmer dazu an, ihr Entwick- vor. „Wettbewerbsfähige landwirtschaftliche der höchsten Auszeichnung für regionale lungspotenzial zu nutzen und innovative Pro- Betriebe sichern die Nahversorgung und Spezialitäten, prämiert. duktideen umzusetzen. Die Direktvermark- sind Grundlage für einen lebenswerten länd- „Die GenussKrone Österreich-Bundes- tung wird immer professioneller und eine lichen Raum.“ sieger sind Vorreiter in punkto Innova- fundierte Ausbildung trägt dazu bei, in die- „Den bäuerlichen Direktvermarktern tionsgeist, Produktqualität und Geschmack. sem dynamischen Umfeld erfolgreich zu kommt als Botschafter der Lebensmittelpro- Sie sind Vorbilder des gesamten Direkt- sein.“ duktion eine besondere Rolle zu. Sie sind vermarktungssektor und bei Konsumenten „Herkunft und Regionalität werden für die Produzenten zum Anfassen und leisten wert- Imageträger für bäuerliche Lebensmittel. Konsumentinnen und Konsumenten immer volle Dienste, indem sie den Ansprüchen der Erstmals waren heuer 263 Betriebe mit 327 wichtiger. Sie schätzen die Kundennähe und Konsumenten auf Information und Transpa- Produkten zur GenussKrone nominiert. Da- das große Angebot bäuerlicher Direktver- renz Rechnung tragen. Unsere Umfragen von sind 24 Bio Austria-Betriebe und 146 sind markter. Mit dem Konzept der Direktver- zeigen, daß die Verbraucher frische, regiona- Mitglied bei ,Gutes vom Bauernhof‘, dem marktung, Gutes vom Bauernhof, der Genuss le und qualitativ hochwertige Produkte schät- Qualitätsprogramm der Landwirtschafts- Region Österreich sowie Urlaub am Bauern- zen. Eine Auszeichnung wie die GenussKrone

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 91 Gastronomie & Kulinarisches

unterstreicht das unermüdliche Bemühen unserer Bäuerinnen Bauern um höchste Qua- lität. Dafür gebührt ihnen höchste Anerken- nung“, so AMA-Chef Günter Griesmayr. „Die Lebensmittelproduktion wird globa- lisierter und gleichzeitig liegen regionale Nahrungsmittel mehr im Trend. Was nach außen hin wie ein Widerspruch erscheint, ist eine Chance für bäuerliche Direktvermark- tungsbetriebe, die ein hohes Engagement nicht scheuen. Denn die Nachfrage nach re- gionalen Produkten, nach garantierter Her- kunft, nach kulinarischen Erlebnissen ohne Austauschbarkeit ist groß. Aber die Kunden schätzen neben der besonderen Qualität der Produkte auch die direkte Information durch die Bauern. Für Betriebe, die heute in die Direktvermarktung einsteigen möchten, gibt Alle drei GewinnerInnen der Kategorie Brot kommen aus der Steiermark und sind es Potenzial am Markt, auch wenn dabei die Mitglied bei »Gutes vom Bauernhof« (v.l.): Bundesminister Andrä Rupprechter, Anforderungen an Produkt, Qualität und Markus und Silvia Lanz, Bernhard Potzinger, Andrea Potzinger-Wurzer, Maria und Marketing enorm sind. Durch die Direkt- Franz Nigitz, Eva-Maria Lipp und Präsident Franz Titschenbacher (LK Steiermark) vermarktung werden auf Österreichs Bauern- Kärnten überzeugte die Jury gleich doppelt höfen rund 30.000 Vollzeit-Arbeitsplätze mit seinen Fischspezialitäten. gesichert“, skizziert August Astl, Generalse- kretär der Landwirtschaftskammer Öster- Hochrangige Gratulation reich und Obmann des Agrar.Projekt.Vereins Die Laudatoren des Abends, Bundesmi- die Zukunftssparte Direktvermarktung als nister Andrä Rupprechter, Landesrat Josef Chance. Schwaiger, August Astl, Obmann des Agrar. Gerade jetzt ist ein Einstieg in die Direkt- Projekt.Vereins, sowie AMA-Chef Günter vermarktung günstig. Die Nachfrage nach Griesmayr, Bundesbäuerin Andrea Schwarz- frischen, heimischen Produkten übersteigt mann, der Präsident des österreichischen derzeit das Angebot. Vor allem die Produkt- Bauernbundes Jakob Auer, sowie Projektlei- gruppen Obst und Obstprodukte, Brot und ter Anton Heritzer gratulierten den Bundess- Backwaren, sowie Fleisch und Fleischpro- iegern zu ihren hervorragenden Produkten dukte haben an Bedeutung gewonnen. und betonten die Bedeutung der österreichi- schen Direktvermarkter. 26 Bundessieger Kooperationspartner der GenussKrone Die Steiermark war mit acht Bundessie- Österreich sind die Landwirtschaftskammern, gern am erfolgreichsten, dicht gefolgt von die AMA Marketing GmbH und das Bundes- Bundesminister Andrä Rupprechter Kärnten, das sechs GenussKronen erhielt. Mit ministerium für Land- und Forstwirtschaft, vier Trophäen erzielte Oberösterreich ein phäen ging in das Burgenland und nach Nie- Umwelt und Wasserwirtschaft.  tolles Ergebnis. Vorarlberg, Tirol und Salz- derösterreich. Erstmal ist es einem Betrieb http://www.genusskrone.at burg freuten sich über jeweils zwei Tro- gelungen, gleich in zwei Kategorien Bun- http://www.agrarprojektverein.at phäen. Jeweils eine der begehrten Siegertro- dessieger zu werden – Gerhard Marzi aus http://www.ama.at Alle Fotos: BMLFUW / Christopher Fuchs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 92 Gastronomie & Kulinarisches Häferlgucker im historischen Salzburg Wie sah es im Barock mit lukullischen Genüssen in der Residenzstadt aus? WissenschaftlerInnen der Universität Salzburg begaben sich auf Spurensuche.

in spanischer Reisender beschwerte sich Egegen 1800: Das Essen sei zu fett, der Wein viel zu sauer. War ein Aufenthalt im hi- storischen Salzburg tatsächlich eine kulinari- sche Katastrophe? Ein siebenköpfiges For- scherteam des Zentrums für Gastrosophie, einer Abteilung des Fachbereichs Geschichte der Universität Salzburg, will es genau wis- sen. Im Rahmen eines dreijährigen Projekts, unterstützt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, werden nun Nahrungsmittel und Eßgewohnheiten zwi- schen 1500 und 1800 unter die Lupe genom- men. Ein engagiertes Vorhaben, denn es wer- den Essenstraditionen sämtlicher sozialer Schichten der Bevölkerung – von der Ar-

menküche über das bürgerliche Wirtshaus, Foto: Universität Salzburg / Kolarik das Kloster bis hin zum fürsterzbischöfli- Sind auf Spurensuche nach lukullischen Genüssen der Vergangenheit (v.l.): Michael chen Hof – untersucht. „Wir leisten Pionier- Brauer, Marlene Ernst, Simon Edlmayr, BA; Dr. Gerald Hirtner (Archivar St. Peter), arbeit. In der deutschsprachigen Geschichts- stehend; sitzend (v.l.): Martina Rauchenzauner, Ao.Univ.-Prof. Gerhard Ammerer, Jutta Baumgartner und Beate Rödhammer. wissenschaft wurde noch nie die Ernährung in einer Stadt in all ihren Facetten darge- Feste genauer analysieren: „Bei besonderen in den Kochtöpfen in gehobenen Haushalten stellt. Im Gegensatz zum englischsprachigen Feiern wurden sogar 15 bis 18 Speisen auf- brutzelte und schmorte, zeugt von großer Raum ist bei uns im Bereich Food Studies getischt und es gab vor allem sehr, sehr viel Vielfalt und Kreativität. „Heute weiß man noch vieles nachzuholen“, sagt Projektleiter Alkohol. Bei einem 14tägigen Kegelturnier etwa gar nicht mehr Bescheid über die Fülle Universitätsprofessor Gerhard Ammerer. winkte einmal ein Stier als Siegespreis.“ an Quittenrezepten. Wenn man sich damit Als Quellen für ihre Arbeit dienen den Simon Edlmayr wird auch über die kulinari- befaßt, könnten daraus neue Köstlichkeiten WissenschaftlerInnen Speisepläne, Nahrungs- schen Grenzen Salzburgs etwas hinaus- entstehen. Die alten Rezepte werden zu einer mittellisten oder Kochbücher. Aus überliefer- schauen, denn sein Kerngebiet ist der „für- neuen Inspirationsquelle“, ist Brauer über- ten „Instruktionen“ erfährt man, wie sich die sterzbischöfliche Hof“: „Man tauschte nicht zeugt. Ein Schritt in diese Richtung ist be- Köche am Hof oder im Kloster zu verhalten nur Waren, Gewürze und Kochrezepte zwi- reits getan: Am aktuell erscheinenden „Koch- hatten. „Es gab gewisse Hygienevorschrif- schen den Höfen aus, sondern sogar Köche. buch des Carolus Robekh“ hat sich auch ten, aber für die Köche im Kloster war es Sie waren wie ein Statussymbol für die Herr- Spitzenkoch Andreas Döllerer beteiligt und auch wichtig die Messe zu besuchen“, er- scher.“ Einerseits sind also die lokalen Eß- ausgewählte historische Rezepte von 1679 klärt Gerald Hirtner, Archivar von St. Peter, gewohnheiten in den Blick zu nehmen, an- neu interpretiert. Damit ist bewiesen: Waller der zum Themenbereich „Klosterküche“ dererseits aber auch der Aspekt des Kultur- mit Lebzelten schmeckt wunderbar und forscht. Auch Nachlaßinventare verraten transfers und dessen Auswirkungen. Einen weiße Rüben eignen sich hervorragend als viel: „Man sieht, welche Getränke, welchen Kontrast dazu bildet das Teilprojekt von Nachspeise!  Hausrat sich die Salzburger geleistet haben, Ass.-Prof. Alfred Stefan Weiß. Er wird sich welche Produkte gehandelt wurden oder ob mit der institutionellen Armenküche befas- Klaudia Kardum, es im Haushalt eine Köchin gab“, erzählt Mar- sen. Simone Kempinger, tina Rauchenzauner, die den Bereich „Bür- Die Beschäftigung mit alten Kochrezep- Simon Edlmayr (Hg.) gertum“ untersucht. ten und Ernährungstraditionen ist aber nicht Kochbuch des Ein großer Schatz für die Forscher ist nur von Interesse für die Forschung. „Eines Carolus Robekh auch das „Tagebuch“ des alten Stiegl-Gast- unserer Ziele ist, daß regionale Nahrungs- aus dem Jahr 1679 hauses, in dem über 30 Jahre lang die wich- mittel wieder mehr wertgeschätzt werden und mit 459 Rezepten tigsten Festmähler aufgezeichnet wurden. wir Anregungen für die gegenwärtige Küche 300 Seiten, 24,90 € Jutta Baumgartner untersucht die Geschichte geben“, sagt Michael Brauer, Leiter für englisch Broschur der Gastronomie und wird dabei auch die Nachwuchsförderung im Projekt. Was einst ISBN: 978385476-489-2

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 93 Gastronomie & Kulinarisches Falstaff kürt Erwin Sabathi zum »Winzer des Jahres« Neben der Ehrung für den steirischen Spitzenwinzer wurde bei der VieVinum in der Wiener Hofburg der »Ultimate Wine Guide Austria« präsentiert.

s ist in der österreichischen Weinszene Eunbestritten die höchste Auszeichnung, die ein Winzer erlangen kann: Erwin Sabathi wurde am Nachmittag des 4. Juni bei der Weinmesse VieVinum in der Wiener Hof- burg zum „Falstaff Winzer des Jahres 2016“ gekürt. Die feierliche Prämierung fand in der Falstaff-Lounge im Wintergarten der Hof- burg statt, wo auch hochkarätige Winzer aus Deutschland und Italien ihre Weine präsen- tierten. Einen ersten Einblick in die Qualität des Weißweinjahrgangs 2015 sowie des Rot- weinjahrgangs 2014 konnte man außerdem dem druckfrischen „Ultimate Wine Guide Austria“ entnehmen.

Der »Winzer des Jahres 2016« Foto: Falstaff Verlags GmbH / APA-Fotoservice Schedl Der südsteirische Winzer hat mit seinem v.l.: Wolfgang M. Rosam (Falstaff-Herausgeber), Erwin Sabathi (Falstaff Winzer Weingut in der Gemeinde Leutschach eine des Jahres), Willi Klinger (ÖWM-Chef), Peter Moser (Falstaff Wein-Chefredakteur) beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. »Ultimate Wine Guide wertet. Der englischsprachige Weinguide In den letzten Jahren hat er dem Lagencha- Austria 2016/17« gilt einerseits für internationale Weinfach- rakter seiner Weine noch eindrucksvoller Alle zwei Jahre fokussiert sich das Inter- leute als unverzichtbarer Überblick über die Ausdruck geben können. Das Herzstück sei- esse der internationalen Weinszene auf öster- besten heimischen Weingüter und anderer- ner Weingärten ist der steile und steinige reichische Weine. 15.000 BesucherInnen fre- seits für die heimische Weinszene als erster Pössnitzberg, der den Trauben viel Charakter quentieren die Hofburg, wenn die VieVinum, Gradmesser der neuen Jahrgänge. Im Guide mitgibt, den Sabathi wiederum im Keller zu die wichtigste heimische Weinmesse abge- finden sich über 1500 neue Weinbewertun- bewahren weiß. Sabathi beherrscht die ge- halten wird. Mit Spannung wurden die ersten gen von beinahe 200 Weingütern. samte Klaviatur von trinkfreudigen fruchti- Weinbewertungen des Falstaff-Verlags erwar- Falstaff ist mit einer Auflage von ca. gen Weinen bis hin zu mineralischen Spit- tet, die im „Ultimate Wine Guide Austria 140.000 Stück das größte Magazin für kuli- zenkreszenzen, die enormes Potential haben. 2016/17“ veröffentlicht wurden. Wein-Chef- narischen Lifestyle im deutschsprachigen Viele seiner Kreationen haben noch lange redakteur Peter Moser hat die Jahrgänge 2015 Raum, Falstaff.at verzeichnet rund 280.000 nicht ihren Höhepunkt erreicht, und die hei- für Weißwein sowie 2014 für Rotwein sowie Besuche pro Monat.  mischen Weinfreunde dürfen sich noch auf gereifte Weine unter die Lupe genommen und http://www.falstaff.at viele große Weine freuen. nach dem bewährten 100-Punkte-System be- http://www.sabathi.com Foto: Weingut Erwin Sabathi Der südsteirische Winzer Erwin Sabgathi hat mit seinem Weingut in der steirischen Gemeinde Leutschach eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. Herzstück seiner Weingärten ist der steile und steinige Pössnitzberg (im Bild).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 94 Gastronomie & Kulinarisches NÖ: Qualitätssiegel an Direktvermarkter und Heurige ür ausgezeichnete und geprüfte Qualität Fstehen die insgesamt 170 Gutes vom Bauernhof-Betriebe und 134 Top-Heurigen in Niederösterreich. In den Räumlichkeiten der Landwirtschaftskammer NÖ in St. Pöl- ten erhielten nun im feierlichen Rahmen ein weiterer Direktvermarkter das Gütesiegel „Gutes vom Bauernhof“ und zwei weitere Buschenschänker die Auszeichnung „Top- Heuriger“ aus den Händen von LK-Vizeprä- sidentin Theresia Meier und der Obmann- Stellvertreterin des Landesverbands für bäu- erliche Direktvermarkter, Christine Zimmer- mann. „Die Aus- und Weiterbildung ist wesent-

licher Bestandteil für professionell arbeiten- Foto: LK NÖ / Erich Marschik de Betriebe. Direktvermarkter als auch Heu- v.l.: Projektleiterin Top-Heuriger Alexandra Bichler, Familie Zederbauer, Familie rige sind wertvolle Brückenbauer zum Kon- Kienberger, Obmann Stv. Christine Zimmermann, Christian Lobner, LK NÖ-Vize- sumenten“, so Meier. Zimmermann streicht präsidentin Theresia Meier und Projektleiterin Bernadette Gruber die Vorzüge der Qualitätsprogramme hervor: nun das „Gutes vom Bauernhof“-Siegel füh- bäuerliche Direktvermarktungsbetriebe. Seit „Die Betriebe müssen die vorgegeben Krite- ren. 2002 können sich Direktvermarkter aus NÖ rien einhalten, werden von externer Stelle Die beiden neuen Top-Heurigen gehören dafür bewerben. Wenn sie den Kriterien ent- kontrolliert und stehen somit für ausgezeich- Familie Kienberger (Sieghartskirchen) so- sprechen, erhalten sie das Zertifikat.  nete Qualität.“ wie Familie Zederbauer (Palt im Kremstal). http://www.gutesvombauernhof.at Die Familie Lobner (Wein, Säfte, Obst- „Gutes vom Bauernhof“ ist ein Qualitäts- http://www.heuriger-kienberger.at produkte) in Prottes, Bezirk Gänserndorf, darf programm der Landwirtschaftskammern für http://www.weingut-zederbauer.at Rund 3000 feierten ein feuriges Gulaschfestival im Donaupark as Gulaschfestival Wien des 1899 ge- Dgründeten ungarischen Arbeitervereins verbindet seit 2009 jährlich österreichisch- ungarische Tradition, Wiener Gemütlichkeit und herzhafte Kulinarik. Rund 30 Teams wetteifern um das beste Gulasch des Jahres. Mit dem Gulaschfestival und diversen tradi- tionellen sowie modernen Veranstaltungen pflegt der ungarische Arbeiterverein Wien fortlaufend die gemeinsame Kultur der ungarischen und österreichischen Nationen. „Wir hatten noch nie so viele Gäste wie heute“, sagt Obfrau und Veranstalterin des Gulaschfestivals Erika Kancsar. „Zahlreiche Wienerinnen und Wiener sind unserem Auf- ruf gefolgt, gemeinsam mit uns ein feuriges

