Deutscher Drucksache 18/10233

18. Wahlperiode 08.11.2016

Änderungsantrag der Abgeordneten , , Thomas Dörflinger, Jutta Eckenbach, Dirk Fischer (Hamburg), , Josef Göppel, , Robert Hochbaum, (Dortmund), Bettina Hornhues, Anette Hübinger, Hubert Hüppe, , Dr. Günter Krings, , Dr. , , , , , , Gabriele Schmidt (Ühlingen), , Bernhard Schulte-Drüggelte, , Dr. , Karl-Heinz Wange, (Hamburg), Peter Weiß (Emmendingen), Waldemar Westermayer, Dr. , (Aachen), , Dr. , Dr. , Elvira Drobinski-Weiß, Michaela Engelmeier, , Dr. , Dr. Ute Finckh-Krämer, , , Michael Groß, , , , Dr. Eva Högl, , , Birgit Kömpel, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Detlef Müller (Duisburg), Bettina Müller, Michelle Müntefering, , , Mahmut Özdemir (Chemnitz), , Jeannine Pflugradt, , , , Dr. , Annette Sawade, , , Dr. Dorothee Schlegel, Matthias Schmidt (Berlin), Elfi Scho-Antwerpes, , , Martina Stamm-Fibich, , , Waltraud Wolff (Wolmirstedt), , Jan van Aken, , Matthias W. Birkwald, Wolfgang Gehrcke, , Heike Hänsel, Dr. André Hahn, Dr. , Inge Höger, Sigrid Hupach, , , , , , Dr. Gesine Lötzsch, Birgit Menz, , (Havelland), Dr. , Dr. , , , , Sabine Zimmermann (Zwickau), Kordula Schulz-Asche, , , , (Bremen), (Köln), Dr. , , Ekin Deligöz, Katja Dörner, Katharina Dröge, Dr. Thomas Gambke, , Katrin Göring-Eckardt, , Britta Haßelmann, Bärbel Höhn, Dr. , , , , Sven-Christian Kindler, Maria Klein-Schmeink, Tom Koenigs, Sylvia Kotting-Uhl, , Stephan Kühn (Dresden), Christian Kühn (Tübingen), Renate Künast, Markus Kurth, , , Dr. , Beate Müller-Gemmeke, Özcan Mutlu, Dr. , , Cem Özdemir, , Brigitte Pothmer, Tabea Rößner, (Augsburg), Corinna Rüffer, , Elisabeth Scharfenberg, , Dr. , Dr. , Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn, Hans-Christian Ströbele, Dr. Harald Terpe, Doris Wagner und Beate Walter-Rosenheimer Drucksache 18/10233 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung – Drucksachen 18/8034, 18/8333, 18/8461 Nr. 1.5, 18/10056 –

Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften

Der Bundestag wolle beschließen:

Artikel 2 Nummer 11 wird wie folgt geändert: 1. § 40b Absatz 4 Satz 2 wird wie folgt gefasst: „Eine klinische Prüfung darf an einer nicht einwilligungsfähigen Person im Sinne des Artikels 2 Nummer 19 der Verordnung (EU) Nr. 536/2014 nur durchgeführt werden, wenn wissenschaftliche Gründe vorliegen, die erwarten lassen, dass die Teilnahme an der klinischen Prüfung einen direkten Nutzen für die betroffene Person zur Folge hat, der die Risiken und Belastungen einer Teilnahme an der klinischen Prüfung überwiegt.“ 2. In § 40b Absatz 4 Satz 3 wird das Wort „solche“ gestrichen.

