Herausgeber Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag 57. Jahrgang · April 2005

Impressum Inhaltsverzeichnis

Schriftleitung: Jörg Bülow Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Schwerpunktthema: Mobilfunk Kindertagesstätte, Benutzungsgebühr, Redaktion: Kindergartengebühr, Inanspruchnahme, Ute Bebensee-Biederer verwaltungsrechtliches Schuldverhältnis, Stellv. Geschäftsführerin Glosse Kündigung Anschrift Schriftleitung und Redaktion: KAG § 6, KiTaG § 25 Abs. 3, SGB VIII Reventlouallee 6, 24105 Kiel Rainer Ute Harms § 90 Abs. 1, SGB VIII § 22 Telefon (0431) 57 00 50 50 Vom Versuch, Arbeitsplätze zu schaffen OVG Schleswig, Urteil vom 18. August Telefax (0431) 57 00 50 54 Ein ehrenamtlicher Bürgermeister 2004, AZ: 2 LB 71/03...... 95 E-Mail: [email protected] erzählt ...... 86 Internet: www.shgt.de Mobilfunk, Planungshoheit, planungs- rechtliche Steuerungsmöglichkeiten einer Verlag: Deutscher Gemeindeverlag GmbH Aufsätze Gemeinde Jägersberg 17, 24103 Kiel §§ 68 Abs.1, 69 Abs.1 Nr.3 und 33, Postfach 1865, 24017 Kiel Arnd Weber Abs.3, 86 Abs.1 Satz 1 LBO, 1 Abs.3, Telefon (0431) 55 48 57 Marktentwicklung und Wachstumsimpul- Abs.5 Nr.1 und 4, 14 Abs.1 Nr1, 29 Telefax (0431) 55 49 44 se durch Mobilfunk ...... 87 Abs.1, 30 ff., 31, Abs.2, 36 BauGB, 26. BImSchV, Anzeigen: Dr. Martin Kruse Schl-H VG, Urt. v. 09.05.2003 W. Kohlhammer GmbH Mobilfunk – wichtiger Standortfaktor - 5 A 157/02 (nicht rechtskräftig) . . . . 97 Anzeigenmarketing, Corinna Rapp für schleswig-holsteinische 70549 Stuttgart Unternehmen ...... 89 Telefon (0711) 78 63 - 72 66 Aus dem Landesverband Telefax (0711) 78 63 - 83 93 Dirk Ebrecht Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 27 vom Kommunen und Unternehmen als Infothek ...... 98 1.1.2004 gültig. Partner beim Aufbau der Mobilfunk- Bezugsbedingungen netze in Schleswig-Holstein ...... 91 Die Ämter in Schleswig-Holstein: Die Zeitschrift „Die Gemeinde“ erscheint Die allzuständigen Dienstleister als Teil monatlich; einmal jährlich können zwei Hefte der Kommunalen Selbstverwaltung..... 99 zu einem Doppelheft zusammengefasst wer- Aus der Rechtsprechung den. Bezugspreis ab Verlag jährlich 72,84 E zzgl. Versandkosten. Einzelheft 8,50 E (Dop- Bau einer Funksystem-Basisstation; Mitteilungen des DStGB...... 108 pelheft 17,– E) zzgl. Versandkosten. Plangenehmigung; Standortbescheini- Abbestellungen: 6 Wochen vor Jahresende gung; Abwägung der von dem Vorhaben beim Verlag. berührten Belange; Einwirkungen elektro- Pressemitteilungen ...... 109 Die angegebenen Preise enthalten die magnetischer Felder auf Menschen und gesetzl. Mehrwertsteuer. Geräte; Wertminderung aufgrund objektiv nicht begründbarer Befürchtungen. Personalnachrichten ...... 109 Druck: Howaldtsche Buchdruckerei, Kiel AEG § 18 Abs. 1 Satz 2, 26. BImSchV Für unverlangt eingesandte Manuskripte §§ 2, 7 Abs. 1 und Bildmaterial übernehmen Verlag und Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Buchbesprechungen ...... 111 Redaktion keine Verantwortung. vom 10. Dezember 2003, Die Redaktion behält sich Kürzungen und BVerwG 9 A 73.02...... 92 Überarbeitungen vor. Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt wird. Benutzungsgebühr, Grundgebühr, Inan- Dieser Ausgabe liegt das spruchnahme, Abwasser, Niederschlags- ISSN 0340-3653 wasser, Tiefenbegrenzung Inhaltsverzeichnis des Titelbild: Herrrenhaus Stockelsdorf KAG § 4, KAG § 6 Foto: Axel Kerbstadt OVG Schleswig, Urteil vom 16. Juni Jahres 2004 bei. 2004, AZ: 2 LB 2/04 (rechtskräftig) ..... 94

Die Gemeinde SH 4/2005 85 Glosse

Leid, weil ich überhaupt nicht begreifen Vom Versuch, Arbeitsplätze zu konnte, dass ständig aus Kiel Schwierig- keiten gemacht werden, wenn man Ar- schaffen beitsplätze schaffen will. oder Schleswig-Holstein – das Land, in dem nicht die Politik, son- 30. April 2004: An diesem Tag fand ein dern die Bürokratie regiert weiteres Gespräch im Kreis Ein ehrenamtlicher Bürgermeister erzählt* (ohne Beteiligung der Gemeinde) statt, an dem erfreulicherweise auch der Landrat Bürgermeister Dipl. Volksw. Rainer Ute Harms (Bilsen) teilnahm und in der nochmals der Rahmen festgelegt wurde. Eigentlich hatte ich gedacht, dass alle Ver- mich davon dispensieren zu lassen. Das antwortlichen im Lande freudig erregt erstaunte die Planer! Anfang Mai 2004: Meine Vorstellung ist, sind, wenn sie hören, dass gleich vier Fir- • Dann erklärte mir eine Frau A.* aus der dass der Staat den Rahmen durch seine men in meinem Dorf investieren wollen. Landesplanung: „Nein, das können wir Genehmigung schafft und dann der Bau- Und da eine Firma sogar etwas größer ist, nicht genehmigen! Wo haben wir noch herr zusammen mit den von ihm beauf- sollen etwa 40 (in Worten: vierzig) Arbeits- einmal was ausgewiesen? Ach, der (Un- tragten Planern sein Haus, seinen Betrieb plätze geschaffen werden. Bei etwa fünf ternehmer) kann ja nach Tornesch ge- baut. In einem Telefongespräch mit dem Millionen Arbeitslosen in Deutschland und hen!” Dieser Ort liegt 10 km entfernt! Da stellvertretenden Leiter der Landespla- 180.000 in unserem Bundesland, bei wir den Flächennutzungsplan auch nung, Herrn E., wehrte ich mich dagegen, schrumpfenden Steuereinnahmen und ei- noch an anderer Stelle erweiterten, sag- dass Kiel in Betriebsentscheidungen hin- nem Bundesland an der Schuldenober- te uns die Dame aus Kiel: „Das geneh- einregieren wollte. „Das ist doch Kommu- grenze, so dachte ich, stehen alle Verant- migen wir. Da haben Sie wenigstens et- nismus, wenn Regierungen/Ministerien in wortlichen Gewehr bei Fuß, wenn sie da- was.” So, als ob sie mir ein großherziges die Betriebe hineinregieren.” Das verstand von hören, dass es noch Firmen gibt, die Geschenk machen würde. Das dickste man in Kiel nicht. erheblich investieren wollen. Betriebe, die Ei war dann, als sie zum Schluss be- Land haben, die Geld haben, die also nur merkte: „Na ja, Sie setzen das ja doch 11. Mai 2004: Auf Einladung der Gemein- eine staatliche Genehmigung brauchen. durch!” de fand eine Sitzung (Elefantenrunde) der Lesen Sie, was mir widerfahren ist! Träger öffentlicher Belange statt, damit die September / Oktober / November, De- Planungsphase verkürzt werden kann. Al- Juni 2003: Der größten der vier Firmen zember 2003: Nachdem der Innenmini- le eingeladenen Fachbehörden zeigten gelang es ein Grundstück zu erwerben, ster also „nein” sagte, überlegten wir uns, sich gutwillig. das günstig für die betrieblichen Zwecke dass doch zumindest der Wirtschaftsmini- ist. Die Gemeinde konnte von einem Anlie- ster Interesse an der Schaffung von Ar- 26. Mai 2004: Ich fuhr extra nach Kiel zum ger nebenan ein weiteres Grundstück kau- beitsplätzen haben müsste. Also bat ich Gemeindetag, musste mich, was so gar fen, so dass wir endlich den bauwilligen unseren Landtagsabgeordneten, er möge nicht mein Ding ist, für 30 Jahre Bürger- Betrieben aus unserem Dorf eine Möglich- den Wirtschaftsminister bitten, sich beim meister ehren lassen, aber es gab mir die keit bieten konnten, ihren Betrieb zu er- Innenminister dafür zu verwenden, dass Gelegenheit, Innenminister Klaus B. einen weitern und durch einen geeigneten Be- das Schaffen von Arbeitsplätzen durchaus Brief in die Hand zu drücken, mit der Bit- triebssitz zu konsolidieren. im Sinne einer klugen Landespolitik liegen te, ihn persönlich zu lesen. Darin hatte ich würde. Der Referent des Ministers, Herr ihm mein Leid über sein Haus geklagt (Zi- 22. Juli 2003: Nachdem alles klar war, be- B., versicherte mir am Telefon, dass der tat: „Da ich das Gefühl habe, dass Sie gar schloss unsere Gemeindevertretung na- Minister das so sehen würde. Vier Monate nicht wissen, wie sehr Ihr Haus die Ent- türlich einstimmig mit kürzestmöglicher (!!!) hat er dazu gebraucht. Das Innenmini- wicklung unserer Wirtschaft durch immer Ladungsfrist dieses Vorhaben zu verwirkli- sterium war nun bereit, sich damit zu be- neue bürokratische Hürden behindert, chen. Wir haben den Grundsatz: Wenn es fassen. schreibe ich Ihnen diese Zeilen...”). Anstatt den Betrieben in unserem Dorf gut geht, sich zu informieren und die notwendigen geht es auch den Bürgern gut. In unserer 9. März 2004: Wir wurden zu einem Ge- Änderungen im Haus zu veranlassen, war Gemeinde gibt es bei 700 Einwohnern fast spräch mit Frau C. und Herrn D. aus dem er beleidigt (Zitat: ... „dass ich Briefe die- 50 Betriebe. Innenministerium eingeladen. Wegen des ses Tons und Stils üblicherweise nicht be- ausgeübten Drucks behandelte man uns, antworte“). So jedenfalls war seine Ant- 11. September 2003: Auf der Bereisung als ob wir was Böses beabsichtigten. Er- wort. der Landesplanung, der Kreisplanung gebnis: Wir sind bereit dem näher zu tre- usw. saßen dann neun Beamte um mei- ten, aber nicht so groß und ganz anders Ende Juni 2004: Meine Schwägerin rief nen Wohnzimmertisch, tranken meinen als geplant. Das Ministerium versuchte mich an und sagte: „Am … bin ich mit dem Kaffee und erklärten mir: dem Unternehmer, der immerhin die gan- Chef der Landesplanung bei dem Unter- • „Herr Bürgermeister, bevor wir anfan- ze Sache bezahlen muss, sogar vorzu- nehmer …”. Dann sagte sie noch: „Bleib gen, müssen wir Ihnen sagen, dass Sie schreiben, wie er zu bauen hat. Es wurden du mal weg.” einen Landschaftsplan machen müs- von den Firmen ‚Entwicklungskonzepte’ sen.” (Das hätte mindestens 2 1/2 Jah- gefordert. 7. Juli 2004: Eine Woche später gab es re gedauert, hätte 25.000 € gekostet wiederum ein Gespräch in Kiel. Es waren und mit der Planung für die Firmen hät- Ca. März 2004: Meine Schwägerin Doris anwesend: Der Chef der Landesplanung, te erst danach begonnen werden kön- H. ist die Geschäftsführerin der ‚WEP’ der der stellv. Leiter der Landesplanung Herr nen!) Zum Glück hat der Umweltminister Wirtschaftsförderungsgesellschaft der meiner Gemeinde und anderen kleine- Kreise Pinneberg und . Bei ei- ren Gemeinden die Möglichkeit eröffnet, nem privaten Besuch klagte ich ihr mein * Namen wurden von der Redaktion geändert

86 Die Gemeinde SH 4/2005 E., Herr D. vom Referat Städtebau und achten, das jetzt wieder gefordert wurde irgendwann 2006, eher 2007. Ob dann die Ortsplanung, der Justiziar des Innenmini- und m.E. überflüssig wie ein Kropf ist. Es Betriebe noch das wollen oder können, steriums, Herr F. Es wurde beschlossen, wurde nur Papier hin und hergewälzt, was sie Anfang 2003 geplant haben, wa- ein Entwicklungskonzept zu machen. hochbezahlte Beamte (Bedenkenträger) ge ich zu bezweifeln. haben sorgenvoll ihren Kopf hin und her November 2004: Unser gemeindliches bewegt und Sitzungen veranstaltet, der Mein Kommentar: Planungsbüro konnte endlich loslegen, zuständige Minister war beleidigt, aber Dieser Staat ist verrückt! zwar nicht mit der Bauleitplanung, aber kein Spatenstich konnte gemacht werden immerhin mit einem Konzept. und wird wohl in absehbarer Zeit auch PS: nicht erfolgen. Richtig wäre, das Land würde bei solchen 15. Dezember 2004: Das Konzept lag Anliegen von Firmen den Betrieb zu ent- vor. Es gab zwei Entwürfe. 9. März 05: Es fand eine weitere „Elefan- wickeln, eine „Task force” einrichten, die tenrunde” statt, um mit den Trägern öf- sich nur darauf konzentriert, dass solche 13. Januar 2005: Es gab ein weiteres Ab- fentlicher Belange auf einen Nenner zu Investitionsentscheidungen auch schnell stimmungsgespräch in unserem Dorf. Es kommen und so das weitere Verfahren und unbürokratisch erfolgen können. Die waren anwesend u.a. der Chef der Lan- wenigstens etwas zu verkürzen. Stadt Hamburg hat so etwas erfolgreich desplanung Herr G., der sich seit seinem mit ihrem „Investitionsnavigator” geschaf- ersten Besuch in Bilsen redlich um die Sa- Fazit: Die Realität in Schleswig-Holstein fen. che bemüht hat, und dem ich daher dank- ist: Nicht die Politik regiert die Büro- bar bin, Frau H. aus dem Innenministeri- kratie, sondern die Bürokratie die Po- um, Herr J. vom Kreis Pinneberg u.a. Man litik. Viel schlimmer ist, dass die politisch einigte sich auf ein Konzept und besprach Verantwortlichen offensichtlich kein Inter- das weitere Vorgehen. esse an der Schaffung von Arbeitsplätzen haben. Anders kann ich mir nicht erklären, Anmerkung der Schriftleitung: 31. Januar 2005: Erklärte Frau H. aus dass die Mitarbeiter des Innenministeri- Ist das Geschehen in dem vorstehenden dem Innenministerium, obwohl sie ja bei ums machen können, was sie wollen. Artikel ein Einzelfall oder typisch? Das mag dem Gespräch am 13. Januar 2005 zuge- Ganz anders übrigens als ich es mit Um- die Reaktion aus der Leserschaft der „Ge- gen war, dass sie nun noch ein Gutachten weltminister Müller erleben durfte. Er kam meinde” ergeben. Er belegt aber Eines: es fordern müsse in Bezug auf das bis- auf meine Bitte in mein Dorf (ohne Öffent- sind nicht die Verwaltungsstrukturen der herige Firmengelände. Kosten geschätzt lichkeit), ich konnte ihm ein Problem auf- Gemeinden und Ämter, die unser Land 10.000 €. Wir baten Herrn G. von der Lan- zeigen und er veränderte daraufhin die Geld kosten und die Wirtschaft behindern, desplanung, hier ein gutes Wort für uns Landespolitik mit dem Ergebnis: Weniger sondern das dichte Geflecht aus Vorga- einzulegen, um die zusätzlichen Kosten zu Planung, mehr Umweltschutz. Das finde ben des Planungs- und Umweltrechts. vermeiden. Am 8. März teilte uns Herr G. ich prima. Während ein ehrenamtlicher Bürgermeis- mit, dass auf das Gutachten verzichtet Wie sieht es nun in meinem Dorf aus: ter mit einer vergleichsweise geringen Auf- wird. Juli 2003: erster Beschluss der GV. wandsentschädigung versucht, für seine Februar 2005: Beginn der F- und B- Pla- Unternehmer Hindernisse aus dem Weg 3. Februar 2005: Unser Planungsbüro nung. zu räumen, beschäftigt der Fall zwei Minis- hatte inzwischen die Gesamtkosten der Stand nach § 33 BauGB.: ter und zahlreiche Landesbeamte des hö- Planung ermittelt: Etwa 100.000 € mit den etwa ...?..2006: Erstellen von Bauanträ- heren Dienstes nun schon seit fast zwei Kosten unserer Verwaltung ohne das Gut- gen und deren Genehmigung frühestens: Jahren.

Aufsätze

vielfältige Veränderungen erfahren. Im Marktentwicklung und Wachstums- Segment Telekommunikation hat sich der 1 flächendeckende Ausbau der Mobilfunk- impulse durch Mobilfunk technologie, die Schaffung einer neuen In- frastruktur, als Innovationsmotor erwiesen. Ministerialrat Arnd Weber, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Im Gegensatz zur Festnetztelefonie gab es Schleswig-Holstein bereits seit Vergabe der ersten D-Lizenzen nach dem GMS-Standard im Jahre 1990 Herzlichen Dank für die Gelegenheit, zu Ih- und Wachstumsimpulse durch Mobilfunk” im Mobilfunk vom Start weg Wettbewerb. nen zum Tagungsmotto „Mobilfunk in der spielen im Wettbewerb der Wirtschafts- Durch die später vergebenen E-Lizenzen kommunalen Praxis” zu sprechen. Ich se- standorte zwei Faktoren zunehmend eine wurde das wettbewerbsorientierte Umfeld he es für die heutige Diskussion als großen wesentliche Rolle: im Mobilfunk weiter gestärkt. Und obwohl Vorteil an, in Ihnen nicht nur ein interes- Diese Faktoren heißen einerseits „Mobi- Mobilfunkgespräche selbst zu Zeiten des siertes, sondern auch problembewusstes lität” und andererseits „schneller Zugang Festnetzmonopols vergleichsweise teuer und fachlich kompetentes Publikum zu zu Informationen”. Die klassischen Stand- waren und auch heute noch über den Prei- haben. ortfaktoren, Verkehrs- und Versorgungsin- sen im Festnetz liegen, kann man zu Recht Zunächst möchte ich aber die Grüße von frastruktur und intellektuelles Kapital wer- von einer Erfolgsstory sprechen. Minister Dr. Rohwer überbringen, der der den durch diese Faktoren inzwischen we- heutigen Informationsveranstaltung einen sentlich beeinflusst und in ihrer Bedeutung 1 Rede anlässlich der Informationsveranstaltung „Wirt- guten Verlauf wünscht, zu seinem Bedau- und konkreten Ausgestaltung verändert. schaft, Kommune, Bürger – Mobilfunk in der kom- ern wegen anderer terminlicher Verpflich- Das Wirtschaftsleben und die Gesellschaft munalen Praxis” der Kommunalen Landesverbände tungen nicht persönlich teilnehmen kann. haben mit Innovationen der mobilen Kom- sowie des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (Dienstleistungs-GmbH) am 23.09.2004 in Rends- Bei meinem Thema „Marktentwicklung munikation in den vergangenen Jahren burg

Die Gemeinde SH 4/2005 87 Welche Indikatoren werden von der Mobi- betriebe und für die gesamte Waren-Ver- Immerhin ist mit fast einem Jahr Verzöge- len Kommunikation für die zukünftige Ent- triebskette wird der schnelle Datenaus- rung die Markteinführung von UMTS jetzt wicklung ausgehen, welche Trends gibt tausch via UMTS unerlässlich sein. gestartet. Es wird aber erwartet, dass der es: Die mobile Abfrage von Daten aus dem UMTS-Markt erst ab 2005 in Schwung • Die Medien- und Internet-Märkte sind Büro wie zum Beispiel Konstruktions- kommt, da bisher noch die richtige „Killer- wesentlicher Treiber des gesellschaftli- zeichnungen oder ähnliches vor Ort beim Applikation” der neuen konsumenten-ori- chen Wandels von der Industrie- zur In- Kunden wird mit dem mobilen Internet entierten Anwendungen für UMTS fehlt. formationsgesellschaft. kein Problem mehr darstellen, da hier alle Rund 67 Millionen Mobilfunkkunden gibt • Die Entwicklungsdynamik in der Infor- wichtigen Unterlagen via mobiler Daten- es derzeit in Deutschland. Jeder Mobil- mations- und Kommunikationstechno- verbindung abrufbar sein werden. Voraus- funkkunde kann bereits heute von seinem logie ist der Motor für die technologi- gesetzt natürlich, dass sich eine solche individuellen Standort aus Informationen sche und wirtschaftliche Entwick- Verbindung vom jeweiligen Standort auch und Dienste abrufen, wie beispielsweise lung der gesamten Wirtschaftsregion aufbauen lässt. Daher spielt ein leistungs- Hotelführer, Verkehrsinformationen oder Schleswig-Holstein. starkes Mobilfunknetz im kommunalen Taxiservices, allerdings nicht immer in • Die Digitalisierung und Vernetzung, ins- Wettbewerb um Wirtschaftsansiedlungen einer sehr überzeugenden Darstellung. besondere die Entwicklung der Breit- eine wichtige Rolle. UMTS wird hier sicherlich wesentlich mehr band-Infrastruktur und der Breitband- Aber auch im Tourismus wird UMTS neue Vielfältigkeit, Geschwindigkeit, Qualität Anwendungen, treiben die Konvergenz Möglichkeiten eröffnen und die Attrakti- und Komfort bieten. verschiedener Medienbranchen, der In- vität von Fremdenverkehrsstandorten er- Wir wollen daher alles tun, um der UMTS- formationstechnologie und der Tele- höhen. Es ist daher zu erwarten, dass mo- Technologie in Schleswig-Holstein zum kommunikationsbranche voran. bile Internetanwendungen wie regionale Durchbruch zu verhelfen und sie für Unter- • Die Mobile Kommunikation mit den neu- Informations- und Fremdenverkehrsdiens- nehmen und Verbraucher sicher, kosten- en Mobilfunk-Technologien, insbeson- te ihren Markt finden werden. günstig und attraktiv zu machen. dere UMTS (Anm.: Universal Mobile Te- Meine Damen und Herren, wie sie sehen, Aus diesem Grund ist das Wirtschaftsmi- lecommunication Systems – Mobilfunk geht es bei der Verwirklichung von Innova- nisterium mit den Mobilfunkunternehmen der dritten Generation) und WLAN tionen im Mobilfunk nicht nur darum, das und der Wirtschaft mit ihren Verbänden (Anm.: Wireless Local Area Network) neueste digital aufgenommene Urlaubs- und Organisationen im Dialog, um die Ent- wird in Zukunft einen besonderen Stel- bild schnell und komfortabel via MMS zu wicklungspotentiale der mobilen Kommu- lenwert einnehmen. Das Angebot von versenden oder die Urlaubspostkarte nikation auszuschöpfen und Wachstum mobilen Breitband-Diensten für die Kun- durch SMS zu ersetzen. daraus zu generieren. Neue und innovati- den wird positive Wachstumseffekte ha- Die neuen IuK-Technologien sind unver- ve Anwendungen der UMTS-Technologie ben. rückbar zum Bestandteil unseres Wirt- können hierbei eine besondere Initialzün- • Sich wandelnde Geschäftsmodelle, schafts- und Privatlebens geworden. dung auslösen. neue integrierte Wertschöpfungspro- Kaum ein anderes Medium hat solche Ver- Die Informations- und Kommunikations- zesse, veränderte Organisationsstruk- änderungen hervorgerufen wie das Inter- techniken (IuK) stehen im Focus der clus- turen, hochtransparente Güter- und net. Mit der Verbindung von Mobilkommu- terorientierten Wirtschafts- und Technolo- Dienstleistungsmärkte, abgesenkte nikation und Internet wird ein weiterer ent- giepolititk des Landes. Das Ziel ist dabei, Marktzugangsschwellen sowie innovati- scheidender Meilenstein auf dem Weg in Innovationsprozesse zu beschleunigen, ve Leistungsangebote führen zu mehr die Informations- und Wissensgesellschaft um die Wirtschaftskraft des Landes nach- Beschäftigung und Wachstum. Zusam- vollzogen. haltig zu stärken. Die Landesregierung för- men mit der dadurch verbesserten Allo- Mobilität ist der bestimmende Trend beim dert deshalb den Aufbau einer wirtschafts- kation führt dies insgesamt zu erhebli- weiteren Ausbau des Internet. Ich denke, nahen Infrastruktur im Bereich des Clu- chen Wohlstandsgewinnen für uns alle. dies zeigt, dass auch unsere Gesellschaft sters IuK und Medien. Aus diesen Gründen kommt der flächen- eine Mobile Informationsgesellschaft wird, Bereits im Juni 2004 startete mit Unter- deckenden Nutzung von mobilen Breit- die zu jeder Zeit an jedem Ort Zugang zu stützung des Landes in Lübeck das Kom- bandtechnologien und somit dem schnel- globalen Informationsdiensten haben will. petenzzentrum medRegio mit dem Ziel, len Ausbau der UMTS-Versorgung eine Aber UMTS gibt in Deutschland auch den ansässigen Unternehmen der Medi- besondere Bedeutung zu. wichtige konjunkturelle Impulse und zintechnik und Gesundheitswirtschaft eine Mit UMTS soll die komfortable Nutzung schafft Voraussetzungen für attraktive und Netzwerk- und Beratungsinfrastruktur zur des mobilen Internets verwirklicht werden. zukunftsfähige Arbeitsplätze. Verfügung zu stellen. Mit der Errichtung ei- Bereits heute können Daten mobil mit dem Da die Mobilfunkunternehmen finanziell nes Kompetenzzentrums Mobile Kommu- Handy übertragen werden, allerdings er- stark belastet sind, es aber für den Tech- nikation in der Region Flensburg mit einer fordert dies noch eine Menge Geduld. Mit nologiestandort Deutschland von großer Reihe leistungsfähiger IuK-Unternehmen den vorhandenen Standards sind keine Bedeutung ist, dass der Ausbau der Infra- sowie der FH Flensburg bestehen gute schnellen Übertragungszeiten möglich. struktur zügig voran geht, ist die Entschei- Voraussetzungen, die Entwicklungs-Po- Man erreicht allenfalls Datenübertragun- dung der Regulierungsbehörde zu begrü- tentiale vor allem in der mobile Kommuni- gen wie über eine analoge Modemverbin- ßen, eine verstärkte Zusammenarbeit der kation auszuschöpfen und Wachstum dung im Festnetz. Netzbetreiber zuzulassen. daraus zu generieren. Neue und innovati- Mit UMTS wird sich dies wesentlich be- Die enormen Investitionen in die neue Mo- ve Anwendungen der UMTS-Technologie schleunigen. UMTS ist gewissermaßen bilfunkgeneration machen deutlich, wel- können hierbei eine besondere Initialzün- das mobile Breitbandnetz. che Erwartungen die Inhaber der UMTS- dung auslösen. Eine flächendeckende Versorgung mit Lizenzen und die damit zusammenhän- Die Trägerschaft des Projekts soll über- mobilen Datenverbindungen bietet nicht gende Industrie damit verbinden. Konkret wiegend in der öffentlichen Hand liegen. nur Perspektiven für die regionale Wirt- sind die hohen Investitionssummen, Ab- Die beteiligten Institutionen und Unterneh- schaftsentwicklung, sondern ist geradezu strakt bleibt bisher der Nutzen der UMTS- men gründen zu diesem Zweck eine essentiell. Eine leistungsstarke Mobilfunk- Technologie. Für Netzausrüster und End- GmbH , die aus Fördergründen nicht auf Infrastruktur ist ein wesentlicher Faktor für gerätehersteller besteht die Herausforde- Gewinnerzielung ausgerichtet sein darf. Es die wirtschaftliche Entwicklung von Kom- rung deshalb darin, möglichst schnell werden Kooperationen mit bedeutenden munen und Regionen. Insbesondere für konkrete Anwendungen zu entwickeln Unternehmen der Mobilfunk-Branche an- die Logistik von Unternehmen, für Zuliefer- und der Öffentlichkeit vorzustellen. gestrebt.

