TENDENZ 1.12 Das Magazin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien www.blm.de

Mobile Economy handy als fernbedienung des lebens

Mobile WerbunG Mobile GaMes intervieW Mit arnd benninGhoff per Dranhalter Durch Die Verspielter Markt »content anytiMe WerbeGalaxis Mobile und Gaming – anD anyWhere« nFc wird kommunikation revolutionieren. ein unzertrennliches paar tV-inhalte auf allen screens inhalt

Das Leben spielt hier | 16 18

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MobilE EconoMy DAs inTErViEW License LGPL © 2004 Subatomic, Initialen

Titelthema »Content anytime and anywhere« TEil: nE n handy als fernbedienung des lebens arnd Benninghoff zur Mobile­Strategie i n Überall vernetzt – immer informiert: noch ist ein von ProSiebenSat.1 Digital Ende der mobilen Revolution nicht abzusehen. Von bettina Pregel 24 Von Hans-Thomas Hengl 4 VErAnsTAlTUnGEn Mobile Werbung local Web Conference Per dranhalter durch die Werbegalaxis Von bettina Pregel und Marcel Tuljus 30 Mobile Werbung spielt bisher nur eine nebenrolle im Marketing. Das wird sich ändern. die app-economy Von Thomas nötting 12 Geschäftsmodelle im mobilen Ökosystem Von Adrian Gerlitsch 31 Mobile Publishing denken in nutzungssituationen MEDiEnForscHUnG Wie Verlagshäuser auf das veränderte Medien ­ »Wo der spaß aufhört« nutzungsverhalten reagieren. Studie zum Konfliktverhalten Jugendlicher © iStockphoto.com/ryccio/alexsl/arakonyunus/SilverV/Andrew Johnson, rose pistola | © iStockphoto.com/ryccio/alexsl/arakonyunus/SilverV/Andrew pistola rose Johnson, Von Georg Konjovic 16 in sozialen netzwerken 32 HA lT: i n App-Entwicklung sErVicE »Wir hätten gerne eine app…« Werkstattbericht einer Softwareschmiede: literaturtipps Publikationen aus der Medienwelt 15 Eine erfolgreiche applikation ist kein Schnellschuss. ausbildungskompass Von Matthew Ulbrich 18 nachwuchs für die internetwirtschaft 21 | © iStockphoto.com/eltopo TE : Mobile Games üc K s E i verspielter Massenmarkt Mediennachwuchs r Mobile und Gaming sind ein unzertrennliches Paar. Grimme­Preis für »Walulis sieht fern« 27 Von Frederik Hammes 22 tv-Markt 2011 Rtl ist klarer Sieger 33 Mobile Gesellschaft immer auf abruf Medienticker bayern Die mobile Kommunikation verschafft den Menschen medienpuls­bayern gestartet 34 mehr Freiheit, aber auch mehr Verpflichtungen. Von Günter burkart 35 28 termine Medienveranstaltungen auf einen Blick pistola/© rose | iStockphoto.com/PixelEmbargo TiTEl:

2 | TENDENZ 1.12 iMPRESSUM EDitORial

tendenz Siegfried Schneider, Das Magazin der Bayerischen landeszentrale für neue Medien Präsident der erscheint vierteljährlich. Bezug kostenlos. Bayerischen landeszentrale herausgeber: Bayerische landeszentrale für neue Medien (BlM) für neue Medien Postfach 83 01 51, 81701 München anschrift der redaktion: Bayerische landeszentrale für neue Medien Redaktion tendenz, heinrich­lübke­Straße 27, 81737 München telefon 089 / 6 38 08­318, Fax 089 / 6 38 08­340 Website: www.blm.de | e-Mail: [email protected] Verantwortlich: Johannes Kors | redaktion: Bettina Pregel redaktionsschluss für diese ausgabe: 14. März 2012

Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die autoren verantwortlich. Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine haftung übernommen.

art Direction: ROSE PiStOla Gmbh Grafik: Karin hoefling Druck: holtz Druck, neudrossenfeld copyright: BlM, März 2012 ÜBERall aUtOREn DiESER aUSGaBE hans-thomas hengl ist freier Jounralist und inFORMiERt autor in München. Er arbeitet u.a. für den Verlag Werben & Verkaufen und beschäftigt Das Geschäft mit mobilen Geräten und Apps boomt, die multi- sich vor allem mit den themen internet und medialen Alleskönner namens Smartphone oder Tablet prägen mobile Kommunikation. zunehmend den Lebensalltag. Dank günstiger Daten-Flatrates 4 surfen immer mehr Internetnutzer mobil im Web. Kein Wun- der, dass Marktforscher, Geräterhersteller und Inhalteanbieter thomas nötting leitet das Media­Ressort prognostizieren, dass ein Ende der mobilen Revolution nicht der Fachzeitschrift Werben & Verkaufen in Mün­ abzusehen ist, auch wenn der Begriff Revolution in der Medien- chen. Er schreibt seit 17 Jahren über die themen branche mittlerweile fast inflationär benutzt wird. Eines ist jeden- Medien und Werbung. Zuvor arbeitete er in der falls sicher: Die mobilen Alleskönner werden künftig ins Zen- Kommunikation der ProSiebenSat.1 Media aG. trum der Mediennutzung rücken und ein Umdenken forcieren. 12

Georg Konjovic verantwortet als Director Die Medienhäuser, insbesondere Verlage und Rundfunksender, Premium Content bei der axel Springer aG in müssen sich auf eine Multiscreen-Strategie umstellen. Auch für hamburg unter anderem den Mobile Publishing­ die Regulierung ist die Verwertbarkeit von Inhalten auf allen Bild- Bereich. Zuvor war er Geschäftsführer der schirmen eine Herausforderung. Häufig reicht es jedoch nicht hamburg.de Gmbh, die das Stadtportal betreut. aus, ein und denselben Inhalt auf allen Screens zu publizieren. 16 Denn jeder Bildschirm, gleich ob TV, PC, Tablet oder Smart- phone, verlangt nach speziell angepassten Inhalten. Für die Matthew ulbrich ist Gründer und Geschäfts­ Inhalteproduzenten eröffnen sich eine Reihe neuer Geschäfts- führer der Software­Schmiede Kupferwerk aG in modelle – von »Freemium« bis »Premium«, wie es im Fachjar- augsburg, die Smartphone­applikationen für alle gon heißt. Das ist die eine Seite der Medaille: das ökonomische relevanten Plattformen umsetzt. Potenzial, das sich durch die App-Vermarktung und mobile Wer- 18 bung eröffnet. Die Bedenken, dass die mobile Mediennutzung frederik hammes hat sich als Redakteur der klassische Medien verdrängen könnte, sind längst vom Tisch. Fach zeitschrift GamesMarkt, die im Verlag Zusatznutzen oder Mehrwert schaffen, heißt jetzt die Devise. Gruner + Jahr Entertainement Media in Mün­ chen erscheint, auf themen aus dem Online­, Die andere Seite ist der gesellschaftliche Wandel, den der »Mobile privat (3), Achim Kraus/W&V, Axel Springer AG, Kupferwerk AG Kupferwerk AG, Springer Axel Kraus/W&V, (3), Achim privat Mobile­ und Gamesbereich spezialisiert. Lifestyle« auslöst. Überall vernetzt und informiert gewinnen n: 22 die Menschen ein hohes Maß an Flexibilität und Freiheit. Das E UTor A mobile Internet, kombiniert mit der Geoposition des Nutzers, Prof. dr. Günter burkart befasst sich als wie es die ortsbezogenen Dienste (Location Based Services) Professor für Kultursoziologie an der leuphana ermög lichen, erleichtert das Leben – ohne Frage. Ein Restau- Universität lüneburg u.a. mit neuen Medien ranttipp oder Mietwagen gefällig? Heute kein Problem mehr. sowie der Kulturbedeutung von technik, aber Gabi Hartmann/BLM Hartmann/BLM Gabi |

l: Doch die Freiheit, die mobile Kommunikation schafft, hat im auch mit Fragen von privaten lebensformen.

ori A Arbeits- und Privatleben auch ihren Preis: Jeder ist immer und 28

E D i T überall auf Abruf erreichbar! Siegfried Schneider

1.12 TENDENZ | 3 4 | TENDENZ 1.12 © iStockphoto.com/avdeev007 (links), © D-BASE/Stone+/Getty Images os: T Fo

1.12 TENDENZ | 5 thEMa: MOBilE ECOnOMy handy als fernbedienung des lebens

Mobile Geräte prägen den alltag immer mehr, ganz nach dem Motto: überall vernetzt, immer informiert. Darauf reagieren auch die Medienhäuser, denn sie sehen in Smartphones und tablets weitere Plattformen für ihre inhalte. Und im alltag ist ein Ende der mobilen Revolution nicht abzusehen.

T E x T hans-thomas hengl | i n F o G r AFi K halbautomaten

nach momentaner Position angezeigt, wo dass das Marktforschungsunternehmen sich die nächstgelegenen Filialen befin- Goldmedia in der Studie Mobile Monitor den. Begrenzt auf einen Aktionszeitraum 2011 zum Schluss kommt: »Das Smart- erhielten die Kunden einen 20-Prozent- phone wird Fernbedienung des Lebens.« Gutschein aufs Handy geschickt, den sie Diese Zahlen stehen für das Wachstum der in der Filiale einlösen konnten. Mobile Economy, die gesellschaftlich auch eine revolution, aber kein eine Revolutionierung des Alltags durch sturm auf die bastille das mobile Internet bedeutet. »Es war Die Lufthansa hat eine kreative Antwort allerdings kein Sturm auf die Bastille, son- auf die Frage gefunden, wie die Manager Diese Beispiele zeigen: Mobile Endgeräte dern eine stetige Entwicklung«, wie Achim der Kranich-Linie Leerzeiten auf Dienst- mit Internet-Verbindung, Apps, Musik- Himmelreich, Partner des Beratungsun- reisen sinnvoll nützen können: Lufthansa und Videoplayer samt der damit nutzbaren ternehmens Mücke, Sturm & Company, Quiz Lounge heißt das Lernspiel für Black- berry-Endgeräte, und es ist der Quiz-Idee Mobile Internetnutzung 2008-2011 von »Wer wird Millionär?« nachempfun- Anzahl der täglichen Nutzer von Online- den. Mit dem Unterschied, dass es bei diensten per Handy; alle Angaben in % diesem Mobile-Learning-Angebot nicht Quelle: Mobile Web Watch 2011, Accenture um Allgemeinwissen, sondern um The- men wie Klima- und Umweltverantwor- tung sowie Corporate Responsibility geht, die direkt die deutsche Fluggesellschaft be treffen. Bei der Kaffeehaus-Kette Star- bucks kommen Blackberries und iPho- nes ganz anders zum Einsatz. Die Kaffee- trinker, die eine Starbucks-Kundenkarte besitzen, können demnächst in allen 700 britischen Filialen mit ihrem mobilen Endgerät bezahlen. Dies ermöglicht eine Applikation, kurz: App, im Zusammen- spiel mit einem Scanner an der Kasse, basis (D): 862 im Jahr 2011, 513 im Jahr 2010, 558 im Jahr 2009, 158 im Jahr 2008 wodurch die Rechnung vom Kundenkonto abgezogen wird. Dienste sind im Alltag nicht mehr die Aus- ausdrücklich betont. Als wesentliche Etap- Dafür, dass die Kunden überhaupt erst nahme, sondern die Regel. Laut Bitkom, pe kann die stetige Weiterentwicklung ins Geschäft kommen, sorgt zum Bei- dem Branchenverband für Telekommu- von Mobilfunknetzen und -technologien spiel ein Store-Locator der Bekleidungs- nikation, gab es 2011 in Deutschland 20 gelten, die eine schnelle drahtlose Daten- kette H&M: Auf dem Smartphone wird je Millionen Smartphone-Nutzer. Fast jeder übertragung ermöglicht hat. Das Angebot dritte Internet-Nutzer geht laut der Studie an attraktiven Endgeräten – wie Apples Mobile Web Watch 2011 des Beratungs- iPhone und im Nachgang die Smartphones unternehmens Accenture mobil ins Web. anderer Anbieter – hat dem wachsenden Und mehr als die Hälfte derjenigen tun Mobilmarkt eine weithin akzeptierte Platt- das mindestens täglich. Kein Wunder also, form gegeben.

6 | TENDENZ 1.12 Was ist eigentlich…?

app_Kurzform des englischen applica- tion, zu deutsch: Anwendung. Wird meist für Anwendungsprogramme für smart- phones und Tablets gebraucht, die über einen ins betriebssystem integrierten online-shop heruntergeladen werden können.

Cloud_abgeleitet vom begriff cloud computing aus der iT. Gemeint ist, dass Anwender ihre Datenspeicher, rechenka- pazität oder software nicht mehr selbst betreiben, sondern von Dritten als Dienst beziehen. im consumer-bereich wird Diese Revolution geht natürlich an den dezentralen und markenbezogenen Pro- damit auch umschrieben, dass Videos, Medien nicht spurlos vorüber, im Gegen- duktstrategien, erläutert Felix Menden, Fotos, Musik etc. nicht mehr auf eige- nen Geräten gespeichert werden müssen, teil: »Insbesondere in den vergangenen Leiter Digital Center Gruner + Jahr: »Als sondern der Zugriff praktisch von überall drei Jahren hat die mobile Mediennutzung Plattform für die markenindividuelle Pro- her über das internet möglich ist. deutlich an Fahrt aufgenommen und einen duktstrategie wurde 2011 mit dem Gruner Massenmarkt erobert«, stellt Klaus Böhm, + Jahr Digital Center eine zentrale Einheit ebooks_lesegeräte für elektronische Director Media Practice des Beratungsun- geschaffen, um innovative und marken- bücher; die bücher werden über das in - ternehmens Deloitte, fest. Das bekommt übergreifende digitale Interaktionsfor- ternet auf die ebooks heruntergeladen. selbst das Kulturgut Buch zu spüren: Die mate zu entwickeln und Vertriebskanäle location based services_Diese Dien- Bedeutung gedruckter Bücher im Ver- zu erschließen«, so Menden. ste ermöglichen es, über ein mobiles, gleich zu elektronischen Lesegeräten geht apps: tragende säule der internetfähiges Endgerät verschiedenste nämlich zurück. Das hat der Börsenverein Mobilstrategie informationen und Aktionen (u.a. Mar- des deutschen Buchhandels in einer Studie keting, spiele, communities) mit dem herausgefunden. Demnach ist die Zustim- In der Mobilstrategie der Verlagshäuser aktuellen standort des smartphone-nut- mung zu dem Satz »Ich liebe gedruckte spielen Apps für Smartphones und Tablets zers zu verknüpfen. Bücher zu sehr, ein elektronisches Gerät eine wichtige Rolle. Allein für das iPad von reicht nicht an das Leseerlebnis heran« Apple gibt es laut dem Bundesverband smartphone_ein Mobiltelefon, das Zu - satzfunktionen von modernen Handys von 67 Prozent 2009 auf 59 Prozent im deutscher Zeitungsverleger (BDZV) 90 wie Digitalkamera und Musikwiedergabe vergangenen Jahr gesunken. Zeitungs-Apps, dazu kommen rund 200 © iStockphoto.com/voyager624 mit Funktionen eines computers ein- ion: Auch Zeitungs- und Zeitschriftenver- Apps für das iPhone. Die Apps für das schließlich optimierung für die mobile AT lage stehen angesichts des stetig um sich Betriebssystem Android hinken zahlen- Datenübertragung kombiniert. oft wird U s T r ll i greifenden Mobile Lifestyle vor neuen mäßig noch hinterher. iPad-Apps werden das iPhone von Apple als synonym für Herausforderungen: »Das Angebot mobiler derzeit von 40 Zeitungsverlagen angebo- smartphones benutzt. Inhalte wird für Medienhäuser unver- ten. Eine davon ist die App der Frankfurter zichtbar«, so Deloitte-Analyst Böhm. »Der Rundschau, die im vergangenen Jahr von tablet_ein tragbarer computer, der ohne Tastatur über einen berührungsempfind- Content muss für unterschiedliche End- der Jury des European Newspaper Award lichen bildschirm bedient werden kann, geräte-Typen aufbereitet und bereitge- mit dem Preis für die beste iPad-App zum beispiel das iPad von Apple. stellt werden.« Gruner + Jahr hat sich auf einer Tageszeitung ausgezeichnet wurde. diese Anforderungen eingestellt. Grund- Für Chefredakteur Rouven Schellenberger

