Perspektiven Hochfrankens
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Promotion Foto: Weissbach Hochfrankens Perspektiven 2 Von Wolf-Dietrich Weissbach Alles Um-den-Bart-gehen 3 half nichts: Der damalige Promotion Bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein ließ sich kein bedingungsloses Bekennt- Hochfranken nis zum Flughafen Hof-Plauen will nach vorn entlocken. Die Region um Hof und Wunsiedel ist im Aufbruch; man muß sich freilich gemeinsam auf den Weg machen. Der Flughafen Hof - Plauen spielt dabei eine entscheidende Rolle. n Bayern, ganz oben, gärt es! In einst wichtige Industrien wie die etwa Hof 1990 noch rund 53 000 den Brauereien? Sowieso, dafür Porzellan- und Textilindustrie sind Einwohner, sind es heute nur mehr I ist Oberfranken ja berühmt. in den vergangenen Jahrzehnten na- 47 000. Laut Demographie-Bericht Nein, der übertragene Sinn ist ge- hezu verschwunden; Neuansiede- der Bertelsmann-Stiftung aus dem meint. Und es ist hier auch nur vom lungen von großen Firmen wurden Jahre 2006 könnten es bis 2020 noch nordöstlichen Zipfel Oberfrankens gar verhindert - so etwa Siemens in einmal rund 10 000 Einwohner we- die Rede, der Region zwischen Wun- den 50er Jahren - oder scheiterten, niger sein. Dabei spielt nicht nur die siedel, Selb, Rehau, Hof, Bad Steben weil kein geeignetes Gelände gefun- Abwanderung junger (und oft gera- und Naila. Der Region, die der ein- den werden konnte, etwa im Falle de gut ausgebildeter) Menschen (ca. stige Bundesverkehrsminister Jürgen BMW Anfang 2000. Durch die 17 Prozent), sondern vor allem der Warnke zu Hochfranken erklärte und Grenzöffnung und, damit verbunden, sogenannte Sterbeüberschuß (ca. 83 die sich heute, wirklich in die Mitte den Wegfall der Zonenrandförderung Prozent) eine herausragende Rolle. Europas zurückgekehrt, wohl noch sieht man sich plötzlich einem Wett- Das ist zwar kein spezifi sch hoch- stärker als zu Zeiten des Eisernen bewerb ausgesetzt, mit dem man so fränkisches Problem, sondern ein Vorhangs von Thüringen, Sachsen, nie gerechnet hatte. Während in Thü- gesamtbayerisches, deutsches und Tschechien und der Oberpfalz ein- ringen und Sachsen die Förderungen überhaupt europäisches, aber das un- geklemmt fühlt. Selbst wenn nun (vornehmlich Bundes- und EU-För- terstreicht nur die Notwendigkeit, Gärungsprozesse eigentlich ja zu be- derungen) nach landläufi ger Ansicht mit möglichst einem ganzen Bündel grüßen sind, anders als im Brauwe- nur so sprudeln, fühlt man sich in von Maßnahmen gegenzusteuern. sen, weiß man bei diesem, sagen wir: Hochfranken wohl vor allem von der Denn weniger Einwohner vermin- geistig, politischen Gärprozeß eben bayerischen Landesregierung eher dern die Wirtschaftskraft, vermin- noch nicht, was dabei herauskommt. im Stich gelassen, auch wenn dies dern die Einnahmen von Kommunen Klar ist nur: Es muß etwas passieren, faktisch nicht der Fall sein sollte. wie auch von kleinen und mittelstän- soll Hochfranken, also die Land- Tschechien hinwieder profi tiert dischen Unternehmen, die mit ihrem kreise Hof und Wunsiedel und die ebenfalls von der EU und kann als Dienstleistungs- und Warenangebot Stadt Hof mit ihren insgesamt rund Standortvorteil vor allem niedrigere von der lokalen und regionalen 