88 Die Gemeinde SH 4/2005 Das Kompetenzzentrum bietet damit vor- dabei ein hohes Maß an Lebensqualität?” gelände oder in großen Hotels. nehmlich KMU der Region eine Plattform, Ein richtiger Schritt war daher die Verein- UMTS und Wireless LAN sind keine po- um an neuen Entwicklungen und Prozes- barung zwischen den Mobilfunknetzbe- tentiellen Konkurrenzangebote, sondern sen der mobilen Kommunikation mitzuwir- treibern und den kommunalen Spitzenver- können sich sinnvoll ergänzen, so die re- ken und Arbeitsplätze des Standorts bänden im Jahre 2001 über eine vertrau- gulatorische Feststellung der Regulie- Flensburg zu sichern und neue zu schaf- ensvolle Zusammenarbeit bei der Auswahl rungsbehörde für Telekommunikation und fen. Die Förderung soll aus GA-Rückflüs- von Antennenstandorten, die im Juni 2003 Post. sen der Region mit Landesmitteln erfol- noch einmal konkretisiert worden ist. Die Für die nächste Zukunft wird von Kennern gen. Standorte müssen im Dialog gefunden des Marktes für Wireless LAN sogar ein Die Landesregierung wird bei aller positi- werden. Dies ist ein Kompromiss, der für größeres Wachstum der Investitionstätig- ven Einstellung zum Mobilfunk aber auch die Kommunen verträglich und gleichzeitig keit als für die UMTS-Technologie erwar- das Thema elektromagnetische Verträg- für die Technik sinnvoll erscheint. tet. UMTS konzentriert sich in der ersten lichkeit im Auge behalten. Sie nimmt nach UMTS verspricht zweifelsohne eine be- Ausbauphase vor allem auf die Ballungs- wie vor die Sorgen und Ängste der Men- deutende Evolution im Mobilfunk, die sich gebiete, weil dort die Flächendeckungs- schen um ihre Gesundheit ernst und ist nicht nur auf die Ballungsräume beschrän- vorgaben der Lizenz am ehesten erreicht der Auffassung, dass die Chancen von ken darf. Der Erfolg von UMTS hängt von werden können. Erst nach und nach wird UMTS ergriffen, gleichzeitig aber die Risi- der Kundenakzeptanz ab, die nur dann sich UMTS auch im ländlichen Raum ver- ken minimiert werden müssen. gegeben sein wird, wenn das Paket aus breiten. Denn: Ca. 67 Millionen Mobilfunkkunden Endgerät, UMTS-Netz, Tarif und angebo- Aus diesem Grund wird es für die kommu- möchten bereits heute überall die Mög- tenen Dienstleistungen stimmt. nalen Entscheider darauf ankommen, sich lichkeit haben, erreichbar zu sein, aber ei- Wenn ich aus Allem meinen Schluss zie- näher mit dem Thema Breitbandtechnolo- nige wünschen sich die Sendeanlage hen soll, meine Damen und Herren, dann gie auseinanderzusetzen, denn die Kennt- trotzdem möglichst im Nachbarort. gehe ich fest davon aus, dass die neue nis über verschiedene breitbandige Kom- In Deutschland wurden Grenzwerte für die UMTS-Technologie zu einem weiteren munikationstechnologien und deren An- Abstrahlung von Funkanlagen festgelegt, Wachstumspotenzial im Mobilfunk und zu bieter ermöglicht erst einen bedarfsgere- die den Empfehlungen der EU, der Welt- einer sukzessiven Ablösung der heute vor- chten Infrastrukturausbau in der Region. gesundheitskommission und der interna- handenen Mobilfunk-Technologien GSM Genau das ist das Anliegen der Landesre- tionalen Strahlenschutzkommission ent- und GPRS führen wird. gierung. Uns geht es in erster Linie darum, sprechen. Neben UMTS liegen zurzeit aber ebenso die vielfältigen Argumente und komplexen Auch für die Kommunalvertreter besteht große Hoffnungen in der Wireless LAN- Zusammenhänge aufzuzeigen, die für ei- damit die Aufforderung, weiterhin dieses Technologie, dem breitbandigen schnellen nen raschen Ausbau der Breitbandinfra- Thema aktiv anzugehen, wenn sie am Nut- Zugang zum Internet. Wireless LAN bietet struktur im Lande sprechen. Wir wollen zen dieser Technologie partizipieren wol- sich dort an, wo die Installation einer Ba- Unternehmen, aber auch die Verantwortli- len. sisstation, eines so genannten Hot Spots, chen in den Kommunen und Wirtschafts- Meiner Meinung nach wird sich nicht die mobile Kommunikation ermöglicht. Ein- förderungsgesellschaften für dieses The- Frage stellen: „Brauchen wir UMTS? Wol- satzbereiche für Wireless LAN sind überall ma sensibilisieren. len wir UMTS?” Nein: wir müssen es wol- dort, wo auf relativ kleiner Fläche eine Ich wünsche Ihnen hierzu noch eine inter- len! Daher muss die Frage lauten: „Wie ge- große Zahl von Nutzern anwesend ist, al- essante Diskussion und freue mich auf stalten wir den Weg in die mobile Informa- so zum Beispiel auf Flughäfen und Bahn- den weiteren Dialog mit Ihnen, auch in der tionsgesellschaft und wie erhalten wir uns höfen, auf dem Firmen- oder Universitäts- Zukunft.

gen sein. Stark zunehmen wird hingegen Mobilfunk – wichtiger Standortfaktor der Anteil der Unternehmen, in denen zwi- schen 10 Prozent und einem Drittel der für schleswig-holsteinische Unter- Mitarbeiter auch außerhalb des Unterneh- mensstandortes arbeiten: Von etwa zehn nehmen Dr. Martin Kruse, Geschäftsführer der IHK zu Kiel Prozent vor zwei Jahren wird dieser Pro-

Gut die Hälfte der Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer zu Kiel sind der Ansicht, dass mobile Kommuni- kation geeignet ist, die periphere Lage von Unternehmensstandorten in Schleswig- Holstein auszugleichen. Dies ist das Er- gebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer zu Kiel. Sie verdeutlicht außerdem, dass die Unternehmen in zu- nehmendem Maße die Möglichkeiten nut- zen, die ihnen die mobile Telekommunika- tion bietet: Waren vor zwei Jahren noch in gut der Hälfte der befragten Unternehmen nur bis zu maximal zehn Prozent der Mit- arbeiter auch außerhalb des Unterneh- mensstandorts beschäftigt, so trifft dies heute für nur noch gut 40 Prozent der Fir- men zu. In fünf Jahren wird dieser Pro- zentsatz nach Schätzung der Unterneh- men auf ein knappes Viertel zurückgegan-

Die Gemeinde SH 4/2005 89 zentsatz auf etwa ein Viertel in fünf Jahren gehen, bei allerdings schon vor zwei Jah- Doch nicht nur die Anteile der mobilen Ar- steigen. Demgegenüber ist der Zuwachs ren recht hohem Niveau vergleichsweise beitnehmer, auch der Umfang ihrer Ar- der Betriebe, in denen mehr als ein Drittel gering: Von knapp 40 Prozent wird ihr An- beitszeiten außer Haus steigt an: Etwa ein der Mitarbeiter ihrer Tätigkeit auch außer- teil auf etwa 45 Prozent in fünf Jahren an- Viertel der mobilen Arbeitnehmer ver- halb des Unternehmensstandortes nach- steigen. brachte vor zwei Jahren nur zehn Prozent seiner Arbeitszeit nicht an seinem Arbeits- platz, während über 30 Prozent sich zwi- schen einem und zwei Dritteln ihrer Ar- beitszeit außerhalb des Unternehmens für dessen Ziele einsetzte und ein weiteres Viertel bis zu 100 Prozent außer Haus ar- beitete. Schon heute ist der Anteil der Mit- arbeiter, die mindestens zwei Drittel ihrer Arbeitszeit nicht im Unternehmen verbrin- gen auf etwa ein Drittel angestiegen. Die- se Zunahme geht vor allen Dingen zu Las- ten derer, die nur bis zu zehn Prozent außerhalb ihres Arbeitsplatzes arbeiten. Ihr Anteil sinkt von gegenwärtig knapp 20 Prozent auf erwartete rund 12 Prozent in fünf Jahren ab. Die abnehmende physische Bindung von Mitarbeitern an ihr Unternehmen lässt sich ohne leistungsfähige Telekommunikati- onsmittel nicht realisieren. Neben der praktisch unumgänglichen Notwendigkeit der fernmündlichen Erreichbarkeit an je- dem Ort gewinnt deshalb der mobile Da- tenaustausch zunehmend an Bedeutung. So setzen rund 90 Prozent aller Unterneh- men heute ein Handy ein. Die große Be- deutung der Verfügbarkeit von Daten wird durch die häufige Nutzung von Notebooks deutlich, die immerhin bei 60 Prozent der Unternehmen zum Einsatz kommen. Mit gut acht Prozent setzt ein noch geringer Anteil der Unternehmen Smartfones ein, die den mobilen Datenaustausch an prak- tisch jedem Ort ermöglichen. Allerdings zeigt der hier mit mehr als 40 Prozent ho- he Anteil von Unternehmen, die diese Fra- ge nicht beantwortet haben, dass dieses Medium sich noch in der Markteinfüh- rungsphase befindet. Enorme Zuwachsra- ten bei der Nutzung der Smartfones wei- sen ebenfalls in diese Richtung. Die steigende Bedeutung des mobilen Da- tenaustausches zu Lasten der mobilen Te- lefonie, wie sie heute bekannt ist, verdeut- lichen auch die Aussagen und Einschät- zungen der Unternehmen zu den Haupt- anwendungsfeldern mobiler Kommunika- tion: Während fast alle befragten Unter- nehmen der mobilen Telefonie heute eine große Bedeutung beimessen, so tun dies für die zweite Hälfte des nächsten Jahr- zehnts nur noch gut zwei Drittel. Auch dem so genannten Mobile Office – gegen- wärtig für viele der aktuelle Stand der Mo- bilität des Arbeitsplatzes – wird eine sin- kende Bedeutung prognostiziert. Ein star- ker Bedeutungszuwachs wird hingegen der Veredelung der herkömmlichen Telefo- nie durch visuelle Elemente beigemessen. Ihre Bedeutung wird in den nächsten fünf Jahren stark ansteigen. Das gleiche gilt für den reinen Datenaustausch, die mobile Einsatzplanung von Mitarbeitern und dem mobilen Bezahlen. Ebenfalls anwachsen wird die mobile Kommunikation zwischen

90 Die Gemeinde SH 4/2005 machen sie mehr als ein Drittel der Kosten für Telekommunikation aus, bei 20 Prozent sind es sogar mehr als die Hälfte. Dabei werden bei großen Unternehmen für mo- bile Kommunikation durchaus monatliche Kosten im fünfstelligen Bereich erreicht. Angesichts der Bedeutung der mobilen Kommunikation kann davon ausgegan- gen werden, dass sowohl die absoluten Höhen der Ausgaben für mobile Kommu- nikation als auch ihre relativen Werte künf- tig noch steigen werden. Da Unternehmen in peripher gelegenen Regionen wie in Schleswig-Holstein in besonderem Maße von der Möglichkeit zur mobilen Kommu- nikation abhängen, ist es für unser Bun- desland von großer Bedeutung, über eine leistungsfähige Infrastruktur für diese Dienste zu verfügen. Das setzt voraus, dass die dazu nötigen Antennen in ausrei- chender Zahl und Dichte vorhanden sind und ihr Aufbau von den Kommunen ent- Maschinen: Bewerten dies heute nur etwa Dass die mobile Kommunikation schon sprechend unterstützt wird. Denn für die sechs Prozent der Unternehmen als ein heute eine große Bedeutung für die Unter- Attraktivität eines Standortes ist eine Er- Hauptanwendungsfeld, so schätzen nehmen hat, verdeutlichen auch die antei- reichbarkeit mit Mobilfunk heute genauso knapp 30 Prozent, dass dies in fünf Jah- lig hohen Ausgaben der Unternehmen für wichtig wie seine Verkehrsanbindung oder ren der Fall sein wird. sie: Bei knapp der Hälfte der Unternehmen seine Versorgung mit Strom.

Zellularer Aufbau der Netze Kommunen und Unternehmen als Dabei ist das mobile Endgerät ohne eine funktionierende Netzinfrastruktur nicht Partner beim Aufbau der Mobilfunk- funktionsfähig. Analog zu den steigenden 1 Nutzerzahlen ist der Auf- und Ausbau der netze in Schleswig-Holstein Mobilfunknetze notwendig geworden. Während noch vor wenigen Jahren das Dirk Ebrecht (Vodafone-Unternehmenskommunikation) Hauptaugenmerk der Mobilfunknetzbe- Mit dem kommerziellen Start der so ge- munikationsmedium. Das Mobiltelefon ist treiber darauf lag, eine adäquate Flächen- nannten D-Netze setzte ab Sommer 1992 heute täglicher Wegbegleiter, denn das abdeckung zu schaffen, ist heute das Be- eine Marktentwicklung ein, die bislang ein- Handy ist mittlerweile auch zum mobilen reitstellen von Netzkapazität die vornehm- zigartig in der Wirtschaftsgeschichte ist. Büro, zum Organizer und mittels UMTS- liche Aufgabe. Dabei ist zu beachten, dass Die jeweiligen Prognosen der erwarteten Technik zunehmend auch zum Einstieg ins eine Mobilfunkbasisstation zeitgleich die Nutzerzahlen wurden regelmäßig von der Internet für unterwegs geworden. Moder- Gesprächsanforderungen von rund 70 Realität rasant überholt (vgl. Abb. Ent- ne Mobilkommunikation hat Lebens- und Teilnehmern sicherstellen kann. Ein Mobil- wicklung im Mobilfunkmarkt). So nutzen Arbeitsgewohnheiten geändert, Lebens- funknetz ist zellular ähnlich einem Wa- heute mehr als 70 Millionen Menschen in qualität gesteigert und ist beispielsweise bensystem aufgebaut. Idealerweise ist Deutschland die Vorzüge der mobilen im Bereich der Krisen- und Notfallkommu- dabei die Sende- und Empfangsanlage Kommunikation. Das Handy ist mittlerwei- nikation zum anerkannten Lebensretter (Basisstation) möglich zentral innerhalb le im Privat- und auch im Wirtschaftsleben geworden. der einzelnen Funkzelle positioniert. Wäh- ein kaum mehr wegzudenkendes Kom- rend in ländlichen und damit in der Regel dünner besiedelten Gebieten eine Funk- zelle oftmals mehrere Kilometer im Durch- messer misst, beträgt die Größe einer Funkzelle in städtischen Bereichen in der Regel nur wenige hundert Meter (vgl. Abb. Struktur eines Mobilfunknetzes). Die so genannte Netztopografie erfordert bei Bau und Planung umfangreiches Know-How und Erfahrung. Neben dem eigentlichen Versorgungsziel, beispielsweise einem Autobahnabschnitt, einem Gewerbege- biet oder einer einzelnen Ortschaft, spielen bei der Netzplanung die Geländetopogra- fie, die Vegetation oder die Bebauung ne- ben verschiedenen weiteren Faktoren eine entscheidende Rolle. Der Spielraum der

1 (Zusammenfassung des Vortrages von Dirk Burmes- ter, Niederlassungsleiter Technik der Vodafone D2- GmbH, im Rahmen der Informationsveranstaltung „Wirtschaft, Kommune, Bürger – Mobilfunk in der kommunalen Praxis am 23.09.04 in Rendsburg)

Die Gemeinde SH 4/2005 91 ligung der Kom- Vodafone rund 350 der Kommunen, in de- munen zum Aus- nen das Unternehmen mit einer oder meh- bau der Mobil- reren Basisstationen vertreten ist bezie- funknetze, die hungsweise ein Bauvorhaben plant, den Informa- schriftlich über den Ausbaustand infor- tionsaustausch miert oder eine Informationsveranstaltung zwischen Netz- in politischen oder öffentlichen Gremien unternehmen durchgeführt. Erklärt die Kommune ihr und Kommune Einverständnis, steht dem Aufbau und der sowie das Proce- Inbetriebnahme der Anlage neben rechtli- dere festschreibt, chen Auflagen und einer eventuell not- ist ein deutlicher wendigen Baugenehmigung nichts mehr Schritt in Rich- im Wege. Daneben hat die Kommune das tung Transparenz Recht zum Vorschlag von Alternativstan- und Einbezie- dorten. Diese müssen von den Netzunter- hung der Bürge- nehmen unter technischen und wirtschaft- rinnen und Bür- lichen Aspekten einer Überprüfung unter- ger unternom- zogen werden. Eine Reihe von Kommu- Netzunternehmen ist dabei nicht nur tech- men worden. Die so genannte Mobil- nen konnten sich dabei auch mit Alterna- nisch-physikalisch, sondern auch be- funkvereinbarung ist in den vergangenen tivvorschlägen bei der Standortfindung triebswirtschaftlich begrenzt. So stellen Jahren zwischen den jeweiligen Partnern durchsetzen. Das gesamte Vorgehen wird auch die Zuwegung zu einer Basisstation zunehmend mit Leben erfüllt worden und jeweils für den Einzelfall und oftmals auf und andere Erschließungskosten, wie die unterliegt einer jährlichen Überprüfung der Grundlage spezieller kommunaler der Stromversorgung, wichtige Entschei- durch das Deutsche Institut für Urbanistik Wünsche abgestimmt (vgl. Abb. Zusam- dungsparameter dar. (DIFU). Das letzte DIFU-Gutachten kommt menarbeit mit Kommunen). Bürger- oder zu dem Schluss, dass Information und Zu- Einwohnerversammlungen werden dabei Mobilfunkvereinbarung mit Rechten sammenarbeit seit Beginn der Vereinba- zur Regel. Ziel dabei ist neben der Infor- und Pflichten rung deutlich verbessert werden konnte. mation und einer transparenten Entschei- Wurde der Netzausbau noch bis vor weni- Dennoch existiert nach wie vor Optimie- dungsgrundlage eine möglichst einver- gen Jahren in der Regel ohne Einbezie- rungsbedarf auf beiden Seiten. Aus Sicht nehmliche Standortentscheidung. hung von Politik und Verwaltung vor Ort der Netzunternehmen und ihrer mittlerwei- voran getrieben, hat im Jahr 2001 ein Um- le umfangreichen Erfahrung bei der Stan- Die Entwicklung geht weiter – Blick denken im Vorgehen stattgefunden. Mit dortfindung ist die Umsetzung der Mobil- nach vorn dem Abschluss der Vereinbarung über funkvereinbarung durch die Kommunen Mit dem Ausbau der UMTS-Technologie den Informationsaustausch und die Betei- hinsichtlich der Kommunikation mit den beschreiten die Unternehmen einen weite- Bürgerinnen und Bür- ren Schritt auf der technischen Entwick- gern weiterhin verbes- lungsleiter. Mit dem weltweit gültigen und serungsnotwendig. leistungsfähigen Übertragungsstandard Neben den halbjähr- wird vor allem die Datenkommunikation lich zu aktualisieren- um entscheidende Schritte nach vorn ge- den schriftlichen Infor- bracht. So ist die Übertragung bewegter mationen über Pla- Bilder über ein Mobilfunknetz möglich und nungs- und Ausbau- eröffnet damit völlig neue Anwendungs- stand bieten die Un- möglichkeiten. Zu einer leistungsfähigen ternehmen eine aktive kommunalen Infrastruktur zählt eine mo- Unterstützung bei In- derne Kommunikationsversorgung. Diese formationsveranstal- wird zunehmend drahtlos. Die innovativen tungen an. und die weitere Entwicklung und den Te- lekommunikationsmarkt vorantreibenden Umsetzung in Faktoren lauten Mobilität und Geschwin- Schleswig-Holstein digkeit. Der technische Fortschritt geht Schleswig-Holstein weiter. Die Städte und Kommunen haben zählt mehr als 1.300 dabei zugleich die Chance und die Ver- Städte und Gemein- pflichtung, diesen Weg zu begleiten und den. Bis Mitte des ver- im Sinne der Bürgerinnen und Bürger vor gangenen Jahres hat Ort zu unterstützen.

Aus der Rechtsprechung

Bau einer Funksystem-Basisstation; AEG § 18 Abs. 1 Satz 2, 26. BImSchV 2. Der Fortgang der Forschung als Plangenehmigung; Standortbeschei- §§ 2, 7 Abs. 1 solcher reicht nicht aus, um einmal nigung; Abwägung der von dem Vor- 1. Die Erfüllung der Anzeigepflicht gewonnene Erkenntnisse und darauf haben berührten Belange; Einwirkun- des Betreibers einer Hochfrequenz- beruhende Grenzwertfestsetzungen gen elektromagnetischer Felder auf anlage nach § 7 Abs. 1 der 26. des Verordnungsgebers als überholt Menschen und Geräte; Wertminde- BImSchV ist keine Rechtmäßigkeits- und nicht mehr bindend anzusehen. rung aufgrund objektiv nicht begründ- voraussetzung der Plangenehmi- 3. Der Belang, von wirtschaftlichen barer Befürchtungen. gung für diese Anlage. Nachteilen verschont zu bleiben, die