© iStockphoto.com/diane39 (Diane Diederich) | (Diane © iStockphoto.com/diane39 sätzlich verfolge das Medienhaus das or- eine Bestätigung seiner Herangehensweise: o: T

Fo ganische Wachstum seiner Marken mit »Wir haben bewusst nicht gefragt: Wie

1.12 TENDENZ | 7 thEMa: MOBilE ECOnOMy

bringen wir die Zeitung auf das iPad?«, sagt Schellenberger. »Unser Ansatz war: Wie wollen wir auf dem Gerät lesen und Nach- richten spielerisch erleben?« Das Ergeb- nis ist eine bildbetonte App, die täglich die besten Artikel aus der Print-Ausgabe der FR auf das iPad bringe, so Schellenberger. Multimediales Wohzimmer: handy als tv-rückkanal

Auch bei Axel Springer sind iPads von entscheidender Bedeutung. (vgl. S. 16-17). Das verdeutlicht nicht zuletzt eine Stu- die der Vermarktungsorganisation Axel Springer Media Impact: Laut dem iPad- Panel geben 62 Prozent der Befragten an, Smartphone-Absatz steigt mehr Spaß bei der Zeitungslektüre auf Quelle: Eito, idate/bitkom 2011 umsatz in deutschland Angaben in Mrd. Euro dem Tablet zu haben als in den gedruck- ten Ausgaben. Und 52 Prozent der Nutzer absatz in deutschland Angaben in Mio. stück lesen mehr Zeitungs- und Zeitschriftenin- halte mit dem Tablet als ohne. Nachrichten zur Show in Echtzeit, die Ge- ein neues Rekordniveau. Mobile Anwen- Eine nicht minder große Herausfor- legenheit, sich mit Freunden auszutauschen dungen sind eher ein Add on. »Besonders derung stellen die mobilen Geräte für die und weitere Interaktionsmöglichkeiten wie starkes Wachstum«, so Robert Fahle, Lei- TV-Sender dar. »Mobile Endgeräte revo- die Beteiligung an Abstimmungen. Neben ter Mobile bei RTL Interactive, »erzielen lutionieren die Mediennutzung«, betont diesen browser-basierten Anwendungen die mobilen Anwendungen dank Daten- Arnd Benninghoff, Vorsitzender der Ge- stehen auch Apps für iPhones und An- Flatrates, Smartphones und Tablets. So schäftsführung von ProSiebenSat.1 Digital. droid-Endgeräte zur Verfügung. erreichten 2011 die Videoabrufe über alle Insbesondere junge Konsumenten nutzten auf allen screens präsent – mobilen Angebote der Mediengruppe RTL ihre Handys auch, um Multimedia-An- das schafft Kundenbindung Deutschland mit 75 Millionen ein Plus von wendungen abzurufen – und das am lieb- 165 Prozent gegenüber dem Vorjahr.« sten im Wohnzimmer. Eine Studie zeige, Aber auch mit Blick auf Mobile TV und Auch RTL verfolgt mit seiner Multi- dass zwei von drei iPhone-Nutzern im Al- Mobile Video on Demand sei der Sen- screen-Strategie die Zielsetzung, die Zu- ter von 20 bis 39 im Internet surfen, wäh- der gut aufgestellt, so Benninghoff: Der schauer immer und überall zu erreichen. rend sie fernsehen. »Das Smartphone wird Erwartungshaltung der Zuschauer, ihre »Wir bieten neben Mobilportalen auch eine zweite Fernbedienung, der Rückkanal Lieblingssendungen auf allen Screens zu Applikationen mit dem Fokus Bewegt- für unsere TV-Programme.« (vgl. auch In- haben, käme das Unternehmen mit sei- bild wie die RTL-App mit 24-Stunden- terview, S. 24-26). Wie ProSiebenSat.1 die ner Multiplattform-Strategie nach. Eine Live-TV, die RTL NOW-App zum zeit- Entwicklung aufgreift, zeigt exemplarisch solche Strategie empfiehlt auch das Bera- versetzten Abruf von Sendungen oder die »The Voice of Germany Connect«. Der tungsunternehmen Mücke, Sturm & Com- Clipfish Apps«, so Fahle. Dabei werden die Sender nennt das Angebot das multime- pany: Derartige Angebote steigerten das Inhalte zentral über ein System erstellt und diale Wohnzimmer. Dort könnten die Zu- Produkterlebnis und die Kundenbindung. nutzungs spezifisch ausgespielt. schauer die Musikshow parallel zum TV- Die Multiscreen-Präsenz schärfe das Wett- Neben TV und Print gehören Spiele- Geschehen auf dem Smartphone, Tablet, bewerbsprofil und ermögliche Wettbe- hersteller und Download-Portale zu den PC oder Laptop erleben. Das beinhaltet werbsvorteile gegenüber den Mitbewer- Inhalte-Anbietern. Auch diese müssen bern im Video-on-Demand Bereich und auf den wachsenden Mobilmarkt reagie- im Fernsehen. ren. »Es gibt immer mehr Gelegenheiten Die mobile Nutzung zieht aber of- und Lebenssituationen, in denen man sich designritter kallejipp, view7, froodmat, daniel.schoenen, marshi, (im Uhrzeigersinn): © photocase.com Fotos: pistola; rose fenbar keine Zeit von anderen Medien mit Spielen unterhalten kann«, erklärt

ab. So erreichte die Fernsehnutzung in Martin Lorber, Deutschland-Sprecher des lisi E r U n G :

Deutschland 2011 mit 225 Minuten täglich Games-Giganten EA. »Daraus ergeben Vis UA

8 | TENDENZ 1.12 Die kommunikationsmuster mobiler Geräte bleiben nicht ohne einfluss auf die Wahrnehmung der Welt. 1.12 TENDENZ | 9 thEMa: MOBilE ECOnOMy

Nützlichkeit mobiler Werbekanäle Alle Angaben in %; fehlende Proz. stellen Anwort »Weiß nicht« dar.

basis: je nach item unterschiedlich | Quelle: Mobile Web Watch 2011, Accenture sich für Spieleanbieter viele Chancen, das Mobile Advertising derzeit noch einen ge- Thema Vermarktung strategisch für uns Angebot auszuweiten und neue Käufer- ringen Anteil am Media-Mix, was nicht sehr wichtig«, betont ProSieben Sat.1 Digi- schichten zu finden.« Auf der anderen zuletzt an der technischen Komplexität tal-Geschäftsführer Benninghoff. Seite steige natürlich der Entwicklungs- und an fehlenden Standards liege, sagt Paul Medien sind freilich nur ein Anwen- aufwand: »Spiele großer Marken wie zum Mudter, Geschäftsleiter Interactive des dungsbereich des neuen Mobile Lifestyle, Beispiel unsere Fußballsimulation FIFA RTL-Vermarkters IP Deutschland. Doch wenn auch ein entscheidender. Apps gibt erscheinen inzwischen auf mehr als zehn die vielen technologischen Neuheiten bö- es praktisch für alle Lebenslagen – vom unterschiedlichen Plattformen.« ten die Möglichkeit, Inhalte noch breiter Wetterbericht über die Fahrplanauskunft Die Deutsche Telekom, nicht nur Tele- und vielfältiger zu publizieren. und Restauranttipps bis zum Preisver- kommunkations-Dienstleister, sondern Werbekunden setzen auf gleich. Diese Apps bezeichnet der Mobile mit Gamesload oder Musicload auch In- ganzheitliche Kampagnen Web Watch von Accenture als tragende halteanbieter, reagiert mit dem Konzept Säule der mobilen Internetnutzung: Acht der Telecom Cloud auf die Herausforde- »Ein Erfolgsformat wie ‚Ich bin ein Star, von zehn Smartphone-Usern setzen solche rungen der zunehmenden Mobilität: Im holt mich hier raus‘ fesselt nicht nur Mil- Anwendungen ein. Mediencenter können Anwender eigene lionen Zuschauer vor dem Fernseher, son- Einen mindestens ebenso großen Ein- Fotos, Videos, Musik und sonstige Dateien dern die Inhalte sind ebenso online, mobil fluss auf das tägliche Leben wie Apps ha- auf einem 25 Gigabyte großen kosten- und im HbbTV-Angebot RTL Digitaltext ben zumindest in naher Zukunft Location freien Speicher in der »Cloud« sicher spei- abrufbar«, so Mudter. »Kunden wissen Based Services (vgl. Glossar, S. 7). Sie er- chern und auf all ihren Endgeräten – PC, das zu schätzen und setzen zunehmend möglichen es, quasi auf Schritt und Tritt Smartphones, Tablets, und dem Fernseher auf ganzheitliche Kampagnen. Um beim über ein internetfähiges Mobilgerät viel- – nutzen, so eine Unternehmensprecherin. Beispiel ‚Ich bin ein Star‘ zu bleiben: Hier fältige Informationen und Aktionen mit Dass nicht nur bei der Entwicklung mo- hat Bahlsen auf alle Kanäle gebaut und dem aktuellen Standort des Smartphone- biler Inhalte, sondern auch bei deren Ver- zusätzlich ein Product Placement ein- Nutzers zu verknüpfen. So können Kunden marktung das geänderte Nutzungsverhal- gesetzt.« Von signifikanten Umsätzen, über Sonderangebote in ihrer Nähe infor- ten berücksichtigt werden muss, liegt auf die man bereits mit Mobile Advertising miert werden, auch innovative Formen von der Hand (vgl. auch S. 12-14). Zwar habe erziele, spricht RTL-Konkurrent ProSie- Marketingaktionen sind möglich. Und in benSat.1. Mit steigenden Reichweiten über Kombination mit Sozialen Netzwerken er- mobile Endgeräte steige auch die Ver- geben sich weitere Szenarien: Über Friend- marktungsrelevanz. »Für jedes unserer ticker beispielsweise checken die Nutzer mobilen Angebote haben wir das pas- in Restaurants, aber auch in selbstange- sende Business-Modell. Zukünftig ist das legte Orte ein und können das dann ihren

10 | TENDENZ 1.12 fortschritte der Mobilfunk-technologie

Freunden mitteilen. Besonders aktive User Von GsM zu lte werden mit Punkten belohnt, die sie gegen 1992 fiel mit der Einführung des D- echte Güter eintauschen können. »Loca- netzes (und wenig später des E-netzes) tion Based Services stehen noch am An- der startschuss für den Mobilfunk der fang einer gewaltigen Entwicklung«, erläu- zweiten Generation (2G). Technische tert Unternehmensberater Himmelreich. Grundlage dafür ist der standard GsM, »Sie schlagen die Brücke vom E-Com- Global system for Mobile communica- merce, wie wir ihn kennen, zum statio- tions. Für die schnellere Datenübertra- nären Einzelhandel, der bislang in der gung wurden in den Jahren darauf die digitalen Revolution außen vor war.« standards GPrs (General Packet radio service) und EDGE (Enhanced Data rates schöne, neue Mobilwelt for GsM Evolution) entwickelt. sorgt für Wandel im handel Dollar abgewickelt. Insgesamt werde mo- Jedoch stellte sich grundsätzlich die Der Handel über mobile Endgeräte – biles Bezahlen in Deutschland 2016 ein Frage, wie Handys mit ihren kleinen Dis- M-Commerce – wächst allerdings auch Volumen von 23 Milliarden Euro errei- plays und aufgrund der relativ langsamen Datenübertragung für den Zugriff auf ohne diese relativ neuen Lokalisierungs- chen, so die Prognose von Mücke, Sturm internet-seiten genutzt werden könnten. dienste deutlich: Jeder dritte Internet- & Company. Voraussetzung dafür ist aller- Die lösung sollte WAP, das Wireless Appli- nutzer in Deutschland kauft laut Mobile dings, dass der Handel mit der Installation cation Protocol, bieten. speziell für WAP Web Watch 2011 online per Smartphone von Lesege räten mitzieht. aufbereitete internetseiten standen über ein. Bis 2014, so die Prognose der Ham- Überall erreichbar, immer ver- WAP-Portale zur Verfügung – die aller- dings nicht ansatzweise die Erwartungen burger Agentur JOM Jäschke, werde der netzt: ein schreckensszenario? M-Commerce-Umsatz zwischen 1,5 und erfüllen konnten. 2,5 Milliarden Euro pro Jahr liegen. Doch Vielleicht ist manchen weniger Technik- im Jahr 2000 brach dann für die mobile schon vor dem eigentlichen Bestellprozess affinen schon bei dieser Beschreibung Datenübertragung ein neues Zeitalter beeinflussen Smartphones das Kaufverhal- der Revolutionierung des Alltags mulmig an: Die lizenzen für den Mobilfunk der ten: »Kunden können an Ort und Stelle zumute: überall erreichbar, immer ver- dritten Generation (3G) namens UMTs Preise, Features und Verfügbarkeit von netzt, immer auf Abruf und immer lokali- (Universal Mobile Telecommunications Produkten prüfen«, erklärt Florian Gmein- siert? Man muss kein Fortschritts pessimist system) wurden versteigert – und zwar für die summe von insgesamt rund 50 wieser, Leiter Mobile der Plan.net-Gruppe. sein, um angesichts dieses Szenarios auch Milliarden Euro. Die Erwartungen an den »Das hat erhebliche Auswirkungen auf kritische Gedanken zu hegen. Manche tun Einsatz der neuen Mobilfunktechnik, die die Kommunikation am Point-of-Sale.« das bereits, wie der sicherlich nicht tech- übertragungsraten von 384 Kilobit pro Der Kunde werde mündiger, was sowohl nikfeindliche Branchenverband Bitkom, sekunde versprach, waren groß. Die tech- neue Anforderungen an den Verkauf stelle, der angesichts der Vielzahl der Informati- nische Entwicklung schritt weiter voran, als auch neue Chancen eröffne. Während onskanäle auch eine Überforderung durch so dass es die UMTs-Erweiterung HsPA jeder Phase des Einkaufs wird das Smart- eine Nachrichtenflut befürchtet, was fast (High speed Packet Access) inzwischen phone also bald nicht mehr wegzudenken jeder dritte Deutsche laut einer Studie in Deutschland auf Download-Geschwin- digkeiten von 42 Megabit pro sekunde sein. So ist es nicht verwunderlich, wenn bejaht. Smartphone und Internet könnten bringt (laut Deutsche Telekom). Himmelreich zum Schluss kommt, dass auch dafür sorgen, dass für die Berufstäti- die dynamische Entwicklung des Mobile gen die Grenze zwischen Privatleben und An der Verfügbarkeit der 4. Mobilfunkge- Commerce den E-Commerce entschei- Arbeit verschwimmt (vgl. S. 28-29). neration namens lTE (long Term Evolu- dend vorantreiben werde. Die wachsende mobile Internetnutzung tion) wird fieberhaft gearbeitet: Die Deut- sche Telekom hat im vergangenen Jahr Das setzt natürlich voraus, dass auch die bedeutet einen erheblichen Entwicklungs- nach eigenen Angaben in rund 100 städ- Möglichkeiten des mobilen Bezahlens, des schub für die digitale Gesellschaft. »Das ten den startschuss für den Aufbau von M-Payment, mit der Entwicklung Schritt Vordringen mobiler Anwendungen in lTE-netzen gegeben. Mit der neuen Tech- halten. Dafür sorgen technische Neue- praktisch alle Lebensbereiche ist Fluch nologie sind übertragungsraten von bis rungen und Unternehmen wie PayPal mit und Segen zugleich«, resümiert Himmel- zu 100 Megabit pro sekunde möglich. ihrer Lösung namens PayPal Express Mo- reich. »Segen, weil es den Menschen be- bile. Allein darüber hat die E-Bay-Toch- fähigt, von überall alles machen zu kön- ter zwischen März und November 2011 nen, was einen Freiheitsgewinn darstellt. Zahlungen in Höhe von 170 Millionen Fluch, weil die jederzeitige Erreichbarkeit bisweilen zur manischen Pflicht wird, was

© iStockphoto.com/Inok (Konstantin Inozemtsev) (Konstantin © iStockphoto.com/Inok eine Freiheitsbedrohung darstellt.« Ent-

ion: scheidend werde also – wieder einmal – AT nicht die Technologie sein, sondern wie U s T r ll i der Mensch damit umgeht.