250 000 Einwohnern, nicht zu dem Lohnkosten ins Feld führen. Kundschaft leben, verteuern staatli- werden, was es in den Augen so che wie kommunale Dienstlei- manchem Zeitgenossen längst ist, Der Bevölkerungs- stungen und Infrastruktur, gefährden zum Verlierer der Grenzöffnung. die medizinische Versorgung (Ärz- In der Tat gibt es bedenkliche rückgang bereitet temangel) und – um nicht alles auf- Entwicklungen, die das „regionalty- Kopfschmerzen zuzählen – sorgen schließlich gar für pische Jammern“, wie dies Ober- eine Austrocknung des kulturellen frankens Bezirkstagspräsident Gün- Schließlich wäre da noch die Angebotes, was zudem alles für vor- ther Denzler gewissermaßen selbst- demographische Entwicklung, die handene wie eventuell neue Indu- kritisch ausdrücken darf, beinahe Kommunalpolitikern und Unter- strieansiedlungen und damit dem berechtigt erscheinen lassen. Ba- nehmern gleichermaßen Kopf- Arbeitsmarkt nachteilig zu Buche yernweit hat die Region Hochfran- schmerzen bereitet. Seit Jahren sin- schlägt. Kurzum: alles, was man in ken die höchsten Arbeitslosenzahlen; ken die Einwohnerzahlen. Hatte Hochfranken, man ist geneigt zu Weissbach Foto: 2 Von Wolf-Dietrich Weissbach Alles Um-den-Bart-gehen 3 half nichts: Der damalige Promotion Bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein ließ sich kein bedingungsloses Bekennt- Hochfranken nis zum Flughafen Hof-Plauen will nach vorn entlocken. Die Region um Hof und Wunsiedel ist im Aufbruch; man muß sich freilich gemeinsam auf den Weg machen. Der Flughafen Hof - Plauen spielt dabei eine entscheidende Rolle. n Bayern, ganz oben, gärt es! In einst wichtige Industrien wie die etwa Hof 1990 noch rund 53 000 den Brauereien? Sowieso, dafür Porzellan- und Textilindustrie sind Einwohner, sind es heute nur mehr I ist Oberfranken ja berühmt. in den vergangenen Jahrzehnten na- 47 000. Laut Demographie-Bericht Nein, der übertragene Sinn ist ge- hezu verschwunden; Neuansiede- der Bertelsmann-Stiftung aus dem meint. Und es ist hier auch nur vom lungen von großen Firmen wurden Jahre 2006 könnten es bis 2020 noch nordöstlichen Zipfel Oberfrankens gar verhindert - so etwa Siemens in einmal rund 10 000 Einwohner we- die Rede, der Region zwischen Wun- den 50er Jahren - oder scheiterten, niger sein. Dabei spielt nicht nur die siedel, Selb, Rehau, Hof, Bad Steben weil kein geeignetes Gelände gefun- Abwanderung junger (und oft gera- und Naila. Der Region, die der ein- den werden konnte, etwa im Falle de gut ausgebildeter) Menschen (ca. stige Bundesverkehrsminister Jürgen BMW Anfang 2000. Durch die 17 Prozent), sondern vor allem der Warnke zu Hochfranken erklärte und Grenzöffnung und, damit verbunden, sogenannte Sterbeüberschuß (ca. 83 die sich heute, wirklich in die Mitte den Wegfall der Zonenrandförderung Prozent) eine herausragende Rolle. Europas zurückgekehrt, wohl noch sieht man sich plötzlich einem Wett- Das ist zwar kein spezifi sch hoch- stärker als zu Zeiten des Eisernen bewerb ausgesetzt, mit dem man so fränkisches Problem, sondern ein Vorhangs von Thüringen, Sachsen, nie gerechnet hatte. Während in Thü- gesamtbayerisches, deutsches und Tschechien und der Oberpfalz ein- ringen und Sachsen die Förderungen überhaupt europäisches, aber