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Die Kronacher Stadtgeschichtspromenade

Biographisches zu Heinrich Schreiber 23.10.1935 in geboren 1950 - 1955 Lehr- und Gesellenzeit als Steinmetz und Steinbildhauer 1955 - 1960 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Josef Henselmann ab 1960 freischaffender Bildhauer in Kronach

Auszeichnungen Schwabinger Förderpreis für junge Künstler Kulturpreis von Oberfranken Goldene Bürgermedaille der Stadt Kronach Kulturpreis des Landkreises Kronach Mitgliedschaften u.a. bei: Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken Gesellschaft für Christliche Kunst Deutschland, Gruppe Nordfranken Bund Fränkischer Künstler e.V. Ehrenmitglied der Künstlergilde „Hetzfelder Flößerzunft“

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www.kronach1003.de

Impressum: Fotos: Gisela Lang & Stefan Wicklein Gestaltung: Hering‘s Büro, Kronach © Text: Gisela Lang M.A. und Heinrich Schreiber unter Mitarbeit von Hermann Wich und Stefan Wicklein Tafel 1 2002/Inforelief Sponsorenhinweis

Tafel 2 9. Jahrhundert v. Chr. Heunischenburg Die im Stadtteil Gehülz 1983-1987 archäologisch ergrabene und anschließend auf einem acht Meter langen Abschnitt rekonstruierte Anlage war wohl ein militärischer Brückenkopf zum Schutz einer hier durchführenden Handelsstraße oder auch Grenzgarnison eines urnenfelderzeitlichen Stammesterritoriums. Hinter den Kriegern mit ihren Buckelschilden, einfachen Topfhelmen und Bronzespitzenlanzen sieht man die der dreischaligen Mauer vorgelagerte Berme, eine singulär nördlich der Alpen nachgewiesene Torgasse mit Pforte und hölzernem Turm. Die exponierte Lage auf dem Wolfsberg war ein idealer Aussichtspunkt, was auch der oben auf der Brüstung stehende Krieger durch seine Handhaltung verdeut­ licht. Tafel 3 1003 Erste schriftliche Erwähnung Eigentlich handelt es sich bei der ersten Erwähnung der „Urbs Crana“ im Jahre 1003 nicht - wie oft gesagt wird - um eine urkundliche Quelle, sondern um eine Nachricht in der 1012-1018 entstandenen Chronik Thietmars von Merseburg (V,38). Demnach hat Markgraf Hezilo (Heinrich) von Schweinfurt in diesem Jahr nach seinem Auf- begehren gegen den später heilig gesprochenen Bamberger Bistumsgründer und Kaiser Heinrich II., seine hiesige Liegenschaft (wie auch die Burgen in Ammerthal und Creußen) selbst eingeäschert. Dargestellt ist der sich nach Anzünden seines Besitzes mit der Brandfackel in der Hand absetzende Hezilo, der vor dem zu Pferde anrückenden Landsherrn flieht, während die Bewohnerinnen und Bewohner ihre brennenden Behausungen verlassen.

