Aufklärung und Kritik Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie Herausgegeben von der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg

Mitherausgeber: Prof. Dr. Hans Albert (Heidelberg) Prof. Dr. Gerhard Besier (Dresden) Vorabveröffentlichung Prof. Dr. Dieter Birnbacher (Düsseldorf) Dr. Gerhard Czermak (Friedberg/Bay) Dr. Edgar Dahl (Gießen) Dr. Gerhard Engel (Hildesheim) Dr. Bruno Heidlberger Prof. Dr. Dagmar Fenner (Basel) Prof. Dr. Lothar Fritze (Chemnitz) Die Macht der Worte. Dr. Horst Groschopp (Zwickau) Prof. Dr. Rainer Hegselmann (Bayreuth) Ist die Hypermoral die Leit- Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf (Würzburg) ideologie unserer Zeit? Prof. Dr. Dr. Norbert Hoerster (Reichenberg) Dr. Dr. Joachim Kahl (Marburg) Anmerkungen zur neurechten Metapolitik Prof. Dr. Wulf Kellerwessel (Aachen) Prof. Dr. Mark Lindley (Boston) Prof. Dr. Rudolf Lüthe (Aachen) Ludwig A. Minelli (Forch-Zürich) Dr. Martin Morgenstern (St. Wendel) Prof. Dr. Hubertus Mynarek (Odernheim) Dr. Hans-Joachim Niemann (Poxdorf) Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber (Brühl) Dr. Werner Raupp (Hohenstein) Dr. Dominik Riedo (Bern) Prof. Dr. Thomas Rießinger (Bensheim) Prof. Dr. Hans-Martin Sass ( Washington DC/ USA) Prof. Dr. Hermann J. Schmidt (Dortmund) Dr. Michael Schmidt-Salomon (Trier) Prof. Dr. Harald Seubert (Basel) Prof. Dr. Peter Singer (Princeton) Prof. Dr. Anton Szanya (Wien) Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer (Freiburg) 2020 ISSN 0945-6627 Dr. Robert Zimmer (Stuttgart)

1 Vorabdruckfür die Internetpublikation, Nürnberg, Februar 2020. Der vorliegende Text wird in gedruckter Fassung in der Juli-Ausgabe 3/2020 der Zeitschrift Aufklärung & Kritik erscheinen, die von der Gesellschaft für Kritische Philosophie (GKP) herausgege- ben wird.

Layout: Redaktion „Aufklärung & Kritik“

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2 Dr. Bruno Heidlberger (Berlin) Die Macht der Worte. Ist die Hypermoral die Leitideologie unserer Zeit? Anmerkungen zur neurechten Metapolitik

„Von links verachtet, von rechts verhöhnt: ten erklärt. 4 Robert Habeck ein weltfrem- Die urbane Akademikerklasse ist der neue der Hypermoralist und abgehobener Kos- Lieblingsfeind der Gegenwart“, notierte mopolit? Sind die Klimaaktivisten, Femi- Adam Soboczysnki in der Zeit vom nisten und Umweltschützer alles „virtue 15. November 2018. Die Dämonisierung signallers“, also Tugendprotzer, die den der an der Globalisierung partizipierenden anderen die Kosten ihrer Politik aufzwin- urbanen, akademischen und nicht mehr gen wollen? Haben die Kritiker recht oder nationalgebundenen Mittelschicht hat An- geht es ihnen nur um die Diffamierung und hänger links wie rechts. Der Vorwurf: Der Herabsetzung des politischen Gegners oder „linksliberale Moralismus“ sei weltfremd. um mehr? Steckt dahinter Methode? In Er vergifte in seiner Hysterie die politische dem Beitrag von Bruno Heidlberger wird Diskussion. „Realismus“ sei, so der 30jäh- ausgehend von Robert Habecks Vorschlag, rige-Grundsatzreferent der SPD und Au- 4000 Flüchtlingskinder aufzunehmen, ins- tor Nils Heisterhagen, „in Teilen der Links- besondere den metapolitischen Verwirr- liberalen, nicht gewünscht“. 1 Für die Darm - spielen und Zielen der Neuen Rechten und städter Soziologien Cornelia Koppetsch ihrer Erfolge, wie auch kürzlich in Erfurt, sei ein „Großteil der Linken […] Wegbe- genauer auf den Grund gegangen. reiter der herrschenden Verhältnisse in ei- ner sich globalisierenden Gesellschaft“, 2 Unmenschliche Zustände für Flücht- denn liberale Werte und soziale Ungleich- linge auf griechischen Inseln heit seien zwei Seiten derselben Medaille, Robert Habeck und die Menschenrechts- eine Sichtweise, die Koppetsch mit den beauftrage der Bundesregierung, Bärbel nationalistischen Linken und Rechten teilt. Kofler, wollen nicht mehr wegschauen. Sie Die moralisch verfeinerten Kosmopoliten schlagen kurz vor Weihnachten 2019 vor, in den bunten Stadtvierteln praktizierten 4000 unbegleitete minderjährige Kinder eine Doppelmoral und würden die sozia- und Jugendliche aus völlig überfüllten grie- len Konflikte, die sie selbst mitverantwor- chischen Flüchtlingslagern nach Deutsch- teten, verdrängen. Koppetsch bezeichnet land zu holen. Da sei schnelle Hilfe ein „Ge - die akademische Mittelschicht , das Wäh- bot der Humanität“. „Was sie zur Flucht lermilieu der Grünen, gar als „Mittäter“ 3 bewegt, ist schlimmer als das, was sie in des Neoliberalismus und setzt sich mit den Lagern erdulden“ müssten, sagt Kof- und Sahra Wagen- ler. Europa dürfe Griechenland nicht al- knecht ungewollt in ein Boot, wenn sie lein lassen. Statt konstruktiv über Habecks „die“ Kosmopoliten en passant als Hy- Vorschlag zu diskutieren folgt eine heuch- permoralisten verurteilt und zu Sünden- lerische Empörungswelle gepaart mit ei- böcken für die neoliberale Entwicklung und ner medialen propagandistischen Kraft- zu Wegbereitern für die Rechtsnationalis- meierei vom rechten Rand. So wurde Ha-

3 beck seine Intervention als „PR-Aktion Alltag, besonders gegen Frauen und Kin- kurz vor Weihnachten“ (FDP-Generalse- der. So leben im Lager Vathy auf der In- kretärin Teuteberg) als „ein nicht hilfrei- sel Samos mit 3147 Einwohnern zurzeit cher Vorschlag zu einem durchschauba- etwa 7500 Flüchtlinge, darunter viele Min- ren Zeitpunkt“ und als „unredliche Poli- derjährige. Angelegt ist es für 648 Bewoh- tik“ (Horst Seehofer) vorgehalten und von ner. Zudem gebe „es offensichtlich die CDU/CSU und FDP schroff abgelehnt. Anweisung aus dem Bundesinnenministe- Kultivierter Stil ist das nicht. „Wir müs- rium (BMI) an das BAMF, die gestellten sen direkt auf den griechischen Inseln ent- Übernahmeersuchen zunehmend restrik- scheiden, ob jemand in Europa bleiben tiv zu prüfen“. Die humanitäre Notsituati- darf oder nicht“, sprang der Fraktions- on in Griechenland sei „also weder neu“, vorsitzende der Christdemokraten im Eu- noch komme sie „überraschend: Sie ist ropaparlament und stellvertretende CSU- hausgemacht und politisch offenbar ge- Vorsitzende Manfred Weber dem Innen- wollt“. 7 Ärzte ohne Grenzen erklärte mit minister zur Seite. Er unterstütze „voll den Blick auf die Zustände in Moria auf Twit- Kurs der Solidarität“ von Innenminister ter: „Keiner dieser Menschen sollte hier Horst Seehofer (CSU), „aber wir brau- sein – vor allem die Kinder.“ Ein Viertel chen auch Klarheit an der Grenze“. 5 Dies der Kinder seien suizidgefährdet. Seit Jah- erfordert jedoch die Reform des europäi- ren wird zur Bearbeitung der Asylanträge schen Asylsystems. Der CDU-Bundes- mehr Personal gefordert. „Generalstreik tagsabgeordnete Christoph de Vries sag- auf Lesbos, Chios und Samos“, heißt es te, Habecks Forderungen würden „weder zwei Monate später in den Nachrichten. europäischem Recht noch der gesellschaft - „Das können wir nur europäisch lösen“, lichen Stimmung in Deutschland gerecht“. hört man jetzt von denen, die sonst, was Das Problem müsse, so der allgemeine die EU betrifft, zurückhaltend bis ableh- Tenor, auf europäischer Eben gelöst wer- nend waren. Nun geschieht erstmal nichts, den, wohl wissend, dass das in absehba- weil offenbar nichts geschehen darf, ganz rer Zeit unmöglich ist. FDP und Union len- im Sinne von Alexander Gaulands Motto ken mit der abermaligen Forderung nach „Wir wollen es gar nicht schaffen“, und gesamteuropäischen Lösungen eher von dies, obgleich drei Ministerpräsidenten der Realität ab. (AfD), ihre Hilfsbereitschaft erklärten. Ist das der wirft Habeck vor, sein Vorschlag provo- erwünschte Realismus oder nur fehlender ziere „eine Wiederholung des Migranten- Mut? Unterstützung erhielt Habeck auch ansturms von 2015“. Signal einer solchen vom Staatsminister im Auswärtigen Amts, Politik wäre, „dass man es als Migrant nur Michael Roth (SPD), der bereits seit ei- nach Griechenland schaffen“ müsse, um nem Jahr für eine solche humanitäre Lö- in den deutschen Sozialstaat geholt zu sung plädierte, von Pro Asyl, dem nieder- werden. 6 sächsische Innenminister Boris Pistorius Die „Zustände in den griechischen La- von der SPD; auch die Kirchen signali- gern“, berichtet Pro Asyl, seien nun „seit sierten Unterstützung. Auch das Ober- über vier Jahren unverändert katastro- haupt von 1,3 Mrd. Katholiken erinnerte phal“. Sie ähnelten einem Gefängnis un- in seiner Weihnachtsbotschaft auf dem ter freiem Himmel. Gewalt gehört zum Petersplatz in Rom ausdrücklich an das

