www.e-rara.ch

A. W. Schlegel's Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst

Schlegel, August Wilhelm von

Heilbronn, 1884

Zentralbibliothek Zürich

Persistent Link: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-76092

Elektra des Euripides.

www.e-rara.ch Die Plattform e-rara.ch macht die in Schweizer Bibliotheken vorhandenen Drucke online verfügbar. Das Spektrum reicht von Büchern über Karten bis zu illustrierten Materialien – von den Anfängen des Buchdrucks bis ins 20. Jahrhundert.

e-rara.ch provides online access to rare books available in Swiss libraries. The holdings extend from books and maps to illustrated material – from the beginnings of printing to the 20th century.

e-rara.ch met en ligne des reproductions numériques d’imprimés conservés dans les bibliothèques de Suisse. L’éventail va des livres aux documents iconographiques en passant par les cartes – des débuts de l’imprimerie jusqu’au 20e siècle.

e-rara.ch mette a disposizione in rete le edizioni antiche conservate nelle biblioteche svizzere. La collezione comprende libri, carte geografiche e materiale illustrato che risalgono agli inizi della tipografia fino ad arrivare al XX secolo.

Nutzungsbedingungen Dieses Digitalisat kann kostenfrei heruntergeladen werden. Die Lizenzierungsart und die Nutzungsbedingungen sind individuell zu jedem Dokument in den Titelinformationen angegeben. Für weitere Informationen siehe auch [Link]

Terms of Use This digital copy can be downloaded free of charge. The type of licensing and the terms of use are indicated in the title information for each document individually. For further information please refer to the terms of use on [Link]

Conditions d'utilisation Ce document numérique peut être téléchargé gratuitement. Son statut juridique et ses conditions d'utilisation sont précisés dans sa notice détaillée. Pour de plus amples informations, voir [Link]

Condizioni di utilizzo Questo documento può essere scaricato gratuitamente. Il tipo di licenza e le condizioni di utilizzo sono indicate nella notizia bibliografica del singolo documento. Per ulteriori informazioni vedi anche [Link] 366

begehrt reden zu dürfen, welches aber wehrt. Orest zwingt ihn in das Haus zu gehn, um ihn dort an derselben Stelle umzubringen, wo er seine Mutter umgebracht.

Elektra des Euripides. s Die Szene ist nicht in Mycen , sondern an der Gränze des Argolischen Gebiets , in freyer Landschaft, vor einer ein¬ samen armseligen Bauernhütte . Der Bewohner , ein alter Landmann , tnitt heraus und erzählt in ekenr Prolog den Zuschauern , wie es im königlichen Hause steht: theils das w schon bekannte, dann aber, daß man nicht zufrieden, die Elektra schmählich zu behandeln , und sie unvermählt zu lassen, sie unter ihrem Stande mit ihm verhcirathet habe ; die Gründe dieses Verfahrens sind wunderlich genug: er versichert aber er bediene sieb seinen Keebie -rieb/, sondern iebe mit ibn is in einer jungfräulichen Ehe. Elektra kommt, da es noch vor Tagesanbruch ist, mit einem Kruge auf dem nach knechtischer Art geschornen Kopfe , um Wasser zu hohlen ; ihr Mann beschwört sie, sich doch nicht mit solchen ungewohnten Arbeiten zu plagen, sie will sich aber von ihrer Pflicht als Hausfrau so nicht abhalten lassen, und beyde gehen ab, er zur Feldarbeit, sie ihren 6 s.nv?. Orest tritt nun mit dem Pylades auf, und eröffnet in einer Rede f27K>'j an diesen, daß er schon am Grabe seines Vaters geopfert, sich aber nicht in die Stadt wage, sondern hier an der Gränze , nach seiner, wie er weiß, 25 eiaseibsr verheiratheten Schwester spähen wolle, um von ihr die Lage der Ai-r- e zu erfahren. Er sieht Elektra mit dem Wasserkruge rnnnebbebnen , und zieht sich zurück. Sie stimmt nnienriessen einen wehklagenden Gesang um ihr eignes Schick¬ sal und um ihren Vater an. Der Chor , aus ländlichen so Weibern bestehend, kommt und ermuntert sie, an einem Fest der Juno Theil zu nehmen, welches sie aber , in ihr Elend versunken, auf ihre zerlumpten Kleider zeigend, verweigert. Der Chor erbietet sich, ihr festlichen Schmuck zu leihen , sie beharrt «ben dabey. Sie erblickt den Orest und Pylades in S5 ihren Schlupfwinkeln, es n-snen / liebe, und will ins 367