Tafel 4 1122 Schenkung des Kaisers Heinrich V. an den Bamberger Bischof Otto I. Nach dem Aussterben des Adelsgeschlechtes von Schweinfurt (1054/57) kam deren Erbgut über die böhmischen Przemysliden und Udalrich von Mähren an Kaiser Heinrich IV. Sein Sohn, Heinrich V., schenkte dem Bamberger Bischof Otto I., dem Heiligen, das „praedium crana“ mit Wiesen, Wäldern, fischbaren Gewässern, einzelnen Gebäuden, Mägden und Knechten sowie beweglicher und unbeweglicher Habe. Die hinter dem Bischof dargestellten Pferde weisen auf eine Legende hin, nach der Otto für seine Missionsarbeit zwei Hengste als Loskauf für Gefangene nach Pommern fortgeführt habe. 1130 Erwähnung „Steinernes Haus mit Turm“ In der „Relatio de piis operibus Ottonis“ wird als Bestandteil eines Besitzverzeichnisses unter der Herrschaft des Bamberger Bischofs Otto I. ein „apud Chrana domum lapideam et turrim“, also ein stei- nernes Haus und ein Turm in Kronach erwähnt, deren genaue Lage aber unbekannt ist. 1180 Erste Pfarrei Ähnlich wie 1980, als die Pfarrei St. Johannes ihr 800jähriges Be- stehen feierte, könnte die Versammlung der ersten Pfarrgemeinde ausgesehen haben. Der Künstler Heinrich Schreiber hat dieses Zu- sammentreffen rund um einen Altar und einen Taufstein unter einem hoch aufgerichteten Kreuz dargestellt. Tafel 5 1249 Erste Erwähnung „Rosenberg“ In einer 1249 verfassten Bulle des Papstes Innozenz IV. wird zum ersten Mal der Name „Rosemberc“, auf deren Bezeichnung auch die vom Künstler unterhalb der Mauern eingefügten Rosenhecken hinweisen, erwähnt. Mit diesem Datum wird der Baubeginn im Zentrum der heute be- stehenden, gewaltigen Anlage als nördliche Verteidigungsbastion des Bistums und - wie in vielen Kriegsjahren der folgenden Jahr- hunderte notwendig - auch als sicherer Aufbewahrungsort für den Staatsschatz und das Domarchiv aus der nicht ausreichend befe- stigten Residenzstadt verbunden. vor 1300 Stadt- und Marktrechte Bereits weit vor 1300 ist anzunehmen, dass Kronach aus der all- gemein üblichen mittelalterlichen Tradition heraus eine Reihe von Rechten wie die Garantie für frei vererblichen Besitz, persönlichen Schutz und Unabhängigkeit des Einzelnen, Vorkaufsrecht an Markt- tagen und Privilegien gegenüber Auswärtigen innehatte. Insbesondere die obligatorische Erlaubnis zum früh begonnenen Mauerbau bestätigt dieses Vorrecht, da das Stadtrecht nur innerhalb eines abgesteckten Areals galt. Heinrich Schreiber hat unter der Jahreszahl 1300 deshalb eine Pa- lisadenkonstruktion und eine Steinmauer eingefügt, zwischen denen ein Torwächter seinen Dienst leistet. 1320 Ältestes bekanntes Stadtsiegel Der älteste erhaltene Abdruck des Kronacher Stadtsiegels – hier in der Darstellung des den entsprechenden Petschaft haltenden Stadtschreibers nach dem Siegeln - ist einer Urkunde von 1320 angehängt und wurde zum Stadtwappen mit „redenden“ Bilder, einer heraldisch stilisierten Burg und einer darunter befindlichen Zinnenmauer auf einem Berg. Seitlich ranken beblätterte Zweige und in der Mitte ein Strauch mit drei Rosen empor. Die Umschrift des eigentlich die Burg Rosenberg darstellenden Siegels lautet aber „+ S(igillum) Civitatis in Chranach“, also Siegel der Bürgerschaft in Kronach. 1384 Erste Stadtordnung Im Zusammenhang mit einer Entschädigungsanordnung für einen großen Stadtbrand gestattete Bischof Lamprecht von Brunn den Bürgern von Kronach die Wahl von zwei Bürgermeistern aus den eigenen Reihen, die sich wiederum einen „Geschwornen Rath“ wählen sollten. Dieses Privileg war der entscheidende Schritt zur bürgerlichen Selbstverwaltung der Stadt, die bis dahin von einem bischöflichen Beamten regiert worden war. 1394 Erste Erwähnung einer Wasserversorgung Im Gerichtsbuch der Stadt ist für den 2. Januar 1394 die erste Er- wähnung eines Rohrbrunnens zu finden. Dazu gehörten noch zwei Brunnenkästen und Eichenholzröhren, die von „Heintzen Mulner uf dem Steyn“, also dem Steinmüller, hergestellt werden sollten. Tafel 6 1419 und 1430 Belagerungen im Hussitenkrieg Die 1419, also vier Jahre nach der Verurteilung und Hinrichtung des tschechischen Reformators Jan Huß beginnenden Hussitenkriege hatten vor allem 1430 auch in Kronach, allerdings hauptsächlich in den Vorstädten, zu zahlreichen Zerstörungen geführt. In der Darstellung stehen am linken Plattenrand die Verteidiger der Stadt in einer Reihe und sehen in der Nähe eines Brückenhauses an der Kronach den Feinden entgegen, auf deren mitgeführter Fahne sich eine Abbildung des Reformators mit einer Papierkrone befindet, die ihm vor seiner Verbrennung aufgesetzt wurde. 1462 Wiedererrichtung des Spitals Insbesondere die seinerzeit zerstörte Spitalkirche vor den Toren der Stadt hat der Magistrat 1462 wieder aufbauen müssen. Um dieses Ereignis rankt sich die Legende, daß von den Tieren eines Schweinehirts ein Goldschatz gefunden wurde, der zur Errichtung des für die im Hintergrund dargestellten Bettlägrigen benötigten Siechenhauses verwendet wurde.