4 Leid der Flüchtlinge. 8 Richtig ist, in der Die Vorgabe des Chefreporters der Welt, Migrationspolitik braucht es eine europäi- Ansgar Graw, wurde umgehend von Ci- sche Lösung, wir dürfen aber Griechen- cero, dem „Magazin mit konservativer land und die Kinder, nicht alleine lassen. Ausrichtung“, dankend aufgenommen. Es Die Zeit des Fingerpointings ist vorbei. kommentierte Habecks Vorstoß als „Traum - Man stelle sich solche Verhältnisse in tänzerei mit Traumatisierten“, während die Deutschland vor! Anzustreben wäre eine Junge Freiheit (JF), das „Sprachrohr der Koalition der Willigen, wie dies auch Ha- Neuen Rechten“, ihm „politischen Kindes- beck fordert. Wichtig wäre, dass nur sol- missbrauch“ in „moralischer Superhelden- che Kinder nach Deutschland kommen, Attitüde“ unterstellte. Und weiter: „Wer die einen begründeten Anspruch auf Fa- Bilder von leidenden Kindern benutzt, um milienzusammenführung haben. den moralischen Reflex anderen aufzu- zwingen und die Allgemeinheit dafür in Robert Habeck ein Hypermoralist Haftung zu nehmen, handelt hypermora- oder ein radikaler Realist? lisch.“ Habeck sei ein „Hypermoralist in Statt lösungsorientierter Debatten wurde, Reinkultur“. Es bleibe ja „nicht bei den wie so oft, insbesondere von rechtskon- Kindern, die als moralischer Rammbock servativer und neurechter Seite Öl ins Feu- herhalten“ müssten, vielmehr sollten die er gegossen und die Gelegenheit genutzt, europäischen Nachbarn „vom deutschen die Grünen in die hypermoralische Ecke Moralimperialismus überrollt werden“. Zu zu stellen. Für den Chefreporter der Welt, mehr als Ressentiments reicht es offen- Ansgar Graw, ist „Habecks Hypermoral bar nicht. Dabei wollte die JF das intel- antieuropäisch“. Sein Vorschlag berge „wirt- lektuelle Niveau des Rechtsextremismus schaftliche wie ethische Risiken“ und fol- heben. Stattdessen versucht sie die Pola- ge „zudem einer gesinnungsnationalisti- risierung der Gesellschaft zu fördern und schen Logik“. 9 Es dauerte nicht lange und hetzt gegen Bündnis 90/Die Grünen. „Die Graw, der in den frühen 1990er Jahren sich finanziellen noch die gesellschaftlichen als Referent beim konservativen Studien- Folgekosten seiner moralischen Großspu- zentrum Weikersheim engagierte und sich rigkeit“ müssten die „andere tragen, nicht als Autor im neurechten Milieu tummelt, Habeck selbst und auch nicht die typi- bekam am 23.12. umgehend auf Twitter sche grüne Besserverdiener-Klientel“, Applaus von dem Landesvorsitzenden der heißt es bei Miachel Paulwitz von der JF, AfD Rheinland-Pfalz Uwe Junge. „Robert um gleich die Oper-Rolle für sich zu re- Habecks hypermoralischer Anspruch hat klamieren: Und wenn die „ungefragt in eine gesinnungsnationalistische Logik“. Haftung Genommenen“ murrten oder „auf - Besser konnte es für die AfD nicht laufen. mucken“, dann seien „sie eben finstere Der kontaminierte Begriff wurde aus der und herzlose ,Rassisten‘“. „Habecks Hy- neurechten Mottenkiste herausgekramt, permoral und sein schamloser politischer aufgewärmt und mal wieder von einem Kindesmissbrauch“ seien „unanständig und Vertreter der „bürgerlichen Presse“ in die unappetitlich. Gerade vor Weihnachten“. Debatte eingeschleust und salonfähig ge- Nun fordert die EU-Kommission kurz macht. darauf „Deutschland sowie weitere Staa- ten der EU dazu auf, unbegleitete minder-

5 jährige Flüchtlinge aus überfüllten Aufnah- Grenze“ meint? Nun will die griechische Re- melagern in Griechenland aufzunehmen“. gierung die Lager auf den Inseln bis zum Die Kommission sei „besorgt über die Sommer 2020 schließen und durch Abschie - schwierige Lage vor Ort (...)“. Man habe bezentren ersetzen. Seit dem Jahr 2000 die anderen Mitgliedstaaten bereits mehr- sind ca. 35.000 Menschen im Mittelmeer fach aufgefordert, weiter auf freiwilliger ertrunken. Sie sind vor Krieg, Diktaturen und Basis unbegleitete Minderjährige umzusie- extremer Ausbeutung ihrer Länder, die deln. 10 dem Westen einen riesigen Billiglohnsek- Was ist an Habecks bescheidenem EU- tor und Bodenschätze liefern, geflohen 13 Nothilfe-Vorschlag, 4000 Kinder aufzu- und nicht, weil sie die Vorteile des deut- nehmen, hypermoralisch? Ich kann mich schen Sozialstaates genießen wollen. gut an die hysterische Schlammschlacht Habeck erinnert mit seinem Vorschlag an über die Obergrenze erinnern, auch sie das, wofür die Europäische Union steht befeuert durch die Untergangsfantasien der und daran, dass wir uns mit Zuständen, AfD. Und heute? Habecks Vorschlag ist wie in Moria, nicht abfinden sollten. Das weder moralisch, noch hypermoralisch be - halte ich für realistisch. Mit Hypermoral gründet, sondern entspricht der Charta der hat das nichts zu tun, aber mit Verantwor- Grundrechte der Europäischen Union, dem tung und guter Politik. Auch ist die Situa- Völkerrecht und der Genfer-Flüchtlings- tion heute nicht mit der von 2015 zu ver- konvention. Kinder, die ein Recht auf Asyl gleichen. Die Balkanroute ist weitgehend haben, müssen zu ihren Eltern, das garan- geschlossen. Obgleich die Flüchtlingszah- tiert die UN-Kinderrechtskonvention. Vie- len in der Ägäis seit einiger Zeit zuneh- le der Flüchtlingskinder haben Angehöri- men, sind sie nicht ansatzweise so hoch ge in Deutschland, die im Asylverfahren wie vor vier Jahren. Habecks Intervention sind. Ihre Aufnahme ist kein moralischer ist weder „unredlich“ noch eine „PR-Ak- Gnadenakt. Sie beruht auf einem Rechts- tion“, sondern nur ein Tropfen auf einen anspruch aus der Dublin-Verordnung auf heißen Stein. Familienzusammenführung. 1 1 Aber wer im Chaos und Dreck von Moria ohne Bei- Die Umwertung von Tatsachen und stand festsitzt, hat es schwer, das erfor- Werten durch sprachliche Verwirr- derliche Aufnahmegesuch an Deutschland spiele zu stellen und die 3-Monats-Fristen ein- Unehrliche Politik beginnt mit der Spra- zuhalten. „In der zum Abschiebegefäng- che und verwandelt sich dann in Propa- nis umfunktionierten Geflüchtetenunter- ganda. Sie wirkt wie eine fremde Invasion kunft Moria auf Lesbos“, notiert der So- und schleicht sich in unsere Gespräche, ziologe Hauke Brunkhorst, opfere „die in unsere Gedanken und zerstört deren Europäische Union das, wofür sie einst Klarheit. Oft ist es eine Erzählung, die den stehen wollte“. Wer ankommt, werde ein- Tatsachen scheinbar Sinn verleiht, so bei- gesperrt, als wäre Flucht ein Verbrechen. spielsweise die Erzählungen von der „Um- „Orte wie Moria“, so Brunkhorst, „sollen volkung“, der „Einwanderung in die So- jetzt rund um die EU entstehen“. Sie sol- zialsysteme“, den „Saboteuren des Rechts - len ‚Kontroll-Zentren‘ heißen. 12 Ist das, staates“, von „Staatsversagen“, „Klima- was Weber (CSU) mit „Klarheit an der religion“, „grüner Verbotspartei“, „Klima-

