»Philae« wachgeküsst Gefährliche Merkelmail Stan Laurel 125: Der Weltraumroboter funkt wieder nach Post mit Kanzlerin als Absender sorgt Kein Dick ohne Doof dem Dornröschenschlaf. Seite 20 im Bundestag für Alarm. Seite 5 Ihre Filme lehren: Foto: Wikimedia/BY-SA 2.0 Die Katastrophe kommt, weil man glücklich sein will. Das ist der eigentliche Witz. Aber immer nur für den anderen. Seite 15 Foto: imago/EntertainmentPictures Dienstag, 16. Juni 2015 70. Jahrgang/Nr. 137 Berlinausgabe 1,70 € www.neues-deutschland.de * STANDPUNKT Athen geht auf Von der Maut Das heimliche Verzweifeln Gläubiger zu lernen Suizid ist in Deutschland noch immer ein Tabuthema – das soll sich jetzt ändern Regierung zu Verhandlungen bereit / EU-Kommission brach Gespräch ab Uwe Kalbe über Analogien im Länderdialog mit der EU Berlin. Die SYRIZA-geführte Regierung ist im Streit mit den Gläubigerinstitutionen um ein Es kommt für den Beobachter Reformpaket »jederzeit« bereit, an den Ver- nicht darauf an, sachliche Be- handlungstisch zurückzukehren. Wie das Bü- gründungen der EU in den Ver- ro von Ministerpräsident Alexis Tsipras am handlungen mit Griechenland Montag mitteilte, wartet die Regierung auf über die Maßen ernst zu nehmen. eine entsprechende »Einladung der Institu- Offenkundig geht es vor allem um tionen« und werde positiv darauf reagieren. Machtdemonstration, um eine Kurz zuvor wurde zudem bekannt, dass Grie- Demütigung der linken Regierung chenland die Vorgabe der Gläubiger akzep- in Athen, wie das Beharren der tieren wolle, in diesem Jahr einen Primär- EU-Kommission auf Rentenkür- überschuss von einem Prozent zu erreichen. zungen in Griechenland zeigt, die Die EU-Kommission hatte ein Treffen mit neben dem Kniefall von SYRIZA Vertretern Griechenlands, der Europäischen vor den Institutionen auch einen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Bruch der eigenen Wahlverspre- Währungsfonds am Sonntagabend in Brüssel chen bedeuten würden. Doch wegen »erheblicher Differenzen« ergebnislos nicht verzagen, SYRIZA! Von beendet. »Es liegt jetzt ausschließlich an der Deutschland kann man auch für griechischen Seite, auf das großzügige Ange- den Dialog mit Brüssel viel ler- bot der drei Institutionen einzugehen«, sagte nen. Bundesverkehrsminister der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolf- Alexander Dobrindt von der CSU gang Schäuble. Auch EZB-Chef Mario Draghi macht es gerade vor. sieht den Ball »unbestreitbar im Feld der grie- Im Kampf um die Maut nur für chischen Regierung«. Der Europaabgeordne- Ausländer macht er geltend, dass te Fabio De Masi (LINKE) kritisiert dagegen die EU nicht hineinzureden habe die Gläubiger. »SYRIZA hat 47 Seiten Refor- in die autonomen Entscheidungen men geliefert. Die Gläubiger haben mit fünf einzelner Länder. Eigenständig- Seiten Kürzungsmist geantwortet«, so De Ma- keit bei der Steuererhebung ge- si gegenüber »nd«. höre zu den Grundprinzipien der Unterdessen weitet sich der Streit in der Europäischen Union. Wieso sollte SPD über die Haltung der Bundesregierung das bei der Rente anders sein? zu Tsipras aus. Generalsekretärin Yasmin Fa- Wenn also Dobrindt aus Brüs- himi verteidigte die Aussagen von SPD-Chef sel hörte, man verlange ja aus- Sigmar