92 Die Gemeinde SH 4/2005 Folge objektiv nicht begründbarer kommunikation und Post festgelegte Si- Raum beanspruchenden Planung gebote- Immissionsbefürchtungen sind, ist cherheitsabstand zu beachten sei. Bei ne wertende Einbeziehung der Belange in der Abwägung nicht schutzwür- Einhaltung dieses Abstandes seien die auf Dritter in die Abwägungsentscheidung dig. die Schutzgüter des § 2 Abs. 1 Satz 2 (vgl. BVerwG, Beschlüsse vom 29. De- Urteil des Bundesverwaltungsge- UVPG einwirkenden elektromagnetischen zember 1994 BVerwG 7 VR 12.94 Buch- richts vom 10. Dezember 2003, BVer- Felder unbedenklich. Der von der Gemein- holz 442.09 § 18 AEG Nr. 3 und vom 31. wG 9 A 73.02 de aus städtebaulicher Sicht geforderten Oktober 2000 BVerwG 11 VR 12.00 Verschiebung um 200 m in südliche Rich- Buchholz 442.09 § 18 AEG Nr. 51 S. 23). Zum Tatbestand: tung wurde nicht entsprochen, weil das Selbst wenn aber die Beklagte verkannt Die Kläger wenden sich gegen eine Plan- dort in Betracht kommende Grundstück haben sollte, dass eine Planfeststellung genehmigung der Beklagten für den Bau nicht im Eigentum der Beigeladenen stehe geboten war, ließe sich hieraus allein kein einer Funksystem-Basisstation der Beige- und erhebliche Mehraufwendungen für die Aufhebungsgrund herleiten. Denn der Ein- ladenen. Sie sind Eigentümer eines Anbindung der Energie-Einspeisevertei- zelne kann zwar verlangen, dass seine Grundstücks (Flurstück-Nr. 566/2) in L., lung und erhöhte Materialkosten zum Aus- materiellen Rechte gewahrt werden; er hat auf dem die Klägerin zu 1 eine auf Natur- gleich des eintretenden Spannungsabfalls jedoch keinen Anspruch darauf, dass dies heilverfahren ausgerichtete Arztpraxis be- entstehen würden. Die Beeinträchtigung in einem bestimmten Verfahren geschieht treibt. Das Grundstück liegt etwa 50 m des Ortsbildes am vorgesehenen Standort (vgl. BVerwG, Beschluss vom 5. März östlich der Bahnstrecke Berlin-Neubran- sei demgegenüber nicht gravierend, da 1999 BVerwG 4 VR 3.98 Buchholz 407.4 denburg. die Fläche ohnehin dem Eisenbahnverkehr § 17 FStrG Nr. 149 S. 18). Im Januar 2001 beantragte die Mannes- gewidmet sei und die den Standort umge- Aus der Anzeigepflicht des § 7 Abs. 1 der mann Arcor AG & Co. namens der Rechts- benden Bäume eine Sichtverschattung 26. BImSchV, die auch die Pflicht zur Vor- vorgängerin der Beigeladenen beim Ei- bewirkten. Weitere Standortalternativen lage einer nach telekommunikationsrecht- senbahn-Bundesamt die Erteilung einer beständen nicht, da ein weiteres Verschie- lichen Vorschriften zu erstellenden Stand- Plangenehmigung zum Bau einer Basis- ben der Anlage die Funkversorgungskette ortbescheinigung umfasst, können die Sende- und Empfangsstation für ein digi- der Bahnstrecke auseinander risse. Die Kläger die Rechtswidrigkeit der Plange- tales Bahnbetriebsfunksystem an der ge- Prüfung einer Mitnutzungsfähigkeit des nehmigung schon deshalb nicht herleiten, nannten Bahnstrecke auf einer etwa 55 m Mastes durch andere Betreiber sei nicht weil die Erfüllung dieser Anzeigepflicht südsüdwestlich des Grundstücks der Klä- Gegenstand dieses Verfahrens. nicht Rechtmäßigkeitsvoraussetzung der ger und 8 m östlich des Bahndamms lie- Die Kläger, denen die Plangenehmigung Plangenehmigung ist. Dies ergibt sich da- genden, im Eigentum der Beigeladenen nicht zugestellt worden war, legten am 7. raus, dass die Anzeige unabhängig vom stehenden Fläche. Vorgesehen ist dort die Oktober 2002 Widerspruch gegen diese Plangenehmigungsverfahren erst zwei Errichtung eines kleinen Schalthauses und Genehmigung ein. Nachdem sie vom Ei- Wochen vor der Inbetriebnahme der Anla- eines als Träger für zwei Antennen dienen- senbahn-Bundesamt auf die Unzulässig- ge erfolgen muss. den, 30 m hohen Betonmastes. Die Ent- keit dieses Rechtsbehelfs hingewiesen 2. Aus dem Vortrag der Kläger und dem fernung zum nächstgelegenen Wohnhaus worden waren, haben sie am 16. Dezem- sich aus den beigezogenen Verwaltungs- beträgt etwa 40 m. ber 2002 Klage erhoben. Das Bundesver- akten ergebenden Sachverhalt folgt auch Dem Antrag beigefügt war eine der Man- waltungsgericht hat die Klage abgewie- keine Verletzung des materiellen Rechts, nesmann Arcor AG & Co. nach telekom- sen. die der Klage zum Erfolg verhelfen könnte. munikationsrechtlichen Vorschriften erteil- Ein von den Klägern gerügter Verstoß ge- te Standortbescheinigung der Regulie- Aus den Gründen: gen § 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 BauGB schei- rungsbehörde für Telekommunikation und Die auf Aufhebung der Plangenehmigung det schon deshalb aus, weil diese Vor- Post vom 6. April 2000, in der für die orts- gerichtete Klage ist zulässig, jedoch unbe- schrift gemäß § 38 BauGB auf Plange- feste Sendefunkanlage am beantragten gründet. Die angefochtene Plangenehmi- nehmigungsverfahren für Vorhaben der Standort die Einhaltung der derzeit gülti- gung leidet an keinem Rechtsfehler, der vorliegenden Art nicht anzuwenden ist gen Personenschutzgrenzwerte beschei- die Kläger in ihren Rechten verletzt und die (vgl. BVerwG, Beschluss vom 31. Oktober nigt und dafür ein Sicherheitsabstand von vollständige oder teilweise Aufhebung der 2000 a.a.O. S. 24 f.). Ein Verstoß gegen 5,5 m (ohne Winkeldämpfung) festgelegt Plangenehmigung oder zumindest die die in § 6 BbgBO enthaltenen Vorgaben wurde. Dieser Sicherheitsabstand berück- Feststellung ihrer Rechtswidrigkeit und für Abstandsflächen ist weder substanti- sichtige die Feldstärken aller am Standort Nichtvollziehbarkeit rechtfertigt. iert vorgetragen noch sonst ersichtlich. Im befindlichen Funksysteme unter Einbezie- 1. Dass die angefochtene Plangenehmi- Vordergrund der Klagebegründung stehen hung umliegender ortsfester Sendefunk- gung an einem Verfahrensfehler leidet, der auch nicht solche baurechtlichen Beden- anlagen. Bei Einhaltung des festgelegten ihre Aufhebung auf die Klage hin rechtfer- ken, sondern die Befürchtung der Kläger, Sicherheitsabstandes seien die dem Stan- tigen könnte, ist nicht ersichtlich. Ein Öf- dass die zu erwartenden elektromagneti- dortbescheinigungsverfahren zugrunde fentlichkeitsbeteiligungsverfahren gemäß schen Felder des vorgesehenen Funkbe- gelegten Grenzwertanforderungen erfüllt. § 73 Abs. 3 und 6 VwVfG i.V.m. § 20 Abs.1 triebs ihre Gesundheit, die eingerichtete In der Bescheinigung wurde weiter ausge- AEG war im Plangenehmigungsverfahren und ausgeübte Arztpraxis der Klägerin zu führt, dass nach den derzeitigen wissen- nicht durchzuführen. Eine Selbstverpflich- 1 und den Wert ihres Grundstücks beein- schaftlich anerkannten Grenzwerten, die tung der Beigeladenen, die im Übrigen trächtigen werden. Damit rügen die Kläger den Stand von Forschung und Technik nicht dargetan ist, hätte hieran nichts än- Mängel bei der durch § 18 Abs. 1 Satz 2 darstellten, von keiner Gesundheitsge- dern können. AEG gebotenen Abwägung der von dem fährdung ausgegangen werden könne Der Wahl des Plangenehmigungsverfah- Vorhaben berührten öffentlichen und pri- und dass die Bescheinigung erlösche, rens stand § 18 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 AEG vaten Belange. Ein solcher Mangel kann wenn sich entweder die technischen Da- nicht entgegen. Denn Rechte der Kläger jedoch nur dann zur Aufhebung oder Teil- ten des Antrags oder die Grenzwertanfor- im Sinne dieser Vorschrift werden durch aufhebung der Plangenehmigung oder derungen änderten. das Vorhaben nicht beeinträchtigt. Mit ei- auch zur Feststellung ihrer Rechtswidrig- Nach Beteiligung der Träger öffentlicher ner Rechtsbeeinträchtigung, die nur im keit und Nichtvollziehbarkeit führen, wenn Belange erteilte das Eisenbahn-Bundes- Einverständnis des Betroffenen das Abse- er gemäß § 20 Abs. 7 Satz 1 AEG erheb- amt am 10. Januar 2002 die beantragte hen von einem Planfeststellungsverfahren lich also offensichtlich und auf das Abwä- Plangenehmigung mit der Maßgabe, dass zulässt, ist der direkte Zugriff auf fremde gungsergebnis von Einfluss gewesen ist der von der Regulierungsbehörde für Tele- Rechte gemeint, nicht aber die bei jeder und nicht durch Planergänzung behoben

Die Gemeinde SH 4/2005 93 werden kann (vgl. BVerwGE 100, 370 ; angemessener Wartung und bestim- kommt es auf diesen Vortrag nicht an, da 104, 123 ; 106, 241 ; stRspr). Daran fehlt mungsgemäßem Betrieb gemäß den An- für die Beurteilung der Rechtmäßigkeit der es hier. gaben des Herstellers in der Gebrauchs- Plangenehmigung die Sachlage im Zeit- Dass die Beklagte Belange der Kläger, die anweisung eine angemessene Festigkeit punkt ihrer Erteilung maßgeblich ist. Zum nach Lage der Dinge in die Abwägung ein- gegen elektromagnetische Störungen auf- anderen ist weder dargetan noch sonst er- gestellt werden mussten, tatsächlich nicht weisen, so dass ein bestimmungsgemä- sichtlich, dass die Kläger seit August 2003 in die Abwägung eingestellt hat, ist weder ßer Betrieb möglich ist. Ebenso fehlt eine über zusätzliche Erkenntnisse verfügen schlüssig vorgetragen noch sonst ersicht- substantiierte Darlegung der Möglichkeit könnten, deren Vorbringen in der mündli- lich. Die Einwirkungen der von der geneh- der Schädigung homöopathischer Medi- chen Verhandlung bei der ihnen vor dem migten Anlage ausgehenden elektroma- kamente durch athermische Wirkungen Termin zumutbaren vollständigen und gnetischen Felder auf Menschen wurden elektromagnetischer Felder. rechtzeitigen Information ihrer Prozessbe- geprüft und mit Blick auf den eingehalte- Zwar dürfen die Anforderungen an die vollmächtigten nicht möglich gewesen nen Sicherheitsabstand zu den nächstge- ausreichende Darlegung möglicher Aus- wäre. Sollten sich nach Aufnahme des legenen Wohngebäuden als unbedenklich wirkungen einer emittierenden Anlage auf endgültigen Betriebs nicht voraussehbare erachtet. Dass die Beklagte die Bedeu- die Belange des Betroffenen gerade bei Wirkungen der Anlage auf ihre Rechtsgü- tung dieses Belangs für die Kläger ver- naturwissenschaftlich im Einzelnen viel- ter etwa auf die Funktionsfähigkeit medizi- kannt oder den Ausgleich zwischen die- fach noch unbekannten Wirkzusammen- nischer Testgeräte herausstellen, könnten sem und den für das Vorhaben sprechen- hängen nicht überspannt werden. Die in die Kläger im Übrigen, worauf die Beklag- den Belangen in einer Weise vorgenom- keiner Weise näher belegten Behauptun- te bereits zutreffend hingewiesen hat, men hat, die zur objektiven Gewichtigkeit gen der Kläger zur befürchteten Beein- nachträgliche Schutzvorkehrungen nach der Belange außer Verhältnis steht, ist trächtigung der medizinischen Testgeräte § 75 Abs. 2 Satz 2 VwVfG verlangen. nicht ersichtlich. Für den Kläger zu 2 gilt und der homöopatischen Medikamente dies schon deshalb, weil er ausweislich können indes weder die Annahme be- Benutzungsgebühr, Grundgebühr, In- der Klageschrift nicht am Ort der geneh- gründen, die Planfeststellungsbehörde anspruchnahme, Abwasser, Nieder- migten Anlage wohnt. Die Bedenken der hätte bei Kenntnis dieser Einwendungen schlagswasser, Tiefenbegrenzung Klägerin zu 1 gegen die Aussagekraft der solche möglichen Auswirkungen in ihre KAG § 4, KAG § 6 eine Gesundheitsgefährdung im Ergebnis Abwägung einbeziehen müssen, noch 1. Eine tatsächliche Inanspruchnah- auch für ihr Grundstück verneinenden kann sie den Senat zu eigenen Sachauf- me der öffentlichen Einrichtung, die Standortbescheinigung vom 6. April 2000 klärungsmaßnahmen veranlassen, mit die Erhebung einer Grundgebühr sind unbegründet. Ihrem Vortrag lässt sich dem Ziel, die Plausibilität der Befürchtun- rechtfertigt, liegt bei den sogenann- weder schlüssig entnehmen, dass die die- gen der Kläger zu belegen. Denn ange- ten Hausgebühren jedenfalls dann ser Beurteilung zugrunde liegenden tat- sichts der örtlichen Gegebenheiten mit ei- vor, wenn das Grundstück an die sächlichen Annahmen im maßgeblichen nem Abstand von rund 70 m zwischen Einrichtung angeschlossen ist. Bei Zeitpunkt der Plangenehmigung nicht den, zudem durch das Nachbargebäude der Abwasserbeseitigung setzt das mehr zutrafen, noch dass die Bescheini- teilweise abgeschirmten, Praxisräumen regelmäßig die Verbindung des gung wegen Änderung der technischen und der Sendeanlage bei einem in der Grundstücks mit dem öffentlichen Daten oder der in der Verordnung über Standortbescheinigung zur Einhaltung der Kanalnetz voraus. elektromagnetische Felder 26. BImSchV Personenschutzgrenzwerte vorgesehe- 2. Zur Bemessung der Gebühren für vom 16. Dezember 1996 (BGBl I S. 1966) nen Sicherheitsabstand von 5,5 m und in die Niederschlagswasserbeseiti- festgelegten Grenzwertanforderungen er- Anbetracht des Umstandes, dass die Pra- gung. loschen war. Der Fortgang der Forschung xisräume außerhalb der Abstrahlungswin- OVG Schleswig, Urteil vom 16. Juni als solcher reicht jedenfalls nicht aus, um kel der Richtfunkanlage liegen, bestehen 2004, AZ: 2 LB 2/04 (rechtskräftig) einmal gewonnene Erkenntnisse und dar- keinerlei Anhaltspunkte für die Richtigkeit auf beruhende Grenzwertfestsetzungen dieser ins Blaue hinein geäußerten Vermu- Zum Sachverhalt des Verordnungsgebers als überholt und tungen der Kläger. Die Kläger wenden sich gegen ihre Heran- nicht mehr bindend anzusehen (vgl. Im Hinblick darauf ist auch nicht erkenn- ziehung zu Grundgebühren für die Beseiti- BVerfG, Beschluss vom 28. Februar 2002 bar, dass die Beklagte eine Wertminde- gung des Niederschlagswassers. Ihre 1 BvR 1676/01 NJW 2002, S. 1638 ). Er rung des Grundstücks der Kläger in die Grundstücke sind nicht an die öffentliche hat im Übrigen bis heute nicht zu einem Abwägung hätte einstellen müssen. Der Einrichtung der Gemeinde angeschlossen Nachweis gesundheitlicher Gefahren Belang, von wirtschaftlichen Nachteilen und die Kläger nehmen die Leistungen durch elektromagnetische Felder unter- verschont zu bleiben, die Folge objektiv dieser Einrichtung auch nicht auf andere halb der Grenzwerte geführt (vgl. BT- nicht begründbarer, allein an die Lage des Weise in Anspruch. Nach erfolglosem Wi- Drucks 15/1660, S. 41). Grundstücks in der Nähe einer Bahnbe- derspruchsverfahren wies das Verwal- Dass durch athermische Wirkungen elek- triebsanlage anknüpfender Immissionsbe- tungsgericht die Klage ab. Den Klägern tromagnetischer Felder die Funktions- fürchtungen besonders sensibler Patien- kämen die von der Gemeinde erbrachten fähigkeit medizinischer Testgeräte im Hau- ten sind, ist in der Abwägung nicht schutz- Vorhalteleistungen zugute, weil jederzeit se der Kläger beeinträchtigt werden könn- würdig. die Möglichkeit bestehe, das auf dem te, musste die Beklagte nach Lage der Unter diesen Umständen ist es mit Blick Grundstück entsorgte Regenwasser in die Dinge nicht in die Abwägung einstellen; auf die Belange der Kläger rechtlich nicht gemeindliche Leitung einzuleiten. Auf die denn die Möglichkeit derartiger Folgen des zu beanstanden, dass die Beklagte aus Berufung des beklagten Amtes hat das Betriebs der Sendefunkanlage ist auch im wirtschaftlichen und technischen Gründen Oberverwaltungsgericht das Urteil geän- Klageverfahren weder von den Klägern eine Verschiebung des Standorts auf wei- dert und die angefochtenen Bescheide substantiiert vorgetragen noch sonst er- ter südlich gelegene Flächen abgelehnt aufgehoben. sichtlich. Dies gilt umso mehr, als auch hat. derartige Geräte gemäß § 3 Abs. 1 Satz 1 Die in der mündlichen Verhandlung von Aus den Gründen: Nr. 2 des Gesetzes über die elektroma- den Klägern beantragte Schriftsatzfrist zu Die Berufung der Kläger ist begründet. Die gnetische Verträglichkeit von Geräten dem Vortrag der Beigeladenen, der Be- angefochtenen Gebührenbescheide vom (EMVG) vom 18. September 1998 (BGBl I trieb der Anlage sei zunächst als Probebe- 16. Juni 1998 sind rechtswidrig und ver- S. 2882) so beschaffen sein müssen, dass trieb seit August 2003 aufgenommen, war letzen die Kläger dadurch in ihren Rech- sie bei vorschriftsmäßiger Installierung, nicht zu gewähren. Denn zum einen ten. Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist

94 Die Gemeinde SH 4/2005 daher zu ändern und die Bescheide sind mit dem öffentlichen Kanalnetz voraus. Wahrscheinlichkeitsmaßstab (regenun- aufzuheben (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO). Dementsprechend wurde nach § 4 Abs. 1 durchlässig) befestigter Grundstückflä- Als Rechtsgrundlage für die Heranziehung Satz 1 GS in der ursprünglichen Fassung chen ist in der Rechtsprechung anerkannt der Kläger zu Niederschlagswassergrund- sowohl für die Schmutzwasserbeseitigung (vgl. Schulte/Wiesemann in Driehaus, gebühren kommt § 6 KAG i.V.m. den Be- als auch für die Niederschlagswasserbe- KAG, § 6 RdNr. 388 mit zahlreichen Nach- stimmungen der am 01. Oktober 1997 in seitigung eine Grundgebühr für jedes an- weisen). Dabei wird auch vertreten, dass Kraft getretenen Satzung über die Erhe- geschlossene Grundstück erhoben. § 4 bei Unterscheidung zwischen Grund- und bung von Gebühren für die Abwasserbe- GS in der hier anzuwendenden Fassung Zusatzgebühr die Zusatzgebühr nur nach seitigung der Gemeinde S vom 19. Sep- der 1. Nachtragssatzung regelt nur noch den tatsächlich angeschlossenen Flä- tember 1995 in der Fassung der ersten die Gebührenhöhe, ohne den Zusatz, chen, die Grundgebühr hingegen nach der Nachtragsatzung vom 19. September dass dies nur für angeschlossene Grund- Summe der befestigten Flächen, von de- 1997 (GS) in Betracht. Die Gemeinde be- stücke gilt. Dessen bedarf es auch nicht, nen Oberflächenwasser abfließen kann, treibt nach ihrer Abwasserbeseitigungs- denn dass für Grundstücke, die weder an bemessen werden darf (OVG NRW, Urteil satzung vom 30. Juni 1995 u.a. eine die Abwasserbeseitigungsanlage ange- vom 25.08.1995 – 9 A 3907/93 –, KStZ selbständige (öffentliche) Einrichtung zur schlossen sind noch in diese (auf andere 1997, 119). Diese Differenzierung lässt – zentralen Niederschlagswasserbeseiti- Weise) entwässern, keine Benutzungsge- soweit es die Grundgebühr betrifft – eine gung und erhebt gemäß § 21 dieser Sat- bühren zu erheben sind, folgt nicht nur aus Annäherung an die für eine Beitragserhe- zung nach Maßgabe einer besonderen der beschriebenen Funktion der Benut- bung geltenden Grundsätze erkennen. So Satzung für die Benutzung dieser Einrich- zungsgebühr, sondern auch aus § 1 Satz ist auch für sogenannte wiederkehrende tung Gebühren. Nach § 1 GS werden für 1 GS. In Übereinstimmung damit regelt § 6 Beiträge, die Elemente der Gebühr und die Inanspruchnahme der zentralen öffent- Abs. 1 GS die Entstehung der Gebühren- des Beitrags enthalten, eine pauschale lichen Abwasserbeseitigungsanlagen Ab- pflicht. Diese entsteht danach für die Bemessung der Gebühr für die Oberflä- wassergebühren für die Grundstücke er- Grundgebühr mit dem 01. des Monats, chenentwässerung nach der Grund- hoben, die an diese öffentlichen Abwas- der auf den Tag des betriebsfertigen An- stücksfläche (BVerwG, Urteil vom 24.09. serbeseitigungsanlagen angeschlossen schlusses des Grundstücks an die zentra- 1987 – 8 C 28.86 –, KStZ 1988, 11) bzw. sind oder in diese entwässern. Sie glie- le Abwasseranlage folgt. Sofern die Ge- nach dem Produkt der Grundstücksflä- dern sich in Grundgebühren und Zusatz- meinde mit der Änderung des § 4 GS die chen und Abflussbeiwerten (BVerwG, Be- gebühren. Vorstellung verbunden haben sollte, dass schluss vom 19.01.1989 – 8 B 117.88 –, Diese Bestimmungen des Satzungsrechts eine Grundgebühr – soweit es die Nieder- KStZ 1989, 136) als rechtmäßig angese- stehen in Übereinstimmung mit den §§ 4 schlagswasserbeseitigung betrifft – da- hen worden. Dabei hat das Bundesver- und 6 KAG. Nach § 4 Abs. 1 KAG ist die nach auch für nicht an die Abwasseranla- waltungsgericht (Beschluss vom 19.01. Benutzungsgebühr die Gegenleistung für ge angeschlossene und nicht in diese ent- 1989, aaO) auch eine Tiefenbegrenzung die Inanspruchnahme einer öffentlichen wässernden Grundstücke zu erheben wä- für Grundstücke in unbeplanten Gebieten Einrichtung. Ihre Entstehung setzt die re, hat das in der Satzung keinen Nieder- als geeignetes Korrektiv angesehen, um tatsächliche Inanspruchnahme einer öf- schlag gefunden. Das wäre – wie ausge- eine unverhältnismäßige Beitragsbelas- fentlichen Einrichtung voraus. Darin unter- führt – auch nicht zulässig gewesen. tung übergroßer Grundstücke in unbe- scheidet sie sich vom Beitrag, der nach Die Beantwortung der Frage, ob die Klä- planten Gebieten zu vermeiden. Es ist §8 KAG die Gegenleistung für die Mög- ger zu Recht zu Grundgebühren für ihre fraglich, ob diese Auffassung auf Benut- lichkeit der Inanspruchnahme darstellt. Grundstücke herangezogen werden, zungsgebühren übertragbar ist. Da die Demnach ist die Erhebung einer Gebühr hängt demnach davon ab, ob die tatsäch- Entstehung der Gebühr – wie ausgeführt – ohne Inanspruchnahme einer öffentlichen lichen Verhältnisse den Gebührentatbe- die Inanspruchnahme der Einrichtung er- Leistung unzulässig (Urt. d. Senats v. stand begründen. Das ist nicht der Fall. fordert, liegt es nahe, bei der Gebühren- 24.06.1998 – 2 L 22/96 –, NordÖR 1999, Die Grundstücke der Kläger sind nicht an bemessung nur die Grundstücksflächen 351). Dies gilt gleichermaßen für die Zu- die öffentliche Einrichtung zur Nieder- zu berücksichtigen, von denen Oberflä- satzgebühr wie für die Grundgebühr (§ 6 schlagswasserbeseitigung angeschlos- chenwasser eingeleitet wird, sei es über Abs. 4 KAG). Die Grundgebühr wird für die sen und die Kläger nehmen die Leistungen den Grundstückanschluss, sei es auf Inanspruchnahme der Vorhalteleistung er- dieser Einrichtung auch nicht auf andere sonstige Weise. Die Einbeziehung auch hoben. Sie ist ein Vorteilsentgelt für die Weise in Anspruch, etwa indem sie ohne der Flächen, von denen unter Wahrschein- konkrete Möglichkeit, die Einrichtung je- Grundstücksanschluss tatsächlich Re- lichkeitsgesichtspunkten eine Einleitung in derzeit und ohne weiteres benutzen zu genwasser einleiten. Eine Inanspruchnah- Betracht kommt, bei denen die tatsächli- können. Mit der Grundgebühr soll der Tat- me (auch der Vorhalteleistung) erforderte che Einleitung aber bauliche Veränderun- sache Rechnung getragen werden, dass bauliche Maßnahmen auf den Grund- gen auf dem Grundstück erfordert, läuft durch das Bereitstellen einer Einrichtung stücken, um das Oberflächenwasser der darauf hinaus, die Möglichkeit der Inan- und das Vorhalten ihrer Leistungs- und öffentlichen Einrichtung zuführen zu kön- spruchnahme der Einrichtung auch für die Einsatzbereitschaft Kosten auch dann nen. Mithin fehlt es an einer Benutzung, für Entstehung der Gebühr genügen zu las- entstehen, wenn die (vorgehaltenen) Lei- die gemäß § 6 Abs. 1 KAG ein Vorteilsent- sen. Das widerspricht den aufgezeigten stungen selbst nicht in Anspruch genom- gelt erhoben werden könnte. Für die an- Unterschieden zwischen kommunalen men werden (Urt. d. Senats v. 28.02.2001 gefochtenen Bescheide besteht somit kei- Benutzungsgebühren und Beiträgen. Aus – 2 K 13/99 –). Die nur zeitweiligen Benut- ne Rechtsgrundlage. den eingangs genannten Gründen bedarf zer der Einrichtung können mit der Grund- Nach alledem kommt es auf die weiter dies jedoch keiner Vertiefung und ab- gebühr an diesen Fixkosten angemessen zwischen den Beteiligten strittigen Fragen schließenden Beantwortung. beteiligt werden. nicht an. Insbesondere ist nicht entschei- Eine tatsächliche Inanspruchnahme der dungserheblich, ob der Gebührensatz auf Kindertagesstätte, Benutzungsge- öffentlichen Einrichtung, die die Erhebung einer zutreffenden Flächenermittlung be- bühr, Kindergartengebühr, Inan- einer Grundgebühr rechtfertigt, liegt bei ruht. Es kann dahinstehen, ob die Maß- spruchnahme, verwaltungsrechtli- den sogenannten Hausgebühren jeden- stabsregelung des § 3 Abs. 1 GS mit hö- ches Schuldverhältnis, Kündigung falls dann vor, wenn das Grundstück an herrangigem Recht, insbesondere dem KAG § 6, KiTaG § 25 Abs. 3, SGB VIII § die Einrichtung angeschlossen ist. Bei der allgemeinen Gleichheitssatz, vereinbar ist. 90 Abs. 1, SGB VIII § 22 Abwasserbeseitigung setzt das regel- Die Bemessung der Gebühren für die Nie- 1. Für die Benutzung kommunaler mäßig die Verbindung des Grundstücks derschlagswasserbeseitigung nach dem Kindergärten können Benutzungs-