6 hysterie“, dem „links-rot-grün-versifften und Selbstbeschreibung der neurechten 68er-Deutschland“ und der „Hypermo- Metapolitik verstehen, der sich inzwischen ral“. Dazu gehört auch die Erzählung von auch Linke, Christdemokraten, freie De- der AfD als bürgerlicher Partei und Björn mokraten, zuweilen auch Sozialdemokra- Höcke als bürgerlicher Demokrat. Man ten bedienen, ohne offenbar zu wissen, auf wurde ja gewählt. Götz Kubitschek be- welchem Tiger sie da reiten. Oder nimmt zeichnet diese Strategie in seinem Kampf- man das „bisschen Populismus“ gar be- blatt Sezession vom Februar 2017 als wusst in Kauf? In der Regel geht es der „Selbstverharmlosung“. Die AfD wen- Politik oft mehr um Mehrheit und Macht det die Selbstverharmlosungsstrategie an, als um Wahrheit. Wie man es zuletzt in indem sie sich immer wieder eine Maske Erfurt vorgeführt bekam. Letztendlich be- der Mäßigung aufsetzt mit Begriffen wie gibt man sich so in die Gespenstergesell- „bürgerlich“, „konservativ“ oder „Partei schaft neurechter Vordenker und treibt sich der rechten Mitte“. Selbstverharmlosung und die Gesellschaft weiter nach rechts. (…) ist der Versuch, die Vorwürfe des „Der ,liberale‘ Westen“, meint der 29-jäh- Gegners durch die Zur-Schau-Stellung der rige Student der Philosophie und Rechts- eigenen Harmlosigkeit abzuwehren.“ „Selbst - wissenschaft Martin Sellner, Ziehsohn von verharmlosung“ ist eine Strategie, um „in Götz Kubitschek und Sprecher der rechts- Grenzbereiche des gerade noch Sagbaren extremen Identitären Bewegung Öster- und Machbaren provozierend vorzusto- reich, bilde sich „viel darauf ein, die Ideo- ßen und sprachliche oder organisatorische logien des 20. Jahrhunderts überwunden Brückenköpfe zu bilden, zu halten, zu er- und ihr System des Terrors, ihre Propa- weitern und auf Dauer zum eigenen Hin- ganda der ,einen Wahrheit‘ und ihre ge- terland zu machen“. 14 Aus der „Selbst- sellschaftliche Gleichschaltung mit einer verharmlosung“ wird die „Verharmlosung“ ,offenen Gesellschaft‘ und einer ,angst- der AfD, als etwa eine Journalistin die AfD freien, pluralistischen Debatte‘ ersetzt zu am Wahlabend selbst für bürgerlich erklärt, haben“. Doch das sei „ein Betrug“. Die bemerkt Johannes Hillje. 1 T abubruch, ver - „Ursprünge des Totalitarismus“ würden „un - bale Tarnung, Selbstverharmlosung, sprach - gebrochen“ fortwirken. „Die Kernelemente liche Verwirrspiele und Design sind Teil des totalitären Denkens, der rückhaltlose des neurechten strategischen Ziels, die Zugriff auf die gesamte Welt, die messia- „kulturelle Hegemonie“ ganz im Sinne von nische Utopie der Überwindung des Bö- Antonio Gramsci zu erlangen. Götz Ku- sen, der Errichtung einer neuen Gesellschaft bitschek notierte dazu bereits in der Se- und des Fortschritts in eine strahlende zession vom Februar 2009: Zukunft“ sei „nach wie vor das Funda- ment für die herrschende Hypermoral“. Nicht ohne Grund stellt unsere Zeitschrift ihre Letztendlich gehe es den Liberalen „um Begriffsdefinitionen auf der letzten Seite unter ein die Etablierung einer geeinten Menschheit, Motto von Konfuzius: ,Zuerst verwirren sich die Worte, dann verwirren sich die Begriffe und zu- die sich durch ‚Nebensächlichkeiten‘ wie letzt verwirren sich die Sachen‘. 16 nationale oder religiöse Zugehörigkeiten nicht mehr ‚spalten‘ lasse.“ […] „An die- Man kann dieses selbstgewählte Motto sem Ideal, als Rahmen und Mittelpunkt der auch als eine unbeabsichtigte Offenbarung ‚freien Debatte‘“, sei „kein echter Zwei-

7 fel“ erlaubt. Sellner kommt zum Kern sei- bestand zur Hälfte aus Personen aus dem ner Argumentation, wenn er schreibt: journalistischen Milieu. Weder die AfD noch die klassischen Medien heben die- Die Hypermoral erweist sich als eigentliches sen Tatbestand aus nachvollziehbaren Wesen des Totalitarismus. Er will, wie Orwell in Gründen hervor. Bei einem „Infoabend“ 1984 schreibt, nicht nur die nackte Herrschaft, der AfD Mittelsachsen im September 2017 sondern die Herrschaft über die Seelen, eine metaphysische Durchdringung unseres Denkens beispielsweise äußerte sich der kürzlich und ein Wegerziehen jeden Widerstandes. Seine verstorbene ZDF-Journalist und Modera- wirksamste Waffe ist heute der „Antifaschis- tor für das Politmagazin „Kennzeichen D“, mus“. 17 Giselher Suhr, in provokanter Absicht zur PC: „Die Methode der politischen Kor- Der „Totalitarismus“ Vorwurf ist ein neu- rektheit war und ist von Anfang an ein rechte Provokation, die nicht nur gegen kommunistisch-diktatorisches Instrument liberale Errungenschaften, sondern auch – mit dem Ziel, die Weltrevolution herbei- gegen ihre Träger eingesetzt wird. Beun- zuführen“. Über die angebliche PC der ruhigend wird es, wenn Vertreter liberaler Frankfurter Schule dozierte er: „Ihr Bei- Auffassungen als „Nazis“ und als „Ver- trag zur geistigen Kriegsführung gegen Hit- fassungsfeinde“ 18 hingestellt werden können. lers Deutschland wurde zur theoretischen In diesem Geiste twitterte am 17.09.2019 Grundlage der politischen Korrektheit“. 22 : „Kein Film passt bes- Die viel zitierten „alten weißen Männer“ ser in unsere Zeit als #DieWelle. Liebe scheinen besonders stark unter der ver- #Antifa #Klimafanatiker #Gendertotalitä- meintlichen linken Moraldiktatur zu leiden: re #Grölemeyers u #Gutmenschen, schaut Thilo Sarrazin, Henryk M. Broder, Peter Euch den an. Das seid Ihr! Eine totalitäre Hahne, Roland Tichy, Ansgar Graw, Nor- Idee, alle machen mit, Gewalt wird legitim... bert Bolz, Alexander Gauland, aber auch #Diktatur #imGleichschritt Marsch.“ 19 Am Christoph Schwennicke (Cicero) und an- 19.11.2019 twitterte sie: „Gott schütze uns dere haben deshalb dem „links-grünen davor, dass diese Ökonazis jemals regie- Moralismus“ den Kampf angesagt. ren. Sie sind Feinde unserer freiheitlich- Auf den „Moralismus“ oder auf die „Hy- demokratischen Ordnung. Sie sind fana- permoral“ der Linksliberalen zu schimp- tisch und sie hassen unser Land.“ 20 fen, gehört seit eh und je zur Metapolitik der konservativen Kulturkritik, besonders Hypermoral – eine neurechte Camou- in Zeiten Donald Trumps, der die Metho- flage de der Provokation vollendet beherrscht. Noch nie in der Geschichte der Bundes- Das Verwirrspiel zielt auf die Delegitimie- republik gab es eine Partei, in der so viele rung links-grüner Politik und auf den Rück - Ex-Journalisten und frühere Publizisten bau der liberalen Demokratie. Stichwort- derart wirkmächtig sind wie derzeit in der geber sind neben Arnold Gehlen, Botho AfD. 21 Dazu zählen Nicolaus Fest, Armin- Strauß, Alexander Gauland und Thilo Sar- Paul Hampel, Günther Lachmann, Michael razin mit seinem Millionen-Bestseller Tu- Klonovsky, Konrad Adam, Alexander Gau - gendterror. Über die Grenzen der Mei- land. Das Gründungsteam der „Wahlalter- nungsfreiheit in Deutschland (2014). Das native 2013“, aus der die AfD hervorging, politisch korrekte Deutschland (2012) von