Fest zu feiern und ungarische Tradition ken- Foto: Manuel Pammer nenzulernen.“ Erstmals war die Veranstal- Erika Kancsar, Obfrau des ungarischen Arbeitervereins Wien und Veranstalterin tung heuer im Donaupark. Zu Mittag starte- des Gulaschfestivals, beim Ankochen. te das scharfe Spektakel – und Kesselgu- laschspezialisten an, um gegeneinander Kes- schen Variante etwas flüssiger als das Wie- lasch, Schmankerln vom Grill sowie andere selgulasch zu kochen. Eine Fachjury beste- ner Gulasch. Es wurde aber auch das der Wie- ungarische Spezialitäten sorgten für das leib- hend aus österreichischen und ungarischen ner Variante ähnliche Pörkölt gekocht und liche Wohl. „Der Andrang war so groß, daß KöchInnen kürte das beste Gericht der rund mit zahlreichen kreativen Neukreationen wie uns bereits um 17 Uhr das Gulasch ausge- 30 antretenden Teams. EFS (Euro-Finanz- etwa vegetarisches Gulasch, überrascht. gangen ist. Das gab es noch nie. Nächstes Service AG) Vösendorf konnte den heißbeg- Neben der feierlichen Sigerehrung luden Stän- Jahr kochen wir noch mehr“, so Kancsar. ehrten Wanderpokal, den Bográcsgulyás- de dazu ein, sich ein Bild von der Vielfalt der Um 16 Uhr traten sowohl Wiener Teams Kochlöffel heuer für sich erkochen. Das ungarischen Küche zu machen.  als auch eigens aus Ungarn angereiste Gu- klassische Bográcsgulyás ist in der klassi- http://www.gulaschfestival.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 95 Personalia Manfred Deix † Der österreichische Karikaturist Manfred Deix ist am 25. Juni im Alter von 67 Jahren gestorben. Foto: Günter S. Kargl Manfred Deix, 22. Februar 1949 – 25. Juni 2016

er Publizist Henryk M. Broder meinte einzigen Museum für Bildsatire und kriti- Manfred Deix’ Zeichnungen wurden in Düber den Karikaturisten Manfred Deix: scher Grafik in Österreich, beteiligt, wo er Magazinen wie u.a. profil, Trend, Economy, „Er ist der Stift, mit dem Karl Kraus ge- bis heute mit einer Dauerpräsentation frühe- News, Stern, Der Spiegel, Pardon, Titanic zeichnet hätte.“ rer und aktueller Arbeiten vertreten ist. und im Playboy veröffentlicht. Nach „Car- Die Arbeiten von Manfred Deix sind längst In seiner Rede zur Ausstellung „Für im- toons“, dem ersten Deix-Sammelband aus Kunstwerke, Klassiker der österreichischen mer Deix!“ meinte der niederösterreichische dem Jahre 1980 folgten viele weitere Pub- Karikatur und stilbildend für viele Kollegen. Landeshauptmann Erwin Pröll: „Manfred likationen, darunter, „Der dicke Deix“, „Der Die Bedeutung seiner schonungslosen Car- Deix versteht es, den Menschen einen Spie- goldene Deix“, „Dichter Deix“, „Der heilige toons gehen weit über die Landesgrenzen gel vorzuhalten. Einen Spiegel, der vieles Deix“ und „Für immer Deix!“ (2012), zu- hinaus und waren unermüdlich in seiner Kri- zeigt, was wir in Wahrheit als Normalsterb- letzt erschienen 2015 Neue Zeichnungen so- tik an gesellschaftlichen Zwängen. Das En- liche im Alltag gar nicht merken und gar wie sein achtzehntes Buch Tierwelt. Katzen fant terrible der heimischen Zeichnerszene nicht sehen.“ & Co. analysierte mit spitzer Feder die Untiefen Seit 1988 ist Manfred Deix Träger des Gottfried Gusenbauer, Direktor des Kari- der österreichischen Seele, seine dargestell- Nestroy Ringes der Stadt Wien, 2005 wurde katurmuseum Krems, zum Werk des politi- ten Charaktere haben als „Deixfiguren“ an ihm das goldene Verdienstzeichen der Stadt schen Zeichners: „Manfred Deix war einer sprichwörtlicher Bedeutung gewonnen und Wien überreicht. Das Goldene Ehrenzeichen der großen Künstler Österreichs. Es gab und wurden sogar im Duden begrifflich aufge- für Verdienste um das Bundesland Nieder- gibt viele Tabus und unangenehme Wahrhei- nommen. österreich wurde Deix 2009 verliehen. 2012 ten, die man nicht ansprechen durfte oder Manfred Deix war maßgeblich an der erhielt er den Österreichischen Kabarettpreis konnte, hier hat uns Deix mit seinen Bildern Gründung des Karikaturmuseum Krems, dem (Kategorie Sonderpreis). die Augen geöffnet.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 96 Personalia

Stimmen aus dem offiziellen Österreich uns zum Nachdenken und Umdenken ge- uns zu der bedeutenden philosophischen Er- Nationalratspräsidentin Doris Bures bracht hat. Damit hat er der Gesellschaft kenntnis verholfen hat, daß die Schöpfung Betroffen zeigte sich Nationalratsprä- einen Spiegel vorgehalten und Oasen des lächerlich und Gott der größte Humorist ist. sidentin Doris Bures über die Nachricht vom Humors und der Lebensfreude geschaffen“, Manfred war ein großer Bewunderer Mu- Ableben des Karikaturisten und Künstlers sagte Landeshauptmann Erwin Pröll zum hammad Ali’s und ich glaube, daß es in sei- Manfred Deix. „Auch wenn es nicht immer Tod des niederösterreichischen Zeichners nem Sinne war diese Welt gemeinsam mit angenehm war: Kaum jemand konnte die und Karikaturisten. „Manfred Deix war nicht ihm zu verlassen. österreichische Befindlichkeit in solch klare nur ein Meister seines Fachs, sondern auch So seltsam es klingen mag – diese beiden Bilder fassen wie Manfred Deix“, sagte Bu- ein überzeugter Niederösterreicher, der sei- hatten etwas gemeinsam: Sie waren Jahr- res. „Es waren manchmal auch bittere Wahr- ner Heimat unglaublich viel gegeben hat. hunderterscheinungen, die die Welt grundle- heiten, mit denen er Österreich zum Lachen Sein Name wird für alle Zeiten untrennbar gend verändern sollten – der eine die Welt und Nachdenken brachte. Schön waren wir mit dem Karikaturmuseum Krems verbun- des Boxsports, der andere die Welt der sati- nicht in seinen Bildern, aber schön ist auch den sein, denn sein Wirken war grundlegend rischen Zeichnung. Beide zeigten dem stau- die Realität nicht immer. Manfred Deix’ Ka- für die Entstehung und erfolgreiche Ent- nenden Erdkreis Kunststücke, die man bis rikaturen haben mehr als 40 Jahre lang Po- wicklung dieser Einrichtung“, so der Lan- dahin für völlig unmöglich gehalten hatte. litik und Medien geprägt. Seine Bilder wa- deshauptmann, der auch betonte: „Manfred Und beide flatterten wie die Schmetter- ren Kommentare zur Zeit. Als Politikerinnen Deix war eine ganz besondere Persönlich- linge und stachen wie die Bienen. und Politiker taten wir gut daran, genau hin- keit, die einem stets ehrlich, direkt und un- Ich kann mir eine Welt ohne Manfred zuschauen. Manfred Deix wird Österreich verfälscht begegnet ist. Unsere tiefe Anteil- Deix, mit dem ich mein ganzes Leben lang fehlen“, so die Nationalratspräsidentin. nahme gilt in diesen schweren Stunden vor verbunden war, nicht vorstellen. allem seiner Witwe.“ Ich werde ihn unendlich vermissen. Kulturminister Thomas Drozda In meinem Herzen wird er immer weiter „Manfred Deix war ein kompromissloser Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny flattern und stechen“, so Gottfried Helnwein. Beobachter unserer Gesellschaft, der das Be- „Manfred Deix war ein kompromiß´loser obachtete auf geniale Weise in seinen Kari- Karikaturist, der mit den Mitteln der Über- Die MitarbeiterInnen des Karikaturmu- katuren zu Bild brachte. Mit seinen Zeich- treibung die österreichische und Wiener See- seum Krems sind über den Tod von Manfred nungen hat er mehr als 40 Jahre lang poin- le liebevoll und gleichzeitig unbarmherzig Deix tief betroffen und trauern um ihn. Mit tiert und ohne Tabu aktuelle gesellschaftliche nachzeichnete“, reagierte Wiens Kulturstadt- ihm verliert die österreichische Karikatur- und politische Vorgänge aufgezeigt, kom- rat Andreas Mailath-Pokorny auf den Tod und Zeichnerszene einen der kritischsten und mentiert und mit viel Humor verarbeitet“, so des Ausnahmekünstlers. „Mit seinen humor- einflußreichsten Künstler unserer Zeit. Kulturminister Thomas Drozda zum Tod von vollen und treffsicheren Zeichnungen hat er Manfred Deix. es auf die Titelblätter internationaler Maga- Manfred Deix Seit 1972 zeichnete der Künstler und Ka- zine geschafft. Als politischer Cartoonist kom- Manfred Deix wurde 1949 in St. Pölten rikaturist für österreichische und internatio- mentierte er gesellschaftspolitische und ak- geboren. Er wuchs in St. Pölten und Bö- nale Tageszeitungen und Wochenmagazine. tuelle Vorgänge pointiert und verschonte da- heimkirchen, wo seine Eltern ein Wirtshaus „Deix‘ Portraits und Bildgeschichten wei- bei niemanden. Mit spitzer Feder entlarvte er betrieben, auf. Ab 1955 besuchte er die Da- sen eine mitreißende Geschmacklosigkeit Borniertheit, Kleingeist und dumpfe Gesin- niel Gran-Volksschule, danach für ein Jahr auf – wie das Satiremagazin ,Titanic‘ über nung. Deix war auch selbst Teil seiner von die Hauptschule und von 1960 bis 1965 das seinen unverwechselbaren Stil schrieb. Die ihm geschaffenen Welt. Er hatte einen Blick, BRG in St. Pölten. 1965 immatrikulierte er grotesk überhöhte Kommentierung der Welt der nicht von oben, nicht mit elitärer Verach- sich in Wien an der Höheren Graphischen und die oft schockierenden Motive waren tung kam, sondern von innen. Seine Bilder Lehr- und Versuchsanstalt, wo er u. a. ge- sein Markenzeichen und sein künstlerischer zeugen stets von großer Empathie für die meinsam mit Gottfried Helnwein, Josef Bra- Blick auf die österreichische Seele war ein- Menschen“, so Mailath abschließend. mer und Bernhard Paul die Schulbank zigartig“, so Drozda. drückte. Erste Cartoons von ihm erschienen Neben zahlreichen Ausstellungen im In- Nachruf von Gottfried Helnwein in der Niederösterreichischen Kirchenzeitung. und Ausland – im Palais Palffy und im Kunst Der Künstler Gottfried Helnwein, ein Ab 1972 veröffentlichte er in den Magazinen Haus Wien, in der Kunstgalerie Klagenfurt jahrzehntelanger Weggefährte von Manfred „Profil“, „Trend“ und „Economy“, ab 1978 sowie in Paris, Tokio und New York – zeigt Deix, trauert ebenfalls um seinen Freund: folgten Titelblätter und Zeichnungen für das Karikaturenmuseum Krems in einer Per- „Manfred Deix, der größte satirische Zeich- „Stern“, „Der Spiegel“ und „Titanic“. Von manentausstellung Werke von Manfred Deix. ner dieses Jahrhunderts, ist nicht mehr. Wenn 1992 bis März 2015 veröffentlichte Deix Michelangelo sagte, die größte Kunst sei jede Wochen einen Cartoon im Nachrichten- Landeshauptmann Erwin Pröll ,nichts als ein Schatten der göttlichen Per- magazin „News“. 2001 eröffnete in Krems „Mit Manfred Deix verlieren wir einen fektion‘, dann hat Deix mit seiner Kunst den das nach einem Entwurf von Gustav Peichl weit über die Grenzen unseres Landes hin- unerbittlichen Gegenbeweis angetreten: Er erbaute Karikaturmuseum, Österreichs ein- aus anerkannten und etablierten Künstler. Er zeigte uns, daß das Werk des Schöpfers nur ziges Museum für Karikatur, Cartoons, Co- war unverwechselbar in seiner Kunst und so strotzt von Fehlern, Peinlichkeiten und mics und Bildsatire. Es enthält auch eine einzigartig in seiner Persönlichkeit. Sein Schnitzern. Gott sei Dank, muß man sagen, Dauerausstellung zum Werk von Manfred scharfer Blick und seine spitze Feder werden denn bei einem perfektionistischen Gott hät- Deix.  uns sehr fehlen. Er war ein Vordenker, der ten wir wenig zu lachen, und es war Deix, der http://www.karikaturmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 97 Personalia Wittgenstein-Preis 2016 für IST Austria-Professor Peter Jonas Der bedeutendste und höchstdotierte Wissenschaftsförderungspreis Österreichs bringt 1,5 Mio. Euro für die Neurowissenschaften an das IST Austria.