Berlin, den 8. November 2016

Uwe Schummer Gabriele Schmidt (Ühlingen) Dirk Heidenblut Wolfgang Bosbach Patrick Schnieder Marcus Held Thomas Dörflinger Bernhard Schulte-Drüggelte Wolfgang Hellmich Jutta Eckenbach Johannes Selle Dr. Eva Högl Dirk Fischer (Hamburg) Dr. Patrick Sensburg Josip Juratovic Eberhard Gienger Karl-Heinz Wange Thomas Jurk Josef Göppel Marcus Weinberg (Hamburg) Birgit Kömpel Christian Haase Peter Weiß (Emmendingen) Dr. Hans-Ulrich Krüger Robert Hochbaum Waldemar Westermayer Detlef Müller (Duisburg) Thorsten Hoffmann (Dortmund) Dr. Matthias Zimmer Bettina Müller Bettina Hornhues Ulla Schmidt (Aachen) Michelle Müntefering Anette Hübinger Heike Baehrens Dietmar Nietan Hubert Hüppe Dr. Lars Castellucci Ulli Nissen Kordula Kovac Dr. Daniela de Ridder Mahmut Özdemir (Chemnitz) Dr. Günter Krings Elvira Drobinski-Weiß Markus Paschke Matern von Marschall Michaela Engelmeier Jeannine Pflugradt Dr. Michael Meister Saskia Esken Detlev Pilger Michaela Noll Dr. Fritz Felgentreu Achim Post Sylvia Pantel Dr. Ute Finckh-Krämer Dennis Rohde Martin Patzelt Dagmar Freitag Dr. Martin Rosemann Josef Rief Kerstin Griese Annette Sawade Karl Schiewerling Michael Groß Marianne Schieder Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/10233

Udo Schiefner Dr. Kirsten Tackmann Sylvia Kotting-Uhl Dr. Dorothee Schlegel Dr. Axel Troost Oliver Krischer Matthias Schmidt (Berlin) Alexander Ulrich Stephan Kühn (Dresden) Elfi Scho-Antwerpes Harald Weinberg Christian Kühn (Tübingen) Ursula Schulte Katrin Werner Renate Künast Ewald Schurer Sabine Zimmermann (Zwickau) Markus Kurth Martina Stamm-Fibich Kordula Schulz-Asche Monika Lazar Kerstin Tack Luise Amtsberg Steffi Lemke Gabi Weber Kerstin Andreae Dr. Tobias Lindner Waltraud Wolff (Wolmirstedt) Annalena Baerbock Beate Müller-Gemmeke Kathrin Vogler Marieluise Beck (Bremen) Özcan Mutlu Jan van Aken Volker Beck (Köln) Dr. Konstantin von Notz Karin Binder Dr. Franziska Brantner Omid Nouripour Matthias W. Birkwald Agnieszka Brugger Cem Özdemir Wolfgang Gehrcke Ekin Deligöz Friedrich Ostendorff Annette Groth Katja Dörner Brigitte Pothmer Heike Hänsel Katharina Dröge Tabea Rößner Dr. André Hahn Dr. Thomas Gambke Claudia Roth (Augsburg Dr. Rosemarie Hein Kai Gehring Corinna Rüffer Inge Höger Katrin Göring-Eckardt Manuel Sarrazin Sigrid Hupach Anja Hajduk Elisabeth Scharfenberg Ulla Jelpke Britta Haßelmann Ulle Schauws Kerstin Kassner Bärbel Höhn Dr. Gerhard Schick Jutta Krellmann Dr. Anton Hofreiter Dr. Frithjof Schmidt Caren Lay Dieter Janecek Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn Michael Leutert Uwe Kekeritz Hans-Christian Ströbele Dr. Gesine Lötzsch Katja Keul Dr. Harald Terpe Birgit Menz Sven-Christian Kindler Doris Wagner Petra Pau Maria Klein-Schmeink Beate Walter-Rosenheimer Harald Petzold (Havelland) Tom Koenigs