Haus fliehen. Da Orest hervortritt , und ihr dieß wehrt, glaubt sie er wolle sie umbringen ; er beruhigt sie und bringt ihr Nachricht vom Leben des Orest . Hierauf er¬ kundigt er sich nach ihrer Lage, wobey dann den Zuschauern das ganze Verhältniß von neuem eingeschärft wird. Orest s giebt sich noost immer nicht zu erkennen, sondern verspricht bloß Elektre-rs Botschaft an ihren Bruder zu bestellen, und bezeugt Theilnahme als ein Fremder . Der Chor wird bey dieser Gelegenheit neugierig , auch etwas aus der Stadt zu erfahren , und Elektra schildert nach ihrem eignen Elende, w (wo (277»j - er/ n'e n'cst , MÄ Äre N«,We- Äe,e>?MA no-r Äerr Nr^ /err - er-rr/7) die Üppigkeit und 'den Übermuth ihrer Mutter und des Aegisth, der auf Agamemnons Grabe herumspringe, und mit Steinen darnach se- weine . Der Bauer kommt von der Arbeit zurück, und findet n> es ziemlich unschicklich, daß seine Frau mit jungen Männern schwatzt; da er a - ee hört, daß sie Nachricht vom Orest bringen, ladet er sie freundlichst in sein Haus ein. Orest stellt beym Anblick des würdigen Mannes Betrachtungen an , wie doch oft in niedrigen Geschlechtern und unter unscheinbarer Hülle 20 die achtungswürdigsten Menschen sich finden, Elektra macht ihrem Manne Vorwürfe wegen der Einladung , da sie stoc- nichts im Hause hätten ; er meynt, die Fremden würden schon so vorlieb nehmen , eine wirthliche Frau wisse allerley Gerichte herbeyzuschaffen, auf einen Tag reiche ihr Vorrath wohl hin. 2s Sie schickt ihn zu dem alten Pfleger und Retter des Orest, der in der Nähe auf dem Lande wohnt, damit dieser kommen und etwas zur Bewirthung mitbringen möge. Der Bauer geht init Sentenzen über den Reichthum und die Mäßigkeit ab. Der Chor vereterAt n'c- st /rsr-/s Äs rme in einen so Gesang über den Zug der Griechen vor Troja , beschreibt weitläufig was auf dem Schilde des Achill, welchen ihm Thetis gebracht, abgebildet gewesen, endigt aber doch mit dem Wunsche, Klytämnestra möost/e für ihren Frevel bestraft werden. (277 Der alte Pfleger , dem es sehr sauer wird , zu s» dem Hause hinan zu steigen, bringt der Elektra ein Lamm, einen Käse und einen Schlauch mit Wein ; hierauf fängt er 368