it der Zuerkennung des diesjährigen MWittgenstein-Preises an Peter Jonas würdigte die Internationale Jury des START- Programms und des Wittgenstein-Preises seine bisherigen, bahnbrechenden Arbeiten im Gebiet der Neurowissenschaften. Die mit der Auszeichnung einhergehen- den 1,5 Mio. Euro werden Peter Jonas ein Höchstmaß an Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung seiner Forschungstätigkeit garantieren. Den Programmzielen entspre- chend will Peter Jonas die ihm zur Verfü- gung stehenden Mittel in Forschungspro- jekte mit „hHigh risk / high gain“ Charakter investieren. „Den Wittgenstein-Preis zu erhalten, er- füllt mich mit großemn Stolz. Mein Ziel ist es, nicht nur mit den finanziellen Möglich- Foto: IST Austria IST Austria Professor Peter Jonas erhält den Wittgenstein-Preis 2016. keiten des Preises weitgehend frei von äuße- ren Zwängen meine Forschung voranzutrei- mulation und elektronenmikroskopischer ter in der Gruppe von Prof. Bert Sakmann ben, sondern auch mit Hilfe der Symbolkraft Analyse nachzuweisen. Diese Untersuchun- (Nobelpreisträger für Physiologie und Me- des Preises die Neurowissenschaften am IST gen werden zu einem präzisen molekular- dizin 1991) am Max-Planck-Institut für Austria und in Österreich weiter nach vorne strukturell-funktionellen Bild der Signal- medizinische Forschung in Heidelberg wur- zu bringen“, so Peter Jonas in einer ersten übertragung an exzitatorischen und inhibito- de er zum außerordentlichen Professor an Reaktion. rischen Synapsen führen. der Technischen Universität München beru- Mit einem interdisziplinären Ansatz fen. Im Jahr 1995 wechselte Jonas als or- Synaptische Kommunikation in möchte Peter Jonas, teilweise zusammen mit dentlicher Professor und Abteilungsleiter an neuronalen Mikroschaltkreisen anderen Forschungsgruppen am IST Austria, das Physiologische Institut der Universität Als einer der weltweit führenden Neuro- eine der Grundfragen der Neurowissenschaf- Freiburg, bevor er 2010 an das im Aufbau be- wissenschaftler ist Peter Jonas besonders be- ten klären: Wie strukturelle Korrelate von findliche Institute of Science and Technolo- kannt für seine Beiträge zum Verständnis der synaptischer Übertragung und synaptischer gy (IST Austria) in Klosterneuburg bei Wien synaptischen Übertragung in neuronalen Plastizität aussehen. ging. Peter Jonas war der erste Neurowissen- Mikroschaltkreisen. In seiner Forschung un- schaftler am IST Austria und bildete somit tersucht er, wie Synapsen die Kommunika- Pioniergeist und Mut zum Risiko den Beginn der erfolgreichen Entwicklung tion zwischen Neuronen ermöglichen. „Ich gratuliere Peter Jonas zum Wittgen- eines neurowissenschaftlichen Schwerpunk- Da das menschliche Gehirn über unge- stein-Preis 2016 und freue mich, dass er als tes des Instituts. fähr 10 Milliarden Neurone und eine Trilliar- unser erster Neurowissenschaftler, der be- Peter Jonas erhielt zahlreiche wissen- de Synapsen verfügt, stellt das Verständnis reits im Jahr 2010 an das Institut gekommen schaftliche Auszeichnungen. Er ist Mitglied der Funktionsweise dieser neuronalen Mi- war, diese großartige Anerkennung für seine der deutschen Akademie der Naturforscher kroschaltkreise eine der größten Herausfor- exzellente und weltweit anerkannte For- Leopoldina und der Academia Europaea. Er derungen in den Biowissenschaften des 21. schungsleistung durch den FWF erhalten wurde unter anderem mit dem Adolf-Fick- Jahrhunderts dar. Die Förderung durch den hat“, so Thomas Henzinger, Präsident des Preis und dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz- Wittgenstein-Preis wird es Peter Jonas ermög- IST Austria und selbst Wittgenstein-Preisträ- Preis ausgezeichnet und ist Mitglied der Re- lichen, einer weiteren besonders spannenden ger seit dem Jahr 2012. daktionskomitees der renommierten Fach- Frage in den Neurowissenschaften nachzuge- zeitschriften „Science“ und „Neuron“. Jonas hen: Dem Zusammenhang zwischen Struktur Peter Jonas ist zweifacher Preisträger des prestigeträch- und Funktion bei der synaptischen Signal- Peter Jonas, geboren 1961, schloß sein Stu- tigen und höchst kompetitiven ERC Advan- übertragung. Zielsetzung ist es, strukturelle dium der Medizin an der Universität Gießen ced Grant, den er in den Jahren 2010 und Änderungen bei der synaptischen Übertra- 1987 ab. Nach Anstellungen als Postdoc in 2016 erhielt.  gung durch Kombination von optischer Sti- Gießen und als wissenschaftlicher Mitarbei- http://ist.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 98 Personalia Zelman-Preis 2016 Die Historikerin und Publizistin Gabriele Anderl wurde mit dem Preis für Dialog und Verständigung 2016 ausgezeichnet.

n diesem Jahr geht der Leon Zelman Preis I2016 an die Historikerin und Journalistin Gabriele Anderl. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird von der Stadt Wien gestiftet. Die Auszeichnung wurde am 9. Juni von Kul- turstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Wiener Rathaus übergeben. „Gabriele Anderl ist eine international renommierte Historikerin und Publizistin“, gratuliert Mailath-Pokorny der Wissen- schaftlerin: „In ihren Forschungsarbeiten widmet sie sich den Themen Flucht und Ver- treibung in der Zeit des Nationalsozialismus wie auch in der Gegenwart. Mit der Methode der ,oral history‘ ist es Anderl gelungen, neue Erkenntnisse aus den Gesprächen und Schilderungen mit ZeitzeugInnen zu gewin- nen. Sie ist jedoch nicht nur eine engagierte Forscherin, sondern auch eine unermüdliche Vermittlerin, die mit ihrem publizistischen Werk eine Brücke zwischen den Kulturen und Zeiten schlägt“, schloß Mailath. „Die Historikerin, Exilforscherin und Wissenschaftsjournalistin Gabriele Anderl setzt sich in ihrer Arbeit seit Jahren umfas- send mit der Entrechtung, Beraubung, Ver- treibung, der Flucht und dem Exil Wiener Jüdinnen und Juden auseinander. Darüber hinaus erforscht sie Parallelen zwischen den heutigen Flüchtlingsbewegungen und 1938 – ohne diese gleichzusetzen. Ihr Engagement Foto: PID / Walter Schaub-Walzer und ihre Empathie spiegeln sich nicht nur in Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreicht der Historikerin und Journa- listin Gabriele Anderl den Leon-Zelman-Preis für Dialog und Verständigung 2016. ihrer wissenschaftlichen Arbeit wider son- dern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen En- ,Kladovo-Transport‘ auf dem Weg nach und das Engagement gegen Rassismus und gagement für Flüchtlinge“, so die Begrün- Palästina 1939-1942“) veröffentlicht. 1994 Antisemitismus verdient gemacht haben. dung der Jury. wurde ihr der Käthe Leichter Preis verlie- Gabriele Anderl ist freiberufliche Wis- hen. Sie ist Leiterin von zwei Forschungs- Jewish Welcome Service senschaftlerin mit umfangreicher Forschungs- projekten im Rahmen der Österreichischen 1980 wurde die Organisation auf Initia- tätigkeit und zahlreichen wissenschaftlichen Historikerkommission: „Die Zentralstelle tive des damaligen Bürgermeisters Leopold Publikationen im Bereich der Zeitgeschichte für jüdische Auswanderung als Beraubungs- Gratz und des Stadtrates Heinz Nittel ge- unter anderem zu den Themen Judenver- institution“ und „Die ,Arisierung‘ von Mo- meinsam mit dem 2007 verstorbenen Leon folgung, nationalsozialistische Vertreibungs- bilien“ und Vorstandsmitglied der Österrei- Zelman gegründet. Präsident ist der jeweili- und Vernichtungspolitik, Kunstraub, Flücht- chischen Gesellschaft für Exilforschung. ge Bürgermeister der Stadt Wien. Hauptauf- lingspolitik in Österreich nach dem Zweiten gaben sind Besuchsprogramme für vertrie- Weltkrieg, Exilforschung, Oral-History-For- Der Preis bene jüdische BürgerInnen und ihre Nach- schung sowie Afrikaner in Wien und Bezie- Die Auszeichnung wird seit 2013 im Ge- kommen, Studienreisen für die jüngere Ge- hungen Österreich – Äthiopien. Als Autorin denken an Leon Zelman und dessen Wirken neration sowie die Förderung von Gedenk- hat sie zahlreiche Bucherscheinungen u.a. als langjähriger Leiter des Jewish Welcome und Erinnerungsinitiativen. Seit dem Jahr gemeinsam mit Erika Weinzierl („Vertrei- Service und Herausgeber der Zeitschrift 2012 unterstützt auch der Wiener Städtische bung und Neubeginn. Israelische Bürger „Das Jüdische Echo“ einmal jährlich verlie- Versicherungsverein, Hauptaktionär der Vien- österreichischer Herkunft“) und mit Walter hen. Sie ergeht an Personen, Projekte und Or- na Insurance Group, dessen Arbeit.  Manoschek („Gescheiterte Flucht. Der ganisationen, die sich für Dialog, Erinnern http://www.jewish-welcome.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 99 Personalia NÖ: Hohes Ehrenzeichen des Landes für Erwin Hameseder andeshauptmann Erwin Pröll überreich- Lte Erwin Hameseder, Obmann der Raiff- eisen-Holding NÖ-Wien reg. Gen.m.b.H., am 23. Juni das „Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bun- desland Niederösterreich“ in Anerkennung und Würdigung seines langjährigen und ver- dienstvollen Wirkens. Als „traditionelle und enge Verbindung“ bezeichnete der Landeshauptmann die über Jahrzehnte und mit der ersten Raiffeisenfi- liale in Mühldorf sogar über ein Jahrhundert andauernde „enge Beziehung zwischen Raiff- eisen und dem Land Niederösterreich“. Von dieser Partnerschaft hätten beide Seiten „enorm viel profitiert“, so Pröll. Hameseder sei jemand, „der nicht nur in Niederöster- reich nach wie vor tief verwurzelt ist, sondern der auch eine entscheidende Rolle spielt.“ Der Landeshauptmann hob Hameseders Foto: NÖ Landespressedienst/Filzwieser Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) und Raiffeisenchef Erwin Hameseder Managementqualitäten hervor und, daß er mit beiden Beinen am Boden stehe. „Für dich Hameseder verfüge über „höchste Manage- gegen. Eine jahrzehntelange Partnerschaft heißt managen intensiv überlegen, klar ent- mentqualität getragen von klarem analyti- wie jene zwischen Raiffeisen und dem Land scheiden und konsequent umsetzen“, so Pröll. schem Denken und strategischem Handeln“. Niederösterreich habe nur entstehen können, Das sei in der Alltagsarbeit heute gar nicht „Ich übernehme diese Auszeichnung „weil sich die Menschen hinter den Institu- mehr so einfach, denn die Entscheidungs- wirklich mit Freude, aber auch mit Stolz“, so tionen verstehen“. „Raiffeisen war immer findung werde immer riskanter. „Du kannst Hameseder. Er nehme dieses Ehrenzeichen mehr als eine Bank und das wollen wir auch dich auf eine Reihe von Stärken stützen.“ auch für die Raiffeisenfamilie NÖ-Wien ent- in Zukunft sein“, so der Raiffeisenchef.  OÖ: Kulturmedaille des Landes für Llewellyn Kast eit Mitte der 70er-Jahre des letzten SJahrhunderts ist in Schloß Ebelsberg die wehrkundliche Sammlung des Oberöster- reichischen Landesmuseums untergebracht. Ermöglicht wurde dies durch die großzügige Unterstützung seitens Herrn Llewellyn Kast, der das Schloß Ebelsberg Schritt für Schritt zu einem wichtigen Kulturort im Süden von Linz entwickelt hat. Als Dank und Anerkennung für seine Leistungen hat ihm Landeshauptmann Josef Pühringer die Kulturmedaille des Landes überreicht. „Ohne die unermüdliche Unter- stützung durch Herrn Llewellyn Kast wäre es nicht möglich gewesen, Schloß Ebelsberg zu einem lebendigen Ort der Kulturvermitt- lung zu entwickeln“, erklärte der Landes- hauptmann. „Gerade in der Zusammenarbeit Foto: Land OÖ / Kraml mit dem OÖ. Landesmuseum hat er viel an Landeshauptmann Josef Pühringer (l.), Llewellyn Kast und seine Frau Cristina persönlichem Einsatz und Engagement ein- Pourtale de Kast nach der Überreichung der Kulturmedaille in Linz gebracht, wofür das Land Oberösterreich gonnen, das Schloß für kulturelle Aktivitäten Im Lauf der Zeit wurde die Daueraus- Herrn Llewellyn Kast mit der Verleihung der zu öffnen. Er kam in Kontakt zum OÖ. Lan- stellung durch eine Reihe von Sonderaus- Kulturmedaille Dank und Anerkennung aus- desmuseum und gemeinsam wurde der Plan stellungen ergänzt und erweitert. Die dabei spricht.“ entwickelt, die Räume des Schlosses für eine vorgestellten Themen reichten von „Napo- Llewellyn Kast hat 1974 sein Erbe im Dauerausstellung rund um das Thema leon I in Oberösterreich“ bis zu „Ebelsberg Schloß Ebelsberg angetreten und rasch be- Wehrkunde zu nutzen. und Linz in alten Ansichten“. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 100 Personalia Plainfelder Ehrenbürgerschaft und Salzburger Marmorstier m Zeichen der Verleihung der Ehrenbür- Igerschaft an Wolfgang Saliger stand das 4. Plainfelder Dorffest am 5. Juni. Darüber hin- aus ehrte Landeshauptmann Wilfried Hasl- auer den ehemaligen Zweiten Landtagspräsi- denten mit der Widmung eines „Salzburger Marmorstiers“ aus Adneter Marmor. „Wolfgang Saliger hat sich nicht nur als politisch engagierter Mensch im Bundesland Salzburg und darüber hinaus einen Namen gemacht, sondern ist auch in seiner Marke- tingtätigkeit österreichweit und darüber hin- aus gut bekannt“, betonte Haslauer. Wolfgang Saliger wurde 1946 in Seekir- chen am Wallersee geboren. Er ist verheira- tet, Vater von sieben Kindern und hat neun Foto: LMZ / Franz Neumayr Enkelkinder. Seit 1974 wohnt er in Plainfeld. Der Bürgermeister von Plainfeld, Wolfgang Ganzenhuber, Wolfgang Saliger und Landeshauptmann Wilfried Haslauer beim 4. Plaindorfer Dorffest Er studierte nebenberuflich einige Semester Geschichte und Philosophie an den Univer- burger Arbeiterkammer, 1989 bis 1991 Bun- Saliger war unter anderem von 1968 bis sitäten Wien und Salzburg. Er schloß die desrat, und 1991 bis 2009 Abgeordneter zum 1994 Marketing- und Werbeleiter der Alpi Staatsprüfung auf der juridischen Fakultät in Salzburger Landtag für die ÖVP, darunter Industrie Genossenschaft und Geschäftsfüh- Salzburg ab und wurde durch Fachkurse zum 1992 bis 2008 ÖVP-Bezirksobmann für den rer der Alpi Handelsgesellschaft, dabei 25 Werbekaufmann und Marktforscher. Flachgau, 2004 bis 2006 Klubobmann-Stell- Jahre Zentralbetriebsrat. Ab 1994 war er als In seiner politischen Laufbahn war er von vertreter, 2006 bis 2008 Dritter Präsident des Experte für Werbung und Produktentwick- 1979 bis 1984 Gemeindevertreter in Plain- Salzburger Landtags und 2008 bis 2009 lung sowie als selbstständiger Werbekauf- feld, 1984 bis 1989 Vizepräsident der Salz- Zweiter Landtagspräsident. mann tätig.  Verdiente Anerkennung für Vorarlbergs Stardirigenten Honeck n Vertretung von Vorarlbergs Landes- Ihauptmann Markus Wallner hat Landes- statthalter Karlheinz Rüdisser am 29. Mai im Festspielhaus in Bregenz Vorarlbergs Star- dirigenten Manfred Honeck geehrt. Im Auf- trag des Bundespräsidenten überreichte er ihm das Dekret über den Berufstitel „Pro- fessor“. Die Landesregierung habe sich nachdrück- lich für den Bundes-Ehrentitel eingesetzt, „weil wir geschlossen die Meinung vertreten haben, daß ein Vorarlberger Ihres Formats, der für die Reputation unserer Region und der Republik Österreich insgesamt so viel leistet und schon geleistet hat, diese Auszeichnung absolut verdient“, betonte Rüdisser im Rah- men der Bregenzer Meisterkonzerte 2015/16, Foto: Vorarlberger Landesregierung / A. Serra die mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (l.) überreicht Vorarlbergs Stardirigenten Manfred Honeck im Festspielhaus das Dekret über den Berufstitel »Professor«. dem Honeck als Dirigent vorsteht, den Sai- sonabschluß feierten. sam verfolgt und mit großem Stolz regi- später des Staatsopernorchesters. Honeck ist In seinen Gratulationsworten erinnerte striert werden.“ Die Ehrung mit einer Bun- Gastdirigent bei vielen namhaften Orchestern, der Rüdisser an die vielen Etappen und Sta- desauszeichnung sei eine gebührende Wür- darunter die Sächsische Staatskapelle Dres- tionen im musikalischen Leben von Manfred digung, unterstrich der Landesstatthalter. den, die Bamberger Symphoniker, das Orche- Honeck. „Ihr Karriereweg ist einfach nur be- Honeck wurde am 17. September 1958 in stre de Paris, das Israel Philharmonic Orche- eindruckend. Vor dieser Schaffens- und Lei- Nenzing geboren. Er lernte Geige und später stra, das Chicago Symphony Orchestra, die stungskraft kann man nur den Hut ziehen“, Bratsche. Nach der musikalischen Ausbildung Wiener Philharmoniker, die Wiener Sympho- konstatierte Rüdisser. „Sie sollen wissen, daß an der Hochschule für Musik in Wien wurde niker und die Berliner Philharmoniker.  Ihre Leistungen von Landesseite aufmerk- er Mitglied der Wiener Philharmoniker und https://www.youtube.com/results?search_query=Manfred+Honeck