1.12 TENDENZ | 11

MOBilE WERBUnG

Per dranhalter durch die Werbe-Galaxis

noch spielt mobile Werbung nur eine nebenrolle im Marketing­auftritt von Unternehmen. Mit dem Siegeszug der künftigen Superhandys und tablets wird sich das ändern. Sie könnten zum Marktplatz für digitale Werbung werden.

TEx T thomas nötting | i llU s T r ATion andreas homann

In vier bis fünf Jahren wird Werbung und Zusatzinformationen zu den bald als Leitmedium der digitalen Revolu- ein neues Zeitalter anbre- betrachteten Produkten. An U-Bahnhöfen tion ablösen. 2011 wurden weltweit erst- chen, ist sich der englische und Bushaltestellen werden so genannte mals mehr Handys als Personal Computer Werbepapst John Hegarty digitale Plakate von reinen Werbeflächen verkauft. Der Siegeszug der mobilen Al- sicher: »das Zeitalter des Dranhaltens«. zu Verkaufsstellen mutieren. Wartende leskönner ist nicht aufzuhalten. Mit einer Menschen werden ihre Handys »unent- können nicht nur Zusatzinformationen neuen Generation von Smartphones wird wegt an Bezahl-Pads oder Schaufenster auf ihrem Mobilgerät ansehen, sondern bald die Mehrheit der Menschen ein Gerät halten«, schreibt der Gründer der Agentur das Produkt gleich bestellen und bezahlen. mit Turbo-Internetzugang und der vielfa- Bartle Bogle Hegarty (BBH) im kürzlich Mobile Advertising und Außenwer- chen Rechenkapazität früherer Großrech- erschienenen Buch »2016«. »Fast jeder bung werden auf diese Weise zu einem ner in der Tasche tragen. Derzeit nutzen in wird das tun«. kraftvollen Gespann, glaubt Thykler. »Die Deutschland rund 20 Millionen Personen Diese Dranhaltetelefone werden sich zunehmende Verbreitung der Retail-Kom- moderne Mobiltelefone. 2011 war laut äußerlich von den heute gebräuchlichen ponente von NFC« werde bei digitalen dem Branchenverband Bitkom fast jedes Smartphones kaum unterscheiden. Aber zweite verkaufte Handy ein Smartphone. in ihrem Innern wird eine neue Zauber- Das Beratungsunternehmen Price Water- software namens NFC ihren Dienst tun. house Coopers hat ausgerechnet, dass 2016 Hegarty und andere Experten glauben, jeder fünfte Mensch auf der Welt ein sol- dass sie das Einfallstor für eine Revolution HAnDy Als ches Superhandy besitzen wird. der mobilen Werbung sein wird. Die Ab- MArKTPlATZ Die Werbung wird folgen. Derzeit kürzung NFC steht für »Near Field Com- Für DiGiTAlE »spielt Mobile als Kanal in den meisten munications«. Es handelt sich um eine ka- WErbUnG Kampagnen« zwar »noch eine unterge- bellose Übertragungstechnik auf der Basis ordnete Rolle«, stellt Michael Dunke fest. des Funkchip-Patents RFID. Der Deutschland-Chef der Mediaagentur Die Technologie ist bereits heute allge- Universal McCann geht jedoch fest da- genwärtig: in Ticketsystemen für Skilifte von aus, dass dies nicht so bleiben wird. und Nahverkehr oder in Form von Kredit- »Die Wachstumsraten sind dreistellig.« Die karten-Chips für bargeldloses Zahlen. In wachsende Nutzer-Nachfrage nach Mobi- Handys und anderen Mobilgeräten wer- Outdoor-Medien »für ernstes Interesse bei lem werde auch »weniger innovationsfreu- den die Wunderchips aber eine besondere den Werbungtreibenden sorgen«. Bereits dige Unternehmen« zwingen, »ihre Marke- Wirkung entfalten, glaubt Caspar Thyk- 2014 werden 13 Prozent aller neuen Han- tingmaßnahmen anzupassen«. Die meisten ler, Gründer der App-Schmiede Zappar: dys NFC-fähig sein, prognostiziert Markt- Fachleute rechnen wie Dunke mit einer »NFC wird alles in den Schatten stellen analyst iSupply. Die Verschmelzung von Vervielfachung der Ausgaben für mobile und innerhalb der nächsten fünf Jahre die Handy und Kreditkarte könnte das ein- Werbung. Nach einer Prognose der Media- Art und Weise unserer Kommunikation stige Taschentelefon und seine mobilen Agentur Magna Global werden die globa- mehr revolutionieren als alles andere«. Verwandten zum zentralen Marktplatz für len Ausgaben für Mobile Advertising bis Mit der Funkchip-Technik aufgerüstet digitale Werbung aller Art machen. 2016 auf 6,6 Milliarden Dollar klettern. verwandele sich das Handy endgültig zur Mobile Geräte – ob Handy, Tablet oder Die aufgerüsteten Supergeräte wer- Werbe- und Verkaufsplattform in einem in Zukunft sogar onlinefähige Brillen – den Trends beflügeln und verstärken, Gerät. Die Vision: Wer sein Smartphone machen das Internet zum Überall-Me- die bereits heute in so manchen Marke- an Schaufenster hält, bekommt Filme, dium und werden so den Rechner schon ting- und Vertriebskonzepten von

1.12 TENDENZ | 13 MOBilE WERBUnG

beispiele für programmwerbung durch augmented reality: Der tV-sender syfy ließ aus litfaßsäulen Monster kriechen, die per smartphone zum leben erweckt werden.

Zu »umständlich«, urteilt der Agentur- Networks, Targeting und Mobilfunk-Boom. Geschäftsführer. Ohne »konkreten Nut- Moderne Mobilgeräte werden als Träger zen erfüllt die Technologie nicht viel mehr eines Social Graphs jederzeit Vorlieben als ihren Selbstzweck«. »Weit vielverspre- und Interessen ihres Besitzers in die Welt chender« sei da schon eine andere Hype- funken. So wird dieser ständig auf ihn Technik mit dem Namen Location Based zugeschnittene Werbung empfangen oder Services (LBS). erfahren, wie seine Facebook-Freunde die Damit locken Supermärkte, Cafés oder Produkte finden. Das Thema Targeting ist Boutiquen ihre Kunden im wahrsten Sinne kein genuines Mobilfunk-Thema. Aber von der Straße in den Laden: Wer sich in mit dem Siegeszug der künftigen High- der Nähe aufhält, bekommt via SMS Infor- tech-Handys und Tablets werden die Ta- mationen über Rabattaktionen, Gutscheine schengeräte Schauplatz von passgenauer und anderes. Möglich machen das Online- Werbung. Werbungtreibende und ihre Unternehmen zu finden sind: so ge nannte Services wie Foursquare, Facebook Places Agenturen entwickeln immer ausgefeiltere Location Based Services, Augmented-Rea- Techniken, um Kunden mit individuali- lity-Werbung und mobilfähige Social-Me- sierter Werbung zu ködern. Der Werbe- dia-Anwendungen. Vieles davon funktio- konzern WPP investierte im letzten Jahr niert schon heute per Dranhalter-Prinzip. Millionen in die Gründung seiner Targe- »Augmented Reality« schlägt schon MArKEn ting-Tochter Xaxis. Zielscheibe der Tar- jetzt auf ähnliche Weise eine Brücke zwi- siTUATiV geting-Bemühungen werden zunehmend schen den Werbemedien Mobiltelefon, mobile Devices. »Es bestehen wenig Zwei- Internet und Plakat, wie dies künftig NFC- GEsTAlTEn fel daran, dass die Websites unserer Kun- Handys tun werden. Die »erweiterte Re- den schon in wenigen Jahren mehr Anfra- alität« kommt über die eingebaute Ka- gen aus dem mobilen Internet bekommen mera aufs Telefon. Richtet man diese auf als von stationären Geräten«, glaubt Mar- Zeitschriftenanzeigen, Werbeplakate oder kus Breuer, Manager des Targeting-Spe- Codes, springen dem Nutzer auf dem Dis- zialisten Nugg.ad. Anfang 2011 brachte play Animationen, Filme oder Zusatzin- das Unternehmen eine Technologie auf formationen entgegen. Der TV-Sender oder Google Places. »Ortsgebundene An- den Markt, mit der passgenaue Werbung Syfy warb auf diese Weise kürzlich für sein wendungen gehören zu den wichtigsten nun auch auf iPhone, iPad & Co. mög- Programm. Er ließ aus Plakaten, Litfaßsäu- USPs von Smartphones«, sagt Media- lich sein wird. Die Grenzen zwischen mo- len und Gullydeckeln dreidimensionale Manager Dunke. Technisch wären Cou- biler und nicht mobiler Werbung werden Monster kriechen, die erst per Smartphone poning-Anbieter bereits heute sehr weit. verschwimmen, ist UM-Manager Dunke zum Leben erweckt werden mussten. Im »Kampagnen im größeren Stil sind mög- überzeugt: »Letztlich geht es nicht um Gegensatz zu den Bezahl-Phones der näch- lich.« Er hat aber die Erfahrung gemacht, Smartphones als Werbeträger, sondern um sten Generation aber ist derzeit die tech- dass diese noch »an der Zurückhaltung der das Kommunikationsangebot, das Marken nische Hürde relativ hoch und es gibt kei- Unternehmen und Händler« scheiterten. situativ gestalten muss«. nen Zusatznutzen. Dies bemängelt auch Die stärkste Veränderung könnte Mediamanager Dunke. Dauerhaft werde das Marketing aber durch die Symbiose sich diese »nette Spielerei für Technik- der drei mächtigsten Werbetrends der Plan.net-Gruppe/Syfy (3) Kampagnenmotive os: T begeisterte« deshalb nicht durchsetzen. digitalisierten Gesellschaft erfahren: Social Fo

14 | TENDENZ 1.12 SERViCE literaturtipps

bücher blM-schriFten stuDien

Dominik Bernauer accenture Mobile internet die Chancen Grundlagen, erfolgsfaktoren der mobilen evolution und praxisbeispiele Mobile Web Watch 2011 – Vdm Verlag Dr. Müller, Köln 2008 Deutschland, Österreich, schweiz • www.accenture.de Christian Meier erlösmodelle im e-Publishing Wie sich Medien auf tablets und smartphones neu erfinden können tomi ahonen hrsg. von kress, tredition Gmbh, hamburg 2011 Mobile as 7th of the BlM (hrsg.) Mass Media leitfaden für cellphone, cameraphone, lokale fernsehmacher iphone, smartphone praxistipps für Futuretext, 2008 Fernseh- und Videojournalisten BitKOM Was der finnische Mobilfunkexperte BlM­Schriftenreihe, Bd. 97, Mobile Kommunikation – tomi ahonen bereits 2008 als nomos Verlagsgesellschaft/Edition daten und trends Massenmarkt bezeichnet hatte, Reinhard Fischer, Baden­Baden 2011 Präsentation einer Pressekonferenz erwies sich erst mit dem Erfolg des Die artikelsammlung aus dem kress­ vom Februar 2011 iPhone von apple als richtig. ahonen report skizziert die Entwicklung des BlM (hrsg.) • www.bitkom.org stellte die these auf, dass Mobile Mobile­Business­Marktes im Jahr der verfassungsrechtliche nach Büchern, aufnahmemedien 2010. Wohl kein anderes thema hat status der blM wie lP oder DVD, Kino, Radio, die Medienwelt derart elektrisiert wie Flurry analytics Fernsehen und internet das siebte die Entwicklung von tablet PCs und ein rechtsgutachten von Mobile applications analytics Massen medium sei. prof. Dr. herbert bethge, passau applikationen für diese Geräte. USa 2011 BlM­Schriftenreihe, Bd. 98, nomos Verlagsgesellschaft/Edition Das US­Marktforschungsunterneh­ Fritz Reust Reinhard Fischer, Baden­Baden 2011 men Flurry hat ein analysetool on­ strategie: Mobile Marketing line gestellt, mit dem app­Entwickler Grundlagen, technologien, herausfinden können, wie ihre apps BlM (hrsg.) Fallbeispiele in der Praxis verwandt werden. blM-symposion Midas Management Verlag, 2010 • www.flurry.com Medienrecht 2011 Reust skizziert die Grundlagen des anforderungen und erwartungen Mobile Marketing im Unterschied an die aufsicht über rundfunk Goldmedia zum internetmarketing. und telemedien. Möglichkeiten Mobile Monitor 2011 und Grenzen der gesellschaft- nutzerbefragung zu Smartphones Roland Bornemann lichen kontrolle und tablet­PCs in Deutschland ordnungswidrigkeiten in BlM­Schriftenreihe, Bd. 99, • www.goldmedia.com lysar Danger Gardener/Jason Grigsby rundfunk und telemedien nomos Verlagsgesellschaft/Edition Reinhard Fischer, Baden­Baden 2011 Mobiles Web Pro Business Verlag, 2010 initiative D 21 (hrsg.) von Kopf bis fuß 2012 Ob Pornografie im internet oder Mobile internetnutzung O’Reilly, Boston 2012 Schönheits­OPs im Fernsehen, entwicklungsschub für die Praktischer leitfaden für die das handbuch zeigt den anbietern digitale Gesellschaft Realisierung mobiler Webseiten und die rechtlichen Grenzen auf, die sie Sonderstudie von tnS infratest im apps, der aus dem amerikanischen zu beachten haben. Rahmen des (n)Onliner­atlas 2012 übersetzt wurde. • www.initiatived21.de

eMpFehlunG Der tenDenz-reDaktion Strategische Nutzung von Apps Mobile ist ein Massenmarkt und apps sind dessen quemer und einfacher, ein individuell optimiertes An- Weltsprache, so die ausgangsthese von dr. ansgar gebot zu finden beziehungsweise zu generieren«, be- Mayer, autor der app-economy. Wie der Milliarden- gründet der Autor den App-boom. Wer in diesem Markt markt strategisch erschlossen werden kann, wird erfolgreich sein will, müsse die Gesetze der App-Eco- praxisnah beschrieben. nomy beachten. in seinem Management-Handbuch Die nutzungszahlen zum Auftakt des buches zeigen, schildert er die unterschiedlichen App-Kategorien: von dass der Mobile-business-Markt nicht nur ein Hype ist, location-based services über Mobile Games und in- sondern Milliardenpotenzial hat. Und das Herzstück halte-Apps bis hin zu Web-Apps. in einem eigenen Ka- dieses Marktes sind die Apps, die Anwendungspro- pitel geht er auf die Geschäfts- und bezahlmodelle gramme für mobile Geräte wie smartphones und Ta- ein. interviews mit Experten ergänzen das Handbuch. blets. Von der Privatperson bis hin zu Managern nutzt ansgar Mayer: app­Economy – Milliardenmarkt Mobile fast jeder täglich Apps. Denn: »niemals war es be- Business; mi­Wirtschaftsbuch, mvg Verlag, München 2012

