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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Entomologische Nachrichten und Berichte

Jahr/Year: 2002/2003

Band/Volume: 46

Autor(en)/Author(s): Lotzing Klaus

Artikel/Article: Die aktuelle Libellen-Fauna (Odonata) der Bergbaufolgegewässer im Bereich der innerhalb der Bodeniederung des Landkreises -Staßfurt (Sachsen-Anhalt). 85-89 © Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichtenund Berichte, 46,2002/2 85

K. L o t z i n g , (Aus der Fachgruppe „Faunistik und Ökologie“ Staßfurt)

Die aktuelle Libellen-Fauna (Odonata) der Bergbaufolgegewässer im Bereich der Egelner Mulde innerhalb der Bodeniederung des Landkreises Aschersleben-Staßfurt (Sachsen-Anhalt)

Zusammenfassung Für den Zeitraum von 1980 bis 2001 wird die Odonatenfauna von 15 Bergbaufolgege­ wässern in der Egelner Mulde innerhalb der Bodeniederung des Landkreises Aschersleben-Staßfurt dargestellt. Ins­ gesamt 31 Arten konnten nachgewiesen werden. Die Funde von Calopteryx splendens, Lestes barbaru, Lestes dryas, Lestes virens, Erythromma viridulum, Aeshna affinis, Aeshna isoscelis, Anax parthenope, und Libellula fulva Sympetrum pedemontanum sind besonders bemerkenswert. Summary The present odonatan fauna of waters that formed after mining in the area of the Egelner Mulde in the Bodeniederung of the county Aschersleben-Stassfurt (Saxony-Anhalt).- The odonatan fauna of waters that formed after mining in the area of the Egelner Mulde in the county Aschersleben-Staßfurt during 1980 to 2001 is described. Altogether 31 species could be found. Findings of Calopteryx splendens, Lestes barbants, Lestes dryas, Lestes virens, Erythromma viridulum, Aeshna affinis, Aeshna isosceles, Anax parthenope, and Libellula fulva Sympetrum pedemontanum are especially remarkable.

Einleitung tungsgemeinschaft „Bördeaue“ erfolgten 1999/2000 ebenfalls Erfassungen der Libellen in diesen Bereichen. Im Bereich der heutigen Bodeniederung des ehemali­ Die Ergebnisse dieser Erhebungen wurden ebenfalls gen Landkreises Staßfurt befanden sich neben der mit in die Auswertung einbezogen. Die Artregistrierung mit ihren Nebenläufen nur sehr wenige Gewässer. Dies erfolgte durch Abschätzen der Anzahl der angetroffe­ änderte sich grundsätzlich, als mit dem Ende des nen Tiere bei den Exkursionen. Dabei wurden die Arten Braunkohleabbaues in der Egelner Nordmulde, begin­ durch Sichtnachweise oder mittels Kescherfang be­ nend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, weiträu­ stimmt. Nach erfolgter Artbestimmung wurden die mige Geländeabsenkungen entstanden, welche nach Tiere wieder unbeschadet in Freiheit entlassen. Ledig­ Einstellung der Wasserhaltungen der Schachtanlagen lich bei schwer zu bestimmenden Arten erfolgte eine durch den Wiederanstieg des Grundwassers auf den ur­ Artbestimmung nach Präparation. Es wird eingeschätzt, sprünglichen Wasserstand zu einer großen Anzahl von daß eine relativ umfassende Erfassung der im genann­ Standgewässern mit unterschiedlichster Größe wurden. ten Untersuchungsbereich vorkommenden Libellenar­ Diese Gewässer haben sich im Laufe der Jahre zu wert­ ten erfolgt ist. vollen Sekundärbiotopen mit reichhaltiger Naturaus­ stattung entwickelt. So sind beispielsweise große Teile Liste der untersuchten Bergbaufolgegewässer im Be­ der Westerwiese bei Unseburg zu Flächennaturdenkma­ reich der Bodeniederung: len erklärt worden und besitzen damit einen natur­ schutzrechtlichen Schutzstatus. Fast alle dieser Berg­ Lfd. Bezeichnung Wasserfläche MTB-Nr. N r baufolgegewässer besitzen eine besondere Bedeutung für die Odonatenfauna des Bereiches der Bodeniede­ 1 „Pommesinteich“ bei -Nord ca. 12 ha 4 0 3 4 /2 rung. 2 Großer Schachtsee ca. 30 ha 4 0 3 4 /4 3 Altenauer Teich bei Wolmirsleben ca. 3 ha 4 0 3 4 /4 4 Stock’scher Teich / Angelteich Material und Methode Wolmirsleben ca. 2 ha 4034/4 Im Rahmen langjähriger Erfassungen der Libellenfauna 5 FND „Westerwiese“ bei Unseburg ca. 8 ha 4 0 3 5 /3 im ehemaligen Landkreis Staßfurt erfolgten auch um­ 6 Kamplake bei Unseburg ca. 13 ha 4 0 3 5 /3 7 „Holl’scher Bruch“ bei Unseburg ca. 2 ha 4035/3 fangreiche Bestandserhebungen im Bereich der Berg­ 8 Tagebau Löderburg ca. 36 ha 4135/1 baufolgegewässer im Gebiet der Egelner Mulde inner­ 9 Seemann bei Löderburg ca. 14 ha 4 1 3 5 /1 halb der Bodeniederung ( L o t z i n g 1987, 1989, 1991, 10 Laake bei Löderburg ca. 7 ha 4 1 3 5 /1 11 Kreuzteich bei Löderburg ca. 11 ha 4135/1 1996, 1998; L o t z i n g et al. 1979) Die Erfassungen be­ 12 Jakobsgrube bei Groß Börnecke ca. 18 ha 4 1 3 4 /2 ziehen sich auf den Zeitraum 1980 bis 2001. Im Rah­ 13 Athensiebener Seen ca. 24 ha 4 1 3 5 /1 men von landschaftsplanerischen Erhebungen und Un­ 14 Athensiebener Ackerteich ca. 5 ha 4 1 3 4 /2 tersuchungen für den Landschaftsplan für die Verwal­ 15 Tagebau Westeregeln ca. 3 ha 4 0 3 4 / 1 86 Entomologische Nachrichten© Entomologische und Berichte, Nachrichten 46,2002/2 und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at