an zu weinen , und ermangelt nicht, sich mit seinen zerlumpten Kleidern die Augen zu wischen. Auf die Fragen der Elektra berichtet er, wie er am Grabe Agamemnons Spuren eines Opfers und eine Haarlocke gefunden , und daraus vermuthe, s Orest sey dort gewesen. Hierauf folgt eine Anspielung auf die vom Aeschylus gebrauchten Erkennungszeichen an der Aehn- lichkeit der Haarlocken , der Fußstapfen und an einem Gewände, Widerlegung derselben . Die Unwahrscheinlichkeit jener laßt sich vielleicht heben , auf jeden Fall sieht man leicht 10 darüber weg , allein die Rücksicht auf eine andre Behandlung desselben Gegenstandes ist das störendste u-rck rmpoet » cH§/e, was es geben kann . Die Gäste kommen heraus , der Alte betrachtet den Orest genau , erkennt ihn , und überzeugt auch die Elektra durch eine Narbe an der Augenbraue von einem is Fall , (dieß ist nun die herrliche Erfindung r/is ei- der Aeschy- leischen substituirt, ) daß er es sey ; sie umarmen sich, und überlassen sich während eines kürzen Chorgesanges der Freude. In lange fortgesetzten Reden überlegen Orest , der Alte , und Elektra die Ausführung der That . Aegisth hat sich wie der so Alte weiß , zu einem Opfer der Nymphen aufs Land fL78«s begeben , dort will sich Orest als Gast Anschleichen und ihn überfallen . Klytämnestra ist aus Furcht vor der üblen Nach¬ rede , nicht mitgefahren ; Elektra erbietet sich, ck'e durch die falsche Nachricht , sie sey »r Äle lOoc/ren Klommen, Ls herbey zu locken. Die Geschwister vereinigen nun ihre Gebete an die Götter und den Schatten ihres Vaters um glücklichen Ausgang . Elektra erklärt , sie werde sich umbringen , wenn es mislinge , und will dazu ein Schwert in Bereitschaft halten. Der Alte geht mit dem Orest ab , um ihn zu Aegisth zu geleiten, so und sich dann zim Klytämnestra zu begeben. Der Chor be¬ singt den goldnen Widder , welchen Thyest durch Hülfe der treulosen Gemahlin des Atreus , diesem entwandt , und wie jener dafür durch das mit seinen Kindern angestellte Gastmal 56^ bestraft worden , wobey die Sonne sich aus ihrer Bahn ss gewandt , welches er aber , (der Chor ) wie er E/i/weislich hinzufügt , sehr bezweifle. Man hört ein fernes Geräusch und Stöhnen , Elektra glaubt ihr Bruder unterliege , und 369 ^

will sich »» ä umbringen . Sogleich kommt aber ein Bote , welcher den Untergang des Aegisth weitläuftig mit mancherley Hyäne » berichtet . Unter dem Jubel » des Chors höhlt Elektra einen Kranz , womit sie äsn krönt , der den Kopf des Aegisth öer/ den Haaren in der Hand hält. s Diesem Kopfe HM L/e/ -Ma in einer langen Rede seine Thor¬ heiten und Verbrechen vor , und sagt ihm unter sL78^ ander » : es thue niemals gut eine Frau zu heirathen , mit der man zuvor in einem unerlaubten Verhältnisse gelebt ; es sey unan¬ ständig , wenn die Frau die Herrschaft im Hause führe , u . s. w. w Alan sieht die Klytämnestra nahn , Orest bekommt Scrupel über seinen Vorsatz des Muttermordes und die Gültigkeit des Orakels , begiebt sich aber auf Überredung der Elektra in die Hütte , um es da zu vollführen . Die Königin kommt auf einem prächtigen mit Teppichen behangnen Wagen , von tro¬ w janischen Sclavinnen umgeben , gefahren ; Elektra will ihr herunterhelfen , sie verweigert es « be». Darauf rechtfertigt sie ihre That am mit der Opferung der Jphi- genia , und fodert äre selbst auf , ihr Argumente entgegenzustellen , um dieser Veranlassung zu einer subtilen so Rede zu geben , worin sie ihr unter andern vorwirft , sie habe in der Abwesenheit Agamemnons zu viel vor dem Spiegel gesessen und sich geputzt. Klytämnestra erzürnt sich nicht, wiewohl LVeH/r« den Vorsatz des Mordes ankündigt , wenn es möglich ; sie erkundigt sich nach der Niederkunft und 25 geht in die Hütte um das Reinigungsopfer zu verrichten. Elektra begleitet sie , nach einer höhnenden Rede . Hierauf Chorgesang über die Vergeltung , Geschrey der im Hanse , und die Geschwister kommen mit Blut befleckt zurück. Sie sind voller Reue und Verzweiflung über die vollbrachte 30 That , rühren sich durch Wiederhohlung der kläglichen Rede und Ge - s27» »j behrden ihrer Mutter ; Orest will in die Fremde fliehn ; Elektra frägt : wer sie nun heirathen würde ? Die Dioskuren , ihre Oheime , erscheinen in der Luft , tadeln den Apollo wegen seines Orakels , befehlen dem Orest , sich zur 35 Sicherung vor den Furien vom Areopag richten zu lasten, und weißagen ihm anderweitige Schicksale. Dann stiften sie eine Parthie zwischen Pylades und Elektra, ihr erster Btann soll mit nach Phocis genommen, und reichlich versorgt werden. Nach wiederhohlten Lamentationen nehmen O^eLi u-rck wie auf Lebenslang Abschied von einander , und das Stück 5 <>-rcki§<