1.12 TENDENZ | 15 alles eine FraGe Der nutzunG

Das Denken in nutzungssituationen und in nutzungskanälen ist für Verlagshäuser angesichts der verän- derten Mediennutzung zwingend geworden. Dabei spielt Mobile Publishing eine wichtige rolle. Wie die Axel springer AG die Multiscreen-strategie umsetzt, erläutert Georg Konjovic, Director Premium content, in einem Gastbeitrag.

journalistischen Produkte anzubieten. In der Praxis bedeutet dies, dass ein Nutzer auf dem Smartphone etwas anderes erwar- tet als auf dem Büro- oder Heimrechner und dass sich auch das Tablet-Produkt von den beiden anderen Geräten unterscheidet. Neben dem Denken in Nutzungskanälen ist das Denken in Nut-

zungssituationen unumgänglich, will man als Inhalteanbieter Die auf den ersten Blick verwandten Themen erfolgreiche Angebote schaffen. Deshalb bieten sowohl die Bild- Smartphone- und Tablet-Publishing bestim- Zeitung als auch »Die Welt« unterschiedliche Apps für Tablet- Axel Springer AG Springer Axel

men seit nun rund drei Jahren Workshops und Computer und Smartphones an, flankiert von mobilen Websites o: T

Strategietagungen. In Deutschland resultiert oder Applikationen für internetfähige Fernseher. Fo laut dem Marktforschungsunternehmen ComScore mittlerweile app-optimierung nach nutzungssituationen 2,7 Prozent des gesamten Internettraffics von mobilen Endge- räten. So klein diese absolute Zahl zur Zeit erscheinen mag, so So sind unsere Smartphone-Apps für kleinere Bildschirmgrö- groß ist das Wachstumspotenzial, das sich darin verbirgt: Denn ßen sowie geringere Bandbreiten optimiert und auf fortlaufende aufgrund der Sättigung des stationären Internetmarktes, wird Aktualisierung des Nachrichtenangebotes ausgerichtet, unter das Nutzungswachstum hierzulande in den nächsten Jahren vor Berücksichtigung typischer Nutzungssituationen wie Pendeln

allem aus dem mobilen Sektor, aber auch über Connected TV in die Arbeit, Überbrückung von Wartezeiten oder schnel - | pistola rose Felton, © iStockphoto.com/Julie

kommen. Vor diesem Hintergrund besteht für Axel Springer und ler Check der Nachrichtenlage. Die Tablet-Angebote hingegen ion: AT seine Medienmarken die Herausforderung in erster Linie darin, sind auf längere Lesezeiträume optimiert. Wir gehen dabei von U s T r ll den Kunden auf allen Nutzungskanälen die für sie passenden Nutzungssituationen mit WLAN-Versorgung aus, wie morgens i

16 | TENDENZ 1.12 MOBilE PUBliShinG

der digitalen Welt zu etablieren und sich entschieden, journa- listische Apps ausschließlich kostenpflichtig zu veröffentlichen. Die hohe Zahlungsbereitschaft im mobilen Umfeld spiegelt sich in den Zahlen wieder: Springer verzeichnete im August 2011 rund 135.000 digitale Verkäufe pro Ausgabe seiner Medien, ein wichtiger Treiber dieser Verkäufe sind Smartphones und Tablets. nicht einzelne Kanäle, sondern Marken als Ganzes tragen die Preisschilder beim Frühstück oder abends vor dem Zu-Bett-Gehen, so dass auch größere Downloads zumutbar sind. Deshalb sind die Tablet- Dass viele Jahre lang kein Durchbruch für Paid Content im sta- Apps »Ausgaben«-optimiert und nicht primär an Live-Feeds der tionären Web möglich war, liegt mit Sicherheit nicht an kauf- Websites angeschlossen. Neben diesen App-basierten Produkten verweigernden Konsumenten, sondern schlicht an fehlenden, darf natürlich die Website nicht aus den Augen gelassen werden, bequemen Bezahlmethoden. Es ist eine abenteuerliche Vorstel- bedenkt man, dass beispielsweise »Bild« bereits deutlich mehr lung, dass Kunden bereit sind, aufwändige Registrierungspro- Abrufe mobil erzielt als viele Nachrichtenangebote im stationären zesse zu durchlaufen, um digitale Inhalte für einen geringen Preis Internet. Hier gehört zur Anpassung an die Nutzungssituation zu kaufen. Die Monetarisierung wird nur dann erfolgen, wenn ein für Touch-Screens optimiertes Layout, wie es u.a. die Kol- die Bezahlung zu einer nebensächlichen Selbstverständlichkeit legen von der »Zeit« anbieten. Dieses Denken in Situationen, wird. In der mobilen Welt ist es Apple gelungen, das Bezahlen Kanälen und Produkten scheint der richtige Weg zu sein. So »salonfähig« zu machen: Eine simple Registrierung bei der Gerä- belegt die Bild-App auf dem iPhone bereits das zweite Jahr in teaktivierung genügt, um nur mittels Eingabe eines Passwortes Folge Platz 1 der umsatzstärksten Apps. Musik, Videos, Bücher und Apps kaufen zu können. Diese Vor- teile für den Kunden gehen jedoch leider zu Lasten von Inhal- Paid Content als zweite säule teanbietern, die 30 Prozent Provision an Apple abtreten müssen. der Monetarisierung Die Herausforderung im Mobile Publishing ist der Auf- Axel Springer hat sich bereits sehr frühzeitig entschlossen, für bau von verkaufsfördernden, markenübergreifenden digitalen seine Medienmarken kostenpflichtige Apps auf iPhone und iPad Inhalte-Shops. Wer hier zu kleinstaatlich denkt, spielt Piraterie zu veröffentlichen und die Android-Plattform später folgen zu und Store-Monopolen in die Hände. Einen Anfang haben wir lassen. Für das Sammeln erster Erfahrungen mit kostenpflichti- mit unserer verlagsübergreifenden Plattform iKiosk gemacht, gen Apps war die iOS-Plattform ideal, da hier von Anfang an eine die wir in Kürze auch im stationären Internet ausbauen. Zur ausreichende Masse an Kunden sowie eine Bezahlplattform vor- Zeit finden wir eine geteilte Welt vor: Kostenfreie Web-Angebote handen war. Zudem verfügt iOS über einen vom Nutzer akzep- auf der einen Seite, die auf stationären Rechnern, aber auch auf tierten Update-Prozess, so dass schnell ausgerollte Apps punktuell Smartphones, Tablets und internetfähigen TV-Geräten abgerufen umgehend nachgebessert werden können. Bis heute profitieren wir von den »First Mover«-Vorteilen im Hinblick auf die Kun- Verlagsüber- greifende platt- denzahl und die Reputation der Apps. Inzwischen sind u.a. Bild, form: Der ikiosk Die Welt und Auto-Bild auch als Android-Apps erhältlich sowie soll dem Angebote der Welt-Gruppe auch als Kindle-Ausgabe zu beziehen. Multi-Device- user passende Apple, Google und Amazon werden auf Dauer den mobilen App- angebote und Gerätemarkt beherrschen. Unternehmen wie Microsoft und präsentieren. Nokia hingegen haben spät auf die veränderten Belange reagiert und sehen sich nun großen Marktbarrieren ausgesetzt. Ging es vor einigen Jahren bei den Digitalangeboten unserer Medienmarken noch um den Aufbau von Reichweite im Inter- net, gilt es mittlerweile, für unsere Inhalte und Dienstleistungen werden können, und kostenpflichtige Apps für die letzten drei im digitalen Bereich dauerhaft eine profitable Basis zu schaffen. genannten Geräte auf der anderen Seite. Für die nahe Zukunft Online-Werbeerlöse entwickeln sich als erste Säule der Mone- wird es umso wichtiger, den »Multi-Device-User« mit konver- tarisierung unserer Marken sehr positiv – die meisten Online- genten Angeboten, die perfekt auf die Nutzungsumgebung und Geschäftsmodelle können jedoch nicht alleine von Werbeerlösen -situation zugeschnitten sind, zu versorgen und dafür ein durch- leben. Deshalb hat der Springer-Verlag frühzeitig den Versuch gängiges, nachvollziehbares Marken-Preismodell mit simplen gestartet, die Bezahlung für hochwertige journalistische Inhalte Kaufabläufen zu schaffen. Marken als Ganzes tragen in Zukunft und Zusatzangebote als zweite Säule der Monetarisierung in Preisschilder, nicht einzelne Kanäle.

1.12 TENDENZ | 17 Design »Wir

Konzeption Programmierunghätten gerne eine App...«

T E x T Matthew ulbrich erst einmal klingt, so schwierig ist es, eine schnelle und befriedigende Antwort darauf zu geben. Denn eine erfolgreiche Applikation muss in mehreren Phasen sorgfältig geplant und entwickelt wer- den. Zu Beginn der Konzeptphase steht »Wir hätten gerne eine App – können die Entscheidung für die Ziel-Plattform. Sie uns eine grobe Hausnummer nen - Der einst unüberschaubare Smartphone- nen, damit ich diese Zahl intern weiter- Markt hat sich inzwischen in ein Triumvi- geben kann?« Mit dieser vermeintlich rat aus iOS von Apple, Google’s Android einfachen Anfrage sieht sich unser Team und (mit noch einigem Abstand) Win- täglich konfrontiert. So banal diese Frage dows Phone von Microsoft konsolidiert.

18 | TENDENZ 1.12 aPP­EntWiCKlUnG

Die Kupferwerk AG setzt seit 2008 smartphone-Applikationen für Kunden aus dem Verlagswesen, dem sportbereich sowie aus der industrie für alle relevanten Plattformen um. »Tendenz« hat den Gründer und WirGeschäftsführer Matthew Ulbrich um einen Werkstattbericht gebeten. hätten

gerneEinstige Platzhirsche wie Blackberry oder einer Applikation maßgeblich über den Er- unsere User Interface-Designer die Kon- Symbian verlieren zunehmend an Markt-Markt folg oder Misserfolg einer App entscheidet. zepte in Designs und klickbare Prototypen macht und Bedeutung. Reinrassige Smartphone-Applikationen um, die ein konkretes Gefühl für die In- Die iOS-Welt ist – trotz der zwischen- sind hier klar im Vorteil! teraktion zwischen den verschiedenen zeitlich zahlenmäßigen Überlegenheit von Wird die Anwendung in der Program- Screens vermitteln. Die Prototypen und Android – nach wie vor die beliebteste miersprache des Smartphones nativ erstellt, die in der Konzeption gewonnenen Erfah- Plattform unserer Kunden. Applikationen können darüber hinaus systemspezifische rungen über die Anbindung der notwen- einewerden zunächst für iOS entwickelt und zu Funktionen wie die zahlreichen Sensoren digen Datenquellen bilden die Basis für die einem späteren Zeitpunkt auf Android und oder die Kamerafunktionen optimal aus- Erstellung des technischen Anforderungs- weitere Plattformen portiert. Hilfreich für genutzt und integriert werden. Über die profils, das schließlich als Grundlage für die Entscheidungsfindung ist die Tatsache, von den Plattformanbietern zur Verfügung ein Angebot zur Umsetzung dient. Erst dass es im Vergleich zu Android wesentlich zu diesem Zeitpunkt können alle am Pro- weniger Bildschirmauflösungen und Gerä- jekt beteiligten Personen auf Kunden- wie tetypen zu berücksichtigen gibt. Der Um- Agenturseite sicher abschätzen, wie viel App...«stand, dass Entscheider sowie Journalisten Arbeit in der zu entwickelnden App steckt sehr häufig über Geräte aus dem Hause und welche Kosten zu erwarten sind. Apple verfügen, unterstützt die Wahl von Die Entwicklung einer Applikation iOS als initiale Referenzplattform. DER StaRt: Ein wird meist nach dem Scrum-Modell um- Ähnlich wie die Planung eines neu zu EiGEnES tEaM FÜR gesetzt. Im Gegensatz zur Entwicklung errichtenden Gebäudes ist die Konzept- JEDE aPP. Dann nach starren Vorgaben berücksichtigt phase bei der Applikationsentwicklung DiE SyStEMFRaGE:WElChES dieser Ansatz eine kontinuierliche Anpas- von entscheidender Bedeutung. In meh- sung an sich ändernde Vorgaben. Gerade reren Workshops werden zusammen mit im sehr dynamischen Smartphone-Markt dem Kunden ein Anforderungsprofil für EinStEiGERMODEll? erfordern neue Gerätetypen und Betriebs- die App erstellt sowie erste Skizzen als so systemversionen die ständige Adaption der genannte »Wireframes« erarbeitet. gestellten Benachrichtigungssysteme kann Konzepte und User Interfaces an neu ein- Während dieses Prozesses, der etwa mit dem Anwender kommuniziert wer- geführte Funktionen. Während der Ent- vier Wochen dauert, stellen wir unter an- den – auch, wenn die Applikation nicht wicklungsphase findet deshalb ein reger derem die Frage, ob die Anwendungsziele aktiv ist. Über diese so genannte »Push Austausch der Entwickler mit den an der nicht auch über eine einfache mobile Web- Notification«-Technologie verschicken Konzeption beteiligten Personen statt. site erreicht werden könnten. Übersteigen die Kupferwerk-Server pro Wochenende Apps verfügen in den häufigsten Fäl- die technischen und konzeptionellen An- weit mehr als 20 Millionen Benachrich- len über ein leistungsfähiges Backend. forderungen die Möglichkeiten heutiger tigungen. Beispiel: Wenn in einem euro- Dieses Backend verwaltet im Hintergrund

© iStockphoto.com/CSA_Images, rose pistola rose © iStockphoto.com/CSA_Images, Web-Technologien, so ist es ratsam, die päischen Fußballstadion ein Tor fällt, so die Daten, die aus diversen Datenquellen

ion: Applikation nativ für die Zielplattform zu erfahren dies sofort die Nutzer der Sport1- (News, Bilder, Videos, Liveticker, Social AT entwickeln, da zum Beispiel die Geschwin- App. Nachdem die Inhalte der verschie- Media Inhalte, Wetterinformationen, etc.) U s T r ll i digkeit im Lade- und Ansprechverhalten denen Bildschirme definiert sind, setzen bezogen, weiterverarbeitet und an die

1.12 TENDENZ | 19 aPP­EntWiCKlUnG

nach den wichtigen entwicklungsphasen konzeption und Design folgt die zeitintensive phase der programmierung, hier am beispiel einer app für das sportmagazin kicker.

