Leben Und Werk Willi Baumeisters
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Wege in die Abstraktion. Marta Hoepffner und Willi Baumeister 29.11.2019 – 19.04.2020 Leben und Werk Willi Baumeisters Arbeitsblatt Jahrgangsstufe 6-9 Lehrerinformationsblatt VERMITTLUNGSZIEL: - Die SchülerInnen lernen die Biografie des Künstlers Willi Baumeister kennen und können sie im zeitlichen Kontext einordnen. - Die SchülerInnen verstehen die Kriterien und politischen Hintergrund sogenannter „Entarteter Kunst“ und können darlegen, wie die Kulturpolitik der Nationalsozialisten KünstlerInnen beeinflusst hat. - Die SchülerInnen befassen sich mit künstlerischen Strömungen zu Zeiten Willi Baumeisters und können sein Werk in den historischen Kontext einordnen. - Die SchülerInnen können Überlegungen dazu anstellen, wie sich das Werk Baumeisters im Laufe der Jahre verändert hat und auf die Art und Weise eingehen, wie der Künstler Menschen darstellt. - Die SchülerInnen können ihre zuvor gewonnen Ergebnisse auf die Werke in der Ausstellung anwenden und diese diskutieren. AUFGABE 1 - In der ersten Aufgabe befassen sich die SchülerInnen mit der Person Willi Baumeister. Sie setzen sich in Gruppen zusammen und verfolgen den Lebensweg Baumeisters anhand verschiedener Zitate aus beziehungsweise über sein Leben. Sie überlegen gemeinsam, welche Ereignisse sich hinter den Zitaten verbergen und tragen ihre Ergebnisse im Plenum zusammen. - Die Klasse fertigt im nächsten Schritt einen Zeitstrahl an der Tafel und sortiert dort die Lebensstationen des Künstlers ein. Dabei ergänzt der Lehrer die Vorschläge der SchülerInnen. - Durch die Auseinandersetzung mit den Zitaten des Künstlers können sich die SchülerInnen mit Baumeister auf einer biografischen Ebene auseinandersetzen, die ihnen später dabei helfen soll, die Entwicklungen seiner Bilder beziehungsweise deren historischen Kontext nachzuvollziehen. Abteilung Diskurs & Öffentlichkeit, 2020 AUFGABE 2 - Die SchülerInnen befassen sich in der zweiten Aufgabe näher mit Willi Baumeisters Lebensumständen während des Nationalsozialismus und im Kontext „Entarteter Kunst“. - Im ersten Schritt stellen die SchülerInnen selbstständig Überlegungen darüber an, wie sich Kunst unter den Nationalsozialisten verhalten haben könnte. Sie reflektieren, inwiefern Kunst für Propagandazwecke genutzt wurde und welche künstlerischen Strömungen die Nationalsozialisten abgelehnt haben. - Anschließend lesen die SchülerInnen einen Informationstext zu „Entarteter Kunst“. Sie erarbeiten im Plenum gemeinsam eine Definition und sammeln die wichtigsten Stichworte an der Tafel. - Im nächsten Schritt spannen die SchülerInnen einen Bogen zu Willi Baumeister. Sie überlegen, welche Auswirkungen die Einstufung als „Entartete Künstler“ für Betroffene hatte und welchen Einfluss diese Einstufung auf ihre Arbeit gehabt haben könnte. - Diese Aufgabe soll die SchülerInnen für die Probleme sensibilisieren, mit denen sich KünstlerInnen unter den Nationalsozialisten konfrontiert sahen. Baumeister als persönliches Beispiel vertieft diese Auseinandersetzung. AUFGABE 3 - Die SchülerInnen setzen sich in der dritten Aufgabe mit Willi Baumeisters Werken und den künstlerischen Strömungen seiner Zeit auseinander. - Zu