Mit Ausnahme des Tagebaues Löderburg, des Tage­ großflächigen, sehr tiefen Geländeeinbruch nach vor­ baues Westeregeln und des Holl’schen Bruchs bei Un- hergegangenem Braunkohlenraubbau. Der Löderburger seburg handelt es sich bei allen Gewässern um Tagebau und der Westeregelner Tagebau sind Rest­ großflächige muldenförmige Geländeabsenkungen in- löcher ehemaliger Braunkohlentagebaue. Sie sind folgè des untertägigen Braunkohleabbaues. Diese Ge­ durch eine große Wassertiefe und nur kleinflächige wässer besitzen nur eine geringe bis mittlere Wasser­ Röhrichtsäume gekennzeichnet. tiefe (max. 5-8 m) und sind großflächig, mindestens teilweise von ausgedehnten Röhrichtgürteln umgeben. Ergebnisse Bereichsweise ist eine großflächige Schwimmblattve­ Übersicht zum Artenvorkommen an den Bergbaufolge­ getation vorhanden. Meist besteht auch eine ausge­ gewässern im Bereich der Egelner Mulde innerhalb der prägte submerse Vegetation. Die Gewässer der Wester­ Bodeniederung mit Angaben zur ökologischen Gruppe wiese bei Unseburg sind allseits von Pappelpflanzun­ (ÖG), zur zoogeographischen Herkunft (ZH) und zur gen mit reichhaltigem Weidenanteil umgeben. Die Rote-Liste-Einstufung für Sachsen-Anhalt (RL-LSA). Kamplake, der Wolmirsleber Schachtsee, der Stock’- Für die Zuordnung nach der zoogeographischen Her­ sehe Teich, der Pomesinteich und die Jakobsgrube be­ kunft nach St. Q u e n t i n (1960) wurden folgende Sym­ sitzen zumindest teilweise ausgeprägte Ufergehölze. bole benutzt: Der Holl’sehe Bruch bei Unseburg entstand durch einen