sollte der Store-Betreiber die Applikation aus technischen oder inhaltlichen Grün- den abweisen oder Nachbesserungen ein fordern. Ist diese Hürde schließlich genommen und der Weg in die Toplisten der App-Stores geschafft, so ist noch längst nicht die Zeit gekommen, die Hände in den Schoß zu legen. Denn jetzt beginnt die nicht unerhebliche Betriebs-, Weiter- entwicklungs- und Marketingphase. Um einen reibungslosen Betrieb der Applikation sicherzustellen, überwachen Applikationen ausgespielt werden. Da die Wegen der limitierten technischen Kapa- wir laufend die Serversysteme und stellen Datenquellen von unterschiedlichen An- zitäten (kleiner Bildschirm und Prozessor) durch die Verwendung von Cloud-Tech- bietern kommen, ist dieser Teil der Ent- und einer tendenziell kurzen Nutzungs- nologien bei Bedarf in kürzester Zeit neue wicklung häufig der zeitkritischste, da nur dauer von Apps sollte das primäre Benut- Kapazitäten zur Verfügung. Da Kupfer- bedingt auf die Datenqualität von Dritt- zererlebnis im Vordergrund stehen. Die werk viele Sportanwendungen betreibt, anbietern Einfluss genommen werden alte Weisheit »weniger ist mehr« erhält müssen die Serverkapazitäten zu be - kann. Ein klassisches Projektteam setzt vor allem bei Handhelds eine neue Bedeu- stimmten Zeiten (z.B. samstags während sich während der App-Entwicklung aus tung. Deshalb sollten sekundäre - der Bundesliga-Spiele) massiv erweitert vier Mitarbeitern zusammen: tionen nach einer Eingewöhnungsphase werden, um für den Ansturm der Anwen- Ein Projektleiter organisiert die Kom- auf spätere Versionen verschoben und der gerüstet zu sein. munikation zwischen Kunde und Pro- über Updates nachgerüstet werden. Nachdem sich die Applikation eines jektteam, organisiert die Datenschnitt- Unternehmens mit mindestens 700.000 stellen, testet die Applikation und weiteren Apps in den verschiedenen Stores berät bei der Projektsteuerung. messen muss, ist eine gute Marketing-Stra- Ein Backend-Entwickler verantwor- tegie von entscheidender Bedeutung, da- tet die Logik im Hintergrund, bindet mit die Kunden auf die App aufmerksam Datenschnittstellen an, installiert die werden. Starke Markennamen, exzellenter GÖnnEnaPPliKatiOn SiE ihRER Server-Systeme und richtet die not- Content, eine ausgezeichnete Bedienbar- wendigen Überwachungsdienste zur KEinE VERSChnaUF­ keit sowie eine gute Bewertung durch die Sicherstellung einer reibungslosen PaUSEn.WiRD lanGWEiliG ES niE! Nutzer tragen entscheidend zu einer dau- Funktion des Backends ein. erhaften Position in den Top-Listen bei. Zwei Plattform-Entwickler setzen die Unsere Empfehlung: Gönnen Sie Ihrer App für das entsprechende Gerät auf. Im Gegensatz zu Webseiten, die im Minu- Applikation wegen der hohen Dynamik Sie binden die vom Backend bereit- tentakt angepasst werden können, müssen im Smartphone-Markt keine Verschnauf- gestellten Daten an, setzen das User Apps von den Betreibern der App-Stores pausen. Neue Betriebssystemversionen so- Interface Design um und erstellen zum Vertrieb zugelassen werden. Der wie ständig bessere und leistungsfähigere die Test- sowie Release-Versionen der Zulassungsprozess benötigt im Normalfall Gerätegenerationen erfordern eine konti- beauftragten Anwendung. eine Woche – vom Einstellen der Appli- nuierliche Anpassung des App-Konzeptes Der Umsetzungszeitraum hängt dabei kation in den Store bis zur Freigabe durch an die Anforderung der jeweiligen Nutzer stark von den gewünschten Funktionen den Betreiber. Ist eine Marketingkam- sowie des Marktes. Langweilig wird es auf ab. Aufwändige Applikationen benöti- pagne an die Verfügbarkeit der Applika- der Spielwiese der Apps deshalb nie. gen etwa acht Wochen Entwicklungszeit. tion geknüpft, so empfiehlt es sich, spä- Kleinere Marketinganwendungen ohne testens drei Wochen vor Start die Appli- großes Backend können auch in weniger kation einzureichen. Nur so ist genügend AG Kupferwerk Entwicklung, Screenshot o: T

Zeit als vier Wochen realisiert werden. Zeitpuffer für Anpassungen eingebaut, Fo

20 | TENDENZ 1.12 SERViCE ausbilDunGskoMpass

MelDunGen

flimmern und rauschen noch eine Auszeichnung für eine afk-tv-Produktion: bereits vor dem Grimme-Preis für »Walulis sieht fern« (vgl. s. 27) hat die Doku- mentation »takeoff Dublin« des Ausbildungskanals afk-tv beim 30. Jugendfilmfest »flimmern und rauschen« einen der acht Preise gewonnen. Zu den weiteren Preis- trägern gehören u.a.: das Münch- ner Michaeli-Gymnaisum, n-ten Film mit dem Kurzfilm Vis-a-Vis sowie das Filmwork-studio mit clash. Mehr informationen unter: www.jff.de oder www.mzm.de.

IBC-Studenten im Testlabor der Chip Xonio Online GmbH vocer: Medienkritik online Mit Vocer ist Ende Januar ein nicht- internet business Cluster gegründet kommerzielles Portal für Medien- und Gesellschaftskritik gestartet (www.vocer.org). »Medien.Kritik. Debatte« lautet der slogan des Nachwuchs für die Internetwirtschaft die internetwirtschaft boomt, Prosiebensat.1 Digital beispielswei- betreiben sie im rahmen des clu- neue berufsbilder entstehen – se zusammen mit der lMU, wie sich sters gezieltes Personalmarketing. doch die besetzung vakanter neue Geschäftsmodelle wie Free- »Wenn wir Talente gefunden ha- stellen ist nicht immer einfach. mium-Konzepte umsetzen lassen ben, fällt es uns leicht, sie an uns um nachwuchs mit entspre- (Gratis-basisleistung plus zusätz- zu binden. Aber unser Ziel ist es, Initiator Stephan Weichert chenden Qualifikationen für die liche bezahlte Premiumleistung). als Arbeitgeber noch bekannter zu journalistischen internetprojekts, neu entstehenden Jobs zu för- »Als inhalte-Anbieter ist dieses The- werden«, erklärt Jörg lübcke von das ausschließlich über stiftungs- dern, haben Medienunterneh- ma mit blick auf digitale Videos und burda Digital. Den Kontakt mit den gelder und spenden finanziert men aus bayern gemeinsam mit Games für uns von strategischer be- Hochschülern vertiefen die beteilig- wird. initiator des De batten portals der ludwig-Maximilians-univer- deutung«, sagt Arnd benninghoff, ten Unternehmen durch Vorträge, ist Prof. Dr. stephan Weichert, Jour- sität München (lMu) das inter- Kamingespräche oder Workshops. nalistik-Professor an der Macro- net business Cluster gegründet. sie fördern akademische Abschluss- media Hochschule für Medien Auf diese Weise profitieren Theo- arbeiten und erleichtern auf diese und Kommunikation in Hamburg. rie und Praxis voneinander. Die Weise »den leistungsträgern von praktische seite im cluster vertre- morgen den Einstieg in die Medien- ten die Gründungsmitglieder bur- praxis«, wie benninghoff erläutert. Programmförderung 2012 da Digital, Prosiebensat.1 und To- Eine Kooperation also, von der alle 85 Hörfunk- und Fernsehprojekte morrow Focus. Auf der seite der seiten profitieren, zumal die inter- erhalten in diesem Jahr nach Forschung beteiligen sich die bei- net-branche in Deutschland erheb- einem beschluss des blM-Me- den lMU-institute »Wirtschafts- lichen Aufholbedarf in sachen qua- dien rats programmfördernde Zu- informatik und neue Medien« lifizierter nachwuchs hat. schüsse. Die Fördermittel belau- sowie »Electronic commerce und Workshops vertiefen den Kontakt »Während in vielen Technologiebe- fen sich auf eine Gesamthhe von Digitale Märkte«. Das ibc verfolgt zwischen Firmen und Studenten. reichen europäische Firmen welt- 1.439.982 Mio. Euro. Als schwer- drei Ziele: Forschungsprojekte mit Vorsitzender der Geschäftsführung weit führend sind, gelang das im punkt wurde das Thema »Energie praktischer relevanz anzustoßen, Prosiebensat.1 Digital (vgl. auch in- internet-bereich bisher nicht«, stel- und Umwelt – nachhaltige Ent- studierende und Absolventen für terview, s. 24-26). Für die realisie- len die initiatoren fest. Das soll sich wicklungen in der region« em- die internetwirtschaft zu gewinnen rung neuer Dienstleistungen in mit dem neuen cluster ändern. pfohlen. Eine liste mit den geför- und den Dialog zwischen Wissen- der digitalen Welt brauchen die Weitere informationen zu Zielen

Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation Hamburg, Internet Business Cluster (2) Cluster Business Internet Hamburg, Kommunikation und für Medien Hochschule Macromedia derten sendern steht unter www. schaft, internetwirschaft und Ge- Medien häuser nachwuchs mit ent- und Projekten des ibc gibt es unter o: T

Fo blm.de zum Download bereit. sellschaft zu fördern. so untersucht sprechendem Know-how. Deshalb www.ibc-muenchen.com.

1.12 TENDENZ | 21 MOBilE GaMES

Verspielter Massenmarkt Das ab 1997 auf allen nokia­handys vorinstallierte »Snake« galt lange als Sinnbild für mobile Spiele: nett und unwichtig. Ein Blick hinter die Kulissen einer acht­Milliarden­Dollar­industrie zeigt, warum Mobile und Gaming in Zukunft untrennbar verbunden sein werden. T E x T Frederik hammes i llU s T r ATion below the line

22 | TENDENZ 1.12 MOBilE GaMES

Mobile Games-Markt verändert sich Erlösanteile der Plattformen für portable Spiele in den USA (in Prozent)

Quelle: Flurry Analytics/The nPD Group, Flurry Analysis and Estimates 2011

Noch vor wenigen Jahren spielten höchstens gibt es jedoch Gegenstände, Fertigkeiten und Zusatzinhalte zum Schulkinder in der Öffentlichkeit mit mobi- niedrigen Preis zu kaufen. Die Vorteile dieses Modells gegen- len Geräten. Mit dem iPhone wurde 2007 die Geburtsstunde des über einem Fixpreis: einerseits mehr Umsatzpotenzial bei Kun- massenmarkttauglichen Smartphones eingeläutet, was auch die den mit höherer Ausgabebereitschaft; andererseits mehr Kun- Bedeutung des mobilen Spielens steigerte. Mit 64 Prozent steht den, die das Gratisspiel nutzen und ihm dadurch virale Effekte Gaming nach einer Nielsen-Studie mittlerweile ganz oben in zukommen lassen, die sonst nicht realisiert worden wären. Diese den Top 3 der meist genutzten mobilen Anwendungen, noch Strategie scheint sich durchzusetzen. 2011 waren 51 Prozent der vor Social Networks und Wetter-Applikationen. Für keine andere Top-Games nach Umsatzranking im App-Store kostenlos. Der App-Kategorie wird so bereitwillig das virtuelle Portemonnaie Umsatz mit den dazu angebotenen In-Game-Items soll von 2,1 geöffnet. Auf den Gesamtmarkt hochgerechnet, kommt eine Juni- Mrd. US-Dollar 2011 auf 4,8 Mrd. US-Dollar 2016 steigen und per-Studie auf ein Jahresvolumen von acht Milliarden US-Dollar schon im kommenden Jahr den der Fixpreis-Spiele überholen. für Mobile Games allein im Jahr 2011. Das ist das 16-Fache der Geldmenge, die derzeit mit Klingeltönen umgesetzt wird. Für ideales team: social Games und smartphones 2012 werden 11,4 Mrd. US-Dollar anvisiert. Vorangetrieben wird Neben den Free-To-Play-Spielen gibt es aber auch extrem erfolg- die Marktentwicklung auch durch den Aufstieg der Tablets, die reiche Kaufspiele, die sich mittlerweile zu weltweit bekannten noch besser zum Spielen geeignet sind. Schlechte Nachrichten Marken entwickelt haben. Bestes Beispiel dafür ist die »Angry sind das allerdings für die Hersteller von Handheld-Gamingkon- Birds«-Reihe des finnischen Entwicklerteams Rovio. Mitte solen, Nintendo und Sony. Von einem kombinierten Marktanteil November 2011 wurden für alle Versionen des Spiels über alle ihrer Handhelds von 81 Prozent im Jahr 2009 bleiben ihnen 2011 Plattformen rund 500 Mio. Downloads registriert. Offenbar ist gerade einmal 42 Prozent gegenüber der Smartphone-Konkur- das Vertriebsmodell also nicht unbedingt entscheidend für den renz (siehe Grafik oben), Tendenz sinkend. Erfolg einer mobilen Spiele-App. Das Geheimnis liegt darin, dem Spieler trotz eines simplen Bedienkonzepts, das sich oft auf einen Games dominieren im app-store einfachen Touch-Input beschränkt, die größtmögliche Kontrolle Im App Store waren Spiele von Beginn an die dominierende über das Spielgeschehen zu geben. Kategorie. Heute stehen unter »Games« rund 100.000 aktive Die nächste Erfolgsstory im Mobile Games-Markt deutet sich Anwendungen zur Verfügung. Das sind fast doppelt so viele wie bereits an, begründet durch zwei Megatrends. Die Welt der Social in Kategorie Nummer zwei, »Bücher«. Täglich erblicken 116 neue Games und der Wachstumsmarkt Smartphones bilden ein ideales Spiele das Licht der App-Store-Welt. In dieser großen Masse ent- Team. Die Vision dahinter: friktionsloses und vernetztes Spielen, deckt zu werden, ist das größte Problem für die Anbieter. egal auf welchem Gerät. So können die Gamer zuhause auf dem Der Grund für diese Vielfalt sind Gewinnfantasien, angetrie- iPad eine Spielesession starten, im Bus auf dem Smartphone wei- ben durch die rasant wachsende Gerätebasis und den geringen terspielen, im Büro vom Desktop aus nach dem Rechten sehen und Aufwand für die Präsenz im Massenmarkt: Für 100 US-Dollar dabei ständig mit Freunden interagieren. Einige große Medienun- kann jeder Programmierer eine App in den Store einstellen. Das ternehmen sind sich der Bedeutung von Games für ihre Mobile- Spiel »Tiny Wings« des Kieler Einzelkämpfers Andreas Illiger Strategie bewusst. Markus Büchtmann, Head of Games bei der hat ihm so Millionen eingebracht. Davon profitiert auch der Spiele-Tochter von ProSiebenSat.1, würde die Schlüsselposition, Kunde. Auf einmal kosten mobile Spiele nicht mehr 40, 50 oder die der Konzern bei der Distribution von Onlinespielen bereits 60 Euro, sondern zwei Euro, 80 Cent oder gar nichts. Die Ent- innehat, gern ausweiten: »Um frühzeitig guten Mobile-Content wicklung folgt damit dem Grundsatz, dass der Preis für den Nut- zu identifizieren, sponsern wir den International Mobile Games zer gering ist, wenn die Distributionskosten gegen Null gehen. Award auf der weltgrößten Mobile-Messe in Barcelona«, so Bücht- Halbautomaten Dieses scheinbare Dilemma haben findige Entwickler/Unterneh- mann. Mobile und Games sind für ihn das künftige Topthema: AF i K : mer mit dem Geschäftsmodell »Free-To-Play« gelöst. Die Spiele »Onlinegaming ist innerhalb von nur fünf Jahren regelrecht explo-

i n F o G r werden gratis zum Download angeboten. In der Spielwelt selbst diert. Mobilegaming wird nicht so lange brauchen.«

1.12 TENDENZ | 23 intERViEW

24 | TENDENZ 1.12 arnd benninghoff zur Mobile-strategie von prosiebensat.1 Digital angesichts der steigenden mobilen Mediennutzung reicht es längst nicht mehr aus, Formate ausschließlich für den Fernseher zu entwickeln, meint arnd Benninghoff, Vorsitzender der Geschäftsführung von ProSiebenSat.1 Digital. Deshalb müssen die inhalte auf allen Screens zu sehen sein. in der Mobile­Strategie setzt das Unter­ nehmen auf werbefinanzierte kostenlose apps.