8 Gauland kann als Vorlage für Sarrazin ge- te und widerspricht in eklatanter Weise mo- lesen werden. Noch 2013 sah der Autor dernem geschichtswissenschaftlichem Ver - und Journalist Michael Winter an jeder ständnis. Sarrazin diskreditiert damit, wie Ecke einen „Moralapostel“ stehen, „nicht schon Adolf Hitler, das Judentum als Sün- in kuttenschwarz, sondern in grün,“ wie denbock und als Träger individueller uni- er in der SZ notiert. Diese seien dabei eine verseller Werte. Er versucht mit Hilfe ge- „Moraldiktatur“ zu errichten. Wie heute zielter Provokation Wertefragen und Rechts - die AfD rückte auch Winter die Bundes- ansprüche unter der Bezichtigung des republik in die Nähe des Nationalsozialis- „Tugendterrors“ aus dem Diskurs auszu- mus und der DDR. Es gab genügend Leu- schließen. Ein Autor, der 1,5 Millionen te, die, wie Winter, auf die staatliche Re- Bücher verkauft und in fast jeder Talk- gulierung von Klima, Umwelt, Energie, Show aufgetreten ist und auftritt, beklagt Finanzwirtschaft, Ernährung, Minderhei- weinerlich und trotzig einen „linken Tu- tenrechte, sozialer Gerechtigkeit und Gleich - gendterror“? Dass es in der Demokratie stellung der Geschlechter pfiffen und lie- einen Streit der Meinungen gibt ist etwas ber PS-Geländewagen fuhren, Aktienpa- völlig anderes als die Herrschaft einer kete bei amerikanischen Rüstungskonzer- Moraldiktatur. nen kauften und bei Physiotherapeuten Den Begriff der Hypermoral prägte be- während der Rückenmassage gerne Her- reits 1969 der konservative Philosoph Ar- renwitze austauschten. 23 Diesen Leuten nold Gehlen. In seiner Spätschrift Moral lieferte Sarrazin das gute Gewissen mit und Hypermoral (1969) mobilisierte er „Man wird ja wohl noch sagen dürfen“. während der 1960er und 1970er Jahre Kli- Sarrazin sprach offen aus, was andere zu- schees von persönlichen Ressentiments vor nur zu denken wagten. Er riss damit die gegen die behauptete „Priesterherrschaft“ geistigen Brandmauern gegen den Rechts- der linken Intellektuellen. Der Gegenauf- extremismus ein. Heute darf man offen- klärer Gehlen hasste linke Intellektuelle, vor bar sagen, dass der Nationalsozialismus allem die 68er. Der „Intellektuelle“ mache nur ein „Vogelschiss“ in der deutschen Ge- seine Moral zum Maßstab aller Dinge, er schichte war oder dass der menschenge- „luxuriere“ sein „Ethos“, bis es zur Zu- machte Klimawandel eine Lüge ist. mutung für Deutschland und die Mensch- Das angebliche Unheil des Tugendterrors heit werde. Gehlen galt in den 1960er Jah- begann für Sarrazin mit der Erfindung des ren als Gegenspieler von Adorno. Beson- Monotheismus. Dieser habe die Offenba- deren Einfluss auf Apologeten der „Kon- rungswahrheit und damit die religiöse In- servativen Revolution“, wie Armin Moh- toleranz hervorgebracht, später die christ- ler und Günther Rohrmoser, hatte Geh- liche Inquisition, die Hexenverfolgung, den lens Vorstellung von einem „Kulturkampf Tugendterror der Französischen Revolu- von rechts“. Armin Mohler sah in Gehlen tion, den Stalinismus, Nationalsozialismus den Meister der „Konservativen“ und lob- – heute den Meinungsterror der linken te die Schrift Moral und Hypermoral Massenmedien. 24 Alle Fehlentwicklungen überschwänglich. „Ich halte es für die be- der Geschichte monokausal auf den Mo- deutendste geistige Leistung, welche die notheismus zurückzuführen unterstellt ei- deutsche Rechte seit dem Zusammen- nen teleologischen Verlauf der Geschich- bruch von 1945 hervorgebracht hat.“ 25 In

9 seinem 2004 veröffentlichten Gastbeitrag Lust an der Empörung (2017), das er am Moral und Hypermoral in Sezession 10. Januar 2018 in der Bibliothek des Kon- empfiehlt der neurechte Vordenker Karl- servatismus in Berlin vorstellte, einen „Mo - heinz Weißmann, Gehlens Moral und ralismus mit totalitären Zügen“. 31 In ei- Hypermoral als „prophetisches Buch zu nem kürzlich veröffentlichten Gastbeitrag lesen“. 26 Seit 1968 gehört der Begriff im Tagesspiegel So weltoffen, so borniert Hypermoral zum ideologischen Arsenal charakterisiert Grau, die „herrschende der Neuen Rechten. Bei Gehlen ist bereits Klasse“ als dezidiert progressiv, die ihre alles, vom „Gutmenschen“ über die „Lü- Weltsicht, ihren Lebensstil und ihre Werte genpresse“ bis zum „Gesinnungsstalinis- so eindeutig als die allein vernünftigen, all- mus“ und seiner Kritik am „Humanitaris- gemein gültigen propagiere. Dies sei „eine mus“, 27 vorgedacht. Menschenrechte sind Kulturrevolution ungeahnten Aufmaßes“. für Gehlen nur eine „humanitäre Religion“, Der Habitus dieser neuen Elite werde nicht die Kirche eine „weltliche Moralanstalt“ mehr bestimmt durch Heimat, sondern durch und Menschenrechte eine Erfindung von „den Lifestyle ihrer global präsenten Klas- linken Intellektuellen. Eine universelle hu- se“. „Diversität, Pluralismus und Kosmo- manitäre Ethik, meint Gehlen, unterminiere politismus“ würden „zu Meta-Werten die- die „vaterländischen Tugenden bzw. Staats - ser Hyperkultur“. In einer mächtigen, ge- tugenden“ und gefährde die Existenz des radezu allmächtigen Mesalliance“, spielten Staates. Das Ethos der Humanität ist sei- sich so die „akademisch geprägte eman- ner Meinung nach ein Merkmal der „De- zipatorische neue Linke und die Erforder- kadenz“. Es werde klar, „wer das Wort“ nisse des spätmodernen Kapitalismus ge- führe: „der Intellektuelle der Großstadt, der genseitig in die Karten“. Die kulturell do- Konformist der Negation […]. 28 W enn „die minante Elite verfalle in den Irrtum, „das kalte Sprache des Sachzwangs Gehorsam eigene Leben sei der normale Goldstan- fordert“, seien nach Gehlens Überzeugung dard“. Mit Verachtung schaue man auf je- Kollisionen mit humanitären Orientierun- ne, die „an diesem Projekt nicht teilhaben“ gen unvermeidlich. In den Worten von Gau- könnten oder wollten. Beide Wertesyste- land an seine Tochter: „wir dürfen uns von me und Sprachwelten seien unvereinbar. 32 Kinderaugen nicht erpressen lassen“ und Mit dem Bestseller von Alexander Grau müssten die „grausamen Bilder“ 29 aushal- hat das konservative und rechtspopulisti- ten. „Die Merkel-Jahre werden als eine sche Lager fünfzig Jahre später Gehlens bleierne Zeit in Erinnerung bleiben, in der Schlagwort reaktiviert, um die Politik der öffentliche Debatten im Sein der Hypermo- liberalen Mitte und die Ansprüche der meist ral erstickt wurden“, meinte Alexander Gau- linksliberalen, ökologischen und globali- land erst kürzlich noch im . 30 sierungskritischen Bewegungen als wirk- lichkeitsfremd zurückzuweisen. Die Hy- Ist die Hypermoral die Leitideologie permoral ist für Grau der Versuch, „die unserer Zeit? Gesellschaft anhand linker Ordnungsvor- Der deutsche Philosoph und Cicero -Ko- stellungen und eines weitestgehend links lumnist Alexander Grau und Mitunter- konnotierten Menschenbildes auszurich- zeichner der Erklärung 2018 diagnostizierte ten“ und habe „seine Wurzeln in der 68er- in seinem Buch Hypermoral: Die neue Bewegung und in der kulturellen Hegemo-

10 nie, die in einigen Teilen der Gesellschaft ral, eher ihre Abwesenheit, wie auch die zumindest dieser Linksliberalismus inzwi- Ministerpräsidentenwahl in Erfurt zeigt, schen erlangt“ habe. „Die Hypermoral ist vielmehr die unzureichend regulierten Pro- die Leitideologie unserer Zeit“, 33 diagnos- fitinteressen und die Ausbeutung von tiziert Grau. Adressat sind aktuell Fridays- Mensch und Natur. Dass sich dagegen for-Future, NGO´s und Bündnis 90/Die aktuell Widerstand oder auch Unbehagen Grünen. ausbreitet, ist zu begrüßen. Grau lehnt „Gleichheitsideologie“, „Min- derheitenkult“ und eine multikulturelle Ge- Die Technik des Verdrehens zielt auf sellschaft ab. Mit erhobenem Zeigefinger die Abschaffung der Moral und der li- empört er sich, dass die Mehrheit der beralen Demokratie Gesellschaft nicht so wie er denkt und sich Wenn Kritik geäußert wird, wittern man- über soziale und sonstige Ungerechtigkei- che Rechtskonservative Verbote oder in- ten oder Ausgrenzung empört. Er beklagt dividuelle Einschränkungen und malen die angebliche Moralisierung gesellschaft- dann zuweilen den „Tugendhüter“ an die licher und politischer Fragen und vermisst Wand. So kann man von ethischen oder die sachliche nüchterne Debatte. In ver- rechtlichen Problem ablenken. Die Folge schiedenen Artikeln hat er sich infolgedes- ist, dass durch die Fokussierung auf die sen gegen Political Correctness oder ideo- PC der „Tugendhüter“ der Lächerlichkeit logische Sprachreglementierungen geäu- und Bedeutungslosigkeit preisgegen und ßert. Auch wenn es überzogene Formen das Problem darunter verschwindet. Mit der PC gibt, kämpft Grau, ähnlich wie dem Vorwurf des Tugendterrors kann man Sarrazin und Gauland, gegen selbst kon- einen öffentlichen moralischen Diskurs dis- struierte Hypermoral-Windmühlen und sieht kreditieren und pervertieren. Das Werben an jeder Ecke einen „grünen Moralapos- um Werte ist jedoch keine Pervertierung tel“ stehen. So seien die deutschen Medien von Moral, sondern eine Urfunktion wert- unfähig und unwillig Differenzen auszu- orientierter Diskurse, um die ethischen halten, umso mehr aber entschlossen zur Überzeugungen von Menschen zu verbes- inquisitorischen Verurteilung. Die Wahr- sern. Die Voraussetzung dafür ist aller- heit auf den Kopf stellend reduziert Grau dings eine Debattenkultur, in der Argumen- sachliche und reale Probleme der Gegen- te gehört und verarbeitet und nicht abge- wart auf moralische und unterstellt „den wertet werden. Klar ist auch: Sobald je- Demokraten, eine Gesinnung (wahlweise mand seine Moral offensiv zur Schau stellt „Moral“ oder „Hypermoralismus“), um und vor sich herträgt wie eine Monstranz, Argumente und einen produktiven Diskurs wird die Moral zur Moralpredigt, weil diese erst gar nicht mehr zuzulassen“, 34 bemerkt Haltung die Offenheit des Diskurses un- Robert Habeck. Die Zivilgesellschaft zieht terminiert. ihre Kraft aber nicht aus dem Gefühl mo- Diejenigen, denen Hypermoral vorgewor- ralischer Arroganz, sondern aus der Er- fen wird, sind häufig Anhänger einer Ethik kenntnis sachlicher Probleme sowie der des globalen Gewissens, der Menschen- Überzeugung ihrer nachhaltigen Lösung. rechte und des Völkerrechts. Nach ihrer Die „Leitideologie“ unserer Zeit ist längst Auffassung basiert unser Wohlstand auf nicht die Hypermoral respektive die Mo- der Ausbeutung und der Zerstörung von