Man sieht leicht, daß Aeschylus den Gegenstand von der furchtbarsten Seite gefaßt , und ihn in das Gebiet der dunkeln Gottheiten hinübergespielt hat, in welchem er so gern hauset. Das Grab des Agamemnon ist der nächtliche Punkt i» von welchem die rächende Vergeltung ausgeht ; sein unmuthiger Schatten ckr'e § ee/e ckes Seckic^ieL. Die leicht zu bemerkende technische Unvollkommenheit, daß das Stück, ohne bemerkbaren Fortschritt, zu lange auf demselben Punkte ver¬ weilt, wird wieder zn einer wahren poetischen Vollkommenheit: is denn es ist die dumpfe Stille der Erwartung vor einem Un- gewitter oder Erdbeben. (K. // «miei.) Es ist wahr , die Gebete s27»>'s wiederhohlen sich: aber eben ihre Häufung giebt den Eindruck von einem großen unerhörten Vorsätze, zu welchem menschliche Kräfte und Beweggründe allein nicht hin- so reichen. Die Flucht des Orest verräth keine unwürdige Reue oder Schwäche, sondern sie ist nur der unvermeidliche Tribut, den er der beleidigten Natur bezahlen muß. cke-r L'ciriuL.? ckSL Küc^L mi< eine?' FiL^a^moure He/»//?, ieir au/ cka§ ckie ckeL ASLKAie, Leine ss 7>aAöckien e-u Z>iio^issn M uee^nrho/en. Auf die wunderwürdige Anordnung des Sophokles brauche ich nur im Allgemeinen aufmerksam zu machen. Welche schöne Vorreden läßt er cken Sendung der LVMMneLina zum Grabe vorangehen , womit Aeschylus gleich anhebt ! — Wie so /ee//iieir ist das Pathos der Elektra ausgespart. Der Helden¬ muth der Elektra ist durch den Gegensatz der schwächer« Schwester i^s//Vio/r gehoben. Überhaupt hat KoMa ^ieL dem Gegenstände dadurch eine ganz neue Wendung gegeben, daß er ck«L i/ «uM ?rie^6LL6 auf die Elektra lenkt. Daß beyde ss Dichter den Pylades schweigen lassen, beweist wie sehr die alte Kunst allen unnützen Überfluß verschmähte. Was aber 371 die Tragödie des Sophokles besonder charakterisirt, ist die himmlische Heiterkeit bey einem so schrecklichen Gegenstände, der frische Hauch von s28« »j Leben und Jugend , der durch Äs hinweht. Der lichte Gott Apollo, welcher die That be¬ fohlen , scheint seinen Einfluß darüber zu verbreiten ; selbst s der Tages -Anbruch am Eingänge ist bedeutsam. Das Grab und die Schattenwelt ist in der Ferne gehalten ; was beym Aeschylus die Seele des Ermordeten bewirkt, geht hier vom Gemüth der noch lebenden Elektra aus . Merkwürdig ist die Vermeidung jeder dunkeln Ahndung, gleich in der ersten Rede 10 Orests . Auch wandelt ihn weder vor noch nach der That Zweifel und Gewissensunruhe an, so daß das dahin gehörige bey ihm eigentlich nosH strenger gehalten ist, wie beym Aeschylus; auch der entsetzliche Theaterstreich mit dem Aegisth, und daß dieser am Schlüsse seine schmähliche Hinrichtung erst es noch erwartet , ist noch herber als dort. Das Bild für das Verhältniß beyder Dichter, bieten ihre Traum¬ gesichte der Klytämnestra dar : Sez/m Aeschylus ist e.r größer, aber sinnlich grausend ; Sophokles in der Furchtbarkeit majestätisch schön. sn Das Stück des Euripides ist ein seltnes Beyspiel poetischer Warum z. B . Orest seine Schwester so lange, ohne sich ihr zu erkennen zu geben? — Was etwa von tragischen Anklängen vorkommt, ist nicht sein eigen : es gehört dem Mythus , seinen Vorgängern und der ss Observanz an. Durch seine s280^ Intentionen ist es wenigstens keine Tragödie , L0-re?ss-r vielmehr ein Familien- gemählde in der modernen Bedeutung des Worts geworden. Die Effekte mit der Dürftigkeit der Elektra z. B . sind Alle Vorbereitungen zu der That sind äußerst leichtsinnig; die »o That wird gleich nach der Vollbringung durch die schwächlichste Reue wieder ausgelöscht. Von den Lästerungen ASAS-r das Orakel will ich A«-- nichts sagen. Da das ganze Stück dadurch vernichtet wird , so sehe ich nicht ein, wozu es Euri¬ pides überhaupt geschrieben, wenn es nicht war um die Elektra »s «n e?e-r rn HÄNFS-r, und den alten Bauer , zur Be¬ lohnung seinem Enthaltsamkeit , sein Glück machen zu lassen. 24* 372