Gewässernummer Wissenschaftlicher RL OG ZH 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Artname LSA Calopteryx splendens 3 F S X Sympecma fusca WEM S XXX XX XX XX Lestes barbarus 3 T s XX XXX Lestes sponsa WMSF 0 X X XX XXX XXXXXXX X Lestes dryas 3 T 0 X Lestes virens 2 MW s X X X Lestes viridis WFM s XXXXX X XXXXX Platycnemis pennipes FSW u X X Ischnura elegans WMSF u X XXX X XXXXXXXXX X Pyrrhosoma nymphula U u X X Coenagrion puella WMSF u XXX XXXXXX X Coenagrion pulchellum WMSF u X -C XX XXXXX Enallagma cyathigerum WMSF 0 X X X X XXX XXXX X XXX Erythromma najas WMSF u X XX Erythromma viridulum 2 W s X Brachytron pratense WMSF s X X X Aeshna affinis VGT u X Aeshna cyanea WFM u XXXX X XX X X X X Aeshna grandis WMSF 0 X X X Aeshna mixta U u XXXX XXX XXXXXXXX Anax imperator WFM s X X X X XX XXX Anax parthenope 3 S s X X X XXX Libellula fulva 1 FS u X Libellula quadrimaculata WMSF 0 X X X XXX XXXXXXX Libellula depressa TW u XXX X XX X Orthetrum cancellatum WMSF s XXXXX XX X XX Sympetrum danae WM 0 X Sympetrum flaveolum TWM 0 X X X X X X X X XXX Sympetrum pedemontanum3 FW 0 X Sympetrum sanguineum WFM s X XXXX XXXXXX Sympetrum vulgatum WMSF 0 XX X XX XXX X X XX X X Artanzahl je Gewässer 12 14 16 14 30 17 11 9 11 13 20 21 15 9 7 © Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichtenund Berichte, 46,2002/2 87

s = südliche Gruppe (mediterran) Kommentierte Liste der für das Untersuchungsge­ ö = östliche Gruppe (eurosibirisch) biet bemerkenswerten Arten ü = überleitende Gruppe. Caloptei-yx splendens ( H a r r i s , 1782) Für die Zuordnung zu entsprechenden ökologischen Gruppen (ÖG) nach D o n a t h (1987) wurden folgende Die Art ist entsprechend D o n a t h (1987) als reophile Kürzel verwendet: Fließwasserart eingestuft und bevorzugt Gewässer mit WMSF = Ubiquisten Schwingrasen oder Wasserried. Sie konnte nur im FND F = reophile Fließwasser-Art „Westerwiese“ bei Unseburg nachgewiesen werden. An MW = euryöke Moor-Art dem Gewässer war die Art jedoch nur unregelmäßig TW = euryöke Tümpel-Art und in geringer Anzahl zu finden. Individuenreiche und WFM = euryöke Weiher-Art stabile Populationen finden sich jedoch in unmittelbarer W = stenöke Weiher-Art Umgebung an der Bode und dem Mühlengraben zwi­ FW = thermophile Fließwasser-Art schen Tarthun und Unseburg. TWM = Moor-Tümpel-Art FSW = euryöke Fließwasser -See - Art Lestes barbarus (Fabricius, 1798) T = stenöke Tümpel-Art S = stenöke See- A rt Am Altenauer Teich bei Wolmirsleben, dem FND FS = stenöke Fließwasser-See-Art „Westerwiese“ bei Unseburg, dem Kreuzteich bei Lö­ SMW = Moor-See-Art derburg, der Jakobsgrube bei Groß Börnecke und den Athensiebener Seen ist Lestes barbarus in jährlich wechselnder Häufigkeit nachgewiesen. Die als stenöke Tümpel-Art eingestufte südliche Binsenjungfer ist ein mediterranes Faunenelement und besiedelt Gewässer mit lockerem Ufer- und Wasserried. Ihr Hauptverbrei­ tungsgebiet ist Südeuropa. Sie bewohnt sumpfige und stark bewachsene Kleingewässer mit Binsenbeständen, welche zumindest teilweise sporadisch ohne Wasser­ führung sein können. Größere Abundanzen konnten vor allem im Gebiet der Westerwiese bei Unseburg festge­ stellt werden.

Lestes dryas ( K i r b y , 1890) Nur im FND „Westerwiese“ bei Unseburg konnte im Rahmen dieser Untersuchungen die Glänzende Binsen­ Abb. 1: Teilansicht der „Westerwiese“ bei Unseburg. Dieser Gewäs­ jungfer gefunden werden. serkomplex bietet eine vielfältig strukturierte Habitatausstattung Lestes virens (Charpentier, 1825) und ist das artenreichste Odonatengewässer im betrachteten Bereich der Bodeniederung. Teile der Westerwiese genießen als FND einen Aus der Westerwiese bei Unseburg, der Jakobsgrube gesetzlichen Schutz. bei Groß Börnecke und vom Altenauer Teich bei Wol­ mirsleben liegen aus dem Berichtszeitraum Nachweise der Kleinen Binsenjungfer vor. In der Roten Liste des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ist Lestes virens in die Kategorie 2 (stark gefährdet) eingeordnet.