11 Natur und Umwelt in anderen Regionen notiert die kroatisch-deutsche Schriftstel- der Welt. Wenn einer gewinne verlieren an- lerin Jagoda Marinic, „ob es sich um se- dere. Daraus entstünde eine Verpflichtung, xuelle oder ethnische Minderheiten han- beispielsweise dass wir unsere Wirt- delt: Die Gleichstellung wird von ihren schaftsweise umbauen und unsere Ge- Gegnern als Schlechterstellung interpre- wohnheiten ändern, wenn uns die Zukunft tiert. Viele wollen diesen Minderheiten unserer Kinder und des Planeten am Her- nicht gleichgestellt sein. Sie wollen sie nur zen liegen. Dieses ethische und ökologi- dulden und exklusiv sein. Und normativ sche Konzept ist in der Tat allumfassend, zugleich.“ „Nicht die Homophobie macht es berührt uns als Bürger und als Privat- ihnen zu schaffen“, zeigt Marinic, „son- mensch. Doch nur zu gerne verdrängen wir dern das moralische Urteil, das über sie unseren Anteil an dem sozialen Versagen gefällt“ wird. Sie wollten nicht, dass man unserer Weltordnung. Manche Menschen ihre Einstellung als „undemokratisch be- empfinden diese globale Ethik als been- wertet“, da dies „das Selbstbild“ kränke. 35 gend und bevormundend. Rechtskonser- Die wenigsten Menschen möchten als ho- vative und Vertreter der Neuen Rechten mophob, rassistisch oder undemokratisch instrumentalisieren diese Affekte und deu- bezeichnet werden. „Die meisten Menschen ten die ethischen und rechtlichen Ansprü- sorgen sich um ihre Reputation und dar- che als totalitären Tugendterror, den »Gut- über, wie sie von anderen bewertet wer- menschen«, jene inzwischen etablierten den“, sagt der Psychologe Shoham Cho- Nach fahren der 68er-Bewegung, allen auf- shen-Hillel von der Hebräischen Univer- zwingen wollten. Auffällig bei dieser Me- sität Jerusalem. Viele Menschen manövrie- tapolitik ist ihre Nähe zu den Narrativen ren sich in seltsame Fahrwasser, nur weil von der „Lügenpresse“ und von „Fake- sie von anderen anerkannt und gemocht News“. Auch hier versucht man mit der werden wollen. 36 Aber „Meinungsfreiheit“ provokativen Unterstellung von Unwahr- heißt nicht, so die Begründung von Mari- heiten, Andersdenkende lächerlich zu ma- nic, „dass die frei geäußerte Meinung, nicht chen und ins Unrecht zu setzen. Da, wo eingeordnet und bewertet werden“ dürfe. die Faktenlage und die Rechtsansprüche Diese „Technik des Verdrehens“ werde von nicht widerlegt werden können, wird die „vielen reaktionären Kräften“ angewandt. Kritik auf die Ebene einer angeblich über- Deshalb hänge die Verteidigung der de- höhten ethischen Gesinnung verschoben. mokratischen Grundrechte davon ab, wie Es gibt konservative Heterosexuelle, die konsequent solche Verdrehungstechniken die kulturelle Moderne als Zumutung emp- entlarvt würden. finden und ablehnen. Sie fühlen sich ge- Zu dieser „Technik des Verdrehens“ ge- stört in ihrem Privileg, ihre konservative hört auch das Feld der Moral. Natürlich Lebensform und Einstellung für selbstver- geben die Moral-Kritiker kund, die Moral ständlich und allgemeinverbindlich zu er- nicht abschaffen zu wollen. Grau plädiert achten. Manche fühlen sich als ewig Gest- deshalb, wie sein Vorbild Gehlen und rige angegriffen und wollen dies nicht ein- Karlheinz Weißmann, 37 für eine sogenann- gestehen. Besonders autoritär strukturier- te Moral im Plural. Alexander Graus per- te Männer sehen ihre Männlichkeit und ihre vertierter moralischer Imperativ lautet nun: Vormachtstellung bedroht. „Ganz gleich“, Handele antimoralisch, damit beförderst

12 du die Moralentwicklung! Der Mensch, der scheinen keine Wirkung zu tun, und nach nicht moralisch handele, sorge nach Graus einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da“, Credo dafür, dass die Moralentwicklung notiert Victor Klemperer. 40 Auch heute im Gang bleibe, dass sie „neu justiert“, geraten unbewusst immer mehr Menschen dass sie pluralisiert werde. Man solle, so unter den Einfluss vergifteter Wörter. Sie Graus Empfehlung, den „Moralismus mür - bemerken nicht, wie sie nach und nach be“ machen – „durch Egoismus in Form alles infizieren und die Geister bis in die von Sünden“. Der Politikberater und Au- Mitte der Gesellschaft verwirren. tor Johannes Hillje warf den Moral-Kriti- So erklärte der Chefredakteur der Welt Ulf kern deshalb vor: Grenzzäune seien ihnen Poschardt Norbert Blüm mit seiner Kritik wichtiger als Menschen: „Es gibt in der an dem sog. Asylstreit zwischen CDU und heutigen Debatte eine Moral der Zäune CSU zum „Moraldarsteller“. Aus Flucht und Grenzen. Statt Moral auf die Men- vor Bomben und Not wird bei Alexander schen, die nach Schutz suchen, zu bezie- Dobrindt „Flüchtlings-Tourismus“, aus hen, wird nun eine Moral des Schutzes Flüchtlingshelfern werden „Gutmenschen“ vor Schutzsuchenden propagiert.“ 38 Un- oder „Saboteure“ des Rechtsstaates oder ter dem Vorwand der Moralkritik versucht eine „Anti-Abschiebe-Industrie“, aus See- sich Grau und die Neue Rechte den Wer- notrettung wird „Illegaler Schuttle-Service“ ten unserer demokratischen Gesellschaft (Die Zeit), aus liberalen Demokraten wer- sowie des internationalen Rechts zu ent- den „Verfassungsfeinde“ und „Nazis“, aus ziehen, oder wie die Publizistin Caroline Klimaaktivisten werden „Klimahysteriker“ Emcke freundlich formuliert: „Die Formel oder „Öko-Faschisten“ (AfD). Beunruhi- „Politisch korrekt“ ist das Morsezeichen gend ist, dass Mythen und Halbwahrhei- der Denkfaulen. Es bespöttelt die Werte ten über Migration, Klima und Ökologie der Gleichheit und der Würde, die den in die bürgerliche Mitte hineinsickern. In Kern der Demokratie ausmachen.“ 39 ihrem neuen Buch Widerworte schlüpft in das Kostüm einer Aufklä- Die Metapolitik der Neuen Rechten rerin, wenn sie schreibt: „Man kann nicht verwirrt die Geister bis in die Mitte über die Herrschaft der Hypermoral spre- der Gesellschaft chen, ohne sich mit dem dominanten Ein- In seinem 1947 erschienenen Buch LTI – fluss grüner Ideologie auf den politischen Notizbuch eines Philologen beschäftigt Diskurs in der Bundesrepublik zu beschäf- sich der Romanist Victor Klemperer mit tigen.“ Mit der „Hypermoral“ „als aus- der Sprache des Dritten Reichs. Er ver- grenzender Herrschaftsideologie eines ge- tritt darin die Auffassung, dass der Nazis- schlossenen Milieus“ verrieten die Grü- mus, wie er ihn nennt, die stärkste Wir- nen das „Erbe der Aufklärung“. Sie wer- kung auf die Menschen nicht durch die de zum „Repressionsinstrument, das kon- Reden und Ausführungen von Hitler und struktiven Streit unmöglich“ mache. Schon Goebbels erzielt habe, sondern durch die sieht Weidel die „Öko-Diktatur“ 41 bedroh- Sprache „Wie viele Begriffe und Gefühle lich am Horizont heraufziehen. Noch im hat sie geschändet und vergiftet!“. „Wor- Dezember 2018 setzte (FDP) te können sein wie winzige Arsendosen: auf Twitter, in Anwendung der Hufeisen- sie werden unbemerkt verschluckt, sie Theorie (Eckhard Jesse), 42 den angebli-