Gabriel, die SYRIZA-geführte Regie- drücklich keine Rücknahme der rung verhalte sich unverantwortlich gegen- Maut, sondern lediglich die über »deutschen Arbeitnehmern und ihren schrittweise Abschaffung der Familien«. Juso-Vorsitzende Johanna Ueker- großzügigen Sonderregelung für mann fordert indes ein Umdenken in der Kri- deutsche Autofahrer, eine effizi- senpolitik. »Es reicht mir mit den Betonköp- ente Verwaltung und die Zusam- fen, die noch immer an ihrer gescheiterten menführung der verschiedener Foto: iStock/delihayat Sparpolitik für Griechenland festhalten«, so Mautregelungen für In- und Aus- Uekermann zum »nd«. Agenturen/nd Seite 2 länder, was würde er sagen? Na- Berlin. Menschen, die sich aus Verzweiflung, fühl, zur Last zu fallen, würden als Gründe für eine gesellschaftliche Aufgabe, für eine Ver- türlich, was er schon gesagt hat. Vereinsamung oder fehlender Wertschätzung Alterssuizide genannt. Statistische Daten et- besserung der Informations- und Aufklä- Dass Brüssel »keinerlei Kompe- selbst töten wollten, suchen Hilfe. Oft be- wa aus Thüringen zeigen dabei, dass sich rungsarbeit zu sorgen – wie auch für bessere tenz habe, hier etwas anzumer- kommen sie die aber nicht. So der Tenor ei- Selbsttötungen gehäuft nicht etwa in der ver- Lebensbedingungen gerade in soziokulturel- ken«. Deshalb der Rat an SYRIZA: nes Antrags (18/5104) der Fraktion der Grü- meintlichen Anonymität großer und größerer ler Hinsicht. Wechsel an der Lernt von der Maut, holt euch nen im Bundestag. Suizid sei in Deutschland Städte ereignen, sondern in strukturschwa- Konkret fordern die Grünen in ihrem An- den Dobrindt nach Korinth! nach wie vor stark tabuisiert. So würden Ge- chen ländlichen Regionen, die vom Abbau so- trag eine Aufklärungskampagne sowie einen Fraktionsspitze fährdungen häufig nicht erkannt. ziokultureller Treffpunkte sowie Verkehrs- Gesetzentwurf mit Angeboten, die Gefährde- Rund 30 Prozent der statistisch erfassten verbindungen geprägt sind. ten bei der Bewältigung beruflicher und fa- Wagenknecht und Bartsch als Selbstmorde werden demnach von Menschen Die Bedürfnisse und Nöte dieser Menschen miliärer Krisen helfen sollen. Es müssten Bun- Nachfolger von Gysi vorgeschlagen über 65 Jahren verübt. Fehlende soziale Kon- fänden sich nur teilweise und unzureichend desmittel für eine systematische Erforschung UNTEN LINKS takte und Einsamkeit, Hilfsbedürftigkeit und in den Debatten über Palliativversorgung und und Bewertung von Suizidpräventionspro- Berlin. Die Vorsitzenden der Linkspartei ha- Pflegebedürftigkeit durch chronische Erkran- Suizidbeihilfe wieder, stellen die Bundes- grammen und Behandlungsangeboten be- ben Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch Wer weiß, wo der Ball liegt, ge- kungen, aber auch Altersarmut und das Ge- tagsgrünen in ihrem Antrag fest. Es sei daher reitgestellt werden. nd Seite 3 als Nachfolger des scheidenden Bundestags- winnt die Eurokrise. Und der Sie- fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi vorge- ger ist: Deutschland. Schon am 24. schlagen. Die beiden bisherigen Stellvertre- März hatte der Berliner Ballbeauf- ter wurden am Montag in einer Sitzung des tragte Jäger, der im Nebenberuf geschäftsführenden Parteivorstands von Kat- Sprecher des Finanzministers ist, ja Kipping und Bernd Riexinger nominiert. gesagt: »Der Ball ist und bleibt im »Damit haben wir es geschafft, einen rei- Spielfeld der griechischen Seite.