Platycnemis pennipes ( P a l l a s , 1771) Nur im Bereich des FND „Westerwiese“ bei Unseburg und der Kamplake bei Unseburg konnte im Bearbei­ tungszeitraum die Federlibelle festgestellt werden. Die Art ist als euryöke Fließwasser-See-Art in der Lage, fast alle Gewässer für die Reproduktion zu nutzen. Be­ sonders bevorzugt werden vegetationsreiche, langsam fließende Gräben und kleine Standgewässer mit Was­ serried oder Schwimmrasenbeständen. Die Eier werden von den Weibchen in Pflanzenteile eingebohrt.

Erythromma viridulum (Charpentier, 1840) Abb. 2: Teilansicht der „Kamplake“ bei Unseburg. Trotz eines star­ ken Fischbesatzes und einer Nutzung als Intensivangelgewässer ist Nur im Bereich des FND „Westerwiese“ bei Unseburg auch an der „Kamplake“ eine artenreiche und interessante Odona­ konnte im Bearbeitungszeitraum das Kleine Granat­ tenfauna anzutreffen. auge nachgewiesen werden. In der aktuellen Roten 88 Entomologische Nachrichten© Entomologische und Berichte, Nachrichten 46, 2002/2und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at

Liste des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ist Erythrom­ sind Weidengehölze als Uferbewuchs vorhanden. Bei ma viridulum in die Kategorie 2 (stark gefährdet) ein­ Wasserführung ist stets nur eine geringe Fließge­ geordnet. schwindigkeit zu verzeichnen. Der Fund von Libellula fulva an dem genannten Graben ist für Sachsen-Anhalt Aeshna affinis (van d e r Linden, 1820) nach dem Fund an einem Verbindungsgraben zwischen Diese interessante Anisopterenart konnte 1995 im Be­ der Alten Elbe und dem Elbumflutkanal in der Nähe der reich der Westerwiese bei Unseburg nachgewiesen wer­ Ortslage Pechau im Jahre 1994 ( B a n k unveröff.) der den. In 2 Fällen wurden Paarungen beobachtet. Für zweite aktuelle Nachweis der für Sachsen Anhalt selte­ Sachsen-Anhalt erfolgte durch P e z o l d (1994) der Erst­ nen Libellenart. In der Roten Liste der gefährdeten Li­ nachweis im Dessauer Muldenbereich. 1994 gelang bellenarten des Landes Sachsen Anhalt ( M ü l l e r & Bu­ Martens & Grasse (1995) ein weiterer Nachweis bei s c h e n d o r f 1993) ist die Art in die Kategorie 1 (vom Wahrenberg. Die südliche Mosaikjungfer hat ihr eigent­ Aussterben bedroht) eingestuft. Insbesondere durch liches Fluggebiet in der Mittelmeerregion, wird aber ihre vordergründig leichte Verwechselbarkeit mit ande­ auch immer wieder in Regionen nördlich der Alpen ren Libellulidenarten wird Libellula fulva wahrschein­ festgestellt. Der Lebensraum sind stehende Gewässer lich in vielen Fällen bei der Freilandbeobachtung über­ mit stark verlandeten und verschilften Ufern. Von der sehen. Art ist bekannt, daß sie in günstigen Jahren aus südli­ chen Gegenden bei uns einwandert. Die als mediterrane Sympetrum danae ( S u l z e r , 1776) Invasionsart eingestufte Libellenart war 1995/96 über­ Lediglich aus der Westerwiese bei Unseburg liegen all im Elbtal und in angrenzenden Bereichen an som­ Nachweise der Schwarzen Heidelibelle vor. Hier mertrockenen Gewässern oftmals in größerer Anzahl konnte sie in stark wechselnder Anzahl gelegentlich ge­ anzutreffen (M üller 1995). funden werden. Diese euryöke Moor-Art ist in Mittel­ europa weit verbreitet und besiedelt vor allem pflanzen- Anax imperatorL e( a