Tafel 7 1472 Lucas Cranach Der wohl berühmteste Kronacher, der sich überdies nach seiner Heimatstadt benannte, war der vermutlich 1472 geborene Maler Lucas Cranach d. Ä., dessen Signaturfabelwesen, die geflügelte und gekrönte Schlange mit einem Ring im Maul, hier wiedergegeben wurde. Tafel 8 1497 Erste Erwähnung einer „schisshütte auff der hoffwiesen“ Seit dem 15. Jahrhundert üben sich die Kronacher in eigens dafür eingerichteten Schießanlagen auf der Hofwiese an der Ludwigsstädter Straße nachweislich im Scheiben- und Vogelschießen. 1588 Erstes „Freyes Schießen“ Dieses Schießen wurde der Schützengilde 1588 gestattet und zum Ansporn erhielten die Schützen vom Stadtmagistrat zwei große Hammel als Sondergabe. Der Vorläufer des berühmten, mittlerweile zum großen Volksfest gewordenen „Kronacher Freischießens“ wurde stets mit Umzügen und Musikbegleitung abgehalten. Am unteren Rand des Bronzereliefs ist die Schützenkette mit der erhaltenen gotischen Silberklippe zu sehen, auf der der pfeildurch­ bohrte heilige Sebastian als Patron der Schützen dargestellt ist.

Tafel 9 1525 Bauernkrieg Aus einem Kranz der rund um die Stadt Kronach brennenden Liegenschaften ziehen die aufständischen, mit Dreschflegeln, Sensen, Messern und Mistgabeln bewaffneten Bauern unter der Bundschuh- Fahne auf die Stadt zu. Zu Zerstörungen kam es allerdings nicht, da Rat und Bürgerschaft sich seinerzeit der Volksbewegung angeschlossen hatten. Später mussten dafür freilich hohe Strafkontributionen erbracht werden. Tafel 10 16./17. Jahrhundert Hexenverfolgungen Die Tafel ist ein Epitaph für die namentlich genannten und die un- genannten Opfer der über viele Jahrhunderte währenden Hexenver­ folgungen. Unter den Augen der kirchlichen und weltlichen Inquisitoren wird denunziert, auf der Streckbank gefoltert, gequält und gebrannt. Rechts am Rand ist eine sogenannte Hexenprobe zu sehen, bei der man die gefesselte Angeklagte in einen Fluss warf und zur Hexe hätte erklären können, wenn diese vom Wasser getragen worden, also nicht ertrunken wäre.

Tafel 11 1626/1632-34 Pestjahre Auf einem Karren im Zentrum der Darstellung werden die vielen, auch in Kronach zahlreichen Pesttoten, die vor die Häuser der Oberen Stadt gelegt wurden, fortgefahren. Rechts und links der kleinen Kirche im oberen Reliefteil stehen die beiden Pestpatrone Sebastian und Rochus. Von Letzterem berichtet die Legende, er habe nach der Pflege von Pestkranken selbst die schreckliche Krankheit bekommen und sei in der Einsamkeit seiner Quarantäne von einem Hund mit Nahrung (hier ein Brotlaib) versorgt worden. 1645 Bau der Kreuzbergkapelle Die in den schweren Pestzeiten mit einem Gelöbnis versprochene Kapelle wurde 1645 auf dem Weinberg, dem späteren Kreuzberg, zur Abwehr des schwarzen Todes errichtet. Tafel 12 1632/1634 Belagerungen im Dreißigjährigen Krieg Die Jahreszahlen 1632 und 1634 stehen für die großen Belagerungen der feindlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg, die bei ihrem letzten Angriff mit schwerem Geschütz eine Bresche in die Stadtmauer unterhalb der Stadtpfarrkirche schossen. Die heftige und erfolgreiche Gegenwehr der Kronacher unter der Fahne des Erzengels Michael erfolgte mit allen zur Verfügung stehenden Männern und sogar Frauen und so gefürchteten Mitteln wie dem Übergießen und Brühen mit heißen Flüssigkeiten. 1633 Erste Schwedenprozession In diesen schweren Zeiten gelobten die Kronacher die Abhaltung eines alljährlichen Dankumgangs von der Stadtpfarrkirche hinauf zur Festung. Bei der noch heute am Sonntag nach Fronleichnam stattfindenden „Schwedenprozession“ führen die Frauen wegen ihrer sagenhaften Verdienste um die Verteidigung ihrer Stadt den Zug vor dem Allerheiligsten an.