Drucksache 18/10233 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

Begründung

Bisher ist eine sogenannte gruppennützige Forschung an Nichteinwilligungsfähigen nach dem Arzneimittelrecht ausgeschlossen. Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung will dieses Verbot nun insoweit aufwei- chen, dass zukünftig eine Teilnahme volljähriger Nichteinwilligungsfähiger auch ohne persönlichen Nutzen zu- lässig ist, wenn die Betroffenen im früheren Zustand der Einwilligungsfähigkeit mittels Patientenverfügung nach § 1901a des Bürgerglichen Gesetzbuchs (BGB) einer Teilnahme zugestimmt haben. Die Regelung wird voraus- sichtlich vor allem Menschen mit neurodegenerativen, beispielsweise dementiellen Erkrankungen betreffen. Die- sem Vorschlag muss eine klare Absage erteilt werden. Die hohen Schutzstandards, die es in Deutschland bei klinischen Studien momentan für nicht einwilligungsfähige Erwachsene gibt, insbesondere hinsichtlich der Würde des Menschen und seiner körperlichen Unversehrtheit, müssen erhalten bleiben. Bereits 2013 hat sich der Bundestag (Bundestagsdrucksache 17/12183) dazu ausgesprochen, dass in solchen Fällen das Schutzniveau für diese Personen zu erhalten ist. Von dieser Haltung darf nicht abgewichen werden. Würde und Sicherheit der Probandinnen und Probanden müssen immer im Vordergrund stehen. Dieser Grundsatz ist gefährdet, wenn Menschen an Forschung beteiligt werden, die nicht in der Lage sind, das Risiko und den Nutzen ihrer Teilnahme zu beurteilen, ohne selbst irgendeinen Nutzen aus der Teilnahme zu ziehen. Das Schutz- niveau für diese besonders vulnerable Patientengruppe muss in Deutschland weiterhin auf hohem Standard er- halten bleiben. Zudem entbehrt eine solche Öffnung jeder Notwendigkeit. Artikel 31 Absatz 2 der hier umzusetzenden Verord- nung (EU) Nr. 536/2014 erklärt nationale Verbote einer gruppennützigen Forschung an Nichteinwilligungsfähi- gen ausdrücklich für zulässig. Diese EU-Verordnung erlaubt, wie der vorliegende Änderungsantrag, die For- schung an Nichteinwilligungsfähigen, wenn die wissenschaftlich begründete Erwartung besteht, dass der oder die Betroffene einen direkten Nutzen aus der Prüfung hat, der die Risiken und Belastungen der Studienteilnahme überwiegt (Eigennutzen). Auch praktisch besteht keine Notwendigkeit einer Öffnung, da es bislang keine bekanntgewordenen Fälle gibt, in denen ein Forschungsvorhaben am Fehlen einer solchen Möglichkeit der gruppennützigen Forschung geschei- tert ist. Der vorliegende Änderungsantrag dient daher der größtmöglichen Beibehaltung der bisherigen Rechtslage in Deutschland, nach der eine gruppennützige Forschung an Nichteinwilligungsfähigen ohne potenziellen individu- ellen Nutzen für die jeweiligen Studienteilnehmer ausgeschlossen ist. Die o. g. EU-Verordnung führt bereits zu einer Erweiterung: Bislang machte § 41 Absatz 3 Nummer 1 Satz 1 zweiter Halbsatz des Arzneimittelgesetzes (AMG) eine Forschung an nichteinwilligungsfähigen Personen grundsätzlich davon abhängig, dass diese sich unmittelbar in einem lebensbedrohlichen oder sehr geschwächten klinischen Zustand befinden. Diese Einschrän- kung ist leider aufgrund der eindeutigen Formulierung der o.g. EU-Verordnung nicht mehr möglich; vielmehr setzt die Forschung an volljährigen nichteinwilligungsfähigen Personen zukünftig nur noch voraus, dass die Prü- fungsteilnehmerin bzw. der Prüfungsteilnehmer unter ihrem bzw. seinem klinischen Zustand „leidet“. Eine wei- tere belastende Ausweitung der Grenzen für die Forschung an dieser Personengruppe gilt es daher unbedingt zu vermeiden. Die hier vorgeschlagene Regelung war zudem im Referentenentwurf vom 25.11.2015 enthalten. Die Begründung des Referentenentwurfs führte dazu aus: „Die Beibehaltung des Schutzniveaus für nicht einwilligungsfähige Erwachsene trägt dem Beschluss des Bun- destages vom 31. Januar 2013 (Drs. 17/12183) Rechnung. Danach ist bei der Forschung an nicht einwilligungs- fähigen Erwachsenen ein direkter individueller Nutzen vorauszusetzen. Dies entspricht auch dem Beschluss des Bundesrates vom 12. Oktober 2012 (Drs. 413/12), nach dem das bestehende und grundrechtlich gebotene Niveau zum Schutz der Prüfungsteilnehmerinnen und -teilnehmer insbesondere bei der Einbeziehung nicht einwilli- gungsfähiger Patientinnen und Patienten möglichst weitgehend beibehalten werden sollte.“

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