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 101 Wissenschaft & Technik Teilchenzoo im Quantencomputer Erste experimentelle Quantensimulation eines Phänomens der Teilchenphysik

it der ersten Quantensimulation einer MGitter-Eichfeldtheorie schlagen Inns- brucker Physiker eine Brücke zwischen Hochenergiephysik und Atomphysik. Die For- schungsgruppen um Rainer Blatt und Peter Zoller berichten in der Fachzeitschrift „Na- ture“, wie sie mit einem Quantencomputer die spontane Entstehung von Elementar- teilchen-Paaren aus einem Vakuum simuliert haben. Die kleinsten bekannten Bausteine der Materie sind die Elementarteilchen, deren Eigenschaften die Teilchenphysik mit dem sogenannten Standardmodell beschreibt. Spä- testens seit dem Nachweis des Higgs-Teil- chens 2012 am europäischen Kernforschung- szentrum CERN gilt das Modell als weitge- hend bestätigt. Allerdings sind viele Aspekte dieser Theorie noch nicht verstanden und können aufgrund ihrer Komplexität auf klas- sischen Computern auch nicht zufriedenstel- lend untersucht werden. Quantensimulatoren könnten hier in Zukunft Abhilfe schaffen, indem sie einzelne Aspekte der Elementar- teilchenphysik in einem Quantensystem nachbilden. Einen Schritt in diese Richtung haben nun Physiker der Universität Inns- bruck und des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österrei- chischen Akademie der Wissenschaften ge- setzt. Die Forschungsgruppen um Rainer Blatt und Peter Zoller haben zum weltweit ersten Mal eine Gitter-Eichfeldtheorie in einem Quantensystem simuliert und berich- ten darüber in der Fachzeitschrift Nature.

Paarbildung auf einem

Quantencomputer simuliert Foto: IQOQI/Harald Ritsch Eichtheorien beschreiben die Wechsel- Grafische Illustration der spontanen Entstehung von Elementarteilchen-Paaren wirkung zwischen elementaren Teilchen, aus einem Vakuum. wie zum Beispiel Quarks und Gluonen, und se mit einem kontrollierten Quantensystem kontrolliert werden. „Je zwei Ionen reprä- sind die Basis für unser Verständnis von fun- zu simulieren.“ In den vergangenen Jahren sentieren ein Paar aus Teilchen und Anti- damentalen Prozessen. „Äußerst schwer zu entstanden viele interessante Vorschläge, die teilchen“, erklärt der Experimentalphysiker behandeln sind dynamische Prozesse wie die bisher aber nicht realisiert werden konnten. Esteban A. Martinez aus dem Team um Rai- Kollision von Elementarteilchen oder die „Ein von uns neu entwickeltes Konzept er- ner Blatt. „Mit Laserpulsen simulieren wir spontane Entstehung von Teilchen-Antiteil- möglicht es nun, die spontane Entstehung zunächst ein elektromagnetisches Feld in chen-Paaren“, erklärt IQOQI-Theoretikerin von Elektron-Positron-Paaren aus dem Va- einem Vakuum. Dann können wir beobach- Christine Muschik. „Hier stoßen numerische kuum auf einem Quantencomputer zu simu- ten, wie aus der Energie dieses Feldes auf- Berechnungen auf klassischen Computern lieren“, sagt Muschik. Das Quantensystem grund von Quantenfluktuationen Teilchen- extrem rasch an ihre Grenzen. Aus diesem besteht aus vier elektromagnetisch gefange- paare entstehen. Ob Teilchen oder Antiteil- Grund wurde vorgeschlagen, solche Prozes- nen Kalzium-Ionen, die durch Laserpulse chen erzeugt werden, weisen wir mit Hilfe

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 102 Wissenschaft & Technik der Fluoreszenz der Ionen nach. Verändern gestellungen anwenden können.“ Entschei- sensbereiche vordringen, die zuvor noch nie- wir die Parameter des Quantensystems, kön- dend für diesen Durchbruch war das enorme mand betreten hat. nen wir den dynamischen Prozeß der Paar- Know-how der Innsbrucker Physiker sowohl Finanziell gefördert wurden die Wissen- bildung mitverfolgen und studieren.“ im theoretischen als auch im experimentel- schaftler der Universität Innsbruck und des len Bereich. Instituts für Quantenoptik und Quanteninfor- Gemeinsam zu neuen Erkenntnissen „Wir forschen seit Jahren sehr erfolgreich mation (IQOQI) der Österreichischen Aka- Mit dem Experiment schlagen die Inns- am Quantencomputer und haben viel demie der Wissenschaften unter anderem brucker Physiker eine Brücke zwischen zwei Erfahrung in der Umsetzung gewonnen“, vom österreichischen Wissenschaftsfonds Teilgebieten der Physik: Hier werden Pro- betonen Rainer Blatt und Peter Zoller. In der FWF, der Deutschen Akademie der Natur- bleme der Hochenergiephysik mit Methoden Quantenmetropole Innsbruck arbeiten Theo- forscher Leopoldina, der Europäischen Union aus der Atomphysik studiert. Während im rie und Experiment auf höchstem Niveau zu- und der Tiroler Industrie.  einen Feld Hunderte von Theoretiker an den sammen und können so gemeinsam in Wis- http://www.uibk.ac.at äußerst komplexen Theorien zum Standard- modell arbeiten und Experimente an milliar- denteuren Teilchenbeschleunigern wie am CERN durchgeführt werden, können Quan- Nanokugeln im Quantentakt tensimulationen bereits von kleinen Gruppen Innsbrucker Quantenphysikerin erhält START-Preis in Laborexperimenten umgesetzt werden. „Diese beiden Zugänge ergänzen sich per- ür ihre Forschungen zur Quantenopto- fekt“, betont der Theoretiker Peter Zoller. Fmechanik mit Nanokugeln und Ionen er- „Wir können die Experimente in Teilchen- hält die gebürtige Amerikanerin Tracy North- beschleunigern nicht ersetzen. Mit der Ent- up aus der Forschungsgruppe um Rainer wicklung von Quantensimulatoren lassen Blatt vom Institut für Experimentalphysik sich diese Experimente aber möglicherweise der Universität Innsbruck einen START-Preis. einmal besser verstehen.“ Experimental- Die quantenmechanischen Freiheitsgrade physiker Rainer Blatt ergänzt: „Darüber hin- von einzelnen Atomen und Photonen können aus lassen sich in Quantensimulationen auch heute im Labor exakt kontrolliert werden. Nun neue Prozesse studieren. So haben wir in un- werden intensive Anstrengungen unternom- serem Experiment die bei der Paarerzeugung men, diese Kontrolle auf die Bewegung ma- entstehende Verschränkung untersucht, was kroskopischer Objekte auszuweiten, indem in einem Teilchenbeschleuniger nicht mög- mechanische Oszillatoren mit einem Reso- lich wäre.“ Die Physiker sind überzeugt, daß nator gekoppelt werden. Bisher konnte aber zukünftige Quantensimulatoren das Poten- lediglich eine lineare Kopplung realisiert tial haben werden, wichtige Probleme der werden, das heißt Änderung der Bewegung Hochenergiephysik, die mit klassischen Me- des Oszillators und Änderung des Lichtfel- thoden nicht mehr behandelbar sind, zu des im Resonator waren einander proportio- Foto: Universität Innsbruck / Diana Nöbl lösen. nal. Die Innsbrucker Experimentalphysi- kerin will nun ein freischwebendes Glas- START-Preisträgerin Tracy Northup Grundstein für neues Forschungsfeld kügelchen und ein einzelnes gefangenes Ion Tracy Eleanor Northup wurde 1978 in Die Idee für die Verbindung der beiden mit einem optischen Resonator kombinieren, Newton, Massachusetts, USA, geboren. Nach Felder wurde erst vor einigen Jahren konkre- um eine nichtlineare Kopplung zu erreichen. dem Physikstudium an der Harvard Univer- tisiert und nun erstmals auch experimentell „Mit dem gefangenen Ion verfügen wir über sity promovierte sie am California Institute umgesetzt. „Konzeptuell unterscheidet sich ein sehr gut verstandenes quantenmechani- of Technology in Pasadena, Kalifornien. 2008 dieser Ansatz wesentlich von den bisherigen sches System, das für die optomechanische wechselte sie in die Forschungsgruppe um Quantensimulationen von Problemen der Nichtlinearität sorgt“, erklärt sie. „Und mit Rainer Blatt an der Universität Innsbruck. Festkörperphysik oder der Quantenchemie. dem frei schwebenden Glaskügelchen haben Seit 2012 forschte sie als Elise-Richter- Aufgrund der theoretischen Komplexität wir ein makroskopisches Objekt, das von Stipendiatin des FWF an Quantennetzwer- muß die Simulation von Elementarteilchen- seiner Umgebung isoliert ist.“ Mit dieser ken und Quantensimulationen mit Ionen in prozessen ganz besondere Erfordernisse Anordnung will Tracy Northup das Glaskü- einem optischen Resonator. erfüllen. Entsprechend schwierig ist es, ein gelchen in einen Superpositionszustand brin- Der START-Preis ist mit bis zu 200.000 taugliches Protokoll dafür zu entwickeln“, gen, das heißt in einen quantenmechanischen Euro pro Jahr die höchstdotierte Förderung betont Peter Zoller. Aber auch die Experimen- Zustand, in dem die Nanokugel sich an zwei von NachwuchsforscherInnen in Österreich. tatoren waren entsprechend gefordert: „Dies Positionen gleichzeitig befindet. Längerfri- Junge WissenschaftlerInnen sollen aufgrund ist eines der komplexesten Experimente, das stig könnten diese nichtklassischen Zustände ihrer bisher geleisteten wissenschaftlichen bisher in einem Ionenfallen-Quantencompu- des Glaskügelchens als hochempfindliche Arbeit die Chance erhalten, in sechs Jahren ter durchgeführt wurde“, erzählt Rainer Blatt. Detektoren, zur Erforschung bisher unzugäng- finanziell weitgehend abgesichert, ihre For- „Wir lernen gerade erst, wie diese Quan- licher Bereiche der Quantenmechanik und schungsarbeiten zu planen und eine eigene tensimulationen funktionieren und werden sie als Schnittstellen zu anderen Quantensyste- Arbeitsgruppe aufzubauen.  dann nach und nach auch auf größere Fra- men Verwendung finden. http://www.uibk.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 103 Wissenschaft & Technik Österreichs großes Kräftemessen Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen und die TU Wien entwickelten eine Kraftanlage, mit der man große Kräfte mit hoher Präzision einbringen kann. enn zwei verschiedene Meßgeräte Wunterschiedliche Ergebnisse liefern, welches hat dann recht? Wie auch in anderen Staaten gibt es in Österreich eine zentrale Stel- le, die für die Metrologie, die Wissenschaft vom Messen und ihren Anwendungen zu- ständig ist – das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV). Für Industriebe- triebe und Forschungsinstitutionen, bei de- nen es auf höchste Präzision ankommt, ist so eine zentrale Stelle unverzichtbar. Das Insti-

tut für Fertigungstechnik und Hochleistungs- Foto: BEV lasertechnik (IFT) der TU Wien hat gemein- v.l.: Wernher Hoffmann (BEV), Franz Josef Maringer (BEV), Detlef Gerhard (TU sam mit dem BEV nun eine neue Primär- Wien), Christian Buchner (BEV), Johannes Fröhlich (Vizerektor TU Wien), Friedrich kraftanlage geplant, errichtet und erfolgreich Bleicher (TU Wien), Robert Edelmaier (BEV), Ulrike Fuchs (BEV) getestet. kompensiert. Eine lange Liste möglicher Meßbereich erreicht werden, obwohl die Sie kann exakt bestimmbare Kräfte dar- Störeffekte mußte berücksichtigt werden, et- Kraftanlage nur einen Bruchteil der Bau- stellen, mit denen man dann Kraftmeßgeräte wa die Verbiegung der Balken unter der Be- größe vergleichbarer Anlagen mit ähnlichem kalibrieren kann. Die Kraftanlage kann so- lastung, Verformungen von Kraftteilen, Messbereich aufweist. mit einen festen „absoluten“ Ausgangspunkt niederfrequente Schwingungen des Gehän- Zur internationalen Anerkennung der für andere Kraftmessungen liefern – das ist ges, der Auftrieb, den die Massen in der Luft Meßergebnisse dieser primären Kraftnormal- unverzichtbar, weil die Kraft eine Meßgröße erfahren und sogar der Einfluß des Mond- anlage wurden Vergleichsmessungen in Zu- ist, die in der Praxis nur relativ gemessen wer- zyklus. Beschrieben wird dies unter anderem sammenarbeit mit einem der weltweit füh- den kann. Man schließt bei der Messung im- in einer Dissertation bei Prof. Friedrich Blei- renden Metrologieinstitute, der Physikalisch- mer von einer bekannten auf eine unbekann- cher, dem Leiter des IFT der TU Wien über Technischen-Bundesanstalt in Braunschweig, te Kraft. Am 16. Juni wurde diese Anlage die Konzeptionierung und Validierung der durchgeführt und die Ergebnisse als Nach- offiziell an das BEV übergeben. neuen Anlage. weis der Eignung publiziert und den entspre- chenden Gremien präsentiert. Durch die Gewaltige Kräfte präzise messen Präzise und anerkannte Meßverfahren Akzeptanz der Ergebnisse im Rahmen des Die neue Anlage, für die am Bundesamt unterstützen die Wirtschaft internationalen Übereinkommens zur gegen- für Eich- und Vermessungswesen eigens ein In der Produktion und im Handel spielen seitigen Anerkennung der Kalibriernormale neues Gebäude errichtet wurde, besteht aus die angewandten Messverfahren eine wichti- und Kalibrierzertifikate CIPM-MRA (Inter- vier Teilanlagen, die für unterschiedlich ge Rolle, wie Robert Edelmaier, der Leiter nationales Komitee für Maß und Gewicht – große Kräfte konzipiert sind. Die größte von der Gruppe Eichwesen im BEV, betont. CIPM) werden somit die Kraftmessungen ihnen kann Kräfte von bis zu 250 000 New- „Gerade die exportorientierte Industrie Ös- des österreichischen BEV von allen Unter- ton darstellen– das entspricht ungefähr der terreichs braucht genaue Messungen von Ma- zeichnerstaaten des CIPM-MRA anerkannt. Kraft, mit der eine Masse von 25 Tonnen terialeigenschaften, wie sie durch zerstöreri- Dieser große Erfolg wurde bei der offi- eine Waage belastet. Durch spezielle hydrau- sche Prüfungen in sogenannten Zug- und ziellen Eröffnung der neuen Anlage am 16. lische Übersetzungen ist eine Erweiterung Druckprüfanlagen erfolgen. Die internatio- Juni gefeiert. Die Errichtung der Kraftanlage des Kraftbereichs sogar auf bis zu 5 Mil- nale Anerkennung dieser Prüfungen ist eine war nicht die erste erfolgreiche Zusammen- lionen Newton möglich – das entspricht der Voraussetzung für den Export, zusätzlich arbeit zwischen dem BEV und dem Institut Gewichtskraft von mehr als 500 Tonnen. können wiederholte Prüfungen vermieden für Fertigungstechnik und Hochleistungs- Möchte man nun einen Kraftmesssensor und dadurch auch Zeit und Kosten gespart lasertechnik der TU Wien. „Wir kooperieren kalibrieren, kann man ihn in so einer primä- werden. Die dabei geforderten technischen seit vielen Jahren in Projekten zur Realisa- ren Kraftanlage mit genau bekannten Kräf- Anforderungen sind sehr hoch und müssen tion von Anlagen zur Darstellung und Wei- ten belasten. Viele unterschiedliche Massen von unserer komplexen und hochgenauen An- tergabe von Maßeinheiten mit dem BEV, das können ausgewählt werden, deren Gewicht lage erfüllt werden“, so Edelmaier. Projekt zur Entwicklung der Kraftanlage wur- dann über ein speziell konstruiertes Gehänge Die Kraftmeßanlage erreicht eine relative de 2011 gestartet. Schon alleine auf Grund auf den Kraftmesssensor einwirkt. Dabei muß Genauigkeit, die besser ist als 2 x 10-5. Das des baulichen Umfanges und der Komplexi- man berücksichtigen, daß das Gehänge selbst entspricht einer maximalen Messunsicher- tät nimmt dieses Projekt sicher eine heraus- auch ein Gewicht ausübt – bei der neuen ös- heit von zwei Tausendstel von einem Prozent ragende Stellung ein“, sagt der Leiter des terreichischen Anlage wird das durch einen auf die realisierte Kraft. Diese Präzision IFT, Prof. Friedrich Bleicher.  ausgeklügelten Gewichtsausgleich gänzlich kann in der neuen Anlage über den gesamten http://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 104 Wissenschaft & Technik Werkzeug oder kein Werkzeug? Das ist hier die Frage Kakadus denken ökonomisch und treffen Entscheidungen je nach »Marktsituation«