13 chen „öko-moraldiktatorischen Angriff ne Religion“. „Welcher Teufel ist eigent- der Linken“ mit dem „autoritären Angriff lich in die bürgerliche Intelligenz gefah- der Rechten“ 43 gleich. Das Hufeisen ist ren?“ 44 , fragt Jan Grossarth in der SZ. So in Erfurt zerbrochen. Die „Mitte“ ist selbst wird die Klimapolitik von der Publizistin zum Risiko geworden. Nach der Abstim- Sonja Margolina als ideologisches Projekt mung im Landtag in Erfurt gratulierte antikapitalistischer Kräfte gedeutet. „Anti- ökologische Hysterie“ findet man nicht nur (FDP), der mit den Stimmen der völki- bei den politischen Kräften, wo man sie schen AfD zum Ministerpräsidenten in erwartet, sondern auch bei Ulf Poschardt, Thüringen gewählt wurde, für die Verhin- der die Rede von den „Klimareligiösen“ derung eines linken bürgerlichen Minister- adaptiert. Der Klimaforscher Hans Joa- präsidenten. Ein Dammbruch! „Unverzeih- chim Schellenhuber, der lange die Kanz- lich!“ (Merkel). So etwas macht man nicht! lerin beriet, wird von rechten Verschwö- War es Dummheit, Kalkül oder Verantwor- rungstheoretikern angegriffen; von der tungslosigkeit? Man kann nicht beides: bürgerlich-konservativen Welt wird er wie „Mitte“ sein wollen und mit der AfD pak- ein Religionsstifter verspottet, der Gebo- tieren. Mit Thüringen wurden die Gren- te gebe (2-Grad-Ziel). Der Kampf gegen zen von Menschenwürde weiter nach rechts den Klimawandel ist aus dieser Perspek- verschoben. Die Folgen sind noch nicht tive nichts als ein „Klimazirkus“ und öko- absehbar. Es war auch ein Tiefpunkt in logische Hysterie. 45 Der W irtschaftsjour - der Geschichte des Nachkriegsliberalismus nalist Rainer Hank vergleicht in der FAS in Deutschland. Statt von der nicht bür- „Fridays for Future“ mit den „fanatischen gerlichen AfD grenzten FDP und CDU sich Kinderkreuzzügen des 13. Jahrhunderts“. von den Linken und Grünen ab und ver- Die „fanatische“ Greta handele, wie viele rieten die bürgerlichen Werte. Ins Bild Autisten, „hochmoralisch, obwohl oder passt: Zu den Gegnern des Instituts für womöglich gerade, weil ihr die Gabe der Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Einfühlung in andere abgeht“. Sie antworte Jena, das aus dem Landesprogramm fi- „auf Politikversagen mit Hypermoralisie- nanziert wird, gehört nicht nur die AfD, rung, die etwas Gnadenloses“ habe, meint auch die CDU. Erfurt fiel nicht vom Him- Hank. 46 Nicht anders Markus Söders CSU, mel. Erfurt ist der vorläufige Endpunkt ei- die die Grünen einer „grüne(n) Ersatzreli- ner Politik des Spiels mit Affekten und gion“ mit ihren „10 Geboten“ bezichtigt. 47 rechtspopulistischer Rhetorik und Provo- Poschardt deutet die „Moralisierung der kationen seit 2015, erst von der CSU un- Politik“ als Phänomen der Agonie: „Der ter Dobrindt und Seehofer, aktuell von dem Kulturkampf“ sei „von den Linken 1968 nach rechts driftenden Christian Linder be- gewonnen – und wird nun umfassend ver- trieben, der wohl die CSU beerben möch- loren. Politisch ist sie in Europa ohne Per- te. So warnte kürzlich Lindner davor, dass spektive. Deswegen hat sie die Agitation die Grünen die Autoindustrie „enthaupten“ verschoben, weg von der politischen Stra- und die Klimademonstranten die Deut- tegie, hin zur Moral und Sonntagsreden.“ 48 schen „umerziehen“ wollten. Der Chefredakteur der Welt zielt bei sei- Längst spotten Liberale im Gleichklang mit ner Ideologiekritik auf eine kleine Minder- Populisten über „Hypermoral“ und „grü- heit, auf die Fanatischen und Radikalen,

14 die es auch bei der Ökologiebewegung ben der pseudoklinischen auch eine frau- gibt. Diese aber mit der Sache selbst und enfeindliche Komponente. So wird es zur der Bewegung insgesamt zu identifizieren, Waffe im Sprachgebrauch all jener, die den zeigt Poschard: Er ist nicht auf der Höhe Klimawandel leugnen. der Zeit. Große Teile der Wirtschaft ha- ben längst die Bedeutung der Ökologie Umwertung der liberalen Werte für sich erkannt. Sie sind oft im Verbund Ludwig Wittgenstein zeigt uns, Wörter mit NGO´s und Hochschulen zu Hauptak- sind keine Fenster zur Welt, Wörter ma- teuren des Umweltschutzes geworden. chen die Welt, sie strukturieren unsere Ohne Bewahrung der Natur kein Wohl- Gefühle, unsere Sinne, unsere Selbst- und stand, das ist die alarmierende Botschaft Fremdwahrnehmung. „Denn, wie wir spre - einer Studie des Weltwirtschaftsforums chen entscheiden wir darüber, wer wir (WEF) in Davos. „44 Billionen Dollar an sind,“ 51 bemerkt Robert Habeck in sei- ökonomischer Wertschöpfung sind dem- nem lesenswerten Essay Wer wir sein nach direkt oder indirekt von einer intak- könnten. Mit der Sprache können wir un- ten Natur abhängig – mehr als die Hälfte ser und das Leben der Anderen gestalten des Bruttosozialproduktes“, heißt es in der und zu einvernehmlichen Lösungen kom- FAZ. 49 Bis zum Jahre 2050 sollen sämtli- men. Wörter können ermutigen oder Angst che Konzerne klimaneutral wirtschaften, machen – sie können verbinden oder tren- erklären die Veranstalter. Jetzt kommt es nen. In der Politik folgt der Sprache das darauf an entsprechend zu handeln. Handeln. „Der politische Rechtsruck „Klimahysterie“ ist zum Unwort des Jah- macht sich zuallererst an der Sprache res 2019 gekürt worden. Im vergangenen fest“, zeigt Habeck. Die Sprache der Neu- Jahr war es „Anti-Abschiebe-Industrie“. en Rechten will unsere freiheitliche Lebens- Mit dem Begriff würden „Klimaschutzbe- weise und die offene Gesellschaft zerstö- mühungen und die Klimaschutzbewegung ren. Die humane Sprache droht nicht, diffamiert und Debatten diskreditiert“, er- grenzt nicht aus und diskriminiert nicht, klärte eine Jury aus Sprachwissenschaft- sondern verbindet, ist großherzig; auch lern. Das Wort sei von Vertretern aus Po- gegenüber denjenigen, die in Not sind. Die litik, Wirtschaft und Medien – von der Sprache der Neuen Rechten ist eine Spra- F.A.Z. über Unternehmer bis hin insbe- che der Verängstigung, Aufhetzung und sondere zu AfD-Politikern – benutzt wor- Ausgrenzung gegen einen vermeintlichen den. Es pathologisiere „pauschal das zu- Feind. Sie ist keine Sprache, die zu hu- nehmende Engagement für den Klima- manen Lösungen führt, sondern Konflik- schutz als eine Art kollektiver Psychose,“ te vertieft und Sündenböcke benennt. Ihre so die Jury. „Vor dem Hintergrund wis- Sprache vergiftet das Sehen und Denken. senschaftlicher Erkenntnisse zum Klima- Sie pflanzt Neid, Hass und Missgunst, wandel“ sei das Wort zudem „irreführend Intoleranz und Gewalt in die Herzen der und stützt in unverantwortlicher Weise wis- Menschen. Sie macht aus Unmoral Moral senschaftsfeindliche Tendenzen“. 50 Au- und aus Unrecht Recht. Diese Sprache ßerdem stuft es die drängenden Mahnun- tötet. Die Sprache der Propaganda infor- gen von Wissenschaftlerinnen zum „Klei- miert nicht mehr über die Wirklichkeit. Sie ne-Mädchen-Problem herab“. Es hat ne- breitet mit Hilfe neu konstruierter Begriffe