Ich wünschte nur, daß die Vermählung des Phlades mü cke/- L/e^/^a vor sich ginge, und der Bauer eine e^§c/a Summe 6e/e/e§ ausgezahlt erhielte: so würde alles zur Satis- faction der Zuschauer, wie eine />Ä?«or/ie, endigen, s Fa ic/r m «/«/r r/e^ Aürm eine ^l-r- ^ie/r/.NA««/ e/en 6e» i Äee / -realen /rae/e, .?o ic/r, n«e/r eiie.sen / 'eo- en von e'en / /ie?e^eee^ e/ee Lan/ -ra»ck M /raben,' aae/ wei/ e/aee/r eien Laeipie/e^, an/ Aa/ ^/n^enÜLe^ ra neeien, e//e ieaAi.ee/re La -r.?/ eoe s281»s e/ie Mnne/e Ae- AKNAeni.e/, eo /'onnie ee nie/ii n-o/ri ein ec/ac/'iie/reeee /ine/e nehmen. is Um nicht ungerecht zu seyn, muß ich noch bemerken, daß die Elektra, vielleicht sein allerschlechtestes Stück ist. / 'o/ieee a/e e/ie^ee /ine/en .eic/r / eeA/ie/r -ree/r uniee cken ÄöeiAen an/ ane Ae^o-n-nnen. i/^ie Laöen noe/r 79 no/ieiane/iAe7>aAöckien vonr so LaeizMee. Line e/ananiee, L ^ eeae, iei e//en/-ae nnäe/ri. i/nien e/en ädeiAen iei ein KaiAeiec^ee Fea ?na, äee/iA, n-n ra ee/ien, wie aac/e in i/rnen e/ie e/aLsiLe/re Loe»ie i/ene 6e- eeirmäeeiA^eii sIls . 280»s behauptet. Das Verhältniß der Elemente war wenigstens genau bestimmt: zwischen der Komödie so und der Tragödie lag diese Spielart doch der letzten näher; denn bey der Einseitigkeit der alten Meister, die sich gewöhnlich nur in Einer Gattung hervorthaten, verfertigten bloß die Tragiker satyrische Dramen, niemals aber die Komiker, wie es denn für ausgemacht unmöglich gehalten wurde, zugleich ss Komiker und Tragiker zu seyn. Ich will hier nur den Kennern die Vermuthung vor¬ legen, daß das Satyrische Drama diejenige Seite des Attischen 373