Die Gemeinde SH 4/2005 95 gebühren nach § 6 KAG erhoben OVG, Urt. v. 22.11.1994 – 5 K 2/94 –, Die weder voraussehbar sind (Ferien, Feierta- werden. Gemeinde 1995, 173). Die besonderen ge) oder im Allgemeinen der Sphäre der 2. Die Benutzung der Einrichtung be- Regelungen des § 90 Abs. 1 SGB VIII zur Benutzer zuzurechnen sind (Krankheit ginnt regelmäßig mit der Aufnahme Erhebung von Teilnahmebeiträgen oder oder Abwesenheit aus selbst bestimmten des Kindes und endet mit dem Zeit- Gebühren für die Inanspruchnahme von Gründen). punkt der Abmeldung. Sie umfasst Angeboten u.a. der Förderung von Kin- Die Gebühr ist nach § 1 Nr. 1 Satz 2 GS als auch Abwesenheitszeiten aufgrund dern in Tageseinrichtungen nach §§ 22, Jahresgebühr ausgestaltet, wird aber von Ferien oder Krankheit. 24 SGB VIII stehen der Befugnis öffentli- nach Monaten bemessen. Das gilt gemäß 3. Im Falle der Erhebung einer Be- cher Träger derartiger Einrichtungen nicht § 9 der Kindergartensatzung auch bei Be- nutzungsgebühr auf Grund der Be- entgegen, durch Leistungsbescheid ein endigung des Benutzungsverhältnisses stimmungen des Kommunalabga- Benutzungsentgelt für den Besuch einer durch Abmeldung. Dagegen bestehen bengesetzes kann die Gebührensat- Kindertageseinrichtung zu fordern (Se- keine rechtlichen Bedenken. Insoweit hat zung eine zeitabschnittsweise Be- natsurteil v. 12.05.1999 das Verwaltungsgericht zutreffend ausge- messung vornehmen, die grundsätz- – 2 L 26/98 –, NordÖR 2000, 210). führt, dass der Satzungsgeber bei der Ge- lich auch für eine vorzeitige Beendi- Die nach den anzuwendenden Bestim- bührengestaltung Gesichtspunkte der gung des Benutzungsverhältnisses mungen erforderlichen Voraussetzungen Praktikabilität berücksichtigen und dem- fortgilt. Eine Begrenzung ergibt sich für die Erhebung einer Benutzungsgebühr entsprechend Vereinfachungen und Pau- lediglich aus dem Grundsatz der Ver- liegen hier auch für den Monat Juni 2001 schalierungen vornehmen darf. Auf diese hältnismäßigkeit. vor. Der Kläger weist zutreffend darauf hin, Ausführungen wird zur Vermeidung von OVG Schleswig, Urteil vom 18. August dass eine Benutzungsgebühr i.S.d. § 6 Wiederholungen gemäß § 130 b Satz 2 2004, AZ: 2 LB 71/03 KAG nur erhoben werden darf, wenn der VwGO verwiesen. Gebührentatbestand erfüllt ist. Die Benut- Entgegen der Auffassung des Klägers ist Zum Sachverhalt zungsgebühr ist die Gegenleistung für die keine weitergehende Differenzierung für Die Beteiligten streiten darüber, ob der tatsächliche Inanspruchnahme einer öf- jene Fälle erforderlich, in denen bei pri- Kläger verpflichtet ist, eine Kindergarten- fentlichen Einrichtung. Anders als beim vatrechtlicher Ausgestaltung des Benut- gebühr in Höhe des vollen Monatsbetra- Beitrag (i.S.v. § 8 KAG) reicht die Inan- zungsverhältnisses die fristlose Kündi- ges zu zahlen, obwohl sein Sohn den spruchnahmemöglichkeit allein für deren gung des Vertrages aus wichtigem Grund kommunalen Kindergarten entgegen der Entstehung nicht aus. Daraus folgt jedoch möglich wäre. Daher kann offen bleiben, früheren Absicht nur in den ersten Tagen nicht, dass die Gebühr nur bei dem tat- ob diese Voraussetzungen hier gegeben des Monats aufsuchte und dann auf sächlichen Aufenthalt eines Kindes im Kin- gewesen wären; einer Beweisaufnahme Grund einer vom Kläger gesehenen Stö- dergarten entsteht. Vielmehr beginnt die bedurfte es insoweit nicht. rung des Vertrauensverhältnisses fern- Inanspruchnahme bzw. die Benutzung der Mit der Aufnahme eines Kindes in einer blieb. Der Kläger meint, dass die Voraus- Einrichtung regelmäßig mit der Aufnahme Kindertagesstätte wird ein sogenanntes setzungen für eine fristlose Kündigung aus des Kindes und endet mit dem Zeitpunkt verwaltungsrechtliches Schuldverhältnis wichtigem Grund vorgelegen hätten. Das der Abmeldung (vgl. OVG B-Stadt, Urt. v. begründet. Es handelt sich um eine öffent- sei auch bei öffentlich-rechtlicher Ausge- 22.11.1994, a.a.O.). Zwar ist es denkbar, lich-rechtliche Sonderverbindung, auf die staltung des Benutzungsverhältnisses zu die Gebühr – wie für gastweise aufgenom- neben den allgemeinen öffentlich-rechtli- berücksichtigen. Die Erhebung einer Be- mene Kinder nach § 1 Nr. 6 GS gesche- chen Regelungen besondere Bestimmun- nutzungsgebühr setze die Inanspruchnah- hen – nur für tatsächliche Aufenthalte pro gen des privaten Schuldrechts nach stän- me der Einrichtung voraus. In der Zeit Gruppenzeit zu erheben, doch ist der Ein- diger Rechtsprechung entsprechend an- nach der Kündigung sei der Gebührentat- richtungsträger im Rahmen seines Organi- gewendet werden, soweit schuldrechts- bestand nicht mehr erfüllt worden. sationsermessens auch berechtigt, die ähnliche Pflichten begründet werden und Das Begehren des Klägers ist in allen In- Gebühr auf längere Zeiträume der Inan- die Eigenart des öffentlichen Rechts nicht stanzen erfolglos geblieben. Nach Zurück- spruchnahme zu beziehen. Solange ein entgegensteht (vgl. Steiner, Hrsg., Beson- weisung der Berufung des Klägers hat Kind für einen Platz in der Einrichtung an- deres Verwaltungsrecht, 4. Aufl., I B Rdnr. auch das Bundesverwaltungsgericht die gemeldet ist, verursacht es Kosten. Räu- 157 sowie Erichsen/Martens, Hrsg. § 10 Beschwerde gegen die Nichtzulassung me und Personal werden vorgehalten und Rn 50 ff, § 30 Rn 1 ff jeweils m.w.N.). Bei der Revision zurückgewiesen (BVerwG 10 Dienstleistungen angeboten, ohne dass freiwillig begründeten verwaltungsrechtli- B 63.04). diese anderweitig genutzt bzw. nachge- chen Schuldverhältnissen ist daher grund- fragt werden können. Eine Inanspruch- sätzlich auch der – nunmehr in § 314 BGB Aus den Gründen: nahme – im rechtlichen Sinne – liegt daher kodifizierte – allgemeine Rechtsgrundsatz Die zulässige Berufung des Klägers ist un- z.B. an Wochenenden bzw. Feiertagen so- entsprechend anwendbar, dass jeder begründet. Das Verwaltungsgericht hat wie bei krankheitsbedingtem Fernbleiben Vertragsteil Dauerschuldverhältnisse aus die Klage im Ergebnis zu Recht abgewie- vor, obwohl das Kind sich nicht in der Ein- wichtigem Grund ohne Einhaltung einer sen. Die Heranziehung zu einer Kindergar- richtung aufhält. Dementsprechend ist Kündigungsfrist kündigen kann. Das gilt tengebühr für den ganzen Monat Juni nicht zu beanstanden, dass die Gebühr nicht nur bei Begründung durch öffentlich- 2001 ist rechtlich nicht zu beanstanden. gemäß § 1 Nr. 3 GS auch dann in voller rechtlichen Vertrag, sondern prinzipiell Rechtsgrundlage für die Gebührenerhe- Höhe zu entrichten ist, wenn das Kind den auch, wenn das Benutzungsverhältnis – bung ist § 6 KAG i.V.m. § 1 der Gebüh- Kindergarten nicht oder nur unregelmäßig wie hier – auf einer Zulassung (Aufnahme) rensatzung (GS) der Gemeinde … für den besucht, und sie gemäß § 1 Nr. 4 GS auch beruht und inhaltlich durch eine in Form kommunalen Kindergarten vom 16. Juni für Zeiträume erhoben wird, in denen der einer Satzung ergangene Benutzungsord- 1998 in der Fassung der rückwirkend zum Kindergarten wegen Ferien geschlossen nung ausgestaltet ist. Von der fristlosen 01. Januar 2000 in Kraft getretenen 4. Än- ist. Diese Ausgestaltung korrespondiert Beendigung des Benutzungsverhältnisses derungssatzung vom 08. Dezember 2003. mit Kalkulation und Bemessung der Ge- ist aber die Frage zu unterscheiden, bis zu Danach ist die Benutzung des als öffentli- bühren nach längeren Zeitabschnitten. Die welchem Zeitpunkt das Nutzungsentgelt che Einrichtung der Gemeinde betriebe- damit verbundene Pauschalierung und zu entrichten ist. nen Kindergartens gebührenpflichtig. Die Vereinfachung dient einerseits einer prak- Im Falle der Erhebung einer Benutzungs- Gemeinde ist berechtigt, derartige Ge- tikablen Anwendung der Vorschriften und gebühr auf Grund der Bestimmungen des bührenregelungen für einen Kindergarten trägt andererseits dem Umstand Rech- Kommunalabgabengesetzes kann die Ge- durch Satzung zu treffen (vgl. Schl.-Holst. nung, dass Zeiten der Nichtnutzung ent- bührensatzung – wie ausgeführt – eine

96 Die Gemeinde SH 4/2005 zeitabschnittsweise Bemessung vorneh- tend gemacht und sind auch sonst für den zung über eine Veränderungssperre auf- men, die grundsätzlich auch für eine vor- Senat nicht ersichtlich. grund eines Beschlusses über die 1. Än- zeitige Beendigung des Benutzungsver- derung des B-Plans Nr.18, mit der folgen- hältnisses fortgilt. Eine Begrenzung ergibt Mobilfunk, Planungshoheit, planungs- de Planungsziele verfolgt wurden: sich lediglich aus dem Grundsatz der Ver- rechtliche Steuerungsmöglichkeiten 1.Vorkehrungen zum Schutz vor schädli- hältnismäßigkeit, der bei belastenden Re- einer Gemeinde chen Umwelteinwirkungen (§ 9 Abs.1 gelungen u.a. dann zu beachten ist, wenn §§ 68 Abs.1, 69 Abs.1 Nr.3 und 33, Nr. 24 BauGB) die Verwaltung einen Beurteilungs- oder Abs.3, 86 Abs.1 Satz 1 LBO, 1 Abs.3, 2.Festsetzung der Höhenlagen bei bau- Ermessensspielraum besitzt (vgl. Jarass/ Abs.5 Nr.1 und 4, 14 Abs.1 Nr1, 29 lichen Anlagen (§ 9 Abs.2 BauGB). Pieroth, Grundgesetz, 6. Aufl., Art. 20 Abs.1, 30 ff., 31, Abs.2, 36 BauGB, 26. Der Beklagte wandte gegen die Klage ein, Rdnr. 81 m.w.N.). So wäre es etwa unver- BImSchV, dass die Anlage der Beigeladenen nicht im hältnismäßig und durch den Gesichts- 1. § 68 Abs.1 LBO enthält kein sub- Widerspruch zu öffentlich-rechtlichen Vor- punkt der Verwaltungspraktikabilität nicht jektiv-öffentliches Recht eines Drit- schriften stehe, zumal sie baugenehmi- mehr gerechtfertigt, die als Jahresgebühr ten, da eine grundsätzliche Geneh- gungsfrei sei und planungsrechtliche konzipierte Abgabe für den Besuch einer migungspflicht, die eine lediglich im Steuerungsmöglichkeiten der Klägerin Kindertagesstätte auch dann in vollem Allgemeininteresse liegende Präven- mangels städtebaulicher Relevanz der Umfang zu erheben, wenn das Benut- tivkontrolle sicherstellt, ein solches Mobilfunkanlage nicht bestünden. zungsverhältnis einen sehr viel kürzeren nicht begründet (vgl. BVerwG, Urt. v. Das Verwaltungsgericht hat die Klage ab- Zeitraum umfasste. Demgegenüber be- 14.04.2000 - 4 C 5/99 - NVwZ 2000, gewiesen und die Berufung zugelassen, darf es keiner besonderen Vertiefung, 1048). weil das vorliegende Verfahren Fragen auf- dass der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz 2. Die 26. BImSchV konkretisiert das wirft, die zur Überzeugung des erkennen- nicht schon dann verletzt ist, wenn eine Maß an Umwelteinwirkungen, das den Gerichts grundsätzlicher Klärung be- volle Monatsgebühr – wie hier – auch dann vom Normengeber für die Nachbar- dürfen. anfällt, wenn das Benutzungsverhältnis in schaft als zumutbar erachtet wird der ersten Monatshälfte beendet wird. (vgl. BVerfG, Beschluss v. 12.02.1997 Aus den Gründen: Nach alledem kommt es nicht mehr darauf - 1 BvR 1658/96 - GewArch 1997, Die zulässige Klage ist sowohl mit dem an, dass die begehrte vollständige Aufhe- 235). Haupt- als auch mit den Hilfsanträgen un- bung des Heranziehungsbescheides für 3. Antennenmasten von Mobilfunk- begründet, weil den Begehren kein dies- Juni 2001 schon deswegen nicht verlangt anlagen auf Gebäuden sind nach den bezüglicher Anspruch der Klägerin korre- werden könnte, weil das Benutzungsver- heutigen Gegebenheiten nicht per se spondiert. Es fehlt an einer durch die Mo- hältnis auch nach dem Vorbringen des ungewöhnlich und damit auffällig. bilfunkanlage der Beigeladenen bedingten Klägers bis zum 06. Juni andauerte. Bei Eine erhebliche Einwirkung auf das Verletzung eines subjektiv-öffentlichen Zugrundelegung der Rechtsauffassung Ortsbild ist auch nicht unter dem Ge- Rechts der Klägerin (wie etwa ihrer durch des Klägers und einer fristlosen Kündi- sichtspunkt der Häufung derartiger Art. 28 Abs. 2 GG gewährleisteten Pla- gung wäre nicht etwa ein Entgelt von 15,– Anlagen anzunehmen, da die Zahl nungshoheit), der der Beklagte durch eine DM entsprechend der Gebührenregelung der Netzbetreiber begrenzt ist und ermessensfehlerfreie Entscheidung über für gastweise aufgenommene Kinder zu diese zudem bemüht sind, Anlagen ein bauaufsichtliches Einschreiten im Sin- entrichten, sondern 1/5 des Monatsbeitra- möglichst gemeinsam zu nutzen. ne des § 86 Abs. 1 Satz 1 LBO Rechnung ges. Schl-H VG, Urt. v. 09.05.2003 - 5 A zu tragen hätte (vgl. § 113 Abs. 5 VwGO). Der Kläger wird – neben seiner Ehefrau – 157/02 (nicht rechtskräftig) Eine Rechtsverletzung der Klägerin aus zu Recht als Gebührenschuldner in An- bauordnungsrechtlicher Sicht ist nicht er- spruch genommen. Nach § 25 Abs. 3 Satz Zum Sachverhalt: kennbar. Insbesondere wird eine solche 1 KiTaG haben die Personensorgeberech- Die Klägerin wendet sich gegen eine un- Rechtsverletzung nicht durch die zwi- tigten einen angemessenen Beitrag zu genehmigte Mobilfunkanlage der Beigela- schen den Beteiligten streitige Frage auf- den Kosten der Kindertageseinrichtungen denen, die die Grenzwerte der 26. gezeigt, ob die Mobilfunkanlage der Ge- zu entrichten. Auch die Regelung des § 90 BImSchV einhält. Sie begehrt, den Be- nehmigungspflicht des § 68 Abs. 1 LBO Abs. 2 SGB VIII lässt erkennen, dass be- klagten zu verpflichten, der Beigeladenen unterliegt oder hiervon befreit ist (vgl. § 69 züglich der Finanzierung von Kinderta- durch bauaufsichtliche Verfügung die Be- Abs. 1 Nr. 3 und Nr. 33 sowie Abs. 3 LBO). geseinrichtungen nicht allein auf das je- seitigung, hilfsweise die Unterlassung der Denn die eine im Allgemeininteresse lie- weilige Kind, sondern vor allem auch auf Nutzung der Mobilfunkanlage aufzuge- gende Präventivkontrolle sicher stellende die Leistungsfähigkeit der Eltern abzustel- ben. grundsätzliche Genehmigungspflicht als len ist. Danach ist es gerechtfertigt, bei der Die Mobilfunkanlage befindet sich auf ei- solche begründet – ebenso wie etwa § 38 Erhebung von Benutzungsgebühren auf nem Grundstück, das im Geltungsbereich BauGB (siehe insoweit BVerwG, Urteil der Grundlage des Kommunalabgaben- des B-Plans der Klägerin liegt und als vom 14.04.2000 – 4 C 5/99 – NVwZ 2000, gesetzes die Eltern zu Benutzungsgebüh- Mischgebiet ausgewiesen ist. Unter Ziffer 1048 = Buchholz 406.11 § 35 BauGB Nr. ren heranzuziehen, obwohl die unmittelba- 8 der textlichen B-Plan-Festsetzungen 342 = BayVBl 2001, 22 = BauR 2001; 227 re Benutzung der Einrichtung durch das heißt es: = BRS 63 Nr. 115) – kein materielles Recht jeweilige Kind erfolgt. Dem trägt die Ände- „Als Gliederung nach § 1 Abs.5 BauNVO der Klägerin (vgl. in diesem Zusammen- rungssatzung der Gemeinde vom 08. De- i.V.m. § 6 Abs.2 Nr.1, 2, 3 und 5 Bau NVO hang OVG NRW, Beschluss vom 10.03. zember 2003 Rechnung. Die Rechtmäßig- wird festgesetzt, dass im Mischgebiet nur 1997 – 7 B 192/97 – BRS 59 Nr. 201). keit des angefochtenen Bescheides ist un- 1.Wohngebäude Es kann daher dahinstehen, ob eine Mo- ter Maßgabe dieser Änderungssatzung, 2.Geschäfts- und Bürogebäude bilfunkanlage der hier in Rede stehenden die sich auch für den maßgeblichen Zeit- 3.Einzelhandelsbetriebe Art in verschiedene, für sich betrachtet raum Juni 2001 Geltung beimisst, zu be- 4.Schank- und Speisewirtschaften sowie baugenehmigungsfreie Teilelemente auf- urteilen. Der zunächst vorhandene Man- Betriebe des Beherbergungsgewerbes gespaltet werden kann oder, ob sie zu- gel, dass die Gebührensatzung entgegen 5.Anlagen für Verwaltung sowie kirchliche, sammen mit dem Gebäude, an dem sie § 2 Abs. 1 KAG nicht den Abgabeschuld- kulturelle, soziale, gesundheitliche und angebracht ist, als Einheit bewertet wer- ner bestimmte, ist dadurch beseitigt wor- sportliche Zwecke zulässig sind.“ den muss, weil die einzelnen Elemente be- den. Gegen die angeordnete Rückwirkung Nach dem Bau der Mobilfunkantenne be- stimmungsgemäß ein einheitliches Gan- werden vom Kläger keine Bedenken gel- schloss die Gemeindevertretung eine Sat- zes bilden, zumal sie nur in ihrer Zusam-

Die Gemeinde SH 4/2005 97 menfassung die ihnen zugedachte Funkti- BauGB angesprochenen Belange in Be- befindliche Stabantenne -– unaufdringlich on als Sende- und Empfangsstation für tracht zu ziehen und hier zu verneinen. und geradezu bescheiden. den Mobilfunk erfüllen können (in letzte- Ist danach die Mobilfunkanlage der Beige- rem Sinne z. B.: VGH Baden-Württem- Durch die Einhaltung der Grenzwerte der ladenen nicht geeignet, eine städtebau- berg, Urteil vom 26.10.1998 - 8 S 1848/98 26. BlmSchV wird vorliegend sicherge- rechtlich relevante Entwicklung einzulei- - BRS 62 Nr. 164 = VBlBW 1999, 218 = stellt, dass durch die Mobilfunkanlage der ten, bestehen auch keine planungsrechtli- DÖV 2000, 82 = BauR 2000, 712; Hess Beigeladenen die allgemeinen Anforde- chen Steuerungsmöglichkeiten der Klä- VGH, Urteil vom 19.12.2000 - 4 TG rungen an gesunde Wohn- und Arbeits- gerin, so dass dahinstehen kann, ob – wie 3629/00 - BRS 63 Nr. 174 = GewArch verhältnisse im Sinne des § 1 Abs. 5 Nr. 1 die Klägerin meint – die textlichen Festset- 2001, 261; Nieders. OVG, Beschluss vom BauGB nicht beeinträchtigt werden, so zungen des einschlägigen B-Plans der An- 31.01.2002 - 1 MA 4216/01 - BauR 2002, dass insoweit die Annahme städtebauli- lage entgegenstünden, was bei Annahme 762 = GewArch 2002, 252 = NVwZ-RR cher Relevanz ausscheidet. Denn die 26 einer „Nutzungshinzufügung” hinsichtlich 2002, 822 = NuR 2003, 44; OVG NRW, BlmSchV konkretisiert das vom Normge- des Gebäudes (siehe hierzu etwa Nieders. Beschluss vom 02.07.2002 - 7 B 924/02 ber für erforderlich gehaltene Maß dessen, OVG aaO.) zumindest zweifelhaft sein - BauR 2002, 1844 = DVBl2003, 547), was an Umwelteinwirkungen für die Nach- dürfte, ob – wie die Beigeladene meint – und wann unter dieser Prämisse eine nicht barschaft zumutbar ist (vgl. BVerfG, Be- die Anlage jedenfalls im Wege der Befrei- nur untergeordnete und daher genehmi- schluss vom 12.02.1997 - 1 BvR 1658/96 ung (§ 31 Abs. 2 BauGB) zuzulassen wä- gungsbedürftige „Nutzungshinzufügung” - GewArch 1997, 235 = NJW 1997, 2509 re, und ob – worauf die Beigeladene eben- bezüglich des jeweils betroffenen Gebäu- = NuR 1997, 394 = JZ 1997, 897 = BRS falles verweist – die von der Klägerin be- des anzunehmen ist (siehe hierzu etwa 59 Nr. 183). schlossene Veränderungssperre jedenfalls Nieders. OVG aaO.). deshalb unbeachtlich wäre, weil ihr eine – Eine Rechtsverletzung der Klägerin aus Eine relevante Auswirkung der streitigen aus Sicht der Beigeladenen unzulässige – bauplanungsrechtlicher Sicht ist ebenfalls Anlage auf das Ortsbild (§ 1 Abs. 5 Nr. 4 Verhinderungsplanung zugrunde liegt (vgl. nicht feststellbar, weil die Mobilfunkanlage BauGB) ist ebenfalls nicht festzustellen. in diesem Zusammenhang BVerwG, Urteil mangels bodenrechtlicher Relevanz (§ 1 Antennenmasten von Mobilfunkanlagen vom 19.09.2002 - 4 C 13/01 - Buchholz Abs.3 BauGB) schon kein vorhaben im auf Gebäuden sind den heutigen Gege- 406.11 § 31 BauGB Nr. 40 = NVwZ 2003, Sinne des § 29 Abs. 1 BauGB darstellt, so benheiten entsprechend nicht per se un- 478 = BauR 2003, 488 = DVBl 2003, 526). das die §§ 30 ff. BauGB sowie § 14 Abs. gewöhnlich und damit auffällig und eine Da weitere Gesichtspunkte, die die Verlet- 1 Nr. 1 BauGB keine Anwendung finden. erhebliche Einwirkung auf das Ortsbild ist zung eines subjektiv-öffentlichen Rechts Bodenrechtliche Relevanz ist nur gege- auch nicht unter dem Gesichtspunkt der der Klägerin durch die streitige Mobilfunk- ben, wenn durch das einzelne Objekt bei Häufung derartiger Anlagen – Stichwort: anlage bezeichnen könnten, nicht ersicht- verallgemeinernder Betrachtungsweise „Antennenwald“ – anzunehmen, weil die lich sind, bedarf es schließlich auch keiner die in § 1 Abs. 5 BauGB genannten Be- Zahl der Netzbetreiber begrenzt ist und Entscheidung darüber, ob eine Rechtsver- lange in einer Weise berührt werden, die diese zudem bemüht sind, Anlagen mög- letzung der Klägerin – anders als der Be- geeignet ist, das Bedürfnis nach einer ihre lichst gemeinsam zu nutzen (vgl. Erlass klagte meint – zur Folge hätte, dass nur ein Zulässigkeit regelnden verbindlichen Bau- des Innenministeriums vom 13.02.2001 - bauaufsichtliches Einschreiten als ermes- leitplanung hervorzurufen (vgl. BVerwG, IV 63 - 511.626.2 - Amtsblatt S-H 2001, sensfehlerfrei zu bewerten wäre (vgl. inso- Urteil vom 03.12.1992 - 4 C 27/91 - E 91, 132). Die Mobilfunkanlage wirkt nach dem weit BVerwG, Beschluss vom 10.12.1997 234 = DVBl 1993, 439 = GewArch 1993, Ergebnis der durchgeführten Ortsbesichti- - 4 B 204/97 - BayVBl 1998, 219 = BauR 169 =ZfBR 1993, 142 = VBlBW 1993, 217 gung im vorhandenen Ortsbild aufgrund 1998, 319 = NVwZ 1998, 395 = Buchholz = BauR1993, 315 = Buchholz 406.11 § 29 ihrer konkreten Ausgestaltung auch nicht 406.19 Nachbarschutz Nr. 148 = BRS 59 BauGB Nr. 48 = DÖV 1993, 620 = NVwZ auffallend, sondern angesichts der Groß- Nr. 188; Urteil vom 18.08.1960 - I C 42.59 1993, 983 =BRS 54 Nr. 126). Dies ist in teiligkeit des Gebäudes, an dem sie ange- - E 11, 95 = Buchholz 310 § 113 VwGO Fällen wie dem vorliegenden ernstlich nur bracht ist – ebenso wie die auf dem ge- Nr. 14 = NJW 1961, 793 = DÖV 1965, 382 in Bezug auf die in §1 Abs. 5 Nr. 1 und 4 genüberliegenden Verwaltungsgebäude = BayVBl 1961, 53).

Aus dem Landesverband

de Änderungen eingepflegt werden kön- Infothek nen. Unabhängig davon bietet die Lan- desgeschäftsstelle bei den Gesprächen Erhöhung der Kreisumlage wegen ein Berechnungsschema entworfen, das mit den Kreisen ihre Hilfe an. Hier kann die Hartz IV leicht handhabbar ist und das vor allen Erfahrung durch die intensive Beratung in Derzeit laufen in zahlreichen Kreisen er- Dingen die einzelnen Faktoren für die Ver- nunmehr 7 Kreisen mit einfließen. neut Anhörungsverfahren zur Erhöhung änderung der Zahlungsströme transpa- der Kreisumlage. Die teilweise über 6 Pro- rent macht. Dieses berücksichtigt die Be- Neufassung der Schulbauförderricht- zentpunkte hinausgehenden Forderungen und Entlastungen, so dass es nicht zu ei- linie werden ausschließlich begründet mit ner Benachteiligung der kreisangehörigen Das offizielle Anhörungsverfahren zur Neu- Mehrbelastungen aus Hartz IV. Da aller- Kommunen kommen kann. Den Mitglie- fassung der Schulbauförderrichtlinie, die dings die Unterlagen für die Begründung dern der Arbeitsgruppe danken wir herz- die zum 31.12.2004 auslaufende alte För- der Erhöhung in den meisten Fällen in- lich für die Mitarbeit. Das Berechnungs- derrichtlinie ablöst, ist nunmehr abge- transparent und nur sehr schwer oder gar schema besteht aus einer Excel-Tabelle schlossen worden. Derzeit befinden sich nicht nachvollziehbar sind, hat die Ge- mit Erläuterungen. Es ist versucht worden, die Stellungnahmen im internen Ressort- schäftsstelle des SHGT zusammen mit ei- das Berechnungsschema soweit selbst- abstimmungsverfahren im Bildungsmini- ner kleinen Arbeitsgruppe (Bgm. Dieter klärend zu gestalten, dass es durch die sterium, sodass in Kürze mit dem rückwir- Schönfeld, Bgm. Detlev Brüggemann, Kreisverbände selbst ausgefüllt werden kenden Inkrafttreten zum 01.01.2005 ge- LVB Knud Hansen, Kämmerer Ingo Jäger) kann und sich evtl. im Verfahren ergeben- rechnet werden kann. Der den Kreisver-

98 Die Gemeinde SH 4/2005 bänden zur Stellungnahme gegebene Ent- einer Übergangsregelung den Besitzstand Außerdem entfällt die Erhöhung des För- wurf, aber noch mehr das vorab veröffent- zu wahren, sondern auch in Zukunft den dersatzes um 5 % bei Durchführung eines lichte Schulbauprogramm 2005, haben kreisangehörigen Raum mit den kreisfrei- Energiemanagement. Nach Rücksprache insbesondere bei den Schulträgern für en Städten und Kreisen gleichzustellen, für mit dem Bildungsministerium soll mit der große Irritationen gesorgt, die im Vertrau- die eine Absenkung des 55 % Fördersat- Diskrepanz zwischen neuer Förderrichtli- en auf die alten Fördersätze von bis zu 55 zes nicht vorgesehen war. Alle übrigen Än- nie und Schulbauprogramm so umgegan- % für den kreisangehörigen Raum ihre derungen in der Neufassung werden aller gen werden, dass in 2005 zwar die För- Maßnahmen geplant haben. Der Richtlini- Voraussicht nach ab 01.01.2005 rückwir- dersumme bleibt, der förderungsfähige enentwurf sah ohne Ausnahmen eine Sen- kend in Kraft treten. Sie dienen im We- Betrag wird dann allerdings abgesenkt kung dieses Fördersatzes für kreisan- sentlichen der überschaubareren und un- und in den Folgejahren berücksichtigt. gehörige Städte-, Gemeinden- und Schul- bürokratischeren Handhabung. Danach Außerdem wird wohl so verfahren werden, verbände auf 45 % ohne Übergangs- muss berücksichtigt werden, dass es kei- dass für in 2005 nicht zum Tragen kom- regelung im Hinblick auf einen Vertrauens- ne Splittung der Fördersätze für Sanie- mende Maßnahmen nicht neue Vorhaben schutz vor. rungsmaßnahmen nach Ziffer 8 der alten nachrücken, sondern die förderungsfähi- Hiergegen hat sich der Schleswig-Holstei- Förderrichtlinie in 30 %, 25 % und 20 % je gen Beträge werden aufgestockt werden. nische Gemeindetag in seiner Stellung- nach Art der Maßnahme mehr gibt, son- Diese Mitteilungen ergehen vorbehaltlich nahme vehement ausgesprochen. Dabei dern, dass bei Sanierungen ein einheitli- der Veröffentlichung der neuen Schul- geht unsere Forderung dahin, nicht nur in cher Fördersatz von 25 % gewählt wird. bauförderrichtlinien im Amtsblatt.