c h , 1815) reiche Moorgewässer. In diesen kommt es unter günsti­ Die Große Königslibelle ist eine Art, welche bevorzugt gen klimatischen Bedingungen gelegentlich zu Mas­ größere stehende Gewässer zur Reproduktion nutzt. senauftreten der Art. Die Hauptflugzeit fällt in die Monate Mai bis Septem­ ber. Bei den Männchen der Art ist ein ausgeprägtes Re­ Sympetrum pedemontanum ( A l l i o n i , 1766) vierverhalten zu beobachten. Sie war an allen betrach­ Eine der als gefährdet in der Roten Liste eingestufte Art teten Bergbaufolgegewässern, mit Ausnahme vom ist die Gebänderte Heidelibelle. Sie ist eine südöstlich „Pommesinteich“ bei Egeln-Nord, dem Stock’schen verbreitete thermophile Fließwasser-Art und vor allem Teich bei Wolmirsleben, dem Holl’schen Bruch bei Un­ an Gewässern mit lockerem Wasserried zu finden. An seburg, dem Tagebau Löderburg, dem Athensiebener den untersuchten Bergbaufolgegewässem der Bodenie­ Ackerteich und dem Tagebau Westeregeln festzustel­ derung konnte die Art lediglich einmal an der Ja­ len. kobsgrube bei Groß Börnecke nachgewiesen werden. Weitere Nachweise sind von anderen Örtlichkeiten der Anax parthenope (Selys, 1839) Umgebung bekannt, so beispielsweise aus dem Großen Vereinzelte bis häufige Funde der Kleinen Königsli­ Bruch bei Unseburg und der Salzwiese bei Hohenerxle- belle am „Pommesinteich“ bei Egeln-Nord, dem ben. Großen Schachtsee bei Wolmirsleben, aus dem FND „Westerwiese“ bei Unseburg, am Tagebau Löderburg, Diskussion am Kreuzteich bei Löderburg und an der Jakobsgrube bei Groß Börnecke mit nachgewiesenen Paarungen und Die nachgewiesenen Libellenarten repräsentieren einen Eiablagen belegen die Bodenständigkeit der als südlich Ausschnitt der typischen Naturausstattung der lokalen verbreitet geltenden Anisopterenart an den Bergbaufol- Feuchtgebiete am Südrand der Magdeburger Börde. gegewässem der Bodeniederung. Wie die tabellarische Übersicht erkennen lässt, werden die untersuchten Gebiete sowohl von mediterranen Ar­ Libellula fulva ( M ü l l e r , 1764) ten als auch Arten der überleitenden Gruppe und östli­ Am 18. Juni 1997 wurde ein Exemplar von Libellula chen Arten eurosibirischer Herkunft gemeinsam besie­ fulva im Bereich der Westerwiese bei Unseburg nach­ delt. Dies ist zweifellos durch das spezifische, klein­ gewiesen. Der genaue Fundort befindet sich im äußers­ flächig stark differenzierte Kleinklima der einzelnen ten Westteil der Westerwiese an einem kleinen Graben. Gebiete zu erklären. Dieser ist als Verbindungsgraben zwischen dem „Wol- mirsleber Ententeich“ und den Gewässern innerhalb der Während einerseits die thermisch anspruchsvolleren Arten (wie z. B. Lestes barbarus, Sympetrum pedemon­ Westerwiese bei Unseburg anzusehen und fließt in öst­ licher Richtung. Er ist nur temporär wasserführend. tanum u. a.) im spezifischen Mikroklima der windge­ Eine Unterwasservegetation fehlt vollständig. Der Gra­ schützt bzw. sonnenexponierten Gebietsteile hinrei­ ben führt teils durch offenes Gelände, teilweise ist er chende Existenzbedingungen vorfinden, repräsentiert von dichten Rohrichtbereichen gesäumt. Bereichsweise der überwiegende Teil der festgestellten Arten die cha­ © Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichtenund Berichte, 46,2002/2 89