Theaters war, von welcher es am nächsten mit den Dorischen Dramen zusammenhing, und daß jenes vielleicht hauptsächlich durch diese veranlaßt worden. Wir wissen nämlich schon nach den Titeln , daß die Stücke des Epicharmus, des Stifters und vorzüglichen Meisters , meist mythologischen Inhalts waren, s Wenn man annehmen dürfte , daß in dem Amphitruo des Plautus ein Überbleibsel des Dorischen Drama auf uns ge¬ kommen sey (eine Vermuthung , für die ich manches sagen zu können glaube) , so würde das Parvdische darin bestanden haben, damalige bürgerliche Sitten in die Götterge- (280>'j schichten 10 einzuführen, da hingegen im Satyrischen Drama die Götter und Heroen in der Darstellung mit einer rohen fast thierischen Menschenart, dergleichen die Satyrn waren , gepaart wurden. Die Mischung von Scherz und Ernst , welche im Dorischen Drama im Zustande der Unreife der reinen Sonderung vor- :s herging, mochte im Satyrischen Drama willkührlicherund selbst¬ bewußter seyn. Aus obiger Vermuthung , die sich durch Frag¬ mente und Notizen bey näherer Untersuchung unstreitig wird bestätigen oder widerlegen lassen, würde sich auch erklären, warum gerade die ältesten Tragiker am glücklichsten im Saty - 20 rischen Drama waren : die riesenhafteste Darstellung der Heldenwelt konnte sich am fnglichsten mit der Rohheit ver¬ binden. Ich habe diese Materie nicht übergehen wollen, da der Name der Gattung so oft vorkommt. 2» Es bleiben also noch 17 Tragödien übrig. Unter diesen scheinen mir dieHerakliden und die Schutzgenossinnen die schwächsten: Malaria opfert sich in dem einen, Evadne in dem andern auf, ohne daß es eine besondre Wirkung macht. Der rasendeHerkules hat zwey ganz verschiedne Hälften : 20 vorn die Bedrängniß der Familie des Herkules in seiner Ab¬ wesenheit, (281»j hernach seine Reue über den in der plötz¬ lichen Raserey an ihnen begangnen Mord. Zu der Geschichte des Orest gehören noch drey Stücke: , Andrem ach e und Ip h ig enia in Tauri. s» Das erste fängt auf eine wirklich erschütternde Art an , geht aber schlecht aus . Zum Beweise, daß man schon vorlängst so über den Euripides geurtheilt , wie ich thue , will ich bey diesem und einigen andern , das Urtheil des Scholiasten wört¬ lich anführen . Dieser ist zwar keiner von den besten , die meisten Schollen mögen ziemlich neu seyn , doch könnten sich s wohl eben in den Bemerkungen über das Ganze der Dramen Kunsturtheile Alexandrinischer Kritiker erhalten haben . Über den Orest heißt es : „Das Stück ist von denen , die auf der Bühne große Wirkung thun , in den Charakteren aber sehr schlecht, denn außer dem Pylades taugen alle nichts ." Ferner: 10 „es hat eine mehr der Komödie angemeßne Katastrophe ." Über die Andromache: Dieses„ Stück gehört zu denen vom zweyten Range . Der Prolog ist klar und schicklich. Die Elegie , worin Andromache wehklagt , ist eben¬ falls nur vom zweyten Range . Die Rede der Hermione is trägt den königlichen Charakter an sich. Auch Peleus spricht gut , wie er die Andromache wegführt ." Also nur Partien- j28l ^ weise fand es der alte Kritiker zu loben. Die Erfindung , die Jphigenia nicht bey dem Opfer umkommen zu lassen , worauf sich Jphigenia in Tauri so gründet , gehört vermuthlich dem Euripides an , der solche Auswege durch Spiegelfechtereyen liebte . Wer dieß Stück voll roher Effekte , welches mit einem Betrug und da der Dichter keine andre Lösung wußte , mit einer Göttererscheinung endigt , mit Goethe 's Jphigenia , wo alles so still und heilig es aus dem Innersten der Gemüther sich entwickelt, einer Dich¬ tung vom edelsten und mildesten Geiste , der es nur an Körper fehlt , und wo die göttliche Erscheinung fast zu leise umrissen ist, auf gleichen Fuß behandeln und sonach fragen kann , ob in diesem und jenem der eine oder der andre es besser ge- sn macht hat , der muß gar nicht wissen, was er will. Zu dem Trojanischen Cyklus gehören sonst : Jphigenia in Aulis, ein Gegenstand , der den Kräften des Euripides wohl angemessen war , da es hier auf Schilderung unschuldiger Jugend und sanftere Rührung ankam ; indessen ist Jphigenia Zs noch lange keine Antigone . Dann die Trojancrinnen, in welchen sich Euripides einmal als Meister in Aufstellung eines Gemähldes von allgemeinem Jammer bewährt hat ; die 375