lexibler Werkzeuggebrauch bei Tieren Die Versuchsanordnung enthielt auch durch das Stochern mit einem Stöckchen be- Fsteht in enger Verbindung mit intelligen- zwei verschiedene Apparaturen, in denen dient werden (aber nicht durch das Hinein- ten mentalen Prozessen wie zum Beispiel die eine der beiden Futtersorten vorübergehend stecken eines Balles), die andere nur dann, Fähigkeit Handlungen zu planen. Kogni- außer Reichweite war und zwei Arten von wenn die Tiere einen Ball hineinwarfen (aber tionsbiologInnen von der Universität Wien Werkzeugen: Eine Apparatur konnte nur nicht ein Stöckchen). Während der Tests und der Veterinärmedizinischen Universität Wien erforschten Entscheidungsfähigkeit und Werkzeuggebrauch bei einer indonesi- schen Kakadu-Art und fanden heraus, daß die Tiere offenbar sorgfältig abwägen: So- fort verfügbares Futter fressen oder doch lie- ber warten und ein Werkzeug verwenden, um damit an ein anderes Futter zu kommen? Dabei hinterfragen die Vögel auch Details wie Qualitätsunterschiede beim Futter oder den Sinn des Einsatzes von Werkzeugen. Tierischer Werkzeuggebrauch ist extrem selten und wird daher oft fälschlicherweise pauschal als intelligent gewertet. Einige For- men von tierischen Werkzeuggebrauch wer- den aber von relativ einfachen mentalen Pro- zessen kontrolliert, die ein Teil des stereoty- pen, angeborenen Verhaltens der jeweiligen Spezies sind. Intelligenter Werkzeugge- brauch benötigt daher die Fähigkeit, das Verhalten flexibel an wechselnde Umgebung anzupassen. Der indonesische Goffini-Kakadu ist in der Lage, gleich zwei verschiedene Arten von Werkzeugen zu verwenden – Stöcke, um oben: Isabelle Laumer, die die Studie im Goffin Lab durchführte nach Futter zu stochern und zu rechen sowie unten: Der werkzeuggebrauchende Kakadu »Figaro« posiert für die Kamera. Steine oder Bälle, die er in Rohre fallen lässt, um ein darin verstecktes Futter zu befreien. Dieselben Tiere zeigen auch im klassischen „Marshmallow“-Experiment aus der Human- psychologie eine solide Leistung: Sie kon- trollieren ihren Impuls, ein sofort verfügba- res Futter mittlerer Qualität gleich zu essen, wenn sie die Aussicht auf ein noch besseres Futter nach einer Zeitverzögerung haben. Die KognitionsbiologInnen Isabelle Lau- mer, Alice Auersperg und Thomas Bugnyar von der Universität Wien und der Veterinär- medizinischen Universität Wien untersuch- ten die flexiblen Werkzeugentscheidungen der Goffini-Kakadus. Sie verwendeten zwei verschiedene Arten von Futter: Cashew- Nüsse, die das Lieblingsfutter der Tiere sind, und Pecan-Nüsse, welche die Tiere gerne es- sen aber gewöhnlich ignorieren, wenn

Cashews vorhanden sind. Fotos: Bene Croy

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 105 Wissenschaft & Technik stand eine Apparatur auf einem Tisch und die Tiere durften einen von zwei Gegenstän- den, die daneben lagen (gewöhnlich ein Werkzeug und eine Futterbelohnung) wäh- len, der andere wurde in der Folge entfernt. Interessanterweise paßten die Kakadus ihre Entscheidungen flexibel an verschiede- ne Situationen an. „Wenn das geringwertige Futter oder das hochwertige Futter in der Apparatur außer Reichweite waren und die Tiere die Wahl zwischen dem hochwertigen Futter und einem Werkzeug hatten, nahmen sie das Futter und nicht das Werkzeug, auch wenn das Werkzeug mit der Apparatur funk- tionierte“, beschreibt Erstautorin Isabelle Laumer, die die Studie im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchführte. Wenn die Kaka- dus allerdings die Wahl zwischen dem nie- derwertigen Futter und einem Werkzeug hat- Setup mit Wahl zwischen Ball-Werkzeug und niederwertigen Futter (Pecan); hochwertiges Futter (Cashew) ist in der Ball-Apparatur; Vogel ist in Warteposition ten, mit dem sie an besseres Futter gelang- ten, wählten sie das Werkzeug; allerdings nur dann, wenn es mit der Apparatur am Tisch funktionierte: Wenn also beispielsweise das Stöckchen und das niederwertige Futter ver- fügbar waren, gleichzeitig aber die Ball-Ap- paratur auf dem Tisch stand, wählten sie das niederwertige Futter und nicht das Stöck- chen. Wenn aber die Stock-Apparatur mit hochwertigen Futter am Tisch stand, wählten sie das Stöckchen und nicht das sofort ver- fügbare Futter. Die Fähigkeit der Tiere, das Problem effizient zu lösen, fand erst dann ein Ende, wenn beide Apparaturen gleichzei- tig mit jeweils einer anderen Belohnung und beide Werkzeuge zur Entscheidung angebo- ten wurden. „Wir vermuten, daß die Tiere möglicherweise durch die Menge der Kom- ponenten, die bei der Entscheidung invol- viert sind, an die Grenzen des ,Arbeitsspei- Der Vogel bedient die Ball-Apparatur chers‘ in ihrem Gedächtnis stoßen“, so Lau- mer. „Unsere Ergebnisse decken sich mit Resultaten von Primaten: Die Kakadus kön- nen ihre Impulse zugunsten zukünftiger Ge- winne unterdrücken, auch wenn Werkzeug- gebrauch als Arbeitsaufwand involviert ist. Darüber hinaus fanden wir heraus, daß sie gleichzeitig auf die Funktionalität ihres Wer- kzeuges im entsprechenden Kontext ach- ten“, sagt Alice Auersperg, Leiterin des Goffin Labs: „Da wild lebende Goffini- Kakadus kaum auf Werkzeuggebrauch spe- zialisiert sind, schließen wir daraus, daß werkzeugbezogene Entscheidungen aus all- gemeinen kognitiven Prozessen entstehen können, wie zum Beispiel einer Kombina- tion aus Flexibilität, sensorimotorischer und

Impuls-Kontrolle.“  Fotos: Bene Croy https://www.vetmeduni.ac.at Der Vogel bedient Stock-Apparatur

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 106 Kultur Inspiration Fotografie Von Makart bis Klimt – von 17. Juni bis 30. Oktober 2016 in der Orangerie im Unteren Belvedere Wien © Belvedere, Wien Hans Makart, Gotische Grabkirche St. Michael, Seitenansicht, 1883; Öl auf Leinwand mit collagierten fotografischen Reproduktionen, 242 x 282 cm

ie Erfindung der Fotografie im Jahr 1839 wurden Fotografien bald unentbehrlich. Vie- sich entlang dreier Achsen gruppieren: Maler Dlöste bei Künstlern Faszination und le Maler lernten, selbst mit der Kamera um- sammeln Fotografie, Maler verwenden Foto- Schrecken zugleich aus: Hatten beispielswei- zugehen, oder beschäftigten Berufsfotogra- grafie, Maler fotografieren. se Porträtmaler zu Recht Angst vor einem fen, die hier eine spezielle Marktnische vor- War den Zeitgenossen sehr wohl bekannt drastischen Rückgang ihres Geschäfts, ent- fanden. Auf Reisen, im Atelier und im Kunst- gewesen, daß Maler von Hans Makart bis zu deckten andere rasch die zahlreichen Mög- unterricht wurde unermüdlich fotografiert den Mitgliedern von Gustav Klimts Künstler- lichkeiten, die ihnen das neue Medium eröff- ernsthaft oder zum Spaß, was Lichtbilder her- Compagnie eine ausgesprochene Vorliebe für nete. Sie benutzten es, um ihre Werke in billi- vorbrachte, die sich von den Konventionen die Fotografie hatten, man sie auch in der gen Reproduktionen unter die Leute zu brin- weit entfernten. Akademie in Wien betrieb und sammelte, re- gen und auf demselben Weg Kenntnis von Die Ausstellung „Inspiration Fotografie dete man nach 1900 nicht mehr offen dar- den neuesten Trends im internationalen Von Makart bis Klimt“ präsentiert ein Thema, über. Der spielerische und kreative Umgang Kunstgeschehen zu erlangen. Doch auch als das an ein Tabu rührt. Das Phänomen wird mit dem Medium, der bisher üblich gewesen Erinnerungsstützen oder direkte Vorlagen anhand einiger „Fallstudien“ beleuchtet, die war, ging genau zu dem Zeitpunkt verloren,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 107 Kultur als die Wiener Secession erstmals Lichtbil- der als eigenständige Kunstwerke ausstellte. „Für die Ausstellung ,Inspiration Foto- grafie – Von Makart bis Klimt‘ konnte das Belvedere eine profunde Kennerin der histo- rischen Fotografie, Monika Faber, als Kura- torin gewinnen. Das Arrangement der ausge- stellten Werke läßt die Besucherinnen und Besucher erstmals die vielfältigen Beziehun- gen zwischen Malerei und Fotografie ent- decken der Umgang mit dem neuen Medium changiert zwischen Angst, Faszination und Inspiration, zeigt aber auch erstaunlich spie- lerische Zugänge. Wir sehen uns mit der Tatsache konfrontiert, daß sich die Frage, wer sich nun im Einzelnen mit dem neuen Medium auseinandergesetzt oder es für seine Zwecke genutzt hat, gar nicht stellt: Das Phänomen war allgegenwärtig und wartet nun darauf, in weiteren Forschungen ausge- wertet zu werden, so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus.

Inspiration Fotografie: Wie sich die Kunst der neuen Technik bediente Das Interesse für das technische Bild zieht sich durch das gesamte Spektrum der Malerei des 19. Jahrhunderts: Wer sich auf Historiengemälde oder auf Orientbilder spe- zialisierte, wer dem „Stimmungsimpressio- nismus oder eher dem Symbolismus anhing, dekorative Raumausstattungen, repräsentati- ve Porträts oder intime Genreszenen schuf, verzichtete nicht auf die Fotografie. Die ursprüngliche und durchaus nicht unbegrün- dete Angst vor der Marginalisierung der bil- denden Kunst durch die Technik verwandel- te sich in eine erfindungsreiche Integration der neuen Möglichkeiten in den eigenen Schaffensprozeß – wie kreativ österreichi- sche Künstler dabei vorgingen, wird nun in der Ausstellung erstmals mit zahlreichen Beispielen belegt. Schon die kleinen Daguerreotypien – spie- gelnde Einzelstücke mit faszinierend präzi- ser Zeichnung – dienten etwa Josef Kriehu- oben: Atelier Steiner-Maler Karl Rudolf Huber und Franz Lenbach, Kunstsamm- ler Karl Graf Lanskoronsky, Architekt Adolf Gnauth sowie Maler Hans Makart und Leopold Carl Müller, 1875/76 in Kairo; Fotografie, 14,2 x 19cm (Ausschnitt) Mitte: Carl Rahl, Nero während des Brandes von Rom, 1860; Bleistift, Aquarell in Bister und Tusche auf Pa- pier, kaschiert auf Karton, 72 x 118 cm unten: Verlag Miethke & Wawra, Reproduktion der Gouache aus dem Atelier Carl Rahls, 1860;

Albumin, 29,7 x 48,4 cm © Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett © Privatbesitz, Wien © Photoinstitut Bonartes, Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 108 Kultur

ber als Vorlagen für druckgrafische Porträts, doch erst das ab den 1850er-Jahren sich durch- setzende Papierbild bot den Malern tatsäch- lich neue Anwendungsmöglichkeiten. Noch waren sie erwünschte Retuscheure der wenig detailreichen Fotografien, doch schon Carl Rahl und Friedrich von Amerling ließen eigene Entwürfe fotografieren, um sie farbig zu überarbeiten: Das vervielfältigbare Licht- bild machte aus einer Skizze den Ausgangs- punkt für mehrere malerische Varianten. Auch das Malen auf eigens dafür gekauften Fotografien wiesen selbst anerkannte Meister wie Franz Alt nicht von sich. Und die Akade- mie der bildenden Künste in Wien erwarb ab der Mitte der 1850er-Jahre Fotografien in- und ausländischer Provenienz in allerhöch- ster Qualität – wer sich in Frankreich oder München mit den neuesten Strömungen der Malerei vertraut machte, lernte ganz von selbst, Fotografien zu schätzen und als Inspi- ration oder Unterrichtsmaterial zu nutzen. Viele zeitgenössische Quellen belegen, daß ab 1875/80 der Griff zur Kamera schon am Beginn der Malerkarrieren stand. Ob- wohl das Fotografieren an der Akademie der bildenden Künste in Wien nicht Teil der offi- ziellen Ausbildung war, scheint etwa Leo- pold Carl Müller den Studenten seine Praxis der Stellung von Modellen als Erinnerungs- hilfe und direkte Vorlage durchaus weiterge- geben zu haben“, so Kuratorin Monika Faber.