inTEr V i EW bettina pregel | i llU s T r ATion andreas homann Alle drei Märkte sind für uns extreme zur Person Wachstumstreiber. Online erreichen wir Arnd benninghoff ist seit 1. Mai 2010 Vorsitzen- über unser ProSiebenSat.1-Netzwerk im der der Geschäftsführung von Prosiebensat.1 Durchschnitt 26 Millionen Unique User Digital. in dieser Position verantwortet er das monatlich. Im Bereich Social TV konnten Kerngeschäft des digitalen Entertainment-Unter- nehmens der Konzerngruppe, insbesondere wir mit »The Voice of Germany«-Connect das Mobile- und Games-business sowie weitere einen effektiven Rückkanal mit viel Inter- operative Geschäftsbereiche im online-bereich. aktionsspielraum schaffen. Mobile bedeu- bevor der betriebswirt zur Prosiebensat.1 Group tet für uns Applikationen, Bewegtbild und kam, war er als Geschäftsführer bei Holtzbrinck das Access-Geschäft mit unseren verschie- elab in München für das beteiligungsportfolio und dessen Vermarktung verantwortlich. Von denen Surf-Sticks und Tarifen. Auch die- 2000 bis 2006 leitete er bei Tomorrow Focus sen Markt nutzen wir mehr und mehr für

ProSiebenSat.1 Digital ProSiebenSat.1 die Geschäfte von Tomorrow Focus next media o: Social TV-Strategien. Im Gamesgeschäft T

Fo und das Portalgeschäft. sind wir schon seit einigen Jahren aktiv und fokussieren uns auf Online-Spiele. Hier haben wir gerade erst Sony Online tendenz: herr benninghoff, sind sie »al- Emails abzurufen. Vielmehr erledigen das Entertainment als starken Partner gewin- ways on«, also mobil überall und immer viele inzwischen auch von unterwegs – nen können. Außerdem investieren wir zu erreichen? und erstaunlicherweise am liebsten vom auch in innovative Themen wie Hybrid- Benninghoff: Erreichbar bin ich immer Wohnzimmer aus. Die Parallelnutzung fernsehen. – aber es gibt Momente, in denen mei- von TV, Smartphones und Tablets nimmt Welche rolle spielt der Mobile Media- ne Aufmerksamkeit nicht in erster Linie zu. So entwickelt sich das Smartphone zu Markt im rahmen der diversifizierungs - auf das Smartphone gerichtet ist, meist am einer zweiten Fernbedienung und bildet strategie? Wochenende, wenn ich mit meinen Töch- damit den Rückkanal zu unseren TV-Pro- Speziell den mobilen Bildschirm haben tern spiele. grammen – Stichwort: Social TV. Gerade wir bereits seit Jahren im Fokus und bieten Jeder dritte internetnutzer in deutschland soziale Interaktionen wie das Empfehlen eines der umfangreichsten mobilen Portfo- surft mittlerweile mobil im netz. ebenso oder Kommentieren von Beiträgen sind lios im deutschen Mediensektor. Wir sind rasant wächst die nutzung mobiler on- für die junge Fernsehgeneration von gro- zunächst mit unseren mobilen Websites line-dienste. Wie wirkt sich diese entwick- ßer Bedeutung. gestartet. Seit 2008 setzen wir auf Appli- lung auf das Medien nutzungsverhalten und wie reagiert der Medienkonzern Pro- kationen für Endgeräte wie iPhone, iPad der Konsumenten aus? siebensat.1 darauf? oder auch Android-Handys. Aber auch im Mobile Endgeräte revolutionieren Fernsehen ist und bleibt unser Leitme- Bereich Mobile TV & Mobile Video-on- die Mediennutzung. Gerade dium. Zusätzlich verlängern wir unsere Demand, Mobile Advertising und Access- für junge Konsumenten Marken und Programme auf alle Bild- Produkte sind wir stark aufgestellt. ist es selbstverständlich, schirme, denn unsere Strategie heißt Welche Konzerntöchter kümmern sich nicht mehr nur sta- »content anytime and anywhere!«. Dies um diesen Markt? tionär im Internet entspricht der Erwartungshaltung unserer Das Thema Mobile ist bei ProSiebenSat.1 zu surfen, die Zuschauer, die ihre Lieblingssendungen Digital aufgehängt. Hier entscheiden wir, sozialen Netz- auf allen Screens wieder finden wollen – welche Marken und TV-Formate wir mobil werke zu egal ob TV, Online oder mobiles Endgerät. verlängern, ob wir sie als App oder als pflegen Welche Märkte umfasst die digitalstrate- mobile Website entwickeln und für welches oder gie des Konzerns? Betriebssystem wir sie anbieten. Wir sind Wir bewegen uns hauptsächlich im immer offen für innovative Ideen und gute Online-, Mobile- und Games-Segment. Entwickler aus dem mobilen Markt.

1.12 TENDENZ | 25 intERViEW

Wie funktioniert die entwicklung und ver- die Nutzung von mobilen Internetdiensten, marktung von Medieninhalten in zeiten Videos und Apps. Dennoch ist hier noch einer Multiscreen-strategie? Potenzial nach oben. Häufig können wir Es reicht längst nicht mehr aus, ein For- unsere Videoangebote auch noch nicht in mat ausschließlich für den Fernseher zu optimaler Qualität anbieten, da die Breit- entwickeln. Die veränderte Mediennut- bandverbindung noch schneller werden zung unserer Zuschauer stellt uns vor die muss. Aber: Die Smartphone- oder Tablet- Herausforderung, die Inhalte den ver- Hardware entwickelt sich so rasant weiter, schiedenen Screens anzupassen. Dabei dass Displays schon bald sogar Full HD- liegt unser Hauptaugenmerk – neben Auflösung zulassen werden. Online – auf werbefinanzierten kosten- Prosiebensat.1 hat seine aktivitäten im losen Apps, die nicht nur TV-Inhalte als Gamesmarkt stark ausgebaut. Was be- Bewegtbild bereitstellen, sondern diese deutet die allianz mit sony online enter- ergänzen wie beispielsweise »The Voice tainment für die entwicklung von Mobile of Germany«-Connect. Games? Wie stark werden die tv-Marken mobil Unser Ziel ist es, einer der führenden vermarktet? Online-Games-Anbieter in Europa zu wer- Aktuell sind die meisten mobilen Ange- den. Die Kooperation mit einem globalen bote werbevermarktet. Mit steigenden Player wie Sony Online Entertainment Reichweiten über mobile Endgeräte steigt bringt uns unserem Ziel ein gutes Stück auch die Vermarktungsrelevanz. Bereits näher. Die damit verbundenen Spiele sind jetzt verzeichnen wir signifikante Umsätze allerdings Online-Games, die auf dem über Mobile Advertising. Daher ist dieses TV-InhalTe PC gespielt werden. Im Mobile Gaming- Thema künftig aus strategischer Sicht für Sektor sehen wir noch große Wachstum- uns sehr wichtig – sowohl für unsere TV- auf allen schancen. Deshalb sponsern wir auch bei Marken als auch für TV-Formate, die sich den International Mobile Games Awards für die mobile Verlängerung eignen. Aller- ScreenS (IMGA) die Preisträger mit TV-Werbung dings sollte die Entwicklung der Angebote im Wert von einer Million Euro. auch immer refinanzierbar sein. Der fokus a propos Preisträger: für Mobile Media sie setzen also bei der refinanzierung braucht es doch auch nachwuchstalente. mobiler inhalte eher auf Werbung als auf liegt auf Wie findet Prosiebensat.1 die richtigen Paid Content? Köpfe für die neuen berufsfelder? Wir stehen beiden Modellen offen gegen- MobIle Wir engagieren uns für den Nachwuchs über. Allerdings liegt unser Fokus im stark im Rahmen des IBC (Internet Busi- Moment klar auf werbefinanzierten Inhal- adVerTISIng ness Clusters) – und zwar gemeinsam mit ten. Paid Content wird dann interessant, unseren Kooperationspartnern Burda wenn die Inhalte dem Nutzer einen kla- Digital, Tomorrow Focus und der Ludwig- ren Mehrwert bieten und nicht auf ande- sprechen Themen wie Wetter oder Nach- Maximilians-Universität München. Ziel ren Plattformen frei verfügbar sind. richten eine breitere Zielgruppe an als aller Beteiligten ist, mit dem IBC Deutsch- Wie hoch sind die download-zahlen für etwa eine Lokalisten-App, die hauptsäch- land als Digitalstandort weiter zu stärken die apps in ihrem Portfolio? lich für deren Mitglieder entwickelt wurde. – durch aktuelle, praxisnahe Forschung Schon seit 2008 setzen wir auf Applikati- laut Marktforschungsstudien wird ein und den Aufbau von Talenten in führen- onen für das iPhone, iPad und Android- Massenmarkt für die Mobile video-nut- den Digitalunternehmen (vgl. S. 21). Handys. Inzwischen haben wir rund zung erwartet. Wie positioniert sich Pro- 30 Apps in unserem Portfolio, beispiels- sieben sat.1 digital hier? weise für ProSieben, Sat.1, MyVideo, Für Mobile Video-on-Demand sind wir »Germany’s next Topmodel«, »The Voice bereits einer der führenden Anbieter im of Germany« oder »ran«. Insgesamt haben deutschsprachigen Raum und bauen unser die Downloads bereits die Elf-Millionen- Angebot kontinuierlich aus. Allein über die Grenze geknackt. Dabei schwanken natür- Applikationen der ProSiebenSat.1 Group lich die Download-Zahlen der einzelnen verzeichnen wir über fünf Millionen Apps. Die hängen zum einen davon ab, Videoabrufe pro Monat. Handy-Flatrates, ProSiebenSat.1 Digital ProSiebenSat.1 o: wie lange das Angebot im iTunes-App schnellere Netze sowie ausgereifte Endge- T Fo Store zur Verfügung steht. Zum anderen räte und Dienste sind wichtige Treiber für

26 | TENDENZ 1.12 SERViCE MeDiennachWuchs

afk tv-produktion prämiert Grimme-Preis für »Walulis

sieht fern« T E x T bettina pregel

1 höchste Weihen für eine Produktion des ausbildungskanals afk tv: am 23. März 2012 holte sich das team der Comedy »Walulis sieht fern« einen Grimme-Preis in der Kategorie unter- haltung/spezial in Marl ab. das Motto der sendungen auf tele 5: »fernsehen macht blöd, aber auch unglaublich viel spaß!«

Das Walulis-Team habe extrem viel sieht die preisgekrönte Produktion Herzblut und Zeit in die Produk- als beleg dafür, wie wichtig Ausbil- 2 tion gesteckt, berichtet afk tv-Pro- dungsförderung ist. Afk tv ist einer Einen unterhaltsamen blick auf grammleiter Klaus Kranewitter. Um von drei Aus- und Fortbildungs- den täglichen TV-Wahnsinn zu wer- so etwas umzusetzen, brauchten die kanälen, die von der blM initiiert fen und die Funktionsweisen von jungen Fernsehmacher nicht nur und von ihr sowie 23 weiteren Ge- Fern sehformaten zu analysieren: Fernseh-Know-how und Engage- sellschaftern in der afk-GmbH fi-

3 Das ist das Ziel der comedy-reihe ment, sondern »auch eine gewisse nanziert werden. Damit sind Platt- »Walulis sieht fern«, deren vier Fol- liebe zum Trash«. offenbar hat das formen geschaffen worden, auf 1| Philipp Walulis: gen jeweils donnerstags um 0.40 auch Kai blasberg, Geschäftsführer denen sich der Mediennachwuchs Moderator und Kopf der Uhr bei Tele 5 ausgestrahlt wur- von Tele 5, gleich erkannt, als ihm unter nicht-kommerziellen bedin- Comedy über den täglichen TV-Wahnsinn den und auch danach noch häu- ein Pilot der sendung gezeigt wur- gungen ausprobieren kann. fig über you Tube oder die Website de. Er räumte den jungen Fernseh- Entstanden ist das Konzept für die 2| Der Grimme-Preis – ein Qualitätssiegel. www.walulissiehtfern.de abgerufen machern spontan einen sende- comedy-reihe als Weiterentwick- wurden. im Fokus der Folgen ste- platz dafür ein, was Kranewitter als lung der rubrik »so geht TV« in der 3| Schlagerstars: DSDS à la Walulis hen dankbare satireobjekte wie eine »Form von Mut« bezeichnet, sendung »Philipp und Philipp un- Dokusoaps, Kochsendungen, Volks- die heute in der Fernsehlandschaft terhalten sich«. Das afk-Team über- 4| Tatort-Verhör mit Wiedererkennungwert. musik oder castingshows. Auch nicht mehr so weit verbreitet sei. legte sich, wie ein solches Konzept der »Tatort« bleibt nicht verschont. blM-Präsident siegfried schneider in eine mediensatirische Form ge- gossen werden könnte. Das Ergeb- nis sei ein beweis dafür, wie mit günstigen, aber technisch ausgefeil- ten Produktionsmitteln hochwer- tiges Programm produziert werden kann, findet Philipp Walulis, Mode- rator und konzeptioneller Kopf der gleichnamigen comedy. Der stu- dent der Theaterwissenschaften ist ein »afk-Gewächs« (Klaus Kranewit- ter), der mittlerweile auch schon für den br, rTl 2 sowie den sWr ge- arbeitet hat. Zu den Gründungszielen der afk- Kanäle gehörte übrigens die idee, neue Formate ohne Quotendruck testen zu können. Diese idee ist jetzt erfolgreich umgesetzt wor- den. Keine Frage, dass nach vier Fol- gen »Walulis sieht fern« und einem TELE5/afkGmbH Grimme-Institut tv (3), Grimme-Preis noch nicht schluss os:

T 4

Fo sein kann!

1.12 TENDENZ | 27 MOBilE GESEllSChaFt immer auf abruf. noch vor 20 Jahren war das telefonieren mit handy, das Schreiben von Emails und das Surfen im internet den meisten von uns nicht vertraut. Doch bald nach der Jahrtausendwende wurde es selbstverständlich, jederzeit und überall für andere erreichbar zu sein.