15 förmlich ein Netz über sie aus und hat den das Reich der Werte, die den Status einer alleinigen Zweck, den Boden zur Erobe- fundamentalen Wahrheit haben: Men- rung der Macht vorzubereiten oder diese schenrechte, Grundrechte und Demokra- zu sichern. „Populismus ist keine Ideolo- tie. Im Kern geht es bei dem Narrativ von gie, sondern eine Strategie zum Erwerb und der Hypermoral nicht um Moral, sondern Erhalt politischer Macht“ und ein „Angriff um Recht und Rechte. So ist auch nicht auf das Grundgesetz“, 52 betont der Prä- das „Leben“ der „urbanen Akademiker- sident des Bundesverfassungsgerichts klasse“ der „normale Goldstandard“, wie Andreas Voßkuhle. Die Umwertung der Graw unterstellt, sondern das Recht. Begriffe und die Lüge vernichtet den Be- zug auf eine gemeinsame Realität. Umber- Fazit: to Ecco und der amerikanische Philosoph Das konservative und das rechtspopulis- Jason Stanley kennzeichnen diese Art von tische Lager versucht mit seiner Metapo- Metapolitik als faschistische Technik, de- litik diejenigen, die sich auf die Wissen- ren Kakophonie wir uns nur schwer ent- schaft berufen und auf die Änderung un- ziehen können. Sie zielt auf Verwirrung und serer Lebensweise und auf die Einhaltung Überwältigung bis der Widerstand er lahmt. der Menschenrechte drängen, als „Moral- Der ehemalige Chefstratege von Donald apostel“ ins Lächerliche zu ziehen. In Trump, Steve Bannon, der den Faschis- Wahrheit ist es aber ein Angriff auf das ten und Antisemiten Julius Evola zu sei- geltende Recht. Zu den jüngsten Ände- nen Vorbildern zählt, hat diese Strategie rungen des Grundgesetzes gehört der wie folgt beschrieben: „Die eigentliche Umwelt- und Tierschutz in Art. 20a GG, Opposition seien nicht die Demokraten, der für die junge Generation in Zeiten des sondern die Medien. Und wie bekämpft Klimawandels eine nicht mehr wegzuden- man die? ,Flood them with shit‘.“ 53 Fa- kende Staatszielbestimmung in unserem schistische Propaganda beruht auf der Grundgesetz darstellt. Wer an die Grund- immer wiederkehrenden Wiederholung sätze unseres Rechtsstaats erinnert, wird von rhetorischen Leerformeln. Das Un- mit dem Etikett „Moralismus“ oder „Hy- sagbare wird sagbar, wird normal. permoralismus“ ins Abseits gestellt. „Hy- Die Diskreditierung und Zerstörung der permoral“ wird so zu einer politischen Ca- Wissenschaften, der traditionellen Wahr- mouflage, die den Hinweis auf geltende heitsagenturen, öffnet den Raum für „al- Normen und Rechte als abgehobenes welt- ternative Fakten“. Die Härte mit der gegen - fremdes Gehabe kosmopolitischer heuch- wärtig der Streit geführt wird, die manche lerischer liberaler Eliten diskreditiert. Der vielleicht als Hypermoral erleben, nimmt Angriff auf eine vorgebliche „Hypermo- in dem Maße zu, in dem sich die Wahrheit ral“ dient der Neuen Rechten als Trojani- als objektive Kategorie auflöst: „Je mehr sches Pferd zur Zersetzung unseres Rechts - Wahrheiten es gibt, desto erbitterter ist staats. Klar ist, nicht jeder, der sich dieser jede Seite geneigt, auf ihrer zu beharren,“ Begriffe bedient, ist ein völkischer Rechts- kommentiert der Rechtsphilosoph Uwe extremist. Er sollte sich jedoch darüber in Volkmann. Insoweit bestätige „sich durch- Klaren sein, in welche Gespenstergesell- aus der alte Satz, dass die Wahrheit keine schaft er damit eintritt. Kompromisse“ 54 dulde. Dies gilt auch für

16 Schon in den 80er Jahren warnte der da- heit tieflinke, ökosozialistische Deutsch- malige Innenminister von Nordrhein-West- landabschaffer sind, gibt es einen enor- falen, Herbert Schnoor (SPD) „vor einem men Hang zur Verachtung unseres Vater- modernisierten Rechtsextremismus im in- lands.“ 60 Die rechte Metapolitik macht aus tellektuellen Gewand, der gefährlicher sei Antisemiten Freunde Israels, aus Demo- als die rechtsextremistischen Gruppen al- kraten Nazis und aus Nazis Demokraten. ter Prägung.“ 55 Geschichte wiederholt sich „Sophie Scholl hätte AfD gewählt“, warb nicht. „Wenn der Faschismus wiederkehrt, der Kreisverband Nürnberg Süd/Schwa- wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschis- bach und stellt sich in die Tradition des mus.‘ Nein, er wird sagen: „Ich bin der Widerstands des 20. Juli.1932 und die Antifaschismus.“ 56 Das ist Metapolitik der Bundesregierung in die des Dritten Rei- Neuen Rechten. Die AfD betreibt, wie ihr ches. „So wird der Widerstandsbegriff Vorbild Carl Schmitt, ein Kostümspiel, pervertiert; er wird von den Grund- und „anklagend und rechtfertigend, weinerlich Menschenrechten getrennt, für die die und trotzig“. 57 Nicht nur Hass und Hetze Geschwister Scholl gekämpft haben; er mittels Foto und Bildkommentar, sondern wird angefüllt mit völkischem Gebräu und auch Sprache, Wortwahl und öffentliches populistischem Extremismus,“ 61 notiert Auftreten werden designt, ästhetisch, plu- Heribert Prantel in der SZ. Wer meint, un- ralisiert und gestalterisch diversifiziert und ter der angeblichen „Herrschaft des Un- camoufliert. Der Faschismus trägt heute rechts“ oder unter der „Merkel-Diktatur“ moderne Kleider. Genauso wie er auf die zu leben, dem ist jedes Mittel recht. Wenn alte faschistische Ästhetik verzichtet, ver- Grüne als Nazis beschimpft werden und zichtet er auf die alte faschistische Spra- der parlamentarischen Demokratie Fa- che und auf einen frontalen Angriff gegen schismus unterstellt wird, dann „wird der „das System“. Wie die „Ethnopluralisten“ Boden dafür bereitet, dass sich das Völ- sich im Bereich der Ästhetik Stilprinzipi- kische und Totalitäre als das Moderne und en der offenen Gesellschaft bedienen, dre- Freie gerieren kann“, 62 bemerkt Robert hen sie in der politischen Debatte den Spieß Habeck. einfach um: Längst verteidigen sie Demo- Der kürzlich verstorbene Politikwissen- kratie und Rechtsstaat. „Wir schützen die schaftler Wolfgang Gessenharter erklärt Verfassung!“, heißt es arglistig auf der Ho- sehr deutlich, dass sich „eine positive Ein- mepage der Identitären, die vom Verfas- stellung zum Grundgesetz niemals mit den sungsschutz beobachtet wird. 58 So erklär- Relativierungen, Verdrehungen und Ver- te Jörg Meuthen in seiner Rede zum 3. fälschungen eben dieser Verfassung durch Oktober 2019 zum Tag der Deutschen die intellektuelle Neue Rechte abfinden Einheit: „Lassen Sie uns gemeinsam da- wird können, weil „deren Ziele eine Ge- für Sorge tragen, dass die großen Errun- sellschaft vor Augen haben, in der der ein- genschaften unserer freiheitlichen Demo- zelne Mensch dem Kollektiv letztlich hilf- kratie gegen ihre zahlreichen Feinde nicht los ausgeliefert ist. 63 Das faschistische De- verloren gehen.“ 59 Am 9. November 2019 sign der 1930-Jahre ist out. Die AfD ist twitterte er: „Beim Schutz der Verfassung weder eine NSDAP noch eine NPD. „Die darf es keine Scheuklappten geben: Ge- bösen Geister zeigen sich heute in neuem rade bei den sog. .Grünen‘, die in Wahr- Gewand. Mehr noch: Sie präsentieren ihr

17 antisemitisches, ihr völkisches, ihr autori- 8 Kronen-Zeitung : „Papst Franziskus ruft zum täres Denken als Antwort für die Zukunft, Schutz von Migranten auf“, 25.12.2019, https:// als neue Lösung für die Probleme unserer www. krone.at/2067985 9 Ansgar Graw: „Habecks Hypermoral ist antieu- Zeit. „Nein, es sei nicht die gleiche Zeit, ropäisch“, Welt-Online , 23.12.2019, https:// es seien nicht die gleichen Wörter, nicht www.welt.de/debatte/kommentare/article die gleichen Täter. Aber: „Es ist dasselbe 204534934/Fluechtlingskinder-holen-Habecks- Böse,“ 64 sagte der Bundespräsident Hypermoral-ist-antieuropaeisch.html. Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede in 10 dpa /Guido Kirchner: „Ihr Kinderlein kommet“, Yad Vashem in Jerusalem. Wir dürfen nicht 25.12.2019, https://www.merkur.de/politik/grie- chenland-habeck-fluechtlinge-eu-von-leyen-seehofer - vergessen: „Alle politischen Extremisten asyl-migration-gruene-zr-13362445.html. meinen das, was sie sagen und heraus- 1 1 Pro Asyl : „Aufnahme von Flüchtlingskindern, schreien – ob rechts oder links – , sie a.a.O.“ werden auch immer das ausführen, was 12 Hauke Brunkhorst: „Menschenrechte in der Kri se sie in ihren wildesten Proklamationen ver- der Demokratie“, in: Kosmopolitismus in einer glo- kündet haben; [...] das ist eine Lehre, die balisierten Welt (Hrsg.) Gerd Brudermüller, Daniela Demko, Kurt Seelmann, Würzburg 2019, S. 156f. wir in peinlichen Lektionen gelernt haben“, 13 Stefan Lessenich: Neben uns die Sintflut. Die schreibt Carl Zuckmeyer 1966 uns ins Ge- Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis , Ber- wissen. 65 Die Blutspur ist schon sehr lang. lin 2016.