Tafel 13 1639 Schenkung der Rittergüter Haßlach und Über der Jahreszahl 1639 werden die Wappen der Rittergüter Haßlach und Stockheim symbolisch an die Stadt übergeben. Die beiden allerdings schwer verschuldeten Liegenschaften galten als Entlohnung und Entschädigung für die im Dreißigjährigen Krieg erlittenen Verluste. 1651 Neues Stadtwappen, goldene Bürgermeisterkette und „Spanischer Habit“ für den Stadtmagistrat Als Dank für die heldenhafte Verteidigung der Stadt erhielten Bürgermeister und Rat von ihrem Landesherren und Fürstbischof Melchior Otto ein neues Stadtwappen, die erste jemals verliehene goldene Bürgermeisterkette und das Recht, den „Spanischen Habit“ als Amtstracht zu tragen. 1654 Errichtung der Ehrensäule Außerdem errichteten die Kronacher auf eigene Kosten eine Ehrensäule mit dem neu verliehenen Wappen und den „Geschundenen“ als seitlichen Wappenträgern, die an die mutigen Kronacher erinnern, die im Dreißigjährigen Krieg nach dem Vernageln feindlicher Kanonen von den schwedischen Belagerern gehäutet wurden. Rechts unten arbeitet ein Steinmetz an dem fast fertigen Säulenaufsatz. In dieser Darstellung ist unschwer der „Knüpfelheiner“, also der Künstler Heinrich Schreiber, mit seinem Steinmetzzeichen zu erkennen. Tafel 14 1802 Kronach wird bayerisch Die aufstrebenden Wittelsbacher Rauten züngeln über die Häuser der Oberen Stadt bis hinauf zur Festung Rosenberg, während der Bamberger Löwe seine Vorherrschaft verliert und Stück für Stück verschwindet. Auf dem Storchenturm harrt ein einsamer Adebar als Fruchtbarkeitssymbol der Folgen dieses Ereignisses.

Tafel 15 7.10.1806 Napoleon in Kronach Auf dem Boden des Kronacher Pfarrhauses knieend studiert der am 7. Oktober als Besucher angekündigte große Feldherr seine Karten vor dem Angriffsbefehl auf Preußen, der zur Doppelschlacht von Jena und Auerstädt führte, während seine Soldaten die Stadt besetzen und durch ihre Einquartierung und Versorgung das ganze Land in große Not bringen.

Wie willkommen Napoleon jedoch im Pfarrhaus war, symbolisiert nicht nur der Blumenstrauß auf dem Tisch im Hintergrund, sondern auch ein Becher und eine Flasche Wein, dessen Qualität nach zeitgenössischen Berichten ein großes kaiserliches Lob für den geistlichen Weinkeller bewirkte. Tafel 16 1860 Eisenbahnanschluss Unter dem Jubel der Bevölkerung und in Begleitung einer Musikgruppe fuhr 1860 der erste Personenzug in Kronach ein. Diese Anbindung an das allgemeine Eisenbahnnetz gab wichtige Impulse für die Entwicklung der regionalen Industrialisierung.

Tafel 17 Zünfte, Handel und Gewerbe Dargestellt sind die auf uns gekommenen Zunftsiegel der Schuhma­ cher, Metzger, Zeugmacher, Rad- und Stellmacher, Schneider, Färber, Bäcker, Schlosser, Gerber, Leineweber, Bauhandwerker mit Stein­ metzen, sowie der weithin renommierten Kronacher Büchsenmacher sowie des Handels und Gewerbes mit ihrem Schutzpatron Merkur. Bei ihrer Arbeit dargestellt sind ein Schreiner, ein Schmied, ein Fischer und ein Flößer für einen ehemals sehr bedeutenden Wirt­ schaftszweig der Region. Tafel 18 1861 Bau der evangelischen Kirche Nachdem die evangelische Gemeinde so angewachsen war, dass der Betraum im Amtsgericht für die Zusammenkünfte nicht mehr ausreichte, wurde 1861 die erste Kirche in neogotischem Stil in der Strau errichtet und mit einem großen Umzug und unter Begleitung des evangelischen Posaunenchores von den Gläubigen bezogen. 1883 Bau der Synagoge Unter den mosaischen Gesetzestafeln beziehen die älteren Geschwister der Christen ihre 1883 erbaute und bis 1937 als Bethaus genutzte Synagoge. Vorne trägt ein Rabbi die große Thorarolle in das Gebäude, gefolgt von mindestens zehn Männern, ohne die eine jüdische Gemeinde nicht bestehen kann.