T E x T Günter burkart

Nur wenige Jahre nach festen Empfangs- und Sendepunkten lö- der Markt einführung der neuen Smart- sen. Mit etwas Aufwand war es also bereits phones mit permanentem Internetzugang vor mehr als 100 Jahren möglich, mit weit ist es im Arbeitsalltag und im Privatle- entfernten Personen ohne zeitliche Verzö- ben zur Selbstverständlichkeit geworden, gerung Kontakt aufzunehmen – vorausge- jederzeit und an jedem beliebigen Ort an setzt, man konnte mit der Funktechnologie gewünschte Informationen jeglicher Art umgehen. Erst im Zeitalter der Globalisie- heranzukommen und mittels Geodaten rung wurde die weltweite Vernetzung von sogar genau festzustellen, wo sich die Informationsaustausch und Telekommu- Menschen gerade aufhalten. nikation massiv gefördert, und die Flexi- Das klingt nach Revolution, denn noch bilisierung der Arbeitswelt machte mobile nie hat sich eine neue Medientechnik so Verwaltungs- und Kontrollsysteme erfor- schnell durchgesetzt. Doch es hat lange ge- derlich. Mit Universalgeräten wie dem dauert, den alten Traum von der mobilen Smartphone ist dieses Ziel erreicht. Fernkommunikation zu verwirklichen. Mit Die Organisation des gesam- der Erfindung des Telegrafen und des Tele- ten Lebens, von den pri- fons vor über 150 Jahren waren die ersten vaten Kontak- Schritte getan. Erstmals konnte man über ten bis weite Entfernungen kommunizieren, ohne tagelang auf eine Antwort warten zu müs- sen. Auch die Vernetzungsidee war damit geboren. Mit der Erfin- dung der Funktechnik konnten sich die Menschen von

28 | TENDENZ 1.12 zum Management des Arbeitsalltags, lässt zu nutzen. Das Internet-Handy ist unver- sich nun ohne zeitliche und räumliche Be- zichtbar geworden, es gehört inzwischen schränkungen effizient bewerkstelligen. zur Grundausstattung des gut integrierten Zweifellos haben die vernetzte Kommu- Menschen. Mit der Durchsetzung des nikation, die Organisation sozialer Bezie- Mobiltelefons haben sich neue Kommuni- hungen über das Internet und die ständige kationswege, aber auch ganz neue Kontroll- Erreichbarkeit unser Leben verändert. dimensionen eröffnet – für misstrauische FreiheitsGeWinn Ehepartner, für besorgte Eltern, für jugend-

liche Netzwerkaktivisten, für politische Bideci Tate (li.)/Russell Tan © iStockphoto.com/Caner hat SEinEn PREiS Organisationen und für Arbeitgeber. Wer ion: AT Medienforscher und Soziologen haben nicht erreichbar ist, muss sich mittlerweile U s T r ll längst Bilanz gezogen und eine Fülle von teilweise dafür rechtfertigen. Besonders i Veränderungen diagnostiziert: Etwa die die Arbeitswelt hat sich grundlegend zunehmende Verwischung der Grenze verändert. Die Kommunikation zwischen öffentlicher und privater Sphäre, ist schneller geworden, die zu einer »Tyrannei der Intimität« in das erhöht den der Öffentlichkeit geführt hat, aber auch Arbeits- zu einem allzu sorglosen Umgang mit der eigenen Privatsphäre. Die öffentliche Mitt- Kommunikation ist lauter geworden, lerweile rücksichtsloser – auch wenn laden Kran- das heute kaum noch kenkassen bereits jemanden irritiert. zu Infoveranstaltungen Natürlich ist über das Thema »Erschöp- mit fung und soziale Medien« ein. Internet und mobile Geräte haben die Menschen in einen Zwiespalt ge bracht: Sie vermitteln ein Lebensgefühl der Selbständigkeit und Unabhängigkeit, nicht selten aber um den Preis stärkerer druck. Kontrolle durch andere. Hat vor zehn Auch als Kunden und Käufer werden Jahren die Email wir überwacht und durchleuchtet. Immer im Vergleich zum mehr Internet-Unternehmen arbeiten mit Brief dem Absender personalisierten Strategien, direkt zuge- noch einen Tag Zeitgewinn schnitten auf den individuellen Kunden, verschafft, so erwartet der Emp- dessen Bedürfnisprofile immer besser be- fänger heute die Informationen nicht kannt sind. Es wird immer schwerer, sich nur einen Tag früher, sondern sofort. dem Sog der passenden Angebote zu ent- häUFiG KEin EinDEUtiGER ziehen. Wie lässt sich gegensteuern? Je ab- hängiger wir in einer Beziehung sind, desto FeierabenD Mehr den geringer sind die Möglichkeiten, sich dem neuen Mit der Flexibilisierung der Arbeits - Erreichbarkeitszwang zu entziehen. Den- Techniken welt leben immer mehr Beschäftigte auf noch sollten wir versuchen, Freiräume zu vieles leich- Abruf. Sie müssen zwar nicht am Arbeits- nutzen, und uns Pausen von der allumfas- ter und schneller platz Dienst schieben, aber dafür gibt es senden virtuellen Präsenz zu schaffen. Die geworden, vor allem auch keinen eindeutigen »Feierabend« Geräte lassen sich durchaus noch »abschal- bequemer. Internet und mehr. Vordergründig ist dies ein vernünf- ten«. Wichtiger wäre jedoch, dass auch Ar- Handy haben unsere Freiheits- tiger Kontrakt, ähnlich wie beim »remote beitgeber und Politiker die langfristigen grade erhöht und mit der vollstän- mothering«, wo die Kinder akzeptieren, Gefahren der Beschleunigung und Ar- digen Durchdringung des sozialen von der Mama immer wieder angerufen zu beitsverdichtung sehen und uns Schutz- Lebens auch eine Demokratisierung des werden, weil sie sonst kein Handy haben zonen der Nichterreichbarkeit zubilligen, Zugangs bewirkt. Was zunächst ein Pri- dürften. Den Arbeitnehmern wird flexi- so wie das der Betriebsrat von Volkswagen vileg für Begüterte und ein Statussym- ble Arbeitszeit gewährt, dafür erwarten Ende 2011 durchgesetzt hat: Eine halbe bol war, ist nun für alle verfügbar. Doch einige Unternehmen aber auch die konti- Stunde nach Arbeitsende werden die Wei- dieser Gewinn hat seinen Preis. Es wird nuierliche Erreichbarkeit ihrer Mitarbeiter. terleitungen vom Mailserver auf die Black- nunmehr von allen erwartet, diese Tech- Dazu kommt im Privatleben die Organisa- berrys der Beschäftigten abgeschaltet. Das nologie und diese Kommunikationsform tion sozialer Beziehungen über das Netz. gilt aber nicht für die Manager.

1.12 TENDENZ | 29 VERanStaltUnGEn

Local Web Conference 2012

L O C A L

»Mobiler Konsument schneller als die Unternehmen«

T E x T Marcel tuljus, bettina pregel

Die Zukunft des Web ist lokal, darauf sollten sich die traditionellen lokalen Medien mög- lichst schnell einstellen, so das Fazit der Local Web Conference 2012, zu der die Bayerische Medien Service-Gesellschaft am 7. Februar ins Nürnberger Pressezentrum eingeladen hatte. Ihre Rolle im Web neu zu definieren und sich nicht auf »dem langsam schrumpfenden Kerngeschäft auszuru- 1 2 hen«, empfahl BLM-Präsident Siegfried Schneider dem loka- 1 trendforscher prof. peter Wippermann sprach die keynote. len Rundfunk zur Eröffnung der Local Web Conference. Dazu 2 abschlussrunde (v.l.): Michael praetorius diskutierte gehöre es, dialogfähig zu werden und die sozialen Mechanis- mit Michael oschmann, stefan hentschel und lorenz Matzat. men des Netzes für sich zu nutzen. Sonst könnten Radio und Fernsehen im Internet mittelfristig nur zu einem lokalen Ange- Werbung. Eine Prognose, die Startups wie 9flats.de schon heute bot unter vielen werden. Noch deutlicher fiel die Warnung von umgesetzt haben, wie Unternehmenssprecher Benedikt Schau- Stefan Hentschel (Google) aus: »Der mobile Konsument ist 18 mann erläuterte. Das Social Local Web für sich zu nutzen, um Monate schneller als die Unternehmen.« Die Bedeutung des über Empfehlungen der virtuellen Gemeinschaft Online-Repu- Local Web zeige sich auch daran, dass bereits jetzt 40 Prozent tation aufzubauen, ist das Ziel von 9flats, das weltweit private aller Suchanfragen bei Google lokalen Bezug haben. Das Mobile Unterkünfte als Alternative zum Hotel vermittelt. Local Web, so Hentschel, entwickele sich extrem schnell. Michael Nicht nur Unternehmen und Kunden, sondern auch die Oschmann von Müller Medien appellierte vor diesem Hinter- Journalisten und Medienrezipienten können von den Möglich- grund an die lokalen Sender, Kooperationen einzugehen, die auf keiten, die das Local Web bietet, profitieren. So sieht Lorenz Applikationen mit Lokalbezug bauen. Denn gerade die Kom- Matzat von Open Data City Berlin im Datenjournalismus neue bination aus mobiler Internetnutzung und genauer Standortbe- Chancen für den Lokaljournalismus. Mit Daten auf interaktiven stimmung der Smartphone-Nutzer ermög liche sinnvolle mobile Karten ließen sich auch Geschichten erzählen: »Karten sind für

Dienste wie Restauranttipps. die Menschen einfach lesbar und sind – im richtigen Kontext Medien-Servicegesellschaft Bayerische os: T

gebracht – oft aussagekräftiger als Texte.« Der Zugang zu Geo- Fo eMpFehlunGsMarketinG WirD daten kann aber auch die kommunale Verwaltung gründlich ver- WichtiGer als WerbunG ändern, und zwar in Richtung Open Government. Stefan Pawel, Mit dem Begriff »situative Intelligenz« hatte Trendforscher Prof. Projektleiter der Open Commons Region Linz, berichtete von Peter Wippermann in seiner Keynote den Vorteil solcher Appli- immer mehr offengelegten Daten, die Unternehmen genauso wie kationen beschrieben. Die Netzwerkökonomie mit dem Kon- private Programmierer nutzen könnten. So gibt es in Linz zum sumenten im Mittelpunkt verändere unser Konsumverhalten: Beispiel eine von privater Hand entwickelte Fahrplanauskunft

»Erfolgreich sind Produkte, die die Lebensqualität erhöhen, für die öffentlichen Verkehrsmittel, die in Echtzeit die Position | pistola rose © iStockphoto.com/beakraus,

einen Nutzwert haben und noch dazu simpel, schnell und bil- der Straßenbahn oder des Busses anzeigt. ion: AT lig sind.« Insbesondere das Empfehlungsmarketing, so Wip- U s T r ll permann weiter, werde künftig eine wichtigere Rolle spielen als i

30 | TENDENZ 1.12 VERanStaltUnGEn

Fachtagung »Die App Economy. Geschäftsmodelle im mobilen Ökosystem« aPP­BOOM GEht WEitER T E x T adrian Gerlitsch

Die massenhafte Ver- breitung internetfä- higer mobiler Endge- räte birgt immense Wachstumschancen für das Geschäft mit Apps aller Art. Wel- che Geschäftsmodelle im mobilen Öko- system Erfolg versprechen, mit dieser Frage beschäfti gten sich die Referenten bei der Fachtagung »Die App-Economy« am 14. Fe bruar 2012 in München. Die Teilnehmer an der Kooperationsveran- staltung der Medientage München GmbH die Werbekunden zu erreichen. Diese Mög- die veränderten Realitäten im Medien- und der KPMG im Hotel Kempinski am lichkeiten werden einen elementaren Ver- markt. »Wir müssen uns fragen, wie wir Flughafen München interessierte vor allem änderungsprozess für die gesamte digi- unsere Inhalte dort bestmöglich zur Ver- die Frage, wie die Unternehmen der Me- tale Wirtschaft nach sich ziehen, waren fügung stellen und überlegen, unter wel- dienwirtschaft am derzeitigen App-Boom sich die Experten auf der Tagung einig. chen Geschäftsbedingungen wir das tun.« Die Resonanz der Nutzer sei schon jetzt Schließlich waren sich die Unternehmens- sehr positiv, denn standortbasierte Dien- repräsentanten, Branchenkenner und Be - ste können einen echten Mehrwert im sucher einig: Der App-Boom geht wei- Alltag darstellen. Doch nicht nur für die ter! Alle Branchen seien daher gefordert, Anwender, sondern auch für Agenturen noch deutlich mehr Kreativität bei ihren und die werbetreibende Industrie wer- Geschäftsmodellen an den Tag zu legen, den Location Based Services zunehmend um das Potenzial der App-Economy effek- attraktiver. Das Einzigartige an der mobi- tiv nutzen zu können. len Plattform ist, »dass wir so nah an der Wohin die Reise für das Geschäft mit Lebenssituation des Nutzers sind wie bei Inhalten für mobile Endgeräte noch gehen Dr. ansgar Mayer von der axel springer akademie moderierte die Fachtagung. keinem anderen Medium vorher«, erklärte könnte, ließ insbesondere die Keynote von Dr. Ansgar Mayer, Leiter Crossmedia Axel Michael Schade, CEO und Mitgründer von Medientage München GmbH München Medientage o:

T partizipieren könnnen. Besonders erfolg- Springer Akademie, den besonderen Reiz Fishlabs Entertainment, erahnen. Derzeit Fo versprechend scheinen Location Based von Smartphone und Co – nicht nur für »reden wir über 500 Millionen Geräte, die Services zu sein, die es den Nutzern inter- Werbungstreibende. sie draußen erreichen können«, rechnete netfähiger Geräte wie Smartphones oder der Spieleentwickler den Gästen im Kem- Mehr Kreativität gefordert Tablet PCs ermöglichen, immer bequem pinski vor. »Das finde ich, ist schon eine genau jene Informationen abzurufen, die Längst beschäftigen sich Inhalteprodu- sehr beeindruckende Zahl«, sagte Schade. sie an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort zenten wie Verlage und Rundfunksender Er ließ keinen Zweifel aufkommen, welche

© iStockphoto.com/Ceneri, rose pistola | pistola rose © iStockphoto.com/Ceneri, gerade benötigen. Die Lokalisierbarkeit gewinnorientiert mit Paid Content-Ange- Chancen sich dadurch eröffnen: Die App-

ion: der Nutzer von Smartphones und Tablet- boten. »Mobil als Distributionsweg hat ein Economy stehe erst am Anfang ihrer Ent- AT PCs hat insbesondere mit Blick auf die unglaubliches Wachstum«, beschrieb Chri- wicklung. Videos zur Tagung sind unter U s T r ll i Werbung den großen Vorteil, zielgerichtet stian Röpke, Geschäftsführer Zeit online, www.medienportal.tv zu finden.

1.12 TENDENZ | 31 MEDiEnFORSChUnG

studie zum Konfliktverhalten Jugendlicher in sozialen netzwerken

»Mit Cybermobbing »Wowird häufig nur ein ausschnitt der Konflikte betrachtet, die Jugendliche online erfahren«, der haben die SpaSS

autoren der Studie aufhört« »Wo der Spaß aufhört… Jugendliche und ihre Perspektive auf Konflikte in Sozialen netzwerkdiensten« herausgefunden.

T E x T JFF, bettina pregel

Die Untersuchung ist der ein komplexes System aus Regeln, wie Aus diesen Erkenntnissen lassen sich Leit- jüngste Teil der Konver- man bei welchem Konflikt reagieren linien für die pädagogische Arbeit mit genzstudie »Das Inter- könne. Wer diese Konfliktformen und Jugendlichen ableiten: net als Rezeptions- und Regeln nicht kenne, könne auch keine Unverzichtbar ist es, die unterschied- Präsentationsplattform für Jugendliche«, Hilfe geben. lichen Konfliktformen mit Jugend- mit der die BLM das JFF – Institut für lichen zu thematisieren und mit ihnen Medienpädagogik in Forschung und Pra- Weitere Ergebnisse der Studie: ge mein sam Handlungsmöglichkeiten xis beauftragt hat. Um für die Teilstudie Am häufigsten erleben die Jugend- zu diskutieren. »Wo der Spaß aufhört« zu erfahren, wie lichen Konflikte mit ‚Freundesfreun- Wo der Spaß aufhört, liegt nicht allein Jugendliche mit zwischenmenschlichen den‘. Aus einem ‚Spaß-Streit‘ entsteht im Ermessen der Streitenden. Auch ge - Konflikten in Online-Communitys wie deshalb schnell ein echter Konflikt, da sellschaftlich geprägte Werteorientie- Facebook umgehen, befragte das JFF im man sich nicht so gut kennt. rungen spielen eine entscheidende Rolle Sommer 2011 rund 60 Jugendliche im Jugendliche akzeptieren Begriffe wie im Aushandeln von Online-Konflikten. Alter von 13 bis 16 Jahren an Münchner ‚Täter‘ und ‚Opfer‘ nur in stark eska- Das Spannungsverhältnis zwischen Er - Haupt-, Realschulen und Gymnasien. Die lierten Konflikten. Sie haben den An - fahrungen aus der eigenen Lebenswelt Ergebnisse wurden zum Safer Internet Day spruch, Konflikte selbstbestimmt zu und gesellschaftlich akzeptierten Nor- am 7. Februar 2012 präsentiert. lösen. Doch mitunter sind sie damit men und Werten muss in der päda- Um die Heranwachsenden in Konflikt- auch überfordert. Es fällt ihnen schwer, gogischen Praxis gemeinsam mit den situationen zu unterstützen und insbeson- rechtzeitig einzuschreiten. Jugendlichen aufgegriffen werden. dere Cybermobbing vorzubeugen, müsste Unterstützung suchen und erhalten die Nicht Konflikte an sich, sondern eska- das ganze Spektrum an Online-Konflikten Jugendlichen unter sich. Erwachsene lierendes Konflikthandeln sollte in der thematisiert werden, warnen die Autoren werden dagegen nur hinzugezogen, pädagogischen Arbeit abgelehnt wer- der Studie Ulrike Wagner, Niels Brüg- wenn die Jugendlichen ihnen glauben, den. Es gelte, konstruktive Lösungs- gen, Peter Gerlicher und Mareike Schem- dass die Erwachsenen die Regeln und wege zu erarbeiten und zu klären, wie merling. So ließen sich verschiedene Ar- Mechanismen von Online-Konflikten und wann andere in Online-Konflikten ten von Online-Konflikten unterscheiden: ebenfalls verstehen. Informationsseiten unterstützt werden sollten.