Die Ämter in Schleswig-Holstein: Die allzuständigen Dienstleister als Teil der Kommunalen Selbstverwaltung Frühjahrstagung des Fachverbandes der Leitenden Verwaltungsbeamten der Ämter Schleswig-Holsteins in Sankelmark vom 16. bis 18. Februar 2005 Landesvorsitzender Sönke Hansen, Amt auch die Überprüfung der Verlagerung von , konnte auch in diesem jetzigen Kreisaufgaben auf die kreisan- Jahr mit 100 Leitenden Verwaltungsbe- gehörigen Gebietskörperschaften erfol- amten/innen, Bürgermeistern und Bürolei- gen. tenden Beamten/innen eine große Teilneh- Die Grundlagen für die Zielvereinbarung merzahl zur Frühjahrstagung in Sankel- hatte eine im Jahr 2002 von der Landes- mark begrüßen. regierung eingesetzte Strukturkommission Ein besonderer Gruß galten dem Ehren- erarbeitet, die im März 2003 einen „49- Landesvorsitzender Sönke Hansen, Amt vorsitzenden, Herrn Gerhard Beuck, Amt Punkte-Maßnahmen-Katalog” für wirt- Nordstormarn , sowie dem Geschäftsführer schaftliche Verwaltungsstrukturen in „Nicht untersucht wurde, inwieweit die des Schleswig-Holsteinischen Gemeinde- Schleswig-Holstein vorlegte. Ganz oben heutige Struktur der Ämter bzw. Kreise tages, Herrn Jörg Bülow, mit seiner Mitar- auf der Wunschliste der Strukturkommis- zweckmäßig ist. Insofern werde die Frage, beiterin Frau Ute Bebensee-Biederer und sion stand der „10-Jahres-Pakt Land/ ob festgestellte Probleme bei einer Ge- seinen Mitarbeitern, den Herren Helmer Kommunen”. Zur konzeptionellen Umset- bietsreform mit weniger, aber dafür größe- Otto und Jochen Nielsen. zung der angestrebten Strukturreform ent- ren Ämtern bestehen bleiben würden, wei- wickelten Land und Kommunen eine Pro- teren Analysen vorbehalten“. 1. Grundlagen und Stand der inner- jektorganisation (Lenkungs-, Projektgrup- Die Entwicklung eines Konzeptes bei- kommunalen Funktionalreform pe und Arbeitsgruppen), die u.a. die spielsweise zur Neustrukturierung der un- Ministerialrat Peter Schwager, Innenminis- Themen Bauaufsicht, Rettungsleitstellen, teren Bauaufsichtsbehörden im Lande terium Kiel, bezeichnete eingangs den Umwelt- und Naturschutz, Flurneuord- wäre deshalb über den Aufgabenumfang Kreis Schleswig-Flensburg als Wiege der nung, Dorfentwicklung, Katasterverwal- der Arbeitsgruppe hinausgegangen. innerkommunalen Funktionalreform, da tung bearbeitete. Auch im Hinblick auf die Aufgabentypisie- hier bereits in den 90-er Jahren durch das Der Bereich „Innerkommunale Funktional- rung hielt sich die Arbeitsgruppe mit Aus- Gutachten Bies/Clausen Möglichkeiten reform” wurde aus den einzelnen Berei- sagen zurück. der Aufgabenverlagerung geprüft wurden. chen ausgegliedert und einer besonderen Gerade die schwierige Abgrenzung von Er ging zunächst ein auf die Zielvereinba- Arbeitsgruppe zugewiesen. Zielvorgabe pflichtigen Selbstverwaltungsaufgaben rung der Landesregierung mit den kom- dieser Arbeitsgruppe war zunächst die und Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach munalen Landesverbänden vom 04.03. bisherigen Modellvorhaben zu evaluieren. Weisung hat weit reichende rechtliche 2004 über die Verlagerung von Landes- Weiter sollte bewertet werden, ob neue Konsequenzen. Die Klassifizierung einer aufgaben auf Kreise, Städte und Gemein- Aufgabe auf die Kreisebene verlagert wer- Aufgabe ist bedeutsam für die Möglichkei- den sowie die Verlagerung von Kreisauf- den können bei größeren, aufnehmenden ten einer materiellen Privatisierung oder gaben auf kreisangehörige Gemeinden Verwaltungseinheiten und ob möglicher- Einschaltung Privater, für die Zuständigkeit und Städte als auch die Übertragung von weise Weisungs- in Selbstverwaltungsauf- innerhalb der Kommunalverwaltung sowie Aufgaben der Gemeinden und kreisan- gaben umgewandelt werden können. für den Umfang der staatlichen Aufsicht gehörigen Städte auf die Kreise und die Im Hinblick auf Zielgrößen von Verwal- und den Rechtsschutz. Übertragung von Aufgaben der kommu- tungseinheiten wird die Problematik gene- Schließlich besteht in Lehre und Recht- nalen Ebene auf das Land. rell deutlich, wenn es im Projektabschlus- sprechung Einigkeit darüber, dass dem Gemäß § 3 Abs.4 dieser Zielvereinbarung sbericht „Funktionalreform Kreis Schles- Gesetzgeber eine Einschätzungspräroga- soll im Rahmen des Gesamtprozesses wig-Flensburg” heißt: tive im Hinblick auf die Qualifizierung einer

Die Gemeinde SH 4/2005 99 „Volles Haus“ in Sankelmark

modellhaft Aufgaben der Unteren Bauauf- der Anzahl und Art der bauaufsichtlichen Ministerialrat Peter Schwager, Innenminis- sichtsbehörde auf amtsfreie Gemeinden Verfahren und der Art der Vorhaben im terium Kiel und Ämter übertragen worden. Verwaltungsverfahren abhängig ist. Eine Zum Modellversuch im Kreis Schleswig- Prüfung der Wirtschaftlichkeit setzt belast- Aufgabe als Angelegenheit der örtlichen Flensburg war im zusammenfassenden bares Zahlenmaterial über die zu erwar- Gemeinschaft im Sinne von Artikel 28 GG Projektbericht eine Aufgabenverlagerung tenden Personal- und Sachkosten sowie zusteht, mit der Folge, dass es ihm zumin- nicht vorgeschlagen worden, obwohl die die Gebühreneinnahmen voraus. dest in Grenzbereichen überlassen ist zu beteiligten Ämter und die Stadt Kappeln Für folgende Aussagen wird exemplarisch entscheiden, ob er eine sachlich verant- während des Versuchs gezeigt haben, von einer kleinen Bauaufsichtsbehörde wortliche Aufgabenerfüllung durch die Ge- dass sie durch ihre Mitarbeiter/innen zur (ca. 15.000 EW) ausgegangen: meinden oder aber eine teilweise wei- rechtmäßigen Erfüllung der Aufgabe voll in Personalkosten: 149.864 EUR sungsunterworfene mittelbare Staatsver- der Lage waren. Letztlich entscheidend Gebührenaufkommen: 77.798 EUR waltung wünscht. war, dass bei der erforderlichen Ausstat- Anzahl bauaufsichtl. Verfahren: 159 Demnach erfolgte die vorläufige Struktu- tung mit qualifiziertem Personal bei einer Somit ergäbe sich für eine jährliche Unter- rierung der Beratungen der Arbeitsgruppe Gesamtbetrachtung beider Verwaltungse- deckung von ca. 71.000 EUR, wobei die nach diesen Themenkomplexen: Aufga- benen eine Wirtschaftlichkeit als nicht ge- anfallenden sächlichen Verwaltungsaus- ben aus dem Baurecht, des Straßenver- geben angesehen wurde und nennens- gaben nicht berücksichtigt sind. kehrsrechts, des Ordnungsrechts, des La- werte Vorteile einer größeren Ortsnähe Entscheidungsrelevant sind auch der Be- denschlussrechts und des Umwelt- und nicht erkennbar waren. völkerungszuwachs sowie die Entwick- Naturschutzrechts. Der Modellversuch im Kreis Segeberg hat lung von Gewerbe- und Industrieansied- Für diese und alle anderen Bereiche haben am 1. Januar 2000 begonnen und ist auf lungen. die Landesregierung und die kommunalen 10 Jahre ausgelegt. Unabhängig hiervon kann heute nicht ein- Landesverbände entsprechend § 1 Abs. 2 Herr Schwager führte aus, dass sich die geschätzt werden, welche Möglichkeiten der am 04.03.2004 unterzeichneten Ziel- Übertragung der Aufgaben der Bauauf- sich im Rahmen des e-Governments er- vereinbarung akzeptiert, dass grundsätz- sicht im Kreis Segeberg in der Praxis als geben. lich alle Aufgaben auf den kreisangehöri- schwierig gestaltet hat, weil den Bürgern b) Straßenverkehrsrecht gen Bereich übertragbar sind und im Sin- die differenzierten Zuständigkeiten nicht Herr Schwager legte im einzelnen dar, ne einer Beweislastumkehr „davon ausge- überzeugend vermittelbar waren. Zudem dass im Rahmen der innerkommunalen gangen wird, dass tatsächlich auch jede besteht innerhalb der Behörden ein erheb- Funktionalreform mittlerweile 16 Aufgaben Aufgabe entsprechend verlagerbar ist, es licher Beratungsaufwand. Hinzu kommt, auf die kreisangehörigen Gemeinden und sei denn, eine besondere Prüfung ergibt dass dem Kreis die Übersicht über das Ämter delegiert wurden. das Gegenteil”. Baugeschehen im Kreisgebiet verloren Er wies darauf hin, dass die Zuständigkeit Ministerialrat Schwager führte aus, dass geht. Es bleibt abzuwarten, wie sich mit- für die dauerhafte Anordnung von Ver- dabei neben der Wirtschaftlichkeit insbe- telfristig insbesondere unter Einbeziehung kehrszeichen und Einrichtungen für den sondere zu prüfen war, ob die neue Auf- der Möglichkeiten des e-Governments die fließenden Verkehr nicht übertragen wur- gabe von der neuen kommunalen Ebene Ergebnisse und Erfahrungen im Kreisge- de. mindestens mit der gleichen Qualität, biet darstellen. Einigkeit bestand darüber, die mögliche Schnelligkeit und Rechtssicherheit erledigt Unabhängig hiervon hat die Arbeitsgruppe Übertragung weiterer straßenverkehrs- werden kann und keine Interessenkonflik- Aussagen darüber erarbeitet, welche Min- rechtlicher Aufgaben auf die untere kom- te entstehen. Umgekehrt war zu prüfen, destvoraussetzungen bei einem Verwal- munale Ebene zunächst im Rahmen öf- inwieweit die Bündelung auf Kreisebene tungsträger vorliegen müssen, um die Auf- fentlich-rechtlicher Verträge zu erproben. zu einem effizienteren und effektiveren gaben der unteren Bauaufsichtsbehörde Dabei geht es um Verkehrsanordnungen Vollzug führt. sachgerecht wahrnehmen zu können: innerhalb geschlossener Ortschaften. Ministerialrat Schwager erläuterte nachfol- Zu einer funktionierenden Bauaufsichtsbe- c) Ordnungsrecht gend die Ergebnisse der Prüfung durch hörde gehören danach mindestens zwei Aus dem Bereich des Ordnungsrechtes die Arbeitsgruppe: Bauingenieurinnen/Bauingenieure sowie wurden bisher 18 Aufgaben auf die kom- a) Baurecht eine Verwaltungskraft für Registratur und munale Ebene übertragen. Im Hinblick auf die Prüfung einer sachge- Schreibarbeit. Um die Personalkosten d) Ladenschlussrecht rechten Aufgabenwahrnehmung waren hierfür abzudecken, d.h. um wirtschaftlich Hierzu führte Herr Schwager aus, dass im bisher in zwei Kreisen, dem Kreis Schles- zu arbeiten zu können, ist ein Mindestge- Kern lediglich noch die Frage der Zustän- wig-Flensburg und dem Kreis Segeberg, bührenaufkommen erforderlich, das von digkeiten bei der Freigabe von Öffnungs-

100 Die Gemeinde SH 4/2005 zeiten an Sonn- und Feiertagen für die Kommunen allgemein und für die Kurorte speziell offen sei. Gegen die Umsetzung des kommunalen Anliegens einer einheitlichen Delegation von Zuständigkeiten einschließlich der Überwachungskompetenzen auf die örtli- che Ebene bestehen seitens des Fachmi- nisteriums keine grundsätzlichen Beden- ken bei Berücksichtigung der Größe der Verwaltungseinheiten. Es sollten jedoch die angestrebten Gesetzesänderungen auf Bundesebene abgewartet werden, da zum jetzigen Zeitpunkt für generelle Rege- lungen die Basis nicht ausreichend ist. e) Umwelt und Naturschutzrecht Herr Schwager führte hierzu aus, dass aus diesem Rechtsgebiet 5 Aufgaben übertra- gen wurden. Zu den übrigen Aufgabenbereichen hatte das Fachministerium unter Beachtung der Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit, Verwaltungskooperation oder -zusammenlegung im Lande, von links Landesvorsitzen- Wirtschaftlichkeit, Ortsnähe und der in der Sönke Hansen, Rainer Andrasch / Amt Segeberg-Land, Heinrich Lembrecht / Amt § 25 LVwG eröffneten Möglichkeiten der -Land, Hans-Werner Speerforck / Amt Wilstermarsch, Bernd Prüß / Amt vertraglichen Übertragung von Aufgaben Grube und Joachim Rück / Amt . dahingehend Stellung genommen, dass eine Übertragung von einzelnen Zustän- und das Amt Landschaft Sylt mit sechs hier keine Lösung, da weder Planungsho- digkeiten aus der Eingriffsverwaltung auf Gemeinden und 12.200 Einwohnern, da- heit noch Finanzhoheit übertragbar waren. kreisangehörige Städte, amtsfreie Ge- neben sechs Kurverwaltungen, eine Mar- Dies war letztlich nicht vermittelbar und meinden und Ämter keine Verwaltungsver- keting GmbH, ein Landschaftszweckver- führte dazu, dass die Fusionsbemühun- einfachung bedeute. band, ein Abwasserverband, zwei kleinere gen zunächst zurückgeschraubt wurden. Weiter führte das Fachministerium aus, gemeindliche Kläranlagen sowie zwei b) Zusammenlegung der Ämter Sege- dass die Entscheidungen im übrigen in der Wasserversorgungs-GmbH als kommu- berg-Land und Wensin Regel naturschutzfachlicher Kenntnisse nale Dienstleister auf der Insel vorhanden LVB Rainer Andrasch, Amt Segeberg- und Erfahrungen bedürfen, über die der- sind, wurde ausgelöst von einer im Jahr Land, berichtete über die zum 1. Januar zeit nur die unteren Naturschutzbehörden 2003 durchgeführten LSE die WIBERA mit 2006 beabsichtigte Zusammenlegung der durch das bestehende Fachpersonal ver- der Erstellung eines Gutachtens beauf- bisherigen Ämter Segeberg-Land und fügen. tragt, mögliche Strukturmodelle für eine Wensin. Ministerialrat Schwager schloss seinen stärkere Zusammenarbeit bzw. Kooperati- Das neue Amt hat dann ca. 20.000 Ein- Vortrag mit der Feststellung, dass für die on der Gebietskörperschaften zu erarbei- wohner mit 27 selbständigen Gemeinden, Zukunft weitere Reformen dringend nötig ten. 53 Amtsausschussmitgliedern und 15 seien. Eine kraftvolle Übertragung von Vorgeschlagen wurde von der WIBERA „Beratern” (§9 Abs. 8 neue Amtsordnung) Aufgaben sei jedoch erst dann möglich, letztlich die Bildung einer neuen Gebiets- und eine Amtsversammlung von 266 Mit- wenn neue größere Strukturen da sind. körperschaft. gliedern. Landesvorsitzender Sönke Hansen dank- LVB Rück führte aus, dass die Inhalte des LVB Andrasch führte aus, dass durch die te Herrn Schwager für dessen Ausführun- Gutachtens dann in diversen öffentlichen Zusammenlegung eine Nettojahresentlas- gen und ergänzte hierzu, dass nach seiner Veranstaltungen bekannt gegeben und tung von ca. 225.000 Euro, entsprechend Auffassung zunächst eine umfassende beraten wurden mit dem Fazit, dass viele 2 % der Amtsumlage, eintreten wird. Funktionalreform angekündigt sein muss, sich fragten, warum das nicht längst ge- In diesem Zusammenhang ist beabsich- um dann eine entsprechende Verwal- macht worden sei. Der erste Trend ging al- tigt, die Aufgaben des Standesamtes an tungsstruktur zu schaffen. Wenn die in den so zur Großgemeinde Sylt. die Stadt Bad Segeberg abzugeben. örtlichen Kommunen zu erledigenden Auf- Nach näherer Überlegung wurde im Laufe Durch Personaleinsparungen von ca. 4 gaben bekannt sind, werden die Kommu- der Zeit die Zurückhaltung jedoch immer Mitarbeiter/innen soll das neue Amt mit 29 nen vor Ort auch die nötigen Strukturen größer und politisches Taktieren kam hin- Verwaltungsvollzeitkräften geführt wer- hierfür schaffen. zu. den. Dies entspräche einer Personalquote Eine Bürgerbefragung mit Stimmzetteln von 1,5 Stellen je 1000 Einwohner. 2. Erfahrungsbericht zur Kooperati- hatte zwar zum Ergebnis, dass mehr als LVB Andrasch erläuterte das Verfahren der on/Zusammenlegung von Verwal- 50 % der abgegebenen Stimmen für die nunmehr bevorstehenden Zusammenle- tungen Fusion zu einer Großgemeinde stimmten, gung, wonach im Dezember 2003 erste a) Warum es auf Sylt nicht geklappt die Gegner das Ergebnis jedoch aufgrund Gespräche der Amtsausschüsse die The- hat der geringen Beteiligung genau umge- matik aufgegriffen hatten. Im April 2004 LVB Joachim Rück, Amt Landschaft Sylt, kehrt auslegten. hatten die Amtsausschüsse den Gemein- berichtete vom Scheitern der Fusions- Die wesentlichen Problembereiche waren den die Fusion empfohlen, im Sommer bemühungen auf der Insel Sylt. in den fehlenden Entscheidungskompe- 2004 wurden die Fusionsgrundsatzbe- Nachdem ein erster Gedanke, ein großes tenzen der dann ehemals selbstständigen schlüsse der amtsangehörigen Gemein- Amt Sylt zu bilden, wieder fallengelassen Gemeinden zu sehen. den gefasst. Der Fusionsvertrag wurde wurde, wurde auf der Insel Sylt die Bildung Insbesondere der Verlust der Finanzhoheit von den Amtsausschüssen im Dezember einer Großgemeinde erörtert. und der Planungshoheit wurden nicht hin- 2004 gebilligt. Ausgehend von der jetzigen Situation, wo- genommen. Auch die Bildung einer Orts- LVB Andrasch betonte, dass eine offene nach eine Stadt mit 9.000 Einwohnern teilsverfassung bzw. von Ortsbeiräten war Information gegenüber den Mitarbeitern

Die Gemeinde SH 4/2005 101 für die Umsetzung des Prozesses sehr hofes 170,78 Euro/EW. Die Gemeinde schuss über die wirtschaftlichste zukünfti- wichtig war. Die Mitarbeiter/innen wurden Bordesholm lag zu dem Zeitpunkt bei ge Verwaltungsform in der Region Bor- jeweils sofort über mögliche Veränderun- 140,— Euro. Der Mittelwert für Ämter bis desholms beraten. gen informiert. Personalreduzierungen 7.000 Einwohner lag bei 114,78 Euro, das d) Fusionsbemühungen im Kreis Ost- wurden zwar angekündigt, es wurde je- Amt Bordesholm-Land lag bei 105,— Eu- holstein doch gleichzeitig darauf hingewiesen, ro Personalausgaben/Einwohner. LVB Bernd Prüß, Amt Grube, berichtete, dass keine fusionsbedingten Kündigun- Diese Werte liegen deutlich unter denen dass zum 1. Januar 2005 die Fusion der gen ausgesprochen werden. einer vergleichbaren Verwaltung mit bisherigen Ämter Schönwalde und Neu- Eine offene Informationspolitik durch re- 15.000 Einwohnern. stadt-Land zum neuen Amt - gelmäßige Pressegespräche und die volle Für die Zukunft wird seitens der amtsan- Mitte abgeschlossen werden konnte. Einbindung der Presse in den Prozessab- gehörigen Gemeinden auf die Eigenstän- Trotz gleicher Ausgangslage gestalten lauf hat sich als positiv erwiesen. Eine per- digkeit aller Gemeinden als oberstes Ziel sich die Fusionsbemühungen anderer manente positive Medienpräsenz führte bestanden. Ämter und Gemeinden des Kreises Ost- letztlich zu einer positiven Grundstimmung Die Lösung kann in der Zusammenlegung holstein schwierig. Das Amt Grube, 4.300 in den einzelnen Gemeinden. beider Verwaltungen zu einem neuen Amt Einwohner, das Amt , 7.800 Ein- LVB Andrasch ging darauf ein, dass das oder in der weiteren Kooperation von zwei wohner, die Gemeinde Grömitz, 7.800 Land Schleswig-Holstein den Prozess po- Verwaltungen vielleicht dann unter dem Einwohner und das Amt Oldenburg-Land, sitiv durch Rechtsberatung, aber ohne Stichwort gemeinsame Dienststelle oder 7.300 Einwohner, beraten seit einiger Zeit Einflussnahme begleitet hat. Leider wurde Verwaltungsverband stehen. über die Zusammenlegung von Verwaltun- aus einer zugesagten Baukostenförde- Ein eventuell zu bildendes neues gemein- gen. rung von 550.000 Euro letztlich nur eine sames Amt mit dann 14 Gemeinden und Ein Auseinderfallen des Amtes Grube in Bewilligung von 150.000 Euro. knapp 15.000 Einwohnern würde voraus- verschiedene Richtung sollte dabei unbe- Zum Abschluss seiner Ausführungen sichtlich zu Einsparungen führen können dingt vermieden werden. empfahl LVB Andrasch den Kolleginnen in einer Größenordnung von insgesamt bis LVB Bernd Prüß ging darauf ein, dass we- und Kollegen, laufende bzw. anstehende zu 200.000 Euro im Bereich der haupt- gen fehlender Akzeptanz/Einigkeit unter Fusionsverfahren möglichst schnell durch- amtlichen Verwaltung und im Bereich des den Bürgermeistern ein Auftrag für ein un- zuführen. Ehrenamtes. abhängiges Gutachten an die Gutachter c) Kooperation des Amtes Bordes- Die Bildung eines solchen neuen Amtes Bracker/Dehn erteilt wurde mit dem Auf- holm-Land mit der Gemeinde Bor- gestaltet sich jedoch schwierig, da die bis- trag, mögliche Fusionen der Ämter Olden- desholm her hauptamtlich verwaltete Gemeinde die burg-Land, Lensahn und Grube zu prüfen. LVB Heinrich Lembrecht, Amt Bordes- Hauptamtlichkeit aufgeben müsste und im Dieses Gutachten hatte zum Ergebnis, holm-Land, berichtete über die Kooperati- neuen Amtsausschuss mit dann 11 von dass ein Zusammenschluss der Ämter on des Amtes Bordesholm-Land (13 Ge- 32 Sitzen nur unterrepräsentiert wäre. Grube und Oldenburg-Land mit Sitz in Ol- meinden - 6.700 Einwohner) mit dem Un- Genauso wäre die bisher hauptamtlich denburg und Außenstelle in Grube unter terzentrum der Gemeinde Bordesholm, verwaltete Gemeinde bei der Wahl eines Erhaltung des ländlichen Zentralortes Gru- (hauptamtlich verwaltet, 7.800 Einwoh- Amtsdirektors durch die Amtsversamm- be vorgeschlagen wurde. ner). lung erheblich unterrepräsentiert. LVB Bernd Prüß führte aus, dass an einem Beide Verwaltungen bezogen 1973 ein ge- Die Frage, ob eine Gemeinde in dieser Infoabend im Oktober 2004 allen Man- meinsames Verwaltungsgebäude. Durch Größenordnung für einen dann ehrenamt- datsträgern die Ergebnisse des Gutach- öffentlich-rechtlichen Vertrag wurde der lichen Bürgermeister zu groß ist, wird im- tens Bracker/Dehn vorgestellt wurden. Gemeinde Bordesholm die Zuständigkeit mer wieder aufgeworfen. Das gewachse- Danach zeigte sich schnell, dass eine ein- für die Hausverwaltung, Hausmeister, Rei- ne Selbstverständnis als Unterzentrum hellige Meinung zur zukünftigen strategi- nigungskräfte, Telefonzentrale und Aus- macht die Aufgabe der Hauptamtlichkeit schen Ausrichtung und Fusionsoption we- stattung sowie ein gemeinsames Stan- und Eingliederung in ein neues Amt nicht gen der unterschiedlichen Interessenlagen desamt übertragen. Der Amtsverwaltung leicht. einzelner Gemeinden nicht möglich war. Bordesholm-Land wurde die Zuständig- Hingegen ist das Amt gegen eine Über- Eine einheitliche Ausrichtung nach Olden- keit für die gemeinsame Kasse sowie für nahme der Geschäftsführung durch die burg-Land war nicht gegeben. Insbeson- die EDV, Geräteausstattung und Admini- jetzt hauptamtlich verwaltetete Gemeinde, dere die Gemeinden Kellenhusen und stration übertragen. da dann der hauptamtliche Bürgermeister Riepsdorf hatten eine andere fusionstech- Diese bestehende Kooperation wurde mit auch LVB wird, obwohl ihm hierfür die de- nische Ausrichtung ins Auge gefasst. öffentlich-rechtlichem Vertrag ab 01.01. mokratische Legitimation fehlt, da weder Auch mit den Nachbarämtern Lensahn 2005 erweitert mit der Übertragung der die Bürgerinnen und Bürger noch die und Oldenburg-Land wurden zwischen- Aufgabe eines gemeinsamen Sozialbüros Selbstverwaltungsorgange der Gemein- zeitlich die Ergebnisse des Gutachtens auf das Amt und eines gemeinsamen Bür- den oder des Amtes bei dessen Wahl mit- Bracker/Dehn erörtert. Im Januar diesen gerbüros auf die Gemeinde. wirken können. Jahres hat ein Gespräch mit Vertretern der Weitere kooperative Zusammenarbeit be- Von Amtsseite fürchten einige wenige Ge- Kommunalaufsichtsbehörde sowie der steht in vielfältigen Aufgabenbereichen.. meinden, dass ihre Belange in einem sol- beteiligten Ämter im Innenministerium Amt und Gemeinde haben bisher gleicher- chen neuen Amt zugunsten des Unterzen- stattgefunden. Als Ergebnis dieser Unter- maßen von dieser Kooperation profitiert. trums von der Verwaltung nicht mehr so redung war festzuhalten, dass der ein- LVB Heinrich Lembrecht legte anhand des intensiv vertreten werden. Die Gemeinden fachste Weg der Zusammenschluss der Ergebnisses der Querschnittsprüfung des wollen ihren LVB als Ansprechpartner. bisherigen Amtsgemeinden mit einem an- Landesrechnungshofes aus dem Jahr Einige kleinere Gemeinden fürchten zu- deren Amt wäre. 2003 dar, dass zum damaligen Zeitpunkt dem, dass eine so große Gemeinde wie Wenn dies nicht möglich ist, käme auch ei- sowohl die Gemeinde Bordesholm als Bordesholm die Amtsstruktur kaputt ne Auflösung des Amtes Grube mit Einge- auch das Amt Bordesholm-Land unter macht. Diese Gemeinden würden das Amt meindung bzw. Umamtung der bisherigen den Mittelwerten vergleichbarer Verwal- lieber mit anderen, kleineren Gemeinden amtsangehörigen Gemeinden in Frage. tungen lagen. Der Mittelwert der Personal- vergrößern. Dieses wäre möglich, wenn alle Gemein- ausgaben für amtsfreie Gemeinden bis LVB Heinrich Lembrecht schloss seinen den dies einvernehmlich wollen. Einem 8.000 Einwohner betrug nach dem Ergeb- Vortrag mit dem Hinweis, dass Amt und Ausscheiden einzelner Gemeinden würde nis des Berichtes des Landesrechnungs- Gemeinde z. Z. im Kooperationsaus- das Ministerium nicht zustimmen. Ent-