Tafel 19 1858/1861/1900 Reges Vereinsleben Nach den Gesangvereinen wie die Chorgemeinschaft „Cäcilia 1858“ haben zahlreiche Vereinsgründungen das Gemeinwesen in Kronach bereichert. Zu ihnen gehören die Turnerschaft von Turnvater Jahn mit dem vierfachen F (Frisch, fromm, fröhlich, frei), die Freiwilligen Feuerwehren und Rot-Kreuz-Sanitätskolonnen sowie der Gesellenverein der Kolping-Bewegung, die sich wandernder Handwerker annahmen, und das Werkvolk, das der arbeitenden Bevölkerung Dusch- und Bademöglichkeiten zur Verfügung stellte. Tafel 20 1867 Aufhebung der Festungseigenschaft Rosenbergs Die Festung Rosenberg verliert 1867 aufgrund politischer und wehrtechnischer Vorgaben ihre Eigenschaft als Verteidigungsbastion.

1888 Kauf der Festung durch die Stadt Kronach Für 32 000 Mark kauft die Stadt Kronach 1888 dem bayerischen Staat die Festung ab, um diese teilweise als Steinbruch zu nutzen, insbesondere aber, um das beeindruckende und nach Plänen von Balthasar Neumann erweiterte Ensemble der Nachwelt zu erhalten. Während links unten die Festungsbesatzungen in Reih und Glied abziehen, übernimmt die Bürgerschaft die Festung. Der erste Bürger dieser Kolonne steckt eine Riesenmünze in den Bergfried der Anlage, was den umfangreichen finanziellen Aufwand zur Erhaltung des größten barocken Festungsareals in Deutschland versinnbildlicht.

Tafel 21 1903 (5.7. und 9.11.) Kindergärten Zum Nutzen und Frommen der Kronacher Kinder und zur Unter- stützung ihrer Familien wurden der evangelische Kindergarten, jetzt „Haus Sonnenschein“, bei der Kronachallee, und im gleichen Jahr der katholische Kindergarten in der Rosenbergstraße errichtet. Tafel 22 1939-45 2. Weltkrieg

Unter dem mit Blutstropfen benetzten Symbol des sogenannten Dritten Reiches marschieren Parteigänger mit erhobener Hand in Reih und Glied. Mit der Drehung der Swastika folgen Tod und Ver- derben, ziehen Soldaten aufs Schlachtfeld, kommen Juden, politisch Verfolgte und Andersdenkende in Konzentrationslager und Kremato­ rien. Zurück bleiben trauernde Witwen und Waisen. Am oberen Rand des Reliefs leidet auch Kronach unter dem Kriegs­ geschehen und erlebt (wie an der Schule mit dem weggebombten Treppenhaus rechts oben zu sehen) etliche Zerstörungen. Links oben am Rand erinnert ein Erhängter an Herbert Susel, der am Weißen Sonntag 1945 als Fahnenflüchtiger am Breitenloher Berg aufgegriffen und vom berüchtigten „Standgericht Helm“ kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges hingerichtet wurde.

Tafel 23 Flüchtlingsstrom In der Folge des zweiten Weltkrieges kamen zu den ansässigen 7.000 Kronacher Bürgern über 2.000 Flüchtlinge und Heimatvertrie­ bene. Die meisten trafen, teilweise mit schweren Kriegsverletzungen und verstümmelten Körpern, auf Viehwaggons und Ochsengespannen hier ein und wurden dann zwangseinquartiert. Für viele war der Neu- beginn überschattet von den vergangenen Ereignissen und Verlusten und der Weg ins “normale“ Leben war mehr als beschwerlich. Wenigstens für die Kinder wurde durch Schulspeisung die allerorten feststellbare Unterernährung gelindert. Tafel 24 1949 Siedlungsbau und Kronacher Wohnungsbau- Gesellschaft

Aufgrund der starken Zuwanderung nach dem Krieg wurden neue Wohnungen benötigt und durch den Siedlungsbau der Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG) ermöglicht. Mit anfänglich einfachsten Materialien und ohne größeren Maschi­ neneinsatz wurden u. a. in der Kronacher Siedlung, im Kaulangergebiet und am Kreuzberg zahlreiche Mietwohnhäuser errichtet.