Beginn teilen sich die SchülerInnen in Kleingruppen auf. Sie wählen eine künstlerische Strömung zu Baumeisters Schaffenszeit und bearbeiten diese: Dabei recherchieren sie berühmte VertreterInnen, Theorien, die hinter der Strömung stehen, repräsentative Werke etc. Anschließend werden die Ergebnisse im Plenum präsentiert. Am Ende soll den SchülerInnen bewusst werden, dass es nicht die „Moderne Kunst“ gibt, sondern dass hinter Begriffen wie „Moderne Kunst“ oder „Die Moderne“ teils sehr unterschiedliche Strömungen subsummiert werden. - Im nächsten Schritt schauen sich die SchülerInnen verschiedene Gemälde von Baumeister an. Sie stellen gemeinsam Überlegungen an, wie sich die Werke des Künstlers verändert haben und welche Inspirationsquellen in den verschiedenen Schaffensperioden vorliegen. Auch diskutieren sie, inwiefern die Werke Baumeisters mit anderen Gemälden, die ihnen in ihrer Recherche zu den verschiedenen künstlerischen Strömungen begegnet sind, verglichen werden können. - Im letzten Schritt setzen sich die SchülerInnen damit auseinander, wie Baumeister Menschen dargestellt hat. Sie betrachten die Gemälde erneut und diskutieren im Plenum die Darstellungsweise. Abteilung Diskurs & Öffentlichkeit, 2020 - Durch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen künstlerischen Strömungen zu Baumeisters Zeit können die SchülerInnen sein Werk kontextualisieren und seine Entwicklung besser verstehen. AUFGABE 4 - Die Bearbeitung des letzten Teils des Arbeitsblattes findet in der Ausstellung statt. Schon vor dem Besuch teilen sich die SchülerInnen in Kleingruppen auf. Jede Gruppe bekommt ein Gemälde zugeteilt, das in der Ausstellung hängt. - Die SchülerInnen suchen in der Ausstellung „ihr“ Gemälde. Sie beschreiben es kurz und finden Formulierungen für das, was auf dem Bild zu sehen ist. - Willi Baumeister hat neben seiner Tätigkeit als Maler auch Bühnenbilder für Theater und Ballett gestaltet. In der nächsten Aufgabe sollen sich die SchülerInnen darauf beziehen und sich überlegen, zu was für einer Art Theaterstück ihr Bild als „Bühnenbild“ passen würde. Sie diskutieren Thema des Stückes, Handlung und wohin ihr Bild am besten passt. Anschließend präsentieren sie ihre Überlegungen im Plenum. Abteilung Diskurs & Öffentlichkeit, 2020 MATERIALIEN (1) Aufgabe 1 – Zitate von und über Willi Baumeister - „Sein großer Wunsch war, nun in die Akademie zu dürfen, um Maler zu werden. Unser Vater aber verlangte, daß er erst als Lehrjunge im Malergeschäft unseres Onkels (…) seine Gesellenprüfung ablegte. Statt 3 Jahre zu lernen, wurde er wegen überdurchschnittlicher Leistungen nach 2 Jahren zur Gesellenprüfung zugelassen.“1 - „Die Akademie bot der strebenden Jugend geheizte Arbeitsräume, Modelle, verbilligte Theaterkarten, Kameradschaft der Studierenden. (…) Die Akademie gab den Studierenden auch Lehrer und Korrektur. Von den Lehrern war ich vom ersten Tag ab enttäuscht. Ich konnte mich nicht zurechtfinden in dem Verhältnis zu einer Darstellungsart, die mir aufgestülpt werden sollte. (…) Nach 2 oder 3 Semestern, in denen ich kaum in der Klasse geduldet, mitgehinkt hatte (…), wurde meine Bemühung vom Professor endgültig als unbegabt abgelehnt.