das un- geklemmt fühlt. Selbst wenn nun (vornehmlich Bundes- und EU-För- terstreicht nur die Notwendigkeit, Gärungsprozesse eigentlich ja zu be- derungen) nach landläufi ger Ansicht mit möglichst einem ganzen Bündel grüßen sind, anders als im Brauwe- nur so sprudeln, fühlt man sich in von Maßnahmen gegenzusteuern. sen, weiß man bei diesem, sagen wir: Hochfranken wohl vor allem von der Denn weniger Einwohner vermin- geistig, politischen Gärprozeß eben bayerischen Landesregierung eher dern die Wirtschaftskraft, vermin- noch nicht, was dabei herauskommt. im Stich gelassen, auch wenn dies dern die Einnahmen von Kommunen Klar ist nur: Es muß etwas passieren, faktisch nicht der Fall sein sollte. wie auch von kleinen und mittelstän- soll Hochfranken, also die Land- Tschechien hinwieder profi tiert dischen Unternehmen, die mit ihrem kreise Hof und Wunsiedel und die ebenfalls von der EU und kann als Dienstleistungs- und Warenangebot Stadt Hof mit ihren insgesamt rund Standortvorteil vor allem niedrigere von der lokalen und regionalen 250 000 Einwohnern, nicht zu dem Lohnkosten ins Feld führen. Kundschaft leben, verteuern staatli- werden, was es in den Augen so che wie kommunale Dienstlei- manchem Zeitgenossen längst ist, Der Bevölkerungs- stungen und Infrastruktur, gefährden zum Verlierer der Grenzöffnung. die medizinische Versorgung (Ärz- In der Tat gibt es bedenkliche rückgang bereitet temangel) und – um nicht alles auf- Entwicklungen, die das „regionalty- Kopfschmerzen zuzählen – sorgen schließlich gar für pische Jammern“, wie dies Ober- eine Austrocknung des kulturellen frankens Bezirkstagspräsident Gün- Schließlich wäre da noch die Angebotes, was zudem alles für vor- ther Denzler gewissermaßen selbst- demographische Entwicklung, die handene wie eventuell neue Indu- kritisch ausdrücken darf, beinahe Kommunalpolitikern und Unter- strieansiedlungen und damit dem berechtigt erscheinen lassen. Ba- nehmern gleichermaßen Kopf- Arbeitsmarkt nachteilig zu Buche yernweit hat die Region Hochfran- schmerzen bereitet. Seit Jahren sin- schlägt. Kurzum: alles, was man in ken die höchsten Arbeitslosenzahlen; ken die Einwohnerzahlen. Hatte Hochfranken, man ist geneigt zu Weissbach Foto: 4 sagen: noch weniger brauchen kann, anderen Seite der Bilanz steht nicht eine moderne, innovative Bildungs- ditz noch mehr überregionale Be- für das Selbstbewußtsein, mit dem Wagner GmbH & Co. KG Münch- 5 als anderswo in Bayern. So stellte nur, daß gerade dieser Teil Bayerns einrichtung, an der z.Z. achtzehn Promotion achtung verdient. Auf die zahl- sich die Region Hochfranken aus ih- berg, Helsa GmbH Gefrees, LIROS selbst „Die Zeit“ vor kurzem fest, mit dem Frankenwald und dem Fich- Studiengänge in den Bereichen Wirt- reichen, eher unter Brauchtum und rem „Jammertal“ befreien möchte GmbH Lichtenberg, PEMA KG daß man der Region sofort ansehe, telgebirge zu den landschaftlich schaftswissenschaften, Informatik Volksfest einzuordnenden „kultu- und dazu wohl auch das Zeug hat, Weißenstadt, CeramTec AG Markt- daß sie ärmer ist als etwa Oberba- schönsten Regionen ganz Deutsch- und Ingenieurswissenschaften sowie rellen Anlässe“ soll hier gar nicht sind die wirtschaftlichen Eckdaten. redwitz, Rohleder GmbH Konrads- yern.