Maler als Fotografen Hans Makart oder der als Orientspezialist bekannte Leopold Carl Müller benutzten Fo- tografien ohne Scheu. 1875/76, während eines Aufenthalts der beiden in Kairo, war „die fotografische Maschine pausenlos in Betrieb“, die ein Journalist nach Hause mel- dete. Es entstanden Architekturaufnahmen und „Typenstudien“, Akte und Gruppenpor- träts, also als Erinnerungsstütze oder Vorlage Verwertbares ebenso wie rein Vergnügliches. Wer im Einzelnen als Autor jener Fotogra- fien angesehen werden kann, läßt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Obwohl Makart in seiner Jugend in einem Salzburger Foto- studio ausgeholfen hatte und Müller nach- weislich später selbst fotografierte, müssen die Künstler doch „professionelle“ Hilfe vor

oben: Emil Jakob Schindler, März- stimmung – Vorfrühling im Wiener- wald, um 1884; 130,5 x 100,5 cm, Öl auf Leinwand

links: Leopold Carl Müller (?), Marktplatz in Kairo, 1875/76

© Photoinstitut Bonartes, Wien © Belvedere, Wien Fotografie, 17,8 x 22,8cm (Ausschnitt)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 109 Kultur © Österreichische Nationalbibliothek, Wien Unbekannter Fotograf, Tableau Vivant nach Hans Makarts »Siesta am Hof der Medici«, 1898; Albumin, 19 x 24,3 cm Ort in Anspruch genommen haben, weil das dings ohne den jeweils mitgedachten mytho- vedere verfügbare Werke, deren Entste- Prozedere der frühen Lichtbildnerei anstren- logischen, historischen oder allegorischen hungsprozeß nun in neuem Licht gesehen gend (und zeitraubend) war. Doch nur we- Kontext. werden kann. nig später bewirkten wesentliche Vereinfa- Was damals an posaunenden Engeln (auf Von Carl Rahl bis Gustav Klimt, von chung der Technik, daß Künstler selbst oft Matratzen anstelle von Wolken), heroischen Friedrich von Amerling bis Franz Matsch, „einen kleinen Apparat“ mitnahmen, um in Kriegern (mit Bilderrahmen statt Schilden in von August von Pettenkofen bis Emil Jakob Schnappschüssen festzuhalten, was ihnen der Hand) oder kostümierten Puppen vor die Schindler, von Hans Makart bis Anton Kolig auffiel. Wie zahllose Beispiele von Alfred Kamera trat, versetzt uns heute in eine surre- reicht das Spektrum der Künstler, die auf Roller bis Artur Nikodem zeigen, wußten vie- ale Welt, in der sich Tatsachen und Träume, ganz unterschiedliche Weise mit der Foto- le von ihnen die Kamera mit einer Freiheit Fantasien und prosaische Details in aufre- grafie umgingen. zu handhaben, die der professionellen Licht- gender Weise durchdringen: eine Welt, die Diese außergewöhnliche Konfrontation bildnerei, aber auch den gutbürgerlichen ganz und gar nicht unseren üblichen Vor- bietet die einmalige Gelegenheit, einen Blick Knipsern fehlte. stellungen von der vorletzten Jahrhundert- in die Ateliers der Maler zu werfen und neue wende entspricht. Einblicke in den Entstehungsprozeß ihrer Die Kamera im Atelier Die Ausstellung in der Orangerie zeigt Gemälde zu gewinnen. Einer ganz anderen Kategorie gehören anhand von rund 30 Gemälden, 30 Zeich- Die Orangerie war ursprünglich ein be- jene nach und nach aus Künstlernachlässen nungen und Druckgrafiken, zwei Kameras heizbarer Wintergarten für Orangenbäume. auftauchenden Inszenierungen an, in denen aus dem 19. Jahrhundert und rund 200 Foto- Nach 1918 war ein Teil der Modernen Gale- etwa vom jungen Gustav Klimt, von Adolf grafien, wie Künstler von der Mitte des 19. rie, von 1953 bis 2007 das Museum mittelal- Hirémy-Hirschl oder von Johann Victor Krä- bis ins 20. Jahrhundert das Medium Fotogra- terlicher Kunst in diesem Gebäude unterge- mer Posen, Kostüme und Accessoires er- fie für ihre Arbeit nutzten. bracht. Die Architektin Susanne Zottl gestal- probt wurden. Rascher als jeder Zeichenstift Ausgangspunkte der von der Fotohisto- tete 2007 in der Orangerie eine moderne Aus- dokumentierte die Kamera das Gewünschte, rikerin Monika Faber getroffenen Auswahl stellungshalle als White Cube.  hielt es als Studie oder Vorlage fest aller- waren vor allem in den Sammlungen des Bel- http://www.belvedere.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 110 Kultur Hieroglyphen und Alphabete 2.500 Jahre Unterricht im alten Ägypten – von 16. Juni 2016 bis 8. Jänner 2017 in der Österreichischen Nationalbibliothek © Österreichische Nationalbibliothek Griechischer Hymnus auf einer arabischen Steuerliste, Papyrus, Griechisch und Arabisch, Ägypten, 9. Jhdt. (Seite 113)

ieroglyphen und Alphabete“ heißt die spannenden Einblick in kulturhistorische und der oberen Gesellschaftsschicht zugänglich Hneue Sonderausstellung im Papyrusmu- soziale Phänomene und versetzt noch heute war. seum der Österreichischen Nationalbiblio- in den Alltag der Menschen von damals. thek. Sie präsentiert über 75 bemerkenswer- Bildung ohne Schulpflicht te Objekte aus Papyrus, Pergament, Papier Wissen ist Macht Das antike Unterricht- und Erziehungs- und Ton, die das Unterrichtssystem des alten Im Ägypten der Pharaonen war Wissen wesen hatte also recht wenig mit heutigen Ägypten eindrucksvoll belegen. Macht und das Schreiben und Rechnen eine Vorstellungen eines Bildungssystems ge- Diktate und Schulaufsätze, aber auch ma- elitäre Angelegenheit: Nur Priester, staatli- mein: Es gab keine Schulpflicht und auch thematische Tabellen, Rechenaufgaben und che Amtsträger und professionelle Schreiber keine irgendwie näher festgelegte, allgemein Reste antiker Lehrbücher zur Geometrie beherrschten die komplizierte Hierogly- verbindliche Schulbildung; weder sind Lehr- werfen dabei Fragen auf, die uns noch heute phenschrift, Schulen existierten nur in Form pläne noch dem Alter angepaßte Schulbücher beschäftigen: Wie wichtig ist ein freier Zu- von kostspieligem Privatunterricht. überliefert. Schüler – Schriftbeherrschung gang zu Wissen, wie wichtig ist Elitenbil- Die meisten Menschen vor allem am war in der Antike eine fast ausschließlich dung? Und wie geht man mit Mehrspra- Land waren AnalphabetInnen und mußten bei männliche Angelegenheit – hatten selten chigkeit in Ausbildung und Verwaltung um? Pachtverträgen oder Heiratsurkunden profes- eigene Beschreibstoffe zur Hand: Sie übten Die ausgestellten Schriftstücke stammen aus sionelle Schreiber und schriftkundige Vorle- auf bereits beschrifteten, nicht mehr aktuel- der Zeit der Pharaonen, Griechen und Römer ser beauftragen. Jahrhunderte später boten len Schriftstücken. Manche der ausgestellten und reichen bis ins arabische Frühmittelalter. die griechische und lateinische Schrift, das Papyrusblätter sind daher nach allen Rich- Erste, zittrige Schreibversuche und ungelen- Koptische und schließlich das Arabische mit tungen vollbeschrieben, sodaß die Zeilen ke Schreibübungen sind ebenso zu entdek- ihrer jeweils überschaubaren Anzahl von übereinander zu liegen kommen. ken wie anspruchsvolle Abschreib- oder Stil- Buchstaben wesentlich bessere Voraussetzun- Der Unterricht in der Antike war zudem übungen. Der Kontakt mit Schriftstücken von gen für eine Alphabetisierung größerer Be- individuell und frei gestaltet. Die Lehrenden SchülerInnen und LehrerInnen aus über 2500 völkerungsgruppen. Aber auch dann galt, waren privat zu bezahlende Gebildete und Jahren Unterricht ermöglicht dabei einen daß privater Unterricht teuer und daher nur Gelehrte, die ihren Unterricht gegenüber

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 111 Kultur

ihren Konkurrenten attraktiv erscheinen las- phabet beherrscht wurde. Mehrfach zeigt war wohl deshalb notwendig, weil die Anti- sen mußten. Das Niveau der schulischen Bil- sich, daß das Alphabet nicht nur in der ke auch in ihren literarischen Büchern keine dung war entsprechend unterschiedlich, was üblichen Abfolge, sondern auch rückläufig Worttrennung und keine Satzzeichen kannte, sich auch in den Papyri deutlich zeigt. geschrieben (und aufgesagt) werden mußte. sondern alles in scriptio continua – also wie Dennoch läßt sich ein dreistufiges Muster Der nächste Schritt war die Verbindung „in einer Wurst“ – niederschrieb; so konnten erkennen, in dem dann frei agiert wurde. einzelner Buchstaben zu Silben. Diese Übung die einzelnen Worte und die Satzgefüge Zuerst ging es um den Erwerb grundlegen- der Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse, die ein Elementarlehrer (griech. grammati- stes bzw. lat. ludi magister) ergänzend zur „vorschulischen“ Erziehung durch das El- ternhaus vermittelte. Mit ungefähr elf Jahren setzte der Unterricht im gymnasion ein, pa- rallel dazu erfolgte der Privatunterricht bei einem grammatikos, der den Schülern die Grundzüge und wichtigsten Werke der Li- teratur nahe brachte sowie die grammatikali- schen und orthographischen Kenntnisse trai- nierte. Das gymnasion war eine Unterrichts- anstalt für Buben aus privilegierten Schich- ten, die gewöhnlich durch Zuwendungen wohlhabender Bürger und privater Stiftun- gen finanziert wurde. Der Unterricht dauerte ungefähr bis zum 17. Lebensjahr und setzte neben der körperlichen Ertüchtigung den Schwerpunkt auf vertiefende Sprachkennt- nisse, die über die Lektüre bedeutender Epiker, Lyriker, Dramatiker, Historiker und Redner erarbeitet wurde. Nachdem die Schü- ler das gymnasion absolviert hatten, besuch- ten sie schließlich Rhetoren-Schulen, um ihre schriftliche und mündliche Ausdrucksweise zu perfektionierten.

Schreib- und Rechenübungen Erziehung und Unterricht fanden in der Antike überwiegend mündlich statt. Umso bedeutsamer sind die ausgestellten Papyri, sind sie doch die einzigen Zeugen für den Schrifterwerb in antiken Kulturen. Am Be- ginn stand dabei das Erlernen der einzelnen Buchstaben, bis schließlich das ganze Al- rechts: Übung der Buchschrift, Pergament, Koptisch, Ägypten, 9. Jhdt.? (Seite 113) unten: Schreibbrett mit Divisions- und Multiplikationstabellen, Holz, Griechisch

Ägypten, 7. Jh. (Seite 113) © Österreichische Nationalbibliothek © Österreichische Nationalbibliothek

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 112 Kultur nicht im Schriftbild, sondern erst beim Le- sen erkannt werden. In der dritten Stufe ging es schließlich darum, Texte möglichst fehlerfrei, aber auch ästhetisch niederschreiben zu können. Das wurde in Abschreibübungen literarischer oder theologischer Texte oder mit Diktaten geübt. In der Ausstellung ist der Text eines solchen Diktats zu sehen: die Geschichte vom „Vatermörder“. Sie war Schreibübung und zugleich pädagogische Botschaft und moralische Ermahnung. In der Mathematik lassen die Papyri ähn- liche Methoden und Zielsetzungen erkennen: Zunächst mußten die Zahlen und Zahlsyste- me erlernt werden, danach die fortlaufenden Zahlenreihen und schließlich die Additio- nen, Multiplikationen und Divisionen. All diese Rechenvorgänge wurden in übersicht- lichen Tabellen zusammengestellt. Für die Belange der Buchhaltung und des Geschäfts- verkehrs waren zudem die Bruchzahlen wichtig. Da es damals noch kein Rechnen in Dezimalstellen gab, waren auch hier Tabel- len die einfachste Art, den Umgang mit Bruchzahlen zu lernen oder sie zum Nach- schauen parat zu haben. Einen wichtigen Platz im Mathematik- Unterricht nahm auch die Geometrie ein. Die Berechnung von Flächen hatte im Land am Nil, wo nach der © Österreichische Nationalbibliothek alljährlichen Überflutung sämtliche Äcker Multiplikationstabelle, Papier, Griechisch, Ägypten, 11. Jh. (Seite 113) und Grundstücke neu vermessen werden ma und Dschandscha. Danach beginnt die mit dem Griechischen, denn der Text enthält mussten, einen ganz konkreten und prakti- Übung in umgekehrter Reihenfolge. Ab- zahlreiche orthographische Fehler. schen Hintergrund. schließend werden Kombinationen mit drei Buchstaben (Konsonant + Vokalreihe + Herakles und der Kaiser Höhepunkte antiken Konsonant; z. B. BAB, BEB, usw.) versucht. Eine kalligraphisch geschulte, sehr sorg- Unterrichts Wie die schwankende Größe der Buchstaben fältige und auf Ästhetik bedachte Schreiber- und das Verfehlen der Zeilengrundlinie hand, vermutlich die eines Lehrers, hat zwei Lobpreis auf Pi-Ramesse zeigt, bereitete dem Schüler das Schreiben Aufsatzthemen auf dem Papyrusblatt festge- Auf der Vorderseite dieses sehr gut erhal- einige Schwierigkeiten. halten. Das eine Thema lautet sinngemäß: tenen Papyrusblattes finden sich 13 Zeilen „Vergleiche die Taten des Herakles mit den eines Lobpreises auf die Stadt Pi-Ramesse, Diktat der Erzählung vom Vatermörder Leistungen unseres Kaisers“ und verlangt dem Sitz der neu erwählten Hauptstadt unter Diese in zahlreichen Papyri belegte Ge- sowohl Kenntnis der Mythologie als auch Ramses II. Der Text ist in hieratischer Schrift schichte wurde während der Spätantike of- der aktuellen historisch-politischen Ereignis- abgefaßt, also der altägyptischen Alltags- fenbar über mehrere Jahrhunderte hinweg se. Beim zweiten Thema fehlt am rechten schrift, die parallel zu den Hieroglyphen in als Diktat oder Abschreibübung zur Festi- Rand des Papyrusblattes ein Teil des Textes, Verwendung war. Daß es sich bei dem Blatt gung der Rechtschreibung verwendet. Der weshalb ein vollständiges Verständnis des um eine Schülerhandschrift handelt, kann man Inhalt: Ein Sohn tötet den eigenen Vater und Satzes nicht möglich ist. Die Vermutung liegt aus den zahlreichen Wortwiederholungen flieht aus Furcht vor den Gesetzen in die aber nahe, dass in der Lücke lediglich die (Vorübungen?) und Korrekturen schließen. Wüste. Auf seiner Flucht wird er von einem Worte ho kosmos („die Welt“) fehlen – und Löwen verfolgt, weshalb er auf einen Baum das Thema folglich lauten würde: „unsere Koptisches Syllabar klettern möchte. Dort befindet sich jedoch Welt ist aus ähnlichen Welten geschaffen Ein Syllabar ist eine Liste von Silben, eine Schlange, sodaß der Vatermörder nicht worden“; es handelt sich also vermutlich um wobei verschiedene Konsonanten mit den hinauf klettern kann und umkommt. Der eine philosophische, eventuell naturwissen- Vokalen kombiniert werden. Dieses Übungs- Text wurde auf diesem Papyrusblatt oben und schaftliche Frage an Schüler. blatt in koptischer Schrift beginnt mit der unten mit einer Zierleiste umrahmt. Auffällig Vokalreihe („a“, „kurzes e“, „langes e“, „i“, ist der erste, übergroß angelegte Buchstabe, Übung von Zierbuchstaben „kurzes o“, Ypsilon und „langes o“) und Xi, der als verzierte Initiale hervorgehoben ist. In dekorativ verzierten Buchstaben sind gefolgt von der Vokalreihe mit Pi, Rho, Sig- Der Schreiber hatte offenkundig Probleme hier die Namen zweier berühmter Frauenge-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 113 Kultur stalten der griechischen Mythologie nieder- Multiplikationstabelle lung lautet beispielsweise: „Gegeben ist ein geschrieben: Dreimal wird der Name Europe Ursprünglich war dieses helle, kräftige Kreis, dessen Perimeter 30 Schoinia beträgt. wiederholt; die Tochter des phönizischen Kö- Papier auf der Vorderseite mit einem arabi- Wieviele Aruren hat er? nigs Agenor wurde vom Göttervater Zeus in schen Text beschrieben und wurde in Zweit- Wie man vorgehen muß: Multipliziere der Gestalt eines Stieres über das Meer nach verwendung für eine Übung von Multiplika- die 30 Schoinia mit sich selbst, macht 900. Kreta entführt. Dieser Erdteil wurde dann tionen herangezogen. Der Lernende hat jede Nimm davon ein Zwölftel, macht 75. Sovie- nach der Königstochter Europa benannt. Als neue Multiplikationsreihe in einer neuen le Aruren hat der Kreis, wie hier unten ange- zweite wird Pasiphae genannt, die Mutter des Spalte begonnen und schreibt die Multipli- geben ist“. Minotaurus. Der Papyrus illustriert die Rolle kation, wie auch wir es in der Schule lernen, der Mythologie und die Vermittlung der also z. B. 3 × 1= 3. Aus diversen Auslas- Schreibbrett mit Divisions- Sagenstoffe im antiken Unterricht. sungen kann man schließen, daß es sich um und Multiplikationstabellen eine Mathematikübung und keine professio- Die Holztafel enthält auf beiden Seiten Griechischer Hymnus auf nelle Multiplikationstabelle handelt. mathematische Tabellen mit wiederholten einer arabischen Steuerliste Rechnungen, die daher vermutlich aus dem Die Erstverwendung zeigt eine arabische Flächenberechung und Homertext Schulbereich stammt und nicht als Nach- Liste von Steuerzahlern: Offenbar stammte Die umfangreiche Rolle scheint nach schlagewerk für die Buchhaltung gedient hat. sie aus der Produktion einer Kanzlei und von ihrem Inhalt für den Schulgebrauch herge- Seite A beginnt mit einer Halbierungstabelle, der Hand eines erfahrenen Kanzleischrei- stellt worden zu sein. Auf der Vorderseite in der die Zahl 6.000 und danach die Zahlen bers. Die Rückseite wurde später, von ande- enthält sie einen Abschnitt der Ilias, das älte- von 1 bis 10.000 dividiert werden. Es folgt rer Hand, zur Niederschrift eines griechi- ste schriftlich fixierte Werk Europas, und fünf eine Verdopplungstabelle der Zahlen von 1 schen Hymnus an Jerusalem wiederverwen- mathematische Aufgaben, die auch durch bis 10.000, schließlich eine Tabelle der Bruch det. Rück- und Vorderseite enthalten außer- Zeichnungen anschaulich gemacht werden. zahlen der Zahl 6.000. Auf Seite B steht u. a. dem arabische Schreibübungen von offen- Es geht um die Flächenberechnungen von eine Halbierungstabelle mit Dividenden von kundig derselben Hand, die auch den Hym- Kreisen, Halbkreisen oder ähnlichen geome- 1 bis 100.  nus verfaßte. trischen Figuren. Der Text der Problemstel- http://www.onb.ac.at