Anmerkungen: 14 Götz Kubitscheck, zit. bei: Georg Restle: „Die- Alle konsultierten Links wurden alle zuletzt am ser Streit ist vergeudete Zeit“, Die Zeit 39/2019, 10.02.2020 geprüft. 18.09.2019, https://www.zeit.de/2019/39/afd- rechtsextremismus-journalismus-todesdrohung-ge- 1 Nils Heisterhagen: „Warum recht org-restle/komplettansicht. hat“, Die Zeit , 01.06.2018, https://www.zeit.de/po- 15 Julia Regis, Jan Schmitt: „,Selbstverharmlosung‘: litik/deutschland/2018-05/spd-andrea-nahles- Die Medienstrategie der AfD“, Monitor 19.09.2019, fluechtlinge-debatte https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/ 2 Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns . afd-selbstverharmlosung-100.html. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter, Bielefeld 16 https://sezession.de/392/toleranz-die-9-todsuen- 2019, S. 85. de-der-zivilisierten-menschheit. 3 Ebd., S. 81. 17 Martin Sellner: „Der sanfte Totalitarismus“, Se- 4 Ebd., S.60 zession , 28.10.2016, https://sezession.de/56276/ 5 Zeit-Online : „Robert Habeck will Flüchtlinge aus der-sanfte-totalitarismus. Griechenland nach Deutschland holen“, 22.12.2019, 18 Stefan Lauer: Alice Weidel. Der gravierende https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-12/ Unterschied zwischen konservativ und rechtsra- asylpolitik-robert-habeck-gruene-fluechtlinge-gire- dikal , 05.09.2019, https://www.belltower.news/ali- chenland-einwanderung. ce-weidel-der-gravierende-unterschied-zwischen- 6 Ansgar Graw: „Vorstoß zu Flüchtlingskindern. Kri- konservativ-und-rechtsradikal-90917/ tik an Habeck“, Welt-Online 23.12.2019, https: // 19 Beatrix von Storch: Twitter , 17.09.2019, https:/ www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/ /twitter.com/Beatrix_vStorch?ref_src=twsrc% article204539042/Vorstoss-zu-Fluechtlingskindern- 5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Eauthor. Kritik-an-Habeck.html. 20 https://twitter.com/beatrix_vstorch/status/ 7 Pro Asyl: Aufnahme von Flüchtlingskindern. Kein 1196698349157662720. Gnadenakt, sondern rechtliche Verpflichtung, 21 René Martens: Von der ARD zur AfD. Journa lis- 23.12.2019, https://www.proasyl.de/news/aufnah- ten, die den rechten Rand bevölkern , 06.10.2019, me-von-fluechtlingskindern-kein-gnadenakt-son- https://uebermedien.de/41975/von-der-ard-zur- dern-rechtliche-verpflichtung/. afd-journalisten-die-den-rechten-rand-bevoelkern/

18 22 Ebd. ralismus-debatte-hype-um-die-hypermoral. 23 Michael Winter: „Fahnensucht“, SZ Nr. 98, 27./ 886.de.html?dram:article_id=422221. 28.04.2013. 39 Caroline Emcke: „Worte vergiften“, SZ , 24 Jens Jessen: „Man wird es wohl noch sagen dür- 26.09.2019, https://www.sueddeutsche.de/kultur/ fen“, Die Zeit 10/2014, 27.02.2014, https:// politisch-korrekt-kritik-emcke-meinung-1. www.zeit.de/2014/10/thilo-sarrazin-der-neue-tu- 4654027. gendterror-sachbuch 40 Viktor Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philo- 25 Armin Mohler: Von rechts gesehen , Stuttgart logen, Leipzig, 3 1975, S. 10 und 27. 1974, S. 52. 41 Alice Weidl: W iderworte. Gedanken über 26 Karlheinz Weißmann: „Moral und Hypermoral – Deutschland , 2018 Kulmbach, S. 28. Gehlens politische Wirkung“, Sezession 4/2004, ht- 42 Sebastian Leber: „Warum Chemnitz nicht der tps://sezession.de/7647/moral-und-hypermoral-geh- Hambacher Forst ist“, TS , 23.09.2018, https:// lens-politische-wirkung. www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextreme-gewalt- 27 Ebd., S. 75ff. warum-chemnitz-nicht-der-hambacher-forst-ist/ 28 Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral , a.a.O., 23101702.html. S. 89f. 43 https://twitter.com/nicolabeerfdp/status/ 29 Alexander Gauland: „Wir können uns nicht von 1074281316261265408. Kinderaugen erpressen lassen“, Die Zeit 44 Jan Grossarth: „Die anti-ökologische Hysterie“, 24.02.2016, https://www.zeit.de/politik/deutsch- SZ , 31.05.2019, S. 9. land/2016-02/alexander-gauland-afd-fluechtlings- 45 Ulli Kuhlke: „Schellnhubers unverhohlener An- krise-fluechtlingspolitik-grenzen. trag auf den Nobelpreis“, Die Welt 25.11.2015, ht- tps://www.welt.de/debatte/kommentare/article 30 Alexander Gauland: Deutscher Bundestag – 19. 149254589/Schellnhubers-unverhohlener-Antrag- Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, 16268 Mitt- auf-den-Nobelpreis.html, letzter Zugriff: woch, den 27. November 2019. 01.06.2019. 31 Christian Röther: Hype um die Hypermoral , 46 Rainer Hank: „Kinderkreuzzug damals und heu- 10.08.2018, https://www.deutschlandfunk.de/mo- te“, FAS 12.05.2019, https://www.faz.net/aktuell/ ralismus-debatte-hype-um-die-hypermoral. wirtschaft/hanks-welt/f-a-s-kolumnist-rainer-hank- 886.de.html?dram:article_id=422221. ueber-greta-und-das-mittelalter-16182332.html 32 Alexander Grau: „So weltoffen, so borniert!“. Ta- 47 https://twitter.com/csu/status/119687554014 gesspiegel 24.11.2019, S.7. 3181825?lang=de 33 Alexander Grau, zit. bei Christian Röter: „Hype 48 Ulf Poschardt: „Das vergiftete Land“, Welt-On- um die Hypermoral“, Deutschlandfunk , 10.08.2018 , line , 13.07.2018, https://www.welt.de/debatte/ https://www.deutschlandfunk.de/moralismus- kommentare/plus179314148/Migrationsdebatte- debatte-hype-um-die-hypermoral.886.de.html? Das-vergiftete-Land.html dram:article_id=422221. 49 FAZ Sonntag : „Ohne Natur kein Wohlstand“, 34 Robert Habeck: Wer wir sein könnten. Warum S.1, 19.01.2020 unsere Demokratie eine offene und vielfältige 50 Pressemitteilung: Wahl des 29. „Unworts des Sprache braucht, Köln 2 2018, S. 36. Jahres, http://www.unwortdesjahres.net/fileadmin/ 35 Jagoda Marinic: „Privileg“, SZ 10./11.06.2018, unwort/Pressemitteilungen/pressemitteilung S. 5. _unwort2019.pdf 36 Sebastian Herrmann: „Zu gut, um wahr zu sein“, 51 Robert Habeck, a.a.O., S. 11. SZ 03.02.2020, S. 27. 52 Christopher Onkelbach: „Voßkuhle. Populismus 37 Karlheinz Weißmann: „Moral und Hypermoral. ist ein Angriff auf das Grundgesetz“, 17.11.2017, Gehlens politische Wirkung“, in: Sezession 4 /Janu- https://www.waz.de/politik/vosskuhle-populismus- ar 2004, https://sezession.de/7647/moral-und-hy- ist-ein-angriff-auf-das-grundgesetz-id212576275. permoral-gehlens-politische-wirkung, letzter Zugriff: html, letzter Zugriff: 07.12.2017. 24.11.2018. 53 Felix Stephan: „Geschlossene Gesellschaften“, SZ 38 Christian Röther: Hype um die Hypermoral, 17.04.2018, S. 9. 10.08.2018, https://www.deutschlandfunk.de/mo-

19 54 Uwe Volkmann: „Was ist Wahrheit?“ FAZ 13.02.2020, S. 6. 55 Wolfgang Gessenharter/Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie? Wiesbaden 2004, S. 7. 56 Francois Bondy: Pfade der Neugier: Portraits. Benziger: Einsiedeln, 1988. S. 84 (Mit diesen Wor- ten wird Silone von Francois Bondy zitiert – das Zitat selbst kommt in Silones eigenen Werken nicht vor. 57 Hendrikje Schauer: „Sinnieren über den Welt- bürgerkrieg“, TS 12.01.2020, S. 26. 58 https://www.identitaere-bewegung.de/kampa- gnen/wir-sind-verfassungsschuetzer/#more-497 59 https://twitter.com/AfD/status/11796374538 30770688. 60 https://twitter.com/Joerg_Meuthen/status/ 1193048055093878785 61 Heribert Prantel: „Was der Widerstand der Wei- ßen Rose für die Gegenwart bedeutet“, SZ 22.02.2018, https://www.sueddeutsche.de/politik/ hinrichtung-der-geschwister-scholl-was-der-wider- stand-der-weissen-rose-fuer-die-gegenwart-be- deutet-1.3876676 62 Robert Habeck: a.a.O., S.42. 63 Wolfgang Gessenharter/Thomas Pfeiffer, a.a.O., S.48. 64 Stefan Braun/Alexandra Föderl-Schmid: „Die bösen Geister zeigen sich in neuem Gewand“, SZ 23.01.2020. 65 Carl Zuckmeyer: Als wär´s ein Stück von mir , Frankfurt/Main 2007 33 , S. 30f.

Zum Autor: *1951,1987 Promotion zum Dr. phil., Studienrat für Politik, Philosophie. Ge- schichte, Lehraufträge an der TU Ber- lin und derzeit an der MHB Branden- burg. Autor: „Jugoslawiens Auseinan- dersetzung mit dem Stalinismus. Histo- rische Voraussetzungen und Konsequen- zen“, Peter Lang Verlag Frankfurt/M., Bern, New York, Paris 1989, „Wohin geht unsere offene Gesellschaft? 1968‘ – Sein Erbe und seine Feinde“, Logos Verlag Berlin 2019, Autor, Verfasser von Essays und Rezensionen in philosophi- schen und politischen Fachzeitschriften.

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