Klage der Andromache um den Astyanax ist sehr rührend , doch erinnert sie (282»j an den Homer. Das Ende , wie die ge¬ fangnen Weiber sich zu den Schiffen wendend das brennende und einstürzende Troja hinter sich lassen, ist einmal wirklich groß. Auch die Hekuba hat rührende Stellen , doch ist sie s aus nicht gehörigen Theilen componirt. Endlich schließt sich an die Trojanische Mythologie Helena an , aber auf eine für sie ganz vernichtende Art . Die Er¬ findung, welche ihm znr in Tauri gedient hatte, ist hier in die Caricatur getrieben, indem er den Paris ein w Luftbild entführen, und Griechen und Trojaner sich 10 Jahre darum schlagen, die wahre Helena aber unterdessen in Aegypten leben läßt . Dieß giebt ihm Anlaß zu andern höchst aben¬ teuerlichen Erfindungen und Situationen die offenbar mehr für die Komödie als die Tragödie passen. Dann endigt das u> Stück auf die beliebte Weise mit Lügen und Betrug und einer Göttererscheinung. Es ist Schade, daß Euripides die Geschichte vom Doctor Faust nicht hat wissen können, wie ihm der Satan zu seinen Lüsten die Griechische Helena schaffen muß, sonst hätte er sein Luftbild , womit er nachher nichts anzu- so fangen weiß, vortrefflich an den Mann bringen können. Jene Geschichte ist zwar in ihrem Zusammenhange vortrefflich und hat eine große selbst schauerliche Bedeutung , allein in eine Griechische Tragödie paßt sie nicht (282 dj besser als die Er¬ findungen des Euripides , wodurch die Mythologie den Mährchen ss aus tausend und einer Nacht sehr ähnlich wird. Es ließe sich eine interessante Untersuchung darüber an¬ stellen, wie sich schon in manchen alten Dichtern, namentlich im Euripides (auch im Ovid ) das Streben nach dem Roman¬ tischen äußert, welches aber , wegen des Übergewichtes einer so Bildung von ganz entgegengesetztem Charakter, entweder roh oder verworren , oder gleich in der Entstehung corrumpirt er¬ scheint. Dieß ist aber noch ganz etwas anders , als das Sentimentale , welches philosophische Theoretiker unter dem herrschenden Naiven in einigen alten Dichtern haben finden ss wollen. Überhaupt reicht man mit dieser Einteilung in der Geschichte der Poesie nicht weit : es sind Verhältnißbegrifse 376