Übung des herakleo- politanischen Kanzleistils Dieses Papyrusblatt, das zuvor eine Ab- rechnung über Artaben (Raummaß der An- tike) von Weizen getragen hat, ist auf beiden Seiten für Übungen in einem besonders ge- stalteten Kanzleistil gebraucht worden, den man als den „herakleopolitanischen Schreib- stil“ bezeichnet. Der versierte Schreiber hat diverse Namen und Titel in diesem Stil ge- übt, aber auch mehrfach das übergroße Phi und den Schriftzug Flavianus (Phlaouianos) ausprobiert.

Übung der Buchschrift Auf der Schauseite dieses Pergaments ist der ursprüngliche Text des Blattes zu sehen – der Schluß einer Festrede auf den Erzengel Michael –, auf der Rückseite trägt es eine Erzählung über das Martyrium des Hl. Igna- tius. Beides wurde in Sahidisch geschrieben, einem Dialekt der koptischen Sprache. Unter der Zierleiste mit Punkten und Strichen be- ginnt die Schreibübung im faijumischen Dialekt. Der Text, den der Schüler schreibt, lautet: „Segnet mich. Ich bereue. Vergebt mir, meine heiligen Väter. Jeder, der lesen wird in den Schriften…“ An den unter- schiedlich großen und verschieden geform- ten Buchstaben ist erkennbar, daß der Ler-

nende die Schrift noch nicht gut beherrscht. © Österreichische Nationalbibliothek Es hat ihm außerdem Mühe bereitet, die Übung des herakleopolitanischen Kanzleistils, Papyrus, Griechisch, Ägypten, Mitte Zeilengrundlinie einzuhalten. 5. Jhdt. (Ausschnitt)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 114 Kultur Eine Kaiserin hoch zu Ross Eine neue Sonderausstellung zeigt Sisis Geschick auf dem Rücken der Pferde.

m 10. Juni eröffnete im Audienzwarte- Asaal der Kaiserappartements der Wiener Hofburg die neue Sonderausstellung „Elisa- beth – Eine Kaiserin hoch zu Ross“, die bis 8. Jänner 2017 zu sehen ist. Der Besuch der Ausstellung mit 18 selten gezeigten Objek- ten wird besonders im Rahmen der monatli- chen Kuratorenführungen empfohlen – für das Publikum ist die Sonderschau ein will- kommener Anreiz, Kaiserappartements, Sisi Museum und Silberkammer in der Wiener Hofburg (wieder einmal) zu besuchen. „Zahlreiche zeitgenössische Berichte er- zählen von Kaiserin Elisabeth als ganz exzel- lente Reiterin“, erklärt Olivia Lichtscheidl, Kuratorin der Ausstellung. „Daß das Glück auf Erden auf dem Rücken der Pferde zu fin- den ist, trifft auf Sisi ganz besonders zu. Denn neben ihren großen sportlichen Ambi- tionen galoppierte sie bei ihren Reisen nach Gödöllö, Irland, England oder Frankreich auch der strengen Etikette des Wiener Hofes davon“, so Lichtscheidl. „Bei ihren Ausritten im Damensattel glänzte Kaiserin Elisabeth neben ihren sportli- chen Leistungen auch mit prächtigen Ro- ben“, ergänzt Monica Kurzel-Runtscheiner, Direktorin der Kaiserlichen Wagenburg Wien. „Nur drei ihrer Sättel sind bis heute erhalten. Einer ist permanent in der Kaiserli- chen Wagenburg Wien zu sehen. Wir freuen uns sehr, den zweiten für diese Sonderschau zur Verfügung stellen zu können“, so die

Leihgeberin. Foto: SKB / Koller Statuette der jungen Kaiserin Elisabeth zu Pferd Direktorin Monica Kurzel-Runtscheiner und Kuratorin Olivia Lichtscheidl Die gezeigten Objekte stammen aus den Sammlungen der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., der Bundesmobi- lienverwaltung, der Kaiserlichen Wagenburg Wien und des Wien Museums. Sie erzählen spannende Geschichten über Sisis erste Reitversuche mit ihrem Vater Herzog Max, über ihre enge Freundschaft zum „Piloten“ William George Middleton oder ihren Reit- unfall auf Schloß Sassetôt in der Normandie. Olivia Lichtscheidl führt am 8. Juli, 16. September, 14. Oktober, 4. November und 2. Dezember 2016 jeweils um 15.30 Uhr durch die Sonderausstellung. Eine Anmeldung da- für ist notwendig. 

Foto: SBK / Dieter Nagl http://www.hofburg-wien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 115 Kultur Landesgalerie Niederösterreich LH Pröll beim Spatenstich für den Bau der Landesgalerie Niederösterreich: »Höhepunkt im Ausbau der niederösterreichischen Kulturszenerie« Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger Spatenstich auf der Kunstmeile Krems (v.l.): Stefan und Bernhard Marte (Architekten), Christian Bauer (Künstlerischer Direktor Landesgalerie Niederösterreich), Landeshauptmann Erwin Pröll und Bürgermeister Reinhard Resch (Krems) m 4. Juni nahmen Landeshauptmann Menschen veredle und sich durch die Kultur Die Landesgalerie Niederösterreich wer- AErwin Pröll, Bürgermeister Reinhard für die Menschen immer mehr Chancen de „eine Fülle an Funktionen erfüllen“, so Resch, die Architekten Bernhard und Stefan eröffnen würden, sich selbst zu finden und Christian Bauer, der Künstlerische Direktor. Marte sowie der Künstlerische Direktor ein entsprechendes Selbstbewußtsein zu ent- Sie werde „eine Bereicherung der Lebens- Christian Bauer den offiziellen Spatenstich wickeln. qualität“ werden und die Perlen von Krems für den Bau der Landesgalerie Niederöster- „Wir haben einen reichen Schatz an kul- wie das Steinertor oder die Frauenbergkirche reich vor. Alle Gäste, Erwachsenen und Kin- turellen Exponaten – sechs Millionen an der als „Symbol der Gegenwart“ ergänzen. Einen der erhielten einen Spaten als Geschenk und Zahl und rund 1,5 Milliarden Euro an Wert, tollen Ausblick werde man von der Terrasse waren eingeladen, damit selbst symbolhaft die wir in den Depots gelagert haben“, und auf die Donau und das Stift Göttweig haben, am Bau der Landesgalerie Niederösterreich Pröll betonte, daß man zu wenig Ausstel- so Bauer. „Die Landessammlungen, die einen mitzuwirken. Für die musikalische Gestal- lungsfläche zur Verfügung habe, wodurch unglaublichen Schatz darstellen, werden in tung sorgte das erste Wiener Gemüseor- nur rund vier Prozent davon der breiteren Dialog mit Privatkollektionen treten“, beton- chester. Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden te Bauer, daß man hier zeitgenössische Kunst „Der heutige Spatenstich ist etwas ganz könnten. Mit der Landesgalerie Niederöster- erleben werde können. Besonderes für das Kulturland Niederöster- reich könne man das Eigentum der Nie- Daß man „an einem wunderbaren Ort, reich“, betonte Pröll, da man mit diesem derösterreicherInnen diesen entsprechend wie diesem“ bauen dürfe, sei ein „großes einen „Höhepunkt im Ausbau der nieder- präsentieren. Geschenk für jeden Architekten“, so Archi- österreichischen Kulturszenerie“ feiern kön- In der kulturpolitischen Strategie des Lan- tekt Bernhard Marte. „Wir haben ein Ge- ne. „Wir näheren uns damit einem Punkt, wo des nehme die Landesgalerie „eine Schlüs- bäude entworfen, das ganz besonders auf die kulturelle Infrastruktur ziemlich kom- selrolle“ ein, so Pröll. Sie sei Teil einer diesen Ort eingeht.“ Marte betonte, daß das plettiert ist“, und Pröll betonte, daß es kein „Neuordnung der musealen Landschaft“, man Gebäude „ein gedrehter Würfel, der sich an Bundesland gebe, „das so viel in die kultu- wolle damit Kompetenzen stärken und Sy- den historischen Bauten, an der Ordnung der relle Infrastruktur investiert hat wie Nieder- nergieeffekte nutzen. So sei die Urgeschich- Stadt, orientiert“ sei. Es gebe eine große Ter- österreich“. Mit der Landesgalerie Nieder- te in Asparn/Zaya und Mistelbach angesie- rasse, von der aus man den Blick auf die Do- österreich lege man „eine unglaublich wich- delt, die Archäologie in Carnuntum und die nau bis Stift Göttweig genießen – in einer tige Grundlage“, mit der sich „Niederöster- Volkskunde in Niedersulz. Mit dem „Haus Höhe von 18 Metern – und einen kleinen reich präsentieren kann, wie es ist“, so Pröll. der Geschichte“ in St. Pölten, das sich mit Ausblick, von wo aus man auf die Altstadt Der Landesgalerie Niederösterreich habe der Landesgeschichte auseinandersetzen wer- von Stein blicken könne. Die Ausstellungs- man das große Ziel mitgegeben, diese in de, und der Landesgalerie Niederösterreich fläche der Landesgalerie Niederösterreich einer modernen Form zu gestalten. Nieder- als Kompetenzzentrum für die zeitgenössi- sei „differenziert gestaltet. Die Drehung des österreich sei Teil der europäischen Kunst- schen Künstler und bildende Kunst errichte Baukörpers wird man auch im Inneren spü- geschichte, betonte der Landeshauptmann. man „zwei neue wesentliche Kompetenzzen- ren.“  Er sei davon überzeugt, daß die Kultur den tren“. http://www.landesgalerie-noe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 116 Kultur ImPulsTanz 2016 250 Workshops und Researchprojekte umfaßt in diesem Jahr das ImPulsTanz- Programm, das von 17. Juli bis 13. August 2016 AnfängerInnen und Profis, Kinder, GoldenAger, AllAbilities und Neugierige aus allen Teilen der Welt nach Wien einlädt. Foto: Chris Haring Liquid Loft setzt in Performances und Installationen zeitgenössischen Tanz stets in direkte Verbindung zu anderen zeitgenössischen Kunstformen, um so ein schlüssiges Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen. ine Kartografie der Künste und Körper, neun herausragenden Klassikern und Neu- dem Centre National de la Danse Paris sowie Eder Skandale, aber auch der stillen Ro- produktionen der internationalen Tanz- und weiteren europäischen Partnerinstitutionen, mantik. Im Licht der Bilder, der Worte und Performanceszene in ein hochkarätiges Tanz- die während des Festivals zu entwickelnde Klänge von Hieronymus Bosch, Rainer Ma- haus. Zu erleben sind dort u.a. Choreografien „Sehbehindertenfassung“ seines auch inter- ria Rilke und Arnold Schönberg, aber auch der Goldener-Löwe-Preisträgerinnen Maguy national viel beachteten Stücks Sons of vor den blitzenden Bildern zeitgenössischer Marin (2016) und Anne Teresa De Keers- Sissy. Weitere österreichische ChoreografIn- Lichtfiguren wie der kanadischen Electro- maeker (2015) oder von Wim Vandekeybus / nen, darunter Michikazu Matsune, Chris Ha- clash-Ikone Peaches, vor dem Existenzialis- Ultima Vez, der Needcompany, von ImPuls ring, Florentina Holzinger, Magdalena Cho- mus der Butoh-Philosophen und der atem- Tanz-Mitbegründer Ismael Ivo, Marie Choui- waniec, Akemi Takeya und Georg Blaschke stockenden Virtuosität der Flamenco-„Göt- nard aus Kanada sowie der weltberühmten präsentieren sich im Sommer mit Urauf- ter“… hier in Wien, im Rahmen des ImPuls Butoh-Compagnie Sankai Juku aus Japan führungen. Tanz – Vienna International Dance Festival und dem spanischen Flamenco-Star Israel Im Leopold Museum erwarten das Publi- 2016, entblättert er sich, der ganze, bunte, Galván. kum 19 Arbeiten, welche in so noch nicht satte Reigen zeitgenössischer Tanz- und Per- Insgesamt 41 österreichische Erstauffüh- gekannter Intensität die Vielfalt einer der formancekunst. rungen, u.a. von Benoît Lachambre, Marco aktuell aufregendsten künstlerischen Strö- 53 KünstlerInnen und Compagnien be- Berrettini & Marion Duval, Mårten Spång- mungen aufzeigen: die Verbindung von Tanz spielen von 14. Juli bis 14. August in 65 Pro- berg, Pieter Ampe, Kaori Ito, Dana Michel, und bildender Kunst. Performances des fran- duktionen, davon 14 Uraufführungen, nicht Clara Furey & Peter Jasko sind im Rahmen zösischen Tanzphilosophen Xavier Le Roy, nur die großen Bühnen der Stadt, sondern von ImPulsTanz 2016 zu sehen. Der Shoo- von Akemi Takeya, Florentina Holzinger auch Museen und Galerien, sowie die legen- tingstar der österreichischen Szene und letzt- oder Simone Aughterlony, Antonija Living- däre Burgtheater Probebühne und weitere 40 jähriger Workshopdozent sowie FM4-Fan- stone & Hahn Rowe sowie Chris Haring / Studios über ganz Wien verteilt. Zum Bei- Award-Gewinner Simon Mayer zeigt anläss- Liquid Lofts Auseinandersetzung mit Andy spiel verwandelt sich das Volkstheater mit lich eines EU-Projekts von ImPulsTanz mit Warhols Screentests werden jeweils in einer