102 Die Gemeinde SH 4/2005 sprechende Gespräche sollen nach der Nach einem entsprechenden Gespräch zu finden. Der KAV möchte dieses Ansin- Landtagswahl 2005 und in Einwohnerver- hatten das Innenministerium und die Kom- nen auf 4 Bahnen verfolgen: sammlungen der beteiligten Gemeinden munalaufsicht der Stadt die Bildung a) Verhandlungen mit dem Bund mit geführt werden. einer Verwaltungsgemeinschaft mit dem dem Ziel, dass dieser einen gerech- Abschließend bezeichnete LVB Bernd Amt Wilstermarsch empfohlen. Seitdem teren Anteil übernimmt. Prüß die Fusionsbemühungen der Ämter wird intensiv und konstruktiv über die Bil- b) Weg der Prozesse im Kreise Ostholstein als ergebnisoffen. dung einer solchen Verwaltungsgemein- In Zusammenarbeit mit dem KAV Nieder- e) Fusion des Amtes Wilstermarsch schaft verhandelt. Die Vertragsdaten liegen sachsen sind zwei Prozesswege für die Er- und der Stadt Wilster zu einer Ver- zwischenzeitlich schlussverhandelt vor. reichung einer Gleichbehandlung vorgese- waltungsgemeinschaft Die Stadt Wilster hat erklärt, dass sie auf je- hen. LVB Hans-Werner Speerforck, Amt Wils- den Fall eine Übernahme ihrer Verwaltung c) Einzelaustritte aus der VBL termarsch, berichtete über die Bildung ei- durch das Amt Wilstermarsch zum 1. Juli Jede Kommune sollte prüfen, ob unter ner Verwaltungsgemeinschaft zwischen 2005 wünscht. wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein Ein- der Stadt Wilster und dem Amt Wilster- Gemeinsamer Verwaltungsstandort soll zelaustritt in Frage kommt. marsch. das dann ausgebaute Verwaltungsgebäu- d) Ausgründungen/Privatisierungen Hintergrund der Bildung dieser Verwal- de des Amtes werden, das jetzige Rathaus Um eine sofortige Entlastung zu erreichen, tungsgemeinschaft waren die knappen Fi- soll für andere Zwecke genutzt werden. Bis ist die Ausgründung von Mitgliedern oder nanzmittel der Stadt Wilster, die diese da- zum Bezug des neuen Anbaus an das Ver- aber die völlige Kündigung bei der VBL in zu zwangen, auf allen Ebenen nach Ein- waltungsgebäude sollen die Verwaltungen Erwägung zu ziehen. sparpotentialen zu suchen. noch ein Jahr lang wie bisher in zwei Häu- Herr Dr. Litschen führte aus, dass das Sys- Amt und Stadt arbeiteten seit 1995 an ei- sern arbeiten. tem davon ausgeht, dass immer genügend ner gemeinsamen Entwicklung. Eine ge- Als Eckdaten der Einigung bezeichnete neue Einzahler vorhanden sind. Deshalb ist meinsame Arbeitsgruppe hat dann erste LVB Speerforck, dass mit dieser Regelung bei einer Kündigung ein zu errechnender Gespräche über Möglichkeiten einer Ver- jährlich ca. 200.000 Euro durch die Ver- Gegenwert an die VBL zu zahlen. waltungsfusion geführt. waltung in einem Haus eingespart werden Der Ausstieg ist wirtschaftlich immer dann Dabei war von Beginn an in beiderseitigem sollten. erwägenswert, wenn die Kommune als Interesse, dass die Stadt keine amtsan- Betriebsbedingte Kündigungen sollen sog. gutes Risiko geführt wird, d.h. wenn gehörige Gemeinde wird. nicht vorgenommen werden. Die beiden eine Kommune bisher mehr in die VBL ein- Die Stadt wollte alle Aufgaben behalten ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftrag- zahlt als sie herausnimmt. Dies ist bei den und keine Einamtung, das Amt wollte kei- ten sollen wie bisher tätig sein. Kommunen der Fall, wenn sie mehr Arbeit- ne Nachteile bei Verschiebungen in der LVB Speerforck führte aus, dass in einer nehmer beschäftigen als Rentner. Amtsumlage. gemeinsamen Sitzung von der Ratsver- Herr Dr. Litschen empfahl den Kommunen, Die Verwaltungskosten pro Einwohner be- sammlung der Stadt Wilster und dem sich beim KAV beraten zu lassen bzw. trugen in der Stadt Wilster 166,– Euro, im Amtsausschuss des Amtes Wilstermarsch nach einer grundsätzlichen Prüfung bei der Amt Wilstermarsch 121,– Euro. am 17. März 2005 die Vertragsunterzeich- VBL anzufragen, wie hoch bei einer evtl. Das Amt hatte im Oktober 2003 vorge- nung zur Bildung einer Verwaltungsge- Kündigung der zu zahlende Gegenwert ist. schlagen, eine Verwaltungsgemeinschaft meinschaft der Stadt Wilster und des Am- Aufgrund der dadurch entstehenden er- nach § 19 a GKZ zu bilden, die Stadt soll- tes Wilstermarsch (Geschäftsführungs- heblichen einmaligen finanziellen Bela- te das Amt für die Verwaltungsarbeit in An- Vertrag) unterzeichnet werden soll. stung wird dies auch ein politi- sches Pro- spruch nehmen. Im Januar 2004 erfolgte Für die Vermögensauseinandersetzung blem sein. ein Gegenvorschlag der Stadt, die ihrer- wurden umfassende Regelungen getrof- Herr Dr. Litschen stellte als weitere Mög- seits ein Modell zur Entwicklung einer ge- fen. lichkeit der Kostenminimierung die Aus- meinsamen Verwaltung mit z.T. doppelter gründung bzw. Outsourcing von Mitarbei- Dienstherrenfähigkeit und insbesondere 3. Informationen zur Zusatzversor- tern vor. Im Fall der Ausgründung werden zwei getrennten Verwaltungsstandorten gung für Angestellte bisherige Mitarbeiter der Kommune z.B. in vorsah. Dr. Kai Litschen, Kommunaler Arbeitgeber- Kapitalgesellschaften oder Anstalten öf- Dieses wiederum mochte das Amt nicht verband Schleswig-Holstein, erläuterte die fentlichen Rechts ausgegründet. akzeptieren. LVB Hans-Werner Speerforck Initiative des KAV in Bezug auf die ständig Da durch die Ausgründung der Beitrag für führte aus, dass Ziel des Amtes immer war, steigenden Kosten der Versorgungsaus- die verbliebenen Zahler jedoch teurer wird, eine gemeinsame Verwaltung anzustreben gleichskasse des Bundes und der Länder ist die Ausgründung durch Betriebsüber- und mittelfristig in einem Gebäude unter- (VBL). gang auf max. 10 % der Pflichtversicherten gebracht zu werden. Nur dies wäre letztlich Bedingt durch den Abbau von Zivilange- begrenzt. Überschreitungen führen zu ei- bürgerfreundlich und würde auch die Ko- stellten bei der Bundeswehr ist es zur Zeit nem Kündigungsecht der VBL. sten minimieren. Deshalb hatte die ziel- so, dass der Bund mehr Leistungen der Durch die Ausgründung entstehen den führende Zusammenführung der Verwal- VBL in Anspruch nimmt, als er selbst dafür bisher beschäftigten Arbeitnehmern keine tung in einem Gebäude von Beginn an einzahlt. Für den Bereich der Kommunen Nachteile. höchste Priorität. ist dieses Verhältnis genau umgekehrt. Die Herr Dr. Litschen empfahl den anwesen- Da das Amt Wilstermarsch finanziell deut- Kommunen zahlen wesentlich mehr ein als den LVB, jeweils für ihren Bereich zu prü- lich besser gestellt war als die Stadt Wilster letztlich aus der VBL ausgezahlt wird. fen, ob und welche Möglichkeiten der Ein- hatte der Amtsausschuss einstimmig be- Herr Dr. Litschen machte dies an einigen sparung gegeben sein könnten. schlossen, einen Anbau mit Kosten in Zahlenbeispielen deutlich. Bei einer Kündigung bzw. Austritt sollte Höhe von 2 Mio. Euro am bisherigen Ver- Als Folge: Während die Bruttobelastung dann der Beitritt in eine andere Versor- waltungsgebäude durchzuführen, um so des Arbeitnehmers zwischenzeitlich bei gungskasse, z.B., der bestehenden Zu- eine Zusammenführung beider Verwaltun- 10,5 % seines Einkommens liegt, beträgt satzversorgungskasse Mecklenburg-Vor- gen an einem Standort realisieren zu kön- der aus der VBL nach Erreichen der Alters- pommern geprüft werden. nen. grenze ausgezahlte Gegenwert lediglich 4 Im April 2004 legte das Amt einen ausführ- % des letzten Einkommens. 4. Aus der Praxis für die Praxis lichen Vorschlag zur Gründung eines Herr Dr. Litschen bezeichnete es als Auf- Landesvorsitzender Sönke Hansen teilte Zweckverbandes/Verwaltungsverbandes gabe des Kommunalen Arbeitgeberver- mit, dass er für Mitte März eine Mitglieder- vor. bandes, hier gerechtere Lösungsmodelle versammlung des Fachverbandes plane.

Die Gemeinde SH 4/2005 103 Euro beträgt, nicht ausreichen, müsste le zurückgewiesen haben, hat der Ge- das Gesetz nachgebessert werden (Revi- meindetag die gemeinsame Dienststelle sionsklausel) mit dem Ziel, den Bundesan- aufgenommen und wird deren Machbar- teil auf 3,1 Milliarden Euro zu erhöhen. keit weiter prüfen. Ein Vorteil der gemein- Dieses Thema abschließend, wies Herr samen Dienststelle liegt für die beteiligten Bülow darauf hin, dass die Ämter und Ge- Verwaltungen darin, dass beide Partner ih- meinden sich im kreisangehörigen Bereich re Aufgabenbereiche behalten und ledig- auch weiterhin vor Ort für die Schaffung lich eine gemeinsame Verwaltungsdienst- von Arbeitsplätzen einsetzen sollten. Dies leistung erbringen. ist als ökonomisch sinnvoll zu betrachten. d) Veränderungen in der kommunalen b) Verwaltungsstrukturreform/Ände- Verwaltungslandschaft rung der Amtsordnung Herr Bülow wies darauf hin, dass z.Z. vie- Herr Bülow wies darauf hin, dass der Ge- le Veränderungen im Lande in Bewegung meindetag die vielfältigen Aktivitäten im sind, bemängelt jedoch, dass diese nicht Land Schleswig-Holstein sorgfältig beob- ausreichend wahrgenommen werden. achtet. Die fünf Kurzvorträge vom Nach- Der Gemeindetag begrüßt und unterstützt mittag waren ein eindrucksvolles Beispiel freiwillige Veränderungen mit dem Ziel der Landesgeschäftsführer des Gemeindeta- über die vielfältigen Aktivitäten, die im Zusammenlegung bzw. Kooperation von ges Jörg Bülow Rahmen der Verwaltungskooperation und Verwaltungen. Die Kraft dazu ist vor Ort Zusammenlegung auch ohne gesetzliche vorhanden und oftmals von den handeln- Der Geschäftsführer des Schleswig-Hol- Zwänge laufen. den Akteuren abhängig. steinischen Gemeindetages, Herr Jörg Herr Bülow bemängelte, dass seitens der Der Gemeindetag beabsichtigt, auf der Bülow, berichtete aus der Arbeit des Ge- Landesregierung eine Analyse der jetzigen Amtsvorstehertagung am 15. April 2005 in meindetages und lobte die gute und ver- Lage sowie eine Zielvorstellung fehlten. Es , die zusammen mit den Leitenden trauensvolle Zusammenarbeit mit dem würden nur vermehrt Schlagworte wie EU- Verwaltungsbeamten durchgeführt wer- Fachverband und seinem Landesvorsit- Fähigkeit und demografischer Wandel für den soll, diese Thematik aufzugreifen. zenden. die Notwendigkeit einer Verwaltungsstruk- Herr Bülow bat die anwesenden LVB, ihm turreform benutzt. Informationen über laufende Gespräche Herr Bülow sprach folgende Themen an: Zur Verwaltungsstrukturreform und zur mit dieser Zielrichtung zu geben. Ein Infor- a) Hartz IV Reform der Amtsordnung hatten der Ge- mationsvorsprung sei äußerst wichtig für Herr Bülow erklärte, dass das Thema meindetag und der Fachverband der Lei- den Gemeindetag. Hartz IV im Jahre 2004 auch den Gemein- tenden Verwaltungsbeamten Vorschläge detag am meisten beschäftigt hat. Herr eingereicht, die leider von der Landesre- e) Schließung von Postagenturen Bülow wies darauf hin, dass die Ämter und gierung nicht oder nur sehr bedingt be- Herr Bülow bezeichnete die z.Z. im Land Gemeinden im kommunalen Bereich deut- rücksichtigt wurden. laufende Schließung von Postagenturen lich mehr an Arbeit geleistet haben, als sie Herr Bülow wies die Äußerungen der Lan- als nicht akzeptabel. Die Deutsche Post nach dem Gesetz zu tun verpflichtet wa- desregierung gegen die Kleinteiligkeit der geht dabei auf das absolut zulässige Min- ren. Gerade auch das Engagement der Verwaltung im Land Schleswig-Holstein destmaß der Verordnung, wobei eine Wirt- kommunalen Ebene hat zur gelungenen zurück. Vielmehr lenkt die Landesregie- schaftlichkeit der Agenturen gar nicht ge- Umsetzung von Hartz IV beigetragen. rung damit nach seiner Auffassung nur prüft wird. In diesem Zusammenhang be- Er rügte diesbezüglich ein Dankesschrei- von der eigenen Unfähigkeit ab. Eine zeichnete Herr Bülow es als absurd, z.B. ben der Ministerpräsidentin, die lediglich grundlegende Änderung der Amtsord- eine Poststelle wie Damp mit jährlich den Landräten, Oberbürgermeistern und nung, der Gemeindeordnung und des 500.000 - 600.000 Übernachtungen zu Geschäftsführen der ArGe sowie den Op- Gesetzes über kommunale Zusammenar- schließen. Er vertrat die Auffassung, dass tionskreisen für ihre im Rahmen der Um- beit sind nicht erfolgt. Ein im Rahmen der kein Amt postfrei werden dürfe und kün- setzung der Hartz IV Gesetze geleisteten Funktionalreform notwendiger Abbau von digte an, dass sich der Gemeindetag hier- Arbeit gedankt hat. Die ebenfalls massiv Standards ist nicht zu erkennen. für einsetzen wird. beteiligten Ämter und Gemeinden fehlten Die jetzige Änderung derAmtsordnung be- In der anschließenden Diskussion wurde jedoch völlig. zeichnete er als unzureichenden Schnell- angeregt, die Aufgaben der Postagentu- Herr Bülow vertrat weiter die Auffassung, schuss. ren notfalls auch in den Ämtern oder Ge- dass im vergangenen Jahr die organisato- Die Ämter und Gemeinden sollten selbst- meinden zu übernehmen, wenn private rischen Fragen zunächst die finanziellen bewusst und stolz auf das Erreichte auf- Initiativen gänzlich fehlten. Solche Verträge Fragen zur Umsetzung von Hartz IV über- treten, da sie in der Lage sind, auch große könnten zunächst zeitlich befristet abge- deckt haben. Heute ist darauf zu achten, Aufgaben wie Hartz IV kurzfristig umzuset- schlossen werden. dass die Masse der Gemeinden nicht zen. Es wurde darauf hingewiesen, dass priva- durch Hartz IV zusätzlich mit Kosten be- te Initiativen wohl auch deshalb fehlen, lastet wird. Vielmehr ist die den Gemein- c) Gemeinsame Dienststelle/Verwal- weil die mit den Agenturbetreibern durch den zugesagte finanzielle Entlastung ein- tungsverband die Post geschlossenen Verträge wirt- zufordern. Das Innenministerium beabsichtigt, im schaftlich nicht sehr lukrativ sind. Er vertrat die Auffassung, dass darauf zu Landesverwaltungsgesetz eine soge- Im Kreis Rendsburg-Eckernförde prüfen achten sei, dass die kreisangehörigen nannte gemeinsame Dienststelle für die z.Z. zwei benachbarte Gemeinden eine Kommunen nicht die Vorfinanzierung der Zusammenarbeit von zwei Verwaltungen Zusammenlegung, um so über 2.000 Ein- Hartz IV-Kosten leisten dürften. zu verankern. Herr Bülow wies darauf hin, wohner zu kommen und ihre Poststelle zu Die Debatte über die letztliche Finanzie- dass die gemeinsame Dienststelle im An- erhalten. rung steht noch bevor. Ziel muss es blei- satz vergleichbar ist mit dem vom Ge- ben, die Entlastung der Kommunen einzu- meindetag und Fachverband vorgeschla- f) Neues kommunales Rechnungs- fordern. Sollte der jetzt festgelegte Anteil genen Verwaltungsverband. wesen/Doppik des Bundes mit 29,1 % an den Kosten der Während die anderen kommunalen Lan- Bezüglich der Einführung der Doppik hält Unterkunft, der insgesamt 2,5 Milliarden desverbände die gemeinsame Dienststel- Herr Bülow eine besondere Prüfung für die

104 Die Gemeinde SH 4/2005 kleineren Ämter und Gemeinden mit dem te Landesgeschäftsführer Jürgen Manske, Frau Dewenter-Steenbock führte aus, Ziel einer eventuellen Freistellung bzw. der Amt Moorrege, in das Thema ein. dass in Schleswig-Holstein bisher kein Einräumung des Wahlrechts für erforder- Herr Torsten Bertow, Innenministerium Zwang zur Doppik gegeben ist, sondern lich. Kiel, verwies auf den Beschluss der stän- die Tendenz zum Wahlrecht mit unter- Kritisch hinterfragt er den Sinn der einzu- digen Konferenz der Innenminister der schiedlichem Beginn besteht. führenden Doppik für die Kommunen des Länder vom 21. November 2003. Um eine kaufmännische Bilanz mit Aktiva Landes, wenn das Land selbst diese Um- Er führte aus, dass durch Beschluss der und Passiva erstellen zu können, ist zu- stellung nicht vornimmt. Lenkungsgruppe „kommunale Verwal- nächst eine Bewertung des Anlagevermö- Insoweit verwies er auf ungeklärte politi- tungsreform” die Arbeitsgruppe „Reform gens erforderlich. Dies ist sehr zeitaufwen- sche Folgerungen, die sich aus der Ein- des Gemeindehaushaltsrechts” eingerich- dig und nach festen Kriterien durchzu- führung der Doppik ergeben. Herr Bülow tet wurde, die für Schleswig-Holstein die führen. forderte Übergangszeiten für die Umstel- Umsetzungen des MIK-Beschlusses vom In einem Beispiel der Erstbewertung von lung und Erleichterungen bzw. Fragestel- 21. November 2002 zur Reform des Ge- Gebäuden und Grundstücken, Straßen lungen für kleinere Ämter und Gemeinden meindehaushaltsrechts begleitet. und beweglichem Vermögen erläuterte ein. Dieser Arbeitsgruppe gehören Vertreter Frau Dewenter-Steenbock die Vorgehens- Ein neu einzurichtender Arbeitskreis soll der vier Kommunalen Landesverbände, weise einer Gemeinde bei der unter- seitens des Gemeindetages diese Thema- des Landesrechnungshofes, des Statisti- schiedlichen Bewertung des Anlagever- tik begleiten. Er bezeichnete es als wich- schen Amtes für Hamburg und Schleswig- mögens. tig, auch das Ehrenamt mitzunehmen. Holstein und des Innenministeriums an, Herr Arthur Lipp, Fa. Petersen & Co Herr Bülow stellte fest, dass trotz aller Kri- das zugleich den Vorsitz führt. GmbH, Tangstedt, stellte das Beratungs- tik die Ämter Schleswig-Holsteins an der Die Arbeitsgruppe hat sich im Juni 2004 modell seiner Firma bei der Umstellung auf Spitze der Bewegung im Lande stehen konstituiert. Doppik und insbesondere die dazugehö- und diesbezüglich vorangehen und aktiv Herr Bertow berichtete über die Schwer- rende Sofware-Auswahl vor. sind. So sind es z.Z. die Ämter , Ber- punkte der bisherigen Arbeiten dieser Ar- In einem praktischen Beispiel zeigte er die kenthin, Elmshorn-Land und Grube, die beitsgruppe, die aus folgenden Bereichen Vorgehensweise der Umstellung auf Dop- aktiv die Umstellung auf Doppik betreiben. bestand: pik von der Projektinitiierung, über den Herr Bülow bat die anwesenden LVB, ihm –Vereinbarungen zu wesentlichen Festle- Analyseprozess, der Konzepterstellung mitzuteilen, wenn weitere Ämter und Ge- gungen für die Entwicklung eines doppi- bis hin zur Umsetzung auf. meinden in die Umstellungsphase eintre- schen Haushaltsrechts in Schleswig- Er führte hierzu aus, dass die Einführung ten wollen. Holstein der Doppik drei wesentlicher Teilkonzepte, – Erarbeitung von Verwaltungsvorschrif- nämlich der Erstellung der notwendigen g) Zweckverbände ten über den Produktrahmen für die Konzepte, der Einstellung und Schulung Herr Bülow bezeichnete es als notwendig, Haushalte der Gemeinden, Entwürfe für von Personal und Organisation sowie ei- die Interessen der Schulträger und der einen Produktrahmen sowie für die Zu- nem funktionierenden Softwaresystem Gemeinden, die nicht Schulträger sind, in- ordnungsvorschriften zum Produktrah- bedarf. nerhalb des SHGT zu bündeln. men liegen vor Die Software sollte auf der Basis einer be- In diesem Zusammenhang bat er zu prü- – Erarbeitung von Verwaltungsvorschrif- schränkten Ausschreibung nach VOL be- fen, ob die bestehenden Zweckverbände ten über Abschreibungen von abnutz- schafft werden. Die Erarbeitung dieser dem Gemeindetag beitreten könnten. Für baren Vermögensgegenständen des Ausschreibung sollte fremd vergeben wer- den Gemeindetag wäre es wichtig, mög- Anlagevermögens der Gemeinden (VV- den. lichst viele Verbände auch als Mitglieder Abschreibungen) Herr Lipp bezeichnete es als möglich, die vertreten zu können. – Erarbeitung von Entwürfen zu Vorschrif- gesamte Umstellung vom Projektstart bis Landesvorsitzender Sönke Hansen dank- ten einer Gemeindehaushaltsverord- zum Echtbetrieb der Doppik in zwei Jah- te Herrn Bülow für seine Ausführungen nung Doppik (GemHVO Doppik) sowie ren umsetzen zu können. und ergänzte, dass Herr Bülow sich als der zugehörigen Erläuterungen. In der sich anschließenden Diskussion neuer Geschäftsführer des Schleswig- Herr Bertow wies darauf hin, dass zur ak- wies Herr Bülow, Schleswig-Holsteini- Holsteinischen Gemeindetages in aller- tuellen Information der Kommunen an der scher Gemeindetag, darauf hin, dass sich bester Weise in sein Aufgabengebiet ein- Erstellung dieses Regelwerks für ein kom- der Gemeindetag in Schleswig-Holstein geführt hat. Es bestehe ein guter persönli- munales doppisches Haushaltsrecht in noch nicht eindeutig für ein neues Haus- cher Kontakt, der die Arbeit angenehm Schleswig-Holstein die Internetseite www. haltsrecht mit Einführung der Doppik aus- und effizient gestalte. landesregierung.schleswig-holstein.de mit gesprochen hat. Als neue Kolleginnen/Kollegen stellten dem Link Innenministerium regelmäßig ak- Herr Bülow sprach sich dafür aus, bei der sich vor: tualisiert wird. Einführung der Doppik das Kosten- und • Gisela Musch, BLBín Gemeinde Trap- Er empfahl den Anwesenden, sich hier Nutzenverhältnis insbesondere für kleinere penkamp stets über den neuesten Stand zu infor- Ämter und Gemeinden noch intensiver zu • Anke Bahns-Rehse, BLBín Gemeinde mieren. überprüfen. Insoweit unterstützt der Ge- Kronshagen Verwaltungsdirektorin und Geschäftsfüh- meindetag die jetzige Haltung des Innen- • Meinhard Lübbers, LVB Amt KLG rerin, Frau Marlies Dewenter-Steenbock, ministeriums, das Wahlrecht zunächst of- Hennstedt GeKom GmbH Reinbek, brachte den An- fen zu lassen und keinen Zeitdruck aus- • Dirk Osbahr, LVB Amt Dänischenhagen wesenden dann Vorschläge und erste zuüben. Mit einem launigen Gedicht über die Schritte für die notwendige Vermögensbe- Herr Bülow sieht das Konexitätsprinzip Tücken der Kooperation und dem von ihm wertung und die Erfassung von Vermögen verletzt, da z.Z. nicht absehbar ist, dass verfassten Sankelmark-Lied beendete zur Kenntnis. den Ämtern und Gemeinden Ausgleichs- BLB Peter Klarmann, Gemeinde Schacht- Die Doppik gewährleistet eine realistische zahlen für ihren erhöhten Aufwand zur Ver- Audorf, den 1. Tag der Tagung. Darstellung der kommunalen Finanzlage fügung gestellt werden. einschließlich der Verpflichtungen und Ri- 5. Von der Kameralistik zur Doppik – siken. Das heutige Haushaltsrecht stellt 6. Überblick über das Recht der Kom- Wege zur Umstellung auf ein doppi- hier nur Einnahmen und Ausgaben dar, munalunternehmen sches Haushaltswesen enthält jedoch keine vollständige Darstel- Rechtsanwalt Dr. Marcus Arndt, Sozietät Zu Beginn des zweiten Seminartages führ- lung der Vermögens- und Finanzlage. Dr. Weißleder und Ewer, Kiel, referierte