“2 - „Der mir ganz unbekannte Adolf Hölzel (1853-1934), einer der Lehrer der 3 Komponierklassen, dirigierte um 1909 eine Ausstellung von Malereien der Studierenden der ganzen Akademie. (…) Unter der Türe wurde ich von einem ›alten‹ Studierenden einer Komponierklasse angehalten. Er eröffnete mir: ›Professor Hölzel läßt Ihnen sagen, Ihr Bild sei das Beste der Ausstellung. Er lädt Sie ein, ihn zu besuchen.‹“3 - „Im Jahre 1912 veranstaltete die Galerie ›Der Sturm‹ den Ersten Deutschen Herbstsalon. Sie war das Plateau der Sturm- und Drangzeit, und alles Ungewöhnliche war hier zu sehen.“4 - „In Wien angekommen 13. Jan. 15. Wie schön wärs, wenn kein Krieg wäre! Großes Heimweh nach meiner Arbeit.“5 - „Mit der Bühnengestaltung zu Ernst Tollers Szenenfolge ›Die Wandlung‹ am Deutschen Theater in Stuttgart hat sich eine neue sehr beachtenswerte Begabung eingeführt, Willi Baumeister.“6 - „Nov. 20. Ehebeginn Margrit/Willi. Reise Mannheim, Frankfurt, Paris.“7 - „Ich war in Berlin, um eine Kollektion meiner Bilder in der ›Grossen Berliner Kunstausstellung‹ aufzuhängen.“8 - „Der Stuttgarter Maler Willy Baumeister hat von der Stadt Frankfurt a.M. einen Ruf zur Übernahme einer Lehrklasse an der dortigen Kunstgewerbeschule erhalten. (…) Baumeister hat den Ruf nach Frankfurt a.M. angenommen, der ihm sehr günstige Bedingungen bietet.“9 1 Klara Oelkrug, geb. Baumeister, Erinnerungen an ihren Bruder Willi, 16.2.1960, Archiv Baumeister. 2 Willi Baumeister: ›Anfänge der abstrakten Malerei in Deutschland‹, in: Der Tagesspiegel 996, 26.1.1949. 3 Ebd. 4 Willi Baumeister, ›Fernand Léger‹, in: L’age nouveau 42, Oktober 1949. 5 Willi Baumeister, Postkarte an Eltern, 13.1.1915, Archiv Baumeister. 6 Hans Hildebrandt, ›Ein neuer Regisseur‹, in: Das junge Deutschland 2/3, 3. Jahrgang, 1920, S.82. 7 Margrit Oehm, Aufzeichnung, 1926, Archiv Baumeister. 8 Willi Baumeister, Brief an Michael Seuphor, Stuttgart, Mai 1972, Briefdurchschlag, Archiv Baumeister. 9 Stuttgarter Tagblatt, 18.11.1927 Abteilung Diskurs & Öffentlichkeit, 2020 - „Sturz des Kabinett Brüning. Damit vermutlich Ende der demokratischen Epoche.“10 - „Laut schriftlicher Mitteilung des neuen Direktors Berthold ›verzichtet‹ dieser auf meine weitere Lehrtätigkeit. Damit schließt das Kapitel ›Frankfurt‹. (…) Das Atelier ist geräumt. Ich verlasse es endgültig. (…) Abfahrt nach St. Was nun?“11 - „Lieber Herr Baumeister! Ein Barmer Fabrikant, für den ich z. Zt. Baue, hat ein Interesse daran, ein paar Graphikblättern von modernen Künstlern zu erwerben. (…) Bitte senden Sie doch eine kleine Mappe mit Zeichnungen, Lithographien o.a.“12 - „Gleichzeitig wurde eine Ausst. ›Entartete Kunst‹ eröffnet. (…) Impressionist Corinth, dazu Bildhauer Lehmbruck und Franz Marc (gefallen vor Verdun 1916) hängen in einem Raum, dessen Aufschrift lautet: ›Sie hatten vier Jahre Zeit‹ (sich umzustellen und taten es nicht). In Wirklichkeit sind diese Maler längst tot und konnten sich nicht umstellen, also ist jeder Vorwurf nicht am Platz. (…) Dann alle Expressionisten und Kandinsky, Mondrian, Metzinger, Schlemmer gut vertreten. Von WB: Tischgesellschaft (Kunsthalle Mannheim), Monteure (Staatsgalerie Berlin), Handstand (Folkwang Museum, Essen), Gelbes Bild (Karlsruhe), alle 4 Bilder nicht gut, da zu wenig ausdrucksvoll, plakatig.“13