aus dem subjectiven Standpunkte der Sentimentalität , die außerdem keine Realität haben : denn für wen ist denn das sogenannte Naive naiv , außer für den Sentimentalen ? Die Stimmung des letzten aber rührt aus einem subjektiven und r gar nicht in die Kunst hinein gehörenden Interesse her , welches durch Fantasie erst wieder in ein freyes Spiel verwandelt werden muß . Den Shakspeare aber , der ein Abgrund von Absichtlichkeit, Selbstbewußtseyn ' und Reflexion ist, (283 »j für einen naiven Dichter , den materiellen sinnlichen Ariost hin- i » gegen für einen sentimentalen zu erklären , scheint eine große Naivetät zu seyn. In Darstellung weiblicher Leidenschaft , und der Hingegeben¬ heit eines liebekranken Gemüths zeichnen sich Medea und Hippolytus in( der Schilderung der Phaedra ) aus , und is werden deswegen verdientermaßen gepriesen . Das letzte Stück haben wir in einer zweyten verbesserten Ausgabe , denn der Scholiast sagt : „Dieß ist der zweyte Hippolytus , der be¬ kränzte zubenannt . Er ist aber offenbar später geschrieben, denn das unschickliche und der Anklage würdige ist in diesem so Drama verbessert . " Es scheint also Euripides hatte die Leidenschaft der Phaedra u . dergl . zuvor anstößiger geschildert. Von Seiten der Sittlichkeit ist vielleicht keines von den Stücken des Euripides so sehr zu loben als die Alceste, in welcher ihm auch die Enthaltsamkeit , die Heldin nach ihrer ss Zurückkunft aus der Unterwelt gar nicht reden zu lassen, sehr hoch angerechnet werden muß . sWielands Alceste . Goethe ' s Götter , Helden und Wieland .j Die Phoenissen Phönicierinnen( ) sind auch eines von denen Stücken , welche dem Euripides beym (283 Aristoteles so den Namen des Tragischsten zu Wege gebracht haben mögen. Es stellt den Sturz des Thebanischen Königshauses in einem manichfaltigen Gemählde dar . Freylich bemerkt schon der Scholiast die Willkührlichkeit in der Composition . Er sagt: „Dieß Drama ist dem szenischen Anblicke nach schön, aber s» voll fremder Ausfüllungen . Denn die von den Mauern Herabschauende Antigone ist kein Theil der Handlung ; PolyniceS kommt unter dem Schutz eines Waffenstillstandes ohne Zweck 377

herbey; Oedipus aber, der zu allerletzt mit einem geschwätzigen Gesänge sich in die Verbannung begiebt, ist überflüßiger Weise angehängt." Die Bacchantinnen scheinen mir wegen der sinnlichen Energie und großen Realität womit die um sich greifende-> Begeisterungund Wuth des Bacchischen Dienstes dargestellt ist, eines der vorzüglichsten Stücke des Euripides, dem von manchen Neueren sehr unrecht geschehen ist. Ich habe jedoch einen starken Verdacht, daß der Dichter hier dem Aeschylus viel verdankt; denn es heißt bey dem Scholiasten: >o „Die Dichtung stzspie 283j>> alev / Tröe/ rcke.? Hak H/o.?,? rkM -Vame-r »MAeekroHkek." Ion r>k eHen/a/kL er-r^ rkev vovrÄL//cHLken ÄüoHe cke.e Lr/vrjo/ÄeL,- wegen der anmakHiASN Schilderungen von / uAenÄ, is Unschuld und priesterlicher Heiligkeit. / )ocH fehlt es nicht an k/-r.ecHroHH'cHHeiken, ^ acrrkäkSK, Wiederhohlungen, und omev K'vo^ M am LnÄe. — roH mrk Mei >reMon/ memM evvsr'cHk H«- e, §o ev seköLk rk/s He^ke LvrkrH von / enem enkHa/ken, wie ev / a so nr/n ÄavcH ckr'e o/^enk/roHeL^ cHernanA a/ken an«/ / ec/e-r L>rklHen/ 'vs» AeAeöenM>ok.

Aie atte Komödie. Zuvörderst müßen wir alle Gedanken an dasjenige ent¬ fernen, was bey den Modernen Komödie heißt, und schon bey ss den Griechen späterhin so hieß. Diese Dichtarten sind nicht etwa in Zufälligkeiten, (z. B. der Nennung und Einführung wirklicher Personen in der alten) sondern wesentlich und durch¬ aus verschieden. Auch hüte man sich wohl, die alte Komödie nicht etwa als den rohen Anfang der nachher cultivirten»o komischen Darstellung zu betrachten, cü'e vevEMk/r'oHen ^'oL.rMT'erEvei/M rmÄ k/-»r'kkH'oHHer'ken, aaoH ckro -vivHHoHeo k/nKNLkänÄr'FHeiken au/ c//e.?s /kec/ma-ra ra LoHieöe-r. Viel¬ mehr ist dieß die ächt poetische Gattung, und die neuere Komödie, wie ich in der Folge zeigen werde, eine Herab- ss stimmnngs284>»s zur Prosa und Wirklichkeit.