‚Spaß-Streits‘, Meinungsverschiedenheiten, im Internet stehen die Befragten auch Download der Studienergebnisse: unter © 106313/photocase.com o: T

Streitereien und Mobbing. Dahinter liege skeptisch gegenüber. www.blm.de oder unter www.jff.de. Fo

32 | TENDENZ 1.12 SERViCE tV-Markt 2011

proGraMMhits 2011 | zuschauer ab 3 Jahren

sehbeteilig. Mio. sehbeteilig. % Ma in % 1 rtl rtl boxen: Vor dem kampf 10,24 14,2 39,0 2 rtl ich bin ein star – holt mich hier raus 7,65 10,6 30,1 3 zDF Wetten, dass ..? 6,87 9,5 28,5 4 rtl Wer wird Millionär? 6,36 8,8 19,9 5 arD arD-brennpunkt: atomkatastrophe in Japan 6,28 8,7 18,7 6 zDF zDF sportextra: biathlon-Wc 12,5 km Massenstart Fr 5,91 8,2 24,8 7 rtl let’s dance 5,52 7,7 17,8 8 zDF terra x: unterwegs in der Weltgeschichte / h. kerkeling 5,51 7,7 16,9 9 rtl 5 gegen Jauch 5,22 7,3 16,5 10 arD Der klügste Deutsche 2011 5,19 7,2 17,0 11 rtl rtl boxen: siegerehrung und highlights 5,18 7,2 38,4 12 zDF eine Fürstin für Monaco 5,17 7,2 31,9 13 zDF stubbe – Von Fall zu Fall 5,15 7,2 20,1 14 zDF borgia 5,07 7,0 15,5 15 zDF unter Verdacht 4,94 6,9 17,0 16 zDF Der staatsanwalt 4,84 6,7 15,1 starker abschied für Entertainer thomas Gott­ 17 zDF terra x: Faszination erde / mit Dirk steffens 4,84 6,7 14,7 schalk mit »Wetten, dass?« im ZDF (vgl. top 20), 18 rtl schwiegertochter gesucht 4,78 6,6 17,0 bevor er mit »Gottschalk live« (Bild) startete. 19 zDF zDF sportextra: biathlon-Wc 15 km Massenstart hr 4,77 6,6 25,2 20 arD Das unglaubliche Quiz der tiere 4,77 6,6 16,0

Mit boxen und leichter Kost auf Platz 1 nachrichten

Wechselbad der Gefühle RTL ist klarer Quotensieger Mit dem drittstärksten Quotenhit des Die Marktanteile für das Fern- Gottschalks Abschied vom ZDF mit der Fami- TV-Jahres 2011 verabschiedete sich sehjahr 2011 lassen keinen lienshow »Wetten, dass?« schaffte es in den Thomas Gottschalk vom ZDF und Zweifel zu: rTl geht mit 14,1 Top 20 der Programmhits 2011 mit 6,8 Milli- »Wetten dass...?«. in der ArD soll Prozent Marktanteil (Zuschau- onen Zuschauern immerhin auf den dritten er mit »Gottschalk live« seit Anfang er ab 3 Jahren) als klarer sieger Platz. Unter die ersten Fünf kam auch ein Februar 2012 montags bis donners- aus dem Quotenrennen her- ArD-brennpunkt zur Atomkatastrophe in Ja- tags ab 19.20 Uhr nicht weniger als vor. Mit deutlichem Abstand pan mit mehr als sechs Millionen Zuschauern. den Vorabend retten. Doch bisher folgen die dritten Programme Der Tanzwettbewerb »let’s dance« auf rTl sind die Quoten eher mau und die der ArD (12,5%), das Erste konnte von Doppelverwertungen profitieren: Kritik alles andere als begeistert. Das (12,4%) sowie das ZDF mit Finalisten aus DsDs oder Germany’s next Rtl­Show »let’s dance« 12,1%. sat.1 liegt nur noch top Model wie rebecca lernten dank Profi-

ARD, RTL ARD, soll jetzt der neue redaktions leiter

os: knapp über zehn Prozent. Klare Favoriten der tänzern, sich auf der Tanzfläche zu bewegen.

T Markus Peichl ändern. bei »Wetten Fo dass...?« übernimmt Markus lanz ab Zuschauer waren wie jedes Jahr die boxkämpfe, Das wollten mehr als fünf Millionen Zuschau- oktober die Moderation. Quizsendungen und die Dschungelshow »ich er sehen. Eine gute Quote errreichte aber auch bin ein star – Holt mich hier raus«. Thomas Kerkelings Geschichtsstunde in »Terra x«.

bundesliga-Poker tV-Marktanteile* | Jahresverlauf 2011 Der Kampf um die bundesliga-rech- te für die spielzeiten 2013/14 bis Gesamtjahr 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal 1 rtl 14,1 14,4 14,0 13,7 14,1 2016/17 ist in die heiße Phase gegan- 2 arD Dritte 12,5 12,9 12,1 12,4 12,5 gen. im April soll der bundesliga-Po- 3 arD Das erste 12,4 12,8 12,8 12,1 11,8 ker abgeschlossen sein. neben ArD, 4 zDF 12,1 13,0 11,7 11,7 12,0 sky, den Kabelanbietern und der Tele- 5 sat.1 10,1 9,8 10,2 10,5 10,1 6 pro7 6,2 5,7 6,5 6,2 6,5 kom bewerben sich auch neue Player 7 Vox 5,6 5,4 5,6 5,7 5,5 wie yahoo um die rechte. 8 kabel 1 4,0 3,7 4,0 4,1 4,1 9 rtl ii 3,6 3,4 3,6 3,7 3,8 10 super rtl 2,2 2,2 2,2 2,2 2,3 rundfunkgebühren 11 arD/zDF ki.ka 1,3 1,3 1,3 1,3 1,4 für Produzenten 12 phoenix 1,1 1,1 1,1 1,1 1,0 13 n 24 1,0 1,1 1,1 1,0 0,9 Die Allianz deutscher Produzenten 14 n-tV 1,0 1,1 1,0 1,0 0,9 fordert bei der nächsten Erhöhung 15 tele 5 1,0 0,9 1,0 1,1 1,0

AGF/GfK-Fernsehforschung, TV-Scope, eigene Recherchen. Daten endgültig gewichtet, 1.01. – 31.12.2011 | 31.12.2011 – 1.01. gewichtet, endgültig Daten Recherchen. eigene TV-Scope, AGF/GfK-Fernsehforschung, der rundfunkgebühren einen zweck- 16 3sat 1,0 1,0 0,9 0,9 1,1 n: gebundenen Anteil, um deutsche 17 sport1 0,9 0,8 0,9 0,9 0,8 ll E 18 nickelodeon 0,8 0,8 0,8 0,9 0,8

A b E Produktionen zu fördern. Die reso- 19 arte 0,8 0,7 0,8 0,8 0,7 T lution ist unter www.produzentenal- 20 DMax 0,7 0,7 0,8 0,7 0,7 UEll E

Q lianz.de einzusehen. * Mo­­ So, 3.00 ­­ 3.00 Uhr; Basis: Zuschauer ab 3 Jahren in allen tV­haushalten in der BRD (in Prozent)

1.12 TENDENZ | 33 SERViCE MeDienticker bayern

MelDunGen lokal-tv gesichert Der Ministerrat der bayerischen staatsregierung hat das Finanzie- rungskonzept zur sicherung des lokalen und regionalen Fernse- hens in bayern gebilligt. Danach wird die staatliche Förderung des lokal-TV 2013 auf acht Millionen Euro erhöht und bis 2016 auf je- weils zehn Millionen Euro pro Jahr angehoben, sofern der landtag diesem beschluss zustimmt. Da- mit soll die Verbreitung der lokal- TV-Programme über den digitalen satelliten gefördert werden. bartl verlässt Prosiebensat.1 Gratulierte zum Start der Veranstaltungsplattform: Staatsminister Thomas Kreuzer. Andreas bartl, Vorstand von TV Deutschland, hat nach knapp 20 blM-veranstaltungsportal mit mehr als 20 Partnern Jahren die Prosiebensat.1 Me- dia AG verlassen, um sich als Me- dienunternehmer selbständig zu machen. Den Vorstandsbereich medienpuls-bayern gestartet Mit www.medienpuls-bayern.de Menschen und Meinungen am Me- auch Präsentationen abrufen sowie hat die blM am 31. Januar 2012 dienstandort bayern zu vernetzen, Fotos und Videomitschnitte hoch- eine offene Plattform gestartet, ist das Ziel von medienpuls-ba- laden. Die rund 100 besucher der Bartl macht sich selbständig die alle wichtigen Medienveran- yern«, so der blM-Präsident. Mit Kick-off-Veranstaltung konnten die von bartl übernimmt kommissa- staltungen am standort bayern ihrem neuen Veranstaltungsportal Vielseitigkeit des Veranstaltungs- risch Thomas Ebeling, cEo der und darüber hinaus bündelt. stellt die landeszentrale kommerzi- portals, das durch die Münchner Prosiebensat.1-Gruppe. Das start signal dafür gaben staats- ellen und nicht-kommerziellen Part- Agentur st. Elmos realisiert wurde, minister Thomas Kreuzer und blM- nern kostenlos eine multimediale im Anschluss an den symbolischen Präsident siegfried schneider. Als Knopfdruck testen. im neues spartenprogramm wichtigen baustein einer netzwerk- Vorschau-bereich sind Der Medienrat der blM hat das strategie für den Medienstandort alle relevanten infor- Fernsehspartenprogramm »glitz« bayern bezeichnete Minister Kreu- mationen zu den künf- der Turner broadcasting system zer, leiter der bayerischen staats- tigen Veranstaltungen Deutschland für acht Jahre ge- kanzlei, die Veranstaltungsplattform aufgelistet, im rück- nehmigt. Das Programm, das sich beim Kick-off-Event in der baye- blick lassen sich dann vorwiegend an Frauen richtet, soll rischen landeszentrale für neue Präsentationen der re- voraussichtlich ab Anfang Mai auf Medien. Auch schneider betonte, ferenten oder auch in- sendung gehen. dass medienpuls-bayern aufgrund terviews recherchieren. der offenen Konzeption als »starkes Die blM hat mittlerwei- und attraktives netzwerk« dienen (v. l.): Staatsminister Kreuzer, Online-Redak- le mehr als 20 Partner teurin Petra Ragaller und Siegfried Schneider. 20 Jahre Kabel eins könne. Denn das Portal fungiere für medienpuls-bayern Der in München ansässige Free- nicht nur als schaufenster für die Präsentationsplattform zur Verfü- gewonnen. Dazu gehören verschie- TV-sender kabel eins feierte am eigenen Veranstaltungen der blM, gung und schafft damit mehr re- dene Verbände, Forschungs- und 29. Februar 2012 seinen 20. Ge- sondern sei vor allem eine Einla- levanz und Aufmerksamkeit für die Fördereinrichtungen, Ausbildungs- burtstag. Zuvor hatte der blM- dung an Partnerorganisationen aus events und die Veranstalter. neben institutionen so wie Medienunter- Medienrat zugestimmt, dass die dem Medienbereich, sich aktiv den informationen zu ort, Zeit, re- nehmen. Für weitere Partner ist die Genehmigung des senders um mit ihren Events dort einzubrin- ferenten und Programmablauf der landeszentrale jederzeit offen, infos Schambeck/BLM Julia os: T

acht Jahre verlängert wird. gen. »Die drei großen Ms: Medien, Veranstaltungen können die nutzer durch [email protected]. Fo

34 | TENDENZ 1.12 terMine

2012

14.–19.04. | lAs VEGAs 16.–27.05. | cAnnEs 10.–11.07. | nürnbErG nab show 2012 65. festival de Cannes lokalrundfunktage 2012 konferenz und ausstellung internationales Filmfestival Fachtagung für lokalen und www.nab.org www.festival-cannes.com regionalen rundfunk www.lokalrundfunktage.de 24.–28.04. | bErlin 24.–25.05. | HAMbUrG deutsche Gamestage Mediendialog hamburg 2012 15.–19.08. | KÖln Mit entwicklerkonferenz Quo vadis? www.mediendialog-hamburg.de gamescom www.deutsche-gamestage.de Messe für interaktive spiele 4.–6.06. | bErlin und unterhaltung 25.04. | MüncHEn webinale 2012 www.gamescom.de Potenziale von smart-tv the holistic web conference für lokales fernsehen www.webinale.de 31.08.–5.09. | bErlin blM-Forum internationale funkausstellung ifa www.blm.de 12.–14.06. | KÖln trendshow für consumer electronics anga Cable 2012 www.ifa-berlin.de 26.04. | bErlin Fachmesse und kongress verleihung des deutschen für breitband, kabel und satellit 31.08.–5.09. | bErlin Computerspielpreises 2012 www.angacable.com medienwoche@ifa www.deutscher-computerspielpreis.de internationaler Medienkongress 14.06. | KUlMbAcH www.medienwoche.de 2.–3.05. | lonDon Kifinale Connected tv summit Das bayerische kinderfilmfestival 6.09. | HAMbUrG www.kifinale.de www.connectedtvsummit.com deutscher radiopreis www.deutscher-radiopreis.de 2.–4.05. | bErlin 14.06. | MüncHEn 1. deutscher social tv summit re:publica 2012 12.–13.09. | KÖln blM-Forum Fachkonferenz zu blogs, sozialen dmexco Medien und digitaler Gesellschaft www.blm.de leitmesse für digitales Marketing www.re-publica.de/12 www.dmexco.de 15.–17.06. | KUlMbAcH Jufinale 2.–9.05. | MüncHEn 20.09. | AUGsbUrG doKfest bayerisches Jugendfilmfestival 10. augsburger Mediengespräche 27. internationales www.jufinale.de www.blm.de Dokumentarfilmfestival München www.dokfest-muenchen.de 18.–20.06. | KÖln 24. Medienforum nrW 8.–11.10. | cAnnEs 6.–12.05. | lEiPZiG schöne neue Medienwelt: MiPCoM 2012 Goldener spatz vernetzt, offen, mobil internationale content-Messe 20. Deutsches kindermedienfestival www.medienforum.nrw.de und -konferenz www.goldenerspatz.de www.mipworld.com 23.–24.06. | KÖln 7.–9.05. | lEiPZiG 6. Medienfest nrW 2012 24.–26.10. | MüncHEn Medientreffpunkt www.medienfest.nrw.de Medientage München 2012 Mitteldeutschland www.medientage.de Medien in bewegung 27.06. | MüncHEn www.medientreffpunkt.de blM-forum: digitalradio 23.–25.11. | PADErborn www.blm.de GMK-forum Kommunikationskultur 14.–16.05. | MüncHEn Formelle und informelle bildung audiovisual Mediadays 2012 29.06.–7.07. | MüncHEn in der digitalen Welt www.medientreffpunkt.de filmfest München www.gmk-net.de www.filmfest-muenchen.de

1.12 TENDENZ | 35