Tafel 25 1948 Ansiedlung der Firma Loewe-Opta Neben zahlreichen Industriebetriebsansiedlungen wurde 1948 die heute als größter Arbeitgeber der Stadt bestehende High-Tech-Firma Loewe in Kronach gegründet. Mehrere Generationen waren und sind bei dem international renommierten Traditionsunternehmen beschäf- tigt und arbeiten dort in der Herstellung an Fließbändern und an der Entwicklung modernster Kommunikationstechnologien, für die das geöffnete Laserkabel über dem alten Firmenlogo und die daraus erwachsenden, zugewandten Köpfen unter den Ätherwellen stehen. Tafel 26 1. Mai 1978 Eingemeindungen Von 1972-1978 wurde mit der Gebietsreform trotz oftmaliger Gegen­ wehr der Hoheitsbereich der Stadt Kronach auf fast die doppelte Einwohnerzahl erweitert. Zu den neuen Stadtteilen gehören seitdem die als Wappen wiedergegebenen Orte Fischbach, Friesen, Gehülz, Glosberg, Gundelsdorf, Seelach, Höfles, Vogtendorf sowie Wötzelsdorf und stilisiert dargestellt die neuen Stadtteile Dörfles, Knellendorf und Ziegelerden. Ganz unten wird das besonders widerspenstige und gegen die Ein- gemeindung Klage erhebende Neuses als Flößerfigur mit einem Fangseil in das Kronacher Rathaus gezogen.

Tafel 27 Herbst 1989 Grenzöffnung Durch das aktive Eingreifen der DDR-Bürger, den Fall der Mauer in Berlin und die friedlich erzwungene Grenzöffnung kam Kronach aus seiner langjährigen Randlage an der ehemaligen Demarkationslinie ins aktuelle Zeitgeschehen. Am 11. November 1989 reisten Tausende von DDR-Bürgern mit der Bahn über Probstzella- ein, am 19. November wurde die Mauer bei Heinersdorf-Welitsch geöffnet und Trabis mit glücklichen Menschen ergossen sich durch die Grenzstationen, wo sie von ebenso glücklichen Menschen begrüßt und zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurden. Tafel 28 1953-1995 Partnerstädte Die älteste Verbindung der Stadt Kronach besteht als Patenschaft seit 1953 und seit 2001 als Städtepartnerschaft mit . Neben der Fahne des rheinpfälzischen Weinortes ist die alljährliche Wahl der Kronacher Weinkönigin über einem Römerglas zu sehen. Seit 1991 besteht die Partnerschaft mit dem bretonischen und seit 1995 mit dem ungarischen , das durch einen vielfach bewehrten Kunenkrieger repräsentiert wird.

Tafel 29 2002 Landesgartenschau „Zu neuen Ufern“ Die Darstellung nimmt Bezug auf das Motto der Landesgartenschau. Aus dem Morast und Schlamm des verseuchten vormaligen Indus- triegeländes mit Abfällen, Ölfässern und Autoreifen zieht sich ein Mensch mit einem Kind auf der Schulter über die inzwischen saubere und fischreiche Rodach hinüber zu einem grünenden Baum und dem wieder blumenreichen und von einem Schmetterling besuchten Neuland. Tafel 30 2003 1000 Jahre Kronach In der Mitte blickt der mit den Jubiläumsjahren geschmückte Stadtturm auf die Ereignisse des Jahres 2003 wie die große Radprofi- Deutschlandtour, die 1000 aus aller Welt für Kronach verfassten und in der ganzen Stadt flatternden Gedichte der Hauptstadt der Poesie, die Stelzenmenschen mit Luftballons beim prächtigen Sommerfest im Landesgartenschaugelände, den großen Jubiläums- festzug mit Lucas Cranach und dem lebenden Bild von Adam und Eva sowie den tapferen Weibern von Kronach, der Bürgerwehr mit Cronacher Ausschuss Compagnie und das von Musikgruppen beglei- tete Bayerische Bürgerwehrtreffen mit zahlreichen europäischen Gästen. Darüber schweben die 1000 Herzen einer Kronacher Benefizaktion bis in den von Feuerwerk erleuchteten Himmel über dem umwölkten Rathaus. Blumen der Versöhnung leiten zu den Bratwürsten einer Kronacher Metzgerei über und eine kleine Hasenkuh hoppelt erleichtert über Mauerzinnen hinweg. Über allem schwebt eine an den Bürgermeister adressierte Postkarte mit der eigens zum Jubiläum herausgegebenen Sonderbriefmarke und Ersttagsstempel. Am Rand drängeln sich noch die am Jahresende scharenweise von Kronach ausgesandten Sternsinger der Diözese Bamberg.