rakteristische Übergangsfauna zwischen kontinental L i t e r a t u r D o n a th , H. (1987): Vorschlag für ein Libellenindikatorsystem auf und atlantisch geprägten Klimabereichen, wie sie für ökologischer Grundlage am Beispiel der Odonatenfauna der Nie­ den betrachteten Bereich am Südrand der Magdeburger derlausitz. - Entomologische Nachrichten und Berichte 31 (5): Börde vielerorts typisch ist ( M ü l l e r 1994, 1996). 213-217. L o tz in g , K. (1987): Beiträge zur Faunakartierung des Kreises Staß­ Die nach Beendigung des Braunkohlebergbaues ent­ furt. 2. Die Segellibellen - Abhandlungen und Berichte für Natur­ kunde und Vorgeschichte 13: 85 -93. standenen Gewässer haben sich im Laufe der Jahre zu L o tz in g , K. (1989): Beiträge zur Faunakartierung des Kreises Staß­ wertvollen Sekundärbiotopen mit reichhaltiger Natur­ furt. 3. Die Kleinlibellen (Teil 1) - Abhandlungen und Berichte ausstattung entwickelt. Sie stellen inzwischen eine Be­ für Naturkunde und Vorgeschichte Magdeburg 14: 17 -24. L o tz in g , K. (1991): Beiträge zur Faunakartierung des Kreises Staß­ reicherung der Biotopausstattung im Bereich der an­ furt. 4. Die Großlibellen-Familien Edellibellen und Falkenlibel­ sonsten durch großflächig intensiv bewirtschaftete len - Abhandlungen und Berichte für Naturkunde und Vorge­ schichte M agdeburg 15: 73 -82. Agrarflächen geprägten südlichen Magdeburger Börde L o tz in g , K. (1996): Ein Beitrag zum aktuellen Kenntnisstand der dar. Fast alle dieser Bergbaufolgegewässer besitzen Verbreitung von Calopteryx splendens H a r r i s in Sachsen-An- eine besondere Bedeutung für die Odonatenfauna der halt. - Entomologische Nachrichten und Berichte 40 (1): 23-26. L o tz in g , K. (1998): Kurzübersicht der im Zeitraum 1980 bis 1996 Bodeniederung und der angrenzenden Bereiche. im Gebiet des ehemaligen Landkreises Staßfurt festgestellten Odonatenarten. - Pedemontanum, Mitteilungsblatt der AG Odo­ natenfauna Sachsen-Anhalt der Entomologenvereinigung Sach­ sen-Anhalt e. V., Nr. 2: 2-3. L o tz in g , K., J. M ü l l e r & D. Spitzenberg (1979): Charakterisie­ rung der Libellenfauna (Ins., Odonata) der Westerwiese Unse­ burg (Kreis Staßfurt) - Abhandlungen und Berichte für Natur­ kunde und Vorgeschichte Magdeburg 12 (2): 78-82. M a r t e n s , A. & M. G a s s e (1995): Die Südliche Mosaikjungfer Aeshna affinis in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Odonata: Aeshnidae). Braunschweiger Naturkundliche Schriften 4 (4) 795-802. M ü l l e r , J. (1994): Die Libellenfauna und deren Gefährdungsstatus im Land Sachsen-Anhalt. Mitteilungsblatt der EVSA e.V. 2 (1994), Heft 2: 39-52. M ü l l e r , J. (1995): Vorläufige Mitteilung zum Vorkommen der Süd­ Abb. 3: Zuordnung der nachgewiesenen Arten nach der zoogeogra­ lichen Mosaikjungfer Aeshna affinis (Odonata) im Jahre 1995 in Sachsen-Anhalt. - Entomologische Mitteilungen Sachsen-Anhalt phischen Herkunft (nachSt. Quentin 1960). A: Mediterranes (süd­ 3 (1/2): 21-22. liches) Faunenelement, B: Überleitende Gruppe, C: Eurosibirisches M ü l l e r , J. (1996): Zoogeographische und ökologische Analyse der (östliches) Faunenelement Libellenfauna (Insecta, Odonata) des Landes Sachsen-Anhalt - Abhandlungen und Berichte für Naturkunde Magdeburg 19, 3- 11. M ü l l e r , J. & J. Buschendorf (1993): Berichte des Landesamtes für Danksagung Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 9. „Rote-Listen“ Teil 2 - Li­ bellen. Gedankt sei an dieser Stelle meinen Freunden aus der P e z o ld , F. (1994): Entwicklungsnachweis von Aeshna affinis V an- Fachgruppe „Faunistik und Ökologie“ Staßfurt für die der Linden in Sachsen-Anhalt (Anisoptera: Aeshnidae). - Libel­ lula 13 (1/2): 73-79. Unterstützung bei den Untersuchungen und für die Mit­ St. Q u e n tin , D. (1960): Die Odonatenfauna Europas, ihre Zusam­ teilung eigener Funde. mensetzung und Herkunft.- Zoologische Jahrbücher, Abteilung 1 (Systematik Geographie und Biologie der Tiere), 87 (4/5): 301- 316.

Manuskripteingang: 3.6.2002

Anschrift des Verfassers: Dipl. Ing. Klaus Lotzing Am Hollschen Bruch 4c D-39435 Unseburg