« Schlepper bezahlt, Flüchtlinge dämonisiert bungslosen Übergang für eine neue Frakti- Offenbar wollte das niemand hö- onsführung zu schaffen«, erklärte Riexinger. ren, weshalb Jäger Ende April Die internationale Migrationskrise nimmt immer bizarrere Formen an / UNO und Amnesty entsetzt Der Vorschlag sei ohne Gegenstimme ange- wiederholte, dass »der Ball defini- nommen worden. Der 57-jährige Bartsch tiv im Spielfeld der Griechen Flüchtlingskrise von Jakarta bis Abbott weniger kategorisch: »Die dern entgegenschlägt«, sagte Said wird unterdessen zu einem Streit- wird dem Reformerlager in der LINKEN zu- liegt«. Man zog sogar den CDU- Wien: Während die UNO die rei- australische Regierung wird tun, Raad al-Hussein zum Beginn der fall zwischen den Regierungen in gerechnet, die 45-jährige Wagenknecht gilt Außenpolitiker Röttgen zu Rate, chen Staaten geißelt, streiten was immer notwendig ist, um die- dreiwöchigen Sitzung des UNO- Rom und Paris. Italiens Innenmi- dem linken Flügel zugehörig. der am 8. Juni feststellte: »Der diese um ihr Regelwerk. sen bösen Handel zu stoppen.« Menschenrechtsrats am Montag in nister Angelino Alfano nannte die Gysi hatte vor rund einer Woche auf dem Ball ist jetzt im Spielfeld von Grie- Amnesty International erhebt Genf. Gerade in Syrien mit seinen Vorfälle am Montag einen »Schlag Parteitag in Bielefeld erklärt, dass er nach chenland.« Tags darauf bestätigte Berlin. Die australische Marine hat derweil schwere Vorwürfe: Die ins Gesicht Europas«, denn die zehn Jahren an der Fraktionsspitze nicht wie- dies auch CSU-Spielführerin Ende Mai indonesischen Men- internationale Gemeinschaft habe Flüchtlinge wollten nicht in Itali- der kandidieren will. In Ostwestfalen hatte Hasselfeldt: »Der Ball liegt im schenschleppern je 5000 US-Dol- in der Flüchtlingskrise bislang »Migranten sind in en bleiben. Frankreichs Innenmi- er dafür geworben, Bereitschaft zur Regie- Spielfeld von Griechenland.« Noch lar gezahlt, damit diese ein »kläglich versagt«. Auch durch die keiner Weise eine nister Bernard Cazeneuve pochte rungsbeteiligung zu zeigen. Bartsch zeigte genauer wusste es am 13. Juni der Flüchtlingsboot zurückbringen. Politik der EU seien viele Men- auf die Einhaltung der europäi- sich skeptisch zu einer rot-rot-grünen Option CDU-Haushälter Rehberg: »Der Diese Erklärung von Migranten schen unnötig gestorben. In ei- Belastung.« schen Regeln, denen zufolge Ita- nach der Bundestagswahl. »Augenblicklich Ball liegt eindeutig im Spielfeld gegenüber der indonesischen Po- nem am Montag in Beirut vorge- Said Raad al-Hussein, lien sich um die Flüchtlinge küm- deutet kaum etwas darauf hin, dass es 2017 der griechischen Regierung, der lizei hat jetzt das Hochkommis- stellten Bericht erklärt die Men- UN-Hochkommissar für mern müsse. An der Grenze zwi- auf der Bundesebene eine Koalition ohne die Ball liegt in Athen.« Leider konn- sariat der Vereinten Nationen für schenrechtsorganisation, die Menschenrechte schen Italien und Frankreich sit- Union geben könnte«, sagte er der