Die Gemeinde SH 4/2005 105 über das Recht der Kommunalunterneh- pflichtige Selbstverwaltungsaufgaben gungsverfahren stellt. Er ergänzte hierzu, men in Schleswig-Holstein. Er bezeichne- übertragen werden können. dass UVP-pflichtig nicht alle Projekte (Vor- te die Kommunalunternehmen (nicht kom- Eine Übertragung von Aufgaben zur Erfül- haben) sind, sondern diese in den Anhän- munales Unternehmen), als Mittelding zwi- lung nach Weisung auf ein Kommunalun- gen I und II der Richtlinie explizit aufgeführt schen den Eigenbetrieben und den Eigen- ternehmen ist in Schleswig-Holstein nicht sind. gesellschaften (GmbH). zugelassen. Eine Beauftragung zur Erledi- Überleitungsreglungen des zum 20. Juli Das Grundmodell der Kommunalunter- gung der Aufgabe unter Beachtung des 2004 in Kraft getretenen EAG-Bau sind zu nehmen wurde am 25.06.2002 in § 106 a Vergaberechts kommt in Frage. beachten. Gemeindeordnung eingeführt. Die Gemeinde kann dem Kommunalunter- Herr Dr. Roesch wies darauf hin, dass bei Das Kommunalunternehmen soll die Vor- nehmen das Recht einräumen, an ihrer der Aufstellung aller Bauleitpläne gemäß § teile beider vorgenannten Rechtsformen Stelle Satzungen für das übertragende 2 Abs. 4 Satz 1 BauGB die Pflicht zur zusammenführen und ist anwendbar z.B. Aufgabengebiet zu erlassen und bei vorlie- Durchführung einer Umweltprüfung und für den Bereich der Ver- und Entsorgung, genden Voraussetzungen des § 17 GO die Erstellung eines Umweltberichtes ge- Friedhöfe, Kliniken, Freizeitparks u.s.w. auch einen Anschluss- und Benutzungs- geben ist. Während bisher in Schleswig-Holstein der zwang vorzuschreiben. Diese Verpflichtung zur Umweltprüfung Nachteil bestand, dass nur eine Gemein- betrifft alle Bauleitpläne mit Ausnahme der de ein Kommunalunternehmen gründen 6.2 Besonderheiten des gemeinsa- Bauleitplanungen im vereinfachten Verfah- konnte, ist durch das Gesetz zur Verbes- men Kommunalunternehmens ren nach § 13 BauGB und der Innenbe- serung der Verwaltungsstruktur in Schles- Gemeinden, Ämter, Kreise und Zweckver- reichssatzungen nach § 34 Abs. 4 - 6 wig-Holstein vom 26.01.2005 jetzt im bände können nach § 19 c Abs. 1 Satz 1 BauGB und der Außenbereichssatzung 5. Teil des GkZ auch die Bildung eines GkZ ein gemeinsames Kommunalunter- nach § 35 Abs. 6 BauGB. gemeinsamen Kommunalunternehmens nehmen errichten. Wesentliche Elemente und das Verfahren möglich. Die Beteiligung Privater ist beim gemein- der Umweltprüfung sowie die darin enthal- Herr Dr. Arndt führte aus, dass grundsätz- samen Kommunalunternehmen nicht tenen Regelungen wurden erörtert. lich zwischen dem einfachen Kommunal- möglich. Die Formen der Errichtung eines Herr Dr. Roesch wies insbesondere darauf unternehmen und dem gemeinsamen gemeinsamen Kommunalunternehmens hin, dass in § 4 Abs. 1 BauGB neuer Fas- Kommunalunternehmen zu unterscheiden sind vielfältig, in Frage kommen: sung bei der Beteiligung der Behörden (alt ist. • Neuerrichtung TÖB-Beteiligung) die Behörden auch zur • Beitritt zu einem bestehenden (einfa- Äußerung im Hinblick auf den erforderli- 6.1 Das einfache Kommunalunterneh- chen) Kommunalunternehmen chen Umfang und Detaillierungsgrad der men • Ausgliederung mit Gesamtrechtsnach- Umweltprüfung aufzufordern sind. Die Berechtigung zur Errichtung eines folge aus einem bestehenden Regie- Der Umweltbericht wird dann als geson- Kommunalunternehmens liegt bei der Ge- oder Eigenbetrieb derter Teil der Begründung zum Bauleit- meinde. Eine Kooperationstauglichkeit • Verschmelzung eines Zweckverbandes plan erstellt und ist Gegenstand der Betei- des einfachen Kommunalunternehmens mit einem Kommunalunternehmen ligungen der Öffentlichkeit und der Behör- ist jedoch gemäß § 106 a Gemeindeord- • Umwandlung eines Zweckverbandes den. Der Umweltbericht ist gemäß § 3 nung nicht gegeben. • Umwandlung einer kommunalen Kapi- Abs. 2 BauGB auch mit öffentlich auszule- Insoweit müssten sich mehrere Gemein- talgesellschaft mehrerer kommunaler gen. den zu einem Zweckverband zusammen- Körperschaften Der Umweltbericht ist Teil der Planbegrün- schließen, der dann auf der Grundlage von Anders als beim einfachen Kommunalun- dung und zu Jedermanns Einsicht bereit- § 5 Abs. 6 GKZ in Verbindung mit § 106 ternehmen erfolgt der Errichtungsakt für zuhalten. Nach Abschluss des Verfahrens GO ein Kommunalunternehmen errichten ein gemeinsames Kommunalunterneh- ist der Umweltbericht dem Bauleitplan bei- kann. Diesem Zweckverband können men durch öffentlich-rechtlichen Vertrag, zufügen. auch Private beitreten. Der Zweckverband der zwingend den Vorschriften des Lan- In seinen weiteren Ausführungen ging Herr wird damit in ein Kommunalunternehmen desverwaltungsgesetzes entsprechend Dr. Roesch dann auf weitere Änderungen verschmolzen. bekannt zu machen ist. des BauGB in Zusammenhang mit der RA Dr. Arndt erläuterte die Neugründung Die zu erlassene Organisationssatzung Umsetzung der Plan-UP-Richtlinie ein und durch Satzung (Errichtungs- und Organi- liegt in der Zuständigkeit des gemeinsa- nannte hier die sich aus § 5 Abs. 1 Satz 3 sationssatzung), die Umwandlung eines men Kommunalunternehmens, nach Ver- neu ergebende Überprüfungspflicht für bestehenden Regie- oder Eigenbetriebes einbarung durch die beteiligten Träger. Flächennutzungspläne. sowie die Organe des Kommunalunter- Weiter verwies Herr Dr. Roesch auf die nehmens. 7. Änderungen des Städtebaurechts Möglichkeit der Aufstellung von Teilflä- Der Einfluss eines Bürgermeisters auf das durch das Europarechtsanpas- chennutzungsplänen gemäß § 5 Abs. 2 b Kommunalunternehmen kann eingegrenzt sunggesetz Bau BauGB. werden. Dr. Hans Eberhard Roesch referierte über Eingehend erörtert wurde die Zulässigkeit Bei den Tätigkeiten bzw. Aufgaben des die sich durch das Europarechtsanpas- von Vorhaben während der Planaufstel- Kommunalunternehmens ist zu unter- sunggesetz Bau (EAG-Bau) ergebenden lung nach § 33 BauGB, die nach der Än- scheiden zwischen den eigenen Aufgaben wesentlichen Änderungen und Schwer- derung vom 20.07.2004 nur noch möglich des Kommunalunternehmens nach vorhe- punkte. ist, wenn jetzt alle Beteiligungen einsch- riger Aufgabenübertragung durch die Ge- Er führte aus, dass Anlass der Änderung ließlich des Umweltberichtes abgeschlos- meinde und der Erledigung gemeindlicher die Umsetzung von EU-Richtlinien sei. sen sind. Damit wird in der Praxis der sog. Aufgaben (z.B. nach Beauftragung durch Dabei bat er, konsequent zu unterschei- Vorabgenehmigung kaum noch Bedeu- die Gemeinde). Soweit die Erledigung ge- den zwischen der Plan-UP-Richtlinie, die tung zufallen. meindlicher Aufgaben beauftragt wird, ist abzielt auf die Prüfung von Umweltauswir- Der 2. Seminartag schloss am Abend in ei- das geltende Vergaberecht zu beachten. kungen (auch positive) bestimmter Pläne nem kulturellen Teil mit einem Vortrag von Dies ist nicht der Fall, wenn eine vorherige und Programme und der Projekt-UVP- Herrn Dr. Manfred Reuther, Direktor der Aufgabenübertragung durch die Gemein- Richtlinie, also der Richtlinie über die Um- Stiftung Seebüll, Noldemuseum. In Wort de erfolgt ist. weltverträglichkeitsprüfung, die bei be- und Bild brachte Herr Reuther den Teil- Dabei ist zu beachten, dass dem Kommu- stimmten öffentlichen und privaten Projek- nehmern das Leben und Wirken des Ma- nalunternehmen lediglich freiwillige und ten Anforderungen an das Genehmi- lers Emil Nolde nahe.

106 Die Gemeinde SH 4/2005 Weiter gab Herr Dr. Reuther einen Über- „Unterschwellige“ Schwellenwerte nach SHVgVO blick über die Errichtung des Noldemu- seums in Seebüll und die dort ausgestell- Beschränkte Ausschreibung Freihändige Vergabe ten Werke des Künstlers. zulässig unterhalb von Insbesondere verwies er auf das Schwer- Bauleistungen 50.000 ¤ punktthema der diesjährigen Sonderaus- Rohbau/ Tiefbau: 100.000 ¤ 5.000 ¤ stellung Emil Nolde und Japan. Vorabinformation: 10.000 ¤ ¤ ¤ 8. Wettbewerb um Aufträge und kom- Lieferungen/Leistungen 50.000 5.000 munale Beschaffung Verzicht auf Bekanntmachung Keine Anwendung VOF Richter Rainer Wilke, OVG Schleswig, zulässig unterhalb von ging in seinem Referat auf die Begriffe Freiberufliche Leistungen 50.000 ¤ 15.000 ¤ Wettbewerb und Beschaffung ein, die bis- her eher nebeneinander standen, wonach Beschaffung öffentliche Aufgabe und chen Auftraggeber und einem Unterneh- Vergaberecht dar. Wettbewerb der eigentliche Markt ist. men mit Beschaffungszweck definiert ist. Als wichtigste Schwellenwerte nach der Schlüsselbegriffe des Vergaberechts sind Er führte hierzu aus, dass ein Erschlie- Vergabeverordnung nannte Herr Dr. Raa- dabei Auftraggeber, Unternehmen und öf- ßungsvertrag nach § 124 BauGB nicht der be für Bauaufträge 5 Mio. Euro ( neu fentlicher Auftrag. Beschaffung dient und damit nicht als Auf- 5.900.000 ¤ ) und für Liefer- und Richter Wilke führte aus, dass Auftragge- trag anzusehen ist. Dienstleistungsaufträge 200.000 ¤ ( neu ber im kommunalen Bereich die Gemein- Die Frage der Entgeltlichkeit ist im weite- 230.000 ¤ ). den, andere juristische Personen des öf- ren Sinne zu verstehen und muss sich Dr. Raabe ging darauf ein, dass der Auf- fentlichen und des privaten Rechts, kom- nicht allein auf Geld beziehen. tragswert jeweils sorgfältig zu schätzen ist. munale Verbände (Zweckverbände) und Kritisch merkte er die lange Laufzeit der Zugrunde zu legen ist die Gesamtvergü- Kooperationen sein können. Konzessionsverträge an, die zu einer Ver- tung ohne Umsatzsteuer, die Summe aller In diesem Zusammenhang bezeichnete steinerung von Marktstrukturen führten. Lose einschl. etwaiger Optionen und der Richter Wilke die Bildung von Einkaufsko- Weiter setzte sich Herr Wilke mit der Fra- Wert für die gesamte Laufzeit, bei fehlen- operationen durch mehrere Gemeinden ge auseinander, ob die Vereinbarung einer der Befristung max. 4 Jahre. als kartellrechtlich schwierig, da sich meh- öffentlich-rechtlichen Kooperation zwi- Dr. Raabe wies darauf hin, dass nach der rere Nachfrager abstimmen, was tiefe schen Kommunen als Auftrag im Sinne Schleswig-Holsteinischen Vergabeverord- Auswirkungen auf den Markt haben kann, des Vergaberechts gilt. nung folgende unterschwellige Schwellen- z.B. durch Ausschaltung des Zwischen- Grundsätzlich bezieht die aktuelle Recht- werte gelten (siehe Tabelle oben). handels. Der BGH hat die Bildung von Ein- sprechung zum Vergaberecht öffentlich- kaufskooperationen jedoch als zulässig rechtliche Kooperationsvereinbarungen in Bei Maßnahmen, denen Zuschussbe- anerkannt. den Anwendungsbereich des Vergabe- scheide, z.B. EU-Mittel, zugrunde liegen, Als Auftragnehmer ist üblicherweise ein rechts ein. wies Herr Dr. Raabe darauf hin, in diesen Privater anzusehen, der sich rechtlich vom Hiervon unberührt bleibt jedoch die zum Fällen unbedingt die Bestimmungen des Auftraggeber unterscheidet. Kernbereich der Gemeinden zählende Or- Bescheides genau zu lesen und zu prüfen, Keine Ausschreibungspflicht besteht bei ganisationshoheit, denn das Vergaberecht welche Bedingungen, Richtlinien oder Ne- der Beauftragung eines Eigenbetriebes bezieht sich nicht auf Zuständigkeits- und benbestimmungen an die Vergabe der be- oder einer Eigengesellschaft, deren kom- Organisationsregelungen im hoheitlichen zuschussten Leistung gebunden sind. munale Anteile zu 100 % die Gemeinde Bereich. Solche Kooperationen (GkZ-Ver- hält. So kann die Gemeinde z.B. den eige- einbarungen) sind vom neuen Vergabe- Bezüglich der öffentlichen Aufträge ging nen Bauhof im Rahmen eines Eigenge- recht nicht betroffen. Dr. Raabe darauf ein, dass eine Vergabe- schäftes beauftragen, ohne dass hier das Hingegen bleibt festzuhalten, dass Verein- pflicht bei kommunalen Kooperationen Vergaberecht greift. barungen nach dem Gesetz über kommu- nicht besteht. Diese Vorgehensweise ist Diesbezüglich bedarf es einer weiterge- nale Zusammenarbeit nicht vergabe- zumindest oberhalb der Schwellenwerte henden Prüfung, wenn die Gemeinde im rechtsfrei sind, wenn sie nur die Durch- sehr umstritten. An einem Fallbeispiel er- Rahmen einer eingegangenen Kooperati- führung einer Aufgabe betreffen, die als läuterte Dr. Raabe dann den Ablauf eines on auch private Partner in Form eines Ei- solche in der Verantwortlichkeit der Ge- unterschwelligen VOF-Vergabeverfahrens. gengeschäftes vergabefrei beauftragen meinde verbleibt. Abschließend ging Herr Dr. Raabe darauf will. ein, dass der Rechtsschutz unterhalb der Nach einer Entscheidung des Europäi- 9. Unterschwellige Vergabeverfahren Schwellenwerte zumeist nur in der Anru- schen Gerichtshofes liegt ein vergabefrei- – Anwendungsprobleme und fung der Vergabeprüfstellen als Aufsichts- es Eigengeschäft nur dann vor, wenn eine Rechtschutzfragen des Mittel- behörden sowie als Sekundär-Rechts- Identität zwischen der auftraggebenden standsförderung- und Vergabege- schutz durch die Stellung von Schadens- Gemeinde und einer Gesellschaft vorliegt. setzes ersatzansprüchen gegeben ist. Dies ist der Fall, wenn die Gemeinde über Rechtsanwalt Dr. Marius Raabe, Sozietät Unterhalb der Schwellenwerte findet kein die auftragnehmende Stelle eine 100 %- Dr. Weißleder und Ewer, Kiel, wies ein- Nachprüfungsverfahren der Vergabekam- ige Kontrolle ausübt, wie über ihre eigenen gangs darauf hin, dass mit unterschwelli- mer und kein verwaltungsgerichtlicher Dienststellen und die auftragnehmende gen Vergaben die Vergabeverfahren ge- Rechtsschutz (OVG Schleswig) statt. Stelle zugleich im wesentlichen nur für die meint sind, die unterhalb der Schwellen- Gemeinde tätig ist. werte nach § 100 Abs. 1 Gesetz zur Resümee der Tagung In seinen weiteren Ausführungen ging Beschränkung des Wettbewerbs und § 2 Landesvorsitzender Sönke Hansen Richter Wilke darauf ein, dass der dritte der Vergabeverordnung handelt. schloss das diesjährige Frühjahrsseminar Schlüsselbegriff „öffentlicher Auftrag” ge- Dabei hat sich das Vergaberecht aus dem in Sankelmark nach insgesamt 19 Stun- mäß § 99 des Gesetzes gegen Wettbe- Haushaltsrecht entwickelt und stellt sich den Vorträgen. Er bedankte sich bei allen werbsbeschränkungen als ein entgeltli- heute im Rahmen eines marktöffnenden Referenten und dankte dem Landesge- cher Vertrag über Liefer-, Bau- oder Wettbewerbs und der europaweiten schäftsführer Jürgen Manske, Amt Moor- Dienstleistungen zwischen einem öffentli- Gleichbehandlung als gemeinschaftliches rege, für dessen gute Vorbereitung.

Die Gemeinde SH 4/2005 107 Mitteilungen des DStGB Quelle: DStGB aktuell

Wirtschaftsförderung bei Schließung des Steuerzahlerbundes, Beklagte war Hauptgeschäftsstelle des Deutschen von Bundeswehrstandorten eine GmbH, die Aufgaben der kommuna- Städte- und Gemeindebundes unterstützt Der Bundesminister für Wirtschaft und Ar- len Energieversorgung wahrnimmt. Ihr die Aktion „Tag der Verkehrssicherheit“ beit, Wolfgang Clement, lehnte die Bitte Stammkapital befand sich zu mehr als und würde es begrüßen, wenn eine breite des DStGB, die Fördergebietskulisse der 70 % entweder unmittelbar oder mittelbar kommunale Beteiligung stattfinden würde. Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung über weitere kommunale Beteiligungsge- der regionalen Wirtschaftsstruktur” auf sellschaften in der Hand von Gemeinden. Postgrundversorgung im ländlichen Konversionsaspekte auszuweiten, zum Nach Presseberichten über eine angebli- Raum jetzigen Zeitpunkt ab. Er signalisierte je- che Vervierfachung der Sitzungsgelder Nächste Schritte der Hauptgeschäfts- doch die Bereitschaft, mit den Ländern des Aufsichtsrats der Beklagten verlang- stelle im Bereich Postuniversaldienst über eine Berücksichtigung der von ten die Kläger von der Beklagten Auskunft In den letzten Wochen mehrten sich bun- Standortschließungen betroffenen Regio- über die Höhe der Sitzungsgelder der Auf- desweit Proteste gegen den von der Deut- nen bei der Festlegung der GA-Förderge- sichtsratsmitglieder. Sie stützten ihr Aus- schen Post AG vorrangig im ländlichen biete für die Zeit nach 2006 zu verhandeln. kunftsbegehren auf § 4 des Niedersächsi- Raum betriebenen Abbau von Filialen. Die Im November 2004 befasste sich das Prä- schen Pressegesetzes. Nach dieser Be- Deutsche Post beruft sich diesbezüglich sidium des DStGB mit der Schließung von stimmung, die es vergleichbar auch in den auf ihre Mindestverpflichtung aus der Bundeswehrstandorten und appellierte Pressegesetzen anderer Länder gibt, sind Post-Universaldienstleistungsverordnung u.a. an die strukturpolitische Verantwor- Behörden verpflichtet, den Vertretern der (PUDLV), die vielerorts eine so genannte tung des Bundes und der Länder. Im An- Presse die für die Erfüllung ihrer öffentli- „stationäre Posteinrichtung” nicht vor- schluss daran griff die Wirtschaftsminister- chen Aufgaben dienenden Auskünfte zu sieht. Diese Maßnahmen lösten massiven konferenz im Dezember 2004 diese For- erteilen. Der Bundesgerichtshof gab der Unmut in den betroffenen Gemeinden aus, derung auf und wies auf die Notwendigkeit Klage aus den eingangs genannten Grün- zumal seitens der DP AG erhebliche Defi- der regionalpolitischen Flankierung negati- den statt. zite in der Kommunikation mit den kom- ver Konversionsfolgen durch Bund und munalen Verantwortungsträgern auftra- Länder hin. Daraufhin bat die Hauptge- Tag der Verkehrssicherheit ten. Auf Intervention des DStGB machte schäftsstelle Bundesminister Clement, Der 18. Juni 2005 soll nach Vorstellung die DP AG deutlich, sich nur an die ge- sich für eine Ausweitung der Förderge- des Deutschen Verkehrssicherheitsrates setzlichen Mindestanforderungen der bietskulisse der Gemeinschaftsaufgabe dem Thema Sicherheit im Straßenver- Postgrundversorgung und ihre darüber „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- kehr gewidmet werden. Erfreulicherweise hinausgehende Selbstverpflichtung ge- struktur” auf die besonderen Problemla- nimmt die Zahl der Todesopfer im Stra- bunden zu fühlen. Gleichwohl sagte sie ei- gen, die sich im Zusammenhang mit der ßenverkehr kontinuierlich ab. Allerdings ne erneute Überprüfung des Standortkon- Schließung von Bundeswehrstandorten nehmen die Unfallzahlen selbst nicht in zepts unter dem Gesichtspunkt der Ver- ergeben, stark zu machen. Der Minister gleichem Maße ab. Verbesserte Sicher- sorgungsqualität zu. Anlässlich einer wies in seiner Antwort vom 14. Februar heitseinrichtungen und ein Rettungsdienst Sitzung des „Arbeitskreises Post” am 2005 darauf hin, es sei in erster Linie Auf- auf hohem Niveau mindern die Zahl der 01.03.2005, an der neben den kommuna- gabe der Länder, die zu erwartenden Aus- Toten und Schwerverletzten. Am stärksten len Spitzenverbänden auch der Zentralbe- wirkungen der Standortschließungen ab- hat der Anteil der erwachsenen Fahrer von reichsleiter Regulierungsmanagement der zuschätzen und entsprechend zu han- Pkw als Unfallopfer abgenommen. Die DP AG teilnahm, wird eine Vereinbarung deln. Eine Anpassung der Fördergebiets- Zahl der Unfallopfer unter 15 bzw. über 65 zwischen der Bundesvereinigung der kulisse der Gemeinschaftsaufgabe „Ver- Jahren weist hingegen kaum Abnahmen kommunalen Spitzenverbände und der besserung der regionalen Wirtschafts- auf. Die Verbesserung der Verkehrssicher- Deutschen Post AG über die Herstellung struktur” sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht heit ist daher nach wie vor ein aktuelles des Benehmens mit von Strukturverände- vorgesehen. Allerdings werde man bei der Thema. Der Tag der Verkehrssicherheit rungen betroffenen Städten und Gemein- Neufestlegung der Fördergebiete nach soll allen Beteiligten, Institutionen, Schu- den ausgehandelt. Diese Vereinbarung dem Auslaufen der Fördergebietskulisse len, Unternehmen und Gemeinden die wird zwei wesentliche Punkte enthalten: zum Ende 2006 mit den Ländern darüber Möglichkeit geben darzustellen, wie sie Zum einen werden feste Regeln für die reden müssen, inwieweit eine Berücksich- sich für mehr Sicherheit im Straßenverkehr Kommunikationsweise der DP AG aufge- tigung der von Standortschließungen be- einsetzen. Jede Institution bzw. jede Ge- stellt. Zum anderen sollen die Zusagen der troffenen Regionen bei der Ausgestaltung meinde kann selbst den Ort bestimmen, DP AG gegenüber der Bundesregierung, der Gemeinschaftsaufgabe möglich sei. an dem eine Aktion stattfinden soll. Aus- d.h. ihre freiwillige Selbstverpflichtung, nahme hiervon ist eine Auftaktpressekon- auch unmittelbar gegenüber den Kommu- Presserechtlicher Auskunftsanspruch ferenz am 17. Juni 2005, die zentral vom nen festgeschrieben werden. Darüber hin- gegen ein kommunales Unternehmen Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) aus soll eine gemeinsame Auslegungshilfe Aus einer aktuellen, bislang noch unveröf- durchgeführt wird. Der DVR stellt bei Be- zur PUDLV erstellt und veröffentlicht wer- fentlichten Entscheidung des Bundesge- darf Informationen und Logos zur Verfü- den, in der einzelne Tatbestandsmerkma- richtshofs geht hervor, dass unter den gung. Bei Interesse kann die vor Ort ge- le definiert sowie Grundpositionen der DP presserechtlichen Behördenbegriff des § 4 plante Aktion (z.B. ein Tag der offenen Tür, AG und der kommunalen Seite dargelegt des Niedersächsischen Pressegesetzes ein Fahrradturnier, Verkehrsbegehungen, werden. Die Hauptgeschäftsstelle wird auch eine GmbH fällt, auf die die öffentli- öffentliche Arbeit einer Unfallkommission das Thema „Zukunft der Postgrundversor- che Hand maßgeblichen Einfluss ausübt etc.) gegenüber dem Deutschen Ver- gung im Zusammenhang mit dem Auslau- und derer sie sich zur Erfüllung öffentlicher kehrssicherheitsrat (Ansprechpartner Frau fen des Briefmonopols der DP AG” daher Aufgaben bedient. Gegenüber dieser Petra Knuf, Deutscher Verkehrssicher- zu einem Arbeitsschwerpunkt machen. Ei- GmbH besteht daher ein entsprechender heitsrat e. V., Beueler Bahnhofsplatz 16, ne intensive Beratung mit dem Thema ist Auskunftsanspruch für Pressevertreter. 53222 Bonn) angekündigt oder auf der bereits für den am 11./12.04.2005 statt- Kläger waren die Herausgeber und der Website (www.tag-der-verkehrssicherheit. findenden Erfahrungsaustausch „Post verantwortliche Redakteur der Zeitschrift de) als Aktivität veröffentlicht werden. Die und Telekommunikation” vorgesehen.