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Theater- und einer speziell für das Leopold Museum entwickelten Museumsversion ge- zeigt. Dort sind unter anderem auch drei Arbeiten von Tino Sehgal, Goldener-Löwe- Preisträger und diesjähriger danceWEB- Mentor und Ko-Kurator der Workshopreihe visual arts X dance durchgehend von 20. Juli bis 14. August zu sehen. Dort laufen Video- installationen des Künstlers Ian Kaler, davon eine Gemeinschaftsarbeit mit der Künstlerin Anne Quirynen. Und: dort beendet der große Ivo Dimchev am 14. August nicht nur Im PulsTanz sondern mit der Buchpräsentation seines 442 Seiten starken Opus Magnum auch seinen dann bereits fünften Auftritt im Rahmen des diesjährigen Festivals. Dieses Aufeinander-Zugehen von bilden- der Kunst und Choreografie setzt sich im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien fort. Neun Performances von Mårten Spångberg, Alice Chauchat, Peter Ich bin O.K. Dance Company – Kein Stück Liebe Stamer und Jule Flierl suchen den Dialog mit kommen zusammen, tauschen sich aus und Themen und Bildern der soeben eröffneten tanzen bis zum Morgengrauen. Während der Ausstellung Painting 2.0.: Malerei im Infor- Festivalzeit präsentiert die ImPulsTanz festi- mationszeitalter. Aus dem dreitägigen Work- val lounge allabendlich Live-Konzerte und shop Critical Joy des kanadischen Per- DJ Sets bei freiem Eintritt. Pause macht sie formers und Aktivisten Keith Hennessy mit nur an zwei Abenden. Dann, wenn ImPuls Peaches, der großen Electroclash-Wegberei- Tanz soçial zu den zwei Festivalpartys lädt, terin, kommt es am 28. Juli im mumok zu die feste Highlights im sommerlichen Nacht- einer Performance der besonderen Art, bei leben Wiens sind. Neu: Der Programm- der Bilder, Sound, Tanz und Politik zur trei- schwerpunk Küss‘ die Hand – Ladies Live in benden Kraft werden. Concert lädt jeden Sonntag Musikerinnen Die [8:tension] Young Choreographers’ auf die Bühne. Series umfaßt dieses Jahr 13 Produktionen 250 Workshops und Researchprojekte von ChoreografInnen aus Europa, den USA umfaßt in diesem Jahr das ImPulsTanz-Pro- und Brasilien, die mit eindrucksvollen Grup- gramm, allein 90 davon sind für alle Tanz- penstücken, aber auch vielschichtigen Solo- begeisterten, ob mit oder ohne Vorkenntnis- arbeiten neue (Spiel-)Räume der Stadt erfor- se(n), konzipiert und laden damit auch schen. Der an die erfolgreiche NewcomerIn- AnfängerInnen ein, in die Welt des (zeitge- nen-Reihe angeschlossene Prix Jardin d’Eu- Foto: Veronique Soucy Foto: Laurent Ziegler nössischen) Tanzes einzutauchen. Ein beson- Benoît Lachambre / Par B.L.eux (CA) rope wird heuer bereits zum zweiten Mal als deres Highlight unter den zahlreichen von Casinos Austria Prix Jardin d’Europe verge- Veranstaltungen internationaler KünstlerIn- ImPulsTanz initiierten Begegnungen ist das ben, der beliebte Fan Award geht mit Ko- nen. So zeigt die belgische Regisseurin Lut eigens für Wien kreierte Projekt visual arts X operationspartner FM4 ebenfalls in eine wei- Vandekeybus am 17. Juli und 3. August im dance von u.a. Tino Sehgal, dem momentan tere Runde. Beide Auszeichnungen werden METRO Kinokulturhaus ein Portrait ihres vielleicht wichtigsten Vertreter an der am 14. August im Rahmen einer außerge- einzigartigen Bruders Wim, der seit Jahr- Schnittstelle von bildender Kunst und Per- wöhnlichen Galanacht, moderiert von Dirk zehnten zu den weltweit wichtigsten Cho- formance. In einer fünfwöchigen Workshop- Stermann und der kanadischen Tänzerin, reografen zählt. Ebenfalls ist diesem belgi- und Researchreihe (Open Level und Ad- Musikerin und Schauspielerin Clara Furey, schen Ausnahmekünstler im Rahmen des vanced) lädt Sehgal mehr als 80 Künst- im Kasino am Schwarzenbergplatz verliehen. dotdotdot Open Air Kurzfilmfestivals im lerInnen aus den beiden Disziplinen zum ge- Die hochkarätige Jury besteht aus Wolfgang Volkskundemuseum Wien am 15. Juli ein genseitigen Austausch. Kralicek (Wien), Jennifer Lacey (Paris) und eigenes Screening gewidmet. Die Workshops finden dieses Jahr im Ana Vujanovic (Belgrad). Die Auswahl der Die ImPulsTanz festival lounge gastiert Arsenal/Burgtheater-Probebühne & ART- diesjährigen [8:tension]-KünstlerInnen traf erneut im Vestibül des Burgtheaters und ver- for-ART-Werkstätten, Dschungel Wien, Pro- das KuratorInnen-Team bestehend aus Chri- schreibt sich in diesem Jahr dem Motto Ch- bebühne Volksoper Wien, Tanzquartier Wien, sta Spatt, Christine Standfest, Gabriel ch-changes, also ganz dem Gedanken der Leopold Museum, mumok Hofstallungen, Smeets und Rio Rutzinger. Veränderung. Das Grundprinzip jedoch Volx/Margareten und Angewandte Innova- Das Gesamtprogramm wird 2016 ab- bleibt gleich: KünstlerInnen und ZuschauerIn- tion Laboratory statt. gerundet durch eine Reihe von speziellen nen, Tanzfans und MusikliebhaberInnen http://www.impulstanz.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 118 Kultur Vorarlberger Kompositionspreis 2016 geht an Michael Floredo ichael Floredo heißt der diesjährige nung bei Melody Wu, später auch Orgelun- MPreisträger des Vorarlberger Komposi- terricht bei Walfried J. Kraher ab. Interna- tionspreises, gab Kulturlandesrat Christian tionale Beachtung fand er durch die Kompo- Bernhard bekannt. Der Altacher Musik- sition einer Orgelsinfonie für drei Organi- schaffende wird die mit 7000 Euro dotierte sten an einer Orgel, die er zwischen 2007 bis Auszeichnung am 3. Oktober im Landhaus 2010 schuf und die im Stift St. Florian urauf- in Bregenz entgegenehmen. geführt wurde. Heute ist er als freischaffen- Der Kompositionspreis der Vorarlberger der Komponist, Organist und Pädagoge tätig. Landesregierung wird alle zwei Jahre verge- Als Orgelimprovisator hat er zudem schon ben. Früher unter dem Titel „Kompositions- Soloauftritte im Rahmen der Bregenzer Fest- stipendium“ bekannt, werden damit seit 2014 spiele sowie beim St. Florianer Orgelfrüh- Komponierende aus der Vorarlberger Musik- ling an der Brucknerorgel absolviert, in einer landschaft nominiert. In einem Juryverfah- ORF-Produktion ist er an der Riegerorgel im ren mit der erweiterten Kunstkommission Stephansdom Wien zu sehen. Musik wurde Michael Floredo als diesjähri- Der Altacher Musikschaffende wurde ger Preisträger bestimmt. Landesrat Bern- bisher mehrfach ausgezeichnet, unter ande- hard betonte die Bedeutung des Preises: „Mit rem erhielt er den Internationalen Bodensee- dieser Auszeichnung werden die herausra- preis für Komponisten, das Staatsstipendium genden Musikschaffenden in Vorarlberg ge- Foto: VLK für Komposition der Republik Österreich Michael Floredo würdigt, die ein wichtiger Teil der facetten- und die Auszeichnung der „Missa Opera“ mit reiche Kulturlandschaft Vorarlbergs sind“, der er bereits erste Kompositionen geschaf- dem Sonderpreis der Päpstlichen Akademien so Bernhard. fen hat. Im Alter von 19 Jahren absolvierte er in Rom. Seine Werke wurden an unterschied- einen längeren Studienaufenthalt im Stift St. lichen Orten rund um die Welt aufgeführt, Der Preisträger Michael Floredo Florian in Oberösterreich. Im Jahr darauf unter anderem im Wiener Stephansdom, Fest- Michael Floredo wurde am 28. Juni 1967 begann er ein Kompositionsstudium am Lan- spielhaus Bregenz, Preßburg, Paris und Rom, in Hohenems geboren und lebt heute in deskonservatorium Feldkirch. Dort wurde er im Kunsthaus Chur, in der Villa Wesendonck Altach. Die Leidenschaft für Musik begleitet von Gerold Amann unterrichtet, schloß nach in Zürich, in Tel Aviv, beim internationalen ihn schon seit seiner frühesten Kindheit, in fünf Jahren Klavierunterricht mit Auszeich- Orgelfestival Lugano…  Kunsthistorisches Museum: neue ONLINE SAMMLUNG as Kunsthistorische Museum Wien Die neue digitale Bilddatenbank läuft zu- D(KHM) hat seine Bilddatenbank kom- nächst in einer Beta Version und wird – auch plett überarbeitet und präsentiert sie in neuem aufgrund von User-Feedback – noch weiter- Gewand und mit vielen neuen Funktionen: entwickelt und weiterverbessert. Die neue ONLINE SAMMLUNG umfaßt Für die Kunstvermittlungs-App „KHM über 10.000 Objekte aus den Sammlungen Stories“, die seit März online ist, sind zwei des KHM und bietet umfangreiche Recher- neuen Touren verfügbar: Die Erwachsenen- chemöglichkeiten anhand von vielfältigen tour „Building Bodies – Körper, Kult und Such- und Filterfunktionen, etwa zur Ob- Kunst“ beschäftigt sich mit der Darstellung jektart, zum Künstler, zur Entstehungszeit des menschlichen Körpers quer durch die oder zur Sammlungszugehörigkeit. Jahrhunderte. Die Kindertour „Superpower! Für alle Objekte des KHM wird eine – Heldinnen und Helden der Antike“ bringt genaue Standortinformation im Haus ange- spannende Geschichten rund um Herkules, zeigt. So ist es für die Besucher nun möglich, Atalante und andere tapfere HeldInnen der sich schon zu Hause auf einen Rundgang Antike. durch die Galerien und Sammlungsräume zu Die App bietet interaktive Touren für Kin- begeben und sich auf diese Weise bereits der und Erwachsene und läßt so via Smart- vorab eine persönliche Favoritenliste zusam- phone die Vielfalt unserer Sammlungen neu menzustellen, mit den Objekten, die man entdecken. „KHM Stories“ ist für iOS und später gerne im Museum besuchen möchte. Android verfügbar. Der Download der App Daraus läßt sich dann mit einem Klick ein ist gratis, inklusive einer Erwachsenen- und personalisierter Saalplan erstellen, den man Foto: KHM-Museumsverband einer Kindertour. Jede weitere Tour kostet entweder ausgedruckt oder in einer mobilen malink gespeichert und so jederzeit weiter 0,99 €. Alle Touren sind auf Deutsch, Eng- Version am Handy oder Tablet beim nächsten bearbeitet werden. Alle Objekte sowie die lisch, Türkisch und BKS (Bosnisch, Kroa- Museumsbesuch dabei hat. Die Favoriten- Listen und Saalpläne können zudem online tisch, Serbisch) verfügbar.  listen und Saalpläne können über einen Per- auf Social Media Kanälen geteilt werden. http://www.khm.at/erfahren/kunstvermittlung/app-khm-stories/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 155 / 30. 06. 2016 119 ÖJ-Reisetip Drei neue Naturschau- plätze im Stubaital Orte, die Geschichte erzählen und Aussichten präsentieren. Foto: TVB Stubai Tirol / Andre Schönherr Ein Blick auf den 2505 Meter hohen »Elfer« in den Stubaier Alpen

ie Stubaier Naturschauplätze sind Orte, höher gelegenen, saftigen Bodens entstan- platz befindet sich auf dem Weg zur Serles. Ddie Geschichten erzählen und die Ge- den sind und für die einheimischen Bauern Besteigt man den Gipfel vom Stubaital aus, schichte zeigen, Plätze, die Ansichten und von existenzieller Bedeutung waren. Sie er- dann kommt man an ihm vorbei. Umgeben Aussichten präsentieren, Stellen, die wirken öffnen aber auch faszinierende Einblicke in von einem Gelände mit steilen Anstiegen und bewirken und vor allem Lebensräume, die Geologie, sowie in die Tier- und Pflan- und wild abfallenden Hängen, ist es der ein- in denen die Tier- und Pflanzenwelt gedeiht. zenwelt im Stubaital. zige flache und ebene Platz den man pas- Sie liegen meist im Verborgenen, sind je- siert. Bezeichnenderweise rührt daher auch doch an Sitzgelegenheiten, die kunstvoll an Die neuen Naturschauplätze Hühner- sein Name: „Wildeben“. Besonders wohl die Umgebung angepasst sind, gut zu erken- spiel, Wildeben und Gletscherblick, fühlt sich auch das Alpen-Edelweiß auf die- nen. Zu den schon bestehenden Plätzen ge- Knapp unterhalb der imposanten Bren- ser Höhe. Mit etwas Glück findet man eines, sellen sich diesen Sommer noch drei weitere nerspitze ist der kunstvolle, mit einer karus- aber bitte nicht pflücken, die Königin der dazu und mittels eines neuen Sammelpasses sellartigen Sitzbank ausgestattete Natur- Alpenblumen steht unter Naturschutz. können die Besuche dort auch dokumentiert schauplatz Hühnerspiel angelegt worden. Der dritte neue Naturschauplatz hat sei- werden. Seinen Namen hat der Platz wegen der hier nen Namen aufgrund seiner Lage, mit einem Die Stubaier Naturschauplätze haben teil- lebenden Tiere bekommen. Zwischen Ende traumhaften Panoramablick auf die höchsten weise recht eigenwillige Namen. Abgeleitet März und Anfang Juni – zur Balzzeit – erklä- Gipfel des Stubaitals, bekommen – Glet- werden sie von Flurnamen sowie deren Be- ren die Spielhähne, auch Birkhähne genannt, scherblick. Nahe der Starkenburger Hütte im schaffenheit, Geschichte und Lage. Oft sind dieses Gelände zu ihrem Territorium. Gemeindegebiet Neustift gelegen, bietet er es Flächen, die durch die Urbarmachung des Ein weiterer, neu angelegter Naturschau- einen Rundumblick auf die bedeutendsten

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Stubaier Gipfel und die in der Sonne glei- senden Gletscherfelder oder Ferner, wie sie in Tirol bezeichnet werden.

Naturschauplätze der Geologie und der Landwirtschaft Nicht minder spektakulär präsentiert sich die Aussicht vom Naturschauplatz Elfer. An diesem Platz wird zudem die Geologie des umliegenden Geländes näher beschrieben. Die ringsum liegenden Gebirgsketten sind die stummen Zeitzeugen der Alpenbildung. Auf eindrucksvolle Weise veranschaulichen sie das Aufeinandertreffen zweier unterschied- licher Gesteinsformen. Auf der einen Seite die schroffen und hellen Felstürme des Ser- leskammes aus Kalkgestein und auf der an- deren Seite das Urgestein der Stubaier Ber- ge, der sogenannte Ötztal-Stubai-Kristallin, welches den Sockel des Berges bildet. Die Naturschauplätze Kartnall in Neu- stift, die Eulenwiesen in Schönberg, die Tel- fer Wiesen in Telfes und Gschmitz in Fulp- mes sind Flächen, die schon früh landwirt- schaftlich genutzt wurden. Einerseits wegen der saftigen und nahrhaften Böden und ande- rerseits weil sie höher gelegen sind und so

von den Überschwemmungen, die oft im Tal Foto: TVB Stubai Tirol / Andre Schönherr vorkamen, verschont wurden. So wurden et- Der Naturschauplatz »Hühnerspiel« ist auch der alljährliche Treffpunkt der Spiel- wa die Flure Kartnall, Eulenwiesen und hähne: zum Balzen, Raufen und gemeinsamen »Musizieren«. Gschmitz erst durch Brandrodung nutzbar Naturschauplätze Stempelpaß erhältlich ist, auch sammeln und sich dafür und Ackerflächen bzw. Weideflächen frei. Besuche der Naturschauplätze lohnen sich eine Belohnung erwandern. Für fünf abge- Heutzutage werden nicht mehr alle davon nicht nur aufgrund der Schönheit und der stempelte Felder am Paß hat man sich ein T- landwirtschaftlich genutzt, was aber geblie- Aussichten, die dort präsentiert werden. Man Shirt verdient.  ben ist, sind wunderschöne Lärchenwiesen, kann sie mit einem eigenen Stempelpaß, der http://www.stubai.at/aktivitaeten/wandern/naturschauplaetze/ die zum Wandern und Genießen einladen. in den Büros des Tourismusverbandes Stubai http://www.tirol.at Foto: TVB Stubai Tirol / Andre Schönherr Der Naturschauplatz in den Telfer Wiesen wurde über einem kleinen Bächlein errichtet.

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