108 Die Gemeinde SH 4/2005 Pressemitteilungen

DStGB vom 07.03.2005 oder Ausschreibungsverfahren, kaum be- herrschbare Haftungsrisiken, gegen die DStGB: Antidiskriminierung mit dem kostspielige Vorsorge getroffen werden müsste, sowie eine Bindung der kommu- Amtsschimmel nicht erfolgreich nalen Ressourcen durch vermeidbare Ge- richtsprozesse. Negative Auswirkungen auch im Bereich der kommunalen Immobilienwirt- schaft Durch den Gesetzentwurf sind auch bei Der Deutsche Städte- und Gemeinde- sidialmitglied des Deutschen Städte- und der kommunalen Immobilienwirtschaft ne- bund lehnt es ab, dass die Regierung bei Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg, gative Auswirkungen zu befürchten. Die der Antidiskriminierung über die Vorgaben anlässlich der heute stattfindenden Bun- Kommunen haben ein großes Interesse der EU hinausgeht. „Angesichts hoher Ar- destags-Anhörung zu dem Koalitionsent- am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Woh- beitslosigkeit und geringer Investitionen wurf in Berlin. nungsbaugesellschaften. Gerade diese brauchen wir keine weiteren bürokrati- Die Pläne der Koalition bedürfen dringend sind besonders dafür geeignet, für sozial schen Hemmnisse, sondern mehr Gestal- der Korrektur. Benachteiligte angemessenen Wohnraum tungsspielräume in den Verwaltungen. Die Städte und Gemeinden wären nach bereitzustellen. „Wer hier mit weiterer Jegliche Entscheidung des Gesetzgebers Umsetzung des Entwurfes insbesondere Bürokratie draufsattelt verursacht Kosten, und der Regierung muss vor dem Hinter- in ihrer Rolle als Arbeitgeber von 1,5 Mil- die auf die Mieter umgelegt werden müs- grund von über 5 Millionen Arbeitslosen lionen Mitarbeitern zu einem erheblich an- sen und gefährdet darüber hinaus dieses darauf überprüft werden, ob sie die Ent- steigenden bürokratischen Aufwand ge- bewährte Instrumentarium zur Entwick- stehung neuer Arbeitsplätze hemmt oder zwungen. Dies beträfe einen großen Be- lung von Städten und Wohnquartieren”, fördert, sagte das Geschäftsführende Prä- weissicherungsaufwand bei Bewerbungs- sagte Landsberg.

DStGB vom 16.03.2005 weiter den Weg zu bereiten, so Lands- berg. Der Job-Gipfel müsse daher auch DStGB zum Job-Gipfel: Kommuna- den Weg frei machen zu umfassenden Re- formen über die Aufgaben von Staat und les Investitionsprogramm muss Vor- Kommunen. Die Finanzlage der Kommunen sei weiter- rang vor Steuerentlastungen haben hin katastrophal und ein Ende nicht abzu- sehen. Im Jahr 2005 rechnet der Deut- Kommunen warnen davor, nur auf die Wirtschaft zu schauen sche Städte- und Gemeindebund mit ei- Kommunale Finanzlage gehört in den Focus des Job-Gipfel nem Anwachsen des Finanzierungsdefi- zits auf 7 Mrd. € und erheblichen Folgen Der Deutsche Städte- und Gemeinde- worden und zahlen wegen der vielen Aus- für die kommunale Investitionskraft. „Es bund appelliert an die Beteiligten des Job- nahmen häufig ohnehin nicht die formal steht zu befürchten, dass ohne weitere Gipfels, ein Investitionsprogramm für die hohen Steuersätze. Die Senkung der Hilfen für die Kommunen der Niedrigwert Kommunen aufzulegen. „Wir haben einen Steuersätze und eine Verbreitung der Be- der Investitionen aus dem Jahr 2004 im riesigen Bedarf an Investitionen in Schu- messungsgrundlage dürfen unter dem laufenden Jahr noch einmal unterschritten len, Wege und Plätze, den wir mangels Strich nicht zu einem Rückgang an wird. Der Verfall der kommunalen Infra- Geld nicht bedienen können. Aufträge an Steuereinnahmen führen, die die kommu- struktur von Schulen, Kindergärten, We- das örtliche Handwerk und den Mittel- nale Investitionskraft weiter schwächen. gen und Plätzen wird von den Menschen stand schaffen dringend benötigte Ar- „Ein kommunales Investitionsprogramm wahrgenommen. Ihre Unzufriedenheit beitsplätze und stärken das Wachstum”, wird dagegen dazu führen, dass die lah- wächst. Die Politik darf dies beim so ge- sagte das Geschäftsführende Präsidial- mende Binnenkonjunktur wieder an- nannten Jobgipfel nicht zugunsten einsei- mitglied des Deutschen Städte- und Ge- springt und neue Jobs in den Betrieben tiger Interessen aus der Wirtschaft aus meindebundes, Dr. Gerd Landsberg, am vor Ort entstehen.”, sagte Landsberg. den Augen zu verlieren”, appellierte Vortag des Job-Gipfels in Berlin. Langfristig müsse es darum gehen, Auf- Landsberg. Die Hilfen für Kommunen müssen Vorrang gaben und Ausgaben der Kommunen Ohne bessere Lebensbedingungen in den vor weiteren Steuerentlastungen zugun- zurückzuführen, anstatt den Kommunen Kommunen wird es keine Zuversicht in sten der Wirtschaft haben. Die Unterneh- immer neue Aufgaben aufzuerlegen und Deutschland und eine bessere Wirt- men sind bereits um Milliarden entlastet gleichzeitig dem Verfall der Einnahmen schaftslage geben.

Personalnachrichten

Verdienstmedaille für Hans Carsten- den. Innenminister Klaus Buß überreichte Gemeinsinn und ihrer Bereitschaft zur sen aus Neuwittenbek und Heinrich die Auszeichnungen heute (7. Februar) in Übernahme von Verantwortung sind sie Grotkopp aus Tüttendorf Kiel. Der Minister hob das langjährige eh- ein Vorbild für eine aktive Bürgergesell- Hans Carstensen aus Neuwittenbek und renamtliche Ehrenamt der Geehrten in der schaft”, sagte Buß. Heinrich Grotkopp aus Tüttendorf (beide kommunalen Selbstverwaltung hervor. Hans Carstensen wurde 1970 in die Ge- Kreis Rendsburg-Eckernförde) sind vom “Hans Carstensen und Heinrich Grotkopp meindevertretung Neuwittenbek gewählt Bundespräsidenten mit der Verdienstme- sind jeweils 33 Jahre mit großem Einsatz und gehörte ihr bis 2003 an. Er war zehn daille des Verdienstordens der Bundesre- für die Bürgerinnen und Bürger ihrer Hei- Jahre 1. stellvertretender und danach 18 publik Deutschland ausgezeichnet wor- matgemeinden tätig gewesen. Mit ihrem Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister der

Die Gemeinde SH 4/2005 109 das Gemeinwohl eingesetzt und sich große Verdienste um die Gesellschaft er- worben”, sagte Buß. Von 1972 bis 2003 gehörte Werner Hildebrandt der Gemein- devertretung in Westerhorn an und war in verschiedenen Ausschüssen tätig. Insge- samt 16 Jahre hatte er das Amt des 2. und des 1. stellvertretenden Bürgermeisters in- ne. Er war neun Jahre Mitglied des Amts- ausschusses des Amtes Hörnerkirchen und gleichzeitig stellvertretender Amtsvor- steher. In der Funktion hat er sich ent- scheidend dafür eingesetzt, dass die Grund- und Hauptschule Hörnerkirchen aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen erweitert wurde.

Darüber hinaus war Werner Hildebrandt fast zehn Jahre Vertreter des Amtes im Vorstand des Kreisverbandes des Schles- wig-Holsteinischen Gemeindetages und gehörte 20 Jahre der Mitgliederversamm- Hans Carstensen, Neuwittenbek (2.v.l.) und Heinrich Grotkopp, Tüttendorf (2.v.r.), mit In- lung des Wegeunterhaltungsverbandes nenminister Klaus Buß, links im Bild ist Landrat von Ancken. Pinnberg an. Weitere Beispiele für seine ehrenamtliche Arbeit sind seine Tätigkei- Gemeinde. Damit war er maßgeblich ver- Heinrich Grotkopp gehörte von 1970 bis ten als Vorstandsmitglied im Wasserbe- antwortlich dafür, dass sich Neuwittenbek 2003 der Gemeindevertretung Tüttendorf schaffungsverband , stell- zu einer attraktiven Wohngemeinde am an. Von 1986 bis 2003 war er ehrenamtli- vertretender Verbandsvorsteher im Siel- Stadtrand Kiel entwickelte. Dank seines cher Bürgermeister der Gemeinde, nach- verband Obere Kremperau sowie die persönlichen Einsatzes wurden zahlreiche dem er zuvor 13 Jahre das Amt des stell- Übernahme verschiedener Funktionen für kommunale Infrastruktureinrichtungen wie vertretenden Bürgermeisters innehatte. die Jagdgenossenschaft in Westerhorn. die zentrale Ortsentwässerung, der Kin- Mit hoher persönlicher Einsatzbereitschaft Seit viereinhalb Jahrzehnten ist Werner dergarten und ein Feuerwehrgerätehaus und seiner verständnisvollen und freundli- Hildebrandt außerdem Mitglied der Freiwil- errichtet. Beispiele für sein Wirken sind chen Art hatte Heinrich Grotkopp wichti- ligen Feuerwehr Westerhorn. Für seine be- auch die Umwandlung des Nachbar- gen Anteil an der Entwicklung der ge- sonderen Verdienste wurde er mit dem schaftsladens in einen “MarktTreff” und die meindlichen Infrastruktur. Der Kindergar- Brandschutzehrenzeichen in Silber und Anschaffung neuer Feuerwehrfahrzeuge. ten, Feuerwehrgerätehäuser in den Orts- Gold ausgezeichnet. Von 1982 bis 2003 war Hans Carstensen teilen Tüttendorf und Blickstedt sowie die Mitglied im Amtsausschuss des Amtes zentrale Ortsentwässerung belegen den Verdienstkreuz am Bande für Hans- Dänischer Wohld und vier Jahre Amtsvor- Erfolg seiner Arbeit. Otto Boie aus und Her- steher. Er gehörte der Verbandsversamm- Von 1982 bis 2003 war Heinrich Grotkopp mann Nottelmann aus Holsteinnien- lung des Zweckverbandes Schulverband Mitglied im Amtsausschuss des Amtes dorf Gettorf und Umgebung an und hatte als Dänischer Wohld. Von 1986 bis 2003 Hans Otto Boie aus Schenefeld und Her- Vorsitzender im Finanzausschuss des Ver- gehörte er zudem der Verbandsversamm- mann Nottelmann aus Holsteinniendorf bandes maßgeblichen Anteil an der Er- lung des Schulverbandes Gettorf und Um- (beide Kreis ) sind vom Bunde- richtung eines Gymnasiums in Gettorf. gebung an. spräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundes- Werner Hildebrandt republik Deutschland ausgezeichnet wor- aus Westerhorn mit den. Innenminister Klaus Buß überreichte der Verdienstmedaille die Auszeichnungen am 18. Februar in ausgezeichnet Kiel. Der Minister hob das langjährige eh- Werner Hildebrandt renamtliche Wirken der Geehrten hervor. aus Westerhorn (Kreis “Hans Otto Boie und Hermann Nottel- Pinneberg) ist vom Bun- mann haben sich mit ihrem außergewöhn- despräsidenten mit der lichen Einsatz große Verdienste um das Verdienstmedaille des Wohl der Bürgerinnen und Bürger ihrer Verdienstordens der Heimatgemeinden erworben”, sagte Buß. Bundesrepublik Hans-Otto Boie ist seit 30 Jahren Mitglied Deutschland ausge- in der Gemeindevertretung Schenefeld. zeichnet worden. Innen- Als Vorsitzender des Planungsausschus- minister Klaus Buß über- ses hat er die städtebauliche Entwicklung reichte die Auszeich- in Schenefeld maßgeblich beeinflusst. Die nung am 11. Februar in Ausweisung von Wohnbaugebieten und Kiel. Der Ordensträger Flächen für die Ansiedlung von Gewerbe ist seit über 45 Jahren in und Industrie waren ihm ein besonderes verschiedenen Ämtern Anliegen. Seit über 20 Jahren ist Hans-Ot- und Funktionen ehren- to Boie Mitglied im Amtsausschuss des amtlich tätig. “Werner Amtes Schenefeld. Als Vorsitzender des Hildebrandt hat sich in Schulausschusses war er insbesondere Werner Hildebrandt mit Innenminister Buß herausragender Weise für verantwortlich für den Erweiterungsbau

110 Die Gemeinde SH 4/2005 der Realschule Schenefeld mit Grund- und Hauptschulteil. Darüber hinaus hat sich Boie stark für den Sport engagiert: 1957 wurde er Handballobmann in der Schenefelder Turnerschaft. 1981 über- nahm er das Amt des Vereinsvorsitzen- den, das er bis 2003 innehatte und in dem er für einen steten Aufschwung des Ver- eins sorgte. In den 22 Jahren seines Vor- sitzes hat sich die Mitgliederzahl des Ver- eins nahezu verdoppelt. Unter seiner Re- gie wurde unter anderem das 1991 eingeweihte Sportlerheim errichtet.

Hermann Nottelmann gehört seit 1974 der Gemeindevertretung Holsteinniendorf an. Als Bürgermeister der Gemeinde seit 1982 hat er die Entwicklung der Gemein- de entscheidend mitgestaltet. Dazu gehören wichtige Infrastrukturmaßnah- men wie der Bau der Ortsentwässerung mit Klärteichanlage, die Wasserversor- v.l.n.r.: Innenminister Klaus Buß, Hans-Otto Boie und Hermann Nottelmann gung und die Ortsdurchfahrt. Bei allen Entscheidungen ist es ihm besonders res Anliegen war Hermann Nottelmann ses und die Anschaffung eines neuen Feu- wichtig, den finanziellen Handlungsspiel- stets auch der Brandschutz in der Ge- erlöschfahrzeuges gesorgt. Darüber hin- raum der Gemeinde zu bewahren, ohne meinde. Über 20 Jahre war er stellvertre- aus ist er seit 22 Jahren Mitglied im Amts- den Anschluss an die notwendige weitere tender Wehrführer und hat unter anderem ausschuss des Amtes Schenefeld und seit Entwicklung zu verpassen. Ein besonde- für den Umbau des Feuerwehrgerätehau- drei Jahren Amtsvorsteher. Buchbesprechungen

Landsberg schäftsprozessorientierung mit der Neu- verzeichnis zum leichteren Auffinden von eGovernment in Kommunen gestaltung von Verwaltungs-Geschäfts- Begriffen grundlegend überarbeitet (Ver- Grundlagen und Orientierungshilfen. prozessen durch das eGovernment, weis auf Randnummern). Von Willy Landsberg unter Mitarbeit von grundsätzliche Veränderungen durch den B 3 SH – Kreisordnung für Schleswig-Hol- Klaus Brisch, Dr. Christian Mrugalla, Wolf- Austausch von Bring- und Holschuld oder stein (Kreisordnung – KrO –) gang Naujokat und Ulf Steinmetz. die veränderte Wahrnehmung der Verwal- Von Reimer Bracker, Dr. Carl-August Con- tung durch Bürger und Wirtschaft. Das rad, Klaus-Dieter Dehn, Jan Christian Erps 2004. XII, 301 Seiten. Kartoniert. Buch schließt mit einem Ausblick, der auf und Dr. Kurt-Friedrich von Scheliha EUR 19,80. ISBN 3-7825-0460-7 Fragen eingeht wie den Abbau von Barrie- Mit dieser Lieferung wurden die Erläute- (Die neue Kommunalverwaltung Bd. 8) ren und Risiken, das eGovernment als eu- rungen zum Vierten Teil (Einwohnerinnen Jehle, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm ropäische Perspektive, oder den Weg zu und Einwohner, Bürgerinnen und Bürger), (www.huethigjehle-rehm.de) einer leistungsfähigen, verlässlichen und die §§ 16 e, 16 f, 19, zum Sechsten Teil bürgerfreundlichen Verwaltung. (Verwaltung des Kreises), die §§ 22 bis 25, Schon lange ist es für Kommunen selbst- 28 bis 31, 34, 35, 35 a, 36, 40, 40 b, 41, verständlich, sich mit eigenen Internetsei- 43 bis 49, 51, zum Achten Teil (Aufsicht), ten im Worldwide Web zu präsentieren. PRAXIS DER KOMMUNALVERWAL- die §§ 64 und 66 KrO unter Berücksichti- Und meist werden außer Informationen TUNG gung der aktuellen Rechtsprechung über- auch schon zahlreiche Dienstleistungen Landesausgabe Schleswig-Holstein arbeitet. auf diesem Wege angeboten. Das bedeu- B 5 SH – Gesetz über kommunale Zusam- tet zunächst für alle Beteiligten eine Er- 334. Nachlieferung, EUR 53,60 menarbeit (– GkZ –) leichterung, doch es stellt natürlich völlig Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & Von Klaus-Dieter Dehn neue Anforderungen an die Mitarbeiter der Co. KG, Postfach 3629, 65026 Wiesba- Die Kommentierung wurde entsprechend Verwaltungen, die mit diesem Informati- den der letzten Änderung des GkZ vom 12.12. ons- und Kommunikationsmedium umzu- 2003 angepasst. Der im Anhang abge- gehen haben. Die vorliegende (nicht einzeln erhältliche) druckte Text der Entschädigungsverord- Das vorliegende Buch ist eine umfassen- Lieferung enthält: nung berücksichtigt die letzte Änderung de, gut verständliche Einführung, für alle, B 1 SH – Gemeindeordnung für Schles- der Verordnung vom 12.12.2003. die sich diesen Herausforderungen ge- wig-Holstein (Gemeindeordnung – GO –) B 22 SH – Amtsordnung für Schleswig- genübersehen. Es betrachtet ausführlich Von Geschäftsführer beim Schl.-Holst. Holstein (Amtsordnung – AO –) Aufbau, Wirkungen, Möglichkeiten und Gemeindetag Dr. Hartmut Borchert u.a. Von Reimer Bracker Grenzen von eGovernment und führt dann Die Kommentierung wurde auf den aktuel- Die Kommentierung zur AO wurde auf den Schritt für Schritt durch die Umsetzung: len Stand gebracht, wobei die Erläuterun- aktuellen Stand gebracht, wobei die neu- von organisatorischen Aspekten über An- gen zu § 16 b GO (Einwohnerversamm- este Rechtsprechung berücksichtigt wur- wendungsmodelle und Rechtsfragen bis lung) und § 120 GO (Kommunalaufsicht) de. hin zur technischen Seite. Der Autor greift vollständig neu bearbeitet wurden. Neu C 14 SH – Die Entschädigung in den kom- dabei wesentliche, aber oft unterschätzte kommentiert wurde § 14 GO (Gebietsän- munalen Ehrenämtern Schleswig-Hol- Themen auf, wie den Wandel zur Ge- derung). Zugleich wurde das Stichwort- steins

Die Gemeinde SH 4/2005 111 Von Marc Ziertmann grund ihrer Gesekgebungskompetenz ha- Interesse ist und der Fortentwicklung Der neu bearbeitete Beitrag gibt u.a. einen ben die Länder – aus Gründen der Rechts- des Kommunalrechts in den Ländem Überblick über die Bedeutung und Ent- einheit sowie im Interesse der Einwohner dient. Ein systematisch gegliedertes In- wicklung der Entschädigungsregelungen, und der Kommunalaufsicht – in weiten Tei- haltsverzeichnis, ein übersichtlichesAb- über die Rechtsgrundlagen und über die len abschließende Regelungen über die in kürzungsverzeichnis und ein zweck- Struktur der geltenden Entschädigungs- einer Gemeinde bestehenden Organe, dienliches Stichwortverzeichnis führen verordnung. In den Anhang wurden weite- insbesondere ihre Zuständigkeiten, die zielsicher zu den jeweils gewünschten re für diese Rechtsmaterie relevante Texte Rechte und Pflichten der Ratsmitglieder Informationen. Wer über Beratungs- aufgenommen und das Zustandekommen von Beschlüs- und Beschlussfassungsverfahren in der F 1 – Baugesetzbuch 1998 (BauGB) sen erlassen. Sogar bei den zu ergänzen- Gemeindevertretung eingehend infor- Von Ministerialrat a. D. Johannes Schaet- den und auszufüllenden Vorschriften - vor miert sein will – zu denken ist hier vor al- zell, unter Mitarbeit von Rechtsanwalt Uwe allem in der Geschäftsordnung und der lem an Bürgermeister, Ratsmitglieder, Budäus Hauptsatzung - ist den Gemeinden ein re- Kommunalpolitiker, Mandatsträger, Mit dieser Lieferung wurden die letzten Än- lativ geringer Spielraum belassen. Der Au- Fraktionsvorsitzende, Verwaltungsbe- derungen zum BauGB vom April 2002 (VO tor, Verbandsdirektor a.D. Walter Bogner, dienstete –, sollte diese aktuelle und zu- zur Ersetzung von Zinssätzen) umd vom kann auf seine langjährige Tätigkeit als Ge- verlässige Informationsbroschüre unbe- Juli 2002 (OLG Vertretungsänderungsge- schäftsführer des Gemeinde- und Städte- dingt zur Hand haben. setz) berücksichtigt. Darüber hinaus wur- bundes Rheinland-Pfalz, als Mitglied des den die im Anhang abgedruckten Vor- Rechts- und Verfassungsausschusses schriften, wie das ROV und das UVPG so- des Deutschen Städte- und Gemeinde- Wirtschaftliche Betätigung der Ge- wie zahlreiche Änderungen zu den ange- bundes und als Dozent an der Verwal- meinden außerhalb ihres Gebiets gebenen Fundstellen (BGB, ZPO usw.) be- tungsakademie Rheinland-Pfalz zurück- von Dr. Bernd Uhlenhut, Rechtsanwalt, richtigt. greifen und hat seinen ganzen Kenntnis- Bochum F 3 – Verordnung über die bauliche Nut- stand und Erfahrungsschatz in diese zung der Grundstücke (Baunutzungsver- Publikation eingebracht. Beratungs- und Richard Boorberg Verlag GmbH & Co ordnung – BauNVO –) Beschlussfassungsverfahren in der Ge- KG, Scharrstr. 2, 70563 Stuttgart bzw. Von Ministerialrat a. D. Johannes Schaet- meindevertretung behandelt den Themen- Levelingstr. 6 a, 81673 München zell komplex betont praxisnah, anschaulich 2004, 266 Seiten, EUR 46,– Diese Lieferung beinhaltet die Aktualisie- und leicht verständlich. In der nunmehr 3. Bochumer Beiträge zum Berg- und En- rung der im Abkürzungsverzeichnis abge- Auflage ist der Stand der gesetzlichen Vor- ergierecht, Band 42 druckten Fundstellen der Vorschriften. schriften und die Rechtsprechung bis ISBN 3-415-03324-4 L 10 – Wasserverbandsrecht Herbst 2003 berücksichtigt. Von Rechtsanwältin Marion Meyer Die schwierige finanzielle Lage der deut- Der Beitrag wurde aktualisiert, wobei u. a. Folgende Themenbereiche finden beson- schen Gemeinden und die in vielen Aufga- auf die wichtige EU-Wasserrahmenrichtli- dere Beachtung: benfeldern veränderten Rahmenbedin- nie, die einen Ordnungsrahmen für den • Inhalt und Rechtswirkungen einer Ge- gungen führen zu einer Zunahme wirt- Schutz sämtlicher Gewässer schafft, ein- schäftsordnung schaftlicher Aktivitäten. Das bringt eine gegangen wurde. • Zuständigkeiten der Gemeinde und ihrer verstärkte Betätigung auch außerhalb des L 11b – Vollzugshilfen zur Abwasserabga- Organe jeweiligen Gemeindegebiets mit sich. Ge- be • Rechte und Pflichten der Ratsmitglie- gen die Expansion wehren sich private Von Oberamtsrat Dr. Heinz Staudigl der, insbesondere die Geltendmachung Konkurrenten und betroffene andere Ge- Der Beitrag wurde aktualisiert, wobei die ihrer Rechte im Rat und gegenüber der meinden. neueste Rechtsprechumg zum Thema Gemeinde, ihre Schweige- und Treue- aufgenommen wurde. pflicht sowie Sonderinteresse Mit neuen gemeinderechtlichen Vorschrif- •Gliederung des Rats in Ausschüsse und ten versucht man in Bayern, Nordrhein- Fraktionen und ihre Aufgaben Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thürin- Bogner •Sitzungen des Rats (Vorbereitung, orga- gen, diese Konflikte zu regeln. Der Autor Beratungs- und Beschlussfassungs- nisatorischer Rahmen, Beschlussfähig- untersucht die Impulse und Schranken der verfahren in der Gemeindevertretung keit, rechtliche und tatsächliche Ein- wirtschaftlichen Betätigung der Gemein- flussmöglichkeiten auf den Sitzungsab- den, das heißt das Anbieten wirtschaftli- Darstellung, 3. Auflage 2004, kartoniert, lauf, Sitzungsniederschrift) cher Güter und Leistungen durch die Ge- 260 Seiten, Format 16,5 x 23,5 cm, • Ausführung der Beschlüsse und Einwir- meinden, außerhalb ihres Gebietes. Dabei Preis 28,-- Euro, ISBN 3-8293-0685-7 kungsmöglichkeiten auf ihren Bestand wird auf den verschiedenen Stufen der Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & insbesondere durch Ratsmitglieder, den Normenhierarchie insbesondere nach den Co. KG, Postfach 36 29, 65026 Bürgermeister, die Betroffenen und die einzelnen Zwecken und ihrem genauen Wiesbaden Aufsichtsbehörde Ort der Betätigung sowie der gewählten • Bürgerbegehren/Bürgerentscheid nun- Organisationsform unterschieden. Gemeinden und Gemeindeverbänden ob- mehr in allen Bundesländern. Die Vor- Zur wirtschaftlichen Betätigung im oben liegen eine Fülle von Einzelentscheidun- schriften aller Bundesländer (außer den genannten Sinne zählen beispielsweise gen in den verschiedenen Angelegenhei- Stadtstaaten), ihre Übereinstimmungen Strom- oder Wasserlieferverträge mit pri- ten ihres Wirkungsbereiches. Da hiervon und Unterschiede werden – unter Ein- vaten Haushalten, aber auch die sog. Er- die Rechte und Pflichten der Bürger (z.B. beziehung länderübergreifender Recht- werbswirtschaft zur reinen Gewinnerzie- Anschluss- und Benutzungszwang, Abga- sprechung – deutlich aufgezeigt. Damit lung fällt darunter. Der Autor stellt umfas- benerhebung, Bebauungsplanung) be- hat der Leser das für seinen Bereich gel- send den europäischen und nationalen troffen sind und davon in der Regel erheb- tende Recht zur Hand und kann darüber Rechtsrahmen der gebietsüberschreiten- liche wirtschaftliche und finanzielle interak- hinaus Vergleiche mit anderem Landes- den wirtschaftlichen Betätigung der Ge- tionen ausgehen, enthält das Kommunal- recht anstellen, was vor allem für Perso- meinden dar. Anhand vieler praktischer recht der Länder eindeutige Vorschriften nen mit Wohnsitz und Arbeitsplatz in an- Beispiele zeigt er die Handlungsmöglich- über ein ordnungsgemäßes Zustande- grenzenden Bundesländern sowie für keiten, aber auch Grenzen der wirtschaft- kommen dieser Entscheidungen. Auf- den Bereich Ausbildung/Studium von lichen Betätigung der Gemeinden auf.

112 Die Gemeinde SH 4/2005